Robert S. Wenschitz Dark Shadows 1 Vorwort Endlich ist es so weit. Die Menschen haben endlich die Ultimative Waffe entwickelt. Zunächst hatten sie viele Leute bejubelt, doch nach kurzer Zeit wurde das wahre Ausmaß dieser Erfindung klar. Die USA zog sich inzwischen über gesamt Nord-Amerika und konnte nur durch einen Verband von Partisanen gehindert werden weiter nach Süden einzufallen. In Europa war die Situation ähnlich. Die NATO machte einen Putsch und übernahm die Gewalt in den größten Teilen Europas. Die Amerikaner waren mittlerweile nicht mehr bei der NATO und so war schon ein Konfliktpunk gegeben. Nachdem der Krieg zwischen der NATO und den Staaten begann, wurden ihnen schnell die Mittel knapp. Die Waffen wurden in Afrika oder Asien produziert um Geld zu sparen. Es dauerte nicht lange und es gab neue Wirtschaftsmächte auf dem Planeten. Auch sie waren bald gezwungen sich auf eine Seite in diesem Krieg zu stellen, doch beide Schotteten sich ab. Kurz darauf brach ein Krieg zwischen den Amerikanern und den Asiaten aus, da diese nicht bereit waren weitere Waffen zu produzieren. Ähnlich erging es Afrika, mal abgesehen davon das die Afrikaner schon eine gewaltige Streitmacht in Australien versammelt hatten und gegen die Staaten vorgingen. Inzwischen entbrach auch ein Konflikt zwischen der NATO und den Asiaten. Um gegen die zwei Mächte bestehen zu können gründeten die Asiaten die 2 Robert S. Wenschitz Dark Shadows ASF - Die Asian Security Force. Während die ASF der US Army erfolgreich vor den Japanischen Inseln die Stirn bot und der NATO bei Indien Einhalt gebot, formierten sich die Streitkräfte der Afrikaner auf Australien zum Australia Defense Order. Der ADO kämpfte in erster Linie um die Existenz, allerdings kamen zahlreiche Gefechte mit den Afrikanern hinzu. Während des gesamten Krieges wurde Südamerika mehr und mehr zum Schauplatz der Geschehnisse. Die Amerikaner kamen von Norden, Die ASF von Westen, Die ADO kam von Süden und die Afrikaner und die NATO, die Mittlerehrweile Alliierte waren, kamen von Osten. Während in Rio das schlimmste Massaker in der Geschichte der Menschheit stattfand wurde aus dem Zentrum der nähe Wiens eine Wasserstoffrakete abgeschossen. Diese Zerstörte große Teile der Armeen und tötete Millionen von Menschen. Besagte Wasserstoffrakete wurde von einer kleinen Gruppe Rebellen abgeschossen, die ein Versorgungslager gekapert hatten. Die Rebellen fanden schnell anklang unter der Bevölkerung und so wurde um Wien eine Stadtmauer errichtet. Entlang der Stadtmauer waren Tausende Laserbatterien befestigt und Wien florierte. Es war der einzige Ort auf dem Planeten, wo noch Demokratie herrschte. Auf jeden Fall behielten die Rebellen die Macht und in Wien fand die Welt eine neue Hochkultur. In Robert S. Wenschitz Dark Shadows 3 einem Stadtteil im Süden schafften es einige Wissenschaftler ein Gravitationsfeld zu erzeugen, das in einem geringen Radius die Gravitation ausfielen ließ. Schnell waren auch Kampfjets gebaut, die auf diese Art ausgerüstet waren und so zog auch Wien in die Schlacht. Der erste Angriff der Wiener galt dem weißen Haus. Mit unglaublicher Präzision wurde es zerstört und der Präsident getötet. Die Armeen der USA verstreuten sich und richteten ungeheuren Schaden an. Doch die Menschen hatten immer noch nicht genug Krieg. Also kam es zu weiteren Auseinandersetzungen. Das Ergebnis war verheerend. Südamerika war eine Zuchtplantage für Bäume und Nordamerika war eine Ansammlung von Ruinen. Die NATO ging ebenfalls zugrunde als die Wiener einen neuen Sprengstoff erfanden. Inzwischen war gesamt Europa in der Hand der Wiener. Genauso Afrika, was inzwischen als riesiges Ferienparadies diente. Asien war die einzige überlebende Macht neben Wien und konnten Verträge mit den Wienern abschließen, die zu einem kollektiven Kampf gegen die Australier führte. Nachdem es nur noch zwei Mächte gab begann wieder ein Wettrüsten und die Spionage lebte auf. Die Spionage war ein Wettbewerb und so wie man früher die olympischen Spiele veranstalte gab es nun die Espionage Games. Diese waren wirklich noch eine Sportveranstaltung, bei der Geschicklichkeit und Improvisation bzw. Unauffälligkeit alles zählte. Bei diesen Spielen kamen die besten Spione 4 Robert S. Wenschitz Dark Shadows aller Zeiten hervor. Einer von ihnen wurde, nachdem er die Spiele gewonnen hatte, vom Wiener Spionage Bund rekrutiert. Zunächst zerstörte er unzählige Forschungsinformationen der Asiaten. Allerdings war er nicht sehr lange als Spion tätig, da er einige Informationen zu einem Projekt der Wiener stahl. Er vernichtete jahrelange Forschungsarbeit. So wurde er zu dem meistgesuchtesten Menschen auf dem Planeten. Robert S. Wenschitz Dark Shadows TEIL 1 Wie ein Blatt im Wind 5 6 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 1 Die Flammen spiegelten sich in seinen Augen als er mehr Papier in die Tonne warf. Er nahm noch einen Schluck Wodka und schüttete den Rest in die Tonne. Die Flammen schossen heraus und ein verstohlenes Grinsen zierte sein Gesicht. Er öffnete seinen Rucksack und leerte ihn über der Tonne aus. Sein Grinsen wurde breiter als er zusah wie sich die Mikrofilme und Speicher in den Flammen auflösten. Er stand noch einige Zeit an der Tonne doch ging dann weiter. Wohin wusste er selbst nicht. Alles hatte er verloren und die Flucht diktierte sein Leben. Alle wollten ihn Tod sehen. Zu viel Schaden hatte er angerichtet, zu gefährlich war er. Unzählige Menschen versuchten ihn aufzuspüren, doch es gelang ihm immer wieder zu entkommen. Zwei Monate war er nun auf der Flucht. Er lebte von zusammengeklautem Essen und vom verkauf von kleineren Informationen an die Medien. Er kannte jeden Politiker und genauso gut kannte er ihre Schattenseiten. Er wusste worüber sie redeten und oft auch was sie dachten. Für ihn war nur eines Wichtig: Überleben. Nach einem langen Sparziergang kam er in Hirschstetten an. Es hatte sich nicht viel verändert. Die Reichen lebten direkt neben den Armen und die Reichen Jugendlichen kauften sich Drogen von den Armen. Die Häuser waren immer noch nicht restauriert worden und schienen ein Relikt vergangener Zeiten zu sein. Er schlich sich in eines der Häuser und rannte Robert S. Wenschitz Dark Shadows 7 die Stiegen rauf. Im achten Stock klopfte er an eine Tür und sah ein verschwitztes Gesicht vor sich als die Tür aufging. Es war sein guter alter Freund und Waffenlieferant Nick. Nick bat ihn herein doch er wollte sich nur kurz die neuen Waren anschauen. Während er gerade eine Pistole inspizierte erzählte Nick irgendetwas von einem Mädchen das er getroffen hat und das er dringend Geld bräuchte, da er sich mit ihr ein Haus kaufen wollte. Es klopfte wieder an der Tür und plötzlich wurde ihm klar, was die Worte seinen Freundes bedeuteten. Er krallte sich einige Magazine für die Waffe, die er in seinen Händen hielt und rannte in das Hinterzimmer. Er nahm ein MG und feuerte gegen die Wand. Er trat noch zwei mal dagegen und die Wand gab nach. Der einzige Vorteil an den alten bauten. Er rannte durch die Wohnung in der er sich befand und hörte eine Frau schreien als er am Badezimmer vorbei rannte. Er trat die Eingangstür auf und wollte gerade die Treppen hinunter Springen als ihm einige Polizisten entgegen kamen. Er rannte die Stiegen rauf, bis er am Dach ankam. Er platzierte einen kleinen Detonator an der Tür und verflüchtigte sich zu einer Feuerleiter. Er kletterte ein paar Stockwerke hinunter und trat ein Fenster ein. Die Frau, die in der Wohnung saß schrie um Hilfe doch hörte abrupt auf als er ihr die Pistole an die Stirn hielt. Er rannte zur Vordertür und flüchtete. Wie er es so sehr gewohnt war machte er seinen Mantel zu und rannte zur Bushaltestelle. Es dauerte 8 Robert S. Wenschitz Dark Shadows nicht lange, bis ein Bus ankam, doch er war der einzige Fahrgast. Mit einer schnellen Bewegung zog er den Chauffeur von seinem Platz und warf ihn aus dem Bus. Er klemmte sich hinter die Konsole und fuhr los. Zunächst fuhr er ganz normal, um nicht zusätzlich aufzufallen und spielte sich ein wenig mit den Bedienungselementen und programmierte den AndockComputer um. Er programmierte ein, das dieser innerhalb der nächsten 45 Sekunden am Millenium Tower andocken sollte. Da dieser noch etliche Kilometer entfernt war Begann der Bus wie die Hölle loszurasen. Er sprang an einer Ecke ab und sah zu wie sich der Bus zunehmend entfernte. Inzwischen hatten auch schon die Polizisten seine Fährte aufgenommen und verfolgten den Bus. Er schaute dem Bus noch einige Momente nach und sah dann wie sich dieser and einer Kreuzung in einen LKW bohrte und sich dabei zerlegte. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 9 CHAPTER 2 Wutentbrannt starrte er in den Kamin. Er verließ nur auf wenige Menschen, auf drei um genau zu sein. Sein bester und wahrscheinlich auch einziger Freund hatte ihn verraten. Das erste mal in seinem Leben verlor er die Fassung. Eher hätte er an Gott geglaubt, als dies für möglich zu halten. Innerhalb von zehn Sekunden wurden alle seine Wertigkeiten auf den Kopf gestellt und er begann seine Verfolger mehr zu schätzen als seine Freunde. Der kleine Raum bedrückte ihn, doch es war seine Heimat. Er hatte keinen anderen sicheren Unterschlupf außer diese kleine Höhle. In die Höhle hatte er einen kleinen Kamin gestellt und ein Notbett aufgestellt. Seine Gedanken schweiften weit zurück. In die Zeit vor den Espionage Games. Er war verheiratet, doch wollte er immer nur das beste für seine Familie. Also hatte er sich gemeldet. Nachdem ihm klar wurde, dass er den Krieg nur förderte, hatte er beschlossen dieses Leben zu führen. Seine Gedanken drehten sich um seine Freundschaft mit Nick, als ihm plötzlich klar wurde, dass Nick die Höhle schon einmal betreten hatte. Er packte seine spärliche habe in seinen Rucksack, schnürte den Mantel zu und ging in den Regen hinaus. In der Hoffnung einen Unterschlupf zu finden fuhr er in die Stadt. Er begann wieder an seine bekannten zu 10 Robert S. Wenschitz Dark Shadows denken, denen er vertraute. Das einzig gute daran war, dass sie sich untereinander nicht kannten. Er beschloss den örtlichen Fernsehsender aufzusuchen. Er war dort gerne gesehen, da er immer wieder gute Informationen über Politiker ablieferte. Er kramte kurz in seiner Tasche herum und zog eine VidDisk heraus auf der groß „Schuster“ stand. Schuster war einer der leitenden Politiker der Faschistische Partei und sehr hoch angesehen. Es dauerte einige Minuten bis er die Sendestation erreichte und wie immer kletterte er die Regenrinne hinauf. Im dritten Stock öffnete er ein Fenster und kletterte hinein. Er fand sich selbst in einem dunklen Raum und öffnete die Tür. Er schlich um eine Ecke und verschwand in einer weiteren Tür. Der Tisch der Sekretärin war nicht besetzt und so ging er ohne weiteres Zögern durch die Tür des Nachrichtenchefs. Als er das Zimmer betrat sah er den Mann hinter seinem Tisch hängen und hörte gerade noch „...zum Teufel wollen... oh“. Er ging auf den Mann zu und streckte ihm die VidDisk entgegen. Er nahm sie und schob sie in einen Schlitz unter der Tischplatte. Ein bild flackerte in der Tischplatte auf und zeigte Schuster bei Verhandlungen mit einem Dealer. Am Ende der Aufzeichnung überreichte der Dealer einen Koffer mit Warp. Eine Syntho-Droge. Als Antwort zog Schuster eine Waffe und streckte den Dealer nieder. