Auslaufmodell oder Zukunft des Recyclings? Der Nutzen von

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Auslaufmodell oder Zukunft des
Recyclings?
Der Nutzen von Branchenlösungen bei
der stofflichen Verwertung am Beispiel
der PUR-Schaumdose
Donnerstag, 08.11.2012 in Berlin
Ein Statement von
Dr. Thomas Hillebrand
Geschäftsführer der PDR Recycling + Co KG
- Es gilt das gesprochene Wort –
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Sehr geehrte Damen und Herren,
Branchenlösungen haben gerade bei Diskussionen um Verpackungsabfälle einen zweifelhaften Ruf.
Aber haben sie diesen immer zu Recht?
Ziel von Kreislaufwirtschaftsgesetz und Wertstoffgesetz muss es sein, eine möglichst große Menge an
zu verwertenden Materialien zu erhalten, diese möglichst hochwertig zu recyceln und wieder dem
Wirtschaftskreislauf zuzuführen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist es, einfach zu
nutzende Rücknahmesysteme zu schaffen. Folgerichtig überlegen die Verantwortlichen, die
Sammlung der lizenzierten Verpackungsabfälle um stoffgleiche Nichtverpackungen zu erweitern.
Das wirft die Frage auf, welche Materialien und Produkte zukünftig als Wertstoffe erfasst werden
sollen, sei es durch Hol- oder Bringsysteme (Wertstofftonne oder Wertstoffhöfe).
Auf den ersten Blick scheint die Idee charmant, einfach alle irgendwie zu verwertenden
anorganischen Abfälle über ein System zu erfassen. Das wäre für den Endverbraucher einfach zu
nutzen, brächte Menge und Fehlwürfe wären praktisch ausgeschlossen. Auf den zweiten Blick wird es
komplizierter. Einmal macht es keinen Sinn, funktionierende und vom Bürger angenommene
Systeme aufzugeben. Dazu gehören beispielsweise die Sammlung von Glas, Pappe und Papier, sowie
die Sammelsysteme für Elektroaltgeräte. Dann gibt es noch Abfälle, die ein Gefährdungspotenzial für
Mensch und Umwelt besitzen oder ihrer Art und Beschaffenheit nach geeignet sind, andere Abfälle zu
verschmutzen und so die möglichst reine Stofferfassung erschweren. Das in Energiesparlampen
enthaltene Quecksilber ist gesundheitsgefährdend. Solche Abfälle müssen ebenfalls getrennt erfasst
werden.
Es gibt aber auch Verpackungsabfälle, welche die Verwertung der restlichen Stoffe erschweren
können und die noch gefährliche Inhaltsstoffe enthalten. Solche Verpackungen „schadstoffhaltiger
Füllgüter“ müssen auch weiterhin getrennt erfasst werden; das gilt vor allem dann, wenn sie auch
nach bestimmungsgemäßem Gebrauch noch nennenswerte Anteile der gefährlichen Inhaltsstoffe
enthalten.
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Ein klassisches Beispiel dafür sind PUR-Schaumdosen, wie sie beim Einbau von Fenstern und Türen
als sogenannte Montageschäume zum Einsatz kommen. Rund 25 Millionen Dosen werden jedes Jahr
davon verbraucht. Diese Schaumdosen gelangen in der Regel teilentleert in den Abfall. Sie enthalten
noch Reste von PUR-Prepolymer, das in flüssiger Form als gesundheitsgefährdend eingestuft wird.
Für die Behandlung solcher Abfälle bieten sich spezielle Branchenlösungen an, in denen die
Hersteller und Vertreiber im Zusammenwirken mit den Nutzern die Sammlung und Aufbereitung
organisieren. Das hat zwei Vorteile: Die getrennte Erfassung der Verpackung mit Restinhalten
vermeidet unkontrolliertes Austreten und eine nicht gewünschte Kontamination der Wertstoffe in
einer Wertstofftonne. Außerdem ist durch die sortenreine Sammlung in der Regel ein höherwertiges
stoffliches Recycling möglich.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, pauschale Erfassungssysteme greifen also nicht für
spezielle Abfälle, besonders dann nicht, wenn es sich um gefährliche Abfälle, um Sonderabfälle
handelt. Die hochwertige Verwertung dieser Produkte verlangt die getrennte Erfassung.
