Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, 1 die Bundesmitgliederversammlung hat den vorliegenden Text als Entwurf der 2 Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher beschlossen. Gleichzeitig 3 wurde beschlossen, diesen Entwurf ins Netz zu stellen, um eine breite Diskussion zu 4 ermöglichen. 5 Dieser Entwurf wird zur breiten Diskussion bis Ende September 2014 auf der 6 Webseite des DBSH (www.dbsh.de) gestellt. Interessierte haben die Möglichkeit 7 ihrer Meinung abzugeben. Die Projektgruppe befasst sich mit den Eingaben und legt 8 2015 dem Erweiterten Bundesvorstand des DBSH eine Endfassung zur endgültigen 9 Beschlussfassung vor. 10 Wir bitten Sie Veränderungsvorschläge bitte mit genauer Seiten- und Zeilenangabe 11 redaktionell ausformuliert an den Leiter des Projekts Friedrich Maus möglichst per 12 Email zu schicken ([email protected] ). 13 Wir freuen uns auf interessante Diskussionsbeiträge. 14 Mannheim, den 8. April 2014 15 Friedrich Maus 16 17 Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands Sprecher des Funktionsbereichs Fach- und Sozialpolitik 18 1 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf (beschlossen von der Bundesdelegiertenversammlung am 23. 3. 2014) 1 2 Vorwort 3 Nach den Schlüsselkompetenzen für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter legt der 4 Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e. V. (DBSH) hiermit die Schlüsselkompetenzen 5 für Erzieherinnen und Erzieher vor. Damit mischen wir uns ein in die Diskussion über die 6 Qualifikation der Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen, Kinderkrippen, 7 Kinder- und Jugendeinrichtungen, in Maßnahmen der Hilfen zur Erziehung und 8 Schulen. Die öffentliche Diskussion beschränkt sich leider vorwiegend auf die 9 frühkindlichen Erziehung. Es wird dabei übersehen, dass Erziehung, Bildung und 10 Betreuung in öffentlichen und privaten Einrichtungen nicht mit der Einschulung endet. 11 Unbestritten ist die Bedeutung der ersten Lebensjahre für die Entwicklung von 12 Kleinkindern. Jedoch scheint in der öffentlichen Diskussion im Vordergrund zu 13 stehen, Kinder möglichst früh schon auf das System Schule und dessen Form der 14 Wissensvermittlung und langfristig an der späteren berufliche Karriere auszurichten. 15 Dabei muss es doch gerade darum gehen, Kinder und Jugendliche bestmöglichst in 16 ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen und vorzubereiten auf ein 17 verantwortliches Leben als Erwachsene in einer sozialen und demokratischen 18 Gesellschaft. Dazu gehört die dem jeweiligen Alter angepasste Förderung der 19 individuellen Talente, Begabungen und Fähigkeiten ebenso wie die Einbeziehung 20 von unterschiedliche Erfahrungen Wissen. sowie die Stärkung des 21 Selbstbewusstseins, der Selbstbefähigung und Selbstwirksamkeit mit jeweils dem 2 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Alter gemäßen Methoden und Techniken. Erzieherinnen – als sozialpädagogische 2 Fachkräfte – haben die Aufgabe Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu 3 begleiten, , sie in ihrer Lebenswelt zu verstehen und fördernde und unterstützende 4 Beziehungen zu ihnen zu gestalten. Um Beziehungen befriedigend leben zu können,, 5 bedarf es einer ausgeprägten Kommunikationsfähigkeit, d. h. als sozial Handelnde 6 Kinder und Jugendliche1 helfend zu begleiten und zu einem Leben in Gemeinschaft 7 zu befähigen . 8 Erziehung in diesem Sinne findet in entsprechenden öffentlichen oder privaten 9 Einrichtungen wie z. B. in Kindertageseinrichtungen, Kinder- oder Jugendheimen, 10 Schulhorten oder anderen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe statt. Aufgrund 11 gesellschaftlicher Veränderungen und vor allem dem veränderten 12 Selbstverständnisses von Frauen, die sich sowohl als Mütter definieren als auch 13 andere Rollen in der Gesellschaft übernehmen, werden Erziehungsaufgaben 14 zunehmend auf öffentliche oder private Einrichtungen delegiert. Eltern erwarten von 15 öffentlichen oder privaten Einrichtungen, dass diese nicht nur Verwahranstalten sind, 16 sondern ihre Kinder kindgerecht betreut werden und kindgemäß gefördert und 17 entsprechend der persönlichen Werte der Sorgeberechtigten unterstützt werden. Sie 18 erwarten, dass ihre Kinder von hochqualifiziertem Fachpersonal betreut werden. 19 Tatsache ist, dass die Erziehungsziele und –inhalte immer wieder an 20 wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Entwicklungen angepasst 21 werden müssen. Allerdings muss sich die Profession Soziale Arbeit davor hüten, 22 alles was gerade als envogue gilt, kritiklos zu übernehmen. Die Professionalität zeigt 23 sich daran, dass sie Änderungsforderungen hinterfragt und wertet bevor sie diese 24 entsprechend an an die Moderne anpasst. Dazu ist es hilfreich zu erkennen welche 25 gesellschaftlichen Gruppen und aus welchen Gründen ihre Interessen in die 26 Diskussion einbringen. 27 In einer Zeit, in der starke Einflüsse der Ökonomie auf die Ziele , 28 Rahmenbedingungen und Arbeitsweise der Sozialprofessionellen Fachkräfte 1 Selbstwirksamkeit = die eigene Wirkung auf andere und die Erfahrung ich kann etwas mit und für andere bewegen. 3 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 feststellbar sind und sich die professionelle Arbeit mit einem stark verbreiteten 2 Menschenbild des „homo ökonomus“,, müssen die Fachkräfte, aber auch die Lehre 3 der Sozialen Arbeit aufmerksam werden. Sie müssen den Veränderungen in der 4 Sozialpädagogik entgegensteuern, dort wo wirtschaftliches Nützlichkeitsdenken 5 Priorität haben soll und Menschen nur noch als funktionierende Arbeitskraft und als 6 Konsumenten definiert werden. So ist in der beruflichen Praxis zu erleben, dass 7 eines der wesentlichen Fundamente nämlich die Entwicklung und Pflege von 8 Beziehung zunehmend der ökonomisch definierten Effizienz geopfert wird. 9 Beziehungsbildung ist ein wesentliches Mittel für gelingende Hilfe und Erziehung. 10 Erziehen, Gerade bei den Anforderungen an die Erziehungseinrichtungen gilt, dass 11 zwischen den Kindern und Jugendlichen, deren Eltern und den Erzieherinnen bzw. 12 Erziehern ein Vertrauensverhältnis entsteht. Dieses Vertrauensverhältnis zu 13 schaffen, setzt voraus, dass die Fachkräfte die für die jeweilige Beziehungsarbeit 14 notwendige Zeit und ausreichende Gestaltungsmöglichkeiten haben. 15 Die Antwort der Politik und der Profession auf Forderung nach Qualität der Erziehung 16 im öffentlichen Raum ist die Focusierung der Ausbildung auf „frühkindliche 17 Entwicklung“. Dabei wird übersehen, dass erzieherische Fachkräfte eben nicht nur 18 als Unterstützer der „frühkindlichen Entwicklung“ benötigt werden, sondern über die 19 Zeit der gesamten Kindheit und Jugend. Mit diesen Schlüsselkompetenzen soll den 20 gestiegenen Anforderungen an Erzieherinnen und Erziehern durch eine Aus- und 21 Fortbildung Rechnung getragen werden, mit der unabhängig vom Lernort 22 Kompetenzen auf Bachelor-Niveau erworben werden. Diese Ausbildung bietet die 23 Möglichkeit der Höherqualifizierung in verschiedenen Bereichen der 24 Sozialpädagogik. Eine solche systemisch angelegte Professionalisierung des 25 Berufszweiges muss einhergehen mit einer verbesserten Bezahlung, um die 26 Gewinnung von pädagogischem Nachwuchs sicher zu stellen. 