Haare

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Einführung
Wenn sich die ersten Falten um Augen und Mund legen und vereinzelt graue Haare wachsen,
glauben viele, jetzt habe ein unaufhaltsamer körperlicher Verfallsprozess begonnen. Sind die
Vierziger oder Fünfziger überschritten, wächst häufig die Angst vor dem Alter – als sei das
Älter werden gleichbedeutend mit Krankheit und dem Verlust von Leistungsfähigkeit und
Lebensenergie.
Forschungsergebnisse jedoch belegen, dass die Zahl der Lebensjahre nur begrenzt aussagefähig
ist, da der Mensch nicht in gleichem Maße altert, wie er nach seinem kalendarischen Alter älter
wird.
Der Alterungsprozess geht nicht zwangsläufig mit Krankheit einher oder ist gar selbst eine
Krankheit. Zwar treten im Alter Krankheiten öfter auf, doch sind nicht alle Menschen, auch
aufgrund ihrer genetischen Veranlagungen und der individuellen Lebensweise, gleichermaßen
betroffen.
Langzeituntersuchungen, die das Ziel haben, Krankheiten von normalen physiologischen
Alterungsprozessen zu unterscheiden, belegen, dass bestimmte Körperfunktionen im Alter
nachlassen, andere jedoch stabil bleiben, wodurch manche altersbedingten „Mängel“ sogar
wirkungsvoll kompensiert werden.
Jedes Organ altert unterschiedlich nach einer eigenen „biologischen Uhr“. Manche
Alterungsprozesse beginnen schon mit dem 20. Lebensjahr, andere erst mit dem 70. Lebensjahr.
Alterungsprozesse - Allgemein
In der Regel nimmt die Fähigkeit des Körpers, sich Veränderungen anzupassen, mit den
Lebensjahren ab. Vielen älteren Menschen machen Temperaturveränderungen sehr zu schaffen, da
sich ihre Körperwärme nicht mehr so gut reguliert. Sie verfügen über weniger Energiereserven
und die Stoffwechselaktivität ist vermindert.
Auch der Wassergehalt des Körpers nimmt ab. Das Bindegewebe, das am Aufbau aller Organe
beteiligt ist, wird unelastischer. Äußerlich macht die Haut diesen Prozess durch vermehrte
„Fältchen“ sichtbar. In vielen Organen werden spezialisierte Zellen (z.B. die kontraktilen
Elemente der Muskelfasern) zum Teil durch Bindegewebe oder Fett ersetzt. Die Ursachen für
diese Veränderungen liegen in den Zellen, den Bausteinen des Körpers, die im Alter weniger
effektiv arbeiten.
Genetische Einflüsse und Umweltfaktoren bestimmen gemeinsam das Bild des alternden
Körpers. Da das Erbgut lediglich einen bestimmten Rahmen vorgibt, kann das Bild von
Individuum zu Individuum stark variieren. Psychischer Stress, körperliche Inaktivität einerseits,
körperliche Überbelastung andererseits, Fehl- und Mangelernährung, Alkohol- oder
Nikotinmissbrauch sowie andere äußere Faktoren, können nicht nur krank machen, sondern den
Alterungsprozess beschleunigen.
Die nachfolgend beschriebenen biologischen Veränderungen im Alter bei Mann und Frau,
repräsentieren nur einen Ausschnitt der – keineswegs komplett erforschten – komplexen
körperlichen Veränderungen. Sie sind jedoch im Rahmen des Sports von Bedeutung.
Haare
Die Haare „ergrauen“ im Alter, da Farbstoff produzierende Zellen der Haarwurzeln nicht mehr so
effektiv arbeiten und sich in der Hornsubstanz Luft einlagert. Die Hornschuppen werden kleiner,
die Haare dünner. Auch wachsen die Haare langsamer und weniger dicht. Bei Männern führt die
nachlassende Produktion von Geschlechtshormonen oft zur Kahlköpfigkeit.
Immunsystem
Während sich die sportmedizinische Forschung in der Vergangenheit in erster Linie mit dem
Einfluss des Sports auf Muskulatur und Herz-KreislaufSystem beschäftigt hat, spielen heute
immunologische Fragestellungen eine immer größere Rolle. Im Mittelpunkt des Interesses steht
heute der Einfluss von körperlichen Belastungen auf das Immunsystem nicht nur von Gesunden
im Breiten- und Spitzensport, sondern auch von älteren Menschen und Kranken im Bereich der
Rehabilitation.
Untersuchungen haben gezeigt, dass für den Menschen, besonders für den älteren Menschen,
zwei Dinge schlecht sind: keine Bewegung und zu viel Bewegung. Beides beeinflusst die
Abwehrzellen negativ.
Auf einen Muskeleinsatz reagiert der Körper mit einem Gewebestress, und es kommt dadurch
u.a. zu einer Mobilisierung von Stresshormonen (z.B. Adrenalin) aus der Nebenniere, die das
Immunsystem in Alarmbereitschaft versetzt. Bei regelmäßig moderater Belastung der Muskulatur
hat dieser Mechanismus einen gesundheitsfördernden Effekt, da so die „Körperpolizei“ regelmäßig trainiert wird. Die Immunantwort auf eine körperliche Beanspruchung ist mit den
Merkmalen einer Infektion vergleichbar. Dabei handelt es sich um eine kurzzeitige Aktivierung
im Sinne einer Stimulation.
