www.skriptenforum.net/psychologie www.skriptenforum.net Ein herzliches Willkommens-QUAK! Du hältst ein Skriptum der Seite www.skriptenforum.net in der Hand. Was ist das SKRIPTENFORUM: Das "Skriptenforum" ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der den Aufbau einer Sammlung und die Propagierung von frei zugänglichem Wissen zum Ziel hat. Was ist OPEN KNOWLEDGE: Open Knowledge - Dokumente sind FREI und KOSTENLOS für jedermann verfügbar und sind nicht an das NUTZUNGSRECHT eines einzelnen gebunden. Die Dokumente werden KOLLEKTIV ENTWICKELT UND GEWARTET und von der Open Knowledge - Gemeinde und einem jeweiligen Verantwortlichen LAUFEND ÜBERARBEITET. Das ZIEL ist es, nicht mehrere mittelmäßige Einzeldokumente zu haben, sondern das Beste aus jedem in EINEM QUALITATIV HOCHWERTIGEN Dokument zusammenzufassen! Das Open Knowledge - Konzept ist am Skriptenforumprojekt entwickelt worden, ist aber natürlich nicht auf dieses beschränkt! Kann ich mitmachen? Ja, natürlich!! Je mehr mitmachen, umso mehr Erfolg hat das Projekt! Schau auf www.skriptenforum.net, dort findest du die nötigen Informationen, um entweder als Administrator mitzuarbeiten, oder uns ein Dokument zukommen zu lassen. Wo erfahre ich mehr über das Projekt? Alle Informationen zum Projekt und zum Verein sind auf unserer Seite www.skriptenforum.net zu finden. Info zu diesem Skriptum Verantwortlicher: Mandana Magharai <[email protected]> Nachdem du dieses Skriptum durchgeackert hast, gib doch bitte eine Bewertung dazu ab unter: http://www.skriptenforum.net/index.php3?art=2&richt=2&ab=2&fach=17&norm=280 Dieses Schriftstück ist ein "Open Knowledge - Schriftstück" und unterliegt den "Nutzungsbedingungen für Open Knowledge - Schriftstücke" des Vereins "Skriptenforum". Nachzulesen sind diese auf der Seite des Vereins "Skriptenforum" unter http://www.skriptenforum.net/index.php3?id=regeln im Internetz. Das Nutzungsrecht an diesem Schriftstück liegt beim Verein "Skriptenforum". 1 www.skriptenforum.net/psychologie ZUSAMMENFASSUNG DES BUCHES UND DER VORLESUNG “ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE II” IM SS 2000 2 www.skriptenforum.net/psychologie 3 1. ÖKONOMISCHE PSYCHOLOGIE IM ENGEREN SINNE 1.1 ANNAHMEN ÜBER MENSCHLICHES VERHALTEN Volkswirtschaftslehre konzentriert sich unter Metapher “Homo oeconomicus” darauf, Handlungen zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse im Kontext knapper Ressourcen zu studieren. Wirtschaftende Individuen können aber normalerweise nicht alle Bedürfnisse befriedigen sie müssen zwischen Alternativen wählen bei Knappheit der Ressourcen bedeutet die Wahl der einen Alternative gleichzeitig den Verzicht auf die andere Alternative gleichzeitig auch Verlust des Nutzens der anderen Alternative Opportunitätskosten Wirtschaften = nach bestimmten Kriterien Wahl und Entscheidung treffen Produktionsmöglichkeitskurve (Transformationskurve): Reduziert man Warenkorb auf zwei Güter (Privater Konsum, Verteidigung), muß man sich entscheiden. Produziert man mehr Verteidigungsgüter hat man automatisch weniger Private Güter und umgekehrt Menge der Konsumgüter D A B C Menge der Verteidigungsgüter Das Ziel, wirtschaftlich zu handeln, bedeutet nach dem Prinzip maximalen Erfolges (Maximalprinzip) unter sparsamsten Einsatz der Mittel (Minimalprinzip) zu handeln => Optimierungsproblem entsteht. Gravelle & Rees (1981) bilden Axiome, die die Ausgangslage zur Beschreibung des Optimierungsverhaltens Relation): sind (Eigenschaften der Präferenz-Indifferenz- Vollständigkeit: Wenn aus einem Bündel von Alternativen die bevorzugte ausgewählt werden soll, müssen Individuen fähig sein, die Alternativen in eine Präverenzordnung zu bringen. Sie müssen Relationen zwischen den Alternativen herstellen können (z.B. A besser als B, B besser als C, ...) Transitivität: Individuen schaffen konsistente Ordnungen und ändern ihre Präferenzen nicht beliebig. Das bedeutet, wenn A > B ist und B > C ist, dann muß auch A > C sein. Jede Alternative kann nur einem Indifferenzset zugeordnet werden. Reflexivität: Jedes Alternativbündel ist gleich gut wie es selbst ( A = A) Angewandte Psychologie II - Seite 3 - www.skriptenforum.net/psychologie 4 weitere Annahmen, die aber nicht so bedeutsam sind, sind: Nicht Sättigung: Individuen haben lieber mehr von einem Gut als weniger Stetigkeit: Es ist möglich, das Entgehen einer bestimmten Menge des Gutes A durch eine bestimmte Menge des Gutes B zu kompensieren Mengenkombination gegenüber indifferent Konvexivität: Besitzt ein Individuum viel A, aber wenig B, muß es eine um so größere Menge B bekommen um dem Verlust einer kleinen Menge A zuzustimmen Sättigungsgesetz: relative Nutzenzuwachs einer Mengeneinheit eines Gutes nimmt mit Zunahme des Gutes ab Entsprechend den Annahmen der neoklassischen Theorie ist also jene Alternative, die Menschen auswählen, die am meisten präferierte Alternative. Menschen streben danach ihren Nutzen zu maximieren. Grundannahmen sind also Nutzenmaximierung und Rationalität. Annahmen der Rationaltheorie stoßen aber bald auf starke Kritik da der Mensch nicht als zweckrationales Wesen gesehen werden, daß alle Marktdaten kennt und sich mit unendlicher Reaktionsgeschwindigkeit auf veränderte Marktkonstellationen einstellt. Frage, ob Menschen ihre Ziele tatsächlich in bestmöglicher, ökonomischer Weise verfolgen 1.2 ENTWICKLUNG DER ÖKONOMISCHEN PSYCHOLOGIE Unterscheidung: Ökonomische Psychologie: Bestrebungen, wirtschaftlichen Kontext zu erklären Psychologische Ökonomie: in formale Modelle wissenschaftlichen Psychologie aufnehmen Erleben und auch Verhalten im Erkenntnisse der Geschichtliche Entwicklung: Beginn mit Adam Smith (1776), damals keine Psychologie in der Ökonomie Ende des 19 Jahrhunderts mehren sich Stimmen gegen klassische Ökonomie Gabriel Tarde Psychologie” (1902) gebraucht als erster den Begriff “ökonomische Interesse daran verebbt zwischendurch immer wieder, erst in den 70ér Jahren wieder systematische Beschäftigung IAREP (Europa) wird in 70ér Jahren von europäischen Psychologen und Ökonomen gegründet ( in USA sind es SASE und SABE) 1983, Strümpel & Katone kritisieren damaliges Modell in der Wirtschaftstheorie, da Mensch als black box quasi ausgeblendet wird. Sie meinen, der Mensch ist in der Mitte zwischen seiner Umwelt und dem ökonomischen Ergebnis und er ist Angewandte Psychologie II - Seite 4 - www.skriptenforum.net/psychologie 5 voller Eigensinn. Er ist beherrscht von Vorurteilen, launisch, impulsiv und schlecht informiert. Ökonomische Psychologie ist bestrebt, wirtschaftliches Verhalten in Abhängigkeit von persönlichen Dispositionen und der jeweils gegebenen Situation zu erklären. Unterschiede zwischen Schwierigkeiten führen: Psychologie Ökonomie Gründet auf einigen wenigen fundamentalen Annahmen wie Nutzenmaximierung, stabile Präferenzen und Marktequilibrium => davon leiten sich alle ökonomischen Gesetze ab Objektive Daten Interesse für Makrogrößen Annahmen über individuelles Verhalten dienen der Prognose von Phänomenen (“as-if-Annahmen”) und Ökonomie, die oft zu Psychologie Viele empirische Theorien auf niedrigem Niveau, intensive Bestrebungen Details zu erklären Beobachtungsdaten und subjektive Daten, auch über Emotionen Interesse für allgemeine und differentielle Gesetzmäßigkeiten des Verhaltens Annahmen über individuelles Verhalten müssen realistisch sein Die Psychologie fragt vor allem nach den Motiven des Verhaltens. Die Ökonomie versucht zu verstehen, wie sich das Verhalten unter wechselnden Bedingungen verändert. Die ökonomische Psychologie beschäftigt sich mit Ursachen und Änderungen des Verhaltens im Wirtschaftlichen Kontext. Angewandte Psychologie II - Seite 5 - www.skriptenforum.net/psychologie 6 1.3 PROBLEMBEREICHE DER ÖKONOMISCHEN PSYCHOLOGIE Ökonomische Entscheidungen werden von persönlichen, kulturellen, situativen und allgemein ökonomischen Gegebenheiten beeinflußt. Diese Entscheidungen beeinflussen wiederum das Wohlbefindem, den Optimismus oder die Stimmung der Konsumenten, deren Konsumverhalten und dadurch zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen. Modell ökonomisch-psychologischer Fragestellungen (van Raaij): Persönlichkeitsmerkmale Umgebungsbedingungen Wahrgenommener Wirtschaftskontext Verhalten Wirtschaftlicher Kontext Subjektives Wohlbefinden Allg. Wirtschaftsbedingungen Angewandte Psychologie II Gesamtgesellschaft -liche Stimmung - Seite 6 - www.skriptenforum.net/psychologie 2. ÜBER DIE PRINZIPIEN BRÜCHIGKEIT 7 ÖKONOMISCHER 2.1 ENTSCHEIDUNGEN Vielzahl von Bedürfnissen und begrenzte Ressourcen Entscheidungen (= Diskrepanzen zw. Ist- und Soll-Zustand werden wahrgenommen Wahl zw. verschiedenen Möglichkeiten, Ist- in Soll-Zustand überzuführen) Schwierigkeitsgrad, eine Entscheidung zu treffen, steigt mit: Anzahl der Entscheidungsmöglichkeiten Reduktion der Zeit zur Bewertung der Alternativen Unsicherheit/Unwissenheit über Konsequenzen Arten von Entscheidungsmodellen: Normatives Entscheidungsmodell: Simuliert, wie ein ideales Individuum optimal Entscheidungen trifft oder treffen soll Der Weg vom Ist-Zustand zum einen, klaren Ziel führt über logisch angeordnete Stufen: – Wahrnehmung der kritischen Situation (Problembewußtsein) – Identifikation der Entscheidungskriterien – Gewichtung der Entscheidungskriterien – Entdeckung von Entscheidungsalternativen – Bewertung der Alternativen – Wahl der optimalen Alternative Deskriptives Entscheidungsmodell: versucht Individuen tatsächlich Entscheidungen treffen. vorherzusagen, wie Präskriptive Modelle: beschreiben und schlagen vor, wie sich eine Person verhalten soll Subjektive-Expected-Utility Modell: normatives Modell, basiert auf Rationalund Nutzenmaximierungsannahmen => Entscheidungssituation nach Kühberger durch folgende Charakteristika gekennzeichnet: 1. Es gibt einen bestimmten Entscheider 2. Alle Alternativen sind im Voraus festgelegt und der Entscheider ist vollständig darüber informiert 3. Alle möglichen Konsequenzen sind bekannt und bewertet 4. Bewertung der Konsequenzen geschieht anhand von beständigen Zielen 5. Allen möglichen Ereignissen können Wahrscheinlichkeiten zugeordnet werden 6. Relevanz der Informationen kann beurteilt werden Nur unter all diesen erfüllten Bedingungen werden Entscheidungen mit Sicherheit getroffen. Das heißt, man kann unterscheiden zwischen : Entscheidungen unter Gewißheit/Sicherheit ( wie oben) Angewandte Psychologie II - Seite 7 - www.skriptenforum.net/psychologie 8 Entscheidungen unter Risiko/Unsicherheit: Unsicherheit über Ereignisse und deren Konsequenzen besteht, wobei die Wahrscheinlichkeit der Konsequenzen definiert ist) Entscheidungen unter Ambiguität: liegt vor, wenn die Wahrscheinlichkeit, mit der Konsequenzen auftreten können, nicht bekannt ist Ungewisse Entscheidungen: Folgen sind nicht abschätzbar, es ist unbekannt was passieren wird Beispiele für Entscheidungen unter Risiko(Spieltheorie): Gefangenendilemma (gemeinsames Verbrechen, getrenntes Verhör gestehen oder nicht)) Ultimatum Spiele: Person hat die Möglichkeit Gut aufzuteilen, Partner kann diese Aufteilung akzeptieren oder nicht. Akzeptiert er, bekommen beide Geld, akzeptiert er nicht, gehen beide leer aus. Muß damit rechnen das der andere Spieler nicht rational handelt. (S.25) Nicht rationales Verhalten: Kooperation, Vertrauen, Fairneß systematische Abweichungen vom Rationalmodell 2.2 ENTSCHEIDUNGSANOMALIEN Psychologische Studien zeigen, daß nicht nur Entscheidungen von private Konsumenten und Individuen sondern auch die von Experten in Firmen und Politik dem Modell des Homo oeconomicus widersprechen. Gründe für abweichendes Verhalten: Überforderung: Entscheidungssituationen sind oft komplex Zeitmangel: will man alle Kriterien beachten, kostet dies zu viel Ziet Problem bereits überholt oder von selbst gelöst muß eine Entscheidung auf Basis einiger weniger Kriterien treffen Nicht lineare Variablen: Wie oft muß man Blatt Papier falten bis es Turmhöhe des Stefansdoms erreicht => 21x meisten verschätzen sich dabei da eine exponentiell verlaufende Entwicklung vorliegt Bedingte Wahrscheinlichkeiten: Monty Hall Dilemma: z.B. in TV Shows, Kandidat kann zwischen drei Alternativen wählen wobei er weiß, daß nur eine gewinnt, die anderen beiden Nieten sind. Kandidat wählt, Showmaster teilt mit daß eine der nicht gewählten Alternativen eine Niete ist. Kandidat hat nun die Möglichkeit seine Wahl noch zu andern. Kaum jemand wechselt die Wahl obwohl die Chance nun zu gewinnen auf 50% im Vergleich zu vorher nur 33% war. Intuition und Konsistenz sind hier höchst unvernünftig. Oder z.B. das Beispiel mit 10 Türen, hinter einer ist Gewinn. Kandidat wählt Tür aus, 8 Türen werden geöffnet und sind Nieten Gewinn kann in der gewählten oder der verbleibenden Tür sein. Kandidaten bleiben meist bei gewählter Tür, obwohl die Chance auf Gewinn hier nur 10% sind. Wechselt er, erhöht sich die Chance auf 90%. Kandidaten realisieren hier nicht, daß es sich um bedingte Wahrscheinlichkeiten handelt. Angewandte Psychologie II - Seite 8 - www.skriptenforum.net/psychologie 9 Inkonsistente Ziele: kann Kind zwischen normaler und großer Tafel Schokolade wählen, wird es die größere nehmen. Wenn ein Kind zwischen einer Tafel Schokolade jetzt und einer etwas größeren in einer Woche wählen kann, wird es vermutlich die kleinere jetzt nehmen. Die größere in einer Woche ist also weniger wert. Präferenzen bleiben nicht stabil 2.2.1 Urteilsheuristiken: Urteilsheuristiken sind nach Kahneman und Tversky Entscheidungshilfen, die in Entscheidungssituationen auftreten, in denen wenig Info geboten ist, die Zeit knapp ist oder die Situation besonders komplex ist. Experiment von Brunner & Goodmann zeigte, daß Studenten, die über mehr Geld pro Monat verfügen, die Größe von Münzen als kleiner einschätzen als ärmere Studenten. Diese schätzen sie als größer ein. Reiche nehmen Wert einer Münze als nicht hoch wahr und unterschätzen daher die Größe. Heuristiken sind also Faustregeln. Vorteil: erleichtern Urteilsprozesse Nachteil: führen Fehleinschätzungen unter bestimmten Bedingungen zu systematischen Arten von Heuristiken: a. Verfügbarkeitsheuristik: Urteile werden auf der Basis der Schwierigkeit, mit der einzelne Informationen aus dem Gedächtnis abgerufen werden können, gebildet. Häufig gebotene Reize kommen einen eher in den Sinn als seltene Ereignisse. Je öfter ein Stimulus also dargeboten wird, um so eher wird er im Gedächtnis gespeichert und um so leichter ist er verfügbar. Da Erinnerung aber auch noch von anderen Faktoren abhängt, kann die Verfügbarkeitsheuristik zu Fehlurteilen führen. Hypothese über Schwierigkeit bei Informationssuche (Tversky & Kahnemann) Versuchsteilnehmern wird Liste mit Männernamen und Frauennamen vorgelesen, dann soll Anteil der genannten Männer und Frauen geschätzt werden. Einer Gruppe