Zusammen. Naturlich für Land und Leute. Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Wettbewerbsregion ELER / LEADER-Ansatz des Landes Brandenburg Stand: 20.3.2006 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Leitbild Die Naturparkregion Uckermärkische Seen ist eine harmonische Natur- und Kulturlandschaft, in der Vielfalt und Eigenarten der Landschaft erhalten bleiben, eine ressourcenschonende Nutzung (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Tourismus, Gewerbe) ohne weitere Reduktion der Wirtschaftsstruktur stattfindet und regionale Kreisläufe vorhanden sind. 2 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 3 Abb ildu Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 1. Abgrenzung und Lage der Region ________________________________________ 6 Übersichtskarte ___________________________________________________________ 8 2. Ausgangslage / Bestandsaufnahme _______________________________________ 9 2.1 Strukturanalyse anhand soziostruktureller, quantitativer sowie qualitativer Indikatoren _________________________________________________________________ 9 2.1.1 Bevölkerungsstruktur _________________________________________________________ 9 2.1.2 Erwerbsstruktur und Arbeitsmarktsituation _______________________________________ 11 2.1.2.1 Erwerbsstruktur _________________________________________________________ 11 2.1.2.2 Arbeitsmarktsituation _____________________________________________________ 12 2.1.3 Verkehrsanbindung __________________________________________________________ 13 2.1.4 Naturraum, Pflanzen- und Tierwelt _____________________________________________ 15 2.1.5 Schutzstatus des Gebietes _____________________________________________________ 18 2.1.6 Nutzungsstruktur____________________________________________________________ 25 2.2 Aktivierende Befragungen, Einbindung lokaler Experten ______________________ 25 2.3 Vorgaben übergeordneter Planungen _______________________________________ 27 2.3.1 Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg ___________ Error! Bookmark not defined. 2.3.1.1 Gemeinsames Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und Brandenburg (LEPro) _________________________________________ Error! Bookmark not defined. 2.3.1.2 Vorentwurf des Landesentwicklungsplanes für den Gesamtraum Berlin-Brandenburg (LEP GR) ergänzende Festlegungen für den äußeren Entwicklungsraum Error! Bookmark not defined. 2.3.1.3 LEP I - Zentralörtliche Gliederung ____________________ Error! Bookmark not defined. 2.3.2 Regionalplanung _____________________________________ Error! Bookmark not defined. 2.3.2.1 Regionalplan Uckermark-Barnim. Sachlicher Teilplan „Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für flächenintensive Landnutzung“, überarbeiteter Vorentwurf Stand Oktober 1998. _ Error! Bookmark not defined. 2.3.2.3 Regionalplan Prignitz-Oberhavel _____________________ Error! Bookmark not defined. 2.3.3 Kreisentwicklungskonzeptionen ________________________________________________ 27 2.3.3.1 Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Uckermark ________________________ 27 2.3.3.2 Kreisentwicklungskonzeption Oberhavel ______________________________________ 28 2.4 Die Bedeutung von Naturparks für die nachhaltige Regionalentwicklung _________ 29 2.4.1 2.4.2 2.4.3 3. Regionale Naturparks - Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung der besonders exponierten Naturlandschaften in der Europäischen Union _____________________________________ 29 Naturparke in Deutschland ____________________________________________________ 30 Der Naturpark Uckermärkische Seen - das Brandenburger Naturparkkonzept ____________ 31 Stärken - Schwächen – Analyse _________________________________________ 35 3.1 Qualitative und quantitative Indikatoren ____________________________________ 35 3.2 Erläuterung der Entwicklungshemmnisse ___________________________________ 36 3.3 Berücksichtigung exogener und endogener Ansatzpunkte ______________________ 37 3.4 Aktivierende Methoden für Mitwirkung von Gruppen und potenziellen Akteuren im Analyse- und Planungsprozess des REK _____________________________________ 38 4. Leitbild und Zielfestlegungen ___________________________________________ 39 4.1 Leitbild und Entwicklungsziele ____________________________________________ 39 4.2 Handlungsprioritäten der Region __________________________________________ 43 5. Entwicklungsstrategie _________________________________________________ 45 5.1 Methodik ______________________________________________________________ 45 4 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 5.2 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe, Aufgabenzuweisungen, Zuständigkeiten und Mechanismen der Entscheidungsfindung __________________ 46 5.3 Vorgesehene Entwicklungsanstrengungen der Region _________________________ 51 5.4 Vorrangige Entwicklungsprojekte/Prioritätensetzung _________________________ 52 5.5 Zielbeitrag zu übergeordneten Themen und Auswirkungen auf andere Bereiche ___ 54 5.6 Zusammenhang mit anderen Programmen __________________________________ 55 5.7 Übertragbarkeit der Methode _____________________________________________ 55 6. Handlungsfelder und Projekte __________________________________________ 56 6.1. Das Auswahlverfahren _________________________________________________ 56 6.2 Beschreibung der einzelnen Projekte, Trägerschaft, Verantwortliche, Organisation der Umsetzung __________________________________________________________ 60 6.3 Gebietsübergreifende und transnationale Zusammenarbeit_____________________ 86 6.4 Formen und Umfang der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie der WISOPartner ________________________________________________________________ 87 7. Monitoringsystem ____________________________________________________ 87 7.1 Eigenverantwortliches Meßsystem zur Maßnahmenkontrolle, Zielerreichung, frühzeitigen Problemerkennung und Erfahrungsdokumentation ________________ 87 8. Gesamtkostenplan ____________________________________________________ 90 9. Quellenverzeichnis _____________________________________________________ 90 5 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 1. Abgrenzung und Lage der Region Die Politik der ländlichen Entwicklung in Brandenburg verfolgt das Ziel, die Vergabe von Fördermitteln zielgerichet auf die ländlichen Gebiete zu lenken. Der Naturpark Uckermärkische Seen gehört zum äußeren Entwicklungsraum, liegt zu zwei Dritteln im Landkreis Uckermark und zu einem Drittel im Landkreis Oberhavel und gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Brandenburgs. Mit einer durchschnittlichen Einwohnerdichte von ca. 22 EW je Quadratkilometer gehört das Naturparkgebiet nach OECD-Kriterien zum ländlichen Raum, unterschreitet aber auch den im Entwicklungsplan des Landes Brandenburg festgelegten Schwellenwert von 50 Einwohner je Quadratkilometer deutlich. Die „Naturparkregion Uckermärkische Seen“ konnte bereits im Rahmen von LEADER+ wichtige Schritte zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung realisieren und möchte in der neuen Förderperiode diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen. Der LEADER-Ansatz soll zu einer verstärkten Mobilisierung der endogenen Entwicklungspotenziale, zur Verbesserung der regionalen Kooperation, zur Stärkung der Beteiligung und zur Innovation beitragen. Genau hier liegen die Stärken im Naturparkgebiet. Die „Naturparkregion Uckermärkische Seen“ entspricht dem Naturpark Uckermärkische Seen und schließt – sofern Initiativen auch gebietsüberschreitend wirken – die unmittelbar angrenzenden Randgebiete vor allem im landwirtschaftlich geprägten Nordosten ein. Begründung zur Gebietsabgrenzung: Innerhalb dieses Gebiets bestehen einheitliche Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten für die Gebietsentwicklung und Landnutzung. Im Naturpark als Großschutzgebiet kommt es naturgemäß immer wieder zu divergierenden Interessen zwischen Landnutzern und Naturschützern. Der LEADERAnsatz bietet hier vielfältige Möglichkeiten zur Vermeidung und/oder Lösung von Konflikten. Dies konnte die Region im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative LEADER+ insbesondere im Bereich des Wassertourimus unter Beweis stellen. Die Ergebnisse der Arbeit von Naturpark und Naturschutzgroßprojekt können durch langfristige Bemühungen um eine nachhaltige Regionalentwicklung im Gebiet gesichert werden. Zahlreiche Initiativen, Netzwerke und Aktivitäten wurden im Rahmen von LEADER+ in der Region aufgebaut, die ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen möchten. Geeignete Personen und Organisationen sind als Promotoren einer nachhaltigen Entwicklung vorhanden und arbeiten bereits seit mehreren Jahren erfolgreich. Gerade im dünn besiedelten, strukturschwachen ländlichen Raum bilden sich auch Kooperationen, die über die Grenzen des Naturparks reichen. Diese gebietsüberschreitenden Initiativen sollen nicht durch eine starre Fixierung auf die Naturparkgrenzen von den Entwicklungsanstrengungen der Lokalen Aktionsgruppe ausgeschlossen werden. Der Naturpark Uckermärkische Seen liegt im Nordosten Brandenburgs zwischen Fürstenberg/Havel, Fürstenwerder, Prenzlau, Templin und Zehdenick. Das Gebiet umfasst ein Fläche von ungefähr 895 km2, davon im Landkreis Uckermark ca. 640 km2 und im Landkreis Oberhavel ca. 255 km2. 6 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Umgrenzung Die nördliche Grenze ist identisch mit der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Bei dieser Grenze handelt es sich um eine Verwaltungsgrenze. Naturräumlich betrachtet, gehören der Naturpark Feldberger Seenlandschaft (Land Mecklenburg-Vorpommern) und der Naturpark Uckermärkische Seen zusammen, da beide die gleiche Geschichte bezüglich der Entstehung des Naturraumes und der Kulturlandschaft miteinander verbindet. Im Rahmen des Nationalparkprogrammes der DDR wurde die einstweilige Sicherung als Naturpark Feldberg-Lychener Seenlandschaft insgesamt ausgesprochen. Bedingt durch die Zugehörigkeit zu zwei Bundesländern wurde die endgültige Sicherung auf der Grundlage der jeweiligen Landesgesetzgebung getrennt vorgenommen. Die Ostgrenze des Naturparks ist weitestgehend identisch mit der Grenze des Landschaftsschutzgebietes Norduckermärkische Seenlandschaft. Sie verläuft von Hildebrandshagen über Damerow, Kraatz, Schönermark, Naugarten, Gollmitz und Güstow nach Prenzlau. Südlich des Stromtals geht die Grenzlinie weiter bis Klein-Sperrenwalde, über Kröchlendorff nach Wichmannsdorf und Herzfelde. Von dort verläuft sie in einem Bogen um den Petznicksee. Ab dem Petznicksee grenzen der Naturpark Uckermärkische Seen und das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin aneinander. Die Grenze verläuft durch den Fährsee über Ahrensdorf zum Lübbesee, teilt diesen und führt weiter nach Templin. Dort bilden das südöstliche Ufer des Templiner Kanals und der Röddeliner See die Grenze. Ab dem Röddelinsee verläuft die Grenze weiter nach Zehdenick, westlich an Hammelspring vorbei, quert am Schulzenfließ die Landesstraße von Templin nach Zehdenick und führt über Wesendorf zur Havelstadt Zehdenick. Entlang der Tonstichlandschaft und des Naturschutzgebietes Klienitz über Mildenberg und Ribbeck führend, erreicht die Grenze südlich des Großen Wentowsees die Bundesstraße 96. Im Westen grenzt der Naturpark an das Naturparkprojekt Stechlin-Ruppiner Land. Die Grenzlinie bildet die nach Norden über Fürstenberg bis zur Landesgrenze verlaufende Bundesstraße 96. 7 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Karte 8 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 2. Analyse der Ausgangslage 2.1 Strukturanalyse anhand soziostruktureller, quantitativer sowie qualitativer Indikatoren Der Naturpark Uckermärkische Seen ist ein stark ländlich geprägtes Gebiet im äußeren Entwicklungsraum (äEr) Brandenburgs. Der Landkreis Uckermark und der Norden des Landkreises Oberhavel zählen vollständig zum äEr, der Süden des Landkreises Oberhavel liegt im berlinnahen engeren Verflechtungsraum (eV) Brandenburg-Berlin. Wegen der starken Disparitäten innerhalb des Landkreises sind Aussagen, die den gesamten Landkreis Oberhavel betreffen, differenziert zu betrachten. 2.1.1 Bevölkerungsstruktur Die geringe Einwohnerdichte des Naturparks (ca. 22 EW/km2) wird deutschlandweit nur von wenigen anderen Regionen untertroffen. Insbesondere seit der Wendezeit 1989/90 ist ein starker Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen. Ursache sind neben dem in Brandenburg generell zu verzeichnenden Sterbeüberschuss die hohen Abwanderungsbewegungen, die maßgeblich auf den Verlust der dörflichen Beschäftigungsmöglichkeiten (überwiegend Landwirtschaft) sowie von Grundversorgungsstrukturen (Kindertagesstätten, Dorfläden u.ä.) zurückzuführen sind. Besonders stark betroffen sind im Naturpark Uckermärkische Seen die Gemeinden im Amtsbereich Boitzenburg, z.B. Buchenhain (mit einer Bevölkerungsabnahme von 19901997 um 10,7%), Funkenhagen (-10,2%), Jakobshagen (-20,7%), Klaushagen (-13,1%) und Wichmannsdorf (-12,6%). In Herzfelde (Gemeinde Templin-Land) betrug die Bevölkerungsabnahme von 1990-1997 sogar -21,2% (offensichtlich besteht hier ein Zusammenhang mit der Auflösung des Kinderheimes; Kreisentwicklungskonzeption UM 1999). Bevölkerungsgewinne sind für den Zeitraum 1993-1999 v.a. im Umfeld der Stadt Prenzlau zu verzeichnen. Hauptursache dürfte das Ausweichen von Einwohnern aus Prenzlau (wegen mangelnder Standorte für Wohneigentum) in umliegende kleinere Gemeinden sein, die schneller mit der Ausweisung von Wohnbauland waren (Kreisentwicklungs-konzeption UM 1999). Innerhalb des Amtes Nordwestuckermark, das - bezogen auf den gesamten Amtsbereich - von 1993-1999 eine positive Bevölkerungsbilanz aufweist, zeigen sich jedoch starke Unterschiede, z.B. (jeweils bezogen auf die Jahre 1990 bis 1997): Naugarten + 12,2%, Kraatz +10,1%, Beenz -10,9%, Ferdinandshorst –13,7% und Fürstenwerder – 10,1%. 9 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Abb. 2.1.1.a Bevölkerungsentwicklung von 19 93 bis 1999 Bev.dichte (1999 EW/km2) 50,4 105,5 34,9 Bev.entw. (1999/1993 in %) - 5,9 + 14,0 - 3,7 21,4 31,9 36,3 23,2 30,3 14,3 70,6 31,1 - 10,1 - 4,4 - 6,6 + 2,7 + 1,7 + 1,1 - 4,5 - 3,3 20.757 14.115 266,9 148,5 - 6,5 + 1,1 34.872 201,8 - 3,6 81.734 48,6 - 3,4 Bevölkerungsentwicklung Fläche (in km2) Einwohner (1993) Einwohner (1999) LK Uckermark gesamt LK Oberhavel gesamt LK Oberhavel (äEr) 3.058 1794 1087 163.719 165.914 39.456 154.086 189.191 37.986 Ämter und amtsfreie Gemeinden im oder mit Anteil am Naturpark: Amt Boitzenburg 216 5.152 4.631 Amt Fürstenberg 241 8.030 7.676 Amt Lychen 111 4.299 4.015 Amt Nordwestuckermark 223 5.029 5.164 Amt Prenzlau-Land 166 4.950 5.036 Amt Templin-Land 331 4.694 4.746 Amt Zehdenick u. Gemeinden 221 16.321 15.594 SUMME (Ämter): 1509 48.475 46.862 Stadt Prenzlau 78 22.209 Stadt Templin 95 13.958 SUMME 173 36.167 (amtsfreie Gemeinden): SUMME GESAMT: 1682 84.642 Sämtliche Quellenangaben befinden sich im Anhang. Entsprechend der Prognosen bis zum Jahr 2015 werden sich die Bevölkerungsverluste im ländlichen Raum auch künftig in hohem Ausmaß fortsetzen (s. Abb. 2.1.1.2). Abb. 2.1.1.b Bevölkerungsprognose bis 2015 Veränd. 2015 ggü. 1995 (in %) Bevölkerungsprognose (Personen in 1000) 1995 2000 2005 2010 2015 Land Brandenburg 2.542,0 2.585,7 2.580,1 2.533,3 2.471,0 - 2,8 % engerer Verflechtungsraum 806,4 903,0 961,7 983,9 997,0 + 23,6 % äußerer Entwicklungsraum 1.735,6 1.682,7 1.618,4 1.549,4 1.474,0 - 15,1 % LK Uckermark gesamt 160,3 151,3 141,9 132,7 123,1 - 23,2 % Abb. 2.1.1.c Bevölkerungsprognose von 1997 bis 2015 Veränd. 2015 ggü. 1997 (in %) Bevölkerungsprognose (Personen in 1000) 1997 2000 2005 2010 2015 LK Oberhavel gesamt 178,4 190,5 200,4 201,9 201,3 + 12,8 % LK OHV (äEr) - - - - - - 14 % Die Bevölkerungsabnahme geht mit gravierenden Veränderungen der Bevölkerungsstruktur einher, die zu einer deutlichen „Alterung“ der Bevölkerung (Verschiebung zu-gunsten des Anteils der >65-Jährigen) führt. Ursache sind die starken Geburtenrückgänge seit 1990 und der damit verbundene deutliche Sterbeüberschuss, der durch die Wanderungsbewegungen (Zu- und Abwanderung) nicht ausgeglichen wird. 10 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Im Landkreis Uckermark insgesamt wie auch im Gebiet des Naturparks Uckermärkische Seen ist bis zum Jahr 2015 damit zu rechnen, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen (0-15-Jährige) um ein Drittel bis fast die Hälfte gegenüber 1995 abnehmen und der Anteil der potenziell Erwerbstätigen/Erwerbsfähigen (15-65-Jährige) um rund ein Viertel zurückgehen wird. Dem gegenüber steht eine zu erwartende Zunahme des Anteils der >65Jährigen um ca. 25-30% (s. Abb. 2.1.1.d). Auch der Norden des Landkreises Oberhavel - einschließlich der Gebiete des Naturparks Uckermärkische Seen - ist in besonderem Maße von einer Abwanderung der Erwerbsbevölkerung und einer fortschreitenden Überalterung betroffen. Die Abnahme der potenziell Erwerbstätigen/Erwerbsfähigen (15-65-Jährige) und die Zunahme der >65Jährigen wird entsprechend der Prognosen mit rund 15% hier etwas geringer ausfallen als im Landkreis Uckermark (s. Abb. 2.1.1.d, Amt Fürstenberg und Amt Zehdenick und Gemeinden). Abb. 2.1.1.d Prognose der Altersstruktur: Veränderungen 2015 ggü. 1997 Prognose der Altersstruktur Land Brandenburg Engerer Verflechtungsraum äußerer Entwicklungsraum 0-15 Jahre - 22,7 % + 1,1 % - 34,5 % 15-65 Jahre - 2,1 % + 24,8 % - 15,8 % > 65 Jahre + 50,2 % + 87,7 % + 33,2 % Uckermark gesamt Uckermark (ländlicher Raum) (Veränderungen 2015 ggü. 1995) LK Oberhavel gesamt Amt Fürstenberg Amt Zehdenick u. Gemeinden - 42,2 % - 22,6 % + 35,9 % - 33,0 % - 22,5 % + 12,5 % - 14,3 % - 34,4 % - 32,6 % + 6,9 % - 16,1 % - 14,8 % + 74,7 % + 14,8 % + 16,6 % 2.1.2 Erwerbsstruktur und Arbeitsmarktsituation 2.1.2.1 Erwerbsstruktur Die Tabellen 2.1.2.1.a und 2.1.2.1.b stellen die prozentuale Verteilung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftszweigen in den Landkreisen Uckermark und Oberhavel dar. Wegen der starken räumlichen und strukturellen Disparitäten innerhalb des Landkreises Oberhavel sind die Daten des Landkreises Uckermark eher geeignet, die Situation im Naturpark Uckermärkische Seen zu repräsentieren. Jedoch bestehen auch im Landkreis Uckermark räumliche Unterschiede. So ist das produzierende Gewerbe auf wenige Standorte (v.a. Schwedt/Oder) konzentriert, während insbesondere in der Norduckermark die Landwirtschaft dominiert. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten liegt um etwa 50% höher als im Landesdurchschnitt und mehr als doppelt so hoch bezogen auf den Bundesdurchschnitt (1996; Kreisentwicklungskonzeption UM 1999). Im Vergleich zu ähnlich strukturierten Regionen in den alten Bundesländern (Emsland, Lüchow-Dannenberg, Soltau- 11 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Fallingbostel, Uelzen, Schwandorf, Rottal-Inn) liegt der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten sogar um bis zu drei- bis sechsfach höher (Datenbasis von 1995; Kreisentwicklungskonzeption UM 1999). Abb. 2.1.2.1.a Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen (Landkreis Uckermark) Landkreis Uckermark 30.06.1993 (in %) 30.06.1998 (in %) Land-, Forst-, Fischwirtschaft Energie, Bergbau Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel Verkehr, Nachricht Kredit, Versicherung Dienstleistungen Organisationen Körperschaften, Sozialversicherung Ohne Angaben 9,0 0,5 21,8 12,1 9,3 6,4 1,4 18,3 3,7 17,3 0,1 7,8 0,9 18,7 13,8 11,0 4,6 1,3 24,8 8,6 8,5 - Abb. 2.1.2.1.b Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen (Landkreis Oberhavel) Landkreis Oberhavel 30.06.1993 (in %) 30.06.2000 (in %) Land-, Forst-, Fischwirtschaft Energie, Bergbau Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel Verkehr, Nachricht Kredit, Versicherung Dienstleistungen Organisationen Körperschaften, Sozialversicherung 5,5 0,3 28,5 14,9 8,6 5,1 1,2 18,9 2,0 15,0 4,0 0,5 26,0 13,6 10,6 5,9 0,6 24,2 12,2 2,4 2.1.2.2 Differenz (absolute Prozentzahlen) - 1,2 + 0,4 - 3,1 + 1,7 + 1,7 - 1,8 - 0,1 + 6,5 + 4,9 - 8,8 - 0,1 Differenz (absolute Prozentpunkte) - 1,5 + 0,2 - 2,5 - 1,3 + 2,0 + 0,8 - 0,6 + 5,3 + 10,2 - 12,6 Arbeitsmarktsituation Mit einer Arbeitslosenquote von rund 22 Prozent gehört die Region des Naturparks Uckermärkische Seen zu den Gebieten mit der höchsten Arbeitslosigkeit im Land Brandenburg. Zahlreiche Arbeitsplätze sind mit der Wiedervereinigung und dem nachfolgenden Strukturwandel v.a. in der Landwirtschaft und in nahestehenden Bereichen sowie im verarbeitenden Gewerbe verloren gegangen und konnten seither nicht ersetzt werden. 12 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen ist überdurchschnittlich hoch. Die angespannte Arbeitsmarkt- und Ausbildungsplatzsituation bedingt auch die hohe Jugendarbeitslosigkeit (s. Abb. 2.1.3.2.a). Wegen der fehlenden Perspektiven verlassen viele Jugendliche die Region. Wesentliche Folgen sind neben dem bevorstehenden Mangel an Nachwuchskräften auch die beschleunigte Überalterung und Entleerung des ländlichen Raumes. Abb. 2.1.2.2.a Arbeitslosenquote nach Landkreisen und Arbeitsamtsdienststellen Arbeitslosenquote 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 LK Uckermark ...davon Frauen Jugendliche < 20 J. 20,8 63,8 1,1 19,4 62,2 1,5 22,2 58,3 1,9 24,6 59,0 1,7 22,9 56,4 2,1 23,0 55,6 2,1 22,3 53,9 1,8 LK Oberhavel ...davon Frauen Jugendliche < 20 J. 16,6 66,9 1,4 13,9 63,3 1,8 16,2 58,9 2,2 18,1 58,1 2,3 17,5 53,9 1,4 16,7 53,3 1,8 16,5 51,6 2,1 Dienststelle Prenzlau ...davon Frauen Jugendliche < 20 J. Jugendliche < 25 J. 19,1 55,8 2,7 23,7 57,4 1,8 20,2 23,1 60,7 1,0 17,8 20,7 58,0 1,7 16,4 23,9 54,2 1,9 19,0 25,6 56,4 1,7 20,6 21,8 54,6 2,4 19,1 21,5 53,3 1,4 17,4 22,7 52,0 2,2 21,3 Dienststelle Templin ...davon Frauen Jugendliche < 20 J. Jugendliche < 25 J. 21,3 56,7 2,5 21,9 58,8 0,9 16,0 21,2 61,0 1,5 15,7 18,0 61,9 1,5 13,8 21,7 56,8 1,3 17,7 24,2 59,9 2,4 19,1 20,9 54,7 3,8 19,2 20,5 56,0 1,2 16,5 21,0 54,6 0,8 19,4 Dienststelle Gransee * 19,9 17,6 20,9 23,8 22,1 21,0 ...davon Frauen 70,7 66,3 61,7 61,8 57,4 57,6 Jugendliche < 20 J. 1,4 1,8 2,2 2,1 1,2 1,8 * Von der Dienststelle Gransee wurden Daten zu Jugendlichen < 25 J. nicht gesondert ermittelt. 21,0 57,0 2,1 2.1.3 Verkehrsanbindung Insgesamt ist der Naturpark gut erreichbar, ob mit Fern- oder Regionalbahn, über Bundesstraße oder Autobahn, per pedes oder mit Fahrrad, selbst Sportboot und Fahrgastschiffe sind möglich. Die Hauptverkehrsachsen sind, historisch bedingt, auf den Ballungsraum Berlin ausgerichtet. Straßennetz Autobahnen Der Naturpark ist über die Bundesautobahn A 11 Berlin - Prenzlau - Stettin zu erreichen. Die Autobahn liegt ca. 25 km vom östlichen Rand des Naturparks entfernt. Mit der Ostseeautobahn A 20 wird der Naturpark zusätzlich über die Anschlussstellen Strasburg, Pasewalk und Prenzlau erreichbar sein. Bundesstraßen Mit dem Bus oder dem Auto ist das Naturparkgebiet von Berlin aus über die Bundesstrasse 96 (Pankow- Oranienburg- Fürstenberg (Havel)- Stralsund) und die Bundesstrasse 109 13 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen (Berlin- Wandlitz- Prenzlau) zu erreichen. Die Bundesstrasse 198 Prenzlau- Neustrelitz tangiert im Norden bei Wolfshagen den Naturpark. Land-, Kreis- und Gemeindestraßen Neben den genannten Autobahnen und Bundesstraßen existiert ein enges Netz von Land-, Kreis- und Gemeindestraßen. Grundsätzlich ist das klassifizierte Straßennetz im Untersuchungsgebiet ausreichend. Der Ausbauzustand vieler Straßen ist jedoch unbefriedigend. Bahnnetz Der Naturpark ist mit der Bahn gut über Fürstenberg (Havel), Prenzlau, Templin und Zehdenick zu erreichen. Die Entwicklung des Bahnnetzes wurde in der Schienenpersonennahverkehrsverordnung vom 24.06.1996 festgelegt. 