Alter Wein in alten Schläuchen

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Alter Wein in alten Schläuchen oder In Münster nichts Neues
Mein Bericht vom 55. NRW Urologenkongress am 30.04. und 01.05.2009 in Münster
Man bleibt unter Seinesgleichen – niedergelassene und klinische Urologen unter
sich, zum Teil nicht alltägliche klinische Themen, auch aktuelle berufspolitische
Fragestellungen, interdisziplinäre Aussagen/Bekenntnisse nur in homöopathischer
Verdünnung. Die Beherrschung von möglichen klinischen Komplikationen stand bei
vielen Beiträgen im Vordergrund
PSA –Quo vadis Dr. C. Börgermann, Essen
Es erscheint sinnvoll per PSA-Testung mit der Früherkennung bereits im Alter von
ca. 40 Jahren zu beginnen.
Korrelation zwischen Biopsie-Gleason-Score mit dem Prostatektomie-GleasonScore Dr. Musch, Essen
Eine höhere Übereinstimmung wurde nach Einführung der 12-fach-Stanzbiopsie
beobachtet.
Vergleich der HDR-Brachytherapie mit der Radikalen Prostatektomie, D. M.Schenck,
Essen
Die HDR-Afterloading-Therapie zeigt eine hohe Wirksamkeit (nebenwirkungsarm)
und gute Tumorkontrolldaten bei lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinomen in
Kombination mit einer Radiotherapie. Verglichen wurde mit einer Gruppe operierter
Patienten die Daten zu Nebenwirkungen, Lebensqualität erektile Funktion und PSAVerlauf.
HDR-Gruppe 198 Patienten, Durchschnittsalter 68, Gleason-Durchschnitt 8 bei 50%
der TN, PSA Durchschnitt 18, klinische Stadien 14% mit T2 und 86% mit T3.
Offen operierte Gruppe 62 Patienten, Durchschnittsalter 68, Gleason-Durchschnitt 8
bei 38% der TN, PSA-Durchschnitt von 20 bei 24% der Teilnehmer, klinische Stadien
von 34% bei T2 und 66% bei T3
Hinsichtlich PSA-Verlauf, der Lebensqualität, Miktion und erektiler Funktion waren
die Ergebnisse der HDR und der RPE ähnlich. Bisher gibt es keine
Langzeitergebnisse.
Etablierung eines zertifizierten Prostatazentrums, Prof. Thiel, Dortmund
Der Zertifizierungsprozess hat zu einer messbaren Qualitätsverbesserung für
Prostatakrebspatienten geführt. In Kürze soll ein da-Vinci-OP-Roboter installiert
werden.
Aufbau von Rehalbilitätssportgruppen für Prostatakrebspatienten in NRW, Dr.
Baumann, Sporthochschule Köln
Trotz hoher Zahl an Prostatakrebserkrankungen ist das bisherige Angebot an
unterstützenden Sportmaßnahmen völlig unbefriedigend und das, obwohl der
Gesetzgeber per §44 SGB IX die Bezahlung solcher Maßnahmen verpflichtend
gesetzlich geregelt hat. Dr. B. berichtet von einem Projekt unter Federführung der
DKG an 5 Unikliniken in Aachen, Essen, Köln, Leverkusen und Bergisch-Gladbach
mit 128 Patienten. 1x wöchentlich wird 60 Minuten ein spezielles
Bewegungsprogramm für prostatakrebskranke Männer durchgeführt, wobei die 60
Minuten zu wenig seien. Das Angebot will man denn auch nur als Motivationsschub
verstanden wissen. Man schätz, es gibt eine hohe Nachfrage.
Bisphosphonate in der Urologie, Dr. Bonitz, Dortmund
Die Nebenwirkungen wie die Kiefernekrose seien früher bei Mitarbeitern aus der
Zündholzindustrie (Schwefel!) beobachtet worden und seit 2003 wieder erneut bei
etwa 3-5% der Patienten mit Prostatakarzinomen häufiger im Unterkiefer als im
Oberkiefer. Es gibt keine einheitliche Therpiestrategie. Eine Unterbrechung der
Bisphosphonattherapie bei Auftreten von Kiefernekrosen sei von fraglichem Nutzen.