wird Liste mit 19 berühmten Männern und 20 unbekannten Frauen vorgelesen, der zweiten umgekehrt. Da berühmte Namen leichter erinnert werden und daher rascher verfügbar sind, wurde in der ersten Gruppe der Anteil der Männer und in der zweiten der Anteil der Frauen überschätzt. Auffälligkeit: Todesrisiken, über die in der Presse häufig berichtet wird, werden überschätzt. Es wird gemeinhin angenommen, Morde und Unfälle würden die Liste der Todesursachen anführen, es ist aber Herzinfarkt. Schwierigkeit kognitiver Operationen State-dependant-retrieval-Hypothese: Verfügbarkeit von Gedächtnisinhalten hängt aber auch von Stimmung ab. Gut gelaunte Personen erinnern sich mehr an Situationen, die ihrer guten Angewandte Psychologie II - Seite 9 - www.skriptenforum.net/psychologie 10 Stimmung entsprechen. Wird daher eine gut gelaunte Person über Arbeitszufriedenheit befragt, schließt sie auf gute Arbeitszufriedenheit weil ihre Laune gut ist. Anstatt Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern, wird die aktuelle Laune als Information benutzt. Daher auch Musik & Düfte im Kaufhäusern. b. Repräsentativitätsheuristik: Ähnlichkeit zwischen einer Stichprobe (Element) und der Grundgesamtheit (Prototyp) wird als Grundlage für Urteil (Gehört Element dem Prototyp an?) genommen. Fehler entstehen durch Ignorieren von: Grundgesamtheit: Ingenieure und Juristen (S.31) Verteilung und Stichprobengröße: Geburtswahrscheinlichkeit Bub/Mädchen in Abhängigkeit von Geburtenanzahl. So müßten sich in einem Krankenhaus, in dem täglich 100 Kinder zur Welt kommen, das Verhältnis zwischen Buben und Mädchen eher die Waage halten als in einem, in dem täglich nur 10 Kinder zur Welt kommen. Testpersonen berücksichtigen diese elementaren statistischen Gesetze nicht (31/32). Mißverständnissen über den Zufall: Die Zahlenkombination 4 13 31 19 36 sieht zufälliger aus als etwa 1 2 3 4 5 und wird daher beim Lotto öfter getippt, obwohl für beide Tips die Wahrscheinlichkeiten gleich sind. c. Verankerungs- und Anpassungsheuristik: Personen beginnen ihre Häufigkeits- und Wahrscheinlichkeitsschätzungen mit einem Ausgangswert. Sie verankern hier und passen ihre Urteile im Verlauf der Schätzung unzureichend an. Beispiel: Beispiel: Versuchsteilnehmer sollten Prozentsatz der afrikanischen Staaten schätzen, die UNO Mitglied sind. Vorher wurde Glücksrad gedreht, Teilnehmer musste sich entscheiden ob die Anzahl höher oder niedriger ist. Eine Gruppe hatte Glückszahl 10, die andere 65. Im ersten Fall wurde die Anzahl mit 25% geschätzt, im zweiten mit 45 %. Das bedeutet, der Anker muß weder plausibel noch zusammenhängend sein. 1*2*3*4*5*6 wird geschätzt als ca. 512 6*5*4*3*2*1 wird geschätzt als ca. 2250 Der erste Wert (1 oder 5) wird als Ausgangswert für eine grobe Schätzung genommen, er ist der Ankerwert. Ist der Anker niedrig, kommt es zu einem niedrigeren Ergebnis, als wenn der Anker höher ist. Tatsächliches Ergebnis ist 40.320. 2.2.2 Gewinnsicherung und Verlustreparation: Daniell Bernoulli stellte im 18 Jahrhundert fest, daß Menschen risikoscheu sind und einen sicheren kleinen Gewinn einem möglichen, aber unsicheren, größeren vorziehen. Risikoaversion: Wenn zwei Alternativen gleich wertvoll sind, wird die sichere Alternative bevorzugt. Risiko verursacht außerdem Kosten, deshalb müßte eine riskante Alternative mehr bringen um gewählt zu werden. Risiko ist durch Angewandte Psychologie II - Seite 10 - www.skriptenforum.net/psychologie 11 Wahrscheinlichkeiten definiert, tritt zusätzlich zum Risiko auch noch Ambiguität (Unklarheit über die Wahrscheinlichkeiten) auf, wird das als Potenzierung des Risikos wahrgenommen. Menschen tendieren dazu, Ambiguität zu vermeiden und scheuen sich vor Risiko. Sind aber nicht immer risikoscheu, sondern nur in Situationen mit sicherem Gewinn. In Wahlsituationen mit sicherem Verlust tritt genau das Gegenteil auf. Ellsberg Paradoxon: Menschen lehnen Ambiguität ab und verhalten sich inkonsistent Subjektive Potenzierung des Risikos durch Ambiguität, Unsicherheit und Unklarheit über Wahrscheinlichkeiten Experiment: Urne mit farbigen Bällen (S. 36) Prospect Theory (Kahnemann &Tversky) Hier wird der Einfluß der subjektiven Aussichten, die durch eine entsprechende Problempräsentation auf einen Verlust oder Gewinn hin gelenkt werden, beschrieben. Je nachdem, ob eine Alternative als Gewinn oder Verlust präsentiert wird, sind die Präferenzen unterschiedlich. (z.B. von 600 können 400 gerettet werden oder aber von 600 müssen 200 sterben). Auffallend ist, das der subjektive Wert eines Gewinns geringer geschätzt wird als ein objektiv gleich großer Verlust. Experimente von Thaller über Fairneß zeigen auch den Einfluß der Präsentationsart. Weil z.B. ein Autohaus zuwenig Autos hat und daher den Preis erhöht wird es eher akzeptiert wenn : das Autohaus den üblichen Preisnachlaß von 200 Dollar nicht mehr gibt als wenn es den Preis um 200 Dollar anhebt. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche, nur die Einstellung der Kunden zum Autohaus nicht. Ersteres wird als fair angesehen. Subjektiver Wert Sättigung + KONKAV Gewinn Verlust Referenzpunkt KONVEX _ Sättigung Wertfunktionen wie in der Prospect Theorie beziehen sich auf aktuelle Gewinne/Verluste. Liegt der Gewinn in der Zukunft, ändert sich die Angewandte Psychologie II - Seite 11 - www.skriptenforum.net/psychologie 12 Wertfunktion gravierend. Zukünftige Gewinne erscheinen weniger wertvoll als aktuell realisierbare Gewinne. Einfluß von Präsentation wird als framing effect bezeichnet. Mowen und Mowen: zukünftige Gewinn: subjektiver Verlust zukünftiger Verlust: subjektiver Gewinn absolut gesehen gleich große Gewinne/Verluste werden unterschiedlich bewertet, gemessen an status quo (aktuelle Lage) Endowment effect (Besitzeffect): (Thaler, 1992) Zeigt, daß ein Gut, nachdem es eine Person in Besitz genommen hat, unmittelbar wertvoller wird und die Rückgabe relativ schmerzhafter ist. Der Endowment Effekt widerspricht damit der klassischen Annahme der Stabilität von Präferenzen und der klassischökonomischen Nutzendiskussion. Sunk Cost Effekt: Kosten und gewinne wirken sich nicht nur auf aktuelle Entscheidungen aus, sonder auch auf zukünftige Entscheidungen. Sind etwa bereits Investitionen für etwas getätigt worden, wird in Zukunft um so bereitwilliger in diese Gebiet investiert, je höher die vergangenen Investitionen waren. Dies kann zur Eskalation führen, da es oft sinnvoller ist, die Ausgaben abzuschreiben, als durch weitere Investitionen noch etwas zu retten zu versuchen. Beispiel: Schiurlaub mit Freunden in den Rocky Mountains , kostet 7000 Mark, 5000 bereits anbezahlt die nicht zurückbezahlt werden können. Freund fahren dann doch nicht mit, sondern verbringen Urlaub in Österreichs Bergen, wo er 2000 Mark kostet. Urlaub in Rocky Mountains verliert dadurch viel an Attraktivität. Hat nun Wahl, weitere 2000 DM zu bezahlen und alleine zu fahren oder auf die bereits angezahlten 5000 zu verzichten und 2000 für den Urlaub mit Freunden auszugeben. Kaum jemand wählt hier die attraktivere Alternative des Urlaubs mit freunden, obwohl die kosten gleich sind, die 5000 DM stellen hier die versunkenen Kosten dar. 2000 weiter Mark werden investiert um etwas zu retten. Beispiel: Eskalation von Wettbewerbssituation (Versteigerung einer Banknote) Mentale Buchungsprozesse: Gewinn/Verlustereignisse führen also zu inkonsistenten Entscheidungen. Damit wird die Rationalitätsannahme stark bedrängt. Die Annahme der Gewinnmaximierung wird unter anderem durch die ereignisspezifische mentale Verbuchung von Gewinnen und Verlusten in Frage gestellt. Es wird angenommen, daß Personen die Kosten und den Ertrag verschiedener Operationen festhalten und miteinander verrechnen. Es werden häufig vergangene Kosten in den Entscheidungen berücksichtigt. Bezogen auf Geld bedeutet dies: Menschen sehen für bestimmte Bereich bestimmte Budgetposten vor. Ist das Budget für einen Bereich verbraucht, so sinkt die Wahrscheinlichkeit, das für diesen Bereich weitere Mittel ausgegeben werden. Beispiel: Die meisten Leute entscheiden sich dazu ein Theaterticket um 100.- zu kaufen, obwohl sie gerade 100.- an Bargeld verloren haben. Dieselben Personen Angewandte Psychologie II - Seite 12 - www.skriptenforum.net/psychologie 13 zögern aber, ein neues Ticket um 100.- zu kaufen, wenn sie bereits eine hatten und dieses aber verloren haben. 2.3 ENTSCHEIDUNGSMODELLE: INDIVIDUEN UND GRUPPEN Rationalität und Nutzenmaximierung sind also nicht immer für das Verhalten von Individuen charakteristisch, individuelle Entscheidungen weichen im Alltag häufig davon ab. 2.3.1 Individuelle Entscheidungen Das fundamentale Effektgesetz aus der operanten Konditionierungstheorie besagt, daß die Wahrscheinlichkeit jenes Verhaltens steigt, das die meiste Verstärkung bekommt. Hernstein und Prelec fanden aber Abweichungen vom Maximierungsprinzip. Relatives Effektgesetz/matching law/Gesetz der Anpassung: Häufigkeit des (Wahl-)Verhaltens ist abhängig von: Verstärkung Subjektivem Lustgewinn Nutzen oder Subjektivem Wert Das Verhältnis der Wahl der Alternativen richtet sich nach dem Verhältnis der Verstärkung dieser Alternativen. Prinzip der Melioration: Verhalten wird oft an benachbarten Alternativen ausgerichtet d.h. die Effekte, die das Verhalten auslöst werden verglichen, und mit größter Wahrscheinlichkeit wird jenes Verhalten gewählt, das sie im Moment besser stellt. Prinzip der Meloration tritt an die Stelle des Maximierungsprinzips. Das Meliorationsprinzip kann auch als kurzfristige Besserstellung bezeichnet werden, da Personen die Alternative auswählen, die momentan am gewinnbringendsten ist. Längerfristiger Gewinn wird kaum berechnet. Beispiel: Gewinnspiel, Computer mit Knöpfen A und B. Bei Betätigung der Tasten fällt eine Münze in einen Behälter. Währen die Münze fällt, sind beide Tasten blockiert. Münze fällt schneller, wenn Taste B gedrückt wird. Längerfristig optimal Stragtegie ist es nur A (momentan schlechtere Alternative) und erst ganz zum Schluß B zu drücken. Die überwiegende Mehrheit der Tpn drückte aber (fast) ausschließlich B (Kurzfristiger Gewinn). Suboptimales Verhalten: in vielen Bereichen des Alltags beobachtbar z.B. Raucher wählen die Alternative die sie momentan besser stellt, langfristig aber hohe Kosten verursacht. Peak & End Rule: Kahnemann, 1994 Menschen sind auch kaum in der Lage anzugeben was sie in der Vergangenheit präferiert haben. Kahnemann zeigte, daß Erfahrungen anhand der “Spitzen-EndeRegel” bewertet werden und nicht die gesamte Erfahrung in ihrer zeitlichen Dauer vom Beginn bis zum Ende einfließt. Weist ein Ereignis einige negative Spitzen auf und war das Ende unangenehm, bleibt es als negative Erfahrung erinnert. Das Ende wird als besonderer Bereich der Erfahrung wahrgenommen und daher stärker bewertet. Angewandte Psychologie II - Seite 13 - www.skriptenforum.net/psychologie 14 Beispiel: Personen mußten 60 Sekunden lang Hand in 14 Grad kaltes Wasser tauchen. Dann Versuch wiederholt, allerdings um 30 Sekunden länger und bei 15 Grad. Auf die Frage, was angenehmer war, bevorzugte der Großteil die längerdauernde Erfahrung. Daß dieser aber nicht nur alle negativen Erfahrungen des Kürzeren beinhaltete sondern auch noch um 30 Sekunden länger dauerte wurde nicht berücksichtigt. Tversky beschreibt individuelle Entscheidungen als sequentielle Eliminationsprozesse. Bei Entscheidungen werden Kriterien so ausgewählt, daß die wichtigsten mit größter Wahrscheinlichkeit zuerst zur Beurteilung von Alternativen herangezogen werden. Erfüllt eine Alternative nicht den subjektiven Standard, fällt sie als unbrauchbar weg. Modell zufriedenstellender Entscheidungen (satisficing principle): tritt bei Simon an die Stelle des Maximalprinzips. Menschen konstruieren einfache Entscheidungen, wählen die hervorstechenden Merkmale der Probleme aus und vernachlässigen einen Großteil von Merkmalen. Während im Optimierungsmodell alle verfügbaren Alternativen bewertet werden, können Entscheidungen nach dem Satisficing-Prinzip von der Reihenfolge abhängen, in der die Alternativen dargeboten werden. Die letzten Alternativen haben geringe Chancen gewählt zu werden, denn die erste zufriedenstellende Alternative wird meist genommen. Entscheidungsmodell nach dem Prinzip einer zufriedenstellenden Alternative: Bewußtwerdung eines Problems Festsetzung von Mindestanforderungen (zufriedenstellende Kriterien) Vereinfachung eines Problems Suche nach eigenen Alternativen Vergleich der Alternativen mit den Mindestanforderungen Erweiterte Suche nach neuen Alternativen nein Gibt es zufriedenstellende Alternativen? ja Wahl der ersten, zufreidenstellenden Alternative Angewandte Psychologie II - Seite 14 - www.skriptenforum.net/psychologie 15 Implicit Favorite Modell: Soelberg, 1967 Entscheidungsträger entscheiden sich spontan für eine der Alternativen. Diese Alternative wird zum Favoriten und mit allen anderen verglichen. In den Vergleichsprozessen wird hauptsächlich versucht, Vorurteile zu rechtfertigen. Gesucht wird nach Bestätigungen für die spontan bevorzugte Alternative. Den Entscheidungsträgern ist oft nicht bewußt daß sie sich bereits für eine Alternative entschieden haben und bereits postdecisionale Prozesse entwickeln, die die Auswahl rechtfertigen sollen. Wahl einer implizit bevorzugten Alternative A Bewußtwerdung eines Problems Identifikation von Alternativen B, C, D, ... A oder B? Bestätigung der implizit bevorzugten Alternative Identifikation einer Alternative B, die die Vorteile der implizit bevorzugten Alternative A bestätigt Kriterien A Festsetzung und Verzerrung von Entscheidungskriterien zugunsten der Alternative A Wahl der implizit bevorzugten Alternative R.A.W.F.S. Modell zum Umgang mit Unsicherheit (Lipshitz und Strauss) Unsicherheit = Gefühl des Zweifels führt zu einer Verzögerung von Aktionen Wie gehen Menschen mit Unsicherheit um? Cluster R: Reduktion von Unsicherheit Suche neuer Informationen Einholen von Expertenmeinungen Entscheiden nach normativen Richtlinien Cluster A: Überlegungen auf der Basis von Meinungen Entwickeln von Meinungen undKonstruieren eines mentalen Modells der Entscheidungssituation Cluster W: Abwägen von Vor- und Nachteilen Cluster F: Planung von Maßnahmen gegen ungewollte Ereignisse Planen von Reaktionen auf ungewollte Konsequenzen Reservieren von Ressourcen, um negativen Ereignissen entgegenzusteuern Planen von reversiblen und Vermeiden von irreversiblen Aktionen und Konsequenzen Cluster S: Unterdrückung von Unsicherheit Ignorieren von Unsicherheit Vertrauen auf Intuition Angewandte Psychologie II - Seite 15 - www.skriptenforum.net/psychologie 16 Glücksspiele Nach Dörner können komplexe Ziele nur dann gelöst werden, wenn sie in Teilziele zerlegt werden. Beispiel: Lohhausen, Tanaland Bei Teilzielen