Deswegen müssen Branchenlösungen ihren starken Platz in der Abfallwirtschaft behalten.
Pauschalen Lösungen, die möglichst viele Materialien einbeziehen wollen, sollte deshalb mit einem
gesunden Misstrauen begegnet werden. Denn sie haben ein grundsätzliches Problem: Je
unterschiedlicher die gesammelten Materialien sind, desto aufwändiger wird deren sortenreine
Trennung.
Wer aus Abfällen Rohstoffe zurückgewinnen will, muss sie entweder gleich separat erfassen oder
später sortieren. Die nachgelagerte Abfalltrennung erfordert bei einem Gemisch aus vielen
verschiedenen Stoffen leistungsstarke Sortieranlagen mit hohen Kapazitäten. Diese Investitionen
können in Deutschland nur eine Handvoll von kapitalstarken großen Entsorgungsunternehmen
stemmen. Und nur sie können die dafür benötigten Abfallmengen einsammeln, um die Anlagen
auszulasten. Das birgt die Gefahr weiterer Oligopolbildung und Machtkonzentration. Solche
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Regelungen würden den Wettbewerb des Mittelstandes und der kommunalen Leistungsträger
ausschalten – gleichsam „durch die kalte Küche“.
Darüber hinaus muss Herstellern und Vertreibern die Möglichkeit gegeben werden, sich ihrer
Produktverantwortung selbst zu stellen und Lösungen dafür anzubieten, statt sie allein durch einen
„Benutzungszwang“ von Fremdsystemen zu erfüllen. Ihr technisches Know-how darf nicht vom
Innovationsprozess ausgeschlossen werden.
Hier war und ist die Branchenlösung der PDR Recycling wegweisend. Die heute 60 Mitarbeiter
zählende PDR wurde 1993 bereits in Hinblick auf die sich abzeichnende Produktverantwortung von
den führenden europäischen PUR-Schaumdosenherstellern gegründet. Die sich im Markt als
Wettbewerber begegnenden Produzenten entwickelten gemeinsam ein deutschlandweites
Rücknahmesystem und eine weltweit einzigartige Recyclingtechnologie. Diese Technologie
ermöglicht die Verwertung von 95 % der Verpackungs- und der Restinhaltsstoffe. Mehr als 80 % einer
PUR-Schaumdose wird stofflich recycelt und als marktgängiges Produkte veräußert wieder in den
Wirtschaftskreislauf zurückgeführt. Diese Produkte sehen Sie beispielhaft neben mir. Durch das
stoffliche Recycling werden gleichermaßen wertvolle Ressourcen wie auch Energie eingespart. Um
das überprüfen und nachweisen zu können, hat PDR eine Ökobilanz erstellen lassen. Die Ergebnisse
wird Ihnen Herr Dr. Kupfer im Anschluss näher erläutern.
Eine gesetzliche Neuordnung wie das jetzt zur Diskussion stehende Wertstoffgesetz sollte
Regelungen enthalten, die private und kommunale Sortierer verpflichten, Abfälle an die geeigneten,
nach der Abfallhierarchie höherwertigen Recyclinganlagen abzugeben. Verbrennung, also thermische
Verwertung, sollte ihre ökologische Vorteilhaftigkeit in einer den Namen verdienenden
Kreislaufwirtschaft gegenüber einer stofflichen Verwertung z.B. durch eine Ökobilanz belegen
müssen. Und nicht zuletzt: Branchenlösungen sollten insbesondere für Rücknahme und Verwertung
von gefährlichen Abfällen in keiner Weise erschwert oder eingeschränkt werden.
All dies würde eine ebenso sinnvolle wie verbesserte stoffliche Verwertung ermöglichen.
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Die PDR wird den eingeschlagenen Weg des stofflichen Recyclings in einer Branchenlösung
konsequent weiterverfolgen. Hierzu entwickelt PDR immer wieder neue Produkte aus den PURAbfällen. Derzeit laufen Versuche, aus PUR-Recyclat Hartschäume zu entwickeln. Dass sich diese
Hartschäume nicht nur z.B. zu Isolationszwecken nutzen lassen, zeigt Ihnen der Künstler Tobias
Werner, der aus PUR-Hartschaum einen Phönix formt. Der Phönix versinnbildlicht neues Leben aus
der Asche, ein passendes Bild für neue Produkte geschaffen aus Abfällen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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