Die Therapie der Kiefernekrosen gestalte sich nach Worten des Vortragenden sehr
schwierig, dauerhafte therapeutische Erfolge seien allenfalls bei der Hälfte der
Patienten mit Kiefernekrosen behandelten Patienten zu beobachten. Berichtet wurde
von einem interdisziplinärem Behandlungskonzept an den Unikliniken in Dortmund
mit dem Ziel, durch gezielte Information, Aufklärung eher Vorzubeugen als
intervenieren zu müssen. Frühzeitige Sanierung sei der beste Schutz.
Berichtet wurde nebenher auch von einer neoangiogenetischen Wirkung (Hemmung
der Gefäßneubildung) der Bisphosphonate.
Die elastographieunterstützte Prostatabiopsie, Dr. Brock, Herne
Verglichen wurden die Ergebnisse von Biopsien mittels Elastographie mit
Ergebnissen von Biopsien mittels herkömmlicher sonographisch unterstützter
Verfahren.
Die Detektionsrate auf den einzelnen Stanzzylinder bezogen war bei der
Elastographie besser. Mittels Sonographie wurden jedoch Prostatakarzinome
gefunden, die die Elastographie „übersehen“ hatte. Man vertrat die Ansicht, dass
kombinierte Verfahren (Elastographie + Sonografie) vermutlich bessere Ergebnisse
werden liefern können, d.h. mit weniger Stanzen zielgerichter zu biopsieren. Die
TRUS-gesteuerte Biopsie sei derzeit der Goldstandard in der PCA-Diagnostik.
MRT-gesteuerte Prostatastanzbiopsie, Dr. Bolbach Dortmund
Die MRT-geführte Prostatastanzbiopsie entdeckt auch bei 48% der Patienten
Prostatakarzinome, die vorher mehrfach vergeblich (ohne Befund) gestanzt wurden.
Peri- und postoperative Morbidität der RPE, Dr. Goell, Oberhausen
Funktionelle und onkologische Ergebnisse der RPE, Dr. Krause, Essen
Schnellschnittdiagnose in der Indikationserweiterung zur nerverhaltenden
RPE, Dr. Yanowski, Essen
Einteilung von Komplikationen und Identifizierung von Risikofaktoren nach
offener RPE mittels Clavien-Klassifikation, Dr. Löppenberg, Herne
Peritonalfensterung im Rahmen der EERPE, Dr. Papadoukakis, Dortmund
Verzicht auf Zieldrainage bei RPE ohne Lymphadenektomie, Frau Dr. Reimann,
Herne
Langzeit-Follow-Up nach Resektion eines störenden Symphysensporns im
Rahmen einer RPE, Dr. Lazica, Wuppertal
Prospektive randomisierte Studie zum Nutzen titanbeschichteter
Silikonkatheter vrs. Standard, Dr. Laux, Münster
… ist ein Weg, postoperative Komplikationen wie Anostomosen- und
Harnröhrenstrikturen als auch Miktions- und Kontinenzprobleme zu verringern.
Ergebnisse der endoskopischen nerverhaltenden Prostatektomie von 200
Patienten hinsichtlich Potenz und Kontinenz ähnlich wie bei der
Roboterchirurgie, Dr. Mekoula, Gladbeck
Bei diesen Beiträgen standen die Beherrschung verschiedener Problemstellungen
bei der RPE im klinischen Alltag im Vordergrund.
Roboter-assistierte radikale Prostatektomie, Dr. Schütte, Gronau
Bisher 850 Operationen mit dem da-Vinci. Das Verfahren ist etabliert und weit
verbreitet. Untersucht wurden die Ergebnisse von 650 Operationen im Zeitraum
03/2006 bis 10/2008. OP-Dauer betrug im Mittel 162 Minuten, der Blutverlust 167ml,
71,4% der Patienten sind nach 3 Monaten komplett kontinent( keine Vorlagen) und
nach 6 Monaten beträgt die Kontinenzrate 94%. 67% der Männern mit guter
präoperativer erektiler Funktion (IIEF-5 = 21) und beiderseits nerv-schonender OP
haben nach 6 Monaten wieder GV. Die Komplikationsrate beträgt hinsichtlich R1
Ergebnissen 3,6%. Die docking-time (Vorbereiten der OP-Roboters sei
lernkurvenbedingt von zunächst 55 Minuten auf 5 Minuten gesunken).