fasziniert deren Lösung aber oft so, daß das Endziel aus den Augen verloren wird und man zum “Experten in der Lösung nebensächlicher Ziele” wird. 2.3.2 Entscheidung in Gruppen: Auch Gruppen entscheiden oft unvernünftig. Z.B. Entscheidung zur Invasion in der Schweinebucht. Die Gefahren des Gruppendenkens (Group Think von Janis) sind: Überschätzung der Unverletzbarkeit der Gruppe, kollektives Rationalisieren, selektive Informationsverarbeitung, hoher Konformitätsdruck, Selbstzensur, schlechte Realisierungspläne, … Papierkorp/Mülleimermodell (Cohen, March & Olsen) In Organisationen gibt es: Lösungen Probleme Entscheidungen Entscheidungsträger Modell soll Entscheidungen in Organisationen abbilden. Organisationen entwickeln oft Entscheidungen nicht selbst, kopieren sie irgendwo und oft werden Mängelzustände zwischen Ist- und Sollzustand nicht wahrgenommen. Beispiel: Wie sollen Unilehrer, die eng abgesteckten Wissensbereich haben, über Verwaltungsangelegenheiten entscheiden. oft Infos eingeholt die unnütz sind und Entscheidungen nur getroffen da die Zeit drängt. Z.B Maschine anschaffen damit Budget verbraucht ist man hat eine Maschine für die man ein zu lösendes Problem suchen muß gelingt dies, war Anschaffung erfolgreich Lösung sucht oft passendes Problem! Braybrooke & Lindbloom beschreiben Entscheidungen als einen schrittweisen, inkrementellen Prozeß oder als “muddling through”. Je komplexer die Aufgabe, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, daß rationale Strategien angewandt werden. In der Politik läßt sich Entscheidungsfindung als inkrementeller Prozeß beschreiben und mit einem Spaziergang durch Sumpfgebiet vergleichen. Da die Konsequenzen nicht vorhersehbar sind, muß inkrementell vorgegangen werden. Die Richtung wird so lange beibehalten bis eine negative Konsequenz eintritt. So tasten sich Expertenteams von einem Ufer zum anderen. Park zeigte, daß auch Partner im Haushalt oft ihre Kaufentscheidungen nach diesem Modell gestalten. Man bildet ein sogenanntes Entscheidungsnetz (nach Bettman). Bildung einer Entscheidungsstruktur durch subjektive Beurteilung der relevanten und weniger relevanten Attribute (geringe Übereinstimmungen): Grundvoraussetzungen (rejection inducing dimension) Vorteile (relativ preference dimension) Ersetzbares (trade-off dimension) Angewandte Psychologie II - Seite 16 - www.skriptenforum.net/psychologie 17 2.4 NUTZENMAXIMIERUNG: EGOISMUS, ALTRUISMUS UND DIE LIEBE In zwischenmenschlichen Kontakten, die auf der Norm der Reziprozität basieren, wird Liebe mit Liebe erwidert und Altruismus mit Rücksicht. Bereits 1923 stellte Simmel fest, daß Kontakte zwischen Menschen unter der Prämisse des Gebens und Nehmens stehen. Es gibt darüber viele sogenannte Austauschtheorien. Nye (1979) leitete aus verschiedenen Theorien Thesen über das Verhalten in sozialen Interaktionen ab: 1. Menschen treffen rationale Entscheidungen 2. Menschen agieren und reagieren in sozialen Interaktionen 3. Belohnungen bedeuten auch Kosten 4. Verhaltensweisen werden wiederholt, wenn sie in der Vergangenheit belohnt wurden. 5. Verspricht keine Verhaltensalternative einen Gewinn, wird das Verhalten mit den geringsten Kosten gesetzt 6. Erhalten Personen das, was sie ihrer Meinung nach verdienen, sind sie zufrieden. Erhalten sie weniger, sind sie verärgert, erhalten sie mehr, fühlen sie sich schuldig. 7. Sozialkontakte basieren auf der Norm der Gegenseitigkeit. 8. Denjenigen, die verletzend agieren, werden Kosten auferlegt. 9. Die Kosten sind im allgemeinen höher als die Belohnung, wenn Person selbst bestraft. 10.Interaktionspartner beurteilen Werte interindividuell unterschiedlich. 11.Je mehr jemand von einer Ressource besitzt, um so weniger sind zusätzliche Einheiten davon wert Auch den Austauschtheorien liegt das Menschenbild des homo oeconomicus zugrunde. Liebesmodell (Kirchler): Je harmonischer eine Beziehung, um so eher wird eine gemeinsame Nutzenmaximierung anstelle einer egoistischen Kosten-Nutzen-Rechnung verfolgt. Je geringer die emotionale Bindung zueinander, um so eher mutiert das Liebesprinzip zu einem Kreditprinzip. Sinkt die Beziehungsqualität weiter ab, entwickelt sich das Equityprinzip. Die Partner handeln wie zwei Geschäftspartner und folgen austauschtheoretischen Gesetzmäßigkeiten. Patriarchat Egoismusprinzip Beziehungsqualität schlecht Equityprinzip Kreditprinzip Liebesprinzip gut Egoismusprinzip Machtsruktur Matriarchat Angewandte Psychologie II - Seite 17 - www.skriptenforum.net/psychologie 18 Das Interaktionsgeschehen in Liebes-, Kredit-, Equity-, Egoismusbeziehungen läßt sich anhand folgender Kriterien beschreiben: und 1. Interpedenz versus Independenz der Partner: Je enger die Beziehung, desto größer sind wechselseitige Betroffenheit und Rücksichtnahme, abhängig von Harmonie und Machtgefälle Untersuchungsdesign: Interaktionsmatrix nach Kelley und Thibaut Präferenz von Alternative 1 oder 2: Partner B Alternative 1 Alternative 2 Alternative 1 Partner A Alternative 2 a e b f c g d h Berechnung von 3 Größen: Reflexive Kontrolle (Abhängigkeit des Befindens vom eigenen Handeln unabhängig von Tun des Partners) A: ((a+c)/2) – ((b+d)/2) B: ((e+f)/2) – ((g+h)/2) Schicksalskontrolle (Kontrolle des Befindens des anderen bzw. Abhängigkeit vom Tun des anderen) A: ((a+b)/2 – ((c+d)/2) B: ((e+g)/2) – ((f+h)/2) Verhaltenskontrolle (Abhängigkeit des eigenen Befindens von der Möglichkeit, eine Tätigkeit alleine oder gemeinsam drchzuführen) A: ((a+d)/2) – ((b+c)/2) B: ((e+h)/2 – ((f+g)/2) 2. Gemeinsame Gewinnmaximierung versus Kosten-Nutzen-Rechnung: Unglückliche Partner sind bestrebt, ihre eigenen Gewinnchancen voll zu nutzen und streben nicht nach gemeinsamen Gewinn. Je harmonischer die Beziehung, desto geringer ist das Bestreben, mit dem Partner ein Handelsgeschäft abzuschließen (streben nach gemeinsamen Vorteilen, Belohnung des einen ist auch Gewinn für den anderen) 3. Vielfalt versus Begrenzung der Ressourcen: 2 Arten von Ressourcen möglich: universalistische Ressourcen (Geld, Güter, Informationen) und partikularistische Ressourcen (Liebe, Status, Dienstleistungen). Wirtschaftsbeziehung: Abgeltung durch ähnliche Ressourcen Liebesbeziehung: Abgeltung durch vielfältige Ressourcen 4. Lang- versus kurzfristige Kreditgebarung: In Wirtschaftsbeziehungen ist Geben auch unmittelbar mit Nehmen verbunden. Der unmittelbare Ausgleich, der in Austauschbeziehungen gilt, gilt nicht für glückliche Beziehungen. Man wird schon mal was zurückbekommen.... fiktives Partnerkonto 5. Verteilung von Annehmlichkeiten anhand von Bedürfnis- versus Beitragsregeln: In harmonischen Beziehungen werden Ressourcen nicht Angewandte Psychologie II - Seite 18 - www.skriptenforum.net/psychologie 19 proportional zu den Beiträgen aufgeteilt (Equityregel), sondern entsprechend den Bedürfnissen (Bedürfnisregel). 6. Spontaner Altruismus versus Kontrolle von Forderungen: Glückliche Partner sind nicht bestrebt über Forderungen und Verbindlichkeiten Buch zu führen, handeln spontan partnerorientiert. In Wirtschaftsbeziehungen besteht die Forderung nach Reziprozität. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß Interaktionsgeschehen in romantischen Beziehungen anderen regeln folgt als in Wirtschaftsbeziehungen. Je glücklicher Partner sind, umso eher sind sie einander spontan gefällig. Egoistische Wünsche weichen zugunsten gemeinsamer Wünsche zurück. 2.5 ANALYSEEBENEN UND ENTSCHEIDUNGSANOMALIEN Menschen sind auch im wirtschaftlichen Kontext schlechte Entscheidungsträger. Sie sind weder völlig über den Markt informiert noch wird ihr Tun durch Nutzenmaximierung angetrieben. In Anlehnung an Frey können 4 mögliche Zustände individuellen und aggregierten Verhaltens ausgemacht werden, je nachdem ob Anomalien auf individueller und/oder Aggregatebene vorkommen: Aggregationsebene (Gesellschaft) Anomalien existiert nicht Individuelle Ebene Anomalien existiert existiert nicht existiert Verhalten entspricht auf beiden Analyseebenen den Rationalitätskriterien A Schaffung von Anomalien auf aggregierter Ebene Eliminierung von Anmalien auf aggregierter Ebene Aufrechterhaltung von Anomalien auf aggregierter Ebene C D B Abweichungen vom Rationalmodell verursachen Kosten. Angewandte Psychologie II - Seite 19 - www.skriptenforum.net/psychologie 20 4. MÄRKTE: KONSUMGÜTER UND ARBEIT Haushalte und Unternehmen sind Entscheidungsträger im privatwirtschaftlichen Sektor, der Staat ist öffentliches Entscheidungsorgan. Zentralverwaltungs- oder Planwirtschaft: Interaktion seitensd des Staates geplant (zentral); Aufgabe des Staates ist es die Wirtschaft zu lenken Marktwirtschaft: Interaktion ist den Partnern selbst überlassen (dezentral); Staat bestimmt Wirtschaft gar nicht. Das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage wird als Marktgeschehen bezeichnet. Woll unterscheidet zwei Arten von Märkten: Faktormärkte für Arbeits-, Boden- und Kapitalleistungen Konsumgütermärkte für Waren und Dienstleistungen Angewandte Psychologie II - Seite 20 - www.skriptenforum.net/psychologie 5. KONSUMGÜTERMÄRKTE: ÖKONOMISCHE SCHEIDUNGEN IM PRIVATEN HAUSHALT 21 ENT- Die Anzahl der Singlehaushalte nimmt zu und damit auch die Relevanz des Studiums individueller ökonomischer Entscheidungen. Partnern fällt es oft schwer ökonomische Entscheidungen kühl zu überlegen. Das Interesse für diesen Bereich besteht sowohl weil private Haushalte über den Großteil des Budgets in der Volkswirtschaft verfügen als auch weil oft Ursache für Konflikte zwischen den Partnern sind. Impulsentscheidungen: unmittelbar reizgesteuertes Auswahlverhalten, spontan, affektgefärbt und ohne Reflexion (z.B. Kauf von Süßigkeiten) Entscheidungen mit geringem Informationsverarbeitungsaufwand: routinisiert, gewohnheitsmäßig (z.B. Kauf von Brot, Hygieneartikel) Habituelle Kaufentscheidung: Extrembeispiel für limitierte Problemlösungsleistung; Entscheidung ist hier so verkürzt, daß nach der Problemerkennung sofort ein Gut aus dem Gedächtnis abgerufen wird. Der Konsument hat gelernt, mit diesem bestimmten Produkt seine Bedürfnisse zu befriedigen und sucht erst gar nicht nach neuer Information über ähnliche Produkte. Extensive oder echte Entscheidungen: sind jene, die eine komplexe Informationsverarbeitung verlangen. Differenzierung von 7 Abschnitten (Engel, Blackwell & Miniard): Problemerkennung Informationssuche Bewertung und Reihung aller möglichen Alternativen Kauf der präferierten Alternative Nachentscheidungsevaluation Entsorgung des Gutes Der Verlauf des Prozesses ist abhängig von Bedürfnissen, Aktivierung, Involvement, Erfahrungen und Erinnerungen des Käufers. Zusätzlich zum kognitiven Aufwand spielen auch Emotionen eine große Rolle bei der Entscheidungsfindung (Hedonistischer Konsum, Kaufzwang, Kaufsucht, Luxus). Kaufentscheidungen sind nicht mehr kühle Kosten-Nutzen-Überlegungen, sondern dienen auch dem Vergnügen. So tritt neben dem Grundnutzen der Zusatznutzen (symbolische Leistungen wie Prestige, Status, Aumerksamkeit) von Gütern in den Vordergrund. Typologie von Konsumentenpraktiken (Holt): Konsum als hedonistische Erfahrung: Streben nach emotionalen Erlebnissen Konsum als Integration: Suche nach Symbolen, sie ihr Selbst definieren und ergänzen (z.B. kaufen um Symbolen ähnlich zu sein) Konsum als Spiel: Sozialisationsbedürfnisse Kaufen, um mitreden/darüber reden zu können Angewandte Psychologie II - Seite 21 - www.skriptenforum.net/psychologie 22 Konsum als Mittel zur Klassifikation: Abgrenzung von oder Zugehörigkeit zu Gruppen Shopping kann aber auch Ziel an sich sein: Kaufsucht: Kaufakt selbst löst intensive positive Gefühle aus Kaufzwang: Kaufakt als Beruhigung, als Reaktion auf negative Gefühle 5.2 TAXONOMIE VON ÖKONOMISCHEN ENTSCHEIDUNGEN Entscheidungen im privaten Haushalt lassen sich in finanzielle und nicht-finanzielle Entscheidungen einteilen. Finanzielle Entscheidungen umfassen: Geldmanagement: z.B. Bezahlung offener Rechnungen Sparentscheidungen Vermögens- und Anlagemanegement Ausgaben Die meisten finanziellen Entscheidungen betreffen Ausgaben. Güter nach Kotler: Gebrauchs-, Verbrauchs- und Dienstleistungsgüter Güter des täglichen oder gehobenen Bedarfs und Spezialitäten Grundlegende Merkmale von Entscheidungen: Verfügbarkeit von kognitiven Skripts: steuern Entscheidungsablauf finanzielle Mittelbildung soziale Sichtbarkeit des Produkts Veränderung, die die Entscheidung für Haushaltsmitglieder bedeutet Klassifikation von Kaufentscheidungen (Kirchler): individuell Interesse nicht existent kollektiv hoch Echte Entscheidungen Finanzielle Mittelbindung Entscheidungsskripts existent Spontane Käufe unbedeutsam Angewandte Psychologie II niedgrig Soziale Sichtbarkeit symbolhaft - Seite 22 - www.skriptenforum.net/psychologie 23 Stimmen Partner in einer Entscheidung nicht überein, entstehen Konflikte. Brandstätter unterscheidet 3 Konflikttypen: Wertkonflikt: besteht, wenn die Partner unterschiedliche Wertvorstellungen haben z.B. will ein Partner einen bestimmten Modeartikel kaufen, der andere lehnt den Kauf aber ab. Die Partner haben also grundlegende Differenzen bezüglich der Symbolträchtigkeit des Gutes. Hier handelt es sich um echte Konflikte, jeder versucht den anderen von den Vorteilen seiner Meinung zu überzeugen. Wahrscheinlichkeitskonflikt: beziehen sich auf Urteile über reale Sachverhalte und Realisierungsmöglichkeiten. Besteht z.B. wenn Partner verschiedene Produktalternativen qualitativ unterschiedlich hoch einschätzen. Ist eigentlich kein wirklicher Konflikt. Verteilungskonflikt: liegt vor, wenn es um die Aufteilung von Gewinn und Kosten geht. So kann z.B. ein Partner gegen den Kauf sein, weil es nur dem anderen dient und nicht selbst verwendet werden kann. Klassifikation von Entscheidungen im privaten Haushalt (Kirchler): Entscheidungen im privaten Haushalt ökonomische Entscheidungen nicht ökonomische Entscheidungen Geldmanagement Sparentscheidungen Vermögens-/Anlageberatung Gewohnheitskauf Spontaner Kauf Keine gemeinsamen Überlegungen nötig!!! Autonome Entscheidung Kaufentscheidung Übereinstimmung Synkratische Entscheidung Interindividueller Konflikt Wahrscheinlichkeitskonflikt Wertkonflikt Verteilungskonflikt Angewandte Psychologie II - Seite 23 - www.skriptenforum.net/psychologie 24 5.3 MODELLE ZUR BESCHREIBUNG VON KAUFENTSCHEIDUNGEN IM PRIVATEN HAUSHALT Modell Buch S. 128!!! Arten von Kaufentscheidungen: Spontaner Kauf Gewohnheitskauf Autonomer Kauf: nicht wie individuelle, nicht völlig unabhängig vom passiven Partner – wird auch berücksichtigt Gemeinsamer Kauf: Vergleich der Meinungen Übereinstimmung synkratische Entscheidung Die Ziele, die die einzelnen Partner verfolgen, sind in der Entscheidung je nach Beziehungsqualität unterschiedlich gewichtet. Vor allem in harmonischen Beziehungen werden die Folgen für den anderen berücksichtigt und der maximale gemeinsame Nutzen wird angestrebt. Je besser die Beziehungsqualität, desto eher folgen die Partner dem Liebesprinzip. Nutzenschulden: Profitiert ein Partner wesentlich mehr von einer Entscheidung als der andere, so entstehen Nutzenschulden. Kauft sich etwa eine Frau ein teures Kleid, holt sie die Zustimmung ihres Mannes ein. Stimmt er zu, entstehen aus dem Kauf Nutzenschulden, da ja das Kleid nur Nutzen für die Frau hat aber gemeinsame Ressourcen ausgegeben wurden. Diese Nutzenschulden werden auf einem fiktiven Konto verbucht und sollten sich im Zeitverlauf die Waage halten. Die Art der Nutzenverbuchung ist von der Beziehung abhängig: Egoismusprinzip: Gleicht die Partnerschaft der zwischen Bekannten und liegt ein Dominanzgefälle vor es zählen ausschließlich die eigenen Bedürfnisse Equityprinzip: Beziehungsqualität niedrig, Macht aber egalitär verteilt:, Interaktion folgt austauschtheoretischen Überlegungen je nach dem ob Forderungen oder Verbindlichkeiten bestehen, zählen entweder die eigenen Bedürfnisse oder die des anderen; offene Kredite beunruhigen beide Kreditprinzip: Gleicht die Beziehung der zwischen guten Geschäftspartnern und Freunden gegenseitiges Vertrauen, langfristig Balance angestrebt Liebesprinzip: Je enger und harmonischer die Beziehung, desto altruistischer sind die Partner Bedürfnisse des Partners sind gleich wichtig oder wichtiger als die eigenen; Gefälligkeiten, ohne Rückzahlung zu erwarten. Asymmetrische Nutzenverteilungen werden bedeutungslos. 