Der Ökologische Fußabdruck

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Der Ökologische Fußabdruck
Methode, Ausblick, Forschungsbedarf
Mag. Stefan Moidl
Beitrag zur Ökobüro Veranstaltung:
Ökologischer Fußabdruck und Ernährung – was hat das
miteinander zu tun?
Kann jeder Mensch auf der Erde so leben wie ein Österreicher? Oder wie ein
Nordamerikaner ? Was passiert dann mit unserem Planeten? Haben wir die
Regenerationskraft der Natur bereits überschritten? Der ökologische Fußabdruck
bietet die Möglichkeit auf diese oder auch viele andere ähnliche Fragen Antworten zu
geben.
Der Ökologische Fußabdruck ein Maß für die globale Nachhaltigkeit
Das Konzept des Ökologischen Fußabdruckes (Ecological Footprint) hat sich
weltweit als hervorragendes Maß für die globale Nachhaltigkeit bzw. Nicht
Nachhaltigkeit der Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschheit bewährt. Der
Ökologische Fußabdruck und die Biokapazität liefern ein Maß für den Zustand
unseres Planeten.
Die Methode des Ökologischen Fußabdruckes wurde von William Rees und Mathis
Wackernagel 1994 erstmals präsentiert und seither wurde der Footprint mehrfach
weiterentwickelt und detailliert. Mittlerweile wurde eine Reihe von viel beachteten
Berichten und Studien über den ökologischen Fußabdruck einzelner Regionen und
der gesamten Welt publiziert. Die Europäische Umweltagentur griff den Ansatz auf
und beteiligte sich an der Berechnung einer aktualisierten Version des Fußabdrucks.
Der ökologische Fußabdruck ist auch ein offizieller Indikator zur Überprüfung der
Biodiversitätsziele 2010 im Rahmen der Biodiversitätskonvention der Vereinten
Nationen sowie einer der EU-Leitinidikatoren zur Messung der biologischen Vielfalt.
In vielen Ländern wird von offiziellen Stellen der ökologische Fußabdruck als
Indikator zur nachhaltigen Entwicklung genutzt, wie beispielsweise in der Schweiz
oder in Finnland.
Grundidee und Berechnung des Ökologischen Fußabdrucks
Es läßt sich jene Fläche, die jeder einzelne Mensch durch seinen Konsum, von
Lebensmitteln, über Holzprodukte wie Papier bis hin zum Energieverbrauch für
Wohnen und Verkehrsbedürfnisse benötigt, errechnen. Dies ergibt dann den
„Ökologischen Fußabdruck“.
Der ökologische Fußabdruck ist eine wissenschaftliche Methode, die erfasst, in
welchen Bereichen, wie stark und wo der Mensch die Umwelt belastet. Die Methode
rechnet das Ausmaß der zahlreichen Nutzungen und Belastungen der Natur wie
etwa Ackerbau, Tierhaltung, Fischfang oder den Verbrauch von Holz in Flächen um,
die notwendig wären, um diese Ressourcen auf erneuerbare Weise bereitzustellen.
Auch die direkt verbauten Flächen etwa durch Siedlungen und Straßen werden mit
einbezogen. Ebenso wird die Fläche berücksichtigt welche erforderlich wäre die
Emissionen von Kohlendioxid aus der Verbrennung von Öl, Kohle oder Gas in
Pflanzen zu binden. Das Ergebnis – der ökologische Fußabdruck einer Region, eines
Landes oder der ganzen Welt – wird in einem Flächenmaß ausgedrückt, im so
genannten „globalen Hektar“. Je größer der Abdruck, desto stärker ist die Umwelt
belastet. Andererseits gibt die Methode auch die „Biokapazität“ an, also die Fähigkeit
der Natur, Rohstoffe aufzubauen und Schadstoffe abzubauen. Wenn Fußabdruck
und Biokapazität einer Region übereinstimmen, befindet sich diese im Einklang mit
der Tragfähigkeit der Natur – sie ist nachhaltig.
