Das soziale Verhalten von Primaten am Beispiel des (gemeinen) Schimpansen 1. Einleitung Warum habe ich dieses Thema gewählt? Nun zum einen interessieren mich die Verhaltensweisen der Primaten, insbesondere die des Schimpansen, weil sie dem der Menschen in so vielen Dingen ähnlich sind. Das mag daran liegen das 95% (bis 2002 galt sogar noch ein höherer Wert: 98,7%) der Gene gleich dem Menschen sind. Allerdings lässt sich diese Angabe schwer vergleichen, da die 5% Unterschied schon sehr viel ausmachen. Außerdem ist ja auch jeder Mensch sehr verschieden, obwohl sich seine Gene auch nur minimal von denen des anderen unterscheiden. Der Schimpanse ist dem Mensch so ähnlich, weil Menschen und Schimpansen die gleichen Vorfahren haben, die vor 5 Millionen Jahren lebten, sich schließlich aber unabhängig voneinander entwickelten. Als ich vor ein paar Jahren den Affenberg in der Nähe des Bodensees besuchte, konnte ich hautnah das Verhalten von Berberaffen beobachten und diese Erfahrung machte mich neugierig, so dass ich dieses Thema schließlich in meiner Abschlussarbeit bearbeite. 2. Hauptteil 2.1. Grundlegende Daten zum gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) Schimpansen gelten als die klügsten Tiere. Aus diesem Grund sind sie auch unsere engsten Verwandten im Tierreich. Sie gehören zu den vier großen Menschenaffenarten. Außer den Schimpansen (Pan troglodytes) zählt man auch Gorillas (Gorilla gorilla), Bonobos (Pan paniscus) und Orang-Utans (Pongo pygmaeus) zu den großen Menschenaffen. Das Verbreitungsgebiet des Schimpansen befindet sich in der Mitte Afrikas, nahe dem Äquator und verläuft durch die Länder Demokratische Republik Kongo bis nach Uganda und Tansania. Allerdings wurde der Lebensraum durch die Besiedelung des Menschen immer kleiner und besteht nur noch aus der Vielzahl kleiner Flecken. Er kann zwischen 1 Meter und 1,7 Metern groß werden und besitzt wie alle Menschenaffen keinen Schwanz. Das Fell ist dunkelbraun oder schwarz, das Gesicht unbeharrt und je nach Herkunft und Alter fleischfarben bis schwarz. Die Arme reichen über die Knie, so dass sie sie 1 zusätzlich als Unterstützung für das Laufen benutzen können. Das Gewicht der Männchen liegt bei 37Kg – 90Kg, bei den Weibchen 30Kg – 47Kg. Ihre Feinde sind: Löwen, Leoparden und der Mensch! Sie werden in der Wildnis zwischen 30 und 40 Jahre, in Obhut des Menschen über 50 Jahre alt. Dieser Schimpanse drückt eine Aggression in seiner Mimik aus, sie ist ähnlich der des Menschen. 2.2. Die Soziobiologie Die Soziobiologie beschäftigt sich mit der Erforschung jeglichen Sozialverhaltens bei allen Arten von sozialen Organismen, einschließlich des Menschen. Sie ist keine neue Wissenschaft sondern ein eigenständiges Forschungsgebiet, das sich mit den sozialen Gewohnheiten verschiedener Tiere beschäftigt. Aufgrund der anatomischen und genetischen Gemeinsamkeiten von Primaten und Menschen, waren Untersuchungen an den Menschenaffen im letzten Jahrhundert sehr beliebt und sind es immer noch. An dieser Stelle ist besonders die Biologin Jane Goodall zu erwähnen, die Schimpansen die Taubstummensprache lehrte. 2.3. Das Sozialverhalten des gemeinen Schimpansen Die Schimpansen leben in wechselnden Gemeinschaften mit 20 bis 100 Mitgliedern. Einzelne Männchen versuchen sich als Alpha-Männchen durchzusetzen. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit der Pflege von sozialen Kontakten, die oft durch das „Groomen“ gefördert werden. Das Groomen bezeichnet die körperliche Pflege, die ein Schimpanse an einem Artgenossen betreibt, in dem er das Fell nach Parasiten wie Flöhen untersucht und reinigt. Es dient nicht allein einer hygienischen Maßnahme, sondern in erster Linie als Freundschaftsbeweis. Die Affen verständigen sich oft mit Gesten, ähnlich wie wir sie verwenden. Bei der Beschaffung von Nahrung verwenden sie meist Werkzeuge, mehr als jede 2 andere Tierart. So zerkauen sie zum Beispiel Blätter bis sie eine feste Masse bilden, um sie als Schwamm zu verwenden und Wasser aus Ritzen zu saugen. Außerdem benutzen sie lange Zweige zum „Angeln“ von Termiten aus ihren unterirdischen Gängen, die sich durch eine Abwehrreaktion an ihnen festklammern. Es ist zu erwähnen mit welcher Planmäßigkeit und Vorbereitung sie dabei schon auf dem Weg zum Termitennest vorgehen, in dem sie verschiedengroße Stöcke suchen, um dann den Geeignetsten benutzen zu können. Das bedeutet, dass sie sich als einer der wenigen Tiere einen Zustand in der Zukunft vorstellen können. Verblüffend ist außerdem wie diese Tiere mit Jane Goodall zusammenarbeiteten. Sie war eine der revolutionärsten Tierforscher des 20. Jahrhundert und machte spektakuläre Erkenntnisse durch ihre Forschung über Schimpansen. Sie brachte Schimpansen die ASLSprache (ASL = American Sign Language) bei, eine Gehörlosensprache die etwa 150 Wörter umfasst. Durch das richtige Kombinieren von Wörtern in ganz konkreten Zusammenhängen beweisen sie, dass sie nicht bloß Wörter nachahmen, sondern auf einer Basis der Intelligenz verwenden können. Ihre Erfahrungen und Wissen dieser Sprache geben sie außerdem an ihre Kinder weiter. Sie können sich 5-stellige Zahlen merken und verwenden auch in eingeschränktem Maße die Ziffern von 1-9. Ein Schimpanse sucht sorgfältig nach Parasiten und zeigt dadurch seine Freundschaft: 2.4. Der Wille zur Macht innerhalb einer Gruppe am Beispiel eines Erlebnisses von Jane Goodall Wie in der menschlichen Geschichte gibt es auch unter den Menschenaffen Kämpfe, die zur Macht eines Individuums führen sollen. Sie kennen Bündnisse, Intrigen und Verrat. Als Jane Goodall ihre Arbeit mit einer 20-köpfigen Schimpansengruppe begann, gab es in der Gruppe ein imponierendes, muskulöses Alpha-Tier. Mrs. Goodall gab ihm den Namen Goliath. Eines Tages bekam er einen Rivalen innerhalb der Gruppe mit Namen Mike. Er war wahrscheinlich der Schwächste unter ihnen, doch mit seiner Intelligenz konnte er ihn schließlich besiegen, in 3 dem er die Herde mit 2 Blechkanistern aus dem Vorratszelt erschreckte. Goliath wollte einen Entscheidungskampf und versuchte Mike mit fünf anderen ihm Gutgesonnen zu besiegen. Doch dieser floh auf einen Baum, die anderen folgten ihm. Doch er konnte alle fünf besiegen, als er ihnen auf den Kopf sprang und sie nacheinander zum Fall gebracht wurden. Fünf Jahre war Mike nun unumschränkter Herrscher. 2.5. Verwendung von Sprache des gemeinen Schimpansen Immer war es der Traum der Menschen gewesen, mit Tieren zu kommunizieren. Die Einzigen die dazu theoretisch in der Lage wären, sind Menschenaffen. Viele Forscher versuchten ihnen daher das Sprechen beizubringen. Allerdings blieb der Erfolg weitgehend aus und die Tiere kamen über einzelne, kaum verständliche Worte heraus. Das hat nichts mit ihrer Intelligenz zu tun, sondern mit der anatomischen Gegebenheit ihrer Mund- und Rachenhöhle, bei denen Klanbildungskörper und die Zungenfertigkeit fehlen. So können sie keine Laute in irgendeiner Weise artikulieren. Daher kam man auf die Idee ihnen das Sprechen ohne Laute, also die Taubstummensprache beizubringen. Tatsächlich gelang das Experiment. Nach einiger Zeit lernten die Versuchstiere 150 Wörter, die sie mit dem korrekten Zusammenhang verwenden konnten. Das Ergebnis sah nach einem Beispiel so aus: Professor Allan Gardner „sagt zu einer vierjährigen Schimpansin: Bitte – gib mir – Zeitung.