2 Fernbahn-, 1 Regionalexpress- und 3 Regionalbahnlinien berühren den Naturpark. Für die Rekonstruktion der Schieneninfrastruktur sind für die Strecke Löwenberg - Templin 31 Mio. und für die Strecke Eberswalde - Templin 43 Mio. DM vorgesehen. Mit der Erneuerung der Schieneninfrastruktur verkürzt sich die Fahrtzeit fast um die Hälfte. Damit wird der Naturpark noch besser und schneller mit der Bahn für Erholungssuchende zu erreichen sein. Mit dem Sommerfahrplan 1996 wurde die Strecke Fürstenberg - Templin stillgelegt. Der auf dieser Strecke eingerichtete Draisinenverkehr hat sich zu einer touristischen Attraktion entwickelt. Reisende, die zwischen Templin und Fürstenberg verkehren wollen, nutzen nun den Bus. Der Bahnverkehr auf der Strecke Templin - Prenzlau wurde Mitte 2000 eingestellt. Die Bahnhöfe Dannenwalde, Fürstenberg (Havel), Templin und Zehdenick (Mark) sollen zukünftig zu sogenannten Naturpark-Bahnhöfen mit touristischer Infrastruktur entwickelt werden. Wasserstraßennetz Ca. 25 km der Oberen Havel-Wasserstraße liegen zwischen Zehdenick und Fürstenberg (Havel) im Naturpark. Dieser als Bundeswasserstraße klassifizierte Wasserweg verbindet die Berliner Gewässer mit der Mecklenburger Seenplatte. Die Templiner und Lychener Gewässer sind Bundesnebenwasserstraßen. Während in den letzten zwei Jahrzehnten der Frachtverkehr auf der Havel fast auf Null zurückgegangen ist, haben die Bundeswasserstraßen eine große Bedeutung für den Sportbootverkehr. Regionaler Busverkehr Der regionale Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird neben dem beschriebenen Bahnnetz im Landkreis Oberhavel durch die Oberhavel Bus GmbH und im Landkreis Uckermark durch die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft abgesichert. Kreisübergreifende Buslinien gibt es u.a. nach Feldberg, Neubrandenburg und Fürstenberg (Havel). 14 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 2.1.4 Naturraum, Pflanzen- und Tierwelt Die Uckermark weist eine vielfältige, sehr unterschiedlich geprägte Landschaft auf. Charakteristisch für dieses Gebiet im Nordosten Brandenburgs ist das durch die Weichseleiszeit vor etwa 20.000 bis 15.000 Jahren geformte lebhafte Relief mit einer abwechslungsreichen Hügel-, Seen- und Waldlandschaft. Nach dem Abtauen einer große Teile der Uckermark bedeckenden Inlandeisvergletscherung bildete sich ein eiszeitlicher Formenschatz heraus, der tiefe Einblicke in die Variationsbreite an geologisch-morphologischen, floristisch-faunistischen und historischen Erscheinungsbildern gewährt. Sowohl die Entstehung eines Urstromtales, von Sanderflächen mit kiesig-sandigen Ablagerungen als auch von Endmoränenhöhen sowie von ebenen und kuppigen Grundmoränen sind im Landschaftsbild nachvollziehbar. Neben Seen (Zungenbeckenseen, Rinnenseen, Toteis- oder Kesselseen sowie Faltenseen) bildeten sich im Laufe der Landschaftsentwicklung naturräumlich interessante Bachläufe, Moore, Kleingewässer sowie Sölle heraus. Relikte der eiszeitlichen Entwicklung finden sich aber ebenso in der Fülle von Feldsteinen und Findlingen, die das Landschaftsbild zum Teil „schwergewichtig“ mitbestimmen. Seen und Tonstiche In der Naturparkregion existieren 250 Seen und Tonstiche. Sie nehmen eine Fläche von ca. 6.000 ha ein. Der Stolpsee ist mit ca. 381 ha Wasserfläche der größte und der Röddelinsee mit 40 m der tiefste See im Naturpark. Trotz anhaltender Nährstoffbelastung ist die Mehrzahl der Seen als mesotroph bis eutroph einzustufen. Von überregionaler Bedeutung sind die oligo- mesotrophen Characeen-Seen zwischen Lychen und Warthe. Durch ihr geringes Pufferungsvermögen reagieren sie besonders schnell auf Nährstoffzufuhr. Sie sind deshalb besonders gefährdet. Problematisch ist die Situation in den bedeutenden Erholungsgewässern, wie Templiner Stadtsee, Damm- und Großer Fürstenwerder See, Naugartener See, Wichmannsdorfer Haussee, Lychener Stadt-, Nesselpfuhl- und Oberpfuhlsee. Dort sinkt die Sichttiefe zeitweise unter 1 m und unterschreitet so den Grenzwert der EU-Badewasser-Verordnung. Die Zehdenicker Tonstichlandschaft umfasst heute ein Gebiet von etwa 3.200 ha mit insgesamt 70 mit Grundwasser gefüllten Tonstichen. Diese Gewässer sind jetzt von Röhrichten, Weidengebüschen und Weichholzauen umgeben. Die als Sekundärbiotope entstandenen Tonstiche unterscheiden sich nur noch geringfügig von natürlichen Gewässern und zeichnen sich durch eine teilweise sehr gute Wasserqualität aus. Eine Vielzahl von gefährdeten Brutvögeln, Insekten, Amphibien und Säugetieren besiedelt dieses Gebiet. Als Rastplatz für Zugvögel ist die Tonstichlandschaft von überregionaler Bedeutung. 15 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Kleingewässer Die Mehrzahl der Kleingewässer im Naturpark entstand im Zuge der Eiszeit durch das Ausschürfen von Erdmaterial und durch das spätere Abtauen von abgebrochenem Eis. Diese Toteislöcher finden sich heute überall im Gebiet, auf Feldern und in den Wäldern, als kleine rundliche wassergefüllte Senken, die als Sölle bezeichnet werden. Diese ständig oder temporär wasserführenden Kleingewässer oder verlandeten Röhrichte, Sümpfe und Moore bieten Pflanzen und Tieren einen idealen Lebensraum. Der Naturpark stellt z.B. für Laubfrosch, Rotbauchunke und Sumpfschildkröte einen Verbreitungsschwerpunkt in der BRD dar. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft wurden viele dieser kleinen Biotope durch Entwässerung und Verschüttung zerstört. Fließgewässer Im Naturpark befinden sich noch naturnahe, unbegradigte und unbefestigte Fließgewässer, wie sie inzwischen nur noch selten in Deutschland anzutreffen sind. In ihren Oberläufen sind sie oft in Täler eingeschnitten und von Laubmischwald begleitet, in ihren Unterläufen meist stark mäandrierend, von breiten Erlenbruchgebieten begleitet: Strom, Küstriner Bach, Linowbach, Dabelower Mühlenbach und Hegesteinbach. Sie sind Lebensraum für seltene und vom Aussterben bedrohte Arten wie Fischotter, Elbebiber und Bachmuschel. Die naturnahen Fließgewässer enthalten eine wertvolle Fauna an Kleinfischen und Libellen, aber auch anderen Wirbellosen. Diese bieten wiederum seltenen Vögeln und Säugetieren Nahrungsgrundlage. Die Havel zwischen Fürstenberg und Zehdenick beherbergt durch ihre z.T. noch naturnahen Strukturen eine Reihe von gefährdeten Fischarten. Moore Eine der wichtigsten Formen natürlicher Wasserspeicher bilden die verschiedenen Moore. Sie sind Lebensräume zwischen Land und Wasser und weisen einen hohen Anteil an gefährdeten Arten auf. Zu den sehr seltenen und stark gefährdeten Moortypen in Deutschland gehören die Basen- Zwischenmoore, zu denen das Oberpfuhlmoor und das Mellenmoor bei Lychen sowie das Knehdenmoor bei Templin gehören. Der überwiegende Teil der größeren Moore in der Naturparkregion ist hydrologisch beeinträchtigt und teilweise bereits durch Entwässerung degradiert. Wald Die pflanzengeographische Stellung des Naturparkes wird durch seine Lage im Laubwaldgürtel der kühl-gemäßigten Zone der Nordhalbkugel bestimmt. Das Klima ist feucht genug, um überall Waldvegetation zu ermöglichen. Innerhalb des Laubwaldgürtels liegt das Gebiet im mitteleuropäischen Florengebiet. Der Naturpark liegt an der südlichen Verbreitungsgrenze des Baltischen Rotbuchengürtels. Auf mäßigen bis mittleren Standorten der Sand-Braunerden, Sand-Braunpodsolen und Bändersande in frischer und mäßig frischer Lage können Traubeneichen-Hainbuchenwälder erwartet werden. Die potenziell natürliche Vegetation auf den Binnendünenfeldern ist ein Kiefernwald, in dem die Kiefer und gelegentlich die Hänge-Birke die Baumschicht bilden. Es würden vorwiegend Zwergstrauch- und Flechten-Kiefernwälder vorkommen. 16 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Offenlandschaften Im Naturpark befinden sich mehrere ehemalige Truppenübungsplätze, die durch die vielfältigen Biotoptypen, ihre Großflächigkeit und Verzahnung bundesweite Bedeutung für den Artenschutz haben (Vogelsang-Tangersdorf-Himmelpforter Heide, Barsdorfer Heide, Retzower Heide). Die großflächigen Zwergstrauchheiden, Sandtrockenrasen und offenen Binnendünen sind Rückzugs- und Reproduktionsgebiet zahlreicher hochspezialisierter und gefährdeter Vogel- und Insektenarten. So haben die zusammenhängenden Sandheiden in der Tangersdorfer Heide und die Halbtrockenrasen am Rande des Stromtales überregionale Bedeutung für eine vielfältige Heuschreckenfauna. Etwa 40 ökologisch wertvolle Lebensgemeinschaften von Pflanzen gibt es im Naturpark Uckermärkische Seen. Durch die Biotopkartierung sind über 1.000 Pflanzenarten nachgewiesen worden. 17 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen An seltenen Vogelarten im Naturpark sind z.B. zu nennen: Abb. 2.1.4.a Vogelarten und Brutbestand seltener Vogelarten im Naturpark Uckermärkische Seen Art Gr. Rohrdommel Kl. Rohrdommel Kranich Schwarzstorch Wiedehopf Kl. Ralle Seeadler Schwarzhalstaucher Fischadler Schreiadler Wanderfalke Raubwürger Brachpieper Flußseeschwalbe Ziegenmelker Brutbestand im Naturpark ca. 20 BP 1 BP 100-120 BP 5-7 BP ca. 10 BP 3-5 BP 8-10 BP 3-5 BP 15-20 BP 5-8 BP 1-2 BP ca. 15 BP 40-60 BP 30-50 BP Brutbestand in Brandenburg 85 BP 1-3 BP ca. 600 BP 45 BP 140 BP 30 BP 65 BP 75 BP 190 BP 22 BP 3-4 BP 500 BP - 2.1.5 Schutzstatus des Gebietes Der Naturpark Uckermärkische Seen wurde am 10. Januar 1997 durch die oberste Naturschutzbehörde festgesetzt. Der Bekanntmachungstext enthält keine Ge- und Verbote. Diese sind ausschließlich den Verordnungen der einzelnen Landschafts- und Naturschutzgebiete (LSG und NSG) vorbehalten. Insgesamt sind zur Zeit im Naturpark 2 LSG und 18 NSG endgültig gesichert. Im Verfahren der Unterschutzstellung befinden sich gegenwärtig 6 NSG (die öffentliche Auslegung fand bereits statt). Durch Neuausweisungen werden z.T. bestehende Schutzgebiete abgelöst bzw. mehrere zu einem Gebiet zusammengefasst. Abb.2.1.5.a Landschaftsschutzgebiete im Naturpark Name Norduckermärkische Seenlandschaft Fürstenberger Wald- und Seengebiet Größe in Hektar Status Landkreis 64.000 festgesetzt UM 45.635 festgesetzt OHV Bemerkungen ca. 20.000 ha im Naturpark Mit Ausnahme der zusammenhängend bebauten Siedlungsflächen genießt der gesamte Naturpark Uckermärkische Seen Landschaftsschutz. 18 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Abb.2.1.5.b festgesetzte und geplante Naturschutzgebiete im Naturpark Größe in Hektar 258 Status Landkrei s festgesetzt UM 132 festgesetzt UM 16 303 78 28 470 53 63 34 26 21 200 340 229 104 43 festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt festgesetzt Kleine Schorfheide 7.350 festgesetzt Zerweliner Koppel Strom bei Mathildenhof Platkowsee Mellensee bei Funkenhagen Jungfernheide Brüsenwalde 191 216 663 181 1.790 2.205 im Verfahren im Verfahren im Verfahren im Verfahren im Verfahren im Verfahren UM UM UM UM OHV UM UM UM UM UM UM UM OHV UM UM UM, OHV UM UM UM UM UM UM Name Kieker Küstrinchenbach und Oberpfuhlmoor Großes Kernbruch Tiergarten Boitzenburg Clanssee Kleiner Kronsee Thymen Poviestsee Stoitzsee Mellensee bei Lychen Mewenbruch Knehdenmoor Damerower Wald Stromtal Klienitz Tiefer und Fauler See Hutung Sähle Bemerkungen Somit sind 9.748 ha (ca. 10,9 % der Naturparkfläche) bestehende NSG und weitere 5.246 ha (ca. 5,9 % des Naturparkgebietes) NSG im Verfahren. Wegen seiner herausragenden Naturausstattung stufte das Bundesamt für Naturschutz den Naturpark als gesamtstaatlich repräsentatives Gebiet ein und bewilligte 1996 ein Naturschutzgroßprojekt. Auf ca. 24.500 ha Kerngebietsfläche (zu entwickelnde Naturschutzgebiete) sollen vor allen Dingen folgende Ziele verwirklicht werden: die Wasserqualität von Fließgewässern und Seen verbessern, die Artenvielfalt in und an Gewässern erhalten und verbessern, den Wasserhaushalt im Projektgebiet stabilisieren, um die Sicherung noch intakter Moor- und Bruchwaldstandorte zu gewährleisten, degradierte Moorstandorte vitalisieren, das charakteristische glazial geprägte Relief des Projektgebietes erhalten, 19 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen den Lebensraum vieler, vor allem bedrohter und seltener gebietstypischer Pflanzen- und Tierarten (z.B. Biber, Fischotter, Kranich, Seeadler, Fischadler, Schwarzstorch, Große und Kleine Rohrdommel, Rot- und Schwarzhalstaucher, Tüpfelsumpfhuhn sowie Rotbauchunke, Moor- und Laubfrosch) sowie deren Populationsstärken erhalten und optimieren, naturnahe Wälder erhalten bzw. wiederherstellen, die Tangersdorfer Heide und die Klapperberge weitgehend offenhalten (Heide- und Binnendünenstandorte) und Tourismus- und Freizeitaktivitäten durch ein Besucherlenkungskonzept weitgehend in Bereiche außerhalb der Kernzonen verlagern. 20 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Karte NSG / LSG 21 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Abb. 2.1.5.d FFH-Gebiete im Naturpark Nr. Gebiet Größe (ha) 18 Thymen Kuhzer See / Jakobshagen Hutung Sähle Templiner Kanalwiesen HardenbeckKüstrinchen 470,25 ha davon im Naturpark US (ungefähre Angaben) 470,25 ha 1.407,87 ha ca. 500 ha 43,48 ha 136 Status Landkreise OHV 43,48 ha NSG,Kerngebiet Kerngebiet, SPA LSG NSG i.V., SPA 70,31 ha 70,31 ha LSG UM 6.669,54 ha 6.669,54 ha Stromgewässer 2.584,85 ha 2.584,85 ha 316 Karpfenseen bei Boisterfelde 55,54 ha 55,54 ha LSG UM 147 Platkowsee2594,23 ha Netzowsee-Metzelthin 2.594,23 ha Kerngebiet, NSG (z.T. festgesetzt; z.T. i.V.), LSG, SPA UM 469,68 ha 230 ha NSG, GLB, LSG SPA UM 594,25 ha 594,25 ha 603,84 ha 603,84 ha 8.199,96 ha 8.199,96 ha 405,67 ha 405,67 ha LSG, FND OHV 971,39 ha ca. 600 ha LSG OHV 1.538,44 ha ca. 1.200 ha LSG, NSG (i.V.) OHV 317,40 ha 317,40 ha Kerngebiet, LSG OHV 295,37 ha 295,37 ha LSG OHV Tornow 350,30 ha 350,30 ha Rotbauchunkengebiet OHV SUMME der Flächengrößen 28.444,89 ha 26.587,51 ha 301 318 322 135 123 131 342 145 320 367 338 477 323 426 Damerower WaldSchlepkower WaldJagenbruch Kiecker und Schotterwerk Klaushagen Kleine SchorfheideHavel StolpseewiesenSiggelhavel Seilershofer Buchheide ZehdenickerMildenberger Tonstiche Erweiterung Thymen KastavenseenMolkenkammersee Abb.2.1.5.c FFH- Gebiete im Naturpark NSG, LSG, SPA Kerngebiet NSG (z.T. festgesetzt; z.T. i.V.), LSG, SPA, Kerngebiet z.T. NSG, z.T. GLB LSG, Kerngebiet NSG (z.T. festgesetzt; z.T. i.V.), LSG, SPA, Kerngebiet UM UM UM UM UM UM OHV/UM GLB = Geschützter Landschaftsbestandteil FND = Flächendenkmal 22 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Das Vogelschutzgebiet und die FFH-Gebiete sind Bestandteil des europaweiten Schutzgebietssystems NATURA 2000. Aufgrund der aufgezeigten natürlichen Ausstattung des Gebietes besteht ein besonderer Bedarf an der Berücksichtigung ökologischer Belange innerhalb der Regionalentwicklung. Die Naturparkverwaltung ist daher von Anfang an bemüht, dauerhafte Kooperationen zwischen Landnutzung und Naturschutz zu begründen. Folgerichtig ist der Naturpark Mitglied im regionalen Bauernverband Templin und im Tourismusverein Templin. 23 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Karte FFH/SPA 24 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 2.1.6 Nutzungsstruktur Die Landschaft des Projektgebietes wird entscheidend geprägt durch den großen zusammenhängenden Waldgürtel, der von der Bundesstrasse 96 im Westen bis zur Landesgrenze im Norden und bis nach Boitzenburg und Prenzlau im Osten sowie Zehdenick im Süden reicht. Mit ca. 47 % ist die Forstwirtschaft die dominierende Flächennutzung. Ca. 40 % der Naturparkfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Während sich die Ackernutzung im Osten des Naturparks konzentriert, ist auf den Niedermoorstandorten der Havelniederung und ihrer Nebengewässer sowie im Stromtal vor allem Grünlandwirtschaft vorherrschend. 33 % der etwa 27.400 ha großen Ackerfläche in der Naturparkregion weist Ackerzahlen bis 30 und rund 40 % Ackerzahlen bis 37 auf. Zwei Drittel der Region ist somit landwirtschaftlich benachteiligtes Gebiet (siehe Karte). Abb. 2.1.6.a Nutzungsartenverteilung im Naturpark Uckermärkische Seen Gesamtfläche: 895 km² Siedlungen & sonstige Flächen 6% Wasser 7% Acker & Grünland 40% Wälder & Forsten 47% Siedlungen, Gewerbeflächen und Verkehrswege nehmen ca. 6 % des Gebietes ein, während der Anteil der Gewässerfläche bei ca. 7 % liegt. 2.2 Aktivierende Befragungen, Einbindung lokaler Experten Bereits seit vielen Jahren führt die Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen mit zahlreichen Partnern wie der Umweltstiftung WWF, dem Förderverein FeldbergUckermärkische Seenlandschaft e.V., dem Landschaftspflegeverein Norduckermärkische Seenlandschaft e.V., aber auch mit verschiedenen Vertretern der regionalen Wirtschaft 25 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen gemeinsame Projekte durch. Beispielhaft zu nennen sind hier die Zertifizierung von Holz, das Infoleitsystem für Wasserwanderer, das Radwegeprojekt Templin – Fürstenwerder und die Bemühungen um ein Modellprojekt zur ökologischen Landwirtschaft. Diese Aktivitäten sind aus der Diskussion mit allen Beteiligten – also von der Basis ausgehend - entstanden und wurden auf gleiche Weise durchgeführt. Die Inhalte dieser Projekte sind Bestandteile einer nachhaltigen Entwicklung, so dass bald Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit einer Integration aller Aktivitäten in ein Gesamtkonzept deutlich wurden. Auf Initiative der Naturparkverwaltung und des WWF wurde dann Ende 1998 der Prozess zur integrierten, nachhaltigen Entwicklung der Region in die Wege geleitet. Bis heute fanden insgesamt neun Workshops statt. An diesen Arbeitstreffen nahmen folgende Interessenvertreter aus Verwaltungen, Forst-, Land- und Fischereiwirtschaft, Tourismus, Wirtschaft und Naturschutz teil: Agrargenossenschaft Beenz e.G. Amt Boitzenburg Amt für Flurneuordnung und ländliche Entwicklung Prenzlau Amt für Forstwirtschaft Templin Amt Fürstenberg Amt Lychen Amt Nordwestuckermark Amt Templin-Land Amt Zehdenick und Gemeinden AQUA Zehdenick GmbH Arbeitsamt Eberswalde, Außenstelle Templin Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Brandenburg e.V. Bauernverband Oberhavel Boitzenburger Früchtezauber GmbH i.G. BUND-Kreisverband Uckermark expers GmbH Förderverein Breitensport e.V. Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V. Gesellschaft für Museum und Touristik Mildenberg mbH Humboldt-Universität Berlin Industrie- und Handelskammer Frankfurt/Oder, Geschäftsstelle Eberswalde Kreishandwerkerschaft Uckermark Kreislandfrauenvereinigung Oberhavel Kreisverwaltung Oberhavel (Amt für Landwirtschaft, Amt für Naturschutz und Landschaftsplanung) Kreisverwaltung Uckermark (Landwirtschafts-, Umwelt- und Wirtschaftsförderungsamt) 26 Kunsthandwerkerhof Thomsdorf e.G. Landesanstalt für Großschutzgebiete Ländliche Arbeitsförderung Prenzlau e.V. Landschaftspflegeverein Norduckermärkische Seenlandschaft e.V. Landwirtschaftliche Genossenschaft Röddelin e.G. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Brandenburg Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen NaturTherme Templin GmbH Ökoinsel am Warthesee e.V. Regionale Planungsgemeinschaft UckermarkBarnim Sägewerk Bohm Hardenbeck Schloß Boitzenburg KG Sparkasse Uckermark, Regionalmanager Stadt Templin TourismusServiceTemplin e.V. Tourismusverband Uckermark e.V. Touristenverein „Die Naturfreunde“ Uckermark Fisch GmbH Umweltstiftung WWF-Deutschland, Naturschutzstelle Ost Unternehmervereinigung Uckermark Wirtschaftsfördergesellschaft Oberhavel mbH ZALF e.V. Müncheberg / GRANO-Projekt Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen In diesen Workshops waren Kompetenz und Verantwortlichkeit für alle relevanten Schwerpunktthemen konzentriert. Die Beteiligung an den Veranstaltungen war freiwillig und enorm rege, das Vorgehen konsens-, dialog- und handlungsorientiert. Mit dem Ziel der Erarbeitung einer regionalen Entwicklungsstrategie für die Naturparkregion Uckermärkische Seen beschäftigten sich die Workshops mit folgenden Themen: Verankerung in der Region Das Vorhaben fand Zustimmung bei den Kreisverwaltungen Uckermark und Oberhavel, im Landwirtschafts- und Umwelt- sowie im Wirtschafts-, Bau- und Vergabeausschuss des Kreistages Uckermark sowie im Naturpark-Kuratorium. Neben Vertretern der Ministerien für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung sowie Wirtschaft, Mittelstand und Technologie, der Landkreise Oberhavel und Uckermark sind alle Ämter im Naturparkgebiet Mitglied dieses letztgenannten Gremiums. 2.3 Vorgaben übergeordneter Planungen 2.3.3 Kreisentwicklungskonzeptionen Kreisentwicklungskonzeptionen sind informelle Planwerke auf kreislicher Ebene, die auf der Grundlage der übergeordneten Landes- und Regionalpläne erstellt und im Kreistag beschlossen werden. 2.3.3.1 Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Uckermark (1. Fortschreibung von August 1999) Kapitel 18 der Kreisentwicklungskonzeption formuliert u.a. folgende Leitlinien als „Diskussionsangebot praxisorientierter Handlungsschwerpunkte der kreislichen Entwicklung“: A) Eine nachhaltig auf den Schutz der Natur als Lebensgrundlage, auf die Erhaltung der uckermärkischen Kulturlandschaft sowie auf die Sicherung der wirtschaftlichen Potentiale ausgerichtete Entwicklung besitzt oberste Priorität. R) Die regionale Kooperation/Kommunikation muss verbessert und die Bestandspflege ausgebaut werden. Um die unterschiedlichen Potentiale der Region effektiv zu nutzen, sind die Interessen, Initiativen und das Engagement der regionalen Akteure zu verknüpfen und auf klare und konsensfähige Entwicklungsziele auszurichten. Zur Verbesserung der Kommunikation ist eine ziel- und maßnahmeorientierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen untereinander und sonstigen Wirtschaftsförderinstitutionen zu praktizieren. (...) U) Land- und forstwirtschaftliche Flächen sind als Freiraum zu erhalten, wobei die Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege, der wirtschaftlichen und siedlungsstrukturellen Entwicklung zu berücksichtigen sind. 27 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Der ländliche Raum ist in seiner Gesamtheit funktionsfähig zu erhalten und zu gestalten. Die Dörfer des Landkreises müssen als vollwertige Heimstätten der im ländlichen Raum ansässigen Bevölkerung fungieren. Das betrifft sowohl das Zusammenleben der Bürger als auch ihre Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs und notwendiger Dienstleistungen. Der weitere Abbau der Tierbestände und damit der Veredlung sind zu verhindern. Zur Verbesserung der Absatzmöglichkeiten ist der Aufbau der Direktvermarktung über Hofverkauf und Märkte zu fördern. Der Anbau und die Verarbeitung industriell zu verarbeitender Rohstoffe (Hanf, Stroh u.