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Material zum Thema der Woche „Die Umwelt-Einheit“ - Link: www.umwelt-im-unterricht.de/wochenthemen/die-umwelt-einheit
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Arbeitsmaterial (Sekundarstufe)
Umwelt in der DDR
„Im Interesse des Wohlergehens der Bürger sorgen Staat und Gesellschaft für den Schutz
der Natur" stand seit 1968 in der Verfassung der DDR. Doch die Wirklichkeit sah anders aus.
Vielerorts gab es erschreckende Umweltschäden, die Belastung von Luft und Wasser war in
Industriegebieten und großen Städten oft gesundheitsschädlich. Umweltschutz wurde zu
einem wichtigen Thema der Oppositionsbewegung.
Aufgaben
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Lies die folgenden Texte und recherchiere gegebenenfalls im Internet.
Beschreibe die Umweltprobleme der DDR, die angesprochen werden. Nenne Beispiele.
Benenne, wer die Probleme anspricht und was gefordert wird.
Notiere, wie die Rolle des Staates beschrieben wird. Nenne Beispiele für den Umgang mit
Umweltproblemen und mit Menschen, die sich für den Umweltschutz einsetzten.
Quellentexte
(1) Nick Reimer: Als die Flüsse schäumten
Nick Reimer ist Chefredakteur des Online-Magazins klimaretter.info. Er war 1989 Mitbegründer
der DDR-Umweltzeitschrift „ÖkoStroika“. In der Wochenzeitung der Freitag schildert er seine
Erinnerungen.
Die Luft in Schwarze Pumpe stank nicht nur penetrant, sie war auch so getränkt vom
Kohlestaub, dass man die draußen getrockneten Kleider gleich wieder waschen musste. Der
Kohlestaub klebte zäh im Gewebe. Da mochte man kaum darüber nachdenken, wie eine Lunge
aussieht nach längerem Aufenthalt. (...)
Die Italiener hatten Ende der siebziger Jahre eine Fabrik an der Freiberger Mulde gebaut, in der
Autobatterien eingeschmolzen wurden. (...) Angeblich waren die Emissionen viel zu hoch. Als
wir beim Rat der Stadt nach Messergebnissen fragten und Untersuchungen forderten und
Bodenwerte, interessierte sich die Stasi für uns. Im November 1982 war die „Anordnung zur
Sicherung des Geheimschutzes auf dem Gebiet der Umweltdaten“ erlassen worden, die faktisch
verbot, nach Daten zur Umweltsituation auch nur zu fragen.
Bei den Flüssen musste man das gar nicht. Es reichte die „optische Analyse“. (...) In Weißenborn
gab es zum Beispiel die erste Papierfabrik an der Freiberger Mulde. Ab da war der Fluss 300
Kilometer ein stinkender Abwasserleiter mit tanzendem Schaum. Greenpeace nahm nach der
Wende Proben: „Die Mulde führt Wasser mit wenig Sauerstoff und einer hohen organischen
Belastung (pro Liter bis zu 100 Milligramm)“, heißt es in der Elbestudie von 1990.
Quelle: Der Freitag (27.12.2012), https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/als-die-fluesse-schaeumten
(2) „Keine gravierenden Umweltprobleme“
Glaubt man den offiziellen Darstellungen der SED-Führung, gibt es in der DDR bis 1989 keine
gravierenden Umweltprobleme. Smog, Waldsterben und sauren Regen kennen die DDR-Bürger
nur aus dem Westfernsehen. Doch es genügt ein Blick vor die eigene Haustür, ein Gang durch
den Betrieb oder ein Ausflug ins Erzgebirge, um zu begreifen, dass die DDR-Regierung auch bei
der Umweltzerstörung verschweigt, vertuscht und lügt. (...)
Die einzige offizielle Organisation in der DDR, die sich ansatzweise mit der Umwelt
auseinandersetzt, ist die Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR. Mit
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 9/2015
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Verwendung, Vervielfältigung und Bearbeitung zu Unterrichtszwecken gestattet
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staatlicher Förderung ausgestattet, beschränkt sich deren Arbeit aber auf die Pflege der wenigen
Naturschutzgebiete (...)
