Rita Augustin Scheidstr

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Diplomarbeit
Kreiselkompass / Piezogyro
1.
Einleitung
Durch das Maturaprojekt „Oktopus“, in dem die Entwicklung eines vollständig
ferngesteuerten Modell U-Boots im Vordergrund stand, stellte sich die Frage,
welches System zur Stabilisierung des U-Boots verwendet werden soll. Um dieses
Problem zu lösen, wurden 2 Vorschläge vorgebracht. Es wäre möglich das U-Boot
mittels eines Kreiselkompasses oder eines Piezogyros zu stabilisieren.
Daher beschäftigt sich diese Diplomarbeit mit dem Vergleich von Kreiselkompass
und Piezogyro. Es soll herausgefunden werden, welcher der Beiden besser geeignet
bzw. ob die Funktion des Piezogyro genau dieselbe wie die des Kreiselkompass ist.
Falls dies nicht der Fall ist, würde der Piezogyro für unser Projekt nicht in Frage
kommen. Ansonsten wäre die Überlegung angebracht, ob der Piezogyro nicht eine
preisgünstige Alternative zum Kreiselkompass wäre.
Am Beginn der Diplomarbeit werden einige einführende Begriffe erklärt bzw.
notwendige Grundlagen näher gebracht. Danach wird der Kreiselkompass näher
betrachtet,
dessen
Funktionsweise
aufgezeigt
und
die
Vor-
und
Nachteile
aufgelistet.
Im Anschluss werden dieselben Informationen über den Piezogyro aufbereitet und
anschaulich dargestellt.
Am Ende dieser Arbeit wird ein Vergleich der Vor- bzw. Nachteile der behandelten
Stabilisierungsmöglichkeiten durchgeführt und abschließend ein Resümee aus den
gesammelten Informationen gezogen.
5HNC / Thomas Neumair
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Kreiselkompass / Piezogyro
2.
Grundlagen
2.1. Grundlagen eines Kreisel
Damit die Funktionsweise des Kreiselkompasses besser verstanden werden kann,
folgen einige wichtige Grundlagen und Begriffe eines Kreisels.
Der kräftefreie, symmetrische Kreisel
Jeder starre Körper, der sich um einen festen Punkt dreht, stellt einen Kreisel dar.
Wenn der Kreisel im Schwerpunkt gelagert wird, so spricht man von einem
kräftefreien Kreisel. Unter diesen Bedingungen übt die Gewichtskraft kein äußeres
Drehmoment
des
auf den Kreisel aus. Deshalb bleiben der Betrag und die Richtung
Drehimpulses
zeitlich
konstant.
Falls
des
Weiteren
zwei
Hauptträgheitsmomente gleich groß sind, so spricht man von einem symmetrischen
Kreisel.
Um
beschreiben,
die
Bewegung
werden
drei
des
kräftefreien,
charakteristische
symmetrischen
Achsen
Kreisels
herangezogen.
zu
Die
Symmetrieachse des Kreisels wird als Figurenachse bezeichnet und durch die Größe
beschrieben. Daneben ist noch die raumfeste Drehimpulsachse
Richtung der Drehachse
und die
zur Beschreibung der Kreiselbewegung wichtig. Wenn
der Kreisel an der Figurenachse festgehalten und danach in Rotation versetzt wird,
sodass sich beim Andrehen die Richtung der Figurenachse nicht ändert, sind alle
drei Achsen zusammen, zeitlich und räumlich konstant (Abbildung 1). Nur in
diesem Spezialfall zeigen die Winkelgeschwindigkeit
und der Drehimpuls
in
dieselbe Richtung und sind des Weiteren über das Hauptträgheitsmoment der
Figurenachse miteinander verknüpft. Die allgemeine Bewegung des kräftefreien,
symmetrischen Kreisels ist weitaus komplizierter. Experimentell kann man den
allgemeinen Bewegungszustand dadurch einstellen, indem man dem um seine
Figurenachse rotierenden Kreisel einen leichten Schlag erteilt. Dies führt dazu, dass
die charakteristischen Kreiselachsen nicht mehr wie zuvor parallel ausgerichtet
sind, sondern unterschiedliche Orientierungen einnehmen. Der Kreisel vollführt
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dann eine recht komplizierte Taumelbewegung, die als Nutation bezeichnet wird
(Abbildung 1 Mitte). Der Drehimpuls ist auch bei dieser Kreiselbewegung weiterhin
räumlich und zeitlich konstant. Allerdings rotiert die Figurenachse auf einem
Kegelmantel (Nutationskegel) mit der Nutationsfrequenz
um die raumfeste
Drehimpulsachse und führt dabei gleichzeitig eine Eigenrotation
durch. Die
resultierende Drehachse ist daher nicht konstant sondern eine Überlagerung der
Eigenrotation um die Figurenachse und der Nutationsbewegung der Figurenachse
um die Richtung des Drehimpulses. Daher wird im Folgenden von der momentanen
Drehrichtung
des Kreisels gesprochen, die die Rotation des Kreisels zu einem
bestimmten Zeitpunkt beschreibt.
Die Ausrichtung der einzelnen Kreiselachsen lässt sich leichter verstehen, wenn
man die rechte Skizze in Abbildung 1 betrachtet. Die Figurenachse stellt hier die
Symmetrieachse eines gedachten Kegels dar. Dieser körperfeste, so genannte
Köperkegel, rollt auf dem Mantel eines weiteren, raumfesten Kegels (Raumkegel),
mit
dem
Drehimpuls
als
Symmetrieachse,
ab.
