68621313 Inhalt 1 VORWORT ......................................................................................... 1 2 DIMENSIONEN DER UNTERSCHEIDUNG ....................................... 4 2.1 Mustererkennung .............................................................................. 4 2.1.1 Nekrophile Aspekte ......................................................................... 5 2.1.2 Biophile Aspekte .............................................................................. 5 2.2 Komplexität ....................................................................................... 5 2.2.1 Immanente autonome selbstreferenzielle Selbstregelung .............. 6 2.2.2 Systemoberfläche zur Beantwortung der Nichtautarkie .................. 6 2.3 Strukturebenen und Regelung ........................................................ 6 2.4 Hinweisreize (Emotionen) ................................................................ 7 2.4.1 Unterscheidung ............................................................................... 7 2.4.2 Motivation ........................................................................................ 9 2.4.3 Regelung ......................................................................................... 9 2.5 Hemisphärenachse ......................................................................... 10 2.5.1 Zugang zur nichtsprachlichen Hemisphäre ................................... 10 2.5.2 Einsatz der sprachlichen Hemisphäre ........................................... 12 2.5.3 Unterscheidung und Verbindung ................................................... 12 2.6 Charakter-Achse ............................................................................. 13 2.7 Ich-Achse ......................................................................................... 14 2.8 Soziale Achse .................................................................................. 14 2.9 Realitätsachse ................................................................................. 17 2.10 Zeitachse ......................................................................................... 18 2.11 Maßstabsachse ............................................................................... 18 Arbeitsversion 0.22! 1 Vorwort Offenheit ist als Voraussetzung für den Aufbau von Negentropie1 ein Bestimmungsstück aller biologischen Systeme. Beziehung ist die 1 Ein nicht lebendes System kann als geschlossen betrachtet werden und wird von der Thermodynamik beherrscht: Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik beschreibt die Entropie. Betrachtet man einen nach außen vollständig abgeschlossenen Raum, so wird sich alles, was sich darin befindet, dem wahrscheinlichsten Zustand stetig annähern, der einer Gleichverteilung entspricht und damit die geringste Komplexität, d.h. die geringste Struktur bzw. Formgebung aufweist. Biologische Systeme tun das Gegenteil: sie bauen durch selbstreferenzielle Selbstregelung, Selbstorganisation und Selbstregeneration ständig Komplexität auf, um diesem physikalischen Prozess entgegenzuwirken. Durchschnittlich erleidet jeden Tag jede Zelle im menschlichen 1-19 14.05.2016 68621313 bestimmende Qualität von Sein2 gegenüber Existenz3. Menschen können diese Grundqualitäten im das Ich statuierenden intersubjektiven und im Handlung ermöglichenden sozialen Raum auf der sprachlichen4, 5 und handelnden6 Ebene verwirren, ignorieren, verleugnen und wahnhaft ersetzen, was zu Separation, Exklusion und Isolation anderer Menschen auf der sozialen Ebene führt, was bei den betroffenen Menschen kognitive Verwirrung7, intersubjektive Vergiftung8 und soziale Mangelversorgung9 erzeugt. Offene, beziehungsorientierte Menschen mit unbewusst und bewusst kooperativ-konstruktiven Absichten besitzen einen nicht separierten, nicht isolierten Geist; sie bilden statt dessen automatisch mit dem Geist Körper ca. 10.000 Schäden (https://de.wikipedia.org/wiki/DNA#Mutationen_und_andere_DNA-Sch.C3.A4den, 6.5.2014), die praktisch alle entweder korrigiert werden oder durch Apoptose (Selbstzerstörung) und gegebenenfalls Ersatz der Zelle regeneriert werden. 2 Sein ist hier analog der Quantenphysik definiert als Teilchen im Zustand der Dekohärenz, d.h. das Teilchen wechselwirkt mit einem anderen Teilchen und ist somit nicht mehr nur es selbst. Vgl. den Begriff Wirks bei Hans-Peter Dürr. 3 Existenz ist hier analog der Quantenphysik definiert als Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion eines „Teilchens“ im Zustand der Kohärenz, d.h. im noch nicht wechselwirkenden Zustand. Es existieren noch kein ausgezeichneter Raumpunkt und noch keine Zeit für das „Teilchen“. 4 Vgl. Realität zweiter Ordnung im Radikalen Konstruktivismus: Paul Watzlawick, 1981, Die erfundene Wirklichkeit; Paul Watzlawick, 1991, Das Auge des Betrachters. 5 Vgl. Philosophie: Ludwig Wittgenstein, 1922, Tractatus logico-philosophicus und Psychologie: https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verzerrung, 8.2013, Kognitive Verzerrungen 6 Vgl. Realität erster Ordnung im Radikalen Konstruktivismus: Siehe Fußnote 4. 7 Vgl. die Doublebind-Theorie bei Paul Watzlawick, 1969, Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien 8 Toxische Erfahrungen im intersubjektiven Raum vor allem durch victim blaming and victim bashing, durch Beschuldigung und Verantwortungszuweisung und damit Opferung der Beschädigten zur Aufrechterhaltung der sozialen Integritätsüberzeugung der Zuschauer zerstören das intersubjektive Ich der Betroffenen. 