ä.) müssen einen festen Platz in der landwirtschaftlichen Produktion erhalten. Der Fremdenverkehr muss vor dem Hintergrund einer hervorragenden natürlichen Ausstattung weiter Teile des Landkreises zu einer festen Erwerbsquelle für den ländlichen Raum werden. Dem sparsamen und schonenden Umgang mit den Naturressourcen ist Rechnung zu tragen. V) Zur Entwicklung der Tourismuswirtschaft unterstützt der Landkreis bedarfsgerechte, touristische Infrastruktureinrichtungen, konzentriert in den regionalen und kreislichen touristischen Schwerpunktorten. 2.3.3.2 Kreisentwicklungskonzeption Oberhavel (1. Fortschreibung; Vorentwurf, Bearbeitungsstand: 31. Mai 2000) In der Präambel wird die Kreisentwicklungskonzeption des Landkreises Oberhavel als „Selbstbindungsverpflichtung des Landkreises“ bezeichnet. Die Kreisentwicklungskonzeption ist Ausdruck eines weitgehenden Konsenses aller Ämter, amtsfreien Städte und Gemeinden des Landkreises Oberhavel über die zukünftige Entwicklung. Die Kreisentwicklungskonzeption bildet weiterhin eine wesentliche Entscheidungshilfe über Maßnahmen des Landkreises sowie die Förderung von Maßnahmen der Gemeinden sowie sonstiger Einrichtungen und Träger durch den Landkreis. Mit dem Beschluss des Aktionsrahmens für eine Lokale Agenda 21 durch den Kreistag des Landkreises Oberhavel vom 21.02.2001 bekennt sich der Landkreis zu den Zielen der Weltkonferenz der Vereinten Nationen von Rio de Janeiro. In allen Politikfeldern bzw. gesellschaftlichen Bereichen soll der Grundgedanke der nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Agenda 21 „auf allen kommunalen Ebenen bewusst so gestaltet werden, dass die Verbesserungen der ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen mit der langfristigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang gebracht werden können. Dabei werden solche Entwicklungen gefördert, welche die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigen, ohne die Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen zu gefährden“ (siehe Präambel der Kreisentwicklungskonzeption). Die Grundgedanken und Ziele einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Agenda 21 finden sich in den Leitlinien zur Kreisentwicklung wieder, z.B.: Ziff. 4 Im Rahmen der zentralörtlichen Gliederung der Siedlungsstruktur sollen die lokalen Standortvoraussetzungen zur Stärkung der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, zur Förderung einer umweltverträglichen Entwicklung der Erwerbsgrundlagen erhalten, verbessert oder geschaffen werden. 28 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Ziff. 13 ... Der Landkreis unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten insbesondere die Entwicklung einer kinder- und jugendfreundlichen Infrastruktur in den Städten und Gemeinden. Ziff. 16 Die natürlichen Lebensgrundlagen sollen geschützt werden. Für die sparsame und schonende Inanspruchnahme der Naturgüter soll gesorgt werden. Die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsziele sollen mit der nachhaltigen Sicherung der natürlichen Ressourcen in Einklang gebracht werden. Ziff. 17 Natur und Landschaft im besiedelten und unbesiedelten Raum sind so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, dass die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, die Nutzbarkeit der Naturgüter, die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlage des Menschen und als Voraussetzung für seine Erholung gesichert werden. Zur vorsorglichen Vermeidung von Umweltschäden und Nutzungskonflikten ist die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Koordinierung aller die Landschaft beeinflussenden Nutzungsformen unter Berücksichtigung standortspezifischer Erfordernisse anzustreben. 2.4 Die Bedeutung von Naturparks für die nachhaltige Regionalentwicklung 2.4.1 Regionale Naturparks - Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung der besonders exponierten Naturlandschaften in der Europäischen Union Der Ausschuss der Regionen der EU verabschiedete am 12. März 1997 die Stellungnahme über „Regionale Naturparks - Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung der besonders exponierten Naturlandschaften in der Europäischen Union“. Die Stellungnahme bezieht sich auf Gebiete, in denen „das Zusammenwirken zwischen Mensch und Natur im Laufe der Zeit eine ästhetisch, ökologisch und/oder kulturell besondere und außergewöhnliche Landschaft geformt hat, die häufig eine große Artenvielfalt aufweist. Dieses traditionelle Zusammenwirken ganzheitlich zu bewahren ist entscheidend für den Schutz, die Erhaltung und Weiterentwicklung eines solchen Gebiets.“ (Ausschuss der Regionen 1997). Die Besonderheit der regionalen Naturparks liegt darin, dass sie in der Absicht geschaffen werden, die Umwelt zu schützen und zur wirtschaftlichen Entwicklung von sensiblen Gebieten beizutragen. Die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ist - in Übereinstimmung mit den Übereinkommen von Rio - eine der Prioritäten der Europäischen Union. Mit seiner Stellungnahme über regionale Naturparks schlägt der Ausschuss der Regionen ein konkretes Modell für eine nachhaltige Entwicklung von Gebieten, die aus naturschützerischer und landschaftlicher Perspektive besonders gefährdet sind, vor. „Die regionalen Naturparks 29 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen können Musterbeispiele für den ländlichen Raum sein und eine Vorreiterrolle bei der Einführung dieser neuen Politik spielen“ (Ausschuss der Regionen 1997). In seiner Stellungnahme unterbreitet der Ausschuss der Regionen u.a. folgende Vorschläge für regionale Naturparks: Regionale Naturparks können eine besonders nützliche Rolle bei der Umsetzung des europäischen Schutzgebietsnetzwerkes NATURA 2000 spielen. Regionale Naturparks sind ein wertvolles Instrument für die Förderung eines naturnahen Tourismus, der der veränderten Nachfrage der Touristen in Europa Rechnung trägt. Die regionalen Naturparks sind ausgezeichnete „Lehrmeister“, in dem sie Tag für Tag anhand konkreter Beispiele beweisen, dass ein stark ausgeprägtes Umweltbewusstsein der wirtschaftlichen Entwicklung nicht entgegensteht, sondern ein Plus für den ländlichen Raum in Europa bedeutet. Förderung der Beschäftigung: Die Sicherung der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und der Ausbau der Beschäftigung in außerlandwirtschaftlichen Sektoren, insbesondere im Tourismus, ist heute eines der wesentlichen Ziele der Europäischen Union. Die regionalen Naturparks tragen zur Kohärenz der öffentlichen Maßnahmen bei und schöpfen aus dem lokalen Potential, ohne es auszuzehren. Sie sind also ein effektives Instrument zur Förderung dauerhafter Arbeitsplätze auf dem Land. Regionale Naturparks können die Rolle eines Versuchsfelds für die Entwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik in den anfälligsten Gebieten der Europäischen Union spielen. Der Ausschuss der Regionen stellt fest, dass regionale Naturparks anerkannt und als Hilfsmittel zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung unterstützt werden müssen. Aufgrund ihrer Beispielsfunktion für die Anpassung landwirtschaftlicher Strukturen und die Entwicklung des ländlichen Raumes sollten sie stärker als Pilotprojekte gemäß Artikel 8 der Verordnung 2085/93 des EAGFL, Abteilung Ausrichtung, gefördert werden. 2.4.2 Naturparke in Deutschland Die Anfänge der Naturparkbewegung reichen bis in das Jahr 1909 zurück, als der Verein Naturschutzpark als erste deutsche Naturschutzorganisation mit dem Ziel eines großflächigen Schutzes von Natur und Landschaft gegründet wurde. Dies war zugleich die Geburtsstunde des ältesten und wohl bekanntesten deutschen Naturparks, des "Naturschutzparks Lüneburger Heide". Im Jahre 1956 forderte der Hamburger Kaufmann Alfred Toepfer als Vorsitzender dieses Vereins für die Bundesrepublik Deutschland ein Naturparkprogramm. In fast allen Bundesländern fand seine Idee eine positive Resonanz und rasche Verwirklichung. Später entstanden auch grenzüberschreitende Naturparke und Europaparke. In den alten Bundesländern wurde erkannt, dass Naturparke insbesondere für strukturschwache, aber landschaftlich reizvolle Regionen einen wichtigen Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung darstellen. 30 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Mehr als 22% der Gesamtfläche der alten Bundesländer werden inzwischen von 65 Naturparken eingenommen. In den neuen Bundesländern existieren zurzeit 27 endgültig gesicherte Naturparke und zahlreiche Naturparkprojekte neben 7 Nationalparken und 8 Biosphärenreservaten. Somit bestehen im Bundesgebiet insgesamt 92 Naturparke auf ca. 20% der Gesamtfläche. In den alten und neuen Bundesländern sind die Ansätze für die Leitbilder sehr unterschiedlich. Während in den alten Bundesländern der Schwerpunkt auf den Bereich Erholungsnutzung und Tourismus gelegt wird, ist der Ansatz in den neuen Ländern stärker naturschutzorientiert, bei gleichrangiger Bedeutung der Erholungsnutzung. Am 4. April 2002 ist das neue Bundesnaturschutzgesetz in Kraft getreten. Im § 27 werden die bisherigen Zwecke von Naturparken erweitert. Sie werden wie folgt festgeschrieben: (1) Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die 1. großräumig sind, 2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind, 3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird, 4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für die Erholung vorgesehen sind, 5. der Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten und ihren Arten- und Biotopvielfalt dienen und in denen zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird, 6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern. (2) Naturparke sollen entsprechend ihren in Absatz 1 beschriebenen Zwecken unter Beachtung der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege geplant, gegliedert, erschlossen und weiterentwickelt werden. Damit erhalten Naturparke den gesetzlichen Auftrag, die nachhaltige Regionalentwicklung im Naturparkgebiet zu befördern. 2.4.3 Der Naturpark Uckermärkische Seen - das Brandenburger Naturparkkonzept Das Land Brandenburg verfügt über eine deutschlandweit einzigartige Naturausstattung, die ebenso wie die Städte, Kirchen und Museen zum kulturellen Erbe der Nation gehört. In der inhaltlichen Ausrichtung der Naturparks folgt Brandenburg einerseits den Empfehlungen der IUCN (International Union for Conservation of Nature) und setzt andererseits noch stärker auf den Charakter von Modellregionen für eine nachhaltige und umweltverträgliche Regionalentwicklung. Die IUCN benennt den Schutz der Landschaft, den naturverträglichen Tourismus und die Beibehaltung regionaler Landnutzungsformen als Zielsetzungen. 31 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Das Gesetz über den Naturschutz und die Landschaftspflege im Land Brandenburg (Brandenburgisches Naturschutzgesetz – BbgNatSchG) vom 26. Mai 2004 formuliert im § 26 die Ziele und Aufgaben von Naturparks. Naturparke sind (1) Großräumige, einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die 1. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind, 2. sich als naturnaher Landschaftsraum oder historisch gewachsene Kulturlandschaft für die Erholung besonders eignen und 3. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung und Fremdenverkehr vorgesehen sind, können durch Bekanntmachung der obersten Naturschutzbehörde zu Naturparks erklärt werden. Naturparks dienen der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzungen geprägten naturnahen Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt. In ihnen wird zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung und ein nachhalti-ger Tourismus angestrebt sowie eine nachhaltige Regionalentwicklung gefördert. (2) Naturparks sollen entsprechend den in Absatz 1 beschriebenen Zwecken unter Beach-tung der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege und den nach Schutzausweisungen abgestuften Schutz- und Pflegezielen geplant, gegliedert, erschlossen, weiterentwickelt und einheitlich verwaltet werden. Auch die Landesanstalt für Großschutzgebiete des Landes Brandenburg formuliert in ihrem aktuellen Leitbild auf sehr fortschrittliche und zukunftsorientierte Weise die Aufgaben für Naturparkverwaltungen: Auf der Grundlage der vorhandenen Naturausstattung erfasst die Naturparkverwaltung die verschiedenen Ansprüche der Landnutzer und stellt einen die Landnutzung und andere ressortübergreifende, insbesondere touristische Aspekte integrierenden Pflegeund Entwicklungsplan (PEP) auf. Die Naturparkverwaltung berät und unterstützt die Land-, Forst- und Fischereibetriebe materiell und ideell bei der Entwicklung nachhaltiger Landnutzungsformen. Sie unterstützt die Produzenten bei der Vermarktung umweltschonend erzeugter Produkte u.a. durch die Einführung eines regionalen Markenzeichens. Sie entwickelt gemeinsam mit Kommunen, Ämtern und touristischen Anbietern beispielhafte touristische Planungen und unterstützt die Gebietskörperschaften bei deren Umsetzung. Kreis- und ämterübergreifend entwickelt sie Vorschläge für ein einheitliches Erscheinungsbild der Naturparkregion, das sich in der Beschilderung, Wanderkarten und Informationstafeln, Parkplätzen sowie der Gestaltung von Eingangsbereichen und Publikationen wiederfindet. Sie initiiert die Antragstellung für Fördermittel des Landes, des Bundes und der EU gemeinsam mit Initiativen, Verbänden oder Körperschaften und begleitet die bewilligten Projekte. Erfahrungen mit der Förderpolitik werden gesammelt und Vorschläge für die weitere Verbesserung der Förderrichtlinien formuliert. 32 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Die Naturparkverwaltung führt Maßnahmen des Arten- und Biotopschutzes durch, insbesondere auch solche, die dem Land aufgrund nationaler und internationaler Abkommen übertragen wurden. Sie gewährleistet, dass die für die FFH-Gebiete erforderlichen Managementpläne entwickelt und realisiert werden. Sie berät frühzeitig Gebietskörperschaften, um Konflikte zwischen Schutzerfordernis und Förderprojekten zu vermeiden. Sie leitet die Naturwacht bei der Überwachung der für die Schutzziele geltenden Verordnungen an. Durch Öffentlichkeitsund Umweltbildungsarbeit werden ökologische Zusammenhänge erläutert, wird über die Rolle des jeweiligen Naturparks im Kontext nationaler und internationaler Vereinbarungen informiert und die konkreten Ziele des Naturparks der Öffentlichkeit vermittelt. Durch die Unterstützung der Naturwacht werden die Besucher geführt, informiert und Kindergruppen betreut. Das in einem jeden Naturpark einzurichtende Besucherzentrum erfüllt neben den touristischen Informationsaufgaben vorrangig die Rolle als regionales Kommunikationszentrum für lokale Initiativen. Der Naturpark Uckermärkische Seen wurde am 10. Januar 1997 durch die oberste Naturschutzbehörde bekanntgemacht. Der Zweck der Ausweisung des Naturparks ist in der Erklärung zum Naturpark „Uckermärkische Seen“ - Bekanntmachung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung - vom 10. Januar 1997 formuliert: „II. Zweck des Naturparks Zweck der Ausweisung des Naturparkes ist die Bewahrung des brandenburgischen Natur- und Kulturerbes. Es sollen beispielhaft umweltverträgliche Nutzungsformen in Übereinstimmung mit Naturschutzerfordernissen praktiziert werden. Zweck ist weiterhin die einheitliche Pflege und Entwicklung des Gebietes für die Erhaltung und Förderung vielfältiger Lebensräume und der naturverträglichen Erholung sowie die Bewahrung und Entwicklung einer eiszeitlich geprägten Kulturlandschaft. Die Bekanntmachung des Naturparkes dient daher insbesondere 1. der Erhaltung und Förderung der landschaftlichen Eigenart und Schönheit einer reich strukturierten, weitgehend harmonischen Kulturlandschaft mit einer Vielzahl unterschiedlicher, stark miteinander verzahnter Landschaftselemente ...; 2. dem Schutz und die Entwicklung naturraumtypisch ausgebildeter, vielfältiger Lebensräume mit dem ihnen eigenen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten; 3. der Ergänzung und der Aufbau eines Verbundsystems verschiedener miteinander vernetzter Biotope; 4. dem Erhalt traditioneller und der Förderung umweltverträglicher, nachhaltiger Nutzungsformen in den Bereichen Land-, Forst-, Fischerei- und Wasserwirtschaft sowie Erholungswesen und Fremdenverkehr; 33 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 5. der Einwerbung und dem gezielten Einsatz von Mitteln zur Pflege und Entwicklung des Gebietes aus Förderprogrammen des Landes, des Bundes und der Europäischen Union.“ Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse des Prozesses LEADER+ in der Naturparkregion In den Jahren 2003 bis 2005 konnten insgesamt über 50 Projekte unterstützt und realisiert werden. Dabei wurden u.a. folgenden Ergebnisse erreicht: neue Produkte neue Dienstleistungen Existenzgründungen geschaffene Arbeitsplätze gesicherte Arbeitsplätze Besucherziele Partner in LAG Partner außerhalb LAG neue Märkte Rastplätze Infopunkte 2003 10 4 1 4,5 12 1 52 57 12 14 17 2004 11 8 2 5,5 14 16 104 90 2 13 21 34 2005 21 23 6 12,5 41,3 28 178 186 8 4 16 gesamt 42 35 9 22,5 67,3 45 334 333 22 31 54 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 3. Stärken - Schwächen – Analyse 3.1 Qualitative und quantitative Indikatoren Die qualitativen und quantitativen Indikatoren für die Stärken-Schwächen-Analyse der Region leiten sich folgerichtig aus der Strukturanalyse (Kap. 2.1) ab. Die Stärken und Schwächen sowie die daraus abgeleiteten Chancen der Naturparkregion Uckermärkische Seen stellen sich wie folgt dar: Abb.3.1.a Stärken-Schwächen-Chancen Ökonomische Stärken Attraktivität für naturverträgliche Erholungsnutzung und Tourismus. Ökologische Schwächen Chancen Ineffizienzen, Ressourcenverschwendung durch Realisierung zielkonträrer Vorhaben, Mangel an Finanzen, geringe Eigenkapitaldecke der Unternehmen, Attraktivitätsverlust durch Landschafts- und Flächenverbrauch, geringe Verarbeitung und Vermarktung regionaler Produkte, geringe Nutzung der Potenziale zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung, geringe Nutzung moderner Informationsund Kommunikationstechnologien, mangelnde Vernetzung von Angeboten. Aufbau von Kooperationen, Vernetzung vorhandener Wirtschaftssektoren, Aufbau regionaler Verarbeitung- und Vermarktungs-strukturen, Sozio-kulturelle großräumig wertvolle Naturpotenziale, zahlreiche Naturschutzgebiete, Naturschutzgroß-projekt des Bundes zur Sicherung einer gesamtstaatlich repräsentativen Jungmoränenland-schaft Nordostdeutschlands. Nutzungskonflikte, mangelnde Kommunikation und Kooperation mit anderen Wirtschafts-sektoren, mangelnde Honorierung ökologischer Leistun-gen, geringer Anteil an Ökolandbau und anderen natur-verträglichen Landnutzungsformen, mangelnde regionale Wirtschafts- und Ressourcenkreisläufe. Stärkung von Kommunikation und Kooperation, Förderung naturverträglicher Nutzungsformen, Integration von Natur- 35 Kooperationsbereit-schaft, motivierte Menschen, viele Initiativen und Ideen, Vielfalt an kulturellen Attraktionen. hohe Arbeitslosigkeit, hohe Abwanderung wegen fehlender Arbeitsmöglichkeiten, mangelnde Kommunikation und Kooperation (Missverständnisse, Kompetenzängste durch Informations-defizite), Bevölkerungsrückgang und Überalterung, mangelnde Beteiligung der Bevölkerung an Entscheidungsprozessen, mangelnde Grundversorgungsstrukturen (Kommunikation, Mobilität) in dörflichen Gemeinden. Stärkung von Kommunikation und Kooperation, Inwertsetzung des kulturellen Potentials, Entstehung regionaler Identität durch stärkere Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen regionales Qualitätsmanagement, Förderung regionaltypischen Handwerks und Gewerbes, die ungünstige Lage der Region am Rande der EU verbessert sich durch die geplante Osterweiterung. und Umweltschutz in andere Wirtschaftssektoren, intakte Umwelt als Marketingfaktor und Wettbewerbsvorteil, Attraktivität der Region als Lebens-, Erholungsund Bildungsraum sowie für naturverträgliche Wirtschaftsformen, Förderung des Umweltbewusstseins, Förderung dezentraler, regenerativer Energieversorgung, Honorierung ökologischer Leistungen, Dezentralisierung von Umweltprogrammen. Beteiligung der Bevölkerung an Entscheidungsprozessen, Steigerung der Lebensqualität in dörflichen Gemeinden (z.B. Dorfladen, Kommunikation, Mobilität, sozio-kulturelle Angebote), Förderung arbeitsintensiven Gewerbes. 3.2 Erläuterung der Entwicklungshemmnisse Mangelnde Kommunikation und Kooperation sowie unzureichende Integration (horizontale und vertikale sowie intra- und intersektorale Koordination) sind die Hauptursachen für die Hemmung der Entwicklung in der Region. Informationsdefizite, unzureichende und/oder zu späte Abstimmung von Maßnahmen, vor allem aber das Fehlen einer gemeinsamen Entwicklungsstrategie führen zu Konflikten, Missverständnissen oder zu Kompetenzängsten. Weitere Entwicklungshemmnisse ergeben sich aus der peripheren Lage der Region, weit ab von lukrativen Märkten und aus der mangelhaften Infrastruktur. Die Attraktivität der Naturparkregion als Standort für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe ist daher sehr gering. Dies führt zu der bereits dargestellten extrem hohen Arbeitslosigkeit, die Arbeitsorte der Menschen sind immer weiter von ihren Wohnorten entfernt, das Leben in den ländlichen Regionen schläft zunehmend ein, Versorgungsstrukturen sind schwer zu halten und auch die Attraktivität der Ortschaften für die einheimische Bevölkerung hat abgenommen. Die Folge sind starke Abwanderungszahlen, was zu einer deutlichen Überalterung der Bevölkerung führt. Vor allem junge Menschen verlassen die Region, weil sie keinen Ausbildungsplatz bekommen und/oder auf dem extrem angespannten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Unter der dargestellten Situation leiden auch Heimatgefühl und Regionalbewusstsein. Viele Menschen fühlen sich ohnmächtig und nicht in der Lage, an der regionalen Situation etwas ändern zu können. Es mangelt an Engagement und Handlungsorientierung. Die Erfahrung zeigt, dass Prozesse der Regionalentwicklung eines geeigneten Managements bedürfen. Erste wichtige Schritte sind dabei Partizipation und Motivation. Die regionale Bevölkerung muss die eigene Problemlage erkennen und den Willen haben, dafür Lösungen zu suchen, zu finden und umzusetzen. Nur so kann schrittweise die Interaktion aller für das Thema relevanten Akteure, Sektoren und Projekte und somit eine konzentrierte Zusammenarbeit erreicht werden. 