Die
Lage
der
momentanen
Drehrichtung ergibt sich in dieser Darstellung aus der Berührlinie der beiden
Abb. 1: Bewegungen des kräftefreien symmetrischen Kreisels. Links:
Figurenachse, momentane Drehrichtung und Drehimpuls sind parallel
ausgerichtet und zeitlich konstant. Mitte: Nutationsbewegung. Alle drei
charakteristische Achsen haben unterschiedliche Richtungen und nur der
Drehimpuls ist zeitlich konstant. Rechts: Orientierung und Bewegung der
Achsen im Nutationsfall für einen Kreisel mit
, wobei
das
Trägheitsmoment um die Figurenachse darstellt. Die Bewegung kann man sich
durch das Abrollen eines körperfesten Kegel auf einem raumfesten Kegel
veranschaulichen.
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Kegelmäntel. Aus Abbildung 1 rechts folgt unmittelbar, dass bei der Nutation die
Figurenachse, der Drehimpuls und die momentane Winkelgeschwindigkeit immer in
einer Ebene liegen. Somit kann die momentane Winkelgeschwindigkeit in einen
Nutationsanteil
und in einen Anteil der Eigenrotation der Figurenachse
zerlegt werden (Abbildung 2 links):
Abb.
2:
Geometrie
der
Nutationsbewegung.
Das
Koordinatensystem wurde so gewählt das es körperfest ist und
seine Achsen mit den Hauptachsen des Kreisels zusammenfallen.
Die z- Richtung ist parallel zur Figurenachse orientiert.
Zerlegt man zusätzlich Drehimpuls und momentane Winkelgeschwindigkeit in xund z- Komponenten, so ergibt sich aus
und mit Hilfe der Beziehungen
und
für den Betrag der
Nutationsfrequenz:
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Ist die Nutationsbewegung nur schwach ausgeprägt, d. h. bei kleinem Winkel
so kann der Betrag des Drehimpulses
angenähert werden ( d. h.
,
durch
). Hiermit ergibt sich für die Nutationsfrequenz
2.2. Corioliskraft
Man spricht von der Corioliskraft, wenn man einen bewegten Körper in einem
rotierenden System aus der Sicht eines mitrotierenden Beobachters ablenkt. Die
Corioliskraft ist nach dem französischen Physiker Gaspard Gustave de Coriolis
benannt.
Die Corioliskraft ist eine Scheinkraft, da sie in ruhenden Bezugsystemen nicht auftritt.
Sie tritt nur in rotierenden Systemen auf und stellt eine Beschleunigung senkrecht zur
Bewegungsrichtung dar.
Die Corioliskraft tritt zusätzlich zur Zentripetalkraft auf. Sie hängt von dem Ort ihres
Bezugssystems und von der Geschwindigkeit des Messkörpers ab.
Berechnung
Sinθ ist der Sinus des Winkels θ zwischen Bewegungsrichtung und Drehachse. V stellt
den Betrag der Geschwindigkeit relativ zum rotierenden Bezugssystem dar und ω
entspricht der Kreisfrequenz der Rotation. M ist die Masse des bewegten Körpers.
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Entfernt sich der Körper von der Drehachse, so wirkt die Corioliskraft entgegen der
Rotationsrichtung, nähert er sich der Achse, wirkt sie in Rotationsrichtung.
Darstellung als Kreuzprodukt zweier Vektoren
Dieselbe Formel kann man auch mathematisch als Kreuzprodukt zweier Vektoren
veranschaulichen:
Wenn man die Kreisfrequenz ω mit
Vektor
anschreiben.
multipliziert, kann man dieses Produkt als
beschreibt dann die Rotation vollständig in Betrag und
Richtung der Achse. Die Drehrichtung folgt aus der Rechte-Hand-Regel. Daraus ergibt
sich folgende Formel:
Aufgrund des Kreuzproduktes kann die Corioliskraft nur ablenkend wirken und nie
beschleunigend.
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2.3. Zentripetalkraft
Die Zentripetalkraft stellt eine physikalische Kraft dar. Sie hält den Körper auf seiner
Kreisbahn und ist nach innen zum Kreismittelpunkt bzw. zur Drehachse gerichtet.
Die Zentripetalkraft als Ursache der Kreisbewegung
Nach dem Trägheitsprinzip (1. Newtonsches Axiom) haben alle Körper eine ihnen
innewohnende Trägheit. Jeder Körper versucht dabei seine Geschwindigkeit und
Bewegungsrichtung beizubehalten. Sobald äußere Einflüsse auftreten, kann der
Körper dieses Prinzip nicht mehr erfüllen.
Damit ein Körper eine bestimmte Kreisbahn einnimmt, muss man eine beständige
Ablenkung in Richtung des Mittelpunktes durchführen. Diese Ablenkung wird als
Zentripetalkraft bezeichnet.
Berechnung
Die
Zentripetalkraft
ist
nach
innen
gerichtet
und
wirkt
stets
senkrecht
zur
Rotationsachse.
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Aufgrund der Formel: v = ωr, kann die Zentripetalkraft auch so berechnet werden:
FZ = mω2r
Darstellung als Vektorprodukt
Beim
Vektorprodukt
wird
der
Vektor
für
den
Abstand
und
für
die
Winkelgeschwindigkeit verwendet:
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3.