9 Organische, mentale und soziale Systeme sind grundsätzlich offen und damit grundsätzlich nichtautark, bedürfen also grundsätzlich (essentiell) der Zufuhr von Materie, Energie und Information, sonst sterben sie zwangsläufig. Die Zufuhr muss passend für das Empfängersystem sein. Vgl. die Anschlussfähigkeit von organischen Prozessen (im organischen System), Gedanken (im mentalen System) und Kommunikation (im sozialen System) bei Niklas Luhmann. 14.05.2016 2-19 68621313 des Anderen eine neue emergente Einheit. Damit sind biologische Systeme aber sowohl mit förderlichen wie mit schädlichen Elementen ihrer Umwelt in Kontakt und „infizierbar“; auf der emergenten Ebene des Geistes gibt es genauso wie auf der physischen Ebene Wachstum, Entfaltung und Differenzierung fördernde wie auch toxische Qualitäten.10, 11 Da jeder Mensch immer nur vom Status quo seines eigenen Systems als Maßstab ausgehen kann (Selbstreferenzialität) 12, wird ein offenbeziehungsorientierter und kooperativ-konstruktiver Mensch zuerst davon ausgehen, dass die Anderen ebenso sind wie er selbst. Zeigt ihm die Erfahrung immer wieder, dass die Anderen in den Aspekten Offenheit, Bezogenheit, Konstruktivität und Kooperation nicht wie er selbst sind, so geht dieser Mensch in der nächsten Stufe zuerst zwangsläufig davon aus, dass die Anderen so werden wollen, werden können und auch irgendwann tatsächlich sein werden, wie er selbst, weil er um die fundamentale, unabdingbare und ausnahmslos zu sehende Realität erster Ordnung von Offenheit, Bezogenheit, Konstruktivität und Kooperation und deren für das Leben essentiellen Vorteilen weiß und dies daher als Geisteshaltung logischerweise und empirisch bestätigt anzustreben ist. Dem ist jedoch in praxi nicht so, weil die allermeisten Menschen überhaupt keinen Zugang (mehr13) zu jener Geisteshaltung haben, die dem offen-beziehungsorientierten und kooperativ-konstruktiven Menschen (immer noch) zu Eigen ist.14 Er sieht also eine relativ zu den 10 Vgl. die biophile und nekrophile Qualität in Erich Fromm, 1974, Anatomie der menschlichen Destruktivität. 11 Vgl. die Intersubjektive Beziehung im Existenzialismus. 12 Selbstreferenzialität bedeutet nicht, dass sich diese Selbstreferenz nicht ändern kann, wenn neue Informationen und Erfahrungen von außen hinzukommen. Der Geist ist genauso prinzipbedingt offen wie der Körper und somit findet zwangsläufig ein steter Zufluss statt. 13 “We are all born originals - why is it so many of us die copies?” (Edward Young, ?, ?) „Wir sind alle als Originale geboren - Wie kommt es, dass so viele von uns als Kopie sterben?“ 14 Vgl. das Begriffspaar Entfremdung und Empathie bei Arno Gruen und das Begriffspaar Macht und Unterordnung Theodor W. Adorno et al., 1950, The Authoritarian Personality; Vgl. das Banale Böse bei Hannah Arendt, 1963, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen und das Scheitern der Aufklärung in der technisierten, 3-19 14.05.2016 68621313 Anderen erweiterte Welt, ist realer und rationaler und spricht eine zusätzliche Sprache, die für die Anderen nicht zugänglich und nicht verständlich ist. Jedoch, in der Wahrnehmung des Nichtseins der Anderen ist er blind und kann deshalb nicht adäquat darauf reagieren! Zerbricht sein mentales Abwehrsystem, dann sieht der Betreffende den Zustand der Anderen schlagartig ungeschminkt und vollständig, und er nimmt unerwartet die Wahrheit über die Anderen in ihrem vollen ungefilterten Umfang wahr. Dieses Erkennen ist schockierend.15 Das bisherige Welt- und Menschenbild enttarnt sich als sozial tradierte, die Realität auf den Kopf stellende Lüge, als ruhigstellendes Märchen, das die Beherrschten steuerbar macht. Um mit dem hierdurch enttarnten Bild totaler Verwüstung 16 und dem Chaos der Erklärungslosigkeit umgehen zu können, bedarf es der Reorganisation auf allen Ebenen. Das, was ein Mensch daher zu allererst lernen muss, ist eine sehr gute Unterscheidungsfähigkeit in folgenden Dimensionen. 2 Dimensionen der Unterscheidung 2.1 Mustererkennung Die Mustererkennung dient der Wahrnehmung der Umwelt unter dem Aspekt, ob diese qualitativ den selbstreferenziellen selbstregulierten Aufbau als Ressourcenquelle fördert oder essentielle systemische 17 statische18 und dynamische19 Strukturen beschädigt bzw. verhindert. ökonomisierten, rationalisierten Gesellschaft in Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, 1947, Dialektik der Aufklärung. 15 Vgl. Beschreibungen aus den Bereichen christliche Mystik, yogische Kundalini, buddhistisches Satori, schamanische Initiation und die Definition von posttraumatischem Stress. Siehe ebenso Der Schrei von Edvard Munch (mehrere Versionen zwischen 1893 und 1910). 16 Vgl. Aldous Huxley, 1932, Brave New World 17 Dies können endogene Strukturen sein oder auch notwendige exogene materielle, energetische, intersubjektive, soziale Ressourcen. 18 Z.B.: Geldmittel, Energie, Kommunikationsmittel etc. 14.05.2016 Nahrungsmittel, Behausung, Transportmittel, 4-19 68621313 Eine gut funktionierende Mustererkennung ist unabdingbar für die Wahl einer passenden Umwelt, die einzig Zufriedenheit ermöglicht. Existiert keine adäquate Mustererkennung, so führt dies zu einer stetigen Entleerung von allen endogenen und essentiellen exogenen Ressourcen bis in Folge der Tod eintritt. Die Mustererkennung ist immer, vollständig und ausnahmslos selbstreferenziell: Nur das System selbst kann beurteilen, was für es beschädigend (Destruktion) und verhindernd (das Böse20) oder aufbauend (Konstruktion) und Regeneration und Entwicklung (das Gute21) fördernd ist. Alle diesbezüglichen gesellschaftlich vorgefertigten Aussagen sind zu ignorieren, wenn sie den endogenen Referenzen widersprechen. 