Top-Magazin Leipzig, Januar 2000 Kunst im

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LVZ, 26. November 2001
Reichlich Noten und nette Gesten sollen neue Gäste bringen
Sogar Bach und Schiller schauten vorbei: Der Tourist-Verein und seine Partner hatten am
Wochenende rund 80 Kultur- und Musikreiseveranstalter aus Deutschland, der Schweiz und
den Niederlanden eingeladen, um ihnen die musikalische Seite Leipzigs nahe zu bringen.
„Meeting Point" heißt das Projekt, welches der Messestadt viele neue Gäste bringen soll.
Das Programm war ebenso reichhaltig wie außergewöhnlich: Konzert Gewandhausorchesters,
Ballettpremiere in der Oper samt Premierenfeier. Baustellenbesichtigung im neuen
Bildermuseum, „Orgelschmaus" im Gohliser Schlößchen, Führungen durch verschiedene
Museen oder eine Stadtrundfahrt gehörten beispielsweise dazu. Im Alten Rathaus hatte sich
der Gästeführer sogar als Bach kostümiert, um in der
Ratsstube vor seinem Bild aufzutreten. „Solche Angebote weiten wir künftig aus", kündigte
Ursula Oehme vom Stadtgeschichtlichen Museum an.
Konzept setzt auf Begeisterung
Viermal im Jahr lädt der Verein Leipzig Tourist Service (LTS) sowie rund 70 Partner aus der
Hotellerie und Gastronomie Geschäftsführer aus der Tagungs-, Kongress- und
Tourismusbranche ein, um ihnen auf dem hart umkämpften Reisemarkt Leipzig
gewissermaßen auf dem Silbertablett zu servieren. Die Konzept-Idee basiert auf der
Erfahrung, dass Gäste, die das erste Mal in Leipzig sind, von der Stadt überrascht und
begeistert sind", sagt Projektleiterin Elena Krauße vom LTS.
Heinz Goy von Globetrotter Reisen aus Hamburg, der vor allem Studienreisen anbietet,
bestätigt das: „Die Stadt und ihre vielen kulturellen Angebote werden intelligent präsentiert,
Die Einladung ist eine gute Ergänzung zur Tätigkeit auf Messen, auf denen werden auch
viele dieser Eindrücke gar nicht zu vermitteln wären.'" Jürgen Engel (Braun-Reisen aus
Mainz) hat Leipzig zwar schon längst entdeckt, er kommt mehrere Male pro Jahr mit Gruppen
hierher. „Leipzig muss man einfach lieben", sagt er und findet diese Art der Werbung
„fantastisch". Über Silvester sei er schon wieder mit 80 Personen da.
LTS – Geschäftsführer Richard Schrumpf ist mit dem vier Mal pro Jahr stattfindenden
„Meeting Point" - Projekt zufrieden. Auch, weil es gelungen sei, mit 70 Partnern zu
kooperieren, die es ideell, organisatorisch und finanziell unterstützen. Bemühungen des LTS,
bei der Vermarktung Leipzigs enger mit hiesigen Institutionen zusammen zu arbeiten, seien
aufgegangen. „Den Erfolg dieses Konzeptes machen vor allem Dinge aus, die man nicht
kaufen kann", so Schrumpf: „Neben einer herzlichen und kompetenten Betreuung sind es
viele kleine, persönliche Details, mit denen wir unsere Gäste überraschen.“
So fanden diese bei ihrer Ankunft auf dem Hotelbett eine Rose sowie Modell-Autos der
Marke Porsche oder BMW vor. Diese Begrüßung hatte der Tourist-Verein mit dem Spruch
„Auch Porsche und BMW haben sich für Leipzig entschieden" verknüpft. Ein originelles
Geschenk war auch ein im Technologiezentrum „Garage" handgeschöpftes Büchlein mit
einem Notenschlüssel, in dem die Gäste ihre Eindrücke festhalten konnten.
Nun Weihnachten im Visier
Ob sich der Aufwand lohnt, wird sich freilich konkret an den kommenden Buchungen zeigen.
Lutz Albrecht (u. a. Barthels Hof und Gohliser Schlößchen) ist zuversichtlich: „Wir haben
einige konkrete Anfragen. Im Februar möglicherweise eine Veranstaltung mit über 950
Personen, davon werden auch Kollegen in anderen Gaststätten profitieren." Am Freitag geht
das Projekt in eine neue Runde: Dann zeigt Leipzig sich Reiseveranstaltern von seiner
weihnachtlichen Seite.
Auch 2002 sind vier „Meeting Point" - Projekte geplant, für die es bereits viele
Voranmeldungen gibt. Denn diese Art der Präsentation spreche sich in der Branche rum, so
Elena Krauße.
Mathias Orbeck
LVZ, 09.September 2001
Mit der Telefonkarte ins Konzert
Fünf Konzerte in den schönsten Sälen Leipzigs für nur 50 Mark - da zögerten die
Musikfreunde in den vergangenen Jahren nicht lange. Fast alle Konzerte waren
ausverkauft. Nun wird die Reihe „Große Musik in kleinen Sälen" um fünf Konzerte erweitert,
so dass nun zwischen zwei Reihen gewählt werden kann. Clou ist eine Telefonkarte im Wert
von sechs Mark, die im Abopreis enthalten ist und zugleich als Eintrittskarte dient. Das
Angebot ist eine Gemeinschaftsproduktion von BachArchiv, Gohliser Schlößchen,
Schumann-Haus, Mendelssohn-Haus und Musikinstrumenten-Museum.
Das erste Konzert der Spielzeit 2001/2002 findet bereits am 13. September um 19.30 Uhr im
Schumann-Haus in der Inselstraße 18 statt. Gudrun Franke und Gerhard Erber bieten ein
musikalisch-literarisches Programm zum Geburtstag von Clara Schumann.
Die Idee einer Kammermusikreihe entstand 1999. Historisch bedeutende Konzertsäle wie der
Sommersaal im Bach-Archiv und der Oesersaal im Gohliser Schlösschen, attraktive und
vielgestaltige Programme mit internationalen Künstlern sowie der günstige Preis von zehn
Mark pro Konzert (keine Ermäßigungen) kamen von Anfang an beim Publikum an.
Hallo Leipzig, 08. September 2001
Hoch oben und bei Kees zu Haus
Morgen öffnen Leipzigs Denkmale wieder ihre Pforten
Dutzende altehrwürdiger Häuser in Leipzig und Umgebung öffnen am morgigen Sonntag, 9.
September, ihre Türen und der staunende Besucher bekommt wieder Dinge zu sehen, die er
für gewöhnlich nicht gezeigt bekommt. Die Auswahl ist groß. Wo geht man hin, wenn sich
Denkmalshüter, Hausbesitzer und Archivare allesamt einen Kopf gemacht haben zum
aktuellen Thema "Schule als Denkmal - Denkmal als Schule"? Die ganzen schönen alten
Schulen angucken?
Im Waldstraßenviertel lädt ein Profi in Sachen Architektur, Bernd Sikora, zu einem Rundgang
durch drei alte - teilweise ehemalige - Schulen ein. Die Tour beginnt um 10 Uhr vor dem
Naturkundemuseum, führt zur Deutschen Zentralbücherei für Blinde und endet in der noch
aktiven Lessingschule.
Wer die Tour mitmacht, findet ganz in der Nähe die nächste Attraktion: Das Gohliser
Schlößchen lädt von 11 bis 18 Uhr ein zum Tag der offenen Tür. Um 11 Uhr wird zum Anlass
eine Ausstellung eröffnet: Schüler des Lichtenberg-Gymnasiums haben "Die Menckestraße
zwischen Gohliser Schlößchen und Schillerhaus" in Grafiken und Gemälden festgehalten. Zur
Eröffnung singt der Chor der Schule.
Aber wer den Überblick sucht, dem Stehen am Sonntag nicht nur die Rathaustürme offen.
Auch zahlreiche Kirchen laden dazu ein, aus luftiger Höhe in Gottes weite Welt zu schauen.
Turmbesteigungen bieten folgende Gotteshäuser an: die Apostelkirche Großzschocher (11
- 17 Uhr), die Evangelisch-Reformierte Kirche am Tröndlinring (11 - 18 Uhr), die
Taborkirche in Kleinzschocher (11 – 17 Uhr), die Thomaskirche (12-17 Uhr), die
Nikolaikirche (13, 14, 15 + 16 Uhr), die Paul-Gerhardt-Kirche in Connewitz (14 18 Uhr) und die Bethanienkirche Schleußig (16 Uhr).
Die Versöhnungskirche Gohlis präsentiert um 11 Uhr nicht nur eine Ausstellung zur
Baugeschichte. Dort beginnt um 14 Uhr auch eine Führung über die "Denkmal-Meile in
Gohlis-Nord".
Und wer den Tag des offenen Denkmals in Markkleeberg erleben will, der kann die
Kelleranlagen der ehemaligen Brauerei Zöbigker (Treff: Koburger Straße 205 um 10, 10.30,
11 + 11.30 Uhr) besichtigen und das Gut Gaschwitz kennen lernen (Hauptstraße 315, 10-12
Uhr). Aber auch das ist möglich am Tag des offenen Denkmals: Man kann Leute kennen
lernen wie die alte Postmeisterdynastie Kees im Schloss Zöbigker.
Führungen durch das Schloss in der Markkleeberger Gutsstraße gibt es um 14 und 15 Uhr.
Kleine Volkszeitung, 17. Juli 2001
Gäste werden ins Barock entführt
Rundgang durch das Gohliser Schlößchen ist ebenso aufschlussreich wie amüsant
Das Gohliser Schlößchen gehört nach umfangreicher Sanierung und Wiedereröffnung vor gut
drei Jahren zum beliebten Ausflugsziel für Einheimische und Touristen. Besucher sollten sich
Eine Schlossführung auf keinen Fall entgehen lassen.
Denn der Leiter des Gohliser Schlößchens Martin Eberle entführt seine Zuhörer in das
Zeitalter des Barock. Mit amüsanten Episoden aus jener Epoche lockert der 33-jährige
Kunsthistoriker seine Führung immer wieder auf und weicht wohltuend von herkömmlichen
Rundgängen ab. Dabei erfährt der interessierte Gast, dass Leipzigs schönstes, weil einzigstes
Schloss eigentlich gar kein Schlossbau ist, sondern ursprünglich als Herrenhaus vom
Leipziger Kaufmann Johann Caspar Richter 1755/56 errichtet wurde. Gut vierzig Jahre später
verbrachte Schiller beim Kegeln und Bier lange Abende im Schloss. „Ich bin stolz sagen zu
können, dass Schiller hier bestimmt keine Gedichte geschrieben hat", kann sich Eberle einen
ironischen Kommentar nicht verkneifen. In den einstigen Schlafgemächern angelangt, weiß
Eberle köstliche Anekdoten über das höfische Leben oder zu Ess- und Trinkgewohnheiten des
Barock zu erzählen. „Man aß in Schlafzimmern, und das sehr reichlich und genussvoll." DreiGänge Menüs zu je 40 Gerichten seien zumindest am französischen Hof keine Seltenheit
gewesen. Gegessen wurde mit den Fingern, da die Gabel als Teufelswerkzeug galt. Ansonsten
genoss man literweise Bier, um nicht das verschmutzte Oberflächenwasser zu trinken. „Wir
können wohl davon ausgehen, dass sich der Mensch des Barock im Dauerdelirium befand."
Verbürgte Jagdunfälle könnten getrost als Folge des Alkohols betrachtet werden, so Eberle.
Ebenso amüsant wie aufschlussreich ist das, was der Kunsthistoriker über Mode und Frauen
zu sagen hat. Denn die Damen des 18. Jahrhunderts hatten es nicht einfach. Idealerweise
sollte die Taille einer Frau mit zwei Händen umfasst werden können. „Außerdem fand es die
höfische Mode chic, den Kopf in der Mitte des Körpers anzusiedeln. Dazu bedurfte es
meterhoher mit Strohballen aufgesteckter Perücken. Die Damen sind kniend in die Oper
kutschiert wurden", erzählt Eberle. Und aus zeitgenössischen Berichten weiß man, dass sich
in den Strohbauen mitunter Mäuse oder Ratten wohl fühlten.
Auch beim Gesellschaftstanz hatten die Damen zu leiden. Denn der gängige Modetanz war
ein Hüpftanz. „Für Frauen, die durch das Stahlkorsett etliche Kilogramm mit sich
herumtrugen, artete das Vergnügen schnell zur Qual aus."
Diese und weitere Bonmots ließen die Teilnehmer der letzten Führung häufig schmunzeln.
„Wir sind überrascht von der kurzweiligen und detaillierten Führung, die uns viel Spaß
bereitet hat", sagte Ines Fröhlich aus Mockau anschließend. Gemeinsam mit ihrer Familie
hatte sie einen Tagesausflug ins Schlösschen unternommen, den sie mit einem Besuch beim
Sommertheater ausklingen ließ.
J. Hildebrandt
Fritz, Juni 2001
Fast komplett: Figurengruppe „Cris de Paris"
Sachsens Gold in Gohlis
Meissner Porzellanfiguren des 18. Jahrhunderts sind im Gohliser Schlößchen ausgestellt. Die
51 Figuren stammen aus einer deutschen Privatsammlung. Im Mittelpunkt der Schau steht die
Gruppe „Cris de Paris“, die Ausrufer von Paris. Sie wurden 1753/54 von Peter Reinicke und
Johann Joachim Kaendler ausgeformt. Die so genannten Rufer sind Blumenmädchen, Essigund Schnapshändler, Köche und Kellner. Ergänzt wird die Sammlung durch Schäfer- und
Bauernfiguren, durch die „Cris de Londre". Die Kunstwerke sind zur selben Zeit entstanden
wie das Gohliser Schlösschen, in dem die Stücke bis zum 10. Juni zu besichtigen sind.
SachsenSonntag, 17. Juni 2001
Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern
Theaterpremiere im Hof des Gohliser Schlößchens
Die feinstens herausgeputzte Barockarchitektur liefert einen schönen Kontrast zu einem
kräftigen Menü, dessen Grundrezept (2 Akte) von Goethe überliefert ist. Peter Hacks hat es
durch erlesene Zutaten delikat verfeinert (3 Akte).
In Plundersweilern gastiere eine kleine fahrende Komödiantentruppe mit einem großen
künstlerischen Anspruch. Sie zeigt das Stück „Esther“, eine Haupt- und Staatsaktion,
entnommen der biblischen Geschichte: Haman ist bestellter Minister am Hof des persischen
Kaisers Ahasveros. Er schwärzt den Juden Mardochai bei seinem Dienstherrn an. Dieser
plane angeblich einen Aufstand gegen den Herrscher. Die Wahrheit ist ein andrer Ding.
Mardochai, ein begnadeter Poet, schreibt einfach bessere Gedichte als Haman, dessen
Schreibversuche sich nicht anders als dilettantisch nennen lassen. Dem Mardochal droht die
Todesstrafe. Was kann er tun? Er bittet, fleht und becirct die schöne Esther, Gattin des
Kaisers, ihm beizustehen, um „durch Weiblichkeit und Wohlgeruch“ die Todesdrohung
zurückzunehmen. Es folgt der gute Schluss. Madochai kommt frei. „Hochbeglückt das Land,
wo Macht sich selbst entgleitet, / Von der Liebe eingelullt, von Weltweisheit geleitet.“ Die
Besucher des Jahrmarktspektakels sind höchst zufrieden. Bis auf zwei – eine Dame und zwei
Herren kredenzen in atemberaubender Geschwindigkeit 18 Rollen. Ohne Pause. Mit
doppelten und dreifachem Boden.
LVZ, Mai 2001
Statue erinnert an den gütigen Landesvater
Im Garten des Gohliser Schlößchens steht Denkmal des sächsischen Kurfürsten
Friedrich August
Wenig bekannte Leipziger Kleindenkmäler stellt die Kleine Volkszeitung" vor. Meist stehen
sie unbeachtet am Wegesrand und erinnern an Personen oder Ereignisse die kaum noch
jemand kennt. Heute Folge 16: die Marmorstatue des sächsischen Kurfürsten Friedrich
August im Garten des Gohliser Schlößchens.
Im Winter war sie „eingehäuselt", jetzt im Frühjahr kann man sie wieder betrachten - die
Marmorstatue des sächsischen Kurfürsten Friedrich August im Garten des Gohliser
Schlößchens. Zwar strahlt sie, wenn sie von der Sonne beschienen wird, in weißem Glanz,
aber man sieht auch ganz deutlich, dass die Figur vor allem am Bauch beträchtliche Schäden
aufweist.
Geschaffen hat die Plastik Adam Friedrich Oeser, Maler, Bildhauer und Direktor der
„Zeichnungs-, Malerey- und Architektur-Akademie" zu Leipzig. Den Auftrag dazu erteilte der
kunstsinnige polnische Fürst Jablonowski, der in Leipzig lebte und in dessen Garten sie
stehen sollte. Da der Fürst aber vor der Vollendung der Statue starb, ließ sie die Stadt Leipzig
auf städtische Kosten fertig stellen. Am 3. August 1780 wurde sie auf Leipzigs schönstem
Platz, der Esplanade, dem späteren Königs- und heutigem Wilhelm-Leuschner-Platz, mit
großem Pomp enthüllt.
Oeser hat seinen Landesherrn als römischen Imperator dargestellt, aber nicht etwa hoch zu
ROSS - wie z. B. der Goldene Reiter in Dresden - sondern zu ebener Erde, um damit
„Bürgernähe" anzudeuten. Friedrich August regierte von 1768 bis 1827, also 59 Jahre.
Hofhistoriker hatten ihm den Beinamen „der Gütige" verliehen; denn er hatte in Sachsen unter
anderem die Schutzimpfung eingeführt.
Außenpolitisch hatte er eine weniger glückliche Hand: Mit Preußen verbündet, geriet Sachsen
1806 mit in die Katastrophe von Jena und Auerstedt, musste dem Rheinbund beitreten und
Napoleons Krieg mit Geld und Soldaten unterstützen, wofür der französische Kaiser Sachsen
zum Königreich erhob. Da Napoleon seine letzte Schlacht 1813 bei Leipzig schlug, musste
Sachsens König wohl oder übel bis zuletzt seinen Bündnispflichten nachkommen, wofür ihm
die Preußen reichlich die Hälfte seines Landes wegnahmen. Aber die Sachsen hielten in
unverbrüchlicher Treue zu ihrem unglücklichen Landesvater, und Leipzig benannte unter
anderem den Augustus- und Königsplatz nach ihm.
Die Statue des nunmehrigen Königs, im Laufe der Jahre vom Zahn der Zeit angenagt, stand
über 150 Jahre auf dem Königsplatz. Im Jahre 1936 wurde sie wegen Baumaßnahmen ins
Gohliser Schlößchen umgesetzt, wo sie. Wind, Wetter und Leipzigs aggressiver Luft
ausgesetzt, schwere Schäden erlitt.
Mitte der 90er-Jahre ließ die Stadt Leipzig die Statue durch Markus Gläser nach modernen
Gesichtspunkten restaurieren, das heißt säubern, mit Alkydharz tränken, ohne aber die
Schäden auszubessern. Seitdem steht sie im nunmehr wieder gepflegten Garten des Gohliser
Schlößchens.
Claus Uhlrich
LVZ, 26. Mai 2001
„Kultstück“ nun im Schlößchen
„Non, je ne regrette rien..." singt Edith Piaf und auch Uwe Scholz meint: „Nein, ich bedaure
nichts." Die Uraufführung zu den Leipziger Ballett-Tagen 2000 fand solchen Anklang, dass
daraus inzwischen so etwas wie ein „Kultstück" geworden ist - sogar auf der Baustelle des
Museums der Bildenden Künste wurde es gezeigt. Mit Witz und Pfiff präsentieren sich die
Ballerinen des Leipziger Balletts, nur gelegentlich geliftet von ihren männlichen Kollegen, zu
poppiger Musik von Georg Friedrich Händel bis zu den Fantastischen Vier. Die
Gebrauchsanweisung für das Publikum hat Uwe Scholz gleich mitgeliefert: „Ich hatte nie den
Anspruch, das Ballett neu zu erfinden - erst recht nicht heute Abend. Also, nehmen Sie es,
wie sie wollen! "Also, viel Vergnügen unter freiem Himmel vor der barocken Kulisse des
Gohliser Schlösschens und dies am 8., 9., 10., 14., 15. und 16, Juni. Kartenbestellungen
werden unter 034l/12 61 115 entgegen genommen.
Mai 2001
In Sachsen, wo hübsche Mädchen auf den Bäumen wachsen
Wem wohl ist der geht nach Gohlis. Das Gohliser Schlößchen, ein elegantes Sommerpalais,
beeindruckte schon Friedrich Schiller. Bei der standesamtlichen Trauung sitzen Sie und Ihre
Gäste auf weißen Rokokostühlen. Durch die hohen Bogenfenster fällt Licht auf das Paar. Sie
betreten das Schlösschen zwar gemeinsam, gehen dann aber getrennte Wege zum
Trauzimmer. Vom Salon aus werden Braut und Bräutigam nach oben in verschiedene
Gesellschaftsräume begleitet. Dort wickeln Sie die Formalien mit dem Standesbeamten ab,
bevor Sie ihre Liebste oder Ihren Liebsten wieder sehen. Bei der Trauung im Oesersaal, in
dem bis zu 90 Gäste Platz haben, werden Sie beim „Ja“ sagen am Flügel begleitet. Wie wäre
es mit einem Festschmaus im Schloss? Die Orangerie ist ideal für Bankette und Empfänge.
An der längsten Tafel Leipzigs mit Blick auf den Schlosspark haben 58 Gäste Platz. Lust auf
eine Hochzeit im barocken Rahmen? Das Standesamt Leipzig hat die Tel. 0341-1234135, das
Team des Gohliser Schlösschens erreichen Sie unter Tel. 0341-589690. Im Schloss wird an
jedem ersten Freitag im Monat geheiratet.
SachsenSonntag, 13.Mai 2001
Ursula Rechenberg heute im Gohliser Schlößchen
Am heutigen Sonntag um 15 Uhr gibt Ursula Rechenberg im Gohliser Schlößchen unter
dem Titel „Der Mensch sei kein Gedankenstrich im Buche der Natur“ und stellt Robert
Schumann als Komponist und Dichter vor.
Die in Linz lebende gebürtige Berliner Pianistin Ursula Rechenberg, die auch literarisch tätig
ist, spielt bekannte – wie „Kinderszenen" mit der unsterblichen „Träumerei" – und seltene
Klavierwerke von Robert Schumann und liest Jugendgedichte und Tagebuchaufzeichnungen
des Komponisten. (Oberösterreich), Ursula Rechenberg ist Leiterin der Veranstaltungsreihe
„Musikalischer Salon" in Schloss Puchberg bei Wels (Oberösterreich), Mitglied des
Autorenkreises Linz sowie der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau.
Leipziger Rundschau, 09. Mai 2001
Mariannes Galerie-Tipp
Plastiken von Markus Gläser im Schlößchen
Das Gohliser Schlößchen gibt in der Westarkade einen kleinen Einblick in das schier
unermesslich breite Schaffen des Bildhauers Markus Gläser, der in Halle bei Professor Gobei
studierte. Gläser arbeitet in Ton, Keramik, Holz, Naturstein, Beton, Steinguss, Bronzeguss. Er
gestaltet Figuren, Porträts, Büsten, Reliefs. Sein künstlerisches Werk reicht von der Medaille
bis zum Zierbrunnen, vom kleinen Ornament bis zum großen Denkmal. Und er ist ein
gefragter Restaurator. Seine Figuren sind meist mit runden Bäuchen ausgestattet, die
Besucher manchmal vorsichtig streicheln. Dem Schlossherrn Martin Eberle hat es der
fliegende Engel besonders angetan. Besucher werden schon durch die Installation im Brunnen
des Gartens aufmerksam. Der fliegende Fisch aus Metallstücken wie zum Beispiel einem
Ofenrohr als Schwanzflosse lässt Vorübergehende nicht kalt.