Randbemerkung auf Nachfrage: Eine OP-Konversion von da-Vinci operiert auf eine
offene OP (traditionelle Methode) erfolgt gelegentlich. Die Frage, ob das
problembehaftet sein könne, weil nur noch selten ausgeführt, wurde nicht vertieft.
Quality of life in Bezug auf Sexualität vor und nach retropubischer
Prostatektomie, Dr. Bach, Velbert
Nur Patienten mit sexueller Aktivität haben den Fragebogen beantwortet. Es zeigte
sich eine altersunabhängige deutliche Reduktion der postoperativen sexuellen
Aktivität.
Vergleich der Quality of life bei jungen und alten Patienten vor und nach
retropubischer radikaler Prostatektomie, Dr. Bach, Velbert
Die emotionale Belastung vor der OP ist für junge wie alte Patienten hoch.
Unmittelbar nach der OP sinken die emotionalen Funktionen auf einen Tiefpunkt, um
anschließend auf akzeptable Werte Anmerkung: Was ist das?) anzusteigen.
(Meine Anmerkung: Das hätte ich auch ohne eine Fragebogenaktion beantworten
können!)
Seltene Ursachen für akute Flankenschmerzen, Dr. Dr. Mendjerstki, Siegen
Der akute Flankenschmerz mit typischen Symptomen wie ausstrahlender Schmerz
ist eine der wichtigsten Aufnahmediagnosen im Fachgebiet Urologie, oft als Notfall.
Trotz bildgebender Verfahren ist es schwierig, eine spontane perineale Hämorrhaghi
(SPH) von anderen Ursachen zu unterscheiden. Vorgestellt wurden wie CTMehrzeilentechnik und MRT mit Spulen die meisten Ursachendarstellen können.
Der Quotient f/t – PSA ist als einheitlicher Grenzwert nicht sinnvoll
Der Vortag fiel leider aus.
Im Abstrakttext war zu lesen: Im PSA-Bereich 4 bis 10 ist der PSA-Wert bei
unauffälliger Rektaluntersuchung unzuverlässig. Der fPSA-Wert soll zur
Verbesserung der Detektionsrate beitragen. Der Autor: Der f-PSA-Wert als
festgelegter Grenzwert läßt sich nicht auf die Tagesroutine übertragen. Der
Präanalytik/individuelle Parameter sei nicht Rechnung getragen.
Einfluß der Prostatastanzbiopsie auf die erektile Funktion, Dr. Klein, Herne
Nach der Prostatabiospie verschlechtert sich die erektile Funktion nur
vorübergehend, unabhängig von der Art der Stanzengewinnung und der Anzahl
entnommener Stanzen. Eine bisher nicht untersuchte psychische Komponente
könnte hier Einfluß haben. Empfohlen wird eine vorherige Aufklärung des Patienten.
Kommentar dazu von Prof. Kollias, Westerstede: Der Mensch hält viel Arzt aus.!
Vorhersage und Inzidenz insignifikanter Prostatakarzinome, Dr. Musch, Essen
Is the Kattan nomogramm applicable for prediction of recurrence after prostatectomy
in patients presenting with PSA-Levels in excess of 20ng/ml?, Dr. Gunia, Bad Sarow
Die Frage war nach der Aussagekraft von Kattanvorhersagen bzgl. Rezidiven nach
RPE bei präoperativen PSA-Werten von mehr als 20.
Die Frage wurde bejaht, allerdings mit der Einschränkung, eines anderen Verlaufes
zwischen high-risk und low-risk Patienten hinsichtlich des Progressionsverlaufes.
(Meine Anmerkung ist eine Frage: Wußte man das bisher noch nicht?)
Vorhersagegenauigkeit der Partintabellen ist abhängig von der Anzahl der
entnommenen Prostatabiopsien, Dr. Diedrich, Herne
Die Anzahl der entnommen Stanzen (durchschnittlich 10) hat einen Einfluß auf die
Vorhersagegenauigkeit. Mehr Stanzen bedeutet besseres Unterscheiden zwischen
lokalem und organüberschreitendem Wachstum, gilt nicht bei Samenblasenbefall.
