Erkrankungen der Atemwege bei Meerschweinchen

Werbung
Erkrankungen der Atemwege bei Meerschweinchen
Zusammenfassung des Vortrags vom 3. Mai in Wien
Erkrankungen der Atemwege kommen bei Meerschweinchen relativ oft vor und zählen zu den
häufigsten Todesursachen. Für diese kurze Zusammenfassung habe ich ver- sucht, Angaben
aus der Literatur durch Berichte von Tierhaltern und Tierärzten und durch Informationen aus
dem Internet, speziell aus fachspezifischen Mailinglisten zu ergänzen.
Als "Atmung" bezeichnet man die Aufnahme, den Transport und die Abgabe gasförmiger
Stoffe. Jeder Organismus benötigt zum Leben Sauerstoff, als Endprodukt dessen
Stoffwechsels entsteht neben vielen wichtigen Verbindungen das giftige Kohlendioxid.
Transport und Austausch dieser Gase finden über die Atemwege statt, dort kann das Blut
gespeichertes Kohlendioxid abgeben und wird mit frischem Sauerstoff beladen.
Die Atemwege der Schweinchen
Obere Atemwege
Die Nasenhöhle enthält einige hoch spezialisierte Einrichtungen. Die Nasen- muscheln
besitzen in ihrer Schleimhaut ein reich verzweigtes Geflecht von Blut- gefässen. Diese
verengen und erweitern sich je nach Temperatur der eingeatmeten Luft und sollen kalte Luft
anwärmen.
Der Weg der Atemluft durch die Nasenhöhle
Andere Zellen können Flüssigkeit absondern und durch deren Verdunstung die Atemluft
anfeuchten, wieder andere filtern eingedrungene Fremdkörper heraus und befördern sie in
Richtung Naseneingang wieder nach draußen.
Die subjektiv wichtigste Funktion der Nase ist aber bei Tieren der Geruchssinn, der wichtige
Informationen wie essbar - nicht essbar, Männlein - Weiblein, Freund - Feind, noch Gurke schon Finger ans Gehirn weitergibt und dort entsprechende Reaktionen veranlasst.
In die Nasenhöhle mündet ein Verbindungsgang zum Auge, der Tränen-Nasen-Gang, durch
den das Augensekret in die Nasenhöhle abfließt.
Besonderheit: Meerschweinchen besitzen keinerlei Nebenhöhlen im Kopfskelett, weder Stirn, Nasenneben- noch Kieferhöhlen.
Im Rachen kreuzen sich die Verdauungs- und die Atmungsorgane. Damit an dieser Kreuzung
keine Unfälle passieren, reguliert ein komplizierter Mechanismus den Verkehr.
Gaumensegel (G) und Kehldeckel (K) regeln den Verkehr von Atemluft (links) und Nahrung
(rechts).
Besonderheit: Rachenmandeln (Tonsillen) fehlen den Meerschweinchen völlig! Ein
Meerschwein wird deswegen niemals eine "Mandelentzündung" haben können.
Der Kehlkopf ist aus einem Knorpelgerüst, Bändern und Muskeln aufgebaut. Er beherbergt
die Stimmorgane und ist so für die Lautäußerungen verantwortlich, die ja beim
Meerschweinchen außerordentlich vielfältig und wichtig sind. Der Kehldeckel verschließt
beim Schlucken den Eingang der Luftröhre.
Untere Atemwege
Die Luftröhre besteht aus hufeisenförmigem Knorpelringen. Sie ist mit einer besonderen
Schleimhaut ausgekleidet, die Sekret, Staub und kleinere Fremdkörper in Richtung
Mundhöhle befördern und dort den Hustenreiz zum endgültigen Ausstoß dieser Teile auslösen
kann.
Luftröhre und Verzweigung der Bronchien in der Lunge
An der Luftröhrengabelung teilt sich die Luftröhre in die zwei Hauptbronchien. Diese führen
in die Lunge und verzweigen sich dort wie die Äste eines Baumes. Zur Peripherie der Lunge
hin werden die Bronchien immer kleiner und gehen schließlich in die Lungenbläschen, die
Alveolen über. Diese sind von einem dichten Netz kleinster Blutgefässe, den Kapillaren,
umgeben. Durch die Wand der Alveolen und der Kapillaren findet schließlich der
Gasaustausch statt.
