Kognitive Ordnung durch Unterscheidungsvermögen

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Inhalt
1
VORWORT ......................................................................................... 1
2
DIMENSIONEN DER UNTERSCHEIDUNG ....................................... 4
2.1
Mustererkennung .............................................................................. 4
2.1.1
Nekrophile Aspekte ......................................................................... 5
2.1.2
Biophile Aspekte .............................................................................. 5
2.2
Komplexität ....................................................................................... 5
2.2.1
Immanente autonome selbstreferenzielle Selbstregelung .............. 6
2.2.2
Systemoberfläche zur Beantwortung der Nichtautarkie .................. 6
2.3
Strukturebenen und Regelung ........................................................ 6
2.4
Hinweisreize (Emotionen) ................................................................ 7
2.4.1
Unterscheidung ............................................................................... 7
2.4.2
Motivation ........................................................................................ 9
2.4.3
Regelung ......................................................................................... 9
2.5
Hemisphärenachse ......................................................................... 10
2.5.1
Zugang zur nichtsprachlichen Hemisphäre ................................... 10
2.5.2
Einsatz der sprachlichen Hemisphäre ........................................... 12
2.5.3
Unterscheidung und Verbindung ................................................... 12
2.6
Charakter-Achse ............................................................................. 13
2.7
Ich-Achse ......................................................................................... 14
2.8
Soziale Achse .................................................................................. 14
2.9
Realitätsachse ................................................................................. 17
2.10
Zeitachse ......................................................................................... 18
2.11
Maßstabsachse ............................................................................... 18
Arbeitsversion 0.22!
1 Vorwort
Offenheit ist als Voraussetzung für den Aufbau von Negentropie1 ein
Bestimmungsstück aller biologischen Systeme. Beziehung ist die
1
Ein nicht lebendes System kann als geschlossen betrachtet werden und wird von der
Thermodynamik beherrscht: Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik beschreibt die
Entropie. Betrachtet man einen nach außen vollständig abgeschlossenen Raum, so
wird sich alles, was sich darin befindet, dem wahrscheinlichsten Zustand stetig
annähern, der einer Gleichverteilung entspricht und damit die geringste Komplexität,
d.h. die geringste Struktur bzw. Formgebung aufweist. Biologische Systeme tun das
Gegenteil: sie bauen durch selbstreferenzielle Selbstregelung, Selbstorganisation und
Selbstregeneration ständig Komplexität auf, um diesem physikalischen Prozess
entgegenzuwirken. Durchschnittlich erleidet jeden Tag jede Zelle im menschlichen
1-19
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bestimmende Qualität von Sein2 gegenüber Existenz3. Menschen
können diese Grundqualitäten im das Ich statuierenden intersubjektiven
und im Handlung ermöglichenden sozialen Raum auf der
sprachlichen4, 5 und handelnden6 Ebene verwirren, ignorieren,
verleugnen und wahnhaft ersetzen, was zu Separation, Exklusion und
Isolation anderer Menschen auf der sozialen Ebene führt, was bei den
betroffenen Menschen kognitive Verwirrung7, intersubjektive
Vergiftung8 und soziale Mangelversorgung9 erzeugt.
Offene, beziehungsorientierte Menschen mit unbewusst und bewusst
kooperativ-konstruktiven Absichten besitzen einen nicht separierten,
nicht isolierten Geist; sie bilden statt dessen automatisch mit dem Geist
Körper
ca.
10.000
Schäden
(https://de.wikipedia.org/wiki/DNA#Mutationen_und_andere_DNA-Sch.C3.A4den,
6.5.2014), die praktisch alle entweder korrigiert werden oder durch Apoptose
(Selbstzerstörung) und gegebenenfalls Ersatz der Zelle regeneriert werden.
2
Sein ist hier analog der Quantenphysik definiert als Teilchen im Zustand der
Dekohärenz, d.h. das Teilchen wechselwirkt mit einem anderen Teilchen und ist somit
nicht mehr nur es selbst. Vgl. den Begriff Wirks bei Hans-Peter Dürr.
3
Existenz
ist
hier
analog
der
Quantenphysik
definiert
als
Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion eines „Teilchens“ im Zustand der Kohärenz, d.h. im
noch nicht wechselwirkenden Zustand. Es existieren noch kein ausgezeichneter
Raumpunkt und noch keine Zeit für das „Teilchen“.
4
Vgl. Realität zweiter Ordnung im Radikalen Konstruktivismus:
Paul Watzlawick, 1981, Die erfundene Wirklichkeit;
Paul Watzlawick, 1991, Das Auge des Betrachters.
5
Vgl. Philosophie: Ludwig Wittgenstein, 1922, Tractatus logico-philosophicus und
Psychologie: https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verzerrung, 8.2013, Kognitive
Verzerrungen
6
Vgl. Realität erster Ordnung im Radikalen Konstruktivismus: Siehe Fußnote 4.
7
Vgl. die Doublebind-Theorie bei Paul Watzlawick, 1969, Menschliche Kommunikation
– Formen, Störungen, Paradoxien
8
Toxische Erfahrungen im intersubjektiven Raum vor allem durch victim blaming and
victim bashing, durch Beschuldigung und Verantwortungszuweisung und damit
Opferung der Beschädigten zur Aufrechterhaltung der sozialen Integritätsüberzeugung
der Zuschauer zerstören das intersubjektive Ich der Betroffenen.
9
Organische, mentale und soziale Systeme sind grundsätzlich offen und damit
grundsätzlich nichtautark, bedürfen also grundsätzlich (essentiell) der Zufuhr von
Materie, Energie und Information, sonst sterben sie zwangsläufig. Die Zufuhr muss
passend für das Empfängersystem sein. Vgl. die Anschlussfähigkeit von organischen
Prozessen (im organischen System), Gedanken (im mentalen System) und
Kommunikation (im sozialen System) bei Niklas Luhmann.