SachsenSonntag, 06.Mai 2001
Antiquitätentage im Gohliser Schlößchen
Die 2. Antiquitätentage werden vom l. bis 4. Juni im Gohliser Schlößchen durchgeführt. Nach
dem großen Erfolg im vergangenen Jahr - sowohl bei den Besuchern wie den Ausstellern werden in diesem Jahr die Antiquitätentage in den historisch ausgestatteten Räumen des
Schlosses stattfinden.
Die Zahl der Aussteller konnte dadurch um 60% gesteigert werden. Auch in diesem Jahr
kommen die Händler wieder aus Deutschland, Österreich und England. In den Rokoko- und
Biedermeierräumen zeigen die Kunsthändler kostbare Möbel, eleganten Schmuck, Porzellan,
Gold und Silber. Für jeden Geldbeutel wird es dabei wieder Schönes, Kurioses,
Liebenswürdiges und Kostbares zu entdecken geben. Natürlich besteht auch während der
Antiquitätentage die Gelegenheit, Familienschätze von den Händlern begutachten zu lassen.
LVZ, 24. April 2001
Schloss-Fisch braucht noch einen Namen
Derzeit etwas traurig drein guckt der Metallfisch, der überm Brunnen im Barockgarten des
Gohliser Schlößchens schwebt. Geschaffen hat ihn Markus Gläser, der in der Westarkade des
Schlosses noch bis 3. Juni Plastiken und Zeichnungen ausstellt. Der Künstler würde sich
freuen, wenn die Kinder der Stadt einen lustigen Namen für den Fisch parat hätten. Wer also
eine Idee hat, schreibe an das Gohliser Schlößchen. Der beste Vortrag wird prämiert – mit
einem fischigen Gewinn.
SachsenSonntag, 18. März 2001
Rote Ohren inklusive
Fünf Monate im Jahr dreht sich im Leben von Jutta Schaarschmidt alles rund um das Buch dann stürzt sich die Angestellte des Kulturamtes der Stadt Leipzig mit vollem Einsatz in die
Organisation der Buchmesse und des Veranstaltungsprogramms „Leipzig liest". Und die
Arbeit wird von Jahr zu Jahr mehr - was im speziellen Falle von „Leipzig liest" mit einem
Faltblatt begonnen hat, ist jetzt ein Mammutprogramm mit rund 500 rein literarischen
Veranstaltungen. Dabei ist für die alteingesessene Leipzigerin vor allem Organisationstalent
gefragt. Konkret bedeutet dies im Vorfeld der Buchmesse viele, viele Nachtschichten im
Organisationsbüro auf der Leipziger Messe.
Doch diese nimmt Jutta Schaarschmidt gerne in Kauf- bislang hat sie in ihrer neunten MesseSaison noch nicht die geringste Lust, ihren Stuhl zu räumen. Sie ist auch weiter die
unmittelbare Kontaktperson zu den Verlagen, die vom 22. bis 25. März Lesungen präsentieren
wollen. Das Programm ist längst in Sack und Tüten - schließlich zieht Jutta Schaarschmidt
schon am l. November in ihr „Buchmesse-Büro" um. “Anders geht es auch gar nicht. Man
muss frühzeitig bei den Veranstaltungsorten wie etwa der Peterskirche den Fuß in die Tür
bekommen", die eigentliche Organisation beginnt in der Weihnachtszeit. Gemeinsam mit
einem Kollegen von Bertelsmann - Hauptsponsor der Buchmesse - zieht die Leipzigerin dann
die Fäden.
Das Organisieren liegt ihr im Blut - bereits vor der Wende engagierte sie sich in der
Kulturszene. 1988 war sie mit dabei, als die Galerie „Augenblick" ins Leben gerufen wurde.
„Kultur hat bei mir schon immer eine große Rolle gespielt. Dabei ist es mir auch nach der
Wende nicht schwer gefallen, als Organisatorin aufzutreten. Zu DDR-Zeiten war es doch
eigentlich viel schwerer, Veranstaltungen zu organisieren." Mittlerweile ist die Angestellte
des Leipziger Kulturamtes längst ein absoluter Profi - auch wenn sie diesen Begriff ein wenig
anders definiert. „Das größte Manko ist doch, wenn Leute geholt werden, die den Job nur als
Karrierestation sehen. Wenn ich nicht eine derartige Hochachtung vor den Autoren hätte,
könnte ich dies gar nicht so intensiv machen. Und der Erfolg kommt mit den Menschen, die
aus ganzem Herzen etwas für ihre Heimatstadt tun möchten", erklärt sie.
Auf die besondere „Leipziger Atmosphäre" arbeitet die Mittfünfzigerin ganz gezielt hin. Da
muss sie dann auch nicht selten einmal auf ganz ungewöhnliche Ideen kommen: „Natürlich
braucht es da eine Menge Kreativität. Zum Beispiel, wenn es um Lesungen von Lyrikern geht.
Da haben wir uns mal überlegt, dass die doch über den Poetenweg in das Gohliser
Schlösschen gehen könnten. Mittlerweile sind die Lyriklesungen dort an der Tagesordnung."
„Ich bekomme schon ein sehr direktes Feedback von den Verlagen. Da gibt es viele Chancen,
sich auch mal rote Ohren zu holen", berichtet Jutta Schaarschmidt schmunzelnd. Gerade
Lesungen wollen trefflich organisiert sein - schließlich geht es darum, auch genau die richtige
Zielgruppe zu erwischen. „Da gehört es für mich dazu, die Bücher zumindest anzulesen."
Intensives Schmökern ist in den fünf Monaten allerdings nicht drin. Doch der „Bücherwurm"
Jutta Schaarschmidt holt dies im Rest des Jahres nach. Zu den Lesungen an sich hat sie ein
„gespaltenes Verhältnis": „Ich gehe gern zu Lesungen, die ein echter Genuss werden können.
Etwa bei Christoph Hein oder Christa Wolf. Schwieriger ist es bei Autoren, die vielleicht zum
ersten Mal eine Lesung vor 300, 400 Leuten machen und beinahe halbtot sind vor Angst. Da
bin ich immer ein wenig im Zwiespalt."
Was sie aber nicht daran hindert, sich mit aller Energie gerade auf die Förderung von
Nachwuchs-Autoren zu stürzen. „Dieses Herz für Neulinge unterscheidet uns ganz klar von
der Buchmesse in Frankfurt/Main, die wir ohnehin nicht als direkte Konkurrenz sehen. Aber
es ist uns einfach wichtig, auch Autoren, die vielleicht noch gar kein Buch veröffentlicht
haben, ein öffentliches Podium zu geben."
Besonders stolz ist die Mittfünfzigerin auf den „Honky-Tonk"-, den Festival-Charakter von
„Leipzig liest". „Nach 18 Uhr wollen wir eigentlich alle Aktivitäten in die Stadt holen. Dann
sollen sich die Besucher einfach das Programmheft einstecken und losgehen. Ich möchte da
schon eine gewisse Bewegung zwischen den Veranstaltungsorten haben."
Auf den Gedanken, sich selbst einmal als Schriftstellerin zu versuchen, ist die Leipzigerin
übrigens noch nie so richtig gekommen. „Schon als ich in den Kneipen beim Kabarett
gearbeitet habe, wurde ich immer wieder gefragt, ob ich nicht mal etwas schreiben möchte.
Aber ich wollte und könnte gar kein Buch schreiben."
Am Puls der Zeit bleibt sie auch ohne eigene „Buchprojekte". Nicht zuletzt, weil sich gerade
bei der Literatur derzeit eine Menge verändert. Angefangen vom Trend zum Hörbuch bis hin
zur flächendeckenden Nutzung der so genannten Neuen Medien. „Durch meinen 19-jährigen
Sohn bin ich mit dem Internet quasi noch einmal groß geworden. Das Internet-Cafe Trixom
ist schon beinahe so etwas wie seine Wohnstube. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie
ich ohne Internet, ohne E-Mail auskommen soll."
Einrichtiges Sonntagsfrühstück kommt bei der unverheirateten Jutta Schaarschmidt meistens
nicht zustande. „Ich bin ein absoluter Nachtmensch. Früher habe ich in den Kneipen die
Abrechnung gemacht, wenn die anderen müde wurden." Allerdings gibt es da ein festes
Sonntagsritual, von dem sie auch in Zukunft nicht abrücken möchte: „Jeden zweiten Sonntag
im Monat treffe ich mich mit einer Freundin zu einem 'Spätstück' in der Moritzbastei. Und
weil bei den Museen freier Eintritt gilt, ziehen wir anschließend durch die Ausstellungen."
J. Wagner
LVZ, 27. Februar 2001
MDR-Kultur-Café
Die Irrtümer und Konsequenzen der Carola Stern
Der Applaus bleibt aus. Nicht der für Carola Stern im sonntäglichen MDR-Kultur-Cafe. Und
auch nicht der für ihre Autobiografie „Doppelleben". Das Schweigen im Äther gilt der
gelesenen Passage über zwei Entführungsversuche durch die Stasi. „Es ist ein seltsamer
Gedanke, seine Freiheit, womöglich sein Leben einem Stasi-Hauptmann zu verdanken, der
von seiner Tochter und ihrem späteren Ehemann ums Leben gebracht worden ist." Carola
Stern hat es sich nie leicht gemacht und mehr als ein „Doppelleben" gelebt.
„Wer ich bin" ist das letzte Kapitel überschrieben. In Leipzigs Gohliser Schlößchen nach
einer Antwort befragt, zögert die gerade 75-Jährige: „Ein Mensch, der sehr deutlich sieht, was
in diesem Staat alles nicht in Ordnung ist. Und der versucht, es auf seine Weise zu ändern."
Die vielen heiteren Episoden, ihre Bekanntschaften und Freundschaften mit den Klugen und
Wichtigen ihrer Zeit (Willy Brandt, Erich Fried, Günter Grass, Heinrich Böll...) hatten einst
den Anstoß zu dem nun vorliegenden Buch gegeben. „Aber ich kann aus meinem Leben keine
Anekdotensammlung machen", dachte die Stern. Und setzte sich einem immer noch
schmerzhaften Prozess des Erinnerns aus. An eine Kindheit als Jungmädelführerin in der
Nazizeit. An ihre Arbeit als Lehrerin an der SED-Parteihochschule und gleichzeitig für den
amerikanischen Geheimdienst.
An die Flucht nach Westberlin, ihre spätere Arbeit als Leiterin des politischen Lektorats bei
Kiepenheuer & Witsch, als erste Frau in der Kommentatorenriege des WDR, als
Mitbegründerin der deutschen Sektion von Amnesty International, als Autorin erfolgreicher
Biografien...
Es ist auch der uneitle, schonungs-lose Umgang mit ihrer mehrfach gebrochenen Vita, der
diese Frau so faszinierend macht. Gerade hier und gerade jetzt, da das Wiederkehren
verdrängter oder verschwiegener, möglicherweise schlicht nie diskutierter Vergangenheiten
ratlos macht. So gibt die Publizistin indirekt Antworten auf Fragen, die so konkret nicht
gestellt wurden von Moderatorin Mechthild Baus, die Michael Hametner ersetzen musste.
„Ich weiß auch, dass ich nicht ohne Identitätsverlust davongekommen bin", schreibt die
Stern, geborene Erika Assmus. Zu einer Identität zu finden, die das Versagen, auch die
dunklen Punkte einer Biografie mit einschließt, beinhalte „den Mut, sich immer wieder zu
fragen: In welche Verstrickungen bist du geraten? Wo und wie weit bist du schuldig
geworden und wie kannst du - soweit das möglich ist - Konsequenzen ziehen und das wieder
gut machen."
Janina Fleischer
LVZ, 23.01.2001
„Die schöne Müllerin" als lyrisches Drama
Ganz im Sinne des Dichters Wilhelm Müller war in Gohlis in der Reihe „Oper im
Schlösschen" dessen von Franz Schubert vertonter Zyklus „Die schöne Müllerin" als lyrisches
Drama zu erleben. Nach schwereloser Eröffnung mit dem Lied vom Wandern als Müllers
Lust ließ Bariton Jürgen Kurth im stimmigen Zusammenwirken mit Pianist Clemens Posselt
schon im folgenden Lied „Wohin?" erste Zweifel mitschwingen, die diese Wanderung
zunehmend verdunkeln. Dabei fand der Sänger bis zum Lied „Tränenregen" mit
geschmeidiger Stimmführung nuancenreiche Tönungen und Färbungen für freudige, doch
schon von leiser Melancholie durchzogene Empfindungen – wenn „Der Neugierige" mit
bangen Ahnungen „Ich frage keine Blume" singt. Danach vermochte Kurth ebenso die
unaufhaltsame Umkehr der Stimmungen als tragisches Geschehen mit trotzigem Aufbäumen
und erschütternder Resignation Ereignis werden zu lassen. Da klangen im „Gute Nacht"
schon die Klage des Leiermanns und die Todessehnsucht der „Winterreise" mit. Eine tief
berührende Liedgestaltung.
Werner Wolf
LVZ, 15.Januar2001
Über 13 Jahre Lessings weisen Nathan und Goethe lebenslang
Am Sonnabend im Gohliser Schlößchen umjubelt, feiert der Schauspieler Günter
Grabbert heute seinen 70.
Der knallrote Streifen über der Ankündigung fällt sofort ins Auge: Ausverkauft. Doch gleich
daneben ein Anschlag, der Interessenten noch hoffen lässt. Der literarisch-musikalische
Nachmittags-Streifzug zu Goethe werde am gleichen Tag, ein paar Stunden später wiederholt.
Die Leitung des Gohliser Schlösschens hatte zeitgemäß entschieden: Die Nachfrage bestimme
das Angebot. Und außerdem: Ungewöhnliche Umstände verlangen ungewöhnliche Lösungen.
So waren am Sonnabend Günther Grabbert und Peter Meyer, der Leipziger Pianist, gleich
zweimal „Zu Gast bei Goethe“. Der eine mit Gedichten, Briefen, Anekdoten und Faustischem
aus beiden Teilen, der andere mit Musik von Mozart und Mendelssohn. Grabbert als GoetheVermittler ist das reine Vergnügen. Die Leute wissen das. Viele identifizieren ihn noch
immer, obwohl es lange her ist, mit seinem Faust im Schauspielhaus. Jetzt, im Schlößchen,
kam etwas ganz Eigenes dazu. Auf dem Anschlag konnte man es lesen. Der aus Mecklenburg
stammende Schauspieler, gleichsam Reisender in Sachen Goethe, wird heute 70.
An einem solchen Tag wird üblicherweise das Kunst-Werk des Jubilars aufgelistet. Bei
Grabbert reicht der Platz dafür nicht. Genügen muss hier der Hinweis auf Hunderte Rollen in
Kino, Fernsehen, im Synchronstudio und, dies vor allem, auf Leipzigs Schauspielbühnen, auf
denen er in 40 Jahren fast alles gespielt hat, wonach sich Mimen seines Fachs die Finger
lecken. Von Richard dem Dritten über Peer Gynt, Karl Moor und Galilei bis Macbeth, Lear,
Goya und Nathan. In allem ein Künstler, der sein Handwerk beherrscht wie nur wenige,
robust und sanft, genau, empfindsam, eindringlich, spannungsgeladen, immer Hinter- und
Untergründe offenbarend.
Mit Lessings über die Zeiten aktuellem Nathan ist Grabbert bis in die jüngste Vergangenheit
verbunden. Er spielte den weisen Juden von 1981 an sieben Jahre auf der Leipziger Bühne,
seit 1994 zwei Jahre im Bad Lauchstädter Goethe-Theater, hernach zwei Jahre auf Tournee
und zwei weitere Jahre in Halles großem Haus. Mit riesigem , anhaltendem Erfolg.
Wenigstens diese 13 Jahre Nathan verdienen Hervorhebung.
Für Grabbert gehörte Rezitation, was im Lebensbild oft vernachlässigt wird, seit eh und je
zum Beruf. Vom Altenburger Publikum, vor dem Wechsel 1956 nach Leipzig, verabschiedete
er sich mit Thomas Manns „Tonio Kröger“. Das war der Beginn. Für seinen
Gestaltungswillen auch im literarischen Salon stehen von da an Autoren wie Majakowski,
Ringelnatz, Wilhelm Busch, Villon und Fontane. Und, natürlich, immer wieder Goethe. Wie
jetzt wieder im Gohliser Schlößchen. Übrigens war die Wiederholung am Abend ebenfalls
ausverkauft.
Günther Hofmann
Leipzig lokal, 14.Januar2001
Bertram Kober zeigt Nutz-Last-Fotos
Weniger die Lust, mehr die Last von Autos, wenn sie nutzlos geworden sind, zeigen die
Fotografien von Bertram Kober, die nur noch ma heutigen Sonntag im Gohliser Schlößchen
zu sehen sind.
Schlossherr Martin Eberle war angetreten die Westarkade des Schlosses Fotografie-Künstlern
für Ausstellungen zu öffnen. Daran hält er fest. Nun also Bertram Kober, der Autoteile und
Schrottautos der Ölpest mit verendeten Ölverklebten Vögeln gegenüberstellt. Der Nutzen und
die Last liegen dicht beieinander. Die Idylle kann schnell gestört werden. Wie durch einen
Schlitz wird ein Ausschnitt des Automarktes sichtbar: Autos und noch mehr Autos. Lust uns
Last des Autofahrers. Kober hat es erfahren, fotografiert und ausgestellt. Zur Autostraße
gehört auch die Raststätte, und zur Raststätte gehört ein Klo. Das darf in der Ausstellung nicht
fehlen.
LVZ, 04.Januar 2001
Gohliser Schlößchen schön wie im Märchen
Die Geisterstunde naht – und das Gohliser Schlößchen versinkt im galligen Grün. Die
gleichsam gruselige wie märchenhafte Schönheit erstrahlt noch bis zum 14. Januar. Dann
wird die Lichtinstallation, die auch die Kastanie im Vordergrund in düsteres Rot taucht,
wieder abgebaut.
LVZ, 03. Januar 2001
Wenn Irritation Kunstprogramm ist
Bertram Kober, seine „Nutz-Last“ – Fotografien und keine Spur von Ideologiehammer
Irritation schon bei der Annäherung: Autobahnlärm füllt an- und abschwellend die idyllische
Gartenanlage zwischen den Flügeln des Gohliser Schlösschens. Bei Dunkelheit kommen
schrillbunte Spots dazu, die das barocke Ambiente heftig konterkarieren. Bertram Kober liebt
solcherlei spielerisch-ernsthafte Überraschungen. Doch kein Ideologiehammer droht: Die
Interpretation findet- wenn- im eigenen Kopf statt.
„Nutz-Last“ ist die Ausstellung von neuen Arbeiten des 39-jährigen Leipziger Künstlers
betitelt. Und diese Ansage ist so dialektisch vertrackt wie die Fotografien, die darunter
versammelt sind. Denn die Motive, die Kober an den Rändern mitteleuropäischen Fortschritts
gefunden hat, stehen zwar für Irrtum und Verlust, doch daraus wird keine wilde Anklage
inszeniert. So billig ist diese Kunst in keinem Augenblick. Die Autowracks und Öllachen, das
totgefahrene Reh, all die Momentaufnahmen sprechen für sich – und sind mehr: Sie besitzen
eine besondere, ironisch gebrochene, schillernde Schönheit. Kober geriert sich nicht als
aufdringlicher Endzeitphilosoph, sondern bescheiden als Beobachter, der indes die
verwirrende Vielschichtigkeit von Wirklichkeit für uns entdeckt.
Der Ort, wo dieser anregende Ausflug ins Nutzen-Lasten-Denken arrangiert ist, ist als
Leipziger Kunstort noch neu. Das ist für die, die dort den Anfang machen, ein Wagnis, wohl
beinahe zwangsläufig mit überschaubaren Besucherzahlen verbunden. Sehr schade für alle,
die den Weg dorthin bisher nicht gesucht und gefunden haben. Gerade deshalb ist sowohl den
Veranstaltern wie den Unterstützern der beiden ersten Ausstellungsprojekte – vor Bertram
Kober zeigte dort André Köhler seine Serie „Museum“ – ein langer Atem zu wünschen. Und
den Künstlern Mut zur Kontinuität: Gerade Kober, dessen Unverwechselbarkeit sich in seiner
unbegrenzten Vielseitigkeit ausdrückt. In den Geschichten, die nur er so erzählt, in der
Melancholie, die Larmoyanz verbietet.
In diesem Sinne ließ Kober, übrigens unter anderem bekennender Technik-Freak, als
zeitgemäße Begleitmaßnahme zur Schau Plätzchen backen. In Autoform, natürlich. Und
wohlschmeckend auch noch. So ist das mit der Irritation – als (Kober-)Programm.
Gisela Hoyer
LVZ, 08. Dezember 2000
Nur das Lächeln der Mona Lisa vergeht nicht
„Nutz-Last“: Bertram Kobers Bilder von bunten Klos und toten Autos
Was immer in der Herrentoilette der Autobahnraststätte Fläming an der A9 geschieht, über
den Pissoirs schwebt das Lächeln der Mona Lisa. Nicht nur für selbstverliebte Männer ein
Traum, da unvermutet angestrahlt zu werden, auch für den Leipziger Fotografen Bertram
Kober. Mit Genehmigung harrte er am profansten aller Orte und bannte - diskret verwackelt zwei offenbar sehr Eilige auf Celluloid. „Lassen Sie sich nicht stören", raunten die dem
Beobachter zu. Natürlich nicht.
Der magische Moment auf dem Klo ist sozusagen der Komödienteil einer Ausstellung, die
seit gestern in der Westarkade des Gohliser Schlößchens zu sehen ist. Einen terminus
technicus hat Kober dafür auseinander genommen: „Nutz-Last". Der Künstler zeigt, wie einst
Genutztes zur Last wird. Ein Getränk zum Beispiel ...
Besonders die Insignien der Mobilität werden auf den Fotos unpathetisch zu Grabe getragen.
Der Sohn einer Familie im hessischen Ziegenhain, berichtet Kober, fahre regelmäßig seine
Autos zu Schrott. Der Leipziger hat das Wrack so aufgenommen, als sei es holterdiepolter
unter der Idylle aus geschnitztem Holzbalkon samt Hirschgeweih zum Stehen gekommen.
Ganz schön lästig das. Manchmal ist dann der Last wieder ein Nutzen abzuringen, wie bei
den Autokadavern an der E 30 Höhe Warschau, die wie Mahnmale die verdrängten Risiken
der Industriegesellschaft symbolisieren. Der Fotograf geht tiefer, zeigt, was ein Archäologe
in 500 Jähren auf einem Autofriedhof finden könnte, nämlich Federbein, Kupplungsscheibe,
Bremssattel oder Lichtmaschine - als verknöcherte Relikte einstigen Fortbewegungswahns.
Vergänglichkeit, Zerstörung und Bedrohung hat der Mitbegründer der Punctum-Agentur
selbst bei seinen Bildern der Ölpest in der Bretagne ohne Anklage festgehalten. Stattdessen
spielt er mit dem ersten Blick, der Schönheit ahnt, weiterschaut, dann stolpert: Der Mann in
dem Öl-Anzug läuft gar nicht durch eine Caspar-David Friedrich-Szenerie, das sind ja
Teerklumpen. Selbst die Distanz des Fotografen zu seinen Motiven ist letztlich Illusion.
