1.4 Neue Anforderungen an die Steuerung von Banken

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Inhalt
Seite I
Die Theorie des Shareholder Value-Ansatzes mit besonderem
Blick auf die Problematik der Implementierung in ein
Controlling-System eines Kreditinstitutes
1
Einführung
1.1
Ziel und Aufbau der Arbeit
1.2
Definition verwendeter Begriffe
1.3
Geändertes Umfeld von Banken
1.4
Neue Anforderungen an die Steuerung von Banken
2
Versagen herkömmlicher Steuerungsgrößen und Alternativen
2.1
Gewinn als Maß für Wertsteigerung
2.1.1 Ansatz- und Bewertungswahlrechte
2.1.2 Risikoberücksichtigung
2.1.3 Investitionserfordernisse
2.1.4 Dividendenpolitik
2.1.5 Zeitwert des Geldes
2.2
Steuerung einer Bank mit gewinnorientierten Kennzahlen
2.2.1 Gewinn als Grundlage von Kennzahlen
2.2.2 Gewinn pro Aktie
2.2.3 Return on Investment und Return on Assets
2.2.4 Return on Equity
2.2.4.1 Gesamtbanksteuerung mit dem ROE
2.2.4.2 Shareholder Value-Konzept für Banken – Ein Shareholder ValueManagement auf Basis des ROE?
2.2.5 Risk Adjusted Profitability Measurement (RAPM)
2.2.5.1 Return on Risk Adjusted Capital
2.2.5.2 Risk Adjusted Return on Capital
2.2.5.3 RAPM – Steuerung der Bank im Sinne einer Steigerung des Shareholder
Value?
Inhalt
2.3
Seite II
Steuerung einer Bank nach dem Shareholder Value-Ansatz
2.3.1 Kurzvorstellung des Shareholder Value-Ansatzes
2.3.1.1 Discounted Cash Flow-Konzept nach Alfred Rappaport
2.3.1.2 Discounted Cash Flow-Konzept nach Tom Copeland et al.
2.3.1.3 Cash Flow Return on Investment-Konzept nach Thomas G. Lewis
2.3.1.4 Economic Value Added-Konzept nach G. Bennett Stewart
2.3.1.5 Stärken und Schwächen der Konzepte im Vergleich
2.3.1.6 Konsequenzen für die Anwendung im Controlling
2.3.2 Berücksichtigung bankbetrieblicher Besonderheiten bei der Steuerung nach dem
Shareholder Value-Ansatz
2.3.3 Shareholder Value-Ansatz versus Stakeholder Value-Ansatz
2.3.3.1 Grundidee des Stakeholder Value-Ansatzes
2.3.3.2 Kritik am Shareholder Value-Konzept
2.3.3.3 Kritik am Stakeholder Value-Konzept
2.3.4 Fazit zur Möglichkeit der Steuerung einer Bank nach dem Shareholder ValueAnsatz
3
Allgemeine Wertermittlung nach dem Shareholder Value-Ansatz
3.1
Grundsätzliche Fragestellungen
3.1.1 Organisatorische Voraussetzung für eine Steuerung nach dem Shareholder
Value-Ansatz
3.1.1.1 Zerlegung des Unternehmens ins SGE
3.1.1.2 Probleme bei der Aufspaltung des Unternehmens in SGE
3.1.1.2.1 Problem – Datenermittlung
3.1.1.2.2 Problem – Synergieeffekte/Verbundwirkungen
3.1.1.2.3 ... Problem – Verrechenbarkeit von Leistungen und Bildung von
Verrechnungspreise
3.1.1.2.4 Problem – Verteilung der Kapitalkosten
3.1.1.2.4.1 Analogie-Methode
3.1.1.2.4.2 Analytische Methode
3.1.1.2.5 Problem – Wertbeitrag der Zentrale
3.1.2 Entity- und Equity-Methode
3.1.3 Bedingte Irrelevanz der Kapitalstruktur für den Unternehmenswert
3.1.4 Wahl des Shareholder Value-Ansatzes
Inhalt
3.2
Seite III
Ermittlung der Cash Flows
3.2.1 Definition des Cash Flow
3.2.2 Festlegung des Prognosezeitraumes
3.2.3 Analyse vergangener Leistungen
3.2.4 Prognose zukünftiger Cash Flows
3.2.4.1 Kurzübersicht über die Prognoseinstrumente
3.2.4.1.1 Quantitative Zeitreihenverfahren
3.2.4.1.2 Quantitative kausale Verfahren
3.2.4.1.3 Qualitative subjektive Verfahren
3.2.4.2 Formulierung und Bewertung von Geschäftsstrategien
3.2.4.2.1 Umfeldanalyse
3.2.4.2.2 Werttreiberprognose
3.2.4.2.3 Szenarioentwicklung
3.2.4.2.4 Überprüfung der Prognose
3.2.4.3 Kritik an der Cash Flow-Prognose
3.2.5 Diskontierung der Cash Flows des Prognosezeitraumes
3.2.6 Exkurs: Überprüfung der Finanzierbarkeit der Strategie
3.3
Berechnung des Residualwertes
3.3.1 Restwertabschätzung durch Marktwertmethoden
3.3.1.1 Liquidationswert
3.3.1.2 Wiederbeschaffungskosten-Ansatz
3.3.1.3 Buchwertmethode
3.3.1.4 Substanzwertmethode
3.3.1.5 Price/Earnings-Ratio (KGV-Ansatz)
3.3.1.6 Marktwert/Buchwert-Ansatz
3.3.1.7 Kein Restwertansatz
3.3.2 Cash Flow-basierte Methoden zur Restwertabschätzung
3.3.2.1 Langfristige Detailprognose
3.3.2.2 Fortführungswert bei konstanten zukünftigen Cash Flows
3.3.2.3 Fortführungswert bei wachsenden zukünftigen Cash Flows
3.3.3 Diskontierung des Residualwertes
3.3.4 Exkurs: Phasenmodel und Ramping-Verfahren als Bindeglied zwischen
detailliertem Prognosezeitraum und „grober“ Restwertabschätzung
Inhalt
3.4
Seite IV
Berechnung der Kapitalkosten
3.4.1 Ermittlung der Eigenkapitalkosten
3.4.1.1 Capital Asset Pricing Model
3.4.1.1.1 Theoretische Grundlagen
3.4.1.1.2 Prämissen des Modells
3.4.1.1.3 Herleitung der spezifischen Risikoprämie
3.4.1.1.4 Kritik am CAPM
3.4.1.2 Arbitrage Pricing Model
3.4.1.3 Optionspreistheorie
3.4.1.4 Generelle Kritik gegen die Verwendung von Gleichgewichtsmodellen zur
Bestimmung von Eigenkapitalkosten
3.4.1.5 Alternative Möglichkeiten der Eigenkapitalkostenbestimmung