Es bliebe für den einzelnen Patienten ein onkologisches Restrisiko, wenn nur nach
Partin entschieden würde.
Wie verläßlich kann die Indikation zur Nerverhaltung im Rahmen der RPE
anhand präoperativer Modelle gestellt werden?, Dr. Diedrich, Herne
Untersucht wurden die Vorhersagen der Nomogramm-Modelle nach Ohori und nach
Graefen.
An zwei Beispielen wurde die Vorhersagegenauigkeit exemplarisch verdeutlicht:
Vorhersage für die Wahrscheinlichkeit eines extrakapsulären Wachstums T3b nach
Ohori von 10% - tatsächlich 1,8%
Vorhersage eines organbegrenzten Wachstums pT2 nach Modell Graefen 86% tatsächlich 95,1%
Der Berichterstatter weist auf ein wenn auch nur geringes Restrisiko hin, wenn nur
nach den Modellvorhersagen entschieden würde.
(Retrospektive) Selektionskriterien für eine „Actice-Surveillance“ Strategie, DrPalisaar, Herne
Die gängigen Selektionskriterien (Eppstein, Hardie, Choo, Roemeling und D’Amico))
für eine AS-Strategie scheinen für die Mehrheit der Patienten anwendbar. Die Rate
der Falscheinschätzung lag bei 13,3 %. Allerdings –so der Berichterstatter- wollen
die Patienten eher operiert werden.
(Anmerkung: Wie der Berichterstatter das Patientenverhalten bei einer
Retrospektiven Betrachtung ermittelt hat, blieb im Dunkeln)
Taxotere Chemotherapie bei einem dialysepflichtigen Patienten mit
fortgeschrittenem PCA, Dr. Laaser, Bonn
Es ging um die Frage der sicheren Anwendung bei einem nierensuffizienten und
hormonrefraktären Patienten. Die Erkrankung wurde unter der Taxoteretherapie
Als stabil bezeichnet, eine Dosisreduktion war nicht erforderlich.
Gibt es eine Wiederkehr der Hormonsensibilität nach systemischer
Chemotherapie des PCA (ohne begleitende Androgendeprivation) Dr. Heß, Essen
Bei 5 Patienten wurde wegen eines metastasierenden PCA eine Mono-ADT
entweder mit einem Antiandrogen oder mit LHRH über 4,2 Jahre intermittierend
durchgeführt. Anschließend erfolgte Chemotherapie entweder mit Mitoxantron oder
Docetaxel. 9,4 Monate später wurde nach Anstieg des Testosteronspiegels im Mittel
auf 11,74 nmol/l erneut eine ADT mit einem AA und in der Folge mit LHRH
unternommen. In keinem Fall kam es zu einem signifikanten Abfall des PSA-Wertes.
Es gab keine Widererlangung der Hormonsensibilität.
Prostatazentrum oder Prostatakarzinomzentrum – was darf es sein.
Unter Vorsitz von Prof. Albers, Düsseldorf und Prof. Mutscher, Rotenburg adW,
diskutierten Dr. Berges, Köln (Vorzüge und Potenzial einer DVPZ-Zertifizierung zum
Prostatazentrum, Prof. Steffens, Eschweiler (PKZ-Erfahrungen nach Rezertifizierung
durch Onkozert), Prof. Semjonow, Münster (Stolpersteine auf dem Weg zur
Zertifizierung), Dr. Bruns, Berlin, (Sichtweise der Deutschen Krebsgesellschaft) und
Dr. Jacobs, Düsseldorf (Sichtweise der Krankenversicherung bzgl.
Qualitätssicherung in der Versorgung von Prostatakrebspatienten) teilweise recht
kontrovers.
Schlagworte aus der Diskussion:
- Interdisziplinäre Konferenzen bedeuten einen enormen Zeitaufwand. Haben die
Fachärzte dafür Zeit?
- Hat der Niedergelassene Zeit genug, um an den Konferenzen teilzunehmen?
- Fachärzte und disziplinübergreifende Spezialisten laufen von Konferenz zu
Konferenz oder kommen nur, wenn es für sie relevant ist.
- Bei wöchentlich regelmäßigen TumorKonferenzen, sind da alle Kompetenzpartner
auch wirklich mit ihrer Kompetenz anwesend?