Kober: „Ich bin Teil der Katastrophe. Ich, der ich mit dem Auto nach Frankreich fahre und
Benzin verbrauche." Eigentlich gar nicht so lustig.
SachsenSonntag, 26. November 2000
Leben im Gohliser Schlößchen
Heute findet das 21. Gohliser Bürgerkonzert statt
Rechtschreibreform hin, Rechtschreibreform her: Es wird aus Erfurcht vor seiner Historie
weiterhin mit „ß" geschrieben: Das Gohliser Schlößchen, erbaut 1755/56, ein Baudenkmal
des ausgehenden Barock.
Das Gohliser Schlößchen ist ein einzigartiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des
ausgehenden 18. Jahrhunderts und ist ein Musterbeispiel der Dekorationskunst des so
genannten deutschen Zopfstils im Leipziger Raum. Der architektonische Reiz und die
besondere Atmosphäre, in der Kunst aller Genres dem Publikum nahe gebracht werden kann,
setzen einen zusätzlichen Akzent im Kreis der bedeutenden Kulturstätten Leipzigs. Seit der
Wiedereröffnung des Gohliser Schlößchens 1998 laden Kammerkonzerte, Lesungen, Theaterund Ballettinszenierungen ein, zugleich bieten seine Räume einen ästhetisch anspruchsvollen
Rahmen für verschiedenartigste festliche Anlässe.
So findet zum Beispiel am heutigen Sonntag um 15 Uhr das 21. Gohliser Bürgerkonzert
unter dem Motto „Von Galanz zu Eleganz" statt. Das Quintett „Tibia" lässt Musikstücke
wieder aufleben, die zwischen der „ernsten" und der „heiteren" Muse angesiedelt sind. Bei
dieser musikalischen Wanderung durch zwei Jahrhunderte Hörvergnügen garantiert.
„Schlossherr" ist seit August dieses Jahres Dr. Martin Eberle (32). Der Kunsthistoriker aus
dem bayerischen Schrobenhausen kam nach seinem Studium in Bamberg und Jena vor fünf
Jahren nach Leipzig und begann hier seine berufliche Laufbahn im Museum für
Kunsthandwerk.
Eberle hatte schon während seines Studiums ein Auge auf Leipzig geworfen, wo alles
irgendwie in Aufbruchstimmung war und es noch keine erstarrten Strukturen gab. Nun, die
Stimmung (nicht seine) ist mittlerweile etwas gedämpfter und die Strukturen ... Schwamm
drüber.
Auf jeden Fall hat sich Leipzig seine brodelnde Vielfalt, gerade auf kulturellem Gebiet,
bewahrt. Der Museumsdirektor genießt noch immer wie am ersten Tag seinen Arbeitsweg
zum Schlößchen, der den passionierten Fußgänger durch das morgendliche Rosental führt.
Die Bürgerkonzerte rief im Oktober 1998 Ralph Schippmann ins Leben. Inzwischen sind
sie eine feste Institution. Neben Ensembles und Solisten der Hochschule für Musik und der
Oper Leipzig, mit denen Kooperationsverträge bestehen, melden sich immer häufiger nicht in
Leipzig ansässige Künstler, die die einzigartige Atmosphäre des Schlößchens zu schätzen
wissen.
So hält sich der Einsatz von „gestandenen'" und Nachwuchsinterpreten. von Stars und
Debütanten die Waage. Das ist keine reine Kostenfrage, denn was zählt, ist in erster Linie die
Qualität der dargebotenen Leistung.
Das letzte Bürgerkonzert 2000 findet übrigens am letzten Tag des Jahres statt. Dann fragen
Angela Mehling (Sopran), Mirko Milev (Bariton) und Karl-Heinz Müller (Klavier): „Kann
denn Liebe Sünde sein?"
Alle Leipziger kennen „ihr" Gohliser Schlößchen, aber nicht unbedingt seine wechselvolle
Geschichte. Es war einst bürgerliches Landpalais, das dem Ratsherrn Johann Caspar Richter
als ländlicher Sommersitz diente.
Dem Maler und Bildhauer Adam Friedrich Oeser verdankt es im Obergeschoß einen
ausgemalten Festsaal. 1792 fällt das Schlößchen durch Testament an den Rat der Stadt, der
damit zugleich verpflichtet wird. „für Conservation der Gebäude auch dem ihm überlassenen
Gute sowie für Verschönerung zu sorgen". Nach der Völkerschlacht wird es schließlich
Militärhospital. Für 1.7150 Taler erwirbt 1832 der Halberstädter Domherr Kar) Wilhelm
Rudolf von Alvensleben Gut und Schloss. Für zwei Generationen bleibt es Eigentum der
Familie. In dieser Zeit ist das Gohliser Schlößchen Briefadresse der Bettina von Arnim an den
kunstsinnigen Gebhard von Alvensleben. Seit 1906 befindet es sich wieder in städtischem
Eigentum; erst 1934-37 erfolgt eine Generalrestaurierung, danach beginnt die öffentliche
kulturelle Nutzung des Hauses. Schon 1947 beginnen die Sanierungsarbeiten. 1977 beginnt
die Freilegung der Wandmalereien und eine umfassende Restaurierung des Oesersaals:
Mit der Abnahme der Turmkuppel 1991 - wegen Einsturzgefahr - wird die Öffentlichkeit
erstmals auf das Ausmaß notwendiger Sanierungsmaßnahmen hingewiesen.
Die Kuppel ist wieder drauf. Davon können Sie sich während der nächsten Führung, die am
kommenden Samstag um 17 Uhr stattfindet, an Ort und Stelle überzeugen. Und es führt kein
Geringerer als der „Schlossherr" selbst.
LVZ, 24. November 2000
Thomas Manns Lieblingsenkel Frido war da, mitsamt „Hexenkindern“
Der Kosmopolit ist eigentlich ein heimatloser Optimist
Der Lieblingsenkel ist längst selbst Großvater. Dennoch hängt ihm die dank „Dr. Faustus"
Literatur gewordene besondere Zuneigung des „Zauberers", wie die Familie verehrungsvoll
den Ausnahmedichter Thomas Mann titulierte, lebenslang an. Kein Interview, in dem die
Verwandtschaft nicht zur Sprache käme, schon gar keine Lesung ohne das.
So gesehen, war die Leipziger Lesung von Frido Mann, der den noch fast druckfrischen
Roman „Hexenkinder" ins Gohliser Schlößchen mitgebracht hatte, perfekt. Wie der
Aufenthalt zur Buchmesse im März, wo es noch um Teil l der geplanten Trilogie ging,
„Brasa". Und seit jenem vierten Stück Prosa steht wohl fest, der vor 60 Jahren in Kalifornien
geborene, heute in Göttingen lebende Professor für klinische Psychologie folgt am Ende doch
der Mannschen Manie zum Schreiben. Lange hatte er sich dagegen zu emanzipieren gesucht,
irgendwann musste es wohl irgendwie sein. Trotz des einschüchternden Ruhmes all der
anderen.
Er sei gern in Leipzig, gesteht der freundliche Herr mit dem schönen grauen Schöpf und
erzählt von jenen Zeiten, als er sich hier („als Nicht Bundesbürger ging das") habilitierte.
Und dann liest er, in beinahe altmodisch melodiös gebauten Sätzen, die ineinander
verschränkten Geschichten zweier Frauen, die drei Jahrhunderte trennen, aber die Erfahrung
von Manns Thema Heimatlosigkeit und Kosmopolitismus verbindet. Plus einiger jener
Talente, die die Wissenschaft nicht erklären kann und für die man einst auf den
Scheiterhaufen kam.
Zum Beispiel in Salem ... „Literarischen Kubismus" nennt der Autor seine Texte, und auch
dabei funkeln seine Augen ironisch.
Wochenkurier, 07. November 2000
Benefiz-Veranstaltung der Aids-Hilfe
„Marienbader Intrigen“
Am Mittwoch, 8. November, 20 Uhr findet im Gohliser Schlösschen eine BenefizVeranstaltung der Aids-Hilfe Leipzig statt. Marylu Poolmann und Friedhelm Eberle lesen aus
dem fiktiven Briefwechsel „Marienberger Intrigen" von Rolf Schneider. Inhalt ist Klatsch und
Tratsch über Goethe.
SachsenSonntag, 22. Oktober 2000
Wochenend und Sonnenschein im Gohliser Schlößchen
Das „Calmus"- Ensemble gastiert am heutigen Sonntag um 15 Uhr unter dem Motto
„Wochenend und Sonnenschein" im Gohliser Schlößchen.
Die fünf ehemaligen Thomaner gastieren zum zweiten Mal im Schlößchen. Erklingen werden
Madrigale, Balladen Chansons und vieles mehr. Das Vokalquintett begeistert und erheitert das
Publikum mit Liedern von den Comedian Harmonists bis zu den Beatles. Auch wenn die
Texte manchmal ernst sind, das Augenzwinkern der Sänger verspricht wie immer einen
anspruchsvollen und mitreißenden Nachmittag.
SachsenSonntag, 08. Oktober 2000
Wiener Nachmittag im Gohliser Schlößchen
Am Sonntag, dem 15. Oktober, um 15 Uhr wird sich die österreichische Sopranistin Ingeborg
Schöpf mit einem Lied- und Operettennachmittag im Gohliser Schlößchen vorstellen.
Die junge Sängerin war 1996 Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin,
ein Jahr später gewann sie den internationalen Robert –Stolz –Wettbewerb in Wien. An der
Staatsoperette in Dresden ist sie als Rosalinde und Clivia zu hören, auch ihre Gastspiele als
Pamina, Susanna und Marie werden von Publikum und Presse mit Begeisterung
aufgenommen. Im Gohliser Schlößchen wird sie, begleitet vom Leipziger Pianisten Peter
Meyer, heitere Lieder von Schubert und Brahms singen, der dazwischen Walzer beider
Komponisten spielt. Im zweiten Teil des Nachmittags lässt Ingeborg Schöpf mit ihrem
traumhaften Sopran Perlen der Wiener Operette wie „Meine Lippen, sie küssen so heiß" von
Franz Lehar, das Aufrittslied der Clivia von Nico Dostal und „Wiener Lieder" von Robert
Stolz erklingen.
LVZ, 20. September 2000
Salonorchester probt für Hannover-Auftritt
Eine besondere Ehre wird dem Salonorchester des Gewandhauses zuteil. Bei der EröffnungsGala der Weltausstellung Expo in Hannover spielt der Klangkörper am 31. Mai vor 4000
internationalen Gästen. „Expo-Kulturchef Björn von Liebermann hat uns bei unserem
Rosenmontagskonzert in Leipzig erlebt und war so begeistert, dass er uns gebucht hat",
erklärte Kontrabassist Dieter Köpping. Zwar hat das Orchester das Programm für Hannover
längst drauf. Trotzdem trifft es sich noch einmal zur „Generalprobe". Die steigt am Sonntag
14 Uhr im Barockgarten des Gohliser Schlößchens, wo das Ensemble in kompletter
Besetzung aufspielt. Der Eintritt ist frei.
SachsenSonntag, 10. September 2000
Fotos von Tracey Moffat
Ausstellung im Gohliser Schlößchen
Die Ausstellung „Tracey Moffatt - Scarred for Live" 1994/1999 ist vom 14.September bis 31.
Oktober in der Westarkade des Gohliser Schlößchens zu sehen.
Dank der Unterstützung durch die Commerzbank AG Leipzig konnte der Neue Leipziger
Kunstverein e.V. in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Leipzig die Ausstellung
„Tracey Moffatt- Scarred for Life 1994/1999" realisieren. Die australische Fotokünstlerin gilt
als die wichtigste Avantgarde Vertreterin ihres Heimatlandes. In ihren Fotos fängt sie die
Erinnerung ihrer Jugend und der ihrer Freunde ein. Prägende Alltagserlebnisse werden in
emotionsgeladenen großformatigen Fotos nachgestellt. Geprägt ist dabei der Stil Moffatts
durch die Überlieferungen der Ureinwohner Australiens ebenso wie durch die angelsächsische
Kultur der Einwanderer. Die großen Themen wie Sexualität, Macht, Tod und Geburt,
Sehnsüchte, Träume und Erinnerungen werden im Zwischenbereich von Surrealem und
Realem festgehalten. In der verfremdeten Bilderwelt erkennt man eigene Erlebnisse ebenso
wieder, wie Bildtopoi aus der Geschichte von Film, Fotografie und bildender Kunst.
Erstmalig werden die Arbeiten der australischen Künstlerin in größerem Zusammenhang in
den neuen Bundesländern präsentiert.
Wochenkurier, 05. September 2000
Willkommen in den Denkmalen
Am 10. September ist Tag des offenen Denkmals. In diesem Jahr geht es um die
Umnutzung der historischen Bauten.
Seit 1993 öffnen die Leipziger Denkmale ihre Pforten für Besucher. So auch die Türen des
Gohliser Schlösschens, Menckestraße. Es gibt stündlich Führungen. Um 15 Uhr tritt „musica
studiorum" auf.
Für Interessierte steht ein Infotelefon unter 58 96 90 bereit. Auch im Schillerhaus gibt es
Führungen, um 10 und 13 Uhr sogar für Kinder. Von 15 bis 17 Uhr geht’s bei einem
Spaziergang zu Gohliser Denkmälern quer durch den Stadtteil. Musik von Mozart und Haydn
erklingt durch das Streichquartett „chordae sonates" ab 17 Uhr. Infos unter 5 6621 70. Über
den alten Israelischen Friedhof, Berliner Straße wird um 9.30 Uhr geführt. Für Männer ist
eine Kopfbedeckung Pflicht. Infos unter 8 62 92 01. Auch in der Aromafabrik Oehme &
Baier, Virchowstraße, die in ein Alten- und Pflegeheim umgewandelt worden ist, gibt es viel
Neues zu entdecken. Die Türen öffnen hier 10 bis 16 Uhr. Infos unter 123-5004. In dem
Helgoländer Weg 4 kann man eine der Traditionswohnungen der Kroch –Siedlung von 10 bis
12 Uhr besichtigen. Infos unter 9 11 50 28.
FAZ, 08. August 2000
Ein feiner Pinkel wohnt in einem Schloss
Ehedem aus Bürgerstolz entstanden, ist in Leipzig ein kleines Rokokojuwel saniert
worden
Schon immer bestand innerhalb der sächsischen Kulturlandschaft eine ausgeprägte Bipolarität
zwischen dem merkantilen Leipzig und dem höfischen Dresden, versuchte das wohlhabende
Leipziger Bürgertum die an der Elbe gepflegten Bauformen und das Wohnambiente des Adels
nachzuahmen. Besonders ausgeprägt war dieser Blick auf die Residenzstadt seit der zweiten
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, als das Leipziger Bürgertum nach dem Siebenjährigen
Krieg wieder zu großem Reichtum gelangt war. So leistete sich auch der Leipziger Kaufmann
und Ratsbaumeister Johann Caspar Richter, ab 1755 in Gohlis, damals noch vor den Toren
der Stadt, heute fast schon zentrumsnah, einen Landsitz, den er nach französischem Vorbild
mit Rokoko-Ornamenten verzieren und mit einem Zwiebelturmbekrönten Dach schmücken
ließ.
Dieses später als „Gohliser Schlößchen" bezeichnete Landgut zählt heute zu den
Höhepunkten sächsischer Rokokoarchitektur.
Auch hier orientierte man sich in der Bauausführung an der Residenz Dresden. Der Leipziger
Architekturhistoriker Nicolaus Pevsner klassifizierte in seiner 1928 über den „Leipziger
Barock" verfassten Promotion das äußere Erscheinungsbild des Gohliser Schlößchens denn
auch als rein „dresdnerisch".
Schon im Jahr 1793 wurde die Schlossanlage vom letzten Eigentümer testamentarisch der
Stadt Leipzig vermacht, aber 1816 an die Familie von Alvensleben veräußert.
Erst 1906 gelangte es erneut in den Besitz der Stadt. Die Erhaltung war in den folgenden
Jahrzehnten, jeweils bedingt durch die politische Großwetterlage, manchmal mehr und
manchmal weniger gut gelungen. Erst nach der Wende wurde von 1991 an dank zahlreicher
Spenden und großzügiger Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln eine umfassende Sanierung
möglich, für die insgesamt mehr als fünfzehn Millionen Mark aufgewendet wurden. Nun fügt
sich nach zehnjähriger Bauzeit das Bürgerschlösschen zusammen mit seinem Garten als
spätbarockes Gesamtkunstwerk wieder in die lange Reihe der Sehenswürdigkeiten der Stadt
an der Pleiße.
Nachdem der Bauherr Johann Caspar Richter verstorben war, wurde das Schlößchen im
Inneren umgestaltet. Der ebenfalls bürgerliche neue Besitzer war der kursächsische Hofrat
Johann Gottlob Böhme, der ab 1770 die Innenausstattung im Stil des inzwischen
herangereiften Klassizismus durchführen ließ. Maßgeblich daran beteiligt war dabei der
damalige Leipziger Akademiedirektor Adam Friedrich Oeser, der mit Johann Joachim
Winckelmann eng befreundet war. Im Gohliser Schloss hat sich eines der wenigen der einst in
Leipzig so zahlreichen Deckengemälde Oesers erhalten. Mittlerweile ebenso aufwendig
saniert, präsentiert sich die Decke wieder in süßlichsten Pastellfarben über dem nach Oeser
benannten Festsaal mit Szenen aus Apuleius' mythologischem Märchen von Amor und
Psyche.
Auch konnte in den letzten Jahren der Schlossgarten in seiner alten Wegführung, mitsamt den
Rasen- und Blumenparterres und dem Wasserbecken, nach historischen Vorlagen
rekonstruiert werden. Er ist heute das einzige Beispiel für die im achtzehnten Jahrhundert
berühmten Leipziger Barockgärten. Auch zwei von Oeser entworfene Denkmalplastiken
zieren nun diese Anlage: das 1775 gefertigte Denkmal für Kurfürst Friedrich August, das
einst auf dem Königsplatz in Leipzig stand, und das von dem Leipziger Verleger Philipp
Erasmus Reich 1781 in Auftrag gegebene GellertSulzer-Denkmal.
Für die Stadt Leipzig, die viel Geld investiert hat, scheint die Rechnung aufgegangen zu sein,
denn das Schloss hat sich seit dem letzten Jahr durch sein Veranstaltungsprogramm als feste
Größe in der kommunalen Kulturszene etabliert. Mit seinen bis zu, achtzig Sitzplätzen als
Konzerthaus für Liederabende, als Laufsteg für Modeschauen oder als Ausstellungsraum für
Gemälde und Kunstgewerbe trägt es sich selbst.
Zum Glück ist der Schlossverwalter, der gleichzeitig auch „Eventmanager" des Gebäudes ist,
nebenbei noch gelernter Kunsthistoriker. So wird er hoffentlich mit sachverständigem Auge
die Zuträglichkeiten für das Schlößchen abschätzen können und das Kleinod nicht um jeden
Preis vermarkten.
Timo John
SachsenSonntag, 06. August 2000
Goethes Briefe und Piazollas Tangos im Gohliser Schlößchen
Auch im August kennt das Gohliser Schlößchen keine Sommerpause. Wir haben für alle, die
an kommenden Wochenende noch nichts vorhaben, zwei interessante Tipps.
Ein Gitarrennachmittag mit Roger Zimmermann findet am Freitag um 15 Uhr statt. Zum
zweiten Mal begeistert der Berliner Musiker Roger Zimmermann die Zuschauer mit seinem
einfühlsamen Gitarrenspiel. „Tangos, Milongas und andere Stücke aus Südamerika" - unter
diesem Motto steht der Nachmittag im Salon des Gohliser Schlößchens. Es erklingt Musik
von Astor Piazolla, Jörge Morel, Leo Brouwer und Agostin Barrios. Es wird ein Zyklus zu
hören sein, der selbst unter Kennern noch sehr unbekannt ist: „Die vier Jahreszeiten" von
Astor Piazolla. Es handelt sich hierbei um „Die vier Jahreszeiten" als Tangos. Die Milonga,
ebenfalls ein Tanz aus Argentinien, ist dem Tango ähnlich, aber langsamer und noch
melancholischer. In den reizvollen südamerikanischen Gitarrestücken finden sich geschickt
arrangierte volkstümliche Melodien und Rhythmen wieder. Der Spannungsbogen dieses
kontrastreichen Programms reicht von zarter Melancholie bis zu feurigen Rhythmen.
„Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" heißt ein musikalisches Programm im Gohliser
Schlößchen mit der Hamburger Schauspielerin Margrit Straßburger am Samstag um 15 Uhr.
Die Schauspielerin lässt die schwärmerische Zuneigung der Bettina von Arnim zu Johann
Wolfgang von Goethe wieder aufleben. Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der großen
Briefwechsel, heute aufschlussreiche Dokumente über geistreichen Austausch oder auch
heimliche Schwärmereien. Im romantische Beziehung zu dem großen Denker und Dichter.
Dieser Briefwechsel, wunderbar vorgetragen und interpretiert von Margrit Straßburger,
entführt die Zuschauer in das Zeitalter der Romantik. Begleitet wird Margrit Straßburger von
Christof Hahn am Klavier.
SachsenSonntag, 30. Juli 2000
Heute Nachmittag in Gohlis
Das 17. Bürgerkonzert in Gohlis
„... senza Basso accompagnato!" unter diesem Motto steht das heutige 17.Gohliser
Bürgerkonzert im Gohliser Schlößchen mit Albrecht Winter.
Albrecht Winter wird das Publikum wie gewohnt mit seinem hochklassigen Violinspiel
verzaubern. Unter anderem bekannt als Leiter des Leipziger Salonorchester „Cappuccino",
präsentiert der Musiker Kompositionen aus dem ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert,
z.B. von Telemann, Locatelli, Biber und Genüniani. Albrecht Winter ist seit 1997
Konzertmeister der 2. Violine des Gewandhausorchesters und wird im Rahmen der
Bürgerkonzerte am heutigen Sonntag um 15 Uhr im Oesersaal des Gohliser Schlößchen
spielen.
Leipziger Rundschau, 12. Juli 2000
Leipziger waren gut behütet im Hof des Gohliser Schlößchens
Unter vielen Hüten
Einen Sommertag hatten Lutz Albrecht und Axel Thier von den heiteren Restaurants im
Gohliser Schlößchen erwischt, als sie gemeinsam mit dem Kulturamt Leipzig zur HutModenschau eingeladen hatten. Beim freien Eintritt beklatschten die Zuschauer die
Kreationen der renommierten Münchner Hutmacherinnen Katrin Eisenblätter und Astrid
Triska. Sommerhüte, witzig, sinnlich, ausgefallen. Filigrane Handwerkskunst. Ganz allerliebst
das Krönchen für eine Brautjungfer zum Beispiel.
Ganz praktisch die Strohhüte, auch in den Koffer zu knautschen oder das Strickjerseyhütchen,
in jede Tasche passend. Für manche Betrachterin wirkte der eine oder andere Hut als zu
gewagt für unser städtisches Terrain. „Herrlich das Event in diesem Barockgarten",
schwärmen die Hut Tragenden Damen, Biologin Christiane Gockel, Gohlis, und Richterin
Claudia Zeech, Connewitz. Beide bedauern, dass das Huttragen so aus der Mode gekommen
ist. Wie sagte Hildegard Knef bei ihrer Modepräsentation vor zwei Jahren in Leipzig zu mir?
Haben Sie immer Zeit zum Friseur zu gehen? Hut macht doch Dame. Schellackplattensound
von Patitz & Mehler und Salonmusik von Mitgliedern des Gewandhauses umrahmten die
Modenschau. Es wird weitere geben, versprach Edelgastronom Lutz Albrecht.