3.4.1.5.1 Marktabgeleitete Eigenkapitalkosten
3.4.1.5.2 Dividendenertrags-Modell
3.4.1.6 Eigenkapitalkosten für nicht kotierte Unternehmen
3.4.2 Ermittlung der Fremdkapitalkosten
3.4.3 Bestimmung der Kapitalstruktur
3.4.3.1 WACC und Kapitalstruktur
3.4.3.2 Festlegung der Zielkapitalstruktur
3.4.4 Berechnung des Gesamtkapitalkostensatz unter Beachtung steuerlicher Einflüsse
3.4.5 Exkurs: Kapitalkosten für Rückstellungen
3.5
Synthese aller Komponenten zum Shareholder Value
4
Besonderheiten bei der Wertermittlung von Banken nach dem Shareholder
Value-Ansatz
4.1
Grundsätzliche Überlegungen zur Ermittlung des Shareholder Value in Kreditinstituten
4.1.1 Eignung der Entity-Methode für die Bankbewertung
4.1.2 Organisatorischer Aufbau von Banken und Folgen für die Shareholder ValueErmittlung
4.1.3 Wahl eines geeignet Berechnungsverfahrens für den Shareholder Value
Inhalt
4.2
Seite V
Direkte Cash Flow-Ermittlung in Kreditinstituten
4.2.1 Prognosezeitraum von Banken
4.2.2 Cash Flow-Ermittlung im Kundenbereich
4.2.2.1 Trennung von bereits abgeschlossenen Geschäften und zukünftigen
Neugeschäften
4.2.2.2 Cash Flow-Prognose für das Neugeschäft
4.2.2.2.1 Trennung von Mengen- und Wertkomponente
4.2.2.2.2 Prognose der Mengenkomponente
4.2.2.2.3 Prognose der Wertkomponente
4.2.2.2.4 Berücksichtigung von Risiken
4.2.3 Cash Flow-Ermittlung des Nicht-Kundenbereiches
4.2.4 Cash Flow-Ermittlung des Overheadbereiches
4.2.5 Externe retrograde Cash Flow-Ermittlung
4.3
Ermittlung der Eigenkapitalkosten
4.4
Zusammenfassung der Ergebnisse zum Shareholder Value
4.5
Exkurs: Shareholder Value auch für Genossenschaftsbanken und Sparkassen?
5
Implementierung des Shareholder Value-Ansatzes in das ControllingSystem eines Kreditinstitutes
5.1
Grundsätzliche Überlegungen bei der Implementierung
5.1.1 Controlling als kybernetischer Prozeß
5.1.2 Analyse und Modifikation des bestehenden Controlling-Systems unter Beachtung
bankbetrieblicher Besonderheiten
5.1.3 Implementierungshürden und Möglichkeiten zu ihrer Überwindung
Inhalt
5.2
Seite VI
Zwei zentrale Controllingprobleme und mögliche Lösungsansätze im Rahmen der
Einführung einer wertorientierten Steuerung
5.2.1 Allokation der Eigenmittel
5.2.1.1 Eigenkapitalzuordnung nach dem Tragfähigkeitsprinzip
5.2.1.2 Quotale Eigenkapitalzuordnung
5.2.1.3 Eigenkapitalzuordnung nach dem Risikopotential
5.2.1.3.1 Zuordnung nach gesetzlichen Bestimmungen
5.2.1.3.2 Zuordnung nach betriebswirtschaftlichen Aspekten
5.2.1.4 Möglicher Konsens in der Zuordnungsproblematik
5.2.2 Erweiterung der Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung
5.3
Strategisches wertorientiertes Controlling
5.3.1 Unternehmensstrategie im Rahmen des wertorientierten strategischen Controlling
5.3.1.1 Portefeuille-Management
5.3.1.1.1 Portefeuille-Analyse auf Basis strategischer Erfolgsfaktoren
5.3.1.1.2 Portefeuille-Analyse auf Basis von Werttreibern
5.3.1.1.3 Portefeuille-Analyse auf Basis der Performance
5.3.1.1.4 ......... Zusammenfassende Würdigung der Portefeuille-AnalyseMethoden
5.3.1.2 Synergiemanagement
5.3.1.3 Exkurs: Mergers and Acquisitions (M&A) zur Steigerung des
Unternehmenswertes
5.3.2 Wettbewerbsstrategie auf Geschäftsfeldebene als Element des wertorientierten
strategischen Controlling
5.3.2.1 Wertpotentiale und Kernkompetenzen von Banken
5.3.2.2 Weitere Instrumente des strategischen Controlling auf
Geschäftsfeldebene
5.3.3 Empirisches Beispiel des Ergebnisses einer Portefeuille-Analyse
5.3.4 Balanced Scorecard als Instrument des strategischen Controlling
5.4
Operatives wertorientiertes Controlling
5.4.1 Budgetierung als ein Prozeß der Operationalisierung strategischer Ziele
5.4.2 Wertorientierte Abweichungsanalyse auf operativer Ebene
5.4.3 Bestimmung der Mindestverzinsung mittels Break-Even-Analyse
Inhalt
5.5
Seite VII
Investor Relations
5.5.1 Ziele der Investor Relations und die mit ihr verbundenen Risiken
5.5.2 Publizierte Daten
5.5.3 Instrumente der Investor Relations
5.6
Wertorientierte Anreizsysteme
5.6.1 Entlohnung von Vorstand und oberster Führungsebene
5.6.1.1 Kapitalwerte
5.6.1.2 Stock Options
5.6.1.3 Aktienrendite
5.6.2 Entlohnung von Führungskräften und Mitarbeitern nachgeordneter Teileinheiten
6
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
Einführung
1
Seite 1
Einführung
1.1 Ziel und Aufbau der Arbeit
Deutsche Kreditinstitute haben nach nunmehr fast 15 Jahren Existenz des Shareholder
Value-Ansatzes erkannt, daß die Ausrichtung ihres Unternehmens auf die Eigentümer
unabdingbar ist. Allerdings bestehen immer noch Mißverständnisse hinsichtlich des
konkreten Vorgehens bei einer wertorientierten Steuerung. Beispielsweise kündete
Bernhard Walter als Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank AG nach einer
Vorstandssitzung am 17.08.1999 die Durchführung folgender Maßnahmen an:
„1.