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 11 Der Nachrichtenchef kratzte kurz sein Kinn und murmelte etwas, das wie Zwanzigtausend klang. Ohne weiter zu zögern streckte er die Hand aus und der Nachrichtenchef legte zwanzigtausend Kredits hinein. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ er das Gebäude wieder. Er machte sich auf den weg nach Norden. Er ging einfach die Straßen entlang und kehrte dann in ein kleines Hotel ein. Er schaltete den VidSchirm ein und wartete auf die Nachrichten. Der Beitrag um Schuster gefiel ihm gut und zehn Minuten später kam eine Unterbrechung um die Verhaftung Schusters zu zeigen. Er hatte schon viele Politiker auf diese weise hinter Gitter gebracht. Wie immer war er irgendwie stolz auf sich, doch er wusste das dies nicht reichen würde. Auf diesem Weg schuf er sich nur noch mehr Feinde. Irgendwie musste er dass gesamte Regime auf einmal zu Fall bringen und in diesem Fall auch das der Asiaten stürzen. Das Regime der Wiener war komplex aufgebaut und lebte von Terror durch das Militär und der Exekutive. Beide Mächte waren von der Radioaktiven Verseuchung in Südamerika abhängig, da sie von dort ihre Energie bezogen. Als ihm das Einfiel gab es eigentlich nur noch eine logische Schlussfolgerung. Irgendwie musste er die Batterie abstellen und die Schuld den Misswirtschaften der Regime in die Schuhe schieben. Ihm wurde klar, dass dies nicht möglich war 12 Robert S. Wenschitz Dark Shadows also fasste er einen anderen Beschluss. Wenn du etwas nicht vernichten kannst, versuche es wenigstens zu deinen Gunsten auszunützen. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 13 CHAPTER 3 Der Bürostuhl war sehr gemütlich. Er fühlte sich wohl. Seine Füße lagen auf dem Tisch und er wartete. Das Glas Wein leerte sich langsam und nach einiger Zeit war es dann endlich so weit. Die Tür schwenkte auf und ein ziemlich großer Mann betrat den Raum. Er kannte ihn haargenau. Das war der Mann der ihn in diese Position gebracht hatte. Der Oberbefehlshaber der Wiener Streitkräfte. Langsam zog er seine Pistole hoch und richtete sie auf den Mann. Es dauerte noch einige Momente, bis dieser ihn bemerkte, allerdings schien es ihm nicht sonderbar zu wundern. Der Mann setzte sich gegenüber von ihm und meinte dann, dass die Zeit der Rache gekommen sei. Sein Gesicht schien einzufrieren als er die Pistole wieder wegsteckte. Seine Rache würde noch kommen. Er holte eine VidDisk aus der Tasche und schob sie in das Abspielgerät. Auf der VidDisk war zu sehen, wie der Oberbefehlshaber einen Vertrag mit einem Asiaten abschloss. Er war jedenfalls nicht dazu autorisiert. Im nächsten Moment zierte sein Gesicht ein breites Grinsen und er schien nahezu siegessicher zu sein. Das Gesicht des Mannes fror in einem entsetzten Gesichtsausdruck ein und er fragte was er wolle. Er ließ sich alle Zeit der Welt um eine Liste aus seiner Tasche zu holen. Sie war nicht sonderlich lange, 14 Robert S. Wenschitz Dark Shadows nur zwei Namen. Sein Sohn und sein Bruder. Der Mann nickte und er ging weg. Es dauerte nur wenige Minuten bis die beiden beim Militärgefängnis raus kamen. Kaum waren sie 20 Meter entfernt heulte ein Flüchtlingsalarm auf und die MG-Batterien legten los. Die beiden schafften es nicht einmal über die Straße. Ihm war klar was er jetzt zu tun hatte, doch es gab einige Hindernisse. Der Fernsehsender war von Militär und Polizei umgeben und es gab eigentlich keine Möglichkeit um ungesehen hineinzukommen. Nach einigen Minuten erinnerte er sich an das alte Trainingsgelände der Spionageschule. Es war nicht schwer einzubrechen und die Wachen waren auch kein Problem. Er schlich sich über den Komplex und verkroch sich in einen kleinen Kanal. Er ging um ein paar Ecken, bis er bei einem kleinen Raum ankam. Er betrat den Raum und schoss die drei Menschen nieder, welche die Geräte bedienten. Er riss eines der Geräte auf und stellte es leicht um. Es war eine einfache Abhöranlage, doch er brauchte eine, die ein anderes Signal überlagern konnte. Es dauerte einige Momente, bis er das Gerät umgebaut hatte. Er startete seine VidCam und machte aus dem Video eine Art Fernsehbeitrag. Er benutzte dazu einige alte Aufzeichnungen von Nachrichtensendungen um das Video anzupassen. Er wartete geduldig bis die Nachrichten begannen und startete das Gerät. In gesamt Wien war jetzt das Video zu sehen. Er lehnte sich mit einem Robert S. Wenschitz Dark Shadows 15 Grinsen zurück und wollte dann wieder gehen. Aus einem kleinen Kanal kamen ihm eine Reihe von Polizisten entgegen. Er warf ihnen eine Rauchbombe in den Weg und rannte in die andere Richtung. Bei einer Kreuzung hinterließ er einen Giftgaswerfer und rannte weiter. Die meisten Polizisten überlebten und er hatte Probleme sie abzuschütteln. Er rannte zu den Parkplätzen des Komplexes und holte ein dünnes Drahtstück aus der Tasche und machte einen Sportwagen auf. Er fuhr los, doch die Polizei war ihm immer noch auf den Fersen. Er raste durch die Straßen der Innenstadt, und steuerte dann nach Osten. Die Polizisten waren ihm noch immer dicht auf den Fersen, und er holte ein kleines Gerät aus der Tasche. Er drehte ein wenig an einem Knopf herum und hörte kurz den Polizeifunk ab. Nach einigen Minuten der Hetzjagd sagte er dann in das Gerät, dass alle Einheiten der Polizei für die Verhaftung des Befehlshabers gebraucht würden. Er sagte etwas von Wiederstand mit Waffengewalt. Es dauerte nur noch einige Momente bis auch das letzte der Polizeiautos abdrehte und ihn ziehen lies. 16 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 4 Er zog wieder einmal durch die Stadt. Es war dunkel und wie so oft regnerisch. Er beobachtete Menschen, die meisten schienen unzufrieden zu sein. Es war schon relativ spät, weshalb fast nur noch jugendliche unterwegs waren. Er fiel auf wie ein bunter Hund. Er verkroch sich in eine der Bars und bestellte sich einen Wodka mit Orangensaft. Nachdem er ihn getrunken hatte setzte sich ein junger Mann neben ihm. Er redete irgendetwas von Geld, war aber aufgrund seines Rausches kaum zu verstehen. Er beachtete ihn nicht weiter und bekam deshalb ein Messer ins Gesicht gestreckt. In aller Ruhe richtete er sich auf und griff auf seinen Rücken. Er zog ein 35 cm langes Kampfmesser. Er hatte es von seinem Vater vererbt bekommen. Es hatte irgend eine Bulgarische Inschrift. Er verstand sie nicht. Auf jeden Fall brachte sie ihm glück. Der junge Mann ließ etwas panisch sein Messer fallen und rannte weg. Er setzte sich wieder und widmete sich seinem Glas, als ein weiterer Mann sich neben ihm platzierte. „Sie sind es wirklich“ meinte der Mann mit einem Grinsen. Er schüttelte seinem Kopf und der Mann schob ihm einen kleinen Zettel zu. Auf dem Zettel fand sich eine Adresse. Der Mann ging wieder. Am nächsten Morgen ging er zu der Wohnung. Er hatte seine Pistole in der rechten Hand und klopfte an. Es dauerte nur einige Momente bis ihm die Tür Robert S. Wenschitz Dark Shadows 17 geöffnet wurde und trat ein. Er ging ohne weiteres in das Wohnzimmer, wo er den Mann von der Bar auffand. Er setzte sich und legte die Pistole auf den Tisch. Er schaute sich den Mann genau an. Er war gerade erst aufgestanden. Der Mann schien hoch erfreut über den Besuch und wollte ihm sofort ein Getränk oder etwas zu essen anbieten. Er lehnte ab und fragte was er wolle. Als Antwort schmiss der Mann eine PolizeiAkte auf den Tisch. Er erkannte sie sofort. Es war seine eigene. Sie war sehr dick und es fanden sich Berichte über Hunderte vergehen. Fast keines davon hatte er begangen, aber irgendwas musste ihm ja angehängt werden. Der Mann meinte er brauche Hilfe und erzählte über eine Untergrundarmee. Er suche jemanden der gezielte Anschläge koordinieren könne. Er dachte einen Moment nach und fragte warum der Mann es nicht selber machen würde. Dummheit war die Antwort. Er sei ein Krieger, kein Denker. Um die Armee zu führen bräuchten sie aber jemanden mit viel Hirn. Der Mann zeigte ihm vier weitere Akten. Es waren die Mitglieder der Armee. Es war nicht viel, doch besser als nichts. Er überlegte einen Moment und holte einen kleinen Plan aus der Tasche. Er machte einen kleinen Kreis auf einer Gasse. Er murmelte von einem Treffpunkt im Kanal, um vier Uhr. Waffen seien erwünscht. 18 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 5 Alle waren gekommen. Sie setzten sich auf ein paar Stühle, die er vorbereitet hatte. Er verglich die Akten mit den vor ihm sitzenden Menschen. Es waren drei Männer und eine Frau. Sie alle waren polizeilich gesucht und waren früher Spione. Er blickte die Akten durch und redete mit den Personen darüber. Zunächst redete er mit Mark. Er war Sprengstoffexperte und verlor einen Trupp bei einem Anschlag auf ein Waffenlager. Griff war Australier. Er hatte irgendwie überlebt und sich damit beschäftigt in Computersysteme einzudringen. Sun war Asiatischer Abstammung. Er war ein Ass im Nahkampf und hatte auch als Schmuggler gute Kontakte. Und dann war da noch Karen. Sie war eine hochtalentierte Fahrerin, die sich nebenbei ihre Wagen auch selbst „organisierte.“ Er blickte in die Augen der einzelnen Personen und erzählte dann von seinem Freund, Nick. Er wurde gejagt, von dem einzigen Menschen der mehr von ihm wusste als in einem Reisepass zu lesen wäre. Er meinte, dass er inzwischen wie eine Trophäe war. Gejagt um der Jagd willen, gehetzt, da ein paar Menschen es für besser so hielten. Er ging sicher dass ein jeder der anwesenden sich seiner Situation klar war, und stellte sie dann vor die Wahl, ob sie ihm folgen wollen. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 19 Ausnahmslos stimmten die vier zu und er führte sie in einen kleinen Raum in der Kanalisation. In diesem Raum stand ein kleines Computer-Terminal, mit dem er dass V.I.T. angezapft hatte. Er lud ein paar Karten von einem kleinen Gebäude herunter. Es war leer und er wollte es zum Trainieren verwenden. Die vier krallten sich ihre Waffen und gingen in das Gebäude. Sie absolvierten ein paar Übungen, die er ihnen aufgetragen hatte. Sie waren äußerst präzise und machten kaum Fehler dabei. Als letzte Übung schlichen sie in den Keller. Sie fanden eine Botschaft auf eine der Wände gesprayt, die in etwa besagte, dass er keine Polizisten als Freunde brauche. Die vier blickten sich kurz erschrocken and und versuchten dann das Gebäude zu verlassen. Dafür war es zu spät. In einer gewaltigen Gasexplosion verschwand das Gebäude und Bruchteile der Fassade zerstreuten sich in der Gegend und gingen auf ein paar Wagen nieder. Er ging wieder auf die Straße hinaus. Ihm war nur eines klar geworden. Er musste zeigen, dass er nicht so dumm war wie die Polizisten aussahen. So ging er also zur nächsten Polizeistation. Er ging an den Wagen vorbei und hinterließ an jedem eine kleine Kapsel. Eine einzelne Kugel warf er in die Station. Er ging ein paar Schritte weiter und hörte eine Explosion wenige Meter hinter sich. Er drückte einen Knopf an der Fernbedienung in seiner Hand und ein 20 Robert S. Wenschitz Dark Shadows Grinsen zierte sein Gesicht als er drei weitere Explosionen hörte. Es dauerte nur wenige Minuten bis er beim Donaupark angekommen war. Er ging gemütlich über den Kinderspielplatz und weiter durch den Park. Als er die kleinen Kinder spielen sah wurde ihm klar, dass er unbedingt einen Gefährten brauchte. Ihm war kalt und schon lange hatte er keine Freundschaft mehr erlebt. Er dachte zurück an seine Frau, seine Kinder und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Er musste sich fast übergeben, doch hielt sich irgendwie zurück. Langsam schlenderte er durch den Park. Seine Gedanken drehten sich verwirrt um seine Bekannten. Er überlegte, wie er wieder Kontakt herstellen konnte, ohne sie zu gefährden. Er überlegte eine Zeit lang, doch kam wie immer zu keinem Ergebnis. Er wurde aus seinem Gedanken gerissen als ihm ein Mann eine Hand auf die Schulter legte. Der Mann stotterte etwas von Arbeitslosigkeit und bat ihm um ein paar Kredits. Er zog zweihundert aus der Tasche und drückte sie dem Mann in die Hand. Als der begann sich zu bedanken deute er dem Mann das er allein sein wollte. Ohne weiteres ging der Mann in die andere Richtung und er war wieder alleine. Er fragte sich ob das ein Polizist war und durchsuchte sich selbst nach Wanzen oder Peilsendern. Als er nichts fand ging er weiter und verfiel wieder in seinen Gedanken. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 21 CHAPTER 6 Ohne mit der Wimper zu zucken schmissen sich die beiden Männer auf eine Junge Frau. Sie schien ziemlich Wohlhabend zu sein, ein seltener Fall in diesen Zeiten. Sie schrie einige male um Hilfe, doch die einzigen Passanten drehten sich um und suchten das Weite. Die beiden Männer versuchten ihr die Handtasche zu entreißen, doch sie versuchte sich zu wehren. Durch einen Wink des Schicksals ging er in diesem Moment an ihnen vorbei. Er wollte eigentlich schon selbst daran vorbeigehen, als er sich daran erinnerte, wie seine Frau einmal überfallen wurde. Mit jeder Sekunde dieser Erinnerung wurde mehr Adrenalin in seine Blutbahnen gepumpt und die Aggression wuchs an. Wie aus heiterem Himmel zog er zwei Pistolen aus dem Mantel. Er richtete sie auf die Hinterköpfe der beiden Männer und befahl dann Kühl sich auf eine Parkbank zu setzen. Einem der beiden warf er ein Seil zu und befahl ihm den anderen zu Fesseln. Danach ließ er ihm die Polizei rufen. Als dieser gerade die Angaben über den Ort des Geschehens durchgab, kippte der Mann plötzlich nach hinten. Das Blut trat aus seiner Stirn aus und rannte über das Gesicht bis es auf dem Boden tropfte. Er steckte die Pistolen wieder ein und ging weg. 22 Robert S. Wenschitz Dark Shadows Die Frau rannte wie ein Schoßhund hinterher. Sie bat ihm mit zu ihr zu kommen und er folgte ihr. Sie erzählte ihm ihre Lebensgeschichte, die eigentlich nicht sonderlich interessant war, doch er hörte ihr geduldig zu. Auch er erzählte seine Als er fertig war, schien sie leicht schockiert, doch sie versprach ihm nicht mehr von seiner Seite zu weichen. Es war ihm zwar nicht recht, aber er konnte es auch nicht verhindern. Er übernachtete bei ihr und glaubte endlich einen sicheren Unterschlupf gefunden zu haben. Als er nächsten Morgen aufwachte sah er neben sich sie geknebelt auf dem Boden liegen. Er richtete sich auf und erblickte einige Beamte um ihn herum stehen. Mitten unter ihnen war Nick. Mit einem halbtraurigem lächeln blickte Nick auf ihn herab und fragte nebenbei nach der Belohnung. Als Nick den Satz beendet hatte hörte er einen Knall und Nick kippte nach vorne um. Sie begann Hysterisch zu schreien, doch keiner schien sich darum zu kümmern. Er sah den Polizisten zu, als sie sich beglückwünschten. Er stellte fest, dass er noch immer seinen Mantel an hatte. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich. Nach einigen Sekunden fuhr er mit seiner Hand in die rechte Tasche und zog den Sicherungsstift einer Tränengasbombe heraus. Eine Gaswolke verließ seine Tasche und im nächsten Moment vielen 6 Schüsse. Als sich der Nebel Robert S. Wenschitz Dark Shadows verzog war er wieder weg und sie mit ihm. 23 24 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 7 Sie rannten zusammen ein paar Straßen hinunter und gingen dann normal weiter. Es war inzwischen Rush Hour und die Straßen waren mit Menschen gefüllt. Sie wurden nicht verfolgt und so gingen sie in ein kleines Restaurant frühstücken. Sie berieten über ihre Möglichkeiten und ihnen war klar, dass sie irgendwie untertauchen mussten. Es war praktisch unmöglich in einer Stadt wie Wien unterzutauchen. Viel zu genau waren die Kontrollen der Polizei, viel zu skrupellos waren ihre Aktionen. In den Medien waren permanent die Bilder der beiden eingeblendet. Sie wurden von jeden kleinen Kopfgeldjäger gesucht und kein Mensch war bereit ihnen etwas zu verkaufen. Innerhalb kurzer Zeit veränderte sich sein Aussehen auf radikale Art und Weise, er war kaum noch wiederzuerkennen. Ähnlich war es bei ihr, doch sie war noch ziemlich unerfahren im „Versteckspielen“ mit der Polizei. In den nächsten Tagen kamen sie immer wieder in gefährliche Situationen, allerdings war es nie Aussichtslos. Er suchte verbissen nach Arbeit, doch viel war für einen Menschen ohne Ausweis nicht möglich. Noch immer sammelte er Material gegen die Politiker doch er konnte es nur noch selten verkaufen und wenn, dann meist für wenig Geld. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 25 CHAPTER 8 Es war wieder mal Winter und sie hatten immer noch keine Arbeit und auch noch keine Wohnung. Egal was sie machten, die Kälte war einfach unerbittlich. Es war auch die Kälte, weshalb er öfters einmal in der Bahnhofshalle war. Und dort war er auch an einem Nachmittag, als er seinen Bruder traf. Sein Bruder hatte ihn Verraten, wegen Geld. Er erinnerte sich zurück und wollte ihm auf der Stelle die Zähne einschlagen. Er spürte wie sich seine Hand zusammenkrampfte und erste Schweißperlen auf seiner Stirn Standen. Seine Gedanken wurden von einem einzigen Gedanken abgelöst. Rache. Noch nie hatte er etwas so sehr begehrt wie seine Rache in diesem Moment. Langsam ging er auf seinen Bruder zu. Die Wut stieg in immer höher und er begann auf ihn zuzurennen. Er war nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt, wollte gerade zum Sprung ansetzten. Doch sein Bruder drehte sich um. Bevor er springen konnte hatte er seine Waffe auf ihn gerichtet. Sein Bruder hatte ihn von Anfang an bemerkt. Er blickte leicht hinab und sah sein Spiegelbild in der Sonnenbrille seines Gegenübers. Um sie bildete sich ein riesiger Kreis schaulustiger. Langsam begann er zu sprechen: „es ist lange her kleiner.“. „Und es wird noch eine ganze Zeit dauern“ kam die kühle antwort. Langsam öffnete er seine Faust wieder und 26 Robert S. Wenschitz Dark Shadows fragte nach seiner Familie. Es schien als ging es allen gut, außer ihm. Er hatte eine Waffe ins Gesicht gerichtet und wusste nicht was er sagen sollte. Dann nahm in sein Bruder die Last des Gesprächführens ab. Er erzählte ihm von einem Posten bei dem Geheimdienst, den er inne hatte. Nun war sein Bruder der jenige im Geheimdienst. „Sie ist eine Spionin.“ fuhr sein Bruder kühl fort „ihr Name ist in Wirklichkeit Nathalie. Ich sagte dir doch. Traue niemanden.“ „Aber dir soll ich trauen?“ Er blickte seinen Bruder verwirrt an. „Wüsste ich das du eine Freundin hast wenn’s nicht so wäre?“ Er ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen und entschied sich keinen von beiden zu trauen. Ihm war klar, dass sie keine normale Frau war, ihm war auch klar, dass sein Bruder für seine Feinde arbeitete. „Während du jetzt hier stehst und mich verdutzt anschaust“ er begann aufmerksam zu werden als sein Bruder weitersprach „sind vier Agenten in deiner Höhle. Sie kümmern sich um sie. Es scheint als wäre sie übergelaufen. Ihre Verständigungen kamen nicht mehr.“ Ihm war klar was er damit meinte und wünschte, dass es ein schlechter Scherz war. Nach diesen Worten herrschte Stille. Keiner sagte etwas und nach ein paar Minuten rannen ihm einige Schweißperlen die Schläfe hinunter. „Du hast Angst“ merkte sein Bruder an und er begann sich verarscht zu fühlen. Er nahm einige Momente lang seinen Mut Robert S. Wenschitz Dark Shadows 27 zusammen und meinte dann „du wirst mich nicht töten, und wenn doch, tust du’s sowieso.“. Er drehte sich um und ging. Sein Bruder begann nervös zu werden. Ein lauter Knall schellte durch die Halle. Er sah zu Boden und bemerkte ein Einschussloch 20 Zentimeter neben seinen rechten Fuß. Irgendwie war er erleichtert zu wissen, dass sein Bruder ihm nicht töten würde, aber irgendwo war er sich nicht sicher wie es in einer anderen Situation beziehungsweise in einer umgekehrten Situation gewesen wäre. Er überprüfte seine Waffe und ging weiter Ziellos durch die Gegend. Er rutschte ein zweimal fast auf Eis aus, schaffte es aber heil weiterzukommen. 28 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 9 Er beobachte die Kinder, die auf der zugeschneiten Wiese eine Schneeballschlacht veranstalteten. Er versuchte sich zu erinnern, wie er das letzte mal seinen Bruder einen Schneeball ins Gesicht warf. Trauer überkam ihn. Er wünschte sich, wie so oft, das unbeschwerte Leben eines Kindes führen zu können. Er blieb mit seinen Gedanken hängen als er einen Schneeball ins Gesicht bekam. Er blickte kurz in die Richtung des Kindes, dass sich schüchtern hinter einem Baum verkroch. Es erinnerte ihm daran, dass er sich keine Zeit lassen durfte und ein Versteck suchen musste. Zumindest einen warmen Ort um etwas zu schlafen. Er ging die Straßen entlang und sah die Bordelle beim vorbeigehen kurz an. Sie hatten normaler weiche Betten. Er verwarf die Idee und schländerte weiter. Nach einiger Zeit kam er an einer Polizeistation vorbei und ihm kam eine Idee. Er kramte aus seinen Rucksack eine Flasche Wodka und führte sich vor der Wache ein wenig auf. Es dauerte nur wenige Minuten bis er abgeführt und in eine Ausnüchterungszelle gesteckt wurde. Es war warm, er bekam sogar etwas zu essen. Und er konnte ein wenig schlafen. Wer vermutete einen Schwerverbrecher in einer Polizeistation? Die Idee war einfach brillant. Und es lief auch alles glatt. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 29 Er wusste er hätte es nicht besser erwischen können, schloss seine Augen und schlief ein. Er sah einige seiner Freunde. Einige alte bekannte. Einige Leute die er nicht kannte. Sie alle verfolgten ihn, nur er war alleine. Jeder war mit irgendjemandem zusammen, außer einer. Es war sein Bruder. Er stand da, kühl wie immer, ohne eine einzige Regung. Einige Leute beschimpften ihn, aber sein Bruder interessierte sich nicht. Schließlich rannte er weg. Er flüchtete in ein Labyrinth, und die meisten folgten ihm. Sie schrieen lauter und es schien ihm, als würden sie das Labyrinth kennen. Wieder war sein Bruder da. Er zeigte ihm eine Richtung, doch er war sich nicht klar ob er ihm vertrauen konnte. Nach einigen Momenten entschied er sich dafür. Immerhin lebte er ja. Er rannte also nach links weiter, und fand eine Sackgasse vor sich. Sie hatte eine kleine Luke in die er sich zwängte. Er passte irgendwie durch und rannte weiter, doch die anderen kamen nicht durch. Erschrocken wachte er auf und ein PoliceOfficer erklärte ihm, das er im Rausch schlecht geträumt hat. Er fragte sich, ob dies in Wirklichkeit ein Traum oder ein Wegweiser war. Er überlegte. Stundenlang, bis er sich entschied es als Traum zu akzeptieren. Er hatte ja den Schluss nicht gesehen. 