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des Anderen eine neue emergente Einheit. Damit sind biologische
Systeme aber sowohl mit förderlichen wie mit schädlichen Elementen
ihrer Umwelt in Kontakt und „infizierbar“; auf der emergenten Ebene
des Geistes gibt es genauso wie auf der physischen Ebene Wachstum,
Entfaltung und Differenzierung fördernde wie auch toxische
Qualitäten.10, 11
Da jeder Mensch immer nur vom Status quo seines eigenen Systems als
Maßstab ausgehen kann (Selbstreferenzialität) 12, wird ein offenbeziehungsorientierter und kooperativ-konstruktiver Mensch zuerst
davon ausgehen, dass die Anderen ebenso sind wie er selbst. Zeigt ihm
die Erfahrung immer wieder, dass die Anderen in den Aspekten
Offenheit, Bezogenheit, Konstruktivität und Kooperation nicht wie er
selbst sind, so geht dieser Mensch in der nächsten Stufe zuerst
zwangsläufig davon aus, dass die Anderen so werden wollen, werden
können und auch irgendwann tatsächlich sein werden, wie er selbst,
weil er um die fundamentale, unabdingbare und ausnahmslos zu
sehende Realität erster Ordnung von Offenheit, Bezogenheit,
Konstruktivität und Kooperation und deren für das Leben essentiellen
Vorteilen weiß und dies daher als Geisteshaltung logischerweise und
empirisch bestätigt anzustreben ist.
Dem ist jedoch in praxi nicht so, weil die allermeisten Menschen
überhaupt keinen Zugang (mehr13) zu jener Geisteshaltung haben, die
dem offen-beziehungsorientierten und kooperativ-konstruktiven
Menschen (immer noch) zu Eigen ist.14 Er sieht also eine relativ zu den
10
Vgl. die biophile und nekrophile Qualität in Erich Fromm, 1974, Anatomie der
menschlichen Destruktivität.
11
Vgl. die Intersubjektive Beziehung im Existenzialismus.
12
Selbstreferenzialität bedeutet nicht, dass sich diese Selbstreferenz nicht ändern kann,
wenn neue Informationen und Erfahrungen von außen hinzukommen. Der Geist ist
genauso prinzipbedingt offen wie der Körper und somit findet zwangsläufig ein steter
Zufluss statt.
13
“We are all born originals - why is it so many of us die copies?” (Edward Young, ?, ?)
„Wir sind alle als Originale geboren - Wie kommt es, dass so viele von uns als Kopie
sterben?“
14
Vgl. das Begriffspaar Entfremdung und Empathie bei Arno Gruen und das
Begriffspaar Macht und Unterordnung Theodor W. Adorno et al., 1950, The
Authoritarian Personality;
Vgl. das Banale Böse bei Hannah Arendt, 1963, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht
von der Banalität des Bösen und das Scheitern der Aufklärung in der technisierten,
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Anderen erweiterte Welt, ist realer und rationaler und spricht eine
zusätzliche Sprache, die für die Anderen nicht zugänglich und nicht
verständlich ist.
Jedoch, in der Wahrnehmung des Nichtseins der Anderen ist er blind
und kann deshalb nicht adäquat darauf reagieren!
Zerbricht sein mentales Abwehrsystem, dann sieht der Betreffende den
Zustand der Anderen schlagartig ungeschminkt und vollständig, und er
nimmt unerwartet die Wahrheit über die Anderen in ihrem vollen
ungefilterten Umfang wahr. Dieses Erkennen ist schockierend.15 Das
bisherige Welt- und Menschenbild enttarnt sich als sozial tradierte, die
Realität auf den Kopf stellende Lüge, als ruhigstellendes Märchen, das
die Beherrschten steuerbar macht.
Um mit dem hierdurch enttarnten Bild totaler Verwüstung 16 und
dem Chaos der Erklärungslosigkeit umgehen zu können, bedarf es
der Reorganisation auf allen Ebenen. Das, was ein Mensch daher
zu
allererst
lernen
muss,
ist
eine
sehr
gute
Unterscheidungsfähigkeit in folgenden Dimensionen.
2 Dimensionen der Unterscheidung
2.1
Mustererkennung
Die Mustererkennung dient der Wahrnehmung der Umwelt unter dem
Aspekt, ob diese qualitativ den selbstreferenziellen selbstregulierten
Aufbau als Ressourcenquelle fördert oder essentielle systemische 17
statische18 und dynamische19 Strukturen beschädigt bzw. verhindert.
ökonomisierten, rationalisierten Gesellschaft in Max Horkheimer und Theodor W.
Adorno, 1947, Dialektik der Aufklärung.
15
Vgl. Beschreibungen aus den Bereichen christliche Mystik, yogische Kundalini,
buddhistisches Satori, schamanische Initiation und die Definition von
posttraumatischem Stress. Siehe ebenso Der Schrei von Edvard Munch (mehrere
Versionen zwischen 1893 und 1910).
16
Vgl. Aldous Huxley, 1932, Brave New World
17
Dies können endogene Strukturen sein oder auch notwendige exogene materielle,
energetische, intersubjektive, soziale Ressourcen.
18
Z.B.: Geldmittel, Energie,
Kommunikationsmittel etc.
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Nahrungsmittel,
Behausung,
Transportmittel,
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Eine gut funktionierende Mustererkennung ist unabdingbar für die
Wahl einer passenden Umwelt, die einzig Zufriedenheit ermöglicht.
Existiert keine adäquate Mustererkennung, so führt dies zu einer
stetigen Entleerung von allen endogenen und essentiellen exogenen
Ressourcen bis in Folge der Tod eintritt. Die Mustererkennung ist
immer, vollständig und ausnahmslos selbstreferenziell: Nur das System
selbst kann beurteilen, was für es beschädigend (Destruktion) und
verhindernd (das Böse20) oder aufbauend (Konstruktion) und
Regeneration und Entwicklung (das Gute21) fördernd ist. Alle
diesbezüglichen gesellschaftlich vorgefertigten Aussagen sind zu
ignorieren, wenn sie den endogenen Referenzen widersprechen.
2.1.1
Nekrophile Aspekte
Aufbau einer Mustererkennung für alle nekrophilen10 Aspekte der
Umwelt auf allen für den Betreffenden relevanten Ebenen, um diese zu
meiden und zu bekämpfen. Wer bisher keine Mustererkennung besaß,
wird hier anfangen, da er hier zwangsläufig die meisten Erfahrungen
gemacht haben wird, da er im umgekehrten Falle eine
Mustererkennung haben würde.
2.1.2
Biophile Aspekte
Aufbau einer Mustererkennung für alle biophilen10 Aspekte der
Umwelt auf allen für den Betreffenden relevanten Ebenen, um diese
anzureichern.
2.2
Komplexität22
Die Dimension der Komplexität erlaubt die quantitative Prüfung der
Negentropie schaffenden Dynamik.
19
Z.B.: Möglichkeiten, Information, Wissen, Bildung, Ausbildung, Fertigkeiten,
Beziehungen.
