0. Einleitung

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Dr. Gisela Roth
Grenzgänger – vom therapeutsichen Umgang mit
kulturübergreifend Tätigen (Member Care), Seminar Marburg 2003
0. Einleitung ............................................................................................................................... 2
1. Vorstellung ......................................................................................................................... 2
2. Konzentration auf Missionare ............................................................................................ 2
I. Wie wird man Missionar ......................................................................................................... 2
1. Berufung ............................................................................................................................. 2
2. Ausbildung ......................................................................................................................... 2
3. Kandidatenprozess ............................................................................................................. 3
4. Reisedienst ......................................................................................................................... 3
5. Packen und Abschied ......................................................................................................... 3
II. Im Einsatz .............................................................................................................................. 3
1. Kultureingewöhnung .......................................................................................................... 3
Kulturschock .......................................................................................................................... 3
I. Idealisierungsphase .................................................................................................... 3
II. Desillusionierungs = Entidealisierungsphase ............................................................. 3
III.
Wiederannäherungsphase ....................................................................................... 3
2. Arbeitseingewöhnung......................................................................................................... 4
3. zusätzliche Aufgaben ......................................................................................................... 4
III. Familien ................................................................................................................................ 4
1. Partner ................................................................................................................................ 4
2. Missionarskinder ................................................................................................................ 4
a) was ist ein MK/ TCK ..................................................................................................... 4
b) Pros und Kons ................................................................................................................ 4
IV. Rückkehr .............................................................................................................................. 5
1. Reverse Culture Shock ....................................................................................................... 5
2. endgültige Rückkehr .......................................................................................................... 5
3. Rentenalter ......................................................................................................................... 6
V. therapeutische Konsequenzen ............................................................................................... 6
1. Problemfelder ..................................................................................................................... 6
a) Vorbereitung .................................................................................................................. 6
b) Im Einsatz ...................................................................................................................... 7
c) Familien.......................................................................................................................... 7
d) bei Rückkehr .................................................................................................................. 7
2. Member Care vorstellen ..................................................................................................... 8
a) vor Ort ............................................................................................................................ 8
b) in Deutschland ............................................................................................................... 8
3. sensible Seelsorge .............................................................................................................. 8
a) Kandidatenbegutachtung ................................................................................................ 8
b) Vorbereitung des Therapeuten: ...................................................................................... 9
c) Sich einstellen auf: ......................................................................................................... 9
d) Netzwerk ........................................................................................................................ 9
e) Strukturelle Fragen: ........................................................................................................ 9
f) Fragen der weiteren Begleitung nach Wiederausreise ................................................. 10
g) Fragen der Vertraulichkeit, vs „need to know“ der Organisation ................................ 10
VI. weitere Information, Literatur: ........................................................................................... 10
Grenzgänger – vom therapeutsichen Umgang mit
kulturübergreifend Tätigen (Member Care), Seminar Marburg 2003
0. Einleitung
1. Vorstellung
kurzer Text auf Shona: Ndinoda kukukwasizai nhasi. Ndinofarisisa kuti mugone kuuya
kutaura pamusoro pe member care, nokuti zvese zvinokosha zvakawanda ndinofunga.
Munofunga zvakadaro, here? - Wie haben Sie sich gefühlt? Missionare fühlen sich uU
monatelang so!
Kurzes CV von mir: Missionserfahrung, Hinwendung zur Member Care
Überblick über das Geplante
2. Konzentration auf Missionare
Missionar Def.: jemand, der dazu beiträgt, dass Menschen in einer anderen Kultur als der
eigenen (kulturüberschreitend) zu Jüngern Jesu werden (Mt. 28:18-20)
Mit Missionaren meiste Erfahrungen, es gibt viel Literatur, vieles des heute gesagten für Sie
leicht übertragbar auf andere, die kulturüberschreitend arbeiten, zB Entwicklungshelfer,
Diplomaten etc.
Dafür den Weg eines Missionars verstehen können.