LVZ, 22. Juni 2000
Wirte sauer: Bühne versperrt die Sicht aufs Lokal
Schon vor der Sommertheater – Premiere im Gohliser Schlößchen gibt es Zoff / Gäste
beschweren sich
Zoff im Gohliser Schlößchen: Eine riesige Bühne fürs Sommertheater versperrt die Sicht aufs
Lokal. Eigentlich sollen die Gäste ab morgen bei Molieres „Scapins Streiche" herzhaft lachen.
Doch den Betreibern der Restaurants ist der Humor längst vergangen, sie befürchten hohe
Verluste. Besucher, die einen Umweg zum Lokal laufen sollten, sind bereits verärgert
abgezogen.
Wer von der Menckestraße den Barockbau ansteuert, traut seinen Augen kaum. Die wuchtige
Bühne nimmt die Sicht auf das Schlößchen, Planen erinnern eher an eine Baustelle denn eine
Kulturstätte. Im vergangenen Jahr wurde Goethes „Stella" im Garten aufgeführt - alle waren
rundherum zufrieden. Doch in dieser Saison wird im Hof gespielt. „Es war eine Entscheidung
des Regisseurs", sagt Martin Eberle, Leiter des Gohliser Schlößchens. Wegen des
Autoverkehrs, der durch den Umbau der Georg-Schumann-Straße über den Poetenweg rollt,
hätten die Künstler des Schauspielhauses den Hof bevorzugt.
Obgleich dort - ebenfalls wegen der Bauarbeiten - Straßenbahnen vorbeifahren. Eberle hat
damit kein Problem, zumal die Hof-Lösung auch Vorteile bringe: Im Garten könne mit
Geschirr geklappert werden und auch der Rasen bliebe verschont,
Die Gastronomen indes bekamen den Ärger der Besucher schon vorab zu spüren: „Die Gäste
haben sich beschwert", klagt Restaurantleiterin Anke Fromm. Am Dienstagabend sei ihnen an
der Menckestraße der Zutritt verwehrt worden. Weil der Intendant bei der Probe anwesend
war, sollten sie leise sein. Ziemlich unhöflich habe eine Dame aufgefordert, über den Garten
ins Lokal zu gehen. „Das ist geschäftsschädigend", sagt die Restaurant-Chefin. Zumal
eindeutig festgelegt sei, dass der Eingang offen sein muss.
Eberle versprach gestern, am Tor einen Aufsteller zu postieren, der auf das täglich von 12 bis
24 Uhr geöffnete Restaurant verweist. Er will auch mit dem Schauspiel klären, dass die Leute
ungehindert ins Lokal kommen. Für Geschäftsführer Lutz Albrecht ist das ein schwacher
Trost: „Eine Werbeplane- so groß wie die vom Schauspielhaus - muss her." Doch die will
Eberle nicht genehmigen.
Saskia Grätz
LVZ, 09. Juni 2000
Vasen krönen die Mauer des Schlößchens – der Garten ist jetzt komplett
Der Garten am Gohliser Schlößchen, ist komplett. Mitarbeiter der Bildhauerwerkstatt Markus
Gläser setzten jetzt 16 Vasen auf die Einfassungsmauer des idyllischen Kleinods.
Auch die Pfeiler des schmiedeeisernen Tores wurden mit Vasen gekrönt. Zudem schaut nun
vom Turm zur Straßen- und zur Gartenseite ein so genannter Chronos - eine liegende Figur
mit steinernem Stundenglas, einer Sanduhr ähnlich. Die Vasen und der Chronos wurden
nach historischen Stichen aus dem 18. Jahrhundert gefertigt.
LVZ, 26. Mai 2000
Jede Menge Kostbarkeiten locken ab heute ins Gohliser Schlößchen
Erstmals Antiquitätenmarkt im barocken Kleinod / Private Raritäten werden von
Händlern geschätzt
Wo sollten wahre Schätze schon besser im rechten Licht stehen als in einem Schloss? Das
fanden auch fünf Antiquitätenhändler aus England, Amerika sowie Deutschland und
drapierten gestern eine Auswahl ihrer Kostbarkeiten in die Westarkade des Gohliser
Schlößchens. Von heute bis Sonntag laden sie Liebhaber zum Betrachten und Kaufen ein.
Trotz T-Shirt und kurzer Hosen kam Marius Gardner gestern Nachmittag in der Westarkade
ins Schwitzen. 20 Bananenkartons voller kleiner Silber-Raritäten hatte der aus der Nähe von
Sheffield angereiste junge Händler auszupacken und ins Präsentationsregal zu puzzeln. Mini Senflöffel, Dosen und Döschen, Karaffen und und und. Überall blinkte und blitzte es aus den
Kisten und bald dem ganzen Regal. Marius ließ nicht dem kleinsten Stäubchen auf seinem
Sterling -Silber beziehungsweise auf den damit verzierten böhmischen Glaswaren eine
Chance.
Für jeden Geldbeutel hätten sie was mit dabei, meinten die an diesen ersten Schlößchen Antiquitätstage beteiligten Händler. Das daumenlange Senflöffelchen von Marius ist
beispielsweise für 50 Mark zu haben. Sein teuerstes Stück sei indes ein vierteiliges Teeset
für 4000 Mark sagt er. Bei Dorothee von Arnim – aus der Nähe von Bonn stammend - reicht
die Palette etwa vom silbernen Birnchen (zur Süßstoffaufbewahrung) für 60 Mark bis zum
fünfteiligen Service für 4500 Mark. Entstanden sind die meisten Stücke - ob Schmuck,
Porzellan, Glas, Keramik oder manch Gemälde - in der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts. Es findet sich aber auch etliche, die noch älter sind, beispielsweise eine
kleine Fürstenberg-Frauenfigur aus Porzellan, die zwi1 sehen 1770 bis 1795 geschaffen
worden sein soll.
Neben der Kunsthändlerin von Arnim und Marius Gardner mit seinem Unter nehmen „Petite
Portobello" ist auch der deutschlandweit tätige Kunsthändler Erner Lücke mit Gemälden der
Düsseldorfer Malschule des 19. Jahrhunderts dabei.
Ebenso sind die amerikanische Familie Silk mit ihrem Unternehmen „The Golden Pendulum"
samt originellen Schmuck-Uhren und das Kunstauktionshaus Leipzig vertreten.
„Wir wollen erst mal im kleinen Rahmen anfangen und testen, wie so ein Markt angenommen
wird", sagt Organisator und Schlossherr Martin Eberle. „Geplant ist aber, ihn jährlich
abzuhalten." Die drei Antiquitätentage können von 11 bis 19 Uhr besucht werden.
Wer möchte, kann seine privaten Kostbarkeiten mitbringen und vor Ort schätzen lassen. Der
Eintritt ist frei.
Angelika Raulien
Panorama Magazin für Touristik, Kultur und Events, Mai 2000
Zehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt befindet sich das Gohliser Schlößchen, erbaut in der
glanzvollen Periode des Barocks und heute aufwendig restauriert, ein Tempel musikalischer
und kulinarischer Köstlichkeiten. Das Schloss hat einen Ruf als außergewöhnliche Stätte für
Lesungen, Kammerkonzerte, Kammertanzaufführungen und für besondere Kunsterlebnisse.
Das traumhafte, barocke Flair bietet für Empfänge, Gespräche, Galas und Festveranstaltungen
einen exklusiven Rahmen. Auf Wunsch werden die Vermittlung von Künstlern und
künstlerischen Darbietungen und andere Ausgestaltungen übernommen. Die gastronomische
Umrahmung mit feinen Speisen und erlesenen Weinen garantieren die Restaurants im
Gohliser Schlößchen. Nach solchen Erlebnissen lädt der Schlosspark im französischen Stil
zum flanieren und entspannen ein.
FRITZ April 2000
Hinter Museumskulissen geschaut
Die erste Ausstellung im Gohliser Schlösschen, Westarkade, zeigt Fotografien von André
Köhler. Auf fast 60 Schwarz-Weiß-Fotos hinterfragt er die Museumslandschaft der neuen
Bundesländer. „Mir ging es weniger um die Exponate als viel mehr um die Tatsache, wie
Museen mit der Geschichte umgehen“, so Köhler. Ihn interessiere das Museum als Sinnbild
für einen Prozess. Im Leipziger Museum in der Runden Ecke entdeckte er Säcke voller
Aktenschnipsel, er machte Entdeckungen in Depots für DDR-Kunst, im NVA-Museum Prora,
in Dresden, Eisenhüttenstadt …
Auf 28 Metern der Westarkade Gohliser Schlösschen ist die Alltagskultur durch das Auge von
Andre Köhler zu sehen.
LVZ, 28.02.2000
Köhlers Fotografien im Gohliser Schlösschen
Fotografien von Andre Köhler sind bis 9. April im Gohliser Schlösschen zu sehen. Damit
beginnt eine neue Ausstellungsreihe in der Westarkade des Hauses. Andre Köhler
dokumentiert in seiner Diplomarbeit die Veränderung der Museumslandschaft seit 1989. Die
Schwarz-Weiß-Fotografien sind jeweils Di.-Fr. von 14 bis 18 Uhr und am Wochenende von
11 bis 18 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft.
LVZ, 23. Februar 2000
Nach dem Ja-Wort vor 57 Jahren gab's ein Menü auf Lebensmittelmarken
Leipzigerin Ruth Eydt erinnert sich an ihren Ehestart im April 1943 im Oesersaal
Fast 57 Jahre liegt der Tag zurück, doch Ruth Eydt kommt es vor, als wäre er gestern
gewesen, „Am 24. April 1943 haben mein Mann und ich im Gohliser Schlößchen geheiratet",
erzählt die 78-Jährige. Für sie ist es eine große Freude, dass seit gestern wieder im barocken
Gohliser Kleinod getraut wird - zumal sie der Chef der „Heiteren Restaurants" Lutz Albrecht
zur gestrigen ersten Eheschließung und zum Hochzeitsmenü eingeladen hatte.
Viele Erinnerungen wurden in diesen Stunden bei der Leipzigerin wach. „Auch unsere
Hochzeit verlief sehr festlich", so Ruth Eydt. Mit einer Pferdekutsche war das Paar damals
zum Schlößchen gefahren. „Auf der Treppe standen 30 Schulmädchen mit Blumen, der
Oesersaal war mit vielen Tulpen geschmückt - für die Mitarbeiter des Schlößchens war das in
den Kriegsjahren bestimmt nicht einfach", erinnert sich die ehemalige Sekretärin. Eine
gastronomische Bewirtung hätte es dort jedoch nicht gegeben. „Wir bekamen ja
Lebensmittelmarken, bei Hochzeiten gab es für 12 Personen extra Abschnitte", sagt Ruth
Eydt.
52 Jahre lang waren Ruth und Fridolin Eydt verheiratet. Sie hatten viel Freude am Verreisen,
waren begeisterte Cafehausbesucher und gingen beide gerne tanzen. Als ihr Mann 1995 starb,
wurde Ruth Eydt die Wohnung in der Steinstraße zu groß. Doch sie wollte gern in dem
Viertel bleiben, in dem sie und ihr Mann 50 Jahre lang gelebt hatten. Nun ist sie ganz in der
Nähe in einem Neubau zu Hause.
A. Richter
LVZ, 23. Februar 2000
Hochzeit im Schloss: Claudia und Steffen trauten sich als erste
Heiraten im Schloss - Claudia und Stoffen Woyth waren gestern die ersten, die sich seit 1945
wieder im barocken Ambiente trauen ließen. Ab sofort werden an jedem ersten Freitag im
Monat für einen Obolus von 800 Mark im Gohliser Schlößchen Ehen geschlossen. Bisher
konnten in Leipzig nur im Stadthaus und im Mendelssohnhaus die Ringe getauscht werden.
Die neun Monate alte Hannah-Amy freute sich gestern vor allem über den farbenprächtigen
Brautstrauß, an dessen Blüten sie zupfen durfte. Für ihre Eltern Claudia und Steffen Woyth
war es der glücklichste Tag - sie schlossen am 22. 2. 2000 als erstes Paar nach 1945 im
Gohliser Schlößchen den Bund fürs Leben. „Es war sehr romantisch, die Räume sind
wunderbar" schwärmte die 29-jährige Spezialistin für medizinische Software kurz nach der
Trauung im historischen Oesersaal. Auch der frisch gebackene Ehemann Steffen, der als
Bankkaufmann arbeitet, war begeistert vom Ambiente des barocken Hauses.
Das junge Paar hatte für diese Hochzeit der besonderen Art tief in die Tasche greifen müssen
- immerhin kostet die Trauung im Schlößchen 800 Mark. Im Standesamt beträgt die Gebühr
montags bis freitags 90 Mark, sonnabends 190 Mark. „Man muss bedenken, dass wir das
Haus für die Zeit von eineinhalb Stunden schließen", sagt „Schlossherr" Martin Eberle vom
Kulturamt. Weiterhin sind in der Gebühr die Trauung selbst und eine Führung enthalten.
Zudem gibt es vom Haus ein kleines Geschenk - „einen Original-Nagel aus dem alten
Dachgebälk, der die Ehe zusammenhalten soll", so Martin Eberle, der gestern wie die
Pagen des Hauses im historischen Kostüm seines Amtes waltete. Er ließ die Trauung zu einer
historischen Zeremonie werden. Dabei wurde die künftige Ehefrau vom Bräutigam getrennt
und später von ihrem Vater als Brautführer in den Oesersaal geleitet. Gemeinsam trat das Paar
dann vor Standesbeamtin Angela Baenitz, die die beiden und noch ein weiteres Paar
vermählte. Anschließend ging´s dann zur Führung durch das Schloss und in die „Heiteren
Restaurants", wo die kleine Gesellschaft – die Woyths feierten mit ihren Eltern und der
kleinen Tochter — das Festmenü genoss.
Der nächste Hochzeitstermin im Schlösschen ist der 3. März. Nach den Worten von Martina
Berger vom Standesamt sind für diesen Tag noch Termine frei - vorausgesetzt, es traut sich
jemand!
Andrea Richter
SachsenSonntag, 20.Februar 2000
Ungesagtes schafft Großes
Ingmar Bergmann drückte es so ans: „Popularität ist eine Strafe, die wie eine Belohnung aussieht." Diese Lebenserfahrung klebt bei Peter Meyer schwarz auf weiß im Korridor gleich
rechts neben seiner Wohnungstür. Die Gewalt des Wortes, Teil zwei: „Früh übt sich, wer ein
Meister werden will!" Dieses Sprichwort durfte der junge Peter Meyer dank seiner Mutter
gleich in doppelter Bedeutung am eigenen Leib erfahren. Morgens - selbst der erste Hahn
hatte sich noch nicht einmal zum Schrei auf den Misthaufen bewegt - tobte 4.30 Uhr der
Wecker im Meyerschen Kinderzimmer in Erzhammer los. Aufstehen, ran ans Klavier, üben
bis sieben! Erst danach stiefelte Peter Meyer in die Schule. Es hat sich gelohnt, denn heute
sind die Säle mit begeisterten Besuchern gefüllt, wenn der Pianist Peter Meyer mit seinem
Flügel zu musikalischen Reisen abhebt.
Weil Peter Meyer am 27. Februar seinen 50. Geburtstag feiert, hat er alle Hände voll zu tun.
Nicht nur am Klavier scharfen sich die flinken Finger, „denn rund um das Jubiläum sind
Termine, Termine und Termine zu bestätigen", wischt sich ein rastloser Künstler den Schweiß
von der Stirn. Die stilvoll eingerichtete Single-Wohnung erträgt das Prozedere so: Zwischen
alten Zeitungen dringen aus einer dünnen Reclam-Schwarte die Fetzen des Gespräches
zwischen Claude Debussy und Monsieur Croche auf den nahen Küchentisch. Im
Wohnzimmer türmen sich CDs auf, die in ihrer Verschiedenheit durchaus den Eindruck
vermitteln, dass die Klassiker Bach und Tschaikowski ziemlich gut mit Stefan
Waggershausen und Elton John harmonieren können. Bilder mit tiefem Sinn und
wunderschönen Landschaften erzählen Geschichten. Peter Meyers Geschichten. „Die Malerei
ist eine Leidenschaft von mir", gesteht der 49-Jährige.
Klang und Farben gehören für Peter Meyer zusammen. „Nicht selten passiert es, dass aus
einem Bild plötzlich ein Klavierstück wird", beschreibt der Pianist den Moment, wenn sich
Klang und Farbe zu Klangfarben ergänzen. Besonders in das Blau von Wassily Kandinsky hat
sich Meyer verliebt, das er als Farbe der Beruhigung und Vertiefung schätzt. Beruhigung,
Ruhe, zur Ruhe kommen - zwar sagt man Künstlern nach, dass sie gerade das nie schaffen
werden, aber Peter Meyer zwingt sich zu solchen Pausen und Momenten der Entspannung
schon aus gesundheitlichen Gründen. Irgendwann einmal musste er sich eine Liebe aus dem
Herzen reißen, „wobei mich der Schmerz beinahe besiegt hätte", erinnert er sich zurück.
Vorbei! Vergessen ist's nicht! Peter Meyer ist vielmehr aufgebrochen, mit seiner Musik
wieder „die Zeit aus den Angeln zu heben." So empfindet er, wenn er mit dem
Gewandhauskonzertmeister und Violinisten Conrad Suske spielt. So attestiert es ihm immer
wieder ein fachkundiges Publikum, wenn Peter Meyer im Polnischen Institut oder im Gohliser
Schlösschen Konzerte gibt.
„Ich bin sehr herzlich berührt, dass ich erst kürzlich eine Einladung für den September dieses
Jahres ins polnische Jawor bekommen habe", zeigt der Künstler mit stolzer Brust das Fax her.
In der Friedenskirche wollen die musikalischen Nachbarn Meyers Spiel erneut bewundern.
Und sie müssen ihn gar nicht zweimal rufen: „Die Gastfreundschaft und die Klassikkenntnis
der Menschen dort sind faszinierend", freut sich der Pianist auf die Reise. Überhaupt hat ihn
die Musik in aller Herren Länder gebracht. Schon zu DDR-Zeiten war Peter Meyer ohne
Parteibuch und ohne FDJ-Hemd als „klassischer Botschafter" eines guten Stückes Ost-Kultur
auf dem Erdball unterwegs. Souvenire der unterschiedlichsten Art erinnern daran. Auch dafür
ist Platz in der Wohnung; meist über, aber auch neben, selten unter den unzähligen
Notenheften.
Wenn Peter Meyer für sein Spiel trainiert, dann freut das zum Beispiel den unter ihm
wohnenden Bäckermeister Moser so sehr, dass er sich schon mal mit leckerem Kuchen beim
Künstler bedankt. Weniger dankbar bzw. kulturell einsichtig zeigt sich dagegen das
Finanzamt. „Die erkennen mir das Arbeitszimmer nicht an", berichtet Peter Meyer entrüstet.
Zwei Flügel stehen drin, an denen abwechselnd tatsächlich körperlich schwere Arbeit
verrichtet wird. Für das Klangerlebnis „Die Jahreszeiten" von Tschaikowski zum Beispiel
müssen in 45 Minuten rund 17 000 Tasten angeschlagen werden. „Dabei hat eine Taste ein
Anschlagsgewicht von 50 Gramm", spürt Peter Meyer nachher nicht nur am Applaus, was er
geleistet hat.
„Der hat uns nach der Wende den Bach wieder nach Leipzig gebracht", verneigen sich die
Einen. Andere nennen Peter Meyer liebevoll in Dankbarkeit einen „Schlossherren ohne
Schloss". Der Künstler weiß warum: „Zunächst spiele ich sehr oft in Schlössern. Im
Chemnitzer Wasserschloss Klaffenbach oder im Gohliser Schlösschen." Für dieses gab der
Pianist zahlreiche Benefizkonzerte, die es schließlich ermöglichten, dass das 1750
entstandene Gebäude wieder zu einem barocken Augenschmaus geworden ist. Auch dem
künstlerischen Nachwuchs widmet sich Peter Meyer zeitaufwendig und mit Hingabe. Junge
Künstler werden gefordert und gefördert, und nicht zufällig ist mit Emanuel auch sein
17jähriger Sohn darunter. „Ich musste ihn nicht dazu zwingen, hätte es auch gar nicht getan",
erklärt der dennoch stolze Vater.
Wer sich derart fortissimo durch seinen Tag bewegt, der beginnt auch recht früh. 7 Uhr steht
Peter Meyer zum Frühstück auf. Tee und Knäckebrot mit Marmelade oder Pflaumenmus sind
leckeres Vorspiel, um die nächsten zwei Stunden bis 9 Uhr beim musikalischen Frühsport am
Flügel durchstehen zu können. „Das brauche ich, das ist mein Training, das bringt mich gut in
den Tag. Erst wenn ich eine halbe Stunde gespielt habe, stellt sich bei mir das wunderschöne
Gefühl ein, ein befreiter Mensch zu sein", formuliert Peter Meyer eine Liebeserklärung der
ganz besonderen Art. Die konzertfreien Abende dagegen verbringt der Künstler mit guten
Büchern. Martin Waisers „Ein springender Brunnen" wird von Peter Meyer zur Zeit gierig
geleert.
In einer Woche nun wird der Pianist 50. Zeit zur Besinnung bleibt wenig. Am Sonntag, 27.
Februar plaudert der Jubilar mit der Gartenfee Erika Krause ab 15 Uhr im Haus des Gastes in
seiner Heimatstadt Erzhammer im Rahmen der Veranstaltung „Der große
Geburtstagsnachmittag". Tags zuvor sind ab 15 Uhr im Gohliser Schlösschen Tschaikowskis
„Jahreszeiten", die „Suite bergamasque" von Claude Debussy und Johann Sebastian Bachs
„Französische Suite Nr. 5" zu hören. Geburtstag einmal anders also, denn Peter Meyer macht
Geschenke. Musikalische Klassikpakete, sensibel verschnürt mit der Phantasie, die Tagträume
erlebbar machen kann. Von Leipzig nach Erzhammer, hin und her, die Straßen rauf und
runter, damit ein anspruchsvolles Publikum ein weiteres Kapitel der Meyerschen Klangfarben
spüren kann. Im Auto aber spuckt das Radio - nein, keine klassischen Töne - sondern die
Musik mit den Hits von heute aus. „Das brauch' ich auch, um zu entspannen“, lenkt Peter
Meyer seinen dunkelblauen (!) Xantia dem nächsten Konzert entgegen.
Lars Preußer
LVZ Tageszeitung, 19.Februar 2000
Im Gohliser Schlösschen läuten Hochzeitsglocken
Heiraten im Schloss – Claudia und Steffen Woyth waren gestern, am 22.02.2002, die ersten
nach 1945, die sich im barocken Ambiente trauten.
Ab sofort werden jeweils am ersten Freitag im Monat für den Obolus von 800 Mark im
Gohliser Schlößchen Ehen geschlossen. Im Standesamt beträgt die Gebühr montags bis
freitags 90 Mark, sonnabends 190 Mark. „Wir müssen immerhin das Haus während der Zeit
der Trauung schließen“, sagt „Schlossherr“ Martin Eberle vom Kulturamt. In der Gebühr sind
die Trauung selbst und eine Führung durch den Barockbau enthalten.
Außerdem gibt es vom Haus ein kleines Geschenk – „Original Nagel aus dem alten
Dachgebälk, der die Ehe zusammenhalten soll“, so Martin Eberle.
Februar 2000
Keine Scheu vor großen Namen von außerhalb
Martin Eberle leitet jetzt den Neuen Leipziger Kunstverein
Der Neue Leipziger Kunstverein hat seinen Vorstand ausgewechselt. Martin Eberle, erster
Leiter des im letzten Jahr nach Restaurierung wieder eröffneten Gohliser Schlößchens,
übernimmt den Vorsitz.
