BRASILIEN BRASILIEN Buddhisten (0,1 %) Christen (88,9 %) Einwohner: Fläche: Flüchtlinge (int.)*: 2 190.732.700 8.514.900 km 4.296 * Ausländische Flüchtlinge in diesem Land Sonstige Religionen (0,2 %) Traditionelle Religionen (2,8 %) Religionslose (7,9 %) Flüchtlinge (ext.)**: Binnenflüchtlinge: 963 – ** Ins Ausland geflohene Bürger dieses Landes In Brasilien ist die Katholische Kirche die Religionsgemeinschaft mit der höchsten Mitgliederzahl, gefolgt von protestantischen Gemeinschaften (einschließlich Methodisten, Mitgliedern der Episkopalkirche, Pfingstlern, Lutheranern und Baptisten). Es gibt auch kleine Gruppen nichtchristlicher Religionen im Land. Dazu gehören das Judentum, der Islam, der Buddhismus und – in kleineren Gruppen – Rastafaris und Anhänger von Candomblé, Umbanda und des Spiritismus.1 Allgemeiner Hintergrund Brasiliens offizielle Sprache ist Portugiesisch, die Regierungsform eine konstitutionelle Bundesrepublik mit 26 Bundesdistrikten. Im Hinblick auf die Einwanderungspolitik vertritt die brasilianische Regierung die Ansicht, dass Einwanderung notwendig ist, um Entwicklung voranzutreiben, und darum heißt das Land Ausländer im Allgemeinen willkommen.2 Religionsfreiheit – die rechtliche Situation Die Verfassung bestimmt, dass niemand wegen seines religiösen Glaubens oder seiner weltanschaulichen oder politischen Überzeugungen seiner Rechte beraubt werden darf, www.brazil.org.za/religion.html#.Ukr4BdJg96k, aufgerufen am 30.9.2013. www.elnuevoherald.com/2013/03/26/1439657/brazil-abre-puertas-a-millones.html, aufgerufen am 30.9.2013. 1 2 © KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014 es sei denn, diese Überzeugungen werden angeführt, um sich einer gesetzlichen Verpflichtung zu entziehen.3 Nach dem Gesetz Nr. 7716 werden diskriminierende Verbrechen bestraft, unabhängig davon, ob ihnen eine rassistisch, ethnisch oder religiös begründete Motivation zugrunde liegt. Im Speziellen werden Diskriminierungen – oder Anstiftung anderer zu Diskriminierungen – aus Gründen der Rasse, Ethnizität, Religion oder der nationalen Herkunft Straftaten zugerechnet.4 2010 wurde bestimmten Religionsgruppen, wie zum Beispiel der Santo Daime und der União do Vegetal, die Erlaubnis erteilt, die traditionelle halluzinogene Substanz Ayahuasca in ihren religiösen Riten zu benutzen.5 Vorfälle von 2012 bis 2013 Im September 2012 verurteilte die Comisión de Combate a la Intolerancia Religiosa de Brasil (brasilianische Kommission zur Bekämpfung der Rassendiskriminierung) den Film The Innocence of Muslims („Die Unschuld der Muslime), da er den Propheten des Islam beleidige. Sie verurteilten auch die gewaltsamen Reaktionen, die durch den amerikanischen Film ausgelöst wurden, und erklärten, dass auch diese „im Gegensatz zu der islamischen Grundhaltung“ stünden.6 Im November 2012 klagte der Präsident der Brazilian Association of Atheists and Agnostics (Brasilianische Vereinigung der Atheisten und Agnostiker) über Diskriminierungen von Personen, die sich zu keinem Glauben an ein höheres Wesen bekennen. Er erklärte, es gäbe Berichte, dass Atheisten wegen ihrer Anschauungen körperlich bedroht worden seien und ihre Arbeit verloren hätten.7 Im Mai 2013 veranstalteten die Führungspersönlichkeiten der wichtigsten Religionsgemeinschaften im Land ein Fest, das von der International Association for Religious www.wipo.int/wipolex/es/text.jsp?file_id=218272, aufgerufen am 9.12.2013. http://observatoriointernacional.com/?p=147, aufgerufen am 30.9.2013. 5 http://elcomercio.pe/mundo/actualidad/brasil-legalizo-uso-ayahuasca-sus-comunidades-religiosasnoticia-411889, aufgerufen am 30.9.2013. 6 www.ipsnoticias.net/2012/09/grupos-religiosos-de-brasil-condenan-ataques-al-islam/, aufgerufen am 17.11.2013. 7 http://publimetro.pe/actualidad/noticia-ateos-brasil-son-extranjeros-su-propio-pais-14225, aufgerufen am 17.11.2013. 3 4 © KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014 Freedom (IARF; Internationale Vereinigung für Religionsfreiheit) gesponsert wurde. Sie gelobten, die Religionsfreiheit in Brasilien zu verteidigen, und hoben den Geist der friedlichen Koexistenz hervor, der im Allgemeinen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften vorherrschte.8 Im Oktober 2013 lancierte die Regierung eine neue „Kampagne für Vielfalt“ in dem Versuch, religiöse Diskriminierung durch Beamte und religiösen Missbrauch seitens einzelner Personen zu bekämpfen. Mit der Kampagne reagierten sie auf Angriffe auf Praktizierende religiöser Richtungen wie Umganda und Candomblé. Diese synkretistischen Religionsgruppen, die traditionelle afrikanische religiöse Praktiken mit Elementen des Katholizismus und – im Fall von Umbanda – mit Spiritismus kombinieren, werden von einigen Teilen der Gesellschaft als Teufelsverehrer betrachtet. Im schlimmsten Fall, der sich 2012 ereignete, wurde der Candomblé-Praktizierende Marcos Antonio Marcelino von seinem direkten Nachbarn erschossen, als er gerade in seinem Garten eine Glühbirne einschraubte. Der Mann, der den Mord beging, war Mitglied einer evangelikalen Kirche und hatte getrunken. Rosa Maria Lopes, die Frau des Erschossenen, sagte: „Wir haben Jahre hinter uns, in denen wir wegen unserer religiösen Überzeugungen von unserem Nachbarn schikaniert wurden, und obwohl wir uns sehr oft bei der Polizei darüber beschwert haben, wurde uns gesagt, es sei für sie nicht gravierend genug, um etwas zu unternehmen“. Im Jahr 2012 wurde von 109 Vorfällen berichtet und für 2013 wurde sogar mit einer noch höheren Anzahl gerechnet, da bereits im August 91 Beschwerden registriert worden waren.9 http://news.adventist.org/all-news/news/go/2013-05-28/religious-freedom-celebration-in-brazilhighlights-peaceful-co-existence/, aufgerufen am 19.9.2013. 9 www.religionnews.com/2013/10/10/brazil-tries-combat-religious-intolerance-minority-faiths/ und http://religionclause.blogspot.co.uk/2013/10/brazil-launches-campaign-to-promote.html 8 © KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014