Kreiselkompass
3.1. Einführung
Der Kreiselkompass ist vom Prinzip ein normaler Kompass. Jedoch zeigt er die
Nord-Süd-Richtung an, ohne dabei das Magnetfeld der Erde zu verwenden, wie ein
normaler Kompass. Hierzu verwendet der Kreiselkompass einen schnell rotierenden
Kreisel, der speziell gelagert wird. Diese Lagerung zwingt den Kompass sich
parallel zur Erdoberfläche auszurichten.
Der Kreisel ist ein spezieller Kreiselmotor, der durch seine geringe Reibung und
sein hohes Trägheitsmoment eine sehr hohe Drehzahl erreichen kann.
3.2. Funktion
Ein rotierender Kreisel versucht stets seine momentane Lage beizubehalten. Falls
die Lage der Rotationsachse im Raum geändert wird, so reagiert der Kreisel mit
einer Gegenbewegung in eine andere Achse.
Abb. 3: Die Achse des
Kreisels wird verändert
In Abbildung 3 sieht man wie sich der Kreisel verhält, wenn man seine Lage ändert.
Die graue Scheibe ist seine momentane Position. Danach ändert man seine Lage.
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Die neue Lage stellt die weiße Scheibe dar. Jedoch widerstrebt sich der K reisel und
kehrt in seine ursprüngliche Lage zurück.
Nimmt man z.B. an, dass der Kompass in Ost-West-Richtung ausgerichtet ist, so
bewirkt die Erdrotation, dass der Kreisel sich immer neu anpassen und jedes Mal
eine Ausgleichsbewegung durchführen muss. (Abbildung 4)
Abb. 5: Ein Kreisel während der Erddrehung am Äquator. Die
Rotationsachse ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet.
Abb. 4: Ein Kreisel während der Erddrehung am Äquator. Die
Rotationsachse ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet.
Bei einem Ein-Kreiselkompass können jedoch einige Probleme auftreten. Einerseits
auf Schiffen. Durch die Bewegung des Schiffes kann es vorkommen, dass der
Kreiselkompass sich nicht mehr exakt nach Norden ausrichten kann und daher eine
falsche Lage liefert. Ein weiterer Bereich in dem Fehler auftreten können, ist in
Flugzeugen. Da Flugzeuge schneller als die Erddrehung fliegen können, kann sich
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der Kreiselkompass ebenfalls nicht mehr richtig ausrichten und liefert wiederum
falsche Werte. Diese Probleme haben zur Entwicklung von Drei-Kreiselkompassen
geführt.
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Komponenten eines Kreiselkompass
Abb. 6: Kreiselkompass
Der Kreiselkompass besteht aus folgenden Grundkomponenten:
Kompassgehäuse (Binnacle)
Das Kompassgehäuse ist zylindrisch und besteht aus drei Teilen, die miteinander
verschraubt sind. Es gibt einige Öffnungen im Gehäuse, damit die notwendigen
Steuerleitungen nach außen geführt werden können.
Aufhängringe
Es gibt 2 Aufhängringe in einem Kreiselkompass. Diese dienen zur besseren
Stabilisierung des Kreiselkompass. Der äußere Ring ist mit dem Gehäuse an 2
Stellen mittels Kugellager verbunden, damit die Ringe vom Gehäuse so gut wie
möglich isoliert werden. Der innere Ring ist mit dem äußeren Ring an einer Stelle
verbunden. Um den Kompass vor Schwingungen zu schützen, befinden sich auf
dem inneren Ring 3 Behälter, die mit Quecksilber gefüllt sind, zur Dämpfung.
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Drehkreuz und Schale(Spider and bowl)
Im Kompassgehäuse befindet sich eine Schale. Die Schale ist am inneren Ring
mittels 16 spiralförmigen Federn aufgehängt. Die 16 Federn sind aufgeteilt in je 8
Federpaare. Diese Konstruktion erlaubt es, dass sich die Schale relativ frei in
horizontaler Ebene bewegen kann, aber trotzdem falls ungewollte Veränderungen
auftreten,
dieses
System
die
Schale
wieder
in
ihre
ursprüngliche
Position
zurückzwingt. Viele kleine Metallrohre sind zwischen den Federpaaren eingefügt,
damit diese jede mögliche Schwingung abfangen.
Abb. 7: Querschnitt des Kreiselkompass
Die Abdeckung der Schale bildet das Drehkreuz. Das Drehkreuz ermöglicht es
andere
Bauteile
an
die
Schale
anzubringen.
Diese
Bauteile
sind
der
Geschwindigkeitskorrektur- und Kurskorrekturmechanismus und unterstützen die
Sendeeinheit, Motor und Spule.
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Abb. 9: Kompass ohne Abdeckung
Abb. 8: Drehkreuz von unten, Empfindlichkeitselement
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Empfindlichkeitselement (Sensitive Element)
Dieses Element befindet sich innerhalb der Schale. Ihre Funktion ist es, aufgrund
des gyroskopischen Effekts und der Erdrotation, ihre Achse immer im Meridian zu
halten. Da dieses Element relativ frei beweglich sein muss, wird es von einem
Stahlball unterstützt welcher in Quecksilber schwimmt.
Das Empfindlichkeitselement besteht aus 2 Gyros und einem Öldämpfungssystem.