“ Aber bevor der Menschenaffe den Befehl ausführte stellte er eine Forderung: Bitte – gib mir – Apfel.“ Als der Professor die Forderung akzeptierte, gab ihm die Schimpansin die Zeitung. Als der Professor befehligte, den Kühlschrank zu ihm bringen, (Auch für einen kräftigen Schimpansen eine unmögliche Aufgabe) antwortete der Affe grinsend: Du bist komisch und verweigerte den Befehl. Natürlich stellt sich die Frage, ob sie einfach Sätze oder Wörter nachahmen und sie verwenden, ohne zu wissen was sie bedeuten. Doch aufgrund einiger Tatsachen wurde dies widerlegt. Sie bitten um Nahrung in einem selbstgewählten Zusammenhang, mit der Zeit beginnen sie Dinge zu verallgemeinern und verwenden für Wörter wie Milch, Fleischbrühe, Orangensaft das Wort das alle umfasst, in diesem Fall das Wort Getränk. Mit der Zeit beginnen sie eigens erfundene Wörter zu erfinden, die die Bedeutung anderer Wörter beschreiben: So ist zum Beispiel eine Ente ein „Wasser-Vogel, eine Wassermelone eine „Trink-Frucht“ oder Bonbon-Frucht, eine Gurke ist eine „Bananewelche-grün-ist“. 4 2.6. Der Spiegelbild-Test – Nachweis von Intelligenz Als ein Spiegel in den Käfig eines Gibbons gestellt wurde, kam er neugierig näher doch erschrak plötzlich und floh laut kreischend, weil er sich nicht selbst erkennen konnte, sondern glaubte einen Feind zu sehen. Ähnlich würden alle andern Tiere handeln, ausgenommen die Menschenaffen. Der selbe Test wurde bei einem Orang-Utan ausgeführt. Im ersten Moment erschrak er auch, doch schnell folgte die Erkenntnis. Bei einer Mahlzeit blieb ihm ein Stück Tomatenschale im Gesicht kleben. Dann schaute er in den Spiegel, um mit seinen Fingern die Schale leichter entfernen und orten zu können. Das gilt als Beweis, dass er sich selbst erkennen konnte – für ein Tier ein Zeichen einer hochgradigen Intelligenzleistung. Halbaffen und Affen können dies nicht, nur Menschenaffen. Allerdings gibt es Unterschiede in der Zeit bis zur „Selbsterkenntnis“. Schimpansen benötigen durchschnittlich nur einen Tag, während OrangUtans drei und Gorillas fünf Tage brauchen. Auch andere Versuche konnten die Intelligenz der Schimpansen und anderen Menschenaffen nachweisen. So wurde beispielsweise ein Stück Nahrung zwischen zwei großen Bäumen aufgehängt, so dass sie ihn nicht durch Klettern erreichen konnten. Auf den Platz legte man noch einige unterschiedliche Kisten. Und tatsächlich: Die Schimpansen lernten durch schnelles Überlegen, wie man die Kisten aufeinander stapeln konnte, um danach hinaufzusteigen und sich das begehrte Futter zu holen. Außerdem können sie Aufgaben, die man aus der Rätselecke der Zeitung kennt, mit intelligenten Methoden lösen. So betrachtete eine Schimpansin eine Irrgartenskizze 75 Sekunden lang und konnte dann die Verbindung von Eingang zu Ausgang korrekt ziehen, ohne erst einige Probeversuche zu machen. 2.7. Täuschung Die Intelligenz eines Tieres zeigt sich außerdem in der Fähigkeit, andere zu täuschen. Die Schimpansen besitzen eine verblüffend menschliche Technik bei ihrer Mimik. So beherrschen sie zum Beispiel die „Unschuldsmine“, die sie verwenden, wenn sie von dem Alpha-Tier bestraft werden einen Fehler begangen zu haben. Statt den Fehler einzusehen, tun sie so als würden sie von nichts wissen. 