2.1.1 Nekrophile Aspekte Aufbau einer Mustererkennung für alle nekrophilen10 Aspekte der Umwelt auf allen für den Betreffenden relevanten Ebenen, um diese zu meiden und zu bekämpfen. Wer bisher keine Mustererkennung besaß, wird hier anfangen, da er hier zwangsläufig die meisten Erfahrungen gemacht haben wird, da er im umgekehrten Falle eine Mustererkennung haben würde. 2.1.2 Biophile Aspekte Aufbau einer Mustererkennung für alle biophilen10 Aspekte der Umwelt auf allen für den Betreffenden relevanten Ebenen, um diese anzureichern. 2.2 Komplexität22 Die Dimension der Komplexität erlaubt die quantitative Prüfung der Negentropie schaffenden Dynamik. 19 Z.B.: Möglichkeiten, Information, Wissen, Bildung, Ausbildung, Fertigkeiten, Beziehungen. 20 Hannah Arendt, 1965, Vorlesungen (2007, Piper) (2009, Onomato) 21 Siehe den Begriff des Biophilen bei Erich Fromm (1974, Anatomie der menschlichen Destruktivität) oder den Begriff Salutogenese bei Aaron Antonovsky (1997, Salutogenese) oder die Definition des Lehrers bei Søren Kierkegaard (1859, Der Gesichtspunkt für meine Wirksamkeit als Schriftsteller, S. 38 f) und John Hattie (2008, Visible Learning, S. 22 und S. 25) 22 Vgl. die Theorie Komplexer Systeme und die Salutogenese von Aaron Antonovsky und Søren Kierkegaard (1859, Der Gesichtspunkt für meine Wirksamkeit als Schriftsteller. 5-19 14.05.2016 68621313 2.2.1 Immanente autonome selbstreferenzielle Selbstregelung Kenntnis der komplexsystemischen selbstreferenziellen Selbstregelung: physiologische und mentale Bedürfnisse, nichtlineare Attraktoren, Pfadabhängigkeit, Gene, Begabungsprofil, ontogenetische Strukturen wie, Epigenetik, mentale Attraktoren, endokrine Setpoints, Organ- und Nervensystemprägungen in Entwicklungsfenstern, Knochen-, Bindegewebs- und Muskelstruktur etc. 2.2.2 Systemoberfläche zur Beantwortung der Nichtautarkie Kenntnis der Austausch gestaltenden Systemoberfläche: immanente, interpersonale und soziale Grenzen, Resilienzfaktoren und Abwehrsysteme, absolute und akute Leistungsgrenzen, verbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeit, Aussehen, Hautoberfläche, sensomotorisches System, Atmungs-, Verdauungs- und Immunsystem. 2.3 Strukturebenen und Regelung Klare Sicht und scharfe Unterscheidung und differenzierte Benennung von Soma, Emotion, Kognition, intersubjektive Ebene, soziale Ebene und transpersonale Ebene. Die verschiedenen Ebenen sind sehr unterschiedlich und daher unterschiedlich in der Selbstregelung: - Der Körper reguliert sich vollständig selbständig, wenn ihm von außen alle notwendigen Ressourcen adäquat zugeführt werden. - Die emotionale Ebene liefert automatische bewertende Hinweisreize für die Sensorik und ist auf bewusste quantitative Regelung und kognitive Interpretation vor der von ihr geforderten handelnden Reaktion angewiesen. - Die Kognition bedarf der kontinuierlichen Reflektion (Aufklärung) und der kontinuierlichen empirischen Prüfung (Falsifikation). - Die intersubjektive Ebene ist logischerweise die erste Ebene, die nicht mehr autonom regulierbar ist; hier wird das Ich durch die Umwelt statuiert23. Sie stellt einen emergenten Raum dar, der gleichermaßen vom intersubjektiven Partner und dem eigenen 23 „Der Mensch wird am Du zu Ich“ (Martin Buber, 1923, Ich und Du) « L’enfer c’est les Autres » [„Die Hölle, das sind die anderen“] (Jean-Paul Sartre, 1944-1945, Huis clos [Geschlossene Gesellschaft]) 14.05.2016 6-19 68621313 System erschaffen wird. Es gibt systembedingt keine Möglichkeit diesen Raum autonom zu regulieren. - Die soziale Ebene ist aus gleichem Grunde wie die intersubjektive Ebene nicht autonom regulierbar; hier findet die Umsetzung des Ichs in Handlung statt. Hinzu kommt, dass der soziale Raum nicht paritätisch strukturiert ist, sondern in einem 1:n-Verhältnis24, das im Falle eines Konfliktes für das Individuum keinerlei Möglichkeiten der Sicherung seiner Grenzen und Durchsetzung seiner Interessen bietet. - Die transpersonale und transzendentale Ebenen sind auf das Universale und Absolute ausgerichtet und sind daher rein monadisch. Hier herrscht keine Regelung sondern Konzentration auf das Universale und Absolute, soweit dies für das konkrete Individuum und soweit dies in der Immanenz möglich ist. 25 2.4 2.4.1 Hinweisreize (Emotionen) Unterscheidung Klare Sicht und scharfe Unterscheidung und differenzierte Benennung aller eigenen Emotionen (Hinweisreize)26. 24 Vgl. Dunbar-Zahl (Robin Dunbar, 1993) 25 Vgl. Zum Begriff Religiositaet.doc 26 Emotion ist hier als Oberbegriff für alle endogenen Hinweisreize zur selbstreferenziellen Bewertung aller Veränderungen im Organismus und seiner Umwelt für die Selbstregelung des Organismus zu verstehen. Hinweisreize können sich auf monadische (wie Wut), intersubjektive (wie Zorn) und soziale (wie Hass) Aspekte beziehen. Hinweisreize sollen entweder die Wechselwirkung verstärken (wie Interesse, Angst, Hunger) oder vermeiden (wie Erschrecken, Schmerz, Ekel). Hinweisreize entstehen im Limbischen System (vor allem Mesolimbisches System {Belohungssystem} und Amygdala {Panik}), der Insula (wie Ekel) und dem Anterioren Cingulären Cortex ACC (wie Schmerz). Hinweisreize sind nur im zugehörigen aktuellen Kontext und bzgl. des diese erzeugenden Systems (Referenzsystem) aussagekräftig. Hinweisreize selbst sind immer zutreffend; sie sind niemals irreal, da sie fest verdrahtet sind; sie sind auch niemals irrational, da Irrationalität eine Qualität des übergeordneten Neokortex ist: „Die Sinne betrügen nicht.