30 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 10 Er ging aus der Polizeistation und noch immer drehten sich seine Gedanken um seine Familie. Allen voran sein Bruder. Es war lange her, dass er das letzte mal einen seiner Verwandten gesehen hatte und er entschied sich einige von ihnen Aufzusuchen. Er fuhr nach Breitenbrunn, einem der Willenviertel rund um den Neusiedler See. Er wollte seinen Vater besuchen. Irgendwo hier wohnte er. Er klapperte einige Häuser ab, schaute auf jedes Namensschild. Er konnte kein Haus finden, das den Namen seines Vaters trug. Er entschloss sich zum Hafen zu gehen. Er schlenderte durch die Boote, balancierte über die Stege. Nach einiger Zeit fand er das alte Boot seines Vaters, doch es war nur noch als ein Denkmal da. Er schlenderte einige Zeit weiter, bis ihm schließlich jemand von hinten packte. Es war nicht fest, eher freundlich. Langsam drehte er sich um und erblickte seinen Vater. Dieser schien hocherfreut ihn zu sehen. Er murmelte ein wenig vor ihm hin und erkundigte sich, wies um ihn stand. Seine Antworten waren immer kurz, er hatte einfach keine Zeit um mit seinen Vater zu reden. Es war Winter und er wunderte sich kurz, warum Vater im Hafen war, aber er bekam keine Antwort darauf. Zu sehr war sein Vater damit beschäftigt Fragen zu stellen. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 31 Nach einer Stunde führte sein Vater ihm zu seinen Wagen. Es war eine Corvette. Sein Lieblingswagen. Er erzählte seinem Vater ein wenig von seinem Leben, doch er verschwieg wieder, wie schlecht es ihm ging. Er wollte gerne wissen ob er seinem Bruder vertrauen konnte. 32 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 11 Es dauerte einige Zeit, bis er seinen Vater wieder verließ. Er war froh, als auch sein Vater meinte, dass sein Bruder vertrauenswürdig war. Es dauerte lange Zeit, bis er endlich wieder klar denken konnte. Er ging wie immer durch die Stadt. Wie immer setzte er sich kurz auf eine Parkbank. Von hinten berührte ihm eine Hand. Es war sein Bruder. Er wollte gerne mit ihm reden, doch sein Bruder hatte keine Zeit. Er konnte nur schnell eine Adresse und einen Namen erfahren. Er blickte noch kurz seinem Bruder hinter her und ging dann weg. Er ging zu der Adresse und fand sich in einem kleinen Drum & Bass-Klub wieder. Er ging zum Bartender und fragte nach einem „John O’Donnel“. Der Bartender führte ihn in ein kleines Hinterzimmer und meinte „Sie müssen ihm einen großen Gefallen getan haben. Normal lässt er niemanden hier wohnen.“ Ihm wurde klar, was hier abging. Sein Bruder hatte ihn eine Unterkunft zukommen lassen. Er war Heilfroh, dass er endlich einen sicheren Unterschlupf hat. Es war lange her, dass er ohne Sorgen einschlafen konnte. Er träumte von seiner Frau, von seiner Familie. Sah sein ganzes Leben Revue passieren. Es erschien ihm wie ein Alptraum. Er sehnte sich nach liebe, nach Geborgenheit. Es war lange her, dass er etwas außer Hass Robert S. Wenschitz Dark Shadows 33 empfunden hatte, wahrscheinlich war er schon darauf festgelegt. Als ihm klar wurde, was er eigentlich wollte, wachte er erschrocken auf. Wie aus einem ein Alptraum erwacht, stürzte er aus dem Bett. Er wusste, dass er etwas unternehmen musste. Er ging raus in den Klub und sah sich unter den Leuten um. Er wusste, dass er Freunde brauchte. Er überlegte, was er tun könnte, doch ihm viel nichts produktives ein. Er schlenderte die Straßen entlang und ging eine lange Straße entlang. Er wurde von Schritt zu Schritt ein wenig trauriger, er brauchte dringend Anschluss. Er entschloss sich seinen Bruder mal zu bitten, dass er ihm ein paar Menschen vorstellen solle. 34 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 12 Es war lange her, dass er in einem Restaurant essen war und noch viel länger, dass er mit einer Frau essen war, die er kaum kannte. Er hatte sie auf einer Party seines Bruders kennen gelernt. Er konnte sie auf anhieb gut leiden. Sein einziges Problem war, dass er nicht wusste, was er tun sollte, aber auch nicht wusste, was er wollte. Er war schon lange nicht mehr in einer solchen Situation, was das ganz noch schwerer machte. Er versuchte einfach natürlich zu sein und ein wenig seinen Instinkten zu folgen. Sie plauderten Stundenlang über alles und nichts, sei es Politik, sei es Musik. Er versuchte einfach Humorvoll und Geistreich zu wirken. Er machte sich einfach zu viele Sorgen und so kam es, dass er wieder alleine durch die Stadt zog. Es war kalt und er konnte seinen eigenen Atem kondensieren sehen. Die Straßen waren mit Schneebedeckt und die Kinder spielten überall. Er mochte den Winter, doch er war einsam. Niemand war noch da, der sich um ihn gekümmert hätte. Mal abgesehen von seinem Bruder, hatte er alle verloren. Irgendwie ließ er seinen Bruder aber nicht zählen, er konnte die Liebe seiner Familie nicht ersetzen. Auch die körperliche Liebe fehlte ihm, doch ihm war klar, dass er sich für ein solches Leben entschieden hatte und es nun mal nicht mehr ändern Robert S. Wenschitz Dark Shadows 35 konnte Er setzte sich wieder auf eine Parkband und schaute den Kindern zu. Er saß ungewohnt lange da, hatte einfach keine Lust weiter zu gehen. Irgendwann, nach einer Stunde setzte sich jemand neben ihn. Es war eine Attraktive Frau und sein Herz begann wieder mal schneller zu schlagen. Sie saß da und schaute einfach nur in den Himmel. Es wurde langsam dunkel und die ersten Sterne waren zu sehen. Er nahm all seinen Mut zusammen und fragte die Frau, ob sie öfter vorbei komme. Sie meinte nur so hin und wieder, doch heute war ihr einfach langweilig. Er erzählte ihr ein wenig über die Sternenkonstellationen und komischer Weise schien sie ehrlich interessiert zu sein. Sie plauderten lange über die Sternzeichen, was sie wohl über einen Menschen Aussagen und auch, ob man einem Horoskop glauben schenken dürfe. Irgendwie verstanden sich die zwei gut und plauderten die ganze Nacht hindurch. Irgendwann mal wurde es wieder Hell. Es war schon 6 Uhr und er führte sie zu einem Frühstück aus. Sie begann ihm von seinem Leben zu erzählen und anscheinen, hatte ihr Bruder auch mal beim Geheimdienst gearbeitet. Er war gestorben, als er einen Mirkofilm stehlen sollte. Er dachte einige Zeit darüber nach, doch er kannte ihn Sicher nicht. Er entschied sich, dass er diese Frau nicht so einfach gehen lassen wollte, doch er war sich dann nicht mehr so sicher, als sie wissen wollte, 36 Robert S. Wenschitz Dark Shadows was er in seinem Leben so erlebt hatte. Er erzählte ihr die Geschichte eines der alten Alibi-Charaktäre des Geheimdienstes, doch sie schien die Geschichte halb auswendig zu können. Aufgrund der paar Sachen, die sie von ihm wusste schloss sie eine ganze Menge. Sie hatte drei viertel seiner Geschichte erfasst und er entschloss sich, ihr auch den letzten Teil zu erzählen. Er war hocherfreut endlich mal jemanden zum reden zu haben, da er ihr nahezu alles erzählt hätte. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 37 CHAPTER 13 Es war verdammt kalt. Sie drehte die Heizung auf und Kuschelte sich zu ihm. Irgendwie war es ihm unangenehm, irgendwo glaubte er seine Frau damit zu betrügen. Es war nun mehr als 3 Jahre her, dass sie ermordet wurde. Er fragte sich noch mal, ob es sein Gewissen zu lassen würde, doch er ignorierte es einfach. Sie redeten noch einige zeit, doch irgendwann konnte er sich nicht zurück halten und küsste sie. Sie hatte sicher nichts dagegen und so verbrachten die beiden eine Wunderschöne nacht. Als er aufwachte, war er zunächst ein wenig verwirrt, doch langsam kam die Erinnerung zurück und ein breites Grinsen kam auf sein Gesicht. Je weiter sich der Schleier der Nacht von ihm entfernte, desto breiter wurde sein Grinsen. Er blickte sich ein wenig um, doch sie war nicht da. Er wurde leicht hektisch, da es immer noch eine Agentin sein konnte. Er blickte sich ein wenig im Schlafzimmer um, als sie wieder herein kam. Sie war gerade mal mit einem T-Shirt bekleidet und hielt ein Tablett in der Hand. Zum ersten mal seit langem wünschte er sich, dass sich nichts ändern würde. So wollte er gerne weiter leben, doch es war unwahrscheinlich, dass er den Geheimdienst los kriegen würde. Er legte sich wieder hin und frühstückte. Er 38 Robert S. Wenschitz Dark Shadows blickte in ihre Augen und beschloss nie wieder zu gehen. Ihm war klar, dass dies nicht möglich war, aber vorstellen konnte er sich’s ja trotzdem. Er überlegte intensiv, wie er endlich in Frieden leben konnte, doch es war einfach unmöglich. Ihm überkam ein Gefühl der Lustlosigkeit, als ihm die Gedanken durch den Kopf gingen. Sein Leben schien ihm einfach unlebbar und irgendwie wollte er auch nicht mehr. Sie war wahrscheinlich der einzige Grund, sich nicht selbst umzubringen. Er ließ sich den Gedanken an Suizid oft durch den Kopf gehen, doch zu sehr hing er an seinem Leben. Er entschied sich dafür weiter zu machen. Während sie Arbeiten war, schlenderte er öfters durch die Wohnung. Er fand einige Bücher und las diese auch Teilweise. Er ging einige Zeit die Bücher eher schnell durch, doch dann viel ihm eines ins Aug, dass ihm verdammt neugierig machte. Es war von Marx und Engels, das Kommunistische Manifest. Es war seit geraumer Zeit verboten und kaum einer wagte noch es zuhause zu haben. Er war sehr neugierig, er hatte es noch nicht gelesen. Er setzte sich in ein Eck des Raumes und begann zu lesen. Immer mehr fesselte ihm die Lektüre und er glaubte seinen zukünftigen Weg gefunden zu haben. Er blickte weiter durch das Regal und fand ein weiteres Manifest. Es war auch eines der kommunistischen Partei, allerdings aus dem Jahre 2065. Es wurde von Gerald Robert S. Wenschitz Dark Shadows 39 Wenschitz geschrieben, einen der wenigen Kommunisten die sich gegen die NATO aufgelehnt hatten und überlebten. Damals wurde sein Bruder bei der Verteidigung Wiens umgebracht und Gerald entschied sich dieses Manifest für ihn zu verfassen. Er kämpfte sich auch durch dieses Manifest und fand endlich mal eine Politische Richtung mit der er sich identifizieren konnte. Er fand noch ein paar weitere Manifeste, alle von anderen Menschen, das letzte war gerade mal 15 Jahre alt. Er war sehr neugierig, wer der Verfasser dieses Buches war und beschloss ihn zu suchen. Es war jemand namens Faast. Es gab sehr viele, die so hießen, also machte er sich auf, um den richtigen zu finden. 40 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 14 Er stand vor einer Tür. Er stand nun schon seit einer viertel Stunde davor. Es war der erste Fast auf seiner Liste und er wusste nicht so ganz, was er sagen sollte. Irgendwann mal entschloss er sich einfach anzuklopfen und alles auf sich zukommen zu lassen. Ein älterer Mann öffnete ihm die Tür. Er war so cirka 45 Jahre alt und hatte einen netten Vollbart. „Maria schickt sie?“ fragte der Mann mit einer erfreuten Stimme. Er meinte nur „äähm, nicht ganz.