20
Hannah Arendt, 1965, Vorlesungen (2007, Piper) (2009, Onomato)
21
Siehe den Begriff des Biophilen bei Erich Fromm (1974, Anatomie der menschlichen
Destruktivität) oder den Begriff Salutogenese bei Aaron Antonovsky (1997,
Salutogenese) oder die Definition des Lehrers bei Søren Kierkegaard (1859, Der
Gesichtspunkt für meine Wirksamkeit als Schriftsteller, S. 38 f) und John Hattie (2008,
Visible Learning, S. 22 und S. 25)
22
Vgl. die Theorie Komplexer Systeme und die Salutogenese von Aaron Antonovsky und
Søren Kierkegaard (1859, Der Gesichtspunkt für meine Wirksamkeit als Schriftsteller.
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2.2.1
Immanente autonome selbstreferenzielle Selbstregelung
Kenntnis
der
komplexsystemischen
selbstreferenziellen
Selbstregelung: physiologische und mentale Bedürfnisse, nichtlineare
Attraktoren, Pfadabhängigkeit, Gene, Begabungsprofil, ontogenetische
Strukturen wie, Epigenetik, mentale Attraktoren, endokrine Setpoints,
Organ- und Nervensystemprägungen in Entwicklungsfenstern,
Knochen-, Bindegewebs- und Muskelstruktur etc.
2.2.2
Systemoberfläche zur Beantwortung der Nichtautarkie
Kenntnis der Austausch gestaltenden Systemoberfläche: immanente,
interpersonale und soziale Grenzen, Resilienzfaktoren und
Abwehrsysteme, absolute und akute Leistungsgrenzen, verbale und
nonverbale Kommunikationsfähigkeit, Aussehen, Hautoberfläche,
sensomotorisches System, Atmungs-, Verdauungs- und Immunsystem.
2.3
Strukturebenen und Regelung
Klare Sicht und scharfe Unterscheidung und differenzierte Benennung
von Soma, Emotion, Kognition, intersubjektive Ebene, soziale Ebene
und transpersonale Ebene. Die verschiedenen Ebenen sind sehr
unterschiedlich und daher unterschiedlich in der Selbstregelung:
- Der Körper reguliert sich vollständig selbständig, wenn ihm von
außen alle notwendigen Ressourcen adäquat zugeführt werden.
- Die emotionale Ebene liefert automatische bewertende Hinweisreize
für die Sensorik und ist auf bewusste quantitative Regelung und
kognitive Interpretation vor der von ihr geforderten handelnden
Reaktion angewiesen.
- Die Kognition bedarf der kontinuierlichen Reflektion (Aufklärung)
und der kontinuierlichen empirischen Prüfung (Falsifikation).
- Die intersubjektive Ebene ist logischerweise die erste Ebene, die
nicht mehr autonom regulierbar ist; hier wird das Ich durch die
Umwelt statuiert23. Sie stellt einen emergenten Raum dar, der
gleichermaßen vom intersubjektiven Partner und dem eigenen
23
„Der Mensch wird am Du zu Ich“ (Martin Buber, 1923, Ich und Du)
« L’enfer c’est les Autres » [„Die Hölle, das sind die anderen“] (Jean-Paul Sartre,
1944-1945, Huis clos [Geschlossene Gesellschaft])
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System erschaffen wird. Es gibt systembedingt keine Möglichkeit
diesen Raum autonom zu regulieren.
- Die soziale Ebene ist aus gleichem Grunde wie die intersubjektive
Ebene nicht autonom regulierbar; hier findet die Umsetzung des Ichs
in Handlung statt. Hinzu kommt, dass der soziale Raum nicht
paritätisch strukturiert ist, sondern in einem 1:n-Verhältnis24, das im
Falle eines Konfliktes für das Individuum keinerlei Möglichkeiten
der Sicherung seiner Grenzen und Durchsetzung seiner Interessen
bietet.
- Die transpersonale und transzendentale Ebenen sind auf das
Universale und Absolute ausgerichtet und sind daher rein monadisch.
Hier herrscht keine Regelung sondern Konzentration auf das
Universale und Absolute, soweit dies für das konkrete Individuum
und soweit dies in der Immanenz möglich ist. 25
2.4
2.4.1
Hinweisreize (Emotionen)
Unterscheidung
Klare Sicht und scharfe Unterscheidung und differenzierte Benennung
aller eigenen Emotionen (Hinweisreize)26.
24
Vgl. Dunbar-Zahl (Robin Dunbar, 1993)
25
Vgl. Zum Begriff Religiositaet.doc
26
Emotion ist hier als Oberbegriff für alle endogenen Hinweisreize zur
selbstreferenziellen Bewertung aller Veränderungen im Organismus und seiner
Umwelt für die Selbstregelung des Organismus zu verstehen. Hinweisreize können
sich auf monadische (wie Wut), intersubjektive (wie Zorn) und soziale (wie Hass)
Aspekte beziehen. Hinweisreize sollen entweder die Wechselwirkung verstärken (wie
Interesse, Angst, Hunger) oder vermeiden (wie Erschrecken, Schmerz, Ekel).
Hinweisreize entstehen im Limbischen System (vor allem Mesolimbisches System
{Belohungssystem} und Amygdala {Panik}), der Insula (wie Ekel) und dem
Anterioren Cingulären Cortex ACC (wie Schmerz). Hinweisreize sind nur im
zugehörigen aktuellen Kontext und bzgl. des diese erzeugenden Systems
(Referenzsystem) aussagekräftig. Hinweisreize selbst sind immer zutreffend; sie sind
niemals irreal, da sie fest verdrahtet sind; sie sind auch niemals irrational, da
Irrationalität eine Qualität des übergeordneten Neokortex ist: „Die Sinne betrügen
nicht.“ (siehe Fußnote 35) Die Reaktion auf Hinweisreize muss reguliert werden (2.4.3
Regelung); hier kann sich Irrealität und Irrationalität ergeben. Die klassische
Einordnung von Hinweisreizen in „emotional“ (wie Überraschung und Erschrecken)
und „somatisch“ (wie Schmerz und Wohlgefühl oder Ekel und Gier) führt funktional
nicht weiter, eröffnet aber einen gefährlichen Raum für hierarchische Ignoranz!
