Handout Polytrauma Als Polytrauma bezeichnet man in der Medizin mehrere gleichzeitig geschehene Verletzungen, wobei mindestens eine Verletzung oder die Kombination mehrerer Verletzungen lebensbedrohlich ist (Definition von Tscherne). Ein Trauma (griechisch τραύμα) ist in der Medizin eine Schädigung, Verletzung oder Wunde, die durch Gewalt verursacht wird. Die durch das griechische Wort poly- (gr. πολυ = viele) angezeigte Mehrfachverletzung wird unterschieden von der isolierten Verletzung einer einzelnen Körperregion, die ebenso lebensbedrohlich sein kann, z. B. isoliertes Schädel-Hirn-Trauma bei Kopfschuss. Die häufigsten Ursachen für Polytraumen sind Verkehrsunfälle und Stürze aus großer Höhe. Die Versorgung polytraumatisierter Patienten macht ca. 1 % aller Notarzteinsätze aus. Das Besondere des Polytrauma Unter den von der Medizin behandelten Verletzungen nimmt das Polytrauma aus mehreren Gründen eine Sonderstellung ein. schwer unfallverletzte Patienten sind rein psychologisch für Laien wie für professionelle Helfer eine besondere Herausforderung, weil sie z. B. blutüberströmt, entstellt, oder schwer deformiert sein können. Bei Verkehrsunfällen sind häufig mehrere (Begleit-) Personen mitverletzt (Quellenangabe: sämtliche Studien zu Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Polytrauma). Für Patienten mit Polytrauma besteht Lebensgefahr. Das behandelnde Team steht somit unter großer Verantwortung. Diese Lebensgefahr ist hochakut, damit besteht ein großer Zeitdruck für alle durchzuführenden Maßnahmen. Definitionsgemäß sind mehrere Körperregionen oder Organe betroffen. Der behandelnde Arzt muss also unterschiedlich schwerwiegende und dringliche Verletzungen gleichzeitig beurteilen und eventuell sofort die dringendsten Probleme behandeln. Es handelt sich also um eine außerordentlich komplexe medizinische Fragestellung, die unter höchstem Zeitdruck, mit höchstem Risiko und unter großer psychologischer Belastung gelöst werden muss. Erstdiagnostik Eine genaue Erstdiagnostik ist auf Grund fehlender Möglichkeiten (z. B. der Sonographie und Radiologie) am Einsatzort bei Polytrauma-Patienten nicht möglich und wegen des hohen Zeitaufwandes auch nicht wünschenswert. Stattdessen steht für Helfer (egal ob Laien oder Rettungsfachpersonal) im Vordergrund, die lebenswichtigen Funktionen des Körpers kurz zu überprüfen und zu bewerten: Bewusstsein, Atmung, Herzschlag (Puls). Wichtig ist dabei, dass man sich nicht durch leichte aber spektakuläre Verletzungen, wie zum Beispiel eine blutende entstellende Gesichtswunde von den schweren Verletzungen, z. B. die Atmung behindernde innere Blutung, ablenken lässt. Besonders bei polytraumatisierten Patienten ist die Einhaltung der „Golden Hour“ anzustreben; gemäß dieser Empfehlung sollte zwischen Eintreffen des Rettungsdienstes und der Maximalversorgung (Verbringung in die Intensivstation eines Krankenhauses) nicht mehr als eine Stunde liegen. Trauma & Schock Trauma Trauma bezeichnet allgemein gewaltsame Organismusschädigungen. Schwere Gewalteinwirkungen zerstören im Organismus immer ausgedehnt Zellen und Gewebe bis Organe oder Gliedmaßen verloren werden oder der Organismus stirbt. Ein solch schweres Trauma zieht immer einen Schock nach sich, den traumatischen Schock. Somit bestimmen zwei sich auseinander ergebende Teile das sich nach schweren Verletzungen ergebende klinische Bild, nämlich erstens das Trauma, d.h. eine große im Körper aufgenommene Krafteinwirkung, und zweitens, durch den begleitenden Blutverlust