Für die Berechnung des Footprints werden international anerkannte und verfügbare
Daten herangezogen z.B. Daten der FAO (Food and Agriculture Organisation of the
United Nations), der IEA (International Energy Agency), UN Statistische Einheit (UN
Commodity Trade Statistics Database – UN Comtrade), dem IPCC (Intergovermental
Panel on Climate Change).
Etwa bei der Berechnung des Ökologischen Fußabdrucks aus dem Ackerbau und
Weidewirtschaft werden über 200 Ressourcekategorien, wie z.B. unterschiedliche
Getreide-, Gemüse-, oder Fischarten wie auch unterschiedliche Faserprodukte wie
Baumwolle ausgewertet. Bei der Energie wird neben den klassischen
Energieverbräuchen auch die Graue Energie (Energie die in Form von Produktion,
Verarbeitung und Transport für Produkten aufgewendet wurde) von über 600
Handelsprodukten berücksichtigt. Mit diesen umfangreichen Daten werden vom
Global Footprint Network (www.footprintnetwork.org) sogenannte „National Footprint
Accounts“ erstellt - diese sind Listen, in denen der Konsum für jede Nation in
globalen Hektaren pro Einwohner dokumentiert ist.
Anstieg des Ökologischen Fußabdruckes und internationaler Vergleich
Die Ergebnisse aus der Berechnung des Ökologischen Fußabdruckes sind
alarmierend! Die Menschheit nutzt die ökologischen Ressourcen schneller, als die
Erde sie regenerieren kann. Der Ökologische Fußabdruck der Menschheit hat sich
seit Beginn der 60iger Jahre mehr als verdreifacht.
Der ökologische Fußabdruck eines durchschnittlichen Österreichers beträgt 4,9
Hektar, jener eines US-Amerikaners 9,6 Hektar. China mit mehr als einer Milliarde
Menschen hat hingegen lediglich einen Fußabdruck von 1,6 Hektar pro Einwohner.
Während der durchschnittliche Europäer einen Footprint von 4,8 Hektar hat muß der
durchschnittliche Afrikaner mit 1,1 Hektar auskommen. Doch viele Länder Afrikas
liegen noch weit darunter. So muß ein Einwohner von Eritrea mit gar nur 0,7 Hektar
oder eine Einwohner von Somalia mit 0,4 Hektar auskommen
Seit Ende der 80 er Jahre ist der globale Fußabdruck größer als die weltweite
Biokapazität. Der Ökologische Fußabdruck beträgt durchschnittlich 2,2 Hektar pro
Kopf, doch die biologisch produktive Fläche pro Einwohner die auf unserem Planeten
derzeit verfügbar ist beträgt lediglich 1,8 Hektar. Damit überschreitet der Ökologische
Fußabdruck der Menschheit, die zur Verfügung stehende biologisch produktive
Fläche des Planeten heute bereits um 25 Prozent. Stellt man den Ökologischen
Fußabdruck direkt in Beziehung zu der gesamten Kapazität der Erde Ressourcen zur
Verfügung zu stellen, so zeigt sich: Bereits heute wären zumindest 1,25 Planeten
erforderlich um den Bedarf der Menschheit nachhaltig zu befriedigen. Der Mensch
verbraucht das Naturkapital der Erde schneller als es sich zu regenerieren vermag.
Die Menschheit lebt nicht mehr von den „Zinsen“ der Erde, sondern verbraucht
bereits das „Kapital“ der Erde. Die Folgen sind Übernutzung von Boden, Luft und
Wasser, ebenso wie der Pflanzen- und Tierwelt. Die ökologischen Grenzen sind
heute bereits durch Bodenerosion und den fortschreitenden Klimawandel für viele
Menschen direkt spürbar geworden.
