Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 Messung leichtflüchtiger organischer Verbindungen mittels des FlammenIonisations-Detektors (FID) - EN 13526 Gemäß Artikel 8 (5) der GD 699/2003 (Artikel 9 der VOC-Richtlinie 1999/13/EC) sind die Bestimmungen des Artikels 5 Absätze 8 und 9 anhand der Summe der Massenkonzentrationen der einzelnen flüchtigen organischen Verbindungen zu überprüfen. In allen anderen Fällen ist die Einhaltung der Bestimmungen anhand der gesamten Masse des emittierten organischen Kohlenstoffs zu überprüfen („mg C/Nm3“), es sei denn, dass Anhang IIA der VOC-Richtlinie etwas anderes bestimmt. Eine Messmethode wird in der VOC-Richtlinie hierzu nicht vorgegeben. Grundsätzlich kann die Masse des emittierten organischen Kohlenstoffs nach zwei Messverfahren bestimmt werden: Bestimmung des Gesamtkohlenstoffs durch die Bestimmung des durch Adsorption an Kieselgel erfassbaren Kohlenstoffs (ADS) Bestimmung des Gesamtkohlenstoffs nach dem Messprinzip eines FlammenIonisations-Detektors (FID) In der Regel erfolgt die Bestimmung des Gesamtkohlenstoffanteils bei den Emissionsmessungen zum Nachweis der Einhaltung der Emissionsgrenzwerte mittels eines Flammen-Ionisations-Detektors (mit dem ADS-Verfahren werden niedrig siedende Kohlenwasserstoffe nicht erfasst; ein hoher Anteil an CO2 als auch Wasserdampf schränkt Anwendbarkeit von ADS-Verfahren ein). Im Folgenden werden daher die Grundzüge des Messverfahrens dargestellt. Quelle: Fa. Sick/Maihak Das Messprinzip eines FID beruht auf der Chemi-Ionisation von organischen Stoffen in einer Wasserstoff-Flamme. Dort werden die organischen Stoffe pyrolytisch aufgebrochen und schließlich ionisiert. Der dabei in einem elektrischen Feld auftretende Ionenstrom wird elektrisch verstärkt und angezeigt. Das Messsignal ist näherungsweise proportional zur Zahl Page 1 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 der im Probegas gebundenen Kohlenstoff-Atomen. Signal = r * Cc Cc = Kohlenstoff-Konzentration im Messgas Der Proportionalitätsfaktor r (= Responsefaktor) hängt sowohl von den Bindungsformen und den Bindungspartnern der Kohlenstoff-Atome aufgrund der verschieden Ionisierbarkeit als auch vom Gerätetyp und seinen Betriebsbedingungen ab. Organische Verbindungen mit Heteroatomen, z.B. N, O, S, Cl, sprechen im Allgemeinen mit geringerer Empfindlichkeit an. Kohlenmonoxid und Kohlendioxid werden nicht erfasst. Responsefaktor r = Geräteanzeige/Sollwert Der FID wird durch zertifizierte Prüfgase, im Regelfall Propan-Luft-Gemische, kalibriert. Der FID ist werksseitig in [ppm] geeicht. Bei einer unbekannten organischen Verbindung im Messgas gilt dann folgende Beziehung: Ccp [mg C/Nm3] = (nPropan * MC * CVP[ppm])/VPropan nPropan = Anzahl der Kohlenstoffatome im Molekül = 3 MC = Molare Masse von Kohlenstoff = 12 g/mol VPropan = Molares Volumen von Propan bei 0 °C, 1013 hPa (22,4 l/mol) Ccp [mg C/Nm3] = 1,608 * CVP[ppm] CVP ist dabei der erhaltene Messwert in Form von ppm (parts per million) Kohlenstoff bezogen auf Propan, d.h. als Propan-Äquivalent. CCP ist dann die Massenkonzentration in mg C/Nm3 angegeben als Propanäquivalent; d.h. die Massenkonzentration CCP sagt aus, welcher Massenkonzentration Propan das FID-Signal des Messgases entspricht. Um die Massenkonzentration an Kohlenstoff der unbekannten organischen Verbindung zu erhalten, ist die o.g. Massenkonzentration in Form des Propan-Äquivalents durch den Responsefaktor rs der Substanz zu teilen: CCS [mg C/Nm3] = Ccp [mg C/Nm3]/rs = 1,608 *CVP [ppm]/rs Aus o.g. Gründen ist eine Kalibrierung bei Emissionen von definierten Stoffen oder Stoffgemischen durchzuführen oder auf Grund zu bestimmender Responsefaktoren auf der Grundlage einer Kalibrierung mit Propan rechnerisch vorzunehmen. Bei komplexen Stoffgemischen ist ein repräsentativer Responsefaktor heranzuziehen. Beispiel 1: Im Abgas befindet sich als flüchtige organische Verbindung ausschließlich Aceton. Erhaltenes Signal: 54 ppm; Eichung auf Propan; Responsefaktor von Aceton: 0,77 CAceton [mg C/Nm3] = 1,608 * 54 ppm/0,77 = 112,7 mg C/m3 Page 2 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 Umrechnung auf CAceton [mg/Nm3]; Molekulargewicht Aceton (C3H6O) = 58; Verhältnis Kohlenstoff/Molekulargewicht f = 3* 12/58 = 0,62 CAceton [mg/Nm3] = CAceton [mg C/Nm3] / f = 182 mg/Nm3 bzw. CAceton [mg/Nm3] = 1,608*CVP [ppm]/(rs * f)S Beispiel 2: Lackverarbeitender Betrieb, in der Abluft Gemisch aus Toluol, Ethanol und Ethylacetat in einem zeitlich konstanten Mischungsverhältnis. Bekannte Größen der Abluft: Responsefaktor ri Molare Masse [g/mol] GesamtmasseGewichtsanteil xi Anzahl der Kohlenstoffatome im Molekül ki Toluol 1,08 92,14 0,12 7 Ethanol 0,76 46,07 0,19 2 Ethylacetat 0,75 88,11 0,69 4 Stoff Berechnung der Kohlenstoffmasse-Gewichtsanteile yi: yi = (xi * ki)/(xi *ki) Daraus folgt für die einzelnen Stoffe: yToluol yEthanol yEthylacetat = 0,21 = 0,10 = 0,69 Responsefaktor des Lösemittelgemisches: Rges = (yi ri) = 0,21*1,08 + 0,10*0,76 + 0,69*0,75 = 0,82 Signal mit 95,1 ppm ergibt eine Massenkonzentration als Propanäquivalent von 153 mg/Nm3. Daraus folgt für die Emissionsmassenkonzentration der Summe der flüchtigen organischen Stoffe im Abgas, angegeben als Gesamt-C: CVOC [mg C/Nm3] = 1,608 * 95,1 ppm/0,82 = 187 mg C/m3 Durchführung der Messung: Um hohe Einstellzeiten zu vermeiden, sollten Entnahmesonde und Probegasleitungen möglichst kurz sein. Um die Messsicherheit zu erhöhen, sollten die Entnahmesonde, Filter und Probegasleitung bis ca. 200 °C aufheizbar sein. Vor und nach einer Messserie sollte die Messwertanzeige des Instruments geprüft und ggf. Page 3 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 korrigiert werden. Der Brennluft-Durchfluss sollte so gestaltet werden, dass zum einen die Flamme sicher brennt und andererseits der Taupunkt des Probengases durch Verdünnung nicht unterschritten wird, um eine Kondensation in der Abgasleitung des Detektors zu vermeiden. Beispiele für die Anwendung der Bestimmung der Emissionen an organischen Stoffen, angegeben als Gesamt-Kohlenstoff: 1. Emissionen beim Lackieren im Rahmen der Kfz-Reparaturlackierung Es wurden die Emissionen beim Lackieren bei Anwendung der konventionellen Luftzerstäubungstechnik mittels Druckluft unter Verwendung von lösemittelhaltigen Lacken (40 Gew.% Festkörper und 60 Gew.% Lösemittel) ermittelt. Die Messungen wurden für drei Einzellackierungen vorgenommen. Neben den Messwerten von Temperatur und GesamtKohlenstoffkonzentration sind in den nachstehenden Graphiken zusätzlich die momentanen Mittelwerte der Konzentration (berechnet vom Beginn des Lackierens an) mit eingezeichnet. Page 4 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Nachspritze n Vorspritzen mg C/m3 Annex 3.7 Zwischentrocknen Abdunste n Grenzwert Mittelwert T [°C] Aktueller Messwert mg C/m3 Abluft-Konzentration und –Temperatur bei der ersten Lackierung Vorspritzen Nachspritzen Zwischen -trocknen