Jeder der beiden Gyros kann sich frei in der vertikalen Achse drehen, jedoch sind
beide miteinander verbunden.
Gyros
Die beiden Gyros liefern dem Empfindlichkeitselement eine direkte Kraft, die das
Element zwingt immer ihre Achse nach dem Meridian auszurichten.
Die Gyros sind mit dem Empfindlichkeitselement unten und oben mit Federn
Abb. 10: Gyro Einheit
verbunden, so dass jeder Gyro frei um die vertikale Achse rotieren kann.
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Das Gehäuse des Gyros und seine Achsen wurden in einem Stück aus Stahl
gefertigt.
Öldämpfungssystem (Oil damping system)
Abb. 11: Öldämpfungssystem
Es gibt ebenfalls 2 Öltanks, die zur Dämpfung dienen. Diese beiden Tanks sind
miteinander über zwei Leitungen verbunden (Oil pipe, air pipe). Da die Tanks
miteinander verbunden sind, kann sich das Öl immer so aufteilen, dass die
Dämpfung des Systems so gut wie möglich erreicht wird.
Würde
dieses
Dämpfungssystem
nicht
vorhanden
sein,
so
würde
das
Empfindlichkeitselement nicht genau seine Achse am Meridian ausrichten, sondern
immer etwas darüber hinaus und im Gegenzug zu kurz schwingen.
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Quecksilberfluss (Mercury floating)
Abb. 12: Quecksilberfluss
Die direkte Kraft eines Kreiselkompasses wird kleiner, je näher man sich am
Meridian befindet. Daher ist es notwendig, dass das Empfindlichkeitselement
nahezu reibungsfrei ausgehängt wird. Dieser Effekt wird erreicht, indem man das
Element in eine hohle Kugel gibt, welche in einem Tank gefüllt mit Quecksilber
schwimmt.
3.3. Vorteile
Ein
markanter
Vorteil
des
Kreiselkompasses
besteht
in
seiner
vielfältigen
Einsetzbarkeit. Seine robuste und stabile Bauweise schützen den Kreiselkompass
vor jeglichen äußeren Einflüssen. Durch diese Vorteile findet er Anwendung in
Schiffen, vor allem aber in Flugzeugen, da dort ein Navigationsinstrument gefordert
wird, dass zu 100% richtig funktioniert.
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3.4. Nachteile
Ein großer Nachteil des Kreiselkompasses ist der Preis. Durch seine recht
komplizierte Bauweise, leidet dieser. Zurzeit befinden sich viele neuere Produkte
am Markt, die dieselbe Funktion erfüllen, deren Preis jedoch deutlich unter dem
eines Kreiselkompasses liegt. Da für sehr viele der Preis eine wichtige Rolle spielt,
wird der Kreiselkompass allmählich von seiner Position abgelöst und neue Produkte
werden mehr und mehr Anwendung finden.
Ein weiterer Nachteil des Kreiselkompasses liegt darin, dass er recht viel Platz in
Anspruch nimmt. Daher kann er in kleinen Anwendungen nicht bzw. nur schwer
eingesetzt werden.
Des Weiteren erzeugt ein Kreiselkompass ein lautes Nebengeräusch. Dieses
entsteht dadurch, dass sich der Kreisel mit 30000 U/min dreht.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass der Kreiselkompass viel Leistung
beansprucht. Daher benötigt dieser eine starke Spannungsversorgung.
Der vielleicht größte Nachteil eines Kreiselkompass ist, dass er eine veraltete
Technologie darstellt. Die Bauweise stammt aus den 60er Jahren und wurde seit
dem nicht sehr verändert. Es gibt immer noch einige Anwendungen in denen der
Kreiselkompass sich noch über einige Jahre weg halten wird, aber der Großteil
seiner Anwendungsgebiete wird durch Neuentwicklungen ersetzt.
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4.
Piezogyro
4.1. Einführung
Im Prinzip erfüllt der Piezogyro dieselben Aufgaben wie ein Kreiselkompass. Der
einzige Unterschied liegt in der Funktionsweise. Während der Kreiselkompass sich
dem Prinzip des Kreisels annimmt, so verwendet der Piezogyro den Piezoeffekt.
Der Piezoeffekt beschreibt das Zusammenspiel von mechanischem Druck und
elektrischer Spannung in Festkörpern. Durch das Anlegen einer elektrischen
Spannung wird der Kristall verformt, bzw. durch die Verformung des Kristalls wird
eine elektrische Spannung erzeugt. Dieser Effekt kann nur in bestimmten
Materialien auftreten, welche Isolatoren sein müssen, und kann daher nicht in
Metallen auftreten.
Kristallographische Voraussetzungen für Piezoelektrizität
Durch Tests wurde erwiesen, dass nicht alle Kristalle Piezoelektrizität aufweisen.
Kristallklassen mit Symmetriezentrum z.B. sind nicht piezoelektrisch. Entsprechend
dazu zeigen nur Kristalle mit mindestens einer polaren Achse Piezoelektrizität.
Unter polarer Achse versteht man Achse, deren beide Enden nicht vertauschbar
sind, das heißt, dass eine 180° Drehung des Körpers nicht zur Übereinstimmung
mit der ursprünglichen Position führt. Solche Achsen schließen demnach ein
Symmetriezentrum aus.
