Der Compton-Effekt Der Compton-Effekt Einleitung 1921 untersuchte Arthur Holly Compton die Streuung von Röntgenstrahlen an Graphit und anderen Elementen bei denen die Elektronen schwach gebunden sind. Dabei beobachtete er bei der Streuung von Röntgenstrahlen eine Wellenlängenverschiebung und dass zusätzlich zur spektral unverschobenen Streustrahlung der ursprünglichen Wellenlänge 1 noch eine spektralverschobene Komponente der Wellenlänge 2 auftritt. Die Wellenlängenverschiebung ´ - ist abhängig vom Streuwinkel aber unabhängig vom Streumaterial. c 1 cos mit der so genannten Compton h 12 2.43 x10 m c mc Wellenlänge Vom Streumaterial hängt nur die Intensität der Compton-Streuung ab, die bei leichten Materialien besonders groß ist. Die Wellenlängenverschiebung ´ - ist maximal bei = 180 und ist unabhängig von einlaufenden Wellen. h ´ mc . 1 cos Compton-Streuung Diese Versuchergebnisse konnten mit den klassischen Ansätzen der Physik nicht erklärt werden, und so forschte Compton bis 1923, wo er die Streuung der Strahlen anhand eines Lichtteilchens zu erklären versuchte: Er betrachtete den Compton-Effekt als einen zwischen einem Photon und einem anfangs ruhendem freien Elektronen, bei dem sowohl Energie- als auch Impulssatz erfüllt sein müsse. Energiesatz: h h ´ 1 mc² 1 1 v² c² Seite 1 14.05.2016 Der Compton-Effekt Impulssatz: h c h ´ mv c 1 v² c² Aus der ersten Gleichung folgt unmittelbar, das >´ ist, das heißt das Photon gibt bei der Streuung Energie an das Elektron ab und hat nach der Streuung folglich eine größere Wellenlänge. Aus diesen Überlegungen lässt sich der Schluss ziehen, dass ein freies Elektron das Licht nicht absorbieren kann, sondern nur streuen. Eine völlige Absorption würde bedeuten das ´=0 und ´/ c=0 sind. Die Forderung nach gleichzeitiger Erhaltung von Energie und Impuls verbietet die Absorption eines Lichtquants an einem ruhenden Elektron ebenso wie für ein gleichförmig bewegtes Elektron. Man kann nämlich aufgrund des Kovarianzprinzips immer ein Bezugssystem wählen, relativ zu dem das einfallende Elektron ruht. Die Unmöglichkeit der Absorption darf aber nicht vom Bezugssystem abhängen. Aus Symmetriegründen gilt die gleiche Schlussforderung auch für die Emission eines Lichtquants. Ein gleichförmig bewegtes Elektron kann aus Gründen der gleichzeitigen Energie- und Impulserhaltung kein Lichtquant emittieren und strahlt daher nicht. Klassische Erwartung im Vergleich zum experimentellen Ergebnis Seite 2 14.05.2016 Der Compton-Effekt Physikalisch theoretische Voraussetzungen Einstein´sche Theorie vom Licht als Photonen (Quanten), die sich mit der Energie h·ν und der Lichtgeschwindigkeit c bewegen. Energie einer bewegten Masse: m0 E = m·c2 mit der Masse (m0 ist die Ruhemasse, v die m= √ (1-(/) ) v c Geschwindigkeit) 2 Masse eines Photons: h·ν E = h·ν = m·c2 ⇒ m= c2 Impuls eines Photons: h·ν p= c Superposition des Impulses p = m·v bei einem Stoßvorgang. Seite 3 14.05.2016 Der Compton-Effekt Berechnung des Compton-Effekts Schematische Darstellung des Compton-Effekts Berechnung über 4-Impuls Einlaufendes Photon: Ruhendes Elektron: Auslaufendes Photon: Auslaufendes Elektron: ep=(h ,h / c,0,0) re=(m c²,0,0,0) ap=(h ´,h ´.cos / c, h ´.si n / c,0 ) ep=(h -h ´+m c²,h /c-h ´.cos / c,h / c-h ´.si n / c ,0 ) Die sogenannten 4-Impulse sind vierkomponentige Vektoren. Die erste Komponente ist die Energie des Teilchens, die anderen drei sind die Impulskomponenten. Impulse gleichzeitig ein- und auslaufender Teilchen addieren sich Komponentenweise. Der gesamte einlaufende 4-Impuls muss gleich sein wie der gesamte auslaufende 4-Impuls. Das „Quadrat“ des Impulses wird vom Vektorquadrat abweichen. Falls p=(E,p 1 ,p 2 ,p 3 ) dann folgt daraus p² =E² - c²(p1²+p2²+p3² )=E² - c²p² Für einzelne Teilchen gilt: E²-c²p²=m ²c4 Das einlaufende Elektron hat die Masse m und das einlaufende Photon besitzt Masse 0. Das Photon nähert sich dem Elektron