Die Zielgröße für den Return on Equity des Konzerns wird – internationalen
Standards entsprechend – auf 15% nach Steuern angepaßt. Dieser Wert soll bis
2003 erreicht werden. Darauf aufbauend wollen wir den Marktwert unseres
Bankgeschäftes bis 2003 nahezu verdoppeln.
2.
Um diesen Zielvorstellungen gerecht zu werden, wird für den Konzern ein
umfassendes Wertsteigerungsprogramm erarbeitet. Dazu hat der Vorstand am
17.08.1999 drei Arbeitskreise etabliert, die bis Ende des Jahres konkrete
Vorschläge liefern werden.
3.
Die Steuerung des Konzerns soll zukünftig noch stärker als bisher wertorientiert
ausgerichtet werden.“1
Eine Erhöhung des Marktwertes soll durch die Maximierung der gewinnorientierten
Kennzahl Return on Equity (ROE) erreicht werden. Dies ist nicht mit der Theorie des
Shareholder Value-Ansatzes vereinbar. Eine Zielvorgabe dieser Art verfehlt den
Anspruch des Shareholder Value-Konzeptes schon im Ansatz.
Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen wie eine dem Shareholder Value verpflichtete
Unternehmensführung erfolgreich in das Controlling-System eines Kreditinstitutes
implementiert werden kann. Dabei steht die Ermittlung des Shareholder Value und die
Darstellung von Instrumenten zu seiner Steuerung im Mittelpunkt. Strategien zur
konkreten Steigerung des Shareholder Value werden nicht vertiefend diskutiert.
Einführung
Seite 2
Um verwendete Begriffe einheitlich anzuwenden, wird im folgenden zunächst definiert,
was im Rahmen dieser Arbeit
unter den Termini Kreditinstitut, Controlling und
Shareholder Value verstanden wird. Anschließend wird betrachtet, wie sich das Umfeld
von Kreditinstituten in den letzten Jahren verändert hat und welche neuen
Anforderungen sich hieraus für die Steuerung von Kreditinstituten ergeben.
In Kapitel 2 wird erörtert, warum „herkömmliche“ gewinnorientierte Kennzahlen, wie
z. B. der ROE, bei der Bewältigung der neuen Anforderungen versagen. Anschließend
wird
geprüft
inwieweit
der
Shareholder
Value-Ansatz
zur
Steuerung
von
Kreditinstituten geeigneter ist. Ebenfalls diskutiert wird die Anwendbarkeit des
Stakeholder Value-Ansatzes als Alternative zum Shareholder Value-Ansatz.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Ermittlung des Shareholder Value. Nach Klärung
essentieller organisatorischer Fragen werden verschiedene Methoden zur Messung und
Prognose des Cash Flow dargestellt. Die Bestimmung der Kapitalkosten, die zur
Diskontierung der zukünftigen Cash Flows benötigt werden, wird im weiteren erörtert.
Im Mittelpunkt steht hier vor allem das Capital Asset Pricing Model (CAPM). Der
Shareholder Value wird zu einem hohen Maß durch den Residualwert bestimmt.
Deshalb ist eine Analyse der möglichen Vorgehensweisen zu seiner Bestimmung
ebenfalls ein Schwerpunkt dieses Kapitels.
Da sich sowohl das wirtschaftliche Betätigungsfeld einer Bank, als auch der
Produktionsprozeß und die Art der abgeschlossenen Verträge grundlegend von denen
eines Industrieunternehmens unterscheiden und darüber hinaus auch besondere
gesetzliche Bestimmungen, z. B. hinsichtlich der Eigenkapitalunterlegung von Risiken,
zu beachten sind, muß die Ermittlung des Shareholder Value modifiziert und
spezifiziert werden. Dies betrifft vor allem die Bestimmung der Cash Flows aus
abgeschlossenen Verträgen. Kapitel 4 widmet sich deshalb ausführlich dieser
Problematik.
1
Walter, Bernhard, Mitteilung, 1999, S. 2.