Die Industrieländer belasten die Natur dreimal mehr, als ihnen im weltweiten
Durchschnitt zur Verfügung steht. Mit 9,4 globalen Hektaren pro Kopf übertrifft der
ökologische Fußabdruck von Nordamerika alle anderen Regionen massiv und ist
zum Beispiel neunmal größer als jener von Afrika. Auch der Fußabdruck
Westeuropas (4,8 globale Hektar) ist deutlich größer als der globale Durchschnitt (2,2
globale Hektar). Würden alle Menschen mit dem Footprint eines Österreichers leben,
dann bräuchten wir heute schon fast 3 Planeten.
Wichtige Begriffe der Methode ökologischer Fußabdruck
Ökologischer Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck misst, wie viel Land- und Wasserfläche eine Person,
ein Land oder die Welt benötigt um den Ressourchenbedarf zu decken und die
Abfälle zu neutralisieren. Die gesamte Land- und Wasserfläche wird weiter unterteilt
in Flächen die zur Produktion von pflanzlichen bzw. tierischen Produkten, von
Fischen und von Holz benötigt werden, als Siedlungsflächen genutzt oder zur
Bereitstellung von Energie gebraucht werden. Der weltweite Ökologische
Fußabdruck beträgt derzeit (letzte verfügbare Daten aus dem Jahr 2003) 14,1
Milliarden globale Hektar. Dies sind weltweit bei den 6,3 Milliarden Menschen, 2,2
globale Hektar pro Person. Der Ökologische Fußabdruck eines Österreichers beträgt
hingegen 4,9 globale Hektar pro Person.
Biokapazität
Die biologische Produktivität einer Fläche wird als Biokapazität bezeichnet. Die
Biokapazität eines Landes schließt alle Flächen mit ein, auch diejenigen, welche aus
geographischen, wirtschaftlichen oder aus Naturschutzgründen nicht genutzt werden
und beinhaltet alle Fläche wie z.B. Ackerflächen, Weideflächen, Waldflächen etc.
Der Fußabdruck einer Region, eines Landes oder ganzen Welt sinkt, wenn
Bevölkerungszahl
oder
Pro-Kopf-Konsum
sinken
oder
wenn
die
Ressourcheneffizienz steigt. Die Biokapazität steigt, wenn die Produktivität pro
Flächeneinheit oder die produktive Fläche zunehmen.
Die biologisch produktive Fläche der Erde beträgt derzeit (letzte verfügbare Daten
aus dem Jahr 2003) 11,2 Milliarden globale Hektar. Bei den 6,3 Milliarden Menschen
ergibt dies eine verfügbare Biokapazität von 1,8 globale Hektar pro Person. Die
Biokapazität von Österreich beträgt derzeit 3,4 globale Hektar pro Person, da
Österreich ein, im Weltdurchschnitt gesehen mit natürlichen Ressourcen wie
Ackerflächen Weideflächen oder Wald, reich bestücktes Land ist.
Ökologisches Defizit
Ein ökologisches Defizit entsteht, wenn der ökologische Fußabdruck der
Bevölkerungen eines bestimmten Gebietes (zum Beispiel eines Landes) die
entsprechende Biokapazität übersteigt. Ein Defizit eines Landes kann entweder
kompensiert werden durch Import von Biokapazität aus anderen Ländern oder es
führt zu einem Zustand, in dem die Regenerationsfähigkeit überschritten und damit
das Naturkapital reduziert wird (Ecological Overshoot, Ökologisches Überschiessen).
Ein globales ökologisches Defizit kann nicht kompensiert werden, entspricht dem
ökologischen Überschiessen und reduziert das Ressourcen- und Naturkapital der
Erde. Der Ökologische Fußabdruck der Menschheit liegt derzeit bereits (Datenstand
2003) um 25 % über der Biokapaziät der Erde.