bedingt, der Schockzustand. Beide Teile können sich in ihren Wirkungen auf den Organismus gemeinsam verstärken. Im Folgenden soll der Begriff des traumatischen (d. h. durch eine Verletzung bedingten) Schockes besprochen werden: Schock Der Begriff Schock kam im englischen Sprachgebrauch um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf. Er bedeute soviel wie einen Schlag oder Stoß, der die Krieger durch ihre Verletzungen zu Boden warf. Bereits damals wurde der verletzungsbedingte Blutverlust mit verminderter Durchblutung - besonders deutlich an den kalten, blassen Gliedern erkenntlich - als Todesursache erkannt. Wir legen den Begriff ,,Schock" heute als Mangeldurchblutung lebenswichtiger Organe fest. Schock bedeutet mit Sauerstoff und Energieträgern unzureichend versorgte Zellen, sowie mangelhaft fortgeschaffte saure Abbauerzeugnisse, sog. ,,Schlacken". Der Blutverlust beim traumatischen Schock, der auch mehr oder weniger unsichtbar nach innen stattfinden kann, bewirkt, nur eine geringere Menge Blut kann zum Herzen zurückfließen. In dessen Folge wird das Herz nur mehr mangelhaft gefüllt. Die mangelnde Herzfüllung mindert die Blutmenge, die das Herz noch ausschütten kann, sowie mindert Blutauswurfkraft und -druck, den arteriellen Blutdruck. Das Herz wird von eigenen Gefäßen, den Herzkranzgefäßen, jedoch nicht vom Herzhohlraum aus versorgt. Da der Herzmuskel im anhaltenden Schock selber ebenfalls weniger durchblutet wird, aber wie später erläutert wird, mehr arbeiten muß, kommt es zu einer "Schwächereaktion", die das Auswurfvolumen weiter mindert. So schließt sich zwischen vermindertem Blutauswurf und mangelnder Herzmuskeldurchblutung ein Teufelskreis. Diese schwerste Form des Schockzustandes ist dann irreversibel d.h. unerholbar oder unumkehrbar. Der Organismus und besonders der Herzmuskel werden in dem Teufelskreis so stark geschwächt, daß sich beide unmöglich wieder erholen können. Den schockbedingten Kreislaufveränderungen paßt sich der Organismus auf verschiedene Weisen an. Die bedeutendste Weise sich anzupassen, ist die ,,sympathikoadrenerge Stimulation", in der gewisse Nebennierensäfte das selbständige Nervensystem anregen. Diese sogenannte sympathikoadrenerge Stimulation besteht aus zwei Komponenten, nämlich 1. dem sympathischen selbständigen (autonomen) Nervensystem. Dieses ist ein Nervengeflecht auf inneren Organen, Blutgefäßen und dem Herzen. Es ist gewisser Maßen ein Netzwerk, welches dessen Teile im Notfall auf eine Streßsituation einstellt. Dies System ist in der Entwicklungsgeschichte des Menschen auf Flucht oder Kampf programmiert. Hier wird, je nach Lage bedingt, wichtiges von unwichtigem getrennt (z. B. schlägt das Herz schneller, werden die Sinne geschärft) 2. der Nebennierenanregung, der adrenergen Stimulation. Das Nebennierenmark (lat. ad = bei/neben, ren = Niere) schüttet so genannte Streßhormone aus, die obiges Netzwerk erst richtig auf Touren bringen. Diese Hormone werden Katecholamine genannt. Sie heißen Adrenalin und Noradrenalin. Unter dieser sympathikoadrenergenen Gesamtstimulation werden die kleinen Blutgefäße enger, indem kleine unwillkürliche Gefäßwandmuskeln, angespannt werden, die sich dann ringförmig zusammenziehen. Solche, den Strömungswiderstand erhöhende, Gefäßverengung soll das Blut, welches sich im ausgedehnten Blutgefäßbaum befindet, möglichst schnell und vollständig zum Herzen zurückfließen lassen, um dort das Herz zu füllen, also den benötigten Druck im Kreislauf wieder herzustellen. Teufelskreis Dabei kommt es