27 Eine solche Grundqualifikation unabhängig vom Lernort mit ausreichender 28 Ausbildung in der Praxis ermöglicht im späteren Berufsleben den Zugang zu 29 unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Erst nach einer generalistischen Ausbildung kann 4 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Spezialwissen in Aufbaustudiengängen, zusätzlichen Fort- und Weiterbildung 2 Spezialwissen erworben werden. Dies trägt zur Attraktivität des Berufes bei und ist 3 wichtiger Anstoß zu lebenslangem Lernen. Letzteres ist mit das wichtigste 4 langfristige Lehr- und Lernziel in der Sozialpädagogik selbst. Wir wollen mit diesen 5 Schlüsselkompetenzen potentiellen Erzieherinnen und Erziehern eine Hilfe geben, zur Bewertung von 6 7 Curricula der Fachschulen und Eltern eine Hilfe geben, um die fachliche Qualität der jeweiligen Einrichtung 8 9 besser einschätzen zu können. 10 Schließlich ist dies auch ein Diskussionsbeitrag in der Diskussion der Profession 11 Soziale Arbeit und der Politik zum Thema Qualität des Personals in Einrichtungen 12 der Kinder- und Jugendhilfe. 13 A. Einführung in die Schlüsselkompetenzen 14 Diese Schlüsselkompetenzen schließen nahtlos an die Schlüsselkompetenzen für 15 SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen des DBSH an. Der Berufsverband hat 16 sich das Ziel gesetzt Schlüsselkompetenzen für die von ihm vertretenen 17 Berufsgruppen innerhalb der Sozialen Arbeit, das sind SozialarbeiterInnen, 18 SozialpädagogInnen, ErzieherInnen und Heilpädagogen zu formulieren. Bei der 19 Beschreibung folgen wir soweit möglich und sinnvoll der Gliederung der 20 Kompetenzen in den o. g. bereits veröffentlichten Schlüsselkompetenzen für Soziale 21 Arbeit2. 22 Ein Problem dieser Arbeit an den Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und 23 Erzieher ist die aktuelle Ausbildungs- und Qualitätsdiskussion in Deutschland. Das 24 Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII) enthält den Auftrag für Bildung, Erziehung von 25 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen3. Dies wird garantiert durch eine 26 generalistisch qualifizierende Ausbildung für den Einsatz in den sozialpädagogischen 2 3 vgl. Maus, Nodes, Röh, 2008 § 22 SGB VIII 5 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Arbeitsfeldern Kindertageseinrichtungen, Kinder- und Jugendarbeit, Hilfen zur 2 Erziehung und für sozialpädagogische Tätigkeiten in der Schule. Darüber hinaus 3 qualifiert sie für die pädagogische Arbeit mit Menschen mit besonderen 4 Bedürfnissen. Während die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in vielen 5 europäischen Ländern als Hochschulstudium erfolgt, wird in Deutschland in 6 Fachschulen ausgebildet. Daneben haben sich in den Hochschulen zahlreiche 7 Studiengänge unter den Dächern Sozialpädagogik und Pädagogik entwickelt. 8 Vorwiegend sind dies Studiengänge für „frühkindliche Entwicklung“. In der seit 9 Jahren geführten Diskussion wird von Fachleuten eine Anhebung der 10 Fachschulausbildung in Bachelor-Studiengänge gefordert. Verbunden ist diese 11 Diskussion vor allem mit dem Vorwurf die bisherige Ausbildung sei nicht mehr in der 12 Lage die notwendige Qualität in der Praxis zu gewährleisten. 13 Die Berücksichtigung der hohen Lernbereitschaft von Kindern in den ersten 5 14 Lebensjahren für zukünftige berufliche „Karrieren“ brachte den „Kindergarten“, der 15 eher auf Betreuen und Erziehen ausgerichtet war auf den Status „Kindertagesstätte“. 16 Diese hat neben dem Betreuen, dem Erziehen zunehmend Bildung zu vermitteln . 17 Dementsprechend hat sich die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern 18 verändert. 19 Wir halten die Fachschulausbildung für eine qualitativ gute grundständige 20 Ausbildung. Aus unserer Sicht ist es gerade für diese Berufstätigkeit als 21 Erzieherin/Erzieher wichtig, den Praxisbezug und das Erlernen von praktischen 22 Fähigkeiten in der Ausbildung beizubehalten. Dadurch kann auch verhindert, 23 zumindest erschwert werden, dass sich Kindertageseinrichtungen zu Vorschulen 24 entwickeln. Erzieherinnen/Erzieher sind sozialpädagogische Fachkräfte und die 25 Kindertageseinrichtungen müssen sozialpädagogische Einrichtungen bleiben, in der 26 Bildung integrierter Bestandteil einer ganzheitlichen, nicht defizitorientierten 27 Erziehung und Betreuung ist. 28 Der Einfluss der Ökonomie auf die Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe und hier 29 besonders auf die Kindertageseinrichtungen muss kritisch gesehen werden. Dabei 6 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 geht es sowohl um den direkten Einfluss auf die Festlegung von Zielen, als auch auf 2 die Definition von Effizienz von Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. 3 Die folgenden Schlüsselkompetenzen beschreiben die Kompetenzen für 4 Erzieherinnen und Erzieher nach Abschluss der Ausbildung. Wir haben bewusst den 5 Begriff „Schlüsselkompetenzen“ gewählt, wohl wissend, dass dieser Begriff in der 6 Pädagogik anders besetzt ist, und meinen damit die beruflichen Kernkompetenzen 7 für den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers, also das Wissen und Können von 8 Berufsanfängerinnen. Schlüsselkompetenzen deshalb, weil wir davon ausgehen, 9 dass Erzieherinnen und Erzieher damit berufsfähig sind und im Laufe ihres 10 Berufslebens diese weiter ausbauen, indem sie sich fort- oder weiterbilden und 11 Erfahrungswissen erwerben. 12 Wir gehen davon aus, dass diese beruflichen Schlüsselkompetenzen (siehe Abb. 1) 13 in einer generalistischen Ausbildung an Fachschulen erworben werden. 14 Spezialisierung und/oder Akademisierung kann danach erfolgen in entsprechenden 15 Studiengängen (z. B. Elementarpädagogik, frühkindliche Entwicklung) oder 16 berufsbegleitend durch entsprechenden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen (s. 17 Abb. 1). Wir beschreiben die Schlüsselkompetenzen Erziehung in einzelne 18 Kompetenzen aufgelistet, zum Ersten dem besseren Überblick und zum Zweiten der 19 Transparenz wegen. Die Schlüsselkompetenz en Erziehung sind nur in ihrer 20 Gesamtheit zu sehen und zwar nicht additiv als Summe einzelner Kompetenzen, 21 sondern als ein Komplex, wo die einzelnen Kompetenzen in der Alltagsarbeit 22 zusammenwirken und eben nicht isoliert nebeneinander stehen. 7 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 2 Wir berücksichtigen in dieser Kompetenzbeschreibung nicht die 3 Hochschulstudiengänge im Bereich Erziehung, weil diese (noch) nicht die 4 Regelausbildung für Erzieherinnen und Erzieher sind und zumindest mittelfristig nicht 5 werden. Es ist auch hier nicht der Ort über das Für und Wider einer Akademisierung 6 der Erzieherinnen-/Erzieherausbildung zu diskutieren. 