Einführung
Seite 3
Nachdem nun ein Shareholder Value-orientiertes Informationssystem geschaffen wurde,
ist es notwendig, die Steuerung des Kreditinstitutes auf den Shareholder Value
auszurichten. Dazu wird zuerst dargelegt, wie ein Controlling-System grundsätzlich zu
gestalten ist und welche Modifikationen zur Implementierung des Shareholder ValueAnsatz notwendig werden. Einen Schwerpunkt hierbei wird die Bestimmung einer
zentralen Steuerungskennzahl und die Allokation der Eigenmittel bilden. Kern des
Shareholder Value-Ansatzes ist die Entwicklung und Bewertung von Strategien zur
Steigerung des Marktwertes des Unternehmens. Der Portefeuille-Analyse kommt im
Rahmen des strategischen Controlling hierbei eine besondere Bedeutung zu. Auf sie
wird deshalb ausführlicher eingegangen. Wie schon eingangs erwähnt, soll es aber nicht
Gegenstand dieser Arbeit sein, Strategien zur Steigerung des Shareholder Value zu
erörtern. Deshalb werden die Wertpotentiale von Banken nur kurz erläutert.
Anschließend werden wesentliche operative Controlling-Instrumente zur Planung,
Steuerung und Kontrolle der Zielwertsteigerungen vorgestellt. Die Thematiken der
Investor Relations, als Instrument zur Kommunikation von Strategie und der
wertorientierten Anreizsysteme, als Motivationsinstrument für Vorstand und oberste
Führungsebene im Sinne des Shareholder Value bilden den Abschluß dieses Kapitels.
In Kapitel 6 werden die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammengefaßt und es
werden abschließende Schlußfolgerungen gezogen.
1.2 Definition verwendeter Begriffe
Gegenstand dieser Arbeit sind Unternehmen, die Bankgeschäfte der in §1 Abs.1 Zi.
1-12 KWG beschriebenen Art betreiben und deren Geschäftsbetrieb in kaufmännischer
Weise eingerichtet ist. Dabei werden die Begriffe Kreditinstitut und Bank synonym
verwendet. Im Vordergrund der Betrachtung stehen kotierte Kreditinstitute. An
geeigneter Stelle wird auf die Besonderheiten von nicht an der Börse notierten
Unternehmen, wie kleine Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen
eingegangen.
Einführung
Seite 4
Der Controllingbegriff ist in der Literatur nicht einheitlich definiert. 2 Einigkeit besteht
dahingehend, daß Controlling nicht nur die Kontrolle unternehmerischer Tätigkeiten
bedeutet, sondern auch die Begriffe Steuerung, Lenkung und Überwachung subsumiert,
wobei die Steuerung im Vordergrund steht.3 In dieser Arbeit wird das Controlling als
eine Koordinations- und Kontrollhilfe für die Unternehmensleitung4 verstanden, das
primär die Aufgabe hat, mit geeigneten Instrumenten Wertsteigerungspotentiale
aufzuzeigen und Abweichungen zwischen geplanten und erreichten Wertsteigerungen
zu analysieren.
Der
Shareholder
Value
entspricht
dem
Marktwert
des
Eigenkapitals.5
Bei
börsennotierten Unternehmen setzt sich der Wert dieses Unternehmens für den
Anteilseigner aus anteiligen Marktwertänderungen und Dividendenausschüttungen
zusammen. Formal läßt sich die Rendite für den Investor (RI)wie folgt beschreiben:
RI 
( KWD  KWI )  KTD  D
KWI  KTI
mit
KWI = Kurswert zum Investitionszeitpunkt
KWD = Kurswert zum Desinvestitionszeitpunkt
D
= ausgeschüttete Dividenden während des Investitionszeitraumes
KTD = Transaktionskosten bei der Desinvestition
KTI = Transaktionskosten bei der Investition
Formel 1: Renditeberechnung für den Investor
Ziel des Shareholder Value-Ansatzes muß es sein, die Rendite für den Investor zu
optimieren. Dazu sind solche Strategien zu verfolgen und Maßnahmen umzusetzen,
deren Cash Flows die Renditeforderungen der Anteilseigner - respektive die
2
Vgl. u.a. Richter Hermann J., Grundlagen des Controlling, 1987; Horváth, Peter, Controlling, 1994;
Weber, Jürgen, Einführung, 1993.
3
Vgl. Schierenbeck, Henner/Moser, Hubertus, Banksteuerung, 1995, S. 5.
4
Vgl. Schneider, Dieter, Betriebswirtschaftslehre, 1994, S. 331.
5
Vgl. Behm, Ulrich, Eigenkapitalkosten, 1994, S. 10.
Einführung
Seite 5
Eigenkapitalkosten des Unternehmens - übersteigen und somit den Marktwert steigern.
Dazu nicht benötigte Finanzmittel sind konsequent auszuschütten.6
1.3 Geändertes Umfeld von Banken
Das letzte Jahrzehnt war auch in Deutschland wirtschaftlich geprägt von Begriffen wie
Globalisierung,
Internationalisierung,
Strukturveränderung,
Änderung
der
Kundenbedürfnisse und Aktionärsaktivismus. Auch vor dem Hintergrund der
Europäischen Union und der damit einhergehenden Deregulierung und Liberalisierung
der Finanzmärkte konnten und können sich deutsche Banken dem geänderten
Wettbewerbsumfeld nicht verschließen. Abbildung 1 gibt einen Überblick über die
Einflußfaktoren, die Kreditinstitute zu einem Umdenken zwingen.
Einflüsse des Kapitalmarktes

Feindliche Übernahmen

Aktionärsaktivismus
Staatliche Eingriffe

Konjunkturelles Umfeld
Deregulierung und
Liberalisierung

Re-Regulierung

Eigenmittelvorschriften
Bank

Volatilität der
Finanzmärkte
Strukturelle Veränderungen

Wettbewerbsverschärfung durch Non- und Near-Banks, Globalisierung und
Internationalisierung des Bankgeschäftes

Änderung von Kundenbedürfnissen

Produktinnovationen, Komplexitätserhöhung von Produkten, neue Risiken

Technisierung des Bankgeschäftes

Quelle: Form der Systematisierung in Anlehnung an Porter, Michael E., Advantage, 1999, S. 5ff
Abb. 1: Einflußfaktoren auf Kreditinstitute
6
Vgl. hierzu nähere Ausführungen in Kapitel 2.3.1.