dann zu einer so genannten Kreislaufeszentralisation. Die verminderte Blutmenge reicht im Schock nicht aus, alle Gewebe zu durchbluten, so daß durch die sympathikoadrenerge Reaktion vor allen anderen die lebenswichtigen Organe bevorzugt durchblutet werden. Weniger wichtigen Organe, wie die Haut und Eingeweide, werden dagegen so weit als möglich gedrosselt durchblutet; vor allen anderen bevorzugt werden nur Herzmuskel und Gehirn durchblutet. Ein erstaunlich großer Anteil der noch vorhandenen verminderten Blutmenge wird für Skelettmuskulatur bereitgestellt. Diese für Gehirn und Herz gefährliche Blutstromverteilung ist entwicklungsgeschichtlich erklärbar: Nur mit gut durchbluteten Muskeln konnte bei drohender Gefahr durch Flucht das Leben erhalten werden. Dieser uralte, im gesamten Tierreich zu findende, Schutz, zehrt allerdings dafür an der Leber- und Nierendurchblutung. Die, oben erwähnt, mangels Blutfüllung eng gestellten Gefäße (Konstriktion) und auch das vermindert gefüllte Herz regen das sympathikoadrenerge System noch weiter an. Folglich schnellen sich Pulsschlag, sowie spannt sich der Herzmuskel bis an seine Belastbarkeitsgrenze an. Die erkennbaren Zeichen (klinische Zeichen des Schocks) sind: blasse Haut (weniger durchblutetet => rosa Färbung verschwindet), kalte Haut, kalter Schweiß (Schweiß = Streßreaktion), schneller Puls. Wie schon erwähnt, funktioniert dieser Teufelskreis nur solange, wie der Herzmuskel selber genügend durchblutet wird. Danach wird gestorben. Stau Für, durch verengte Gefäße bevorzugt versorgtes Hirn und Herz, muß vom weiteren Körper ein Preis gezahlt werden. In den benachteiligt durchströmten Organen werden im Bereich der Gefäßsystemendstrombahnen so Gewebe geschädigt. Hier in den feinsten Gefäßen, in denen der eigentliche Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe stattfindet, verlangsamen die verengten Gefäße den an sich schon verminderten Blutfluß, so daß dort der Fließwiderstand stark ansteigt, die Blutkörperchen also verklumpen. Die Gefäße sind oft kaum größer als die Blutkörperchen. Zu der Vorstellung, daß verengte Gefäße den Fließwiderstand erhöhen und damit die Fließgeschwindigkeit herabsetzen, muß man bloß an den Elbtunnel oder eine Autobahnbaustelle mit Staubildung denken. Derart gestört kann das Blut im Gefäßbett bis zum Stillstand kommen und sogar gerinnen. Wird vermehrt Blutplasma (flüssiger Anteil des Blutes) in das Gewebe gepreßt (sequestriert), wird ein lokaler Stillstand der Durchblutung immer wahrscheinlicher (mit der Folge, daß das gesamtverfügbare Blutvolumen weiter sinkt => Verschärfung der Schocksituation!). Wasserschwellung Solch still stehendes Blut kann auf den Stoffwechsel daher katastrophal wirken. Mangelt einer Zelle Sauerstoff, muß sie, um Energie zu gewinnen, notgedrungen luftfrei (anaerob) Zucker abbauen (eine Weise Zucker zu nutzen, die zwar ohne Sauerstoff auskommt, dafür jedoch Zellgifte entstehen lässt). Luftfrei Zucker zur Kraft zu wandeln erzeugt vermehrt saure Schlackeprodukte; Gewebe säuert (Azidose = Gewebesäuerung). Diese Säuerung lässt die Gefäßwände erschlaffen, um so leichter tritt weiteres Blutplasma aus dem Gefäß in den umliegenden Gewebezwischenraum ein. Das Gewebe quillt so auf. Eine Wasserschwellung (Ödem) entsteht. Vergiftung Infolge mangelnder Energieversorgung verschieben sich Flüssigkeiten und Salze (Elektrolyte) in die geschädigte Zelle. Die Zellsalze ziehen von außen Wasser an. Die Zelle schwillt also osmotisch an (Osmose: "Salz zieht Wasser"), verliert