Vor diesem Hintergrund haben die Aktionen der DDR-Umweltbewegung vor allem zwei Ziele:
die unhaltbaren Zustände öffentlich zu machen und Bürger zu aktivieren, selbst etwas für den
Schutz ihrer Umwelt zu tun. Innerhalb der Kirche etabliert sich eine eigenständige
Umweltbewegung mit dem christlichen Motiv, die Schöpfung zu erhalten. (...)
Zu einem zentralen Anliegen der Umweltschützer wird der Kampf gegen die Atomkraft. Nach
dem GAU in Tschernobyl am 26. April 1986 erfahren die DDR-Bürger nur über die Westmedien
von der Katastrophe, die Ostmedien vertuschen die Ereignisse.
Die Kirchenführung reagiert empört auf das Informationsdefizit in den DDR-Medien nach dem
Tschernobyl-Unfall. Schließlich erkennen viele Bürger die wahren Gefahren der Verstrahlung
nicht – und können sich nicht schützen. Diese Diskussion führt zu einer verstärkten
Sensibilisierung der Bevölkerung für Umweltthemen.
Quelle: „Aktionen der DDR-Umwelt-Bewegung“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-HavemannGesellschaft e.V., letzte Änderung September 2008, http://www.jugendopposition.de/index.php?id=201
(3) Staatssicherheitsdienst stürmt Umwelt-Bibliothek
In der Nacht vom 24. zum 25. November 1987 ist die Berliner Umwelt-Bibliothek (UB) Ziel eines
Überfalls des Staatssicherheitsdienstes unter dem Decknamen "Falle". Ungefähr zwanzig StasiMitarbeiter, angeführt vom Staatsanwalt Gläßner, stürmen im Auftrag des DDRGeneralstaatsanwalts mit dem Befehl "Hände hoch, Maschinen aus!" die Räume der UB im
Gemeindehaus der Zionskirche im Prenzlauer Berg (...)
Die anwesenden sieben UB-Mitglieder werden verhaftet: Till Böttcher (17 Jahre alt), Bert
Schlegel (20), Andreas Kalk (20), Bodo Wolff (33), Wolfgang Rüddenklau (34), Uta Ihlow (22)
und der erst 14-jährige Tim Eisenlohr.
(...) Der Stasi-Überfall trägt nicht ohne Grund den Decknamen Aktion "Falle". Eigentlich sollen in
dieser Nacht die Drucker der UB dabei überrascht werden, wie sie den illegalen grenzfall
drucken, die Publikation der verbotenen Initiative für Menschenrechte (IFM). Damit hätte die
Stasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen hätte man die Redaktion des
grenzfalls auf frischer Tat ertappt, und zum anderen hätte man die UB wegen des Drucks nicht
genehmigter Publikationen diskreditieren, wenn nicht sogar schließen können. Doch es kommt
anders.
(...) Die bei der Zionskirche wartenden Stasi-Leute verlieren die Geduld. Ohne dass die grenzfallLeute eingetroffen sind, starten sie schließlich die Aktion. Tatsächlich laufen die
Druckmaschinen, als Generalstaatsanwalt Gläsner in den Raum stürmt – doch gedruckt werden
die legal erscheinenden Umweltblätter. (...)
Durch die Nachrichtensendungen des Westfernsehen erfahren viele DDR-Bürger von dem
Überfall. Die meisten von ihnen erhalten auf diesem Weg überhaupt das erste Mal Kenntnis von
der Existenz der UB.