Insgesamt
gibt
es
20
piezoelektrische
Klassen,
davon
sind
10
zusätzlich
pyroelektrisch. Des Weiteren gibt es 11 Klassen, die ein Symmetriezentrum
besitzen. Da es jedoch insgesamt 32 Klassen gibt, bleibt eine Kristallklasse, die
weder ein Symmetriezentrum aufweist, noch piezoelektrisch ist.
Die Gründe für ein Symmetriezentrum liegen im Aufbau der Kristalle. In Abbildung
ist ein Kristallgitter mit Symmetriezentrum dargestellt. Eine Deformation des
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Gitters in eine beliebige Richtung würde die Schwerpunkte der positiven und
negativen Ladungen nicht gegeneinander schieben.
Abb. 13: Gitter mit Symmetriezentrum
In Abbildung 14 hingegen wird ein Kristall ohne Symmetriezentrum dargestellt. Bei
einer Krafteinwirkung würde in diesem Fall der Schwerpunkt der Ladungen
verändert und dadurch das Symmetriezentrum zerstört. Das Gitter ist danach nach
außen hin geladen.
Abb. 14: Gitter ohne Symmetriezentrum
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4.2. Funktion
Piezoeffekt
Prinzip
Durch Verformung des Kristallgitters der Materialprobe bilden sich Dipole innerhalb
der Elementarzellen. Wenn diese Dipole über alle Elementarzellen des Kristalls
aufsummiert werden, dann führt dies zu einer sehr geringen jedoch messbaren
elektrischen Spannung.
Dieser Effekt funktioniert auch umgekehrt, das heißt, dass durch Anlegen einer
Spannung der Kristall verformt werden kann.
Da beide Effekte gleichzeitig auftreten können, entstehen Schwingungen bei
einmaliger
Anwendung
Schwingungen
erzeugt
einer
der
werden,
beiden
werden
Effekte.
Da
Piezokristalle
durch
auch
diese
als
Effekte
Oszillatoren
verwendet.
Materialien
Das wahrscheinlich bekannteste Material mit Piezoeigenschaften ist Quarz (SiO2).
Durch sein Kristallgitter bietet er ideale Voraussetzungen für die Anwendung als
Oszillator.
Technisch genutzte Materialien, die einen stärkeren Piezo-Effekt als Quarz zeigen,
leiten sich oft von der Perowskit-Struktur ab, z.B. Bariumtitanat (BaTiO3).
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Es gibt auch piezoelektrische Keramiken, sog. PZT-Keramiken (Blei-ZirkonatTitanat
(Pb(Zrx,Ti1-x)O3),
die
nur
polykristallin
vorkommen
und
vor
der
Verwendung polarisiert werden müssen.
Beispiele für Materialien mit ausgeprägtem piezoelektrischem Effekt sind z. B.
Quarz, Turmalin und alle Ferroelektrika wie Bariumtitanat (BTO) oder BleiZirkonat-Titanat (PZT).
Als
aktive
Sensormaterialien
werden
zunehmend
auch
piezoelektrische
Dünnschichten eingesetzt. Mit Hilfe von Halbleitertechnologien ist es möglich, diese
aktiven piezoelektrischen Dünnschichten auf Silizium abzuscheiden. Hierbei handelt
es sich meist um Zinkoxyd (ZnO) oder Aluminiumnitrid (AlN).
Der Piezoeffekt am Beispiel des Quarzkristalls
(Zitat von www.piezoeffekt.de)
Abb. 15: Vereinfachte Strukturzelle des Quarzes
Als
direkten
piezoelektrischer
piezoelektrischen
Kristalle
oder
Effekt
bezeichnet
Keramiken,
bei
man
die
Eigenschaft
mechanischer
Deformation
elektrische Ladung auf ihrer Oberfläche abzuscheiden. Umgekehrt verformen sich
derartige Kristalle beim Anlegen eines elektrischen Feldes, was als inverser oder
reziproker Piezoeffekt bezeichnet wird.
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Abb. 16: Quarzkristall
Wie in Abbildung 16 ersichtlich ist, kann man bei Quarzkristallen drei polare
Achsen, die hier mit X1, X2 und X3 bezeichnet sind, feststellen. Außerdem sind 4
nichtpolare Achsen Y1, Y2, Y3 und Z vorhanden. Die Y-Achsen sind jeweils
senkrecht zu einer X-Achse und heißen neutrale Achsen. Die Z-Achse, die
senkrecht zu allen X-Achsen ist, wird optische Achse genannt.
Die chemische Formel von Quarz ist SiO2, in Abbildung 16 werden zwei
benachbarte Sauerstoffionen durch einen blauen Kreis und ein Siliziumion durch
einen roten Kreis dargestellt. Da jedem Si-Ion vier positive und jedem O-Ion zwei
negative Einheitsladungen zugeordnet werden und der negative mit dem positiven
Ladungsschwerpunkt zusammen fällt, ist die Zelle nach außen elektrisch neutral.
Der direkte Piezoeffekt lässt sich in vier Klassen, die sich je nach Richtung des
Drucks unterscheiden, unterteilen. Bei Druck in Richtung irgendeiner X-Achse
spricht man vom longitudinalen Piezoeffekt und bei Druck in Y-Richtung vom
transversalen Piezoeffekt. Bei einer Belastung in Richtung Z tritt kein Effekt auf!
Entsprechend
kann
man
auch
den
reziproken
Piezoeffekt
in
2
Kategorien
unterteilen.
