LVZ, 26. November 2001 Reichlich Noten und nette Gesten sollen neue Gäste bringen Sogar Bach und Schiller schauten vorbei: Der Tourist-Verein und seine Partner hatten am Wochenende rund 80 Kultur- und Musikreiseveranstalter aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden eingeladen, um ihnen die musikalische Seite Leipzigs nahe zu bringen. „Meeting Point" heißt das Projekt, welches der Messestadt viele neue Gäste bringen soll. Das Programm war ebenso reichhaltig wie außergewöhnlich: Konzert Gewandhausorchesters, Ballettpremiere in der Oper samt Premierenfeier. Baustellenbesichtigung im neuen Bildermuseum, „Orgelschmaus" im Gohliser Schlößchen, Führungen durch verschiedene Museen oder eine Stadtrundfahrt gehörten beispielsweise dazu. Im Alten Rathaus hatte sich der Gästeführer sogar als Bach kostümiert, um in der Ratsstube vor seinem Bild aufzutreten. „Solche Angebote weiten wir künftig aus", kündigte Ursula Oehme vom Stadtgeschichtlichen Museum an. Konzept setzt auf Begeisterung Viermal im Jahr lädt der Verein Leipzig Tourist Service (LTS) sowie rund 70 Partner aus der Hotellerie und Gastronomie Geschäftsführer aus der Tagungs-, Kongress- und Tourismusbranche ein, um ihnen auf dem hart umkämpften Reisemarkt Leipzig gewissermaßen auf dem Silbertablett zu servieren. Die Konzept-Idee basiert auf der Erfahrung, dass Gäste, die das erste Mal in Leipzig sind, von der Stadt überrascht und begeistert sind", sagt Projektleiterin Elena Krauße vom LTS. Heinz Goy von Globetrotter Reisen aus Hamburg, der vor allem Studienreisen anbietet, bestätigt das: „Die Stadt und ihre vielen kulturellen Angebote werden intelligent präsentiert, Die Einladung ist eine gute Ergänzung zur Tätigkeit auf Messen, auf denen werden auch viele dieser Eindrücke gar nicht zu vermitteln wären.'" Jürgen Engel (Braun-Reisen aus Mainz) hat Leipzig zwar schon längst entdeckt, er kommt mehrere Male pro Jahr mit Gruppen hierher. „Leipzig muss man einfach lieben", sagt er und findet diese Art der Werbung „fantastisch". Über Silvester sei er schon wieder mit 80 Personen da. LTS – Geschäftsführer Richard Schrumpf ist mit dem vier Mal pro Jahr stattfindenden „Meeting Point" - Projekt zufrieden. Auch, weil es gelungen sei, mit 70 Partnern zu kooperieren, die es ideell, organisatorisch und finanziell unterstützen. Bemühungen des LTS, bei der Vermarktung Leipzigs enger mit hiesigen Institutionen zusammen zu arbeiten, seien aufgegangen. „Den Erfolg dieses Konzeptes machen vor allem Dinge aus, die man nicht kaufen kann", so Schrumpf: „Neben einer herzlichen und kompetenten Betreuung sind es viele kleine, persönliche Details, mit denen wir unsere Gäste überraschen.“ So fanden diese bei ihrer Ankunft auf dem Hotelbett eine Rose sowie Modell-Autos der Marke Porsche oder BMW vor. Diese Begrüßung hatte der Tourist-Verein mit dem Spruch „Auch Porsche und BMW haben sich für Leipzig entschieden" verknüpft. Ein originelles Geschenk war auch ein im Technologiezentrum „Garage" handgeschöpftes Büchlein mit einem Notenschlüssel, in dem die Gäste ihre Eindrücke festhalten konnten. Nun Weihnachten im Visier Ob sich der Aufwand lohnt, wird sich freilich konkret an den kommenden Buchungen zeigen. Lutz Albrecht (u. a. Barthels Hof und Gohliser Schlößchen) ist zuversichtlich: „Wir haben einige konkrete Anfragen. Im Februar möglicherweise eine Veranstaltung mit über 950 Personen, davon werden auch Kollegen in anderen Gaststätten profitieren." Am Freitag geht das Projekt in eine neue Runde: Dann zeigt Leipzig sich Reiseveranstaltern von seiner weihnachtlichen Seite. Auch 2002 sind vier „Meeting Point" - Projekte geplant, für die es bereits viele Voranmeldungen gibt. Denn diese Art der Präsentation spreche sich in der Branche rum, so Elena Krauße. Mathias Orbeck LVZ, 09.September 2001 Mit der Telefonkarte ins Konzert Fünf Konzerte in den schönsten Sälen Leipzigs für nur 50 Mark - da zögerten die Musikfreunde in den vergangenen Jahren nicht lange. Fast alle Konzerte waren ausverkauft. Nun wird die Reihe „Große Musik in kleinen Sälen" um fünf Konzerte erweitert, so dass nun zwischen zwei Reihen gewählt werden kann. Clou ist eine Telefonkarte im Wert von sechs Mark, die im Abopreis enthalten ist und zugleich als Eintrittskarte dient. Das Angebot ist eine Gemeinschaftsproduktion von BachArchiv, Gohliser Schlößchen, Schumann-Haus, Mendelssohn-Haus und Musikinstrumenten-Museum. Das erste Konzert der Spielzeit 2001/2002 findet bereits am 13. September um 19.30 Uhr im Schumann-Haus in der Inselstraße 18 statt. Gudrun Franke und Gerhard Erber bieten ein musikalisch-literarisches Programm zum Geburtstag von Clara Schumann. Die Idee einer Kammermusikreihe entstand 1999. Historisch bedeutende Konzertsäle wie der Sommersaal im Bach-Archiv und der Oesersaal im Gohliser Schlösschen, attraktive und vielgestaltige Programme mit internationalen Künstlern sowie der günstige Preis von zehn Mark pro Konzert (keine Ermäßigungen) kamen von Anfang an beim Publikum an. Hallo Leipzig, 08. September 2001 Hoch oben und bei Kees zu Haus Morgen öffnen Leipzigs Denkmale wieder ihre Pforten Dutzende altehrwürdiger Häuser in Leipzig und Umgebung öffnen am morgigen Sonntag, 9. September, ihre Türen und der staunende Besucher bekommt wieder Dinge zu sehen, die er für gewöhnlich nicht gezeigt bekommt. Die Auswahl ist groß. Wo geht man hin, wenn sich Denkmalshüter, Hausbesitzer und Archivare allesamt einen Kopf gemacht haben zum aktuellen Thema "Schule als Denkmal - Denkmal als Schule"? Die ganzen schönen alten Schulen angucken? Im Waldstraßenviertel lädt ein Profi in Sachen Architektur, Bernd Sikora, zu einem Rundgang durch drei alte - teilweise ehemalige - Schulen ein. Die Tour beginnt um 10 Uhr vor dem Naturkundemuseum, führt zur Deutschen Zentralbücherei für Blinde und endet in der noch aktiven Lessingschule. Wer die Tour mitmacht, findet ganz in der Nähe die nächste Attraktion: Das Gohliser Schlößchen lädt von 11 bis 18 Uhr ein zum Tag der offenen Tür. Um 11 Uhr wird zum Anlass eine Ausstellung eröffnet: Schüler des Lichtenberg-Gymnasiums haben "Die Menckestraße zwischen Gohliser Schlößchen und Schillerhaus" in Grafiken und Gemälden festgehalten. Zur Eröffnung singt der Chor der Schule. Aber wer den Überblick sucht, dem Stehen am Sonntag nicht nur die Rathaustürme offen. Auch zahlreiche Kirchen laden dazu ein, aus luftiger Höhe in Gottes weite Welt zu schauen. Turmbesteigungen bieten folgende Gotteshäuser an: die Apostelkirche Großzschocher (11 - 17 Uhr), die Evangelisch-Reformierte Kirche am Tröndlinring (11 - 18 Uhr), die Taborkirche in Kleinzschocher (11 – 17 Uhr), die Thomaskirche (12-17 Uhr), die Nikolaikirche (13, 14, 15 + 16 Uhr), die Paul-Gerhardt-Kirche in Connewitz (14 18 Uhr) und die Bethanienkirche Schleußig (16 Uhr). Die Versöhnungskirche Gohlis präsentiert um 11 Uhr nicht nur eine Ausstellung zur Baugeschichte. Dort beginnt um 14 Uhr auch eine Führung über die "Denkmal-Meile in Gohlis-Nord". Und wer den Tag des offenen Denkmals in Markkleeberg erleben will, der kann die Kelleranlagen der ehemaligen Brauerei Zöbigker (Treff: Koburger Straße 205 um 10, 10.30, 11 + 11.30 Uhr) besichtigen und das Gut Gaschwitz kennen lernen (Hauptstraße 315, 10-12 Uhr). Aber auch das ist möglich am Tag des offenen Denkmals: Man kann Leute kennen lernen wie die alte Postmeisterdynastie Kees im Schloss Zöbigker. Führungen durch das Schloss in der Markkleeberger Gutsstraße gibt es um 14 und 15 Uhr. Kleine Volkszeitung, 17. Juli 2001 Gäste werden ins Barock entführt Rundgang durch das Gohliser Schlößchen ist ebenso aufschlussreich wie amüsant Das Gohliser Schlößchen gehört nach umfangreicher Sanierung und Wiedereröffnung vor gut drei Jahren zum beliebten Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Besucher sollten sich Eine Schlossführung auf keinen Fall entgehen lassen. Denn der Leiter des Gohliser Schlößchens Martin Eberle entführt seine Zuhörer in das Zeitalter des Barock. Mit amüsanten Episoden aus jener Epoche lockert der 33-jährige Kunsthistoriker seine Führung immer wieder auf und weicht wohltuend von herkömmlichen Rundgängen ab. Dabei erfährt der interessierte Gast, dass Leipzigs schönstes, weil einzigstes Schloss eigentlich gar kein Schlossbau ist, sondern ursprünglich als Herrenhaus vom Leipziger Kaufmann Johann Caspar Richter 1755/56 errichtet wurde. Gut vierzig Jahre später verbrachte Schiller beim Kegeln und Bier lange Abende im Schloss. „Ich bin stolz sagen zu können, dass Schiller hier bestimmt keine Gedichte geschrieben hat", kann sich Eberle einen ironischen Kommentar nicht verkneifen. In den einstigen Schlafgemächern angelangt, weiß Eberle köstliche Anekdoten über das höfische Leben oder zu Ess- und Trinkgewohnheiten des Barock zu erzählen. „Man aß in Schlafzimmern, und das sehr reichlich und genussvoll." DreiGänge Menüs zu je 40 Gerichten seien zumindest am französischen Hof keine Seltenheit gewesen. Gegessen wurde mit den Fingern, da die Gabel als Teufelswerkzeug galt. Ansonsten genoss man literweise Bier, um nicht das verschmutzte Oberflächenwasser zu trinken. „Wir können wohl davon ausgehen, dass sich der Mensch des Barock im Dauerdelirium befand." Verbürgte Jagdunfälle könnten getrost als Folge des Alkohols betrachtet werden, so Eberle. Ebenso amüsant wie aufschlussreich ist das, was der Kunsthistoriker über Mode und Frauen zu sagen hat. Denn die Damen des 18. Jahrhunderts hatten es nicht einfach. Idealerweise sollte die Taille einer Frau mit zwei Händen umfasst werden können. „Außerdem fand es die höfische Mode chic, den Kopf in der Mitte des Körpers anzusiedeln. Dazu bedurfte es meterhoher mit Strohballen aufgesteckter Perücken. Die Damen sind kniend in die Oper kutschiert wurden", erzählt Eberle. Und aus zeitgenössischen Berichten weiß man, dass sich in den Strohbauen mitunter Mäuse oder Ratten wohl fühlten. Auch beim Gesellschaftstanz hatten die Damen zu leiden. Denn der gängige Modetanz war ein Hüpftanz. „Für Frauen, die durch das Stahlkorsett etliche Kilogramm mit sich herumtrugen, artete das Vergnügen schnell zur Qual aus." Diese und weitere Bonmots ließen die Teilnehmer der letzten Führung häufig schmunzeln. „Wir sind überrascht von der kurzweiligen und detaillierten Führung, die uns viel Spaß bereitet hat", sagte Ines Fröhlich aus Mockau anschließend. Gemeinsam mit ihrer Familie hatte sie einen Tagesausflug ins Schlösschen unternommen, den sie mit einem Besuch beim Sommertheater ausklingen ließ. J. Hildebrandt Fritz, Juni 2001 Fast komplett: Figurengruppe „Cris de Paris" Sachsens Gold in Gohlis Meissner Porzellanfiguren des 18. Jahrhunderts sind im Gohliser Schlößchen ausgestellt. Die 51 Figuren stammen aus einer deutschen Privatsammlung. Im Mittelpunkt der Schau steht die Gruppe „Cris de Paris“, die Ausrufer von Paris. Sie wurden 1753/54 von Peter Reinicke und Johann Joachim Kaendler ausgeformt. Die so genannten Rufer sind Blumenmädchen, Essigund Schnapshändler, Köche und Kellner. Ergänzt wird die Sammlung durch Schäfer- und Bauernfiguren, durch die „Cris de Londre". Die Kunstwerke sind zur selben Zeit entstanden wie das Gohliser Schlösschen, in dem die Stücke bis zum 10. Juni zu besichtigen sind. SachsenSonntag, 17. Juni 2001 Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern Theaterpremiere im Hof des Gohliser Schlößchens Die feinstens herausgeputzte Barockarchitektur liefert einen schönen Kontrast zu einem kräftigen Menü, dessen Grundrezept (2 Akte) von Goethe überliefert ist. Peter Hacks hat es durch erlesene Zutaten delikat verfeinert (3 Akte). In Plundersweilern gastiere eine kleine fahrende Komödiantentruppe mit einem großen künstlerischen Anspruch. Sie zeigt das Stück „Esther“, eine Haupt- und Staatsaktion, entnommen der biblischen Geschichte: Haman ist bestellter Minister am Hof des persischen Kaisers Ahasveros. Er schwärzt den Juden Mardochai bei seinem Dienstherrn an. Dieser plane angeblich einen Aufstand gegen den Herrscher. Die Wahrheit ist ein andrer Ding. Mardochai, ein begnadeter Poet, schreibt einfach bessere Gedichte als Haman, dessen Schreibversuche sich nicht anders als dilettantisch nennen lassen. Dem Mardochal droht die Todesstrafe. Was kann er tun? Er bittet, fleht und becirct die schöne Esther, Gattin des Kaisers, ihm beizustehen, um „durch Weiblichkeit und Wohlgeruch“ die Todesdrohung zurückzunehmen. Es folgt der gute Schluss. Madochai kommt frei. „Hochbeglückt das Land, wo Macht sich selbst entgleitet, / Von der Liebe eingelullt, von Weltweisheit geleitet.“ Die Besucher des Jahrmarktspektakels sind höchst zufrieden. Bis auf zwei – eine Dame und zwei Herren kredenzen in atemberaubender Geschwindigkeit 18 Rollen. Ohne Pause. Mit doppelten und dreifachem Boden. LVZ, Mai 2001 Statue erinnert an den gütigen Landesvater Im Garten des Gohliser Schlößchens steht Denkmal des sächsischen Kurfürsten Friedrich August Wenig bekannte Leipziger Kleindenkmäler stellt die Kleine Volkszeitung" vor. Meist stehen sie unbeachtet am Wegesrand und erinnern an Personen oder Ereignisse die kaum noch jemand kennt. Heute Folge 16: die Marmorstatue des sächsischen Kurfürsten Friedrich August im Garten des Gohliser Schlößchens. Im Winter war sie „eingehäuselt", jetzt im Frühjahr kann man sie wieder betrachten - die Marmorstatue des sächsischen Kurfürsten Friedrich August im Garten des Gohliser Schlößchens. Zwar strahlt sie, wenn sie von der Sonne beschienen wird, in weißem Glanz, aber man sieht auch ganz deutlich, dass die Figur vor allem am Bauch beträchtliche Schäden aufweist. Geschaffen hat die Plastik Adam Friedrich Oeser, Maler, Bildhauer und Direktor der „Zeichnungs-, Malerey- und Architektur-Akademie" zu Leipzig. Den Auftrag dazu erteilte der kunstsinnige polnische Fürst Jablonowski, der in Leipzig lebte und in dessen Garten sie stehen sollte. Da der Fürst aber vor der Vollendung der Statue starb, ließ sie die Stadt Leipzig auf städtische Kosten fertig stellen. Am 3. August 1780 wurde sie auf Leipzigs schönstem Platz, der Esplanade, dem späteren Königs- und heutigem Wilhelm-Leuschner-Platz, mit großem Pomp enthüllt. Oeser hat seinen Landesherrn als römischen Imperator dargestellt, aber nicht etwa hoch zu ROSS - wie z. B. der Goldene Reiter in Dresden - sondern zu ebener Erde, um damit „Bürgernähe" anzudeuten. Friedrich August regierte von 1768 bis 1827, also 59 Jahre. Hofhistoriker hatten ihm den Beinamen „der Gütige" verliehen; denn er hatte in Sachsen unter anderem die Schutzimpfung eingeführt. Außenpolitisch hatte er eine weniger glückliche Hand: Mit Preußen verbündet, geriet Sachsen 1806 mit in die Katastrophe von Jena und Auerstedt, musste dem Rheinbund beitreten und Napoleons Krieg mit Geld und Soldaten unterstützen, wofür der französische Kaiser Sachsen zum Königreich erhob. Da Napoleon seine letzte Schlacht 1813 bei Leipzig schlug, musste Sachsens König wohl oder übel bis zuletzt seinen Bündnispflichten nachkommen, wofür ihm die Preußen reichlich die Hälfte seines Landes wegnahmen. Aber die Sachsen hielten in unverbrüchlicher Treue zu ihrem unglücklichen Landesvater, und Leipzig benannte unter anderem den Augustus- und Königsplatz nach ihm. Die Statue des nunmehrigen Königs, im Laufe der Jahre vom Zahn der Zeit angenagt, stand über 150 Jahre auf dem Königsplatz. Im Jahre 1936 wurde sie wegen Baumaßnahmen ins Gohliser Schlößchen umgesetzt, wo sie. Wind, Wetter und Leipzigs aggressiver Luft ausgesetzt, schwere Schäden erlitt. Mitte der 90er-Jahre ließ die Stadt Leipzig die Statue durch Markus Gläser nach modernen Gesichtspunkten restaurieren, das heißt säubern, mit Alkydharz tränken, ohne aber die Schäden auszubessern. Seitdem steht sie im nunmehr wieder gepflegten Garten des Gohliser Schlößchens. Claus Uhlrich LVZ, 26. Mai 2001 „Kultstück“ nun im Schlößchen „Non, je ne regrette rien..." singt Edith Piaf und auch Uwe Scholz meint: „Nein, ich bedaure nichts." Die Uraufführung zu den Leipziger Ballett-Tagen 2000 fand solchen Anklang, dass daraus inzwischen so etwas wie ein „Kultstück" geworden ist - sogar auf der Baustelle des Museums der Bildenden Künste wurde es gezeigt. Mit Witz und Pfiff präsentieren sich die Ballerinen des Leipziger Balletts, nur gelegentlich geliftet von ihren männlichen Kollegen, zu poppiger Musik von Georg Friedrich Händel bis zu den Fantastischen Vier. Die Gebrauchsanweisung für das Publikum hat Uwe Scholz gleich mitgeliefert: „Ich hatte nie den Anspruch, das Ballett neu zu erfinden - erst recht nicht heute Abend. Also, nehmen Sie es, wie sie wollen! "Also, viel Vergnügen unter freiem Himmel vor der barocken Kulisse des Gohliser Schlösschens und dies am 8., 9., 10., 14., 15. und 16, Juni. Kartenbestellungen werden unter 034l/12 61 115 entgegen genommen. Mai 2001 In Sachsen, wo hübsche Mädchen auf den Bäumen wachsen Wem wohl ist der geht nach Gohlis. Das Gohliser Schlößchen, ein elegantes Sommerpalais, beeindruckte schon Friedrich Schiller. Bei der standesamtlichen Trauung sitzen Sie und Ihre Gäste auf weißen Rokokostühlen. Durch die hohen Bogenfenster fällt Licht auf das Paar. Sie betreten das Schlösschen zwar gemeinsam, gehen dann aber getrennte Wege zum Trauzimmer. Vom Salon aus werden Braut und Bräutigam nach oben in verschiedene Gesellschaftsräume begleitet. Dort wickeln Sie die Formalien mit dem Standesbeamten ab, bevor Sie ihre Liebste oder Ihren Liebsten wieder sehen. Bei der Trauung im Oesersaal, in dem bis zu 90 Gäste Platz haben, werden Sie beim „Ja“ sagen am Flügel begleitet. Wie wäre es mit einem Festschmaus im Schloss? Die Orangerie ist ideal für Bankette und Empfänge. An der längsten Tafel Leipzigs mit Blick auf den Schlosspark haben 58 Gäste Platz. Lust auf eine Hochzeit im barocken Rahmen? Das Standesamt Leipzig hat die Tel. 0341-1234135, das Team des Gohliser Schlösschens erreichen Sie unter Tel. 0341-589690. Im Schloss wird an jedem ersten Freitag im Monat geheiratet. SachsenSonntag, 13.Mai 2001 Ursula Rechenberg heute im Gohliser Schlößchen Am heutigen Sonntag um 15 Uhr gibt Ursula Rechenberg im Gohliser Schlößchen unter dem Titel „Der Mensch sei kein Gedankenstrich im Buche der Natur“ und stellt Robert Schumann als Komponist und Dichter vor. Die in Linz lebende gebürtige Berliner Pianistin Ursula Rechenberg, die auch literarisch tätig ist, spielt bekannte – wie „Kinderszenen" mit der unsterblichen „Träumerei" – und seltene Klavierwerke von Robert Schumann und liest Jugendgedichte und Tagebuchaufzeichnungen des Komponisten. (Oberösterreich), Ursula Rechenberg ist Leiterin der Veranstaltungsreihe „Musikalischer Salon" in Schloss Puchberg bei Wels (Oberösterreich), Mitglied des Autorenkreises Linz sowie der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau. Leipziger Rundschau, 09. Mai 2001 Mariannes Galerie-Tipp Plastiken von Markus Gläser im Schlößchen Das Gohliser Schlößchen gibt in der Westarkade einen kleinen Einblick in das schier unermesslich breite Schaffen des Bildhauers Markus Gläser, der in Halle bei Professor Gobei studierte. Gläser arbeitet in Ton, Keramik, Holz, Naturstein, Beton, Steinguss, Bronzeguss. Er gestaltet Figuren, Porträts, Büsten, Reliefs. Sein künstlerisches Werk reicht von der Medaille bis zum Zierbrunnen, vom kleinen Ornament bis zum großen Denkmal. Und er ist ein gefragter Restaurator. Seine Figuren sind meist mit runden Bäuchen ausgestattet, die Besucher manchmal vorsichtig streicheln. Dem Schlossherrn Martin Eberle hat es der fliegende Engel besonders angetan. Besucher werden schon durch die Installation im Brunnen des Gartens aufmerksam. Der fliegende Fisch aus Metallstücken wie zum Beispiel einem Ofenrohr als Schwanzflosse lässt Vorübergehende nicht kalt. SachsenSonntag, 06.Mai 2001 Antiquitätentage im Gohliser Schlößchen Die 2. Antiquitätentage werden vom l. bis 4. Juni im Gohliser Schlößchen durchgeführt. Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr - sowohl bei den Besuchern wie den Ausstellern werden in diesem Jahr die Antiquitätentage in den historisch ausgestatteten Räumen des Schlosses stattfinden. Die Zahl der Aussteller konnte dadurch um 60% gesteigert werden. Auch in diesem Jahr kommen die Händler wieder aus Deutschland, Österreich und England. In den Rokoko- und Biedermeierräumen zeigen die Kunsthändler kostbare Möbel, eleganten Schmuck, Porzellan, Gold und Silber. Für jeden Geldbeutel wird es dabei wieder Schönes, Kurioses, Liebenswürdiges und Kostbares zu entdecken geben. Natürlich besteht auch während der Antiquitätentage die Gelegenheit, Familienschätze von den Händlern begutachten zu lassen. LVZ, 24. April 2001 Schloss-Fisch braucht noch einen Namen Derzeit etwas traurig drein guckt der Metallfisch, der überm Brunnen im Barockgarten des Gohliser Schlößchens schwebt. Geschaffen hat ihn Markus Gläser, der in der Westarkade des Schlosses noch bis 3. Juni Plastiken und Zeichnungen ausstellt. Der Künstler würde sich freuen, wenn die Kinder der Stadt einen lustigen Namen für den Fisch parat hätten. Wer also eine Idee hat, schreibe an das Gohliser Schlößchen. Der beste Vortrag wird prämiert – mit einem fischigen Gewinn. SachsenSonntag, 18. März 2001 Rote Ohren inklusive Fünf Monate im Jahr dreht sich im Leben von Jutta Schaarschmidt alles rund um das Buch dann stürzt sich die Angestellte des Kulturamtes der Stadt Leipzig mit vollem Einsatz in die Organisation der Buchmesse und des Veranstaltungsprogramms „Leipzig liest". Und die Arbeit wird von Jahr zu Jahr mehr - was im speziellen Falle von „Leipzig liest" mit einem Faltblatt begonnen hat, ist jetzt ein Mammutprogramm mit rund 500 rein literarischen Veranstaltungen. Dabei ist für die alteingesessene Leipzigerin vor allem Organisationstalent gefragt. Konkret bedeutet dies im Vorfeld der Buchmesse viele, viele Nachtschichten im Organisationsbüro auf der Leipziger Messe. Doch diese nimmt Jutta Schaarschmidt gerne in Kauf- bislang hat sie in ihrer neunten MesseSaison noch nicht die geringste Lust, ihren Stuhl zu räumen. Sie ist auch weiter die unmittelbare Kontaktperson zu den Verlagen, die vom 22. bis 25. März Lesungen präsentieren wollen. Das Programm ist längst in Sack und Tüten - schließlich zieht Jutta Schaarschmidt schon am l. November in ihr „Buchmesse-Büro" um. “Anders geht es auch gar nicht. Man muss frühzeitig bei den Veranstaltungsorten wie etwa der Peterskirche den Fuß in die Tür bekommen", die eigentliche Organisation beginnt in der Weihnachtszeit. Gemeinsam mit einem Kollegen von Bertelsmann - Hauptsponsor der Buchmesse - zieht die Leipzigerin dann die Fäden. Das Organisieren liegt ihr im Blut - bereits vor der Wende engagierte sie sich in der Kulturszene. 1988 war sie mit dabei, als die Galerie „Augenblick" ins Leben gerufen wurde. „Kultur hat bei mir schon immer eine große Rolle gespielt. Dabei ist es mir auch nach der Wende nicht schwer gefallen, als Organisatorin aufzutreten. Zu DDR-Zeiten war es doch eigentlich viel schwerer, Veranstaltungen zu organisieren." Mittlerweile ist die Angestellte des Leipziger Kulturamtes längst ein absoluter Profi - auch wenn sie diesen Begriff ein wenig anders definiert. „Das größte Manko ist doch, wenn Leute geholt werden, die den Job nur als Karrierestation sehen. Wenn ich nicht eine derartige Hochachtung vor den Autoren hätte, könnte ich dies gar nicht so intensiv machen. Und der Erfolg kommt mit den Menschen, die aus ganzem Herzen etwas für ihre Heimatstadt tun möchten", erklärt sie. Auf die besondere „Leipziger Atmosphäre" arbeitet die Mittfünfzigerin ganz gezielt hin. Da muss sie dann auch nicht selten einmal auf ganz ungewöhnliche Ideen kommen: „Natürlich braucht es da eine Menge Kreativität. Zum Beispiel, wenn es um Lesungen von Lyrikern geht. Da haben wir uns mal überlegt, dass die doch über den Poetenweg in das Gohliser Schlösschen gehen könnten. Mittlerweile sind die Lyriklesungen dort an der Tagesordnung." „Ich bekomme schon ein sehr direktes Feedback von den Verlagen. Da gibt es viele Chancen, sich auch mal rote Ohren zu holen", berichtet Jutta Schaarschmidt schmunzelnd. Gerade Lesungen wollen trefflich organisiert sein - schließlich geht es darum, auch genau die richtige Zielgruppe zu erwischen. „Da gehört es für mich dazu, die Bücher zumindest anzulesen." Intensives Schmökern ist in den fünf Monaten allerdings nicht drin. Doch der „Bücherwurm" Jutta Schaarschmidt holt dies im Rest des Jahres nach. Zu den Lesungen an sich hat sie ein „gespaltenes Verhältnis": „Ich gehe gern zu Lesungen, die ein echter Genuss werden können. Etwa bei Christoph Hein oder Christa Wolf. Schwieriger ist es bei Autoren, die vielleicht zum ersten Mal eine Lesung vor 300, 400 Leuten machen und beinahe halbtot sind vor Angst. Da bin ich immer ein wenig im Zwiespalt." Was sie aber nicht daran hindert, sich mit aller Energie gerade auf die Förderung von Nachwuchs-Autoren zu stürzen. „Dieses Herz für Neulinge unterscheidet uns ganz klar von der Buchmesse in Frankfurt/Main, die wir ohnehin nicht als direkte Konkurrenz sehen. Aber es ist uns einfach wichtig, auch Autoren, die vielleicht noch gar kein Buch veröffentlicht haben, ein öffentliches Podium zu geben." Besonders stolz ist die Mittfünfzigerin auf den „Honky-Tonk"-, den Festival-Charakter von „Leipzig liest". „Nach 18 Uhr wollen wir eigentlich alle Aktivitäten in die Stadt holen. Dann sollen sich die Besucher einfach das Programmheft einstecken und losgehen. Ich möchte da schon eine gewisse Bewegung zwischen den Veranstaltungsorten haben." Auf den Gedanken, sich selbst einmal als Schriftstellerin zu versuchen, ist die Leipzigerin übrigens noch nie so richtig gekommen. „Schon als ich in den Kneipen beim Kabarett gearbeitet habe, wurde ich immer wieder gefragt, ob ich nicht mal etwas schreiben möchte. Aber ich wollte und könnte gar kein Buch schreiben." Am Puls der Zeit bleibt sie auch ohne eigene „Buchprojekte". Nicht zuletzt, weil sich gerade bei der Literatur derzeit eine Menge verändert. Angefangen vom Trend zum Hörbuch bis hin zur flächendeckenden Nutzung der so genannten Neuen Medien. „Durch meinen 19-jährigen Sohn bin ich mit dem Internet quasi noch einmal groß geworden. Das Internet-Cafe Trixom ist schon beinahe so etwas wie seine Wohnstube. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie ich ohne Internet, ohne E-Mail auskommen soll." Einrichtiges Sonntagsfrühstück kommt bei der unverheirateten Jutta Schaarschmidt meistens nicht zustande. „Ich bin ein absoluter Nachtmensch. Früher habe ich in den Kneipen die Abrechnung gemacht, wenn die anderen müde wurden." Allerdings gibt es da ein festes Sonntagsritual, von dem sie auch in Zukunft nicht abrücken möchte: „Jeden zweiten Sonntag im Monat treffe ich mich mit einer Freundin zu einem 'Spätstück' in der Moritzbastei. Und weil bei den Museen freier Eintritt gilt, ziehen wir anschließend durch die Ausstellungen." J. Wagner LVZ, 27. Februar 2001 MDR-Kultur-Café Die Irrtümer und Konsequenzen der Carola Stern Der Applaus bleibt aus. Nicht der für Carola Stern im sonntäglichen MDR-Kultur-Cafe. Und auch nicht der für ihre Autobiografie „Doppelleben". Das Schweigen im Äther gilt der gelesenen Passage über zwei Entführungsversuche durch die Stasi. „Es ist ein seltsamer Gedanke, seine Freiheit, womöglich sein Leben einem Stasi-Hauptmann zu verdanken, der von seiner Tochter und ihrem späteren Ehemann ums Leben gebracht worden ist." Carola Stern hat es sich nie leicht gemacht und mehr als ein „Doppelleben" gelebt. „Wer ich bin" ist das letzte Kapitel überschrieben. In Leipzigs Gohliser Schlößchen nach einer Antwort befragt, zögert die gerade 75-Jährige: „Ein Mensch, der sehr deutlich sieht, was in diesem Staat alles nicht in Ordnung ist. Und der versucht, es auf seine Weise zu ändern." Die vielen heiteren Episoden, ihre Bekanntschaften und Freundschaften mit den Klugen und Wichtigen ihrer Zeit (Willy Brandt, Erich Fried, Günter Grass, Heinrich Böll...) hatten einst den Anstoß zu dem nun vorliegenden Buch gegeben. „Aber ich kann aus meinem Leben keine Anekdotensammlung machen", dachte die Stern. Und setzte sich einem immer noch schmerzhaften Prozess des Erinnerns aus. An eine Kindheit als Jungmädelführerin in der Nazizeit. An ihre Arbeit als Lehrerin an der SED-Parteihochschule und gleichzeitig für den amerikanischen Geheimdienst. An die Flucht nach Westberlin, ihre spätere Arbeit als Leiterin des politischen Lektorats bei Kiepenheuer & Witsch, als erste Frau in der Kommentatorenriege des WDR, als Mitbegründerin der deutschen Sektion von Amnesty International, als Autorin erfolgreicher Biografien... Es ist auch der uneitle, schonungs-lose Umgang mit ihrer mehrfach gebrochenen Vita, der diese Frau so faszinierend macht. Gerade hier und gerade jetzt, da das Wiederkehren verdrängter oder verschwiegener, möglicherweise schlicht nie diskutierter Vergangenheiten ratlos macht. So gibt die Publizistin indirekt Antworten auf Fragen, die so konkret nicht gestellt wurden von Moderatorin Mechthild Baus, die Michael Hametner ersetzen musste. „Ich weiß auch, dass ich nicht ohne Identitätsverlust davongekommen bin", schreibt die Stern, geborene Erika Assmus. Zu einer Identität zu finden, die das Versagen, auch die dunklen Punkte einer Biografie mit einschließt, beinhalte „den Mut, sich immer wieder zu fragen: In welche Verstrickungen bist du geraten? Wo und wie weit bist du schuldig geworden und wie kannst du - soweit das möglich ist - Konsequenzen ziehen und das wieder gut machen." Janina Fleischer LVZ, 23.01.2001 „Die schöne Müllerin" als lyrisches Drama Ganz im Sinne des Dichters Wilhelm Müller war in Gohlis in der Reihe „Oper im Schlösschen" dessen von Franz Schubert vertonter Zyklus „Die schöne Müllerin" als lyrisches Drama zu erleben. Nach schwereloser Eröffnung mit dem Lied vom Wandern als Müllers Lust ließ Bariton Jürgen Kurth im stimmigen Zusammenwirken mit Pianist Clemens Posselt schon im folgenden Lied „Wohin?" erste Zweifel mitschwingen, die diese Wanderung zunehmend verdunkeln. Dabei fand der Sänger bis zum Lied „Tränenregen" mit geschmeidiger Stimmführung nuancenreiche Tönungen und Färbungen für freudige, doch schon von leiser Melancholie durchzogene Empfindungen – wenn „Der Neugierige" mit bangen Ahnungen „Ich frage keine Blume" singt. Danach vermochte Kurth ebenso die unaufhaltsame Umkehr der Stimmungen als tragisches Geschehen mit trotzigem Aufbäumen und erschütternder Resignation Ereignis werden zu lassen. Da klangen im „Gute Nacht" schon die Klage des Leiermanns und die Todessehnsucht der „Winterreise" mit. Eine tief berührende Liedgestaltung. Werner Wolf LVZ, 15.Januar2001 Über 13 Jahre Lessings weisen Nathan und Goethe lebenslang Am Sonnabend im Gohliser Schlößchen umjubelt, feiert der Schauspieler Günter Grabbert heute seinen 70. Der knallrote Streifen über der Ankündigung fällt sofort ins Auge: Ausverkauft. Doch gleich daneben ein Anschlag, der Interessenten noch hoffen lässt. Der literarisch-musikalische Nachmittags-Streifzug zu Goethe werde am gleichen Tag, ein paar Stunden später wiederholt. Die Leitung des Gohliser Schlösschens hatte zeitgemäß entschieden: Die Nachfrage bestimme das Angebot. Und außerdem: Ungewöhnliche Umstände verlangen ungewöhnliche Lösungen. So waren am Sonnabend Günther Grabbert und Peter Meyer, der Leipziger Pianist, gleich zweimal „Zu Gast bei Goethe“. Der eine mit Gedichten, Briefen, Anekdoten und Faustischem aus beiden Teilen, der andere mit Musik von Mozart und Mendelssohn. Grabbert als GoetheVermittler ist das reine Vergnügen. Die Leute wissen das. Viele identifizieren ihn noch immer, obwohl es lange her ist, mit seinem Faust im Schauspielhaus. Jetzt, im Schlößchen, kam etwas ganz Eigenes dazu. Auf dem Anschlag konnte man es lesen. Der aus Mecklenburg stammende Schauspieler, gleichsam Reisender in Sachen Goethe, wird heute 70. An einem solchen Tag wird üblicherweise das Kunst-Werk des Jubilars aufgelistet. Bei Grabbert reicht der Platz dafür nicht. Genügen muss hier der Hinweis auf Hunderte Rollen in Kino, Fernsehen, im Synchronstudio und, dies vor allem, auf Leipzigs Schauspielbühnen, auf denen er in 40 Jahren fast alles gespielt hat, wonach sich Mimen seines Fachs die Finger lecken. Von Richard dem Dritten über Peer Gynt, Karl Moor und Galilei bis Macbeth, Lear, Goya und Nathan. In allem ein Künstler, der sein Handwerk beherrscht wie nur wenige, robust und sanft, genau, empfindsam, eindringlich, spannungsgeladen, immer Hinter- und Untergründe offenbarend. Mit Lessings über die Zeiten aktuellem Nathan ist Grabbert bis in die jüngste Vergangenheit verbunden. Er spielte den weisen Juden von 1981 an sieben Jahre auf der Leipziger Bühne, seit 1994 zwei Jahre im Bad Lauchstädter Goethe-Theater, hernach zwei Jahre auf Tournee und zwei weitere Jahre in Halles großem Haus. Mit riesigem , anhaltendem Erfolg. Wenigstens diese 13 Jahre Nathan verdienen Hervorhebung. Für Grabbert gehörte Rezitation, was im Lebensbild oft vernachlässigt wird, seit eh und je zum Beruf. Vom Altenburger Publikum, vor dem Wechsel 1956 nach Leipzig, verabschiedete er sich mit Thomas Manns „Tonio Kröger“. Das war der Beginn. Für seinen Gestaltungswillen auch im literarischen Salon stehen von da an Autoren wie Majakowski, Ringelnatz, Wilhelm Busch, Villon und Fontane. Und, natürlich, immer wieder Goethe. Wie jetzt wieder im Gohliser Schlößchen. Übrigens war die Wiederholung am Abend ebenfalls ausverkauft. Günther Hofmann Leipzig lokal, 14.Januar2001 Bertram Kober zeigt Nutz-Last-Fotos Weniger die Lust, mehr die Last von Autos, wenn sie nutzlos geworden sind, zeigen die Fotografien von Bertram Kober, die nur noch ma heutigen Sonntag im Gohliser Schlößchen zu sehen sind. Schlossherr Martin Eberle war angetreten die Westarkade des Schlosses Fotografie-Künstlern für Ausstellungen zu öffnen. Daran hält er fest. Nun also Bertram Kober, der Autoteile und Schrottautos der Ölpest mit verendeten Ölverklebten Vögeln gegenüberstellt. Der Nutzen und die Last liegen dicht beieinander. Die Idylle kann schnell gestört werden. Wie durch einen Schlitz wird ein Ausschnitt des Automarktes sichtbar: Autos und noch mehr Autos. Lust uns Last des Autofahrers. Kober hat es erfahren, fotografiert und ausgestellt. Zur Autostraße gehört auch die Raststätte, und zur Raststätte gehört ein Klo. Das darf in der Ausstellung nicht fehlen. LVZ, 04.Januar 2001 Gohliser Schlößchen schön wie im Märchen Die Geisterstunde naht – und das Gohliser Schlößchen versinkt im galligen Grün. Die gleichsam gruselige wie märchenhafte Schönheit erstrahlt noch bis zum 14. Januar. Dann wird die Lichtinstallation, die auch die Kastanie im Vordergrund in düsteres Rot taucht, wieder abgebaut. LVZ, 03. Januar 2001 Wenn Irritation Kunstprogramm ist Bertram Kober, seine „Nutz-Last“ – Fotografien und keine Spur von Ideologiehammer Irritation schon bei der Annäherung: Autobahnlärm füllt an- und abschwellend die idyllische Gartenanlage zwischen den Flügeln des Gohliser Schlösschens. Bei Dunkelheit kommen schrillbunte Spots dazu, die das barocke Ambiente heftig konterkarieren. Bertram Kober liebt solcherlei spielerisch-ernsthafte Überraschungen. Doch kein Ideologiehammer droht: Die Interpretation findet- wenn- im eigenen Kopf statt. „Nutz-Last“ ist die Ausstellung von neuen Arbeiten des 39-jährigen Leipziger Künstlers betitelt. Und diese Ansage ist so dialektisch vertrackt wie die Fotografien, die darunter versammelt sind. Denn die Motive, die Kober an den Rändern mitteleuropäischen Fortschritts gefunden hat, stehen zwar für Irrtum und Verlust, doch daraus wird keine wilde Anklage inszeniert. So billig ist diese Kunst in keinem Augenblick. Die Autowracks und Öllachen, das totgefahrene Reh, all die Momentaufnahmen sprechen für sich – und sind mehr: Sie besitzen eine besondere, ironisch gebrochene, schillernde Schönheit. Kober geriert sich nicht als aufdringlicher Endzeitphilosoph, sondern bescheiden als Beobachter, der indes die verwirrende Vielschichtigkeit von Wirklichkeit für uns entdeckt. Der Ort, wo dieser anregende Ausflug ins Nutzen-Lasten-Denken arrangiert ist, ist als Leipziger Kunstort noch neu. Das ist für die, die dort den Anfang machen, ein Wagnis, wohl beinahe zwangsläufig mit überschaubaren Besucherzahlen verbunden. Sehr schade für alle, die den Weg dorthin bisher nicht gesucht und gefunden haben. Gerade deshalb ist sowohl den Veranstaltern wie den Unterstützern der beiden ersten Ausstellungsprojekte – vor Bertram Kober zeigte dort André Köhler seine Serie „Museum“ – ein langer Atem zu wünschen. Und den Künstlern Mut zur Kontinuität: Gerade Kober, dessen Unverwechselbarkeit sich in seiner unbegrenzten Vielseitigkeit ausdrückt. In den Geschichten, die nur er so erzählt, in der Melancholie, die Larmoyanz verbietet. In diesem Sinne ließ Kober, übrigens unter anderem bekennender Technik-Freak, als zeitgemäße Begleitmaßnahme zur Schau Plätzchen backen. In Autoform, natürlich. Und wohlschmeckend auch noch. So ist das mit der Irritation – als (Kober-)Programm. Gisela Hoyer LVZ, 08. Dezember 2000 Nur das Lächeln der Mona Lisa vergeht nicht „Nutz-Last“: Bertram Kobers Bilder von bunten Klos und toten Autos Was immer in der Herrentoilette der Autobahnraststätte Fläming an der A9 geschieht, über den Pissoirs schwebt das Lächeln der Mona Lisa. Nicht nur für selbstverliebte Männer ein Traum, da unvermutet angestrahlt zu werden, auch für den Leipziger Fotografen Bertram Kober. Mit Genehmigung harrte er am profansten aller Orte und bannte - diskret verwackelt zwei offenbar sehr Eilige auf Celluloid. „Lassen Sie sich nicht stören", raunten die dem Beobachter zu. Natürlich nicht. Der magische Moment auf dem Klo ist sozusagen der Komödienteil einer Ausstellung, die seit gestern in der Westarkade des Gohliser Schlößchens zu sehen ist. Einen terminus technicus hat Kober dafür auseinander genommen: „Nutz-Last". Der Künstler zeigt, wie einst Genutztes zur Last wird. Ein Getränk zum Beispiel ... Besonders die Insignien der Mobilität werden auf den Fotos unpathetisch zu Grabe getragen. Der Sohn einer Familie im hessischen Ziegenhain, berichtet Kober, fahre regelmäßig seine Autos zu Schrott. Der Leipziger hat das Wrack so aufgenommen, als sei es holterdiepolter unter der Idylle aus geschnitztem Holzbalkon samt Hirschgeweih zum Stehen gekommen. Ganz schön lästig das. Manchmal ist dann der Last wieder ein Nutzen abzuringen, wie bei den Autokadavern an der E 30 Höhe Warschau, die wie Mahnmale die verdrängten Risiken der Industriegesellschaft symbolisieren. Der Fotograf geht tiefer, zeigt, was ein Archäologe in 500 Jähren auf einem Autofriedhof finden könnte, nämlich Federbein, Kupplungsscheibe, Bremssattel oder Lichtmaschine - als verknöcherte Relikte einstigen Fortbewegungswahns. Vergänglichkeit, Zerstörung und Bedrohung hat der Mitbegründer der Punctum-Agentur selbst bei seinen Bildern der Ölpest in der Bretagne ohne Anklage festgehalten. Stattdessen spielt er mit dem ersten Blick, der Schönheit ahnt, weiterschaut, dann stolpert: Der Mann in dem Öl-Anzug läuft gar nicht durch eine Caspar-David Friedrich-Szenerie, das sind ja Teerklumpen. Selbst die Distanz des Fotografen zu seinen Motiven ist letztlich Illusion. Kober: „Ich bin Teil der Katastrophe. Ich, der ich mit dem Auto nach Frankreich fahre und Benzin verbrauche." Eigentlich gar nicht so lustig. SachsenSonntag, 26. November 2000 Leben im Gohliser Schlößchen Heute findet das 21. Gohliser Bürgerkonzert statt Rechtschreibreform hin, Rechtschreibreform her: Es wird aus Erfurcht vor seiner Historie weiterhin mit „ß" geschrieben: Das Gohliser Schlößchen, erbaut 1755/56, ein Baudenkmal des ausgehenden Barock. Das Gohliser Schlößchen ist ein einzigartiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts und ist ein Musterbeispiel der Dekorationskunst des so genannten deutschen Zopfstils im Leipziger Raum. Der architektonische Reiz und die besondere Atmosphäre, in der Kunst aller Genres dem Publikum nahe gebracht werden kann, setzen einen zusätzlichen Akzent im Kreis der bedeutenden Kulturstätten Leipzigs. Seit der Wiedereröffnung des Gohliser Schlößchens 1998 laden Kammerkonzerte, Lesungen, Theaterund Ballettinszenierungen ein, zugleich bieten seine Räume einen ästhetisch anspruchsvollen Rahmen für verschiedenartigste festliche Anlässe. So findet zum Beispiel am heutigen Sonntag um 15 Uhr das 21. Gohliser Bürgerkonzert unter dem Motto „Von Galanz zu Eleganz" statt. Das Quintett „Tibia" lässt Musikstücke wieder aufleben, die zwischen der „ernsten" und der „heiteren" Muse angesiedelt sind. Bei dieser musikalischen Wanderung durch zwei Jahrhunderte Hörvergnügen garantiert. „Schlossherr" ist seit August dieses Jahres Dr. Martin Eberle (32). Der Kunsthistoriker aus dem bayerischen Schrobenhausen kam nach seinem Studium in Bamberg und Jena vor fünf Jahren nach Leipzig und begann hier seine berufliche Laufbahn im Museum für Kunsthandwerk. Eberle hatte schon während seines Studiums ein Auge auf Leipzig geworfen, wo alles irgendwie in Aufbruchstimmung war und es noch keine erstarrten Strukturen gab. Nun, die Stimmung (nicht seine) ist mittlerweile etwas gedämpfter und die Strukturen ... Schwamm drüber. Auf jeden Fall hat sich Leipzig seine brodelnde Vielfalt, gerade auf kulturellem Gebiet, bewahrt. Der Museumsdirektor genießt noch immer wie am ersten Tag seinen Arbeitsweg zum Schlößchen, der den passionierten Fußgänger durch das morgendliche Rosental führt. Die Bürgerkonzerte rief im Oktober 1998 Ralph Schippmann ins Leben. Inzwischen sind sie eine feste Institution. Neben Ensembles und Solisten der Hochschule für Musik und der Oper Leipzig, mit denen Kooperationsverträge bestehen, melden sich immer häufiger nicht in Leipzig ansässige Künstler, die die einzigartige Atmosphäre des Schlößchens zu schätzen wissen. So hält sich der Einsatz von „gestandenen'" und Nachwuchsinterpreten. von Stars und Debütanten die Waage. Das ist keine reine Kostenfrage, denn was zählt, ist in erster Linie die Qualität der dargebotenen Leistung. Das letzte Bürgerkonzert 2000 findet übrigens am letzten Tag des Jahres statt. Dann fragen Angela Mehling (Sopran), Mirko Milev (Bariton) und Karl-Heinz Müller (Klavier): „Kann denn Liebe Sünde sein?" Alle Leipziger kennen „ihr" Gohliser Schlößchen, aber nicht unbedingt seine wechselvolle Geschichte. Es war einst bürgerliches Landpalais, das dem Ratsherrn Johann Caspar Richter als ländlicher Sommersitz diente. Dem Maler und Bildhauer Adam Friedrich Oeser verdankt es im Obergeschoß einen ausgemalten Festsaal. 