I. Wie wird man Missionar
1. Berufung
nach der Berufung, Christ zu sein, Berufung zum Dienst, kann in verschiedener Weise
geschehen, innerhalb der Gemeinde durch Gemeindemitglieder, persönlich etc.
kann sehr klar und eindeutig sein oder ein Ringen darum
kann sich auf Einsatzort, Gebiet, Missionsgesellschaft, Arbeit, Sprachgruppe etc beziehen
2. Ausbildung
Meist wird eine theologische Ausbildung verlangt, auch zusätzlich zu einem eventuellen
vorherigen Beruf
Dazu noch ein bis zwei Fremdsprachen sicher zu beherrschen, z.B. Englisch für das Team vor
Ort und als internationale Missionssprache, Portugiesisch, um in Mozambique oder Brasilien
arbeiten zu können.
Gemeinde- und Sprachpraktika, um z.B. Gemeindeaufbau, Kinderarbeit etc praktisch zu
erleben, zu erproben, Erfahrung zu sammeln, die Sprache im Kontext beherrschen zu lernen.
Eventuell Spezialausbildungen, z.B. für Bibelübersetzungen, Tropenmedizin, Wartung von
Solarbetriebenen Wasserpumpen etc.
3. Kandidatenprozess
je nach aussendender Organisation: Kandidatenkurs, Mitleben auf Zeit, Missionsspezifische
Ausbildung, event. Herausfinden des genauen Einsatzortes etc.
4. Reisedienst
je nach Organisation, um den Kirchgemeinden, die die Organisation finanzieren Rechenschaft
abzulegen oder einen eigenen Unterstützerkreis aufzubauen, oder um neue Sponsoren für die
Organisation, Beter und dergleichen zu gewinnen.
Konkret: meist bedeutet dies Herumziehen innerhalb Deutschlands (event. Auch darüber
hinaus), in Gruppen, zB Hauskreisen, Jugend etc, Gemeinden, persönlichen Unterstützern etc.
über die Missionsarbeit zu referieren. Meist verbunden mit der Notwendigkeit, dabei
Finanzen aufzubringen.
5. Packen und Abschied
je nach Einsatzland mehr oder weniger umfangreich, event. Bis zu Schuhen für die Kinder für
die nächsten 5 Jahre und Spielzeug für sie. Entscheidungen, was gebraucht wird, uU ohne das
Einsatzland zu kennen.
Abschied von Familie und Freunden, Gemeinde etc. Oft ein spezieller Aussendungs-/
Segnungsgottesdienst.
II. Im Einsatz
1. Kultureingewöhnung
diese ist nötig, auch wenn die Sprache nicht verschieden ist, z.B. ein Norddeutscher in
Österreich, meist gehört in diese Zeit aber das Erlernen und Funktionieren in einer oder
mehreren neuen Sprachen
Kulturschock
Die Phasen I. Idealisierungsphase
Die Verliebtheitsphase, man findet alles toll, es ist so neu, die Einheimischen wundervoll
entspannt und lässig, Menschen soviel wichtiger als Dinge, Zeit so großzügig gehandhabt etc.
I.
Desillusionierungs = Entidealisierungsphase
Enttäuschungen z.B. im med. Bereich, man rennt nicht, nur weil jemand stirbt
Die Fremdheit schlägt zu, die Vertrautheit wird wichtiger→ Klammern an Althergebrachtes,
Starrerwerden
Kann bis zur Verteuflung alles Fremden führen
II.
Wiederannäherungsphase
Erneutes Staunen
Rückbesinnen auf Lust am Fremden
Realistischeres Einschätzen von Schwächen und Stärken nicht nur der Gast- sondern auch der
eigenen Kultur
Die Phasen werden mehrfach durchlaufen, dieser Prozess dauert einige Monate, wirklich
zuhause in einer Kultur ist man erst nach Jahren.
2. Arbeitseingewöhnung
auch die eigentliche Arbeit, z.B. Gemeindegründung, Kinderarbeit, medizinische Arbeit,
Forschung etc. sieht in einer fremden Kultur meist völlig anders aus als zuvor, Prozesse,
Organisationsstrukturen etc sind ungewohnt, Dinge tun für die man nicht ausgebildet ist,
weniger Supervision (oder auch mehr), Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und
Untergebenen aus anderen Kulturen
auch hier der obigen Anpassungsleistung des Kulturschocks ähnliche Prozesse
3. zusätzliche Aufgaben
Verantwortung in der Leiterschaft der Mission, für das Funktionieren eines „Compounds“,
den Spracherwerb der Neuzugereisten, das Missionskinderinternat etc
III. Familien
1. Partner
Er, bzw. heute noch häufiger sie als Mitausreisender Partner (Ehefrau), event. Umgewöhnung
in undefinierte Rolle, nachdem in Deutschland ein Beruf ausgeübt wurde. uU sehr qualifiziert
und jetzt keine Aufgabe, oder Haushalt als ungewohnte Aufgabe.