7 8 B. Die Kompetenzen 9 1 Grundlagenkompetenzen 10 1.1 Definition: 11 Es werden Grundlagen benannt, auf denen die Schlüsselkompetenzen aufbauen. 12 Diese bilden das Fundament für die dann folgende Beschreibung der 13 Schlüsselkompetenzen. 8 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 2 Erzieherinnen und Erzieher brauchen ein Grundwissen über die Entwicklung von 3 Erziehung im Wandel der Geschichte bis zur Gegenwart. Wichtig ist die 4 Auseinandersetzung mit verschiedenen Erziehungsansätzen und der jeweils dahinter 5 stehenden Menschenbilder und Ziele. Weitere Inhalte sind dabei Ursachen von 6 Veränderungen wie z. B. Veränderungen der Lebensbedingungen (z. B. Aufhebung 7 traditioneller Familienbilder, Veränderung der Frauenrolle, Veränderung von 8 Arbeitsbedingungen (z. B. Industrialisierung,), soziale Bedingungen wie Armut, 9 Einführung von Kinderrechten, Entwicklung von Erziehungseinrichtungen, wie Erziehung im Wandel der Zeit, Bildung und Betreuung 10 Kindergärten, Waisenhäuser etc. und deren erzieherischen Qualitäten. 11 Integration bzw. mulitkulturelle Erziehung sind notwendig geworden durch unsere 12 immer komplexer werdende multikulturelle Gesellschaft. Die Grundgesetzforderung 13 einer Gleichbehandlung aller Bürger hat die Inklusionsidee in neuen und 14 veränderten Gesetzen festgelegt, die gemeinsame Bildung erfordert. Das verlangt 15 eine erweiterte noch individuellere Form der erzieherischen Arbeit. Neue 16 Schwerpunkte müssen gesetzt werden. Die starke Erweiterung der öffentlichen 17 Erziehung im Bereich der Kinderbetreuung unter drei Jahren stellte neue 18 Forderungen an ErzieherInnen und erweiterte Kenntnisse. Hierzu zählt u. a. die 19 Pflege. Grundkenntnisse in der Pflege sind teilweise aus den Ausbildungskonzepten 20 verschwunden. Sie sind jetzt aber einerseits durch den Pflegebedarf bei den unter 21 dreijährigen und bei einem Teil der behinderten Kinder wieder dringend erforderlich. 22 Hinzu kommt, dass durch intrakulturelle Veränderungen die Sauberkeitserziehung 23 sich bis in das vierte und fünfte Lebensjahr hinaus zieht. Kranke Kinder müssen 24 immer häufiger in den Einrichtungen versorgt werden, da immer weniger Eltern aus 25 beruflichen Gründen schnell und längerfristig ihre kranken Kinder nicht selbst 26 versorgen können 27 Berufsgeschichte 9 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Für die Entwicklung einer beruflichen Identität ist es wichtig, dass die Fachkräfte die 2 Geschichte ihres Berufsstandes kennen. 3 4 Gerade weil wir heute erleben, dass Kinder aus bildungsfernen Haushalten nach wie 5 vor in vielen Lebensbereichen u. a. in der Bildung benachteiligt sind, müssen 6 Erzieherinnen und Erzieher ein fundiertes Wissen über Entstehung von Armut und 7 den Zusammenhängen mit ökonomischen Faktoren haben. Sie müssen die 8 Auswirkungen von Armut und Ausgrenzung vor allem in bezug auf 9 Familienstrukturen, -regeln und das allgemeine Verhalten kennen und Armut und Reichtum 10 berücksichtigen. Von großer Bedeutung ist es, dass die Fachkräfte über die 11 unterschiedlichen und spezifischen Kommunikationsformen und –inhalte innerhalb 12 der „Schichten“ in unserer Gesellschaft Bescheid wissen, damit sie in ihrem 13 Berufsalltag weitere Ausgrenzung verhindern und Inklusion ermöglichen. 14 15 Professionelle Erziehung findet i. d. R. in öffentlichen oder privaten Institutionen statt 16 und ist grundsätzlich dem Schutz des Kindeswohls verpflichtet. Fachkräfte sind 17 Mitarbeitende in Organisationen entweder staatlichen, kirchlichen, privaten oder der 18 freien Wohlfahrtspflege. Sie stehen in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis, deren 19 rechtliche Grundlage ein Vertrag ist. Deswegen ist es notwendig, dass sie über 20 Grundlagen von Organisationen Bescheid wissen und ihre Rolle als 21 Arbeitnehmerin/Arbeitnehmer kennen. Dazu sollen sie über die Möglichkeiten von 22 gewerkschaftlichen oder/und berufständischen Organisationen informiert sein und 23 die Möglichkeit erhalten sich mit diesen Organisationen auseinanderzusetzen. 24 25 Erziehung in öffentlichen und privaten Einrichtungen ist immer auch abhängig von Handeln in Organisationen Handeln in Politik und Verwaltung 10 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 politischen und verwaltungsrechtlichen Entscheidungen. Deshalb müssen 2 Erzieherinnen und Erzieher wissen, wie politische Prozesse in Gemeinden oder auf 3 staatlicher Ebene verlaufen und wie sie Einfluss nehmen können. Sie sollten sich 4 bewußt für eine demokratische Teilhabe an der Gesellschaft einsetzen und dies auch 5 den Kindern und Jugendlichen ihrem Alter entsprechend und situationsbezogen 6 ermöglichen. 7 8 „Ausgehend von der wachsenden Akzeptanz und Notwendigkeit von Einwanderung 9 und der damit enstehenden kulturellen Vielfalt gewinnt die „interkulturelle Öffnung“ Handeln mit Unterschiedlichkeit und Vielfalt (Inklusion und Diversiviät) 10 der Gesellschaft insgesamt an Bedeutung. (...) Interkulturalität beschreibt 11 Unterschiedlichkeiten zwischen Individuen, die sich aus der Zugehörigkeit zu 12 verschiedenen Kulturen/Gruppen ergeben. In der Praxis der interkulturellen Arbeit 13 geht es um Fragen, Probleme u. U. Dilemmata und wie diese gelöst bzw. vermieden 14 werden können. „ 4 Gerade in der Erziehungsarbeit ist die Entwicklung einer 15 interkulturellen Kompetenz wichtig. Daher gilt es interkulturelle Situationen und 16 Zusammenhänge wahrzunehmen und die damit verbundenen möglichen 17 Problemstellungen und Chancen zu begreifen. Dabei sollen Erzieherinnen/Erzieher 18 das eigene Bezugs- und Wertesystem kennen und ihre Einstellungen, Verhalten und 19 Handeln reflektieren können, um das Ergebnis wirksam werden zu lassen. Das 20 Bezugs- und Wertesystem der betreuten Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien 21 ist ebenfalls iErziehungsprozess zu berücksichtigen. Sie sollen in der Lage sein 22 interkulturellen Austausch zu initiieren und Diskriminierungen entgegen zu steuern, 23 Sensibilität für und in interkulturellen Lernprozessen bei anderen zu fördern und zu 24 entwickeln5, Konflikte wahrnehmen und Unterstützung bei Lösungen zu bieten 25 (vergl. Maus, Nodes, Röh 2003, S. 30). 26 4 5 Professionelle Haltung Maus, Nodes, Röh, 2003, S. 30 ebda. 11 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Erzieherinnen und Erzieher müssen ein professionelles Bewußtsein entwickeln. 2 Dazu benötigen Sie neben den im folgenden genannten Kompetenzen auch die 3 Entwicklung eines professionellen Habitus. Wichtig ist die Möglichkeit der 4 Auseinandersetzung mit der Rolle als Profis in der Ausbildung. 