Mit dem Wechsel an der Spitze soll sich auch das Profil des Vereines ändern. In diesem Jahr
will man sich auf Fotografie konzentrieren und damit ein jüngeres Publikum ansprechen.
Schon das erste größere Projekt, die Übernahme einer Wanderausstellung der australischen
Fotografin Tracey Moffatt nach Leipzig, zeigt dabei die Richtung an: Künftig wird man über
den lokalen Tellerrand schauen und dabei keine Scheu vor großen Namen zeigen.
Der neue Vereins-Chef ist auch Hausherr im kommunalen Schlösschen. Dies wird sich für die
Arbeit als hilfreich erweisen. In der Westarkade des Rokoko-Baus wollte die Stadt
ursprünglich eine kommerzielle Galerie einziehen lassen. Da sich aber kein Mieter fand, gibt
es hier jetzt optimal beleuchtete und gesicherte Flächen für Sonderausstellungen. Eberle hatte
ohnehin geplant, hier der Fotografie, die „in Leipzig durch die HGB eine schöne klassische
Tradition“ habe, endlich zu einem Podium zu verhelfen.
Dass in Leipzig so viele Kunstvereine nebeneinander wursteln, ohne dass es bisher einem
gelungen wäre, wirklich wie der Kunstverein einer Halbmillionenstadt zu agieren, ärgert auch
Martin Eberle: Man müsse über Fusionen nachdenken.
Für den nach der Wende gegründeten Neuen Leipziger Kunstverein gilt es. An große
Traditionen anzuknüpfen. 1837 hatten Bürger den „Leipziger Kunstverein“ gegründet, der
maßgeblichen Anteil an der Errichtung des Bildermuseums hatte – und der dessen Sammlung
dann kontinuierlich mit damals zeitgenössischer Kunst versorgte. Heute hängen umgekehrt
die Kunstvereine am öffentlichen Tropf. Sponsoring, so Eberle, „hält sich bislang sehr in
Grenzen“. Vielleicht gelingt es ja mit dem frischen Programm, das bürgerliche Engagement
neu anzustacheln. Sen alten Anspruch jedenfalls hat der Neue Leipziger Kunstvereins schon
erreicht: Das Gohliser Schlösschen ist allenfalls eine Zwischenlösung. Eberle: „Wir gehören
ins Museum.“
Leipziger Amtsblatt, 19. Februar 2000
Fotografien im Schlösschen
Das Gohliser Schlösschen widmet sich künftig vermehrt auch Ausstellungsprojekten, bei
denen das Thema Fotografie im Mittelpunkt steht. Die Hochschule für Grafik und Buchkunst
wird dabei erster und wichtiger Partner sein; daher bilden die Arbeiten von Andre Köhler,
Absolvent der HGB, den Auftakt für diesen Teil einer neuen Nutzungskonzeption des
Schlösschens. Andre Köhler beschäftigte sich in seiner Diplomarbeit mit der
Museumslandschaft in den neuen Bundesländern. Von Stralsund bis Sonneberg nahm er die
Museen, von denen er zugibt, sie in der Jugend gehasst zu haben, unter die Lupe. Es
entstanden beeindruckend nüchterne Schwarzweißfotografien, die Wandel und Wechsel, aber
auch Statisches zeigen. Vom 25. Februar bis zum 9. April werden die Bilder dienstags bis
freitags 14 bis 18 Uhr in den Räumen des Schlösschens (Menckestr. 23) zu sehen sein.
Februar 2000, Sachsenbummel 30
DIESER ORT IST FÜR POESIEN GEMACHT
Das Gohliser Schlösschen – eine der beliebtesten Kultureinrichtungen Leipzigs
Wer Leipzig kaum kennt, die Innenstadt nach endlosen Vorstadtstraßen endlich erreicht hat
oder per Eisenbahn direkt im Zentrum angekommen ist, vermutet kaum, wie gründ die alte
Messestadt noch immer ist, auch wenn der stolze Gartenring des 18. Jahrhunderts vor den
Festungsmauern nur noch Erinnerung ist. Beispielsweise ließ August der Starke vor dem Bau
seiner „Orangerie im Zwingergarten“ in Dresden (Zwinger) die zur Messe erworbenen
exotischen Pflanzen im berühmten Garten des Leipziger Kaufmanns Apel aufbewahren.
Ein beliebter Park jener Zeit hat sich mit dem Rosental bis heute erhalten. Als Teil der weiten
Auen von Weißer Elster, Pleiße und Parthe inmitten der Großstadt sollte sich jeder LeipzigGast die halbe Stunde Fußweg vom Markt aus gönnen, um diese romantisch-verklärte Gegend
der Stadt kennenzulernen. Zwischen Zoo und Großer Wiese wird in einer Schneise das
Türmchen vom Gohliser Schlösschen sichtbar. Näher gekommen, wird allerdings deutlich,
wie sehr die moderne Großstadt diese Perle unter den wenigen baulichen Altertümern der
Messestadt umklammert hat. Noch deutlicher Wird das an der nördlichen Angerseite, wo sich
die einstige Dominanz zwischen den hohen Mietshäusern vollends verliert. Seit zwei Jahren
genießt das Gohliser Schlösschen mit einem erneuerten Angebot wieder die liebevolle
Aufmerksamkeit der Leipziger. Der neue Schlossherr im Dienst des Kulturamtes, der junge
Kunstwissenschaftler Dr. Martin Eberle, kann eine stolze Bilanz aufmachen: Vier
Sonderausstellungen und über 370 Veranstaltungen jährlich (Konzert, Filmvorführungen,
Modeschauen, Führungen), dazu das feine Sommertheater des Schauspielhauses, dem sich
2001 sogar die Oper anschließt. Sehr bliebt sind die Sonntagnachmittags-Veranstaltungen mit
klassischen Inhalten oder die literarischen Lesungen. So schrieb 1999 ein Dichter ins
Gästebuch: “Mir scheint, dieser Ort ist für Poesien gemacht!“ Lobenswert ist auch die
Förderung junger Künstler, z. B. von der Hochschule für Musik und Theater.
Ab 30. April lockt übrigens die passende Schau Sachsens Gold im Schlösschen mit
figürlichem Meißener Porzellan (18. Jh.).
Rainer Vordank
Das Dorf GOHLIS (kahler, lichter Ort in Waldöde), wurde bereits 1317 urkundlich erwähnt.
1755/56 ließ sich der Kammerrat Johann Caspar Richter für seine drei erworbenen
Halbhufendörfer ein Landhaus mit Schlosscharakter errichten. Gurlitt beschreibt es u. a. so:
„Der Grundriss der ganzen Anlage mit stattlichem Thor, Ehrenhof, seitlich angeordneten
Stallungen und Wirtschaftsgelassen zeugt von Wohlhabenheit und Geschmack. … Die
Außenarchitektur der Flügel ist einfach, jene des Mittelbaus dagegen noch stark barock im
Empfinden, wenngleich Rococoformen überwiegen.“ Im Obergeschoss befindet sich ein sehr
schöner Festsaal, der bis 1779 von Adam Friedrich Oeser ausgemalt wurde. Schon früh
umschwärmten Spaziergänger das Anwesen: „Beneidenswerthe, denen es vergönnt ist, hier in
stiller Abgeschiedenheit das Licht jedes jungen Tags zu begrüßen und bei nächtlicher Stille
den schrillenden Tönen der Cicade zu lauschen!“ Als „Point de Vue“ war das Gohliser
Schlösschen Blickpunkt in einer der dreizehn Sichtachsen, die strahlenförmig für das einst
geplante Schloss Augusts des Starken durch die alten Bäume des Rosentals geschlagen
wurden. Die Arkadenflügel dienten als Gewächshaus, Billardsaal und Kegelbahn. Auch
Schiller soll hier die Kugeln geschoben haben. Um 1900 drohte der endgültige Verfall. Nach
ersten Arbeiten 1900/01 konnte die Stadt 1934/35 ihren Besitz (seit 1906) gründlich sanieren,
um ihn als „Haus der Kultur“ öffentlich zu machen. Von dieser Substanz zehrte auch der
Kulturbund der DDR, der das Schlösschen für viele beliebte Veranstaltungen nutzte. Die
heutige, gediegene Ausstattung entstand erst nach den umfassenden Restaurierungen 1992/98.
Dabei wurde im unteren Saal ein Deckengemälde von 1730 angebracht. Es stammt aus dem
längst verschwundenen Gartenhaus Richters.
KIPPE Februar/2000
Das Gohliser Schlösschen
Noch im 13. Jahrhundert maß man Gohlis als eine slawische Siedlung von flämischen Bauern
relativ wenig Bedeutung zu. Der Ort besaß keine eigene Kirche, wurde vom Leipziger
Thomaskloster betreut. Die typische Struktur des Straßen-Anger-Dorfes erkennt man noch
heute in der gebogenen Menckestraße, die dem alten Lauf der Pleiße folgt. Die Straßeninsel,
der frühere Anger, trennt das Oberdorf vom Unterdorf. Auf dem Anger standen damals ein
Schulgebäude, das 1780 zu einem Betsaal ausgebaut wurde sowie ein Spritzenhaus mit
Dorfgefängnis. Im Oberdorf gab es Gehöfte mit Wohnhaus, Stall, Scheune und Gärten, die
landwirtschaftlich genutzt wurden und sich teilweise in Privatbesitz einiger Leipziger Bürger
befanden, im Unterdorf kleinere Anwesen.
Um 1770 entstanden Mietshäuser, die die Leipziger als Sommerquartiere nutzten. Die
Einwohnerzahl stieg. Gohlis verlor zunehmend seinen bäuerlichen Charakter und wurde
begehrtes Ausflugsziel der Großstädter. Das unmittelbar benachbarte Rosental eignete sich
bestens zu Spaziergängen oder Kutschfahrten. In Gohlis angekommen ließ man sich gern in
einer der Gaststuben bewirten.
Das Gohliser Schlösschen wurde auf dem grund von drei angekauften Bauernhöfen, die sich
direkt am Dorfanger befanden, 1755/56 nach aristokratischen Vorbildern als Sommerresidenz
im Rokokostil erbaut. Fünf Fenstergitter und die Wetterfahne des Schlosses sind mit den
Initialen C R versehen. Die lateinische Inschrift des Erinnerungsmals von 1781 im Steinsaal
bezeichnen Ratsherr Johann Caspar Richter eindeutig als Bauherr. Das Gebäude ist zur
Menckestraße eingeschossig und wird von einem ehemaligen mit Feldsteinen gepflasterten
Wirtschaftshof umrahmt. Zur Gartenseite, die zum Rosental gerichtet ist, weist das
Schlösschen drei Stockwerke auf und liegt tiefer. Das Schlossturm im Mitteltrakt befindet
sich in der Achse einer der Alleen, die auf das von August dem Starken geplante, aber nie
erbaute Schloss im Rosental zulaufen sollte. In den arkadenartigen Flügelbauten, die den
bürgerlichen Barockgarten seitlich begrenzen, befanden sich 1756 eine Kegelbahn, 1793 ein
Billiardsaal, eine Gartenzimmer und eine Orangerie. Die innere Gestaltung des Schlosses,
beeinflusst durch die französische Palaisarchitektur, insbesondere der Türen, Kamine und
Paneele ist ebenfalls auf Richter zurückzuführen. Der Siebenjährige Krieg (1756-1763)
verhinderte jedoch die Fertigstellung des Gebäudes, da der Bauherr Kontributionszahlungen
an den preußischen Sieger leisten musste. 1770 starb Richter. Die Witwe heiratete den
Leipziger Universitätsprofessor für Geschichte, den Kursächsischen Hofrat und
Hofhistoriograph Johann Gottlob Böhme, der die Innenausstattung des Schlosses unter
klassizistischem Einfluss vollendete. Als Kunstsammler brachte er in den Erdgeschossräumen
858 und in den Seitenflügeln 266 Kupferstiche unter. Außerdem verfügte Böhme über eine
Privatbibliothek von 455 Bänden. Böhmes Freund, Adam Friedrich Oeser, Kursächsischer
Maler und Bildhauer, der 1765 die Leipziger Kunstakademie leitete, ist die Bemalung des
Festsaals im Obergeschoss und das dort befindliche Deckengemälde „Der Lebensweg der
Psyche“ zu verdanken. Das Deckengemälde im Erdgeschosssalon dagegen stammt von einem
unbekannten Künstler aus einem anderen barocken Richterschen Gartenschlösschen, das nach
Abriss des Gartenhauses 1885 im Stadtgeschichtlichen Museum ausgestellt, nach 1945 im
Depot eingelagert und 1988 wieder entdeckt wurde.
Nach dem Tod Böhmes uns seiner Frau verhalf 1770 bis 1788 Johann Hieronymus Hetzer das
Schloss zum „Musenhof des Rosentals“, der Schiller und den Körnerschen Freundeskreis als
Gäste anzog. Das gesamte Schloss und gut wurde 1792 der Stadt Leipzig übereignet und dann
teilweise verkauft. Den Buchbestand übernahm vollständig die Leipziger Stadtbibliothek.
Ehe 1832 der Halberstädter Domherr Karl Wilhelm Rudolf von Alvensleben das Schloss in
Familienbesitz nahm, diente es als Hauptquartier der französischen Armee, später als
Militärhospital. Um 1900 bewahrte Carl Georg Nitzsche das desolate Gebäude vor dem
Abriss und ließ es restaurieren. Nach 1937 stand es kulturellen Zwecken zur Verfügung. Der
Zweite Weltkrieg hinerließ auch an dem Schloss schadhafte Spuren, die man in den
Folgejahren zu beheben versuchte. 1950 bis 1985 war das Bacharchiv darin untergebracht.
Eine grundlegende Sanierung erfuhr das Gohliser Schlösschen aber erst nach 1994. Der
Öffentlichkeit zugänglich durch ein breites anspruchsvolles Veranstaltungsangebot ist es seit
Oktober 1998. Sogar Hochzeitspaare können sich hier trauen lassen. Eine vorzügliche
Gastronomie im Ostflügel des Schlosses sorgt nicht nur für kulinarischen Genuss. Die
historischen Gastzimmer lassen Kultur und Geschichte faszinierend lebendig werden.
Führungen bieten nicht nur einen interessanten Einblick in die Kultur- und Baugeschichte des
Gohliser Schlösschens, sondern wecken bei dem Besucher den Respekt vor dem Bemühen der
Stadt Leipzig und dem Engagement der Sponsoren, ein einzigartiges Kulturgut zu bewahren.
Jana Winkler
LVZ, 15./16. Januar 2000
Freikarten für Filmwoche
Adel und Intrigen im Gohliser Schlösschen
Nun hat auch das Gohliser Schlösschen eine Leinwand und zeigt ab Dienstag Filme, die ins
barocke Ambiente passen. Die durchweg sehenswerten Meisterwerke in hochrangiger
Besetzung zeigen das Leben am Hofe mit allem, was dazu gehört: Adel, Intrigen, Affären.
Zum Auftakt hassen, lieben und betrügen sich Glenn Close und John Malkovich in
„Gefährliche Liebschaften". „Ridicule" zeichnet am Mittwoch ein realistisch-ironisches Bild
der Dekadenz am Französischen Hof des 18. Jahrhunderts. Mit „Amadeus" (Donnerstag)
setzte Regisseur Milos Forman Wolfgang Amadeus Mozart ein faszinierendes Denkmal. Zum
Abschluss ist am Freitag die Neuverfilmung des Mantel- und Degen-Klassikers „Der Mann
mit der eisernen Maske" zu sehen, mit einem langmähnigen Leonardo di Caprio sowie
John Malkovich, Gerard Depardieu und Jeremy Irons als alternde Musketiere im Frankreich
des 17. Jahrhunderts. Die Filme beginnen jeweils 20 Uhr
Top-Magazin Leipzig, Januar 2000
Kunst im Schlösschen
Leipzig hat einen neuen Ausstellungsort: Ein Jahr nach der Wiedereröffnung des Gohliser
Schlösschens werden die Räumlichkeiten erstmals für künstlerische Präsentationen genutzt.
So sieht es das Nutzungskonzept für das im alten Glanz erstrahlte Gebäude an der
Menkestraße vor. Schwerpunkt der Ausstellungen wird die Fotografie bilden. „Das Thema ist
fest mit Leipzig und der Hochschule für Grafik und Buchkunst verbunden. Aber hier kaum in
einer Einrichtung vertreten“. Erklärt Martin Eberle als Leiter des Schlösschens. Zum Auftakt
fiel die Entscheidung für Arbeiten von Andre Köhler. Der Absolvent der Hochschule für
Grafik und Buchkunst widmete sich in seiner Diplomarbeit der ostdeutschen
Museumslandschaft. Von Stralsund bis Sonneberg war er unterwegs, um sich mit der Kamera
in Depots, Sammlungen und Ausstellungen umzusehen. Das Ergebnis sind unbestechliche
klare, fast nüchterne Schwarzweißfotografien, die neben Statischem auch die der Wende
hervorgebrachten Wechsel anschaulich werden lassen. Beispielsweise indem in den Museen
bisweilen nur die Beschriftungen der Objekte ausgewechselt und ihnen damit eine neue
Bedeutung gegeben wurde. Das Museum als „Hort der Wahrheit“ wird so zu einem Ort für
Umdeutungen der Geschichte. Doch es ist nicht selten das Alltägliche, das, aus Köhlers
Blickwinkel betrachtet, einen unerwarteten spannenden Reiz gewinnt.
LVZ, 04.01.2000
Musik a la –saunt-exupery
Kleiner Prinz im Gohliser Schloss
Der zweite Nachmittag des neuen Jahres bestach an den Ufern der Pleiße mit knackiger Kälte,
blauem Himmel und strahlender Sonne.
Ein Wetter ganz nach dem Geschmack des kleinen Prinzen. Also beschloss er, trotz
Neujahrsmüdigkeit einen Spaziergang zu machen. Schlaftrunken schlenderte er vor sich hin
und sog die frische Winterluft ein, bis sein Blick an einem wunderschönen Schloss empor
wanderte. Neugierig trat er näher. Einige Menschen verschwanden darin. Er ging noch näher
heran und las auf einem Plakat „Musik für den kleinen Prinzen im Gohliser Schlösschen“.
Verdutzt hielt er inne. Musik für m ... mich? Der Kleine machte große Augen. Bald darauf
fand er sich inmitten von Menschen im kleinen Saal wieder.
Der Gitarrist Roger Zimmermann bewegt sich in seinem Solo-Konzert deutlich auf
südländischem (Spanisch-lateinamerikanisch-italienisch) Pfade: „El Decameron Negro“ des
Kubaners Leo Brouwer basiert auf der gleichnamigen Sammlung afrikanischer Geschichten.
Lautmalerisch setzte der kubanische Komponist diese in Musik um. Einfühlsam interpretiert
sie Roger Zimmermann. Nahtlos steigert sich stille Beschwörung zum feurigen Flamenco in
Joaquin Rodrigos „Invocation y Danza“.
Neben Liedermacher Kurt Demmler verewigte auch Carlo Domenixoni den kleinen Prinzen
musikalisch: In kurzen Skizzen tauchen Prinz, Fuchs, Säufer, Laternenanzünder auf. Die
Themen ähneln sich: Leise und nachdenklich – wie bei Saint-Exuperys berühmtem Märchen
auch für Erwachsene eben. Musik gewordene Meditationen über ein faszinierendes Buch.
Ohne Lautmalerei.
Einzig das Echo in den Bergen hallt unverwechselbar wider, und mit zischelnd -schlängelnder
Melodie kommt die Schlange daher.
Kamü
LVZ, 14. Dezember 1999
Schubert-Quartett in spanischer Lesart
Iturriagagoitia - dies kommt aus dem Baskischen und heißt so viel wie „Quelle von oben".
Die Unaussprechbarkeit des Namens veranlasste das dazugehörige Streichquartett, sich
schlichtweg Iturriaga-Quartett zu nennen. Vier junge Musiker, die an der Leipziger
Musikhochschule studieren, fanden sich bereits vor Jahren zusammen: Aitzol Iturriagagoitia
und seine Schwester Iokine, Katia Stodtmeier und Rebekka Riedel.
Am Sonntagnachmittag musizierten die vier im Gohliser Schlösschen innerhalb der Reihe
„musica studiorum", die monatlich jungen Musikhochschultalenten Auftrittsgelegenheiten
bietet. Und natürlich brachte das Iturriaga-Quartett neben Deutschem auch Baskisches mit.
Bei Schuberts frühem Quartett D-Dur D 94 (nicht wie angegeben D 92!) paarte sich
jugendfrische Musizierfreude mit baskischem Temperament. Welten taten sich auf zwischen
dem fahlen Hauptthema des Kopfsatzes, dem anmutigen Andante, dem beinahe walzernden
Menuett und dem Saitenfeuerwerk des Finales.
Schubert in spanischer Lesart halt. Dagegen wirkte der „baskische" Programmteil („Tema
variado en cuarteto" F-Dur op. 17 des früh verstorbenen Schubert-Zeitgenossen Jüan
Crisötomo de Arriaga) beinahe zahm. Interessant hier die solistischen
Offenbarungsmöglichkeiten jedes Quartett-Mitgliedes. Nach der Pause noch ein
Temperament -gewürzter Schumann (Quartett A-Dur op. 4 1/2).
Katrin Seidel
Zeitpunkt, November 1999
Barock – Kulisse offen für Ideen
Das Gohliser Schlößchen galt am Anfang des Jahrhunderts als „Musenhof" am Rosental.
Über viele Jahre wurde immer wieder gebaut und auch dazwischen gab es hier Literatur,
Musik und Theater. Das Schauspielhaus feierte u. o. „Guten Morgen, du Schöne" Aufführungsserien.
Im letzten Sommer betrat Goethes „Stello" mit ihrem Gefolge die Bühne vor der barocken
Kulisse. Der Kartenvorverkauf florierte bestens, an manchen Tagen gab es
Doppelvorstellungen. Die Schauspieler hatten sich das Stück geradezu erkämpft, Susanne
Schein beschrieb das so: „Die Endproben im Freien waren die Hölle, entweder war es kalt
und wir froren oder bekamen Sonnenbrand." Das „Schlößchen" gehört dem Kulturamt.
Steffen Mohr und Henrike Spoerhase haben hier zum Herbstanfang schon über „Die Liebe
und die Geisterbahn" philosophiert. Dr. Martin Eberle, der Leiter des Gohliser Schlößchens
sagt: „Wir sind offen für alle Ideen, der Oesersaal im Obergeschoß und der Salon im Parterre
stehen zur Verfügung! Wir haben schon Pläne mit dem Ballett der Oper Leipzig." Ab neuem
Jahr wird es jeden Sonntag um 15.00 Uhr ein Konzert geben, bei dem auch Opern-,
Operetten- und Musicalsänger gefragt sind. Das Schauspiel wird im nächsten Sommer
Molieres „Gaunerstreiche des Scapin" spielen und es wird im April ein Liedermacherfestival
geben. Wenn es nach Eberle geht, könnte auch das Ballett der Oper ein Open-Air spielen. Das
Gohliser Schlößchen baute sich einst ein vorbildlicher Leipziger Kaufmann, denn welcher
Kaufmann lässt heute schon in seinen Mauern Theater zu?
Leipziger Amtsblatt, 6. November 1999
Ein Jahr nach der Wiedereröffnung: Designierte Schlossherrin schreibt Geschichte –
neuer Schlossherr schmiedet Pläne
26 Jahre lenkte und leitete Brunhild Vollstädt die Geschichte des Gohliser Schlößchens mit
großem Engagement und Einfühlungsvermögen. Im Mai 1999 ging sie in den wohlverdienten
Ruhestand und übergab das Zepter an Dr. Martin Eberle, der vom Museum für
Kunsthandwerk an das altehrwürdige Schloss als neuer Hausherr wechselte. Ihre Geschichte
und seine Pläne waren Thema eines ersten Pressetermins.