Missionen bemühen sich meistens um Betrachtung der Berufung und des Dienstes beider
Partner, aber nicht immer. Manche selbstverständliche Voraussetzungen: z.B. eine Mutter
wird für die Kinder ganztags dasein (weil es schon immer so war, oder weil es dem
Rollenverständnis der aussendenden Organisation entspricht)
Bekommt Partner/in Chance, Sprache und Kultur zu erlernen? Was sind die Erwartungen an
sie/ihn?
2. Missionarskinder
a) was ist ein MK/ TCK
MK = Missionary Kid, TCK = third culture kid
Kinder, die unter diesen Umständen aufwachsen ohne Fehl davon geprägt, bes. bei
Langzeiteinsätzen.
Prägung geschieht durch das Leben in verschiedenen und wechselnden Kulturen, durch das
häufige Abschiednehmen, das nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Freunde betrifft, die
häufig ebenso mobil leben wie sie.
Z.B. 3 Familien und 2 Singles, die ein Team bilden, 1-2 werden immer im Heimataufenthalt
sein. Fam A geht nach Hause, Abschied für Fam. B und C ebenso, A kommt zurück, B. geht,
erneute Abschiede etc.
b) Pros und Kons
ein solches Aufwachsen verändert
MKs häufig mehrsprachig aufgewachsen, mit reichem Schatz an Erfahrungen, Fähigkeit
kultursensibel zu sein, schnell sich auf verschiedenste Leute und Situationen einzustellen,
hoch mobil oft
Aber auch: geprägt von vielen Abschieden, Bindungen werden daher oft eher oberflächlich
eingegangen, Gefühl nirgendwo zuhause zu sein, in der eigenen Kultur fremd zu sein
Daraus bildet sich die third culture, d.h. diese Kinder leben teils in der Ursprungskultur der
Eltern (oder Kulturen!), teils in der des Einsatzlandes (oder denen!), schaffen sich darüber
hinaus aber noch eine eigene dritte, die zB ausgeprägt an Missionarskinderschulen gelebt
wird. Deutsche Kinder leben zudem oft noch in der Teamkultur, also z.B. Eltern: Deutsch und
Schweizerisch, Teamkultur überwiegend amerikanisch, Einsatzland Kenia, dort aber Arbeit
unter der indischen Subkultur.
Große Anpassungsleistungen gefordert, die aber auch oft erbracht werden.
IV. Rückkehr
1. Reverse Culture Shock
Folie: Reverse Culture Shock
Comic:
man rechnet nicht unbedingt damit, aber die ursprüngliche Heimat wird im Einsatz zur
Fremde, z.T. durch Veränderungen, z.B. Handy und Automatenkultur, z.T. weil das
ursprünglich Vertraute fremd wird durch das Enkulturieren in der Gastkultur.
Beispiele: Überauswahl im Supermarkt, oder beim Telefonanbieter
Umgang mit Begrüßungen – Lucien am Telefon
Konflikte im inzw. Automatischen guten Benehmen, z.B. Hände auf oder unter dem Tisch
beim Essen (Amerikaner/ Deutsche)
2. endgültige Rückkehr
nach Beendigung des Einsatzes: Arbeitsplatz finden, Wohnort, Gemeinde etc
bei vorzeitiger Rückkehr erschwert:
3. Rentenalter
in einer sehr fremd gewordenen Kultur alt werden, wo wohnt man (finanzielle Frage!), wie
findet man mit über 65 einen Freundeskreis, wer interessiert sich für das Erlebte etc
V. therapeutische Konsequenzen
Hier noch mal die obigen Aspekte durchgehen auf mögliche Problematiken, die in die
Therapie/ Seelsorge führen oder dort ausgedrückt werden
1. Problemfelder
REMAP I und II vorstellen: s. „Too Valuable to Lose“ W. D. Taylor Hrsg.
Studien mit Missionsgesellschaften und aussendenden Gemeinden über ihre “Verlustraten”,
(1995) also Missionare, die den Einsatz verließen. Untschieden wurde zwischen
unvermeidlichem Verlust, zB. Durch Berentung, Tod, Krankheit und vermeidbarem. Insg.