Wenn wir jedoch durch übertriebenen Sport die muskuläre und mentale Beanspruchung
deutlich überziehen, wird das Immunsystem durch die vermehrte Ausschüttung von Cortisol
geschwächt, und Krankheitserregern sind Tür und Tor geöffnet.
Der Einfluss von Sport auf das Immunsystem ist nicht isoliert zu betrachten, da der gesamte
Organismus auf eine sportliche Belastung reagiert. Dabei sind auch andere Organsysteme
betroffen, die ihrerseits die Reaktivität des Immunsystems unmittelbar beeinflussen. Von großer
Bedeutung ist die Interaktion zwischen Psyche und Immunsystem, sowie deren Stabilisierung.
Eine stabile Psyche und ein stabiles Immunsystem reduzieren immunschwache Phasen und
vermindern dadurch die Entstehung von Erkrankungen.
Hinweise zur Stärkung des Immunsystems:
 Dem Immunsystem eine Chance geben, harmlosere Infekte („Erkältungen“) zu bekämpfen,
und nicht gleich zu Antibiotika greifen, die das Immunsystem sogar schwächen.
 Bewusste Ernährung, pflanzliche Mittel in Form von Säften und Tees steigern die
Abwehrkräfte.
 Seelische Ausgeglichenheit, eine verstärkte Resistenz gegenüber Stress und gesunder Schlaf
haben eine positive Wirkung.
 Regelmäßig moderater Ausdauersport schützt mit 1,5-facher Abwehrkraft
24 Stunden – rund um die Uhr.
Nieren
Die Leistung der Nieren wird bei vielen Älteren geringer. So werden beispielsweise
Körperabbauprodukte und Medikamente langsamer aus dem Blut gefiltert. Im Alter benötigen
die Nieren mehr Flüssigkeit, um eine bestimmte Substanzmenge auszuscheiden.
Durch die nach oben verlagerte Durstschwelle und das subjektiv herabgesetzte Durstgefühl bei
Älteren droht daher um so mehr die Gefahr der Dehydration (Wasserentzug/Austrocknung).
Durst ist ein erstes Zeichen der Dehydration.
Eine Ursache (gerade bei älteren Frauen) wenig zu trinken, ist die so genannte Blasenschwäche.
Aufgrund von Veränderungen des Bindegewebes, somit also auch der die Blase betreffenden
Muskulatur (auch der Beckenboden bzw. die Beckenmodenmuskulatur ist davon betroffen) ist
das „Wasserhalten“ für viele Betroffene ein großes Problem. Um also nicht so häufig die
Toilette aufsuchen zu müssen, wird weniger getrunken – leider nur scheinbar die „perfekte“
Lösung für das Problem Blasenschwäche.
Eine (Frauen-) typische Erkrankung ist die Harnwegs- oder Blasenentzündung, welche oft einen
chronischen Verlauf hat und somit eine weitere Ursache für Blasenschwäche darstellt. Ist die
Blasenentzündung bakteriell, so muss der/die Betroffene besonders viel Flüssigkeit zu sich
nehmen, um eine Vermehrung der Bakterien zu verhindern. Eine solche bakterielle Nieren(becken)entzündung und das Urin lassen sind äußerst schmerzhaft, so dass aus diesem Grund
sehr oft der Harn verhalten wird. Zusätzlich verabreichte Antibiotika, die das „Aufsteigen“ der
Blasenentzündung zu den Nieren verhindern sollen, erfordern nochmals eine erhöhte
Flüssigkeitszufuhr.
Grundsätzlich sollten mindestens 1,5 bis 2,0 l Flüssigkeit pro Tag aufgenommen werden. Im
Krankheitsfall kann diese Menge auch überschritten werden, soweit keine ernsthaften
Erkrankungen der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems vorliegen. Die Deckung des
Flüssigkeitsbedarf kann neben Getränken auch über wasserhaltiges Gemüse, Obst, Suppen usw.
erfolgen.
Bei sportlicher Betätigung gilt, vor, während und nach dem Training eine ausreichende Menge
an Flüssigkeit aufzunehmen.
Geeignete „Sportgetränke“ sind:
 Wasser (mit geringem Kohlensäuregehalt),
 Fruchtsaftschorlen (100 %-tige Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz mit Wasser verdünnt).
Ungeeignete Getränke sind:
Limonaden, Colagetränke, Fruchtnektare, stark kohlensäurehaltiges Mineralwasser, Getränke
aus Fruchtsirup, Kaffee und Alkoholika.
Während einer Sport- und Bewegungsstunde sollten die Teilnehmenden stets zum Trinken
motiviert werden.
Verdauungsorgane
Im Alter arbeiten die Verdauungsorgane nicht mehr so effektiv. Die Peristaltik (fortschreitende
Bewegung in Hohlräumen infolge meist ringförmiger Einschnürungen durch
Muskelkontraktionen, Quelle: Pschyrembel, 257. Auflage), die den Nahrungsbrei durch den
Verdauungskanal bewegt, wird träger.