Globale Hektar
Der Ökologische Fußabdruck wie auch die Biokapazität werden im selben
Flächenmaß, in sogenannten globalen Hektaren (gha) gemessen. (Ein Hektar sind
100 m x 100 m = 10.000 m2). Das "globale Hektar" ist eine einheitliche „Währung“,
die unterschiedliche Fruchtbarkeit von Böden ausgleicht. Denn eine Fläche in einem
Ackerbaugebiet kann naturgemäß mehr erzeugen, als die gleiche Fläche in einer
Wüste. Das globale Hektar entspricht einem Hektar durchschnittlicher biologischer
Produktivität weltweit. Ebenso wird die Versorgung von Holz- und Holzprodukten wie
auch für die Energiebereitstellung in globalen Hektar erfaßt. Bei fossilen
Energieträgern wird jene Fläche errechnet, welche benötigt wird, um die Emissionen
von Kohlendioxid aus ihrer Verbrennung zu absorbieren, damit sich das Klima nicht
verändert. Als Berechnungsgrundlage dient dabei die durchschnittliche Kapazität von
Wäldern und Ozeanen Kohlendioxid zu binden. Auf diese Art und Weise können
verschiedene Länder oder Gebiete weltweit verglichen werden.
Weltweite Durchschnittserträge
Die Methode des Ökologischen Fußabdrucks (nach Wackernagel) rechnet mit
Weltweiten Durchnittserträgen. Für jede Flächenart werden die weltweiten
Durchschnittsertäge pro Hektar bestimmt. Diese Druchschnittserträge sind nötig, um
den Fußabdruck aus der Nutzung einer bestimmten Fläche zu bestimmen. Je höher
die durchschnittlichen globalen Erntemengen sind desto kleiner fällt der Fußabdruck
aus.
Footprint – Energie
Der Ökologische Fußabdruck aus dem Energieverbrauch hat sich seit Beginn der
60er Jahre um das 9fache gesteigert. Im Vergleich zu den anderen
Konsumbereichen ist der Anteil der Energie am gesamten ökologischen Fußabdruck
mit über 50 % weit aus am größten. Daher ist ganz entscheidend wie wir Energie
erzeugen oder nutzten. Weltweit beträgt der Energie-Fußabdruck 1,2 Hektar pro
Person (von 2,2 Hektar gesamter Fußabdruck) und in Österreich beträgt der EnergieFußabdruck 2,9 Hektar pro Person (von 4,9 Hektar gesamter Fußabdruck).
Der ökologische Fußabdruck durch den Energieverbrauch, oder energetischer
Fußabdruck, berücksichtigt den Energiebedarf an fossiler Energie, Atomenergie und
Wasserkraft. Es wird errechnet, welche Fläche benötigt wird, um die Emissionen von
Kohlendioxid aus ihrer Verbrennung zu absorbieren, damit sich das Klima nicht
verändert.
Als
Berechnungsgrundlage
dient
dabei
die
Kohlendioxid
Absorptionskapazität von Wäldern und Ozeanen. Da die Energieproduktion aus
Wasserkraft kaum Kohlendioxid und keine dauerhaften Abfälle freisetzt aber ein
deutlicher Eingriff in den Naturhaushalt bedeutet, entspricht der Fußabdruck der
Wasserkraft ausschließlich der von Staudämmen und Stauseen besetzten
produktiven Fläche. Da die Produktion von Strom aus Atomkraftwerken ein enormes
Risiko darstellt und tiefgreifende Umweltauswirkungen nach sich zieht, wird die
Nuklearenergie mit dem selben Flächenverbrauch wie aus Energie aus fossilen
Energieträgern bewertet
Footprint – Wald
Der Fußabdruck in der Ressourcenkategorie Wald ist in Österreich seit Beginn der
60 Jahre laufend angestiegen und beträgt derzeit 0,93 Hektar pro Person oder rund
20 % des gesamten Ökologischen Fußabdruckes (4,9 Hektar pro Person). Weltweit
beträgt der Fußabdruck im Wald 0,2 Hektar pro Person (von weltweit 2,2 Hektar
gesamter Fußabdruck pro Person). In Österreich ist der Fußabdruck in den letzten
Jahrzehnten deutlich angestiegen in der Schweiz hingegen ist er annähernd gleich
geblieben.