5 Erzieherische Fachkräfte sind im Team mit Kolleginnen und Kollegen tätig, mit 6 anderen Fachkräften der Sozialen Arbeit und anderen Professionen tätig. Deswegen 7 müssen Sie lernen im Team zu arbeiten. Sie müssen wissen, was Fachkräfte 8 anderer Professionen können und wie Zusammenarbeit in multiprofessionellen 9 Teams gestaltet werden kann. 10 Zur professionellen Haltung gehört zwingend dazu, dass die Fachkräfte in der Lage 11 sind jede Form der Ausgrenzung zu erkennen, soweit dies möglich, Ausgrenzung zu 12 verhindern und präventiv Ausgrenzung verhindern. . 13 Wesentlich ist das grundlegende ethische Werte wie Beachtung der 14 Menschenwürde, Achtung der Menschenrechte, Demokratie, Teilhabe, Soziale 15 Gerechtigkeit (s. berufsethische Kompetenz) persönliche Haltung der Fachkräfte sind 16 und sie diese in der alltäglichen Arbeit nicht nur beachten, sondern in dem 17 Erziehungs- und Bildungsprozess den Anvertrauten nahe bringen. 18 19 Erzieherinnen/Erzieher müssen die Grundlagen von Qualitätsentwicklung und 20 -management kennen, weil diese zunehmend eine weitaus stärkere Rolle bei der 21 Bewertung von Gestaltung erzieherischer Leistungen spielen werden (vergl. Maus, 22 Nodes, Röh, 2003, S. 34).Bei der Betrachtung der Qualität spielen die 23 unterschiedlichsten Sichtweisen eine Rolle. Die unterschiedlichen Bewertungen von 24 Organisation, Hygienestandards, Sicherheitsstandards, Dokumentation, 25 Öffentlichkeitsarbeit u.v.m. können bestimmend sein für Qualitätsstandards. 26 Für Praktiker in der Sozialen Arbeit und in der Sozialpädagogik liegt das Augenmerk 27 bei der Beurteilung von Qualität aber in erster Linie auf der Qualität der Qualität und Qualitätsentwicklung 12 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 pädagogischen speziell der sozialpädagogischen Arbeit, die sich neben den 2 Aufgaben der Bildung auch den Aufgaben der Erziehung und Begleitung stellt. Ihre 3 persönlichen Haltungen der Wertschätzung, der Unterstützung und 4 Ressourcenorientierung müssen ergänzt werden mit, guten materiellen, 5 organisatorischen und „menschenfreundlichen“ Rahmenbedingungen. Diese alleine 6 garantieren allerdings nicht unbedingt eine gute pädagogische Arbeit. Es braucht 7 eine gute Ausgewogenheit und eine stetige Möglichkeit der Reflektion von 8 Zielorientierung und Zielkorrektur zwischen Träger und Einrichtungen. 9 Qualitätsanforderungen ändern sich auch im Rahmen der gesellschaftlichen 10 Veränderungen. Hier schreibt die Sozialpädagogik (in der BRD) aber mit ihren 11 ethischen Anforderungen der grundsätzlichen Wertschätzung, Alltagsorientierung, 12 der demokratischen Teilhabe und der Ressourcenorientierung grundlegende 13 Qualitätskriterien fest (s. a. Berliner Erklärung des DBSH) 14 1.2 Kennzeichen 15 Erzieherinnen und Erzieher sind in der Lage 6 16 Interkulturelle Situationen und Zusammenhänge wahrzunehmen 17 das eigene Bezugs- und Wertesystem sehen und ihre Einstellungen, Verhalten 18 und Handeln gegenüber anderen Kulturen und den unterschiedlichen 19 Herkunftsgruppen reflektieren zu können. 20 Das „spezielle Sein“ aufgrund geistiger oder körperlicher Einschränkungen, 21 sozialer Herkunft, kultureller, sprachlicher und ethnischer Herkunft, sexueller 22 Orientierung, politischer oder religiöser Überzeugung zu verstehen, zu 23 akzeptieren und damit wertschätzend umzugehen. 24 25 26 Ihr fachliches Handeln so zu gestalten, dass Unterschiedlichkeit als produktive Erweiterung im Umgang miteinander erfahren werden kann. 6 Benachteiligung aufgrund von Armut zu erkennen und entsprechende (ebda 2003, S. 36) 13 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 2 professionelle Mittel zur Förderung einzusetzen zu können. 3 4 ihre Berufsgeschichte und die Möglichkeiten der berufsständischen oder/und gewerkschaftlichen Organisation zu berücksichtigen. 5 ihr erzieherisches Verhalten in ein wissenschaftlich fundiertes Pädagogikkonzept einzuordnen. 6 zu einem wertschätzenden kollegialen und fachlichen Austauschs im Team. 7 politische Prozesse und Möglichkeiten politischer Einflussnahmen zu erkennen. 8 bei der Qualitätsentwicklung in der jeweiligen Einrichtung mitwirkenzuwirken.. 9 1.3 Ausbildungsinhalte: 10 Entwicklung der öffentlichen professionellen Erziehung (Geschichte) 11 Verschiedene pädagogische Konzepte, ihre Ziele und Menschenbilder 12 (Geschichte und Gegenwart) 13 Haltung zu den anvertrauten Kindern und Jugendlichen 14 Ursachen von Veränderungen in der öffentlichen Erziehung 15 Berufsgeschichte 16 Entstehung von Armut – Zusammenhänge mit ökonomischen Entwicklungen 17 und Konzepten 18 Auswirkungen von Armut auf betroffene Familien, Kinder und Jugendliche 19 Inklusion und Ausgrenzung 20 Aufbau von öffentlichen Organisationen und freier Träger 21 Rechte und Pflichten als ArbeitnehmerIn in Organisationen 22 Grundlagen von Arbeits- bzw. Dienstverträgen 23 Gewerkschaftliche und berufsständische Organisationen 24 Wie funktioniert Politik in Kommunen, Ländern und Bund? 25 Mitwirkungs- und Einflussmöglichkeiten auf Politik 14 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf Interkulturelle Kompetenz – Wissen um Unterschiede, die sich aus der 1 2 Zugehörigkeit unterschiedlicher Kulturen ergeben. Bearbeiten und Lösen von 3 kulturellen Konflikten. 4 2 Strategische Kompetenz 5 2.1 Definition 6 Vielleicht ist es ungewohnt in der Erziehung7 von „Strategie“ zu reden. Jedoch halten 7 wir diese Schlüsselkompetenz als eine für die drei Fachbereiche 8 Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Erziehung und Heilpädagogik wesentliche Kompetenz. 9 Unter strategischer Kompetenz verstehen wir die Fähigkeit, überlegt, geplant und auf 10 klare Ziele bzw. Wirkungen hin zu handeln unter Einbeziehung professionellem 11 sozialpädagogischen Wissens, der Ressourcen der Kinder und Jugendlichen und 12 deren Erziehungsberechtigten. „Strategisches Handeln meint auch das 13 systematische und gezielte Handeln unter Berücksichtigung der vorhandenen Rechte 14 und Strukturen als MitarbeiterIn einer Organisation. Strategisches Handeln (...) 15 umfasst drei Faktoren: Wirken, Verfahren und das strategische Moment. Das Wirken 16 meint die bewusste Einflussnahme auf wechselseitige Bezüge zwischen Menschen, 17 Organisationen und Institutionen. Das Verfahren steht für das bewusste Formen der 18 Bezüge zwischen Menschen, Organisationen und Institutionen. Das strategische 19 Moment meint das bewusste und verbindliche Verankern der Auftragserledigung 20 unter Berücksichtigung der beiden Faktoren Wirken und Verfahren“. 8 21 Dazu gehören in der Erziehung soziale Situationen und/oder 22 Kommunikationsprozesse im Arbeitsfeld analysieren und bewerten zu können und 23 entsprechend dann erzieherische Ziele zu benennen und notwendige Schritte zur 24 Erreichung der Ziele zu planen. Sie müssen dabei in der Lage sein bei Wenn wir im weiteren Text von „Erziehung“ schreiben, meinen wir „Erziehen, Bilden und Betreuen“ als Gesamtheit. Dort wo es im Verlauf der weiteren Beschreibung geboten ist, verwenden wir die einzelnen Begriffe. 