“ (siehe Fußnote 35) Die Reaktion auf Hinweisreize muss reguliert werden (2.4.3 Regelung); hier kann sich Irrealität und Irrationalität ergeben. Die klassische Einordnung von Hinweisreizen in „emotional“ (wie Überraschung und Erschrecken) und „somatisch“ (wie Schmerz und Wohlgefühl oder Ekel und Gier) führt funktional nicht weiter, eröffnet aber einen gefährlichen Raum für hierarchische Ignoranz! 7-19 14.05.2016 68621313 Die beiden sowohl im professionellen wie im umgangssprachlichen Bereich beliebten Begriffe Angst für Emotion und Depression für keine Emotion sind nicht nur nicht hinreichend, sondern falsch. Angst ist kein Auslöser für Vermeidungsverhalten; ganz im Gegensatz ist Angst ein Attraktorreiz. Ebenso ist es wahnsinnig, Depression mit Trauer gleichzusetzen: Depression hat nichts mit Trauer zu tun, sondern ist, wenn man diesen in Theorie und Praxis vollständig sinnentleerten Containerbegriff überhaupt verwenden will, von außen blockierte intrinsische Intentionalität. Angst und Depression zu pathologisieren ist grundsätzlich zeigt den Schwach-, Irr- und Wahnsinn der so Denkenden. Angst, Ekel und (akuter wie antizipierter) Schmerz werden fast nie differenziert und sind nicht nur diametrale Pole, sie gehören unterschiedlichen Strukturebenen und unterschiedlichen neuronalen Bereichen an: Angst ist ein Hinweisreiz der genaues Hinsehen fordert; Ekel fordert Kontaktvermeidung und Schmerz fordert Kampf oder Flucht. Scham und Beschämung bzw. Entwürdigung verhalten sich ebenso diametral zueinander, werden im Deutschen aber in ein Wort gepresst, was nicht nur im pädagogischen Bereich aus Gründen der Machtausübung und Manipulation sehr geschätzt wird. Die Differenzierung zwischen Zorn, Wut und Hass ist in gleicher Weise nicht vorhanden. Allgemein kann man sagen, dass der professionelle wie der gesamtgesellschaftliche Umgang mit endogenen Hinweisreizen hochgradig undifferenziert, systematisch vernebelnd, irreal und irrational27 ist, daher nicht zu verwenden ist, und hierfür im eigenen 27 Diese Irrealität und Irrationalität basiert vor allem auf der Nichtbeantwortung der genuinen Bedürfnisse von Säuglingen in unserer Kultur (vgl. Jean Liedloff), der sich auf der sprachlichen Ebene eine systematische Überschreibung der Selbstregelung durch Fremdsteuerung anschließt. Im Bildungssystem zeigt sich dies in der Förderung von extrinsischer vs. intrinsischer Motivation, kristalliner vs. fluider Intelligenz, prädikativem vs. funktionalem Denken, deklarativem vs. prozeduralem Gedächtnis; im ökonomischen Bereich im Prinzip der Werbung; im politischen Bereich in der Pervertierung der Begriffe liberal und Demokratie; im sozialen Bereich in der Pervertierung des Begriffs sozial (vgl. Stefan Selke); im religiösen Bereich in Antiaufklärung und Antidemokratie; im medizinischen Bereich im Prinzip der Pathogenese vs. Salutogenese; im Exekutivbereich im systematischen Warten auf Zerstörung vs. Vorsorge… 14.05.2016 8-19 68621313 Kontext genauestens alle Hinweisreize zu prüfen und sprachlich zu definieren sind. 2.4.2 Motivation Aus den Hinweisreizen folgen Motivationen. Klare Sicht und scharfe Unterscheidung und differenzierte Benennung aller eigenen (!) Motivationen.28 2.4.3 Regelung Maximale Selbstregelungsfähigkeit der emotionalen Ebene: Agens, Hinweisreiz und Reaktion müssen strikt auseinandergehalten werden. Agens und Hinweisreiz sind direkt gekoppelt. Der Pegel des Hinweisreizes kann und soll vom System geregelt werden, wie sich z.B. die Pupille aufgrund der Beleuchtungsstärke adaptiert oder man ein Analgetikum einnimmt. Hinweisreiz und Reaktion müssen mittels der Selbstregelung des Systems so abgeglichen werden, dass die Faktoren Schutz und Versorgung des Systems auf allen essentiellen und existenziellen Ebenen innerhalb der gegebenen Umwelt langfristig optimiert werden. 28 Siehe z.B.: Extrinsische und intrinsische Motivation wie in der Pädagogik; Bedürfnispyramide von Abraham Maslow, 1971, Farther Reaches of Human Nature: Physiologie → Sicherheit → Sozialität → Anerkennung → Selbstverwirklichung → Transzendenz Motivator-Hygiene-Theorie von Frederick Herzberg, 1959, The Motivation to Work: a) individuelle Motivatoren wie Karriere, Beförderung, Aufgabenfeld, Anerkennung b) soziale Hygiene wie Lohn, Betriebsklima, Fortbildung, Sicherheit; David McClelland, 1961, The achieving society: a) Affiliation (soziale Zugehörigkeit): Dopamin: Versorgtheit vs. Wertlosigkeit & Hilflosigkeit Kooperation: Sicherheit & b) Power (Macht): Adrenalin & Noradrenalin: Konkurrenz: Kontrolle & Steuerung vs. Ohnmacht c) Achievement (Leistung): Vasopressin & Arginin: Wachstum: Erfolg vs. Versagen 9-19 14.05.2016 68621313 2.5 Hemisphärenachse 2.5.1 Zugang zur nichtsprachlichen Hemisphäre Die „nichtsprachliche Hemisphäre“ („nicht dominante Hemisphäre“) ist holistisch und bild- und beziehungsorientiert; sie sieht die Dinge, wie sie auf der Ebene der Realität erster Ordnung sind, ohne jegliche zusätzliche Konstruktion. Betrachte deine Träume, ohne sie mit deiner „sprachlichen Hemisphäre“ („dominante Hemisphäre“) zu analysieren und ohne etwas hinzuzufügen, und du erkennst den Unterschied. Mystiker sehen mit ihrer „nichtsprachlichen Hemisphäre“. Ein Aspekt der Kundalini29 ist, dass sie die „nichtsprachliche Hemisphäre“ aktiviert. Kensho30 und Satori31 im Zazen öffnet die „nichtsprachliche Hemisphäre“, was speziell in der Arbeit mit Koans (vorrangig in der Rinzai-Schule) deutlich wird. Insights after primals32 charakterisieren 29 Kundalini ist ein Begriff aus dem Hinduismus: Der Kundalini-Prozess ist der Erleuchtungsprozess im Yoga. Er hat im Gegensatz zu Kensho und Satori eine dominante sinnlich-körperliche Komponente und umfasst alle Ebenen des menschlichen Seins (körperliche, emotionale, kognitive, intersubjektive, soziale und transzendentale Ebene). Im Christentum findet man Ähnliches in der Mystik. Siehe Beispiele in Bonnie Greenwell, 2000, Kundalini. 