Österreich ist mit seinen 3,9 Mio. Hektar Waldfläche eines der waldreichsten Länder
Europas und ist auch Standort einer wirtschaftlich starken holzverarbeitenden
Industrie also Papier-, Säge-, Platten- und Möbelindustrie. Aufs erste gesehen
erscheinen die hohen Wachstumsraten dieser Branchen und
der starke
Exportanstieg rein wirtschaftlich betrachtet erfreulich. Dies bedeutet jedoch vor allem
eine Steigerung auf Kosten von Flächen und Ressourcen, die wir im Ausland
beanspruchen. Im Jahr 2003 wurden insgesamt 30,8 Millionen m³ Produkte auf Basis
von Holz mit einem Wert von über 5,5 Milliarden Euro nach Österreich importiert. Der
Import betrug damit das 1,8 Fache des österreichischen Holzeinschlages von 17
Millionen m³. Nur 36 % des Holzes, das auf dem österreichischen Markt angeboten
bzw. aus Österreich exportiert wird, sind also auch in Wäldern Österreichs
gewachsen.
Österreich muss damit noch mehr Verantwortung für die Produktionsbedingungen in
den Wäldern der Lieferländer übernehmen.
Footprint – Tierhaltung
Zur näheren Betrachtung aus dem Bereich der Ernährung soll hier auf den
Ökologischen Fußabdruck aus dem Bereich der Tierhaltung hingewiesen werden.
Die Grafik Footprint – Tierhaltung zeigt einen Vergleich der Länder Schweiz,
Österreich Dänemark und Deutschland. Es wird jeweils der Fußabdruck der
tierischen Produkte und jener der lediglich auf die Weidewirtschaft zurückzuführen ist
dargestellt. Der Fußabdruck der tierischen Produkte beinhaltet neben dem
Fußabdruck aus der Weidewirtschaft (Fläche für Weide, Heu, Gras etc.) auch den
Flächenbedarf für die auf Ackerflächen produzierten Futtermitteln z.B. Getreide,
Sojabohnen etc.
Es zeigt sich deutlich, während in der Schweiz die Fütterung mit Futtermitteln nur
gerade 27 Prozent des Ökologischen Fußabdruckes der Tierhaltung ausmachen,
liegen die Futtermittelanteile in den anderen drei Ländern über 50 Prozent. Hinzu
kommt noch, der steigende Energieeinsatz bei der Tierhaltung und der Produktion
von Kraftfutter welcher sich im steigenden Energieanteil des Ökologischen
Fußabdruckes zeigt.
Ein Drittel des Ökologischen Fußabdruckes eines Österreichers wird durch die
Ernährung verursacht und rund 80 % davon kommt aus dem Konsum tierischer
Produkte wie Fleisch, Milch, Eier etc.
Footprint und die soziale Dimension
In den Ökologischen Fußabdruck gehen soziale Faktoren nicht direkt ein. Dies läßt
sich aber berücksichtigen, wenn man den Ökologischen Fußabdruck mit anderen
Faktoren wie z.B. dem Human Development Index vergleicht.
Der Human Development Index ist ein vom United Nations Development Programm
(UNDP) publiziertes Maß, welches Faktoren wie z.B. die Lebenserwartung, den
Alphabetisierungs- und Ausbildunggrad, das Brutoinlandsprodukt berücksichtigt. Die
UNEDP bezeichnet Länder, die im Index über 0,8 liegen als „high human
development“.
Im Jahr 2003 wurden im Asiatisch Pazifische Raum und Afrika großteils deutlich
unter der weltweit verfügbaren Biokapazität (1,8 ha) verbraucht während Europa und
Nordamerika über dem genannten 0,8 beim Human Development Index lagen. Keine
Region der Welt, lediglich Cuba, erreichte beide Kriterien für Nachhaltige
Entwicklung.