36 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 3.3 Berücksichtigung exogener und endogener Ansatzpunkte Die endogenen Potenziale und Ansatzpunkte für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region ergeben sich teilweise bereits aus den unter 3.1 dargestellten Stärken des Naturparkgebietes. Dazu gehören in erster Linie die landschaftliche Vielfalt und Schönheit der Uckermark – also die natürlichen Ressourcen - und die damit verbundene Attraktivität und Eignung der Region für den naturverträglichen Tourismus. Auch die hohe Schutzwürdigkeit des Gebietes (s. 2.1.6 Gesamtgebiet Landschaftsschutz, zwei Drittel Vogelschutz-, ein Drittel FFH-Gebiete) ist als endogenes Potenzial zu betrachten. Geschützte Landschaften und seltene Flora und Fauna wecken das Interesse vieler Menschen – auch der Wissenschaft – woraus eine Stärkung der Region erwachsen kann. Als innere Ansatzpunkte der Region sind neben dem Naturraum auch die gewachsene Kulturlandschaft mit ihren regional spezifischen Strukturen, Lebens- und Wirtschaftsformen und das damit verbundene Humankapital zu sehen. So gibt es im Gebiet zahlreiche engagierte und etablierte Organisationen wie z.B. den Landschaftspflegeverein Norduckermärkische Seenlandschaft. Diese Regionalität kann und muss für eine Wertsteigerung im Rahmen der nachhaltigen Regionalentwicklung genutzt werden. Das Naturparkgebiet kann auch Potenziale nutzen, die von außen in die Region kamen bzw. geholt werden können. Dazu gehören zugezogene Menschen, die häufig kreative Ideen, Engagement und Gestaltungswillen mitbringen. Wenn es diesen Personen gelingt, sich in die bestehenden Strukturen zu integrieren, Teile der einheimischen Bevölkerung mitzureißen und Kräfte zu bündeln, entstehen häufig sehr innovative und erfolgversprechende Projekte. Beispiele hierfür sind das Faltbootkabinett in Lychen und der Naturparkradweg von Fürstenwerder nach Templin. Für beide Projekte kam das Engagement von außen – einmal über einen begeisterten Wassersportler aus Mecklenburg-Vorpommern, das andere Mal ging die wesentliche Initiative von der Umweltstiftung WWF-Deutschland aus. In diesem Zusammenhang sind auch der überregionale und transnationale Austausch zu nennen. Auf diese Weise gelangen neue Ideen, erprobte Ansätze und funktionsfähige Modelle in die Region. Als exogene Potenziale werden auch Förderprogramme der Europäischen Union, des Bundes und des Landes zur Umsetzung von Projekten und zur Regionalentwicklung genutzt. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist das Naturschutzgroßprojekt „Uckermärkische Seen“, durch welches das naturräumliche Potenzial der Region und deren Schutzstatus deutlich erhöht wird. Die dargestellten Potenziale und Ansatzpunkte finden in der Entwicklungsstrategie der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen Berücksichtigung und werden auf vielfältige Weise in den Umsetzungsprojekten aufgegriffen. 37 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 3.4 Aktivierende Methoden für Mitwirkung von Gruppen und potenziellen Akteuren im Analyse- und Planungsprozess des REK Die breite Partizipation unterschiedlichster Personen und Gruppen beim Analyse- und Planungsprozess zur Erarbeitung eines Regionalen Entwicklungskonzeptes ist in der Naturparkregion Uckermärkische Seen seit 1998 ein Grundprinzip. Einen Überblick hierzu enthält Kapitel 2.2. Die Themen und Ergebnisse der bisher acht Workshops bestätigen die aktive Mitwirkung aller relevanten Interessenvertreter der Region. Bei der Umsetzung dieses Buttom up – Ansatzes wurde von Beginn an auf eine breite Beteiligung zur Erreichung eines ausreichenden Humankapitals geachtet. Ein guter Informationsfluss, Transparenz des Prozesses und Überschaubarkeit der Entwicklungsvorhaben tragen ebenso zur Motivation aller Beteiligten bei. Die Zusammenarbeit mit allen Akteuren erfolgt konsens-, dialog- und handlungsorientiert. Wenn es gelingt, den Prozess so zu gestalten, dass ein gemeinsamer Nutzen entsteht (win-win-Situationen), bringen sich die Akteure freiwillig und engagiert ein. Ein wichtiger Schritt zu einer Identifikation aller Beteiligten mit dem Vorhaben war die gemeinsame Erarbeitung eines Leitbildes. Die Ergebnisse dieses Prozesses sind im folgenden Kapitel dargestellt. In der Umsetzungsphase des Gesamtvorhabens zur nachhaltigen Regionalentwicklung werden zur Aktivierung und Motivation die Einbindung vielfältiger kommunaler Aktivitäten in den Prozess, Wettbewerbe und nicht zuletzt auch die Bewertung der Zielerreichung anhand von Indikatoren, das Aufzeigen von Erfolgen und das Lernen aus Misserfolgen von großer Bedeutung sein. 38 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 4. Leitbild und Zielfestlegungen 4.1 Leitbild und Entwicklungsziele Grundlage einer Leitbildentwicklung ist ein einheitliches Begriffsverständnis zur nachhaltigen Regionalentwicklung im Projektgebiet. Abb.4.1.a Begriffsbestimmung Nachhaltige Regionalentwicklung verbindet die bisher weitgehend isoliert verfolgten Zielsysteme für die Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales zu einer ganzheitlichen Strategie. Sie soll eine harmonische Entwicklung der Regionen in einem wachsenden Europa im Rahmen globaler Verantwortung ermöglichen. Die nachhaltige Regionalentwicklung zeichnet sich durch folgende zentrale Merkmale aus: umweltverträglich sozialverträglich wirtschaftlich partizipatorisch umsetzungsorientiert projektbezogen qualitätsorientiert regionsbezogen vernetzungsorientiert Unter „nachhaltiger Regionalentwicklung“ wird im Rahmen des geplanten Vorhabens eine Entwicklung verstanden, bei der • die Umwelt erhalten und gleichzeitig die ökonomische und soziale Entwicklung voran getrieben wird, • natürliche Ressourcen unter Bewahrung der ökologischen Tragfähigkeit effizient genutzt werden, • Kreisläufe in Produktionsprozessen geschlossen werden, • Wirtschaftsketten auf die Region konzentriert sind, • Naturschutz und Erhalt der biologischen Vielfalt zentrale Eckpunkte der Entwicklung darstellen, • der Energieverbrauch reduziert und die Energiegewinnung mit umweltschonenden oder regenerativen Energien angestrebt wird, • Emissionen vermieden oder auf ein ökologisch tragfähiges Maß reduziert werden, • eine breite Integration und Teilnahme der Einwohner und der in der Region Tätigen in die Entwicklungsprozesse stattfindet, • die weitgehende finanzielle Eigenständigkeit der Region angestrebt wird. 39 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Leitbild Das Leitbild gibt das visionäre Idealbild von der Gestalt, der Struktur und der zukünftigen Entwicklung der Region wieder. Auf der Grundlage der Stärken-Schwächen-Analyse entstand im zweiten Workshop das Leitbild zur nachhaltigen Entwicklung in der Naturparkregion Uckermärkische Seen: Die Naturparkregion Uckermärkische Seen ist eine harmonische Natur- und Kulturlandschaft, in der Vielfalt und Eigenarten der Landschaft erhalten bleiben, eine ressourcenschonende Nutzung (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Tourismus, Gewerbe) ohne weitere Reduktion der Wirtschaftsstruktur stattfindet und regionale Kreisläufe vorhanden sind. Leitlinien Die Leitlinien formulieren Prinzipien, nach denen sich die zukünftige Entwicklung der Region vollziehen soll. Nach Auffassung der LAG soll sich die Umsetzung dieses Leitbildes an folgenden Grundsätzen orientieren: Landwirtschaft In der Naturparkregion Uckermärkische Seen soll(en) • die landwirtschaftlichen Nutzflächen erhalten bleiben, • der überwiegende Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche ressourcenschonend und nachhaltig bewirtschaftet werden, wenn möglich nach den Kriterien des ökologischen Landbaus, • regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufgebaut werden, • einheimische Produkte auf der Speisekarte der Großverbraucher stehen. Forstwirtschaft Die Funktionen des Waldes (Schutz, Erholung, Nutzung) sind zu erhalten und zu entwickeln. Zu diesem Zweck soll(en) in der Naturparkregion Uckermärkische Seen • eine naturverträgliche, standortheimische Wald- und lebensraumangepasste Wildbewirtschaftung großflächig betrieben, • regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen für Holzprodukte aufgebaut, • nach international gültigen Kriterien zertifiziertes Holz angeboten und • Holz verstärkt als regenerative Energiequelle eingesetzt werden. 40 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Tourismus In der Naturparkregion Uckermärkische Seen soll(en) • keine touristischen Großprojekte entstehen, • der Tourismus kleinräumig und im Einklang mit den Zielen des Naturschutzes entwickelt werden, • naturverträgliche Besucherlenkung Vorrang haben, • attraktive Angebote (Kultur, Natur, einheimische Produkte) aufgebaut werden, • eine Sensibilisierung der Besucher für Naturschutzgedanken durch Umweltbildung erfolgen. Raum- und Siedlungsentwicklung In der Naturparkregion Uckermärkische Seen soll(en) • landschaftstypisch gebaut und • typische Dorfstrukturen erhalten und/oder wiederhergestellt werden, • die dezentrale Abwasserentsorgung Vorrang haben, • regenerative Energien wie Holz, Sonne und Wind genutzt und der Öffentliche Personennahverkehr stabilisiert und gestärkt werden. 41 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Entwicklungsziele Abb.4.1.b Entwicklungsziele Die Naturparkregion Uckermärkische Seen soll eine ökologisch, ökonomisch und sozial tragfähige Entwicklung erfahren. Konkrete Projekte im ländlichen Raum sollen beispielhaft zeigen, wie Arbeitsplätze geschaffen und gesichert und das Leben und Wirtschaften an ökologischen Grundsätzen orientiert werden können. Nur so lässt sich das Spannungsfeld zwischen Nutzung und Schutz dauerhaft lösen. Sozio-kulturelle Ziele • die Kooperation und Kommunikation zwischen den Akteuren in der Region fördern, • Initiativen koordinieren und vernetzen, • Entwicklungshemmnisse abbauen und Synergieeffekte für die nachhaltige Regionalentwicklung im Projektgebiet erzielen, • regionale Verantwortlichkeit aufbauen. Ökonomische Ziele • neue Einkommensquellen für ortsansässige Betriebe erschließen, • regionale Wirtschaftsketten und -kreisläufe aufbauen, • vorhandene Arbeitsplätze sichern und neue Arbeitsplätze schaffen. Nachhaltige Entwicklung in der Naturparkregion Uckermärkische Seen Ökologische Ziele • die Arten- und Lebensraumvielfalt erhalten, • die lebensnotwendigen Umweltressourcen erhalten und verbessern, • die Mehrfachfunktion des Naturraums als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum dauerhaft sichern. 42 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 4.2 Handlungsprioritäten der Region Der reichhaltigen Naturausstattung im Naturpark steht eine hohe Arbeitslosigkeit in der Region gegenüber. Mit 20 – 25 % zählt die Arbeitslosenquote im Uckermärkischen Seengebiet zu den höchsten im Land Brandenburg. Daher kann gerade hier die Natur- und Kulturlandschaft nur im Einklang von sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten erhalten werden. Wer Ökologie, Ökonomie und Soziales gleichzeitig betrachtet, muss alle Bereiche in eine gemeinsame Strategie integrieren und koordinieren. Nur so lassen sich Konflikte langfristig vermeiden oder lösen. Gleichzeitig kann dadurch die wertvolle Natur erhalten und den Menschen eine zukunftsfähige Perspektive gegeben werden. Unter dieser Option und auf der Grundlage der Stärken-SchwächenAnalyse, dem Leitbild und den Leitlinien zur nachhaltigen Regionalentwicklung wurden durch die LAG für die Region folgende prioritäre Handlungsfelder und Ideen für geeignete Maßnahmen erarbeitet. Abb. 4.2.a Übersicht prioritäre Handlungsfelder und Projektideen Prioritäre Handlungsfelder Kommunikation/ Kooperation/ Koordination Produktion / Verarbeitung / Vermarktung Erhalt der Naturund Kulturlandschaft Projektideen Kommunikationszentrum Systematisierung des gebietsweiten Informationsflusses und Gewährleistung der Funktionsfähigkeit, Information zur regionalen Entwicklung, Ideen- und Projektbörse, Projektkoordinierungsstelle Kooperationen anregen, Vernetzung von Einzelvorhaben, Regionalmanagement Förderberatung Bereitstellung von know-how Förderung von einzelbetrieblichen und gemeinschaftlichen Direktvermarktungsmöglichkeiten, Regionalmarke für Naturpark Uckermärkische Seen, Erweiterung des Produktionsprofils bestehender Betriebe, "Modellbetrieb" Landwirtschaft – ehemaliges Gut Türkshof, Projekt „Nachhaltige Fischereiwirtschaft in Binnengewässern“ Holzzertifizierung, Holzendverarbeitung fördern, Kooperation mit Baumarktketten/Baustoffhandel.. Naturschutzgroßprojekt, Landschaftspflege, Förderung und Entwicklung der zentralen ländlichen Orte. 43 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Tourismus Umweltbildung Kultur Neue Wirtschaftsfelder gebietsumfassendes Besucherlenkungskonzept / -system, vernetztes Vierwege-System (Fuß, Rad, Boot, Pferd) mit entsprechender Infrastruktur, Qualitätssicherung (Preis-Leistung, Beschilderung, Wegequalität), touristische Entwicklung der Draisine-Strecke Templin – Fürstenberg, Uckermark-Ticket (Öffentlicher Personennahverkehr), Naturpark-Bahnhöfe als "Eingangstore" zum Naturpark, Brandenburgisches Brotmuseum in der Mühle Fürstenwerder. Kooperation mit Schulen, Integration von Umweltbildung in die unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebenssektoren, Bildung der Endverbraucher in der Region: Sensibilisierung für hochwertige, ökologisch produzierte Erzeugnisse. Kunstprojekte (z.B. Europäische Baustelle der poetischen Gastfreundschaft) internationale Pleinairs und Symposien High-Tech-Ansiedlung (zum Beispiel Softwareentwicklung; Informations- und Kommunikationstechnologie), Telearbeit, landwirtschaftliche Betriebe und Gewerbe (z.B. Holzverarbeitung) als lokale Energieversorger, regenerative Energien. Die dargestellten prioritären Handlungsfelder dienen insgesamt der Stärkung des natürlichen und kulturellen Potenzials der Region. Sie zielen auf die Vernetzung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche, vor allem auf die Verbesserung der Chancen der Landwirtschaft durch ihre Verknüpfung speziell mit dem Dienstleistungsbereich. Nachhaltige Nutzungen und naturverträglicher Tourismus sollen die herausragenden Naturressourcen des Gebietes erhalten und das regionale Kulturerbe wahren. Für eine Gesamtstrategie ist der Bereich „Kommunikation und Kooperation“ von zentraler Bedeutung. Werden die Einzelvorhaben nicht aufeinander abgestimmt, wird es keine nachhaltige Regionalentwicklung geben. Demnach müssen der Informationsfluss verbessert und Kooperationen angeregt werden, um Vorhaben und Initiativen zu vernetzen. Die Vernetzung soll sowohl zwischen den verschiedenen Arbeitsfeldern wie auch zwischen den Akteuren stattfinden. Angestrebt wird auch die Vernetzung mit weiteren Regionen, die sich den Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet haben. 44 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 5. Entwicklungsstrategie 5.1 Methodik Ziel der zukünftigen Entwicklung der stark benachteiligten ländlichen Naturparkregion muss es sein, die wenigen vorhandenen Stärken effektiv für eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Situation zu nutzen. Der bereits in der Startphase des Projektes praktizierte Bottom-up-Ansatz gewährleistet eine starke Verankerung des Vorhabens in allen relevanten Zielgruppen. Die aktive Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in die nachhaltige Regionalentwicklung ist ein wesentliches Grundprinzip der Entwicklungsstrategie. Die Entwicklungsmaßnahmen sollen gebietsspezifisch konzipiert werden, für die Region innovativ sein und zugleich möglichst viele, bislang getrennte Wirtschafts- und Lebensbereiche (besonders Naturschutz und Landnutzung) miteinander verknüpfen. Für eine solche Vernetzung müssen neue Partnerschaften gebildet sowie Wirtschaftsketten und Netzwerke geschaffen werden. Auf diese Weise entstehen für die Akteure und die Region vielfältige Synergieeffekte. Eine Vernetzung wird allerdings nicht nur auf regionaler, sondern auch auf nationaler und europäischer Ebene angestrebt. So werden z.B. bei der Planung der Entwicklungsmaßnahmen Möglichkeiten zur transnationalen Zusammenarbeit geprüft. Die nachhaltige Regionalentwicklung erfordert aber auch neue methodische Ansätze bezüglich der Kommunikation und der Koordination. Nur solche Einzelvorhaben, die dem Leitbild der Region entsprechen, werden als Modellprojekte entwickelt, unterstützt und schließlich zusammengeführt. Dies bedeutet eine bewusste Abkehr von der bisherigen Praxis, Projekte ohne Zusammenhang bzw. nach dem „Gießkannenprinzip“ zu fördern. Diese neuartigen Ansätze im Komplex stellen hohe Anforderungen an das Miteinander in der Region und bedürfen eines professionellen Regionalmanagements. Die Naturparkregion Uckermärkische Seen ist diesen methodischen Grundsätzen bereits im bisherigen Prozess durch die partnerschaftliche Erarbeitung der Entwicklungsstrategie gerecht geworden. Neben regional und überregional tätigen Akteuren unterschiedlicher gesellschaftlicher Bereiche wirkten von vornherein auch relevante Entscheidungsträger der Region an der Erarbeitung mit. Im Ergebnis wird nicht nur eine breite Unterstützung der Vorhaben stehen, sondern auch eine bessere Abstimmung von Maßnahmen und eine kohärente Entwicklung der Region, die den Grundsätzen der Nachhaltigkeit bzw. der gemeinsamen Entwicklungsstrategie folgt. Die partizipative Arbeitsweise der Lokalen Aktionsgruppe und ihrer Partner kann angesichts der durchweg positiven Kritik aller Beteiligten als vielversprechendes Signal für das Gelingen der Vorhaben gewertet werden. Die Beteiligung der regionalen Bevölkerung an der Verantwortung wird zu einer stärkeren Verbundenheit mit der Region führen und den Gesamtprozess zur nachhaltigen Regionalentwicklung unterstützen. 45 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 5.2 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe, Aufgabenzuweisungen, Zuständigkeiten und Mechanismen der Entscheidungsfindung Die Zusammensetzung der LAG wurde beim fünften Workshop von den bis dahin beteiligten Akteuren vorgeschlagen. Die LAG soll eine ausgewogene und repräsentative Gruppierung von Partnern aus unterschiedlichen Bereichen des Naturparks Uckermärkische Seen sein. Mitglieder der LAG sind ortsansässige Betriebe, Vereine, Verbände, Ämter und Behörden. Der Anteil von Ämtern und Behörden soll deutlich unter fünfzig Prozent liegen, um dem Grundsatz des „bottom-up“ zu entsprechen. Im Rahmen des sechsten Arbeitstreffens wurde am 21.01.2000 die LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen gegründet. Land-, Forst-, Fischereiwirtschaft Landschaftspflegeverein Norduckermärkische Seenlandschaft e.V. Kreislandfrauenvereinigung Oberhavel Agrargenossenschaft Beenz e.G. Uckermark Fisch GmbH Stadtforst Templin Sägewerk Bohm, Hardenbeck Tourismus / Bildung / Gesundheit Tourismusverband Uckermark e.V. TourismusServiceTemplin e.V. Gesellschaft für Museum und Touristik Mildenberg mbH Schloss Boitzenburg KG Förderverein Breitensport e.V. Lychen NaturTherme Templin GmbH Ämter / Behörden / Verwaltung Amt Fürstenberg/Havel Gemeinde Boitzenburger Land Gemeinde Nordwestuckermark Landkreis Uckermark Landkreis Oberhavel Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen Amt für Forstwirtschaft Templin Stadtverwaltung Lychen Handwerk / Unternehmen / Arbeitsförderung Kreishandwerkerschaft Uckermark Unternehmervereinigung Uckermark Boitzenburger Früchtezauber GmbH Bauerkäserei Wolters GmbH AQUA Zehdenick GmbH 46 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Natur- und Umweltschutz Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisverband Uckermark Umweltstiftung WWF-Deutschland, Projektbüro Uckermark Die Naturfreunde e.V., Regionalgruppe Obere Havel Mitglieder der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen (Stand: August 2003) 47 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Das Regionalforum Uckermärkische Seen Assoziierte Partner unterstützen und beraten die LAG seit ihrer Gründung. Weitere Partner konnten für eine Mitarbeit gewonnen werden, so dass am 8.5.2002 ein deutlich über die LAG hinaus gehendes Regionalforum etabliert werden konnte. Neben den Mitgliedern der LAG zählen folgende Organisationen und Institutionen dazu: Amt für Flurneuordnung und ländliche Entwicklung Prenzlau Amt Templin-Land Amt Zehdenick und Gemeinden Arbeitsamt Eberswalde Die Naturfreunde e.V., Regionalgruppe Obere Havel Industrie- und Handelskammer Eberswalde Umweltamt der Kreisverwaltung Uckermark Amt für Landwirtschaft des Landkreises Oberhavel Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim Sparkasse Uckermark Regionalmanager der Sparkasse Uckermark Wirtschaftsfördergesellschaft Oberhavel mbH Regionalbauernverband e.V. Templin Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesanstalt für Struktur und Arbeit Brandenburg GmbH Naturschutzbund, Regionalverband Templin Pestalozzi-Gesamtschule Gymnasium Templin Matthias Streiz Katrin Sturm Träger des Gesamtvorhabens "Nachhaltige Regionalentwicklung in der Naturparkregion Uckermärkische Seen" ist der Förderverein Feldberg- Uckermärkische Seenlandschaft, der gleichzeitig auch für die Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes verantwortlich ist. Dem Förderverein gehören ca. 60 Mitglieder, u.a. der Landkreis Uckermark, die Sparkasse Uckermark, der WWF, die Grüne Liga, Landwirte, Fischer, Jäger und Forstwirte sowie Naturschützer an. Neben seiner fachlichen Kompetenz nimmt der Förderverein die Haushaltsverantwortung für das unter 2.1.5 bereits beschriebene Naturschutzgroßprojekt mit einem finanziellen Gesamtvolumen von ca. 31 Mio. DM wahr. 48 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Die Handlungsgrundlage der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen ist folgende Geschäftsordnung: Ziel und Zweck Ziel und Zweck der Lokalen Aktionsgruppe ist die aktive Unterstützung und Förderung einer ökologisch, ökonomisch und sozial verträglichen Entwicklung der Region des Naturparks Uckermärkische Seen. Grundlage allen Handelns sind „Leitbild und Leitlinien zur nachhaltigen Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen“ und die darauf aufbauende Entwicklungsstrategie. Die schwerpunktmäßigen Handlungsfelder sind: Erschließung neuer Einkommensquellen für ortsansässige Betriebe; Sicherung vorhandener und Schaffung neuer Arbeitsplätze; Sicherung der Mehrfachfunktion des Naturraums als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum; Aufbau regionaler Wirtschaftsketten und -kreisläufe; Förderung von Kommunikation und Kooperation zwischen den Akteuren in der Region; Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt; Erhalt und Verbesserung der lebensnotwendigen Umweltressourcen. Aufgaben der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Die LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen erarbeitet eine Entwicklungsstrategie für die Region und schreibt diese fort; entscheidet über die Auswahl der Projekte, die der Umsetzung der Entwicklungsstrategie dienen; als Grundlage für die Projektauswahl dient ein Kriterienkatalog, der von der LAG in Übereinstimmung mit der Entwicklungsstrategie erstellt, beschlossen und nach Bedarf fortgeschrieben wird; initiiert und koordiniert Projekte, die der Umsetzung der Entwicklungsstrategie dienen; trägt durch Wissen und Erfahrungen ihrer Mitglieder zum Aufbau eines Informationsnetzwerkes bei, das insbesondere durch die Geschäftsstelle, die Mitglieder und Partner der LAG sowie durch die in die Projekte eingebundenen Akteure zur Verwirklichung der o.g. Ziele und zur Schaffung von Synergieeffekten zu nutzen ist; bietet Unterstützung für die in die Projekte eingebundenen Akteure auf allen den Mitgliedern der LAG möglichen Ebenen; informiert die Öffentlichkeit über die Entscheidungen, Anliegen und Vorhaben der LAG; sorgt für den Austausch von Ergebnissen und Erfahrungen im Rahmen der Netzwerke. Arbeitsweise der LAG Die Mitglieder der LAG treffen sich mindestens viermal jährlich. Die LAG richtet bei finanzieller Absicherung eine Geschäftsstelle mit folgenden Aufgaben ein: Projektarbeit (Vorbereitung, Begleitung), Finanzverwaltung im Rahmen der Gesamtverantwortung des Fördervereins FeldbergUckermäkische Seenlandschaft e.V., Organisation / Koordinierung, Öffentlichkeitsarbeit. 