1792 fällt das Schlößchen durch Testament an den Rat der Stadt, der damit zugleich verpflichtet wird. „für Conservation der Gebäude auch dem ihm überlassenen Gute sowie für Verschönerung zu sorgen". Nach der Völkerschlacht wird es schließlich Militärhospital. Für 1.7150 Taler erwirbt 1832 der Halberstädter Domherr Kar) Wilhelm Rudolf von Alvensleben Gut und Schloss. Für zwei Generationen bleibt es Eigentum der Familie. In dieser Zeit ist das Gohliser Schlößchen Briefadresse der Bettina von Arnim an den kunstsinnigen Gebhard von Alvensleben. Seit 1906 befindet es sich wieder in städtischem Eigentum; erst 1934-37 erfolgt eine Generalrestaurierung, danach beginnt die öffentliche kulturelle Nutzung des Hauses. Schon 1947 beginnen die Sanierungsarbeiten. 1977 beginnt die Freilegung der Wandmalereien und eine umfassende Restaurierung des Oesersaals: Mit der Abnahme der Turmkuppel 1991 - wegen Einsturzgefahr - wird die Öffentlichkeit erstmals auf das Ausmaß notwendiger Sanierungsmaßnahmen hingewiesen. Die Kuppel ist wieder drauf. Davon können Sie sich während der nächsten Führung, die am kommenden Samstag um 17 Uhr stattfindet, an Ort und Stelle überzeugen. Und es führt kein Geringerer als der „Schlossherr" selbst. LVZ, 24. November 2000 Thomas Manns Lieblingsenkel Frido war da, mitsamt „Hexenkindern“ Der Kosmopolit ist eigentlich ein heimatloser Optimist Der Lieblingsenkel ist längst selbst Großvater. Dennoch hängt ihm die dank „Dr. Faustus" Literatur gewordene besondere Zuneigung des „Zauberers", wie die Familie verehrungsvoll den Ausnahmedichter Thomas Mann titulierte, lebenslang an. Kein Interview, in dem die Verwandtschaft nicht zur Sprache käme, schon gar keine Lesung ohne das. So gesehen, war die Leipziger Lesung von Frido Mann, der den noch fast druckfrischen Roman „Hexenkinder" ins Gohliser Schlößchen mitgebracht hatte, perfekt. Wie der Aufenthalt zur Buchmesse im März, wo es noch um Teil l der geplanten Trilogie ging, „Brasa". Und seit jenem vierten Stück Prosa steht wohl fest, der vor 60 Jahren in Kalifornien geborene, heute in Göttingen lebende Professor für klinische Psychologie folgt am Ende doch der Mannschen Manie zum Schreiben. Lange hatte er sich dagegen zu emanzipieren gesucht, irgendwann musste es wohl irgendwie sein. Trotz des einschüchternden Ruhmes all der anderen. Er sei gern in Leipzig, gesteht der freundliche Herr mit dem schönen grauen Schöpf und erzählt von jenen Zeiten, als er sich hier („als Nicht Bundesbürger ging das") habilitierte. Und dann liest er, in beinahe altmodisch melodiös gebauten Sätzen, die ineinander verschränkten Geschichten zweier Frauen, die drei Jahrhunderte trennen, aber die Erfahrung von Manns Thema Heimatlosigkeit und Kosmopolitismus verbindet. Plus einiger jener Talente, die die Wissenschaft nicht erklären kann und für die man einst auf den Scheiterhaufen kam. Zum Beispiel in Salem ... „Literarischen Kubismus" nennt der Autor seine Texte, und auch dabei funkeln seine Augen ironisch. Wochenkurier, 07. November 2000 Benefiz-Veranstaltung der Aids-Hilfe „Marienbader Intrigen“ Am Mittwoch, 8. November, 20 Uhr findet im Gohliser Schlösschen eine BenefizVeranstaltung der Aids-Hilfe Leipzig statt. Marylu Poolmann und Friedhelm Eberle lesen aus dem fiktiven Briefwechsel „Marienberger Intrigen" von Rolf Schneider. Inhalt ist Klatsch und Tratsch über Goethe. SachsenSonntag, 22. Oktober 2000 Wochenend und Sonnenschein im Gohliser Schlößchen Das „Calmus"- Ensemble gastiert am heutigen Sonntag um 15 Uhr unter dem Motto „Wochenend und Sonnenschein" im Gohliser Schlößchen. Die fünf ehemaligen Thomaner gastieren zum zweiten Mal im Schlößchen. Erklingen werden Madrigale, Balladen Chansons und vieles mehr. Das Vokalquintett begeistert und erheitert das Publikum mit Liedern von den Comedian Harmonists bis zu den Beatles. Auch wenn die Texte manchmal ernst sind, das Augenzwinkern der Sänger verspricht wie immer einen anspruchsvollen und mitreißenden Nachmittag. SachsenSonntag, 08. Oktober 2000 Wiener Nachmittag im Gohliser Schlößchen Am Sonntag, dem 15. Oktober, um 15 Uhr wird sich die österreichische Sopranistin Ingeborg Schöpf mit einem Lied- und Operettennachmittag im Gohliser Schlößchen vorstellen. Die junge Sängerin war 1996 Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin, ein Jahr später gewann sie den internationalen Robert –Stolz –Wettbewerb in Wien. An der Staatsoperette in Dresden ist sie als Rosalinde und Clivia zu hören, auch ihre Gastspiele als Pamina, Susanna und Marie werden von Publikum und Presse mit Begeisterung aufgenommen. Im Gohliser Schlößchen wird sie, begleitet vom Leipziger Pianisten Peter Meyer, heitere Lieder von Schubert und Brahms singen, der dazwischen Walzer beider Komponisten spielt. Im zweiten Teil des Nachmittags lässt Ingeborg Schöpf mit ihrem traumhaften Sopran Perlen der Wiener Operette wie „Meine Lippen, sie küssen so heiß" von Franz Lehar, das Aufrittslied der Clivia von Nico Dostal und „Wiener Lieder" von Robert Stolz erklingen. LVZ, 20. September 2000 Salonorchester probt für Hannover-Auftritt Eine besondere Ehre wird dem Salonorchester des Gewandhauses zuteil. Bei der EröffnungsGala der Weltausstellung Expo in Hannover spielt der Klangkörper am 31. Mai vor 4000 internationalen Gästen. „Expo-Kulturchef Björn von Liebermann hat uns bei unserem Rosenmontagskonzert in Leipzig erlebt und war so begeistert, dass er uns gebucht hat", erklärte Kontrabassist Dieter Köpping. Zwar hat das Orchester das Programm für Hannover längst drauf. Trotzdem trifft es sich noch einmal zur „Generalprobe". Die steigt am Sonntag 14 Uhr im Barockgarten des Gohliser Schlößchens, wo das Ensemble in kompletter Besetzung aufspielt. Der Eintritt ist frei. SachsenSonntag, 10. September 2000 Fotos von Tracey Moffat Ausstellung im Gohliser Schlößchen Die Ausstellung „Tracey Moffatt - Scarred for Live" 1994/1999 ist vom 14.September bis 31. Oktober in der Westarkade des Gohliser Schlößchens zu sehen. Dank der Unterstützung durch die Commerzbank AG Leipzig konnte der Neue Leipziger Kunstverein e.V. in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Leipzig die Ausstellung „Tracey Moffatt- Scarred for Life 1994/1999" realisieren. Die australische Fotokünstlerin gilt als die wichtigste Avantgarde Vertreterin ihres Heimatlandes. In ihren Fotos fängt sie die Erinnerung ihrer Jugend und der ihrer Freunde ein. Prägende Alltagserlebnisse werden in emotionsgeladenen großformatigen Fotos nachgestellt. Geprägt ist dabei der Stil Moffatts durch die Überlieferungen der Ureinwohner Australiens ebenso wie durch die angelsächsische Kultur der Einwanderer. Die großen Themen wie Sexualität, Macht, Tod und Geburt, Sehnsüchte, Träume und Erinnerungen werden im Zwischenbereich von Surrealem und Realem festgehalten. In der verfremdeten Bilderwelt erkennt man eigene Erlebnisse ebenso wieder, wie Bildtopoi aus der Geschichte von Film, Fotografie und bildender Kunst. Erstmalig werden die Arbeiten der australischen Künstlerin in größerem Zusammenhang in den neuen Bundesländern präsentiert. Wochenkurier, 05. September 2000 Willkommen in den Denkmalen Am 10. September ist Tag des offenen Denkmals. In diesem Jahr geht es um die Umnutzung der historischen Bauten. Seit 1993 öffnen die Leipziger Denkmale ihre Pforten für Besucher. So auch die Türen des Gohliser Schlösschens, Menckestraße. Es gibt stündlich Führungen. Um 15 Uhr tritt „musica studiorum" auf. Für Interessierte steht ein Infotelefon unter 58 96 90 bereit. Auch im Schillerhaus gibt es Führungen, um 10 und 13 Uhr sogar für Kinder. Von 15 bis 17 Uhr geht’s bei einem Spaziergang zu Gohliser Denkmälern quer durch den Stadtteil. Musik von Mozart und Haydn erklingt durch das Streichquartett „chordae sonates" ab 17 Uhr. Infos unter 5 6621 70. Über den alten Israelischen Friedhof, Berliner Straße wird um 9.30 Uhr geführt. Für Männer ist eine Kopfbedeckung Pflicht. Infos unter 8 62 92 01. Auch in der Aromafabrik Oehme & Baier, Virchowstraße, die in ein Alten- und Pflegeheim umgewandelt worden ist, gibt es viel Neues zu entdecken. Die Türen öffnen hier 10 bis 16 Uhr. Infos unter 123-5004. In dem Helgoländer Weg 4 kann man eine der Traditionswohnungen der Kroch –Siedlung von 10 bis 12 Uhr besichtigen. Infos unter 9 11 50 28. FAZ, 08. August 2000 Ein feiner Pinkel wohnt in einem Schloss Ehedem aus Bürgerstolz entstanden, ist in Leipzig ein kleines Rokokojuwel saniert worden Schon immer bestand innerhalb der sächsischen Kulturlandschaft eine ausgeprägte Bipolarität zwischen dem merkantilen Leipzig und dem höfischen Dresden, versuchte das wohlhabende Leipziger Bürgertum die an der Elbe gepflegten Bauformen und das Wohnambiente des Adels nachzuahmen. Besonders ausgeprägt war dieser Blick auf die Residenzstadt seit der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, als das Leipziger Bürgertum nach dem Siebenjährigen Krieg wieder zu großem Reichtum gelangt war. So leistete sich auch der Leipziger Kaufmann und Ratsbaumeister Johann Caspar Richter, ab 1755 in Gohlis, damals noch vor den Toren der Stadt, heute fast schon zentrumsnah, einen Landsitz, den er nach französischem Vorbild mit Rokoko-Ornamenten verzieren und mit einem Zwiebelturmbekrönten Dach schmücken ließ. Dieses später als „Gohliser Schlößchen" bezeichnete Landgut zählt heute zu den Höhepunkten sächsischer Rokokoarchitektur. Auch hier orientierte man sich in der Bauausführung an der Residenz Dresden. Der Leipziger Architekturhistoriker Nicolaus Pevsner klassifizierte in seiner 1928 über den „Leipziger Barock" verfassten Promotion das äußere Erscheinungsbild des Gohliser Schlößchens denn auch als rein „dresdnerisch". Schon im Jahr 1793 wurde die Schlossanlage vom letzten Eigentümer testamentarisch der Stadt Leipzig vermacht, aber 1816 an die Familie von Alvensleben veräußert. Erst 1906 gelangte es erneut in den Besitz der Stadt. Die Erhaltung war in den folgenden Jahrzehnten, jeweils bedingt durch die politische Großwetterlage, manchmal mehr und manchmal weniger gut gelungen. Erst nach der Wende wurde von 1991 an dank zahlreicher Spenden und großzügiger Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln eine umfassende Sanierung möglich, für die insgesamt mehr als fünfzehn Millionen Mark aufgewendet wurden. Nun fügt sich nach zehnjähriger Bauzeit das Bürgerschlösschen zusammen mit seinem Garten als spätbarockes Gesamtkunstwerk wieder in die lange Reihe der Sehenswürdigkeiten der Stadt an der Pleiße. Nachdem der Bauherr Johann Caspar Richter verstorben war, wurde das Schlößchen im Inneren umgestaltet. Der ebenfalls bürgerliche neue Besitzer war der kursächsische Hofrat Johann Gottlob Böhme, der ab 1770 die Innenausstattung im Stil des inzwischen herangereiften Klassizismus durchführen ließ. Maßgeblich daran beteiligt war dabei der damalige Leipziger Akademiedirektor Adam Friedrich Oeser, der mit Johann Joachim Winckelmann eng befreundet war. Im Gohliser Schloss hat sich eines der wenigen der einst in Leipzig so zahlreichen Deckengemälde Oesers erhalten. Mittlerweile ebenso aufwendig saniert, präsentiert sich die Decke wieder in süßlichsten Pastellfarben über dem nach Oeser benannten Festsaal mit Szenen aus Apuleius' mythologischem Märchen von Amor und Psyche. Auch konnte in den letzten Jahren der Schlossgarten in seiner alten Wegführung, mitsamt den Rasen- und Blumenparterres und dem Wasserbecken, nach historischen Vorlagen rekonstruiert werden. Er ist heute das einzige Beispiel für die im achtzehnten Jahrhundert berühmten Leipziger Barockgärten. Auch zwei von Oeser entworfene Denkmalplastiken zieren nun diese Anlage: das 1775 gefertigte Denkmal für Kurfürst Friedrich August, das einst auf dem Königsplatz in Leipzig stand, und das von dem Leipziger Verleger Philipp Erasmus Reich 1781 in Auftrag gegebene GellertSulzer-Denkmal. Für die Stadt Leipzig, die viel Geld investiert hat, scheint die Rechnung aufgegangen zu sein, denn das Schloss hat sich seit dem letzten Jahr durch sein Veranstaltungsprogramm als feste Größe in der kommunalen Kulturszene etabliert. Mit seinen bis zu, achtzig Sitzplätzen als Konzerthaus für Liederabende, als Laufsteg für Modeschauen oder als Ausstellungsraum für Gemälde und Kunstgewerbe trägt es sich selbst. Zum Glück ist der Schlossverwalter, der gleichzeitig auch „Eventmanager" des Gebäudes ist, nebenbei noch gelernter Kunsthistoriker. So wird er hoffentlich mit sachverständigem Auge die Zuträglichkeiten für das Schlößchen abschätzen können und das Kleinod nicht um jeden Preis vermarkten. Timo John SachsenSonntag, 06. August 2000 Goethes Briefe und Piazollas Tangos im Gohliser Schlößchen Auch im August kennt das Gohliser Schlößchen keine Sommerpause. Wir haben für alle, die an kommenden Wochenende noch nichts vorhaben, zwei interessante Tipps. Ein Gitarrennachmittag mit Roger Zimmermann findet am Freitag um 15 Uhr statt. Zum zweiten Mal begeistert der Berliner Musiker Roger Zimmermann die Zuschauer mit seinem einfühlsamen Gitarrenspiel. „Tangos, Milongas und andere Stücke aus Südamerika" - unter diesem Motto steht der Nachmittag im Salon des Gohliser Schlößchens. Es erklingt Musik von Astor Piazolla, Jörge Morel, Leo Brouwer und Agostin Barrios. Es wird ein Zyklus zu hören sein, der selbst unter Kennern noch sehr unbekannt ist: „Die vier Jahreszeiten" von Astor Piazolla. Es handelt sich hierbei um „Die vier Jahreszeiten" als Tangos. Die Milonga, ebenfalls ein Tanz aus Argentinien, ist dem Tango ähnlich, aber langsamer und noch melancholischer. In den reizvollen südamerikanischen Gitarrestücken finden sich geschickt arrangierte volkstümliche Melodien und Rhythmen wieder. Der Spannungsbogen dieses kontrastreichen Programms reicht von zarter Melancholie bis zu feurigen Rhythmen. „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" heißt ein musikalisches Programm im Gohliser Schlößchen mit der Hamburger Schauspielerin Margrit Straßburger am Samstag um 15 Uhr. Die Schauspielerin lässt die schwärmerische Zuneigung der Bettina von Arnim zu Johann Wolfgang von Goethe wieder aufleben. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der großen Briefwechsel, heute aufschlussreiche Dokumente über geistreichen Austausch oder auch heimliche Schwärmereien. Im romantische Beziehung zu dem großen Denker und Dichter. Dieser Briefwechsel, wunderbar vorgetragen und interpretiert von Margrit Straßburger, entführt die Zuschauer in das Zeitalter der Romantik. Begleitet wird Margrit Straßburger von Christof Hahn am Klavier. SachsenSonntag, 30. Juli 2000 Heute Nachmittag in Gohlis Das 17. Bürgerkonzert in Gohlis „... senza Basso accompagnato!" unter diesem Motto steht das heutige 17.Gohliser Bürgerkonzert im Gohliser Schlößchen mit Albrecht Winter. Albrecht Winter wird das Publikum wie gewohnt mit seinem hochklassigen Violinspiel verzaubern. Unter anderem bekannt als Leiter des Leipziger Salonorchester „Cappuccino", präsentiert der Musiker Kompositionen aus dem ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert, z.B. von Telemann, Locatelli, Biber und Genüniani. Albrecht Winter ist seit 1997 Konzertmeister der 2. Violine des Gewandhausorchesters und wird im Rahmen der Bürgerkonzerte am heutigen Sonntag um 15 Uhr im Oesersaal des Gohliser Schlößchen spielen. Leipziger Rundschau, 12. Juli 2000 Leipziger waren gut behütet im Hof des Gohliser Schlößchens Unter vielen Hüten Einen Sommertag hatten Lutz Albrecht und Axel Thier von den heiteren Restaurants im Gohliser Schlößchen erwischt, als sie gemeinsam mit dem Kulturamt Leipzig zur HutModenschau eingeladen hatten. Beim freien Eintritt beklatschten die Zuschauer die Kreationen der renommierten Münchner Hutmacherinnen Katrin Eisenblätter und Astrid Triska. Sommerhüte, witzig, sinnlich, ausgefallen. Filigrane Handwerkskunst. Ganz allerliebst das Krönchen für eine Brautjungfer zum Beispiel. Ganz praktisch die Strohhüte, auch in den Koffer zu knautschen oder das Strickjerseyhütchen, in jede Tasche passend. Für manche Betrachterin wirkte der eine oder andere Hut als zu gewagt für unser städtisches Terrain. „Herrlich das Event in diesem Barockgarten", schwärmen die Hut Tragenden Damen, Biologin Christiane Gockel, Gohlis, und Richterin Claudia Zeech, Connewitz. Beide bedauern, dass das Huttragen so aus der Mode gekommen ist. Wie sagte Hildegard Knef bei ihrer Modepräsentation vor zwei Jahren in Leipzig zu mir? Haben Sie immer Zeit zum Friseur zu gehen? Hut macht doch Dame. Schellackplattensound von Patitz & Mehler und Salonmusik von Mitgliedern des Gewandhauses umrahmten die Modenschau. Es wird weitere geben, versprach Edelgastronom Lutz Albrecht. LVZ, 22. Juni 2000 Wirte sauer: Bühne versperrt die Sicht aufs Lokal Schon vor der Sommertheater – Premiere im Gohliser Schlößchen gibt es Zoff / Gäste beschweren sich Zoff im Gohliser Schlößchen: Eine riesige Bühne fürs Sommertheater versperrt die Sicht aufs Lokal. Eigentlich sollen die Gäste ab morgen bei Molieres „Scapins Streiche" herzhaft lachen. Doch den Betreibern der Restaurants ist der Humor längst vergangen, sie befürchten hohe Verluste. Besucher, die einen Umweg zum Lokal laufen sollten, sind bereits verärgert abgezogen. Wer von der Menckestraße den Barockbau ansteuert, traut seinen Augen kaum. Die wuchtige Bühne nimmt die Sicht auf das Schlößchen, Planen erinnern eher an eine Baustelle denn eine Kulturstätte. Im vergangenen Jahr wurde Goethes „Stella" im Garten aufgeführt - alle waren rundherum zufrieden. Doch in dieser Saison wird im Hof gespielt. „Es war eine Entscheidung des Regisseurs", sagt Martin Eberle, Leiter des Gohliser Schlößchens. Wegen des Autoverkehrs, der durch den Umbau der Georg-Schumann-Straße über den Poetenweg rollt, hätten die Künstler des Schauspielhauses den Hof bevorzugt. Obgleich dort - ebenfalls wegen der Bauarbeiten - Straßenbahnen vorbeifahren. Eberle hat damit kein Problem, zumal die Hof-Lösung auch Vorteile bringe: Im Garten könne mit Geschirr geklappert werden und auch der Rasen bliebe verschont, Die Gastronomen indes bekamen den Ärger der Besucher schon vorab zu spüren: „Die Gäste haben sich beschwert", klagt Restaurantleiterin Anke Fromm. Am Dienstagabend sei ihnen an der Menckestraße der Zutritt verwehrt worden. Weil der Intendant bei der Probe anwesend war, sollten sie leise sein. Ziemlich unhöflich habe eine Dame aufgefordert, über den Garten ins Lokal zu gehen. „Das ist geschäftsschädigend", sagt die Restaurant-Chefin. Zumal eindeutig festgelegt sei, dass der Eingang offen sein muss. Eberle versprach gestern, am Tor einen Aufsteller zu postieren, der auf das täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnete Restaurant verweist. Er will auch mit dem Schauspiel klären, dass die Leute ungehindert ins Lokal kommen. Für Geschäftsführer Lutz Albrecht ist das ein schwacher Trost: „Eine Werbeplane- so groß wie die vom Schauspielhaus - muss her." Doch die will Eberle nicht genehmigen. Saskia Grätz LVZ, 09. Juni 2000 Vasen krönen die Mauer des Schlößchens – der Garten ist jetzt komplett Der Garten am Gohliser Schlößchen, ist komplett. Mitarbeiter der Bildhauerwerkstatt Markus Gläser setzten jetzt 16 Vasen auf die Einfassungsmauer des idyllischen Kleinods. Auch die Pfeiler des schmiedeeisernen Tores wurden mit Vasen gekrönt. Zudem schaut nun vom Turm zur Straßen- und zur Gartenseite ein so genannter Chronos - eine liegende Figur mit steinernem Stundenglas, einer Sanduhr ähnlich. Die Vasen und der Chronos wurden nach historischen Stichen aus dem 18. Jahrhundert gefertigt. LVZ, 26. Mai 2000 Jede Menge Kostbarkeiten locken ab heute ins Gohliser Schlößchen Erstmals Antiquitätenmarkt im barocken Kleinod / Private Raritäten werden von Händlern geschätzt Wo sollten wahre Schätze schon besser im rechten Licht stehen als in einem Schloss? Das fanden auch fünf Antiquitätenhändler aus England, Amerika sowie Deutschland und drapierten gestern eine Auswahl ihrer Kostbarkeiten in die Westarkade des Gohliser Schlößchens. Von heute bis Sonntag laden sie Liebhaber zum Betrachten und Kaufen ein. Trotz T-Shirt und kurzer Hosen kam Marius Gardner gestern Nachmittag in der Westarkade ins Schwitzen. 20 Bananenkartons voller kleiner Silber-Raritäten hatte der aus der Nähe von Sheffield angereiste junge Händler auszupacken und ins Präsentationsregal zu puzzeln. Mini Senflöffel, Dosen und Döschen, Karaffen und und und. Überall blinkte und blitzte es aus den Kisten und bald dem ganzen Regal. Marius ließ nicht dem kleinsten Stäubchen auf seinem Sterling -Silber beziehungsweise auf den damit verzierten böhmischen Glaswaren eine Chance. Für jeden Geldbeutel hätten sie was mit dabei, meinten die an diesen ersten Schlößchen Antiquitätstage beteiligten Händler. Das daumenlange Senflöffelchen von Marius ist beispielsweise für 50 Mark zu haben. Sein teuerstes Stück sei indes ein vierteiliges Teeset für 4000 Mark sagt er. Bei Dorothee von Arnim – aus der Nähe von Bonn stammend - reicht die Palette etwa vom silbernen Birnchen (zur Süßstoffaufbewahrung) für 60 Mark bis zum fünfteiligen Service für 4500 Mark. Entstanden sind die meisten Stücke - ob Schmuck, Porzellan, Glas, Keramik oder manch Gemälde - in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Es findet sich aber auch etliche, die noch älter sind, beispielsweise eine kleine Fürstenberg-Frauenfigur aus Porzellan, die zwi1 sehen 1770 bis 1795 geschaffen worden sein soll. Neben der Kunsthändlerin von Arnim und Marius Gardner mit seinem Unter nehmen „Petite Portobello" ist auch der deutschlandweit tätige Kunsthändler Erner Lücke mit Gemälden der Düsseldorfer Malschule des 19. Jahrhunderts dabei. Ebenso sind die amerikanische Familie Silk mit ihrem Unternehmen „The Golden Pendulum" samt originellen Schmuck-Uhren und das Kunstauktionshaus Leipzig vertreten. „Wir wollen erst mal im kleinen Rahmen anfangen und testen, wie so ein Markt angenommen wird", sagt Organisator und Schlossherr Martin Eberle. „Geplant ist aber, ihn jährlich abzuhalten." Die drei Antiquitätentage können von 11 bis 19 Uhr besucht werden. Wer möchte, kann seine privaten Kostbarkeiten mitbringen und vor Ort schätzen lassen. Der Eintritt ist frei. Angelika Raulien Panorama Magazin für Touristik, Kultur und Events, Mai 2000 Zehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt befindet sich das Gohliser Schlößchen, erbaut in der glanzvollen Periode des Barocks und heute aufwendig restauriert, ein Tempel musikalischer und kulinarischer Köstlichkeiten. Das Schloss hat einen Ruf als außergewöhnliche Stätte für Lesungen, Kammerkonzerte, Kammertanzaufführungen und für besondere Kunsterlebnisse. Das traumhafte, barocke Flair bietet für Empfänge, Gespräche, Galas und Festveranstaltungen einen exklusiven Rahmen. Auf Wunsch werden die Vermittlung von Künstlern und künstlerischen Darbietungen und andere Ausgestaltungen übernommen. Die gastronomische Umrahmung mit feinen Speisen und erlesenen Weinen garantieren die Restaurants im Gohliser Schlößchen. Nach solchen Erlebnissen lädt der Schlosspark im französischen Stil zum flanieren und entspannen ein. FRITZ April 2000 Hinter Museumskulissen geschaut Die erste Ausstellung im Gohliser Schlösschen, Westarkade, zeigt Fotografien von André Köhler. Auf fast 60 Schwarz-Weiß-Fotos hinterfragt er die Museumslandschaft der neuen Bundesländer. „Mir ging es weniger um die Exponate als viel mehr um die Tatsache, wie Museen mit der Geschichte umgehen“, so Köhler. Ihn interessiere das Museum als Sinnbild für einen Prozess. Im Leipziger Museum in der Runden Ecke entdeckte er Säcke voller Aktenschnipsel, er machte Entdeckungen in Depots für DDR-Kunst, im NVA-Museum Prora, in Dresden, Eisenhüttenstadt … Auf 28 Metern der Westarkade Gohliser Schlösschen ist die Alltagskultur durch das Auge von Andre Köhler zu sehen. LVZ, 28.02.2000 Köhlers Fotografien im Gohliser Schlösschen Fotografien von Andre Köhler sind bis 9. April im Gohliser Schlösschen zu sehen. Damit beginnt eine neue Ausstellungsreihe in der Westarkade des Hauses. Andre Köhler dokumentiert in seiner Diplomarbeit die Veränderung der Museumslandschaft seit 1989. Die Schwarz-Weiß-Fotografien sind jeweils Di.-Fr. von 14 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft. LVZ, 23. Februar 2000 Nach dem Ja-Wort vor 57 Jahren gab's ein Menü auf Lebensmittelmarken Leipzigerin Ruth Eydt erinnert sich an ihren Ehestart im April 1943 im Oesersaal Fast 57 Jahre liegt der Tag zurück, doch Ruth Eydt kommt es vor, als wäre er gestern gewesen, „Am 24. April 1943 haben mein Mann und ich im Gohliser Schlößchen geheiratet", erzählt die 78-Jährige. Für sie ist es eine große Freude, dass seit gestern wieder im barocken Gohliser Kleinod getraut wird - zumal sie der Chef der „Heiteren Restaurants" Lutz Albrecht zur gestrigen ersten Eheschließung und zum Hochzeitsmenü eingeladen hatte. Viele Erinnerungen wurden in diesen Stunden bei der Leipzigerin wach. „Auch unsere Hochzeit verlief sehr festlich", so Ruth Eydt. Mit einer Pferdekutsche war das Paar damals zum Schlößchen gefahren. „Auf der Treppe standen 30 Schulmädchen mit Blumen, der Oesersaal war mit vielen Tulpen geschmückt - für die Mitarbeiter des Schlößchens war das in den Kriegsjahren bestimmt nicht einfach", erinnert sich die ehemalige Sekretärin. Eine gastronomische Bewirtung hätte es dort jedoch nicht gegeben. „Wir bekamen ja Lebensmittelmarken, bei Hochzeiten gab es für 12 Personen extra Abschnitte", sagt Ruth Eydt. 52 Jahre lang waren Ruth und Fridolin Eydt verheiratet. Sie hatten viel Freude am Verreisen, waren begeisterte Cafehausbesucher und gingen beide gerne tanzen. Als ihr Mann 1995 starb, wurde Ruth Eydt die Wohnung in der Steinstraße zu groß. Doch sie wollte gern in dem Viertel bleiben, in dem sie und ihr Mann 50 Jahre lang gelebt hatten. Nun ist sie ganz in der Nähe in einem Neubau zu Hause. A. Richter LVZ, 23. Februar 2000 Hochzeit im Schloss: Claudia und Steffen trauten sich als erste Heiraten im Schloss - Claudia und Stoffen Woyth waren gestern die ersten, die sich seit 1945 wieder im barocken Ambiente trauen ließen. Ab sofort werden an jedem ersten Freitag im Monat für einen Obolus von 800 Mark im Gohliser Schlößchen Ehen geschlossen. Bisher konnten in Leipzig nur im Stadthaus und im Mendelssohnhaus die Ringe getauscht werden. Die neun Monate alte Hannah-Amy freute sich gestern vor allem über den farbenprächtigen Brautstrauß, an dessen Blüten sie zupfen durfte. Für ihre Eltern Claudia und Steffen Woyth war es der glücklichste Tag - sie schlossen am 22. 2. 2000 als erstes Paar nach 1945 im Gohliser Schlößchen den Bund fürs Leben. „Es war sehr romantisch, die Räume sind wunderbar" schwärmte die 29-jährige Spezialistin für medizinische Software kurz nach der Trauung im historischen Oesersaal. Auch der frisch gebackene Ehemann Steffen, der als Bankkaufmann arbeitet, war begeistert vom Ambiente des barocken Hauses. Das junge Paar hatte für diese Hochzeit der besonderen Art tief in die Tasche greifen müssen - immerhin kostet die Trauung im Schlößchen 800 Mark. Im Standesamt beträgt die Gebühr montags bis freitags 90 Mark, sonnabends 190 Mark. „Man muss bedenken, dass wir das Haus für die Zeit von eineinhalb Stunden schließen", sagt „Schlossherr" Martin Eberle vom Kulturamt. Weiterhin sind in der Gebühr die Trauung selbst und eine Führung enthalten. Zudem gibt es vom Haus ein kleines Geschenk - „einen Original-Nagel aus dem alten Dachgebälk, der die Ehe zusammenhalten soll", so Martin Eberle, der gestern wie die Pagen des Hauses im historischen Kostüm seines Amtes waltete. Er ließ die Trauung zu einer historischen Zeremonie werden. Dabei wurde die künftige Ehefrau vom Bräutigam getrennt und später von ihrem Vater als Brautführer in den Oesersaal geleitet. Gemeinsam trat das Paar dann vor Standesbeamtin Angela Baenitz, die die beiden und noch ein weiteres Paar vermählte. Anschließend ging´s dann zur Führung durch das Schloss und in die „Heiteren Restaurants", wo die kleine Gesellschaft – die Woyths feierten mit ihren Eltern und der kleinen Tochter — das Festmenü genoss. Der nächste Hochzeitstermin im Schlösschen ist der 3. März. Nach den Worten von Martina Berger vom Standesamt sind für diesen Tag noch Termine frei - vorausgesetzt, es traut sich jemand! Andrea Richter SachsenSonntag, 20.Februar 2000 Ungesagtes schafft Großes Ingmar Bergmann drückte es so ans: „Popularität ist eine Strafe, die wie eine Belohnung aussieht." Diese Lebenserfahrung klebt bei Peter Meyer schwarz auf weiß im Korridor gleich rechts neben seiner Wohnungstür. Die Gewalt des Wortes, Teil zwei: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will!" Dieses Sprichwort durfte der junge Peter Meyer dank seiner Mutter gleich in doppelter Bedeutung am eigenen Leib erfahren. Morgens - selbst der erste Hahn hatte sich noch nicht einmal zum Schrei auf den Misthaufen bewegt - tobte 4.30 Uhr der Wecker im Meyerschen Kinderzimmer in Erzhammer los. Aufstehen, ran ans Klavier, üben bis sieben! Erst danach stiefelte Peter Meyer in die Schule. Es hat sich gelohnt, denn heute sind die Säle mit begeisterten Besuchern gefüllt, wenn der Pianist Peter Meyer mit seinem Flügel zu musikalischen Reisen abhebt. Weil Peter Meyer am 27. Februar seinen 50. Geburtstag feiert, hat er alle Hände voll zu tun. Nicht nur am Klavier scharfen sich die flinken Finger, „denn rund um das Jubiläum sind Termine, Termine und Termine zu bestätigen", wischt sich ein rastloser Künstler den Schweiß von der Stirn. Die stilvoll eingerichtete Single-Wohnung erträgt das Prozedere so: Zwischen alten Zeitungen dringen aus einer dünnen Reclam-Schwarte die Fetzen des Gespräches zwischen Claude Debussy und Monsieur Croche auf den nahen Küchentisch. Im Wohnzimmer türmen sich CDs auf, die in ihrer Verschiedenheit durchaus den Eindruck vermitteln, dass die Klassiker Bach und Tschaikowski ziemlich gut mit Stefan Waggershausen und Elton John harmonieren können. Bilder mit tiefem Sinn und wunderschönen Landschaften erzählen Geschichten. Peter Meyers Geschichten. „Die Malerei ist eine Leidenschaft von mir", gesteht der 49-Jährige. Klang und Farben gehören für Peter Meyer zusammen. „Nicht selten passiert es, dass aus einem Bild plötzlich ein Klavierstück wird", beschreibt der Pianist den Moment, wenn sich Klang und Farbe zu Klangfarben ergänzen. Besonders in das Blau von Wassily Kandinsky hat sich Meyer verliebt, das er als Farbe der Beruhigung und Vertiefung schätzt. Beruhigung, Ruhe, zur Ruhe kommen - zwar sagt man Künstlern nach, dass sie gerade das nie schaffen werden, aber Peter Meyer zwingt sich zu solchen Pausen und Momenten der Entspannung schon aus gesundheitlichen Gründen. Irgendwann einmal musste er sich eine Liebe aus dem Herzen reißen, „wobei mich der Schmerz beinahe besiegt hätte", erinnert er sich zurück. Vorbei! Vergessen ist's nicht! Peter Meyer ist vielmehr aufgebrochen, mit seiner Musik wieder „die Zeit aus den Angeln zu heben." So empfindet er, wenn er mit dem Gewandhauskonzertmeister und Violinisten Conrad Suske spielt. So attestiert es ihm immer wieder ein fachkundiges Publikum, wenn Peter Meyer im Polnischen Institut oder im Gohliser Schlösschen Konzerte gibt. „Ich bin sehr herzlich berührt, dass ich erst kürzlich eine Einladung für den September dieses Jahres ins polnische Jawor bekommen habe", zeigt der Künstler mit stolzer Brust das Fax her. In der Friedenskirche wollen die musikalischen Nachbarn Meyers Spiel erneut bewundern. Und sie müssen ihn gar nicht zweimal rufen: „Die Gastfreundschaft und die Klassikkenntnis der Menschen dort sind faszinierend", freut sich der Pianist auf die Reise. Überhaupt hat ihn die Musik in aller Herren Länder gebracht. Schon zu DDR-Zeiten war Peter Meyer ohne Parteibuch und ohne FDJ-Hemd als „klassischer Botschafter" eines guten Stückes Ost-Kultur auf dem Erdball unterwegs. Souvenire der unterschiedlichsten Art erinnern daran. Auch dafür ist Platz in der Wohnung; meist über, aber auch neben, selten unter den unzähligen Notenheften. Wenn Peter Meyer für sein Spiel trainiert, dann freut das zum Beispiel den unter ihm wohnenden Bäckermeister Moser so sehr, dass er sich schon mal mit leckerem Kuchen beim Künstler bedankt. Weniger dankbar bzw. kulturell einsichtig zeigt sich dagegen das Finanzamt. „Die erkennen mir das Arbeitszimmer nicht an", berichtet Peter Meyer entrüstet. Zwei Flügel stehen drin, an denen abwechselnd tatsächlich körperlich schwere Arbeit verrichtet wird. Für das Klangerlebnis „Die Jahreszeiten" von Tschaikowski zum Beispiel müssen in 45 Minuten rund 17 000 Tasten angeschlagen werden. „Dabei hat eine Taste ein Anschlagsgewicht von 50 Gramm", spürt Peter Meyer nachher nicht nur am Applaus, was er geleistet hat. „Der hat uns nach der Wende den Bach wieder nach Leipzig gebracht", verneigen sich die Einen. Andere nennen Peter Meyer liebevoll in Dankbarkeit einen „Schlossherren ohne Schloss". Der Künstler weiß warum: „Zunächst spiele ich sehr oft in Schlössern. Im Chemnitzer Wasserschloss Klaffenbach oder im Gohliser Schlösschen." Für dieses gab der Pianist zahlreiche Benefizkonzerte, die es schließlich ermöglichten, dass das 1750 entstandene Gebäude wieder zu einem barocken Augenschmaus geworden ist. Auch dem künstlerischen Nachwuchs widmet sich Peter Meyer zeitaufwendig und mit Hingabe. Junge Künstler werden gefordert und gefördert, und nicht zufällig ist mit Emanuel auch sein 17jähriger Sohn darunter. „Ich musste ihn nicht dazu zwingen, hätte es auch gar nicht getan", erklärt der dennoch stolze Vater. Wer sich derart fortissimo durch seinen Tag bewegt, der beginnt auch recht früh. 7 Uhr steht Peter Meyer zum Frühstück auf. Tee und Knäckebrot mit Marmelade oder Pflaumenmus sind leckeres Vorspiel, um die nächsten zwei Stunden bis 9 Uhr beim musikalischen Frühsport am Flügel durchstehen zu können. „Das brauche ich, das ist mein Training, das bringt mich gut in den Tag. Erst wenn ich eine halbe Stunde gespielt habe, stellt sich bei mir das wunderschöne Gefühl ein, ein befreiter Mensch zu sein", formuliert Peter Meyer eine Liebeserklärung der ganz besonderen Art. Die konzertfreien Abende dagegen verbringt der Künstler mit guten Büchern. Martin Waisers „Ein springender Brunnen" wird von Peter Meyer zur Zeit gierig geleert. In einer Woche nun wird der Pianist 50. Zeit zur Besinnung bleibt wenig. Am Sonntag, 27. Februar plaudert der Jubilar mit der Gartenfee Erika Krause ab 15 Uhr im Haus des Gastes in seiner Heimatstadt Erzhammer im Rahmen der Veranstaltung „Der große Geburtstagsnachmittag". Tags zuvor sind ab 15 Uhr im Gohliser Schlösschen Tschaikowskis „Jahreszeiten", die „Suite bergamasque" von Claude Debussy und Johann Sebastian Bachs „Französische Suite Nr. 5" zu hören. Geburtstag einmal anders also, denn Peter Meyer macht Geschenke. Musikalische Klassikpakete, sensibel verschnürt mit der Phantasie, die Tagträume erlebbar machen kann. Von Leipzig nach Erzhammer, hin und her, die Straßen rauf und runter, damit ein anspruchsvolles Publikum ein weiteres Kapitel der Meyerschen Klangfarben spüren kann. Im Auto aber spuckt das Radio - nein, keine klassischen Töne - sondern die Musik mit den Hits von heute aus. „Das brauch' ich auch, um zu entspannen“, lenkt Peter Meyer seinen dunkelblauen (!) Xantia dem nächsten Konzert entgegen. Lars Preußer LVZ Tageszeitung, 19.Februar 2000 Im Gohliser Schlösschen läuten Hochzeitsglocken Heiraten im Schloss – Claudia und Steffen Woyth waren gestern, am 22.02.2002, die ersten nach 1945, die sich im barocken Ambiente trauten. Ab sofort werden jeweils am ersten Freitag im Monat für den Obolus von 800 Mark im Gohliser Schlößchen Ehen geschlossen. Im Standesamt beträgt die Gebühr montags bis freitags 90 Mark, sonnabends 190 Mark. „Wir müssen immerhin das Haus während der Zeit der Trauung schließen“, sagt „Schlossherr“ Martin Eberle vom Kulturamt. In der Gebühr sind die Trauung selbst und eine Führung durch den Barockbau enthalten. Außerdem gibt es vom Haus ein kleines Geschenk – „Original Nagel aus dem alten Dachgebälk, der die Ehe zusammenhalten soll“, so Martin Eberle. Februar 2000 Keine Scheu vor großen Namen von außerhalb Martin Eberle leitet jetzt den Neuen Leipziger Kunstverein Der Neue Leipziger Kunstverein hat seinen Vorstand ausgewechselt. Martin Eberle, erster Leiter des im letzten Jahr nach Restaurierung wieder eröffneten Gohliser Schlößchens, übernimmt den Vorsitz. Mit dem Wechsel an der Spitze soll sich auch das Profil des Vereines ändern. In diesem Jahr will man sich auf Fotografie konzentrieren und damit ein jüngeres Publikum ansprechen. Schon das erste größere Projekt, die Übernahme einer Wanderausstellung der australischen Fotografin Tracey Moffatt nach Leipzig, zeigt dabei die Richtung an: Künftig wird man über den lokalen Tellerrand schauen und dabei keine Scheu vor großen Namen zeigen. Der neue Vereins-Chef ist auch Hausherr im kommunalen Schlösschen. Dies wird sich für die Arbeit als hilfreich erweisen. In der Westarkade des Rokoko-Baus wollte die Stadt ursprünglich eine kommerzielle Galerie einziehen lassen. Da sich aber kein Mieter fand, gibt es hier jetzt optimal beleuchtete und gesicherte Flächen für Sonderausstellungen. Eberle hatte ohnehin geplant, hier der Fotografie, die „in Leipzig durch die HGB eine schöne klassische Tradition“ habe, endlich zu einem Podium zu verhelfen. Dass in Leipzig so viele Kunstvereine nebeneinander wursteln, ohne dass es bisher einem gelungen wäre, wirklich wie der Kunstverein einer Halbmillionenstadt zu agieren, ärgert auch Martin Eberle: Man müsse über Fusionen nachdenken. Für den nach der Wende gegründeten Neuen Leipziger Kunstverein gilt es. An große Traditionen anzuknüpfen. 