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1.1 Longitudinaler piezoelektrischer Effekt
1.1.1 Direkter longitudinaler Effekt
Beim direkten longitudinalen Piezoeffekt verformt sich die Strukturzelle, wie in
Abbildung 17 dargestellt.
Abb. 17: Verhalten der Strukturzelle bei Druck,
parallel zu einer polaren Achse
Das Si-Ion 1 rückt zwischen die O-Ionen 2 und 6, die O-Ionen 4 schieben sich
zwischen die Si-Ionen 3 und 5. Durch diese Ladungsverschiebungen wird auf der
Abb. 18: Drei Strukturzellen mechanisch und elektrisch parallel geschaltet
Oberfläche L eine negative und auf R eine positive Ladung frei. Schaltet man n
Strukturzellen mechanisch und elektrisch parallel (vgl. Abbildung 18), so drückt auf
jede Einzelzelle der Betrag F/n. Folglich ist die Verformung der Einzelzelle nur 1/n
derjenigen, die bei Beanspruchung einer einzigen Zelle mit der Kraft F auftritt.
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Damit wird von jeder Zelle auch nur 1/n der Ladung erzeugt. Die Summe der
einzelnen Ladungen ist dann wieder gleich der ursprünglichen Ladung bei Belastung
einer Zelle mit F. Die freiwerdende Ladung ist bei gleich bleibender Kraft also
unabhängig vom Querschnitt des Quarzes.
Schaltet man mehrere Strukturzellen mechanisch hintereinander und lässt die Kraft
F an den beiden äußersten Zellen in Richtung der Hintereinanderschaltung
angreifen (vgl. Abbildung 19), so kommen für die Ladungserzeugung nur die
beiden äußersten Zellen in Frage, da sich die Ladungen im Inneren der Kette
aufheben.
Abb. 19: Drei Strukturzellen mechanisch und elektrisch
seriell geschaltet
Daraus ergibt sich, dass beim direkten longitudinalen Piezoeffekt die erzeugte
Ladung von allen Abmessungen des Quarzes unabhängig ist. Damit ist die Ladung
Qlg proportional zur Kraft F:
Qlg ~ F
Um eine große Ladung zu erzielen, macht es also keinen Sinn möglichst große
Kristalle zu verwenden, vielmehr muss man mehrere Kristalle mechanisch in Reihe
und elektrisch parallel schalten.
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1.1.2 Reziproker longitudinaler Effekt
Bei diesem Effekt wird das elektrische Feld senkrecht zu einer X-Achse, hier die X1Achse angelegt, die linke Seite wird mit der Kathode verbunden, die rechte mit der
Anode. Nun wird das Si-Ion 1 von L angezogen und die O-Ionen 4 werden von R
angezogen. Die beiden Si-Ionen 3 und 4 werden von R abgestoßen, die vier OIonen von L. Dadurch erfolgt eine Ausdehnung in X1-Richtung und eine Verkürzung
der Länge in Y1-Richtung. Schaltet man n Strukturzellen mechanisch und elektrisch
parallel, kommt man zu dem Ergebnis, dass die Änderung der Länge in Richtung
der X1-Achse unabhängig von der Zahl der parallel geschalteten Zellen ist. Auch
bei der mechanischen und elektrischen Reihung von Strukturzellen ist eine solche
Abhängigkeit nicht erkennbar, es gilt also:
X~U
1.2 Transversaler piezoelektrischer Effekt
1.2.1 Direkter transversaler Effekt
Nun erfolgt der Druck in Richtung einer Y-Achse, entsprechend Abbildung 20 lädt
sich dieses Mal die Oberfläche L positiv und die Oberfläche R negativ auf. Diese
Erscheinung beschreibt den transversalen piezoelektrischen Effekt.
Abb. 20: Verhalten der Strukturzelle bei
Druck, parallel zu einer neutralen Achse
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Bei diesem Effekt werden auch wieder je mehr Ladungen frei, desto mehr Zellen
man mechanisch hintereinander und elektrisch parallel schaltet. Bei Betrachtung
von
Abbildung
20
ist
jedoch
zu
erkennen,
dass
hier
im
Gegensatz
zum
longitudinalen Effekt die Ausmaße des Kristalls durchaus eine Rolle spielen. Die
Ladung wird umso mehr, je größer die Abmessungen in Y-Richtung und je kleiner
die
Abmessungen
in
X-Richtung
sind.
Die
erzeugte
Ladung
ist
demnach
proportional zum Verhältnis ly/lx:
Qtr ~ F ly/lx ~ F Ax/Ay
Abb. 21: Drei Strukturzellen mechanisch
seriell und elektrisch parallel geschaltet
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1.2.2 Reziproker transversaler Effekt
Beim reziproken transversalen Piezoeffekt wird L mit der Anode verbunden und R
mit der Kathode, es erfolgt eine Ausdehnung in Y-Richtung und eine Verkürzung in
X-Richtung, entsprechend zum direkten Effekt ist hier die Ausdehnung in YRichtung von den Abmessungen des Quarzes abhängig, es gilt:
Y ~ U ly/lx ~ Ax/Ay
1.3 Piezoelektrische Konstanten
Beim Quarzkristall, haben sich die Gleichungen Qlg ~ F und Qtr ~ F Ax/Ay für den
longitudinalen und transversalen Piezoeffekt ergeben. Aufgrund der direkten
Proportionalität muss es Konstanten geben, die man in die Gleichungen einsetzen
kann. Um auf diese Konstanten zu kommen bedarf es komplizierter Überlegungen,
die ich hier nur stark vereinfacht darstellen möchte. Für die Flächenladung Qi der
Fläche Ai (Fläche mit I-Achse als Flächennormale) gilt:
[a] Qi = Ai Ii
Dieselbe Beziehung gilt auch für die Flächen Fy und Fz, wobei Ix Iy und Iz jeweils
durch folgende Gleichung gegeben sind.