„Und, wollen Sie es immer noch übernehmen?" fragte die Stadtbezirksbairätin wenig
hoffnungsvoll Brunhild Vollstädt 1973 nach einer ausführlichen Besichtigung des zum
„Nobelwohngebietstreff" verkommenen Schlößchens. Mit einem entschiedenen „Ja" nahm die
designierte Schlossherrin damals diese Herausforderung an; wohl wissend, das hier ein hartes,
unwegsames, dennoch aber spannendes Stück Arbeit vor ihr liegen würde. Schon wenig
später begann Brunhild Vollstädt mit der aufwendigen Bestandsaufnahme: Bausubstanz
musste gesichert, danach saniert, Technik erneuert, das von den Putzfrauen bereits in
Beschlag genommene barocke Mobiliar vorerst repariert, später aufgearbeitet,
Veranstaltungsreihen ins Leben gerufen und das entsprechende Publikum auch ohne Werbung
ins Haus geholt werden. Doch das Motto hieß zunächst immer wieder: „Improvisieren
mangels Kapazität". Allein das Zauberwort „Messe" ließ die Wächter des Mangels gnädig mit
der Bittstellerin Vollstädt umgehen. Dennoch löste ein Provisorium das andere ab. Doch eine
von Ideenreichtum und Idealismus beseelte Leiterin und ein dankbares Publikum, das den
verblassten Charme des Schlößchens liebte, etablierten mit dem Haus eine Kulturstätte, in der
die Künstler gern zu Hause waren. Ob Ballett, Theater, Konzert - die Veranstaltungen liefen
dauerhaft mit großem Erfolg.
Doch mehr als Kultur waren „Überlebensstrategien" gefragt, und die fand Brunhild Vollstädt.
Ihrem unermüdlichen Einsatz war es zu verdanken, dass ab 1978 sporadisch
Teilsanierungsmaßnahmen vorangetrieben werden konnten, die sich bis 1989 erstreckten.
Leider erwiesen sich diese Arbeiten als mangelhaft: fehlende Fachkenntnis und
unzureichende Ausführung hinterließen gravierende Spuren.
Erst nach 1989 bekannte sich die Stadt Leipzig wirklich zu ihrem Schlößchen. Aber ist die
Generalsanierung eines Barockschlösschens im Spannungsfeld zwischen Arbeitslosigkeit und
Sozialabbau politisch durchsetzbar? Doch im Anblick von fortschreitendem Schwamm und
Braunfäule verließ Brunhild Vollstädt die anfängliche Ratlosigkeit. Sie schrieb hunderte von
Bettelbriefen, organisierte Benefizveranstaltungen, ließ den Freundeskreis des Schlößchens
wieder aufleben und legte selbst mit Hand an.
Für 14 Mio. DM - Denkmalfördermittel, Sponsorengelder und städtische Finanzen - konnte
das barocke Kleinod ab 1993 vollständig fachgerecht saniert und am 28. Oktober 1998
übergeben werden. Im Dezember eröffneten „Die Heiteren Restaurants" im Gohliser
Schlößchen ihren Betrieb.
Jetzt könnte sich die langjährige Direktorin zurücklehnen, die Früchte ihrer Arbeit genießen aber seit Mai diesen Jahres dreht sie nicht mehr den Schlüssel im Schloss. Den hat Brunhild
Vollstädt dem 29 Jahre jüngeren Dr. Martin Eberle überlassen, der sich mit Freude „ins
gemachte Nest setzt", wie er selbst gesteht. Daher wird er beibehalten, was bisher Anklang
gefunden hatte: das klassische Sonntagskonzert, ab kommendem Jahr jeden Sonntag, 15 Uhr,
das Sommertheater, die erfolgreichen „Gohliser Bürgerkonzerte" sowie die Reihe „musica
studiorum", in der sich Studenten der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy"
vorstellen. Um Ideen, die Akzeptanz des Hauses weiter auszubauen, ist er dennoch nicht
verlegen. So will er mehr junges Publikum ins Schlößchen holen. Jazz- und Liederabende
sowie Film- und Ausstellungsprojekte sind dazu angedacht, ein Neujahrsempfang und ein
Sommerfest geplant. Monatlich einmal wird die Oper Sänger vorstellen und das Schauspiel
denkt über Lesungen im Schlößchen nach.
Und noch eine Novität: wer sich traut, kann standesamtlich getraut werden im barocken
Ambiente (ab 22.2.2000 jeden l. Freitag im Monat). Außerdem stehen die Räumlichkeiten
schon jetzt zur Vermietung offen (Tel.58 96 90).
Und wie bewältigt die aktive Alt-Chefin ihren neuen Alltag? Ruhestand, wie die offizielle
Sprachregelung heißt, wird es für sie so nicht geben - noch viel zu viel ist aufzuarbeiten.
Geschichte, Daten, Zahlen, Fakten rund um ihr geliebtes Schlößchen will sie recherchieren
und auswerten, denn als Archivarin hat sie sich während ihrer aufreibenden Dienstzeit nur
privat betätigen können.
Bild, 29. Oktober 1999
Für 800 Mark: Heiraten im Gohliser Schlößchen
Die Touristenbusse fuhren immer am Gohliser Schlößchen vorbei. Seit einem Jahr aber
halten sie an. Denn das barocke Kleinod in der Menckestraße, lange Zeit hinter Baugerüsten
verborgen, ist zum Höhepunkt jeder Stadtrundfahrt geworden.
Allein in den ersten drei Monaten nach der Wiedereröffnung kamen 8000 Besucher.
Verwalter Martin Eberle ist zufrieden: „Wir haben die Zahl der Veranstaltungen um ein
Drittel gesteigert."
Zu manchen Events kämen sogar doppelt so viele Besucher, wie eigentlich erwartet.
Ab Februar kann in dem 250 Jahre alten Prachtbau auch geheiratet werden. Fürstliche
Tagesmiete: 800 Mark. Einziges Manko: Das Rauchverbot im Schlößchen bleibt auf alle
Fälle bestehen. Die Denkmalschützer wollens so...
LVZ, 29. Oktober 1999
Gohliser Schlößchen will sich zukünftig auch einem jungen Publikum öffnen
Und noch ein historisches Leipziger Gebäude lockt mit Kulturangeboten
Das Gohliser Schlößchen setzt auf die Jugend. Nach den Worten des neuen „Schlossherrn"
Martin Eberle, der gestern von seiner Vorgängerin Brunhild Vollstädt offiziell das Zepter
übernahm, sind im nächsten Jahr Lieder- und Jazzabende sowie Filmvorführungen für junge
Leute geplant. Vorrangig an diese Altersgruppe richtet sich auch das neue Angebot, in den
prächtigen Räumen des Barockbaus den Bund fürs Leben zu schließen (die LVZ berichtete).
Hochzeiten werden ab 22. Februar an jedem ersten Freitag im Monat möglich sein.
„Die erfolgreich etablierten Veranstaltungen wollen wir aber in jedem Fall beibehalten",
versicherte Eberle. Das betrifft vor allem die Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus, das
auch im Jahr 2000 mit seinem „Sommertheater" im Garten des Schlößchens gastieren wird.
Fortgesetzt werden zudem die erfolgreichen Reihen „Gohliser Bürgerkonzerte" und „Musica
studiorum" sowie die klassischen Sonntagskonzerte. „Künftig wird auch die Oper einmal im
Monat zu Gast sein und einen Sänger vorstellen", kündigte Eberle an. Mit der Öffnung der
Westarkade im kommenden Jahr hat das Gohliser Schlößchen dann auch Platz für
Ausstellungen.
LVZ, 23./24. Oktober 1999
Handgelenksübungen eines ganz Großen
Ofelia Sala und Donald Sulzen mit Liederabend im Oesersaal des Gohliser Schlößchen
Von der Opernbühne aus hat Ofelia das Leipziger Publikum längst erobert. Als Sophie
(Rosenkavalier), als Gilda (Rigoletto), Gretel, Engel (Saint Francois d'Assise). Aber die
Intimität eines Liederabends im kleinen Kreis ist etwas anderes, drum war die Spannung
vorab groß. So klein war der Kreis dann allerdings nicht. Die Karten für den Oesersaal des
Gohliser Schlößchens waren seit Wochen vorgemerkt.
Sala sells. Weil sie lebt, was sie singt. Mit naivem Pathos, beinahe kindlicher Verzückung,
vielsagendem Augenaufschlag. Da stört es nicht weiter, dass ihr Schubert bisweilen mehr
Opernluft schnuppert, als es sich geziemte (Liebe schwärmt auf allen Wegen). Der Spanierin
glaubt man, was sie musikalisch zu sagen hat. Man glaubt es bei Schubert und Brahms - bei
Rossini und Granados sowieso.
Als Rossini nach „Teil" keine Lust mehr zum Komponieren hatte, verlegte er sich aufs
Kochen und darauf, einen der aufregendsten Pariser Salons zu führen. Dafür fiel dann doch
immer wieder ein Werkchen an. Viele erschienen später als „Serate musicali" - wunderbare
Handgelenksübungen eines ganz Großen. Schlicht und innig, zart und witzig, melancholisch
und kokett. All das transportiert Salas wunderbare Stimme, für all das malt Sulzen am
Blüthner -Flügel üppige Prospekte.
Als Spanierin ist Sala es den Leipzigern nachgerade schuldig, dass sie sie mit ihren
komponierenden Landsmännern bekannt macht. Mit Enrique Granados etwa, dessen
wunderbares Liedschaffen hierzulande beinahe vollständig unbekannt ist. Oder - bei den
Zugaben - mit Toldrä oder Turina oder Ginastera (der allerdings Argentinier ist). Und auch
hier sagt sich Sala nicht „Öle - und durch", sondern nimmt ernst, gestaltet gefühlige Szenen
aus jedem noch so schlichten Satz.
Ein schöner Abend - und Auftakt für mehr: Ab Februar ist die Oper Leipzig regelmäßig im
Gohliser Schlößchen zu Gast.
Peter Korfmacher
LVZ, 20. Oktober 1999
Wer sich traut, kann´s bald im barocken Kleinod wagen
Heiraten im Schloss - ab Februar sollen die Leipziger den „schönsten Tag des Lebens" in
barockem Ambiente verbringen können: Das Gohliser Schlößchen in der Menckestraße bietet
sich als romantische Kulisse dafür geradezu an. Bisher können nur im Stadthaus und' im
Mendelssohnhaus die Ringe getauscht werden. „Leipziger haben mir erzählt, dass sie im
Schloss Moritzburg geheiratet haben, andere sind eigens dafür nach Machern gefahren",
erzählt Lutz Albrecht, gastronomischer Pächter der „Heiteren Restaurants im Gohliser
Schlößchen". Deshalb kamen er und „Schlossherr" Martin Eberle vom Kulturamt auf die Idee:
Was anderswo geht, müsste doch auch in Leipzig möglich sein.
Erste Gespräche mit dem Standesamt stimmten optimistisch. Zwar äußerten sich Vertreter
dieser Institution gestern sehr zurückhaltend, doch nach den Worten Albrechts sollen am 22.
Februar 2000 erstmals Paare empfangen werden, die sich trauen. „Danach sind an jedem
ersten Freitag im Monat Hochzeiten geplant", so Martin Eberle.
Getraut werden soll im Oesersaal, genau unter dem Gemälde „Lebensweg der Psyche".
Gefeiert werden dann im Steinsaal, in der Orangerie oder im Salon.
Ob die Standesbeamten irgendwann auch sonnabends im Schlößchen Verliebte
zusammenschmieden, steht noch in den Sternen. „Am Wochenende finden in unserem Haus
Konzerte und Lesungen statt", sagt Martin Eberle. Diese Termine müssten dann mit den
Trauungen unter einen Hut gebracht werden.
LVZ, 27. September 1999
1001. Versuch, die Liebe zu besingen
Es war so eine schöne Idee. Der festliche Oeser - Saal im Gohliser Schlößchen und dann ein
Liederabend über „Die Liebe & die Geisterbahn". Auch wenn es schon 1000 Mal geschehen
sei, Stoffen Mohr und Hendrike Spoerhase wollten eben den 1001. Versuch wagen, von der
Liebe zu singen.
Von Gitarre und einer etwas biederen Blockflöte begleitet, klang es zunächst von Abendstille
und Morgenrot, Lust und Wille und täglich Brot. Solides musikalisches Handwerk und eine
autodidaktisch geschulte Männerstimme - so hätte es weitergehen können. Ging es aber nicht.
Der Anfang vom Ende begann mit Textschnitzern, verdeutlichte sich bei langweilig
vorgetragenen Liebesgeschäft-Klischees und wirkte nur noch wie eine Farce - bei aller Freude
über kulturelles Engagement und trotz vereinzelter schmackhafter Geistesfrüchte von Stoffen
Mohr. Doch wenn Hendrike Spoerhase das Wort „Cybersex" in ihren schüchternen Mund
nimmt, wirkt das genau so peinlich, wie wenn der singende Krimi-Autor direkt und
unverblümt über Deckbullen reden will und dabei doch nur verkorkste Pornografie
herauskommt.
Einzig bei den frech drauflos gereimten Balladen von den jungen Frauen aus Neu-Paunsdorf,
der Geschichte von Ellas Kiosk und mit Abstrichen noch bei dem auf verrucht getrimmten
Titel „Ich bin der Pulk" gab sich der Applaus nicht nur freundlich, sondern angetan. Bei
solchen Liedern hätte Mohr bleiben können, bleiben müssen. Vitalität und ein Schuss
gesellschaftskritischer Mutterwitz- das ist seine Art und Stärke.
Joachim Seidel
LVZ, 30. August 1999
Dramatik und melancholischer Mond
„Liedernachmittag zum 250. Geburtstag“ Goethes mit Peter Meyer und Antje
Perscholka
„Wir sind nicht; zufällig hier!'', verriet Peter Meyer mit Blick an die Decke des Festsaales im
Gohliser Schlößchen. Dort prangten Gemälde des Malers und Bildhauers Adam Friedrich
Oeser, in dessen Schule ein junger Mann während seiner Leipziger Studienzeit
Zeichenunterricht nahm – Johann Wolfgang von Goethe. Nicht erst zu dessen 250. Geburtstag
am Sonnabend hat das Thema „Goethe und die Musik" Interesse auf sich gezogen. Im
Konzert nun lassen sich diese Vertonungen entweder thematisch bündeln, wie jüngst in einer
Matinee im Mendelssohn-Haus mit Liedern des Gretchens aus „Faust" oder sie lassen sich
frei zusammenfügen - wie im bestens besuchten Konzert am Sonnabend im Gohliser
Schlößchen.
„Liedernachmittag zum 250. Geburtstag" nannte sich , das reichlich einstündige Konzert mit
dem bekannten Leipziger Pianisten Peter Meyer und der renommierten jungen Sängerin Antje
Perscholka, die bereits mehrmals zusammen konzertierten. Doch Meyer wollte das Programm
der Farbigkeit halber bewusst weiter fassen und brachte neben Goethe-Liedern von Schubert,
Mendelssohn und Schumann auch Klavierwerke: einige der Mendelssohn'schen „Lieder ohne
Worte" sowie aus Schumanns „Fantasiestücken" op.12 Bekanntes wie den „Aufschwung"
oder „Warum?" - natürlich frei von jeglichem Goethe-Bezug. Meyer setzte mit diesen
Instrumentaleinlagen abwechslungsreiche Einschnitte zwischen die Lieder, deren Auswahl
dem Künstlerpaar bei dem Überangebot natürlich schwer gefallen war.
Die fünf Schubert-Lieder, bot Perscholka (Sopran) mit bemerkenswert guter
Textverständlichkeit, warmen umverbrauchtem Timbre und ausgewogener Gestaltung.
Gleiches dann bei den beiden Liedern Mendelssohns („Die Liebende schreibt" und
„Suleika"), während die sechs Schumann-Lieder noch ganz andere Stimmungsnuancen
offenbarten, wie ein gewisses Plus an Dramatik bis hin zu kecken Untertönen. Da passte auch
die erste Zugabe (Schuberts Publikumsliebling, das „Heideröslein") während sein „An den
Mond" mit melancholischer Färbung gerade deshalb einen Bogen zum Konzertbeginn schlug.
Katrin Seidel
Leipziger Amtsblatt, 14. August 1999
Neuer Leiter des Gohliser Schlößchens
DR. Martin Eberle, bisher verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Museum für
Kunsthandwerk, hat zum l. August die Leitung des Gohliser Schößchens, das unter der Regie
des Kulturamtes steht, übernommen. Er tritt damit die Nachfolge von Brunhild Vollstädt an,
die in diesem Jahr aus Altersgründen ausschied.
Zeitpunkt, August 1999
Wenn Wettergötter angebetet werden und Autosirenen mitspielen
Die Schauspielstudenten starteten vor über zehn Jahren mit Sommertheateraufführungen im
Freien und setzten einen Virus aus, der Jahr um Jahr immer mehr Produktionen hervorbringt
und allem Anschein nach auch ein sommerabendlich umherziehendes Theaterpublikum
anlockt. Der Wettbewerb zeigt sich auch hier in umkämpften oder leer bleibenden Plätzen.
Hier einige von viel, viel mehr Produktionen: Das Schauspielhaus ist von der City nach
Gohlis gezogen, vors Gohliser Schlößchen, das vor dem zweiten Weltkrieg schon mal der
„Musenhof am Rosental" war. Nach jahrzehntelangen Bauarbeiten hat es jetzt auch wieder
seine Gartenfront offenbart. Schon zur Premiere waren alle Vorstellungen von „Stella" im
Garten ausverkauft, obwohl hier nicht der viel beschworene, bewährte und leicht verdauliche
Sommertheaterulk geboten wurde, sondern Goethes ernste Dreiecksgeschichte. Schauspielerin
Martina EitnerAcheampong gab noch eins drauf, weil sie die Protagonisten nicht sterben ließ,
wie in der letzten Fassung Goethes vorgesehen, sondern sie gibt der Beziehung eines Mannes
mit seinen zwei Frauen Hoffnung. Fernande (Dirk Audehm) ist nicht der große Frauenheld
und Aufreißer, sondern er wird umspielt (von lsabel Schosnig und Susanne Stein).
„Der neue Menoza" von Jakob Michael Rainer Lenz, ein Stück über den Umgang mit Liebe,
Geld und Ausländern, gezeigt von den Studenten des zweiten Studienjahres aus der
Hochschule für Musik und Theater, ließ den jungen Tragöden und Komikern ihrem Affen
Zucker geben. Zensuren gab es darauf zwar nicht, wie Fachrichtungsleiter Prof. HansChristian Neumann sagte, doch wer besonders gut sei, könne seine Noten noch verbessern.
Shakespeares „Sommernachtstraum" mit einem Autowrack als Liebesnest zeigte das Theater
FACT unter dem Sternenhimmel in den Mauern von „Webers Hof in der Hainstraße. Ev
Schreiber hat erstaunliches Feeling dafür, klassischen Text nicht abstürzen zu lassen, auch
wenn er von irren Figuren herausgelassen wird. Claudia Hoffmann, Martin Frolowitz,
Wolfgang Labud, Katia Schäfer, Marius Tust und die anderen sind über die letzten Sommer
zu einer saukomischen Commedia zusammengewachsen.
Die Oper zog erstmals unter freien Sommerhimmel, weil die fast 40 Jahre alten Eisen und
Hölzer der Bühne erneuert werden müssen. Für „Zar und Zimmermann" wurde kein
Bühnenaufwand gescheut und es machte Spaß, auch mal dem Orchester zuzusehen, das
manchmal feiner klang, als sonst im Hause. Je dunkler der Himmel wurde, umso schöner
wurden Szene und Licht.
Eine besondere Marketing-Blüte war die Aufführung von Glucks „Orfeo“ in der Kirchenruine
Wachau, ganze zwei Aufführungen hatte dieses Projekt.
Der August hat noch Sommerpremieren parat: u. a. spielt die Inselbühne in der Moritzbastei
und, das Theater FACT bringt Goethe „Mitschuldige" heraus.
FAZ, 14. März 1999
Ortswechsel, Schöner Schwindel
Gleich um die Ecke von Schillers Leipziger Bude, wo der Dichter angeblich die „Ode an die
Freude" geschrieben haben soll, in der Menckestraße des einstigen Bauerndorfs Gohlis steht
ein kleines Rokoko-Schloss. Bürgerlich war sein Bauherr, der werte Handelsmann Johann
Caspar Richter, wie man noch heute daran erkennt, dass das Palästchen keine Freitreppe hat.
Bildungsbürgerlich war der zweite Besitzer, der belesene Geschichtsprofessor Johann Gottlob
Böhme; wie man noch heute am Bestand der „Bibliotheca Villatica Gohlisiana"
nachvollziehen kann, die als Legat Böhmes in den Bestand der hiesigen
Universitätsbibliothek überging. 450 Bände umfasst diese Hinterlassenschaft, doch es muss
noch weitaus mehr bibliophile Kostbarkeiten gegeben haben in den schmucken Räumen des
Schlosses, denn als man bei Restaurierungsarbeiten einen vermauerten Kamin öffnete, fand
sich ein Büchercache, in dem etliche prachtvolle Werke zur Gartenkunst die Zeit seit 1813
überdauert haben, als ihr schongeistiger Besitzer sie wohl im Vorfeld der Völkerschlacht dort
hatte einmauern lassen. Mittlerweile ist das Gebäude aufs schönste herausgeputzt, prächtig
strahlen die freigelegten und aufgefrischten Deckenvedouten von der Hand Adam Friedrich
Oesers auf den Besucher herab, und auch die Trompe d'ceuil-Malerei an den Seitenwänden
des Festsaals ist wieder ganz dem Urzustand angeglichen. Doch wo sind die Bücher, für die
Böhme im Erdgeschoß so prächtige Vitrinenwandschränke anfertigen ließ?
Hinter dem Glas glaubt man sie noch ausmachen zu können, doch was für eine seltsame
Auswahl in der heutigen Bibliotheca Villatica Gohlisiana! Da steht Victor Hugo neben
Dickens, mehrere rote Bände über „Ancient Egypt", „Ancient Greece" oder „Ancient Rome"
in Nachbarschaft einer Monographie über Raffael; Und das nicht einmal, sondern mehr-, ja
halbdutzendfach, mit schöner Regelmäßigkeit in jedem Wandschrank. Auch ein einsamer
Band der seligen „Bibliothek der Weltliteratur" aus dem Aufbau-Verlag, ganz im typisch
farblosen Gelbgrau gehalten, lugt hinter jedem Glas hervor.
Das liebe Geld fürs Gohliser Schlößchen - für Bücher hat's nicht mehr gereicht. Deshalb
haben die Findigen Denkmalpfleger eine Büchertapete in die Vitrinenscheiben geklebt,
gerettet wohl aus alten DDR-Beständen und selbst vielleicht eine Rarität. Doch was steckt
dahinter? Eine der Türen ist nur angelehnt, und als die nimmermüde Aufmerksamkeit des
weiblichen Zerberus nachlässt, riskieren wir einen Blick in den antiken Buchbehälter. Er ist
randvoll - voller Klopapier- und Krepprollen. Wo unsere Altvorderen ihr liebstes Papier
aufreihten, verstecken wir heute das ungeliebteste. Aber hinter schöner Fassade.
