Didaktisch-methodische Vorüberlegungen Begründung der Unterrichtsreihe Die Haltung und Pflege von Tieren macht einen Schwerpunkt in den Richtlinien für Biologie (Gymnasium, 6. Klasse) aus. Hierbei wird in einem Unterpunkt auch auf die Tierhaltung in zoologischen Gärten oder ähnlichen Einrichtungen eingegangen. Mit Hilfe dieser Unterrichtsreihe soll den SchülerInnen bewusst gemacht werden, dass die Haltung in Zoos immer auch einen Eingriff in die Lebensweise der Tiere darstellt und eine große Verantwortung gegenüber den Tieren erfordert. Um sich in dieses Thema einfinden zu können, müssen die SchülerInnen zunächst Kenntnisse über die Biologie, also sowohl die Physiologie als auch das Verhalten, der (afrikanischen) Tiere erhalten, damit später ein Vergleich möglich ist. Nachfolgend sollen sie sich im Haltungsbedingungen Rahmen der Tiere eines Zoobesuchs überzeugen selbstständig können. Den von den Abschluss der Unterrichtseinheit soll die Präsentation der gewonnenen Erkenntnisse (Vergleich der natürlichen Lebensbedingungen mit der Zootierhaltung) in Form von Plakaten bilden. Arbeitsmethoden der Unterrichtseinheit: 1. Beschaffen von Informationen über Lebewesen: - Arbeitsblatt: „Klima und Natur Afrikas“ - Zoobesuch - Internetrecherche - Lehrervortrag (Vor- und Nachteile der Zootierhaltung, Lebensraumzerstörung, Missbrauch der Tiere (Bärengalle), illegaler Handel, Wilderei, Nachzuchtprogramme) 2. Bedürfnisse der Tiere nennen und erkennen können (Zoobesuch) 3. Anwendung des erworbenen Wissens auf den konkreten Fall: - Ausfüllen des zuvor erstellten Beobachtungsbogens für die Tiere im Zoo - Ausfüllen der Steckbriefe - Umgang mit dem Computer (Einführung in PowerPoint, Microsoft Word, Internetrecherche) 4. Untersuchung einer Fragestellung / eines Problems, Argumente abwägen, gewissenhaftes und vorausschauendes Planen : - Zeitmanagement während des Zoobesuchs und in den Arbeitsphasen in der Klasse - Entwicklung von Kriterien für die Erarbeitung (Steckbrief erstellen) - Argumentative Bewertung der eigenen und der Ergebnisse anderer - Kritische Reflektion Umwelterziehung, ökologische Bildung Darstellung des Vorgehens Die Unterrichtseinheit „Afrikanische Tiere in freier Wildbahn und deren Haltung im Allwetterzoo Münster“ gliedert sich in 6 Schulstunden. Die Themen der einzelnen Stunden sind: 1. Einführung in das Thema mit Schülerbeiträgen 2. Gemeinsames Erarbeiten zum besseren Informationsgewinn während des Zoobesuchs 3. Zoobesuch (Allwetterzoo Münster) 4. Recherche 5. Plakaterstellung 6. Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse im Plenum 1. Einführung in das Thema mit Schülerbeiträgen Diese Stunde stellt den Einstieg in die neue Unterrichtseinheit dar. Damit die Transparenz des Themas für die SchülerInnen deutlich wird, beginnt die Stunde mit einer PowerPoint-Präsentation durch den Lehrer. Diese zeigt sowohl die thematischen Schwerpunkte, die Planung als auch das methodische Vorgehen während der Unterrichtsreihe auf. Außerdem dient sie dazu, die SchülerInnen mit einem vergleichsweise neuen Unterrichtsmedium vertraut zu machen. Danach folgt die Besprechung der in der Stunde zuvor ausgeteilten Arbeitsblätter zum Thema „Klima und Natur Afrikas“, die aus Gründen des Ergebnisvergleichs unter Verwendung der Tafel stattfindet. Mit Hilfe dieser Hausaufgabe konnten sich die SchülerInnen bereits mit der u. a. durch das Klima bedingten Vegetation Afrikas beschäftigen und Rückschlüsse auf die Unterrichtseinheit ziehen, so dass die Motivation – durch ihr in der ersten Stunde bereits vorhandenes Wissen – für die Beteiligung am Unterrichtsgespräch gegeben ist. Auch die zwei weiteren Phasen dieser Stunde werden in Form von Unterrichtsgesprächen durchgeführt. Der Grund dafür liegt zum einen in der Tatsache, dass es sich um die Einführungsstunde des Themas handelt und die Annäherung in das