Ernährungslehre-Klausur 13.12.2005 Calcium- Definition/Funktion: Calcium ist der mengenmäßig wichtigste Mineralstoff und zählt zu den Mengenelementen. Im menschlichen Skelett sind ca. 99% des Calciumbestandes in die organische Knochensubstanz eingelagert. Das Calcium verleiht den Knochen die Festigkeit. Das Knochengewebe ist für den Organismus gleichzeitig ein wichtiger Calciumspeicher. Bei Neugeborenen sind etwa 25-30g Calcium und bei Erwachsenen ungefähr 1 bis 1,5kg Calcium in Knochen und Zähnen eingelagert. Calcium ist außerdem unentbehrlicher Bestandteil aller Gewebe und Organe. Calcium beeinflusst die Permeabilität (Durchlässigkeit) der Zellmembranen, indem es den Transport von Wasser und anderen Substanzen durch die Zellmembranen erschwert. Calcium übt dadurch einen entzündungswidrigen und blutungshemmenden Einfluss aus. Calcium beeinflusst die Erregbarkeit der Nerven und Muskeln. Calcium wirkt auch auf die Herztätigkeit. Calcium bildet mit Gerinnungsfaktoren Komplexe, es ist so an der Blutgerinnung beteiligt. Calcium ist der hauptverantwortliche Mineralstoff bei der Muskelkontraktion. Bedarf: Der Mensch kann sich kurzfristig an sehr geringe Calcium-Mengen (unter 200mg) anpassen, doch sollte die Mindestzufuhr von 500mg/Tag langfristig nicht unterschritten werden. In Zeiten des Körperwachstums sollten größte Mengen an Calcium zugeführt werden um die maximale Skelettkalzifizierung zu sichern. Der Erhaltungsbedarf in höherem Lebensalter hingegen wird mit 1000 mg/Tag wieder niedriger angesetzt. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass eine optimale Calcium-Zufuhr zu allen Lebenszeiten, besonders aber bis zum 35. Lebensjahr, positiv in die Calcium-Bilanz eingeht und damit im Sinne einer Osteoporoseprävention wirkt. Besonders folgende Personengruppen benötigen eine ausreichende Calciumzufuhr: Säuglinge, Kinder und Jugendliche, da die Knochen zunächst noch weicher und biegsamer sind und aufgrund des Wachstums noch zusätzlich Calcium in die Knochen eingelagert werden muss. Schwangere, da der kindliche Organismus aufgebaut werden muss. Wird während der Schwangerschaft nicht genügend Calcium aufgenommen, so kann es beim Säugling zu rachitischen Veränderungen kommen. Stillende, da mit der Muttermilch Calcium abgegeben wird und zum Ausgleich der Verluste während der Schwangerschaft. 1L Muttermilch enthält 330mg Calcium. Ältere Menschen – besonders Frauen – sollten auf Calciumversorgung achten um einer Osteoporose vorzubeugen. eine ausreichende Speicherung im Körper: In Knochen und Zähnen befinden sind ungefähr 99 Prozent des im Körper enthaltenen Calciums. Der Rest befindet sich im Plasma. Resorption: Die Calciumresorption im Darmtrakt bzw. die Rückresorption in der Niere richtet sich nach dem jeweiligen Calciumbedarf/-bestand im Organismus. Säuglinge resorbieren bis zu 75% des Calciums, Erwachsene dagegen nur 20 bis 40%. Calcium gelangt mit dem Nahrungsbrei in den Dünndarm und wird durch die Darmwand ins Blut aufgenommen. Fördernde Faktoren der Calciumresorption: Vitamin D bewirkt die Bildung eines spezifischen Proteincarriers, der den aktiven Ca²+Transport durch die Darmwand ermöglicht. Bei Vitamin-D-Mangel ist der Calciumtransport also nur noch begrenzt möglich. Aminosäuren und Citronensäure bilden mit Calcium leicht lösliche Komplexsalze und fördern so die Resorption. Lactose beeinflusst die Darmflora und fördert so die Ausnutzung des Milchcalciums. Außerdem fördert viel Bewegung und Ascorbinsäure die Calciumresorption. Hemmende Faktoren der Calciumresorption: Oxalsäure bildet mit dem Calcium das nicht resorbierbare Calciumoxalat. (Oxalsäure ist u.a. in Schokolade, Spinat und Rhabarber enthalten.) Phytin, das in den Randschichten des Getreides