1837 hatten Bürger den „Leipziger Kunstverein“ gegründet, der maßgeblichen Anteil an der Errichtung des Bildermuseums hatte – und der dessen Sammlung dann kontinuierlich mit damals zeitgenössischer Kunst versorgte. Heute hängen umgekehrt die Kunstvereine am öffentlichen Tropf. Sponsoring, so Eberle, „hält sich bislang sehr in Grenzen“. Vielleicht gelingt es ja mit dem frischen Programm, das bürgerliche Engagement neu anzustacheln. Sen alten Anspruch jedenfalls hat der Neue Leipziger Kunstvereins schon erreicht: Das Gohliser Schlösschen ist allenfalls eine Zwischenlösung. Eberle: „Wir gehören ins Museum.“ Leipziger Amtsblatt, 19. Februar 2000 Fotografien im Schlösschen Das Gohliser Schlösschen widmet sich künftig vermehrt auch Ausstellungsprojekten, bei denen das Thema Fotografie im Mittelpunkt steht. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst wird dabei erster und wichtiger Partner sein; daher bilden die Arbeiten von Andre Köhler, Absolvent der HGB, den Auftakt für diesen Teil einer neuen Nutzungskonzeption des Schlösschens. Andre Köhler beschäftigte sich in seiner Diplomarbeit mit der Museumslandschaft in den neuen Bundesländern. Von Stralsund bis Sonneberg nahm er die Museen, von denen er zugibt, sie in der Jugend gehasst zu haben, unter die Lupe. Es entstanden beeindruckend nüchterne Schwarzweißfotografien, die Wandel und Wechsel, aber auch Statisches zeigen. Vom 25. Februar bis zum 9. April werden die Bilder dienstags bis freitags 14 bis 18 Uhr in den Räumen des Schlösschens (Menckestr. 23) zu sehen sein. Februar 2000, Sachsenbummel 30 DIESER ORT IST FÜR POESIEN GEMACHT Das Gohliser Schlösschen – eine der beliebtesten Kultureinrichtungen Leipzigs Wer Leipzig kaum kennt, die Innenstadt nach endlosen Vorstadtstraßen endlich erreicht hat oder per Eisenbahn direkt im Zentrum angekommen ist, vermutet kaum, wie gründ die alte Messestadt noch immer ist, auch wenn der stolze Gartenring des 18. Jahrhunderts vor den Festungsmauern nur noch Erinnerung ist. Beispielsweise ließ August der Starke vor dem Bau seiner „Orangerie im Zwingergarten“ in Dresden (Zwinger) die zur Messe erworbenen exotischen Pflanzen im berühmten Garten des Leipziger Kaufmanns Apel aufbewahren. Ein beliebter Park jener Zeit hat sich mit dem Rosental bis heute erhalten. Als Teil der weiten Auen von Weißer Elster, Pleiße und Parthe inmitten der Großstadt sollte sich jeder LeipzigGast die halbe Stunde Fußweg vom Markt aus gönnen, um diese romantisch-verklärte Gegend der Stadt kennenzulernen. Zwischen Zoo und Großer Wiese wird in einer Schneise das Türmchen vom Gohliser Schlösschen sichtbar. Näher gekommen, wird allerdings deutlich, wie sehr die moderne Großstadt diese Perle unter den wenigen baulichen Altertümern der Messestadt umklammert hat. Noch deutlicher Wird das an der nördlichen Angerseite, wo sich die einstige Dominanz zwischen den hohen Mietshäusern vollends verliert. Seit zwei Jahren genießt das Gohliser Schlösschen mit einem erneuerten Angebot wieder die liebevolle Aufmerksamkeit der Leipziger. Der neue Schlossherr im Dienst des Kulturamtes, der junge Kunstwissenschaftler Dr. Martin Eberle, kann eine stolze Bilanz aufmachen: Vier Sonderausstellungen und über 370 Veranstaltungen jährlich (Konzert, Filmvorführungen, Modeschauen, Führungen), dazu das feine Sommertheater des Schauspielhauses, dem sich 2001 sogar die Oper anschließt. Sehr bliebt sind die Sonntagnachmittags-Veranstaltungen mit klassischen Inhalten oder die literarischen Lesungen. So schrieb 1999 ein Dichter ins Gästebuch: “Mir scheint, dieser Ort ist für Poesien gemacht!“ Lobenswert ist auch die Förderung junger Künstler, z. B. von der Hochschule für Musik und Theater. Ab 30. April lockt übrigens die passende Schau Sachsens Gold im Schlösschen mit figürlichem Meißener Porzellan (18. Jh.). Rainer Vordank Das Dorf GOHLIS (kahler, lichter Ort in Waldöde), wurde bereits 1317 urkundlich erwähnt. 1755/56 ließ sich der Kammerrat Johann Caspar Richter für seine drei erworbenen Halbhufendörfer ein Landhaus mit Schlosscharakter errichten. Gurlitt beschreibt es u. a. so: „Der Grundriss der ganzen Anlage mit stattlichem Thor, Ehrenhof, seitlich angeordneten Stallungen und Wirtschaftsgelassen zeugt von Wohlhabenheit und Geschmack. … Die Außenarchitektur der Flügel ist einfach, jene des Mittelbaus dagegen noch stark barock im Empfinden, wenngleich Rococoformen überwiegen.“ Im Obergeschoss befindet sich ein sehr schöner Festsaal, der bis 1779 von Adam Friedrich Oeser ausgemalt wurde. Schon früh umschwärmten Spaziergänger das Anwesen: „Beneidenswerthe, denen es vergönnt ist, hier in stiller Abgeschiedenheit das Licht jedes jungen Tags zu begrüßen und bei nächtlicher Stille den schrillenden Tönen der Cicade zu lauschen!“ Als „Point de Vue“ war das Gohliser Schlösschen Blickpunkt in einer der dreizehn Sichtachsen, die strahlenförmig für das einst geplante Schloss Augusts des Starken durch die alten Bäume des Rosentals geschlagen wurden. Die Arkadenflügel dienten als Gewächshaus, Billardsaal und Kegelbahn. Auch Schiller soll hier die Kugeln geschoben haben. Um 1900 drohte der endgültige Verfall. Nach ersten Arbeiten 1900/01 konnte die Stadt 1934/35 ihren Besitz (seit 1906) gründlich sanieren, um ihn als „Haus der Kultur“ öffentlich zu machen. Von dieser Substanz zehrte auch der Kulturbund der DDR, der das Schlösschen für viele beliebte Veranstaltungen nutzte. Die heutige, gediegene Ausstattung entstand erst nach den umfassenden Restaurierungen 1992/98. Dabei wurde im unteren Saal ein Deckengemälde von 1730 angebracht. Es stammt aus dem längst verschwundenen Gartenhaus Richters. KIPPE Februar/2000 Das Gohliser Schlösschen Noch im 13. Jahrhundert maß man Gohlis als eine slawische Siedlung von flämischen Bauern relativ wenig Bedeutung zu. Der Ort besaß keine eigene Kirche, wurde vom Leipziger Thomaskloster betreut. Die typische Struktur des Straßen-Anger-Dorfes erkennt man noch heute in der gebogenen Menckestraße, die dem alten Lauf der Pleiße folgt. Die Straßeninsel, der frühere Anger, trennt das Oberdorf vom Unterdorf. Auf dem Anger standen damals ein Schulgebäude, das 1780 zu einem Betsaal ausgebaut wurde sowie ein Spritzenhaus mit Dorfgefängnis. Im Oberdorf gab es Gehöfte mit Wohnhaus, Stall, Scheune und Gärten, die landwirtschaftlich genutzt wurden und sich teilweise in Privatbesitz einiger Leipziger Bürger befanden, im Unterdorf kleinere Anwesen. Um 1770 entstanden Mietshäuser, die die Leipziger als Sommerquartiere nutzten. Die Einwohnerzahl stieg. Gohlis verlor zunehmend seinen bäuerlichen Charakter und wurde begehrtes Ausflugsziel der Großstädter. Das unmittelbar benachbarte Rosental eignete sich bestens zu Spaziergängen oder Kutschfahrten. In Gohlis angekommen ließ man sich gern in einer der Gaststuben bewirten. Das Gohliser Schlösschen wurde auf dem grund von drei angekauften Bauernhöfen, die sich direkt am Dorfanger befanden, 1755/56 nach aristokratischen Vorbildern als Sommerresidenz im Rokokostil erbaut. Fünf Fenstergitter und die Wetterfahne des Schlosses sind mit den Initialen C R versehen. Die lateinische Inschrift des Erinnerungsmals von 1781 im Steinsaal bezeichnen Ratsherr Johann Caspar Richter eindeutig als Bauherr. Das Gebäude ist zur Menckestraße eingeschossig und wird von einem ehemaligen mit Feldsteinen gepflasterten Wirtschaftshof umrahmt. Zur Gartenseite, die zum Rosental gerichtet ist, weist das Schlösschen drei Stockwerke auf und liegt tiefer. Das Schlossturm im Mitteltrakt befindet sich in der Achse einer der Alleen, die auf das von August dem Starken geplante, aber nie erbaute Schloss im Rosental zulaufen sollte. In den arkadenartigen Flügelbauten, die den bürgerlichen Barockgarten seitlich begrenzen, befanden sich 1756 eine Kegelbahn, 1793 ein Billiardsaal, eine Gartenzimmer und eine Orangerie. Die innere Gestaltung des Schlosses, beeinflusst durch die französische Palaisarchitektur, insbesondere der Türen, Kamine und Paneele ist ebenfalls auf Richter zurückzuführen. Der Siebenjährige Krieg (1756-1763) verhinderte jedoch die Fertigstellung des Gebäudes, da der Bauherr Kontributionszahlungen an den preußischen Sieger leisten musste. 1770 starb Richter. Die Witwe heiratete den Leipziger Universitätsprofessor für Geschichte, den Kursächsischen Hofrat und Hofhistoriograph Johann Gottlob Böhme, der die Innenausstattung des Schlosses unter klassizistischem Einfluss vollendete. Als Kunstsammler brachte er in den Erdgeschossräumen 858 und in den Seitenflügeln 266 Kupferstiche unter. Außerdem verfügte Böhme über eine Privatbibliothek von 455 Bänden. Böhmes Freund, Adam Friedrich Oeser, Kursächsischer Maler und Bildhauer, der 1765 die Leipziger Kunstakademie leitete, ist die Bemalung des Festsaals im Obergeschoss und das dort befindliche Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche“ zu verdanken. Das Deckengemälde im Erdgeschosssalon dagegen stammt von einem unbekannten Künstler aus einem anderen barocken Richterschen Gartenschlösschen, das nach Abriss des Gartenhauses 1885 im Stadtgeschichtlichen Museum ausgestellt, nach 1945 im Depot eingelagert und 1988 wieder entdeckt wurde. Nach dem Tod Böhmes uns seiner Frau verhalf 1770 bis 1788 Johann Hieronymus Hetzer das Schloss zum „Musenhof des Rosentals“, der Schiller und den Körnerschen Freundeskreis als Gäste anzog. Das gesamte Schloss und gut wurde 1792 der Stadt Leipzig übereignet und dann teilweise verkauft. Den Buchbestand übernahm vollständig die Leipziger Stadtbibliothek. Ehe 1832 der Halberstädter Domherr Karl Wilhelm Rudolf von Alvensleben das Schloss in Familienbesitz nahm, diente es als Hauptquartier der französischen Armee, später als Militärhospital. Um 1900 bewahrte Carl Georg Nitzsche das desolate Gebäude vor dem Abriss und ließ es restaurieren. Nach 1937 stand es kulturellen Zwecken zur Verfügung. Der Zweite Weltkrieg hinerließ auch an dem Schloss schadhafte Spuren, die man in den Folgejahren zu beheben versuchte. 1950 bis 1985 war das Bacharchiv darin untergebracht. Eine grundlegende Sanierung erfuhr das Gohliser Schlösschen aber erst nach 1994. Der Öffentlichkeit zugänglich durch ein breites anspruchsvolles Veranstaltungsangebot ist es seit Oktober 1998. Sogar Hochzeitspaare können sich hier trauen lassen. Eine vorzügliche Gastronomie im Ostflügel des Schlosses sorgt nicht nur für kulinarischen Genuss. Die historischen Gastzimmer lassen Kultur und Geschichte faszinierend lebendig werden. Führungen bieten nicht nur einen interessanten Einblick in die Kultur- und Baugeschichte des Gohliser Schlösschens, sondern wecken bei dem Besucher den Respekt vor dem Bemühen der Stadt Leipzig und dem Engagement der Sponsoren, ein einzigartiges Kulturgut zu bewahren. Jana Winkler LVZ, 15./16. Januar 2000 Freikarten für Filmwoche Adel und Intrigen im Gohliser Schlösschen Nun hat auch das Gohliser Schlösschen eine Leinwand und zeigt ab Dienstag Filme, die ins barocke Ambiente passen. Die durchweg sehenswerten Meisterwerke in hochrangiger Besetzung zeigen das Leben am Hofe mit allem, was dazu gehört: Adel, Intrigen, Affären. Zum Auftakt hassen, lieben und betrügen sich Glenn Close und John Malkovich in „Gefährliche Liebschaften". „Ridicule" zeichnet am Mittwoch ein realistisch-ironisches Bild der Dekadenz am Französischen Hof des 18. Jahrhunderts. Mit „Amadeus" (Donnerstag) setzte Regisseur Milos Forman Wolfgang Amadeus Mozart ein faszinierendes Denkmal. Zum Abschluss ist am Freitag die Neuverfilmung des Mantel- und Degen-Klassikers „Der Mann mit der eisernen Maske" zu sehen, mit einem langmähnigen Leonardo di Caprio sowie John Malkovich, Gerard Depardieu und Jeremy Irons als alternde Musketiere im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Die Filme beginnen jeweils 20 Uhr Top-Magazin Leipzig, Januar 2000 Kunst im Schlösschen Leipzig hat einen neuen Ausstellungsort: Ein Jahr nach der Wiedereröffnung des Gohliser Schlösschens werden die Räumlichkeiten erstmals für künstlerische Präsentationen genutzt. So sieht es das Nutzungskonzept für das im alten Glanz erstrahlte Gebäude an der Menkestraße vor. Schwerpunkt der Ausstellungen wird die Fotografie bilden. „Das Thema ist fest mit Leipzig und der Hochschule für Grafik und Buchkunst verbunden. Aber hier kaum in einer Einrichtung vertreten“. Erklärt Martin Eberle als Leiter des Schlösschens. Zum Auftakt fiel die Entscheidung für Arbeiten von Andre Köhler. Der Absolvent der Hochschule für Grafik und Buchkunst widmete sich in seiner Diplomarbeit der ostdeutschen Museumslandschaft. Von Stralsund bis Sonneberg war er unterwegs, um sich mit der Kamera in Depots, Sammlungen und Ausstellungen umzusehen. Das Ergebnis sind unbestechliche klare, fast nüchterne Schwarzweißfotografien, die neben Statischem auch die der Wende hervorgebrachten Wechsel anschaulich werden lassen. Beispielsweise indem in den Museen bisweilen nur die Beschriftungen der Objekte ausgewechselt und ihnen damit eine neue Bedeutung gegeben wurde. Das Museum als „Hort der Wahrheit“ wird so zu einem Ort für Umdeutungen der Geschichte. Doch es ist nicht selten das Alltägliche, das, aus Köhlers Blickwinkel betrachtet, einen unerwarteten spannenden Reiz gewinnt. LVZ, 04.01.2000 Musik a la –saunt-exupery Kleiner Prinz im Gohliser Schloss Der zweite Nachmittag des neuen Jahres bestach an den Ufern der Pleiße mit knackiger Kälte, blauem Himmel und strahlender Sonne. Ein Wetter ganz nach dem Geschmack des kleinen Prinzen. Also beschloss er, trotz Neujahrsmüdigkeit einen Spaziergang zu machen. Schlaftrunken schlenderte er vor sich hin und sog die frische Winterluft ein, bis sein Blick an einem wunderschönen Schloss empor wanderte. Neugierig trat er näher. Einige Menschen verschwanden darin. Er ging noch näher heran und las auf einem Plakat „Musik für den kleinen Prinzen im Gohliser Schlösschen“. Verdutzt hielt er inne. Musik für m ... mich? Der Kleine machte große Augen. Bald darauf fand er sich inmitten von Menschen im kleinen Saal wieder. Der Gitarrist Roger Zimmermann bewegt sich in seinem Solo-Konzert deutlich auf südländischem (Spanisch-lateinamerikanisch-italienisch) Pfade: „El Decameron Negro“ des Kubaners Leo Brouwer basiert auf der gleichnamigen Sammlung afrikanischer Geschichten. Lautmalerisch setzte der kubanische Komponist diese in Musik um. Einfühlsam interpretiert sie Roger Zimmermann. Nahtlos steigert sich stille Beschwörung zum feurigen Flamenco in Joaquin Rodrigos „Invocation y Danza“. Neben Liedermacher Kurt Demmler verewigte auch Carlo Domenixoni den kleinen Prinzen musikalisch: In kurzen Skizzen tauchen Prinz, Fuchs, Säufer, Laternenanzünder auf. Die Themen ähneln sich: Leise und nachdenklich – wie bei Saint-Exuperys berühmtem Märchen auch für Erwachsene eben. Musik gewordene Meditationen über ein faszinierendes Buch. Ohne Lautmalerei. Einzig das Echo in den Bergen hallt unverwechselbar wider, und mit zischelnd -schlängelnder Melodie kommt die Schlange daher. Kamü LVZ, 14. Dezember 1999 Schubert-Quartett in spanischer Lesart Iturriagagoitia - dies kommt aus dem Baskischen und heißt so viel wie „Quelle von oben". Die Unaussprechbarkeit des Namens veranlasste das dazugehörige Streichquartett, sich schlichtweg Iturriaga-Quartett zu nennen. Vier junge Musiker, die an der Leipziger Musikhochschule studieren, fanden sich bereits vor Jahren zusammen: Aitzol Iturriagagoitia und seine Schwester Iokine, Katia Stodtmeier und Rebekka Riedel. Am Sonntagnachmittag musizierten die vier im Gohliser Schlösschen innerhalb der Reihe „musica studiorum", die monatlich jungen Musikhochschultalenten Auftrittsgelegenheiten bietet. Und natürlich brachte das Iturriaga-Quartett neben Deutschem auch Baskisches mit. Bei Schuberts frühem Quartett D-Dur D 94 (nicht wie angegeben D 92!) paarte sich jugendfrische Musizierfreude mit baskischem Temperament. Welten taten sich auf zwischen dem fahlen Hauptthema des Kopfsatzes, dem anmutigen Andante, dem beinahe walzernden Menuett und dem Saitenfeuerwerk des Finales. Schubert in spanischer Lesart halt. Dagegen wirkte der „baskische" Programmteil („Tema variado en cuarteto" F-Dur op. 17 des früh verstorbenen Schubert-Zeitgenossen Jüan Crisötomo de Arriaga) beinahe zahm. Interessant hier die solistischen Offenbarungsmöglichkeiten jedes Quartett-Mitgliedes. Nach der Pause noch ein Temperament -gewürzter Schumann (Quartett A-Dur op. 4 1/2). Katrin Seidel Zeitpunkt, November 1999 Barock – Kulisse offen für Ideen Das Gohliser Schlößchen galt am Anfang des Jahrhunderts als „Musenhof" am Rosental. Über viele Jahre wurde immer wieder gebaut und auch dazwischen gab es hier Literatur, Musik und Theater. Das Schauspielhaus feierte u. o. „Guten Morgen, du Schöne" Aufführungsserien. Im letzten Sommer betrat Goethes „Stello" mit ihrem Gefolge die Bühne vor der barocken Kulisse. Der Kartenvorverkauf florierte bestens, an manchen Tagen gab es Doppelvorstellungen. Die Schauspieler hatten sich das Stück geradezu erkämpft, Susanne Schein beschrieb das so: „Die Endproben im Freien waren die Hölle, entweder war es kalt und wir froren oder bekamen Sonnenbrand." Das „Schlößchen" gehört dem Kulturamt. Steffen Mohr und Henrike Spoerhase haben hier zum Herbstanfang schon über „Die Liebe und die Geisterbahn" philosophiert. Dr. Martin Eberle, der Leiter des Gohliser Schlößchens sagt: „Wir sind offen für alle Ideen, der Oesersaal im Obergeschoß und der Salon im Parterre stehen zur Verfügung! Wir haben schon Pläne mit dem Ballett der Oper Leipzig." Ab neuem Jahr wird es jeden Sonntag um 15.00 Uhr ein Konzert geben, bei dem auch Opern-, Operetten- und Musicalsänger gefragt sind. Das Schauspiel wird im nächsten Sommer Molieres „Gaunerstreiche des Scapin" spielen und es wird im April ein Liedermacherfestival geben. Wenn es nach Eberle geht, könnte auch das Ballett der Oper ein Open-Air spielen. Das Gohliser Schlößchen baute sich einst ein vorbildlicher Leipziger Kaufmann, denn welcher Kaufmann lässt heute schon in seinen Mauern Theater zu? Leipziger Amtsblatt, 6. November 1999 Ein Jahr nach der Wiedereröffnung: Designierte Schlossherrin schreibt Geschichte – neuer Schlossherr schmiedet Pläne 26 Jahre lenkte und leitete Brunhild Vollstädt die Geschichte des Gohliser Schlößchens mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen. Im Mai 1999 ging sie in den wohlverdienten Ruhestand und übergab das Zepter an Dr. Martin Eberle, der vom Museum für Kunsthandwerk an das altehrwürdige Schloss als neuer Hausherr wechselte. Ihre Geschichte und seine Pläne waren Thema eines ersten Pressetermins. „Und, wollen Sie es immer noch übernehmen?" fragte die Stadtbezirksbairätin wenig hoffnungsvoll Brunhild Vollstädt 1973 nach einer ausführlichen Besichtigung des zum „Nobelwohngebietstreff" verkommenen Schlößchens. Mit