in Richtung der positiven X-Achse. Es wird erwartet das sich das Photon mit dem Winkel bezüglich zur X-Achse wieder vom Elektron entfernt. Da die Masse des Photons unverändert 0 ist, können wir die Y-Achse so wählen dass das Photon den oben angeführten 4-Impuls besitzt. Damit der Impuls der auslaufenden Teilchen gleich bleibt wie der der Einlaufenden, muss das gestreute Elektron den bereits genannten Impuls besitzen. Das „Quadrat“ des Impulses muss m²c4 sein, da es sich hierbei um ein Elektron handelt: Seite 4 14.05.2016 Der Compton-Effekt ea ² h 4 m²c h ´ me c² 2 h .h ´ h ´ ² h ´ ²cos ² h h ´ c c 2 h c²me cos 2 h ´c²m 4 h ´ c m² h ´ mc² h ´ c² 4 c m 2 h .h ´cos h ´ mc² 2 h .h ´cos 1 h ´ ²sin 2 h .h ´cos h ´ ²sin ² 2 h .h ´ 2 h 2 h h c² 4 m²c 4 m²c 2 h .h ´ h .h ´ 1 cos 1 1 h mc² 1 cos Wenn man für die Wellenlänge folgende Beziehung einsetzt c erhält man als Ergebnis ´ h mc 1 cos die Gleichung für den Compton , Effekt Zum besseren Verständnis des Compton-Effekts: Die Compton-Streuung ist verhältnismäßig schwach bei stark gebundenen Elektronen, das heißt in schweren Atomen. Wenn die Bindungsenergie der Elektronen groß gegen die Quantenenergie h der Photonen ist, dann ist kein Impulsübertrag möglich Der Compton-Effekt ist in bestimmten Energiebereichen, und zwar für mittelharte Röntgenstrahlen, der für die Streuung und Abschwächung von Röntgenstrahlen in Materie wichtigste physikalische Vorgang Bei der Streuung mit h´≠ h sind einfallende und gestreute Strahlung zueinander inkohärent Seite 5 14.05.2016 Der Compton-Effekt Wie wir sehen, können der Photoeffekt und der Compton-Effekt nur so verstanden werden, dass das Licht aus einzelnen Teilchen mit einem Impuls p besteht. Andererseits wissen wir aus Interferenz- und Beugungsexperimenten, das sich Licht wie eine Welle verhält, die durch eine Wellenlänge und eine Frequenz charakterisiert ist. Die Teilcheneigenschaften des Lichtes haben durch Photo- und Compton-Effekt ihre Begründung gefunden. Wie ist nun Wellen- und Teilchencharakter miteinander vereinbar? Zur Klärung dieser Frage stellen wir uns in Gedanken folgendes Experiment vor: Durch eine Blende mit einem sehr kleinen Loch lassen wir einen Lichtstrahl auf einen Schirm fallen. Auf diesem Schirm beobachtet man nach der Wellenoptik eine Beugungsfigur. Entsprechend könnte man das Licht hinter dem Schirm durch den Compton-Effekt oder durch den Photoeffekt nachweisen. Macht man nun die Intensität des Lichtes immer kleiner und kleiner, so stellt man anhand etwa des Photoeffekts fest, dass ganz lokal, an irgendeiner Stelle, jeweils ein Photo-Elektron vom Licht losgeschlagen wird. Es offenbart sich also der Teilchencharakter. Wiederholt man nun dieses Experiment sehr oft und registriert die Häufigkeit, mit der der Photoeffekt an den einzelnen Stellen vorkommt, so ergibt sich eine Häufigkeitskurve, die genau mit dem Beugungsbild übereinstimmt. Dieses Gedankenexperiment, das man durch tatsächliche Experimente ausführen könnte, liefert den Schlüssel zur Deutung der Natur des Lichts. Das Licht trägt, sozusagen virtuell, beide Eigenschaften – Welle und Korpuskeln in sich. Je nach dem durchgeführten Experiment zeigt es die eine oder die andere Natur. Um beide, zunächst widersprüchlichen Aspekte zu vereinen, muss eine statistische Betrachtungsweise angewandt werden. Im vorliegenden Fall also, wenn wir ein Experiment machen, das die Beugungsfigur nachweisen soll, dann aber doch nach dem Korpuskelcharakter fragen, können wir nicht mehr mit Sicherheit den Auftreffpunkt des Lichtteilchens voraussagen. Wir können viel mehr nur die Wahrscheinlichkeit dafür angeben, dass es an einem bestimmten Punkt auftrifft. Diese Wahrscheinlichkeitsverteilung ist dann identisch mit der nach der klassischen Physik berechneten Beugungsfigur. Diese statistische Betrachtungsweise ist grundlegend für eine quantentheoretische Deutung der Phänomene. Seite 6 14.05.2016