vorkommt, bildet mit Calcium ein schwer resorbierbares Calciumsalz. Außerdem hemmen große Mengen gesättigte Fettsäuren die Calciumresorption. Große bzw. wenige Mengen an Proteinen, Natriumchlorid sowie Alkohol und Coffein hemmen zwar nicht die Calciumresorption, dennoch aber die Ausscheidung. Stoffwechsel: Der Calciumstoffwechsel wird durch zwei antagonistisch (d.h. entgegengesetzt bzw. als Gegenspieler wirkend) wirkende Hormone reguliert, sie sorgen für eine Konstanterhaltung des Blutcalciumspiegels. Steigt der Blutcalciumspiegel, so wird Thyreocalcitonin (Hormon der Schilddrüse) ausgeschüttet. Es bewirkt eine verstärkte Calciumeinlagerung in die Knochen und damit eine Senkung des Blutcalciumspiegels. Sinkt der Blutcalciumspiegel, wird Parathormon aus der Nebenschilddrüse ausgeschüttet, es bewirkt eine: Aktivierung von Vitamin D, dies fördert die Bildung eines Calcium bindenden Carrierproteins in der Darmschleimhaut und verstärkt so die Calciumresorption. Verstärkte Calciumfreisetzung aus den Knochen, die Calciumreserven in den Knochen können bis auf die Hälfte schrumpfen. Verstärkte Rückresorption und so eine verminderte Calciumausscheidung mit dem Harn. Gleichgewicht: Aufnahme: Mit dem Blut wird Calcium zu den Knochen transportiert und eingelagert. Der Calciumturnover sinkt mit zunehmendem Alter. Bei einem Kleinkind wird das Skelett innerhalb von ein bis zwei Jahren vollständig erneuert. Im Alter von 5 bis 15 Jahren verdichten sich die Knochen in zunehmendem Maße. Im Durchschnitt müssen in den ersten zwanzig Lebensjahren täglich 100 bis 150mg Calcium in die Knochen eingebaut werden. Die maximale Knochenmasse wird zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr erreicht. Ab dem 40. Lebensjahr überwiegt der Knochenabbau, es kommt zu einem Substanzverlust. Abgabe: Die Calciumausscheidung wird hormonell geregelt. Generell erfolgt ca. 40% der Calciumausscheidung mit dem Harn. Mit dem Schweiß können in extremen Situationen bis zu 20mg Calcium pro Stunde abgegeben werden. Körpereigene Synthese: Nicht Vorhanden. Lebensmittel: Das Vorkommen von Calcium ist im Wesentlichen auf Milch- und Milchprodukte sowie einige Gemüsesorten (wie z.B.: Broccoli, Fenchel, Grünkohl und Lauch), Kräuter (wie z.B.: Basilikum, Petersilie und Schnittlauch) und Nüsse (wie z.B.: Haselnüsse, Mandel und Sesamsamen) beschränkt. Muskelfleisch, Fisch, Obst oder Getreide sind dagegen calciumarm. Einflussfaktoren: Faktoren, die die Calciumversorgung beeinträchtigen: Unterernährung bzw. einseitige Ernährung, in der Milch und Milchprodukte fehlen. Vitamin-D-Mangel, fehlende Besonnung Phosphatüberschuss in der Nahrung Mangelerscheinungen: Hypocalcämie: Sinkt der Blutcalciumspiegel im Körper stark ab, so kommt es zunächst zu Krämpfen (Tetanie). Länger anhaltender Calcium- und/oder Vitamin-D-Mangel führt zu Knochenentkalkung. Bei Kindern nennt man diese Erkrankung Rachitis, bei Erwachsenen Osteomalazie. Osteoporose: Besonders bei Frauen nach der Menopause wird der Calcium- bzw. Knochenstoffwechsel durch den Rückgang der Östrogenproduktion beeinflusst, die Synthese von 1,25 Dihydroxycholecalciferol ist gestört. Calcium wird aus den Knochen freigesetzt, der Blutcalciumspiegel steigt, Parathormon wird vermindert ausgeschüttet. Die Calciumausscheidung ist erhöht. Durch Bewegungsmangel, eine verminderte Bildung von aktivem Vitamin D und eine erhöhte Phosphataufnahme wird das Osteoporoserisiko verstärkt. Überdosierung: Eine Hypercalcämie tritt nur unter extremen Ernährungsbedingungen auf. Hierbei steigt der Blutcalciumspiegel sehr stark an, es kommt zu krankhaften Calciumablagerungen in den Organen, z.B. Nierensteine. Calciumpräparate sollten also nicht ohne Rat des Arztes eingenommen werden.