8 H. Gosejacob-Rolf, zitiert in Maus, Nodes, Röh 2003, S. 44/45 7 15 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Problemsituationen zu erkennen, dass es mehrere Ursachen geben kann 2 (multikomplexe Problemlagen) und individuell unterschiedliche Lösungsansätze 3 benötigt werden. Dies gilt sowohl für Problemursachen aus der Lebenswelt der 4 Kinder und Jugendlichen, also familiäre soziale und kulturelle Bedingungen, als auch 5 gesellschaftliche und individuelle. 6 Für die Bereiche der Erziehungsdienste muss hier aber auch auf die sehr große 7 Störungsanfälligkeit in der praktischen Arbeit aufmerksam gemacht werden, was die 8 Planung und Zielsetzung sehr beeinflussen und bis hin zum Scheitern bringen kann. 9 Hier bedeutet Strategie Zielkorrektur, Neubeginn und -planung. „Der pädagogische 10 Berufsalltag zeichnet sich in hohem Maße durch wechselnde, neue, 11 unvorhersehbare, nicht planbare Herausforderungen aus.“ 9 12 Um strategisch arbeiten zu können, müssen Erzieherinnen und Erzieher in der Lage 13 sein, (Theorie-)Wissen und Praxis miteinander verknüpfen zu können und eine 14 professionelle Überzeugungshaltung entwickeln. 15 Sozialpädagogische Fachkräfte müssen in besonderem Maße Hindernisse 16 überwinden, wenn sie psychosoziale Entwicklungserfolge kommunizieren wollen 17 und benötigen hierzu Überzeugungskraft. 18 Im Weiteren verweisen wir auf die bereits beschriebene Definition der „Strategischen 19 Kompetenz“ in der Beschreibung der Schlüsselkompetenzen für Sozialarbeit aus 20 dem Jahr 200310 21 2.2 Kennzeichen 22 Erzieherinnen/Erzieher müssen in der Lage sein 23 Bezogen auf ihre spezielle sozialpädagogische Aufgabe und zielgerichtet auf der 24 Grundlage ihres Fachwissens und –könnens zu arbeiten und die Arbeit für Dritte 25 nachvollziehbar gestalten zu können. 9 (Kompetenzorientiertes Qualitätsprofil für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erzieher an Fachhochschulen/Fachakademien. Beschluß der Kultusministerkonferenz vom 1. 12. 2011) 10 vgl. Maus, Nodes, Roeh 2003 16 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 2 Erfolgsorientiert zu arbeiten. Sie messen ihr berufliches Handeln an Kriterien, die sich aus entwicklungs- und sozialpsychologischen Erkenntnisssen ableiten. 3 Ihre Arbeit zu dokumentieren. 4 Ihr theoretisches Wissen und Handlungswissen aus den verschiedenen (i. F. 5 beschriebenen) Schlüsselkompetenzen für die ihnen anvertrauten Kinder und 6 Jugendlichen und deren Erziehungsberechtigten verfügbar zu machen(halten) 7 und zu erweitern. 8 9 Das, was sie beruflich tun, Außenstehenden verständlich vermitteln und professionelle Standpunke zu vertreten 10 Erziehungs- und Bildungspartnerschaften organisieren und gestalten 11 Professionelle Netzwerke mit organisieren und Übergänge gestalten 12 2.3 Ausbildungsinhalte 13 Eigenständige praxisbezogene Konzeptentwicklung im Team 14 Qualifizierte Suche nach Unterstützung durch Moderation oder Supervision 15 Gezielt und strukturiert allgemeine pädagogische Ziele für die Anvertrauten 16 bestimmen und mögliche Interventionen, pädagogische Maßnahmen aufgrund 17 differenzierter Beobachtungsergebnisse festlegen und durchführen.(ich meine 18 hier allgemein nützliche oder notwendig gewordene Dinge für die Einrichtung 19 erreichen bzw. den Einrichtungsalltag neu zu organisieren. Ingrid) 20 Strukturierte Reflektionsmethoden der Arbeitsorganisation und der 21 Arbeitsbedingungen 22 Vermittlung von Methoden kollegialer Beratung und Fallbesprechung 23 Problempunkte und Ressourcen von Team und Institution erkennen, bewerten 24 und entsprechende Maßnahmen zur Behebung der Probleme bzw. zur 25 Förderung der Ressourcen entwickeln.bzw. anstoßen 17 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Dokumentationsinstrumente und –hilfen 2 Die sozialpädagogische Arbeit, das heißt die Erziehung, die Bildung, 3 Betreuung und die Pflegemaßnahmen den sorgeberechtigten Angehörigen 4 verständlich darzulegen. Die Entwicklungsfortschritte der Betreuten benennen und als Erfolge klar zu 5 6 deuten und zu vertreten Präsentationmethoden, um die professionelle sozialpädagogische Arbeit und 7 8 die Arbeitsinhalte mit dem und im Team nach außen zu vertreten. Übergänge zu anderen Maßnahmen oder Einrichtungen gestalten. 9 10 3 Methodenkompetenz 11 3.1 Definition 12 Methodenkompetenz meint in diesem Zusammenhang „ die Fähigkeit, planmäßig 13 und reflektiert handeln zu können sowie Verfahren bzw. Vorgehensweisen der 14 Sozialen Arbeit zu kennen, zuordnen und anwenden zu können.“11 In der 15 professionellen Erziehung ist es wichtig, dass die Fachkräfte im Bezug auf den 16 Bildungsauftrag über didaktisches Wissen und Können verfügen, um Kindern und 17 Jugendlichen sowohl beim schulischen als auch außerschulischen Lernen zu helfen 18 und den kindlichen „Forscherdrang“ altersgemäß unterstützen zu können. Dazu 19 gehört das Beherrschen von Techniken der Wissensvermittlung genauso, wie 20 Methoden zur Lernmotivation für die jeweiligen Altersstufen von der frühen Kindheit 21 bis in die Jugendzeit. Wichtig ist auch das Wissen und die Handlungskompetenz für 22 den Einsatz von unterschiedlichen Medien im pädagogischen Kontext. Von 23 Erzieherinnen und Erziehern wird erwartet, dass sie in der Lage sind 24 Bildungseinheiten zu konzipieren und mit den Kindern und Jugendlichen 11 ebda. S. 50 18 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 durchzuführen. Sie müssen in der Lage sein entsprechendes Lehrmaterial zu nutzen, 2 die richtige Auswahl zu treffen und selbst erstellen zu können. 3 Aus den Methoden für Soziale Arbeit ist neben der Arbeit mit Einzelnen vor allem die 4 Arbeit in Gruppen für den Bereich Erziehung wichtig. Gerade für das „Soziale 5 Lernen“ von Kindern und Jugendlichen sind grundlegendes Wissen und 6 Handlungskompetenzen in der Gruppenpädagogik, Gruppenpsychologie und 7 Gruppendynamik für Fachkräften bedeutend. 8 Für die Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten sind Grundkenntnisse in der 9 Gesprächsführung Voraussetzung. 12 10 3.2 Kennzeichen 11 Erzieherinnen/Erzieher sind in der Lage 12 Kindgerechte Bildungseinheiten zu konzipieren und durchzuführen 13 Altersgerechte didaktisches Material zu erarbeiten, auszuwählen und 14 anzuwenden 15 In und mit Gruppen zu arbeiten, dazu gehören dass sie Gruppenprozesse und 16 soziale Rollen in der Gruppe definieren können, Gruppenkonflikte erkennen 17 und entsprechende Lösungsmöglichkeiten entwickeln, den Kindern oder 18 Jugendlichen helfen in Gruppen zu agieren und Konflikte zu lösen. Unterschiedliche Medien im Rahmen ihrer Tätigkeit zu nutzen und Kinder und 19 20 Jugendliche beim Gebrauch von elektronischen Medien unterstützen. 21 Entsprechende didaktische Elemente zur Förderung von schulischen 22 Leistungen zu nutzen. 12 (vgl. Sozialprofessionelle Beratung in Maus, Nodes, Röh, 2003) 19 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 mit Sorgeberechtigten über ihre Arbeit mit dem Kind und dem 2 Entwicklungsstand des Kindes zu sprechen und die Notwendigkeit bestimmter 3 pädagogischer Maßnahmen zu begründen. 