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07.11. Von der fordistischen zur postfordistischen Stadt
Regulationstheorie
-
Anspruch: Gesamtinterpretation der besonderen Bedingungen
kapitalistischer Entwicklung: keine Verkürzung auf Technologien oder gar
schöpferische Unternehmer, sondern eine umfassende Erklärung für
Entwicklungen und Brüche/Phasen
-
entstanden ab Mitte der 70 Jahre (Wirtschaftskrise); Pionierarbeit von
M.Aglietta: A Theory of Capitalist Regulation. Gegenstand USA: Aglietta
macht das Lohnverhältnis (Verhältnis Arbeit - kapital; Lebensbedingungen
der Arbeiterklasse) zum Angelpunkt seiner Neuinterpretation der
Wirtschaftsgeschichte der USA
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Regulationsschule / Forschungsprogramm / keine geschlossene Theorie /
verschiedene Richtungen und Schwerpunkte
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Gemeinsamkeiten:
Prämissen
a)
Kapitalistische Produktionsweise ist gekennzeichnet durch Lohnarbeit,
Trennung der Produzenten von Produktionsmitteln und der privaten
Produktion von Waren zwecks Tausch (Marx)
Innerhalb dieser Grundstruktur gibt es unterschiedliche Formen
Technologien und Leitsektoren; Verhältnis Arbeit und Kapital;
Sozialstruktur (Klassen, Schichten); Lebensweisen; Konsummodelle
(Reproduktion); Regulierung durch den Staat
keine lineare Entwicklung: Brüche in Zeit und Raum, Geschichte ist
offen
b)
Begriffe: Akkumulationsregime und Regulationsweise
-
Akkumulationsregime, die besondere Gestalt der Produktion und der
Reproduktion.
Die organisatorischen und technologischen Bedingungen der
Produktion werden als Akkumulationsprozeß verstanden:
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-
Produktionstechnologie, Arbeitsorganisation, Qualifikation der
Arbeit (Produktivkräfte)
-
Branchenstrukturen (Leitbranchen, Dienstleistungen)
-
Verteilung der Waren innerhalb einer Gesellschaft: Konsummodell
(Massenkonsum oder nicht), Marktintegration - Reproduktion der
Arbeitskraft
-
Regulationsweise: Stabilität eines Akkumulationsregimes abhängig von
Regulation der Handlungsweisen / Lebensbedingungen und -weisen
von Individuen und Gruppen (Schichten)
nicht nur Staat (zentrale Rolle) , sondern auch Familie,
Interessensverbände und -gruppen, soziale Bewegungen
Gewerkschaften, Unternehmen
Die wichtigsten Bereiche der Regulation:
-
Produktion (Investitionsstrategien, Technologieentwicklung,
Arbeitsorganisation)
-
Beschäftigte / Arbeitskraft (Lohntarife, rechtliche Stellung im
Betrieb, Qualifikation, aber auch: soziale Sicherung, Integration in
Konsummodell >> Lebensweise
-
Geld und Kredit (Bankensystem, Kreditvoraussetzungen und bedingungen)
-
Recht (Gesetzgebung, Garantie des Rechts)
-
Konkurrenz (Kartelle, Monopole, Wettbewerbsrecht
-
informelle Normen (Erziehungssystem, Medien)
Die konkrete Ausformung dieser Regulationsbereiche wird
zusammenfassend als eine Regulationsweise bezeichnet
Kein Determinismus, Regulationsweise als „historisches Fundstück“
(Lipietz)
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c)
Entwicklungsphasen:
kleine Krisen: Konjunkturkrisen, Überwindung innerhalb einer
Regulationsweise
große Krisen: Krise der Regulationsweise, Stagnationsphase,
grundlegende Veränderungen
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Von der Stadt im Fordismus zur postfordistischten Stadt
Quelle: http://www2.hu-berlin.de/stadtsoz/: 29.02.04
Dimension
Fordismus
Charakteristika
Ökonomie und
Industrielle Stadt
Vollbeschäftigung;
Beschäftigung
Großindustrie, Gewerkschaften,
Mitbestimmung; Normalarbeitsverh
(ganztags, unbefristet, sozialversich
Familienlohn)
Sozialstruktur
Wachsende Homogenität
Wachsende Mittelschicht
Inklusion (Fahrstuhleffekt)
Ideologie
Moderne
Fortschritt, Rationalität
Gleichheit als Utopie
Kultur, Lebensstile
Institutionalisierung des
Standardisierung; Entproletarisieru
Lebenslaufs
Familie; Trennung von Arbeiten und
Massenkonsum
Politische
Soziale Demokratie
Soziale Gerechtigkeit
Hegemonie (bzw.
