GFS: Nachhaltigkeit in der industriellen Produktion am Beispiel der Solar-Fabrik AG in Freiburg Gliederung: 1. Einleitung: - kurze Einführung ins Thema - Definition: Nachhaltigkeit - Konzepte der Nachhaltigkeit 2. Die Solar-Fabrik AG Freiburg: - Vorstellung Solarregion Freiburg - allgemeine Vorstellung Solar-Fabrik AG - Aspekte der nachhaltigen/ökologischen Produktion 3. Bewertung der Produktion: - ist die Produktion nachhaltig? 1. Einleitung In den letzten Jahrzehnten hat sich der Energieverbrauch drastisch erhöht. Unsere Vorräte an fossilen Energieträgern gehen langsam aber sicher zu neige, was sich nicht nur in den derzeit horrenden Öl- und Benzinpreisen niederschlägt. Ein Leben ohne Erdöl ist nicht mehr vorstellbar; da die Reserven jedoch bei Weitem nicht unerschöpflich sind, muss man sich längerfristig zwangsweise nach Alternativen umsehen. 1.1 Definition der Nachhaltigkeit: Diese Idee beschreibt der Begriff der Nachhaltigkeit. Er wird häufig im Zusammenhang mit dem englischen Pendant „sustainability“ genannt und beschreibt eine Art des Wirtschaftens, die die Bedürfnisse der Menschen heute erfüllt, ohne jedoch die Möglichkeiten kommender Generationen in irgendeiner Weise zu gefährden oder einzuschränken. Erstmals tauchte der Begriff um ca. 1700 auf, als eine drohende Holzknappheit den Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz dazu veranlasste, ein Konzept zu entwickeln, dass die dauerhafte Holzversorgung auch für die Zukunft sichert. Man war sich also schon lange vor unserer Zeit bewusst, dass weitsichtiges Wirtschaften unabdingbar ist. Im Laufe der Jahre wurde der Begriff jedoch noch um einige andere Aspekte erweitert. Heute geht es nicht mehr nur um vernünftiges Ressourcenmanagement und Umweltschutz sondern man kam zu dem Schluss, dass ein Gleichgewicht in unserem Ökosystem nur dann erreicht werden kann, wenn gleichzeitig auch soziale Gerechtigkeit und ökonomische Sicherheit vorherrschen. Denn der große Unterschied zwischen Arm und Reich wird als Hauptursache für die Ausbeutung von Ressourcen angesehen. 1.2 Bedeutung der Nachhaltigkeit: Die drohende Ressourcenknappheit macht es mehr als deutlich, dass nachhaltiges Wirtschaften zu den wohl wichtigsten Zielen einer jeden Gemeinschaft zählen sollte. Wer nicht nur an sein Wohl im hier und jetzt denkt sondern sich auch Gedanken über das Wohlergehen seiner Nachkommen macht, kommt um Nachhaltigkeit nicht herum. Es steht wohl außer Frage, dass wir alle unser Handeln ändern müssen, wenn wir auch in Zukunft weiter unter ähnlichen Bedingungen leben wollen. Deshalb wurde inzwischen auch die Nachhaltigkeit als normatives, internationales Leitprinzip anerkannt und in der Agenda 21 als Grundprinzip verankert. Auch nennen sie nahezu alle deutschen Parteien als oberstes Konzept für ihre Umwelt- und Energiepolitik und obwohl der Begriff an sich weniger bekannt ist, befürwortet eine große Mehrheit der Deutschen die Ziele nachhaltiger Entwicklung. In der Realität jedoch wird die Ressourcenverschwendung trotzdem weitestgehend fortgesetzt und auch die sozialen Unterschiede scheinen nur immer gewaltiger zu werden. Außerdem zeigt der Widerstand der Bevölkerung gegenüber Umsetzungsplänen zur Verwirklichung von Nachhaltigkeit wie z.B. erhöhte Umweltabgaben oder die Ökosteuer, wie wenig die Masse bereit ist, persönliche Einschränkungen und Belastungen zu dulden. Dass es jedoch auch anders geht zeigt die Solar-Fabrik AG, die ich nun im Detail vorstellen werde. 