Andreas Platthaus
LVZ, 06. Januar 1999
Gohliser Prachtbauten haben marode Nachbarn
So manchen Leipzig-Besucher packt das kalte Grausen auf dem Weg vom Gohliser
Schlößchen zum Schillerhaus: In der Menckestraße fällt sein Blick auf ausgediente
Fabrikgebäude und verfallene Wohnhäuser. Auch der Bürgerverein Gohlis ist unzufrieden mit
dem Gesicht des Viertels – er mahnt eine Satzung an. Die Stadtverwaltung hat zwar ein
Konzept, doch fehlt es bisher an Geldgebern.
Wer auf der Stadtrundfahrt durch Leipzig nach Gohlis kommt, muss jäh die Gefühle
wechseln: Noch beeindruckt vom prachtvoll Wiederhergerichteten Gohliser Schlößchen, sieht
er sich plötzlich sanierungsbedürftiger Bausubstanz gegenüber. In der Menckestraße fällt der
Blick zuerst auf die ehemaligen „Goldeck"-Gebäude, die seit langem leer stehen. Die Anlage
war 1872 von Adolph Schütte-Felsche als „Fabrik für Kakao- und Schokoladenherstellung"
gebaut worden. „Es hat nach der Wende mehrere Interessenten gegeben, doch letztlich
scheiterte die Sanierung an den hohen Kosten", sagt Uwe Mietke vom Stadtplanungsamt.
Die Anlage stammt aus der Gründerzeit, das Gebäude an der Straße steht unter
Denkmalschutz. „Die Fabrik ist etwas Typisches für das alte Gohlis und soll auf keinen Fall
abgerissen werden", so der Architekt. Allerdings muss erst einmal der Eigentümer gefunden
werden. Denn obwohl es im Rathaus heißt, dass das einstige „Goldeck" der TreuhandLiegenschaftsgesellschaft gehört, behauptet deren Pressesprecher Uwe Stemmler in der
Berliner Zentrale: „Das Fabrikgelände ist nicht in unserem Bestand."
Gegenüber dem Schillerhaus bröseln zwei Ruinen vor sich hin. Eines der Häuser - das
ehemalige „Ballhaus" - ist selbst nach Auffassung des Denkmalschutzes nicht mehr zu retten,
nur die Fassade zur Straßenseite soll erhalten bleiben. Doch ob und wann die Eigentümer dort
aktiv werden, ist nicht bekannt. „Denn eines der größten Probleme sind die AutoStellflächen", weiß Uwe Mietke. Deshalb würden viele Investoren vor einer Sanierung
zurückschrecken. Ungeklärt ist auch die Zukunft der einstigen Gohliser Mühle an der Ecke
Platnerstraße/Poetenweg. Das stadteigene Grundstück, auf dem verfallene Häuser und
Schuppen stehen, wurde jetzt im Internet zum Verkauf angeboten.
„Der Ortskern von Gohlis ist 680 Jahre alt, wir wollen seinen Charakter auf jeden Fall
erhalten", umreißt Uwe Mietke das Konzept der Stadt.
Derzeit werde ein Bebauungsplan erarbeitet, der bestimmte Rahmenbedingungen sichern soll.
„Viel zu spät", meint dazu Dieter Götze, der im Bürgerverein Gohlis die Arbeitsgruppe
Stadtteilerhaltung leitet. Der Bürgerverein habe bereits 1992 eine Gestaltungs- und
Erhaltungssatzung für diesen Bereich von Gohlis vorgelegt, doch diese liege bis heute „in der
Schublade".
Andrea Richter
Leipziger Rundschau, Januar 1999
Lustvolles Schlossvergnügen – mit Fips Fleischer ins 99er Jahr geswingt
„Im Lustschloss zu lustwandeln, sich bei edlen Tropfen in die Zeit hineinzuträumen, in der
Schiller und andere Geistesgrößen hier aus- und eingingen, das ist lustvolles Vergnügen",
meint Schauspieler Fred Delmare (76), die Atmosphäre im Gohliser Schlößchen genießend.
Ihm gefalle besonders das barocke Ambiente im Steinsaalrestaurant. Am Piano brillierte
Andreas Pieske.
Einst leitete er den Opernchor. Wohlklingende Weisen des kleinen Ensembles umrahmen den
klassischen Stil auch in den anderen Restaurants.
Immer wieder ins Schwärmen kommt der Leipziger Künstler Clemens Peter Wachenschwanz
bei seinem Rundgang durch das Gohliser Schlößchen. Er könne sich gut vorstellen, dass bei
so viel Schönheit urige Feste gefeiert wurden. „Da hätte ich gern Mäuschen gespielt", scherzt
der Kabarettist. Auf einen Auftritt in den Heiteren Restaurants angesprochen, zeigt sich der
Meister nicht abgeneigt. Es käme auf einen Versuch an, sinniert er, an bestimmte Szenen
seines Repertoires denkend.
In der Orangerie von vielen Interessierten umringt: Diplom Ingenieur Architekt Gerhard
Nauber (55). Für ihn ist es ein weiterer Freudentag seit dem 28. Oktober, als endlich nach
fünfjähriger Restaurierung das Schlößchen wiedereröffnet wurde. Erst war's ein bisschen
saniertes Dach, dann musste die Turmzwiebel abgenommen werden.
So reihte sich eins ans andere, erinnert sich Gerhard Nauber. Der Leipziger mit exzellenten
Erfahrungen in der Denkmalspflege, jetzt bei der Restaurierung der Nikolaikirche in Freiberg
dabei, hat natürlich einen ganz besonderen Blick auf all die Kostbarkeiten im Schloss. Ihm
habe es besonders der Oesersaal angetan. Hier würde er gern mal selber mit seinem Sohn
Klaus (29), Tochter Sabine (27) und Ehegattin Helga ein Fest feiern, verrät er.
Ruth Hübner, eine der guten Seelen des Gohliser Schlößchens, wirbt im Salon Richter um
Aufmerksamkeit das einzige noch nicht restaurierte Bild.
Etwa 4500 DM müsste ein Sponsor dafür anlegen. Ruth Hübner liebt ihre Arbeit im Schloss.
Was ihr besonders imponiere? Alles. Jedes einzelne Detail, erklärt die 38jährige, dann doch
hinzufügend. „Vielleicht der Spiegel von 1770. Da sieht man die Falten nicht so", scherzt sie,
nennt die Meißner Konsolen, die Terra Cotta Öfen, den Ausblick auf den Lustgarten..." Auf
den macht Ruth Hübner bei ihren Führungen ebenso gern aufmerksam. Gymnasiast Sohn
Max (15) in Livree, freut sich, den Gästen zur Hand zu gehen. Historisch bekleidet auch die
Bedienung, die wie der Blitz Gewünschtes serviert.
An Restaurant-Eröffnungen schon gewöhnt, schließlich ist es seine dritte, ist der Leipziger
Lutz Albrecht (37), ein umsichtiger Gastgeber. Dank zollt er vor allem seinen Eltern Gisela
und Horst Albrecht. Seit Jahren stehen sie ihm mit Rat und Tat zur Seite. Der
Modellbaumeister, der 1986 sein Herz für die Gastronomie entdeckte, sich dafür noch mal auf
die Schulbank setzte, den Restaurantleiter machte, will mit feiner, überraschender Küche
unter Verwendung barocker Rezepturen, die Gäste verwöhnen. Das ist ihm nicht nur an
jenem Abend gelungen.
Zur Eröffnungsparty noch gesehen: Aus dem Rathaus Holger Tschense, Dr. Giradet, Richard
Schrumpf, Chef von Leipzig Tourist, Krostitz-Brauerei Geschäftsführer Wolf Welter und
Prof. Werner Tübke. Für RTL gratulierte Friedrich Schwarz.
„Endlich wieder Fips Fleischer mit Orchester erleben. Da machte uns der weite Weg bis ins
Klubhaus Leuna nichts aus", erzählen Elfriede und Egon Günther aus Paunsdorf begeistert
von ihrer Silvesterparty. „Das muss man erlebt haben, Fips Fleischer am Schlagzeug und am
Mikrofon - wie in alten Zeiten. Der Swing ist jetzt in Amerika ganz groß in Mode. Bestimmt
kommt die Swingwelle auch zu uns", äußern sich die beiden überzeugt, zumal das
Swingfieber unter den 550 Partygästen ganz schön um sich griff. Fips Fleischer und Orchester
wurden stürmisch gefeiert. „Schöner Erfolg" kommentiert die Swinglegende den LeunaAuftritt. Auch auf der Leuna-Bühne: die Leipziger Band Classic dance. „Die Jungs haben gut
gespielt", lobt Fips Fleischer die Leipziger, erwähnt, dass der Schlagzeuger einst bei ihm an
der Musikhochschule in Leipzig studierte. „Schön zu sehen, was aus Studenten geworden ist",
freut sich Fips Fleischer.
Peter Degner, Chef des Leunaer Kulturhauses, hörte gern, dass seine Party, die beste
Silvesterfete seit 25 Jahren war. Bis früh um fünfe wurde gefeiert. „Silvester ins Jahr 2000
wird im CCE Leuna die Bombe“, verspricht P.D.
Mitteldeutsche Zeitung, 17. Dezember 1998
Musenhöfe am Rosental
Neuer Glanz für zwei einzigartige Baudenkmale des 18. Jahrhunderts am Leipziger Rosental:
Nach mehrjähriger umfassender Sanierung sind das Gohliser Schlößchen und das Schillerhaus
seit Herbst wieder empfangsbereit.
Friedrich Schiller war erst 25, aber durch sein Schauspiel „Die Räuber" schon ein prominenter
deutscher Autor, als ihn begeisterte Anhänger und Freunde um Gottfried Körner im Frühjahr
1785 von Mannheim nach Leipzig lockten. Den Sommer sollte er hier verbringen.
Doch der Ostermesstrubel und mehr noch die Aufdringlichkeit neugieriger Verehrer, die ihn
wie ein „Wunderthier" bestaunten, haben ihm offenbar nur wenig behagt.
So zog er sich ins unweit gelegene Dorf Gohlis zurück, wo er zwei bescheidene Kammern
eines schlichten Bauernhauses bewohnte und in ländlicher Umgebung die erwünschte Ruhe
zur Arbeit fand.
Häufig spazierte der junge Dichter durchs nahe Rosental, saß unter der Linde vorm Haus,
schrieb am „Don Carlos", überarbeitete den „Fiesko", begann das später von Beethoven in
seiner 9. Sinfonie vertonte und damit weltbekannt gewordene Lied „An die Freude".
Seinerseits hingegen nicht verbürgt, aber wohl anzunehmen ist, dass Schiller auch im wenige
Schritte entfernten „Musenhof" des Leipziger Justiz- und Hofrats Johann Hieronymus Hetzer
zu Gast war, der gesellige Treffen arrangierte und über eine opulente Bibliothek verfügte.
Der 1755/56 für den angesehenen Kaufmann und Ratsherrn Johann Caspar Richter erbaute
spätbarocke Gohliser Landsitz galt bereits damals als schönstes bürgerliches Palais außerhalb
der Stadt. Sein nächster Besitzer, der kunstsinnige Universitäts-Professor Johann Gottlob
Böhme, ließ von Goethes Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser einen Festsaal ausschmücken
und den viel bewunderten französischen Schlosspark anlegen.
Nach wechselvoller Geschichte gelangte das unterdessen mehrfach restaurierte Anwesen
1906 endgültig in städtisches Eigentum. Ab 1935 wurde es als „Haus der Kultur" genutzt,
während des Zweiten Weltkrieges durch Bombenangriffe beschädigt, und seit 1953 diente es
wiederum, zumindest teilweise, als kultureller Veranstaltungsort - bis zur Schließung 1991
wegen akuter Gefährdung der vernachlässigten Bausubstanz.
Ende Oktober diesen Jahres nun konnten beide Musenhöfe in der Leipziger Menckestraße –
das Schillerhaus war 1995 ebenfalls wegen Einsturzgefahr geschlossen worden - nach
aufwendiger denkmalpflegerischer Sanierung wiedereröffnet werden. Zum neuen, originalen
Glanz der Schätze am Rosental haben neben der Messestadt zahlreiche Sponsoren, Banken,
Institutionen und private Spender maßgeblich beigetragen. Die umfassende Restaurierung des
Gohliser Schlößchens unter fachkundiger Anleitung der Kunsthistorikerin Sabine HocquélSchneider kostete allein über 15 Millionen Mark.
Die Rettungsmaßnahmen seien „ein gesamtdeutsches Werk", betont Schlossdirektorin
Brunhild Vollstädt. Denn es war ihr beizeiten gelungen, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz
in Bonn als Nothelfer zu gewinnen (mit insgesamt 750 000 Mark). In dem
geschichtsträchtigen Bauwerk, das dem städtischen Kulturamt untersteht, werden jetzt wieder
vielfältige kulturelle Veranstaltungsprogramme angeboten, während in den
frühklassizistischen Garten- oder Steinsaal „barocke" Gastronomie eingezogen ist.
Regelmäßige Führungen, momentan nur nach Voranmeldung möglich, sind ab Mitte Januar
geplant; am 25. und 26. Dezember wird das Gohliser Schlößchen jedoch von 15 bis 18Uhr
geöffnet sein.
Das außer montags täglich von 11 bis 18 Uhr offene Schillerhaus beherbergt nach dem hier
gleichfalls beherzigten Motto „Treue zum Original" eine neu gestaltete ständige Ausstellung
mit rund 100 Dokumenten zu Schillers Aufenthalt, seinem Freundeskreis sowie zu Leipzig
und Gohlis um 1785. Die von Hermine Rosenkranz geleitete Dichter-Klause des
Stadtgeschichtlichen Museums ist übrigens Deutschlands älteste Literaturgedenkstätte.
Argos Mitteldeutschland, Dezember 1998
Das Gohliser Schlößchen – Vergangenheit und Ausblick
Am Rande des Rosentals, in geringer Entfernung vom Stadtzentrum, liegt das bei den
Leipzigern seit Generationen beliebte Gohliser Schlößchen, ein Baudenkmal des ausgehenden
Barock.
Einst bürgerliches Landpalais, werden sein eleganter Stil und sein Charme dem Baumeister
Friedrich von Seltendorff, in jüngerer Zeit eher Georg Werner, zugeschrieben. Dem
Ratsherren Johann Caspar Richter und seiner Ehefrau diente es als ländlicher Sommersitz;
nach dem Tod des Ratsherren heiratete seine Witwe 1771 den „Chursächsischen Hofrath" und
Königlichen Hofhistographen Johann Gottlob Böhme.
Dem Maler und Bildhauer Adam Friedrich Oeser, der zum Freundeskreis Böhmes gehörte,
verdankt das Gohliser Schlößchen im Obergeschoß einen ausgemalten Festsaal, dessen
Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche" schon 1779 ausführlich in der Kunstliteratur
beschrieben wird. Von 1780-88 wird das Gohliser Schlößchen unter seinem Hausherren
Johann Hieronymus Hetzer zum „Musenhof am Rosental", der Schiller und den Körnerschen
Freundeskreis 1785 zu seinen Gästen zählt. 1792 fällt das Schlößchen mit der umfangreichen
Böhmeschen Bibliothek durch Testament an den Rat der Stadt.
Während der Völkerschlacht 1813 diente das Schlößchen der französischen Armee als
Hauptquartier, später dem russischen Genera. Baron von Winzingerode und wird schließlich
Militärhospital. Für 17150 Taler erwirbt 1832 der Halberstädter Domherr Karl Wilhelm
Rudolf von Alvensleben Gut und Schloss. Für zwei Generationen bleibt es Eigentum der
Familie. In dieser Zeit ist das Gohliser Schlößchen Briefadresse der Bettina von Arnim an den
kunstsinnigen Gebhard von Alvensleben.
Um 1900 lässt Carl Georg Nitzsche das Schlößchen „... in pietät- und verdienstvoller Weise"
restaurieren und entscheidet sich damit gegen den empfohlenen Abriss. Seit 1906 befindet es
sich wieder in städtischem Eigentum; erst 1934-37 erfolgt eine Generalrestaurierung, danach
beginnt die öffentliche kulturelle Nutzung des Hauses.
Während des zweiten Weltkrieges werden durch Bomben der Garten und die Seitenflügel
beschädigt und in deren Folge das Dach des Haupthauses wie das Oesersche Deckengemälde
in Mitleidenschaft gezogen. Schon 1947 beginnen die Sanierungsarbeiten, bis 1955 wird das
Deckengemälde des Oesersaals restauriert, die gesamte Wandmalerei jedoch überstrichen.
1977 beginnen die Freilegung der Wandmalereien und eine umfassende Restaurierung des
Oesersaals. Die öffentliche kulturelle Nutzung beschränkt sich wegen baulicher und
technischer Mängel bis 1990 auf das Erdgeschoß. Mit der Abnahme der Turmkuppel 1991 wegen Einsturzgefahr- wird die Öffentlichkeit erstmals auf das Ausmaß notwendiger
Sanierungsmaßnahmen hingewiesen.
1993 erfolgen das Wiederaufsetzen der restaurierten Turmkuppel und die Schließung des
Hauses zur Generalrestaurierung der Gebäude und Freiflächen. Die Finanzierung der BauSanierung erfolgt aus Mitteln der Stadt, des Landes, des Bundes sowie mit Unterstützung
durch Fördermittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Deutschen Bundesstiftung
Umwelt. Der Freundeskreis „Gohliser Schlößchen" e.V. bemüht sich mit Hilfe von Spenden
um eine der kunsthistorischen Bedeutung des Hauses angemessenen Innenausstattung.
Das Gohliser Schlößchen ist ein einzigartiges Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des
ausgehenden 18. Jahrhunderts und ist nicht allein durch die erhaltene Ausmalung Oesers ein
Musterbeispiel der Dekorationskunst des so genannten Zopfstils im Leipziger Raum.
Der architektonische Reiz und die besondere Atmosphäre, in der Kunst aller Genres dem
Publikum nahe gebracht werden kann, charakterisieren die künftige Wertigkeit des Gohliser
Schlößchens und setzen einen zusätzlichen Akzent im Kreis der bedeutenden Kulturstätten
Leipzigs.
Nach der Wiedereröffnung des Gohliser Schlößchens werden Kammerkonzerte, Lesungen,
Theater- und Ballettinszenierungen und hoffentlich auch Ausstellungen sowie regelmäßige
Führungen zum Aufenthalt im Gohliser Schlößchen einladen, zugleich werden seine Räume
einen ästhetisch anspruchsvollen Rahmen für verschiedenartigste festliche Anlasse bieten
können. Der glanzvolle Fortbestand des Gohliser Schlößchens wird auch ein Beispiel sein für
gesamtdeutsches Engagement und tätige Sympathie.
Leipziger Rundschau, 09. Dezember 1998
Süßer die Glocken nie klingen
Zu zwei festlichen Weihnachtskonzerten lädt das Kulturamt der Stadt Leipzig ins glanzvoll
restaurierte Gohliser Schlößchen ein. Am Sonntag um 15Uhr gastieren Antje Perscholka
(Sopran), Gewandhauskonzertmeister Conrad Suske (Violine) und Peter Meyer (Cembalo und
am Blüthner - Flügel) mit weihnachtlicher Musik aus Barock, Klassik, Romantik und
deutschen Weihnachtsliedern. Am 4. Advent um 15 Uhr liest Wolf-Dieter Rammler „Irdische
Betrachtungen zu einem ,,himmlischen Fest" von Karl-Heinz Waggerl, Frank Peter spielt
Werke von Robert Schumann.
der städtetag, Dezember 1998
Gohliser Schlößchen und Schillerhaus
Mit zwei Festveranstaltungen feierte die Stadt Leipzig die Wiedereröffnungen des Gohliser
Schlößchens und des Schillerhauses. Nach erfolgreichen Restaurierungsmaßnahmen konnte
die Stadt Leipzig damit zwei einzigartige Baudenkmäler des 18. Jahrhundert wieder der
Öffentlichkeit übergeben.
Die Restaurierung des Gohliser Schlößchens wurde möglich dank der großzügigen Hilfe des
Bundes und des Freistaates Sachsen sowie einer Vielzahl privater Förderer und Sponsoren.
Auch die Restaurierung des Schillerhauses wurde großzügig durch Regierungspräsidium
Leipzig und über 100 private Förderer und Sponsoren unterstützt.
Das 1755/56 von dem Leipziger Ratsherrn Johann Caspar Richter als sommerlicher Landsitz
erbaute Gohliser Schlößchen, ein Baudenkmal des ausgehenden Barocks, ist ein einzigartiges
Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Dem Maler und
Bildhauer Adam Friedrich Oeser verdankt das Gohliser Schlößchen im Obergeschoß einen
ausgemalten Festsaal, dessen Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche" schon 1779
ausführlich in der Kunstliteratur beschrieben wurde.
Bereits 1793 gelangte das Schlößchen durch Testament in den Besitz der Stadt, 1906 erwarb
sie es nach zwischenzeitlichem Verkauf dann endgültig. Der drohende Absturz der
Turmkuppel wurde schließlich 1991 zum Ausgangspunkt einer beispielhaften Sanierung und
Restaurierung, nach deren Abschluss das Gohliser Schlößchen nun wieder zu einer
glanzvollen kulturellen Begegnungsstätte werden soll. Neben Kammerkonzerten, Lesungen,
Theater- und Ballettinszenierungen sollen künftig auch Ausstellungen und Führungen in das
Schloss einladen. Zugleich soll das Haus einen ästhetischen Rahmen für verschiedenartigste
festliche Anlässe bieten. Im Steinsaalrestaurant, in einem Arkadencafé und im Wintergarten
in der Orangerie werden den Besuchern zudem eine erlesene traditionelle sächsische und
barocke Küche mit ausgewählten Weinen der Region geboten, wie auch verschiedene
Raritäten aus aller Welt.
Das 1717 in Leipzig - Gohlis erbaute Schillerhaus ist ein einzigartiges Kulturdenkmal des
frühen 18. Jahrhunderts und erinnert zugleich an Friedrich Schillers Aufenthalt in der Stadt im
Jahre 1785. Es ist das einzige erhaltene Beispiel ländlich-bäuerlicher Architektur in Leipzig
und zugleich seit 1841 Heimstätte Leipziger Schiller-Verehrung und damit Deutschlands
älteste Literaturgedächtnisstätte. Die neue Ausstellung im Leipziger Schillerhaus widmet sich
vor allem dem Schaffen des Dichters während seiner Gohliser Zeit, seinem Freundeskreis und
auch dem Wirken des Leipziger Schillervereins.
Fritz, Dezember 1998
Hochzeit feiern im Schloss
Hochzeit feiern im Schloss, das ist in Leipzig kein Ding der Unmöglichkeit.
Das nach sieben Jahren sorgfältigster Sanierung wiedereröffnete Gohliser Schlößchen
erwartet nicht nur touristische Besucher, die sich zu Besichtigung und Führung anmelden
können. Brunhild Vollstädt, Schlossherrin seit 25 Jahren, weiß über jedes Detail Bescheid, ob
Stoff, Stein, Tapete, Malerei oder Gartenskulptur. In dem über 200 Jahre alten Baudenkmal,
das 1755/56 der Leipziger Ratsherr Johann Caspar Richter als Sommersitz errichten ließ,
finden Kammerkonzerte, kleine Inszenierungen und Lesungen statt. Jeweils 70 Besucher
finden im Salon im Erdgeschoß und im Festsaal des Obergeschosses auf historischen Stühlen
Platz. Für den Festsaal, indem ein Konzertflügel steht, schuf Adam Friedrich Oeser nach 1770
das Deckengemälde „Der Lebensweg der Psyche“ sowie Wandbemalungen. Den Salon im
Erdgeschoß mit Cembalo schmückt ebenfalls ein Deckengemälde, eine Leihgabe.
Wer eine Etage für Gala – Empfänge und andere exklusive Veranstaltungen (maximal 200
Personen) mieten will, wird auch gastronomisch versorgt. Pächter Lutz Albrecht will noch im
Dezember das Steinsaalrestaurant mit Blick auf den Garten sowie weitere gastronomische
Räume wie Arkadencafé, Orangerie, Pavillon eröffnen.