558 Fragebögen ausgewertet von 448 Organisationen weltweit, davon 22 aus Deutschland.
Hauptsächliche vermeidbare Gründe, Verluste von 1992 bis 1994 ausgewertet, Ges. Zahl
4131 Missionare, die Einsatz verließen
Resultate: unvermeidbar: 24%
Vermeidbar 1. persönliche Gründe, 2. Ehe und Familie, 3. gesellschaftlich, 4. Arbeit, 5. Team
Was Leute im Einsatz hielt (darüber wird REMAP II, das ab Juni 2003 veröffentlicht wird,
mehr Auskunft geben): Vor allem der klare Ruf, dann unterstützende Familie, geundes
geistliches Leben, gute kulturelle Anpassung, gute Bez., gute Seelsorge und Finanzielle
Unterstützung, alle anderen Faktoren deutlich weniger wichtig
Variablen Auswertung zeigte vor allen Dingen, dass Missionsorganisationen eine bestimmte
Größe haben sollten, um Verluste gering zu halten, diese scheint zwischen 50 und 200 zu
liegen. Außerdem, dass die gute Vorbereitung mehr zum Verbleib im Einsatz beiträgt als
spätere Betreuung. Als wichtigster Faktor in der Betreuung kristallisierten sich Briefe und
Telefonate = persönliche Betreuung heraus!
a) Vorbereitung
grundsätzlich gibt es bei Missionaren dieselben psychischen Erkrankungen und Probleme, wie
bei allen anderen Menschen auch. Es können also Depressionen, schizophrene Psychosen,
Süchte etc sich ausbilden während des Einsatzes, auch bei den Kindern! Ein Auslandseinsatz
ist aber stressreicher als ein ähnliches Arbeiten in Deutschland. Von daher kann eine
individuelle Verwundbarkeit (Vulnerabilität), mit einer psychischen Erkrankung zu reagieren,
im Einsatz zu Problemen führen, die in Deutschland vermeidbar gewesen wären.
Darum ist es sinnvoll, solche Dinge in der Vorbereitung zu erkennen, event. Psychisch
belastendes, noch nicht verarbeitetes wie ein Trauerprozess, Drogenkarriere, Partnerprobleme
etc. zu verarbeiten.
Berufung: wir sind ja als Th. Und Seels. Gewohnt nach Motivation zu schauen, hier tauchen
unter Umständen Problematiken auf wie
Flucht vor ungelösten Konflikten, Deutschland verlassen wollen
Etwas wieder gut machen wollen, Mission als Buße
Narzisstische Rettungs- und Größenphantasien
Sehnsucht nach Geborgenheit mit der Hoffnung auf die Großfamilie Mission
Unverarbeitete Kindheitstraumatisierungen etc
((Zitat Ruth Frey (Nov 19990) Luetheran Forum, pg 24-28 „Ministering to Incest Survivors as Candidates for Ministry”:
(Übersetzung von der Referentin)
„einige katholische Studien und Evidenz von säkularen Therapeuten legen nahe, daß Opfer von Inzest ganz besonders von religiösen
Berufungen angezogen sind. Der psychologische Grund in solchen Fällen ist das Bedürfnis einerseits mit einem Lebensbereich beschäftigt zu
sein, aber andererseits auch ihn zu beherrschen, der schwere Angst ausgelöst hat.
Die Wahl des Berufes wir eine Verteidigunglinie gegen Schmerz, der von jemand anderer zwanghafter Störung verursacht wurde.
Wenn eine junge Person in der einen oder anderen Form sexuellen Mißbrauch erlebt hat, mag kirchliche Arbeit für sie anziehend sein
als eine Mischung von sühne, den moralischen Wert zurückerobern, und eine kompensatorische Art, Kontrolle über andere auszuüben.