Einführung
Seite 6
Durch strukturelle Veränderungen geraten Banken zunehmend unter Ertragsdruck.
Non- und Near-Banks dringen in angestammte Bankenmärkte vor – nach dem Prinzip
der Kostenführerschaft werden standardisierte Bankdienstleistungen, wie z. B.
Konsumkredite
und
Wertpapierhandel
angeboten.7
Eine
Veränderung
der
Konkurrenzverhältnisse wird auch durch die Globalisierung8 und Internationalisierung
des Bankgeschäftes verursacht. Im Zuge der Herausbildung der Europäischen
Gemeinschaft sind Kreditinstitute bestrebt, ihre Marktposition in Europa durch
Expansion, Fusion und Übernahmen auszubauen.
Kundenbedürfnisse haben sich entscheidend geändert. Nicht die Bankloyalität steht im
Vordergrund, sondern die Erzielung eines hohen Nutzens bei minimalen Kosten.9 Dabei
sind Qualität, Service und eine breite Produktpalette entscheidend. Dies und die
Internationalisierung führen zu einer Nachfrage nach innovativen Produkten, v. a. im
Bereich der derivaten Finanzinstrumente.10 Die Handhabe dieser Produkte stellt sich als
relativ komplex dar und ist zudem mit neuen finanziellen Risiken für Banken
verbunden.
Anpassungsdruck entsteht bei Banken auch durch die zunehmende Technisierung,
sowohl bei den Vertriebswegen, als auch bei der internen Abwicklung und Steuerung.
Verbunden ist die Technisierung und v. a. die laufende Anpassung an neue Standards
mit hohen Anlaufkosten. Auch dieser Problematik muß sich ein Kreditinstitut als
potentieller „Global Player“ aktiv stellen.
Neben den strukturellen Veränderungen lassen auch veränderte konjunkturelle
Bedingungen Ertragspotentiale „schmelzen“. Hervorzuheben ist hier die erhöhte
Volatilität auf den Finanzmärkten. Im einzelnen betrifft dies die starken Schwankungen
des Zinsniveaus, wodurch sich u. U. Refinanzierungsprobleme für Banken ergeben,11
Währungsschwankungen und immer stärkere Schwankungen der Wertpapiere auf den
Aktienmärkten. Gründe hierfür liegen z. B. in der Verbriefung von Forderungen, in
7
Vgl. hierzu ausführlicher Paul, Stephan/Siewert, Klaus-Jürgen, Ertragsmanagement, 1998, S. 223ff. und
auch Wiederin, Elmar, Financial Services, 1994, S. 61f.
8
Globalisierung im Sinne einer weitreichenden geographischen Integration von einst relativ
unabhängigen nationalen Märkten mit der Folge einer zunehmenden internationalen Verflechtung (Vgl.
Strutz, Eric, Wertmanagement, 1993, S. 6).
9
Vgl. Lottner, Jens, Wertorientierte Steuerung, 1997, S. 4.
10
Vgl. Behm, Ulrich, Eigenkapitalkosten, 1994, S. 2f.
11
Vgl. Vettiger, Thomas, Wertorientiertes Bankcontrolling, 1996, S. 3f.
Einführung
Seite 7
Finanzinnovationen, im Computerhandel und in der Institutsionalisierung des Aktienbesitzes.12 Banken müssen sich diesen neuen Risiken stellen, wenn sie im internationalen
Wettbewerb bestehen wollen.
Seit den 80er Jahren ist weltweit ein Prozeß der Deregulierung und Liberalisierung der
Finanzmärkte zu beobachten. Er beinhaltet u. a. die Abschaffung von Zinsobergrenzen
in den USA, die Beseitigung von physikalischen, technologischen und fiskalischen
Beschränkungen zur vollständigen Öffnung der Grenzen für Menschen, Kapital, Güter
und Dienstleistungen in der EU und auch die Eröffnung der Deutschen Terminbörse
und die Abschaffung steuerlicher Hindernisse in Deutschland.13 Durch diese
Rücknahme der staatlichen Eingriffe wurde der Markt neuen Wettbewerbern geöffnet,
was - wie beschrieben - veränderte Konkurrenzverhältnisse zur Folge hatte.
Da durch Finanzinnovationen neue Risiken für Kreditinstitute entstanden, war es nötig
mögliche Insolvenzen und damit Schäden für die Volkswirtschaft durch eine staatliche
Re-Regulierung zu verhindern. Dabei standen die bessere Überwachung von
Marktrisiken, neue Auflagen für die Einlagensicherungssysteme und Maßnahmen zur
Beschränkung der Risikokonzentration im Vordergrund.14 Ebenfalls re-reguliert wurden
die Eigenmittelvorschriften für Kreditinstitute in der EU. Damit sollte zum einen die
Harmonisierung
innerhalb
der
EU
vorangetrieben
werden,
um
Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern,15 und zum anderen sollten die Anforderungen
an die Eigenkapitalausstattung als Meßlatte für durch Kreditinstitute eingehbare Risiken
erhöht werden.16
Bei verschärftem Wettbewerb und sinkenden Margen besteht für Kreditinstitute
demzufolge ein Mehrbedarf an Risiko-/Eigenkapital. Um diesen zu decken, müssen sich
Banken an nationale und internationale Kapitalmärkte wenden. Deren Hauptakteure17
orientieren sich an der Performance eines Unternehmens. Dies wird spätestens seit dem
12
Vgl. Strutz, Eric, Wertmanagement, 1993, S. 8.
Vgl. hierzu Strutz, Eric, Wertmanagement, 1993, S. 8f; Remsperger,H./Angenendt,U., Strukturwandel,
1990, S. 545 und Stickney, Clyde P., Analysis, 1990, S. 404.