5.4 METHODEN ZUR UNTERSUCHUNG PRIVATER HAUSHALTE Forschungstechniken: Forderung nach Forschungsmethoden, mit denen Sequenzen von Entscheidungsepisoden und die Vernetzheit verschiedener Problemstellungen erfaßt werden können, daHaushalte dynamische, komplexe Systeme darstellen Längsschnittstudien unter Einbeziehung mehrerer Haushaltsmitglieder unter Anwendung vielfältiger Methoden Angewandte Psychologie II - Seite 24 - www.skriptenforum.net/psychologie 25 1. Laborexperimente Ad Hoc Gruppen: Testpersonen werden zu einer Familie zusammengestellt und sollen interagieren problematisch und wenig Rückschlüsse möglich Laborgruppen Und Familien sind verschiedene soziale Objekte Synthetische Familien: sind Gruppen einander fremder Personen, die ihrem Alter und Geschlecht nach einer echten Familie entsprechen könnten. Die wichtigsten Punkt einer Familie fehlen ihnen aber: Intimität, wechselseitige Abhängigkeit und Vielfalt der gemeinsamen Aufgaben. Viel Kritik Natürliche Familien: im Labor wird Verhalten künstlich hergestellt und betrifft eher belanglose Entscheidungen verhalten sich anders als in realen Situationen & sehr aufwendig 2. Befragungs- und Beobachtungstechniken Interviews/Fragebogen: zu einem spezifischen Problembereich Ereignisse erinnern und wiedergeben Kritik: verzerrte Erinnerung und Partner können über Verhalten des anderen nicht verläßlich Auskunft geben Die Vorhersagen über das Verhalten des Partners scheinen auf der Grundlage des eigenen Verhaltens zu erfolgen. Intime Partner sehen einander durch den Filter des eigenen Verhaltens und meinen ihre eigenen Taktiken werden auch vom Partner benutzt. Die Durchschnittliche Korrelation zwischen Selbst- und Fremdbild beträgt nur etwa 0.6........Schlußfolgerungen, die also aufgrund der Aussagen eines Haushaltsmitgliedes für die anderen Mitglieder gezogen werden, sind meistens falsch. 3. Tagebuchmethoden Zur Analyse der Wechselwirkung von Person und Umwelt hohe ökologische Validität, aktuelle Daten ohne Verzerrung Zeitstichprobentagebücher: Erfassung des Familienalltags Ereignistagebücher: werden an beide Partner ausgegeben und sind getrennt voneinander auszufüllen. Darin befinden sich je nach Thematik Fragen über Tagesablauf, gemeinsam aufgewendete Zeit, Diskussionen, Partnerbeziehung, Entscheidungen, ......die Partner protokollieren, ob sie miteinander gesprochen haben, wie lange und worüber sie geredet haben, wer das Gespräch geleitet hat, wie der Einfluß verteilt war,... Retrospektive 5.5 EINFLUßVERTEILUNG ZWISCHEN DEN PARTNERN Wer hat wieviel Einfluß im Haushalt ? Und in welchen Bereichen ? Die Einflußverteilung im privaten Haushalt dürfte beim Kauf vor allem von sozialen Normen und der Werthaltung der Partner getragen werden. Eine strenge Rollenteilung der einzelnen Bereich verschwindet immer mehr. Nach vorherrschender Meinung befinden wir uns also von einer traditionell patriarchalischen Partnerschaft auf dem Weg zu einer egalitären. Dazu ist aber noch ein langer Weg nötig. Studien von Kirchler zeigen, daß es zwar nicht mehr rein Männerdominierte und rein Frauendominierte Bereiche gibt, daß Entscheidungen aber auch nicht vermehrt gemeinsam, sondern autonom getroffen werden. Angewandte Psychologie II - Seite 25 - www.skriptenforum.net/psychologie 26 Frauendominierte Bereiche: Nahrungsmittel, Kochutensilien Verbrauchsgüter Männerdominierte Bereiche: Sparformen, Auto Gebrauchsgüter Gemeinsame Bereiche: Wohnzimmermöbel, Urlaub Rollendreick: Buch S. 148f Determinanten des Einflusses in Kaufentscheidungen (retrospektive Tagebuchmethode, Kirchler): Während in glücklichen Beziehungen Kompetenz und Bedürfnisse oder subjektive Wünsche zählen, ist in unglücklichen Beziehungen die Intensität des Wunsches des Partners wenig relevant und es wird Wert auf den eigenen Vorteil gelegt. Die Einflußverteilung ist immer weniger abhängig von sozialen Normen und der subjektiv wahrgenommenen Differenz der Ressourcenbeiträge. Interesse, Kompetenz und Entscheidungsgeschichte bilden relevante Prädiktoren der Einflußverteilung. Ungeschriebenes Gesetz des Ausgleichs (Corfman & Lehmann): Ein Partner scheint seinen Einfluß abgeben zu müssen, nachdem er in etwa zwei bis drei Entscheidungen Einfluß ausgeübt hat. Der Schwächere scheint nach wiederholter Nachgiebigkeit also verstärkt daran interessiert zu sein, Einfluß zu gewinnen. Partner suchen also einen Ausgleich und streben danach, Einflußdifferenzen zu begleichen. 5.6 PROZEßANALYSE VON ÖKONOMISCHEN ENTSCHEIDUNGEN Partner wenden Taktiken an, um den anderen von der Richtigkeit des eigenen Standpunktes oder den Vorteilen der eigenen Präferenzen zu überzeugen. Klassifikation von Taktiken: Buch S. 155 Der Einsatz der Taktiken ist abhängig von: Beziehungsqualität Dauer der Partnerschaft Konflikttyp Geschlecht Sachkonflikt: rational-logische Argumente Verteilungskonflikt: Verhandlungstaktiken Wertkonflikt: Persuationstaktiken Angewandte Psychologie II - Seite 26 - www.skriptenforum.net/psychologie 6. 27 KONSUMGÜTERMÄRKTE: UNTERNEHMEN ABSATZPOLITIK IN 6.1 PRODUKTION UND MARKETING VON GÜTERN Unternehmen produzieren und verkaufen knappe materielle oder immaterialle Güter durch zielgerichtete Transaktionsprozesse zw. Unternehmen und Umwelt (= Unternehmenspolitik). Der Absatz- und Beschaffungspolitik kommt hierbei die größte Bedeutung zu. Verkäufermarkt: In Zeiten mangelnder Güterversorgung bemühen sich Kunden aktiv um Produzenten oder Lieferanten. Dieser Markt ist durch einen Nachfrageüberhang gekennzeichnet. Käufermarkt: Aktuelle Märkte zeichnen sich dadurch aus, daß ein Angebotsüberfluß besteht und potentielle Nachfrager (Kunden) aktiv gesucht werden müssen. Ziel der Absatzpolitik: Schaffung, Erhaltung und Intensivierung von Transaktionen (Geld-, Güter- und Informationsströme) mit der Umwelt Unternehmens- und Führungsaktivitäten und Entscheidungen werden danach gerichtet Marketingmaxime: Ausrichtung Bedürfnissen der Verbraucher Marketingmethode: Entscheidungsfindung Systematische der Unternehmensentscheidungen an Anwendung moderner Techniken der Marketingziel: Gewinn Größen: Absatzvolumen, Umsatzvolumen und Marktanteil, Erstkäufe (Aufforderungscharakter) und Wiederkaufsrate (Zufriedenheit, Markentreue) Marketinginstrumentarium/Marketingmix Zur Erreichung von Marketingzielen stehen einem Unternehmen ein Bündel von Möglichkeiten zur Verfügung. Produktpolitik: umfaßt Maßnahmen die Produkt selbst betreffen wie Produktidee, Entscheidungen über Zeitpunkt der Markteinführung, Produktgestaltung,.... Preispolitik: Maßnahmen, die in Zusammenhang mit Zahlungsströmen für erbrachte Leistungen stehen z.B. Lieferkonditionen, Rabatte, Lieferung frei Haus,.... Distributionspolitik: Maßnahmen, die die Absatzwege betreffen z.B. Versand, Selbstbedienung in Supermärkten, persönlicher Verkauf,.... Kommunikationspolitik: Maßnahmen, die die Umwerbung des Konsumenten betreffen, vor allem Werbung und Werbewirkungskontrolle. 6.2 PRODUKTPOLITIK Produktpolitik befaßt sich mit der Neueinführung von Gütern und mit Veränderung bereits im Sortiment stehender Produkte. Die Möglichkeiten der Produktpolitik liegen in der Variation der Qualität von Güter (also in der Beeinflussung des Grundnutzens), vor allem aber in der Variation des Produktäußeren und der Angewandte Psychologie II - Seite 27 - www.skriptenforum.net/psychologie 28 Markenbildung, also vor allem in der Variation des Produktbildes und des Zusatznutzens. Forschungsrelevante Fragen betreffen Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung von Produkten und der Erzeugung beziehungsweise Änderung von subjektiven Produktbildern. Das Markenimage beeinflußt die Qualitätsbeurteilung: Wie sehr die Bewertung eines Produktes vom subjektiven Produktbild abhängt zeigt eine Beobachtung von Spiegel. Hersteller eine Weinbrandes ersetzt Bleikapseln gegen Kunststoffkapseln von da an gehäufte Reklamationen über chemischen Geschmack, Unnatürlichkeit, schlecht abgelagert Hälfte der Produktion wurde wieder mit Bleikapseln versehen Beschwerden gingen entsprechend zurück (Buch S.165/166). Plastik wird mit billig assoziiert und das strahlt auf das Produkt aus. Exp. Allison & Uhl: Einfluß der Marken auf den Geschmack des Bieres. Wenn gleiches Bier als Markenbier serviert wird, schmeckt es besser, prickelnder,....Markenimage beeinflußt also deutlich die Qualitätsbeurteilung. Beide Experimente zeigen, daß eine Beurteilung von Produkten nicht nur von deren Grundnutzen abhängt, sondern oft ausschließlich von den subjektiven Bildern, die mit einer Produktmarke verbunden werden. Dieses Phänomen nennt man Irradiationsphänomen (Spiegel, 1970): Das Phänomen, wonach Produktmerkmale wie etwa der Geschmack verändert erscheinen, wenn ein davon unabhängiges Merkmal wie etwa die Etikette verändert werden. Beispiele: Farbe des Verpackungspapiers: Frische des Brotes Farbe von Margarine: gelb erscheint weich, weiß ist hart und nicht streichfähig Geruch von Putzmitteln: beißend ist gut, blumiger Duft kann weniger Herkunftsland: z.B. Uhr aus Schweiz oder Polen Preis: wird als Indikator für Qualität genommen Der Konsum und Gebrauch von Gütern, so wie Geschmacks-, Geruchs- und Qualitätseinschätzungen hängen unter anderem von Farbe, Preis, Gewicht, Markennamen und Herkunftsort des Produktes ab. Arten nach Rosenstiel und Ewald: Optische Täuschungen: Ein Irradiationsphänomen tritt auf, wenn die Wahrnehmung von reizen, die objektiv verändert werden, auf andere Reize überstrahlt. Beispiele: Müller-Lyer´sche-Täuschung, gleich große Autos erscheinen je nach Farbgebung unterschiedlich groß (Helle wirken größer als dunkle) Lernprozesse: Irradiation kann auftreten, wenn die Wahrnehmung nicht unmittelbar erfolgt, sondern über Lernprozesse vermittelt zu einer veränderten Wahrnehmung anderer unabhängiger Merkmale führt. Wird ein Reiz verändert, so scheint auch der andere modifiziert z.B. Kühlleistung eines Kühlschranks wird Angewandte Psychologie II - Seite 28 - www.skriptenforum.net/psychologie 29 mit seiner Farbe in Verbindung gebracht. Grün-blaue kühlen anscheinend besser als rot-orange Kühlschränke. Stimmungen: Irradiationsphänomene können auch beobachtet werden wenn die Testpersonen ihre Urteile in unterschiedlichen Stimmungen abgeben. Je nach Stimmungslage kann z.B. das Geschnatter von Gänsen auch als Stimmengewirr von Partygästen erscheinen. Die Produktpolitik macht sich diese Irradiationsphänomene zunutze, ebenso wie die Signalwirkung von Farben: Mit der Signalwirkung von Farben, deren Wirkung auf den Organismus und deren symbolische Bedeutung beschäftigt sich Hackl-Grümm. Beispiele: Farbe Rot wirkt aktivierend, Blau wirkt physisch verlangsamend, Rosa signalisiert Süßes, usw.....Grün verpackte Produkte etwa haben immer einen gewissen Umweltbonus. Die Wirkung der Farben überträgt sich auf ein entsprechend eingefärbtes oder verpacktes Produkt. Theoretische Erklärung: Gestalttheorie: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile Soziale Wahrnehmungstheorie: Individuen gehen mit bestimmten Erwartungen an die Umwelt heran, die Umwelt liefert bestimmte Informationen die Wahrnehmung ist der Kompromiß aus Erwartung und Information; beeinflußt durch kognitive, emotionale und motivationale Faktoren 6.2.1 Produkttests Um Produkte entsprechend den Marketingzielen zu gestalten, werden Produkttests und Imageanalysen durchgeführt. Man unterscheidet zwischen: Konzepttests: Produkte werden auf Bildern oder Fotos gezeigt und ihre Anmutung geprüft Produkttests: Güter werden konkret zur Bewertung vorgelegt. Es geht um die Analyse von Produkterlebnissen oder subjektiven Wirkungen auf die Testperson. Ihre Aufgabe ist es festzustellen wie gut ein Produkt bei der Zielgruppe ankommt. Repräsentative Stichprobe: 500 bis 3000 Tpn Schnellgreifbühnen: sind ein klassisches Instrument für Produkttests. Produkte werden hier auf einer Anrichte dargeboten, TP hat zwei Sekunden Zeit ein Produkt auszuwählen. Dabei wird angenommen, daß Produkte, noch bevor sie bewußt erkannt und rational beurteilt werden können, bereits spontan bevorzugt oder abgelehnt werden können. Beispiel: Es werden verschieden gestaltete Sektflaschen vorgegeben mit der Aufforderung, die TP soll die Essigflasche herausnehmen. Die überzufällige Häufigkeit einer gewählten Alternative wäre ein Indiz dafür, daß mit dieser Flaschenform “sauer” verbunden wird. Sie wird daher nicht für Sekt verwendet. Mit Schnellgreifbühnen können untersucht werden: Spontanwahl (Aufforderungscharakter), Spontanhandhabung (Rückschlüsse auf Handhabung) Angewandte Psychologie II - Seite 29 - www.skriptenforum.net/psychologie 30 und Spontanzuordnung (Rückschlüsse auf unreflektiert vermutete Eigenschaften des Produkts). Analyse von Werbeanzeigen: ob wesentliche Informationen schnell und richtig erkannt werden Tachioskop (unterschwellige Darbietung) Informations-Display-Matrix: zur Analyse der Wahrnehmung von Produktinformationen. Eine Person wählt dabei aus einem bestehenden Informationsangebot bestimmte Informationen über alternative Produkt aus (Matrix). Die Art und Anzahl der gewählten Informationen läßt Rückschlüsse auf das Wahlverhalten zu, auf subjektiv wichtige Charakteristika, auf Anzahl der verarbeiteten Information usw.. Protokolle des lauten Denkens: weitere Methode zur Produktbeurteilung. Während eine Testperson ein Produkt erkundet, spricht sie alle ihre Gedanken laut aus Konstruktion von subjektiven Entscheidungsnetzen Blickaufzeichnungen: es wird gemessen wo der Blick zuerst hinfällt, wie oft man hinsieht, wo der Schwerpunkt liegt,..... 