49 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Mitgliedschaft Mitglieder der LAG können Institutionen werden, die im Projektgebiet ansässig sind. Sie sind in vorliegender Geschäftsordnung als „Mitglieder“ bezeichnet. Die Mitgliedschaft einer Institution in der LAG beginnt mit der Unterzeichnung der Geschäftsordnung und endet mit Austritt oder Auflösung der Institution sowie bei Zuwiderhandeln gegen die Geschäftsordnung mit dem Ausschluss. Die LAG muss eine ausgewogene und repräsentative Gruppierung von Partnern aus unterschiedlichen sozioökonomischen Bereichen der Naturparkregion Uckermärkische Seen sein. Der Anteil von Ämtern und Behörden an der Mitgliedschaft darf 50 % nicht überschreiten. Über Aufnahme und Ausschluss von Mitgliedern entscheidet die LAG mit 2/3-Mehrheit. Die Vertreter bzw. Stellvertreter der Mitgliedsinstitutionen der LAG informieren die Institutionen, die sie vertreten, über die Entscheidungen und Vorhaben der LAG und tragen im Rahmen ihrer eigenen Tätigkeitsfelder zum Gelingen der Projekte bei. Stimmrecht Jedes Mitglied hat eine Stimme. Beschlüsse werden mit 2/3–Mehrheit der Anwesenden gefasst. Vertretung der LAG Die LAG wählt einen Sprecher und zwei stellvertretende Sprecher. Diese vertreten gegenüber der Öffentlichkeit die Interessen und Anliegen der LAG. Der Sprecher und seine Stellvertreter halten den Kontakt der LAG zur Geschäftsstelle. 50 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Folgende Organisationsstruktur stellt das Zusammenwirken von LAG, Geschäftsstelle und Förderverein (FÖV) als Träger dar. Ergebnisse Begleitausschuss Regionalforum Information und Abstimmung Diskussion Projektempfehlungen Zustimmung LAG Geschäftsstelle der LAG Projektbüro für Regionalentwicklung Vorschläge Bewertung Entscheidung Beteiligung Durchführung Evaluierung Gesamtverantwortung Finanzverwaltung Kontrolle Beteiligung Koordinierung Management Beratung Vernetzung Rechenschaft FÖV Rechenschaft Abb. 5.2.a Übersicht Organisationsstruktur 5.3 Vorgesehene Entwicklungsanstrengungen der Region Die Entwicklungsstrategie der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen ist in erster Linie auf die In-Wert-Setzung des natürlichen und kulturellen Erbes einschließlich der Steigerung des Wertes von Flächen im gemeinschaftlichen Interesse, die unter NATURA 2000 ausgewählt wurden, ausgerichtet. Im einzelnen strebt die Region im Rahmen des Gesamtvorhabens die Erreichung folgender Ziele an: Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für Frauen und junge Menschen durch Erprobung neuer Einkommensalternativen, Stärkung regionaler Kreisläufe und Kooperationen, Etablierung regionaler Produkte und Qualitätslabel, Aufbau von Vermarktungsstrukturen, Aufbau von Partnerschaften und Netzwerken, Erhalt des kulturellen Erbes der Region und Stärkung des Regionalbewusstseins, Nutzung der naturräumlichen Vielfalt für eine naturverträgliche touristische Entwicklung, Optimale Nutzung vorhandener Rohstoffe, Aufbau von Wertschöpfungsketten, 51 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Stärkung der ökologischen Landbewirtschaftung und sämtlicher Formen des nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens und deutliche Verbesserung der Information, Kommunikation und Koordination in allen Ebenen. Diese Zielbereiche setzen an der Analyse der Ausgangssituation an und sollen Stärken und Potenziale der Region nutzen (3.1 und 3.3) und ihre Schwächen und Entwicklungshemmnisse abbauen helfen (3.1 und 3.2). Sie stehen im Einklang mit den übergeordneten Planungen. 5.4 Vorrangige Entwicklungsprojekte/Prioritätensetzung Aus den Stärken und Schwächen der Region und den logisch abgeleiteten Entwicklungsanstrengungen müßten nun prinzipiell spezifische Entwicklungsprojekte konzipiert werden. Jedes Umsetzungsprojekt muss aber einerseits anschlussfähig an vorhandene Strukturen und Planungen sein und benötigt zum anderen einen engagierten Träger und eventuellen Projektkoordinator. Daher kann die LAG nicht die Inhalte der Projekte vollständig vorgeben, sondern nimmt Vorschläge aus der Bevölkerung auf, bewertet sie (siehe Kap. 6.1) und unterstützt ihre Umsetzung. Besondere Bedeutung hat daher eine Koordinierungsstelle der LAG zur Projektbetreuung, Verbesserung von Kommunikation und Kooperation sowie zur Vernetzung der einzelnen Entwicklungsmaßnahmen. Zu Beginn des LEADER+ - Prozesses lagen der LAG insgesamt 23 Anträge bzw. Projektideen vor. Daher wurde auf der LAG-Sitzung am 9.11.2001 die Einteilung der Projektvorschläge nach Kategorien beschlossen und vorgenommen, sowie danach erforderlichenfalls aktualisiert. Hintergrund war vor allem der Bedarf an ausreichenden Informationen für die Bewertung der Projekte bezüglich des Leitbildes und ihres Beitrages zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie. Zur Kategorie A gehören alle Projekte, zu denen aussagekräftige Konzepte vorliegen und die bereits von der LAG entsprechend des Bewertungssystems beurteilt und als geeignet eingestuft wurden. Sie sind fast ausschließlich Bestandteil dieses REK und im Kapitel 6.2 näher beschrieben. Projekte, deren konzeptionelle Basis noch unzureichend ist und die noch nicht von der LAG bewertet sind, wurden der Kategorie B zugeordnet. Bei Vervollständigung der erforderlichen Planungen ist ein Aufrutschen möglich. Projekte der Kategorie C sind Vorhaben, die in der Phase der Sammlung von Projektideen aufgegriffen wurden. Hier existieren jedoch bisher oft weder ein Projektträger, noch ein Konzept. Das Regionalmanagement führt vorrangig die Projekte der Kategorie A einer Umsetzung zu und begleitet sie dabei. Die Träger der Vorhaben der Kategorie werden hingegen bei der Konkretisierung ihrer Konzeptionen unterstützt. 52 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Abb.5.4.a Projekte (Stand 31.07.03) Projekttitel Landwirtschaftliches Modellprojekt Beenz Türkshof Kategorie A / bewilligt Projektbüro für Regionalentwicklung LEADER-Management Kategorie A / bewilligt Früchtezauber GmbH Kategorie A Nachnutzung der Alten Mühle Lychen Kategorie A / bewilligt Brandenburger Brotmühle Kategorie A Naturparkradweg „Spur der Steine“ Kategorie A Integrierte Reisegebietsentwicklung Teilprojekt Draisine Kategorie A Seenfischerei Himmelpfort Kategorie A Reaktivierung alter Wasserkraftanlagen Kategorie A Kräutergarten Kategorie B Schule im Naturpark Kategorie B Gutshaus Schulzenhof Kategorie B Gesundheitshaus Schloss Dannenwalde Kategorie B Sanierung Wentowsee Kategorie B TeleMühle Bredereiche Kategorie B Innovations - u. Kreativitätswerkstatt Kategorie C Brandenburg - Markt in Helle - Mitte Kategorie C Gesundheitshof Charlottenthal Kategorie C Gutshof Bülowssiege Kategorie C Bildungs- und Begegnungszentrum Ökoinsel Schwalbennest Kategorie C Konversionsfläche Dannenwalde Kategorie C Dannenwalder Markt Projektinhalt bzw. -schwerpunkte Aufbau und Betrieb einer zertifizierten Schlacht- und Verarbeitungsstrecke für Schaffleisch und Wild, alternative Einkommensquellen in der Landwirtschaft, Erhöhung der Wertschöfpung, Landschaftspflege Koordination, Beratung, Vernetzung, Betreuung, Erfolgskontrolle im Prozess LEADER+ Existenzgründung durch Frauen, Nischenproduktion, Vermarktung, Regionalmarke Gesundheit, IuK Kombination Museum-Verein-Werkstatt-Wasserwanderrastplatz, Vernetzung Naturschutz-Tourismus Erlebnis- und Begegnungsstätte, funktionelles & ökologisches Bauen, Aktivangebote zum Thema „Vom Korn zum Brot“, Gastronomie Verbesserung von Infrastruktur und touristischer Attraktivität, Naturschutz durch Lenkung, Information, Vernetzung touristische Entwicklung und Vernetzung von vier Naturparkbahnhöfen, Vernetzung und Vermarktung touristischer Angebote entlang der Draisinestrecke von Templin nach Fürstenberg. Erschließung neuer Einkommensquellen in der Fischereiwirtschaft, Vermarktung fischerwirtschaftlicher Erzeugnisse Regenerative Energiegewinnung im Amtsbereich Fürstenberg Schaugarten mit einheimischen Kräutern und Nutzpflanzen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an der Gesamtschule Lychen, IuK Siebdruckerei, Werkstatt & Atelier, Gästezimmer, ökologisches Wirtschaften Gesundheitsförderung, Begegnung & Herberge , Dienstleistungsstandort, Bildung Sanierungskonzept, Gewässerschutz Rekonstruktion der alten Holländermühle, Schaumühle, regenerative Energiegewinnung, Gastronomie, Telehaus (IuK) mit Internetplattform zur Vermarktung regionaler Produkte sowie Qualifizierung Bündelung attraktiver touristischer Angebote, Netzwerk, Agentur für Management Vermarktung uckermärkischer Produkte in Berlin Belebung von Körper und Geist, Entwicklung des Gesundheitstourismus Museum, Atelierwohnungen, kulturelle Veranstaltungen, Dorfbelebung Begegnung, Bildung und Beherbergung in der ehemaligen Schule Warthe, Gemeindezentrum Umnutzung: Wohnen, Sport, Begegnungen, Erleben, Tourismus Regionaler Markt mit Handwerk, Werkstätten, Waldküche und 53 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Kategorie C Zisterzienser-Brauhaus Himmelpfort Kategorie C kulturellen Veranstaltungen Rekonstruktion, Gasthausbrauerei 5.5 Zielbeitrag zu übergeordneten Themen und Auswirkungen auf andere Bereiche Durch eine bessere Ausschöpfung der endogenen Potenziale der Region soll im Rahmen der Umsetzung der Entwicklungsstrategie die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produkte und Dienstleistungen gesteigert werden. Im Rahmen der Entwicklungsvorhaben werden traditionelle Wirtschaftsweisen und alte Rezepte und Herstellungsverfahren wiederentdeckt. Auf diese Weise werden das Regionalbewusstsein gestärkt, regionale Qualität erreicht und Regionalmarken bzw. Zertifikate entwickelt. Diesem Themenschwerpunkt widmen sich u.a. die Projekte Brandenburger Brotmühle, Landwirtschaftliches Modellprojekt Beenz-Türkshof und Früchtezauber GmbH i.G. In sehr engem Zusammenhang damit steht natürlich die Frage der effektiven, gemeinschaftlichen Vermarktung dieser lokalen Erzeugnisse. Hierfür sind geeignete Kooperationen, Produktentwicklung sowie überregionaler und transnationaler Erfahrungsaustausch wichtig. Dieser Bereich ist in die meisten der bereits genannten Projekte fest integriert. Die Entwicklungsvorhaben Integrierte Reisegebietsentwicklung-Draisine und Radweg „Spur der Steine“ dienen ganz speziell der Entwicklung und Vernetzung touristischer Angebote und Pauschalen, sowie deren Koordination und gemeinsamen Vermarktung. Letztlich dienen alle Entwicklungsvorhaben dem übergeordneten Ziel der optimalen Nutzung der vorhandenen natürlichen und kulturellen Ressourcen und der Wertsteigerung der geschützten Flächen des Naturparkgebietes sowie der Verbesserung der Lebensqualität in der peripher gelegenen Naturparkregion Uckermärkische Seen. In alle Projekte sind dabei sowohl ökonomische, ökologische als auch soziale Ziele, Maßnahmen oder Komponenten integriert. Ein integrierter Ansatz jedes einzelnen Projektes ist Anspruch der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen. Dies spiegelt sich deutlich in den Ausführungen zum Auswahlverfahren unter 6.1 wider. Nur so können optimale Voraussetzungen für Vernetzung, Konzentration und Nachhaltigkeit geschaffen werden. „Nachhaltig“ heißt schließlich auch, dass Partnerschaften, Netzwerke, Informations- und Kommunikationsstrukturen, Ketten und Kreisläufe auch nach der angestrebten Förderung im Rahmen von LEADER+ dauerhaft Bestand haben. Nähere Erläuterungen zu den Zielbeiträgen enthalten die Beschreibungen der Umsetzungsprojekte („Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie“ und „erwartete Wirkungen“) im Abschnitt 6.2. Die Vielfalt der bisher am Entwicklungsprozess beteiligten Institutionen und Bereiche im Naturpark Uckermärkische Seen führt unweigerlich zu zahlreichen und weitreichenden neuen Kontakten, Vernetzungen, Synergien und Einflüssen. Die Tatsache, dass jedes Projekt in sich verschiedene relevante Akteure und Sektoren konzentriert, verstärkt diesen Prozess. Auf diese 54 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Weise werden alle Wirtschafts- und Lebensbereiche in das Projekt „Nachhaltige Regionalentwicklung in der Naturparkregion Uckermärkische Seen“ einbezogen. 5.6 Zusammenhang mit anderen Programmen In der Entwicklung und Förderung des ländlichen Raumes kann es nicht nur um Land- und Forstwirtschaft gehen. Mit der EG-Verordnung (Nr. 1257/99) über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raumes durch den Europäischen Ausgleichs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL) wird die multifunktionale Rolle der Land- und Forstwirtschaft anerkannt und gleichzeitig die Notwendigkeit eines sektorübergreifenden, integrierten Strategieansatzes für die ländliche Entwicklung deutlich gemacht. LEADER+ dient vorrangig der Förderung von Pilotstrategien zur Erschließung des endogenen Potenzials ländlicher Gebeite. Die Gemeinschaftsinitiative LEADER+ ist damit als Ergänzung und Vervollständigung zu den Mainstream-Programmen für die Entwicklung des ländliche Raumes zu sehen. Für die Ziel 1 - Gebiete ist daher der integrierte Einsatz der Strukturfonds EAGFL, ESF, und EFRE vorgesehen. LEADER+ steht auch in Komplementarität zu den beiden anderen Gemeinschaftsinitiativen INTERREG und EQUAL. Die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK) ist das wichtigste nationale Instrument der Agrastrukturförderung und damit der Umsetzung der Entwicklungspläne für den ländlichen Raum. Die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) zielt auf die Stärkung der Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft in Regionen mit Entwicklungsrückstand oder Strukturproblemen und steht somit ebenfalls in engem inhaltlichen Zusammenhang mit LEADER+. Die Entwicklungsmaßnahmen in der Region werden ein hohes Finanzvolumen erfordern. Die Finanzierung der Vorhaben soll dem integrativen Ansatz von LEADER+ gerecht werden. Dies spiegelt sich auch in den Finanzierungsplänen der Einzelprojekte (Kapitel 6.2) und im Gesamtfinanzierungskonzept (Kapitel 8) wider. 5.7 Übertragbarkeit der Methode Die Entstehungsgeschichte der Initiative und das beschriebene methodische Vorgehen im Prozess der nachhaltigen Regionalentwicklung sind prinzipiell auch in anderen Gebieten anwendbar. Unterschiede ergeben sich aufgrund anderer Ausgangssituationen und demnach unterschiedlicher Stärken und Schwächen der Regionen. Dies führt zu jeweils spezifischen Entwicklungszielen, Handlungsprioritäten und Umsetzungsmaßnahmen. Die Methode ist dessen ungeachtet übertragbar. Sie ist vor allem gekennzeichnet durch die aktive Einbeziehung der regionalen Bevölkerung (Buttom-up), die Bildung einer lokalen Aktionsgruppe und die Regionsspezifik. Die Entwicklungsmaßnahmen sollen für die Region 55 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen innovativ sein und verschiedene, bisher weitgehend getrennte Lebens- und Wirtschaftsbereiche miteinander verbinden. Erst ein derart übergreifender Ansatz führt zur Verbesserung von Kommunikation und Kooperation, zum Aufbau von Netzwerken und zu Synergieeffekten. Aus methodischer Sicht ist aber auch die Zusammenarbeit über die Region hinaus von wesentlicher Bedeutung. Diese methodischen Ansätze sollten jedem Prozess einer nachhaltigen Regionalentwicklung – egal in welcher Region - zugrunde gelegt werden und stellen eine wesentliche Voraussetzung für dessen Erfolg dar. Die LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen wird ihren Entwicklungsprozess fortlaufend bewerten und dokumentieren und somit ihre Erfahrungen für andere Gebiete nutzbar machen. 6. Handlungsfelder und Projekte 6.1. Das Auswahlverfahren Transparenz Um zu gewährleisten, dass Projekte den Kriterien der Nachhaltigkeit entsprechen, wurden im Rahmen des fünften Workshops Bewertungskriterien erarbeitet. Die Auswahl der zu unterstützenden Projekte erfolgt auf der Grundlage dieses Kriterienkataloges. Grundlagen Demnach sollen die Projekte der Umsetzung des Leitbildes und der Leitlinien für die nachhaltige Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen dienen, ökologisch, ökonomisch und sozial tragfähig sein, Untereinander vernetzt sein und vielschichtige Partnerschaften und Synergien hervorbringen, einen Beitrag zum Abbau der Schwächen in der Region leisten und dabei die endogenen Potenziale nutzen sowie die folgenden Grundprinzipien der integrierten Gesamtstrategie erfüllen. Grundprinzipien Nachhaltigkeit Für alle Vorhaben ist die ökologische, ökonomische und soziale Tragfähigkeit aufzuzeigen. Vernetzung Es werden sektorenübergreifende Beziehungen und Zusammenhänge (regional und überregional), zum Beispiel durch den Aufbau von Informationsnetzwerken und Kooperationen, Wirtschaftsketten und/oder –kreisläufen, gemeinsame Werbung und Öffentlichkeitsarbeit u.ä. geschaffen. Kommunikation und Kooperation 56 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Durch den Aufbau von Partnerschaften, frühzeitige Beteiligung aller betroffenen Akteure und den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien wird ein schneller, direkter und vielseitiger Informationsfluss verwirklicht. Beteiligung (Partizipation) Die ortsansässige Bevölkerung, sachkundige Verbände und Vereine, betroffene Akteure werden frühzeitig bei der Planung, Durchführung und Weiterentwicklung von Vorhaben und bei Entscheidungsprozessen einbezogen. Bottom-up Die Gestaltung von Entwicklungsprozessen sowie Erarbeitung und Entwicklung von Projekten erfolgen unter maßgeblicher Initiative und Beteiligung „von unten“ (lokale Bevölkerung, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Initiativen und andere). Vorhandene Strukturen nutzen Das Anknüpfen an bestehende Strukturen (Unternehmen, Initiativen, Infrastrukturen, Projektansätze) soll nach Möglichkeit Vorrang vor der Neuschaffung von Strukturen haben. Eigenleistung Die Voraussetzung für jede Förderung ist immer eine Eigenleistung (finanziell, materiell, Bereitstellung von Arbeitskraft, Know-how). Evaluierung Das Gesamtvorhaben und die Einzelprojekte sollen entsprechend ihrer Zielstellung projektbegleitend auf ihre Wirkung hin überprüft werden. Hierzu wird die LAG in Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen spezifische Kriterien und Indikatoren erarbeiten und die Selbstevaluation durchführen. Bewertungssystem Unter Berücksichtigung dieser Grundprinzipien entstand das auf den folgenden Seiten vorgestellte Bewertungssystem. Die Kriterien sollen nicht nur als Entscheidungsgrundlage für die Projektauswahl dienen, sondern stehen den Projektträgern auch für die Ausgestaltung von Projekten zur Verfügung. Die Bewertung erfolgt in drei Stufen: 1. Stufe – Bewertung Einzelkriterien: Beurteilung, welchen Beitrag ein Vorhaben zur Erfüllung der einzelnen Kriterien leistet. 2. Stufe – Bewertung Kriterienkomplex: Auf der Grundlage der Bewertung der Einzelkriterien wird geprüft, ob die allgemeinen Kriterien eingehalten werden, sowie die ökologische, ökonomische und soziale Tragfähigkeit gewährleistet ist. 3. Stufe – Bewertung “Nachhaltigkeit”: Zusammenführen der Ergebnisse aus den vorherigen Bewertungsstufen zu einem Gesamturteil bezüglich der Nachhaltigkeit des Projektes. 57 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Relevante Projekte werden der LAG vorgestellt und von dieser nach dem Bewertungssystem beurteilt. Ein Projekt wird dann als nachhaltig eingestuft, wenn es die Kritierien aus allen vier Komplexen in der Mehrzahl erfüllt. Es darf in keinem der Kriterienkomplexe (2. Stufe der Bewertung) eine negative Wertung erhalten. Eine Bewertung in drei Stufen fordert die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten eines Vorhabens auf verschiedenen Ebenen. Dadurch wird den notwendigen Details umfassende Beachtung geschenkt, gleichzeitig bleibt der Blick für Zusammenhänge und das Zusammenspiel von Faktoren gewahrt. So lässt sich auch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schärfen. 58 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Bewertungssystem von Umsetzungsprojekten Allgemeine Kriterien Konformität mit Leitbild und Leitlinien zur nachhaltigen Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen Projekterarbeitung, -umsetzung und –weiterentwicklung mehrheitlich durch Initiativen der ansässigen Bevölkerung und/oder Unternehmen Eigenbeteiligung der Projektpartner (finanziell, materiell, Arbeitsleistung, Wissen, Erfahrung) Vernetzung regionaler Wirtschaftssektoren und/oder Initiativen Förderung der Kommunikation Multiplikatorwirkung (Anregung der Bildung von neuen Partnerschaften, Netzwerken und Aktivitäten innerhalb und/oder außerhalb der Region, die in ihrer Wirkung den Grundsätzen der nachhaltigen Regionalentwicklung entsprechen) Förderung des Bewusstseins, der Information, Qualifikation und der Handlungsfähigkeit von einheimischer Bevölkerung, Touristen und Unternehmen hinsichtlich Natur- und Umweltschutz sowie ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit Ökologische Kriterien Schutz/Erhalt von Arten und Lebensräumen schonende Nutzung der Ressourcen (Natur, Umwelt, Rohstoffe, Humanressourcen) Verringerung des Ressourcenverbrauchs (Energie, Wasser, Rohstoffe, Fläche) Verringerung von Umweltbelastungen (Abfälle, Schadstoffe, Emissionen, Immissionen, Landschaftsbild) Förderung regionaler Stoff- und Energiekreisläufe Förderung regenerativer Energieformen Ökonomische Kriterien wirtschaftliche Tragfähigkeit Erfüllung von Fördervoraussetzungen Verbesserung der allgemeinen Einkommenssituation in der Region Sicherung der Wirtschaftsgrundlagen (Ressourcen der Natur, Umwelt, Landschaft, Siedlung sowie Humanressourcen) Förderung regionaler Wirtschaftsketten und –kreisläufe Steigerung der regionalen Wertschöpfung Förderung der regionalen Verarbeitung und Vermarktung regionaler Qualitätsprodukte Förderung der Zusammenarbeit von regionalen Erzeugern (z.B. Erzeugergemeinschaften) Sozio-kulturelle Kriterien Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen Erhalt/Weiterentwicklung der Kulturlandschaft und regionalen Vielfalt auf der Grundlage von ökologischen Erfordernissen und Traditionen Erhalt/Förderung der Traditionspflege, des regionaltypischen Handwerks und Gewerbes und/oder ortstypischer baulicher Eigenarten Sicherung einer harmonischen Siedlungsentwicklung unter Rücksichtnahme auf ökologische und kulturelle Zusammenhänge Erhalt/Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum durch Sicherung/Schaffung von Grundversorgungsstrukturen (Ernährung, Kommunikation, Mobilität) und Sicherung/Schaffung sozio-kultureller Angebote Förderung der menschlichen Gesundheit Einbeziehung von Kindern, Jugendlichen und Frauen und/oder Stärkung ihrer Position Stärkung der Beteiligung, Mitbestimmung und Einflussmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung bei Entscheidungsprozessen Stärkung des Bewusstseins für die Werte der Region 59 Bewertung Einzelkriterien + 0 - Bewertung Kriterienkomplex + 0 - Bewertung „Nachhaltigkeit“ + 0 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 6.2 Beschreibung der einzelnen Projekte, Trägerschaft, Verantwortliche, Organisation der Umsetzung In diesem Kapitel werden sieben Projekte zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie vorgestellt, die nach dem unter 6.1 beschriebenen Bewertungsverfahren ausgewählt wurden. Zu allen sieben beschriebenen Maßnahmen liegen der LAG detaillierte konzeptionelle und finanzielle Planungen vor, die hier zur Beibehaltung der Überschaubarkeit nur in stark zusammengefasster Form vorgestellt werden. Mit diesen Umsetzungsprojekten werden insgesamt 35 bis 40 Dauerarbeitsplätze geschaffen und eine noch höhere Zahl – vor allem im Dienstleistungsbereich – gesichert. Weitere Projekte befinden sich in der Planungsphase, konnten jedoch aufgrund offener Fragestellungen noch nicht in das regionale Entwicklungskonzept integriert werden. Die LAG wird zu gegebener Zeit auch diese Projekte bewerten und bei deren Eignung zur Erreichung der Ziele des Gesamtvorhabens in der Umsetzung unterstützen. Auch hier besteht ein künftiger Finanzierungsbedarf. Insgesamt wurden der LAG bisher 23 Projektvorschläge eingereicht (siehe 5.4). Projekt 1 „Landwirtschaftliches Modellprojekt Beenz-Türkshof“ Projektträger Agrargenossenschaft Beenz e.G. Chausseestr. 