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EUROPÄISCHE KOMMISSION
PRESSEMITTEILUNG
Brüssel, 16. Oktober 2014
EU-Forschung: aus Nahrungsmittelabfällen werden
Futtermittel
Die weltweite Nahrungsmittelnachfrage dürfte bis 2050 um 70 % steigen. Gleichzeitig wird
die Landwirtschaft auch durch eine wesentlich intensivere Nutzung von Biomasse unter
Druck geraten. Die Ernährung der Weltbevölkerung ohne Schaden für die Umwelt ist
Thema des Welternährungstags 2014 – und Ziel mehrerer von der EU unterstützter
Forschungsprojekte.
Die EU investiert mehr als 4 Mrd. EUR in Forschung und Innovation für eine europäische
Bio-Wirtschaft, die unsere erneuerbaren biologischen Ressourcen bestmöglich nutzt. Die
Landwirtschaft ist ein zentraler Sektor: sie produziert Nahrungsmittel, gewährleistet eine
nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen und fördert die Entwicklung in
ländlichen Gebieten.
Der Anteil der EU an den weltweiten Nahrungsmittelexporten beträgt 18 %, bei einem
Gesamtwert von 76 Mrd. EUR. In der EU und in anderen Teilen der Welt stehen die
Landwirte vor dem Problem der landwirtschaftlichen Abfälle. Diese kosten auch
Steuergelder – zwischen 55 EUR und 99 EUR je Tonne.
Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Abfälle zu Futtermitteln – diese Lösung wird von dem
von der EU geförderten Forschungsprojekt NOSHAN favorisiert – würde für die Landwirte
neue Möglichkeiten eröffnen und gleichzeitig die Abhängigkeit Europas von
Futtermittelimporten reduzieren. Hierdurch wiederum würden neue „grüne“ Arbeitsplätze
(Abfallsammlung, Abfallbehandlungsanlagen, Futtermittelherstellung) geschaffen. Das
Konzept wird vor allem in ländlichen Gebieten populär sein, in denen das Wachstum
geringer als in städtischen Gebieten und die Futtermittelindustrie ein wichtiger Motor für
die Wirtschaft ist.
„Weltweit geht ein Drittel der für den menschlichen Verzehr produzierten Nahrungsmittel
verloren oder wird weggeworfen – jährlich sind es 1,3 Mrd. Tonnen. Ein Großteil dieser
Abfälle fallen bei der Lebensmittelverarbeitung an,” erläutert die wissenschaftliche
Koordinatorin des Projekts NOSHAN, Montse Jorba vom Technologiezentrum LEITAT in
Spanien. „Obst und Gemüse werden am häufigsten verschwendet. Damit werden auch
bedeutende weitere Ressourcen verschwendet, u. a. Wasser, Boden, Energie, Arbeitskraft
und Kapital.“
Im Rahmen des Projekts NOSHAN sollen Nahrungsmittelabfälle – vor allem Obst, Gemüse
und Milchprodukte – kostengünstig und bei geringem Energieverbrauch zu Futtermitteln
verarbeitet werden.
Das Team – Forschungszentren, eine Universität und Unternehmen aus sechs EUMitgliedstaaten und der Türkei – nahm 2012 die Arbeit auf. Der Wert verschiedener Arten
von Abfällen wurde eingeschätzt, und es wurde eine Datenbank mit potenziellen
Futtermittelzutaten erstellt. Wenn das Projekt 2016 abgeschlossen ist, wird das Team
IP/14/1165
auch die besten Technologien für die Extraktion und Verwertung bei jeder Abfallart
ermittelt haben.
Durch NOSHAN wird der europäische Agrarsektor auch nachhaltiger werden können. Die
Nutzung von Bioabfällen als Ressource wird die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die
Umwelt verringern.