Abhängig von der tradierten Frömmigkeitsform, hat eine Überlebende die Möglichkeit eine Art von Selbstexorzismus durchzuführen:
ein Kind, das sich durch das Trauma beschmutzt fühlt, kann sich selbst Christus als ewige Braut anbieten, eine andere, die es haßt, die
Bürde der Vergehen des Mißbrauchers zu tragen, mag die Kanzel als Chance ansehen, um moralische Verfehlungen anzukreiden, ein
Kind, dessen Körper schmerzt von seiner Schändung, mag sich nach dem Privileg sehnen, den Körper Christi zu heiligen, schließlich
könnte ein Kind, das durch den Versuch gelitten hat, des Schänders unverständliche Besessenheit zu verstehen, könnte ihr Leben der
Analyse oder der Rechtfertigung von Gottes Wegen mit der Menschheit widmen.““ Die Kirche ist der eine Ort in einer sexbessenen
Gesellschaft, wo ein e Überlebende von Mißbrauch Sexualität in eine weitere Perspektive stellen kann.“ Diese Dynamik sollte aber
keineswegs Inzestopfer vom kirchlichen Dienst ausschließen. „ Luther selbst wußte, daß selbst die gesündesten Kandidaten für das
Pastorat und geistliche Berufe das Bedürfnis hatten, inneres Leiden durch die Ausübung ihrer Gaben zu verstehen und daß Gott
Menschen in seinen Dienst rufen kann, die unter allen Arten von Geisteskrankheiten leiden“ .))
nur für Nachfragen, kostet
zuviel Zeit
Ein Problem, dass Schwierigkeiten im Beruf immer gleich eine geistliche Dimension
bekommen, weil Leben und Arbeit im Missionsdienst so eng verwoben sind.
b) Im Einsatz
die oben genannten Anpassungsleistungen verlangen der Psyche viel ab. Es kann zu
Anpassungsstörungen kommen!
Dazu kommen weitere Belastungen, s. Fragebogen der Referentin “Fragebogen zu
alltäglichen Belastungen“
(Folien auflegen) Betonung von Gesundheit, Klima, politischen Unruhen, Gefahren durch
Straßenverkehr, Überfälle etc.
c) Familien
Eltern und Kinder erleben unter Umständen häufige Trennungen, z.B. Kinder schon ab 7
Jahren im Internat mit 3 einmonatigen Ferien bei den Eltern im Jahr
Eltern sind bei den Katastrophen der Kinder uU nicht da und können nicht sofort kommen,
Kinder sorgen sich um Eltern in schwierigen Einsatzgebieten
Kinder: Identitätskrisen, Trauerreaktionen, unverarbeitete Trauer, Lernstörungen,
Verhaltensauffälligkeiten
Angst der Eltern vor Verlust der Kinder an die Gastkultur, Heirat dort, im Land bleiben oder
in Drittkultur, z.B. Studium in USA
Partnerschaft: andere Druckpunkte als in Deutschland, längere Trennungen, uU aber auch viel
mehr zusammen als gewohnt, kulturelle Erwartungen etc
d) bei Rückkehr
bei vorzeitiger Rückkehr (Attrition Studie) unter Umständen Schuldgefühle, nicht mehr
hineinkommen in den Alltag hier, Bitterkeit
Rückkehr wegen alten Eltern, Krankheit der Kinder etc. schwierige Umstellungsleistung vom
reichen Arbeiten im Einsatz auf Enge der Pflege
Fremdheit nach langer Abwesenheit, Leiden am Desinteresse, ist Bereitschaft dar, zB. Mit 65
Jahren oder auch 75 noch mal die erhebliche Anpassungsleistung an die deutsche Gesellschaft
aufzubringen
Oder im Ausland bleiben, die Bindung weitgehend verlieren, aber bei schwerer Erkrankung,
beginnender Demenz etc. dann doch oft Rückkehr, Eingliederung noch schwerer
2. Member Care vorstellen
als eine Bewegung beginnend in den 70iger Jahren, die sich zum Ziel setzt,
Missionsmitarbeiter in der Vorbereitung, im Dienst und darüber hinaus zu unterstützen und zu
begleiten.
a) vor Ort
Bemühen, ausreichende Member Care Angebote vor Ort anzubieten, um den meisten
Missionaren in ihrem Wirkbereich Unterstützung anbieten zu können.
Mobile Teams: reisen in die Einsatzländer der Missionare und bieten regelmäßig Hilfe an,
Kontakte werden zB per e-mail vertieft, z.B. Ghana
Member Care Zentren erlauben Missionaren in Ländern ihrer Region, die sie ohnehin viel
bereisen, zB im Urlaub, für medizinische Untersuchungen, Zahnarzt, Autoreparaturen etc.