4 3.3 Ausbildungsinhalte 5 Grundkenntnisse in der Arbeit mit Gruppen (verschiedene Altersstufen) 6 Vertiefte Kenntnisse über Techniken/Methoden in der Arbeit mit Kindern 7 8 und Jugendlichen 9 Bedeutung der Medien für Kinder und Jugendlichen, Umgang mit verschiedenen Medien 10 Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Medien und 11 Aufklärung über Grenzen und Gefahren 12 Förderung des kreativen Umgangs mit Medien 13 Einsatz von Medien im erzieherischen Alltag (Medienpädagogik) 14 Didaktische Materialien in der Kinder- und Jugendpädagogik 15 Vermittlung von Qualitätskriterien für Spielmaterialien 16 Grundfertigkeiten in handwerklichem und künstlerischem Gestalten 17 Kenntnisse über Materialien und sicherem Umgang mit künstlerischen und 18 19 handwerklichen Techniken 20 21 elementaren Musizierens 22 23 Grundkenntnisse und -fertigkeiten der Elementarmusik und des Gesprächsführung in Informations- und Beratungsgesprächen mit Sorgeberechtigten Grundkenntnisse in Sprachförderung, Umgang mit altersentsprechender 24 Literatur, altersentsprechenden Gesprächen und Moderation von 25 Gesprächskreisen 20 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Grundkenntnisse in Bewegungsförderung 2 Grundkenntnisse in Modifikations- und Kreativitätsmethoden 3 4 Kommunikative und personale Kompetenz 4 4.1 Einführung 5 Erziehung ist immer auch ein kommunikativer Prozess. Dazu bringen die Fachkräfte 6 ihre Persönlichkeit ein. Weltanschauung, soziale Herkunft, 7 Sozialisationserfahrungen, Bewältigungsstrategien für Konflikte und die eigene 8 Lebenslage sind u. a. Faktoren, die Einfluss auf den Erziehungsprozess haben. 9 „Ihren Einfluss auszublenden, (...), widerspricht dem Grundsatz der Subjektivität und 10 Singularität menschlicher Handlung bzw. der Unmöglichkeit einer wirklichen 11 Objektivität. Scheinbar objektives Handeln, wie es für naturwissenschaftliche 12 Forschung lange Zeit als das wahre Handeln galt, ist – so ist man sich zumindest in 13 den Sozialwissenschaften u. a. durch die Beiträge zum Konstruktivismus, sowie der 14 Kommunikationstheorie mittlerweile sicher – nicht möglich. „ 13 In der Erziehung wird 15 die Persönlichkeit der Erzieherin/des Erziehers besonders bedeutsam. Ihre 16 personale Authentizität als Mitmensch bestimmt ihre Qualität als Erzieherin/Erzieher 17 (vgl. Maus, Nodes, Röh, 2003, S. 78) 18 19 4.2 Definition 20 Grundform durch theoretisches Wissen, praktische Handlungserfahrungen, 21 Lebenserfahrungen und der professionellen Reflexionskompetenz zu einer speziellen 22 fachlichen Qualität führen. 23 Kommunikative Kompetenz beschreibt die Beherrschung und Beachtung der mit 24 nonverbaler, verbaler und symbolischer Kommunikation einhergehenden Regeln, 25 Strukturen und Prozessen. Darunter soll die Diskurs- und Diskussionsfähigkeit im Den Unterschied zwischen Fachkräften und Nichtfachkräften macht aus, dass diese 13 ebda. S. 77 ff. 21 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 fachlichen Zusammehang und in Respekt und Achtung der Kinder- und Jugendlichen 2 und deren Erziehungsberechtigten und ihrer Autonomie der Lebenspraxen 3 verstanden werden14. 4 Dazu gehören Die Fähigkeit, soziale Beziehung leben und beziehungsstiftend wirken zu 5 6 können. Die Formulierung eigener Wüsche und Ziele in Bezug auf den jeweiligen 7 8 Erziehungsprozess. Kenntnis der Grundlagen und Prinzipien aus der Kommunikationstheorie 9 Die Fähigkeit zur systematischen, theoriegeleiteten und methodisch 10 11 vielfältigen, kind- bzw. jugendgerechten Gesprächsführung sowohl mit 12 einzelnen als auch mit Gruppen. Die Fähigkeit zum konstruktiven Streiten, d. h. die Fähigkeit zur Formulierung 13 14 von positiver und negativer Kritik sowie von Verbessungsvorschlägen. 15 Personale Kompetenz ist die Fähigkeit der Arbeit mit und an der eigenen Person in 16 Bezug auf die Interaktion mit anderen Menschen , insbesondere im Bezug auf die 17 erzieherische Tätigkeit.15 18 Dazu gehören 19 Die Fähigkeit zum regelgeleiteten, selbständigen und verantwortlichen 20 Arbeiten im Sinne eines gesunden und effektiven Selbstmanagements Die Fähigkeit zum Aufbau von tragfähigen Kontakten zu den ihnen 21 22 anvertrauten Kindern oder Jugendlichen. Die Fähigkeit zur notwendigen Balance von Nähe und Distanz in der 23 24 professionellen Beziehung 25 Die Fähigkeit zur Selbstreflexion eigener Persönlichkeitsanteile. 26 Die Beachtung von berufssethischen Prinzipien und eine entsprechende 14 vgl. ebda. S. 80 15 vgl. ebda., S. 79 22 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 2 professionellen Haltung Die Fähigkeit zur Formulierung von Kritik und Lob bei der Bewertung von 3 Leistungen und von Verhalten sowohl der anvertrauten Kindern und 4 Jugendlichen als auch deren Erziehungsberechtigten und Kolleginnen und 5 Kollegen gegenüber. 6 4.3 Kennzeichen 7 Erzieherinnen/Erzieher sind in der Lage 8 9 Ihr berufliches Handeln im Blick auf eigene Persönlichkeitsanteile, Sozialisation und Lebenserfahrung zu reflektieren 10 im Team zu arbeiten und mit anderen zu kooperieren 11 soziale Beziehungen aufzunehmen und diese positiv leben zu können 12 sich in die kindliche bzw. jugendliche Denk- und Gefühlslage einzufühlen 13 Regeln und Vereinbarungen einzuhalten 14 mit Kindern und Jugendlichen Beziehungen zu leben und diese zu nutzen bei 15 der Umsetzung von pädagogischen Zielen 16 auch in schwierigen Erziehungssituationen professionell zu handeln 17 eigene Ziele, Wünsche und Ziele im Erziehungshandeln zu erkennen, zu 18 19 20 21 formulieren sich selbst zu organisieren und für sich verantwortlich Sorge zu tragen (Selbstmanagement) 4.4 Ausbildung 22 Grundlagen menschlicher Kommunikation 23 Kommunikation im Kindes- und Jugendalter 24 Armutsspezifische Faktoren und Formen der Kommunikation 25 Grundlagen der Gesprächsführung 23 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Techniken der Selbstorganisation - Selbstmanagement – 2 Zeitmanagementtechniken, persönliche Grenzen und Möglichkeiten kennen 3 lernen, 4 Förderung der Kompetenz in Schrift und Rede 5 Nähe und Distanz im beruflichen Handeln 6 Reflexion des beruflichen Handelns 7 5 Rechtliche Kompetenzen 8 5.1 Einführung 9 In der täglichen Arbeit wird von Erzieherinnen verlangt, dass sie professionell 10 handeln und Entscheidungen treffen müssen, die sich auf geltendes Recht beziehen. 11 Das bedeutet, dass sie grundlegende Rechtskenntnisse besitzen müssen, und zwar 12 auf der professionellen Ebene bezogen auf Kinder und Eltern und auf der 13 arbeitsrechtlichen und verwaltungsrechtlichen Ebene bezogen auf Träger und 14 Einrichtungsleitung. Darüberhinaus ergeben sich aus den Dienstebenen: ErzieherIn - 15 Träger - Einrichtungsleitung administrative Verpflichtungen, 16 Der Entscheidungsspielraum bezieht sich in der Regel auf das professionelle 17 aktuelle sozialpädagogische Handeln und damit der persönlichen Verantwortung und 18 Haftung sowie die Informationspflichten von Seiten der Einrichtungsleitung 19 Die Arbeit der sozialpädagogischen Fachkräfte (ErzieherInnen) ist in erster Linie 20 durch prof. Handeln als Erziehung, Bildung, Betreuung und Pflege gekennzeichnet. 