“, doch der Mann bat ihn trotzdem rein. Er blickte sich ein wenig in der Wohnung um und schloss daraus, dass der Mann ziemlich unordentlich war. „Also warum sind sie hier?“ fragte der Mann direkt. „Ich suche jemanden namens Faast.“ Antwortete er kühl. „Nun ja, es gibt viele Faast, da müssen sie schon ein wenig genauer werden.“ „Er hat ein Buch geschrieben, mehr kann ich auch nicht sagen.“ „Author bin ich keiner.“ „Naja, tut mir leid dass ich sie gestört habe. Einen schönen Tag noch.“ Er sprang auf und ging weiter. So ähnlich lief das auch bei allen anderen. Nach einer Woche hatte er alles durch, doch keiner hatte mehr als einen Aufsatz für die Schule geschrieben. Enttäuscht ging er in den Park und setzte sich hin. Er schaute wieder mal den kleinen Kindern nach. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 41 Er überlegte, ob der Faast, den er suchte vielleicht schon Tot war. Er fragte sich, ob er wen vergessen hatte, oder ob Faast einfach nur untergetaucht war. Es wäre wohl nicht weiter wunderlich, doch er wusste nichts von dem anderen. Die Geheimdienst-Datenbank hatte er schon zusammengefasst, doch die wussten nicht mal annähernd so viel, wie er schon wusste. Er schweifte in seinen Gedanken ab und dachte über das ganze noch mal nach. Er überlegte noch ob Faast vielleicht nur ein Künstlername war. Er wollte einfach das ganze veressen und legte sich zurück. Nach einigen Stunden kam sie wieder vorbei. Sie fragte ihn, wo er ihre Manifeste ließ und schien ein wütend zu sein. Er gab ihr die Manifeste zurück und fragte, wo sie die her hatte. Sie erzählte, dass sie es von einem freund hatte, Faast. Doch, dass dieser mittlerer weile tot war. 42 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 15 Er war traurig, einer, den er sich als Mentor vorstellen konnte war Tod. Seine neulich erworbenen Weisheiten waren umsonst, da ihm niemand weiter leiten konnte. Zumindest dachte er dass. Er saß schon den ganzen Tag gelangweilt herum und sah fern. Die Sprecherin erzählte was über die Kapitalstruktur und wie daraus das Wohl des Volkes resultieren sollte. Er lachte innerlich die lächerlichen Aussagen aus und realisierte langsam, dass er mehr gelernt hatte, als er sich hätte träumen lassen. Er überlegte, wie man es besser machen könnte und schon langsam war er über sein Wissen überrascht. Er überlegte noch einige Zeit und beschloss, dass es Zeit war sich politisch zu engagieren. Er beschloss, den Untergrund zu suchen, die wenigen inoffiziellen Fraktionen, die sich gegen die Regierung stellen. Er zog wieder mal nach Hirschstetten. Seine alte Heimat. Es war immer noch verfallen und die alten Gebäude zeigten immer noch Spuren der letzten Attacken. Es war sehr lange her, dass diese Gebäude gebaut wurden und nur selten wurden sie renoviert. Obwohl es eher aussah, wie eine Mülldeponie, gab es noch viertel in Wien, die viel schlimmer beisammen waren. In ihm kam ein Gefühl der Geborgenheit auf. Es war zwar unerklärlich, wie man sich hier zuhause Robert S. Wenschitz Dark Shadows 43 fühlen konnte, doch er tat es einfach. Er stürmte in eines der Gebäude und klopfte an eine der Wohnungen. Hier hatte mal sein alter Freund Thomas gewohnt. Die Türe öffnete sich und eine alte Dame fragte, was er wolle. Er stieß sie bei der Tür hinein und rannte ins Wohnzimmer. Er orientierte sich kurz neu und ging auf eine der Wände zu. Et trat einmal dagegen und ein kleines Loch öffnete sich in der Wand. Er holte eine kleine Kiste aus der Wand und rannte weg. Er setzte sich auf eine Parkbank und öffnete die Kiste. Es enthielt ein Photoalbum und ein paar Briefe. Es war eine Kiste, die er mit ihm angelegt hatte um sich an den anderen zu erinnern. Er blickte die Sachen durch und fragte sich, warum er dies eigentlich gemacht hatte, als ihm ein Foto seiner Schulzeit in die Finger kam. Auf dem Foto war er mit zwei Mädchen und einen Lehrer zu sehen. Er dachte etwas weiter darüber nach und es fiel ihm wieder ein. Dieser Lehrer hieß Faast. Er starb in Ecuador, während er ein Sozialprojekt aufbaute. Konnte es sein, dass das Manifest von ihm war? Wieder mal stand er vor einer Frage, die er nicht klären konnte und entschied sich in eine kleine Bar zu gehen. Früher war das mal eine Bar, in der man nur Kommunisten traf. Das Bild kam ihm stark verfälscht vor. Es waren lauter Leute der Mittleren oder unteren Schicht drinnen und die Meisten redeten über Politik. Interessiert hörte er den verschiedenen Gesprächen zu, bis ihn ein Mann 44 Robert S. Wenschitz Dark Shadows einmal direkt ansprach. Er wollte irgend etwas über den roten Oktober wissen, doch er wusste nicht sonderlich viel darüber. An sich war es ihm auch egal. Viel wichtiger war doch, dass er endlich wieder soziale Kontakte knüpfte. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 45 CHAPTER 16 Berauscht machte er sich auf den Weg. Die Gespräche, der Alkohol. Es ließ ihm all seine Sorgen vergessen. Er torkelte einen Weg entlang und dachte an seine Verflossenen Lieben. Bis zu seiner ersten wusste er noch von fast allen Namen und Aussehen. Mit einigen verband er sogar noch bestimmte Träume oder Lieder. Er liebte die Romantik, schon immer, doch erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er ihr entsagte. Sein Kampf galt nur noch dem Überleben, nichts mehr galt seiner Leidenschaft, seinen Gefühlen. Sein Leben bewegte sich auf ein ungewisses Ziel zu, welches ihm wirklich nicht gefiel. Als er dies erstmals realisierte ließ er seinen Kopf hängen. Er war verzweifelt und traurig. Irgendwann hatte er aufgehört nach dem zu streben, was er wollte und begonnen sich immer nur Anzupassen. Dass war wohl der Fehler seines Lebens. Zumindest sah er dass so. Viele waren vielleicht nicht seiner Ansicht, doch ihm war es egal. Auch wenn die Menschen ihn für abnormal hielten. So war er eben. Und auch wenn sein Dickkopf ihm sein Leben fast zerstörte. So war er eben und er akzeptierte es. Er akzeptierte es gerne. Er hatte sich einfach vorgenommen nicht mehr aufzugeben. Zu sehr liebte er die Dinge, die ihm wichtig waren. Nichts war für ihn verloren, solange sich noch irgendetwas ändern könnte. 46 Robert S. Wenschitz Dark Shadows Traurig senkte er den Kopf, er wollte sein Leben wieder. Doch die Frage war „wie?“ Die Frage stellte sich mehr als nur einmal. Wie hatte er sein Leben verloren? Wie war sein Leben? Wie lebte er jetzt? Wie wollte er den Zustand ändern? Seine Gedanken kreisten um sein Leben. Wie die Erde sich um die Sonne und um die eigene Achse dreht, so drehten sich seine Gedanken. Und dadurch kamen sie auch immer wieder zum selben Ausgangspunkt. Wenn gerade der Winter auf der Erde anfangen würde, fragte er sich wie. Wenn gerade Frühling würde hatte er die selbe Frage. Auch wenn der Sommer beginnen würde. Doch als auf der Erde der Herbst ausbrach, da kam ihm erstmals ein anderer Gedanke. Wer steht in seinem Weg? Schon langsam wurden seine Denkweisen Starr und er malte sich ein klares Bild. Er plante seinen weg ganz genau. Auf der rechten Straßenseite stapelten sich die Leute die ihm im weg waren. Auf der linken die Leute die ihn unterstützen könnten. Es war ein Duell eines Road Trains gegen ein Skateboard. Doch er war sich sicher, dass er es irgendwie schaffen konnte. Langsam hob sich sein Kopf wieder und in ihm stieg eine Welle des Hasses und der Wut auf. Es war der Tatendrang, der diese Gefühle in ihm weckte. Er mochte sie. Sie erinnerten ihn an sein Leben. Als er Trainierte um an seine Ziele zu kommen. Nun verspürte er den Drang der Welt zu zeigen, was in ihm steckte. Nun kam seine Zeit wieder. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 47 CHAPTER 17 Sein Plan war einfach – oder war es überhaupt ein Plan? Es war seine eintrainierte StandardVorgehensweise. Man sucht Informationen, man setzt den anderen unter Druck, lässt sich Forderungen erfüllen, verrät sein Gegenüber erst recht. Doch wie er genau wusste, war es nicht leicht so an die hohen Positionen zu kommen. Zuerst muss das Fundament gelockert werden um ein Haus zu sprengen. Dazu musste er die getreuen ausschalten und wie das passierte war ihm eigentlich egal. Er lauerte einem Sekretär auf, eigentlich ein kleiner Fisch, doch wenn man nach oben will muss man unten anfangen. Er überlegte sich wie er den Sekretär unauffällig loswerden konnte und blickte sich in der Gegend um. Das Ghetto – wo wäre es leichter jemanden los zu werden? Er nahm ein paar Credits und bot sie ein paar Pennern an. Sie sollten als Gegenleistung den Sekretär überfallen und ausrauben. Er sah zu wie die Penner über ihr Opfer herfielen und suchte sich einen schweren Stein. Aus sicherer Entfernung warf er ihn dem Sekretär an den Kopf. Das Opfer lag am Boden, Blut strömte von ihm aus. Die Penner versuchten schnell seine Wertsachen zu nehmen und ihm war klar, dass er einen vollen erfolg gelandet hatte. Doch es war ihm nicht genug. Er wollte, das alle wissen, dass er wieder da ist. Er tauchte einen Finger in das Blut seines Opfers und malte ihm drei Symbole auf 48 Robert S. Wenschitz Dark Shadows die Stirn. Sie stammten aus dem Japanischen – Shi no Kage. Todesschatten. Sein alter Kodename. Allmählich verflog der Hass in ihm wieder und er betrachtete die Blutlacke vor sich. Ein Gefühl der Übelkeit überkam ihn und entsetzt suchte er das weite. Er erlebte ein Gefühl, dass er nie wieder erleben wollte. Das Gefühl, die Bestie in sich nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Er ging wie so oft spazieren. Die trostlose Gegend schien ihm Hoffnung zu geben. Schon einmal lebte er hier, schon einmal fand er einen weg heraus. Nun ist er wieder hier. Er liebte diesen Ort und um nichts in der Welt würde er ihn jemals entsagen. Hier war der Ort, wo er leben wollte, allerdings ohne immer vor der Polizei flüchten zu müssen. Er verkroch sich in einen der Wirtschaftsstatteile und suchte sich ein Info-Terminal. Er öffnete seine Mailbox und fand eine Vid-Nachricht von seinem Bruder. Die Nachricht war gerade erst zehn Minuten alt. Sein Bruder wirkte verstört. „Damn was machst du für Scheiße? Glaubst du die kennen die Zeichen nicht? Glaubst du echt die wüssten nicht, wer du bist? Glaubst du echt die kriegen dich nicht?“ Er dachte einen Moment nach. Warum hatte er das wirklich getan? Hatte sein Verstand endgültig die Kontrolle verloren? Er kam nicht weit mit seinen Fragen, als er die Nachricht weiter anschaute. Sein Bruder erschrak, drehte sich um. Dann ein dumpfer Schlag auf den Monitor und der gesamte Sichtschirm war rot. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 49 Er brach fast zusammen, hielt sich noch irgendwie fest. Wollte am liebsten an diesem Moment mit der Welt abschließen. Doch plötzlich tat sich noch was in der Nachricht. Ein Finger wischte teile des Bluts weg. Es waren wieder Japanische Zeichen. Frieden und Gerechtigkeit. Eine Woge von Wut erfasste sich, ohne es wirklich zu merken zertrümmerte er das Terminal mit seiner rechten Faust. Er rannte ängstlich weg. Dies war die Kriegserklärung, die nie Ausgesprochen hätte werden dürfen. 