eventuell unbekannte Gebiet „Afrika“ gemeinsam und für alle Schüler einfach nachvollziehbar erfolgen soll. Zum anderen kommt es beim Sammeln von Verhaltensregeln und dem Erstellen der Merkzettel für den Zoobesuch weniger auf die vollständige Lösung der Fragestellungen, als vielmehr auf den Meinungsaustausch untereinander an – dieses wäre in einer Einzeloder Partnerarbeit nicht oder nur teilweise möglich. Der Lehrer sollte hierbei eine Art Moderatorrolle einnehmen, in dem er das Gespräch zwar in gewisser Weise lenkt, die SchülerInnen – insbesondere auch die schwächeren - jedoch auch durch seine gezielten „Einwürfe“ zu Beiträgen ermutigt. Ziel der Erarbeitungsphase 1 soll das Erlernen von Regeln des Zusammenlebens – am Beispiel des Verhaltens während des Zoobesuchs - sein, die sowohl die Rücksichtnahme gegenüber als auch die Verantwortung für andere/n umfasst. Die zweite Erarbeitungsphase zielt auf eine weitere Transparenz des Vorgehens – in diesem Fall während des Zoobesuchs (geplant für die 3. Phase der UE) – ab. Damit der Verlauf des Zoobesuchs und die Mitnahme der benötigten Materialien für die SchülerInnen besser ersichtlich ist, sollen die gesammelten Schülerbeiträge zunächst auf einer Folie festgehalten und anschließend zur Sicherung in das Biologieheft, die –mappe übertragen werden. 2. Gemeinsames Erarbeiten zum besseren Informationsgewinn während des Zoobesuchs Die zweite Stunde der geplanten Unterrichtseinheit ist zugleich die letzte Stunde vor dem Zoobesuch. Deshalb soll der Lehrer zu Beginn der Stunde den kommenden Zoobesuch noch einmal ansprechen und etwaige Fragen klären bzw. letzte Anweisungen für die Vorbereitung und die Durchführung geben. Da die beiden Erarbeitungsphasen während des Zoobesuchs in Vierergruppen durchgeführt werden, soll im Einstieg auch die Einteilung dieser Arbeitsgruppen erfolgen. Die SchülerInnen sollen sich dafür selbst in den Gruppen zusammenfinden und sich aus den vom Lehrer vorgestellten Tierpaaren ihr favorisiertes auswählen, damit sie lernen sich selbstständig zu organisieren und sich in einem Team abzusprechen. In der darauf folgenden Erarbeitungsphase soll die Arbeit während des Zoobesuchs und bei der Internetrecherche optimiert werden. Hierzu werden die Aussagen der SchülerInnen betreffend der Kriterien für die Erstellung von Steckbriefen der wildlebenden Tiere und die Beobachtungsbögen für die im Zoo gehaltenen Tiere auf einer Folie gesammelt. Auch in dieser Phase soll der Lehrer die Rolle eines Moderators einnehmen, der die individuellen Beiträge der SchülerInnen annimmt, sie aber auch der Diskussion überlässt und so die Meinungen aller SchülerInnen zulässt. Nach dieser Erarbeitungsphase erfolgt das selbstständige Umsetzen der zuvor erlernten Kriterien durch die SchülerInnen am Computer. Endprodukte dieser Phase sollen die von den SchülerInnen entworfenen Steckbriefe und Beobachtungsbögen sein, die anschließend vom Lehrer gesammelt und zur Sicherung der Ergebnisse für jede Gruppe kopiert werden. 3. Zoobesuch (Allwetterzoo Münster) In dieser Stunde steht der Besuch eines außerschulischen Lernorts „Allwetterzoo Münster“ an. Solche außerschulischen Lernorte bieten SchülerInnen die Möglichkeit, sich aktiv und selbst gesteuert einen Weg zu bestimmten Wissensinhalten zu verschaffen; sie fördern die intrinsische Motivation der SchülerInnen. Da für die eingehende Beschäftigung mit diesen interessanten, authentischen Sachverhalten ein ausreichendes Maß an Zeit zur Verfügung stehen muss, umfasst die Exkursion nach Münster insgesamt zwei Erarbeitungs- und zwei Sicherungs- /Auswertungsphasen. In der ersten Bearbeitungsphase, die insgesamt einen Zeitraum von 3 Stunden einnimmt, erkunden die SchülerInnen – in den festgelegten Gruppen - den Zoo mit Hilfe der Rallye. Hierdurch lernen sie nicht nur, sich eigenverantwortlich im Zoo zu bewegen und