Die Lungenflügel sind in eine tierartlich unterschiedliche Anzahl von Lungenlappen
unterteilt. Die Lunge der Meerschweinchen besteht aus 4 Lungenlappen an der rechten und 3
Lungenlappen an der linken Seite.
Krankheiten der Atemwege
Erkrankungen der Atemwege kommen bei Meerschweinchen relativ oft vor und zählen zu den
häufigsten Todesursachen. In den meisten Fällen sind die Hauptursache aber nicht
Krankheiten als solche, sondern Fehler oder Versäumnisse in der Haltung oder der Ernährung
der Tiere, die das Entstehen dieser Krankheiten erst begünstigen.
Zugluft, zu feuchte oder zu trockene Luft, abrupte Temperaturwechsel, mangelhafte
Reinigung der Unterkünfte, Ernährungsmängel, plötzlicher Futterwechsel, Lärm, soziale
Probleme wie Streitereien, fehlende Rückzugsmöglichkeiten und alle anderen
Stresssituationen können die körpereigenen Abwehrkräfte schwächen und Erkran- kungen
entstehen lassen.
Zahlreiche Bakterien, Pilze und Viren verursachen akut oder chronisch verlaufende
Erkrankungen. Leider ist das Erscheinungsbild von Infektionen beinahe immer gleich und
man kann selten an Hand der Symptome auf den ursächlichen Erreger schließen.
Meerschweinchen können sich nicht nur an Artgenossen infizieren, auch Infekte anderer Tiere
(Kaninchen!) oder sogar des Halters können bei zu intensivem Kontakt auf sie übergehen.
Symptome
Je nach Schweregrad und Dauer einer Erkrankung entwickeln sich unterschiedliche
Symptome. Viruskrankheiten sind im Anfangsstadium meist überhaupt nicht zu erkennen.
Häufig bemerkt der Besitzer anfangs nur eine feuchte Nase und gelegentliches Niesen, dem
folgen tränende Augen und beschleunigte Atmung. In diesem Krankheitsstadium haben die
Tiere meist hohes Fieber. Dadurch wird das Immunsystem geschwächt und wenn jetzt nicht
rechtzeitig gehandelt wird, entstehen zusätzlich bakterielle Sekundärinfektionen. Die zeigen
sich daran, dass plötzlich das Nasensekret eine weiße oder gelbliche Farbe annimmt, die Nase
verkrustet, die Augen verkleben, Atemgeräusche wie knacken, rasseln oder pfeifen zu hören
und eine deutlich veränderte Atemfrequenz, pumpende oder sogar Mundatmung festzustellen
sind. Die meisten Tiere stellen spätestens jetzt die Futteraufnahme ein, sitzen mit gesträubten
Haaren in einer Ecke und sind deutlich sichtbar krank.
Erkrankungen
An der Nase treten selten schwerwiegende Erkrankungen auf, meist handelt es sich um
äußerliche Verletzungen nach Streitigkeiten oder um lokale Entzündungen der Schleimhaut,
z.B. ein Übergreifen eines Lippengrind oder von Pilzinfektionen auf die Nasenschleimhaut.
Gelegentlich kommt es zu Nasenbluten oder zu Störungen, die von "verschluckten" Haaren
oder Futterteilen in der Nasenhöhle verursacht werden.
Lippen/Nasengrind
In Rachen und Kehlkopf sind Entzündungen der Schleimhaut durch Bakterien, Pilze und
Viren zu finden, die ihren Ursprung meistens in Verletzungen der Schleimhaut durch
Zahnspitzen haben. Bakterien verursachen meist eine deutliche Rötung der Schleimhaut, Pilze
(Soor) bewirken weiße Stippchen und/oder weiße Beläge, bei Virusinfektionen entstehen
flüssigkeitsgefüllte Bläschen (Stomatitis vesicularis). All diese Veränderungen können akut
lebensbedrohlich sein, weil sie oft die völlige Einstellung der Nahrungsaufnahme
(Schlucklähmung) zur Folge haben. Durch die "Eustachische Röhre" besteht zwischen dem
Rachen und dem Innenohr eine direkte Verbindung, so dass Infektionen auch die Ohren
schmerzhaft in Mitleidenschaft ziehen können. Entzündungen des Stimmapparates bewirken
ungewohnte Änderung der Stimmlage.