21 17279 Beenz Tel.: 039888/2453 oder 2855 Fax: 039888/2855 Projektbeschreibung Ausgangssituation In der Agrarlandschaft bei Lychen, die zu großen Teilen von der Agrargenossenschaft Beenz bewirtschaftet wird, liegen Kerngebiete des Naturschutzgroßprojektes Uckermärkische Seen, die zu den sensibelsten Naturräumen des Naturparks zählen. 1998 erwarb der Träger des Naturschutzgroßprojektes, der Förderverein FeldbergUckermärkische Seenlandschaft, in Bietergemeinschaft mit der Agrargenossenschaft Beenz 270 ha von der BVVG. Die Agrargenossenschaft übernahm den Kauf der zugehörigen Gebäudeflächen in Türkshof (siehe Lageplan). Der Förderverein hat die landwirtschaftlichen Flächen unter Nutzungsauflagen an die Agrargenossenschaft langfristig verpachtet. Hauptziel der Nutzungsauflagen ist der Schutz der Klarwasserseen im nahen Umfeld der landwirtschaftlichen Flächen. 60 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit zwischen Agrargenossenschaft Beenz und Naturparkverwaltung soll der Betrieb zu einem Modell- und Referenzbetrieb des Naturparks entwickelt werden. Zielstellungen verbesserte Ausnutzung des natürlichen und kulturellen Potenzials der Region naturschutzgerechte Bewirtschaftung der Agrarlandschaft bei Lychen Schutz der biotischen und abiotischen Ressourcen Förderung der Kooperation von Erzeugern im Hinblick auf Verarbeitung und Vermarktung von regionalen Produkten Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Profilierung des Betriebes Stärkung der sozioökonomischen Funktionen des Betriebes in der Region Inhalte und Maßnahmen des Projekts 1. Ökologisierung der Agrarlandschaft Auf der Grundlage mehrerer Gutachten wurde die Umstellung des Gesamtbetriebes auf ökologischen Landbau untersucht. Bei Verbesserung der derzeitigen Rahmenbedingungen besteht dafür die Bereitschaft der Agrargenossenschaft. In diesem Zusammenhang werden bereits Vorschläge zur Änderung der Fruchtfolge und ein Düngekonzept erarbeitet. Dies ist auch für die Erstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes des Naturschutzgroßprojektes von Bedeutung. Maßnahmen: Anbau von Zwischenfrüchten und Leguminosen Schaffung von Pufferzonen zu sensiblen Bereichen (Klarwasserseen) zielgerichtete Düngung nach Bodenanalysen Monitoring Ausführung von Landschaftspflegemaßnahmen 2. Flurgehölzkonzeption Für den gesamten Bewirtschaftungsbereich der Agrargenossenschaft Beenz ist vom Landschaftspflegeverein Norduckermärkische Seenlandschaft ein Flurgehölzkonzept erarbeitet worden. Die Hauptzielstellungen bei der Umsetzung des Konzeptes sind die Verringerung der Wind- und Wassererosion (und damit Schutz der wertvollen Klarwasserseen) und die Strukturierung der Landschaft zur ökologischen und landschaftsästhetischen Aufwertung. Die Planung setzt sich zusammen aus 20 Pflanzprojekten und umfaßt die Anlage von 3.000 m zwei- bis vierreihigen Hecken, 240 m Baumreihen, 1.340 m Obstbaumreihen, 3.700 m² Feldgehölzinseln, 12 Gehölzgruppen und die Unterpflanzung einer Benjeshecke. Es werden standortgerechte, heimische Gehölzarten und alte, hochstämmige Obstsorten verwendet. Der LPV Norduckermärkische Seenlandschaft hat die fachliche Betreuung für das Gesamtvorhaben übernommen und koordiniert die Ausführung der Pflanzungen. Im Herbst 2000 wurden die ersten Pflanzmaßnahmen realisiert. Maßnahmen: vollständige Umsetzung des Pflanzkonzeptes Absicherung der notwendigen Pflege 61 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 3. Einrichtung einer zertifizierten Schlachtstätte für Schafe Derzeit vermarktet die Agrargenossenschaft die Heidschnucken vorwiegend als Lebendvieh. Recherchen ergaben, dass es keine regionale Schlachtung für Schafe gibt und die Nutzung überregionaler Kapazitäten nicht wirtschaftlich ist. In Abstimmung mit dem Schafzuchtverband und dem Landkreis Uckermark ist daher die Einrichtung einer eigenen zertifizierten Schlachtstrecke geplant, die auch für andere Schafzuchtbetriebe der Region nutzbar ist. Maßnahmen: Umbau einer Werkstatt am Betriebsstandort Beenz zu einer Schlachtstätte Schaffung von Zerlege-, Verarbeitungs- und Kühlräumen Verbesserung der Zusammenarbeit mit Schäfern im Naturpark und im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Entwicklung neuer Wurstsorten Aufbau eines gemeinschaftlichen Vertriebssystems für diverse regionale Produkte Aufbau von Kooperationen mit Gastronomen und anderen Abnehmern Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes (Fleischer) und Sicherung der Arbeitsplätze der Schäfer (2 Frauen, 1 Mann) Gewinnsteigerung durch Veredelung der Produkte und Direktvermarktung 4. Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung Über die Entwicklung des Unternehmens im Laufe der Umsetzung der einzelnen geplanten Maßnahmen soll die Öffentlichkeit informiert werden. Dazu werden unterschiedliche Medien genutzt (regionale und Fachpresse, Veranstaltungen, Fachexkursionen, ...). Maßnahmen: Organisation und Durchführung von Fachveranstaltungen Erstellen einer Dokumentation zur Umsetzung der einzelnen Maßnahmen und zur Entwicklung des Modellbetriebes, Veröffentlichung der Dokumentation Kooperation mit anderen Unternehmen und Organisationen in Zusammenhang mit touristischen Angeboten (z.B. geführte Exkursionen/Wanderungen, gemeinsame Angebote mit anderen Direktvermarktern) Kooperation mit Schulen, anderen Bildungs- und wissenschaftlichen Einrichtungen (Praktika, wissenschaftliche Untersuchungen, Monitoring, ...) 5. Qualifizierung Im Zuge der Umsetzung der unter Pkt. 1 bis 4 genannten Maßnahmen ist eine Qualifizierung der Mitarbeiter notwendig. Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie Die verschiedenen geplanten Maßnahmen werden bei ihrer Realisierung ein wesentlicher Schritt bei der Erfüllung der im Leitbild und in den Leitlinien zur Landwirtschaft formulierten Grundsätze sein. Die angestrebte Ökologisierung der Agrarlandschaft stellt in Zusammenhang mit den anderen geplanten Maßnahmen eine ressourcenschonende und nachhaltige Nutzung dar. Weitere wesentliche Beiträge werden geleistet zur: 62 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Schaffung regionaler Kreisläufe Schaffung neuer Einkommensbereiche Förderung der Zusammenarbeit von regionalen Erzeugern Intensivierung der Vermarktung der erzeugten Produkte Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze ökologischen Aufwertung der Agrarlandschaft, Förderung des Biotopverbundes Pilotcharakter Die Agrargenossenschaft Beenz soll als erster Landwirtschaftsbetrieb im Naturpark Uckermärkische Seen zu einem Referenzbetrieb entwickelt werden. Die in vielerlei Hinsicht schon vorhandene enge Kooperation zwischen Landwirtschaftsbetrieb und Naturschutzinstitutionen ist hier beispielhaft und wird durch das Vorhaben noch gefördert. Auch im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes profitieren Förderverein und Agrargenossenschaft voneinander. Diese intensive und vertrauensvolle Form der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist neuartig und soll noch stabilisiert werden. Auch die unter den gegenwärtigen und zu erwartenden agrarpolitischen Rahmenbedingungen notwendige Erweiterung des Produktionsprofils landwirtschaftlicher Unternehmen soll hier demonstriert werden. Projektpartner/Umsetzungsfähigkeit/Übertragbarkeit Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen Landschaftspflegeverein Norduckermärkische Seenlandschaft landwirtschaftliche Unternehmen der Region Schafzuchtverband Uckermark touristische Anbieter der Region Gesamtschule Lychen und weitere wissenschaftliche und Bildungseinrichtungen (regional, überregional) Die Kapazitäten und Kompetenzen der verschiedenen Projektpartner gewährleisten die Umsetzungsfähigkeit des Gesamtvorhabens. Die Ausgangsbedingungen bei der Agrargenossenschaft Beenz (vorhandene Kontakte und Kooperationen, Umweltbewusstsein bei der Betriebsleitung, relativ gute wirtschaftliche Entwicklung des Betriebes, vorliegende Gutachten) sind zusätzlich eine entscheidende Basis für die erfolgreiche Durchführung des Projekts. Jede einzelne der geplanten Maßnahmen ist auf andere Betriebe und Regionen übertragbar. Dazu sollen die durch das Projekt gewonnenen Erfahrungen und das vorhandene Know how dokumentiert und weitergegeben werden. Erwartete Wirkungen Die Agrargenossenschaft Beenz verfolgt Zielstellungen, die nicht nur für den Betrieb wirtschaftlich von Bedeutung sind, sondern die auch die Entwicklung der gewerblichen 63 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Wirtschaft und des Tourismus sowie den Naturschutz in der gesamten Region des Naturparks fördern werden. Die Agrargenossenschaft wird - ausgehend von den zunächst auf den Betrieb direkt angelegten Maßnahmen - eine Multiplikatorfunktion einnehmen. Es wird mit den einzelnen Projektergebnissen Interesse bei anderen landwirtschaftlichen Unternehmen zur Nachahmung und zur Zusammenarbeit geweckt. Daraus ergeben sich dann neue Aktivitäten. Mit der Etablierung neuer Produktionszweige bzw. Einkommensbereiche geht die Qualifizierung von Mitarbeitern des Betriebes einher und es werden voraussichtlich 3 neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit den Aktivitäten zur Förderung der Vermarktung regionaler Produkte sollen im gesamten Naturpark die Defizite in diesem Bereich minimiert werden. Die verschiedenen geplanten Maßnahmen werden zu einer Steigerung der touristischen Attraktivität der Region führen. 64 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projekt 2 „Geschäftsstelle der LAG – Projektbüro für Regionalentwicklung“ Projektträger Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V. Am Markt 13 17268 Templin Tel./Fax: 03987/53733 e-mail: [email protected] Projektbeschreibung Mit dem Aufbau und der Etablierung eines an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit orientierten Regionalmanagements soll eine abgestimmte, integrierte nachhaltige Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen gewährleistet und umgesetzt werden. Handlungsgrundlage ist das vorliegende REK. Nach Ablauf der LEADERFörderung soll die Einrichtung selbst wirtschaftlich tragfähig und/oder aus der Region getragen sein. Die Koordinierungsstelle leistet zentrale Aufgaben im prioritären Handlungsfeld „Kommunikation/Kooperation/Koordination“ der LAG (s. Kap. 4.2) und koordiniert, moderiert und fördert den Gesamtprozess zur nachhaltigen Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen: Aufbau eines Informationsnetzwerkes, Anregen von Kooperationen zwischen unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen, Beratung von Projektträgern und Begleitung der Entwicklungsmaßnahmen, Koordinierung regionaler, überregionaler und internationaler Zusammenarbeit, Managementleistungen und Overhead-Aufgaben im Rahmen von LEADER+, Öffentlichkeitarbeit und Fundraising, Organisation des Erfahrungsaustausches , Qualifizierung (Projektbüro, LAG und Einzelprojektträger), Evaluation und Dokumentation des Gesamtprozesses und der Einzelprojekte, Fortschreibung des regionalen Entwicklungskonzeptes. Das Projektbüro für Regionalentwicklung fungiert als Geschäftsstelle der LAG und gewährleistet das effektive Zusammenwirken der LAG und dem Förderverein FeldbergUckermärkische Seenlandschaft e.V. als Träger des Gesamtprojektes. Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie Das Büro für Regionalentwicklung ist ein Projekt, das von der LAG in Konsequenz aus den Ergebnissen der Stärken-Schwächen-Analyse der Region (s. Kap. 3) für die Gewährleistung einer nachhaltigen Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen abgeleitet wurde. 65 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Das professionelle Management ist Voraussetzung für den Erfolg der „Nachhaltigen Regionalentwicklung in der Naturparkregion Uckermärkische Seen“. Nach den Analysen der LAG stellen die stark defizitäre intra- und intersektorale Kommunikation und Kooperation sowie - damit zusammenhängend - die mangelnde gebietsweite Abstimmung und Vernetzung von Maßnahmen Haupthemmnisse des Gesamtvorhabens dar. Sie führen nicht nur zu Missverständnissen und Fehlinformationen und beeinträchtigen damit das soziale Klima, sondern stehen damit gleichzeitig einem effizienten Ressourceneinsatz im Wege, da Kräfte und Mittel für zielkonträre Vorhaben oder Dopplungen vergeudet werden. Auch die Erfahrungen anderer Regionen (z.B. Rhön, Burgwald/Hessen, Waldviertel/Österreich) bestätigen, dass eine erfolgreiche integrierte nachhaltige Regionalentwicklung eines professionellen Managements bedarf, das zugleich die Richtung der Entwicklungen überprüft und das Vorgehen den Erfahrungen, Erkenntnissen und veränderten Bedingungen anpasst. Pilotcharakter Neuartig für das Gebiet des Naturparks Uckermärkische Seen ist insbesondere die Etablierung eines Regionalmanagements, welches einen integrierten Entwicklungsansatz verfolgt. Die breite Einbeziehung der lokalen Bevölkerung in Planungs- und Entscheidungsprozesse stellt eine neue Qualität bezüglich der Form der Zusammenarbeit dar. Das Projektbüro wird regionsspezifische innovative Methoden für die erforderlichen Informations- und Kommunikationsprozesse entwickeln und anwenden. Projektpartner/Umsetzungsfähigkeit/Übertragbarkeit Lokale Aktionsgruppe Naturparkregion Uckermärkische Seen (als Gruppe) sowie ihre einzelnen Mitglieder, Projektträger, Vereine, Verbände etc., die bislang noch keine Mitglieder der LAG sind, externe Berater, LEADER-Gruppen anderer Regionen. Mit dem Aufbau des Projektbüros soll sofort begonnen werden. Die Übertragbarkeit ist gegeben durch Dokumentation und Evaluation des Managements und des Gesamtprozesses sowie durch frühzeitigen Erfahrungsaustausch und wissenschaftliche Begleitung. Erwartete Wirkungen Durch ihre Tätigkeit leistet die Koordinierungsstelle einen wesentlichen Beitrag, um die Entwicklungsziele nach dem gemeinsamen Leitbild, den Leitlinien und Grundsätzen der LAG zu verwirklichen. Erwartet werden insbesondere positive Effekte hinsichtlich: Verbesserung der Arbeits- und Lebensqualität, der Synergien und der Ressourcenschonung, 66 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Steigerung der Attraktivität der Region als Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum sowie des Bekanntheitsgrades und des Ansehens der Region Erhöhung der regionalen Wertschöpfung, der Wettbewerbsfähigkeit und der Wirtschaftskraft der Region, Stärkung der regionalen Identität, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum, Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturellen Erbes sowie Verbesserung der Umweltqualität, Chancengleichheit für Frauen und Jugendliche, Beitrag zum Ausgleich der Benachteiligung zwischen Stadt und Land. Durch das Projekt selbst sollen zwei Dauerarbeitsplätze entstehen, die auch nach Ablauf der LEADER-Förderung erhalten bleiben. 67 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projekt 3 „Boitzenburger Früchtezauber - neue Chancen für Frauen im ländlichen Raum“ Projektträger Boitzenburger Früchtezauber GmbH Wichmannsdorfer Str. 4 17268 Boitzenburg Tel.: 039889/86852 Fax: 039889/86854 e-mail: b.sei@ gmx.de Projektbeschreibung Der Grundgedanke des Vorhabens besteht darin, das gesicherte Angebot an Natur- und Wildfrüchten, wie z.B. Holunder, Hagebutten, Schlehen, Himbeeren und Löwenzahn, in der Uckermark zu nutzen und diese Früchte als „Nischenproduktion“ nach Hausfrauenart zu Fruchtaufstrichen, Gelees, Konfitüren, Fruchtsäften und Likören zu verarbeiten und anschließend zu vermarkten. Die Ergebnisse einer Marktanalyse und externe Erkenntnisse bestätigen, dass ein sich entwickelnder Markt für diese Produkte vorhanden ist. Das Interesse der Verbraucher an „nicht alltäglichen“ oder „regionalen“ Spezialitäten und an einer gesunden Ernährung wächst. Die Produktpalette umfasst: Fruchtaufstriche, Gelees und Konfitüren von A wie Apfel – Lindenblüten über B wie Blütenhonig mit Walnüssen, E wie Eberesche – Holunder, F wie Fichtennadel, H wie Hagebutte – Apfel, J wie Jochelbeere, K wie Kirsch – Johannisbeere, L wie Löwenzahn mit Tannentrieben, M wie Mirabelle, P wie Pfefferminzgelee, Q wie Quitte – Algengelee, R wie Rhabarber – Waldmeister, S wie Sanddorn – Apfel, T wie Thaibeere – Johannisbeere, W wie Wildpflaume bis Z wie Zierquitte. Säfte und Liköre wie Ebereschenlikör, Hagebuttenlikör, Holundersaft und –likör, Quittenlikör und Schlehenlikör. Derzeit wird eine neue Produktgruppe geplant– die Kombination der Gelees und Konfitüren mit der blaugrünen Mikroalge Spirulina Platensis. Diese Erzeugnisse sind besonders protein-, vitamin- und mineralstoffreich und haben einen hohen Anteil an Vitamin B 12. Für alle Produkte sollen ausschließlich Obst und Wildfrüchte aus der Region verwendet werden. Die Erzeugnisse werden Marke à la „Hausfrauenart“ handwerklich gefertigt. Dazu werden alte überlieferte Rezepten genutzt, aber auch neue Mischungen kreiert. Die Produkte werden schonend verarbeitet, haben einen hohen Frucht- und geringeren Zuckergehalt, Konservierungsmittel werden nicht zugesetzt. 68 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen In Zusammenarbeit mit Daisy von Arnim werden neue Produkte zum Thema "Der Uckermark Apfel" entwickelt wie "Apfelkäse" und "Feuriges Apfelchutney". Der Absatz der Produkte ist wie folgt geplant: lokal 5% regional 20% überregional 25% Berliner Markt 50% (ab 30 km Radius) Für den regionalen und überregionalen Absatz sowie für die Vermarktung in Berlin werden vielfältige Kooperationen entstehen (s. Projektpartner). Als weiteren wichtigen Absatzmarkt sollen vorhandene e–commerce–Lösungen genutzt werden. Erste Erfahrungen mit zwei Geschenkkörben, Titel „Früchtezauber 1 und 2“, im Rahmen des „rmp – Projektes“ – www.rmp-handelsplatz-brandenburg.de – im Internet, können positiv gewertet werden. Für eine tragfähige Existenz ist laut Liquiditätsplanung ein Produktionsvolumen von ca. 60.000 Gläsern Gelees, Konfitüren, Fruchtaufstriche und ca. 20.000 Flaschen Sirup, Säfte und Liköre notwendig. Dieses Ziel kann schrittweise bis zum Jahr 2003 erreicht werden. Das Projekt soll transnational ausgedehnt werden. Über die "Regionale Tätigkeits- und Lernagentur Nord Brandenburg - ein Forschungs- und Gestaltungsprojekt" wurden erste Kontakte mit Partnern in Polen (Krystina Dobzik, Swinemünde) und in Litauen (Dalia Teisérskyte, Vorsitzende des Litauischen Unternehmerinnenverbandes, Kaunas) geknüpft. Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie Das Projekt entspricht dem Leitbild und den Leitlinien der Region. Natürliche Ressourcen werden genutzt, um regionale Produkte auf traditionelle Weise mit hoher Qualität herzustellen. Dabei werden regionale Kreisläufe aufgebaut und gestärkt. Im Rahmen des Vorhabens werden neue Einkommensalternativen erprobt und ein Beitrag zur Reduzierung der Frauenarbeitslosigkeit geleistet. Pilotcharakter Nischenproduktion bei Aufbau und Nutzung vorhandener landschaftsprägender Strukturelemente wie Streuobstwiesen, Hecken und Obstalleen gehört zu den neuen Vorhaben für die Region. Besonders bemerkenswert an diesem Projekt sind die breite Vernetzung, die Vielfalt der Partnerschaften und das zugrunde liegende Kreislaufprinzip. Neuartige regionsspezifische Produkte werden entwickelt, hergestellt und vermarktet, wobei vielfältige Querverbindungen zwischen Wirtschaftsbereichen entstehen. Dabei werden neue, energiesparende Technologien angewendet. 69 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projektpartner/Umsetzungsfähigkeit/Übertragbarkeit Obst wird von Kleinsterzeugern und Gärtnereien aus der Region aufgekauft bzw. selbst geerntet (Saisonkräfte oder Schülerpatenschaften), Intensive Zusammenarbeit mit zahlreichen Zulieferern, Kooperation mit Hotels, Gaststätten, Ferieneinrichtungen, Tourismusinformationen etc. im Landkreis Uckermark, Verbindungen zum Landkreis Märkisch – Oderland bestehen bereits, geschäftliche Beziehungen zu Fläming, Spreewald, Prignitz–Ruppin sowie Berlin und Potsdam werden angestrebt, Kooperationsverbindungen wurden bereits aufgebaut mit Lieferanten von Apfelmost, getrockneten Apfelscheiben, Honig, kunsthandwerklichen Arbeiten, hausgeschlachteter Wurstware, Kräuteressig und –ölen, Kräuterschnäpsen, Zusammenarbeit mit Partnern in Polen und Litauen (gegenseitige Vermarktung, Austausch und Erprobung von Rezepturen und Verfahren). Die Umsetzungsfähigkeit des Projektes wird hoch bewertet. Es hat eine Marktanalyse gegeben. Vielfältige Vermarktungswege sind geplant und getestet. Eine Rentabilitätsrechnung über mehrere Jahre liegt vor. Das Vorhaben erfordert keine spezifischen Ausgangsbedingungen und ist daher unter Berücksichtigung der jeweiligen regionalen Voraussetzungen und Besonderheiten gut auf andere Gebiete übertragbar. Erwartete Wirkungen Schaffung von drei Vollarbeitsplätzen für Frauen Beschäftigung von 3 bis 5 Frauen als Saisonkräfte langfristige Erhöhung der Zahl der Dauerarbeitsplätze für Frauen (weitere 2 – 4) Existenzsicherung bei Kooperationspartnern und Zulieferern – ebenfalls überwiegend Frauen Beitrag zur Regionalisierung von Stoffkreisläufen Entwicklung eines Produkt-Markenzeichens Aufbau eines Netzwerkes zur gemeinsamen Vermarktung regionaler Produkte Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit, auch mit Schulen und Naturschutzverbänden Beitrag zur Attraktivitätssteigerung und Bekanntheit der Region 70 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projekt 4 „Nachnutzung der Alten Getreidemühle Lychen“ Projektträger Förderverein Breitensport e.V. Stargarder Str. 23 17279 Lychen Tel.: 039888/52160 Fax: 039888/52161 e-mail: [email protected] Der Förderverein Breitensport e.V. ist ein gemeinnützig anerkannter Verein, der seinen Sitz in Lychen hat und ordentliches Mitglied des Landessportbundes, des Deutschen KanuVerbandes und des Museumsverbandes Brandenburg ist. Zum 01.02.00 erwarb er über einen kombinierten Miet-/Kaufvertrag das Gelände nebst Gebäude der Alten Getreidemühle Lychen Stargarder Str. 23/Stabenstraße 2. Projektbeschreibung Die alte Getreidemühle Lychen ist nicht nur das größte Gebäude der Stadt mit seinen 5 Etagen zu je 900 qm, sondern auch neben der Kirche der wichtigste Zeitzeuge für die Stadtentwicklung. Älteste Bauteile lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurückdatieren. Bis zur Stilllegung des Mühlenbetriebes 1990 war die Mühle wirtschaftlich (200 AK) und kulturell (Mühlentanz) ein Zentrum des Ortes. 