30 Kensho ist ein Zen-Begriff aus dem Buddhismus: Das Erkennen der basalen Natur der Erscheinungen; das Sehen der eigenen Buddha-Natur. Der zentral zu erkennende Aspekt ist der Charakter des Seins, indem die Idee von Immanenz als Ansammlung bedingter getrennter, existierender Dinge durch deren unbedingte verbundene, seiende Wechselwirkung abgelöst wird, und Transzendenz als das All-Eine erkannt wird. Kensho lässt die Frage, wer man selbst sei, unsinnig werden. Kensho löst die gesellschaftlichen mentalen Überformungen auf. Kensho löst die durch Nichtbeantwortung in einer antisozialen asozialen Umwelt entstandene Idee eines isolierten Ichs auf. Im Christentum entspricht dies im dortigen Sinnkontext einem Erweckungs- bzw. Bekehrungserlebnis. Psychologisch kann man Kensho als Entstehen einer direkten Verbindung zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, zwischen der sprachlichen und der nichtsprachlichen Ebene, zwischen Kognition und Intuition verstehen. 31 Satori ist ein Zen-Begriff aus dem Buddhismus: Satori ist die Erleuchtung im Zen. Er stellt ein vollständiges Gewahrwerden der Buddha-Natur allen Seins dar. In diesem Zustand ist man von der Immanenz getrennt; eine Beschreibung wird damit unmöglich. Satori ist im Gegensatz zum stark sinnlichen Kundalini-Prozess ein geistiger und transzendentaler Schritt. Im Christentum entspricht dies einer Gottesschau. 32 Hat man Kontakt zu einem feeling, resultiert daraus ein primal (direktes und vollständiges Erleben im Originalkontext) und daraus eine Flut von insights (kognitive Erkenntnisse mit der emotionalen Bewertung eines Heureka). 14.05.2016 10-19 68621313 sich ganz wesentlich dadurch, dass sie im feeling die „nichtsprachliche Hemisphäre“ an die „sprachliche Hemisphäre“ anbinden (Arthur Janov). Intrinsische Motivation, Intuition und Flow33 und Thymos34 basiert auf der „nichtsprachlichen Hemisphäre“. Der sense of coherence (Aaron Antonovsky), der felt sense (Eugene T. Gendlin), Hypnagoge Arbeit, Yoga Nidra und Tempelschlaf adressieren die „nichtsprachliche Hemisphäre“. Siehe auch Immanuel Kant: „Die Sinne betrügen nicht.“35 Maximaler bewusster Zugang zur „nichtsprachlichen Hemisphäre“ findet sich im luziden Träumen, in hypnagoger Arbeit, in synchroner Selbsthypnose36, im Tempelschlaf und in bewusst abfragbare Intuition37. Arthur Janov, 1972, Anatomie der Neurose, S.78: „Nach einem Urerlebnis gibt es Einsichten (insights) im Überfluß; der Betreffende, jetzt im Besitz der richtigen Verknüpfungen, wird unverzüglich von all seinen fehlgeleiteten und zurückgelenkten Anstrengungen überflutet […]“ Arthur Janov, 1972, Anatomie der Neurose, S.42. (Deutsch: Urerlebnis): „In einer therapeutischen Sitzung, in der sie ein Urerlebnis (primal) hatte, empfand sie den Schmerz dieser Überreizung noch einmal […]“ Arthur Janov, 1970, The Primal Scream (neben allen anderen Büchern von Arthur Janov) Der Begriff feeling bei Arthur Janov ist komplex, darf also nicht mit „fühlen“, „Gefühl“, „Emotion“, „Empfindung“ übersetzt werden. Ein feeling ist ein mentaler Attraktor, der alle relevanten Ebenen gleichzeitig und bewusst (”consciousnessawareness”) enthält: viszerale, endokrine, neuronale, strukturelle, soziale, intersubjektive, emotionale, sensorische, konstruierte, kognitive, intelligible. 33 Siehe Gerald Hüther, John Hattie, André Stern, Ken Robinson. 34 Peter Sloterdijk, 2006, Zorn und Zeit. 35 Immanuel Kant, 1798, Der Streit der Fakultäten, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, Erster Teil, Erstes Buch, Rechtfertigung der Sinnlichkeit wider die Dritte Anklage, §11, Akademieausgabe VII, S. 146 (http://www.korpora.org/Kant/aa07/146.html, 21.8.2013) 36 Synchron bedeutet, dass direkter Zugang zum Unterbewusstsein existiert, wie bei einem Telefonat; asynchron bedeutet, dass man, wie mittel eines Briefes, Aufträge ins Unterbewusstsein schickt. 37 Nicht bewusst abfragbare Intuition kommt aus der Sicht des Bewusstseins zufällig. Bewusst abfragbare Intuition kann durch willentliche Veränderung des Bewusstseinszustandes erzeugt werden. 11-19 14.05.2016 68621313 2.5.2 Einsatz der sprachlichen Hemisphäre Die „sprachliche Hemisphäre“ („dominante Hemisphäre“) ist konstruktivistisch, analytisch und reduktionistisch. Sie verfälscht damit das Original auf vielfältige Art und Weise, hat jedoch auch den Vorteil der vielfältigen Transkription, der kreativen Abbildung, der interdisziplinären Verknüpfung, der selbständigen logischen Prüfung (Immanuel Kant38) und der hieraus abgeleiteten Pflicht zur empirischen Prüfung (Karl Popper39). Bewusster Einsatz der „sprachlichen Hemisphäre“ findet sich im Prinzip der Versprachlichung, der Analyse, der logischen Prüfung und der empirischen Prüfung, um die Inhalte der „nichtsprachlichen Hemisphäre“ für das Bewusstsein verfügbar zu machen und sie mit der Außenwelt auf der sprachlichen Eben zu verbinden. Dies ist der zentrale Ansatz der Aufklärung und des Falsifikationismus. Siehe auch Immanuel Kant: „Gedanken ohne Inhalt sind leer.