Entzündung der Bronchialschleimhaut entstehen meist im Zusammenhang mit Infektionen,
seltener mechanisch durch Dämpfe, Gase, Rauch oder Staub. Hauptsymptome einer
Bronchitis sind der teilweise schmerzhafte Husten, vermehrte Schleimbildung und rasselnde
Atemgeräusche.
Primär nicht infektiöse Erkrankungen der Lunge sind die Aspirationspneumonie, Tumore und
das Lungenödem.
Eine Aspirationspneumonie entsteht durch das Einatmen von Nahrung, z.B. beim
Verschlucken, bei Schlucklähmungen oder unsachgemäßer Zwangsfütterung. Dabei wird
Speisebrei eingeatmet und erzeugt eine besonders schwere Form der Lungenentzündung.
Tumore sind meist Adenome oder Metastasen von Tumoren anderer Organe.
Unter einem Lungenödem versteht man die Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe.
Dadurch wird die für den Gasaustausch erforderlichen Oberfläche der Lunge drastisch
verkleinert. Die Erkrankung kommt beim Schweinchen hauptsächlich zusammen mit
Herzkrankheiten und bei allen Schockzuständen vor.
Infektionskrankheiten
Beim Meerschweinchen kommen wenige Infektionskrankheiten vor, die spezifisch für die
Atemwege sind. Häufiger sind Erkrankungen anzutreffen, die neben anderen Symptomen
zusätzlich Atemwegserkrankungen verursachen können.
Lungenentzündung
Da die Infektionskrankheiten alle in etwa den gleichen Verlauf und die gleichen
Erscheinungen zeigen, macht es wenig Sinn, sie jetzt alle bis ins kleinste Detail zu
beschreiben. Ich versuche, mich deswegen auf etwaige Unterscheidungsmerkmale zu
beschränken.
Eine Erkrankung beginnt normalerweise mit Fieber, Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Nasenund Augenausfluss, Atemgeräuschen, beschleunigter Atmung, Appetitlosigkeit und
geändertem Verhalten. Die Symptome sind meist ziemlich eindeutig. Der Erreger ist auf
Anhieb nicht zu erkennen und nur durch weitergehende Untersuchungen feststellbar. Eine
Erstbehandlung kann deswegen nur aus einer Therapie der Symptome und der Gabe von
Breitspektrum- Antibiotika bestehen.
Virus- Pneumonie
Die Viruspneumonie ist eine tödlich verlaufende Virusinfektion durch ein für
Meerschweinchen spezifisches Adeno- Virus. Ansteckung und Verbreitung erfolgen durch
virushaltigern Kot und Urin oder durch Tiere untereinander. Die Sterblichkeit ist
außerordentlich hoch. Dagegen sind Ansteckungs- und Erkrankungsrate meist gering.
Ähnliche Infektionen mit Adeno- Viren sind auch vom Menschen und anderen Tierarten
(Fohlen, Hund) bekannt.
Streptokokkeninfektion
Der häufigste Erreger von Atemwegserkrankungen der Meerschweinchen ist Streptococcus
zooepidemicus. Streptokokken sind Eitererreger, die an den Schleimhäuten des
Verdauungstraktes vorkommen. Sie verursachen beim Meer- schweinchen bei akutem Verlauf
Lungenentzündungen, in der chronischem Form Abszessbildung, die bevorzugt in den
Halslymphknoten beginnt.
Giftige Stoffwechselprodukte der Bakterien zerstören die roten Blutkörperchen und die
Wände der Blutgefäße. So kann es zum Austritt des Blutfarbstoffes und der Erythrozyten in
die Alveolen und weiter in die Atemwege, Mund und Nase kommen. Symptome bei der
akuten Form sind deswegen blutiger Mund- und Nasenausfluss und manchmal blutig
gefärbter Urin.