Kollektive Werte
Soziale Inklusion
polit. Kultur)
Steuerungsformen
(Integration)
Government
Keynesianismus
Steuerung durch öffentliche
Soziale Sicherung durch kollektive
Verwaltung;
Institutionen
Stadtplanung;
Infrastrukturausbau
Sozialstaat
Raum
Verstädterung
Konzentrisches Wachstum
Agglomerationen
Suburbanisierung;
Öffentlicher Raum
Öffentlicher Raum;
Homogenisierung des Raums
Images,
Stadt als Zentrum
Versorgungsinfrastruktur
Vorstellungen von
Stadt als
Ökonomisches Zentrum
der Stadt
Dienstleistungsmaschine
Wachstumspol
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Dimension
Wandel
Postfordismus
Ökonomie und
Deindustrialisierung
Dienstleistungsstadt
Beschäftigung
Tertiärisierung
Flexible Beschäftigung
Informalisierung
Wachsende Einkommens-
Flexibilisierung
ungleichheit;
Polare Entwicklung der
Qualifikationen und Verdi
Sozialstruktur
Entstrukturierung
Fragmentierung
Heterogenisierung
Mehr Ungleichheit
Neue Geographie der Mar
Welt in der Ersten)
Ideologie
Kultur, Lebensstile
Ende der Ideologien
Neoliberalismus
Anything goes
Kommunitarismus
Individualisierung
Destandardisierung, Diffe
Pluralisierung
Globalisierung
Internationalisierung
Regionalisierung
(Multikulti)
Politische Hegemonie (bzw. Wenig Kohärenz
Dominanz ökonomischer
polit. Kultur)
Wettbewerbsideologien
Ende der großen Blöcke
Verlust von Mehrheiten
Steuerungsformen
Deregulierung
Governance
Stadt als Unternehmer
PPP; Privatisierung öffent
Größerer Einfluß von privatem
Angelegenheiten;
Kapital
Regulierung durch Märkte
Festivalis. der Stadtpolitik
Raum
De(or Re) zentralisierung; De(or
Delokalisierung, Dispersio
Re) territorialisierung;
Ex-urbanisierung
Privatisierung des öffentlichen
Transnationale Communit
Raums
Polarisierung des Stadtra
Images, Vorstellungen von
Einkaufsort
Stadt als Markt
der Stadt
Erlebniszentrum (Events, Malls)
Stadt als Entertainment
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Literatur
Aglietta, Michel 1979: A Theory of Capitalist Accumulation. The US-Experience.
London: Verso
Esser, Josef; Hirsch, Joachim 1987: Stadtsoziologie und Gesellschaftstheorie.
Von der Fordismuskrise zur "postfordistischen" Regional- und Stadtstruktur. In: Prigge (Hrsg.), 31-58
Hirsch, Joachim; Roth, Roland 1986: Das neue Gesicht des Kapitalismus. Vom
Fordismus zum Post-Fordismus. Hamburg: VSA
Lipietz, Alain 1985: Akkumulation, Krisen und Auswege aus der Krise: Einige methodische Anmerkungen zum Begriff der "Regulation". In: Prokla H.58,
109-137
Lutz, Burkhart 1984: Der kurze Traum immerwährender Prsoperität. Frankfurt
a.M., New York
Storper, Michael; Scott, Allen J. 1990: Geographische Grundlagen und gesellschaftliche Regulation flexibler Produktionsverhältnisse. In: Borst et al.
(Hrsg.), 130-149
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