Monumente, November / Dezember 1998
Wiedererstandenes Barock
Nach jahrelanger Sanierung wurde kürzlich das barocke Gohliser Schlößchen in Leipzig
wiedereingeweiht. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte das unermüdliche Engagement
der Schlossdirektorin Dr. Brunhild Vollstädt für das Bauwerk seit 1991 mit rund 750.000
Mark - darunter eine namhafte Spende der Nürnberger Hypothekenbank - unterstützt.
FAZ, 05. November 1998
In Leipzig sind das Schillerhaus und das Gohliser Schlößchen nach ihrer Restaurierung als
einzigartige Baudenkmäler des achtzehnten Jahrhunderts wiedereröffnet worden. Das
Gohliser Schlößchen gilt als Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur. Die Kosten für die Sanierung
gab die Stadt mit 15 Millionen Mark an. Für das Schillerhaus seien 710000 Mark
aufgewendet worden. Die Baukosten wurden von der öffentlichen Hand, Stiftungen und
Spenden getragen. Beide Häuser sollen künftig wieder kulturell genutzt werden. Im
Schillerhaus hatte der Dichter im Sommer 1785 gewohnt. Eine Weste, ein kleiner Stuhl
und ein Arbeitstisch erinnern an den Aufenthalt.
Bild, 29. Oktober 1998
Gohliser Schlößchen: Hier kann man sogar heiraten
Nach sieben fahren Restaurierungszeit ist es nun endlich soweit - das Gohliser Schlößchen ist
wieder geöffnet.
1991 wurde der Prunkbau aus dem 18. Jahrhundert geschlossen und für 15,1 Millionen Mark
saniert.
Künftig wird's hier Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater und Ballett geben. Ab
Dezember wird sächsische und barocke Küche im Steinsaalrestaurant, in einem Arkadencafe
und im Wintergarten der Orangerie serviert. Und: Wer will, kann das Schlößchen für seine
Hochzeit mieten!
Am Wochenende gibt's auch hier die „Tage der offenen Tür". Kostenlose Führungen ab 11
Uhr.
LVZ, 29. Oktober 1998
Leipziger haben Schlößchen und Schillerhaus wieder
Leipzig hat sein schönstes barockes Baudenkmal wieder. Nach acht Jahren Sanierungszeit
wurde das Gohliser Schlößchen eröffnet. Wenige Schritte weiter gewährt die Stadt auch im
Schillerhaus wieder Zutritt - es war in den zurückliegenden 14 Monaten restauriert worden.
„Endlich hat die Durststrecke ein Ende", freute sich gestern der Vorsitzende des
Freundeskreises Gohliser Schlößchen, Christoph Bernhard, zur Eröffnung. Der Verein hatte
gemeinsam mit der Leiterin des Hauses, Brunhild Vollstädt, mehr als 30 Benefizkonzerte zur
Unterstützung des 15,1 Millionen Mark teuren Projektes organisiert. Insgesamt 9,7 Millionen
Mark hatte die Stadt übernommen.
Weitere 4,6 Millionen Mark kamen vom Regierungspräsidium und von Stiftungen, private
Mäzene spendeten 800 000 Mark.
1755/56 vom Leipziger Ratsherrn Johann Caspar Richter erbaut, gilt das Gohliser Schlößchen
als eines der bedeutendsten Barock-Denkmäler.
Nachdem es zu DDR-Zeiten notdürftig instand gesetzt worden war, ging dann 1990 gar nichts
mehr: Der Turm drohte einzustürzen, die gesamte Bausubstanz war marode. Doch die
Schäden sind behoben - nun soll das Schlößchen nach den Worten des Kulturbeigeordneten
Georg Girardet wieder zu einer „glanzvollen kulturellen Begegnungsstätte" werden. Zudem
will der gastronomische Pächter Lutz Albrecht ab Dezember im Steinsaal, im Arkadencafe
und in der Orangerie „feine, überraschende Küche unter Verwendung barocker Rezepturen"
bieten, so zum Beispiel das leckere Leipziger Backwerk Schillerlocken. Das Schlößchen wird
am Wochenende erstmals für die Leipziger seine Türen öffnen.
Treue zum Original - das war laut Volker Rodekamp, Chef des Stadtgeschichtlichen
Museums, auch oberstes Prinzip bei der Restaurierung des Schillerhauses. Vor drei Jahren
war es geschlossen worden, 1997 begann die 710000 Mark teure Sanierung. In dem kleinen
Haus an der Menckestraße hatte Schiller den Sommer des Jahres 1785 verbracht, wodurch der
ehemalige Bauernhof berühmt wurde. Eine neu konzipierte Ausstellung versetzt den Besucher
in die Schillerzeit.
Am authentischen Ort - im Arbeitsraum und in der Schlafkammer des Dichters - werden
persönliche Stücke wie eine Weste, aber auch Zeugnisse seiner Leipziger Theaterarbeit
aufbewahrt.
Das Schillerhaus ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Jeweils 15 Uhr finden öffentliche Führungen statt.
LVZ, 29. Oktober 1998
Beim Schlößchen Zeichen gesetzt
So mancher Leipziger schaute noch vor Jahren ziemlich mutlos auf „sein" Schlößchen: Es
verfiel immer mehr, und woher Geld für die Sanierung kommen sollte, stand in den Sternen.
Doch dann machten Stadt und Freundeskreis mobil, das Regierungspräsidium und Stiftungen
folgten, private Sponsoren trugen ihr Scherflein bei. Zwar ergaben sich ständig neue
Probleme, und auch das Geld ging immer wieder aus - schließlich kommen 15 Millionen nicht
einfach aus der Portokasse. Doch alle Beteiligten blieben bei der Stange und wurden gestern
dafür belohnt.
Damit haben sie ein Zeichen gesetzt - für Kongresshalle, Völkerschlachtdenkmal oder
Grassimuseum. All diese Häuser bedürfen ebenfalls dringend der Sanierung - und sie
brauchen Leute, die auch bei Schwierigkeiten nicht aufstecken. Die Freunde des Gohliser
Schlößchens haben gezeigt, wie es gehen könnte.
Wochenkurier, 28. Oktober 1998
Gohliser Schlößchen: die „Sahnehaube“ zur Messe
Leipzig zeigt, wie Denkmalpflege funktioniert: Zum Auftakt der „denkmal '98" werden
Gohliser Schlößchen und Schillerhaus wiedereröffnet.
Sechs Jahre Arbeit stecken in dem historischen Kleinod in der Menckestraße: Heute (28.
Oktober) wird das Gohliser Schlößchen (erbaut 1755 -1756) wiedereröffnet. Ausgestattet mit
Restaurant, Cafe und in den anderen Räumen plant das Kulturamt Klassik -Veranstaltungen
und museale Führungen. Bei der aufwendigen, Sanierung des Hauses mit Barockgarten
lieferten Handwerker und Künstler wie Bildhauer Markus Gläser und sein Team ein
Meisterstück in Sachen Denkmalpflege. Auch das Timing stimmt, denn die Eröffnung von
Schlößchen und Schillerhaus ist ein prima Auftakt für die „denkmal '98" (28.-31.Oktober) im
Leipziger Norden. Zur Messe, die unter Schirmherrschaft der Unesco steht, reisen
Restauratoren, Handwerker, Baufirmen, Planer, Architekten, Kommunalpolitiker aus ganz
Europa an. Wermutstropfen: In diesem Jahr kommen nur 550 Aussteller, 1996 bauten 602
Firmen und Verbände ihre Stände auf. Außerdem im Programm: Kongresse, Exkursionen und
eine Börse, bei der 555 denkmalgeschützte Objekte zum Kauf stehen.
Die Offerte für Leipziger Denkmalfans: Mit dem Messe-Ticket (Tageskarte 15 Mark) können
sie in Halle l Diskussionsrunden zu regionalen Themen besuchen. Vor der Glashalle starten
täglich Exkursionsbusse ins Umland.
LVZ, 28. Oktober 1998
Reizvoller Ort für Musik, Theater und Literatur
Das Programm für die nächsten vier Wochen beweist es: Das wiedereröffnete Gohliser
Schlößchen bietet eine reizvolle Kulisse für Kultur der verschiedensten Art. Hier einige
Auszüge aus dem Angebot:
Ein Liederabend mit Studenten der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy" beginnt am Sonnabend 18 Uhr im Oesersaal.
Zum Kammerkonzert laden Schüler der Musikschule „Johann Sebastian Bach" für Sonntag 17
Uhr ein.
„Die Tochter des Klavierspielers" heißt, eine Lesung in deutsch-englischer Sprache. Dabei
geht Timothy Findley am 13. November ab 20 Uhr auf Lesereise durch Deutschland.
All 20. November steht das Programm im Schlößchen unter dem Motto „Leipziger
literarischer Herbst". An diesem Abend dreht sich alles um Ralph Giordanos
„Deutschlandreise".
Zum Thema „Literatur in der untergegangenen DDR" gibt es dann am 21. November, 17 Uhr,
eine Podiumsdiskussion. Am selben Tag liest Erich Loest ab 20 Uhr aus seinem neuen
Manuskript „Gute Genossen".
Im MDR-Kulturcafe geht es am 22.November 20 Uhr um die deutsche Gegenwartsliteratur.
Und am 23. November liest Grit Poppe ab 20 Uhr aus „Andere Umstände".
Kurz vor Monatsende erleben die Besucher des Gohliser Schlößchens dann noch eine
Premiere. „Einmal muss sie sehr schön gewesen sein ..." heißt ein Theaterabend am 28.
November, 20 Uhr, mit Balladen, Schlagern, Jazz und Klassik.
Freie Presse, 27. Oktober 1998
Gohliser Barocke- Schlößchen nach jahrelanger Restaurierung fertig gestellt
Der Blick durch eine Öffnung in der Schlossmauer zeigt das restaurierte Gohliser Schlößchen
in Leipzig in neuer Schönheit. Das Barockschloss aus dem 18. Jahrhundert wird nach
jahrelanger Sanierung und Restaurierung morgen wieder der Öffentlichkeit übergeben. Der
seinerzeit schönste Landsitz Leipzigs wurde in den Jahren 1755-56 errichtet und weist schon
Stilelemente des Rokoko auf. Künftig sollen hier wieder Konzerte, Lesungen, Ballettabende
und Ausstellungen stattfinden.
Amtsblatt, 24. Oktober 1998
Barockes Ambiente im Schlößchen am Rosental
Der 28. Oktober wird zu einem besonderen Tag für Leipzig, denn wie das Schillerhaus wird
auch das Gohliser Schlößchen an diesem Tag wiedereröffnet. Die Stadt Leipzig bekommt
damit auch dank vieler Stifter, Förderer und Sponsoren ein einzigartiges barockes
Baudenkmal und Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts wieder.
Das am Rande des Rosentals gelegene Schlößchen wurde 1755/56 durch den Leipziger
Ratsherrn und Kaufmann Johann Caspar Richter als ländlicher Sommersitz erbaut und
gelangte bereits 1793 durch Testament in den Besitz der Stadt, die es 1906 nach
zwischenzeitlichem Verkauf wiederum erwarb. Der drohende Absturz der Turmkuppel wurde
schließlich 1991 zum Ausgangspunkt einer beispielhaften Sanierung und Renovierung, nach
deren Vollendung das Gohliser Schlößchen nun wieder zu einer glanzvollen kulturellen
Begegnungsstätte werden soll. Neben Kammerkonzerten, Lesungen, Theater- und
Ballettinszenierungen sollen künftig auch Ausstellungen und regelmäßige Führungen in das
Schloss einladen. Zugleich bietet das Haus einen ästhetischen Rahmen für verschiedenartigste
festliche Anlässe.
Theke (LVZ), Oktober 1998
Gohliser Schlößchen
Das Gohliser Schlößchen, ein Kleinod spätbarocker Baukunst, wird ab Ende November in
alter Pracht neu erstrahlen. Während sich bislang die Tore ausschließlich zu kulturellen
Veranstaltungen öffneten, laden künftig Steinsaal -Restaurant, Arkaden -Coffee und
Barockgarten zu Speis' und Trank ein. In der Westorangerie will sich die Hermann –
Hesse -Stiftung mit Bibliothek und ständiger Ausstellung etablieren.
Die Tafelfreuden zu Zeiten Bachs sollen künftig im Gohliser Schloss aufleben. „Im Barock
pflegte man Gesellschaft und gab sich der Völlerei hin", erinnert Lutz Albrecht, der mit
Geschäftspartner Axel Thier die Gastronomie hier führen wird. Ein Pariser Kochbuch von
1770 gibt Hinweise auf alte Zubereitungsarten, die in der Küche des Gohliser Schlößchens
ihren festen Platz finden.
LVZ, 23. Oktober 1998
Die Sanierung ist endlich geschafft – ab kommenden Mittwoch stehen den Besuchern
wieder zwei wertvolle Gebäude offen
Im Schillerhaus fand Dichter einst die ersehnte Ruhe
Ein ganzer Kerl mit wild blitzenden Augen, so einer wie der Karl Moor aus den „Räubern" so
hatte man sich den Dichter Friedrich Schiller vorgestellt, jenen Verfasser dieses
revolutionären Dramas, diesen mutigen Kritiker des absolutistischen Herrschaftssystems.
Aber dann an jenem 17.April 1785, als er endlich nach beharrlichem Drängen seiner jungen
begeisterten Anhänger um Gottfried Körner von Mannheim nach Leipzig kam, war man doch
erstmal ein bisschen enttäuscht: Vor den Einheimischen stand ein schüchterner junger Mann,
lang aufgeschossen, mit Tränen der Freude im Gesicht und etwas überfordert von dem
Ostermessgewimmel.
Ferdinand Huber und die Schwestern Dora und Minna Stock nahmen ihn unter ihre Fittiche,
um ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Zuerst bewohnte er mit Huber
ein immer im „Kleinen Joachimsthal" in der Hainstraße 5 und gewöhnte sich schnell an das
bunte Treiben in der sächsischen Metropole, ja er nahm sogar regen Anteil daran.
Gemeinsam mit seinen Freunden verschlug es ihn in Stocks „Silbernen Bären", in „Auerbachs
Keller", ins „Richtersche Kaffeehaus“ und auch in das wegen seiner geistreichen
Gesprächsrunden geschätzte Romanushaus.
So erhebend für Schiller die Verehrung durch seine neu gewonnenen Freunde war, so
unangenehm empfand er die Aufdringlichkeit, die ihn beständig in den Straßen der Stadt
verfolgte. Wo immer der Dichter in der Öffentlichkeit erschien, umgab ihn ein Schwarm
neugieriger Gaffer, die ihn bestaunten wie ein „Wunderthier". Man machte aus ihm regelrecht
eine Messe-Sensation, so dass Schiller den Trubel bald satt hatte. Kurzerhand siedelte er mit
seinen engsten Freunden in das nahe gelegene Gohlis über, wo er in ländlicher Umgebung die
gewünschte Ruhe zur Arbeit fand.
Er bewohnte zwei Kammern eines schlichten Bauernhauses in der Menckestraße 42. Sein
Blick reichte über Felder und Wiesen bis hin zum Rosenthal. Dort spazierte er oft, oder er
arbeitete unter der Linde vor seinem Haus. Auch der Ortsrichter Möbius stellte ihm in seiner
Laube ein Plätzchen zum Arbeiten bereit. Geistigen Gedankenaustausch holte sich Schiller
bei den Zusammenkünften mit seinen Freunden in der Wasserschänke und auch durch das
Zusammenleben mit der Dorfgemeinschaft. Der Dichter muss sehr glücklich in diesem halben
Jahr gewesen sein, denn neben den Arbeiten an „Don Carlos" und dem Abschluss von
„Fiesko" entstand hier das viel bewunderte „Lied an die Freude", das Beethoven in seinen
Schlusschor der Neunten Symphonie einfließen ließ und damit weltbekannt machte.
Durch Schiller ist Gohlis in die Literaturgeschichte eingegangen. Dem Hause freilich, in dem
der Dichter gewohnt hatte, wurde erst später Ehre erwiesen. Mehr als ein halbes Jahrhundert
war seit seinem Gohliser Aufenthalt vergangen, als begeisterte Anhänger, an ihrer Spitze
Robert Blum, das „Schillerhaus" in der Menckestraße entdeckten und zum Zentrum ihrer
Verehrung für den großen Freiheitsdichter machten.
Seitdem ging man in Gohlis nicht nur zur Gose, sondern auch zu Schiller.
Gohliser Schlößchen war schönster Landsitz Leipzigs
Schon sehr früh war das Rosenthal als idealer Erholungsort von den Leipziger Bürgern
erkannt worden. Aber in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichte die Beliebtheit
dieses „Lustwaldes" ihren absoluten Höhepunkt. Mehr und mehr wurden seine prächtigen
Alleen zum Durchgang zu den Gohliser Gast- und Vergnügungsstätten. „In Gohlis, welches
die Reinlichkeit eines holländischen Dorfes, nicht aber seine Steifheit hat, scheinen städtische
Eleganz mit ländlicher Einfachheit streiten", urteilte ein Zeitgenosse.
Und so wurde es Mode, sich in den Sommerwochen mit Kind und Kegel bei Gohliser
Bauernfamilien einzumieten. Etwas, vermögendere Bürger kauften gleich ein Stück Boden
und errichteten darauf Landhäuser.
Auch, dem angesehenen Leipziger Kaufmann und Ratsherr Caspar Richter gefiel" dieses
Dörfchen zwischen dem Pleißefuß und dem Rietzschkebach. Aller erst der Tod seines
Geschäftspartners verschlug ihn nach Gohlis, denn er heiratete dessen Witwe Christiana
Regina Neuhauß, die zwei benachbarte Bauerngüter mit in die Ehe brachte. Nun sollte man
dem Herrn Richter keines Wegs unterstellen, dass er Mitgiftiger war, denn er hatte es durch
klugen und intensiven Handel mit Seide, Wollstoffen und vielen anderen Produkten aus
Übersee zum Chef eines der führenden Handelshäuser der Messestadt gebracht.
Er nahm also nun sein Geld seine Ideen und einen leider unbekannten Baumeister und ließ in
den Jahren 1755/56 den schönsten Landsitz Leipzigs errichten. Mit dem Gohliser Schlößchen
klang die glanzvolle Periode des bürgerlichen Barocks in der Stadt Leipzig aus, deshalb sind
auch schon sehr viele Stilelemente des Rokoko am Gebäude vertreten.
Nur der Innenausbau des Schlößchens blieb Caspar Richter durch den hereinbrechenden
Siebenjährigen Krieg versagt. Nach seinem Tode heiratete die Witwe ein drittes Mal, diesmal
den Hofrat Johann Gottlob Boehme. Boehme verstand es, seinen Besitz und sein Ansehen zu
mehren. 1772 erwarb er aus dem Nachlass des bereits 1726 verstorbenen Professors Lüder
Mencke das zum Dorf gehörige Freigut und wurde damit Erb-, Lehns- und Gerichtsherr auf
Gohlis. Seitdem trug der gesamte, im Zeichen des Schlößchens vereinte Besitz den Namen
Turmgut oder Schlossgut. Viel hat Boehme für das Haus und das Dorf getan. So entstand mit
seiner Hilfe der erste ausgebaute Spazierweg durchs Rosenthal nach Gohlis. Auch die viel
bewunderte Neugestaltung des Schlossparks im französischen Stil ging auf ihn zurück. Die
festliche Rokoko-Ausschmückung der Gesellschaftsräume ließ er von dem zu dieser Zeit
bedeutendsten Leipziger Maler Adam Friedrich Oeser bis 1779 vollenden.
Die Immobilie wechselte dann öfter den Besitzer. Von 1794 bis 1832 gehörte sie der Stadt
Leipzig, die sie dann 1906 endgültig erwarb. Da war das Schlößchen allerdings in einem
recht trostlosen Zustand, 1934/35 wurde es als „Haus der Kultur" eröffnet und 1953 instand
gesetzt. 1950 zog hier das Bach –Archiv ein.
LVZ, 23. Oktober 1998
Baudenkmale in der Menckestraße sind fast fertig
Salon des Barockschlosses erhielt ein Deckengemälde / Einstiger Bauernhof nimmt
Museumsstücke auf
Die Leipziger Denkmallandschaft wird nächste Woche wieder um zwei Glanzstücke reicher:
Nach jahrelanger Sanierung werden das Schillerhaus und das Gohliser Schlößchen in der
Menckestraße wiedereröffnet.
Auf ihr neues altes „Gohliser Schlößchen'' mussten die "Leipziger lange warten. 1991 war der
Barockbau gesperrt worden, weil der Turm einzustürzen drohte.
1994 beschloss, die Stadt dann, das Gebäude zu sanieren - seitdem würden allein für
Bauarbeiten 15,1 Millionen Mark ausgegeben. Restauriert wurde unter anderem das
Deckengemälde von Adam Friedrich Oeser, das nun den Salon im Erdgeschoß schmückt.
Neu im sanierten Kleinod: Im östlichen Seitenflügel und im Steinsaal wird Gastlichkeit
einziehen, allerdings müssen die Leipziger darauf noch bis Dezember warten. Die anderen
Räume sind für Ausstellungen, Lesungen oder auch Kammermusikabende gedacht. Damit zur
Eröffnung am Mittwoch alles stimmt, bekommt jetzt auch das Umfeld den letzten Schliff:
Gestern wurden im Garten Skulpturen aufgestellt, Gärtner pflanzten Bäume und Büsche, um
dem Hauptgebäude und den beiden Seitenflügeln einen grünen Rahmen zu geben.
Wenige Schritte entfernt verweist in der Menckestraße 42 ein Schild auf die Eröffnung des
Schillerhauses am 28. Oktober. Trotzdem können's einige Neugierige nicht lassen – sie
klingeln Gedenkstätten-Chefin Hermine Rosenkranz heraus. Diese freut sich über so viel
Interesse und ließ so manchen auch schon mal einen Blick riskieren. Vor drei Jahren wegen
Einsturzgefahr geschlossen, wurde das Haus für 680 000 Mark saniert: So können nun
Schillers Stube samt Schlafkammer, wo er von Mai bis September 1785 beim Bauern
Schneider wohnte, wieder besichtigt werden. Das Stadtgeschichtliche Museum platziert dort
persönliche Erinnerungsstücke wie einen Tisch, eine Weste und Original -Schriftstücke.
Lesungen, Konzerte und Gespräche sollen wieder Leben ins Schillerhaus bringen.
Wochenkurier, 09. September 1998
15000 Sehenswürdigkeiten stehen in Leipzig
„Schaun wir mal ins Denkmal“
Am Sonntag, den 13. September ist „Tag des offenen Denkmals". Zahlreiche
Sehenswürdigkeiten zeigen sich dann von ihrer unbekannten Seite.
Wer schon immer wissen wollte, wie es im „Bauch" des Völkerschlachtdenkmals aussieht,
kann sich am Sonntag, den 13. September jeweils um 10/11.30/13 und 14 Uhr ein Bild davon
machen. Hoch hinaus geht's dagegen im Stadtgeschichtlichen Museum am Markt. Besucher
dürfen um 11/12 und 13 Uhr den alten Rathausturm besteigen. Welche Naturdenkmale
Leipzig vorzuweisen hat. zeigt Dr. Scharschmidt auf einer Exkursion. Los
geht's um 10 Uhr in der Richard-Wagner-Straße l. Ein Schmankerl bietet die Thomaskirche:
Wie echte Steinmetze dürfen Kinder dort selbst den Meißel in die Hand nehmen. Also Ihr
Leipziger: „Schaun wir mal ins Denkmal!"
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