Diplokokkeninfektion
Diplokokken besiedeln häufig die Schleimhäute der oberen Atemwege von Mensch und Tier,
ohne Krankheitserscheinungen hervorzurufen. Kontaktpersonen können, ohne selbst krank zu
sein, den Erreger auf Meerschweinchen übertragen.
Der Krankheitsverlauf ist meist unauffällig. Eine absteigende Infektion hat die Entzündung
von Bronchien, Lunge und Brustfell zur Folge und ist oft mit eitrigen
Flüssigkeitsansammlungen verbunden. Die Sterblichkeitsrate ist hoch.
Klebsielleninfektion
KlebsielIen sind normale Bewohner der Schleimhäute des Nasen- Rachen- Raumes sowie des
Verdauungskanals. Klebsiella pneumoniae verursacht beim Meerschweinchen vor allem
schwer verlaufende Entzündungen von Lunge und Brustfell (Pleuropneumonien).
Bei perakutem Verlauf können die Tiere innerhalb von Stunden sterben, ohne dass vorher
Symptome erkennbar waren. Beim akuten Krankheitsverlauf kommt es zu schweren
Pneumonien mit Todesfällen nach 2 - 3 Tagen. Beim chronischen Verlauf fallen eitriges
Nasensekret, krustig verklebte Nasenlöcher ohne Augenausfluss auf. Für gesunde Tiere ist die
Ansteckungsgefahr sehr groß.
BordeteIleninfektion
BordeteIlen sind als Bewohner der Schleimhäute sowohl bei Meerschweinchen als auch bei
anderen Tierarten verbreitet. Sie werden häufig bei Erkrankungen der Atemwege angetroffen,
jedoch auch bei klinisch gesunden Tieren. Die Infektion mit Bordetella bronchiseptica erfolgt
über die Atemwege. Es entsteht eine eitrige Bronchopneumonie, die besonders auf die
Spitzenlappen der Lunge beschränkt ist. Durch Schnupfen und das Auftreten von
Sekundärinfektionen ist mit hohen Verlusten zu rechnen. Eine Schutzimpfung ist möglich!
Pasteurellose
Die Pasteurellose kann in Meerschweinchenbeständen zu seuchenhaftem
Krankheitsausbrüchen führen. Der Erreger, Pasteurella multocida, wird häufig als harmloser
Keim auf den Schleimhäuten gesunder Tiere gefunden. Die Ausscheidung des Erregers
erfolgt über Kot und Nasensekret. Die Ansteckung erfolgt als Tröpfcheninfektion oder durch
Aufnahme der Keime mit infiziertem Grünfutter.
Bei akut erkrankten Tieren treten eine blutige Entzündung der Schleimhäute des
Atmungstraktes und blutiger Durchfall auf. Bei chronischem Verlauf stehen respiratorische
Erscheinungen im Vordergrund. Es entsteht eine Bronchopneumonie mit blutig- eitrigem
Ausfluss aus der Nasenhöhle und teilweise blutigem Durchfall. Bevorzugt erkranken
Weibchen und Jungtiere. Eine Schutzimpfung ist möglich!
Die folgenden Erreger besiedeln eher andere Organe, können sich aber auch in den
Atemwegen festsetzen. Sie sind deswegen besonders erwähnenswert, weil sie auch beim
Menschen lebensgefährliche Erkrankungen verursachen können.
Pseudotuberkulose (Rodentiose)
Die Ansteckung erfolgt beim Meerschweinchen oral durch Aufnahme von verunreinigtem
frischem Grünfutter oder Wasser, das mit Ausscheidungen von Vögeln, Hasen oder
Kaninchen verunreinigt ist. Eine Blutvergiftung führt meist ohne vorhergehende klinische
Erscheinungen oder mit Husten und Atemnot innerhalb von 1 - 2 Tagen zum Tod.
