Menschen und Politik in Krisen – Chancen aus psychologischer Sicht Deutscher Psychologentag 2003 thematisiert Probleme und Lösungskompetenzen Gleich zum Auftakt gibt es den »Rheinländer« – ein nachahmenswertes und doch zugleich unnachahmliches Vorbild in der Bewältigung von Krisen, glaubt man dem Protagonisten rheinischer Lebensart und Diplom- Psychologen auf kabarettistischen (Ab-)Wegen Konrad Beikircher. Sein Programm zu Beginn des Deutschen Psychologentages 2003 verspricht einen vergnüglichen Einstieg in das Kongressthema: »Menschen und Politik in Krisen – Chancen aus psychologischer Sicht«. Nach diesem mit einem Augenzwinkern dargebotenen Einblick gehen im weiteren Verlauf der Eröffnungsveranstaltung die Profis dann ernster zur (selben) Sache: In einer viel versprechenden Konstellation diskutieren beim Eröffnungstalk Politiker, die Psychologie studiert haben, mit Psychologen, die politisch aktiv sind, darüber, welche Handlungsansätze die Psychologie für die politische Arbeit liefern kann. Teilnehmer der Diskussionsrunde sind u.a. Abgeordnete des Deutschen Bundestages sowie Kolleginnen und Kollegen aus Österreich und der Schweiz. Im Gegensatz zum heiteren Anfang wartet das Ende des 22. Kongresses für Angewandte Psychologie mit einem »Hammer« auf: Das Abschluss-Special gibt Antwort auf die Frage: »Das Geschäft mit der Gewalt – Warum die ‚Abrüstung auf dem Bildschirm' nicht in Gang kommt«. So weiß der Medienspezialist Dr. Rudolf H. Weiß wovon er spricht, wenn er feststellt, dass die Medienlobby bis heute erfolgreich verhindert hat, dass aus fundierten Erkenntnissen unabhängiger Forscher über Wirkungen von Mediengewalt wirksame Konsequenzen gezogen wurden. »Die Profite der Medienindustrie sind wichtiger als die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.« Doch es gibt Lösungsvorschläge. Sie sind zwar unbequem aber wirksam... Die Teilnehmer des Deutschen Psychologentages können sich davon am 5. Oktober überzeugen. Krisen und Chancen – kaum jemand dürfte durch Lebensweg, Lebenserfahrung und Profession über gleichermaßen profunde Kenntnis und Beurteilungsvermögen in Bezug auf beide Aspekte des Kongressmottos verfügen wie Ursula Lehr, Professorin für Psychologie, Bundesministerin a.D. (1988-91) und immer noch aktive Wissenschaftlerin und Politikerin (Herzog- Kommission). Berufspolitisch hat sich Frau Lehr das Verdienst erworben, das Psychotherapeutengesetz wieder auf die Agenda der Politik gehievt zu haben, für ihr Lebenswerk auf dem Gebiet der Gerontopsychologie erhält sie am 4. Oktober bei einem Festakt im Rahmen des Deutschen Psychologentages 2003 den mit 10.000 Euro dotierten Großen Georg-Gottlob-Preis. Ihre Festansprache hat die Preisträgerin unter das Motto gestellt: »Älter werden in unserer Zeit – eine Herausforderung für den Einzelnen in unserer Gesellschaft.« Setzt man ihr Interview vor wenigen Wochen in Report Psychologie als Maßstab, darf man wohl auf einen spritzigen und vermutlich hier und da auch provozierenden Vortrag gespannt sein. Wie ihr das Alter hat es ihm die Jugend angetan: Der Name des Diplom-Psychologen Arthur Fischer ist eng mit den bekannten Shell-Jugendstudien verbunden. Für seine Forschungsarbeit verleiht ihm der BDP in diesem Jahr die Hugo- Münsterberg-Medaille, mit der Persönlichkeiten für besondere Verdienste auf dem Gebiet der angewandten Psychologie geehrt werden. Der »Jugendforschung als Seismograph der Gesellschaft« widmet sich ein Symposium mit dem Preisträger und anderen Jugend- Experten unter der Leitung von Prof. Dr. Siegfried Preiser, das als weiteres