“35 2.5.3 Unterscheidung und Verbindung Klare Unterscheidung zwischen „nichtsprachlicher Hemisphäre“ und „sprachlicher Hemisphäre“ im eigenen Ich ist unabdingbar. Bewusste strikte Unterscheidung und gezielte Zusammenarbeit vermeidet den Fehler, den vor allem die Psychoanalyse macht: der „nichtsprachlichen Hemisphäre“ beliebige virtuelle Konstruktionen aus der „sprachlichen Hemisphäre“ aufzuoktroyieren, aufzupfropfen, anzuheften, die damit rein gar nichts zu tun haben (z.B. Freudsche Traumdeutung, Objektbeziehungstheorie, Begriffe wie Sekundärer Gewinn oder Projektive Identifikation etc.). Die Transkription von der nichtsprachlichen in die sprachliche Hemisphäre muss synchron, also stetig verbunden, d.h. mit beiden Bewusstseinhemisphären zeitlich parallel (wie beim Telefon) erfolgen, und darf nicht asynchron, sprunghaft getrennt (wie beim Brief) erfolgen. Freudsche Traumdeutung ist ein typisches asynchrones Verfahren, das die pragmatische Beziehungsebene, die das Bild während des Traumes adressiert, vollständig vergisst und es mit einer beliebigen Deutung auf 38 Immanuel Kant, 1784, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung (https://de.wikisource.org/wiki/Beantwortung_der_Frage:_Was_ist_Aufkl%C3%A4ru ng%3F, 16.07.2014) 39 Karl Popper, 1934, Logik der Forschung 14.05.2016 12-19 68621313 der syntaktischen Informationsebene der Sprache, die absolut nichts mit dem Traum zu tun hat, überschreibt: Das Ergebnis ist bestenfalls ein unterhaltsames geistloses Gesellschaftsspiel. Intuition oder „Bauchgefühle“ sind ebenso asynchrone Zugänge, jedoch ohne den additiven Deutungswahn der Psychoanalyse. Luzides Träumen, Hypnagoges Arbeiten, Selbsthypnose (im Gegensatz zur Fremdhypnose), Tempelschlaf (Enkoimesis, Inkubation) sind synchrone Methoden der Kommunikation mit der nichtsprachlichen, gewöhnlich unbewussten holistischen40, beziehungsorientierten41, pragmatischen42 Ebene. 2.6 Charakter-Achse Eindeutige Unterscheidung Introjekten im eigenen Ich: von Charaktereigenschaften und - Charaktereigenschaften sind genetische, basal stabile Strukturen der Persönlichkeit, die aus den Genen und den persönlichen Erfahrungen in abgeschlossenen (!) Entwicklungsfenstern bestehen. Diese zu verändern ist nicht möglich; man kann sie jedoch kompensieren 43. Hierzu gehören auch alle noch nicht entwickelten Potentiale der basalen Struktur! Diese können noch aktiviert und gelebt werden. Da dieser Raum sehr groß ist, unterscheiden sich Geschwister u. U. genauso wie Kinder von ihren Eltern. Selbst eineiige Zwillinge können durch unterschiedliche Umgebungsbedingungen (z.B. Ernährungssituation) auf der epigenetischen Ebene erhebliche Divergenzen aufweisen. - Introjekte sind additive, optionale Aspekte, wie z.B. das Abbild oder Eigenschaften oder Verhaltensweisen der eigenen Mutter im eigenen Ich oder beliebiger anderer primärer Bezugspersonen. Introjekte sind 40 Ontologie: Holismus (Aristoteles) im Gegensatz zum Reduktionismus (René Descartes). 41 Kommunikation: Beziehungsebene im Gegensatz zur Informationsebene (Paul Watzlawick, 1969, Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien). 42 Linguistik: Pragmatik (situative, qualiaabhängige, intentionale Handlungsebene) im Gegensatz zur Syntax (deskriptive, relationale, statistische Zeichenebene) und Semantik (normative, objektorientierte, regelhafte Bedeutungsebene). 43 Vgl. die Individualpsychologie von Alfred Adler. 13-19 14.05.2016 68621313 teils ichdyston, teils ichsynton. Sie können prinzipiell nach Belieben verändert werden. 2.7 Ich-Achse Eindeutige Unterscheidung von ichsyntonen und ichdystonen Aspekten im eigenen Ich: - Ichsynton heißt: Zur eigenen Persönlichkeit aus Vergangenheit und Gegenwart passende oder basal zugehörige Elemente im eigenen Ich; sie „fühlen“ sich bzgl. dem eigenen Ich „stimmig“ an; sie sind authentisch mit der eigenen Persönlichkeit. - Ichdyston heißt: Zur eigenen Persönlichkeit aus Vergangenheit und Gegenwart nicht passende und nicht basal zugehörige Elemente im eigenen Ich; sie „fühlen“ sich bzgl. dem eigenen Ich nicht „stimmig“ an, sehr wohl jedoch mit der sichtbaren Persönlichkeitsstruktur anderer Menschen; sie sind nicht authentisch mit der eigenen Persönlichkeit. 2.8 Soziale Achse Eindeutige Unterscheidung von Übertragungen, Projektionen, systemischen Einflüssen, Konventionen und dem Kollektiven aus der Umwelt auf das eigene Ich und dem, was ohne diesen Kontakt im eigenen Ich existent ist. - Eine Übertragung ist die Identifikation eines Gegenübers mit einem historischen Beziehungspartner aus einer historischen Situation im reaktivierten damaligen Bewusstseinszustand. Da weder die Tatsache der Anwendung einer historischen Situation noch die historische Situation selbst für die Zielperson bekannt sind und die Übertragung für den Überträger gewöhnlich unbewusst abläuft, wirken Übertragungen gewöhnlich beschädigend auf die Zielperson oder, falls es sich um eine Übertragung handelt, die das Gegenüber aufwertet, beschädigend auf den Überträger, da dieser einer Täuschung über die Fähigkeiten, Fertigkeiten, moralische und soziale Kompetenz, Größe, Stärke