2. Die Solar-Fabrik AG Eines der wohl besten Beispiele für nachhaltiges wirtschaftliches Handeln stellt die in Freiburg ansässige Solar-Fabrik AG dar. Sie wurde am 02.05.1996 mit dem Ziel gegründet, nachhaltiges Wirtschaften beispielhaft zu verwirklichen. Als europaweit erste Nullemissionsfabrik setzt sie Maßstäbe und realisiert sie eine praktisch CO2-neutrale Fertigung, bei der allein auf regenerative Energiequellen zurückgegriffen wird. Die Produktpalette reicht von Solarstrommodulen bis hin zu Wechselrichtern, Befestigungssystemen und anderen Komponenten, die für den Bau von Solaranlagen benötigt werden und umfasst einen Großteil dessen, was im Bereich der Solartechnik an Bauteilen und Zubehör benötigt wird. 2.1 Unternehmensgeschichte: Obwohl 1996 fast alle Solartechnikhersteller ihre Fabriken in Deutschland schlossen, wagte Unternehmensgründer Georg Salvamoser damals den Schritt und startete mit seiner SolarFabrik ein Projekt, das ihm mittlerweile eine Unzahl von Ehrungen einbrachte. Den Standort Freiburg wählte Salvamoser ganz bewusst: nicht umsonst gilt die Stadt im Breisgau als Ökohauptstadt Deutschlands. Die höchste Dichte an Solaranlagen pro Einwohner in Deutschland und die Politik der Stadtverwaltung, die gezielt Solarenergie fördert und versucht, durch Energiesparen nachhaltig zu wirtschaften, zeigen dies deutlich. Ideal ist natürlich auch die Nähe zu Forschungseinrichtungen wie beispielsweise dem Fraunhofer Institut: In Freiburg konzentriert sich ein enormes Maß an technischem Know-how. Auch die Anhäufung von Betrieben, Vereinigungen und Instituten der Solarbranche in der Region Freiburg macht den Standort für ein solches Projekt zur ersten Wahl. Seit ihrer Gründung kann die Solar-Fabrik nun auf eine unglaubliche Erfolgsgeschichte zurückblicken. Das Unternehmen, das mit nur 5 Mitarbeitern begann, beschäftigt heute 169 Personen (Stand: Januar 2005) und gehört nun zu den weltweit führenden internationalen Unternehmen auf diesem Sektor. Das kleine Unternehmen konnte sich sogar gegen Großkonzerne wie Siemens durchsetzen und hat sich schon länger als Marktführer in Deutschland etabliert. Die Umsatzentwicklung verdeutlicht den ungeheuren Erfolg Salvamosers: in den letzten Jahren konnte der Umsatz von 4,2 Mio (1998) auf 23,3 Mio Euro im Jahre 2002 mehr als verfünffacht werden. Von Erfolg geprägt war auch der Börsengang 2002; im ersten Jahr konnte die Aktie Kursgewinne von ca. 330 Prozent verzeichnen. Und es ist kein Ende in Sicht, denn auch 2004 konnte das kleine Unternehmen wieder Rekordumsätze verbuchen. Die Solar-Fabrik AG ist also ein Paradebeispiel für ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen, das Umweltstandards geradezu verinnerlicht und trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen international überaus erfolgreich ist. Ihre Erfolgsgeschichte zeigt mehr als deutlich, dass sich ökologische Nachhaltigkeit in der Industrie und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht zwangsläufig ausschließen. 2.2 Umsetzung der Idee der Nachhaltigkeit in der Solar-Fabrik AG: 2.2.1 Grundprinzipien der Solar-Fabrik AG: Der Konzern hat Leitlinien formuliert, in welchen er sich das Ziel setzt, mit bestem Beispiel voranzugehen und sich verpflichtet, beim kompletten Produktionsprozess auf Nachhaltigkeit zu achten. Es werden nur erneuerbare Energien verwendet und auch bei der Auswahl der Geschäftspartner und Lieferanten achtet man stets darauf, nur solche zu wählen, die ein ähnliches Konzept verfolgen und nach den Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit arbeiten. In den folgenden Abschnitten werde ich nun näher erläutern, wie genau die Solar-Fabrik ihre hochgesteckten Grundsätze in der Praxis umsetzt. 