50 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 18 Die Polizei suchte nach ihm, kein Mensch war in der Kaserne, außer einem toten Wachmann. Es war ein leichtes für ihn in das Waffenlager einzudringen, es wäre auch für einen normalen Schuljungen nicht wirklich schwer gewesen. Er warf ein Teil nach dem anderen in seinen Rucksack. Die beiden Pistolen steckte er sich in seinen Halfter unterm Mantel, die Maschinenpistolen fanden an Innentaschen des Mantels platz. Einige Sprengsätze stopfte er in den Rucksack, doch das Highlight musste noch warten. Er packte das Zeug und setzte sich auf eines der Polizeimotorräder. Sein nächstes Ziel war kein leichtes, doch er wollte es einfach erreichen. Er fuhr zu einem abgelegenen Außenposten der Polizei Wiens. Eigentlich war es gar kein Außenposten, es war einfach eine Betriebswerkstatt. Sorgfältig brannte er ein Loch in den Zaun, er wunderte sich, dass keiner ihn erwischt hatte. Langsam schlenderte er durch die Wagen. Einer schneller als der andere, doch eines hatten sie alle gleich. Einen Polizeicomputer und ein dazugehöriges Blaulicht. Er entschied sich für die unauffällige Variante. Ein großer Truppentransporter Bemalt in den grellen Farben der Wiener Polizei und gute Panzerung nach allen Seiten, mit ein paar kleinen Schießscharten. Das müsste reichen dachte er bei sich und fuhr zur nächsten Militär-Kaserne. Jetzt war es zeit für das Highlight. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 51 Er parkte den Transporter mitten in der Kaserne und ging Zielstrebig auf das Waffendepot zu, vor dem sich das hinterteil des Transporters befand. Durch ein altes Spielzeug konnte er das Waffendepot öffnen und die Einpark-Automatik parkte den Transporter 20 cm vom Ausgang weg. Es dauerte nicht lange, bis er einen kleinen Lastenroboter aktivierte. Er hatte schließlich auch genug zum schleppen. Zehn automatische MGGeschütze und Munition hatten schon ein gewisses Gewicht. Sorgfältig schloss er den Transporter und fuhr weiter. Auf der fahrt benutzte er den Autopiloten und stellte die MG-Geschütze auf. Jedes hatte eine eigene Scharte, alle warteten nur noch auf die endgültige Aktivierung. Mit einem grinsen ließ er den Finger über den Navigationscomputer fahren. Ein einzelner Druck ließ seine Auswahl bestätigen. Der Autopilot hatte ein neues Ziel. Nun wollte er sich rächen – Nun war seine Zeit gekommen. Er sprang aus dem Transporter und wartete ein paar Meter. Er drückte einen Knopf, die Geschütze waren scharf. Doch er hatte sie umgestellt. Auf die Frequenz des Polizeifunks. Jedes Gefährt, jeder Mensch der sie verwendet hatte ein schweres Problem. Es dauerte nicht lang, bis die Polizisten ihren Transporter gefunden haben – wer stiehlt schon von der Polizei? Doch es dauerte auch nicht lange, bis den Polizisten klar wurde, dass Transporter nicht einfach gleich Transporter ist. Die ganze Nacht wurde durch Explosionen 52 Robert S. Wenschitz Dark Shadows erhellt und die Stille der Nacht wich dem MGgeknattere und dem Klang explodierenden Autos. Es gab nur einen Weg den Transporter zu stoppen. So lange Köder hinschicken, bis die Munition zu ende war. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 53 CHAPTER 19 Langsam machte die Frage die ihn beschäftigte eine drastische Wendung. Aus dem „Wie?“ wurde das „Warum?“ Es wurde ihm unbegreiflich, wie ihm so was passieren konnte. Er verlor die Kontrolle und löste eine Schlacht aus. Seine Gedanken spielten verrückt, seine Gefühle überdrehten die ganze Zeit. Er dachte an das Mädchen, er dachte an seinen Bruder. Er dachte an den toten Sekretär und er dachte an den Polizei-Bus. Er ging hektisch auf und ab, diese Wendung wollte er nicht doch er hatte sie herbeigeführt. Eine beunruhigende Flüssigkeit zierte seine Augen. Zwei nasse streifen zierten seine Wangen. Verzweiflung, dass fühlte er. Der Lebensmut ging verloren und seine Energie ging dem Nullpunkt immer näher. Er drehte den Fernseher auf und kaute dabei seine Nägel ab. Nachrichten. Er sah sein Bild in übergroß, „Staatsfeind“ bezeichnete man ihn jetzt. Er blickte in seinen Rucksack – all die Mikrofilme. Er entschloss sich sie herzuzeigen und schlich zu seinem Lieblingsfernsehsender. Wie immer betrat er das Büro über die Regenrinne und das Fenster. Er nahm sich nicht die Zeit um auf den Chef zu warten, er hinterließ einfach die Kopien der Mikrofilme am Schreibtisch des Intendanten. Diesmal war nicht das Geld das entscheidende, er wollte einfach nur etwas auf friedliche Art und Weise verändern. Aber war das überhaupt möglich? In einer Welt in der die Gier und das Geld regierten auf 54 Robert S. Wenschitz Dark Shadows friedlichem Wege diese Umstände zu ändern? Es waren immer die selben fragen die ihn beschäftigten und als er die Straße nach Hause entlang schlich begann sich die ganze Welt für ihn zu verändern. Die lichter verschwammen mit der Nacht, die Wut in den Adern wich dem Alkohol, der sich hineindrängte. Er schritt die Straße entlang und entgegen dem erwünschten Effekt begannen seine Gedanken zu rasen. Auch wenn sie schon vernebelt und unklar waren, war es ein harter Kampf. Wie zwei bissige Hunde kämpften seine Gedanken um ein Stück Wurst – Die Zukunft. Immer wieder der selbe Gedanken – Stellen oder weitermachen? Eine Entscheidung konnte er einfach nicht treffen, den immer wenn er es versuchte bereute er es wenige Zeit später. Wieder kamen die Gedanken an seine Zeit mit seiner Familie. An die Nacht an der er das erste mal seine Frau traf. Er dachte an den Tag an dem er sei verlassen musste und auch daran, als er sie tot auffand. Noch immer gab er sich selbst die Schuld dafür und genau dass brachte ihn zu seiner Entscheidung. Wenn er sich stellen sollte, dann auf seine Art, so dachte er sich und holte seine Pistole aus der Tasche. Er nahm einen tiefen Atemzug, schaute auf das Schild der Polizeiwache. Kurz schloss er die Augen, plötzlich lief sein ganzes Leben, zumindest die Highlights, noch mal vor seinen Augen ab. Mit einem Tritt öffnete er die Tür. Die Zeit Robert S. Wenschitz Dark Shadows 55 schien still zu stehen als die erste Kugel die Pistole mit einem lauten Knall verließ. Einer der Polizisten sackte zusammen, der zweite landete nach einem Kopfschuss an einer Mauer. Erst der dritte konnte schnell genug reagieren und feuerte auf ihn. Die Kugel traf die Schulter und riss seinen Körper zu Boden. Er grinste vor sich hin als es langsam schwarz vor seinen Augen wurde. Er dachte an seine Frau, sah ihr Bild so klar wie noch nie vor sich, doch es schien ihm verändert. War es das? Das leben nach dem Tod? Die Nachwelt? 56 Robert S. Wenschitz Dark Shadows TEIL 2 Der Weg des Kriegers Robert S. Wenschitz Dark Shadows 57 CHAPTER 20 Ein grelles licht blendete ihn und schützend zog er seine hand vor seine Augen. Irgendwie fühlte sich die Bewegung ungewohnt – war das also die Nachwelt? Er setzte sich auf und versuchte seine Umgebung zu erkennen. Noch immer von dem Licht geblendet blinzelte er ein wenig. Langsam erkannte er sein Umfeld, es sah wie ein Krankenzimmer aus. Er schaute auf seinen Arm, eine Infusion, darum also das merkwürdige Gefühl bei der Bewegung. Wieder versank er in Gedanken, er war traurig. Er hoffte so wieder zu seiner Frau zu kommen, doch anscheinend wollte Gott ihn dort nicht haben. Der Gedanke tat ihm weh – er glaubte nie an Gott. Doch warum war er sonst noch hier? Er drehte die Lampe weg und konnte langsam mehr erkennen. Es war kein normales Krankenzimmer, er war in einem Zug-Wagon. Oft hatte er solche Wagons schon gesehen, doch nie als Patient und meistens nur zur Obduktion von Aliens. Langsam blickte er sich weiter um und der Nebel vor seinen Augen verschwamm langsam. Er erblickte ein paar Personen, sie alle lagen am Boden. Er riss sich die Infusion heraus und ging einen der Menschen begutachten. Fiberglas-Kabel, erwürgt. Ein weiterer hatte ein Messer in der Brust und die anderen beiden hatten glatte Kopfschüsse. Sie waren keine bewaffneten Wachen, sie waren einfach nur Ärzte, die wohl zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Er erblickte einen Einstieg in der 58 Robert S. Wenschitz Dark Shadows Decke, von dort musste wohl derjenige gekommen sein, der all dies hier veranstaltet hatte. Er drehte sich ein paar mal im Kreis und erblickte dann eine Tasche auf einem der Vorratskästen. Das Logo darauf ließ ihn skeptisch werden, er kannte es von früher. Die Agency war wieder da. Warum wollten sie ihn lebendig? Warum gaben sie ihm die Möglichkeit hier raus zu kommen?. Er öffnete die Tasche und holte ein Notebook heraus. Er startete es und wie gewohnt erschien das Gesicht seines ehemaligen Chefs. „Agent Kage. Ich dachte nicht dass sie den Schatten so schnell finden würden.“ Noch immer nannte er ihn bei seinen alten Codenamen. Kage – Schatten auf japanisch. „ich habe einen Auftrag für sie!“ Sofort dachte er ‚fahr zur Hölle, Wichser’ und als hätte er es gewusst ging das Video weiter. „Lassen sie mich bitte zuerst erklären! Die Regierung ging zu weit und es ist an uns es zu ändern. In der Tasche finden sie sämtliche Ausrüstung die sie brauchen. Wenn sie mitmachen, nehmen sie das Zeug und ändern die Richtung des Zuges. Von jetzt an bleiben ihnen 30 Minuten Zeit, sonst fliegt das Teil in die Luft.“ Er wühlte in der Tasche herum. Strike Eagles mit Schalldämpfern, Infrarotzielsuchgerät, Sonnenbrille mit ‚speziellen’ Funktionen. Alles war da. Er zog das ganze Zeug an und schnallte es um, nahm seinen Rucksack, der auch in der Tasche war und stopfte noch ein paar Medikamente von den Vorratsregalen mit. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 59 CHAPTER 21 Ein schrilles Pfeifen erklang als die Kugel den Lauf verlies. Ein dumpfer Klang folgte als der Körper zu Boden sackte. Ein weiteres Pfeifen ertönte und eine weiterer Körper schlug mit einem dumpfen Knall auf den Boden auf. Langsam schlich er die Gänge des Zuges entlang, nach einigen Minuten war er endlich ganz vorne. Er trat die Tür zur Führerkabine auf und drückte dem Zugführer die Waffe an die Schläfe. „Wir fahren zurück.“ sagte er kühl und der Zuglenker begann den Zug zu bremsen. Es dauerte ein wenig bis er sich in die Gegenrichtung bewegte. Mit dem ersten Ruck, der eine Bewegung verlautbarte drückte er ab. Das Blut des Zugführers verteilte sich über den Armaturen und der Wand. Er stellte die Geschwindigkeitskontrolle auf Maximum und sprang, so lange der Zug noch langsam war, auf das Feld hinaus. Er befand sich noch in der Nähe der Stadt, also war es kein Problem eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Kaum war er wieder in der Stadt sah er Bilder eines schrecklichen Zugunglückes. Ein Zug unbekannter Herkunft raste mit fast 300 km/h in den Hauptbahnhof. Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Schnell stahl er irgend ein Auto. Sein Ziel war der alte Stützpunkt. Er parkte einige hundert Meter davon entfernt und ging den Rest zu fuß. Das Gelände betrat er über ein frisch erzeugtes Loch im Zaun und 60 Robert S. Wenschitz Dark Shadows ging dann schnurstracks zum Hauptkomplex. Er kletterte die Ostwand bis zum vierten Stock hoch und blickte dann in eines der Fenster. Sein alter Chef hielt gerade eine Ansprache. „Shinokage zog es wohl vor nicht zu kommen. Nun bleibt es bei ihnen.