Was kann der Ökologische Fußabdruck nicht aussagen ?
Nicht-ökologische Dimension von Nachhaltigkeit
Der Ökologische Fußabdruck berücksichtigt nur die ökologische Dimension von
Nachhaltigkeit und macht für sich keine Aussagen zur sozialen oder wirtschaftlichen
Dimension der Nachhaltigkeit.
Abbau von nicht-erneuerbaren Ressourcen
Der Fußabdruck mißt den Verbrauch von nicht-erneuerbaren Ressourcen (mit
Ausnahme der fossilen Energieträger) nur indirekt. Der Fußabdruck beinhaltet wie
viel erneurerbare Ressourcen es braucht, um die nicht erneuerbaren Ressourcen zur
Verfügung zu stellen. Die Endlichkeit dieser Ressourcen bildet der Fußabdruck nicht
direkt ab.
Von Grunde an nicht nachhaltige Aktivitäten
Aktivitäten, die von Grunde aus nicht nachhaltig sind wie beispielsweise die
Umweltverschmutzung mit Schwermetallen und schwer bzw. nicht abbaubaren
Substanzen (PCB, Dioxine, Plutonium) fließen nicht in die Berechnung des
Ökologischen Fußabdruckes ein.
Umweltzerstörung
Die Umweltzerstörung wie beispielsweise Abholzung, Überfischung oder
Übernutzung der Böden fließt nicht direkt in den Ökologischen Fußabdruck ein. Erst
wenn die Umweltzerstörung zu einer Reduktion der biologischen Produktivität führt,
nimmt die Biokapazität ab. So war beispielsweise in der Fischerei der globale
Fußabdruck lange Zeit sinkend, weil pro Fläche Ozean insgesamt immer noch mehr
Tonnen Fische gefischt wurden. Mittlerweile widerspiegelt der globale Fußabdruck
die Tatsache, dass global die Fangmengen abnehmen und ganze Gebiete
leergefischt sind.
Verlust an Biodiversität
Der Verlust an Biodiversität der z.B. mit der Abholzung von Wäldern oder
Intensivierung der Landwirtschaft einhergeht, wird vom ökologischen Fußabdruck
nicht abgebildet. Daher kombiniert etwa der WWF den ökologischen Fußabdruck mit
dem Living Planet Index (einem Maß für die Biodiversität) in dem Living Planet
Report.
Bedarf für die Natur
Es wird in der Methode Ökologischer Fußabdruck kein Platz für nicht genutzte
Flächen bereitgestellt, was die verfügbare Biokapazität erhöht. Wenn der Mensch
mehr Kapazität verbraucht als die Erde erneuern kann wird es schwierig für Tiere
und Pflanzen zu überleben. Wie viel Biokapazität ungenutzt verbleiben muß um die
Biodiversität der Erde zu erhalten ist eine bisher nicht beantwortete Frage.
Tourismus
Die Ressourcen, die durch Touristen verbrauchte werden, werden dem Zielland und
nicht dem Herkunftsland der Touristen zugerechnet. Auf die globalen Aussagen hat
dies aber keinen Einfluß.
Was kann der Ökologische Fußabdruck nur ungenügend abbilden?
Schädlichkeit von Abfällen
Da die Schädlichkeit von Abfällen wie z.B. Schwefeldioxid aus der Verbrennung von
fossilen Energieträgern auf die Umwelt (noch) nicht quantifiziert werden kann,
werden diese heute noch nicht in die Berechnung des Fußbdrucks einbezogen. Dies
führt zu einer Unterschätzung des Fußabdrucks.
Süßwasserverbrauch
Da keine weltweit verfügbaren Daten gleicher Qualität vorliegen geht der
Süßwasserverbrauch nicht direkt in den Fußabdruck ein. Der Verbrauch äußert sich
erst z.B. wenn ein Mangel bei der Bewässerung besteht und damit die biologische
Produktion von Ackerfächen absinkt. Der Fußabdruck wird somit unterschätzt.
