Inhalt der Vorlesung Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? I Grundlagen aus Mengenlehre und Logik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? II Von den ganzen Zahlen bis zu den reellen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? III Mittelungleichung, Babylonisches Verfahren und geometrische Reihe ?? IV Folgen und Grenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? V Reellwertige Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 VI Stetige Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? VII Differenzierbare Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? Reellwertige Funktionen V 29 Reellwertige Funktionen 1 Einleitung Bisher haben wir Folgen der Form (an ) kennengelernt. Diese können wir auch als eine Art Zurodnung betrachten, die jeder natürlichen Zahl n genau eine rationale (bzw. reelle) Zahl an zuordnet. Natürlich kann es passieren, dass zwei Folgenglieder gleich sind, also zwei verschiedenen natürlichen Zahlen n und m derselbe Wert an = am zugeordnet wird. Beispiel 1.1 Wir betrachten noch ein weiteres Beispiel: Eine Bakterienpopullation. Beispiel 1.2 Eine Bakterienpopulation verdoppelt sich pro Stunde. Sie habe zum Zeitpunkt t = 0 eine Größe von 106 Bakterien. Des Weiteren wachse die Population bei gleichem Zeitraum jeweils um den Faktor b. Wir erhalten also • 30 Reellwertige Funktionen • Für volle Stunden Abstände: • Für 1/2-stündliche Abstände • Für 20-Minuten Abstände Allgemein ergibt sich also: 31 Reellwertige Funktionen Analog erhält man für einen Vorgang, bei dem sich der Wert y bei Betrachtung gleicher Zeiträume jeweils um den gleichen Faktor verändert, dass die Abhängigkeit von der Zeit t beschrieben werden kann als y = (y(t)) = Kat für gewisse Konstanten K und a > 0. Wie berechnet man in diesem Fall den Zuwachsfaktor? y(t + ∆t) = by(t) = bKat y(t + ∆t) = Kat+∆t = aDeltat Kat und folglich gilt b = a∆t . Beispiele sind etwa die Zinsrechnung oder aber Zerfallsgesetze. Allgemein sehen wir also, dass das Abhängigkeitsgesetz meist nicht direkt gegeben ist, sondern oft erst aus empirische Daten hergeleitet werden muss. 2 Definition einer Funktion Wir kommen nun zur Definition einer Funktion. Definition 2.1 Sei D eine Menge und f eine Zuordnung, die jedem Element x ∈ D genau eine reelle Zahl f (x) ∈ R zuordnet. Dann nenne wir f eine reellwertige Funktion mit Definitionsbereich D und Zielbereich R und schreiben f : D −→ R mit x 7→ f (x) 32 Reellwertige Funktionen Die Variable x heißt Argument und f (x) der Funktionswert von f an der Stelle x. Wie bei den Folgen interessieren uns nun die Verhaltensweisen von Funktionen. Insbesondere wollen wir auf • eine graphische Darstellung • Berechnung der Funktionswerte f (x) • Berechnung der Nullstellen von f (das sind Argumente x, so dass f (x) = 0) • Steigungsverhalten (Wachstum) • Konvergenzverhalten (Grenzwerte) eingehen. Zunächst aber ein einführendes Beispiel - die Polynome. 