Chlamydien
Die Übertragung von Chlamydophila caviae erfolgt aerogen oder durch direkten Kontakt. Die
Erkrankung verläuft mit grippeähnlichen Anzeichen wie Pneumonie, Fieber,
Muskelschmerzen.
Pseudomonaden
Pseudomonaden sind Bakterien, die als sogenannte "Pfützenkeime" überall in der Umwelt
vorkommen. Sie sind deswegen besonders gefährlich, weil sie sich in eine Schleimhülle
einkapseln können, die sie gegen die Fresszellen des Immunsystems und Antibiotika schützt.
Sie lassen sich im chronischen Stadium nicht mehr aus den Atemwegen eliminieren.
Diagnose
Oft erschwert das Fehlen eindeutiger Symptome eine frühzeitige Diagnose. Im Krankheitsfall
wird die klinische Untersuchung mit Abhören, Fieber messen, Puls fühlen und beobachten der
Atemfrequenz schnell zu einer Diagnose führen. Eine röntgenologische Untersuchung ist im
Verdachtsfall angebracht. Sie kann zeigen, ob und in welchem Ausmaß Veränderungen wie
z.B. Verschattungen im Bereich der Lungen vorliegen. Nachdem Erreger nicht so ohne
weiteres unterschieden werden können kann es sinnvoll sein, Nasen oder Augensekret oder
gar Rachentupfer bzw. eine Nasenspülprobe zu untersuchen und einen kulturellen
Erregernachweis und ein Antibiogramm erstellen zu lassen. Im Todesfall ist, besonders wenn
andere Tiere von der gleichen Krankheit betroffen oder gefährdet sind, eine Sektion sinnvoll.
Röntgenbild von Herz und Lunge
Differentialdiagnosen
Schock
Ein Schock wirkt sich bei unterschiedlichen Spezies auf verschiedene Organsysteme aus. Es
gibt typische Schockorgane, die zuerst Symptome zeigen. Das Schockorgan des
Meerschweinchens ist die Lunge. Unabhängig von der Ursache des Schocks kommt es dort zu
Ödemen, die Atemnot oder den sofortigen Tod bewirken können.
Herzkrankheiten
Die unmittelbare Nachbarschaft von Herz und Lunge führt manchmal dazu, dass
Erkrankungen der Kreislauforgane wie z.B. Ödeme nicht eindeutig von Lungenerkrankungen abgegrenzt werden können.
Allergien
Allergien sind bei den Schweinchen auf unterschiedlichste Stoffe (Einstreu, Heu, Grassorten
u.v.a.) anzutreffen, sie beginnen mit Entzündungen der Atemwege und der Augen.
Therapie
Die Form der Behandlung und die Art der dabei eingesetzten Medikamente hängen natürlich
vom aktuellen Krankheitsbild ab. Entscheidend für den weiteren Verlauf einer Erkrankung
kann schon der Beginn der Behandlung sein. Man muss nicht wegen jedem Hüsteln oder ein
paar Niesern das Schweinchen in ein Dampfbad stecken oder zum Tierarzt laufen, es sollte
aber immerhin ein Alarmsignal sein, dieses Tier ab sofort gut zu beobachten.
Antibiose
Wenn dann eine tierärztliche Behandlung nötig erscheint, steht an erster Stelle die Auswahl
eines geeigneten Antibiotikum. Man kann zwar bei Virusinfektionen damit gegen die Erreger
nichts ausrichten, immerhin können bakterielle Begleitkeime bekämpft werden. Dieses
Antibiotikum sollte wegen der hohen Stoffwechselrate der Meerschweinchen mindestens 2 x
täglich verabreicht werden.
Zusätzlich können Glukokortikoide oder NSAID's verabreicht werden. Sie sorgen für eine
Erleichterung der Atmung, bewirken einen Rückgang des Bronchialödems und sind außerdem
stark entzündungshemmend.
Zusätzlich kann man noch Kreislaufmittel und/oder Theophyllin verabreichen. Letzteres
erweitert die Bronchien, so dass die Atmung erleichtert wird.