6.2.2 Image von Produkten Coca Cola, Sony, Mercedes, Kodak,...gehören zu den 10 international bekanntesten Markennamen. Neben Bekanntheit ist aber vor allem die Einstellung zur Marke wichtig. Definition von Einstellungen Einstellungen basieren auf inneren Erregungsvorgängen, die angenehm oder unangenehm empfunden werden, zielgerichtet und mit einer Beurteilung des Gegenstandes verbunden sind. Drei Komponenten von Einstellungen (Thomas): Meßbare unabh. Variablen. intervenierende Variablen Affekt Einstellungsobjekt (Personen, soziale Gruppen, Situationen, Handlungen,... Einstellung meßbare abh Variablen Reaktionen des autonomen Nervensystems, Verbale Äußerungen und Gefühle Kognition Wahrnehmungsurteile, Verbal geäußerte Meinungen Verhalten Offen zutage tretendes Verhalten. Auskünfte über eigenes Verhalten Einstellung wurde später als Image bezeichnet. Angewandte Psychologie II - Seite 30 - www.skriptenforum.net/psychologie 31 Zwischen Einstellung und Verhalten besteht eine Korrelation. Einstellungen sind hypothetische Konstrukte Messung: 1. Psychobiologischer Ebene: Intensität und Wichtigkeit (EEG, EKG) 2. Verhaltensbeobachtung: darf nicht bewußt sein 3. Ebene subjektiver Erfahrung: Befragung und Interviews Beispiel: “Nescafé Instantkaffee”, Einkaufskorb differiert nur in Kaffeesorte, Frauen die Nescafé kaufen, werden als fauler und schlechtere Ehefrauen eingeschätzt (Buch S.176) Semantisches Differential Neben eindimensionalen Messungen werden zunehmend auch mehrdimensionale Messungen durchgeführt. Semantisches Differential wurde 1970 von Osgood zur Messung von Wortbedeutungen entwickelt. Die Bedeutung eines Wortes wird durch die damit verbundenen Assoziationen repräsentiert. 3 Faktoren des semantischen Raums: Positivität, Potenz und Aktivität Vergleiche von Profilen mittels Ähnlichkeits- oder Korrelationmaß Eine interessante Anwendungsmöglichkeit des semantischen Differentials stammt von Peabody. Wenn z.B. die Einstellung zu bestimmten Nationen erhoben werden soll, könnte ein Volk als sparsam bezeichnet werden. Genauso gut könnte man sparsam aber auch als geizig sehen. Während im ersten fall eine positive Bedeutung impliziert ist, ist es im zweiten Fall eindeutig negativ. Um also zwischen Bewertungsaspekt und Beschreibungsaspekt trennen zu können, entwickelte Peabody ein semantisches Differential, in welchem für jede Beschreibungsdimension zwei Eigenschaftspaare angeführt sind. Beispiel: sparsam versus verschwenderisch und geizige versus freigiebig Die Beschreibungskomponente errechnet sich aus dem Absolutbetrag der Differenz der Urteile auf beiden Skalen. Die Bewertungskomponente ergibt sich aus der Summe der Urteile aus den zwei Skalen. (Seite 180, Rechnung) Multiattributionsmodelle (Fishbein & Ajzen) Diesem Modell der Einstellungsmessung, das äußerlich ähnlich dem semantischen Differential ist, liegen zwei Hypothesen zugrunde: 1. Der Konsument nimmt an jedem Produkt nur einige wenige Eigenschaften wahr die für seine Einstellung ausschlaggebend sind 2. Die Einstellung zu einem Produkt folgt aus der subjektiven Wahrscheinlichkeit P der wahrgenommenen Eigenschaft und aus ihrer Bewertung E Grundgedanke: Einstellungen werden auf subjektive Motive und auf das Wissen über Befriedigungsmöglichkeiten zurückgeführt . Zuerst werden Eigenschaften eines Produkts ermittelt. Die Testpersonen bekommen nun diese Eigenschaften vorgegeben und müssen sie auf zwei semantischen Differentialen bewerten. Zuerst die Bewertung, wie wahrscheinlich das Produkt diese bestimmte Eigenschaft hat. Dann wie gut bzw. schlecht die jeweilige Eigenschaft ist. Angewandte Psychologie II - Seite 31 - www.skriptenforum.net/psychologie 32 Einstellung = 1/n Wahrscheinlichkeit x Bewertung Die Gesamteinstellung ist die Summe der Einschätzungen durch die Anzahl der Eigenschaften. Die Kenntnis von Einstellungen dient dazu, Images verschiedener Produkte miteinander zu vergleichen. Einstellung und Verhalten korrelieren aber nicht perfekt miteinander. Deshalb erweiterten Fishbein & Ajzen ihr Modell um den Einfluß sozialer Normen. Auch wenn die Einstellungen für ein bestimmtes Verhalten sprechen, kann es sein daß eine Person anders handelt, nämlich wenn soziale Normen gegen ihr Verhalten sprechen. Dieser soziale Druck errechnet sich aus: Sozialer Druck = Annahmen über soziale Gebote x Neigung diesen Geboten zu entsprechen Intendierten Verhaltens = f (Einstellung, sozialer Druck, subjektive Verhaltenskontrolle) Beispiel: Wenn eine Person annimmt, ein Auto der Marke x sei sicher und gleichzeitig angenommen wird, daß der Kauf von Freunden und Bekannten positiv eingeschätzt wird, wird sie wahrscheinlich dieses Auto kaufen. Vermutet sie allerdings, wichtige Bezugspersonen würden den Kauf ablehnen, so sinkt die Wahrscheinlichkeit des Kaufes. Assoziationsgeflecht Da Produktgestaltung und Werbetechniken darauf abzielen, Verbindungen zw. Produkten, Marke und Gefühlen herzustellen, sind Assoziationstechniken besonders geeignet. Hier sind Gefühle relevant, die spontan wachgerufen werden. Das Assoziationsgeflecht zielt darauf ab, die ersten Gedanken und Gefühle, die einem zu einem bestimmten Objekt kommen, zu erfassen. Geflecht deshalb, weil die Teilnehmer nicht nur die Gedanken nennen sollen, sondern auch deren Reihenfolge festlegen, ihre Wichtigkeit und ob sie positiv oder negativ sind. Aufgabe der Teilnehmer ist es also, die Gedanken und Gefühle, die spontan zu einem Objekt kommen, der Reihe nach zu protokollieren, zu bewerten ob eine Assoziation positiv, neutral oder negativ ist, und schließlich Verbindungen zwischen den Assoziationen anzugeben, so daß alle Einfälle zu einem Flechtwerk zusammengefaßt werden können. Aus dem Assoziationsgeflecht kann herausgelesen werden: Qualität der Assoziationen: inhaltsanalytische Methode Einstellung zu einem Stimulus anhand der Bewertung der Assoziationsinhalte Polaritätsindex: Differenz zwischen den Mengen positiver und negativer Assoziationen bezogen auf die Gesamtzahl. Dieser Index kann als Einstellungsmaß betrachtet werden, das zwischen +1 und -1 schwankt Angewandte Psychologie II - Seite 32 - www.skriptenforum.net/psychologie 33 Neutralitätsindex: Differenz zwischen neutral bewerteten Assoziationen und den restlichen Assoziationen. Gibt die Neutralität einer Person zu einem Stimulus an. Verlauf der Assoziationen: zuerst negative Gedanken, dann erst positive oder umgekehrt Subjektive Verbindungen zw. Assoziationsinhalten Produktpositionierung: Bisher war hauptsächlich von Ist-Einstellungen die rede. Die Messung von Einstellungswerten wird aber auch für Soll-Werte oder Zielvorgaben verwendet. Beispiel: Sind Einstellungen zu tatsächlich erhältlichen und idealer Zigarettenmarke bekannt, können durch entsprechende Werbemaßnahmen Änderungen der Einstellungen erzielt werden. Zigarettenmarke M wird z.B. als schwach beurteilt und ihr Format als lang. Ideal wäre eine starke und kurze Zigarette. Durch Produktveränderungen und Werbemaßnahmen wird nun versucht, den Ist-Zustand dem Soll-Zustand anzunähern. Produktpositionierung bedeutet also die Plazierung eines Produktes in einem Eigenschaftsraum. Die Positionierung eine Produktes und dessen Erfolg hängen von den Produkteigenschaften ab, die vom Konsumenten wahrgenommen werden. Die Kaufwahrscheinlichkeit steig mit zunehmender Nähe zum Idealprodukt und gleichzeitiger Entfernung von Konkurrenzprodukten. Schritt zur Bestimmung der Produktposition (von Rosenstiel): 1. Bestimmung der wahrgenommenen Eigenschaften (objektive Leistungsfähigkeit, subjektive Erlebniswerte) 2. Bestimmung des Konkurrenzfeldes (Rel. Position) 3. Bestimmung der Position von Idealprodukten (Erwartungen des Konsumenten) 4. Bestimmung der zeitlichen Verschiebung der verschiedenen Marken- und Idealpositionen Marktsegmente: in sich homogene Abnehmergruppen, die sich von einander durch ihr Konsumverhalten unterscheiden oder differenziert auf Marketingaktivitäten reagieren ihr Konsumverhalten unterscheiden Identifikation und Abgrenzung von Zielgruppen Ein Produkt kann in bestimmten Teilmärkten erfolgreich sein, in anderen nicht. Manche Teilmärkte können im Gegensatz zu anderen potentiell nach einem Produkt verlangen. Diese Teilmärkte bieten Marktnischen. Beispiel: Es gibt große Autos die teuer sind und kleine Autos die billig sind. Die Marktnische wäre hier ein mittelgroßes Auto zu einem durchschnittlichen Preis, das alle anspricht. Techniken zur Bildung/Modifikation von Images: Zentrale Instrumente: Veränderungen des Produktes selbst Periphere Instrumente: Absatzmethode, Sortimentgestaltung,... Informierende Instrumente: Werbeaktivitäten, PR,... Angewandte Psychologie II - Seite 33 - www.skriptenforum.net/psychologie 34 Imagetransfer: Übertragung von Einstellungen von einem Produkt auf ein anderes so kann mittels einer einheitlichen Werbelinie mehrere Produkte gleichzeitig bewerben 6.3 PREISPOLITIK 6.3.1 Beziehung zwischen Preis und Nachfrage Preise sind Grundlage der Wirtschaftspläne und bestimmen die Entwicklung von Angebot und von Nachfrage. Je billiger ein Gut ist, um so eher werden Konsumenten dieses Gut kaufen (Nachfragegesetz). Genau umgekehrt verhält es sich mit dem Angebotsgesetz. Unternehmen werden um so mehr produzieren je höher der Preis ist, weil sie ja Gewinn machen wollen. Höchstpreis Preis Angebot Marktgleichgewicht Sättigungsmenge Nachfrage Menge Jener Punkt, an dem sich Angebots- und Nachfragekurve schneiden, wird als Marktgleichgewicht bezeichnet. Wo man gerne spart: 64% der Konsumenten achten auf den Preis von Schuhcreme, viel weniger aber schauen auf den Preis wenn es um den Kauf des Autos geht. Man fragt sich ab sich aus rationalen Gründen auszahlt, Zeit und Energie aufzuwenden, um beim Schuhcremekauf 5.- zu sparen, wenn man beim nebensächlich ist, ob es um 15.000.- mehr kostet weil es eine andere Farbe hat. Es ist sinnvoll Güter zu einem Preis zu verkaufen, zu dem andere sie auch anbieten. Konsumenten kennen relativ selten den exakten Preis. Sie scheinen ein implizites Preisniveau oder ein Preisintervall als Anker zu verwenden, um reale Preise zu beurteilen. Geringfügige Unterschiede zwischen realen Preisen und dem subjektiven Referenzpreis werden vom Konsumenten nicht beachtet. Preise darüber sind zu teuer, darunter schlechte Qualität. Adaptionsniveau-Theorie (Helson): Die Bewertung eines Preises hängt vom tatsächlichen Preis und den individuellen Preiserfahrungen ab. Angewandte Psychologie II - Seite 34 - www.skriptenforum.net/psychologie 35 Assimilations-Kontrast-Effekt (Sheriff & Hovland) Demnach wird die Distanz wischen einem Anker und einem naheliegenden Stimulus unterschätzt und die Distanz zu einem fernliegenden überschätzt. Daraus folgt, daß in einem mittleren, in der Nähe des Ankerpreises liegenden Preisbereiches Preisdifferenzen unterschätzt und möglicherweise gar nicht wahrgenommen werden. 6.3.2 Beziehung zwischen Preis und Qualität Der Preis eines Produktes wird häufig als Qualitätsindikator angesehen, obwohl in fast allen Tests Preis und Qualität nur geringfügig korrelieren. Konsumenten blicken aber auf den Preis und schließen daraus auf die Qualität teuer = gut, billig kann nicht so gut sein. Theoretische Erklärung: soziale Wahrnehmungstheorie Beispiel: Studenten müssen Getränk beurteilen, dessen Preis zwischen 29 und 89 Cent variiert. Mittlerer Preis erwies sich als günstigster Qualitätsindikator. Teure werden mit einem implizit vorgestellten der gleichen Preisklasse verglichen und schneiden daher schlechter ab. Billige Sorten werden mit entsprechend billigen Standards verglichen. Der Preis eines Gutes wird vor allem dann zum Qualitätsindikator, wenn keine deutlich wahrnehmbaren Qualitätsmerkmale vorhanden sind oder die Qualitätsbeurteilung übermäßig komplex ist. Im Mittel gesehen ist die Korrelation zwischen Preis und Qualität Null, d.h. es besteht gesamt gesehen kein Zusammenhang zwischen Preis und Qualität, auch wenn dies gemeinhin angenommen wird. 6.4 DISTRIBUTIONSPOLITIK Umfaßt alle Maßnahmen, die zur dauerhaften Versorgung der Verbraucher mit Waren und Dienstleistungen erforderlich sind. 6.4.1 Geschäftsimage und Warenplazierung So wie die Gestaltung eines Produktes dessen Image erzeugt, beeinflußt auch die Art des Geschäftslokals, dessen Ausstattung und Lage das Image und die Erwartungen der Konsumenten. Durch die Gestaltung der Geschäftslokale wird nicht nur der Kundenlauf gelenkt sondern auch die Aufmerksamkeit auf bestimmte Produkte gelenkt und Emotionen geweckt. Art der Geschäftslokale: Fachgeschäft, Warenhaus, Versandhaus,... Gestaltung der Geschäftslokale: Kundenlauf durch das Geschäft, Lenkung der Aufmerksamkeit, Erwecken von Emotionen Plazierung von Produkten im Geschäft: Gezielte Anordnung von Produkten kann den Absatz verstärken. Regalhöhen: Unterschiedliche Regalhöhen haben Verkaufsstärken. Sichtzone (120 cm): am verkaufsstärksten Griffzone (80 cm): auch noch verkaufsstark Angewandte Psychologie II unterschiedliche - Seite 35 - www.skriptenforum.net/psychologie 36 Bück-/Steckzone (unter 60cm/über160cm): verkaufsschwach Sonderdisplays: haben Einfluß auf das Kaufverhalten des Konsumenten, erregen Aufmerksamkeit Sonderdisplays und vorübergehende Preisreduktionen führen meist zu hohen Absatzsteigerungen z.B. bei Hundefutter um 212% und bis zu 1000% bei Gesichtsmilch. Bei neuartigen Produkten können sie zu einem sogenannten Mitzieheffekt führen, so daß auch preislich nicht reduzierte Produkte verstärkt gekauft werden. Allerdings können auch Kanibalisierungseffekte auftreten. Dies bedeutet, daß Sonderdisplays zu Minderkäufen bei konkurrierenden Produkten führen können. Weiters besteht die Gefahr, daß es zu Vorratskäufen kommt, wenn die Preisreduktion zu hoch ist. Schütten: Waren die hier plaziert werden, werden beachtet und oft spontan mitgenommen. Gestaltung des Verkaufsprozesses: Interaktion zw. Käufer und Verkäufer persönlicher Verkauf, Verkaufsgesprächsführung,... 