im Team zu arbeiten, sondern auch die ihnen zur Verfügung stehende Zeit so zu nutzen, dass alle Aufgaben der Rallye in einer angemessenen Weise bearbeitet werden können. Außerdem können sie dabei auch auf Einzelheiten zu achten, die ihnen bei einem normalen Zoobesuch unter Umständen nicht auffallen würden. Im Anschluss an diese relativ lange erste Phase folgt das Treffen an einem zuvor festgelegten Ort mit gemeinsamer Mittagspause. Die SchülerInnen haben dann die Möglichkeit, sich mit den anderen Gruppen über ihre Erlebnisse auszutauschen, was dem Klassengefühl förderlich ist. Allerdings können sie sich mit etwaigen Fragen auch an den Lehrer wenden. Der Lehrer sammelt während des zweiten Tagespunktes auch die Rallye-Zettel ein und kann diese in der nachfolgenden Phase korrigieren und bewerten. Währenddessen begeben sich die SchülerInnen zu den beiden Gehegen der von ihnen ausgewählten Tierarten und füllen hier die mitgebrachten Beobachtungsbögen aus. Die SchülerInnen erhalten dadurch die Möglichkeit, sich anhand der erfahrbaren Umwelt mit den in der Schule erarbeiteten Fragestellungen auseinander zu setzen bzw. das erlernte Wissen anzuwenden. Daneben können sich die SchülerInnen gegenseitig helfen und erkennen, dass das genaue Beobachten – als eine wichtige naturwissenschaftliche Methode – Geduld erfordert. Hiernach ist ein kurzer Lehrervortrag zum Thema „Zootiere“ angesetzt, der die Vor- und Nachteile der Haltung von Tieren sowie die Gefährdungen wildlebender Tiere beinhaltet und den SchülerInnen die Verantwortung der Menschen gegenüber Tieren verdeutlichen soll. Dabei besteht auch für die SchülerInnen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zur Haltung der Tiere im „Allwetterzoo Münster“ mitzuteilen. Zur Sicherung des Vortrages verteilt der Lehrer ein Infoblatt zum Thema (Broschürenmaterial des Zoos). Die freie Zeit während der Rückfahrt wird zur Preisvergabe für die Rallye genutzt. Den SchülerInnen ist es dadurch möglich, sich selbst, aber auch ihre Gruppen, im Vergleich zu den anderen SchülerInnen zu bewerten und ihre Leistung zu kontrollieren. Hierzu erfolgt auch die Besprechung der Rallye-Fragen, die darüber hinaus den schwächeren SchülerInnen die Gelegenheit gibt, die nicht bearbeiteten Fragen beantworten zu können. 4. Recherche Die Unterrichtsstunde nach dem Zoobesuch beginnt mit der Vergegenwärtigung bzw. der Besprechung des Zoobesuchs. Dazu erstellen die SchülerInnen mit Hilfe des Lehrers im Unterrichtsgespräch ein Mind Map. Die Einbindung des Lehrers, der allerdings erneut mehr Moderator sein soll und damit in die Anfertigung eines Mind Maps einführt, ergibt sich auch deshalb, weil die Erarbeitungsform eines solchen Mind Maps für die SchülerInnen vermutlich neu ist und sie nicht überfordert werden sollen. Des Weiteren dient das Mind Maps der Gedankenstrukturierung, dem Meinungsaustausch und der argumentativen Bewertung des Zoobesuchs. Anschließend begeben sich die SchülerInnen wieder in ihre Gruppen und fahren mit der in der zweiten Stunde begonnenen Arbeit am Computer fort. So recherchieren sie auf den vom Lehrer ausgewählten Internetseiten nach den Besonderheiten, dem Lebensraum und der Lebensweise sowie der Physiologie der beiden zu bearbeitenden Tiere. Die Informationen über das erste Tier tragen sie in den vorbereiteten Steckbriefzettel ein, der vom Lehrer eingesammelt und aus Gründen der Sicherung für alle SchülerInnen kopiert wird. Der Steckbrief des für das Plakat ausgewählten Tieres wird in den Wordentwurf eingetragen und erneut gespeichert. Die selbstständige Erarbeitungsphase mit Internetrecherche soll die SchülerInnen in ihrem Umgang mit dem Computer und dem Internet fördern. Heutzutage stellen Computerfähigkeiten nicht nur einen Vorteil, sondern vielmehr eine wichtige Voraussetzung am Arbeitsmarkt dar (vgl. http://ec.europa.eu/employment_social/social_agenda/pdf/social_agenda2_de.pdf, Stand: 18.01.07). Deshalb kann der Einsatz dieses neuen Mediums im Schulunterricht, der Raum zum selbstständigen Ausprobieren schaffen sollte, nur einen Gewinn für die weitere Methodenkompetenz der SchülerInnen darstellen. 