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Die beiden sowohl im professionellen wie im umgangssprachlichen
Bereich beliebten Begriffe Angst für Emotion und Depression für keine
Emotion sind nicht nur nicht hinreichend, sondern falsch. Angst ist kein
Auslöser für Vermeidungsverhalten; ganz im Gegensatz ist Angst ein
Attraktorreiz. Ebenso ist es wahnsinnig, Depression mit Trauer
gleichzusetzen: Depression hat nichts mit Trauer zu tun, sondern ist,
wenn man diesen in Theorie und Praxis vollständig sinnentleerten
Containerbegriff überhaupt verwenden will, von außen blockierte
intrinsische Intentionalität. Angst und Depression zu pathologisieren ist
grundsätzlich zeigt den Schwach-, Irr- und Wahnsinn der so
Denkenden. Angst, Ekel und (akuter wie antizipierter) Schmerz werden
fast nie differenziert und sind nicht nur diametrale Pole, sie gehören
unterschiedlichen Strukturebenen und unterschiedlichen neuronalen
Bereichen an: Angst ist ein Hinweisreiz der genaues Hinsehen fordert;
Ekel fordert Kontaktvermeidung und Schmerz fordert Kampf oder
Flucht.
Scham und Beschämung bzw. Entwürdigung verhalten sich ebenso
diametral zueinander, werden im Deutschen aber in ein Wort gepresst,
was nicht nur im pädagogischen Bereich aus Gründen der
Machtausübung und Manipulation sehr geschätzt wird. Die
Differenzierung zwischen Zorn, Wut und Hass ist in gleicher Weise
nicht vorhanden.
Allgemein kann man sagen, dass der professionelle wie der
gesamtgesellschaftliche Umgang mit endogenen Hinweisreizen
hochgradig undifferenziert, systematisch vernebelnd, irreal und
irrational27 ist, daher nicht zu verwenden ist, und hierfür im eigenen
27
Diese Irrealität und Irrationalität basiert vor allem auf der Nichtbeantwortung der
genuinen Bedürfnisse von Säuglingen in unserer Kultur (vgl. Jean Liedloff), der sich
auf der sprachlichen Ebene eine systematische Überschreibung der Selbstregelung
durch Fremdsteuerung anschließt. Im Bildungssystem zeigt sich dies in der Förderung
von extrinsischer vs. intrinsischer Motivation, kristalliner vs. fluider Intelligenz,
prädikativem vs. funktionalem Denken, deklarativem vs. prozeduralem Gedächtnis; im
ökonomischen Bereich im Prinzip der Werbung; im politischen Bereich in der
Pervertierung der Begriffe liberal und Demokratie; im sozialen Bereich in der
Pervertierung des Begriffs sozial (vgl. Stefan Selke); im religiösen Bereich in
Antiaufklärung und Antidemokratie; im medizinischen Bereich im Prinzip der
Pathogenese vs. Salutogenese; im Exekutivbereich im systematischen Warten auf
Zerstörung vs. Vorsorge…
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Kontext genauestens alle Hinweisreize zu prüfen und sprachlich zu
definieren sind.
2.4.2
Motivation
Aus den Hinweisreizen folgen Motivationen. Klare Sicht und scharfe
Unterscheidung und differenzierte Benennung aller eigenen (!)
Motivationen.28
2.4.3
Regelung
Maximale Selbstregelungsfähigkeit der emotionalen Ebene: Agens,
Hinweisreiz und Reaktion müssen strikt auseinandergehalten werden.
Agens und Hinweisreiz sind direkt gekoppelt. Der Pegel des
Hinweisreizes kann und soll vom System geregelt werden, wie sich
z.B. die Pupille aufgrund der Beleuchtungsstärke adaptiert oder man
ein Analgetikum einnimmt. Hinweisreiz und Reaktion müssen mittels
der Selbstregelung des Systems so abgeglichen werden, dass die
Faktoren Schutz und Versorgung des Systems auf allen essentiellen und
existenziellen Ebenen innerhalb der gegebenen Umwelt langfristig
optimiert werden.
28
Siehe z.B.: Extrinsische und intrinsische Motivation wie in der Pädagogik;
Bedürfnispyramide von Abraham Maslow, 1971, Farther Reaches of Human Nature:
Physiologie → Sicherheit → Sozialität → Anerkennung → Selbstverwirklichung →
Transzendenz
Motivator-Hygiene-Theorie von Frederick Herzberg, 1959, The Motivation to Work:
a) individuelle Motivatoren wie Karriere, Beförderung, Aufgabenfeld, Anerkennung
b) soziale Hygiene wie Lohn, Betriebsklima, Fortbildung, Sicherheit;
David McClelland, 1961, The achieving society:
a) Affiliation (soziale Zugehörigkeit): Dopamin:
Versorgtheit vs. Wertlosigkeit & Hilflosigkeit
Kooperation:
Sicherheit
&
b) Power (Macht): Adrenalin & Noradrenalin: Konkurrenz: Kontrolle & Steuerung vs.
Ohnmacht
c) Achievement (Leistung): Vasopressin & Arginin: Wachstum: Erfolg vs. Versagen
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2.5
Hemisphärenachse
2.5.1
Zugang zur nichtsprachlichen Hemisphäre
Die „nichtsprachliche Hemisphäre“ („nicht dominante Hemisphäre“)
ist holistisch und bild- und beziehungsorientiert; sie sieht die Dinge,
wie sie auf der Ebene der Realität erster Ordnung sind, ohne jegliche
zusätzliche Konstruktion. Betrachte deine Träume, ohne sie mit deiner
„sprachlichen Hemisphäre“ („dominante Hemisphäre“) zu analysieren
und ohne etwas hinzuzufügen, und du erkennst den Unterschied.
Mystiker sehen mit ihrer „nichtsprachlichen Hemisphäre“. Ein Aspekt
der Kundalini29 ist, dass sie die „nichtsprachliche Hemisphäre“
aktiviert. Kensho30 und Satori31 im Zazen öffnet die „nichtsprachliche
Hemisphäre“, was speziell in der Arbeit mit Koans (vorrangig in der
Rinzai-Schule) deutlich wird. Insights after primals32 charakterisieren
29
Kundalini ist ein Begriff aus dem Hinduismus: Der Kundalini-Prozess ist der
Erleuchtungsprozess im Yoga. Er hat im Gegensatz zu Kensho und Satori eine
dominante sinnlich-körperliche Komponente und umfasst alle Ebenen des
menschlichen Seins (körperliche, emotionale, kognitive, intersubjektive, soziale und
transzendentale Ebene). Im Christentum findet man Ähnliches in der Mystik. Siehe
Beispiele in Bonnie Greenwell, 2000, Kundalini.