6.4.2 Überlegungen zum persönlichen Verkauf Ausgangslage: Eine Person auf der einen Seite interagiert mit einer Person auf der anderen Seite und versucht, ihr Verhalten zu beeinflussen. Nachdem Personen nicht immer in der Lage sind, alle relevanten Informationen zu sammeln, werden Entscheidungen oft über “kognitive Abkürzungen” herbeigeführt. Sie entscheiden aufgrund eines oder weniger hervorstechender Merkmale oder aufgrund stereotyper Vorstellungen. Es sit leicht oberflächliche Meinungen zum Tagesgeschehenaufzugeben, aber an prinzipiellen Grundeinstellungen wird rigide festgehalten. Oft können sich Kunden oder Verkäufer Vorteile verschaffen, indem sie Gewohnheiten radikal durchbrechen. Beispiel: Überrascht man in der U-Bahn eine Person mit der Bitte um ihren Sitzplatz, bekommt man ihn in 50% der Fälle. Redet man lange herum, bekommt man ihn wahrscheinlich nicht. Einer Bitte wird nicht nur dann entsprochen, wenn sie überraschend kommt, sondern auch wenn eine Begründung folgt muß diese Begründung nicht sachlich logisch formuliert sein Beispiel: Studenten, die sich zum Kopieren anstellten, wurden mit der Bitt überrascht, vorgehen zu dürfen, weil man in Eile sei. 94% kamen der Bitte entgegen. Ohne Begründung waren es nur 60%. Gab man nun die Begründung, man wolle vor, weil man kopieren muß ( was ja alle mußten) stieg der Anteil wieder auf 93%. Das Wort “weil” signalisiert einen Grund, die angesprochenen Personen hören nicht weiter nach dem Inhalt der Begründung. Langfristig gesehen ist es wichtig Vertrauen aufzubauen (Stammkunden) und nicht nur den augenblicklichen Vorteil im Auge zu haben. Angewandte Psychologie II - Seite 36 - www.skriptenforum.net/psychologie 37 Einstellungen können durch Argumente gebildet, stabilisiert und verändert werden. Wichtig sind außerdem: Charakteristika des Senders, Art der Kommunikation und Eigenheiten des Empfängers. Eigenschaften des Verkäufers: Studien zeigen einen positiven Zusammenhang zwischen Erfolg des Verkäufers und Alter, Ausbildung, Fachkenntnissen, Extraversionsneigung, Intelligenz, Dominanz und Einfühlungsvermögen. Wichtige Punkte sind aber auch: Status: Neben Kompetenz und Fachautorität stellt der Status eine wichtige Rolle dar. Titel und Auszeichnungen in Form von Urkunden sind weithin sichtbare Statussymbole. Beispiel: Wissenschaftliche Artikel, die bereits abgedruckt worden waren, wurden unter unbekannten Namen wieder eingesendet => Großteil abgelehnt. Status scheint auch in der Wissenschaft ein Garant für Qualität zu sein. Beispiel: 4 Studentengruppen wurde ein Besucher vorgestellt. Der ersten als Student, der zweiten als Assistent,..., der letzten als Professor. Nun wurden die Studenten nach seiner Größe befragt. Mit jeder Statusstufe wuchs der Besucher um ca. 1,5 cm, so daß der Professor um ca. 7 cm größer gesehen wurde als der Student. Gesprächstempo: Hohes Gesprächstempo kann Gegenargumente verhindern und verhindert auch die Generierung von Pro- und Kontraargumenten. Daher ist ein hohes Tempo günstig wenn die Zustimmung des Käufers erwünscht ist, zu schnelles Sprechen kann aber ungünstig sein, wenn die Person bereits die selbe Meinung wie der Sprecher hat. Ähnlichkeit: Ähnlichkeit zwischen den Gesprächspartnern scheint einflußförderlich zu sein. Personen ändern um so eher ihr Verhalten entsprechend den gegenseitigen Wünschen, je ähnlicher sie sich sind. Beispiel: Abschluß von 22000 Lebensversicherungen wurde analysiert, ähnliches Lebensalter korreliert positiv mit dem Abschluß. Charisma: Attraktive und sympathische Personen müssen keine Überzeugungstaktiken anwenden. Entsprechend des Halo-Effektes wird mit einer attraktiven Person auch eine attraktive Meinung assoziiert. Daß positive Emotionen auf die Situation und die Produkte überstrahlen nutzt z.B. die Firma Tupperware. Bei Tupperware Parties lädt eine Person freunde zu sich nach Hause ein und ein Vertreter zeigt das Geschirr. Nach der Präsentation können alle Besucher etwas kaufen und der Gastgeber erhält ein Geschenk. Was steckt dahinter? Die Einladung eines Freundes zu sich nach Hause beeinflußt die Sympathie des Vertreters. Die Geschenke des Vertreters erzeugen weitere Sympathie und drängen zu Reziprozität im Verhalten. Die Anwesenheit anderer befreundeter Personen und die Entscheidung eines Anwesenden zum Kauf zieht die anderen mit. Schließlich bedeutet ein Kauf ja auch eine Art Gefälligkeit gegenüber dem Angewandte Psychologie II - Seite 37 - www.skriptenforum.net/psychologie 38 Gastgeber, denn dieser erhält ein um so wertvolleres Geschenk, je mehr gekauft wird. Druck: Ein moderater Kaufhinweis ist am erfolgversprechendsten. Ein zu starker Druck löst Reaktanzreaktionen aus. Ebensowenig verkaufsförderlich ist der durch die Androhung negativer Konsequenzen beim Nichtkauf ausgeübte Druck. Gesprächsverlauf und Informationsdarbietung 3 Phasen des Verkaufsgesprächs: 1. Orientierungsphase: Meinungen des Kunden explorieren 2. Bewertungsphase: Info durch Verkäufer auf Meinung des Kunden bezug nehmen und Vorteile des Produkts anpreisen 3. Abschlußphase: Liefer- und Zahlungsmodalitäten Furchtappelle sind riskante Einflußtaktiken können Reaktanz hervorrufen Reziprozität ist auch wichtig bietet Verkäufer sozusagen Gefallen an, kommt ihm auch der Kunde entgegen Verkaufstechniken: “foot in the door” Technik: Einem Käufer wird die Möglichkeit geboten, etwa eine Zeitschrift zum halben Preis für 2 Monate zu testen. Hat der Verkäufer erst einmal seinen Fuß in der Tür, wird es schwieriger, weitere Kaufaufforderungen auszuschlagen. Einmal zugestimmt, ist es schwer, sich von einem Standpunkt wieder zu lösen, sich inkonsistent zu verhalten und gegenteiliges zu wollen. Weil Personen zu konsistentem Verhalten neigen, ist diese Taktik besonders effizient. “door in the face” Technik: Die Zielperson wird dabei mit einer ungemein hohen Ausgangsforderung konfrontiert, die sie sicher ablehnen wird. Im nächsten Schritt paßt sich der Verkäufer den Wünschen des Kunden an. Dieses Entgegenkommen bewirkt aufgrund sozialer Reziprozitätsnormen, daß sich nun der Kunde einem gemeinsamen Konsens nähert. “That’s not all” Technik: Der Verkäufer nennt hier schon zu Beginn des Gespräches den Preis des Gutes, und bevor sich der Kunde dazu äußern kann, reduziert er den Preis oder bietet ein Zusatzprodukt an. Diese Technik zielt darauf ab, einen Ankerpreis zu etablieren. Im Vergleich dazu wird ein Kunde den geringeren Preis als ein besonderes Angebot verstehen. Preise werden anscheinend nicht als absolut hoch oder niedrig angenommen, sondern im Kontrast zu anderen Preisen beurteilt. Beispiel: Die Vorführung eines sündhaft teuren Anzugs dient meist nicht dessen Verkauf, sondern um einen Ankerpreis einzurichten, im Vergleich zu dem der normal teure Anzug billig erscheint. Hat ein Kunde erst einmal einen Anzug gekauft, dann erscheint eine relativ teure, aber dazupassende Krawatte im Vergleich billig und wird gerne mitgenommen. “low ball” Technik: Strategie, die darauf abzielt, den Käufer auf eine Entscheidung festzulegen und im dann zu verkünden, daß bestimmte teile nicht inbegriffen sind. Da der Käufer bereits eine Entscheidung getroffen hat, fällt es Angewandte Psychologie II - Seite 38 - www.skriptenforum.net/psychologie 39 ihm schwer diese zu revidieren, da nur noch einige kleine Zusatzobjekt mit anzuschaffen wären. Beispiel: Kunde entscheidet sich für Kauf eines bestimmten PC. Verkäufer fällt nun ein, daß Maus und Tastatur nicht im Preis inbegriffen sind aber im Setpreis günstig zu haben wären. Großteil kauft es nun dazu, obwohl der Kauf nun auch nicht billiger ist als anderswo oder sogar teurer. Eigenschaften des Käufers Selbstwert: Personen mit niedrigem Selbstwert sind eher bereit, ihre Einstellung zu ändern umgekehrt u-förmiger Zusammenhang zw. Selbstwert und Entgegenkommen Extraversion/Introversion und emotionale Stabilität: Introvertiert-labile: ändern unter Druck ihre Meinung Extravertriert-labile: reagieren auf Druck mit Ärger Introvertiert/Extravertiert-stabile: empfinden neutrales Gespräch als sachlich Stimmung: Emotionen können kognitive Verarbeitungsprozesse verhindern. Personen in guter Stimmung scheinen eher kaufwillig zu sein. Stimmung=Information-Heuristik: negative Stimmung regt intensives Überlegen und Analysieren der Situation an Johnson und Tversky: Unterschätzung der Risikowahrscheinlichkeit in guter Stimmung, Überschätzung in negativer Stimmung Fishbein und Ajzen: gute Stimmung könnte zu Überschätzung der positiven Eigenschaften eines Produktes führen Verkaufstrainings Verkäufer werden geschult, um im Gespräch gezielt verbal und nonverbal agieren zu können. Grid-Ansatz/Verhaltensgitter (Blake & Mouton): 2 relevante Dimensionen: a. Interesse am Käufer b. Interesse am Verkauf Verkaufstile: Nimm oder laß es: (a) und (b) niedrig sehr schlecht Umsatzorientiert: (a) niedrig, (b) hoch Bedrängen des Kunden Verkaufstechnisch orientiert: (a) und (b) mittel Verkaufstaktiken Menschlich orientiert: (a) hoch, (b) niedrig Aufbau persönlicher Beziehung Problemorientiert: (a) und (b) hoch Eingehen auf Bedürfnisse/Beratung Kulturelle Einflüsse und nonverbale Kommunikation müssen beachtet werden Mißverständnisse sind Quellen für Konflikte 6.5 KOMMUNIKATIONSPOLITIK Kommunikationspolitik beinhaltet alle Maßnahmen eines Unternehmens, die darauf ausgerichtet sind, Informationen über das Angebot und das Marketing des Unternehmen zu vermitteln und die Empfänger zu beeinflussen. Grundlegendes Ziel: Positionierung des Angebots am Markt Angewandte Psychologie II - Seite 39 - www.skriptenforum.net/psychologie 40 Instrumente der Massenkommunikation: Werbung, Gestaltung der Produktverpackung und der Schaufenster, Sponsoring, PR Instrumente der persönlichen Kommunikation: Verkaufsgespräche mit Kunden, individuelle Beratung auf Fachmessen Das wichtigste Instrument der Kommunikationspolitik ist die Werbung. Werbung kann als Form der Beeinflussung im zwischenmenschlichen Bereich verstanden werden. Außer durch Werbung können Umsatzsteigerungen Promotionmethoden erreicht werden: auch noch durch Promotionmethode Kennzeichen Umsatzwirkung Produktproben Probenverteilung z.B. in Geschäften Sonderpreise Preisvorteile durch Großverpackungen, Sonderangebote, Wertgutscheine,... Zugaben Vergabe von Waren/Gutscheinen bei Kauf des geförderten Produktes Produktkauf schließt Teilnahme an einem Gewinnspiel mit ein wirkungsvoll bei Einführung neuer Produkte und bisherigen Nichtkäufern ab mind. 13% Preisermäßigung sind steile Umsatzanstiege zu erwarten, Umsatzanstieg hält aber nur kurz an Durchschnittliche, kurzfristige Wirkung Gewinnspiele Persönlicher Verkauf Merchandising Maßnahmen Publicity Maßnahmen Angewandte Psychologie II Demonstration und Verkauf des Produktes Besondere Plazierung und Hervorhebung des geförderten Produkts am Verkaufsort Produkt wird der Öffentlichkeit durch Veranstaltungen, Auftritte von Idolen,... nahe gebracht Schneller, aber kurzfristiger Umsatzanstieg (bis zu 30% in der ersten Woche) Kurzfristig gute Erfolge möglich Umsatzsteigerungen bis zu 300% Indirekter Einfluß auf Verkaufserfolg - Seite 40 - www.skriptenforum.net/psychologie 41 6.5.1 Ausgangsbedingungen gegenwärtiger Werbebedingungen In den letzten Jahrzehnten wurden Texte und Sachinformationen von Bildern und Emotionen verdrängt. Informationsüberschuß: Anteil der nicht beachteten Information an der insgesamt angebotenen. Beispiel: Zeit wird gemessen die man zum Lesen einer Zeitschrift braucht z.B. Stern ca.4.5-7 Stunden, tatsächliche Lesezeit aber ist 60 Minuten, d.h. 285 Minuten oder 83% des Angebots werden nicht beachtet. Informationsüberlastung in Deutschland etwa liegt bei 98%, 98,1% im Fernsehen und 94% für Zeitschriften. Leser wenden sich nur etwa 2 Sekunden einer Anzeige zu, nötig wären etwa 40, d.h. nur 5% der angebotenen Werbeinformation kommen an. Mit zunehmender Informationsüberlastung verdrängen Bildkommunikation Texte und Sachinformationen, weil Bilder schneller aufgenommen werden können. Wenig involvierte, passive Rezipienten: Bilder und Farben. Die Geschwindigkeit der Bildkommunikation ist noch höher, wenn anstelle von Sachinformationen emotionale Eindrücke vermittelt werden. Farben können noch schneller aufgenommen werden, daher versucht jede Marke eine für sie typische Farbe zu finden. Lila wird sofort mit Milka assoziiert, rot mit Coca Cola und Felix Ketchup,..... Da sich Produkte immer weniger objektiv unterscheiden, muß Zusatznutzen geschaffen werden (Verdrängungswettbewerb wird immer härter). Die zunehmende Marktsegmentierung hat zu einer Steigerung der Markendifferenzierung geführt. Werbebotschaften werden vermehrt auf bestimmte Zielgruppe abgestimmt. 6.5.2 Ziele und Strategien der Werbung Werbung ist Versuch, das Verhalten Kommunikationsmittel zu beeinflussen. von Personen mittels besonderer Werbeziele Allgemeine Werbeziele: Aktualisierung, Emotionalisierung und Information Wichtigste Werbeziele: Erhöhung des Umsatzes, positive Einstellung zum Produkt, Erhöhung der Kaufbereitschaft Nachdem Werbemaßnahmen teuer sind, sollen sie auch effizient sein. Wichtig ist, daß die Werbeziele konkret formuliert und operationalisiert werden, etwa die Erhöhung des Bekanntheitsgrades oder die Verbesserung einer Einstellung zu einem Produkt. Werbewirkungsforschung: Kontrolle der Wahrnehmung des Angebotes Gefühlsqualität und assoziierte Sachinformationen Angewandte Psychologie II - Seite 41 - www.skriptenforum.net/psychologie 42 Haben Konsumenten Bedürfnisse, genügt es wenn Werbung auf ein bestimmtes Angebot aufmerksam macht. Wenn Konsumenten allerdings keine aktuellen Bedürfnisse haben (Problem gesättigter Märkte), muß Werbung diese erst mal wecken. Statt Informationen werden Gefühle übermittelt, Produkte werden mit emotionalen Konsumerlebnissen verknüpft. Will ein Produzent einer neuen Automarke auf den Markt, muß er zuerst Marktnischen eruieren und die Einstellungen der Konsumenten zu Konkurrenzprodukten eruieren. Ist am Markt Platz für ein neues, sportliches und billiges Auto so zielen Werbemaßnahmen darauf ab, dem Kunden ökonomische Vorteile durch Sachinformationen zu zeigen und die Sportlichkeit durch emotionale Werbung zu suggerieren. 