1 D:\68623242.doc Mittelwert und Standardabweichung bei wiederholter Beobachtung mit unterschiedlichen Genauigkeiten Jörg Ihringer Ein Messwert werde N mal erfasst, aber mit unterschiedlicher Genauigkeit. Jede Beobachtung Nr. j liefere einen Messwert x j und eine Standardabweichung j . Aus diesen Wertepaaren kann der Mittelwert x der Messgröße und die Standardabweichung x des Mittelwerts berechnet werden. xj Messwert bei Beobachtung Nr. j j Standardabweichung zur dieser Beobachtung N Anzahl der Beobachtungen xj N x j N 1 j 1 j x2 2 j 1 Mittelwert für x 2 1 N 1 j 1 j 2 Varianz, Quadrat der Standardabweichung, von x Tabelle 1 Mittelwert und Standardabweichung bei wiederholter Beobachtung mit unterschiedlichen Genauigkeiten Den Mittelwert folgt entweder aus der Forderung nach der kleinsten Summe der gewichteten Fehlerquadrate oder aus der Forderung nach größter Wahrscheinlichkeit für den gesamten Satz der Messwerte. Diese Wahrscheinlichkeit wird mit der „Likelihood-Funktion“ formuliert. Kennt man den analytischen Ausdruck für den Mittelwert, dann kann die Standardabweichung des Mittelwerts aus den partiellen Ableitungen des Mittelwerts nach den die Messwerte repräsentierenden Variabeln und ihren Standardabweichungen bestimmt werden („Fehlerfortpflanzungs-Gesetz“). Berechnung des Mittelwerts mit Hilfe der Likelihood-Funktion Die „Likelihood-Funktion“ ist vor allem in der angelsächsischen Literatur gebräuchlich, auch sie führt auf die Summe der Fehlerquadrate. Das Ergebnis jeder einzelnen Messung, z. B. der Wert x j der Messung Nr. j , wird als Stichprobe aus einer Gaußverteilung mit Mittelwert x und Standardabweichung j aufgefasst. Nach jeder Messung überlegt man sich nun, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Messwert zwischen x j und x j dx zu erwarten war („aposteriori-Wahrscheinlichkeit“). Nach allen N Messungen formuliert man aus dem Produkt aller Einzel-Wahrscheinlichkeiten die Wahrscheinlichkeit für den gesamten Satz der Ergebnisse (unabhängige Beobachtungen vorausgesetzt). Die Variable in diesem Produkt, x , wird aus 2 D:\68623242.doc der Forderung berechnet, dass das Produkt, d. h. die Wahrscheinlichkeit für den ganzen Satz der Beobachtungen, maximal wird. 60 Häufigkeit 40 Beispiel: Histogramm von 500 Messungen des Werts Nr. j zum Mittelwert x 0 und j =1. 20 0 -3 -2 -1 0 1 2 3 x Messwert j dP j N dP L dx j 1 N L j 1 1 f ( x j , x ) dx 2 j 1 e 2 j 1 e 2 j e Wahrscheinlichkeit, einen Messwert zwischen x j und x j dx aus einer Gaußvertei- x j x 2 2 j 2 dx Wahrscheinlichkeit, den ganzen Satz mit N Messwerten zwischen x j und x j dx x j x 2 2 j 2 dx x j x 2 2 j 2 1 N x j x l const. 2 j 1 j 2 2 N x x N N xj dl 1 j x 0 2 2 2 d j 1 j j 1 j j 1 j N x lung mit Mittelwert x und Standardabweichung j zu erhalten. ( j (1,2,..N ) bei Mittelwert x und den Standardabweichungen j zu erhalten Definition der Likelihood Funktion. Zur Erleichterung der Rechnung bildet man den Logarithmus der Likelihood Funktion, das ist – bis auf die Konstante- die Summe der gewichteten Fehlerquadrate. Bedingung für das Maximum, es folgt daraus der xj 2 j 1 j N 1 j 1 j Mittelwert 2 Tabelle 2 Berechnung des Mittelwerts bei wiederholter Beobachtung mit unterschiedlichen Genauigkeiten mit Hilfe der Likelihood-Funktion 3 D:\68623242.doc Berechnung der Standardabweichung des Mittelwerts Die Standardabweichung x des Mittelwerts x folgt aus dem „Fehlerfortpflanzungs-Gesetz“ als Funktion der Standardabweichungen j . N x xj 2 j 1 j N 1 j 1 j Z(x) N 2 N xj j 1 j2 Z(x) Mittelwert, aufgeteilt in Zähler Z und Nenner N. Nur Z hängt vom Vektor x der Messwerte ab. Z(x) 1 2 x j j N 1 j 1 j2 N x 2 x j 1 x j N 2 2 j xx 2 x x2 2 1 N Z( x) 2 2 j N j 1 x j x x 1 N 1 1 2 j 2 4 N N j 1 j Fehlerfortpflanzungsgesetz, Z und N eingesetzt 1 N 1 j 1 j 2 Tabelle 3 Berechnung der Standardabweichung des Mittelwerts aus dem Fehlerfortpflanzungsgesetz Literatur: z.B. S. Brandt, Datenanalyse, (1992), BI Wissenschaftsverlag Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich Zur Skripten Seite: http://www.uni-tuebingen.de/uni/pki/skripten/skripten.html