30
Kensho ist ein Zen-Begriff aus dem Buddhismus: Das Erkennen der basalen Natur der
Erscheinungen; das Sehen der eigenen Buddha-Natur. Der zentral zu erkennende
Aspekt ist der Charakter des Seins, indem die Idee von Immanenz als Ansammlung
bedingter getrennter, existierender Dinge durch deren unbedingte verbundene, seiende
Wechselwirkung abgelöst wird, und Transzendenz als das All-Eine erkannt wird.
Kensho lässt die Frage, wer man selbst sei, unsinnig werden. Kensho löst die
gesellschaftlichen mentalen Überformungen auf. Kensho löst die durch
Nichtbeantwortung in einer antisozialen asozialen Umwelt entstandene Idee eines
isolierten Ichs auf. Im Christentum entspricht dies im dortigen Sinnkontext einem
Erweckungs- bzw. Bekehrungserlebnis. Psychologisch kann man Kensho als Entstehen
einer direkten Verbindung zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, zwischen der
sprachlichen und der nichtsprachlichen Ebene, zwischen Kognition und Intuition
verstehen.
31
Satori ist ein Zen-Begriff aus dem Buddhismus: Satori ist die Erleuchtung im Zen. Er
stellt ein vollständiges Gewahrwerden der Buddha-Natur allen Seins dar. In diesem
Zustand ist man von der Immanenz getrennt; eine Beschreibung wird damit
unmöglich. Satori ist im Gegensatz zum stark sinnlichen Kundalini-Prozess ein
geistiger und transzendentaler Schritt. Im Christentum entspricht dies einer
Gottesschau.
32
Hat man Kontakt zu einem feeling, resultiert daraus ein primal (direktes und
vollständiges Erleben im Originalkontext) und daraus eine Flut von insights (kognitive
Erkenntnisse mit der emotionalen Bewertung eines Heureka).
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sich ganz wesentlich dadurch, dass sie im feeling die „nichtsprachliche
Hemisphäre“ an die „sprachliche Hemisphäre“ anbinden (Arthur
Janov). Intrinsische Motivation, Intuition und Flow33 und Thymos34
basiert auf der „nichtsprachlichen Hemisphäre“. Der sense of coherence
(Aaron Antonovsky), der felt sense (Eugene T. Gendlin), Hypnagoge
Arbeit, Yoga Nidra und Tempelschlaf adressieren die „nichtsprachliche
Hemisphäre“. Siehe auch Immanuel Kant: „Die Sinne betrügen
nicht.“35
Maximaler bewusster Zugang zur „nichtsprachlichen Hemisphäre“
findet sich im luziden Träumen, in hypnagoger Arbeit, in synchroner
Selbsthypnose36, im Tempelschlaf und in bewusst abfragbare
Intuition37.
Arthur Janov, 1972, Anatomie der Neurose, S.78: „Nach einem Urerlebnis gibt es
Einsichten (insights) im Überfluß; der Betreffende, jetzt im Besitz der richtigen
Verknüpfungen, wird unverzüglich von all seinen fehlgeleiteten und zurückgelenkten
Anstrengungen überflutet […]“
Arthur Janov, 1972, Anatomie der Neurose, S.42. (Deutsch: Urerlebnis): „In einer
therapeutischen Sitzung, in der sie ein Urerlebnis (primal) hatte, empfand sie den
Schmerz dieser Überreizung noch einmal […]“
Arthur Janov, 1970, The Primal Scream (neben allen anderen Büchern von Arthur
Janov)
Der Begriff feeling bei Arthur Janov ist komplex, darf also nicht mit „fühlen“,
„Gefühl“, „Emotion“, „Empfindung“ übersetzt werden. Ein feeling ist ein mentaler
Attraktor, der alle relevanten Ebenen gleichzeitig und bewusst (”consciousnessawareness”) enthält: viszerale, endokrine, neuronale, strukturelle, soziale,
intersubjektive, emotionale, sensorische, konstruierte, kognitive, intelligible.
33
Siehe Gerald Hüther, John Hattie, André Stern, Ken Robinson.
34
Peter Sloterdijk, 2006, Zorn und Zeit.
35
Immanuel Kant, 1798, Der Streit der Fakultäten, Anthropologie in pragmatischer
Hinsicht, Erster Teil, Erstes Buch, Rechtfertigung der Sinnlichkeit wider die Dritte
Anklage, §11,
Akademieausgabe
VII,
S. 146
(http://www.korpora.org/Kant/aa07/146.html, 21.8.2013)
36
Synchron bedeutet, dass direkter Zugang zum Unterbewusstsein existiert, wie bei
einem Telefonat; asynchron bedeutet, dass man, wie mittel eines Briefes, Aufträge ins
Unterbewusstsein schickt.
37
Nicht bewusst abfragbare Intuition kommt aus der Sicht des Bewusstseins zufällig.
Bewusst abfragbare Intuition kann durch willentliche Veränderung des
Bewusstseinszustandes erzeugt werden.
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2.5.2
Einsatz der sprachlichen Hemisphäre
Die „sprachliche Hemisphäre“ („dominante Hemisphäre“) ist
konstruktivistisch, analytisch und reduktionistisch. Sie verfälscht damit
das Original auf vielfältige Art und Weise, hat jedoch auch den Vorteil
der vielfältigen Transkription, der kreativen Abbildung, der
interdisziplinären Verknüpfung, der selbständigen logischen Prüfung
(Immanuel Kant38) und der hieraus abgeleiteten Pflicht zur empirischen
Prüfung (Karl Popper39).