5. Plakaterstellung Zu Beginn der fünften Stunde der Unterrichtseinheit werden die in der vorherigen Stunde angefertigten und kopierten Steckbriefe ausgeteilt, damit die Ergebnissicherung gewährleistet ist. Außerdem können sich die SchülerInnen hierdurch die Arbeit der letzten Stunde noch einmal vor Augen führen und sich für die kommende Erarbeitungsphase motivieren. Diese beginnt mit einem Lehrervortrag zur Erstellung von Plakaten im Programm Power Point. In diesem Vortrag wird ein Plakat exemplarisch vorgestellt, das nachfolgend – in veränderter Form (Schrift, Farbe, Hintergrund usw.) als „Folie“ für alle anderen Plakate dienen soll, damit die SchülerInnen bei ihren ersten „Schritten“ nicht überfordert werden. Die Arbeitschritte des Lehrers sollen den Schülern dabei über einen Beamer sichtbar gemacht werden. Die SchülerInnen konnten sich durch die Kooperation mit einem Informatiklehrer bereits über die Arbeitsweise mit Microsoft Word und dem Internet vertraut machen, wobei das Vorgehen in Power Point noch nicht besprochen wurde. Deshalb erscheint die eingehende Betrachtung dieses Programms als besonders wichtig. Diese Tatsache der vermutlichen „Unerfahrenheit“ der SchülerInnen führt auch dazu, dass der Lehrer den SchülerInnen in der nachfolgenden Erarbeitungsphase bei Fragen oder Problemen mit der Plakaterstellung zur Seite steht. Gleichzeitig sollen die stärkeren SchülerInnen die schwächeren unterstützen und die Gruppen das eigenständig das gelernte Wissen umsetzen. Die in Power Point erstellten Plakate werden gespeichert und vom Lehrer als Ergebnissicherung ausgedruckt. 6. Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse im Plenum Diese Stunde bildet den Abschluss der Unterrichtsreihe und soll auch deren kritischer Evaluation dienen. Am Anfang werden deshalb zunächst die in der vorherigen Stunde erstellten Plakate von den einzelnen Gruppen vor der Klasse vorgestellt. Dadurch lernen die SchülerInnen ihrer eigenen Ergebnisse mündlich vor einer relativ großen Zuhörerschaft vorzustellen und gewinnen dadurch an Selbstbewusstsein. Zugleich erfolgt dabei bei den Zuhörern jedoch auch eine Phase des Erkenntnisgewinns, da sie sich mit den anderen Tieren nicht auseinandergesetzt haben. SchülerInnen können also voneinander lernen. An diesen ersten Abschnitt schließt sich die Auswertung der Plakate durch die Zuhörerschaft an. Dabei soll es nicht um eine „unfaire“ Behandlung, sondern um die argumentative Begründung der Vor- und Nachteile u. a. der Präsentation der Ergebnisse auf dem Plakat und die Vorstellung dieser im Plenum gehen. Der Lehrer soll an dieser Stelle nur „Zuhörer“ sein und die Argumentationen der SchülerInnen begutachten; und nur wenn unbedingt nötig – beispielsweise bei Beleidigungen – eingreifen. Durch diese Intervention des Lehrers können auch weniger selbstbewusste SchülerInnen zu ihrer Meinung stehen, weil alle erkennen, dass „gute“ Diskussionen nicht ohne gegenseitigen Respekt auskommen können. Gleichzeitig lernen die SchülerInnen, in dem sie einmal nicht durch den Lehrer, sondern durch ihre MitschülerInnen bewertet werden, vielleicht besser als sonst, kritikfähig zu sein. Den Schluss der Stunde soll die Reflektion der gesamten Unterrichtsreihe bilden. Diese erfolgt erneut im wechselseitigen Meinungsaustausch im Plenum. Hierbei sollen jedoch nicht nur die SchülerInnen, sondern auch der Lehrer die Eindrücke von der gemeinsamen Arbeit schildern. Dadurch wird auch für den Lehrer ersichtlich, inwiefern die Unterrichtsreihe gelungen und in gleicher oder abgewandelter Form erneut zum Einsatz kommen kann.