Empowerment Das Konzept Empowerment stammt aus der amerikanischen Gemeindepsychologie und hat in den letzten Jahrzehnten auch Eingang in die Diskussionen um Gesundheitsförderung gefunden (Gesundheitsbezogene Gemeinwesenarbeit). Es gibt immer mehr Professionelle und engagierte Laien, die sich für das Konzept interessieren oder versuchen, seine Prinzipien in ihre Arbeit zu integrieren. Das Empowermentkonzept ist nicht nur in der Gesundheitsförderung, in der Selbsthilfe, in der Psychiatrie oder in der Jugendhilfe ein einflussreiches Konzept. Auch die moderne Organisationsentwicklung spricht von Empowerment im Zusammenhang mit Teambildung und neuer Lernkultur in Unternehmen und Organisationen. In der Entwicklungsarbeit (3. Welt-Arbeit) sind Prinzipien des Empowerment für Prozesse des „community building“ wichtig. Auch die weltweite NGO-Bewegung (NGO: nongovernmental organisations = Nicht-Regierungs-Organisationen) verwendet den Begriff in vielen Zusammenhängen. Empowerment zielt darauf ab, dass Menschen die Fähigkeit entwickeln und verbessern, ihre soziale Lebenswelt und ihr Leben selbst zu gestalten und sich nicht gestalten zu lassen. GesundheitsförderInnen sollen durch ihre Arbeit dazu beitragen, alle Bedingungen zu schaffen, die eine „Bemächtigung“ der Betroffenen fördern und es ihnen ermöglichen, ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben zu führen. Dies gilt für Menschen mit und ohne eingeschränkte(n) Möglichkeiten, für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Leitfragen zu dieser professionellen Förderung finden sich in der folgenden Auflistung: Unter welchen Bedingungen gelingt es Menschen, eigene Stärken zusammen mit anderen zu entdecken? - Was trägt dazu bei, dass Menschen aktiv werden und sie ihre eigenen Lebensbedingungen gestalten und kontrollieren? - Was können Professionelle dazu beitragen, verschiedene Formen von Selbstorganisation zu unterstützen? - Wie können sie ein soziales Klima schaffen, das Prozesse des Empowerment unterstützt? - Welche Konsequenzen haben solche Erfahrungen auf die beteiligten Menschen, Organisationen und Strukturen? Ergebnis dieser Prozesse ist meist die Aufhebung von Ohnmacht und ein gestärktes Selbstbewusstsein für die Betroffenen - also eine Umverteilung von Macht im Kleinen. Kieffer hat z.B. in einer Reihe von Orten in den USA vor allem bei Menschen in Armutslagen Prozesse des Empowerment untersucht und fand folgende Dimensionen: � es entwickelt sich ein positives und aktives Gefühl des „In-der-Welt-Seins", � es entwickeln sich Fähigkeiten, Strategien und Ressourcen, um aktiv und gezielt individuelle und gemeinschaftliche Ziele zu erreichen, � es wird Wissen und Können erworben, das zu einem kritischen Verständnis der sozialen und politischen Verhältnisse und der eigenen sozialen Umwelt führt. Grundlage für diese Perspektive sind Erkenntnisse aus einer Reihe wissenschaftlicher Studien, nach denen eine wichtige Voraussetzung für körperliches und seelisches Wohlbefinden die Fähigkeiten und Möglichkeiten einer Person sind, ihr eigenes Leben selbst zu kontrollieren (Salutogenetische Perspektive, Gesundheitsförderung). Die Definition von Prozessen des Empowerment fällt normalerweise nicht leicht und lässt sich eher über das Gegenteil erschließen. Wir sind (noch) an die Sprache der Hilfsbedürftigkeit, der Schwächen und der Defizite gewöhnt: Machtlosigkeit, Entfremdung oder Kontrollverlust über das eigene Leben sind Begriffe, die in der psychosozialen Arbeit sehr viel häufiger gebraucht werden als ihre positiven Gegenteile. Daher stehen auch vordergründig ähnlich klingende sozialarbeiterische Prinzipien wie „Hilfe zur Selbsthilfe" in der Praxis oft unter einem Defizitblickwinkel. Aus: Wolfgang Stark: Empowerment Gesundheitsfördernde Ressourcen Eine Ressource (frz. la ressource „Mittel, Quelle“) ist ein Mittel, eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen. In der Psychologie versteht man unter Ressourcen innere Potentiale eines Menschen. Sie betreffen z.B. Fähigkeiten, Kompetenzen, Kenntnisse, Geschicke, Erfahrungen, Talente, Neigungen und Stärken, die oftmals gar nicht bewusst sind. Als gesundheitsfördernde Ressourcen gelten unter anderem: - Personal-psychische Ressourcen, z. B. ein hohes Kohärenzgefühl, eine stabile Identität, Selbstwertgefühl - Handlungskompetenzen, z-B. soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Gruppendruck - Sozial-interpersonale Ressourcen, z.B. soziale Netzwerke, Freundschaften - Materielle und kulturelle Ressourcen, z.B. Verfügbarkeit über finanzielle Mittel - Gesundheitskompetenzen, d.h. Wissen und Kompetenz zur Erhaltung der eigenen Gesundheit, z.B. im Zusammenhang mit der Ernährung, der körperlichen Betätigung, dem Umgang mit Drogen (U.a. aus Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung, K. Hurrelmann et al)