einem entschiedenen „Ja" nahm die designierte Schlossherrin damals diese Herausforderung an; wohl wissend, das hier ein hartes, unwegsames, dennoch aber spannendes Stück Arbeit vor ihr liegen würde. Schon wenig später begann Brunhild Vollstädt mit der aufwendigen Bestandsaufnahme: Bausubstanz musste gesichert, danach saniert, Technik erneuert, das von den Putzfrauen bereits in Beschlag genommene barocke Mobiliar vorerst repariert, später aufgearbeitet, Veranstaltungsreihen ins Leben gerufen und das entsprechende Publikum auch ohne Werbung ins Haus geholt werden. Doch das Motto hieß zunächst immer wieder: „Improvisieren mangels Kapazität". Allein das Zauberwort „Messe" ließ die Wächter des Mangels gnädig mit der Bittstellerin Vollstädt umgehen. Dennoch löste ein Provisorium das andere ab. Doch eine von Ideenreichtum und Idealismus beseelte Leiterin und ein dankbares Publikum, das den verblassten Charme des Schlößchens liebte, etablierten mit dem Haus eine Kulturstätte, in der die Künstler gern zu Hause waren. Ob Ballett, Theater, Konzert - die Veranstaltungen liefen dauerhaft mit großem Erfolg. Doch mehr als Kultur waren „Überlebensstrategien" gefragt, und die fand Brunhild Vollstädt. Ihrem unermüdlichen Einsatz war es zu verdanken, dass ab 1978 sporadisch Teilsanierungsmaßnahmen vorangetrieben werden konnten, die sich bis 1989 erstreckten. Leider erwiesen sich diese Arbeiten als mangelhaft: fehlende Fachkenntnis und unzureichende Ausführung hinterließen gravierende Spuren. Erst nach 1989 bekannte sich die Stadt Leipzig wirklich zu ihrem Schlößchen. Aber ist die Generalsanierung eines Barockschlösschens im Spannungsfeld zwischen Arbeitslosigkeit und Sozialabbau politisch durchsetzbar? Doch im Anblick von fortschreitendem Schwamm und Braunfäule verließ Brunhild Vollstädt die anfängliche Ratlosigkeit. Sie schrieb hunderte von Bettelbriefen, organisierte Benefizveranstaltungen, ließ den Freundeskreis des Schlößchens wieder aufleben und legte selbst mit Hand an. Für 14 Mio. DM - Denkmalfördermittel, Sponsorengelder und städtische Finanzen - konnte das barocke Kleinod ab 1993 vollständig fachgerecht saniert und am 28. Oktober 1998 übergeben werden. Im Dezember eröffneten „Die Heiteren Restaurants" im Gohliser Schlößchen ihren Betrieb. Jetzt könnte sich die langjährige Direktorin zurücklehnen, die Früchte ihrer Arbeit genießen aber seit Mai diesen Jahres dreht sie nicht mehr den Schlüssel im Schloss. Den hat Brunhild Vollstädt dem 29 Jahre jüngeren Dr. Martin Eberle überlassen, der sich mit Freude „ins gemachte Nest setzt", wie er selbst gesteht. Daher wird er beibehalten, was bisher Anklang gefunden hatte: das klassische Sonntagskonzert, ab kommendem Jahr jeden Sonntag, 15 Uhr, das Sommertheater, die erfolgreichen „Gohliser Bürgerkonzerte" sowie die Reihe „musica studiorum", in der sich Studenten der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy" vorstellen. Um Ideen, die Akzeptanz des Hauses weiter auszubauen, ist er dennoch nicht verlegen. So will er mehr junges Publikum ins Schlößchen holen. Jazz- und Liederabende sowie Film- und Ausstellungsprojekte sind dazu angedacht, ein Neujahrsempfang und ein Sommerfest geplant. Monatlich einmal wird die Oper Sänger vorstellen und das Schauspiel denkt über Lesungen im Schlößchen nach. Und noch eine Novität: wer sich traut, kann standesamtlich getraut werden im barocken Ambiente (ab 22.2.2000 jeden l. Freitag im Monat). Außerdem stehen die Räumlichkeiten schon jetzt zur Vermietung offen (Tel.58 96 90). Und wie bewältigt die aktive Alt-Chefin ihren neuen Alltag? Ruhestand, wie die offizielle Sprachregelung heißt, wird es für sie so nicht geben - noch viel zu viel ist aufzuarbeiten. Geschichte, Daten, Zahlen, Fakten rund um ihr geliebtes Schlößchen will sie recherchieren und auswerten, denn als Archivarin hat sie sich während ihrer aufreibenden Dienstzeit nur privat betätigen können. Bild, 29. Oktober 1999 Für 800 Mark: Heiraten im Gohliser Schlößchen Die Touristenbusse fuhren immer am Gohliser Schlößchen vorbei. Seit einem Jahr aber halten sie an. Denn das barocke Kleinod in der Menckestraße, lange Zeit hinter Baugerüsten verborgen, ist zum Höhepunkt jeder Stadtrundfahrt geworden. Allein in den ersten drei Monaten nach der Wiedereröffnung kamen 8000 Besucher. Verwalter Martin Eberle ist zufrieden: „Wir haben die Zahl der Veranstaltungen um ein Drittel gesteigert." Zu manchen Events kämen sogar doppelt so viele Besucher, wie eigentlich erwartet. Ab Februar kann in dem 250 Jahre alten Prachtbau auch geheiratet werden. Fürstliche Tagesmiete: 800 Mark. Einziges Manko: Das Rauchverbot im Schlößchen bleibt auf alle Fälle bestehen. Die Denkmalschützer wollens so... LVZ, 29. Oktober 1999 Gohliser Schlößchen will sich zukünftig auch einem jungen Publikum öffnen Und noch ein historisches Leipziger Gebäude lockt mit Kulturangeboten Das Gohliser Schlößchen setzt auf die Jugend. Nach den Worten des neuen „Schlossherrn" Martin Eberle, der gestern von seiner Vorgängerin Brunhild Vollstädt offiziell das Zepter übernahm, sind im nächsten Jahr Lieder- und Jazzabende sowie Filmvorführungen für junge Leute geplant. Vorrangig an diese Altersgruppe richtet sich auch das neue Angebot, in den prächtigen Räumen des Barockbaus den Bund fürs Leben zu schließen (die LVZ berichtete). Hochzeiten werden ab 22. Februar an jedem ersten Freitag im Monat möglich sein. „Die erfolgreich etablierten Veranstaltungen wollen wir aber in jedem Fall beibehalten", versicherte Eberle. Das betrifft vor allem die Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus, das auch im Jahr 2000 mit seinem „Sommertheater" im Garten des Schlößchens gastieren wird. Fortgesetzt werden zudem die erfolgreichen Reihen „Gohliser Bürgerkonzerte" und „Musica studiorum" sowie die klassischen Sonntagskonzerte. „Künftig wird auch die Oper einmal im Monat zu Gast sein und einen Sänger vorstellen", kündigte Eberle an. Mit der Öffnung der Westarkade im kommenden Jahr hat das Gohliser Schlößchen dann auch Platz für Ausstellungen. LVZ, 23./24. Oktober 1999 Handgelenksübungen eines ganz Großen Ofelia Sala und Donald Sulzen mit Liederabend im Oesersaal des Gohliser Schlößchen Von der Opernbühne aus hat Ofelia das Leipziger Publikum längst erobert. Als Sophie (Rosenkavalier), als Gilda (Rigoletto), Gretel, Engel (Saint Francois d'Assise). Aber die Intimität eines Liederabends im kleinen Kreis ist etwas anderes, drum war die Spannung vorab groß. So klein war der Kreis dann allerdings nicht. Die Karten für den Oesersaal des Gohliser Schlößchens waren seit Wochen vorgemerkt. Sala sells. Weil sie lebt, was sie singt. Mit naivem Pathos, beinahe kindlicher Verzückung, vielsagendem Augenaufschlag. Da stört es nicht weiter, dass ihr Schubert bisweilen mehr Opernluft schnuppert, als es sich geziemte (Liebe schwärmt auf allen Wegen). Der Spanierin glaubt man, was sie musikalisch zu sagen hat. Man glaubt es bei Schubert und Brahms - bei Rossini und Granados sowieso. Als Rossini nach „Teil" keine Lust mehr zum Komponieren hatte, verlegte er sich aufs Kochen und darauf, einen der aufregendsten Pariser Salons zu führen. Dafür fiel dann doch immer wieder ein Werkchen an. Viele erschienen später als „Serate musicali" - wunderbare Handgelenksübungen eines ganz Großen. Schlicht und innig, zart und witzig, melancholisch und kokett. All das transportiert Salas wunderbare Stimme, für all das malt Sulzen am Blüthner -Flügel üppige Prospekte. Als Spanierin ist Sala es den Leipzigern nachgerade schuldig, dass sie sie mit ihren komponierenden Landsmännern bekannt macht. Mit Enrique Granados etwa, dessen wunderbares Liedschaffen hierzulande beinahe vollständig unbekannt ist. Oder - bei den Zugaben - mit Toldrä oder Turina oder Ginastera (der allerdings Argentinier ist). Und auch hier sagt sich Sala nicht „Öle - und durch", sondern nimmt ernst, gestaltet gefühlige Szenen aus jedem noch so schlichten Satz. Ein schöner Abend - und Auftakt für mehr: Ab Februar ist die Oper Leipzig regelmäßig im Gohliser Schlößchen zu Gast. Peter Korfmacher LVZ, 20. Oktober 1999 Wer sich traut, kann´s bald im barocken Kleinod wagen Heiraten im Schloss - ab Februar sollen die Leipziger den „schönsten Tag des Lebens" in barockem Ambiente verbringen können: Das Gohliser Schlößchen in der Menckestraße bietet sich als romantische Kulisse dafür geradezu an. Bisher können nur im Stadthaus und' im Mendelssohnhaus die Ringe getauscht werden. „Leipziger haben mir erzählt, dass sie im Schloss Moritzburg geheiratet haben, andere sind eigens dafür nach Machern gefahren", erzählt Lutz Albrecht, gastronomischer Pächter der „Heiteren Restaurants im Gohliser Schlößchen". Deshalb kamen er und „Schlossherr" Martin Eberle vom Kulturamt auf die Idee: Was anderswo geht, müsste doch auch in Leipzig möglich sein. Erste Gespräche mit dem Standesamt stimmten optimistisch. Zwar äußerten sich Vertreter dieser Institution gestern sehr zurückhaltend, doch nach den Worten Albrechts sollen am 22. Februar 2000 erstmals Paare empfangen werden, die sich trauen. „Danach sind an jedem ersten Freitag im Monat Hochzeiten geplant", so Martin Eberle. Getraut werden soll im Oesersaal, genau unter dem Gemälde „Lebensweg der Psyche". Gefeiert werden dann im Steinsaal, in der Orangerie oder im Salon. Ob die Standesbeamten irgendwann auch sonnabends im Schlößchen Verliebte zusammenschmieden, steht noch in den Sternen. „Am Wochenende finden in unserem Haus Konzerte und Lesungen statt", sagt Martin Eberle. Diese Termine müssten dann mit den Trauungen unter einen Hut gebracht werden. LVZ, 27. September 1999 1001. Versuch, die Liebe zu besingen Es war so eine schöne Idee. Der festliche Oeser - Saal im Gohliser Schlößchen und dann ein Liederabend über „Die Liebe & die Geisterbahn". Auch wenn es schon 1000 Mal geschehen sei, Stoffen Mohr und Hendrike Spoerhase wollten eben den 1001. Versuch wagen, von der Liebe zu singen. Von Gitarre und einer etwas biederen Blockflöte begleitet, klang es zunächst von Abendstille und Morgenrot, Lust und Wille und täglich Brot. Solides musikalisches Handwerk und eine autodidaktisch geschulte Männerstimme - so hätte es weitergehen können. Ging es aber nicht. Der Anfang vom Ende begann mit Textschnitzern, verdeutlichte sich bei langweilig vorgetragenen Liebesgeschäft-Klischees und wirkte nur noch wie eine Farce - bei aller Freude über kulturelles Engagement und trotz vereinzelter schmackhafter Geistesfrüchte von Stoffen Mohr. Doch wenn Hendrike Spoerhase das Wort „Cybersex" in ihren schüchternen Mund nimmt, wirkt das genau so peinlich, wie wenn der singende Krimi-Autor direkt und unverblümt über Deckbullen reden will und dabei doch nur verkorkste Pornografie herauskommt. Einzig bei den frech drauflos gereimten Balladen von den jungen Frauen aus Neu-Paunsdorf, der Geschichte von Ellas Kiosk und mit Abstrichen noch bei dem auf verrucht getrimmten Titel „Ich bin der Pulk" gab sich der Applaus nicht nur freundlich, sondern angetan. Bei solchen Liedern hätte Mohr bleiben können, bleiben müssen. Vitalität und ein Schuss gesellschaftskritischer Mutterwitz- das ist seine Art und Stärke. Joachim Seidel LVZ, 30. August 1999 Dramatik und melancholischer Mond „Liedernachmittag zum 250. Geburtstag“ Goethes mit Peter Meyer und Antje Perscholka „Wir sind nicht; zufällig hier!'', verriet Peter Meyer mit Blick an die Decke des Festsaales im Gohliser Schlößchen. Dort prangten Gemälde des Malers und Bildhauers Adam Friedrich Oeser, in dessen Schule ein junger Mann während seiner Leipziger Studienzeit Zeichenunterricht nahm – Johann Wolfgang von Goethe. Nicht erst zu dessen 250. Geburtstag am Sonnabend hat das Thema „Goethe und die Musik" Interesse auf sich gezogen. Im Konzert nun lassen sich diese Vertonungen entweder thematisch bündeln, wie jüngst in einer Matinee im Mendelssohn-Haus mit Liedern des Gretchens aus „Faust" oder sie lassen sich frei zusammenfügen - wie im bestens besuchten Konzert am Sonnabend im Gohliser Schlößchen. „Liedernachmittag zum 250. Geburtstag" nannte sich , das reichlich einstündige Konzert mit dem bekannten Leipziger Pianisten Peter Meyer und der renommierten jungen Sängerin Antje Perscholka, die bereits mehrmals zusammen konzertierten. Doch Meyer wollte das Programm der Farbigkeit halber bewusst weiter fassen und brachte neben Goethe-Liedern von Schubert, Mendelssohn und Schumann auch Klavierwerke: einige der Mendelssohn'schen „Lieder ohne Worte" sowie aus Schumanns „Fantasiestücken" op.12 Bekanntes wie den „Aufschwung" oder „Warum?" - natürlich frei von jeglichem Goethe-Bezug. Meyer setzte mit diesen Instrumentaleinlagen abwechslungsreiche Einschnitte zwischen die Lieder, deren Auswahl dem Künstlerpaar bei dem Überangebot natürlich schwer gefallen war. Die fünf Schubert-Lieder, bot Perscholka (Sopran) mit bemerkenswert guter Textverständlichkeit, warmen umverbrauchtem Timbre und ausgewogener Gestaltung. Gleiches dann bei den beiden Liedern Mendelssohns („Die Liebende schreibt" und „Suleika"), während die sechs Schumann-Lieder noch ganz andere Stimmungsnuancen offenbarten, wie ein gewisses Plus an Dramatik bis hin zu kecken Untertönen. Da passte auch die erste Zugabe (Schuberts Publikumsliebling, das „Heideröslein") während sein „An den Mond" mit melancholischer Färbung gerade deshalb einen Bogen zum Konzertbeginn schlug. Katrin Seidel Leipziger Amtsblatt, 14. August 1999 Neuer Leiter des Gohliser Schlößchens DR. Martin Eberle, bisher verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Museum für Kunsthandwerk, hat zum l. August die Leitung des Gohliser Schößchens, das unter der Regie des Kulturamtes steht, übernommen. Er tritt damit die Nachfolge von Brunhild Vollstädt an, die in diesem Jahr aus Altersgründen ausschied. Zeitpunkt, August 1999 Wenn Wettergötter angebetet werden und Autosirenen mitspielen Die Schauspielstudenten starteten vor über zehn Jahren mit Sommertheateraufführungen im Freien und setzten einen Virus aus, der Jahr um Jahr immer mehr Produktionen hervorbringt und allem Anschein nach auch ein sommerabendlich umherziehendes Theaterpublikum anlockt. Der Wettbewerb zeigt sich auch hier in umkämpften oder leer bleibenden Plätzen. Hier einige von viel, viel mehr Produktionen: Das Schauspielhaus ist von der City nach Gohlis gezogen, vors Gohliser Schlößchen, das vor dem zweiten Weltkrieg schon mal der „Musenhof am Rosental" war. Nach jahrzehntelangen Bauarbeiten hat es jetzt auch wieder seine Gartenfront offenbart. Schon zur Premiere waren alle Vorstellungen von „Stella" im Garten ausverkauft, obwohl hier nicht der viel beschworene, bewährte und leicht verdauliche Sommertheaterulk geboten wurde, sondern Goethes ernste Dreiecksgeschichte. Schauspielerin Martina EitnerAcheampong gab noch eins drauf, weil sie die Protagonisten nicht sterben ließ, wie in der letzten Fassung Goethes vorgesehen, sondern sie gibt der Beziehung eines Mannes mit seinen zwei Frauen Hoffnung. Fernande (Dirk Audehm) ist nicht der große Frauenheld und Aufreißer, sondern er wird umspielt (von lsabel Schosnig und Susanne Stein). „Der neue Menoza" von Jakob Michael Rainer Lenz, ein Stück über den Umgang mit Liebe, Geld und Ausländern, gezeigt von den Studenten des zweiten Studienjahres aus der Hochschule für Musik und Theater, ließ den jungen Tragöden und Komikern ihrem Affen Zucker geben. Zensuren gab es darauf zwar nicht, wie Fachrichtungsleiter Prof. HansChristian Neumann sagte, doch wer besonders gut sei, könne seine Noten noch verbessern. Shakespeares „Sommernachtstraum" mit einem Autowrack als Liebesnest zeigte das Theater FACT unter dem Sternenhimmel in den Mauern von „Webers Hof in der Hainstraße. Ev Schreiber hat erstaunliches Feeling dafür, klassischen Text nicht abstürzen zu lassen, auch wenn er von irren Figuren herausgelassen wird. Claudia Hoffmann, Martin Frolowitz, Wolfgang Labud, Katia Schäfer, Marius Tust und die anderen sind über die letzten Sommer zu einer saukomischen Commedia zusammengewachsen. Die Oper zog erstmals unter freien Sommerhimmel, weil die fast 40 Jahre alten Eisen und Hölzer der Bühne erneuert werden müssen. Für „Zar und Zimmermann" wurde kein Bühnenaufwand gescheut und es machte Spaß, auch mal dem Orchester zuzusehen, das manchmal feiner klang, als sonst im Hause. Je dunkler der Himmel wurde, umso schöner wurden Szene und Licht. Eine besondere Marketing-Blüte war die Aufführung von Glucks „Orfeo“ in der Kirchenruine Wachau, ganze zwei Aufführungen hatte dieses Projekt. Der August hat noch Sommerpremieren parat: u. a. spielt die Inselbühne in der Moritzbastei und, das Theater FACT bringt Goethe „Mitschuldige" heraus. FAZ, 14. März 1999 Ortswechsel, Schöner Schwindel Gleich um die Ecke von Schillers Leipziger Bude, wo der Dichter angeblich die „Ode an die Freude" geschrieben haben soll, in der Menckestraße des einstigen Bauerndorfs Gohlis steht ein kleines Rokoko-Schloss. Bürgerlich war sein Bauherr, der werte Handelsmann Johann Caspar Richter, wie man noch heute daran erkennt, dass das Palästchen keine Freitreppe hat. Bildungsbürgerlich war der zweite Besitzer, der belesene Geschichtsprofessor Johann Gottlob Böhme; wie man noch heute am Bestand der „Bibliotheca Villatica Gohlisiana" nachvollziehen kann, die als Legat Böhmes in den Bestand der hiesigen Universitätsbibliothek überging. 