ihre Funktion, stirbt letztlich ab. Unzureichend abgebaute giftiger Abfallstoffe verstärken deren Todesursache noch. Durch den Zelltod werden weitere giftige Stoffe und abbauende Enzyme (Fermente) freigesetzt, die nun benachbarte gesunde Zellen angreifen und schädigen können. Werden die betroffenen Gewebe nicht rasch wieder durchblutet und versorgt, so können jene Zugrundegehen. Unterversorgung mitsamt deren Folgeveränderungen betreffen jedoch nicht alle Organe gleichermaßen. Am stärksten sind Nieren, Leber sowie die Lunge gefährdet. An diesen Organen können sich Schockfolgeerkrankungen wie schockbedingtes akutes Nierenversagen, schockbedingten Leberzelluntergang (Nekrose) und das Schocklungensyndrom zeigen. Im Schock sind Leber und Niere durch deren hohen Stoffwechselumsatz sowie durch die verhältnismäßig rasch gedrosselte Durchblutung besonders gefährdet. Die Gesamtheit giftiger Stoffe, die im Körper nach dem Schock freigesetzt werden, lösen in der Lunge eine Wasserschwellung aus. Geschädigte Lungen sind durch eine schwere Wasserschwellung (Lungenödem) gekennzeichnet. Da die Lunge in den Kreislauf zwischen rechtem und linkem Herz eingeschaltet als Schlammfänger des Organismus alle Substanzen ausfiltert, wird die Lunge dadurch so schwer betroffen. Nach schwerem Schock und Trauma stellt bei Menschen in der Unfallpraxis das durch solch giftige Stoffe ausgelöste Schocklungensyndrom heute das klinische Hauptproblem dar. Noch empfindlicher als das Gehirn reagiert die Netzhaut auf mangelnden Sauerstoff. Daher wird uns immer erst "schwarz vor Augen", bevor wir zu Boden gehen. Die richtige Volumentherapie Grundsätzlich unterscheidet man Infusionslösungen folgendermaßen: - isoton: die Anzahl der gelösten Teilchen in der Infusion entspricht der des Plasmas - hyperton: in der Lösung sind mehr Teilchen gelöst als im Plasma - hypoton: in der Lösung sind weniger Teilchen gelöst als im Plasma Die Volumentherapie umfasst die Gabe von kristalloiden und kolloidalen Lösungen bei Hypovolämie. Kristalloide Lösungen Die Zufuhr kristalloider Infusionslösungen oder auch niedermolekulare Kohlenhydratlösungen (Glucose) ist die Grundlage jedes Volumenersatzes. Kristalloide Infusionslösungen differenziert man zwischen Teil- und Vollelektrolytlösungen entsprechend ihres Natriumgehaltes. Da diese Lösungen lediglich Ionen, aber keine größeren Moleküle enthalten, können sie die Zellmembranen des Gefäßendothels frei passieren und verteilen sich daher gleichmäßig im intravasalen und interstitiellen Raum. Man substituiert somit nicht nur das Intravasalvolumen, sondern einen weitaus größeren Raum und benötigt daher die drei- bis vierfache Menge des tatsächlich auszugleichen Volumens. Durch das zügige Verteilen der kristalloiden Lösung in das Interstitium beträgt die Halbwertzeit intravasal nur ca. 20 Min., weswegen die alleinige Gabe dieser Lösungen nur einen geringeren Volumenmangel ausgleicht. Bei größeren Volumenverlusten, speziell Blutverlusten, reichen diese Lösungen alleine nicht aus, der Hypovolämie adäquat entgegenzuwirken. ° Teilelektrolytlösungen (hyperton) Als Teil- oder Halbelektrolytlösungen werden Infusionen bezeichnet, die etwa die Hälfte der Natriumkonzentration (60-90 mmol/l) des Plasmas enthalten. Teilelektrolytlösungen sind meist Mischlösungen aus Glucose 5% und Elektrolytlösungen. Da die Natriumkonzentration niedriger der des Plasmas ist, kann ein Teil des Wassers in den Intrazellularraum gelangen. Bsp.: G5 ( 5% Glucose) Durch ihren Kohlenhydratgehalt gilt die