- Die Überlegung ob Organzentrum oder Krebszentrum ist Eierei.
- Es besteht derzeit ein Wildwuchs an nichtzertifizierten Prostatazentren
- Patienten in gemeinsamer Sprechstunde sind überfordert von der Informationsflut.
- Vieles an Informationen und Dokumentationen ist für den Patienten nicht über- oder
durchschaubar
- Der Patient sollte den Prozess der Zusammenarbeit nach der Entlassung aus dem
Krankenhaus erkennen und spüren können
- Es besteht eine Vielfalt der Dokumentationen für Krankenhaus, für
Niedergelassenen für Patient. Dokumentation sollen aber nicht nur für den Urologen
verständlich sein, sondern auch für den Patienten
- Niedergelassene beklagen, Patienten würden unter Umgehung der
Niedergelassenen direkt zum Prostatazentrum gehen
- Vor lauter Konferenzen und Dokumentationen keine Zeit für den Patienten
- Das Werben „alles aus einer Hand“ entspricht nicht immer unseren
Patientenvorstellungen
- Zertifiziert durch DKG oder DVPZ ist dem Patienten eigentlich egal
- Zusammenarbeit muß für den Patienten sichtbar und spürbar werden
- Probleme mit den Patienten gibt es nicht bei Qualität sondern bei Nichtqualität
- Es ist nicht gesagt, dass etwas besser wird, nur weil es anders wird.
(Meine Anmerkung:
Da blieben für mich als Patient viele Fragen offen. Hier nur drei:
Was ist mit Daten zur Lebensqualität, wo finde ich die?
Wie muß wie darf ich mir die beschworene Patientenorientierung vorstellen?
Qualitätsbericht – sehe ich da auch etwas über die Anzahl der Komplikationen?
Wenn ich Experten vertrauen will, dann brauche ich Lösungen nicht unterschiedliche
Expertenmeinungen, oder gar Kommunikationsprobleme oder gar Sprachlosigkeit.
Mich interessieren hausgemachte Probleme durch Eitelkeiten untereinander von
Urologen, Onkologen, Radiologen, Niedergelassenen und Klinikern wie auch
Pathologen in keinster Weise
Die Denkweise, der Patient wird schon wissen , wer das beste Zentrum ist, das ist
Alleinlassen des Patienten.
In meinem Kreiskrankenhaus war und ist die urologische Abteilung gut! Auch ohne
den Anspruch, ein Zentrum zu sein. Ich fürchte, wenn ich mal gleichzeitig an zwei
Organen erkranke, dass ich mich entscheiden muß, welches Organ mir wichtiger ist,
da künftig für jedes Organ ein eigenes Zentrum zuständig sein wird.
Und ich befürchte für mich Schlimmes, wenn ich auf dem Weg durch die palliative
Medizin allein gelassen bleibe. Verehrte Doktores: Auch für den Rest, den letzten
Teil meines Weges, zähle ich auf Ihre Patientenbegleitung, das sollte Ihr Geschäft
sein und bleiben, Ökonomie hin und Verwaltung her.
Wolfhard D. Frost, 02. Mai 2009)
Frauenpower in der Urologie
Beim 55. NRW-Urologenkongress in Münster
Ein Kurzbericht von Annette Siekmann-Frost
Nach einem Update zur Kinderurologie durch Frau Dr. Riechardt aus Hamburg
erläuterte Frau Prof. Schultz-Lampel aus Villingen Schwenningen aktuelle
Entwicklungen der Therapie der Inkontinenz bei Mann und Frau.
In zwei Drittel der Fälle besserten verschiedene dämpfende Medikamente die
Überaktivität der Blase. Allerdings würden viele Patienten über Nebenwirkungen
klagen wie Mundtrockenheit und Sehstörungen. Die Lebensqualität wird stark
beeinträchtigt. Durch die richtige Diagnostik und Therapie kann in 90 Prozent aller
Fälle eine Heilung oder eine wesentliche Besserung erzielt werden.
Physiotherapeutische Methoden wie Beckenbodentraining, Biofeedback oder
Elektrostimulation mit Rektalsonde, allein oder kombiniert, direkt nach Entfernung
des Katheters seien oft ebenso erfolgreich wie eine Anticholinergika-Therapie in den
ersten vier Wochen.