2.2.2 Die Solar-Fabrik als „Nullemissionsfabrik“: Das Freiburger Werk der Solar-Fabrik AG arbeitet mit dem Energiekonzept einer so genannten „Nullemissionsfabrik“. So bezeichnet man Produktionsanlagen, die praktisch CO2neutral produzieren und die bei der Herstellung nur auf regenerative Energiequellen zurückgreifen. Möglich wird dies durch ein ausgeklügeltes System, das nahezu alle Möglichkeiten der Nutzung der Sonnenenergie bestens ausschöpft. Beim Bau des 3 Mio. € teuren preisgekrönten Gebäudes haben sich die Architekten viele Gedanken gemacht und nach der fast 2 jährigen Planungsphase ist ein Gebäude entstanden, dass seinesgleichen sucht. 2.2.2.1 Die Solararchitektur: Das Gebäude ist nach Süden ausgerichtet und die riesige Glassfassade ist leicht geneigt, wodurch im Winter die tief stehende Sonne zur rein passiven Beheizung des Gebäudes genutzt werden kann (s. Diagramm). Und auch im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, herrscht innerhalb des Gebäudes ein angenehmes Klima: An der Fassade wurden Solarmodule genau im richtigen Winkel montiert, sodass sie im Sommer Schatten spenden im Winter jedoch nicht die einfallende Sonne abschirmen. Auch die Wärmeschutzverglasung mit 16cm starken Wärmedämmungen begünstigt das gesamte Konzept. Dass an fast alles gedacht wurde zeigt sich auch an anderen Details: so besteht z.B. die Rückwand der Eingangshalle aus dem satrk Wärme speichernden Baustoff Granit. Die Glashalle des Solar-Fabrik Gebäudes Die riesige Glasfassade mit den Solarmodulen 2.2.2.2 Das Lüftungssystem: Weiterhin wird ein gleich bleibend angenehmes Raumklima auch durch eine weitere Einrichtung ermöglicht, die den Einsatz einer gewöhnlichen Klimaanlage und damit den Verbrauch von Energie unnötig macht: Durch im Boden befindliche Luftkanäle gelangt kühle Frischluft über so genannte Frischluftkollektoren von Außen ins Gebäude. Da die Luft durch den Erdboden kommt, der eine relativ gleich bleibende Temperatur von ca. 12°C hat, wird sie so im Sommer abgekühlt und im Winter erwärmt. Diese Methode spart einerseits Kosten aber vor allem auch jede Menge Energie. Ein Frischluftkollektor 2.2.2.3 Die Solarstromanlage: Wie schon erwähnt befinden sich auf den Dächern und Fassaden des Gebäudes hochmoderne Photovoltaikanlagen. Am ganzen Gebäude sind etwa 575m² Solarmodule installiert, durch die der Strombedarf der Fabrik zu ca. 15-20% (je nach Jahreszeit) gedeckt werden kann. Die Südfassade des Gebäudes 2.2.2.4 Das Rapsöl-Blockheizkraftwerk (BHKW): Der restliche Strom wird vom firmeneigenen Rapsöl-Blockheizkraftwerk erzeugt. In diesem wird naturbelassenes Rapsöl verbrannt, das aus ökologisch angebautem Raps der Region hergestellt wird. Hierbei zeigt sich wieder, wie sehr die Solar-Fabrik selbst bei der Auswahl der Lieferanten auf Umweltfreundlichkeit achtet. Sollte der durch Photovoltaik und BHKW erzeugte Strom einmal nicht ausreichen, bezieht die Solar-Fabrik den benötigten Rest von der Badenova aus regenerativen Quellen. Doch das Rapsöl-BHKW erzeugt nicht nur Strom sondern auch den Großteil (ca. 60%, s. Diagramm 1) der benötigten Wärme, denn es arbeitet nach dem Prinzip der „Kraft-WärmeKopplung“. Im Kraftwerk wird ein Dieselmotor mit einem Brennstoff – in diesem Falle Rapsöl – betrieben. Dieser treibt wiederum einen Generator an, der ähnlich wie ein Fahrraddynamo Strom erzeugt. Die im Motor entstehende Hitze wird dann in die Heizungsanlage weitergeleitet. In einem Kraftwerk dieses Typs werden ca. 35% der im Brennstoff enthaltenen Energie in elektrische Energie und ca. 53% in Wärmeenergie umgewandelt, d.h. man hat einen vergleichsweise hohen Wirkungsgrad von etwa 90%. Die Nutzung von Rapsöl als Energiequelle bietet gegenüber Erdöl und anderen Brennstoffen viele Vorteile und ermöglicht erst die Umsetzung des ehrgeizigen Ziels einer Nullemissionsfabrik. Zwar entsteht beim Verbrennungsprozess wie gewöhnlich auch CO2, das jedoch wieder von den Rapspflanzen zur Photosynthese verwendet wird. Hierbei entsteht also ein Kreislauf, bei dem insgesamt gesehen keine zusätzliche CO2-Emission stattfindet (s. Schaubild). Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass nicht mehr Kohlenstoffdioxid produziert wird, als die Rapspflanzen verwerten können. Diagramm 1 2.2.3 Weitere Aspekte der nachhaltigen Produktion: Nicht nur der Energiehaushalt der Solar-Fabrik entspricht dem Prinzip der Nachhaltigkeit, auch in anderen Bereichen verwirklicht der Betrieb seine Grundsätze. Beispielsweise stammt das Wasser für die Toilettenspülung aus einer Zisterne, in der Regenwasser gesammelt wird. So wird wertvolles Trinkwasser gespart. Auch werden die Produkte ausschließlich per Bahn an die Kunden geliefert um den CO2-Ausstoß auch beim Versand gering zu halten. Auch sonst bevorzugt man die Benutzung der umweltfreundlichen Bahn: alle Mitarbeiter erhalten eine Bahn-Card und werden dazu angehalten, auch privat die öffentlichen Verkehrsmittel oder ein Fahrrad zu verwenden und beispielsweise Fernreisen mit der Bahn zu unternehmen. Ist doch mal ein Auto von Nöten, fährt man mit den firmeneigenen Pkws mit Biodiesel als Kraftstoff. 3. Eigene Bewertung Die formulierten Leitlinien der Solar-Fabrik AG zeigen zwar, dass man sich Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit zum Prinzip gemacht hat, inwieweit jedoch wird nun dieses ehrgeizige Konzept auch umgesetzt? Wurde hier wirklich konsequent gearbeitet oder ist die Solar-Fabrik AG nur ein weiterer Konzern, der aus der neuerdings aufkommenden Ökowelle Kapital schlagen will? Meiner Meinung nach wurde hier ein Paradebeispiel für die nachhaltige Produktion kreiert: Man versucht wirklich in allen nur erdenklichen Bereichen die eigenen Grundsätze zu erfüllen. Dabei scheut man keine Mühen und denkt an jegliche Details, besser ist das Prinzip wohl kaum umzusetzen. Angefangen bei der bis auf die letzte Kleinigkeit durchdachten Architektur des Hauptgebäudes, dessen Wände sogar größtenteils aus regionalem Kalksandstein, der sich durch seine geringe Herstellungsenergie auszeichnet, bestehen, bis hin zum eigenen Bio-Rapsöl-Kraftwerk, das die Energieversorgung sichert – bei der Solar-Fabrik AG wird an alles gedacht. Zudem zeigen die Unternehmensbilanzen deutlich, dass gerade die Solarenergie ein Gewinn versprechendes Gebiet mit Zukunft ist. Der Photovoltaikmarkt boomt (s. Schaubild) und längerfristig ist man aus gegebenen Umständen gezwungen, regenerative Energiequellen zu nutzen. Dabei wird die Solartechnik wohl auch in den nächsten Jahrzehnten eine bedeutende Rolle spielen. Außerdem ergeben sich in der Solartechnik noch viele Verbesserungsmöglichkeiten, die Wirkungsgrade haben noch lange nicht ihre Spitze erreicht. Quellenangaben: http://www.solar-fabrik.de/ http://www.lfu.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/198/e21.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltige_Entwicklung http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit http://www.solarregion.freiburg.de/ http://www.pflanzenoel-bhkw.de/ http://www.zuk-bb.de/konzept/ort/energie/blockheiz.html http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/info/nachhalt.htm TERRA, Klett-Verlag, S.106/7