14
Vgl. Schmalenbach-Gesellschaft, Finanzwettbewerb, 1992, S. 27f.
15
Vgl. Strutz, Eric, Wertmanagement, 1993, S. 9.
16
Vgl. Behm, Ulrich, Eigenkapitalkosten, 1994, S. 3f.
13
Einführung
Seite 8
Erscheinen von Alfred Rappaports „Creating Shareholder Value“18 1986 von
Unternehmen in den USA und seit Mitte der 90er auch von deutschen Unternehmen
akzeptiert. Dieser Aktionärsaktivismus und die Bedrohung von unterbewerteten
Unternehmen durch sogenannte Raider, die solche Unternehmen übernehmen und durch
Änderung
der
strategischen
Richtung
oder
durch
Veräußerung
von
nicht
betriebsnotwendigem Vermögen eine Erhöhung des Marktwertes erreichen19, erfordert
eine Ausrichtung der gesamten Bank auf das Ziel der Wertsteigerung für die
Anteilseigner.
1.4 Neue Anforderungen an die Steuerung von Banken
Wenn das oberste Ziel einer Bank die Wertsteigerung für die Eigentümer sein soll,
bedarf es einer Erneuerung der bestehenden Steuerungssysteme. Denn diese sind bisher
eher gewinn-/ertragsorientiert. Da der Gewinn aber in keiner eindeutigen Beziehung zu
Wertsteigerungen, im Besonderen zu Kurswertsteigerungen, eines Unternehmens
steht,20 sind er und andere an ihm orientierte Kennzahlen, wie z. B. der ROE, nicht zur
Steuerung einer Bank geeignet.21
Die Steuerung von Banken muß sich auf die Rendite- und Risikoorientierung
ausrichten,22 da risikoadäquat diskontierte langfristige Cash Flows den Wert eines
Unternehmens
bestimmen.
Dazu
ist
es
notwendig,
den
Wertbeitrag
jedes
Geschäftsbereiches, besser noch jedes Geschäftes, zu kennen – dies stellt neue
Anforderungen an das Informationssystem eines Kreditinstitutes. Auf Basis dieser
Informationen ist das Portefeuille einer Bank hinsichtlich Wertschöpfern und
Wertvernichtern permanent zu untersuchen, ggf. sind Akquisitionen, Fusionen aber
auch
17
Desinvestitionen
nötig.
Ebenfalls
notwendig
ist
ein
wertorientiertes
Versicherungen, Pensionsfonds und andere Kapitalsammelstellen bzw. institutsionelle Anleger.
Deutsche Übersetzung: Rappaport, Alfred, Wertsteigerung, 1995.
19
Zur Problematik der Bedrohung durch Raider siehe Rappaport, Alfred, Wertsteigerung, 1995, S. 4-5
und S. 207-251; Lewis, Thomas G., Unternehmenswert, 1994, S. 13 oder auch sehr ausführlich
Bühner, Rolf, Management-Wert-Konzept, 1990, S. 1-3 und S. 181-223.
20
Vgl. hierzu z.B. Copeland, Tom/Koller, Tim/Murrin, Jack, Strategien, 1998, S. 99ff. oder Rappaport,
Alfred, Wertsteigerung, 1995, S. 20ff.
21
An dieser Stelle sei auf Kapitel 2.2 verwiesen, wo die Unzulänglichkeit gewinnbasierender Kennzahlen
diskutiert wird.
22
Vgl. Wickel-Kirsch, Silke/Maurer, Nikolaus/Kaiser, Antonia, Investitionscontrolling, 1998, S. 30.
18
Einführung
Seite 9
Synergiemanagement
der Geschäftsbereiche
bzw. Konzerntöchter.
Dazu sind
organisatorische Anpassungen nötig.23
Um die Interessen von Eigentümern und Management24 zu synchronisieren, ist es
notwendig entsprechende Anreizsysteme zu schaffen. Auf kurzfristig orientierte
Erfolgsfaktoren
ausgerichtete
Vergütungssysteme
von
Vorstand
und
oberster
Führungsebene sollten durch wertorientiert abgelöst werden. Damit wird sichergestellt,
daß die bankbetrieblichen Entscheidungen an der langfristigen Steigerung des
Shareholder Value ausgerichtet werden.25
Mögliche Lösungsansätze der angesprochen Probleme werden nun im Rahmen der
allgemeinen Theorie zum Shareholder Value-Ansatz untersucht, um im Anschluß daran
eine Implementierung der gefundenen Lösungen in das Controllingsystem einer Bank
vorzunehmen.
23
Vgl. Lottner, Jens, Wertorientierte Steuerung, 1997, S. 12f und S. 19.
Ausführlich diskutiert wird das Principal-Agent-Verhältnis z.B. in Drukarczyk, Jochen, Finanzierung,
1993, S. 79ff oder in Strutz, Eric, Wertmanagement, 1993, S. 29-36.
25
Vgl. Vettiger, Thomas, Wertorientiertes Bankcontrolling, 1996, S. 15.
24
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
6
Seite 10
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Theorie der Unternehmensführung im Sinne
des Shareholder Value-Ansatzes auseinander. Unter dem Shareholder Value-Ansatz
wird dabei die Gesamtheit der genutzten Methoden, Maßnahmen und Instrumente zur
Messung, Analyse, Prognose sowie Optimierung des Eigenkapitals verstanden. Im
Speziellen wird die Ermittlung des Shareholder Value eines Kreditinstitutes aufgezeigt
und dargelegt, wie sich eine wertorientierte Steuerung in das Controlling-System einer
Bank implementieren läßt.