„MfS-Aktion gegen die Umwelt-Bibliothek“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-HavemannGesellschaft e.V., letzte Änderung September 2008, www.jugendopposition.de/index.php?id=203
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 9/2015
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(4) Umweltbericht der Bundesregierung (1994): „Ausgangslage in den neuen
Ländern“
Die zum Teil dramatischen Belastungen von Boden, Wasser und Luft sind in weiten Bereichen
das Ergebnis der jahrzehntelangen sozialistischen Planwirtschaft, die durch einen
rü cksichtslosen Umgang mit den natü rlichen Ressourcen gekennzeichnet war und notwendige
strukturelle Anpassungen verhindert hat. Eine ineffiziente Energieversorgung, veraltete
Produktionsstrukturen, eine unzureichende Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur und
eine industriell geprä gte Landwirtschaft mit hohem Einsatz von Dü nge- und
Pflanzenschutzmitteln haben zu nachhaltigen Schä digungen der Umwelt gefü hrt.
Im sozialistischen System der ehemaligen DDR hatte der einzelne im Regelfall kaum eine
Mö glichkeit, Verantwortung fü r den Umweltschutz wahrzunehmen. Der Vorrang kurzfristiger
materieller Planerfü llungserfolge vor den Erfordernissen des Umweltschutzes fü hrte dazu, dass
veraltete Anlagen nicht modernisiert wurden und Schadstoffe ohne Rü ckhalteeinrichtung in die
Umwelt gelangen konnten.
Aufgrund der fehlenden Gewaltenteilung waren Kontrolleure und Kontrollierte vielfach
identisch, was die Durchsetzung von Umweltschutzanforderungen erheblich erschwerte. Die
Ausschaltung von Marktpreisen als Steuerungsinstrument hatte eine Verschwendung von
Ressourcen und erhebliche Umweltbeeinträ chtigungen zur Folge. Dies alles fü hrte zu einem
Teufelskreis, in dem der Bedarf fü r Umweltschutzmaßnahmen infolge jahrzehntelanger
Vernachlä ssigung (...) stä ndig zunahm, wegen der sinkenden Leistungsfä higkeit der Wirtschaft
die zur Sanierung erforderlichen Mittel jedoch immer weniger aufgebracht werden konnten.
Online unter http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/084/1208451.pdf (S. 64)
Ergänzende Internet-Quellen
jugendopposition.de
Das Internetangebot „Jugendopposition in der DDR“ enthält Texte, Materialien und
Zeitzeugenberichte zur Geschichte der DDR. Ein besonders umfangreicher Bereich ist den
Ereignissen während der friedlichen Revolution 1989 gewidmet. Die Seite bietet zudem eine
Zeitleiste und eine Stichwortsuche.
http://www.jugendopposition.de
Naturschutzgeschichte Ostdeutschlands
Die Hochschule Neubrandenburg und das Institut für Umweltgeschichte und
Regionalentwicklung haben umfassende Informationen und Zeitzeugenberichte zur Entwicklung
des Naturschutzes in der DDR zusammengetragen.
http://www.naturschutzgeschichte-ost.de
„Es war katastrophal“
Günther Hetzke hat als Journalist lange für Umweltsendungen des Deutschlandfunks gearbeitet.
25 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR erinnert er sich an die damalige
Umweltsituation.
http://www.deutschlandfunk.de/umweltbilanz-der-ddr-es-warkatastrophal.2245.de.html?dram:article_id=312147
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 9/2015
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"Meine Überwachung war nahezu perfekt"
Ernst Paul Dörfler engagierte sich in der DDR fü r den Umweltschutz. Im Interview spricht er
ü ber den damaligen Widerstand und die Schwierigkeiten im Naturschutz heute.
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-10/elbe-umweltschutz-sd
"Kein Mensch hörte auf die Warnungen"
Dr. Gerhard Loettel, promovierter Chemiker und Pfarrer, gehörte zu den ersten Kritikern der
Atomenergie in der DDR. Er setzte sich bereits ab 1981 gegen die Nutzung der Kernkraft ein. Im
Interview erzählt "Damals im Osten", wie er in der DDR den Umgang mit der Katastrophe von
Tschernobyl erlebte.
http://www.mdr.de/fakt/artikel74162_zc-a03b651e_zs-f147184e.html
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 9/2015
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