“ Der Chef zeigte dabei auf die vier sitzenden Agenten. „Nicht so voreilig, alter Mann“ schnauzte er, mittlerer Weile im Fenster sitzend. Langsam sprang er beim Fenster hinein. „Fahr fort, alter Mann.“ Sagte er als er sich auf seinen alten Platz, rechts hinten in der vierten Reihe, setzte. „Dies hier ist der Komplex in den sie eindringen sollen. Agent Shinokage. Sie werden hier lang gehen.“ Murmelte der Chef sichtlich gereizt. „Nicht so schnell“ murmelte er völlig cool. „Du vergisst ein paar Sachen. Erstens, ich bin hier, weil ihr mich darum gebeten habt. Zweitens, der Tod will mich noch nicht. Drittens, in diesem Komplex besteht ein Verbot Waffen zu tragen!“ Mit diesen Worten zog er die Strike Eagles und zwei rote Punkte tanzten über die Stirn des Chefs. Sichtlich nervös beginn der Chef zu zittern und plötzlich schloss er seine Augen, als die roten Punkte direkt darüber lagen. „Erstens es kommt anders“ murmelte er als die Kugeln mit einem Pfiff die Pistolen verließen und fügte hinzu „und zweitens als man denkt!“. Er fragte die vier Agents ob sie mitmachen würden und alle willigten sofort ein. Kurz blickte er durch die Pläne und erstellte dann ein paar Gedanken Robert S. Wenschitz Dark Shadows 61 zu dem ganzen. „Also, wir haben drei Regeln hier. Erstens, ihr seid ab sofort nicht mehr in der Agency und dient nur dieser Mission hier. Zweitens, auf jeden toten kommen diese Schriftzeichen – dass heißt Shinokage. Sie halten mich für tot, dann sollen sie ihren Toten ruhig haben. Drittens,“ er stockte plötzlich um die Worte zu betonen „nach dieser Mission ist die Agency unser nächstes Ziel.“ Die vier Agents nickten alle und zum ersten mal fiel ihm auf, dass sie alle um einiges jünger waren als er. „Das ganze hier ist Operation Soul Reaver. Der Tod hatte mich zurückgeschickt, weil ich noch nicht alles erledigt habe. Nun ist es an der Zeit meine Schuld zu begleichen.“ Die anderen Agenten verließen den Raum um ihre Ausrüstung zu holen und er kroch wieder an der Außenwand nach unten. Vorm Eingang traf er die vier wieder und sie entschieden sich, noch eine Limousine der Agency auszuborgen. 62 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 22 Sie fuhren langsam los. Der Regen prasselte auf die Scheiben und der Klang füllte die Limousine. Die Jünglinge hatten nicht den Mut zu sprechen, er wollte einfach nicht. Seine Gedanken streiften aus, er fragte sich wieder ob sein Verhalten richtig war. Er fragte sich ob sein Vorhaben erfolg haben würde oder ob die Jünglinge versagen würden. Den Plänen nach gab er der Operation nicht viele Erfolgschancen, doch er war sich sicher, dass es seine Bestimmung war. Mit seinem Leben hatte er schon abgeschlossen, Furcht kannte er nicht mehr. Die Gesichter der Jünglinge sprachen eine andere Sprache. Ihnen war die Nervosität klar anzusehen. Einer kaute sogar an seinen Fingernägel. Er begann wie immer seine Waffen auseinander zu nehmen und wieder zusammen zu setzen. Eine der Rollen mit den Plänen lag am Boden der Limousine. Er warf einen Stift darauf und alle starrten angespannt hin. „Ideen wie wir da rein kommen sollen?“ flüsterte er skeptisch. Er wollte seine Unsicherheit nicht preisgeben doch er wusste das alle genauso wie er dachten. „Fahr zum Bahnhof!“. Mit diesen Worten entschied er die Mission für den Moment auf Eis zu legen. Sie suchten ein kleines Haus der Agency auf und schlugen dort ihr Lager auf. Er schickte zwei der Jünglinge weg, sie sollten permanent das Gebäude Robert S. Wenschitz Dark Shadows 63 bewachen und alle Schwächen in der Bewachung genauestens aufzeichnen. Er zog sich in sein Zimmer zurück, legte sich schlafen. Noch immer hörte er den Regen prasseln und seine Gedanken entschwanden zurück in seine Kindheit, als er immer im Regen mit seiner besten Freundin spielte. Er erinnerte sich an die Schreie seiner Mutter, die ihm zurück ins Haus orderten, an die Augen der Freundin, die ihm die Schreie missachten ließen. Langsam schloss er die Augen und sein Körper wurde langsam schwerer. Drei Monate war es her, dass er das letzte mal geschlafen hatte, die Medikamente schafften es ihn auch so wach zu halten. Langsam schweifte er in die Welt der Träume aus und all der Stress der Realität schien zu verschwinden. Plötzlich fand er sich in einer anderen Welt wieder. Es gab keine Autos, keine Städte. Nur eine wunderschöne Landschaft. Das Grün der Blätter zog sich über die Hügel und der Himmel strahlte in seinem schönsten Blau. Noch nie hatte er so eine Landschaft gesehen, aber er hoffte immer es einmal so sehen zu können. Er schlief fast einen ganzen Tag, erst die Sonnenstrahlen des nächsten Tages konnten ihn wieder aufwecken. Benommen ging er frühstücken und die Jünglinge machten sich ein wenig über seinen Schlaf lustig. 64 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 23 Kinder spielten auf der Strasse, es war der erste sonnige Tag seit langem. Bälle flogen durch die Luft und es roch nach gegrilltem Fleisch. Der Stadtrand wirkte wie eine Kleinstadt, doch die Idylle war nicht real. Zumindest für ihn nicht. Die Jünglinge werteten die Daten über den Komplex aus, währenddessen genoss er die Ruhe. Er saß auf den Stufen und die Menschen, die vorbei kamen starrten ihn mit großen Augen an. Sie waren Fremde wohl nicht gewohnt. Er blickte auf die Zeitung, die vor seinen Füßen lag und las etwas verschlafen die Titelstory. Es war ein Bericht über eine Bombendrohung. Sie betraf den Komplex den sie überwachten. Die Presse würde wohl auch nie seriöser werden. Er las noch die Wettervorhersage, wie immer Regen. Meistens stimmte das auch, doch dieser Tag war anders. Die Sonne schien, doch alles war nass. Er fragte sich wie lang das Wetter anhalten würde und was der Tag noch für Überraschungen bringen würden. Das innere des Hauses verwandelte sich in der Zwischenzeit in eine kleine Geheimdienstbasis. Überall hingen Pläne, Zeittafeln und lange Berichte über Ereignisse des Vortages. Einer der Jünglinge blieb ständig im Haus, er baute alles hier auf. Die anderen wechselten sich mit Beobachtung und Hausarbeiten ab. Der einzige der nichts tat war er. Er genoss jeden Tag, als ob es sein Robert S. Wenschitz Dark Shadows 65 letzter war. Langsam ging er durch die Räume des Hauses und versuchte sich seine Familie in einem dieser Häuser vorzustellen. Sentimentale Gefühle überfielen seine Gedanken und er begann sich zu fragen, ob er wirklich schon so alt war. Als er bei seinem Raum angelangt war sah er wieder seine Ausrüstung, seine Waffen, und er begann sich zu Fragen, ob das der Weg sei, der ihm bestimmt war. Er fragte sich, warum er nicht ein ganz normaler Durchschnitts-Mensch sein konnte. Er legte seine Ausrüstung an und fand eine Antwort, die selbe Antwort die er immer fand. Es war nie seine Entscheidung, auch wenn er die Folgen tragen musste. Langsam machte er sich auf den Weg um durch die Nachbarschaft zu streifen und ihm war klar, dass er irgendwie Aufregung stiften musste um von den „neuen“ Nachbarn, sich selbst, abzulenken. Er spazierte die Straßen entlang und als er bei einem Spielplatz war musste er wieder an seine Kinder denken. Er setzte sich kurz auf die Parkbank und brachte an der Unterseite eine Brandbombe an. Er hasste den Gedanken, doch so war nun mal sein Leben. Das war die einzige Chance zu überleben. Er spazierte wieder davon und um vier Uhr Nachts zündete er die Bombe. Als er die Feuerwehrsirenen hörte eilte er, wie sämtliche anderen Nachbarn zu der Brandstelle. Er redete mit den Leuten, als ob er sie schon ewig kannte und als die Menschen abzogen wusste er, dass er seine Arbeit erfüllt hatte. Wieder in seinem Bett schloss er seine Augen. 66 Robert S. Wenschitz Dark Shadows Diesmal sah er nicht eine schöne Landschaft. Diesmal sah er all seine Taten. Die Toten, die seinen Weg gekreuzt haben, die Menschen die unter ihm leiden mussten. Sein innerstes wehrte sich dagegen die Ausrede gelten zu lassen. Es war vielleicht sein Job, aber es hätte sicher oft alternativen gegeben. Die Erinnerungen reichten weit in die Vergangenheit, sogar bis zu der Erinnerung vor der er sich am meisten fürchtete. Damals als er auf diesem Baum saß, weit entfernt dass ihn keiner sehen konnte. Haargenau sah er wieder, wie die Särge seiner Familie in das Grab gelassen wurden, inklusive seines eigenen. Von dieser Aktion wusste er erst, als es schon zu spät war. Er schloss die Augen, drückte sie Krampfhaft zu. Nie wieder wollte er die Bilder sehen, doch es war für ihn kein leichtes sich davor zu verschließen. Langsam öffnete er die Augen wieder. Alles was er sah war sein Kopfpolster und die nassen Flecken der Tränen darauf. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 67 CHAPTER 24 Ungläubig starrten die Jünglinge auf seine Tränen. Es war ein unnatürlicher Anblick für sie, doch er schämte sich nicht. Seine Gefühle waren nun mal so und sein ganzes Leben stand an einem fragwürdigen Punkt. Wie immer in solchen Tagen drang sich ihm die Frage auf, wozu er denn da sei. Warum er nicht damals in dem Sarg liegen konnte. Er nahm sich eine Flasche Cola und ging zurück in sein Zimmer. Im Eck des Bettes rollte er sich ein, drückte den Polster an sich und umarmte ihn. Er schloss die Augen und ein unbehagliches Gefühl überkam ihn. Ein Gefühl, dass er schon lange kannte – Einsamkeit. Doch es war anders als normal. Einer der Jünglinge stand in der Tür und starrte ihn an. Die Blicke gaben ihm ein gutes Gefühl. Das Gefühl nicht ganz so alleine zu sein. Doch es warf auch die Frage auf, ob die Jünglinge noch irgendwie Kontakt zu ihm hätten, wenn diese Mission zu ende wäre. „Alles in Ordnung?“ fragte der Jüngling schließlich schüchtern. Eine Antwort brauchte er jedoch nicht zu erwarten, sie kam höchstens in Form mehrerer Tränen. „Wir machen uns Sorgen um sie, Chef.“, flüsterte der Junge. Er hatte sichtlich Probleme seine Sorgen einzugestehen. „Als wir sie kennen lernten, da war alles anders. Sie strotzten vor Kraft und leiteten uns. Jetzt sind wir die treibenden Kräfte.“ Langsam hob er seinen Kopf. Er ließ sich gehen 68 Robert S. Wenschitz Dark Shadows und war sich dessen bewusst. „Was tut sich da draußen?“, fragte er mit letzter Kraft. „Demos, Chef. Die Innenstadt ist belagert. Wir befürchten, dass sie bald gewaltsam niedergeschlagen werden.“ „In einer halben Stunde in voller Ausrüstung.“, orderte er mit schroffen ton an und richtete sich auf. Er schloss die Tür und legte langsam und gemächlich seine Ausrüstung an. Langsam ging er hinunter in das Wohnzimmer und blickte in vier hoffnungsvolle Gesichter. Er stellte sich vor die Bar und tappte auf einen Punkt. „Dort fahren wir hin, alles weitere später. Und hier räumen wir noch einmal auf.“ Gerade als er fertig gesprochen hatte zog er eine Brandbombe aus der Tasche und platzierte sie im Stiegenhaus. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 69 CHAPTER 25 Kurz blickte er noch aus dem Fenster und sah das Haus unter den Flammen zusammenbrechen. Wieder waren sie auf ihrem Weg, dem Weg ins Ungewisse. Nach einigen Minuten hielt der Wagen am Stadtrand, von den Demos war hier noch keine Spur. „Was wollen wir hier, Chef?