Ausgangspunkt der Überlegungen war das geänderte Umfeld von Banken in
Deutschland, welches es erforderlich macht, daß Kreditinstitute ihr Zielsystem auf die
Erhöhung des Marktwertes ausrichten. Nur so wird eine Bank attraktiv für Investoren
und kann das dringend benötigte Eigenkapital „anlocken“. Der buchhalterische Gewinn
ist als Maß für Wertsteigerungen nicht geeignet, da er durch Ansatz- und
Bewertungswahlrechte nachhaltig und willkürlich beeinflußt wird. Des weiteren läßt
sich das Risiko einer Investition nicht an der Größe des Gewinns nachvollziehen,
langfristige Investitionserfordernisse können anhand der Gewinngröße nicht abgelesen
werden. Die Auswirkungen von Dividendenpolitik werden vernachlässigt und über den
Gewinn werden Investitionen nicht zum Zeitwert des Geldes bewertet. Hieraus leitet
sich auch ab, daß gewinnbasierende Kennzahlen, wie z. B. der Return on Equity
ebensowenig zur Steuerung einer Bank im Sinne des Shareholder Value geeignet sind,
wie der Gewinn selbst.
In der Praxis haben sich vier alternative Shareholder Value-Konzepte entwickelt, die
den Anspruch erheben, den Wert eines Unternehmens für die Anteilseigner optimal zu
messen: Das Discounted Cash Flow-Konzept nach Alfred Rappaport, das Discounted
Cash Flow-Konzept nach Tom Copeland, Tim Koller und Jack Murrin, das Cash Flow
Return on Investment-Konzept nach Thomas G. Lewis und das Economic Value
Added-Konzept nach G. Bennett Stewart. Grundlegend unterscheiden sich die Konzepte
in ihrer Orientierung. Während die Konzepte nach Rappaport und Copeland et al.
zukunftsorientiert sind, basieren die Konzepte von Lewis und Stewart eher auf den
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
Seite 11
Jahresabschlüssen. Ein wertorientiertes Controlling beinhaltet immer eine Kombination
der genannten Konzepte, um einerseits Auswirkungen langfristig orientierter Strategien
auf den Wert des Unternehmens abzuschätzen und andererseits die operativen Folgen
der Umsetzung der Strategien in jeder Periode zu messen.
Kern eines jeden Shareholder Value-Konzepts sind die Berechnung von Cash Flows
über eine bestimmte Planungsperiode, die Bestimmung eines Residualwertes und die
Ermittlung von Kapitalkosten. Die Cash Flows werden für die Zukunft über geeignete
Werttreiber prognostiziert. Hierfür eignet sich vor allem die Umfeldanalyse in
Verbindung mit der Szenariotechnik, mit deren Hilfe die strategische Position
abgeschätzt
werden
kann.
Zur
Bestimmung
des
Residualwertes
kann
der
Fortführungswert am Ende des Planungshorizontes genutzt werden. Dieser errechnet
sich als eine ewige Rente des zugrunde gelegten Cash Flow. Die Gesamtkapitalkosten
repräsentieren die Verzinsungsansprüche der Eigen- und Fremdkapitalgeber. Sie dienen
daher als Meßlatte dafür, ob ein Unternehmen Wert schafft oder nicht. Zur Berechnung
der Eigenkapitalkosten wird das Capital Asset Pricing Model herangezogen. Trotz
einiger Einwendungen lassen sich hiermit die Forderungen der Eigenkapitalgeber
theoretisch fundiert ermitteln. Für nicht kotierte Unternehmen und zur Errechnung der
Kapitalkosten auf Ebene der strategischen Geschäftseinheiten werden AnalogieMethoden und analytische Methoden eingesetzt. Durch Diskontierung der Cash Flows
und des Residualwertes mit den Kapitalkosten errechnet sich der Wert eines
Unternehmens, den es zu optimieren gilt.
Bei der Wertermittlung von Kreditinstituten müssen bankspezifische Besonderheiten
beachtet
werden.
Hierzu
zählen
sowohl
gesetzliche
Bestimmungen
und
wirtschaftspolitische Abhängigkeiten, als auch Besonderheiten, die aus der „Eigenart“
der Geschäfte und der speziellen Finanzierungsstruktur herrühren. Beispielsweise
erfolgt die Shareholder Value-Ermittlung über die Equity-Methode, da das
Fremdkapital für Banken eine Quelle der Wertschöpfung darstellt. Die Cash FlowPrognose muß für die drei Bereiche einer Bank – Kundenbereich, Nicht-Kundenbereich,
Overheadbereich – separat erfolgen. Die Risiken des Bankgeschäftes müssen explizit
berücksichtigt werden.
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
Seite 12
Für eine Steuerung im Sinne des Shareholder Value sind Sparkassen und
Genossenschaftsbanken nur eingeschränkt geeignet, da die Wertschaffung für die
Eigentümer nicht ausschließlich zu ihren Aufgaben gehört.
Zur Integration des Shareholder Value-Gedanken in ein Kreditinstitut ist es notwendig,
sämtliche Bausteine des erforderlichen kybernetischen Controlling-Regelkreissystems
wertorientiert zu gestalten. Konkret bedeutet dies, daß Modifikationen bei der
strategischen und operativen Planung, bei den Investor Relations und bei den
Anreizsystemen zwingend sind. Bei Banken ergibt sich zusätzlich das Problem der
richtigen Zuordnung von Eigenmitteln auf die strategischen Geschäftseinheiten bzw. auf
einzelne Geschäfte. Einen vielversprechenden Lösungsansatz stellt hierbei das Value-atRisk-Konzept dar. Im Mittelpunkt eines wertorientierten strategischen Controlling steht
das Portefeuille-Management. Durch ein Zusammenspiel verschiedener PortefeuilleAnalysen, kann eine wertoptimale Kombination von strategischen Geschäftseinheiten
gefunden
werden.