etc. der Zielperson aufsitzt und Gefahren nicht mehr wahrnehmen kann oder unterschätzt. - Projektionen versuchen das eigene somatische, emotionale, kognitive, intersubjektive, soziale und transpersonale Erleben in einem gegenüber zu erzeugen. Auf schädliche Weise tun das alle 14.05.2016 14-19 68621313 Primärtäter im beschädigenden Sinne44 und alle Sekundärtäter als Verhinderer gegebener Ressourcen – besonders jener Ressourcen, die zum Zwecke der Regeneration nach Beschädigungen benötigt würden – im bösen45 Sinne46. Auf förderliche Weise findet man Projektionen im aufbauend konstruktiven, unterstützend Ressourcen aktivierenden, biophilen Sinne wie bei Søren Kierkegaard oder Aaron Antonovsky47 oder (theoretisch) im Sinne des Kognitiven Einwebens in EMDR48 oder in der Hypnose49. Förderliche Projektionen sind gewöhnlich hochgradig bewusst und hochgradig reflektiert. - Systemische Aspekte50 sind strukturelle und dynamische Elemente des konkreten komplexen Umweltsystems, wie der Primärfamilie, der aktuellen Familie, des Arbeitsplatzes, gesellschaftlicher Teilsysteme wie Gesundheitssystem, Wirtschaftssystem etc. oder des Staates, die erheblich manipulierenden Einfluss ausüben können, wenn sie nicht bewusst reflektiert werden. Manchen systemischen Einflüssen kann man nur durch rechtzeitige und weite Flucht entgehen, wie der Pest51. - Konventionen52 sind stark zeit- und ortsabhängige Wertesysteme, die aktuelle örtliche soziale Normen widerspiegeln. Diese Normen sind 44 Z.B. projizieren Polizisten ihre kriminellen Geist, Psychiater ihren kranken Geist und Lehrer ihrer schwachen Geist auf ihre Umwelt. 45 Vgl. Nihil privativum bei Augustinus und das Böse bei Hannah Arendt, 1965, Vorlesungen (2007, Piper) (2009, Onomato). 46 Z.B. projizieren Bürokraten, Juristen, Pädagogen und alle anderen Eros-Gesteuerten ihrer mentale Kleinheit limitierend auf ihre Umwelt. 47 Siehe Fußnote 21. 48 Francine Shapiro, 1998, EMDR - Grundlagen & Praxis 49 Vgl. Fallbeschreibungen bei Milton Erickson, ?, ? 50 Vgl. familiensystemische Psychotherapieansätze wie Familienaufstellung. 51 „cito, longe, tardus“ = „[fliehe] schnell, [fliehe] weit, [verweile in der Ferne] träge [und kehre möglichst spät zurück]“ 52 Beispiele für Konventionen sind: „Wenn dich einer auf die eine Wange schlägt, dann halte ihm die andere auch noch hin“ macht dich auf Dauer zum Krüppel, wenn du nicht in einer Umwelt lebst, die diese als Vernunftaufforderung versteht. Aggression, Zorn, Schmerz, Ekel, Trauer etc. sind schlechte Emotionen, Empfindungen. Homo hierarchicus als Autorität bedürfender nur in Hierarchien leben könnendes Wesen. „Der Klügere gibt nach“ bringt die Dummen an die Macht. 15-19 14.05.2016 68621313 weitestgehend beliebig und können sich auch vor Ort sehr schnell ändern, wie man an politischen und religiösen Regimewechsel oder “The winner takes it all.” und “Survival of the fittest” im Sinne des Stärkeren sind als alles durchdringende Paradigmata der Gesellschaft von der pränatalen Phase über alle sozialen, staatlichen und wirtschaftlichen Bereiche trotz offensichtlichen Schwach-, Irrund Wahnsinns nach wie vor dominanter globaler Konsens. Das Primat des Marktes, schrankenloses Wachstum, Beschleunigung und Rationalisierung in der Ökonomie zur Steigerung von Produktivität, Effizienz und Gewinn sind alternativlos. (Margaret Thatcher und Angela Merkel, Milton Friedman {Chicagoer Schule}, Ayn Rand {Objektivismus, rationaler Egoismus, Laissez-faireKapitalismus}, Friedrich August von Hayek {Keynesianismus}, Frederick Winslow Taylor {Taylorismus}, Henry Ford {Fordismus}) Das Primat der Ökonomie über alle gesellschaftlichen Belange bleibt bestehen, selbst wenn dadurch die Menschheit untergeht. „Gewinn ist nicht alles, es ist das einzig Wahre.“ (Film: Ein gutes Jahr) „Wenn jeder für sich arbeitet, kommt das Optimum für alle heraus.“ („Die unsichtbare Hand des Marktes“ von Adam Smith) „Der Beschädigte ist immer selbst schuld.“ (Standard-Attributionsfehler) „Der Beschädigte ist immer selbst verantwortlich.“ (Opferritus seit Jahrtausenden) „Was Hänschen nicht lern, lernt Hans nimmermehr.“ (Pädagogik) „Konsumenten sind wohlinformierte rationale Entscheider.“ (Homo Oeconomicus vs. Homo Reciprocans) „Das Kausalitätsparadigma des 19. Jahrhunderts“ auch wenn es nur in linearen Systemen anwendbar ist. „Das Statistik-Paradigma des 20. Jahrhunderts“ auch wenn es prinzipiell nicht auf Einzelsystem anwendbar ist. Das „mechanistische Modell des Biologischen“ (René Descartes) auch wenn es schon immer ein Irrtum war. Psychologismus Monadismus / Individualismus Psychoanalyse Radikale Konstruktivismus Kapitalismus „Zu einem Konflikt gehören immer zwei.“ „Männer sind gewalttätig; Männer sind die Bösen; Frauen sind die Guten; Kinder gehören zu ihren Müttern.“ (Feminismus). „Traumatisierte hatten zu wenig Resilienz.“ (Psychologie) „Traumata sind eine behandlungsbedürftige Pathologie.“ (Psychologie) „Alle Menschen sind summa summarum gleichwertig.“ (naives statistisches Denken) „Man muss nur wollen!“ (Weibliches Paradigma – Die Männer machen es dann ja!) „Macht korrumpiert!“ (Richtig ist: Der schwache (!) Mensch korrumpiert die Macht.) „Es gibt immer eine Lösung!