Abdunsten Grenzwert T [°C] Mittelwert Aktueller Messwert mg C/m3 Abluft-Konzentration und –Temperatur bei der zweiten Lackierung Vorspritzen Nachspritzen Zwischen -trocknen Abdunsten Grenzwert Mittelwert T [°C] Aktueller Messwert Abluft-Konzentration und –Temperatur bei der dritten Lackierung Page 5 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 2. Emissionen bei Lackieren von Metallteilen Abgasvolumenstrom: ca. 41.000 m3/h mg C/m3 2 =Prüfgasaufgabe Zeit [Min] 1 =Nullgasaufgabe 3. Emissionsmessungen bei einer Holzlackierungsanlage mit Biowäscher Die lösemittelhaltige Abluft aus dem Lacklager und der Lackieranlagen wird einem zweistufigen Biowäscher mit Belebungseinheit zur Waschwasserregenerierung und nachgeschalteter Biotropfkörpereinheit zur Feinreinigung zugeführt. Mittlere Rohgaszusammensetzung: Schadstoff Aceton Massenkonzentration 183 Massen% 84 Ethanol 13 6 Ethylacetat 11 5 n-Butanol 2 1 n-Butylacetat 8 4 Rohgasvolumenstrom: 20.000 m3/h Page 6 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 mg C/m3 Annex 3.7 Rohgas Grenzwert Reingas Reingas Page 7 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 4. Untersuchung des Reinigungsverhaltens einer Katalytischen Nachverbrennung am Beispiel einer Druckerei Abb. 1: Abhängigkeit der Reinigungsleistung von dem Abgasvolumenstrom Reingas Rohgas Ca. 1088 mgC/m3 4 Druckmaschinen in Betrieb 5 Druckmaschinen in Betrieb Ca. 24 mgC/m3 100 ppm 500 ppm 700 ppm Ergebnis: Bei Betrieb von 5 Druckmaschinen beträgt die max. Rohgaskonzentration ca. 1088 mg C/m3; die Reingaskonzentration ca. 24 mg C/m3 Bei Abschaltung der Druckmaschine R 50/8 beträgt die Reingaskonzentration näherungsweise 0 mg C/m3; bei dem nun geringeren Abgasvolumenstrom kann der Katalysator optimale Leistung erbringen -> Große Abhängigkeit der Reinigungsleistung von dem Abgasvolumenstrom! Page 8 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 Abb. 2: Schwingungen im Rein- und Rohgas Rohgas Reingas 3 Druckmaschinen in Betrieb 2 Druckmaschinen in Betrieb 3 Druckmaschinen in Betrieb T = 352 °C 100 ppm 500 ppm 700 ppm Ergebnis: Auftreten von Schwingungen im Rohgas und Reingas Bandbreite der Schwingungen im Rohgas ca. 15%; im Reingas ca. 200% Schwingungen haben großen Einfluss auf Reingaswert -> große Bedeutung für die Auslegung der Abgasreinigungsanlage Für den Beginn und die Dauer der Schwingungen konnte kein Produktionszustand zugeordnet werden Page 9 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 Annex 3.7 Abb. 3: Roh- und Reingaskonzentration nach einer Katalytischen Nachverbrennung (KNV) bei einer Heatset-Rollenoffset-Druckanlage 1000 ppm 900 ppm 800 ppm Rohgas 700 ppm 600 ppm 500 ppm 400 ppm 300 ppm 200 ppm 100 ppm Reingas 10 ppm Ergebnis: Im Reingas nach der KNV kann eine Emissionsmassenkonzentration von <50 mg C/m3 eingehalten werden (Rohgasmassenkonzentration: 1168 mg C/m3; Reingaskonzentration: 0 – 24 mg C/m3; Reinigungsleistung: ca. 99%). Die Reinigungsleistung hängt von der Katalysatortemperatur ab (hier: 350 °C erforderlich). Page 10 of 11 Twinning Project 2004/IB/EN-09 Guideline on Monitoring - January 2007 5. Annex 3.7 Überwachung des Wirkungsgrades eines Adsorbers: Roh- und Reingasmessung bei einer Oberflächenreinigung (Reinigung von Metallbehältern) Reingas Rohgas 20 ppm 60 ppm Ergebnis: Reingaskonzentration max. 42 mg C/m3; Rohgaskonzentration max. 93 mg C/m3; Wirkungsgrad ca. 45% -> Adsober wenig effizient -> Optimierungsmaßnahmen erforderlich! Page 11 of 11