Auf
Ebene
der
strategischen
Geschäftseinheiten
werden
Kernkompetenzen, die gleichzeitig Wettbewerbsvorteile und damit Wertpotentiale
darstellen, identifiziert. Geeignete Instrumente hierfür sind neben der Umfeldanalyse
beispielsweise die Potentialanalyse und das Benchmarking. Strategien zur Steigerung
des Shareholder Value sind langfristig ausgerichtet und erstrecken sich demzufolge über
mehrere Perioden. Zur Beurteilung der Auswirkungen des Tagesgeschäftes auf die
Realisierung der langfristigen Strategien benötigt das Management aus diesem Grund
geeignete
operative
Controlling-Instrumente.
Hervorzuheben
sind
hier
der
wertorientierte Budgetierungsprozeß, die Abweichungsanalyse, das Konzept der
Mindestverzinsung und der RAROC als eine Steuerungskennzahl. Zur übersichtlichen
Darstellung
wertorientierter
Kennzahlen
und
als
Implementierungshilfe
für
wertorientierte Strategien kann die Balanced Scorecard genutzt werden. Um die Kluft
zwischen interner und externer Unternehmensbewertung zu schließen, dürfen die
Investor Relations nicht vernachlässigt werden. Die Investoren müssen mit den
wertorientierten
Daten
versorgt
werden,
die
es
ihnen
gestatten,
die
Unternehmensstrategie nachzuvollziehen. Nur dann wird sich eine Wertsteigerung im
Aktienkurs niederschlagen. Das Controlling-Regelkreissystem wird durch die
Zusammenfassung und Schlußfolgerungen
Seite 13
Implementierung eines wertorientierten Anreizsystems geschlossen. Ein solches
garantiert, daß die Interessen des Managements und der Eigentümer identisch sind. Auf
der Ebene des Top-Managements erweist sich die Aktienrendite hierfür als besonders
geeignet. Darunter liegende Führungsebenen und Mitarbeiter müssen stärker an die von
ihnen zu beeinflussenden Werttreiber gebunden werden.
Ein fest im Unternehmen verankertes Shareholder Value-Konzept führt dazu, daß der
Unternehmenswert für die Eigentümer nachhaltig gesteigert wird. Hiervon profitieren
auch andere Stakeholder, wie z. B. Kunden, Mitarbeiter und die gesamte
Volkswirtschaft. Denn nur ein Unternehmen welches langfristig Wert schafft, kann am
Markt bestehen und weiterhin Produzent, Arbeitgeber und Steuerzahler sein. Insofern
ist die Implementierung eines Stakeholder Value-Konzepts keine Alternative zur
strikten Marktwertorientierung.
Auch wenn der Shareholder Value-Ansatz betriebswirtschaftlich gesehen schon ein
reifes Alter erreicht hat, erfolgt die praktische Umsetzung bei Unternehmen und speziell
bei
Kreditinstituten
recht
zögerlich.
Gründe
hierfür
liegen
in
den
Ermittlungsschwierigkeiten des Shareholder Value und in Unsicherheiten über die
konkrete Vorgehensweise, die in mancher Hinsicht kontrovers diskutiert wird.
Außerdem haftet dem Shareholder Value-Ansatzes teilweise ein negatives Image an,
dem
nämlich
irrigerweise
das
Streben
nach
einer
kurzfristigen
Rentabilitätsmaximierung auf Kosten der Arbeitnehmer unterstellt wird. Wenn ein
Kreditinstitut im internationalen Wettbewerb um Eigenkapital bestehen will, wird es
aber nicht umhin kommen, die Steuerung des Unternehmens konsequent und nachhaltig
auf den Shareholder Value auszurichten. In Zeiten globaler Kapitalmärkte bedeutet
mangelnde Wettbewerbsfähigkeit unter Umständen die Insolvenz für ein Unternehmen.
Damit verbunden ist regelmäßig der Verlust von Arbeitsplätzen zu Lasten der gesamten
Volkswirtschaft. Das kann sich auch Deutschland auf Dauer nicht mehr leisten.
Deutsche Unternehmen müssen Kapital anlocken. Dies geschieht aber nur, wenn sie
Werte für die Eigentümer schaffen.
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Gesetz über das Kreditwesen (KWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. Januar 1996
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Gewerbesteuergesetz (GewStG) 1991 vom 21. März 1991
Handelsgesetzbuch (HGB) vom 10. Mai 1897 (Stand 1. Juli 1998)
und
Die Arbeit
Seite 23
Zu meiner Person
Name:
Geburtstag:
Wohnort:
Akademische Ausbildung:
Berufliche Bildung:
Lars Lusansky
21. November 1973
Berlin
Diplomkaufmann (FH)
Bankkaufmann
Mein Anliegen
Als ich am 5. Februar 2000 den Prüfungssaal nach bestandener Verteidigung meiner
Diplomarbeit verließ, war ich doch schon sehr erleichtert. Die vorherigen vier Monate
waren überaus anstrengend und nervenaufreibend gewesen.
Aus diesem Grunde möchte ich die Arbeit auf diesem Wege veröffentlichen. Sie soll
Anregung zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrer Thematik bieten und so
weitere Forschung im Bereich des Shareholder Value-Ansatzes fördern. Über
Anregungen und Kritik zur vorgelegten Arbeit würde ich mich sehr freuen. Wenden Sie
sich zu diesem Zweck bitte per E-Mail an mich: [email protected] .
Die Arbeit
Titel:
Die Theorie des Shareholder Value-Ansatzes mit besonderem
Blick auf die Problematik der Implementierung in ein
Controlling-System eines Kreditinstitutes
Hochschuleinrichtung:
Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Studiengang:
Betriebswirtschaftslehre
Professor:
Prof. Dr. Wilhelm Schmeisser
Datum der Vorlage: 13. Januar 2000
Note:
1,3
Die Bezugsbedingungen
Falls Sie Interesse an der vollständigen Arbeit haben, wenden Sie sich bitte per E-Mail
an mich. Gegen Zahlung von EUR 25,-- bin ich gern bereit, die Diplomarbeit via EMail zu übersenden:
E-Mail: [email protected]
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