Highlight des ersten Kongresstages gelten darf. Wie bei allen großen und themenübergreifenden Kongressen bereitet auch beim diesjährigen Deutschen Psychologentag die Fülle der Beiträge die Qual der Wahl, vieles läuft parallel. Doch die Chance, sich zugleich umfassend über den Stand des Faches zu informieren, Neues zu entdecken, Anregungen nicht nur aus einem Tätigkeitsfeld für die eigene Arbeit in der Zukunft mitzunehmen, ist nie größer als an diesen vier Tagen. Nicht zu vergessen die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen. Ansonsten gilt: Wer ein, zwei Felder vertiefend 'abarbeiten' will, findet seine Themen örtlich und zeitlich so zu Blöcken zusammengestellt, dass er seine Absichten optimal realisieren kann. Der thematisch flexiblere Besucher sollte nach der Methode des »highlight-hopping« verfahren und sich an der Vielzahl von Einzelveranstaltungen orientieren, die im Programm als »specials« besonders gekennzeichnet sind, weil sie durch die Aktualität der Themen und ihre hochkarätige Besetzung hervorstechen. Es würde den Rahmen sprengen, allein die »specials« vollständig zu berücksichtigen. Eine kleine Auswahl aus den Highlights: Recruiting und Beratung im Internet – ein neues Arbeitsfeld mit hohen Wachstumsraten... Experten präsentieren Erfahrungen mit Recruiting- Systemen und Anwendungsformen von Beratung Thementag Gesundheitspsychologie: Neue Chancen und Arbeitsfelder für Psychologen Themenblöcke »Krise und Trauma « und »Krisen und Lösungen«‚ »Krisen und Kriseninterventionen in der Schule«, »Gewalt, Krieg und Tod« Fachtagung »Notfallpsychologie« Forum Psychotherapie: Der VPP lädt ein zu Podiumsdiskussionen, Informationen und Diskussionen zu den aktuell wichtigsten berufspolitischen Themenbereichen vor dem Hintergrund der anstehenden Gesundheitsreform. Nicht zu vergessen: Das Programm der kongressbegleitenden Fortbildung der Deutschen Psychologen Akademie, das mit dreizehn Kursen unmittelbar praxisrelevante Kompetenzen vermittelt. Beispielsweise »Krisenmanagement konkret« oder zum »Umgang mit expansiven Emotionen bei Kindern und Jugendlichen«. Das »Anti-Aggressivitäts- Training: Gruppentherapie bei Dissozialen« und ein praxiserprobtes »Behandlungskonzept für ADHS-Kinder und deren Familien« sind weitere Seminarthemen. Öffentlichkeitstag Alle Angebote psychologischer Dienstleistungen gingen ins Leere ohne die entsprechende Nachfrage. Die Organisatoren des Deutschen Psychologentages 2003 treten daher direkt an die Bevölkerung heran und veranstalten zum Abschluss des Kongresses am Sonntag, 5.10., einen »Tag der Öffentlichkeit«. Mit Hilfe der örtlichen Presse soll die Bevölkerung aus Bonn und Umgebung neugierig gemacht und animiert werden, ihren Sonntagsspaziergang zum Psychologenkongress zu lenken, wo sie ein Infomarkt und ein Vortragsprogramm zu lebenspraktischen Psychologie-Themen erwartet. Parallel dazu läuft auch am Sonntag das Fachprogramm weiter. Schluss für alle Besucher ist dann am frühen Nachmittag, so dass jedefrau und jedermann problemlos bis zum Abend in ihr bzw. sein Zuhause zurückgekehrt sein dürfte. Der Deutsche Psychologentag 2003 und 22. Kongress für Angewandte Psychologie dauert vom 2. bis zum 5. Oktober und findet in Bonn, Gustav-Stresemann-Institut, statt. Weitere Informationen im Internet unter www.psychologenkongress.de und bei der Deutschen Psychologen Akademie, Oberer Lindweg 2, 53129 Bonn, T 0228/98731-48, F 0228/987 3172, [email protected] Aus: Report Psychologie, 7/8-2003 Diesen Text finden Sie auch im Internet: BDP-Verband.org/bdp/idp/2003-2/02.shtml