5 2.8. Aggressionsverhalten Ein Tier in einer Gruppe muss sich vor den Mitgliedern behaupten und seine Stellung im sozialen Gefüge darstellen können. Aggressionsverhalten führt zu einer räumlichen oder sozialen Distanzierung. Die eigentliche Funktion liegt darin, Jagdreviere, Familiengebiete und Machtterritorien (oftmals mit Duftmarken markiert) abzugrenzen. Werden diese Grenzen verletzt, kommt es zu Auseinandersetzungen und Kämpfen. Es werden Rangordnungskämpfe ausgeführt, bei denen sich entscheidet, wer der Sieger ist und welcher Rang nun eingenommen werden darf. Die unterlegenen Konkurrenten weichen in Zukunft ihren siegreichen Gegnern aus oder ordnen sich unter. Jedoch darf man das Aggressionsverhalten nicht mit Kämpfen im Sinne von brutaler und unkontrollierbarer Gewalt gleichsetzen. Bevor es zu einem Rangordnungskampf kommt, wird durch Imponieren und Drohen dem Ranghöheren die physische Stärke und Geschicklichkeit gezeigt. Dann erst kommt es wenn überhaupt zu einem Kampf, bei dem nie mit Absicht dem Gegner größerer Schaden zugeführt wird. Besonders heranwachsende, jüngere Tiere, die kräftiger und erfahrener werden, versuchen immer einmal wieder, die bestehende Rangordnung zu ändern. Tiere rivalisieren um viele Ressourcen in aggressiver Weise. Sie brauchen ihre Aggressivität, um überhaupt überleben zu können. Sie hätten sonst kaum Überlebens- und Reproduktionschancen. 3. Bericht eines Besuches im Frankfurter Zoo Da ich noch selber meine eigenen Erfahrungen mit den Schimpansen machen und in meiner Abschlussarbeit schildern wollte, bin ich zu einer „Exkursion“ in den Frankfurter Zoo gefahren. Dort konnte ich genau das beobachten, was ich zuvor schon in meinen Büchern gelernt hatte: Zwei Schimpansenkinder und neckten sich spielten miteinander. Der Jüngere der beiden versuchte ständig auf ein Seil zu klettern, während der Größere ihn davon abhalten und runterwerfen wollte. Man konnte erkennen das es sich um ein Spiel handelte und der Ältere ihm dabei keine Schmerzen zufügen wollte. Als die Zwei immer stärker miteinander „kämpften“, kam der Vater und zog den Kleinsten von dem Platz weg, um ihn wahrscheinlich beschützen zu wollen. Ein Verhalten das stark an das der Menschen erinnert. Leider waren die Schimpansen durch die Käfige, durch die Besucher und durch ihren wenigen Auslauf sehr apathisch und können unter diesen Umständen nicht normal leben, deswegen sahen sie sehr traurig und bemitleidenswert aus. Sie entwickelten wahrscheinlich im Laufe 6 der Zeit eine starke Abneigung gegen die Besucher, welche sie uns durch das Bespucken der Scheibe die vor uns war, mitteilten. Ein Schimpanse den ich im Zoo traf, er sieht sehr traurig aus... 3.1 Fazit Abschließend möchte ich betonen, dass mir während dem gesamten Zeitraum, in dem ich die Hausarbeit bearbeitete, klar wurde, wie sehr sich die Schimpansen den Menschen ähneln und das es wichtig ist ihren Lebensraum und ihr Überleben zu sichern. Wie viele andere Tierarten sind auch sie am stärksten durch den Menschen bedroht. Durch Kriege, Brandrodung und das Essen von Affenfleisch ist die Zahl der Affen innerhalb 100 Jahren weltweit von 1 Million auf 100000 zurückgegangen. Eine beängstigende Zahl. Einige Professoren und Persönlichkeiten haben sich für eine sehr extreme aber trotzdem sehr gute und wichtige Forderung eingesetzt: „Menschenrechte für Menschenaffen“. Diese Rechte sollen jedem Affen, die selben Rechte wie Menschen geben. Das bedeutet bspw.: Wenn ein Mensch einen Affen tötet wird ein Strafprozess nach menschlichen Normen geführt. Das würde die unsinnige Ausrottung der Affen, unserer nächsten Verwandten, retten. 7