Die Methode basiert auf Weltdurchschnittsertägen
In die Berechnung geht ein welche Fläche im Weltdurchschnitt notwendig wäre für
die Deckung der Ressourcen. Wenn Österreich Produkte aus Ländern importiert,
deren Produktivität höher ist als der Weltdurchschnitt, wie dies nicht berücksichtigt.
Die Informationen über die lokale Biokapazität und Fußabdrücke sind aber
vorhanden und wurden für Österreich bereits in einer Studie des IFF (Institut für
Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Gruppe Soziale Ökologie) berechnet.
75 Prozent Reduktion des Ressourcenverbrauchs erforderlich
Der Ökologische Fußabdruck eines Österreichers beträgt 4,9 Hektar und liegt daher
deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 2,2 Hektar. Die Biokapazität in
Österreich liegt mit 3,4 Hektar über dem weltweiten Durchschnitt von 1,8 Hektar.
Berücksichtigt man einerseits den Anstieg der Weltbevölkerung und andererseits die
Auswirkungen der permanenten Übernutzung der natürlichen Ressourcen durch die
Menschheit (durch Abholzung der Wälder, Ausbreitung der Wüsten, Überweidung,
Verbauung von Ackerflächen, Verlust von Ackerflächen durch Versalzung auf Grund
falscher Bewässerung etc.). So ist mit einem deutlichen Absinken der weltweit zur
Verfügung stehenden Biokapazität zu rechnen. In einer Studie des IFF (Nicht
Nachhaltige Trends, März 2006) wurde eine Verringerung der Biokapaziät von
derzeit rund 1,8 Hektar auf rund 1,25 Hektar bis 2050 prognostiziert.
Es ist also davon auszugehen, dass jedem Erdenbürger im Jahr 2050 nur noch 1,25
Hektar an produktive Fläche zur Deckung seiner Ressourcen zur Verfügung stehen
werden. Wenn man nun das Österreichische Niveau von 4,9 Hektar auf das im Jahr
2050 weltweit vorhandene Niveau an Biokapazität von rund 1,25 Hektar bringen will
so benötigt man eine Verringerung des Ressourcenverbrauchs um 75 Prozent!
Was braucht´s für die Zukunft?

Umsetzung von Maßnahmen zur Reduktion des ökologischen
Fußabdruckes und zur Verbesserung der Biokapazität
Österreich ist in der Umweltpolitik der letzten Jahre deutlich zurückgefallen. Die
Umsetzung auch bereits verbindlich zugesagter Zielsetzung, wie z.B.
Klimaschutzverpflichtung von Kyoto oder der Zielsetzung zur Erhöhung der Nutzung
der Erneuerbaren Energien in der Stromproduktion wurden nicht oder bei weitem
nicht ausreichend umgesetzt. So ist etwa der Ausstoß an Treibhausgasen seit 1990
um 16 % gestiegen und nicht wie im Kyoto-Ziel für Österreich vorgesehen um 13 %
gesunken. Mit der Abweichung vom Kyoto-Ziel um 29 % gehört Österreich in der EU
bereits zu den Schlußlichtern des Klimaschutzes in Europa. In der Umweltpolitik der
letzen Jahre wurden Großteils jene Zielsetzungen und Maßnahmen nicht umgesetzt,
welche in den offiziellen Strategien (z.B. Klimastrategie, Nachhaltigkeitsstrategie)
festgelegt wurden. Wie heißt es so schön: „Papier ist geduldig“.
Für eine Verringerung des Ökologischen Fußabdruckes benötigt es auch eine
Trendwende in der Umweltpolitik in Österreich.