Erst wenn die Harninkontinenz länger als ein Jahr andauere, etwa bei jedem zehnten
dieser Patienten, hält Frau Prof. Schultz-Lampel zusätzlich zur konservativen
medikamentösen und Langzeit-Physiotherapie auch invasive Behandlungsmethoden
für erwägenswert.
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Frau PD S. Krege, Krefeld referierte zur Therapie des Keimzellentumors.
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Danach gab Frau Prof. D. Weckermann, Augsburg eine Übersicht zur
Onkologischen Urologie – Was gibt es Neues?
Mit Ausführungen zur Screeningstudie von Prof. Schröder, Rotterdam,
zu PCA3,
zu der Frage Wie soll eine Biopsie aussehen?
Zu dem Antagonisten Degarelix: PSA ist nach einem Jahr Therapie etwas niedriger ;
Antagonisten sind möglicherweise effektiver bei fortgeschrittenen Tumoren
Alle Antagonisten hätten bisher zu lokalen allergischen Reaktionen geführt
zu Sarcosine, das nach Meinung von Frau Weckermann in die Tumordiagnostik mit
eingebunden werden sollte
Die Entfernung von Lymphknoten sichert ein längeres rezidivfreies Überleben
Die Metastasenchirurgie kann das Überleben verlängern
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Chemotherapie in der Praxis – besondere Anforderungen und Management bei
älteren Patienten, Frau Dr. Eva Hellmis, Duisburg
Sowohl bei Ärzten als auch Patienten bestehe das Vorurteil, eine Tumorbehandlung
im Alter sei zu risikoreich und wenig effektiv.
Die Rate der stadiengerechten Behandlung sinkt bei über 70-Jährigen erheblich.
Jedoch: Eine Krebskrankheit fördert die Akzeptanz zur Chemotherapie. Dabei seien
die Therapieerfolge bei alten Patienten denen junger vergleichbar. Entscheidend sei,
ob der Patient oder die Patientin von der Chemotherapie einen Nutzen erwarten
kann, der die Nebenwirkungen überwiegt, oder nicht. Viele Ärzte aber auch Patienten
sind in der Tumortherapie im Alter zurückhaltend, weil sie vermehrt auftretende
Nebenwirkungen und Komplikationen fürchten. Die meisten Chemotherapien jedoch
können auch bei älteren Patienten eingesetzt werden, wenn physiologische und
pharmakokinetische Unterschiede berücksichtigt werden.
Eine obere Altersgrenze, ab der Menschen grundsätzlich nicht mehr mit
Chemotherapie behandelbar wären, gibt es nicht. Ältere Patienten profitieren im
gleichen Umfang von Docetaxel. Selbst 80-jährige Patienten können mit Docetaxel
behandelt werden, betonte Frau Dr. Hellmis. Durch Körperfettzunahme und
Wasserhaushalt verändert sich die Chemowirksamkeit. Eine Interaktion mit der
Dauermedikation und vor allem mit Eigenmedikationen seien zu beachten. Es bleibe
in jedem Fall eine Einzelfallentscheidung, die aber in keinster Weise vom
kalendarischen Alter des Patienten abhängt,
Ältere Patienten seien enorm anfällig für Fatigue. Angeraten sind engmaschige
Kontrollen von Fatigue, Schlaf, Angst und Mobilität.
Bei Docetaxel ist es angebracht, die Zyklenanzahl aufzutitrieren und erst bei dritten
Durchgang der Chemotherapie bei 100% zu sein. Zweckmäßig sei es,
Bisphosphonate mit bis zu 2 Stunden zu verabreichen.
Wichtig sei:
Die Wirkdosis wird langsam unter sorgfältiger, engmaschiger Beobachtung langsam
gesteigert oder gestreckt oder je nach Verträglichkeit und Wunsch beim Patienten
auch zwischendurch ausgesetzt.
Frau Dr. Hellmis:
- Die Ehefrau muß mitmachen und beobachten, alles aufschreiben.
- 80jährige unter Performance sind künftig usus
- Der Patient muß genauso mutig sein wie der Arzt
(02.05.2009 - Annette Siekmann-Frost)
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