Bewusster Einsatz der „sprachlichen Hemisphäre“ findet sich im
Prinzip der Versprachlichung, der Analyse, der logischen Prüfung und
der empirischen Prüfung, um die Inhalte der „nichtsprachlichen
Hemisphäre“ für das Bewusstsein verfügbar zu machen und sie mit der
Außenwelt auf der sprachlichen Eben zu verbinden. Dies ist der
zentrale Ansatz der Aufklärung und des Falsifikationismus. Siehe auch
Immanuel Kant: „Gedanken ohne Inhalt sind leer.“35
2.5.3
Unterscheidung und Verbindung
Klare Unterscheidung zwischen „nichtsprachlicher Hemisphäre“ und
„sprachlicher Hemisphäre“ im eigenen Ich ist unabdingbar. Bewusste
strikte Unterscheidung und gezielte Zusammenarbeit vermeidet den
Fehler, den vor allem die Psychoanalyse macht: der „nichtsprachlichen
Hemisphäre“ beliebige virtuelle Konstruktionen aus der „sprachlichen
Hemisphäre“ aufzuoktroyieren, aufzupfropfen, anzuheften, die damit
rein gar nichts zu tun haben (z.B. Freudsche Traumdeutung,
Objektbeziehungstheorie, Begriffe wie Sekundärer Gewinn oder
Projektive Identifikation etc.). Die Transkription von der
nichtsprachlichen in die sprachliche Hemisphäre muss synchron, also
stetig verbunden, d.h. mit beiden Bewusstseinhemisphären zeitlich
parallel (wie beim Telefon) erfolgen, und darf nicht asynchron,
sprunghaft getrennt (wie beim Brief) erfolgen. Freudsche
Traumdeutung ist ein typisches asynchrones Verfahren, das die
pragmatische Beziehungsebene, die das Bild während des Traumes
adressiert, vollständig vergisst und es mit einer beliebigen Deutung auf
38
Immanuel Kant, 1784, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung
(https://de.wikisource.org/wiki/Beantwortung_der_Frage:_Was_ist_Aufkl%C3%A4ru
ng%3F, 16.07.2014)
39
Karl Popper, 1934, Logik der Forschung
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der syntaktischen Informationsebene der Sprache, die absolut nichts
mit dem Traum zu tun hat, überschreibt: Das Ergebnis ist bestenfalls
ein unterhaltsames geistloses Gesellschaftsspiel. Intuition oder
„Bauchgefühle“ sind ebenso asynchrone Zugänge, jedoch ohne den
additiven Deutungswahn der Psychoanalyse. Luzides Träumen,
Hypnagoges Arbeiten,
Selbsthypnose
(im Gegensatz
zur
Fremdhypnose), Tempelschlaf (Enkoimesis, Inkubation) sind
synchrone Methoden der Kommunikation mit der nichtsprachlichen,
gewöhnlich unbewussten holistischen40, beziehungsorientierten41,
pragmatischen42 Ebene.
2.6
Charakter-Achse
Eindeutige Unterscheidung
Introjekten im eigenen Ich:
von
Charaktereigenschaften
und
- Charaktereigenschaften sind genetische, basal stabile Strukturen der
Persönlichkeit, die aus den Genen und den persönlichen Erfahrungen
in abgeschlossenen (!) Entwicklungsfenstern bestehen. Diese zu
verändern ist nicht möglich; man kann sie jedoch kompensieren 43.
Hierzu gehören auch alle noch nicht entwickelten Potentiale der
basalen Struktur! Diese können noch aktiviert und gelebt werden. Da
dieser Raum sehr groß ist, unterscheiden sich Geschwister u. U.
genauso wie Kinder von ihren Eltern. Selbst eineiige Zwillinge
können durch unterschiedliche Umgebungsbedingungen (z.B.
Ernährungssituation) auf der epigenetischen Ebene erhebliche
Divergenzen aufweisen.
- Introjekte sind additive, optionale Aspekte, wie z.B. das Abbild oder
Eigenschaften oder Verhaltensweisen der eigenen Mutter im eigenen
Ich oder beliebiger anderer primärer Bezugspersonen. Introjekte sind
40
Ontologie: Holismus (Aristoteles) im Gegensatz zum Reduktionismus (René
Descartes).
41
Kommunikation: Beziehungsebene im Gegensatz zur Informationsebene (Paul
Watzlawick, 1969, Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien).
42
Linguistik: Pragmatik (situative, qualiaabhängige, intentionale Handlungsebene) im
Gegensatz zur Syntax (deskriptive, relationale, statistische Zeichenebene) und
Semantik (normative, objektorientierte, regelhafte Bedeutungsebene).
43
Vgl. die Individualpsychologie von Alfred Adler.
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teils ichdyston, teils ichsynton. Sie können prinzipiell nach Belieben
verändert werden.
2.7
Ich-Achse
Eindeutige Unterscheidung von ichsyntonen und ichdystonen Aspekten
im eigenen Ich:
- Ichsynton heißt: Zur eigenen Persönlichkeit aus Vergangenheit und
Gegenwart passende oder basal zugehörige Elemente im eigenen Ich;
sie „fühlen“ sich bzgl. dem eigenen Ich „stimmig“ an; sie sind
authentisch mit der eigenen Persönlichkeit.
- Ichdyston heißt: Zur eigenen Persönlichkeit aus Vergangenheit und
Gegenwart nicht passende und nicht basal zugehörige Elemente im
eigenen Ich; sie „fühlen“ sich bzgl. dem eigenen Ich nicht „stimmig“
an, sehr wohl jedoch mit der sichtbaren Persönlichkeitsstruktur
anderer Menschen; sie sind nicht authentisch mit der eigenen
Persönlichkeit.
2.8
Soziale Achse
Eindeutige Unterscheidung von Übertragungen, Projektionen,
systemischen Einflüssen, Konventionen und dem Kollektiven aus der
Umwelt auf das eigene Ich und dem, was ohne diesen Kontakt im
eigenen Ich existent ist.
- Eine Übertragung ist die Identifikation eines Gegenübers mit einem
historischen Beziehungspartner aus einer historischen Situation im
reaktivierten damaligen Bewusstseinszustand. Da weder die Tatsache
der Anwendung einer historischen Situation noch die historische
Situation selbst für die Zielperson bekannt sind und die Übertragung
für den Überträger gewöhnlich unbewusst abläuft, wirken
Übertragungen gewöhnlich beschädigend auf die Zielperson oder,
falls es sich um eine Übertragung handelt, die das Gegenüber
aufwertet, beschädigend auf den Überträger, da dieser einer
Täuschung über die Fähigkeiten, Fertigkeiten, moralische und soziale
Kompetenz, Größe, Stärke etc. der Zielperson aufsitzt und Gefahren
nicht mehr wahrnehmen kann oder unterschätzt.
- Projektionen versuchen das eigene somatische, emotionale,
kognitive, intersubjektive, soziale und transpersonale Erleben in
einem gegenüber zu erzeugen. Auf schädliche Weise tun das alle
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Primärtäter im beschädigenden Sinne44 und alle Sekundärtäter als
Verhinderer gegebener Ressourcen – besonders jener Ressourcen, die
zum Zwecke der Regeneration nach Beschädigungen benötigt
würden – im bösen45 Sinne46. Auf förderliche Weise findet man
Projektionen im aufbauend konstruktiven, unterstützend Ressourcen
aktivierenden, biophilen Sinne wie bei Søren Kierkegaard oder Aaron
Antonovsky47 oder (theoretisch) im Sinne des Kognitiven Einwebens
in EMDR48 oder in der Hypnose49. Förderliche Projektionen sind
gewöhnlich hochgradig bewusst und hochgradig reflektiert.