[b]
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Kreiselkompass / Piezogyro
Bei oij handelt es sich um einen sog. Spannungstensor, er ist gegeben durch die
Formel:
[c] oij = Fij/Ai
Wobei der erste Index immer die Normale der betroffenen Fläche, der zweite die
Richtung der jeweiligen Komponente, z. B. der Kraft, bezeichnet. Fij und oij
besitzen jeweils die gleichen Indizes, außerdem ist der erste Indizes von Fij mit
dem von Ai identisch. Mit dij werden die piezoelektrischen Konstanten bezeichnet,
es sind Konstanten die vom Material (auch Temperatur des Materials) abhängen
und auch Null sein können. Beim Quarzkristall, sind lediglich d11, d12, d14, d25
und d26 von Null verschieden, wobei gilt:
[d]
d12 = -d11
d25 = -d14
d26 = -2d11
Folglich bekommt man für Ix, Iy und Iz folgende Gleichungen:
[e]
Ix = d11oxx - d11oyy + d14oyz
Iy = -d14ozx - 2d11oxy
Iz = 0
Damit ergeben sich nach Gleichung [a] die Ladungen Qx und Qy:
[f] Qx = Ax (d11oxx - d11oyy + d14oyz)
[g] Qy = -Ay (d14ozx + 2d11oxy)
Da beim longitudinalen, sowie beim transversalen Piezoeffekt, die Ladungen jeweils
nur an den Flächen, die senkrecht zu X sind, auftreten, ist Qy hier bedeutungslos.
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Kreiselkompass / Piezogyro
Beim longitudinalen Piezoeffekt wirkt die Kraft Fxx auf die zur X-Richtung
senkrechte Fläche in Richtung X, deshalb ist für diesen Effekt nur oxx von Belang,
unter Einbeziehung von [c] ergibt sich:
[h] Qx = d11Axoxx = d11Fxx
Beim transversalen Effekt wirkt die Kraft Fyy auf die zur Y-Richtung senkrechte
Fläche in Y-Richtung, es ist nur oyy von Bedeutung, man bekommt folgende
Gleichung:
[i] Qx = -d11Axoyy = -d11Ax Fyy/Ay = -d11Fyy Ax/Ay = -d11Fyy ly/lx
Beim Quarzkristall lautet die Konstante für den direkten longitudinalen und
transversalen Piezoeffekt also d11. Als Zahlenwert entspricht d11 etwa
2,30 · 10-10cm/V. Man muss jedoch hinzufügen, dass diese piezoelektrische Zahl
stark von der Temperatur abhängt, der oben genannte Wert gilt also nur für
Temperaturen um die 293K (20°C). Bei steigenden Temperaturen nimmt d11
kontinuierlich ab (siehe Abbildung 22), bis es bei 846K (573°C) schließlich null
wird, bei dieser Temperatur geht der Quarz nämlich in eine andere, nicht
piezoelektrische Kristallklasse über.
Abb. 22: Prozentuale Abnahme der piezoelektrischen
Zahl d11 von Quarz mit steigender Temperatur
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Kreiselkompass / Piezogyro
Kurve a) nach Messungen von Meurer
Kurve b) nach Messungen von Langévin
1.4 Schereffekt
Beim
Schereffekt
wirkt
die
Kraft
auf
zwei
parallelen
Flächen
mit
jeweils
entgegengesetzter Richtung senkrecht zur Flächennormale.
Es gibt den longitudinalen Schereffekt, wobei der Polaristionsvektor senkrecht zum
Kraftvektor und zur Flächennormale steht und den transversalen Schereffekt, bei
dem Flächennormale, Polaristionsvektor und Kraftvektor in einer Ebene liegen.
Abb. 23: Verschiedene Schereffekte
a)Longitudinaler Schereffekt
b) Transversaler Schereffekt
c) Longitudinaler Schereffekt
Nach [f] und [g] bekommt man nun noch folgende Gleichungen:
Qx = Ax d14 oyz = d14 Fyz Ax/Ay
Qy = - 2 Ay d11 oxy = - 2 d11 Fxy Ay/Ax
Qy = - Ay d14 ozx = - d14 Fzx Ay/Az
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Kreiselkompass / Piezogyro
4.3. Vorteile
Ein signifikanter Vorteil des Piezogyro besteht darin, dass er durch seine geringe
Baugröße,
welche
oft
nicht
mehr
als
5x5cm
beträgt,
in
fast
jedem
Anwendungsgebiet eingesetzt werden kann. Die Anwendungsbereiche sind z.B. im
Modellbaubereich.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass der Piezogyro von äußeren Einflüssen, wie
Magnetfelder,
Veränderung
der
äußeren
Umgebung
oder
Druckverhältnisse,
unabhängig ist.
Weiters erzeugt der Piezogyro keine signifikanten Geräusche, die der Anwendung
bzw. dem Anwender in irgendeiner Weise behindern könnten.