“ (naives Positivdenken) Betonung der „Gefühle“ (soziales Spielverhalten, das den Boten mit der Quelle der Nachricht gleichsetzt) Objektivierung im intersubjektiven und sozialen Bereich 14.05.2016 16-19 68621313 Kriegsbeginn und -ende sehen kann. Konventionen können, wenn sie nicht kritisch an den eigenen Bedürfnissen und Grenzen geprüft werden, massiven Schaden anrichten. Schädlichen Konventionen kann man grundsätzlich nur durch Selektion einer anderen, besser passenden Umwelt entgehen. - Das Kollektive53 beinhaltet dauerhaft stabile, dem homo sapiens zugehörige, gesamtsystemische Attraktoren, wie sie in Mythen 54, Märchen55, Dramen56 und Erzählungen57 beschrieben werden und jeden betreffen können. Kollektive Aspekte sind sehr mächtig, in jedem Falle mächtiger als ein Individuum; ihnen kann nur mit großer Vorsicht, Intelligenz, Mut, Stärke, Ausdauer, Gewissenhaftigkeit und unabdingbar (!) ausreichender externer Unterstützung begegnet werden: Auch ein Odysseus und ein Perseus wäre ohne Athene verloren gewesen! Märchen sind ohne mannigfaltige rettende Gestalten nicht denkbar. Wo die Unterstützung durch die Umwelt fehlt, ist der Untergang gewiss, wie man bei Franz Kafka und William Shakespeare vielfältig sehen kann. 2.9 Realitätsachse Klare Unterscheidung zwischen Realität erster Ordnung und Realität zweiter Ordnung58: - Die Realität erster Ordnung kann geprüft werden. Hierzu bedarf es der Bedingung der Falsifizierbarkeit59, was z.B. speziell in der Psychoanalyse nicht gegeben ist. Ist Falsifizierbarkeit gegeben, kann Realität erster Ordnung durch Prüfung der Handlungsebene60 und 53 Vgl. das Kollektive Unbewusste von C. G. Jung. 54 Siehe Gustav Schwab, 1840, Sagen des http://www.textlog.de/gustav-schwab.html (1.5.2014) 55 Siehe http://www.1000-maerchen.de/ (1.5.2014) 56 Siehe William Shakespeare, http://www.william-shakespeare.de/ (1.5.2014) 57 Siehe Franz Kafka, http://www.digbib.org/Franz_Kafka_1883/ (1.5.2014) 58 Radikaler Konstruktivismus, vgl.: Paul Watzlawick, 1981, Die erfundene Wirklichkeit; Paul Watzlawick, 1991, Das Auge des Betrachters. 59 Karl Popper 60 Vgl. den Ökologischen Imperativ von Hans Jonas (1979, Das Prinzip Verantwortung): „Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der 17-19 klassischen Altertums, 14.05.2016 68621313 der damit einhergehenden Wirkung61, 62 auf einen selbst erkannt werden. Man kann sich der Realität erster Ordnung nur in einer fehlertoleranten und fehlerfreundlichen Haltung durch Versuch und Irrtum im Sinne des Falsifikationismus59 sukzessive approximieren. - Realität zweiter Ordnung umfasst alle verbalen Bekundungen, Versicherungen, Versprechungen, Beteuerungen und ist stets beliebig. Ebenso beliebig ist letztendlich ein auf deduktiver Logik basierender Kalkül, da er stets auf Axiomen beruht, die nicht hinterfragbar sind, weil sie per definitionem gelten. Im eigenen Ich stellt die Realität zweiter Ordnung die Abbildung der Welt über das eigene (teilweise) singuläre physische in das eigene (weitestgehend) singuläre mentale System dar. 2.10 Zeitachse Eindeutige Unterscheidung von Aspekten, die dem Hier und Jetzt zugehörig sind, Aspekten, die der Vergangenheit und solchen, die der prognostizierten Zukunft zugehörig sind.63 2.11 Maßstabsachse - Bewusstsein für Kognitive Verzerrungen64 aller Art. - Bewusstsein für Sprache65. - Bewusstsein für ontologische und erkenntnistheoretische Positionen66. Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ und übertrage ihn auf eine intersubjektive Beziehung zwischen zwei Menschen. 61 Vgl. Matthäus 7, 16: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (http://www.bibelonline.net/buch/luther_1912/matthaeus/7/#16, 21.8.2013) 62 Vgl. Verantwortungsethik vs. Gesinnungsethik bei Max Weber. 63 Beispiele für die Zeitdimension: Bezieht sich ein Hinweisreiz auf etwas (noch) Unbekanntes, so ist er zukunftbezogen; bezieht er sich jedoch auf Schmerz oder Ekel, so existieren bereits Erfahrungen und der Hinweisreiz ist vergangenheitsbezogen; Erschrecken wäre ein gegenwartsbezogener Hinweisreiz. 64 Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verzerrung (21.8.2013) 65 Vgl. Ludwig Wittgenstein. 66 Vgl. z.B. a) den Radikalen Konstruktivismus (z.B. Paul Watzlawick) mit dem Kritischen Rationalismus (Karl Popper) und b) den sozialen Ansatz der Frankfurter Schule (speziell Theodor W. Adorno, 1951, Minima Moralia – Reflexionen aus dem 14.05.2016 18-19 68621313 - Bewusstsein für ethische Positionen67 und moralische Entwicklung68. beschädigten Leben) oder in den Physikern (Friedrich Dürrenmatt, 1962, Die Physiker) mit dem monadischen Ansatz der Psychologie (beginnend mit Sigmund Freud bis praktisch ausnahmslos heute). 67 Vgl. Gesinnungsethik vs. Verantwortungsethik (Max Weber) sowie die drei wesentlichen Richtungen Deontologische Ethik (per definitionem universale Prinzipien, die sich in einer intrinsischen Pflicht erkennen lassen, z.B. Kategorischer Imperativ bei Immanuel Kant) vs. Eudaimonische Ethik (z.B. mit dem empirisch überprüfbaren Ziel von Glückseeligkeit bzw. {in der heutigen Sprache} Zufriedenheit in Idealfall für alle bei Aristoteles) vs. Utilitaristische Ethik (de facto stets eine egozentrisch orientierte, ökonomische und egoistische Nützlichkeit z.B. Neoliberalismus, Thatcherismus, Reaganomics, Chicagoer Schule, Keynesianismus, Systemtheorie von Niklas Luhmann). 68 Siehe Theorie der Moralentwicklung bei Lawrence Kohlberg: Präkonventionelles (1.1 Bestrafung, 1.2 Nutzen), konventionelles (2.1 Anerkennung, 2.2 Autorität), postkonventionelles Stadium (3.1 Sozialvertrag, 3.2 Kategorischer Imperativ). Es nach Kohlberg gibt eine hypothetische (!) Stufe 4.1, die eine transzendentale Moral beinhalten müsste. 19-19 14.05.2016