6.5.3 Techniken und Wirkung der Werbung Werbetechniken dienen dazu Werbemittel zu gestalten, mit denen absatz- oder allg. unternehmenspolitische Ziele verfolgt werden; basieren auf kreativen Gestaltungsideen Sozialtechniken: systematische Anwendung von Gesetzmäßigkeiten zur Gestaltung der sozialen Umwelt – insbesondere zur Beeinflussung des Menschen Erfolgreiche Werbung ist also ein Zusammenwirken von Kreativität und sozialtechnischen Überlegungen. Erfolgreich ist Werbung dann, wenn es gelingt, Konsumenten auf ein Gut aufmerksam zu machen, sie sachlich darüber zu informieren, angenehme emotionale Erlebnisse zu vermitteln und zum Kauf anzuregen. Wirkungen und Messung von Sozialtechniken: Buch S 229 Wirkung der Werbeinformation hängt ab von: Involvment/Interesse der Konsumenten: Werbeanzeigen in spezialisierten Zeitschriften erreichen eher hoch involvierte Personen als eine Werbung in einer Tageszeitung. Meist muß man Werbung für Personen gestalten, die kein Interesse daran haben. Bei hoch involvierten Personen ohne Zeitdruck hängt die Wirkung vor allem vom Inhalt ab (setzen sich mit den Eigenschaften des Produktes auseinander zentrale Verarbeitungsprozesse), bei niedrig involvierten Personen von ganzheitlich-emotionalen Eindrücken (periphere Verarbeitungsprozesse). Beispiel: Wirbt man in einer Fotozeitschrift für einen Fotoapparat, genügen weniger Wiederholungen, da die Zielgruppe interessiert ist. Hier ist auch Sachinformation wichtiger als emotionale Inhalte Beeinflussungsmodalität: üblicherweise Bilder oder Sprache, wobei über Sprache vor allem Sachinformationen geboten werden und über Bilder emotionale Inhalte. Bilder werden eher wahrgenommen als Texte und aktivieren auch stärker. Außerdem bleiben sie lebhafter in Erinnerung. Durch gezielten Einsatz von Bildern wird es in der Werbung möglich, Gefühle auszulösen und diese mit dem Produkt zu verbinden. Wiederholungshäufigkeit: Wiederholungen sind nötig um Lerneffekte zu erzielen. Zahl der Wiederholungen für beste Wirksamkeit hängt von der Art der Angewandte Psychologie II - Seite 42 - www.skriptenforum.net/psychologie 43 Werbung ab. Sind die Konsumenten hoch involviert, wird die optimale Wirkung bereits vor sieben Wiederholungen einsetzen. Sind Konsumenten am Gut nicht interessiert, genügen sieben nicht. Die optimale Wiederholungsanzahl ist also wichtig, so könnten sich etwa bei zu häufiger Wiederholung Einstellungen gegen das Produkt entwickeln. Gegenargumente entwickeln sich aber nicht nach dem ersten mal, sondern nach einer bestimmten Anzahl von Wiederholungen nehmen die positiven Reaktionen ab und die negativen zu. Wiederholungen sind also zum einen günstig, weil Lernerfolge erzielt werden, zum anderen führt die steigende Zahl zu Langeweile und negativen Einstellungen zum Produkt. Dies ist der sogenannte Wearout-Effekt. Abnutzungswirkung von Werbung durch innere Gegenargumente: Wirkung der Wiederholung bei: Informativer Beeinflussung und geringem Involvment: Abnutzungserscheinungen sind möglich. Weil Info aber passiv aufgenommen wird, ist Wiederholung nötig. Es sollte Bewerbung durch variierende Slogans erfolgen. Emotionale Beeinflussung und geringem Involvment: kaum Abnutzungserscheinungen, weil Konsumenten den emotionalen Botschaften entsprechend den Gesetzen der klassischen Konditionierung kaum ausweichen können. Üblicherweise sind 20 bis 30 Wiederholungen nötig, bis Produkt und Emotion zusammengeschweißt sind. Informative und/oder emotionale Beeinflussung und hohem Involvment: Abnutzungserscheinungen bereits nach wenigen Wiederholungen. Kurze Werbebotschaften die häufig den Inhalt wechseln sind hier besser. Unterhaltsame Werbung führt seltener zu inneren Gegenargumenten als nicht unterhaltsame. 6.5.4 Psychologische Überlegungen zu Sozialtechniken Subliminale Werbung: Unterschwellige Werbung, tritt ein wenn 50% der Testpersonen den Reiz noch Wahrnehmen, der Rest nicht mehr (ca. ab 2,7 Millisekunden). Wird es von allen wahrgenommen, spricht man von supraliminaler Werbung Vicary-Studie: Kinobesuchern wurden extrem kurzzeitige Einblendungen von Werbungen geboten (Cola und Popcorn). Daraufhin erfolgten Verkaufssteigerungen von 57% für Cola und 18% für Popcorn. Es ist aber zweifelhaft, ob diese Studie stimmt. Mayer: psychologiesche Relevanz subliminaler Wahrnehmung ist gering Hawkins-Studie: Tpn mußten nach Reizdarbietung Intensität ihres Durstes einschätzen KG A: unterschwellig „nytp“ VG B: unterschwellig „nytp“, überschwellig „Coke“ VG C: unterschwellig „Coke“ VG D: unterschwellig „drink Coke“ KG geringere Durstintensitäten als VGs Angewandte Psychologie II - Seite 43 - www.skriptenforum.net/psychologie 44 Replikationsversuche scheiterten! Neuere Versuche zeigen, daß durch subliminale Werbung zwar nicht Bedürfnisse nach einer bestimmten Produktmarke geweckt werden können, aber bestimmt Konsumbedürfnisse erhöht werden können. Kardinalgebote der Werbestrategen: 1. 2. 3. 4. 5. Werbebotschaften so gestalten, daß Konsumenten sie beachten Botschaft muß aufgenommen werden Werbung soll Emotionen vermitteln Botschaften müssen verstanden werden Werbung erreicht dann ihr Ziel, Verbindung zw. Produkt/Marke und positiven Emotionen besteht Aktivierung: Zustand vorübergehender oder anhaltender inneren Wachheit wendet sich dem Reiz zu Hervorgerufen durch Emotionale Reize Überraschende, Neugier auslösende Reize Einschaltfrequenz: Werbung wird eher wahrgenommen, wen die Einschaltfrequenz erhöht wird. Es ist ratsam, häufiger und kürzer zu werben, als lang und selten. Seit den 70er Jahren ist die durchschnittliche Länge von Werbespots von 42 auf 20 Sekunden zurückgegangen. Dies beruht darauf, daß 15 Sekunden Spots etwa 70-80% der Gedächtnisleistung eines 30 Sekunden Spots erreichen. Und Zeit ist Geld. Reminder Technik: auf 3o sek Spot folgt nach kurzer Pause kurzer Auffrischungsspot Gestaltung der Anzeige: Janiszewski: Einstellungsänderung hängt von Darbietungsform ab. Er geht davon aus, daß bildhafte Informationen primär rechtshemisphärisch, und verbale Informationen eher linkshemisphärisch verarbeitet werden. Darauf beruht die Hypothese, daß ein Markenname dann besser verarbeitet wird, wenn er: Im Kontext bildhafter Informationen rechts steht (Bild oder Logo) Im Kontext von verbaler Inhalte links steht Die Marke ist am wichtigsten und sollte daher klar erkennbar sein. Plazierung der Anzeige in Zeitschrift: Rechte Seite von allen Konsumenten häufiger und länger fixiert Größe der Anzeige: wichtigsten Determinante der Informationsaufnahme große Anzeigen eher wahrgenommen Zusammenfassend ist zu sagen für Werbung ist wichtig: Markenname muß schnell verständlich und innerhalb zwei Sekunden erkennbar sein Erinnerung hängt von der aktivierenden Gestaltung und den Wiederholungen ab. Unterhaltsame, aktivierende Werbung wird besser behalten als stereotype und langweilige. Angewandte Psychologie II - Seite 44 - www.skriptenforum.net/psychologie 45 Erinnerung steigt mit zunehmender Aktivierung. Schwarz-weiße Anzeigen wirken im farbigen Umfeld aktivierender als im schwarz-weißen Umfeld. 6.5.5 Generierung von Gefühlen in der Werbung: Ziel ist es, daß der Konsument angenehme Gefühle entwickelt, Einkaufserlebnisse erinnert und gut gelaunt leichter zur Brieftasche greift. Güter werden immer mehr zu Symbolen die Emotionen auslösen. Vor allem die Werbung zielt darauf ab, Produkte emotionell aufzuladen Abstimmung auf Zielgruppe ist wichtig! Messung von Emotionen auf 4 Dimensionen: Intensität der Erregung Richtung der Emotion Gefühlqualität Bewußtseinsgrad des Gefühls Durch Lernprozesse werden bestimmte Reize mit Gefühlen verbunden (emotionale Konditionierung), so daß diese Gefühle durch Reize ausgelöst werden können. Besonders häufig werden erotische Inhalte gemeinsam mit Produkten präsentiert. Der Vorteil der Erotik liegt vor allem in der Aktivierung des Konsumenten. Voraussetzungen für emotionale Konditionierungsprozesse: 1. Gleichzeitige Darbietung von emotionalem Reiz und neutralem Markennamen 2. Dargebotene Reize müssen intensiv sein. Besonders stark sind biologisch vorprogrammierte Schlüsselreize wie z.B. Kindchenschema, erotische Reize,..) 3. Wiederholungen der Kombination des neutralen und emotionalen Reizes sind nötig 4. Gedankliche Passivität ist kein Konditionierungshinderniss. 5. Konsistente Reizdarbietung ist erforderlich. Man kann nicht plötzlich vom Kindchenschema auf erotische Reize umschwenken. Vermittlung von Emotionen mittels Bilder, Musik, Duftstoffen,... Hoba-Experiment (Kroeber-Riel): Experiment das beispielhaft ist für die emotionale Konditionierung von Markennamen. Hoba-Seife stellt den neutralen Reiz dar. Reihe von Werebspot (darunter Hoba) vor Filmen im Kino. Versuchsdesign: Hoba-Anzeige alsKombination aus... Reizstarken Bildern (Erotik, soziale Glück,..) ODER Reizschwachen Bildern mit informativem Text ODER ohne Text Nach 10 tagen Darbietung und pro Gruppe 30 Hoba-Einblendungen hatte Hoba ein emotionales Erlebnisprofil. Die Teilnehmer schrieben der seife emotionale Eigenschaften, wie etwa zärtlich, fröhlich und erregen zu, die vor der Konditionierung dem Seifenimage fehlten. Die Konditionierungswirkung wurde mittels psychobiologischer Verfahren erhoben, und die verbale Einstellungsmessung mittels semantischem Differential Zusammenfassend kann man sagen: Emotionale Konditionierung erfordert bei gering involvierten Personen zahlreiche Wiederholungen und starke Reize. Die zusätzliche Schaltung von Text zu Emotionen ist nicht notwendig. Die Einstellung Angewandte Psychologie II - Seite 45 - www.skriptenforum.net/psychologie 46 zu einer Marke läßt sich allein durch emotionale Werbung ohne jede Produktinformation verändern. Positiv stimmende atmosphärische Reize: Wecken positive Stimmung Positive Elemente können besser aus Gedächtnis abgerufen werden Dargebotene Informationen werden positiver aufgenommen Gedankliche Beurteilungsvorgänge werden positiv beeinflußt Affect Infusion Model (Forgas 1994): beschreibt den Einfluß der Stimmung auf die Informationsverarbeitung. Demnach hängt der Einfluß von Emotionen auf urteile von der Art der Informationsverarbeitung ab. 1. Informationen können durch direkten Zugriff auf gespeichertes Wissen abgerufen werden. Die Stimmung hat hier auf Urteile keinen Einfluß. 2. Wenn eine Person motiviert ist, bestimmte Dinge zu berücksichtigen, werden Informationen selektiv ausgewählt. Wenn bestimmt Motive die Urteilsbildung steuern, ist der Einfluß von Emotion gering. 3. Urteile auf Basis einiger, schnell verfügbarer Informationen unter Anwendung von Urteilsheuristiken, Hier beeinflussen Stimmungszustände den Urteilsprozeß stark. 4. Urteile können nach extensiven kognitiven Prozessen gefällt werden vollständige, offene Suche nach Informationen Positive Stimmung führt also zu einer besseren Aufnahme, Speicherung und Bewertung von Werbebotschaften. Merkmale der Urteilsgegenstandes: Merkmale der urteilenden Person: Bekanntheit Komplexität Persönliche Relevanz des Urteils Motive und Ziele Emotionen Kognitive Kapazität Direkter Zugriff (kristallisierte Infos und Urteile) Motivierte Verarbeitung (zielgerichtete Urteile) Motivierte Verarbeitung (zielgerichtete Urteile) Merkmale der Situation: Präzision der Information Verfügbarkeit von Kriterien Soziale Erwünschtheit Motivierte Verarbeitung (zielgerichtete Urteile) State-dependency: Gedächtniseffekt Stimmungskongruenz beim Lernen und Wiedergeben von Gedächtnisinhalten fördert die Gedächtnisleistung. Es wird angenommen, daß Personen in guter Stimmung eher das erinnern, was sie während einer guten Stimmungslage aufnahmen und umgekehrt. Angewandte Psychologie II - Seite 46 - www.skriptenforum.net/psychologie 47 Stimmungkongruenz-Effekt: (mood congruency): Das gleiche gilt auch für die Lernleistung. Positiv gestimmte Personen verarbeiten positive Inhalte besser und negativ gestimmte negative. Beispiel: (Kirchler & Hermann 1986) Mittels Kurzfilmen und Musikstücken wurde die Stimmung der Testpersonen variiert in positive, neutrale und negative Stimmung. Dann Vorführung von Werbespots unter anderem für das Mineralwasser “Maqua”. Im Werbefilm beendete eine Person ein Tennisspiel und sagte entweder: a) “Mit Maqua sind sie der Gewinner” => positiv formuliert b) “Maqua - Jetzt neu bei ihrem Kaufmann” => neutral formuliert c) “Sie kennen Maqua nicht? Versager!!” => negativ formuliert Die Ergebnisse zeigen, daß stimmungskongruente Werbeinhalte besser erinnert werden können. Jene Personen, die während des Versuchs in positiver Stimmung waren, erinnerten sich vor allem an den positiv anmutenden Spot. GILT NUR BEI AUDIO-VISUELLEN MEDIEN!!! PRINTMEDIEN: gegenteiliger Effekt (Scrull) stimmungsdivergente Anzeigen wirken besser Angewandte Psychologie II - Seite 47 - www.skriptenforum.net/psychologie 48 8. INDIVIDUUM, GEMEINSCHAFT UND GESELLSCHAFT 8.1 SUBJEKTIVES ERLEBEN UND WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG Laut van Raaijs Modell finden ökonomisches Verhalten und ökonomische Veränderungen ihren Niederschlag im Subjektiven Wohlbefinden: Zufriedenheit oder Frustration nach Kauf, Probleme, Reklamationen, Zufriedenheit mit der Wirtschaftslage im Allgemeinen, ... Das subjektive, über die Bevölkerung aggregierte Wohlbefinden determiniert wirtschaftliche Etwicklungen. 8.1.1 Ansprüche, wirtschaftliche Gegebenheiten und Wohlbefinden Wirtschaftliche Krisen und damit einhergehende finanzielle Einbußen führen laut Brenner (1979) nicht nur zu subjektiver Unzufriedenheit sondern auch zu gesundheitlichen Problemen der Betroffenen. Korrelieren Zufriedenheit, Wohlbefinden und Glück aber tatsächlich mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten einer Person oder der Nation ??? Untersuchung Scitovsky (1977): untersuchte in Längsschnittstudie Zusammenhang zwischen Pro Kopf Einkommen und Zufriedenheit in den USA von 1946 bis 1970. Das Einkommen hat sich um 62% erhöht, die Anzahl der sehr zufriedenen Personen ist aber konstant bei 47% geblieben. Je höher allerdings die Einkommensklasse ist, desto zufriedener sind die Personen. Die zeigt, der absolute Wohlstand entspricht nicht dem relativen Wohlstand. Marx (1971) erklärte dies folgendermaßen. Solange alle umliegenden Häuser klein sind, befriedigt auch das eigene kleine Haus. Steht neben dem Haus aber ein Palast, so schrumpft das Haus zur Hütte. Bewertungen sind also relativ und basieren auf einem Vergleich. Da das Einkommen bei allen gestiegen ist, hat man keinen Grund zufriedener zu sein. Man hat ja immer noch nur gleichviel wie alle anderen. Metaanalyse von Myers (2000): zeigt, daß durchschnittliche Zufriedenheit sehr hoch ist, Geld ist besonders für Jüngere sehr wichtig. Unzufriedenheit entsteht, wenn Armut die Grundbedürfnisse nicht oder nur knapp abdeckt. Auf nationaler Ebene ist Zufriedenheit aber auch von den Umständen wie Demokratie, Meinungsfreiheit, ....abhängig. Aayuch relative ökomomische Verbesserung hat keinen Effekt. Der Familienstand wirkt sich ebenfalls stark auf die Zufriedenheit aus, wobei Partner zufriedener sind als alleinlebende. Easterlin Paradoxon: Easterlin untersuchte verschiedene Länder auf die Beziehung zwischen Bruttonationalprodukt und persönlichem Wohlbefinden im interkulturellen Vergleich und kam zu folgendem Ergebnis: Es gibt keinen Unterschied in der Zufriedenheit zwischen den Nationen. Trotz Wachstum des materiellen Wohlstandes in einem Land bleibt das Lebensglück konstant. Besserverdienende sind zufriedener als schlecht Angewandte Psychologie II - Seite 48 - www.skriptenforum.net/psychologie 49 verdienende Arbeitnehmer, aber wenn die Löhne insgesamt angehoben werden, bleibt die Zufriedenheit unverändert. Widerlegung Veenhofens: Er fand in seinen Untersuchungen gravierende Differenzen zwischen den Nationen. Man vermutet, daß diese Änderung durch die Massenmedien zustande kam. Auch in wenig entwickelten Ländern erahnen die Menschen nun den Lebensstandard der sogenannten hoch entwickelten Länder und können Vergleichsprozesse ausführen, die meist negativ ausfallen. Zufriedenheitsmessungen, wie in den Beispielen oben, sind sehr anfällig für Fehler. Lebenszufriedenheit fällt z.B. an einem Sonntag besser aus als an einem grauen Regentag, auch eine soeben gefundene Schillingmünze erhöht die Lebenszufriedenheit dramatisch. Zufriedenheitsfragebögen sind also gegen lächerlich unbedeutende Ereignisse anfällig. 