Umfassende Aufarbeitung und Darstellung österreichischer und
internationaler Daten
Es liegen einige internationale Studien vor in denen Daten über Österreich enthalten
sind. Etwa der aktuelle Living Planet Report 2006 des WWF. Darüber gibt es auch
einzelne sehr gute Studien andere Länder, in den Österreich auch mitbehandelt ist
wie z.B. Der Ökologische Fußabdruck der Schweiz, INFRAS 2006. Darüber hinaus
liegen einige hervorragende österreichische Studien vor (insbesondere jene die am
Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung Gruppe Soziale Ökologie). Es
fehlt aber eine aktuelle Bearbeitung und Auswertung der vorhandenen Daten und
des bestehenden Wissens. Ebenso mangelt es an einer guten Aufarbeitung und
gesamthaften Darstellung. Interessant wäre auch eine Darstellung in Bezug zu
vergleichbaren Ländern, sowie eine Analyse der Trends der letzten Jahrzehnte.
 Ergänzung von Top Down durch Bottom Up
Ergänzend zum Ansatz des Ökologischen Fußabdruckes von vorhandenen
übergeordneten Daten die Ressourcenverbräuche zu berechnen (top down) sind
ergänzende Bearbeitungen von konkret erhobenen und gemessenen
Ressourcenverbräuchen für unterschiedliche Produktionen und Produkte erforderlich.
Um dies am Beispiel der Ernährung zu verdeutlichen:
Es benötigt konkrete Netto-Energie-Bilanzen für Nahrungsmittel. Dies aber in
umfassender Weise, also von der Produktion bis zum Hof (Energieinput, materieller
Vorleistungen etc.), vom Hof bis zum Regal (Verarbeitung, Verpackung, Transport
etc.) und vom Regal bis zum Endkonsum (Transport, Kühlung, Entsorgung etc.).
Literatur:
Eine für Alle
http://www.einefueralle.at/
Erb, K.H., Krausmann F., Schulz N.B. 2002: Der ökologische Fußabdruck des
österreichischen Außenhandels, IFF Soziale Ökologie Social Ecology Working Paper
62.
Erb, K.H. 2003: Actual land demand of Austria 1926-2003: avariation on Ecological
Footprint assessments, Land Use Policy 21 (2004) 217-259
Global Footprint Network
http://www.footprintnetwork.org/
Haberl, H. , Erb, K.H., Krausmann, F. 2001: How to calculate and interpret ecological
footprints für long periods of time the case of austria 1926 – 1995. Ecological
Economica 38 (1) 25 45.
Haberl. H., Jasch. C., Adensam. H., Gaube. V., 2006: Nicht-nachhaltige Trends in
Österreich: Maßnahmenvorschläge zum Ressourceneinsatz, IFF Soziale Ökologie
Social Working Paper 85.
INFRAS 2006: Der ökologische Fussabdruck der Schweiz. Ein Beitrag zur
Nachhaltigekeitsdiskussion. Im Auftrag und herausgegeben von Bundesamt für
Raumentwicklung, Bundesamt für Statistik, Direktion für Entwicklung und
Zusammenarbeit, Bundesamt für Umwelt. In Zusammenarbeit mit Global Footprint
Network und Loccher, Schmill, Van Wezemael & Partner. Neuenburg, September
2006
Wackernagel, M., Monfreda, C., Erb, K.H., Haberl. H., Schulz. N.B., 2004: Ecological
footprint time series of Austria, the Phillippines and South Korea for 19961 – 1999:
comparing the conventional approach to an ´actual land area´approach, Land us
Policy 21 (2004) 261-269.
Wackernagel, M. 2006: Ecological Footprint and Biocapacity, Technical Notes: 2006
Edition
http://www.footprintnetwork.org/newsletters/gfn_blast_0610.html
WWF, 2006: Living Planet Report 2006
http://www.footprintnetwork.org/newsletters/gfn_blast_0610.html
Plattform Footprint
www.footprint.at
S
tefan
M S
oidl
olutions
Technisches Büro – Ingenieurbüro für Biologie
und Unternehmensberatung
Mag. Stefan Moidl
Grundsteingasse 19/1
1160 Wien
Tel: 0676/3707820
[email protected]
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