10 Jahre lang stand die Mühle leer, wurde geplündert, verfiel und sollte abgerissen werden. Der Förderverein übernahm das Gebäude von der Stadt und versucht nun, hier wieder ein sportliches, kulturelles und ökologisches Zentrum zu errichten. Kern des Projektes ist das „Historische Faltbootkabinett“. Dieses Museum ist das weltweit einzige öffentliche Spezialmuseum zu diesem Thema mit einer Vernetzung zu Privatsammlungen in Bayern, der Schweiz, Russland, Polen, dem Baltikum, dem United Kingdom und den USA. Eine enge Kooperation gibt es mit der Historic Canoe and Kayak Assiciation des U.K. Das alte Mühlengebäude und das Projekt „Historisches Faltbootkabinett“ bergen unzählige Potenziale, die im Rahmen des Gesamtvorhabens zur nachhaltigen Regionalentwicklung in Zusammenarbeit mit den anderen regionalen Trägern und Initiativen genutzt werden sollen: - Lenkung des Wasserwanderstromes und Erhöhung des touristischen Angebotes in Lychen durch die Kombination Museum-Verein-Werkstatt-Wasserwanderrastplatz, Kombination Naturschutz-Tourismus (aquatische Durchlässigkeit der Wasserscheide, Fischtreppe, Bootsporthage, Umweltsensibilisierung bei den Paddlern), Vernetzung der örtlichen Tourismuswirtschaft mit den Vereinen und Naturschutzinitiativen, 71 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen - - - Vernetzung der lokalen Vereine und Initiativen durch Bereitstellung von Räumlichkeiten in der Mühle, Nutzung der Katalysatorfunktion und Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten, Nutzung der Multiplikatorenwirkung des Museums für die Regionalentwicklung, Servicefunktion für den kleinstrukturierten Tourismus zur Entlastung der örtlichen Tourismuswirtschaft durch die Kommunikationsförderung verschiedener Partner in Verbindung mit dem Fremdenverkehrsverein, Schaffung einer wirtschaftlichen Servicesäule neben dem Museum (Faltbootrekonstruktion und –bau) mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze, Nutzung der Besucher- und Wasserwanderströme im Museum zur Verkaufsförderung regionaler Produkte. Im Rahmen von LEADER+ der LAG sollen konkret folgende Maßnahmen des Gesamtprojektes „Nachnutzung der Alten Getreidemühle Lychen“ realisiert werden: 1. Kombinierte Fischtreppen- und Bootshebeanlage Gegenwärtig gibt es in Lychen weder eine aquatische Durchlässigkeit zwischen den getrennten See-Bereichen noch eine direkte Wasserwanderdurchfahrt. Mit Hilfe der Fischtreppe soll den Arten der unteren Seen der Wiederaufstieg in die oberen Seen gelingen. Die Bootshebeanlage sorgt für die wassersportliche Durchgängigkeit und damit zur umweltfreundlichen Kanalisierung der Wasserwanderströme im Sinne des regionalen Wasserwanderleitsystems, zur Beseitigung der problematischen Zustände an den bisherigen, kommunal nur geduldeten Portagen und zur wirtschaftlichen Belebung der Innenstadt (siehe Punkt Paddlerquartier). Das Monitoring und die Effizienskontrolle der Fischtreppe soll über die Agenda 21-Initiative der Lychener Gesamtschule erfolgen. 2. Einrichtung eines innerörtlichen Paddlerquartiers Derzeit fließen die Wasserwanderströme an der Stadt vorbei. Lychen hat bislang nur eine Servicefunktion, die zu einer geringen Wertschöpfung in der Stadt führt. In Kombination mit dem Faltbootmuseum soll durch das Paddlerquartier der Wasserwanderstrom, der durch die Bootshebeanlage in die Innenstadt gezogen wird, in der Stadt gehalten werden und den Paddlern ein Mindestmaß an Service geboten werden. Dadurch erweitert Lychen seine bislang reine Service- und Durchgangsfunktion, es lohnt sich nun, für ein verlängertes Paddelwochenende nach Lychen zu kommen. Davon profitiert nicht nur das Mühlenprojekt, sondern besonders der innerstädtische Handel und das Gastgewerbe. Durch die damit verbundene Bootseinsatzmöglichkeit im Mühlengraben entsteht auch die infrastrukturelle Möglichkeit zur Jugendarbeit im Kanubereich. 3. Frauenwerkstatt Die räumliche Situation in der Mühle ließ bei den Frauen des Vereines die Idee zu einer separaten Frauenwerkstatt reifen. In dieser Werkstatt sollen Frauen ohne Zwang und Druck die Möglichkeit zur kreativen Arbeit mit verschiedensten Materialien erhalten. Angedacht ist dabei als erster Schritt die Wiederbelebung traditioneller Uckermark-Keramik. Hier wäre eine Kooperation mit dem Arbeitsamt möglich, um Frauen eine Wiederheranführung an die Bedingungen des 1. Arbeitsmarktes zu ermöglichen. 72 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 4. Jugendwerkstatt Die Rekonstruktionswerkstatt des Historischen Faltbootkabinetts soll um eine Jugendwerkstatt erweitert werden. Gerade Jugendliche, die sich für den Wassersportbereich interessieren, scheitern an den für ihre Verhältnisse hohen Anschaffungspreisen oder stehen vor dem Problem, billig erworbene Altausrüstung in einen benutzungsfähigen Zustand zu bringen. 5. Kultur- und Kommunikationszentrum Die Alte Getreidemühle entwickelte sich schon im letzten Jahr zu einem Veranstaltungsort für verschiedene Verbände, Vereine und Institutionen. Problematisch war hier die schlechte Infrastruktur. Dieser Mangel soll nun behoben werden. Geplant ist ein von den sonstigen Mühlenbereichen sicher abgrenzbarer Veranstaltungsraum und die Gestaltung von Räumlichkeiten für andere Vereine und Initiativen, denen es ja besonders in der Gründungs- und Anfangszeit an kostengünstiger Infrastruktur fehlt. 6. Überregionale und transnationale Zusammenarbeit Der Verein betreibt eine Kanustation in Russland, unterhält vielschichtige internationale Handelsbeziehungen und bezieht den Großteil seiner Materialien für die Faltboote aus Bayern (da in der Region noch nicht erhältlich). Geplant ist die Durchführung Internationaler Symposien „Zur Geschichte des Faltbootbaus in Europa“ mit der Historic Canoe and Kayak Association (GB), Canoe& Kayak Adventure (S), Triton Ltd. (RUS), Nautiraid France (F), Predom/Parker Poland (PL), Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhafen, Historisches Faltbootkabinett Lychen, KLEPPERMuseum Rosenheim (D) und „Zur Konfliktvermeidung zwischen Wassersport und Naturschutz“ mit Partnern aus den Niederlanden, Masuren/Polen, Irland, Portugal, Slowenien. Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie Das Vorhaben nimmt eine wichtige Mittlerfunktion auf dem Gebiet „Wasserwandern in geschützten Landschaften“ ein und dient dem Erhalt der Naturressourcen durch Aufzeigen nachhaltiger touristischer Nutzungen. Außerdem vernetzt es unterschiedliche Aktivitäten zu einem kooperativen Projekt zur Entwicklung des Tourismus im ländlichen Raum. Pilotcharakter Ein ähnlich gelagertes und strukturell entsprechendes Projekt gibt es deutschlandweit noch nicht. Das Museum ist weltweit einzigartig. Für die Uckermark geht von diesem Projekt eine bedeutende Vorbildfunktion aus. Das Gesamtprojekt zielt auf eine Stärkung und Vernetzung der Region und ist schon auf Grund der infrastrukturellen Basis nur bedingt in andere Regionen übertragbar. Einzelprojekte (z.B. Frauen- und Jugendwerkstatt) können eine Pilotfunktion innerhalb und außerhalb der Region übernehmen, die nachhaltige Ressourcennutzung ist da beispielhaft. Der wassersportliche Komplex hat eine europaweite Vorbildfunktion und wird besonders für die im Zuge der in den neuen Beitrittsländern zu erwartenden Probleme (z.B. Masuren) bedeutsam. Generell können alle Einzelprojekte als Lösungsansatz für andere Problemregionen dienen. 73 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projektpartner/Umsetzungsfähigkeit/Übertragbarkeit Lokale und regionale Projektpartner sind u.a.: - Lychener Faltbootmanufaktur GbR - Naturpark Uckermärkische Seen - Fremdenverkehrsverein Lychen e.V. - Stadt Lychen - Kreissportbund Uckermark e.V. - Sportjugend Uckermark e.V. - Landes-Kanuverband Brandenburg e.V. - Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. - Arbeitsamt Eberswalde Dienststelle Templin - diverse Handwerks- und Gewerbetreibende - WWF-Naturschutzstelle Ost, Projektbüro Uckermark - AG Kanutourismus Überregionale Projektpartner sind u.a.: - Deutscher Kanu-Verband e.V. - KLEPPER Faltbootwerft AG - Historic Canoe & Kayak Association U.K. - T/B Kondy, Petrosawodsk, Russland Der Förderverein Breitensport e.V. hat in seiner bisherigen Arbeit bewiesen, dass er zur Umsetzung der oben skizzierten Projekte befähigt ist. Die Vielzahl starker Partner dieses Vorhabens ist eine optimale Voraussetzung für die Realisierbarkeit. Beratende Unterstützung bezüglich eines effektiven Mitteleinsatzes und der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Gesamtkomplexes erhält der Verein von der Wirtschaftskanzlei Dr. Isbruch, Rosenheim, als externen Sachverständigen. Die Übertragbarkeit des Gesamtvorhabens ist auf Regionen mit ähnlichen natürlichen Gegebenheiten begrenzt. Teilprojekte sind jedoch nicht unmittelbar an einen Wasserstandort gebunden und können ebenso in thematisch anders gelagerte Vorhaben integriert werden. Erwartete Wirkungen Durch die Realisierung des Gesamtprojektes wird die Region in ihrer Wettbewerbsfähigkeit besonders in touristischer und wirtschaftlicher Sicht gestärkt. Die im Historischen Faltbootkabinett steckenden wirtschaftlichen Ressourcen werden geweckt, der Museumsteil existenziell abgesichert. Durch die Rekonstruktionswerkstatt entsteht ein neuer Wirtschaftsbereich, der sich in der Kombination mit der Jugendwerkstatt seiner gemeinnützigen Funktion bewusst ist. Das ökologische und touristische Potenzial wird als Einheit gestärkt und die damit verbundenen Interessenträger zusammengeführt und -gehalten. Die strukturschwache Stadt Lychen erhält neue wirtschaftliche Impulse, das historisch bedeutsame Mühlenensemble wird wieder hergestellt und so den Einwohnern ein Zeichen ihrer geschichtlichen Identität erhalten. Die Innenstadt wird konkurrenzfähig zu den Einkaufsbereichen am Stadtrand. Kurzfristig werden durch das Projekt 3 bis 4, langfristig 7 bis 8 Dauerarbeitsplätze entstehen. Zusätzlich erhalten Jugendliche und Frauen durch die entsprechenden Werkstätten eine Möglichkeit zur Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt, zur Entwicklung eigener Kreativität und neuer Lebensperspektiven. Lychen 74 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen rückt wieder in den Rang einer wassersportlich bedeutsamen Stadt auf. Die Solarnutzung wird vorbildhaft für die gesamte Uckermark, deckt sie doch den Eigenbedarf des Projektes und erwirtschaftet Überschüsse. 75 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projekt 5 „Brandenburger Brotmühle“ Projektträger Gemeinde Nordwestuckermark Amtsstr. 8 in 17291 Schönermark Tel.: 039852/479600 Fax: 039852/214 [email protected] Projektbeschreibung Fürstenwerder soll nicht nur als touristischer Anziehungspunkt mit Unterkunftsmöglichkeiten sondern auch als Ausgangs- und Endpunkt für Ausflüge in die umgebenden Naturparks Uckermärkische Seen und Feldberger Seenlandschaft (Mecklenburg-Vorpommern) ausgebaut werden. Dazu ist die Maßnahme - Aufbau des Objektes „Brandenburger Brotmühle“ - ein wesentlicher Bestandteil. Zielstellung Ziel der Maßnahme ist die Ergänzung der wenigen vorhandenen touristischen Anziehungspunkte in Fürstenwerder durch die Errichtung von generationsübergreifenden Begegnungs- und Freizeitmöglichkeiten durch das Objekt „Brandenburger Brotmühle“. Zusätzlich sollen durch die Maßnahmen eine Aufwertung der städtebaulichen Situation (Wohngebiet) erfolgen und wirtschaftliche Impulse gegeben werden. Inhalte und Maßnahmen des Projektes Das historische Objekt soll künftig in erster Linie als interaktive Erlebnis- und Begegnungsstätte genutzt werden. In der Mühle sollen eine Backstube, eine Ausstellung und ein Laden für den Verkauf vor Ort hergestellter Produkte entstehen. Die Besucher können dort auch selbst backen und den Weg des Getreides zum Mehl anhand einer Ausstellung nachvollziehen. Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie Es werden neue Einkommensmöglichkeiten der Landwirtschaft durch Verknüpfung mit dem touristischen Dienstleistungssektor geschaffen. Dadurch erfolgt eine In-Wert-Setzung des kulturellen Potenzials, auch in der Verbindung mit gewerblichen Aktivitäten. Durch die komplexe Nutzung und die bauseitige Feingliedrigkeit (u.a. mehrere kleine gewerblich nutzbare Einheiten) ist einerseits die Belastung für den Nutzer (Mieter) kalkulierbar und anderseits hat die Gemeinde als Betreiber ein gestreutes und damit planbares Risiko. Das Objekt hat hinsichtlich seiner Gesamtfunktion besonderen Einmaligkeitswert in der Region. Dadurch ist mit nachhaltiger Akzeptanz bei Besuchern und Touristen zu rechnen. Deshalb ist auch ein überdurchschnittlicher Deckungsgrad der Folgekosten zu erwarten. 76 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Durch die Erzeugung von Produkten vor Ort (u.a. Brot und Backwaren) trägt das Objekt auch zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung bei. Im Rahmen des Funktionsprogramms erfolgt insbesondere eine Förderung der regionalen Verarbeitung und Vermarktung regionaler Qualitätsprodukte. Die Brotmühle bietet eine Plattform für die Zusammenarbeit von regionalen Erzeugern (z.B. Erzeugergemeinschaften) und fördert diese durch konkrete und bezahlbare Angebote. Durch den Wiederaufbau der Mühle und der Außenanlagen trägt das Objekt zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft und der regionalen Vielfalt auf der Grundlage von ökologischen Erfordernissen und Traditionen bei. Das Müller- und Bäckerhandwerk und auch die Landwirtschaft sind in der Region traditionell verwurzelt. Die Mühle ist eine ortstypische bauliche Eigenart, die erhalten wird und in Fürstenwerder und Umgebung einen hohen Identifikationsgrad besitzt. Die Lage des Objektes innerhalb einer Wohnbebauung sichert eine harmonische Siedlungsentwicklung unter Rücksichtnahme auf ökologische und kulturelle Zusammenhänge schon deshalb, da dieses neugeschaffene Wohnumfeld auch den Anwohnern unmittelbar zugute kommt - sie können es direkt erleben. Dadurch kommt es auch zur Erhaltung bzw. Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum. Auch das sozial - kulturelle Angebot vor Ort wird durch die „Brandenburger Brotmühle“ und die damit verbundenen Veranstaltungen in der Mühle (Ausstellungen, Vorträge, Musikveranstaltungen, Lesungen) wesentlich qualifiziert. Pilotcharakter Nach Recherchen von Herrn Ihlenfeld (Fremdenverkehrsverein Fürstenwerder) gibt es bundesweit keinerlei vergleichbare Objekte. Deshalb kann von einem hohen Stellenwert des Landesinteresses ausgegangen werden. Im Bundesgebiet befinden sich nach vorliegenden Unterlagen nur ein passives Objekt. Dieses ist als Brotmuseum ausgebaut und fungiert nur als Ausstellung - ohne Mittun der Besucher und ohne Erlebnisbereiche. Eine „aktive“ Brotmühle - derart wie in Fürstenwerder geplant - ist einmalig. Sie verbindet in einzigartiger Weise Landwirtschaft, Gewerbe, Kunst und Naturschutz: „vom ´geschützten´ Korn zum Brot mit hohem Genuss.“ Durch die geplante multifunktionale räumliche und bauliche Gliederung des Gebäudes und Flächen ist es dem Nutzer künftig möglich, kurzfristig und saisonal auf mögliche neue Trends zu reagieren und damit auch von Anfang an einen hohen Auslastungsgrad zu gewährleisten. Projektpartner / Umsetzungsfähigkeit / Übertragbarkeit Die Projekterarbeitung , -umsetzung und -weiterentwicklung erfolgt weitgehend durch Initiativen der ansässigen Bevölkerung und / oder Unternehmen der Region, wie: Bauernkäserei Wolters Bandelow Boitzenburger Früchtezauber GmbH Schäferei Hullerbusch Uckermärkische Wildpflanzenküche Parmen 77 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Das Projekt wird durch die Gemeindevertretung und durch die gesamte ansässige Bevölkerung befürwortet. Da in Fürstenwerder ein Mangel an Attraktionen für den Tagestourismus besteht, kommt der Maßnahme überragende politische Bedeutung zu. Die Erwartungshaltung der einheimischen Bevölkerung ist dahingehend hoch. Durch die gelungene Vernetzung kommerzieller und nichtkommerzieller Nutzungen innerhalb der Brotmühle können diese sonst defizitären Bereiche ökonomisch tragfähig gestaltet werden. Erwartete Wirkungen Durch die Umsetzung des Vorhabens „Brandenburger Brotmühle“ wird die Entwicklung des Ortes und auch des Naturparks nachhaltig gefördert. Im Zuge der Maßnahme werden unansehnliche und ortsbilduntypische Bebauungen (alte Schuppen) abgerissen. Es kommt zu einer Rekultivierung und teilweisen Renaturierung ehemals bebauter Flächen. Damit werden wieder - im Gegensatz zum jetzigen Zustand regionaltypische Strukturen, deren Wurzeln und Entwicklungen dargestellt. Die Lage des Objektes im Ort und in der Nähe von Wohnsiedlungen bietet außerdem Chancen für eine prägnante Verbesserung der Gestaltung und Funktion des unmittelbaren Wohnumfeldes. Dadurch wird ein hoher Identifikationsgrad der Bevölkerung mit dem Objekt gefördert. Durch die Brotmühle wird die Vernetzung regionaler Wirtschaftssektoren und / oder Initiativen gefördert. Das Objekt bietet eine neuartige Plattform für ansässige und regionale Wirtschaftssektoren, vor allem für Kleinunternehmer, Handwerker und künstlerisch Tätige. Eine derartige Plattform ist derzeit nicht vorhanden. Durch die vielfältigen Funktionsmöglichkeiten der Anlage werden auch für künftige Initiativen „Türen geöffnet“, da das Objekt grundsätzlich multifunktional angelegt ist. Durch die wirtschaftlich-touristische Ausrichtung der Brandenburger Brotmühle wird voraussichtlich ein Arbeitsplatz geschaffen. Zudem werden durch die verbesserten Absatzmöglichkeiten regionaler Produkte bestehende Arbeitsplätze gesichert. 78 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projekt 6 Naturparkradweg „Spur der Steine“ von Fürstenwerder nach Templin“ Projektträger Landkreis Uckermark mit vier Anliegergemeinden (Nordwestuckermark, Boitzenburger Land, Klosterwalde, Templin) Projektbeschreibung Ein wichtiger Wirtschaftszweig im Naturpark Uckermärkische Seen ist der Tourismus. Nach Untersuchungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) im Jahre 1999 beträgt der Beitrag des Tourismus zum Volkseinkommen in der Region rechnerisch ca. 3,5%, was einem Äquivalent von 4.700 Arbeitsplätzen entspricht, wobei eine steigende Tendenz zu verzeichnen ist. Dabei kommt dem Rad- und Wasserwandertourismus besondere Bedeutung zu. Ausgeschilderte, gut befahrbare Radwege gibt es jedoch bisher im Naturparkgebiet kaum. So befindet sich eine 1997 erarbeitete „Radwanderwege-Konzeption Uckermark“ in der Umsetzung. Der geplante Radweg, im westlichen und nordwestlichen Teil der Uckermark gelegen, führt durch vier Gemeinden und birgt auf seiner Länge von ca. 42 km eine Fülle von touristischen Entwicklungspotenzialen. Der geplante Radweg tangiert folgende sensible Gebiete: NSG Kieker NSG Knehdener Moor NSG Poviestsee NSG Strom bei Mathildenhof geplante NSG Brüsenwalde und NSG Jungfernheide 3 von insgesamt 7 Kerngebieten des Naturschutzprojektes: (Platkowsee – Netzowsee – Metzelthin, Hardenbeck – Küstrinchen, Stromgewässer) Diese Naturschutzgebiete und Kerngebiete des Naturschutzgroßprojektes sind Bestandteil der FFH- Gebietsmeldung des Landes Brandenburg. Ziele des Projektes: Minimierung der Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus, naturverträgliche und touristisch attraktive Streckenführung, Beruhigung der Strecke durch Reduzierung bisheriger Nutzungen (z.B. Individualverkehr, land- und forstwirtschaftlicher Verkehr), Schaffung eines Systems von Information (Orientierung, Infrastruktur, Historie, Landschaft, Naturschutz und Verhalten), Förderung der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Erhöhung der touristischen Wertschöpfung durch Profilierung und Vernetzung vorhandener touristischer Angebote entlang des Radweges, Verankerung des Projektes in der Region, Identifikation der Gemeinden mit dem Radweg, Sicherung der langfristigen Erhaltung und Pflege, abgestimmtes regionales und überregionales Marketing. 79 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Das Projekt hat einen Planungsvorlauf von reichlich drei Jahren. In verschiedenen Arbeitsgruppen haben Gemeinden, Landnutzer, touristische Anbieter, Naturparkverwaltung und Kreisverwaltung Uckermark sowie die Umweltstiftung WWF-Deutschland gemeinsam beraten. So konnten Streckenführung, erforderliche Mehrfachnutzungen, Ausbaufragen, Belagswahl und Eigentumsprobleme ebenso geklärt werden, wie Fragen der inhaltlichen Gestaltung und der späteren Pflege. Ergebnisse dieser Arbeit sind eine Grobkostenschätzung nach DIN und ein Konzept zur thematischen Ausrichtung des Radweges. Das Projekt wird von allen Gemeinden mit großer Eigeninitiative betrieben. Grundsatzbeschlüsse zum Vorhaben wurden bereits gefaßt. Gegenwärtig erarbeitet das Büro PLANIVER im Auftrag der Kreisverwaltung die baureifen Ausführungsunterlagen. erforderliche Maßnahmen: Bau des Radweges entsprechend den gemeinsamen Planungen von Kreisverwaltung Uckermark, Naturparkverwaltung, Ämtern und Gemeinden, Landnutzern und Bevölkerung, inhaltlich-thematische Gestaltung der Strecke entsprechend der Konzeption zum Thema „Spur der Steine“ zur Erreichung einer hohen Attraktivität und einer optimalen Information und Lenkung der Radfahrer (z.B. Erlebnisbereiche Moor, Märchen, Geschicklichkeit, Steinlabyrinth, Obst usw., sowie Wegweisung, Rastplätze, Beschilderung und Infotafeln), Umsetzung größerer, eigenständiger Projekte an der Strecke, die sich in das Konzept einordnen (z.B. Obstbrennerei, Kartoffelflockenfabrik, Internetcafé), überregionale Vermarktung als umfassendes touristisches Angebot. Einbindung in die regionale Entwicklungsstrategie Das hervorragende Naturpotenzial des Naturparks Uckermärkische Seen wird zur Steigerung von touristischer Attraktivität und Wertschöpfung genutzt. Das Vorhaben integriert von Anfang an Naturschutzaspekte in die Entwicklung touristischer Infrastruktur und reduziert somit Nutzungskonflikte in der Region. Es erfolgt eine gezielte Lenkung der Besucher durch eine bewusste Schaffung von Verbindungen zwischen Orten mit touristischen Angeboten sowie durch die Einbindung naturkundlicher, umweltbildender, kultureller und gastronomischer Erlebnisbereiche. Pilotcharakter Im Rahmen eines partizipativen Vorgehens werden regionale Tourismusakteure sowie die Bewohner zu einer ökologisch orientierten Nutzung der Naturressourcen und damit zum Erhalt des eigentlichen „Kapitals“ der Region gewonnen. Bei der Vorbereitung des Projektes wird eine neuartige Form der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz (Großschutzsgebietsverwaltung/Naturschutzverband) und dem Tourismus (Verband/Verein/touristische Anbieter) erprobt. Über die Schaffung von Infrastruktur werden heimische Kultur und Tradition gestärkt sowie eine Identifikation der Akteure mit dem Naturparkgedanken und seinem Zukunftspotentzial erreicht. 