Des Weiteren verbraucht der Piezogyro nicht viel Leistung. Daher genügen kleine
Spannungsquellen zur Versorgung.
4.4. Nachteile
Ein Nachteil des Piezogyro besteht darin, dass er eine neue Technologie darstellt.
Daher ist es recht aufwendig sich die Informationen zur Funktionsweise zu
beschaffen.
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Kreiselkompass / Piezogyro
5.
Zusammenfassung
Nach reiflicher Abwägung der gesammelten Informationen wurde der Entschluss
gefasst, dass der Piezogyro eine preisgünstige Alternative zum Kreiselkompass
darstellt.
Durch den doch beträchtlichen Unterschied in der Größe der beiden behandelten
Instrumente, hat der Piezogyro den Vorteil, dass er leichter in eine Anwendung
implementiert werden kann als ein Kreiselkompass.
Auch in der Frage des Preises steht der Piezogyro ebenfalls im Vordergrund. Da der
Kreiselkompass recht kompliziert hergestellt werden muss, steigen natürlich die
Kosten für das Produkt an. Der Piezogyro hingegen liegt einiges unter dem Preis
des Kreiselkompasses.
Ein weiterer Pluspunkt für den Piezogyro ist die Aktualität. Der Kreiselkompass ist
eine veraltete Technologie und wird daher in der Zukunft keine so große
Anwendung mehr finden. Da der Kreiselkompass eine Bauweise aufweist, die aus
den 60er Jahren stammt, ist das Verständnis für die Bauweise der damaligen Zeit
nicht mehr gegeben.
Ein weiteres Kriterium ist der Leistungsverbrauch. Auch in diesem Punkt ist der
Piezogyro im Vorteil. Der Kreiselkompass benötigt eine Spannung von ca. 20V und
einen Strom von 2-3A. Da der Stromverbrauch sehr groß ist, benötigt man auch
eine leistungsstarke Versorgung. Der Piezogyro hingegen verbraucht nur einen
Bruchteil dieser Leistung.
Das letzte Merkmal ist der Geräuschpegel. Da der Kreiselkompass einen Kreisel
verwendet, der sich mit 30000 U/min dreht, erzeugt dieser ein nervendes
Geräusch. Dies kann möglicherweise in einigen Anwendungen nicht erwünscht sein.
Der
Piezogyro
erzeugt
im
Gegensatz
zum
Kreiselkompass
nur
ein
leises
Nebengeräusch.
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Kreiselkompass / Piezogyro
6.
Abstract
The aim of this paper is to find out which device should be used for the stabilisation
of a model submarine. This question came up during the engagement on the
project “Oktopus”, which contains the development of a model submarine with a
camera.
To solve this problem two facilities were suggested. The first one is a gyrocompass
and the second a piezogyro.
The gyrocompass is an old technology. It was invented in the 60s and since then
the architecture hasn`t really been changed. The gyrocompass is mainly used in
airplanes and ships. The problem of the gyrocompass is its price. It is very
complicated constructed and because of this construction the gyrocompass is
expensive.
The piezogyro is a quite new technology. It is mainly used in model aircrafts. Due
to its small size it can be used nearly everywhere. The piezogyro is quite cheap
compared to the gyrocompass.
At the end of this work a conclusion was made. The piezogyro and the
gyrocompass can both be used for the stabilisation.
5HNC / Thomas Neumair
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Kreiselkompass / Piezogyro
7.
Quellen
7.1. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
PDF 213_Kreisel
3
Abbildung 2:
PDF 213_Kreisel
4
Abbildung 3:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreiselkompass
10
Abbildung 4:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreiselkompass
10
Abbildung 5:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreiselkompass
11
Abbildung 6:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
12
Abbildung 7:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
13
Abbildung 8:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
14
Abbildung 9:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
14
Abbildung 10:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
15
Abbildung 11:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
16
Abbildung 12:
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
17
Abbildung 13:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/keinpiezo.gif
19
Abbildung 14:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/1piezo.gif
20
Abbildung 15:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/quarztheorie.jpg
23
Abbildung 16:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/quarz2.jpg
23
Abbildung 17:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/2corel.jpg
24
Abbildung 18:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/7theorie.jpg
24
Abbildung 19:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/4theorie.jpg
25
Abbildung 20:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/5corel.jpg
26
Abbildung 21:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/4corel.jpg
27
Abbildung 22:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/3corel.jpg
29
Abbildung 23:
www.gammesfeld.de/piezoeffekt/bilder/9theorie.jpg
30
5HNC / Thomas Neumair
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Kreiselkompass / Piezogyro
7.2. Quellenverzeichnis
Grundlagen eines Kreisel:
PDF 213_Kreisel
Corioliskraft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Corioliskraft
Zentripetalkraft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zentripetalkraft
Kreiselkompass:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreiselkompass
www.maritime.org/fleetsub/elect/chap17.htm
Piezogyro:
http://de.wikipedia.org/wiki/Piezoelelektrizität
www.piezoeffekt.de
5HNC / Thomas Neumair
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Kreiselkompass / Piezogyro
8.
Selbstständigkeitserklärung
Ich erkläre eidesstattlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig erarbeitet
und verfasst habe. Ich habe die oben genannten Quellen verwendet und eine auch
zitiert.
Donnerstag, 18.5.2006
_____________________
Thomas Neumair
5HNC / Thomas Neumair
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