- Systemische Aspekte50 sind strukturelle und dynamische Elemente
des konkreten komplexen Umweltsystems, wie der Primärfamilie,
der aktuellen Familie, des Arbeitsplatzes, gesellschaftlicher
Teilsysteme wie Gesundheitssystem, Wirtschaftssystem etc. oder des
Staates, die erheblich manipulierenden Einfluss ausüben können,
wenn sie nicht bewusst reflektiert werden. Manchen systemischen
Einflüssen kann man nur durch rechtzeitige und weite Flucht
entgehen, wie der Pest51.
- Konventionen52 sind stark zeit- und ortsabhängige Wertesysteme, die
aktuelle örtliche soziale Normen widerspiegeln. Diese Normen sind
44
Z.B. projizieren Polizisten ihre kriminellen Geist, Psychiater ihren kranken Geist und
Lehrer ihrer schwachen Geist auf ihre Umwelt.
45
Vgl. Nihil privativum bei Augustinus und das Böse bei Hannah Arendt, 1965,
Vorlesungen (2007, Piper) (2009, Onomato).
46
Z.B. projizieren Bürokraten, Juristen, Pädagogen und alle anderen Eros-Gesteuerten
ihrer mentale Kleinheit limitierend auf ihre Umwelt.
47
Siehe Fußnote 21.
48
Francine Shapiro, 1998, EMDR - Grundlagen & Praxis
49
Vgl. Fallbeschreibungen bei Milton Erickson, ?, ?
50
Vgl. familiensystemische Psychotherapieansätze wie Familienaufstellung.
51
„cito, longe, tardus“ = „[fliehe] schnell, [fliehe] weit, [verweile in der Ferne] träge
[und kehre möglichst spät zurück]“
52
Beispiele für Konventionen sind:
 „Wenn dich einer auf die eine Wange schlägt, dann halte ihm die andere auch noch
hin“ macht dich auf Dauer zum Krüppel, wenn du nicht in einer Umwelt lebst, die
diese als Vernunftaufforderung versteht.
 Aggression, Zorn, Schmerz, Ekel, Trauer etc. sind schlechte Emotionen, Empfindungen.
 Homo hierarchicus als Autorität bedürfender nur in Hierarchien leben könnendes
Wesen.
 „Der Klügere gibt nach“ bringt die Dummen an die Macht.
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weitestgehend beliebig und können sich auch vor Ort sehr schnell
ändern, wie man an politischen und religiösen Regimewechsel oder
 “The winner takes it all.” und “Survival of the fittest” im Sinne des Stärkeren sind als
alles durchdringende Paradigmata der Gesellschaft von der pränatalen Phase über alle
sozialen, staatlichen und wirtschaftlichen Bereiche trotz offensichtlichen Schwach-, Irrund Wahnsinns nach wie vor dominanter globaler Konsens.
 Das Primat des Marktes, schrankenloses Wachstum, Beschleunigung und
Rationalisierung in der Ökonomie zur Steigerung von Produktivität, Effizienz und
Gewinn sind alternativlos. (Margaret Thatcher und Angela Merkel, Milton Friedman
{Chicagoer Schule}, Ayn Rand {Objektivismus, rationaler Egoismus, Laissez-faireKapitalismus}, Friedrich August von Hayek {Keynesianismus}, Frederick Winslow
Taylor {Taylorismus}, Henry Ford {Fordismus})
 Das Primat der Ökonomie über alle gesellschaftlichen Belange bleibt bestehen, selbst
wenn dadurch die Menschheit untergeht.
 „Gewinn ist nicht alles, es ist das einzig Wahre.“ (Film: Ein gutes Jahr)
 „Wenn jeder für sich arbeitet, kommt das Optimum für alle heraus.“ („Die unsichtbare
Hand des Marktes“ von Adam Smith)
 „Der Beschädigte ist immer selbst schuld.“ (Standard-Attributionsfehler)
 „Der Beschädigte ist immer selbst verantwortlich.“ (Opferritus seit Jahrtausenden)
 „Was Hänschen nicht lern, lernt Hans nimmermehr.“ (Pädagogik)
 „Konsumenten sind wohlinformierte rationale Entscheider.“ (Homo Oeconomicus vs.
Homo Reciprocans)
 „Das Kausalitätsparadigma des 19. Jahrhunderts“ auch wenn es nur in linearen
Systemen anwendbar ist.
 „Das Statistik-Paradigma des 20. Jahrhunderts“ auch wenn es prinzipiell nicht auf
Einzelsystem anwendbar ist.
 Das „mechanistische Modell des Biologischen“ (René Descartes) auch wenn es schon
immer ein Irrtum war.
 Psychologismus
 Monadismus / Individualismus
 Psychoanalyse
 Radikale Konstruktivismus
 Kapitalismus
 „Zu einem Konflikt gehören immer zwei.“
 „Männer sind gewalttätig; Männer sind die Bösen; Frauen sind die Guten; Kinder
gehören zu ihren Müttern.“ (Feminismus).
 „Traumatisierte hatten zu wenig Resilienz.“ (Psychologie)
 „Traumata sind eine behandlungsbedürftige Pathologie.“ (Psychologie)
 „Alle Menschen sind summa summarum gleichwertig.“ (naives statistisches Denken)
 „Man muss nur wollen!“ (Weibliches Paradigma – Die Männer machen es dann ja!)
 „Macht korrumpiert!“ (Richtig ist: Der schwache (!) Mensch korrumpiert die Macht.)
 „Es gibt immer eine Lösung!“ (naives Positivdenken)
 Betonung der „Gefühle“ (soziales Spielverhalten, das den Boten mit der Quelle der
Nachricht gleichsetzt)
 Objektivierung im intersubjektiven und sozialen Bereich
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Kriegsbeginn und -ende sehen kann. Konventionen können, wenn sie
nicht kritisch an den eigenen Bedürfnissen und Grenzen geprüft
werden, massiven Schaden anrichten. Schädlichen Konventionen
kann man grundsätzlich nur durch Selektion einer anderen, besser
passenden Umwelt entgehen.