“, fragte einer der Jünglinge. Er stieg aus und murmelte „Mitkommen“. Langsam ging er auf ein Gebäude zu und alle anderen gingen knapp nach ihm. Er trat die Tür auf und zwei Polizisten sprangen erschrocken auf. Zwei kurze Pfiffe aus einem Schalldämpfer bestätigten ihren Untergang und der Jüngling, der geschossen hatte, grinste. Ein anderer Jüngling begann zu lächeln und meinte „Wir 2 – Polizei 0“. „Falsch. Ab sofort...“ er ging zu einem Schrank und nahm eine Polizeirüstung heraus. Er warf sie dem Jüngling vor die Füße. „...ab sofort sind wir die Polizisten.“ Es dauerte einige Minuten, bis alle die Rüstung über ihre Ausrüstung gezwängt hatten und dann sahen sie sich untereinander an. „Reißt die Mikrofone aus den Helmen. Wir wollen sie hören, aber nicht das sie uns hören.“ Sie verließen das Haus und plötzlich blieb er stehen. Er tippte einen Code an dem Schloss des Hauses ein und die Garage öffnete sich. Er setzte sich in den Polizei-Schweber und fuhr aus der Garage raus. Die Jünglinge starrten ihn an und stiegen nacheinander ein. „Aufräumen.“, befahl er dem letzten vorm 70 Robert S. Wenschitz Dark Shadows einsteigen und kaum fuhr er los explodierte das Gebäude. Die Lichter der Stadt jagten an ihm vorbei als sie in die Innenstadt fuhren. Es wurde Nacht und aus Kilometer Entfernung konnte man die Rufe der Demonstranten hören. „Wie kam es eigentlich dazu?“ fragte er neugierig. Einer der Jünglinge blickte ihm verwundert an. Anscheinend war es ein unmöglicher Gedanke ihn uninformiert zu sehen. „Öhm... Einsparungen bei den Arbeitern, Steuern, Privatisierung, gleichzeitige Aufrüstung. Das übliche halt.“ Ein anderer Jüngling fiel ins Wort „aber was dazu kommt ist, dass die Asiaten Frieden angeboten haben und hier abgelehnt wurde. Allerdings hab ich das selbe in den asiatischen Medien gehört, nur mit anderer Rollenverteilung.“ Plötzlich fielen ihm wieder die Bücher ein, die Manifeste, die er gefunden hatte. „Der Bolschewismus hält den Krieg aufrecht um die Armen arm zu halten, die Reichen verdienen an der Rüstungsindustrie.“ Robert S. Wenschitz Dark Shadows 71 CHAPTER 26 Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass nun alle Zeitpläne umsonst waren. Er hatte keine Ahnung, wann und wie er ankommen würde, keinen Plan an dem man sich halten hätte können. Vermutlich war dies, das wirklich Gefährliche an ihrer Aktion. Gefährlich nicht führ ihn, sondern viel mehr für die Feinde. Die Gedanken an seine Familie, an seine Opfer, eigentlich alle Gedanken verschwanden wie üblich. Sie wurden verdrängt von dem zähen Verstand, der ihn zu seinem Job befähigte. Die Funksprüche über den Helm überschlugen sich, immer mehr Personen meldeten Probleme mit den Demonstranten. Er dachte an den Plan des Komplexes. An der Ost-Seite schien die Absperrung nicht mehr zu halten – dort würden mit Abstand die meisten Polizisten sein. Er entschied also auf der Westseite einzudringen. Sie parkten den Schweber ein paar Ecken weiter und kämpften sich langsam durch die Demonstration zur Absperrung. Die Polizisten öffneten ihnen die Sperre und einer der Jünglinge murmelte dass sie die ablöse seien. Die beiden Polizisten an der Sperre machten sich erfreut auf den Heimweg und die Fünf gingen Schritt für Schritt langsam zum Gebäude. „Chef...??? Sind hier nicht zu viele Leute für so eine Operation?“ fragte einer der Jünglinge unsicher. Ein Lachen entkam ihm als Antwort und er blickte über die Demonstration. „Sag mir mal wie du einen flüchtigen da drinnen finden willst...“ 72 Robert S. Wenschitz Dark Shadows Ein leises Summen wanderte über seine Lippen als sie das Gebäude betraten. Es war einfacher als er dachte. Drei der Jünglinge schickte er weg um die Sprengsätze zu legen, der letzte sollte mit ihm mit kommen. Das Gebäude war verdammt groß und es dauerte ein paar Minuten bis sie den Raum fanden, in den sie überhaupt wollten. Dank der Uniformen konnten sie sich noch an allen Sicherheitsleuten vorbeischummeln, doch eine Sekretärin bot erstmals ihrem Tatendrang Einhalt. „Der Präsident ist momentan leider für niemandem zu sprechen.“ sagte sie in einem übertrieben Arroganten Tonfall. Selbst die Polizisten wurden in diesem Land schon als Abschaum angesehen, doch weniger dass, als die Arroganz versetzte ihn in Wut. Er zog die Polizei-Dienstwaffe und streckte sie der Sekretärin zwischen die Augen. „Sehen sie diese Waffe? Ohne Typen wie uns und solche Waffen währen hier schon Tausende Demonstranten – und wie würden sie die Aufhalten? Also machen sie mir jetzt gefälligst diese Tür auf oder ich mache das auf die etwas andere Art.“ Die Sekretärin begann zu zittern und machte schließlich zögerlich die Tür auf. Ein Schlag des Jünglings auf die Schulter und ein leises „Genialst“ waren weitere Bestätigung und langsam begann er – zum ersten mal – sich in seinem Job wohl zu fühlen. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 73 CHAPTER 27 Sie schlossen die Tür hinter sich und der Präsident lächelte sie künstlich an. Das dieses Lächeln ein gespieltes war hätte vermutlich sogar ein blinder erkannt, doch er versuchte sein misslungenes Lächeln durch Worte aufzupeppen. „Hab ich schon gesagt wie gute Arbeit sie leisten?“ fragte der Präsident überfreundlich, doch ihn interessierte das nicht wirklich. Er blickte sich im Raum um und deutete den Jüngling das er die Tür verrammeln sollte. Während der Jüngling so leise wie möglich schwere dinge vor die Tür schob steckte er das Telefon aus, schnitt das Kabel vom Alarm-Knopf durch und stopfte sein Messer schließlich in die Linse der Überwachungskamera. Langsam schritt er zum Präsidenten, der Jüngling setzte sich auf einen Stuhl Gegenüber. Während der Präsident zu stammeln und winseln begann und fragte welche Forderungen nun stellte, Öffnete er langsam seinen Rucksack. Er schnappte sich ein Klebeband um den Mund des Präsidenten zu verkleben – Schreie waren nun nicht gefragt. Er holte das Shinokage-Zeichen aus der Tasche und zeigte es dem Präsidenten. „Kennen sie das?“ fragte er mit ruhiger Stimme, während die Augen des Präsidenten in Panik erstarrten. Er drückte eine Taste an dem Zeichen und langsam begannen die metallischen Schriftzeichen zu glühen. „Es gibt mich wirklich – ja!“ flüsterte er dem Präsidenten ins Ohr und im nächstem Moment presste 74 Robert S. Wenschitz Dark Shadows er ihm das Zeichen an die rechte Schläfe. Das Gesicht war schmerzverzerrt, doch noch immer in Panik erstarrt. „Willst du?“ fragte er den Jüngling kühl und der Zog als antwort seine Waffe mit dem Schalldämpfer. „Eye, Sir.“ sagte er leise und drei Pfiffe folgten den Worten. “Das war’s schon?“ fragte er skeptisch, zog seine Waffe und entlud ein ganzes Magazin in die Brust des Präsidenten. Der Jüngling nickte kurz und fragte dann „Was nun?“. Er dachte einen Moment nach, öffnete die Tür und sagte zu der Sekretärin das der Präsident eine Ansprache halten wolle und sie bitte vor der Tür bescheid sagen sollte, dass alle Leute bescheid wüssten. Er steckte wieder das Telefon an, damit sie Anrufen konnte. Inzwischen band der Jüngling die Leiche mit einem Verlängerungskabel an dem schweren Bürostuhl fest und schoben ihm vor die Balkontür. Sie öffneten die Türen und warteten noch auf das Telefon. Sie legten schnell wieder auf, zählten dann bis drei um gleichzeitig auf den Stuhl zu treten. Mit ziemlichem Schwung rollte der Stuhl bei der Balkontür hinaus, rammte das Rednerpult und flog samt dem Pult über das Geländer, wo der Stuhl unten in den Brunnen knallte. Eine riesige Fontäne stieg aus dem Brunnen, kurz darauf begann er sich schon rot zu verfärben. Sie genossen das Schauspiel, auch wenn sie aus Sicherheitsgründen es nur im Fernseher betrachten konnten. Kurz blickte er den Jüngling an und fragte dann Robert S. Wenschitz Dark Shadows 75 etwas zynisch: „was hältst du von einem Abgang?“. „Hab ich nichts dagegen“ kam als Antwort, „aber bitte mit ein wenig Dampf, das könnte hier noch Blutig werden.“ Sie versteckten noch ein paar Brandbomben und gingen dann langsam, Schritt für Schritt mit gezogenen Waffen aus dem Büro. 76 Robert S. Wenschitz Dark Shadows CHAPTER 28 Ganz vorsichtig blickte der Jüngling um die Ecke. „Wachen – viele“ flüsterte er. Im nächsten Moment kamen die Wachen schon auf sie zu, anscheinend wurden die Beiden bemerkt. Die Wachen stellten sich auf beiden Seiten des Ganges auf und begannen zu applaudieren. Der Jüngling streckte unglaubwürdig seinen Kopf hoch, doch keine der Wachen hatte eine Waffe gezogen. Sie schritten langsam und sehr unsicher zwischen den Wachen durch, viele bedankten sich und alle applaudierten. „So beliebt war der alte Sack also.“ Murmelte der Jüngling mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich traue ihnen dennoch nicht“, kam die kühle Antwort von ihm, „immerhin haben sie lange genug für ihn gearbeitet.“ Als sie um die Ecken bogen wussten sie auch, warum die Wachen keine Waffen trugen. Sie hatten alle ihre Waffen hier postiert, ein Berg aus Pistolen, Schlagstöcken und Funkgeräten türmte sich vor den beiden auf. Von hinten ertönte eine Stimme, die erstmals an diesem Tag wirkliche Freude verkündete. „Das Zeug könnt ihr gerne mitnehmen. Vielleicht könnt ihrs brauchen“. Ungläubig schüttelte er seinen Kopf, er hatte das Gefühl, dass er zu einem einzigen Fragezeichen mutierte. Plötzlich fiel ihm ein, dass er noch den Polizeihelm am Kopf hatte und er hörte den Funk ab. Die Überraschung und der Kampf warteten also spätestens außerhalb des Gebäudes. Robert S. Wenschitz Dark Shadows 77 Die beiden beeilten sich also wieder hinunter in den Weinkeller, wo die drei Anderen sie treffen würden. Im ganzen Haus hielt sie keiner auf. Sie saßen schon da und warteten, als die Beiden ankamen. „Erfolg?“ fragte einer mit etwas gelangweilter Stimme und er bekam nur ein Lächeln als Antwort. „Habt ihr alles angebracht?“ fragte er und ein „Natürlich, Chef“ aus drei Mündern kam als Antwort. Er war froh, dass dieser Teil mal beseitigt war, doch nun galt es sich zu überlegen wie man aus diesem Haus hätte verschwinden können. „Ähm Chef, ich hab da eine Idee...“ meinte der Jüngling, der mit ihm beim Präsidenten war. Er ging in die Wachzentrale und ließ alle Wachen des Gebäudes versammeln, die meisten hatten zum Glück ihre Funkgeräte behalten. Die Fünf schnappten sich selbst Uniformen und überredeten die Wachen, dass sie zusammen hinaus gehen sollten um die Leiche des Präsidenten zu bergen und einige um die Demonstranten zurückzuhalten. Die Wachen willigten ein – es waren immerhin gut 70 Leute und so machte sich der gesamte Trupp in Bewegung. Vier gingen zum Springbrunnen, die andern alle gingen zu verschiedenen Eingängen an denen die Demonstration tobte. Die Fünf verschwanden kurz in einer Der Wachhütten an der Pforte und zogen die Uniformen wieder aus. In normaler Straßenkleidung verschwanden sie durch die Menge, bis einer von ihnen schließlich eine Fernbedienung zog und die Sprengsätze zündete. „Und so viel zu unserem Parlament...“ murmelte er 78 Robert S. Wenschitz Dark Shadows leise. Der Gebäudekomplex hinter ihnen ging nach und nach in Flammen auf, bis schließlich alles ineinander einstürzte. Viele der Demonstranten jubelten, viele rannten panisch weg, Viele begannen Die Überreste des Gebäudes zu stürmen, von den Wachen kümmerte sich keiner mehr darum – sie alle gingen nach Hause wo ihre Frauen schon auf sie warteten.