80 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projektpartner/Umsetzungsfähigkeit/Übertragbarkeit Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen Umweltstiftung WWF-Deutschland Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V. touristische Anbieter entlang der Strecke Tourismusverband Uckermark TourismusService Templin e.V. und Fremdenverkehrsverein Fürstenwerder e.V. Amt für Flurneuordnung und ländliche Entwicklung Prenzlau Amt für Forstwirtschaft Templin ADFC des Landes Brandenburg Sparkasse Uckermark Durch die Einbeziehung aller Gemeinden und relevanten Tourismuspartner entlang des Radweges ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projektes langfristig gesichert. Gemeinden und Naturparkverwaltung werden Pflege und Erhalt des Radweges gemeinsam gewährleisten. Die Projektinhalte – aber vor allem auch die Methodik zur Lösung von scheinbar zielkonträren Nutzungsinteressen – sind auf andere Regionen übertragbar. Voraussetzung ist eine umfassende Beteiligung der Bevölkerung am Entscheidungsprozess. Erwartete Wirkungen Der Radweg verbindet ein bislang touristisch wenig erschlossenes Gebiet mit einem Schwerpunktort des Tourismus in der Region. Daraus resultieren Aufwertung der touristischen Attraktivität der Gesamtregion, Stärkung des natürlichen und kulturellen Potenzials des Naturparkgebietes durch Vernetzung und entstehende Synergien, Verbesserung der Lebensqualität für die einheimische Bevölkerung und Steigerung der regionalen Indentität, Erhöhung von Information, Kommunikation und Kooperation zwischen Naturschutz und Tourismus, Sicherung einer Reihe von Arbeitsplätzen im Dienstleistungsbereich entlang der Strecke. Bei Umsetzung der vorgesehenen größeren Infrastrukturprojekte wie Obstbrennerei und Internetcafé entstehen mindestens 10 Dauerarbeitsplätze. 81 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Projekt 7 „Integrierte Reisegebietsentwicklung - Draisine Templin – Fürstenberg/Havel“ Projektträger TourismusServiceTemplin e.V. Obere Mühlenstraße 17268 Templin Tel.: 03987/2631 Fax 03987/53833 e-mail: [email protected] weitere Träger: „Kommunale Arbeitsgemeinschaft Region Draisinestrecke Templin – Fürstenberg/Havel" Mitglieder der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft, die sich in Gründung befindet, werden die Gemeinden an der Draisinestrecke sein. Hier gibt es bereits einige Beschlüsse der Gemeindevertretungen. Für die Entwicklung kommunaler touristischer Infrastruktureinrichtungen wird die Arbeitsgemeinschaft verantwortlich zeigen. Projektbeschreibung Die Draisinestrecke Templin – Fürstenberg/Havel ist 1996 unter Trägerschaft von DB Regio in Betrieb gegangen. Die DB sah sich 1998 nicht mehr in der Lage, die Betreibung der Strecke fortzusetzen. Um das bereits überregional bekannte Projekt „Draisine“ zu erhalten, hat der TourismusServiceTemplin (TST) 1998 seine Absicht erklärt, die Strecke zwischen Templin und Fürstenberg/Havel zu übernehmen. Ende 1999 erwarb der TST die Grundstücke. Die Betreibung der Strecke wurde an das Berliner Busunternehmen Bayernexpress & Kühn KG und dessen Tochter Touristica verpachtet. Die Region Templin - Lychen - Fürstenberg/Havel bildet infolge des Naturpotenzials und attraktiver Sehenswürdigkeiten den touristischen Schwerpunkt des Reisegebietes Uckermark. In den vergangenen Jahren sind große Anstrengungen unternommen worden, eine marktgerechte touristische Infrastruktur aufzubauen. Herausragendes Beispiel ist die Draisinestrecke, die Templin, Lychen und Fürstenberg/Havel miteinander verbindet. Dieses Angebot hat sich infolge der großen Nachfrage zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Das Potenzial ist jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Es besteht die Chance, die Strecke als regionale „Perlenkette“ spezifischer und erlebnisorientierter für touristische Angebote zu entwickeln. Ziel ist es, die Draisine als touristisches Gesamtangebot in das regionale Umfeld einzugliedern, das heißt entlang der Strecke themenorientierte Teilabschnitte aufzubauen mit den Themen: Naturpark, Gesundheit, Aktivurlaub ,Wasser, Kunst, Kultur, Geschichte und regionale Produkte. Folgende Zielsetzungen sollen bei der Entwicklung des touristischen Produktes Draisine verfolgt werden: - Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Draisine - Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Region, Verlängerung der Aufenthaltsdauer und Steigerung der Mehrfachbesuche - Sicherung des derzeitigen (regionalen) Alleinstellungsmerkmals und der 82 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Wettbewerbsfähigkeit der Draisinestrecke - Erzielung regionaler Effekte und Erhöhung des Wirtschaftsfaktors durch den Draisinenbetrieb für Gastronomie, Beherbergungswesen, touristische Dienstleister - inhaltliche und räumliche Vernetzung regionaler Infrastrukturprojekte mit der Draisine - Aufbau und Entwicklung neuer Freizeitinfrastrukturprojekte und touristischer Produkte in der Region Als Vernetzung der Draisine mit dem regionalen Umfeld soll die „Erlebnislandschaft Draisine“ entstehen. Um die aufgeführten Ziele umsetzen zu können, ist eine umfassende gebietsübergreifende Zusammenarbeit erforderlich und vorgesehen. Das Gesamtprojekt setzt sich aus einem Maßnahmekomplex verschiedener Einzelprojekte zusammen: Maßnahmen für das Kernprodukt Draisine: 1. Entwicklung flexibler, sportlicher Modelle, 2. Entwicklung leichtgängiger, bequemer, leiser Draisinen, 3. Interaktives & multimediales Info-Leitsystem, 4. Verstärkte Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen, 5. Aufbau unterschiedlicher Rückfahrmöglichkeiten, 6. Entwicklung eines Kombi-Tickets mit ÖPNV und DB, 7. Schaffung und Pflege der Infrastruktur an der Strecke, Maßnahmen zur Nutzung der Bahnhofsgebäude in Templin, Neuplacht, Hohenlychen, Lychen, Himmelpfort und Fürstenberg/Havel, Maßnahmen zum Ausbau der Haltepunkte Templiner Kanalbrücke, Alt-Placht (Kirchlein im Grünen), Platkowsee, Tangersdorf und Ravensbrück (Mahn- und Gedenkstätte), Maßnahmen zur künstlerischen Gestaltung der Strecke und Entwicklung einer jährlichen Höhepunkveranstaltung mit unterschiedlichen Themen, Maßnahmen zur Entwicklung der Erlebnisgastronomie. Einbindung in die Entwicklungsstrategie Das Projekt dient der Besucherlenkung in zum Teil sensiblen Landschaftsräumen. Die Draisine verbindet Handwerk, Gastronomie und Beherbergung sowie andere touristische Dienstleister, Kunst und Kultur mit dem Naturschutz. Das Vorhaben stellt einen wichtigen Baustein der integrierten Reisegebietsentwicklung in der Naturparkregion dar (touristisch attraktive Verbindung der Naturparkbahnhöfe Fürstenberg/Havel und Templin). Durch das Projekt werden vielfältige natürliche und kulturelle Potenziale der Region zur Entwicklung alternativer Einkommensquellen genutzt und vernetzt. Pilotcharakter Die Draisinestrecke zwischen Templin und Fürstenberg/Havel war die erste in Deutschland. Nach ihrer Eröffnung gab und gibt es viele Bestrebungen in anderen Regionen Deutschlands, stillgelegte Bahnstrecken durch den Einsatz von Draisinen touristisch zu 83 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen erschließen. Die vorgesehene Entwicklung der Strecke unterscheidet die Templiner Draisine aber von den verschiedenen vorhandenen und geplanten Draisineprojekten. Mit der Entwicklung der Achse Templin – Fürstenberg/Havel werden zwei Urlaubsregionen Brandenburgs, die Uckermark und das Ruppiner Land, verbunden. Unter Einbeziehung vieler Partner wird gemeindeübergreifend in einer dünnbesiedelten, naturräumlich sensiblen Region, sowohl kommunale als auch private touristische Infrastruktur entwickelt. Projektpartner / Umsetzungsfähigkeit / Übertragbarkeit Partner Tourismusverband Uckermark Tourismusverband Ruppiner land Fremdenverkehrsverein Lychen Tourismusverein Fürstenberger Seenland e.V. NaturThermeTemplin Stadt Templin Amt Templin Land ( Gemeinden Röddelin, Densow, Gandenitz) Stadt Lychen Amt Fürstenberg /Havel(Stadt Fürstenberg/Havel, Gemeinde Himmelpfort) Naturpark Uckermärkische Seen Arbeitsamt LASA Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft Milmersdorf Kunstverein Schulen / Hochschulen (Entwicklung Draisinentechnik) Deutsche Bahn AG BEX, Touristica Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH Uckermark – Fisch GmbH Landwirtschaftbetriebe (regionale Produkte) Forstbetriebe Gaststätten Hotels Templiner Holzindustrie GmbH Fahrradverleih, Bootsverleih, Reiterhöfe Umsetzungsfähigkeit, Übertragbarkeit Das Draisineprojekt selbst, so die Ergebnisse der letzten Jahre, ist für sich wirtschaftlich tragfähig. Die im Entwicklungskonzept geplanten Strukturen um die Draisine werden zum einen zur Attraktivitätssteigerung der Draisinestrecke beitragen und die langfristige Wirtschaftlichkeit trotz steigender Konkurrenz sichern, zum anderen werden mit der Umsetzung des Konzeptes privatwirtschaftliche Strukturen neu geschaffen bzw. vorhandene gestärkt. Die Erfahrungen des Projektes können für andere Regionen nutzbar gemacht werden. 84 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Erwartete Wirkungen Die Vernetzung an der Draisinestrecke führt zur Stärkung des natürlichen und kulturellen Potenzials und zu vielfältigen Synergieeffekten, die weit über einzelne Gemeinden hinaus wirksam werden. Dabei bewirkt die Verbindung zweier Reisegebiete eine deutliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Region. In der ländlich strukturierten, dünn besiedelten Naturparkregion stellt die Umsetzung des Draisineprojektes einen langfristig wirksamen Faktor zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensqualität und zur Einkommenssicherung der Bevölkerung dar. Ähnlich wie beim Radwegeprojekt sind mit der Umsetzung der Teilprojekte Erlebnisgastronomie und Umnutzung der ehemaligen Bahnhofsgebäude etwa 4 bis 6 Dauerarbeitsplätze verbunden. 85 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 6.3 Gebietsübergreifende und transnationale Zusammenarbeit Die Akteure im Projektgebiet haben die „lernende Naturparkregion“ zum Ziel. Hierbei geht es nicht nur um den Erfahrungsaustausch auf überregionaler und transnationaler Ebene, sondern auch um konkrete gemeinsame Maßnahmen zum gegenseitigen Nutzen. In den bereits vorgestellten Umsetzungsprojekten dieser Entwicklungsstrategie finden sich vielfältige Ansatzpunkte und Planungen für eine gebietsübergreifende und transnationale Zusammenarbeit. In den Projekten Naturparkradweg „Spur der Steine“ und Integrierte Reisegebietsentwicklung – Draisine wird in diesem Sinne vor allem die Vermarktung touristischer Angebote eine Aufgabe sein, die mit überregionalen Partnern zu bewältigen ist. Die gebietsübergreifende Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Erzeugnisse der Tier- und Pflanzenproduktion ist wichtiger Bestandteil des landwirtschaftlichen Modellprojektes Beenz-Türkshof und des Vorhabens der Früchtezauber GmbH i.G. – neue Chancen für Frauen im ländlichen Raum. So wird der Regionalladen „Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin“ in Berlin für die gemeinsame Vermarktung genutzt, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Landkreisen, Reisegebieten und Großveranstaltern aufgebaut. Konkrete Beispiele für eine transnationale Zusammenarbeit finden sich bereits in zwei Projekten. Der Förderverein Breitensport e.V. aus Lychen (Projekt 4) betreibt beispielsweise eine Kanustation in Russland, die demnächst von den dortigen Partnern übernommen werden soll. Der Verein pflegt aber auch vielfältige Geschäftsbeziehungen zu Skandinavien sowie den osteuropäischen Staaten und plant zwei internationale Symposien. Die Früchtezauber GmbH i.G. arbeitet mit Partnern in Polen und Litauen zusammen. Neben dem „voneinander Lernen“ durch den Austausch von Rezepturen und Herstellungsverfahren, von Vermarktungsideen und sonstigen Erfahrungen wird es auch konkrete wirtschaftliche Aktionen geben, z.B. die gegenseitige Vermarktung regional erzeugter Produkte. Nach dem Aufbau regionaler Netzwerke ergibt sich in vielen Entwicklungsmaßnahmen das Bedürfnis und die Notwendigkeit nach überregionaler Vernetzung. Gründe hierfür können der Mangel an bestimmten Rohstoffen oder Materialien in der Region selbst (z.B. Sanddorn im Falle des Projektes Boitzenburger Früchtezauber), aber auch spezifische Erfahrungen sowie Technologien anderer Regionen sein. Somit stellt die überregionale und transnationale Zusammenarbeit häufig eine sinnvolle bzw. notwendige Ergänzung regionaler Kreisläufe dar. Aus diesem Grund ist zu erwarten, dass solche Kooperationen in vielen Projekten erst in den nächsten Jahren wachsen werden. 86 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 6.4 Formen und Umfang der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie der WISO-Partner An der Auswahl und letztlich auch an der Gestaltung der Projekte wirken alle Mitglieder der LAG mit (siehe Kap. 5.2). Hier sind alle relevanten WISO-Partner der Region vertreten, so dass sich das Problem der mangelnden Partizipation nicht stellt. Auf den regelmäßigen Treffen werden neue Entwicklungsmaßnahmen vorgestellt und anhand des Bewertungsschemas diskutiert. Häufig ergibt sich aus solchen Bewertungen ein Bedarf an der Weiterentwicklung eines Projektes. Dies geschieht in kleinerer Runde. Die LAG beauftragt mit dieser Projektbetreuung ihre Sprecher und Koordinatoren. Auch in den Einzelprojekten wird großer Wert auf einen integrierten und konzentrierten Ansatz gelegt. Dies spiegelt sich in der Vielfalt der Kooperationspartner in den unter 6.2 dargestellten Projekten deutlich wider. 7. Monitoringsystem 7.1 Eigenverantwortliches Meßsystem zur Maßnahmenkontrolle, Zielerreichung, frühzeitigen Problemerkennung und Erfahrungsdokumentation Das Monitoring zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie wird überwiegend in Form der Selbstevaluation erfolgen. Selbstevaluierung ist die Verbesserung der systematischen Selbstreflektion und des fachlichen Handelns von haupt- und ehrenamtlich Tätigen mit dem Ziel der Selbstprofessionalisierung, Selbstqualifizierung und des Selbstverständnisses. Auf diesem Wege wird das Projektgebiet zu einer lernenden Region. Die Vorteile der Selbstevaluation gegenüber der Fremdevaluation sind die höhere Identifikation der Beteiligten und die damit deutlich höhere Akzeptanz. Wenn die Durchführenden gleichzeitig die Untersuchten sind, besteht auch die Gewähr für eine große Praxisnähe und einen unmittelbaren, optimalen Nutzen. Eine Gefahr stellt allerdings die mangelnde Distanz und mögliche „Betriebsblindheit“ dar. Demnach ist auch externe Unterstützung erforderlich. Diese dient dann vorrangig der - Überprüfung der Zielformulierung und der Indikatoren, - Überprüfung der Evaluationsmethoden und –instrumente sowie - Unterstützung bei der weiteren Handlungsplanung. 87 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Vorgehen bei der Selbstevaluation Planung der Evaluation: Erarbeitung der Ziele und Fragestellungen, Festlegen der Evaluationsmethoden, Ableiten der Indikatoren von den Zielen, Erstellen der Erhebungsinstrumente Durchführung: Datenerhebung Bewertung: Datenauswertung und Handlungsplanung Die Begleitung der Umsetzung der Strategie soll durch die Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit der LAG erfolgen. Es werden weiterhin regelmäßige Treffen stattfinden, auf denen über den Stand der Umsetzung der Entwicklungsmaßnahmen, über Probleme und Erfolge Bericht erstattet wird. Die LAG wird dann über das jeweils weitere Vorgehen und über Problemlösungen beraten und Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Die Geschäftsstelle der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen erarbeitet dazu einen jährlichen Bericht. Ein erster Schritt der Maßnahmenkontrolle wurde bereits realisiert. Gemeinsam hat sich die LAG über optimale Voraussetzungen bzw. Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Prozess der nachhaltigen Regionalentwicklung Gedanken gemacht. Zusammengefasst und geordnet nach Bereichen sehen diese Erfolgsfaktoren wie folgt aus. Abb.7.1.a Grundlage Erfolgsfaktoren Akteure Organisation geeignete gemeinsame Leitbilder, kompetentes „Integrationsfigur“ als Regionalbewusstsein Prozessmanagement Promotor Problemerkennung und engagierte Personen, möglichst breite Lösungswillen im starke, kreative Partner, Beteiligung regionalen Bezug kritische Masse überschaubare Projekte Flexibilität und aktives und EntwicklungsKompromiss-bereitschaft Umfeldmanagement maßnahmen Aufbau und Anschlussfähigkeit an Lernfähigkeit und Institutionalisierung von bestehende und laufende Austausch Netzwerken und Entwicklungen Kooperationen überschaubare Teilnehmerzahlen bei (frühe) Erfolge Arbeitsgruppen und Verhandlungen Mindestkapital an Transparenz, Offenheit Humanressourcen und und Dynamik Finanzen Miteinander Vertrauen Respekt vor Meinungen und Interessen aller Partner ausreichend Zeit für Verhandlungen Kooperation statt Konflikt Überwindung von Rollenkonflikten Motivation durch Gewinnerkoalitionen (win-win-Situationen) Der Grad der Erfüllung dieser Erfolgsfaktoren wird von der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen regelmäßig beurteilt. Dadurch können Defizite und Probleme im Gesamtprozess frühzeitig erkannt werden. Für die Bewertung der Zielerreichung in den einzelnen Umsetzungsmaßnahmen und der Umsetzung der Entwicklungsstrategie bedarf es konkreter Indikatoren. Einige wesentliche Bewertungskriterien werden in folgender Tabelle dargestellt. 88 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Abb.7.1.b Bewertungskriterien Ökonomie geschaffene Arbeitsplätze in Gewerbe, Dienstleistung und Fremdenverkehr und Anteil der beschäftigten Frauen Ökologie Anzahl der Betriebe bzw. Größe der Flächen, die nachhaltig/ökologisch bewirtschaftet werden Soziokulturell Anzahl kultureller Veranstaltungen Art und Umfang neuartiger, regionaler Produkte und Dienstleistungen Erhaltung der Ökosysteme und der Artenvielfalt Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsabwanderung, besonders Jugendliche Anzahl der Existenzgründungen und Anteil der Frauen Art und Umfang der Nutzung erneuerbarer Energien Vereinsentwicklung, Anzahl offener Bürgerbeteiligungsverfahren Rückgang der Gewässerbelastung Arbeitsmarkt- und Einkommenssituation Umsatzentwicklung z.B. nach Produktionsumstellung und durch neue Vermarktungsstrategien Art und Umfang der Nutzung regionaler Ressourcen und Potenziale Lieferquote in das Land Brandenburg und nach Berlin prozentualer Anteil lokaler Produkte, der in der Region verkauft wird Selbstversorgungsgrad ländlicher Gemeinden Besucherzahlen, Zahl der Übernachtungen und Aufenthaltsdauer der Gäste Vergabe von Ökolabel oder Regionalmarke nach ökologischen Kriterien Umweltbewusstsein Identifikationsgrad mit dem Leitbild der nachhaltigen Regionalentwicklung Anzahl der Agenda 21 Aktivitäten Grad der Regionalisierung von Kreisläufen (Produktion und Wirtschaft) Entwicklung der Infrastruktur für die regionale Bevölkerung Attraktivität der Region für Einwohner Angebote für Jugendliche, Jugendkriminalität Information, Kommunikation und Kooperation in der Region Vergleich Stadt-Land bzgl. Entwicklungschancen Eine klare Trennung dieser Kriterien in die drei Bereiche ist im Sinne einer integrierten Entwicklung letztlich nicht haltbar. Es wird Aufgabe der Geschäftsstelle der LAG Naturparkregion Uckermärkische Seen sein, diese Kriterien weiter zu entwickeln und für die jeweiligen Projekte als Indikatoren zu spezifizieren. Für eine optimale Maßnahmenkontrolle müssen die Indikatoren auf die konkrete Zielstellung jedes Vorhabens zugeschnitten sein . 89 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen 8. Kostenplanung Die Kostenpläne können derzeit nicht aktualisiert werden. In der Bewertung des zum Wettbewerb LEADER+ eingereichten Regionalen Entwicklungskonzeptes werden die ungenügende Ausnutzung bestehender Förderprogramme sowie der Mangel an neuen Methoden zum Einsatz finanzieller Ressourcen kritisiert. Auf die Behebung dieses Defizits konzentriert das Regionalmanagement gegenwärtig seine Bemühungen. Die überarbeiteten Kostenpläne für die Umsetzungsprojekte werden direkt mit den Projektanträgen an das Amt für Flurneuordnung und ländliche Entwicklung eingereicht und parallel im Rahmen der Fortschreibung in das Regionale Entwicklungskonzept integriert. 9. Quellenverzeichnis Bevölkerungsprognose des Landes Brandenburg 1998-2015. Teil I. Landesumweltamt Brandenburg und Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik des Landes Brandenburg. Brandenburgisches Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege vom 25. Juni 1992. Schriftliche Mitteilung der Bundesanstalt für Arbeit, Arbeitsamt Eberswalde. Schriftliche Mitteilung der Bundesanstalt für Arbeit, Arbeitsamt Neuruppin. Einwohnerstatistik des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg 1990-1999. Gemeinsames Landesentwicklungsprogramm der Länder Berlin und Brandenburg (LEPro) vom 04. Februar 1998. Kreisentwicklungskonzeption Landkreis Uckermark. 1. Fortschreibung. August 1999. Kreisentwicklungskonzeption Oberhavel. Bearbeitungsstand: 31. Mai 2000. 1. Fortschreibung. Vorentwurf. Landesentwicklungsplan Brandenburg, LEP I - Zentralörtliche Gliederung - in seiner Fassung der Bekanntmachung des Ministers für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung vom Juli 1995 (GVBl. II - Nr. 47 vom 6. Juli 1995). Landesentwicklungsplan für den Gesamtraum Berlin-Brandenburg (LEP GR) - ergänzende Festlegungen für den äußeren Entwicklungsraum (Vorentwurf vom 6. Nov. 2000). Naturpark Uckermärkische Seen. Rahmenkonzept für Schutz, Pflege und Entwicklung (Entwurf vom 06. Dezember 2000). Landesanstalt für Großschutzgebiete. 90 Regionales Entwicklungskonzept für die Naturparkregion Uckermärkische Seen Nachhaltige Regionalentwicklung im Naturpark Uckermärkische Seen. Umweltstiftung WWF-Deutschland und Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V. (2000). Planungsinformationssystem des Landesumweltamtes Brandenburg; Stand: Oktober 2000. Regionalplan I (ReP I) Prignitz-Oberhavel, Zentrale Orte / Gemeindefunktionen, 1998, in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. April 1998 (Amtlicher Anzeiger, Beilage zum Amtsblatt für Brandenburg Nr. 14, S. 342). Regionalplan Prignitz-Oberhavel - Entwurf vom 26. Juli 2000. Regionalplan Uckermark-Barnim, Sachlicher Teilplan „Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für flächenintensive Landnutzung“ überarbeiteter Vorentwurf Stand Oktober 1998. Regionalplan Uckermark-Barnim. Sachlicher Teilplan „Zentralörtliche Gliederung, Siedlungsschwerpunkte und Ländliche Versorgungsorte“. 26. Juni 1997 (Amtlicher Anzeiger zum Amtsblatt Nr. 33 vom 20. August 1997). Stellungnahme des Ausschusses der Regionen vom 12. März 1997 über „Regionale Naturparks - Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung der besonders exponierten Naturlandschaften in der Europäischen Union“. 91