Die Verdauungssäfte in Magen und Darm bereiten die Nahrung langsamer auf und die Bestandteile
der Nahrung werden schlechter durch die Darmwand resorbiert. Obwohl der Organismus diese
Veränderungen wirkungsvoll kompensieren kann, müssen gerade ältere Menschen auf eine
ausgewogene Ernährung achten.
Stoffwechsel findet nicht nur in der Leber sondern auch in der Muskulatur statt. Da sich die
Muskelmasse im Alter verringert, muss auch der Energieverbrauch herabgesetzt werden.
Der Grundumsatz, tägliche Energiemenge, die notwendig ist, um alle Körperfunktionen in Ruhe
aufrecht zu erhalten (Körpergewicht in kg x 24 Stunden = Grundumsatz in kcal), verringert sich.
Ab dem 50. Lebensjahr beträgt der Grundumsatz in kcal = Körpergewicht in kg – 10% x 24
Stunden. Aber nicht nur der Grundumsatz sondern auch der Leistungsumsatz verringert sich.
Unter dem Leistungsumsatz wird die Energiemenge verstanden, die bei körperlicher Aktivität
benötigt wird. Für Ältere bzw. wenig Aktive lässt sich der Leistungsumsatz nach folgender
Formel berechnen: Leistungsumsatz = Grundumsatz x Faktor 1,3. Viele ältere Menschen neigen
dazu, das Ausmaß ihrer körperlichen Aktivität zu überschätzen, sich an früheren arbeits- und
sportaktiven Maßstäben zu orientieren und dadurch ihre Kalorienzufuhr zu unterschätzen. Es
kommt daher im Alter oft zu einer überhöhten Energiezufuhr.
Das Körpergewicht zeigt im Altersverlauf der meisten Menschen einen „progedienten“,
steigenden Verlauf auf. Obwohl sich die reine Körpermasse (nach Abzug des Fettes) im Alter
reduziert (vor allem durch Muskelatrophie und aufgrund des Wasserverlustes), nimmt der
Körperfettanteil an der Gesamtmasse im mittleren Alter stärker zu und wächst bis ins hohe
Alter an, was bei einem sehr hohen Anteil zu gesundheitlichen Risiken führt. Das überschüssige
Fett ist bei älteren Menschen vor allem im viszeralen Bereich (in den Eingeweiden) eingelagert.
Durch adäquate und regelmäßige sportliche Betätigung (Ausdauersportarten und
Muskeltraining) kann der Stoffwechsel erhöht und damit der Nahrungsbedarf auf dem
gewohnten Niveau gehalten werden. Ist die Nahrung ausgewogen und alters- sowie
belastungsgemäß abgestimmt, kann das Körperfett und somit das Körpergewicht nachhaltig
reduziert werden.
Wasserbestand des Körpers
Das Wasser ist ein bedeutender und wesentlicher Baustein des menschlichen Körpers. Es macht
etwa 60 % der gesamten Körpermasse aus. Die Alterung des Körpers geht mit einer Verringerung
des Wassergehaltes des Körpers einher. Alte Menschen wirken oftmals auf Grund ihres äußeren
Erscheinungsbildes der Haut, welche welk und faltig erscheint, „verdorrt“.
Der Elastizitätsverlust, insbesondere bei der Haut, ist offensichtlich. Aber nicht nur das äußere
körperliche Erscheinungsbild ist hiervon betroffen, sondern auch die inneren Organe, das Blut, die
Gelenkstrukturen, die Muskulatur u.v.m. Bis hin zu den einzelnen Zellen unterliegt der
menschliche Körper den Auswirkungen dieses altersbedingten Wasserverlustes.
Ältere Menschen trinken aufgrund einer nach oben verlagerten Durstschwelle häufig zu wenig.
Die Fähigkeit zu schwitzen ist herabgesetzt. Das ungenügende Wasserbindungsvermögen des
älteren Organismus führt nachvollziehbar zu vielfältigen negativen Folgeerscheinungen.
Körperliche Aktivität schiebt gewissermaßen das Wasser im Körper umher. Es liegt nahe, dass
nicht oder sehr langsam ausgetauschtes Körperwasser die Alterungsprozesse beschleunigt.
Angemessene körperliche/sportliche Betätigung hingegen führt dazu, dass sich stillgelegte
Kapillare wieder öffnen und der gesamte Organismus „durchspült“ wird. Eine solche Anregung
bewirkt einen Flüssigkeitsaustausch sowie eine Umwälzung und Erneuerung des
Wasserbestandes, was wiederum Entschlackung und Erneuerung bedeutet und damit
Alterungsprozessen entgegen wirken kann.
Hinweis für die LL:
s. auch Kapitel G „Ernährung, Kapitel D „Herz-Kreislauf-System – Wirkungen von
Ausdauertraining auf den menschlichen Organismus älterer Menschen“, Kapitel C „Haltungsund Bewegungssystem – Beckenboden“
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