Die im Rahmen des Projekts entwickelten Prozesse können Agrarunternehmen helfen, die
in weggeworfenen Nahrungsmitteln enthaltenen Kalorien und die zur Herstellung dieser
Nahrungsmittel eingesetzte Energie zurückzugewinnen, und außerdem zu einem
erheblichen Rückgang des Wasserverbrauchs führen (auf Nahrungsmittelabfälle entfällt
mehr als ein Viertel des gesamten weltweiten Süßwasserverbrauchs). Da im Rahmen des
NOSHAN-Konzepts eine getrennte Produktion von Futtermitteln in geringerem Maße
erforderlich ist, könnte es zu einer Abschwächung des (derzeit immer intensiver
werdenden) Wettbewerbs zwischen der Lebensmittel- und der Futtermittelproduktion
beitragen. Dies ist wichtig, denn beide benötigen Land und Wasser.
NOSHAN
beschäftigt
sich
auch
mit
funktionalen
Futtermittelzutaten
aus
Nahrungsmittelabfällen, die auf spezifische Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet sind
(Gesundheitsförderung, Vorbeugung von Krankheiten). Forscher ermitteln derzeit z. B.,
welche funktionellen Fasern und Peptide (chemische Verbindungen) in Abfällen enthalten
sind. Diese sollen für die Entwicklung spezieller Futtermittel für Schweine und Geflügel
verwendet werden.
Die Sicherheit wird durch ein intensives Monitoring von den Rohabfällen bis zum
Endprodukt gewährleistet. Bei der Auswahl der Strategien und Produkte, die das NOSHANTeam vermarkten wird, werden letztendlich die Sicherheit sowie die technische und
wirtschaftliche Tragfähigkeit der geprüften Verfahren den Ausschlag geben.
„Die europäische Bio-Wirtschaft ist 2 Billionen EUR wert und schafft 22 Millionen
Arbeitsplätze. Aus diesem Grund wird sie ein Schwerpunkt von „Horizont 2020“ sein“, so
die EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, Máire GeogheganQuinn. „Projekte wie NOSHAN führen Forscher und Unternehmen zusammen, mit dem
Ziel, unsere Wirtschaft und unsere Lebensqualität auf nachhaltige Weise zu verbessern.“
Hintergrund
Das Projekt NOSHAN erhielt knapp 3 Mio. EUR an Fördermitteln aus dem Siebten
Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und technologische Entwicklung
(2007-2013). In seinem Rahmen arbeiten Forschungseinrichtungen, eine Universität,
Großunternehmen und KMU des Lebensmittelsektors aus Spanien, Belgien, Italien,
Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Türkei zusammen.
Am 1. Januar 2014 hat die Europäische Union unter der Bezeichnung „Horizont 2020“ ein
neues Förderprogramm für Forschung und Innovation auf den Weg gebracht. In den
nächsten
sieben
Jahren
werden
knapp
80 Mrd. EUR
in
Forschungsund
Innovationsprojekte investiert, die die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas
fördern und die Grenzen des menschlichen Wissens erweitern sollen. Die EU-Mittel für
Forschung sind hauptsächlich für die Verbesserung des täglichen Lebens in Bereichen wie
Gesundheit,
Umwelt,
Verkehr,
Nahrungsmittel
und
Energie
bestimmt.
Forschungspartnerschaften mit der pharmazeutischen Industrie, der Luft- und
Raumfahrtindustrie, der Automobil- und der Elektronikindustrie fördern auch
privatwirtschaftliche Investitionen in künftiges Wachstum und die Schaffung von
Arbeitsplätzen mit hohem Qualifikationsniveau. „Horizont 2020“ ist noch stärker darauf
ausgerichtet, aus herausragenden Ideen marktfähige Produkte, Verfahren und
Dienstleistungen zu machen.
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Weitere Informationen
NOSHAN: http://noshan.eu
Website zu „Horizont 2020“: http://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/
Kontakt für die Medien:
Michael Jennings (+32 229-63388), Twitter: @ECSpokesScience
Monika Wcislo (+32 229-86595)
Kontakt für die Öffentlichkeit: Europe Direct – telefonisch unter 00 800 6 7 8 9 10 11
oder per E-Mail
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