Beratungen in Anspruch zu nehmen, z.B. Kenia, Chiang-Mai (Thailand)
b) in Deutschland
Bemühungen, Missionaren im Heimataufenthalt, aber auch in Deutschland arbeitenden
Missionaren (zB Chinesen, Amerikanern etc) Beratungs- und Betreuungsangebote machen zu
können.
Das Angebot der Klinik Hohe Mark (auf Flyer verweisen)
3. sensible Seelsorge
damit meine ich, Therapie und Seelsorge, die den andersartigen Erfahrungen und
Herausforderungen von kulturübergreifend Arbeitenden Rechnung trägt.
Dazu einige Erwägungen:
a) Kandidatenbegutachtung
Im Auswahlverfahren sollte neben der medizinischen Tauglichkeit auch eine Art
„Seelencheck“ stattfinden, d.h. eine Begutachtung der seelischen Gesundheit (mental health).
Dies ergibt sich aus dem oben gesagten
Forschungsergebnisse von M. Foyle, 397 Missionare, von denen 148 eine klinische
Depression hatten, davon 39 Affektive Störungen, 109 Anpassungsstörungen
Die mit den Affektiven Störungen waren voraussagbar durch psychiatrische Anamnese, die
mit Anpassungsstörungen nicht.
Untersuchung an 298 Missionaren: Dafür spielen bei den ersteren nicht, aber bei den
Anpassungsstörungen Stressoren im Bereich Arbeit, Ursprungsland, Kinder und Kultur eine
erhebliche Rolle
Die Entwicklung einer klinischen Depression war statisch signifikant verbunden mit 2
Stressoren vor Ausreise (beruflich und elternbezogen) und 5 Stressoren im Einsatz (Ehe,
Kinder, Ursprungsland, Kulturelle Anpassung und Ausbildung der Kinder)
dass schwerere Depressionen vorhersagbar waren aus dem Interview vor Ausreise
Worum geht es: Anamnese und psychische Begutachtung, aber auch
persönlichkeitsbezogenen Fragen, Karrierefragen, Stärken und Schwächen, Interessen,
Frage nach Konfliktfähigkeit, Anpassungs- und Lernfähigkeit, Teamfähigkeit, Süchten,
Fortschritte bei alten Problemen, Partnerkonflikten, Erziehungsfragen, Singledasein,
Motivation, Berufung
b) Vorbereitung des Therapeuten:
Optimal ist eigene transkulturelle Erfahrung, Leben und Arbeiten im Ausland, um
Kulturschock und dergleichen am eigenen Leib erlebt zu haben.
Auch Besuche bei Missionaren und Kurzzeiteinsätze können wertvolle Eindrücke vermitteln,
ein Urlaub am Strand in der Türkei im deutschen Hotel wohl aber weniger! Dafür aber
Asylantenarbeit hier.
Literatur, Gespräche, Zuhören in der Gemeinde etc, was Mission betrifft und die Bedürfnisse
von Missionaren, mit wenigen intensive Freundschaften pflegen, die erlauben, auch von
Schwierigkeiten offen zu berichten, Member Care Tage, z.B. 24.9.03 in Wiedenest
c) Sich einstellen auf:
Misstrauen: ist Therapie nicht ungeistlich? etc.
Scham – dass ich so was brauche
Die ganze Familie kann hilfebedürftig sein
Debriefing kann eine wichtige Aufgabe sein, falls dies die Missionsorganisation nicht leistet
oder es an Sie delegiert, zB was traumatische Erfahrungen betrifft oder den gesamten Einsatz
Finanzen! Meistens sehr begrenzt
Sorge um den weiteren Einsatz, es besteht uU eine hohe Abhängigkeit vom Arbeitgeber und
der aussendenden Gemeinde
Reverse Culture Shock: Leute bes. im ersten Jahr nach Rückkehr können Schockreaktionen
zeigen: Rückzug, Zynismus, Aggressivität, Konzentr. Schwierigkeiten,
Sprachschwierigkeiten, Orientierungslosigkeit, etc! Nicht zu schnell pathologisieren.
d) Netzwerk
Eine große Hilfe ist, sich ein Netzwerk aufzubauen für Super-/ Intervision mit Missionaren,
bzw. missionserfahrenen Seelsorgern und Therapeuten, Kindertherapeuten, spezielle
Fragestellungen z.B. Sucht, Psychosen etc.