450 Bände umfasst diese Hinterlassenschaft, doch es muss noch weitaus mehr bibliophile Kostbarkeiten gegeben haben in den schmucken Räumen des Schlosses, denn als man bei Restaurierungsarbeiten einen vermauerten Kamin öffnete, fand sich ein Büchercache, in dem etliche prachtvolle Werke zur Gartenkunst die Zeit seit 1813 überdauert haben, als ihr schongeistiger Besitzer sie wohl im Vorfeld der Völkerschlacht dort hatte einmauern lassen. Mittlerweile ist das Gebäude aufs schönste herausgeputzt, prächtig strahlen die freigelegten und aufgefrischten Deckenvedouten von der Hand Adam Friedrich Oesers auf den Besucher herab, und auch die Trompe d'ceuil-Malerei an den Seitenwänden des Festsaals ist wieder ganz dem Urzustand angeglichen. Doch wo sind die Bücher, für die Böhme im Erdgeschoß so prächtige Vitrinenwandschränke anfertigen ließ? Hinter dem Glas glaubt man sie noch ausmachen zu können, doch was für eine seltsame Auswahl in der heutigen Bibliotheca Villatica Gohlisiana! Da steht Victor Hugo neben Dickens, mehrere rote Bände über „Ancient Egypt", „Ancient Greece" oder „Ancient Rome" in Nachbarschaft einer Monographie über Raffael; Und das nicht einmal, sondern mehr-, ja halbdutzendfach, mit schöner Regelmäßigkeit in jedem Wandschrank. Auch ein einsamer Band der seligen „Bibliothek der Weltliteratur" aus dem Aufbau-Verlag, ganz im typisch farblosen Gelbgrau gehalten, lugt hinter jedem Glas hervor. Das liebe Geld fürs Gohliser Schlößchen - für Bücher hat's nicht mehr gereicht. Deshalb haben die Findigen Denkmalpfleger eine Büchertapete in die Vitrinenscheiben geklebt, gerettet wohl aus alten DDR-Beständen und selbst vielleicht eine Rarität. Doch was steckt dahinter? Eine der Türen ist nur angelehnt, und als die nimmermüde Aufmerksamkeit des weiblichen Zerberus nachlässt, riskieren wir einen Blick in den antiken Buchbehälter. Er ist randvoll - voller Klopapier- und Krepprollen. Wo unsere Altvorderen ihr liebstes Papier aufreihten, verstecken wir heute das ungeliebteste. Aber hinter schöner Fassade. Andreas Platthaus LVZ, 06. Januar 1999 Gohliser Prachtbauten haben marode Nachbarn So manchen Leipzig-Besucher packt das kalte Grausen auf dem Weg vom Gohliser Schlößchen zum Schillerhaus: In der Menckestraße fällt sein Blick auf ausgediente Fabrikgebäude und verfallene Wohnhäuser. Auch der Bürgerverein Gohlis ist unzufrieden mit dem Gesicht des Viertels – er mahnt eine Satzung an. Die Stadtverwaltung hat zwar ein Konzept, doch fehlt es bisher an Geldgebern. Wer auf der Stadtrundfahrt durch Leipzig nach Gohlis kommt, muss jäh die Gefühle wechseln: Noch beeindruckt vom prachtvoll Wiederhergerichteten Gohliser Schlößchen, sieht er sich plötzlich sanierungsbedürftiger Bausubstanz gegenüber. In der Menckestraße fällt der Blick zuerst auf die ehemaligen „Goldeck"-Gebäude, die seit langem leer stehen. Die Anlage war 1872 von Adolph Schütte-Felsche als „Fabrik für Kakao- und Schokoladenherstellung" gebaut worden. „Es hat nach der Wende mehrere Interessenten gegeben, doch letztlich scheiterte die Sanierung an den hohen Kosten", sagt Uwe Mietke vom Stadtplanungsamt. Die Anlage stammt aus der Gründerzeit, das Gebäude an der Straße steht unter Denkmalschutz. „Die Fabrik ist etwas Typisches für das alte Gohlis und soll auf keinen Fall abgerissen werden", so der Architekt. Allerdings muss erst einmal der Eigentümer gefunden werden. Denn obwohl es im Rathaus heißt, dass das einstige „Goldeck" der TreuhandLiegenschaftsgesellschaft gehört, behauptet deren Pressesprecher Uwe Stemmler in der Berliner Zentrale: „Das Fabrikgelände ist nicht in unserem Bestand." Gegenüber dem Schillerhaus bröseln zwei Ruinen vor sich hin. Eines der Häuser - das ehemalige „Ballhaus" - ist selbst nach Auffassung des Denkmalschutzes nicht mehr zu retten, nur die Fassade zur Straßenseite soll erhalten bleiben. Doch ob und wann die Eigentümer dort aktiv werden, ist nicht bekannt. „Denn eines der größten Probleme sind die AutoStellflächen", weiß Uwe Mietke. Deshalb würden viele Investoren vor einer Sanierung zurückschrecken. Ungeklärt ist auch die Zukunft der einstigen Gohliser Mühle an der Ecke Platnerstraße/Poetenweg. Das stadteigene Grundstück, auf dem verfallene Häuser und Schuppen stehen, wurde jetzt im Internet zum Verkauf angeboten. „Der Ortskern von Gohlis ist 680 Jahre alt, wir wollen seinen Charakter auf jeden Fall erhalten", umreißt Uwe Mietke das Konzept der Stadt. Derzeit werde ein Bebauungsplan erarbeitet, der bestimmte Rahmenbedingungen sichern soll. „Viel zu spät", meint dazu Dieter Götze, der im Bürgerverein Gohlis die Arbeitsgruppe Stadtteilerhaltung leitet. Der Bürgerverein habe bereits 1992 eine Gestaltungs- und Erhaltungssatzung für diesen Bereich von Gohlis vorgelegt, doch diese liege bis heute „in der Schublade". Andrea Richter Leipziger Rundschau, Januar 1999 Lustvolles Schlossvergnügen – mit Fips Fleischer ins 99er Jahr geswingt „Im Lustschloss zu lustwandeln, sich bei edlen Tropfen in die Zeit hineinzuträumen, in der Schiller und andere Geistesgrößen hier aus- und eingingen, das ist lustvolles Vergnügen", meint Schauspieler Fred Delmare (76), die Atmosphäre im Gohliser Schlößchen genießend. Ihm gefalle besonders das barocke Ambiente im Steinsaalrestaurant. Am Piano brillierte Andreas Pieske. Einst leitete er den Opernchor. Wohlklingende Weisen des kleinen Ensembles umrahmen den klassischen Stil auch in den anderen Restaurants. Immer wieder ins Schwärmen kommt der Leipziger Künstler Clemens Peter Wachenschwanz bei seinem Rundgang durch das Gohliser Schlößchen. Er könne sich gut vorstellen, dass bei so viel Schönheit urige Feste gefeiert wurden. „Da hätte ich gern Mäuschen gespielt", scherzt der Kabarettist. Auf einen Auftritt in den Heiteren Restaurants angesprochen, zeigt sich der Meister nicht abgeneigt. Es käme auf einen Versuch an, sinniert er, an bestimmte Szenen seines Repertoires denkend. In der Orangerie von vielen Interessierten umringt: Diplom Ingenieur Architekt Gerhard Nauber (55). Für ihn ist es ein weiterer Freudentag seit dem 28. Oktober, als endlich nach fünfjähriger Restaurierung das Schlößchen wiedereröffnet wurde. Erst war's ein bisschen saniertes Dach, dann musste die Turmzwiebel abgenommen werden. So reihte sich eins ans andere, erinnert sich Gerhard Nauber. Der Leipziger mit exzellenten Erfahrungen in der Denkmalspflege, jetzt bei der Restaurierung der Nikolaikirche in Freiberg dabei, hat natürlich einen ganz besonderen Blick auf all die Kostbarkeiten im Schloss. Ihm habe es besonders der Oesersaal angetan. Hier würde er gern mal selber mit seinem Sohn Klaus (29), Tochter Sabine (27) und Ehegattin Helga ein Fest feiern, verrät er. Ruth Hübner, eine der guten Seelen des Gohliser Schlößchens, wirbt im Salon Richter um Aufmerksamkeit das einzige noch nicht restaurierte Bild. Etwa 4500 DM müsste ein Sponsor dafür anlegen. Ruth Hübner liebt ihre Arbeit im Schloss. Was ihr besonders imponiere? Alles. Jedes einzelne Detail, erklärt die 38jährige, dann doch hinzufügend. „Vielleicht der Spiegel von 1770. Da sieht man die Falten nicht so", scherzt sie, nennt die Meißner Konsolen, die Terra Cotta Öfen, den Ausblick auf den Lustgarten..." Auf den macht Ruth Hübner bei ihren Führungen ebenso gern aufmerksam. Gymnasiast Sohn Max (15) in Livree, freut sich, den Gästen zur Hand zu gehen. Historisch bekleidet auch die Bedienung, die wie der Blitz Gewünschtes serviert. An Restaurant-Eröffnungen schon gewöhnt, schließlich ist es seine dritte, ist der Leipziger Lutz Albrecht (37), ein umsichtiger Gastgeber. Dank zollt er vor allem seinen Eltern Gisela und Horst Albrecht. Seit Jahren stehen sie ihm mit Rat und Tat zur Seite. Der Modellbaumeister, der 1986 sein Herz für die Gastronomie entdeckte, sich dafür noch mal auf die Schulbank setzte, den Restaurantleiter machte, will mit feiner, überraschender Küche unter Verwendung barocker Rezepturen, die Gäste verwöhnen. Das ist ihm nicht nur an jenem Abend gelungen. Zur Eröffnungsparty noch gesehen: Aus dem Rathaus Holger Tschense, Dr. Giradet, Richard Schrumpf, Chef von Leipzig Tourist, Krostitz-Brauerei Geschäftsführer Wolf Welter und Prof. Werner Tübke. Für RTL gratulierte Friedrich Schwarz. „Endlich wieder Fips Fleischer mit Orchester erleben. Da machte uns der weite Weg bis ins Klubhaus Leuna nichts aus", erzählen Elfriede und Egon Günther aus Paunsdorf begeistert von ihrer Silvesterparty. „Das muss man erlebt haben, Fips Fleischer am Schlagzeug und am Mikrofon - wie in alten Zeiten. Der Swing ist jetzt in Amerika ganz groß in Mode. Bestimmt kommt die Swingwelle auch zu uns", äußern sich die beiden überzeugt, zumal das Swingfieber unter den 550 Partygästen ganz schön um sich griff. Fips Fleischer und Orchester wurden stürmisch gefeiert. „Schöner Erfolg" kommentiert die Swinglegende den LeunaAuftritt. Auch auf der Leuna-Bühne: die Leipziger Band Classic dance. „Die Jungs haben gut gespielt", lobt Fips Fleischer die Leipziger, erwähnt, dass der Schlagzeuger einst bei ihm an der Musikhochschule in Leipzig studierte. „Schön zu sehen, was aus Studenten geworden ist", freut sich Fips Fleischer. Peter Degner, Chef des Leunaer Kulturhauses, hörte gern, dass seine Party, die beste Silvesterfete seit 25 Jahren war. Bis früh um fünfe wurde gefeiert. „Silvester ins Jahr 2000 wird im CCE Leuna die Bombe“, verspricht P.D. Mitteldeutsche Zeitung, 17. Dezember 1998 Musenhöfe am Rosental Neuer Glanz für zwei einzigartige Baudenkmale des 18. Jahrhunderts am Leipziger Rosental: Nach mehrjähriger umfassender Sanierung sind das Gohliser Schlößchen und das Schillerhaus seit Herbst wieder empfangsbereit. Friedrich Schiller war erst 25, aber durch sein Schauspiel „Die Räuber" schon ein prominenter deutscher Autor, als ihn begeisterte Anhänger und Freunde um Gottfried Körner im Frühjahr 1785 von Mannheim nach Leipzig lockten. Den Sommer sollte er hier verbringen. Doch der Ostermesstrubel und mehr noch die Aufdringlichkeit neugieriger Verehrer, die ihn wie ein „Wunderthier" bestaunten, haben ihm offenbar nur wenig behagt. So zog er sich ins unweit gelegene Dorf Gohlis zurück, wo er zwei bescheidene Kammern eines schlichten Bauernhauses bewohnte und in ländlicher Umgebung die erwünschte Ruhe zur Arbeit fand. Häufig spazierte der junge Dichter durchs nahe Rosental, saß unter der Linde vorm Haus, schrieb am „Don Carlos", überarbeitete den „Fiesko", begann das später von Beethoven in seiner 9. Sinfonie vertonte und damit weltbekannt gewordene Lied „An die Freude". Seinerseits hingegen nicht verbürgt, aber wohl anzunehmen ist, dass Schiller auch im wenige Schritte entfernten „Musenhof" des Leipziger Justiz- und Hofrats Johann Hieronymus Hetzer zu Gast war, der gesellige Treffen arrangierte und über eine opulente Bibliothek verfügte. Der 1755/56 für den angesehenen Kaufmann und Ratsherrn Johann Caspar Richter erbaute spätbarocke Gohliser Landsitz galt bereits damals als schönstes bürgerliches Palais außerhalb der Stadt. Sein nächster Besitzer, der kunstsinnige Universitäts-Professor Johann Gottlob Böhme, ließ von Goethes Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser einen Festsaal ausschmücken und den viel bewunderten französischen Schlosspark anlegen. Nach wechselvoller Geschichte gelangte das unterdessen mehrfach restaurierte Anwesen 1906 endgültig in städtisches Eigentum. Ab 1935 wurde es als „Haus der Kultur" genutzt, während des Zweiten Weltkrieges durch Bombenangriffe beschädigt, und seit 1953 diente es wiederum, zumindest teilweise, als kultureller Veranstaltungsort - bis zur Schließung 1991 wegen akuter Gefährdung der vernachlässigten Bausubstanz. Ende Oktober diesen Jahres nun konnten beide Musenhöfe in der Leipziger Menckestraße – das Schillerhaus war 1995 ebenfalls wegen Einsturzgefahr geschlossen worden - nach aufwendiger denkmalpflegerischer Sanierung wiedereröffnet werden. Zum neuen, originalen Glanz der Schätze am Rosental haben neben der Messestadt zahlreiche Sponsoren, Banken, Institutionen und private Spender maßgeblich beigetragen. Die umfassende Restaurierung des Gohliser Schlößchens unter fachkundiger Anleitung der Kunsthistorikerin Sabine HocquélSchneider kostete allein über 15 Millionen Mark. Die Rettungsmaßnahmen seien „ein gesamtdeutsches Werk", betont Schlossdirektorin Brunhild Vollstädt. Denn es war ihr beizeiten gelungen, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn als Nothelfer zu gewinnen (mit insgesamt 750 000 Mark). In dem geschichtsträchtigen Bauwerk, das dem städtischen Kulturamt untersteht, werden jetzt wieder vielfältige kulturelle Veranstaltungsprogramme angeboten, während in den frühklassizistischen Garten- oder Steinsaal „barocke" Gastronomie eingezogen ist. Regelmäßige Führungen, momentan nur nach Voranmeldung möglich, sind ab Mitte Januar geplant; am 25. und 26. Dezember wird das Gohliser Schlößchen jedoch von 15 bis 18Uhr geöffnet sein. Das außer montags täglich von 11 bis 18 Uhr offene Schillerhaus beherbergt nach dem hier gleichfalls beherzigten Motto „Treue zum Original" eine neu gestaltete ständige Ausstellung mit rund 100 Dokumenten zu Schillers Aufenthalt, seinem Freundeskreis sowie zu Leipzig und Gohlis um 1785. Die von Hermine Rosenkranz geleitete Dichter-Klause des Stadtgeschichtlichen Museums ist übrigens Deutschlands älteste Literaturgedenkstätte. Argos Mitteldeutschland, Dezember 1998 Das Gohliser Schlößchen – Vergangenheit und Ausblick Am Rande des Rosentals, in geringer Entfernung vom Stadtzentrum, liegt das bei den Leipzigern seit Generationen beliebte Gohliser Schlößchen, ein Baudenkmal des ausgehenden Barock. Einst bürgerliches Landpalais, werden sein eleganter Stil und sein Charme dem Baumeister Friedrich von Seltendorff, in jüngerer Zeit eher Georg Werner, zugeschrieben. Dem Ratsherren Johann Caspar Richter und seiner Ehefrau diente es als ländlicher Sommersitz; nach dem Tod des Ratsherren heiratete seine Witwe 1771 den „Chursächsischen Hofrath" und Königlichen Hofhistographen Johann Gottlob Böhme. Dem Maler und Bildhauer Adam Friedrich Oeser, der zum Freundeskreis Böhmes gehörte, verdankt das Gohliser Schlößchen im Obergeschoß einen ausgemalten Festsaal, dessen Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche" schon 1779 ausführlich in der Kunstliteratur beschrieben wird. Von 1780-88 wird das Gohliser Schlößchen unter seinem Hausherren Johann Hieronymus Hetzer zum „Musenhof am Rosental", der Schiller und den Körnerschen Freundeskreis 1785 zu seinen Gästen zählt. 1792 fällt das Schlößchen mit der umfangreichen Böhmeschen Bibliothek durch Testament an den Rat der Stadt. Während der Völkerschlacht 1813 diente das Schlößchen der französischen Armee als Hauptquartier, später dem russischen Genera. Baron von Winzingerode und wird schließlich Militärhospital. Für 17150 Taler erwirbt 1832 der Halberstädter Domherr Karl Wilhelm Rudolf von Alvensleben Gut und Schloss. Für zwei Generationen bleibt es Eigentum der Familie. In dieser Zeit ist das Gohliser Schlößchen Briefadresse der Bettina von Arnim an den kunstsinnigen Gebhard von Alvensleben. Um 1900 lässt Carl Georg Nitzsche das Schlößchen „... in pietät- und verdienstvoller Weise" restaurieren und entscheidet sich damit gegen den empfohlenen Abriss. Seit 1906 befindet es sich wieder in städtischem Eigentum; erst 1934-37 erfolgt eine Generalrestaurierung, danach beginnt die öffentliche kulturelle Nutzung des Hauses. Während des zweiten Weltkrieges werden durch Bomben der Garten und die Seitenflügel beschädigt und in deren Folge das Dach des Haupthauses wie das Oesersche Deckengemälde in Mitleidenschaft gezogen. Schon 1947 beginnen die Sanierungsarbeiten, bis 1955 wird das Deckengemälde des Oesersaals restauriert, die gesamte Wandmalerei jedoch überstrichen. 1977 beginnen die Freilegung der Wandmalereien und eine umfassende Restaurierung des Oesersaals. Die öffentliche kulturelle Nutzung beschränkt sich wegen baulicher und technischer Mängel bis 1990 auf das Erdgeschoß. Mit der Abnahme der Turmkuppel 1991 wegen Einsturzgefahr- wird die Öffentlichkeit erstmals auf das Ausmaß notwendiger Sanierungsmaßnahmen hingewiesen. 1993 erfolgen das Wiederaufsetzen der restaurierten Turmkuppel und die Schließung des Hauses zur Generalrestaurierung der Gebäude und Freiflächen. Die Finanzierung der BauSanierung erfolgt aus Mitteln der Stadt, des Landes, des Bundes sowie mit Unterstützung durch Fördermittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Der Freundeskreis „Gohliser Schlößchen" e.V. bemüht sich mit Hilfe von Spenden um eine der kunsthistorischen Bedeutung des Hauses angemessenen Innenausstattung. Das Gohliser Schlößchen ist ein einzigartiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts und ist nicht allein durch die erhaltene Ausmalung Oesers ein Musterbeispiel der Dekorationskunst des so genannten Zopfstils im Leipziger Raum. Der architektonische Reiz und die besondere Atmosphäre, in der Kunst aller Genres dem Publikum nahe gebracht werden kann, charakterisieren die künftige Wertigkeit des Gohliser Schlößchens und setzen einen zusätzlichen Akzent im Kreis der bedeutenden Kulturstätten Leipzigs. Nach der Wiedereröffnung des Gohliser Schlößchens werden Kammerkonzerte, Lesungen, Theater- und Ballettinszenierungen und hoffentlich auch Ausstellungen sowie regelmäßige Führungen zum Aufenthalt im Gohliser Schlößchen einladen, zugleich werden seine Räume einen ästhetisch anspruchsvollen Rahmen für verschiedenartigste festliche Anlasse bieten können. Der glanzvolle Fortbestand des Gohliser Schlößchens wird auch ein Beispiel sein für gesamtdeutsches Engagement und tätige Sympathie. Leipziger Rundschau, 09. Dezember 1998 Süßer die Glocken nie klingen Zu zwei festlichen Weihnachtskonzerten lädt das Kulturamt der Stadt Leipzig ins glanzvoll restaurierte Gohliser Schlößchen ein. Am Sonntag um 15Uhr gastieren Antje Perscholka (Sopran), Gewandhauskonzertmeister Conrad Suske (Violine) und Peter Meyer (Cembalo und am Blüthner - Flügel) mit weihnachtlicher Musik aus Barock, Klassik, Romantik und deutschen Weihnachtsliedern. Am 4. Advent um 15 Uhr liest Wolf-Dieter Rammler „Irdische Betrachtungen zu einem ,,himmlischen Fest" von Karl-Heinz Waggerl, Frank Peter spielt Werke von Robert Schumann. der städtetag, Dezember 1998 Gohliser Schlößchen und Schillerhaus Mit zwei Festveranstaltungen feierte die Stadt Leipzig die Wiedereröffnungen des Gohliser Schlößchens und des Schillerhauses. Nach erfolgreichen Restaurierungsmaßnahmen konnte die Stadt Leipzig damit zwei einzigartige Baudenkmäler des 18. Jahrhundert wieder der Öffentlichkeit übergeben. Die Restaurierung des Gohliser Schlößchens wurde möglich dank der großzügigen Hilfe des Bundes und des Freistaates Sachsen sowie einer Vielzahl privater Förderer und Sponsoren. Auch die Restaurierung des Schillerhauses wurde großzügig durch Regierungspräsidium Leipzig und über 100 private Förderer und Sponsoren unterstützt. Das 1755/56 von dem Leipziger Ratsherrn Johann Caspar Richter als sommerlicher Landsitz erbaute Gohliser Schlößchen, ein Baudenkmal des ausgehenden Barocks, ist ein einzigartiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Dem Maler und Bildhauer Adam Friedrich Oeser verdankt das Gohliser Schlößchen im Obergeschoß einen ausgemalten Festsaal, dessen Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche" schon 1779 ausführlich in der Kunstliteratur beschrieben wurde. Bereits 1793 gelangte das Schlößchen durch Testament in den Besitz der Stadt, 1906 erwarb sie es nach zwischenzeitlichem Verkauf dann endgültig. Der drohende Absturz der Turmkuppel wurde schließlich 1991 zum Ausgangspunkt einer beispielhaften Sanierung und Restaurierung, nach deren Abschluss das Gohliser Schlößchen nun wieder zu einer glanzvollen kulturellen Begegnungsstätte werden soll. Neben Kammerkonzerten, Lesungen, Theater- und Ballettinszenierungen sollen künftig auch Ausstellungen und Führungen in das Schloss einladen. Zugleich soll das Haus einen ästhetischen Rahmen für verschiedenartigste festliche Anlässe bieten. Im Steinsaalrestaurant, in einem Arkadencafé und im Wintergarten in der Orangerie werden den Besuchern zudem eine erlesene traditionelle sächsische und barocke Küche mit ausgewählten Weinen der Region geboten, wie auch verschiedene Raritäten aus aller Welt. Das 1717 in Leipzig - Gohlis erbaute Schillerhaus ist ein einzigartiges Kulturdenkmal des frühen 18. Jahrhunderts und erinnert zugleich an Friedrich Schillers Aufenthalt in der Stadt im Jahre 1785. Es ist das einzige erhaltene Beispiel ländlich-bäuerlicher Architektur in Leipzig und zugleich seit 1841 Heimstätte Leipziger Schiller-Verehrung und damit Deutschlands älteste Literaturgedächtnisstätte. Die neue Ausstellung im Leipziger Schillerhaus widmet sich vor allem dem Schaffen des Dichters während seiner Gohliser Zeit, seinem Freundeskreis und auch dem Wirken des Leipziger Schillervereins. Fritz, Dezember 1998 Hochzeit feiern im Schloss Hochzeit feiern im Schloss, das ist in Leipzig kein Ding der Unmöglichkeit. Das nach sieben Jahren sorgfältigster Sanierung wiedereröffnete Gohliser Schlößchen erwartet nicht nur touristische Besucher, die sich zu Besichtigung und Führung anmelden können. Brunhild Vollstädt, Schlossherrin seit 25 Jahren, weiß über jedes Detail Bescheid, ob Stoff, Stein, Tapete, Malerei oder Gartenskulptur. In dem über 200 Jahre alten Baudenkmal, das 1755/56 der Leipziger Ratsherr Johann Caspar Richter als Sommersitz errichten ließ, finden Kammerkonzerte, kleine Inszenierungen und Lesungen statt. Jeweils 70 Besucher finden im Salon im Erdgeschoß und im Festsaal des Obergeschosses auf historischen Stühlen Platz. Für den Festsaal, indem ein Konzertflügel steht, schuf Adam Friedrich Oeser nach 1770 das Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche“ sowie Wandbemalungen. Den Salon im Erdgeschoß mit Cembalo schmückt ebenfalls ein Deckengemälde, eine Leihgabe. Wer eine Etage für Gala – Empfänge und andere exklusive Veranstaltungen (maximal 200 Personen) mieten will, wird auch gastronomisch versorgt. Pächter Lutz Albrecht will noch im Dezember das Steinsaalrestaurant mit Blick auf den Garten sowie weitere gastronomische Räume wie Arkadencafé, Orangerie, Pavillon eröffnen. Monumente, November / Dezember 1998 Wiedererstandenes Barock Nach jahrelanger Sanierung wurde kürzlich das barocke Gohliser Schlößchen in Leipzig wiedereingeweiht. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte das unermüdliche Engagement der Schlossdirektorin Dr. Brunhild Vollstädt für das Bauwerk seit 1991 mit rund 750.000 Mark - darunter eine namhafte Spende der Nürnberger Hypothekenbank - unterstützt. FAZ, 05. November 1998 In Leipzig sind das Schillerhaus und das Gohliser Schlößchen nach ihrer Restaurierung als einzigartige Baudenkmäler des achtzehnten Jahrhunderts wiedereröffnet worden. Das Gohliser Schlößchen gilt als Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur. Die Kosten für die Sanierung gab die Stadt mit 15 Millionen Mark an. Für das Schillerhaus seien 710000 Mark aufgewendet worden. Die Baukosten wurden von der öffentlichen Hand, Stiftungen und Spenden getragen. Beide Häuser sollen künftig wieder kulturell genutzt werden. Im Schillerhaus hatte der Dichter im Sommer 1785 gewohnt. Eine Weste, ein kleiner Stuhl und ein Arbeitstisch erinnern an den Aufenthalt. Bild, 29. Oktober 1998 Gohliser Schlößchen: Hier kann man sogar heiraten Nach sieben fahren Restaurierungszeit ist es nun endlich soweit - das Gohliser Schlößchen ist wieder geöffnet. 1991 wurde der Prunkbau aus dem 18. Jahrhundert geschlossen und für 15,1 Millionen Mark saniert. Künftig wird's hier Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater und Ballett geben. Ab Dezember wird sächsische und barocke Küche im Steinsaalrestaurant, in einem Arkadencafe und im Wintergarten der Orangerie serviert. Und: Wer will, kann das Schlößchen für seine Hochzeit mieten! Am Wochenende gibt's auch hier die „Tage der offenen Tür". Kostenlose Führungen ab 11 Uhr. LVZ, 29. Oktober 1998 Leipziger haben Schlößchen und Schillerhaus wieder Leipzig hat sein schönstes barockes Baudenkmal wieder. Nach acht Jahren Sanierungszeit wurde das Gohliser Schlößchen eröffnet. Wenige Schritte weiter gewährt die Stadt auch im Schillerhaus wieder Zutritt - es war in den zurückliegenden 14 Monaten restauriert worden. „Endlich hat die Durststrecke ein Ende", freute sich gestern der Vorsitzende des Freundeskreises Gohliser Schlößchen, Christoph Bernhard, zur Eröffnung. Der Verein hatte gemeinsam mit der Leiterin des Hauses, Brunhild Vollstädt, mehr als 30 Benefizkonzerte zur Unterstützung des 15,1 Millionen Mark teuren Projektes organisiert. Insgesamt 9,7 Millionen Mark hatte die Stadt übernommen. Weitere 4,6 Millionen Mark kamen vom Regierungspräsidium und von Stiftungen, private Mäzene spendeten 800 000 Mark. 1755/56 vom Leipziger Ratsherrn Johann Caspar Richter erbaut, gilt das Gohliser Schlößchen als eines der bedeutendsten Barock-Denkmäler. Nachdem es zu DDR-Zeiten notdürftig instand gesetzt worden war, ging dann 1990 gar nichts mehr: Der Turm drohte einzustürzen, die gesamte Bausubstanz war marode. Doch die Schäden sind behoben - nun soll das Schlößchen nach den Worten des Kulturbeigeordneten Georg Girardet wieder zu einer „glanzvollen kulturellen Begegnungsstätte" werden. Zudem will der gastronomische Pächter Lutz Albrecht ab Dezember im Steinsaal, im Arkadencafe und in der Orangerie „feine, überraschende Küche unter Verwendung barocker Rezepturen" bieten, so zum Beispiel das leckere Leipziger Backwerk Schillerlocken. Das Schlößchen wird am Wochenende erstmals für die Leipziger seine Türen öffnen. Treue zum Original - das war laut Volker Rodekamp, Chef des Stadtgeschichtlichen Museums, auch oberstes Prinzip bei der Restaurierung des Schillerhauses. Vor drei Jahren war es geschlossen worden, 1997 begann die 710000 Mark teure Sanierung. In dem kleinen Haus an der Menckestraße hatte Schiller den Sommer des Jahres 1785 verbracht, wodurch der ehemalige Bauernhof berühmt wurde. Eine neu konzipierte Ausstellung versetzt den Besucher in die Schillerzeit. Am authentischen Ort - im Arbeitsraum und in der Schlafkammer des Dichters - werden persönliche Stücke wie eine Weste, aber auch Zeugnisse seiner Leipziger Theaterarbeit aufbewahrt. Das Schillerhaus ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Jeweils 15 Uhr finden öffentliche Führungen statt. LVZ, 29. Oktober 1998 Beim Schlößchen Zeichen gesetzt So mancher Leipziger schaute noch vor Jahren ziemlich mutlos auf „sein" Schlößchen: Es verfiel immer mehr, und woher Geld für die Sanierung kommen sollte, stand in den Sternen. Doch dann machten Stadt und Freundeskreis mobil, das Regierungspräsidium und Stiftungen folgten, private Sponsoren trugen ihr Scherflein bei. Zwar ergaben sich ständig neue Probleme, und auch das Geld ging immer wieder aus - schließlich kommen 15 Millionen nicht einfach aus der Portokasse. Doch alle Beteiligten blieben bei der Stange und wurden gestern dafür belohnt. Damit haben sie ein Zeichen gesetzt - für Kongresshalle, Völkerschlachtdenkmal oder Grassimuseum. All diese Häuser bedürfen ebenfalls dringend der Sanierung - und sie brauchen Leute, die auch bei Schwierigkeiten nicht aufstecken. Die Freunde des Gohliser Schlößchens haben gezeigt, wie es gehen könnte. Wochenkurier, 28. Oktober 1998 Gohliser Schlößchen: die „Sahnehaube“ zur Messe Leipzig zeigt, wie Denkmalpflege funktioniert: Zum Auftakt der „denkmal '98" werden Gohliser Schlößchen und Schillerhaus wiedereröffnet. Sechs Jahre Arbeit stecken in dem historischen Kleinod in der Menckestraße: Heute (28. Oktober) wird das Gohliser Schlößchen (erbaut 1755 -1756) wiedereröffnet. Ausgestattet mit Restaurant, Cafe und in den anderen Räumen plant das Kulturamt Klassik -Veranstaltungen und museale Führungen. Bei der aufwendigen, Sanierung des Hauses mit Barockgarten lieferten Handwerker und Künstler wie Bildhauer Markus Gläser und sein Team ein Meisterstück in Sachen Denkmalpflege. Auch das Timing stimmt, denn die Eröffnung von Schlößchen und Schillerhaus ist ein prima Auftakt für die „denkmal '98" (28.-31.Oktober) im Leipziger Norden. Zur Messe, die unter Schirmherrschaft der Unesco steht, reisen Restauratoren, Handwerker, Baufirmen, Planer, Architekten, Kommunalpolitiker aus ganz Europa an. Wermutstropfen: In diesem Jahr kommen nur 550 Aussteller, 1996 bauten 602 Firmen und Verbände ihre Stände auf. Außerdem im Programm: Kongresse, Exkursionen und eine Börse, bei der 555 denkmalgeschützte Objekte zum Kauf stehen. Die Offerte für Leipziger Denkmalfans: Mit dem Messe-Ticket (Tageskarte 15 Mark) können sie in Halle l Diskussionsrunden zu regionalen Themen besuchen. Vor der Glashalle starten täglich Exkursionsbusse ins Umland. LVZ, 28. Oktober 1998 Reizvoller Ort für Musik, Theater und Literatur Das Programm für die nächsten vier Wochen beweist es: Das wiedereröffnete Gohliser Schlößchen bietet eine reizvolle Kulisse für Kultur der verschiedensten Art. Hier einige Auszüge aus dem Angebot: Ein Liederabend mit Studenten der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy" beginnt am Sonnabend 18 Uhr im Oesersaal. Zum Kammerkonzert laden Schüler der Musikschule „Johann Sebastian Bach" für Sonntag 17 Uhr ein. „Die Tochter des Klavierspielers" heißt, eine Lesung in deutsch-englischer Sprache. Dabei geht Timothy Findley am 13. November ab 20 Uhr auf Lesereise durch Deutschland. All 20. November steht das Programm im Schlößchen unter dem Motto „Leipziger literarischer Herbst". An diesem Abend dreht sich alles um Ralph Giordanos „Deutschlandreise". Zum Thema „Literatur in der untergegangenen DDR" gibt es dann am 21. November, 17 Uhr, eine Podiumsdiskussion. Am selben Tag liest Erich Loest ab 20 Uhr aus seinem neuen Manuskript „Gute Genossen". Im MDR-Kulturcafe geht es am 22.November 20 Uhr um die deutsche Gegenwartsliteratur. Und am 23. November liest Grit Poppe ab 20 Uhr aus „Andere Umstände". Kurz vor Monatsende erleben die Besucher des Gohliser Schlößchens dann noch eine Premiere. „Einmal muss sie sehr schön gewesen sein ..." heißt ein Theaterabend am 28. November, 20 Uhr, mit Balladen, Schlagern, Jazz und Klassik. Freie Presse, 27. Oktober 1998 Gohliser Barocke- Schlößchen nach jahrelanger Restaurierung fertig gestellt Der Blick durch eine Öffnung in der Schlossmauer zeigt das restaurierte Gohliser Schlößchen in Leipzig in neuer Schönheit. Das Barockschloss aus dem 18. Jahrhundert wird nach jahrelanger Sanierung und Restaurierung morgen wieder der Öffentlichkeit übergeben. Der seinerzeit schönste Landsitz Leipzigs wurde in den Jahren 1755-56 errichtet und weist schon Stilelemente des Rokoko auf. Künftig sollen hier wieder Konzerte, Lesungen, Ballettabende und Ausstellungen stattfinden. Amtsblatt, 24. Oktober 1998 Barockes Ambiente im Schlößchen am Rosental Der 28. Oktober wird zu einem besonderen Tag für Leipzig, denn wie das Schillerhaus wird auch das Gohliser Schlößchen an diesem Tag wiedereröffnet. Die Stadt Leipzig bekommt damit auch dank vieler Stifter, Förderer und Sponsoren ein einzigartiges barockes Baudenkmal und Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts wieder. Das am Rande des Rosentals gelegene Schlößchen wurde 1755/56 durch den Leipziger Ratsherrn und Kaufmann Johann Caspar Richter als ländlicher Sommersitz erbaut und gelangte bereits 1793 durch Testament in den Besitz der Stadt, die es 1906 nach zwischenzeitlichem Verkauf wiederum erwarb. Der drohende Absturz der Turmkuppel wurde schließlich 1991 zum Ausgangspunkt einer beispielhaften Sanierung und Renovierung, nach deren Vollendung das Gohliser Schlößchen nun wieder zu einer glanzvollen kulturellen Begegnungsstätte werden soll. Neben Kammerkonzerten, Lesungen, Theater- und Ballettinszenierungen sollen künftig auch Ausstellungen und regelmäßige Führungen in das Schloss einladen. Zugleich bietet das Haus einen ästhetischen Rahmen für verschiedenartigste festliche Anlässe. Theke (LVZ), Oktober 1998 Gohliser Schlößchen Das Gohliser Schlößchen, ein Kleinod spätbarocker Baukunst, wird ab Ende November in alter Pracht neu erstrahlen. Während sich bislang die Tore ausschließlich zu kulturellen Veranstaltungen öffneten, laden künftig Steinsaal -Restaurant, Arkaden -Coffee und Barockgarten zu Speis' und Trank ein. In der Westorangerie will sich die Hermann – Hesse -Stiftung mit Bibliothek und ständiger Ausstellung etablieren. Die Tafelfreuden zu Zeiten Bachs sollen künftig im Gohliser Schloss aufleben. „Im Barock pflegte man Gesellschaft und gab sich der Völlerei hin", erinnert Lutz Albrecht, der mit Geschäftspartner Axel Thier die Gastronomie hier führen wird. Ein Pariser Kochbuch von 1770 gibt Hinweise auf alte Zubereitungsarten, die in der Küche des Gohliser Schlößchens ihren festen Platz finden. LVZ, 23. Oktober 1998 Die Sanierung ist endlich geschafft – ab kommenden Mittwoch stehen den Besuchern wieder zwei wertvolle Gebäude offen Im Schillerhaus fand Dichter einst die ersehnte Ruhe Ein ganzer Kerl mit wild blitzenden Augen, so einer wie der Karl Moor aus den „Räubern" so hatte man sich den Dichter Friedrich Schiller vorgestellt, jenen Verfasser dieses revolutionären Dramas, diesen mutigen Kritiker des absolutistischen Herrschaftssystems. Aber dann an jenem 17.April 1785, als er endlich nach beharrlichem Drängen seiner jungen begeisterten Anhänger um Gottfried Körner von Mannheim nach Leipzig kam, war man doch erstmal ein bisschen enttäuscht: Vor den Einheimischen stand ein schüchterner junger Mann, lang aufgeschossen, mit Tränen der Freude im Gesicht und etwas überfordert von dem Ostermessgewimmel. Ferdinand Huber und die Schwestern Dora und Minna Stock nahmen ihn unter ihre Fittiche, um ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Zuerst bewohnte er mit Huber ein immer im „Kleinen Joachimsthal" in der Hainstraße 5 und gewöhnte sich schnell an das bunte Treiben in der sächsischen Metropole, ja er nahm sogar regen Anteil daran. Gemeinsam mit seinen Freunden verschlug es ihn in Stocks „Silbernen Bären", in „Auerbachs Keller", ins „Richtersche Kaffeehaus“ und auch in das wegen seiner geistreichen Gesprächsrunden geschätzte Romanushaus. So erhebend für Schiller die Verehrung durch seine neu gewonnenen Freunde war, so unangenehm empfand er die Aufdringlichkeit, die ihn beständig in den Straßen der Stadt verfolgte. Wo immer der Dichter in der Öffentlichkeit erschien, umgab ihn ein Schwarm neugieriger Gaffer, die ihn bestaunten wie ein „Wunderthier". Man machte aus ihm regelrecht eine Messe-Sensation, so dass Schiller den Trubel bald satt hatte. Kurzerhand siedelte er mit seinen engsten Freunden in das nahe gelegene Gohlis über, wo er in ländlicher Umgebung die gewünschte Ruhe zur Arbeit fand. Er bewohnte zwei Kammern eines schlichten Bauernhauses in der Menckestraße 42. Sein Blick reichte über Felder und Wiesen bis hin zum Rosenthal. Dort spazierte er oft, oder er arbeitete unter der Linde vor seinem Haus. Auch der Ortsrichter Möbius stellte ihm in seiner Laube ein Plätzchen zum Arbeiten bereit. Geistigen Gedankenaustausch holte sich Schiller bei den Zusammenkünften mit seinen Freunden in der Wasserschänke und auch durch das Zusammenleben mit der Dorfgemeinschaft. Der Dichter muss sehr glücklich in diesem halben Jahr gewesen sein, denn neben den Arbeiten an „Don Carlos" und dem Abschluss von „Fiesko" entstand hier das viel bewunderte „Lied an die Freude", das Beethoven in seinen Schlusschor der Neunten Symphonie einfließen ließ und damit weltbekannt machte. Durch Schiller ist Gohlis in die Literaturgeschichte eingegangen. Dem Hause freilich, in dem der Dichter gewohnt hatte, wurde erst später Ehre erwiesen. Mehr als ein halbes Jahrhundert war seit seinem Gohliser Aufenthalt vergangen, als begeisterte Anhänger, an ihrer Spitze Robert Blum, das „Schillerhaus" in der Menckestraße entdeckten und zum Zentrum ihrer Verehrung für den großen Freiheitsdichter machten. Seitdem ging man in Gohlis nicht nur zur Gose, sondern auch zu Schiller. Gohliser Schlößchen war schönster Landsitz Leipzigs Schon sehr früh war das Rosenthal als idealer Erholungsort von den Leipziger Bürgern erkannt worden. Aber in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichte die Beliebtheit dieses „Lustwaldes" ihren absoluten Höhepunkt. Mehr und mehr wurden seine prächtigen Alleen zum Durchgang zu den Gohliser Gast- und Vergnügungsstätten. „In Gohlis, welches die Reinlichkeit eines holländischen Dorfes, nicht aber seine Steifheit hat, scheinen städtische Eleganz mit ländlicher Einfachheit streiten", urteilte ein Zeitgenosse. Und so wurde es Mode, sich in den Sommerwochen mit Kind und Kegel bei Gohliser Bauernfamilien einzumieten. Etwas, vermögendere Bürger kauften gleich ein Stück Boden und errichteten darauf Landhäuser. Auch, dem angesehenen Leipziger Kaufmann und Ratsherr Caspar Richter gefiel" dieses Dörfchen zwischen dem Pleißefuß und dem Rietzschkebach. Aller erst der Tod seines Geschäftspartners verschlug ihn nach Gohlis, denn er heiratete dessen Witwe Christiana Regina Neuhauß, die zwei benachbarte Bauerngüter mit in die Ehe brachte. Nun sollte man dem Herrn Richter keines Wegs unterstellen, dass er Mitgiftiger war, denn er hatte es durch klugen und intensiven Handel mit Seide, Wollstoffen und vielen anderen Produkten aus Übersee zum Chef eines der führenden Handelshäuser der Messestadt gebracht. Er nahm also nun sein Geld seine Ideen und einen leider unbekannten Baumeister und ließ in den Jahren 1755/56 den schönsten Landsitz Leipzigs errichten. Mit dem Gohliser Schlößchen klang die glanzvolle Periode des bürgerlichen Barocks in der Stadt Leipzig aus, deshalb sind auch schon sehr viele Stilelemente des Rokoko am Gebäude vertreten. Nur der Innenausbau des Schlößchens blieb Caspar Richter durch den hereinbrechenden Siebenjährigen Krieg versagt. Nach seinem Tode heiratete die Witwe ein drittes Mal, diesmal den Hofrat Johann Gottlob Boehme. Boehme verstand es, seinen Besitz und sein Ansehen zu mehren. 1772 erwarb er aus dem Nachlass des bereits 1726 verstorbenen Professors Lüder Mencke das zum Dorf gehörige Freigut und wurde damit Erb-, Lehns- und Gerichtsherr auf Gohlis. Seitdem trug der gesamte, im Zeichen des Schlößchens vereinte Besitz den Namen Turmgut oder Schlossgut. Viel hat Boehme für das Haus und das Dorf getan. So entstand mit seiner Hilfe der erste ausgebaute Spazierweg durchs Rosenthal nach Gohlis. Auch die viel bewunderte Neugestaltung des Schlossparks im französischen Stil ging auf ihn zurück. Die festliche Rokoko-Ausschmückung der Gesellschaftsräume ließ er von dem zu dieser Zeit bedeutendsten Leipziger Maler Adam Friedrich Oeser bis 1779 vollenden. Die Immobilie wechselte dann öfter den Besitzer. Von 1794 bis 1832 gehörte sie der Stadt Leipzig, die sie dann 1906 endgültig erwarb. Da war das Schlößchen allerdings in einem recht trostlosen Zustand, 1934/35 wurde es als „Haus der Kultur" eröffnet und 1953 instand gesetzt. 1950 zog hier das Bach –Archiv ein. LVZ, 23. Oktober 1998 Baudenkmale in der Menckestraße sind fast fertig Salon des Barockschlosses erhielt ein Deckengemälde / Einstiger Bauernhof nimmt Museumsstücke auf Die Leipziger Denkmallandschaft wird nächste Woche wieder um zwei Glanzstücke reicher: Nach jahrelanger Sanierung werden das Schillerhaus und das Gohliser Schlößchen in der Menckestraße wiedereröffnet. Auf ihr neues altes „Gohliser Schlößchen'' mussten die "Leipziger lange warten. 1991 war der Barockbau gesperrt worden, weil der Turm einzustürzen drohte. 1994 beschloss, die Stadt dann, das Gebäude zu sanieren - seitdem würden allein für Bauarbeiten 15,1 Millionen Mark ausgegeben. Restauriert wurde unter anderem das Deckengemälde von Adam Friedrich Oeser, das nun den Salon im Erdgeschoß schmückt. Neu im sanierten Kleinod: Im östlichen Seitenflügel und im Steinsaal wird Gastlichkeit einziehen, allerdings müssen die Leipziger darauf noch bis Dezember warten. Die anderen Räume sind für Ausstellungen, Lesungen oder auch Kammermusikabende gedacht. Damit zur Eröffnung am Mittwoch alles stimmt, bekommt jetzt auch das Umfeld den letzten Schliff: Gestern wurden im Garten Skulpturen aufgestellt, Gärtner pflanzten Bäume und Büsche, um dem Hauptgebäude und den beiden Seitenflügeln einen grünen Rahmen zu geben. Wenige Schritte entfernt verweist in der Menckestraße 42 ein Schild auf die Eröffnung des Schillerhauses am 28. Oktober. Trotzdem können's einige Neugierige nicht lassen – sie klingeln Gedenkstätten-Chefin Hermine Rosenkranz heraus. Diese freut sich über so viel Interesse und ließ so manchen auch schon mal einen Blick riskieren. Vor drei Jahren wegen Einsturzgefahr geschlossen, wurde das Haus für 680 000 Mark saniert: So können nun Schillers Stube samt Schlafkammer, wo er von Mai bis September 1785 beim Bauern Schneider wohnte, wieder besichtigt werden. Das Stadtgeschichtliche Museum platziert dort persönliche Erinnerungsstücke wie einen Tisch, eine Weste und Original -Schriftstücke. Lesungen, Konzerte und Gespräche sollen wieder Leben ins Schillerhaus bringen. Wochenkurier, 09. September 1998 15000 Sehenswürdigkeiten stehen in Leipzig „Schaun wir mal ins Denkmal“ Am Sonntag, den 13. September ist „Tag des offenen Denkmals". Zahlreiche Sehenswürdigkeiten zeigen sich dann von ihrer unbekannten Seite. Wer schon immer wissen wollte, wie es im „Bauch" des Völkerschlachtdenkmals aussieht, kann sich am Sonntag, den 13. September jeweils um 10/11.30/13 und 14 Uhr ein Bild davon machen. Hoch hinaus geht's dagegen im Stadtgeschichtlichen Museum am Markt. Besucher dürfen um 11/12 und 13 Uhr den alten Rathausturm besteigen. Welche Naturdenkmale Leipzig vorzuweisen hat. zeigt Dr. Scharschmidt auf einer Exkursion. Los geht's um 10 Uhr in der Richard-Wagner-Straße l. Ein Schmankerl bietet die Thomaskirche: Wie echte Steinmetze dürfen Kinder dort selbst den Meißel in die Hand nehmen. Also Ihr Leipziger: „Schaun wir mal ins Denkmal!"