21 Rechtskenntnisse sind eine wichtige Grundlage erzieherischer Arbeit, nicht Inhalt 22 erzieherischer Arbeit. 23 Um rechtliche Zusammenhänge mit der elterlichen Sorge und öffentliche Erziehung 24 zu wissen, benötigen sozialpädagogische Fachkräfte fachspezifische 25 Grundkenntnisse im Bürgerlichen Recht, in der Sozialgesetzgebung und im 26 Verwaltungsrecht. 24 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Weitere Rechtsbereiche, die die Arbeit im Erziehungsdienst berühren, sind Fragen 2 der Aufsichtspflicht, der Berufshaftung, allgemeines Arbeitsrecht, Tarifrecht 3 4 5.2 Definition 5 Grundwissen in Zivilrecht, im Sozialrecht, im Arbeitsrecht und im Verwaltungsrecht. 6 Daraus folgt, dass die berufliche Tätigkeit von sozialpädagogischen Fachkräften 7 erfordert, die Rechtsgrundlagen ihres beruflichen Handelns und die Rechte und 8 Pflichten als beruflich Handelnde zu kennen und zu befolgen. Sozialrechtliche Kompetenz von sozialpädagogischen Fachkräften meint ein 9 10 5.3 Kennzeichen 11 Sozialpädagogische Fachkräfte 12 kennen und verstehen die ihre Arbeit betreffenen Rechtsgrundlagen 13 sind fähig, systematisch in Gesetzen nachzulesen und sich - falls nötig - 14 rechtsberatende Hilfen zu holen 15 richten ihr berufliches Handeln an den entsprechenden Gesetzen aus 16 haben Kenntnisse über die Struktur von Gesetzgebungsverfahren, 17 allgemeinen Verwaltungsstrukturen, dem Verlauf von Gerichtsverfahren und 18 der Systeme von Erlässen, Verordnungen und Anweisungen 19 20 Kennen zentrale rechtliche Normen und die Grundrechte aus dem Grundgesetz. 21 sind über ihre Pflichten im Rahmen der Aufsichtspflicht informiert 22 haben Kenntnis über den Umfang ihrer Schweigepflicht und kennen die 23 24 Möglichkeiten der erlaubten Zeugnisverweigerung 25 26 27 handeln so, dass Daten- und Persönlichkeitsschutz der betreuten Personen gewährleistet ist. 5.4 Ausbildung Grundbegriffe des Rechts, historische und ethische Grundlagen 25 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 2 Einführung in die historischen und ethischen Begründungen zu Grundgesetz und Landesverfassungen 3 Besprechung der Rechtskategorien: Bürgerliches Recht, Strafrecht, Zivilrecht 4 Übersicht des Bürgerlichen Rechts mit dem Personenrecht, Familienrecht, 5 6 allgemeinem Vertragsrecht und allgemeinem Arbeitsrecht 7 8 Übersicht über das Sozialgesetzbuch und die Struktur der Ausführungsgesetze 9 Unterschiede im Arbeits- und Tarifrecht für private, freie und öffentliche Träger 10 Besonderheiten des kirchlichen Arbeitsrechtes und anderer Tendenzbetriebe 11 Personalvertretungsgesetz und Betriebsverfassunggesetz 12 Informationen zum berufsspezifischen Versicherungsschutz 13 6 Sozialadministrative Kompetenzen 14 6.1 Einführung 15 Durch die sich immer wieder verändernden Lebenslagen von Eltern, sind 16 ErzieherInnen zunehmend gefordert, Hinweise auf soziale Hilfen und 17 Unterstützungssysteme zu geben. Sozialprofessionelle im Erziehungsdienst geben 18 im Kontakt mit Sorgeberechtigten erste Hinweise und Unterstützung für Wege der 19 Hilfe Deshalb ist es hilfreich, wenn Erzieherinnen und Erzieher Kenntnisse der 20 regionalen Sozialeinrichtungen und deren Angebote haben. 21 6.2 Definition 22 Sozialadministrative Kompetenz meint hier spezifisch für sozialpädagogische 23 Fachkräfte im Erziehungsdienst die Fähigkeit, angemessen Angehörigen die 24 Hilfsmöglichkeiten zu erklären und zu vermitteln, so dass diese in der Lage sind, 25 aktiv kompetente Hilfen zu suchen. 26 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Darüber hinaus gehört dazu die Fähigkeit, die eigene Arbeit selbständig zu 2 organsieren entsprechend der Anweisungen und gültigen Anordnungen, soweit 3 berufsethische Prinzipien nicht verletzt werden. Das bedeutet, den Arbeitsbereich, 4 die Arbeit selbst und die bürokratischen Notwendigkeiten zu gestalten und 5 auszuführen. 6 Die eigene Arbeit zu organisieren und die vom Träger verlangte Dokumentation 7 (Anwesenheitslisten, Organisation von Elternabenden, Benachrichtigungen von 8 Eltern, Förderpläne und Entwicklungsdokumentation, Unfallberichte, Protokolle von 9 Dienstbesprechungen, Fallbesprechungen, Informationsgesprächen mit Schulen, 10 Elterngesprächen usw.) sind administrative Aufgaben, die Zeit erfordern und in 11 Dienstplänen als Verfügungszeiten benannt werden sollten. 12 6.3 Kennzeichen 13 Sozialpädagogische Fachkräfte 14 15 kennen die wichtigen, über die ihre Arbeit in der Einrichtung betreffenden Anweisungen, Dienstvereinbarungen. 16 kennen die Konzeption der Einrichtung oder des Trägers Bescheid. 17 können beurteilen ob die Anweisungen rechtens sind und holen sich im 18 Zweifel Auskunft. 19 wissen über Möglichkeiten der arbeitsrechtlichen Beratung Bescheid. 20 organisieren ihren Arbeitsalltag und ihr Arbeitsmaterial nach pädagogischen 21 und didaktischen Gesichtspunkten, der Arbeitsstruktur in der Einrichtung und 22 den Dienstplänen. 23 24 können Protokolle, Förderpläne und Dokumentationen im Tätigkeitsbereich erstellen. 25 können die Arbeiten der Kinder ordnen und archivieren 26 können die Elternarbeit und Elterninformationen selbstständig organisieren 27 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 6.4 Ausbildung 2 Sozialpädagogische Fachkräfte lernen in ihrer Ausbildung 3 Organisationen und Strukturen von sozialen Einrichtungen kennen 4 Ihre Rechte und Pflichten als Arbeitsnehmerin wahrzunehmen 5 Anfertigen von Protokollen, Dokumentationen, Entwicklungsberichten und 6 Förderplänen 7 Wissen über Informations- und Unternehmenskultur in sozialen Einrichtungen 8 Organisation von Veranstaltungen 9 Organisation von Fachgesprächen 10 Sinnvolle Sammlungsstrukturen,(Ordnungsstrukturen?) 11 7 Sozialpädagogische Kompetenz 12 7.1 Definition 13 Die Aufgabe der Sozialpädagogik ist primär präventiv zu verstehen, d. h. es geht ihr 14 um Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Normalität. Die industrielle 15 Risikogesellschaft und die durch sie hervorgebrachten Gefährdungen lassen es 16 geboten erscheinen, die zu beobachtenden, pädagogischen und sozialen Defiziten 17 durch gezielte Maßnahmen und entsprechende Einrichtungen zu beseitigen, zu 18 vermindern oder auszugleichen. Dies gilt für alle Kinder und Jugendlichen nicht nur 19 für einen bestimmten Teil. Sie bedürfen prophylaktischer, stützender und 20 korrigierender Hilfe (s. Schilling, 2005). Es geht um Erziehen, Bilden, Lernen. „Unter 21 Erziehung werden soziale Handlungen verstanden, durch die Menschen versuchen, 22 das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen mit psychischen und 23 (oder) sozialkulturellen Mitteln dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll 24 beurteilten Komponenten zu erhalten“ (Brenzinka in Giesecke, 1990). Im Laufe 25 seiner Entwicklung durchläuft der Mensch den Prozess der Bildung und findet so 28 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 seine Individualität. Dieser Prozess ist ein lebenslanger Bildungsprozess (s. 2 Giesecke, 1990, 91). Lernen ist Verhaltensänderung, Kompetenzerweiterung, 3 Qualifikation, das Aufnehmen, Verarbeiten und Umsetzen von Informationen (s. 4 Giesecke, 1990, S. 48). 