Eine Lungenentzündung muss ausreichend lange mit einem Antibiotikum behandelt werden,
d.h. mindestens 9 - 10 Tage, da es sonst recht schnell zu Rückfällen kommen kann. Tiere die
nicht fressen müssen künstlich ernährt werden, gleichzeitig ist die Gabe von Probiotika zu
empfehlen, damit die Darmflora sich leicht von der Antibiotikagabe erholen kann.
Symptomatische Behandlung
Zusätzlich zur antibiotischen Therapie oder bei nur leichten Krankheitserscheinungen kann
eine symptomatische Behandlung gute Erfolge erzielen. Dazu gehören Schleimlöser wie z.B.
Salbeitee, Fenchel-Honig, Azetylcystein oder Bisolvon.
Auch mit Inhalationen kann spürbar Erleichterung geschaffen werden. Dazu sind z.B.
Badezusätze wie Erkältungsbäder, Kamille, ätherische Öle wie Eukalyptus- oder Thymianöl
geeignet.
Sehr wertvoll kann angebotene Wärme in Form von Heizkissen, Wärmflaschen oder Rotlicht
sein. Um nicht gegrillte Schweinchen zu erhalten müssen diese Wärmequellen regelmäßig
kontrolliert und vor allem den Tieren die Möglichkeit geben werden, sich bei Bedarf
selbständig davon zu entfernen.
Zusätzlich können die körpereigenen Abwehrkräfte gesteigert werden, z.B. durch Vitamin- C,
pflanzliche Präparate wie Echinacin und ähnliche Immunstimulantien. Sauerstoff, auch in
Form von frischer Luft, kann die Atmung sehr erleichtern.
Letztendlich muß man auch daran denken, je weniger Staub aufgewirbelt wird, desto
angenehmer ist das Raumklima gerade für gereizte Schleimhäute. Deswegen ist es sinnvoll,
Heu und Einstreu so staubarm wie möglich zu halten.
Bei chronischen Erkrankungen empfehlen sich Inhalation bzw. stündliches Einsprühen der
Nasenschleimhaut mit physiologischer Kochsalzlösung.
Vorbeuge
Nachdem Erkrankungen der Atemwege nur schwer und meist langwierig behandelt werden
können, sind Vorbeugemaßnahmen besonders wichtig. Die bestehen aus optimaler Haltung
bei möglichst gleich bleibenden Umweltbedingungen, regel- mäßigem Säubern der
Unterkünfte, Quarantäne für Neuzugänge. Die Tiere müssen an eine geänderte Umwelt
langsam angepasst werden, d.h. nicht ab Frühlingsanfang hinaus in den Garten setzen sondern
erst langsam über mehrere Tage für kurze Zeit akklimatisieren. Das gleiche gilt umgekehrt,
wenn ein Tier bei Minusgraden zu leben gewohnt ist, könnte der Aufenthalt in einer geheizten
Wohnung fatale Folgen haben. Wenn ein Schweinchen gebadet werden muss, darf es
hinterher erst absolut trocken wieder entlassen, muss eventuell gefönt werden.
Jeder Halter sollte seine Tiere Tag für Tag beobachten, ob Änderungen im Appetit, im
Verhalten, der Atemfrequenz oder andere Abweichungen vom Normalen zu sehen sind.
Zusammenfassung
Erkrankungen der Atemwege kommen bei Meerschweinchen relativ oft vor und zählen zu den
häufigsten Todesursachen. Die meisten werden von Keimen verursacht, die bereits im Körper
oder seinem näheren Umfeld zu finden sind. Sie verursachen aber oft nur dann Krankheiten,
wenn gleichzeitig zusätzliche ungünstige Umstände auftreten. Nachdem diese Krankheiten
lebensbedrohlich sein können, kommt der Vorbeuge eine ganz besondere Bedeutung zu.
Vorbeugen ist besser und vor allem viel effektiver als heilen - und dazu viel billiger.
Falls ein Schweinchen trotz aller Vorbeuge Anzeichen einer Erkrankung zeigen sollte, kann
ich nur eindringlich empfehlen, unverzüglich einen Tierarzt aufzusuchen.
Details zu Medikamenten, Dosierungen, Literatur, Unverständlichem u.s.w.
Herunterladen