Energie- und Stoffproduktion mit Zukunft Utl.: Neue Wege der Stadtlandwirtschaft durch Produktinnovationen Wien – Die Frage, welche Chancen und Möglichkeiten sich der Wiener Stadt-Landwirtschaft durch neue Produkte eröffnen, stand gestern im Mittelpunkt einer Tagung von FORUM LAND Wien und dem Ökosozialen Forum Wien. „Produktinnovationen – Landwirtschaft produziert Zukunft“ war der viel versprechende Titel der Veranstaltung, zu der Gerlind Weber, Universitätsprofessorin und Präsidentin des Ökosozialen Forums Wien, und Franz Windisch, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien und Obmann von FORUM LAND Wien, zahlreiche Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik begrüßen konnten. Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf den Bereichen Energie- und Stoffproduktion aus der Stadt-Landwirtschaft. Zwtl.: Narodoslawsky: Biogene Wende schaffen Universitätsprofessor Michael Narodoslawsky vom Institut für Ressourcenschonende und Nachhaltige Systeme der Technischen Universität Graz legte in seinem Einstiegsreferat die Ausgangslage und die Chancen der Landwirtschaft in und in unmittelbarer Nähe zur Stadt dar. Eine breite Diskussion um die Endlichkeit fossiler Rohstoffe und ihre Umweltwirkung im 21. Jahrhundert kennzeichne die aktuelle Situation. „Erdöl wird in den nächsten Jahren das Fördermaximum überschreiten. Eine starke Schwankung bei den Preisen weist bereits jetzt die auslaufenden Reserven und damit die Notwendigkeit hin, auf andere Energieträger umzusteigen“, analysierte Narodoslawsky. Der Biomasse komme in dieser Frage nicht die Rolle des Ersatzes von fossilen Rohstoffen zu, sondern sie stelle einen wichtigen Bestandteil eines zukünftigen, nachhaltigen Ressourcensystems dar. „Ein erster, notwendiger Schritt ist, dass sich die Landwirtschaft selbst mit Energie versorgt und damit mit gutem Beispiel vorangeht“, betonte Narodoslawsky. Zwtl.: Stadtlandwirtschaft ist Schaufenster „Die Nähe zum Konsumenten zeichnet die Stadtlandwirtschaft in unvergleichlicher Weise aus. Ihr kommt die Rolle eines Schaufensters für die Gesellschaft zu“, beschrieb Narodoslawsky die stadtnahe Produktion. Die Rolle des Landwirtes umfasse dabei mehrere Dimensionen: Nahrungsmittelproduktion, Energieerzeugung und Produktion von Stoffen. Narodoslawsky warnte in diesem Zusammenhang vor einem „Streichelzoo-Image“ und einer „Folklorisierung“ der Urproduktion. Vielmehr müssten Transparenz in Produktion, Vertrieb und Wirkung, Blickkontakt zu anderen Landwirten, Weitblick in Richtung Erhalt der Produktionsfaktoren, Aufbau langfristiger Versorgungskonzepte und die Etablierung einer langfristigen Stoffflusswirtschaft Ziele der Stadt-Landwirtschaft sein. Narodoslawsky hob zudem hervor, dass individuelle Lösungen zu einem umfassenden Konzept von Nachhaltigkeit gehören. „Die Nähe zum Konsumenten bietet hierzu gute Chancen.“ Zwtl.: Innovationen schaffen Vorsprung In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden von den Teilnehmern Beispiele und Herausforderungen beschrieben, die aus den einzelnen Aufgabenfeldern resultieren. Wolfgang Löser, Landwirt aus Niederösterreich, präsentierte sein Konzept des ersten energieautarken Bauernhofes Österreichs. Andreas Eigenbauer, Leiter des Dezernates Energie in der MA 27, stellte das Energieeffizienzprogramm der Stadt Wien vor, das deutliche Einsparungen bringen wird. Georg Patak vom Projekt Ökokauf Wien stellte die Bemühungen der Stadt Wien dar, die Auftragsvergabe an ökologische Kriterien zu knüpfen. Ewald Lehner von der Firma bioMAT in Schwaz/Tirol präsentierte verschiedene Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, die allesamt kompostierbar sind. Abschließend hielt Obmann Windisch fest, dass Umweltschutz allen Beteiligten etwas wert sein muss und nicht nach dem Florianiprinzip immer auf andere abgeschoben werden kann. Er betonte: „Die Wiener Stadt-Landwirtschaft wird sich diesen Herauforderungen stellen.“