3 Polynome Polynome gehören zu den einfachsten Funktionen, die Sie kennenlernen werden. Definition 3.1 Ein Polynom ist eine Funktion p : R → R der Form p(x) = a0 + a1 x + a2 x2 + · · · + an xn wobei n eine natürliche Zahl n ∈ N0 ist. Die reellen Zahlen a0 , · · · , an R heißen Koeffizienten von p. Ist an 6= 0, so heißt n := deg(p) der Grad von p und an der Leitkoeffizient von p. Zunächst ein paar Beispiele, die Sie bereits kennen. Polynome vom Grad kleiner gleich 1 kennen Sie als Geraden. Reellwertige Funktionen 33 Beispiel 3.2 Definition 3.3 • Polynome p(x) = a0 +a1 x+a2 x2 vom Grad 2 heißen quadratische Polynome • Polynome p(x) = a0 + a1 x + a2 x2 + a3 x3 vom Grad 3 heißen kubische Polynome • Polynome p(x) = a0 + a1 x + a2 x2 + a3 x3 + a4 x4 vom Grad 4 heißen quartische Polynome Gerade bei quadratischen Polynomen fällt Ihnen sicher sofort die bekannt pq-Formel zur Nullstellenberechnung ein. Nullstellen von Polynomen sind zum Beispiel bei Ihren Bankgeschäften wichtig ! Beispiel 3.4 34 Reellwertige Funktionen Definition 3.5 Ist f : D −→ R eine Funktion, so heißt ein x ∈ D mit f (x) = 0 Nullstelle von f . Wie berechnet man nun die Nullstellen von Polynomen? Konstante Polynome p(x) = a0 vom Grad 0 haben keine Nullstellen, es ei denn a0 = 0 und das Polynom ist das }bf Nullpolynom p : R −→ R mit x 7→ 0. Ist p(x) = a0 + a1 x ein Polynom vom Grad 1, so gilt offensichtlich p(x) = 0 genau dann, wenn x = − aa10 . Allgemein gibt es jedoch keine Formel für die Nullstellen eines Polynoms vom Grad ≥ 5. Für kleinere Grade existieren Formeln wie etwa die Formel von Cardano oder die pq-Formel, die man durch quadratische Ergänzung erhält.: • Ist a0 + a1 x + a2 x2 = 0 eine quadratische Gleichung mit a2 6= 0, so gilt p 2 x1,2 = − p2 + / − ( p2 )2 − q, wobei p = aa12 und q = aa20 , falls p4 − q ≥ 0 ist. Beweis: Betrachten wir jedoch Polynome über den komplexen Zahlen, so gilt der folgende Fundamentalsatz der Algebra Theorem 3.6 Jedes nicht konstante Polynome p hat eine Nullstele in den komplexen Zahlen. Wir werden später noch das Newtonverfahren zur Berechnung von reellen Nullstellen kennenlernen. Reellwertige Funktionen 4 35 Graphische Darstellung von Funktionen und Umkehrfunktion Funktionen f : D −→ R lassen sich graphisch in einem Schuabild darstellen durch einzeichnen der Punkte (x, f (x)) für x ∈ D. Definition 4.1 Ist f : D −→ R eine Funktion, so heißt G = G(f ) = {(x, f (x)) : x ∈ D} der Graph von f . Hier sind einige Beispiele: Wie Sie sehen kann es passieren, dass zwei x-Werten eventuell derselbe y − W ert zugeordnet wird (zum Beispiel ist p(2) = p(−2) für p(x) = x2 ). Ist dies nicht der Fall, so können wir den Graphen an der Winkelhalbierenden spiegeln und erhalten wieder eine Funktion, die sogenannte Umkehrfunktion von f . Funktionen, die obige 36 Reellwertige Funktionen Eigenschaft haben nennt man injektiv. Eine injektive Funktion erfüllt also, dass f (x1 ) 6= f (x2 ), falls x1 6= x2 gilt. Definition 4.2 (Umkehrfunktion) Ist f : D −→ R eine injektive Funktion, so existiert ihre Umkehrfunktion f −1 und ist definiert als f −1 : W (f ) −→ D mit y 7→ f −1 (y) := x falls f (x) = y Hierbei heißt W (f ) := {y ∈ R : es gibt ein x ∈ R mitf (x) = y} der Wertebereich von f . Beachten Sie, dass der Wertebereich natürlich auch für Funktionen definiert ist, die nicht injektiv sind. In diesem Fall existiert jedoch keine Umkehrfunktion. Beispiel 4.3 Reellwertige Funktionen 5 Das Hornerschema 6 Die Exponentialfunktion 7 Die Logarithmusfunktion 8 Trigonometrische Funktionen 37