Reentry- Seminare für Erwachsene und Kinder
e) Strukturelle Fragen:
Missionare sind kaum in der Lage, 3 Monate auf einen Therapieplatz zu warten und dann ein
Jahr lang wöchentlich zu einer Sitzung zu kommen.
Die meisten sind im Heimataufenthalt (so er überhaupt ein Jahr dauert) fast ständig unterwegs
im Reisedienst, zu Fortbildungen etc.
Konsequenz: ein flexibleres Angebot ist nötig, z.B. Wartezeit vermeiden, in dem vom
Einsatzland aus schon Gespräche in Deutschland organisiert werden
Mehrere Gespräche in der Woche, oder lange Sitzungen (z.B. 4 h an einem Tag), dann wieder
längere Pausen, telefonische oder e-mail Kontakte zwischen durch
Kompaktangebot: z.B. Heartstreams, 2 Wochen im Juni, jährlich in Frankreich, Single Vision
in Amsterdam etc
Ein stationärer Aufenthalt zur Beschleunigung des Prozesses, psychosomatische Reha oder
Aufenthalt in einer betreuenden Einrichtung (Link Care, deutsche Angebote) kann sinnvoll
sein
f) Fragen der weiteren Begleitung nach Wiederausreise
wie kann sie sichergestellt werden, ist eine Wiederausreise sinnvoll, zu welchem Zeitpunkt
g) Fragen der Vertraulichkeit, vs „need to know“ der Organisation
Dies ist ein sehr heikler Punkt!
Missionsorganisationen und aussendende Gemeinden haben ein Interesse daran, zu wissen,
wie es ihren Missionaren geht, da sie eine hohe Verantwortung übernehmen und sehr viel
investieren. Die Missionare haben dasselbe Recht zu Vertraulichkeit wie jeder andere, d.h.
Kommunikationen mit dem Arbeitgeber/ Gemeinden sollten mit dem Missionar abgesprochen
sein, sinnvoll sich schriftlich von der Schweigepflicht entbinden zu lassen. Bei Selbst- oder
Fremdgefährdung überwiegt das höhere Rechtsgut.
Zum Schluß
die meisten Missionare schaffen die geforderten Anpassungsleistungen gut. Ihr Leben wird
bereichert durch die Horizonterweiterung, die reichen Begegnungen mit Menschen anderer
Kulturen, die Vielseitigkeit der Arbeit, die Mobilität, hohe Flexibilität bis in’s Alter etc.
Viele, denen die Anpassung zwischenzeitlich nur erschwert oder nicht gelingt, kann mit
relativ einfachen Mitteln geholfen werden. Andere sind oder werden chronisch psychisch
krank und brauchen ein verstehendes langfristiges Begleiten.
Ich erlebe therapeutisches Begleiten von Missionaren als enorm bereichernd, weil sie die
Spanne eines weiten und interessanten Lebens mit in die Therapie hineinbringen, sie Dinge
durchdacht haben, die hier kaum zur Sprache kommen und oft bis ins hohe Alter hinein
enorme Weitsicht haben.
ein Zitat „Das anstrengende Leben kann beim Missionar in der Tat Wunden hinterlassen.
Ich glaube aber nicht, daß diese Wunden immer als etwas Negatives betrachtet werden
müssen. Sie können auch dafür stehen, daß eine Menge gelernt wurde und die Zukunft darum
noch verheißungsvoller aussieht. „ (Marjorie Foyle, Honorably Wounded)
In diesem Buch vertritt Dr. Foyle, Psychiaterin und die Pionierin von Member Care die These,
dass Missionare, die mit ihren Problemen und Verletzungen vom Missionseinsatz
zurückkehren, wie ein verwundeter Soldat, der aus der Schlacht kommt, zu betrachten ist. Er/
sie sollte in Ehren empfangen und ihm/ihr eine „Verdienstmedaille“ umgehängt werden.
VI. weitere Information, Literatur:
Member care partner Deutschland: Koordination und Kontakt:
Hartmut und Friedhilde Stricker
Tel 07946-915131
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Email mit Informationen und Ereignisse zu Member Care in Europa und weltweit:
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PROBLEMS or QUESTIONS: [email protected] (Harry Hoffmann)
Mitgebrachte auf Büchertisch auslegen
Dr. med. Gisela Roth, DTM&H, MABC
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
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