Teilelektrolytlösung als hypoton; durch die Metabolisierung der Kohlenhydrate entsteht jedoch freie Flüssigkeit, die sich auf die Gesamtkörperflüssigkeit verteilt. ° Vollelektrolytlösungen (isoton) Vollelektrolytlösungen sind ein universelles Ersatzmittel extrazellulärer Flüssigkeit. Sie imitieren die Elektrolytzusammensetzung des Extrazellulärraumes am besten, zumeist im Bereich Kationen. Bsp.: Isotonische Kochsalzlösung 0,9% (NaCl), Ringer-Lösung ( nach dem engl. Physiologen Sydney Ringer, 1834- 1910) Anionen können hingegen nicht zugesetzt werden, was man durch die Zugabe von Chlorid, Acetat und Lactat zu kompensieren versucht. Bsp.: Ringer-Lactat Aufgrund der schnellen Verteilung von Vollelektrolytlösungen auf die verschiedenen Flüssigkeitsräume (IZR, IVR, EZR) ist der Volumeneffekt eher gering. Ein großer Vorteil ist jedoch, dass aufgrund ihrer plasmaähnlichen Zusammensetzung praktisch keine allergische Potenz besitzt. Kollidale Lösungen Kollidale Volumenersatzmittel kommen bei Patienten mit grossem Volumenverlust (Polytrauma etc. ) zur Anwendung. Man unterscheidet hier zwischen: ° körpereigene Lösungen (z.B. Albulin) ° synthetische Lösungen (z.B. HAES, Dextrane, Gelantine) sowie zwischen: ° Plasmaersatzmitteln ° Plasmaexpandern Am meisten verbreitet ist die aus Wachsmaisstärke hergestellte Hydroxyethylstärke (HAES). Ihr Wirkmechanismus beruht darauf, dass die HAES- Moleküle mit dem durch sie gebundenen Wasser in der Blutbahn bleiben, da sie zu gross sind, um diese zu verlassen. Dies führt zu einem wesentlich besseren Volumeneffekt, als das mit Teil- oder Vollelektrolytlösungen möglich wäre. Desweiteren können Kollidale, insbesondere die Plasmaexpander die Flieseigenschaften des Blutes verbessern, was sich vor allem bei Hypovolämie und Schock positiv bemerkbar macht. Nachteil der kollidalen Lösungen ist das erhöhte Allergiepotnezial aufgrund der Kollide ( Eiweissmoleküle), daher ist bei Gabe dieser Infusion besonders auf allergische Reaktionen zu achten ( Quaddelbildung, Hautrötungen etc.). Hypertone- hyperonkotische Lösungen (Plasmaexpander) Plasmaexpander sind hochkonzertrierte hypertone Natriumlösungen. Sie sind in der Lage in Verbindung mit HAES Flüssigkeit aus den Gefässwandzellen und dem Interstitium zu ziehen und so einen maximalen Volumeneffekt zu erzielen. So kann die Gabe einer bestimmten Menge des Plasmaexpanders (z.B. HyperHAES) zu einem Vielfachen des intrvasalen Volumens führen (sog. „Small-volumeresucitation“). Begriffsdefinition der „Small-volume-resucitation“ Als „Small-volume-resuscitation“ wird die Therapie einer akuten Hypovolämie, z.B. beim Traumapatienten bezeichnet. Man verwendet hierfür eine stark hyperosmolare Kochsalz-Kolloidlösung, etwa das bereits beschriebene HyperHAES. Wirkmechanismus ist die Mobilisierung endogener, also körpereigener Flüssigkeit (v.a. interstitiell), wodurch der Volumeneffekt ein Vielfaches des Infusionsvolumens beträgt. Fazit Die besprochenen Infusionslösungen dienen dem Ersatz des intrvasalen Volumens bei Blutverlust und zur Schockprophylaxe, bzw. Schocktherapie. Eine Sauerstoffbindung, bzw. ein Transport dessen ist jedoch nicht möglich, womit die Grenzen der Volumentherapie klar auf der Hand liegen. Ab einer bestimmten Menge an Blutverlust ist nicht mehr genügend Hämoglobin vorhanden, um das Gewebe mit Sauerstoff zu versorgen. Hier können (klinisch) nur Erythrozytenkonzentrate, Frischplasma und Thrombozytenkonzentrate (zur Verbesserung der hämodynamischen Eigenschaften des Blutes) Erfolg versprechen.