8.1.2 Konsumentenstimmung und Wirtschaftsentwicklung Ökonomisches Verhalten ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels zwischen objektiven wirtschaftlichen Daten und subjektiven Einstellungen, Erwartungen und Handlungen. Beispiel: Börse. Untersuchungen zeigen, daß Fluktuationen an der Börse von Ereignissen wie Flugzeugkatastrophen, politischen Wahlen,... beeinflußt werden. Je unsicherer eine Person bezüglich der Richtigkeit ihrer Information ist und je turbulenter die Situation ist, um so eher orientieren sich Börsenmaklern bei ihren Geschäften an externen Ereignissen. Beispielsweise sank der Umsatz von zwei Kaufhäusern an der Börse immer dann um rund 6%, wenn die New York Times auf ihrer Titelseite von einem Mord berichtete. Der Preis von Aktien ist also mehr als eine Zahl, er ist eine Art aggregierte Meinung. Stimmungen und Erwartungen, gefärbt durch persönliche Erlebnisse und öffentliche Ereignisse, beeinflussen die Ökonomie nachhaltig. Definition von Lersch: bezeichnet Erwartungen als vorstellungsmäßige Vorwegnahme und Vergegenwärtigung kommender Ereignisse in ihrem Bezug auf die Thematik unserer Strebungen Erfahrungen aus der Vergangenheit führen zu Hypothesen über zukünftige Ereignisse und zur Erwartung, dqaß sie sich bestätigen wichtig für Prognose von wirtschaftlichen Entwicklungen Angewandte Psychologie II - Seite 49 - www.skriptenforum.net/psychologie Zusammenwirken verschiedener Wirtschafteskontextes (Kuß): 50 Stimulusvariablen und des Bisherige Konsumentenstimmungen (vor Einwirken des Stimulus) Stimulus (politisches Ereignis, Einkommensänderung, etc.) Modifizierte Konsumentenstimmungen (durch Einwirken des Stimulus) Reaktion (Verhaltensänderung beim Konsum, Sparenund Kreditaufnahme,...) Wirtschaftliches Umfeld (allgemeine Wirtschaftslage, Einkommen, Arbeitmarktlage,...) Ein Stimulus modifiziert die Einstellung des Konsumenten. Wie sie verändert wird hängt aber auch ab vom wirtschaftlichen Umfeld und von der Stimmung, die vor dem Stimulus geherrscht hat. Die veränderte Konsumentenstimmung führt nun zu einer veränderten Reaktion, die aber ebenso wieder vom wirtschaftlichen Umfeld abhängig ist. Prognosen und Pläne von politischen Maßnahmen im Kontext gesamtwirtschaftlicher Prozesse müssen imme r mehr auf einer Analyse und Beobachtung des Konsumentenverhaltens basieren, da Konsumenten heutzutage einen weiten Entscheidungsspielraum bezüglich der Verwendung ihres Einkommens und damit des Bruttonationalproduktes haben. Konsumklima: umfaßt verschiedene, für den privaten Verbrauch wichtige Einstellungen und Erwartungen der Konsumenten. Stimmungsindizes: werden seit den 70er Jahren auch in der EU erhoben. Einige Fragen davon beziehen sich auch auf die Konsumentenstimmung wie: Einschätzung der allg. Wirtschaftslage im vergangenen Jahr Erwartungen für die allg. Wirtschaftslage im kommenden Jahr Einschätzung der finanziellen Lage des eigenen Haushalts vergangenen finanziellen Lage des eigenen Haushalts vergangenen/ kommenden Jahr Erwartungen hinsichtlich der finanziellen Lage des eigenen Haushalts kommenden Jahr Einschätzung der gegenwärtige Ratsamkeit größerer Anschaffungen Durch die Berechnung des Durchschnitts aus diesen 5 Antworten wird der Konsumentenstimmungsindex gebildet (Konsumklimaindex oder Index des Verbrauchervertrauens) Angewandte Psychologie II - Seite 50 - www.skriptenforum.net/psychologie 51 Dieser Index der Konsumentenstimmung hat sich in der Vergangenheit dadurch bewährt, wirtschaftliche Entwicklungen gut zu prognostizieren. Kritik daran: sehr grobes und einfaches Instrumentarium Einstellungen und Erwartungen sind komplexer, Wechselwirkung Interpretation nur zusammen mit wirtschaftlichen Daten sinnvoll (z.B. Einkommensänderungen, Steueraufkommen) Privater Konsum ist auch von den Aktivitäten der Unternehmer, des Staates und der Außenwirtschaft abhängig Modell Wärneryd (1994/1997): Erwartungen entstehen durch Explorationsprozessen vergangener Ereignisse rationale Entscheidungsprozesse Erwartungen errechnen sich in seinem Modell aus drei Informationsquellen: V vergangenen Erfahrungen L Lernprozessen I Wissen und Meinungen über neue Sachverhalte Je nach Situation und persönlichem Erfahrungsstand werden diese drei Informationsaspekte unterschiedlich gewichtet (w1-3). Die Formel zur Berechnung lautet: E=w1*V+w2*L+w3*I 8.2 GELD, INFLATION UND WÄHRUNGSREFORM Snelders, Hussein, Lea & Webley betonen, daß Geld ein polymorphes Konzept ist. Das bedeutet ein Konzept, das nicht klar definiert ist sondern aufgrund von Erfahrungen verstanden wird. Es wird über verschiedene Formen verstanden wie etwa Banknoten & Münzen (am häufigsten), Scheck, Sparbuch,.... Typologie des Geldes: Ready money ist prototypisch: Banknoten, Münzen, Schecks und Kreditkarten Bank money: Geldformen, wo Bank in Zahlungsprozeß involviert ist Money substitutes: Telefonwertkarten,... Gans & Evers: die ökonomisch bedeutsamsten Funktionen des Geldes sind Transaktionsmotive: Geld ist ein universelles Tauschmittel und kann zwischen allen ausgetauscht werden erleichtert Transaktionen. Außerdem ist Geld eine objektive Recheneinheit. Güter können bewertet und miteinander verglichen werden. Vorsichtsmotive: Geld eignet sich als Sparmittel und ermöglicht die Aufnahme von Krediten. Geld kann gehortet werden um zu einem späteren Zeitpunkt ein entsprechendes Gut zu kaufen. Spekulationsmotive: Geld ist ein Gut zur Spekulation, weil etwa in Erwartung hoher Zinsen Wertpapiere gekauft oder Spareinlagen getätigt werden können. 8.2.1 Psychologisch Überlegungen über das Geldes Einige zentrale Funktionen von Geld: Teil der Identität, Sicherheit, Macht, Freiheit, Möglichkeit zu Handeln Angewandte Psychologie II - Seite 51 - www.skriptenforum.net/psychologie 52 Belk & Dittmar: sehen Geld und materiellen Besitz als eine Ausdehnung und Erweiterung des Selbst, oder als Mittel um Dinge zu erwerben, die wiederum Ausdruck des Selbst sind. Furnham: Fragebogen untersuchte die Bedeutung des Geldes und fand mehrere Faktoren: Geld wird als Ausdruck von Macht erlebt, Geld dient dazu die Zuneigung anderer zu gewinnen, bietet Sicherheit und ist Lohn und Ausdruck von Leistung. Verschiedenste Gebiete der Psychologie versuchen die Bedeutung des Geldes zu erklären: Psychoanalyse: Hier wird die Bedeutung von Geld als die symbolische Verlagerung der Bedeutung von Exkrementen erklärt. Bis zum 3. Lebensjahr wird mit dem Ausstoßen und zurückhalten des Kotes sexuelle Spannung erzeugt, das Spiel mit den Exkrementen selbst wird interessant. Weil der Kot als erstes Geschenk der Kinder an die Eltern betrachtet werden kann, beginnt in diesem Alter die Entwicklung des persönlichen Stils im späteren Umgang mit materiellen Dingen, vor allem Geld. Die Wurzeln des Dranges nach Ordnung, Sparsamkeit und der Zwanghaftigkeit reichen in diese Stadium zurück. Die Attraktion des Geldes erinnert an die Attraktion der Exkremente. Je nachdem, ob in der analen Phase die Abgabe des Kotes als lustvoll und belohnend erlebt wurde oder nicht, entwickelt sich ein großzügiger, freigiebiger oder geiziger, neidvoller Umgang mit materiellen Gütern. Lerntheorien: Geld ist hier entsprechend der operanten Konditionierung ein sekundärer Verstärker, der sich durch Lernprozesse entwickelt. Beispiel: Experiment das Entstehung des sekundären Verstärkers Geld veranschaulicht. Schimpansen mußten Münzen in einen Automat einwerfen, als Belohnung erhielten sie Trauben. Trauben fungieren hier als Primärverstärker und führen dazu, daß die Tiere wiederholt Münzen einwarfen. Schließlich lernten die Tiere, daß die Münzen an sich “wertvoll” sind, da man sich damit quasi Trauben “kaufen” kann. Sie strebten nun danach, Münzen zu erlangen. Nachdem nun die Münzen wertvoll waren, konnten sie nun verwendet werden, um bestimmte Verhaltensweisen zu verstärken. Münzen wurden zu dem gemacht was sie für erwachsenen sind. Entwicklungspsychologie: Kinder eignen sich in den unterschiedlichen Entwicklungsstufen immer mehr Wissen um die Funktion und die Bedeutung des Geldes an. Ressourcentheorie von Foa & Foa: Geld wird hier als universelles Tauschgut definiert, das deswegen so begehrt ist, weil es zwischen allen und jedem ausgetauscht werden kann. Dies ist etwa beim Austausch anderen Ressourcen wie Liebe oder Informationen nicht möglich, da dies meist auf einen bestimmten Partner beschränkt ist. Auch Ressourcen wie Dienstleistungen oder Güter werden nie diesen Erfolg haben, weil man immer zuerst jemand suchen muß, der die angebotene Dienstleistung überhaupt haben will. Die Frage ist nun, ob er dafür überhaupt jene Ressource besitzt, die man braucht. Bei Geld erübrigen sich diese Überlegungen, da es von allen akzeptiert wird und bei jedem gegen fast alles eingetauscht werden kann. Angewandte Psychologie II - Seite 52 - www.skriptenforum.net/psychologie 53 8.2.2 Geldwert, Inflation und Währungsreform Objektiver Geldwert: Geld ist so viel wert, wie man dafür kaufen kann. Je mehr Geld in einer Volkswirtschaft zirkuliert, um so mehr Güter werden nachgefragt und als Folge davon werden Güter um so teurer angeboten. Wenn nun Güter zu höheren Preisen verkauft werden als in der Vergangenheit, dann sinkt die Kaufkraft des Geldes. Je mehr Geld vorhanden ist (M... Gütermenge) und je schneller es zirkuliert (V... Zirkulationsgeschwindigkeit) desto höher sind die Preise der Güter (P... Preis) und um so häufiger finden Transaktionen Güter gegen Geld statt (T... Transaktionen) Formel: MV=PT Wenn die Kaufkraft des Geldes sinkt, dann verändert sich der Tauschwert. Geldwertänderungen (Inflation oder Deflation) führen meist zu Verunsicherung der Konsumenten. Subjektiver Geldwert: Eine Geldeinheit bedeutet für Reiche weniger als für Arme und entsprechend den psychophysischen Gesetzen von Weber benötigen reiche Personen einen absolut größeren Geldbetrag, um einen merklichen Unterschied zu ihrem vorigen finanziellen Status wahrzunehmen als Arme. Wenn man 10.- hat und 20.bekommt, erscheint das viel, nicht aber wenn man 10000.- hat. Hier kommt es auf 20.- mehr oder weniger nicht mehr an. Beispiel: Subjektiver Wert des Geldes anhand von Größenschätzungen von Geldstücken. Reiche unterschätzen Größe der dargebotenen Geldstücke, Arme überschätzen sie. Experiment von Leiser und Izak: änderten Währungseinheit nach starker Inflation in Israel In Zeiten hoher Inflation wird die whre Größe von Münzen signifikant unterschätzt Nicht die Inflation selbst führt zu dieser Unterschätzung, sonder das erschütterte Vertrauen in die Wirtschaft und in die Währung konnte auch nicht durch Wechsel der Währung verbessert werden EURO Experiment von Einführung des Euro Subjektive Bewertung des Euro abhängig von: Erwartungen politisacher und wirtschaftlicher Änderungen Involvement der Bürger und ihr Wissen über die neue Währung und mögliche Konsequenzen Befürchtungen über den Verlust der nationalen Autonomie bzw. Hoffnung das eigene Land könne die Geschicke Europas mitbestimmen Überlegungen über faire nationale Beiträge zur Neugestaltung Europas und die gerechte Verteilung der Ressourcen der EU an Mitgleidsstaaten (distributive vs. prozeduale Gerechtigkeit) Angewandte Psychologie II - Seite 53 - www.skriptenforum.net/psychologie 54 Gruppendynamische Prozesse (eigene Währung als Symbol der nationalen Identität) Einstellungsmessung der 15 EU-Staaten (1997): Einstellungen der Bevölkerungen der einzelnen Länder wurden untersucht. Es zeigten sich nationale Unterschiede in der Einstellung und in den Determinanten der Einstellung zum Euro. In allen Ländern waren die Befürworter gut informiert, hoch involviert und subjektiv sicher subjektiver Eindruck, wenig Information zu besitzen könnte zu Befürchtungen und Ablehnung der Innovation führen Bezüglich der nationalen Identität waren die Befunde in den einzelnen Ländern deutlich unterschiedlich. Deutlich positive Haltungen wurden in Italien und Griechenland entdeckt, Schweden und vor allem Engländer sprachen sich gegen eine Einführung des Euro aus. Zusammenfassend ergab sich, daß Zufriedenheit mit der persönlichen Lage und mit dem wirtschaftspolitischen System sowie nationale Identität im Gegensatz zu nationalisitscher Identität in den meisten Ländern positiv mit der Einstellung zum Euro korreliert ist. Studie aus Österreich: Mittels eines Assoziationsgeflechts wurden freie Assoziationen zum Stimuluswort Euro gesammelt. Von den 2000 gesammelten Assoziationen waren 51% positiv, 4% neutral und 45% negativ. Die Befürworter sehen vor allem Vorteile in der HandelsMobilitätserleichterung, der Möglichkeit internationaler Preisvergleiche,... und Die Gegner fürchten vor allem den staatlichen Autoritätsverlust, steigende Arbeitslosigkeit, Währungsturbulenzen,..... In der Gruppe der neutral eingestellten wurde vor allem der Mangel an Informationen und die Unklarheit über mögliche Konsequenzen der Währungsunion beklagt. Geldpolitik und Änderung von Währungen können nicht allein auf politischer und wirtschaftlicher Ebene diskutiert werden, sondern betreffen vor allem auch psychologische Phänomene, die von den verantwortlichen Vertretern des Volkes nicht ignoriert werden dürfen. Angewandte Psychologie II - Seite 54 - www.skriptenforum.net/psychologie 55 Schutzmotivationstheorie von Rogers (protection motivation theory): Furchtappelle sind nicht generell wirkungslos oder lösen Gegenreaktionen aus. Furchtappelle könne erfolgreich sein, wenn... … … … … der Rezipient von der Wichtigkeit des Problem überzeugt werden kann. der Rezipient für das Problem und dessen Konsequenzen empfänglich ist die Lösungsvorschläge geeignet erscheinen die Rezipienten die Empfehlung auch ausführen können. Rollendreieck von Davis und Rigaux: Trennung von Initiations-, Informationssammlungs- und Kaufphase. 2 Variablen konstuieren Rollendreick: Einflußverteilung zw. Mann und Frau Grad der Gemeinsamkeit Rollendreieck zerfällt in 4 Kontrollbereiche: Synkratische Entscheidung: beide Partner haben gleich viel Einfluß Autonome Entscheidung: wenn der Wert unter 50% liegt Fraudominierte Entscheidung: Einflußverhältnis deutlich zugunsten der Frau Manndominierte Entscheidung: Einflußverhältnis deutlich zugunsten des Mannes Autonome/Ausgewogene Entscheidung: Mann und Frau entscheiden etwa gleich häufig alleine Kontrollhäufigkeit gleich verteilt Relativer Einfluß von Mann (1) und Frau (3) 3 fraudominiert 2 ausgewogen synkratisch manndominiert 1 0 50 100 Prozentsatz gemeinsamer Entscheidungen Angewandte Psychologie II - Seite 55 -