5 7.2 Kennzeichen: 6 Erzieherinnen und Erzieher verfügen über 16 7 psychologische Grundlagen der menschlichen Entwicklung 8 Grundlagen der Erziehung und Bildung in der frühen Kindheit bis ins 9 10 Jugendalter Grundwissen von Ursachen abweichendem und problematischen Verhaltens 11 12 in kindlichen Entwicklung und Jugendalter Sozialpädagogische Diagnosemöglichkeiten von Entwicklungsverzögerungen 13 14 und problematischen Verhalten vom Kleinkindalter bis zum Jugendalter Sozialpädagogische Methoden und Techniken zur Stärkung der Persönlichkeit 15 16 von Kindern und Jugendlichen Methoden und Techniken zur Vermittlung von Bildungsinhalten bei 17 18 Kleinkindern bis ins Jugendalter Interventionsmöglichkeiten in Krisen- und Konfliktsituationen von Kindern und 19 Jugendlichen 20 Medienkompetenz 21 Möglichkeiten die Kreativität von Kindern und Jugendlichen zu fördern. 22 23 7.3 Ausbildung Grundlagen der Entwicklungspsychologie Kindheit und Jugend 16 s. a. Schlüsselkompetenzen „Methodenkompetenz“ und „Personale und kommunikative Kompetenz“ 29 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Sozialpädagogik – Entwicklung und heutiger Stand der Diskussion 2 Grundlegende Methoden und Techniken der Sozialpädagogik 3 Grundlagen über Verhaltensauffälligkeiten, Krisen und Konflikte im Kindes- 4 und Jugendalter 5 Medienkompetenz 6 Kreative Fertigkeiten 7 Diagnostik und Berichte – Beobachten und Beobachtungsprotoklle, 8 8 Berufsethische Kompetenz 9 10 8.1 Definition 11 mit ethischen Fragen konfrontiert und müssen entsprechend reagieren. Als beruflich 12 Tätige müssen sie grundlegende berufsethische Standards kennen und im 13 beruflichen Handeln umsetzen. 14 Im Gegensatz zu einer individuellen Ethik muss eine Berufsethik grundsätzliche 15 ethische Aussagen für die Ausübung des beruflichen Handelns aufzeigen, an der das 16 Handeln der BerufsträgerInnen ethisch beurteilt werden kann und sich als 17 Richtschnur des beruflichen Handelns eignet. Es geht dabei einerseits um den 18 Schutz der Hilfesuchenden, der Nutzer professioneller Hilfeleistungen und 19 andererseits um die Rolle und Funktion der beruflichen Sozialen Arbeit und auch um 20 das Verhalten gegenüber anderen Berufen und Akteuren im Feld der Sozialen Arbeit. 21 An einem Entwurf einer für alle Fachkräfte der Profession Soziale Arbeit gültige und 22 verbindliche Berufsethik, in der die grundlegenden Standards zusammengefasst und 23 verschriftlich sind wird im DBSH gearbeitet. In der Ausbildung müssen die 24 angehenden Erzieherinnen und Erzieher sich über berufsethische Grundsätze und 25 Prinzipien (z. B. Berufsethische Prinzipien des DBSH, Code of Ethics) austauschen Erzieherinnen bzw. Erzieher sind in ihrem beruflichen Alltag und in ihrer Rolle ständig 30 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 können. 2 8.2 Kennzeichen 3 Erzieherinnen und Erzieher kennen 4 5 - die berufsethischen Prinzipien des DBSH und den Code of Ethics 6 - die wesentlichen Grundlagen und Wurzeln der Berufsethik – Verschiedene 7 Denkansätze wie z. B. jüdisch-christliche, Humanistische Grundlagen, 8 allgemeine Menschenrechte, Grundgesetz 9 - 10 den „Code of Ethics“ des IFWS bzw. die deutschsprachige Weiterführung des DBSH, die „Berufsethischen Prinzipien“ 11 - den Unterschied zwischen individueller Ethik und einer Berufsethik 12 - sind in der Lage ihre Interventionen bzw. ihr berufliches Handeln auch 13 ethisch zu begründen 14 - lassen sich nicht zu Handlungen zwingen, die im Gegensatz zu 15 berufsethischen Grundsätzen stehen (z. B. Verletzung von 16 Menschenrechten, menschenunwürdige pädagogische Maßnahmen) 17 8.3 Ausbildung 18 Grundlagen von Ethik – was ist Berufsethik? – Verschiedene grundlegende 19 philosophischen Denkansätze zur Berufsethik (christlich-jüdische, humanistische 20 etc.) 21 22 23 Erziehung – 24 25 Menschenrechte, Menschenwürde und die Funktion von professioneller Code of Ethics des IFWS, Berufsethische Prinzipien des DBSH – Was heißt dies für den beruflichen Alltag Dillemata 31 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 9 Reflexions- und Evaluationskompetenz 2 9.1 Einleitung 3 Lebenslangen Lernen verlangt eine aktive Auseinandersetzung mit Informationen 4 aus beruflichen und persönlichen Erfahrungen, aus erworbenen Wissen und eine 5 Internalisierung. Ermöglicht wird dies durch eine intensive Auseinandersetzung mit 6 Informationen und Erfahrungen – Reflexion. Sozialpädagogische Fachkräfte müssen 7 in der Lage sein ihre Arbeit, ihre Erfahrungen und die daraus entstehenden 8 professionellen Fragestellungen und Schwierigkeiten zu erkennen, zu benennen und 9 sich damit auseinanderzusetzen. Evaluation ist so gesehen eine professionelle Form 10 der Reflexion. Es geht darum die Wirkung der pädagogischen Interventionen, der 11 Bildungsprozesse und der Erziehung methodisch zu prüfen. 12 9.2 Definition 13 Unter Reflexion verstehen wir das konstruktiv kritische Nachdenken über berufliches 14 Handeln und deren Grundlagen. „ 15 „Unter Evaluation wird meist die Bewertung von Projekten, Prozessen und 16 Organisationseinheiten verstanden. Dabei können Kontext, Struktur, Prozess, 17 Aufwand und Ergebnis einbezogen werden. Im Allgemeinen lässt sich als „Evaluation 18 auch die grundsätzliche Untersuchung begreifen, ob und inwieweit etwas geeignet 19 erscheint, einen angestrebten Zweck zu erfüllen..... Evaluation dient der 20 rückblickenden Wirkungskontrolle, der vorausschauenden Steuerung und dem 21 Verständnis von Situationen und Prozessen.“17 22 9.3 Kennzeichen 23 Erzieherinnen und Erzieher sind in der Lage ihre Arbeit kritisch konstruktiv zu 24 reflektieren 25 Ihre Arbeit im Team vorzustellen und kritisch konstruktive Kritik entgegenzunehmen 17 Wikipedia: Stichwort Evaluation unter http://de.wikipedia.org/wiki/Evaluation vom 28.1.2014 32 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin Schlüsselkompetenzen für Erzieherinnen und Erzieher Entwurf 1 Verfügen über diverse Kenntnisse über geeignete Evaluationsverfahren für ihren 2 Arbeitsbereich 3 Können Evaluationsverfahren in ihrer Arbeit nutzen 4 s. a. Kommunikative und personale Kompetenzen 5 9.4 Ausbildung 6 7 s. Kommunikative und Personale Kompetenzen 8 Literatur: 9 10 Maus, Nodes, Röh, Schlüsselkompetenzen für die Soziale Arbeit – Sozialarbeiterinnen/Sozialarbeiter, Wochenschau-Verlag, Waldshut 2008. 11 12 13 14 Die Projektgruppe: 15 16 17 18 19 20 Gaby Böhm Heidi Bauer-Felbel Silke Graffe Ingrid Krämer Dominika Seimetz Friedrich Maus 33 c/o Friedrich Maus, Mail: [email protected], DBSH-Bundesgeschäftsstelle, Michaelkirchstraße 17/18, 10 179 Berlin