- Das Kollektive53 beinhaltet dauerhaft stabile, dem homo sapiens
zugehörige, gesamtsystemische Attraktoren, wie sie in Mythen 54,
Märchen55, Dramen56 und Erzählungen57 beschrieben werden und
jeden betreffen können. Kollektive Aspekte sind sehr mächtig, in
jedem Falle mächtiger als ein Individuum; ihnen kann nur mit großer
Vorsicht, Intelligenz, Mut, Stärke, Ausdauer, Gewissenhaftigkeit und
unabdingbar (!) ausreichender externer Unterstützung begegnet
werden: Auch ein Odysseus und ein Perseus wäre ohne Athene
verloren gewesen! Märchen sind ohne mannigfaltige rettende
Gestalten nicht denkbar. Wo die Unterstützung durch die Umwelt
fehlt, ist der Untergang gewiss, wie man bei Franz Kafka und
William Shakespeare vielfältig sehen kann.
2.9
Realitätsachse
Klare Unterscheidung zwischen Realität erster Ordnung und Realität
zweiter Ordnung58:
- Die Realität erster Ordnung kann geprüft werden. Hierzu bedarf es
der Bedingung der Falsifizierbarkeit59, was z.B. speziell in der
Psychoanalyse nicht gegeben ist. Ist Falsifizierbarkeit gegeben, kann
Realität erster Ordnung durch Prüfung der Handlungsebene60 und
53
Vgl. das Kollektive Unbewusste von C. G. Jung.
54
Siehe
Gustav
Schwab,
1840,
Sagen
des
http://www.textlog.de/gustav-schwab.html (1.5.2014)
55
Siehe http://www.1000-maerchen.de/ (1.5.2014)
56
Siehe William Shakespeare, http://www.william-shakespeare.de/ (1.5.2014)
57
Siehe Franz Kafka, http://www.digbib.org/Franz_Kafka_1883/ (1.5.2014)
58
Radikaler Konstruktivismus, vgl.:
Paul Watzlawick, 1981, Die erfundene Wirklichkeit;
Paul Watzlawick, 1991, Das Auge des Betrachters.
59
Karl Popper
60
Vgl. den Ökologischen Imperativ von Hans Jonas (1979, Das Prinzip Verantwortung):
„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der
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klassischen
Altertums,
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der damit einhergehenden Wirkung61, 62 auf einen selbst erkannt
werden. Man kann sich der Realität erster Ordnung nur in einer
fehlertoleranten und fehlerfreundlichen Haltung durch Versuch und
Irrtum im Sinne des Falsifikationismus59 sukzessive approximieren.
- Realität zweiter Ordnung umfasst alle verbalen Bekundungen,
Versicherungen, Versprechungen, Beteuerungen und ist stets beliebig.
Ebenso beliebig ist letztendlich ein auf deduktiver Logik basierender
Kalkül, da er stets auf Axiomen beruht, die nicht hinterfragbar sind,
weil sie per definitionem gelten. Im eigenen Ich stellt die Realität
zweiter Ordnung die Abbildung der Welt über das eigene (teilweise)
singuläre physische in das eigene (weitestgehend) singuläre mentale
System dar.
2.10
Zeitachse
Eindeutige Unterscheidung von Aspekten, die dem Hier und Jetzt
zugehörig sind, Aspekten, die der Vergangenheit und solchen, die der
prognostizierten Zukunft zugehörig sind.63
2.11
Maßstabsachse
- Bewusstsein für Kognitive Verzerrungen64 aller Art.
- Bewusstsein für Sprache65.
- Bewusstsein
für
ontologische
und
erkenntnistheoretische
Positionen66.
Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ und übertrage ihn auf eine
intersubjektive Beziehung zwischen zwei Menschen.
61
Vgl. Matthäus 7, 16: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (http://www.bibelonline.net/buch/luther_1912/matthaeus/7/#16, 21.8.2013)
62
Vgl. Verantwortungsethik vs. Gesinnungsethik bei Max Weber.
63
Beispiele für die Zeitdimension: Bezieht sich ein Hinweisreiz auf etwas (noch)
Unbekanntes, so ist er zukunftbezogen; bezieht er sich jedoch auf Schmerz oder Ekel,
so existieren bereits Erfahrungen und der Hinweisreiz ist vergangenheitsbezogen;
Erschrecken wäre ein gegenwartsbezogener Hinweisreiz.
64
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verzerrung (21.8.2013)
65
Vgl. Ludwig Wittgenstein.
66
Vgl. z.B. a) den Radikalen Konstruktivismus (z.B. Paul Watzlawick) mit dem
Kritischen Rationalismus (Karl Popper) und b) den sozialen Ansatz der Frankfurter
Schule (speziell Theodor W. Adorno, 1951, Minima Moralia – Reflexionen aus dem
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- Bewusstsein für ethische Positionen67 und moralische Entwicklung68.
beschädigten Leben) oder in den Physikern (Friedrich Dürrenmatt, 1962, Die
Physiker) mit dem monadischen Ansatz der Psychologie (beginnend mit Sigmund
Freud bis praktisch ausnahmslos heute).
67
Vgl. Gesinnungsethik vs. Verantwortungsethik (Max Weber) sowie die drei
wesentlichen Richtungen Deontologische Ethik (per definitionem universale
Prinzipien, die sich in einer intrinsischen Pflicht erkennen lassen, z.B. Kategorischer
Imperativ bei Immanuel Kant) vs. Eudaimonische Ethik (z.B. mit dem empirisch
überprüfbaren Ziel von Glückseeligkeit bzw. {in der heutigen Sprache} Zufriedenheit
in Idealfall für alle bei Aristoteles) vs. Utilitaristische Ethik (de facto stets eine
egozentrisch orientierte, ökonomische und egoistische Nützlichkeit z.B.
Neoliberalismus, Thatcherismus, Reaganomics, Chicagoer Schule, Keynesianismus,
Systemtheorie von Niklas Luhmann).
68
Siehe Theorie der Moralentwicklung bei Lawrence Kohlberg: Präkonventionelles (1.1
Bestrafung, 1.2 Nutzen), konventionelles (2.1 Anerkennung, 2.2 Autorität),
postkonventionelles Stadium (3.1 Sozialvertrag, 3.2 Kategorischer Imperativ). Es nach
Kohlberg gibt eine hypothetische (!) Stufe 4.1, die eine transzendentale Moral
beinhalten müsste.
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