Anschlag auf Zeitungsredaktion in Paris Reaktionen-Kondolenz und Trauersprüche Außenminister Steinmeier zum 125. Geburtstag von Kurt Tucholsky 09.01.2015 Zum 125. Geburtstag von Kurt Tucholsky sagte Außenminister Steinmeier heute (09.01.) in Berlin: Der heutige 125. Geburtstag von Tucholsky fällt zusammen mit den tragischen Ereignissen in Frankreich. 12 Menschen mussten sterben, weil sie nicht hinnehmen wollten, dass das höchste Gut einer freien Demokratie beschränkt wird. Weil sie wie Kurt Tucholsky für die Freiheit der Presse gekämpft haben. Tucholsky war ein großer Freund Frankreichs und ein Kämpfer für ein friedliches Zusammenleben der Völker, gerade vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen im ersten Weltkrieg. Vor allem aber war er der große Literat der Pressefreiheit. Wir sollten uns gerade heute daran erinnern, dass diese Freiheit auch hier in Deutschland immer wieder gesellschaftlich errungen und durchgesetzt werden musste. 'Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist', schreibt Tucholsky, und 'Satire rennt gegen die Ungerechtigkeit an'. Deshalb muss Politik, müssen wir alle, die Freiheit der Meinung und des Lachens ebenso wie die Freiheit des Glaubens und alle anderen Freiheitsrechte verteidigen. Zu einer offenen Gesellschaft zählt, dass wir Meinungsverschiedenheiten aushalten und uns immer wieder aufs Neue um das Zusammenspiel aller Grundfreiheiten ringen. Und zwar mit demokratischen Mitteln. Gewalt ist der Feind von Demokratie. Gerade daran sei an dem Geburtstag des großen deutschen Schriftstellers Kurt Tucholsky erinnert, der mit einer Schreibmaschine gegen die Gewalt der Nazis angekämpft hat. Ich bin sicher: Tucholsky würde heute gemeinsam mit uns sagen 'Je suis Charlie Hebdo'. aus : http://www.auswaertiges-amt.de/ Kurt Tucholsky Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel Kurt Tucholsky 1890-1935 Geboren am 09.01.1890 als Sohn eines Kaufmanns in Berlin. Er studierte Jura und war kurze Zeit Bankvolontär. Er war Mitarbeiter und zeitweilig Herausgeber der "Weltbühne". Seit 1924 lebte Tucholsky überwiegend im Ausland und kehrte nur sporadisch nach Deutschland zurück. Ab 1929 lebte er in Schweden. 1933 verboten die Nazis die "Weltbühne", verbrannten Tucholskys Bücher und bürgerten ihn aus. Tucholsky starb am 21.12.1935 in Hindås bei Göteborg, vermutlich durch Selbstmord. Kondolenztelegramm von Bundeskanzlerin Merkel an Präsident Hollande 07.01.2015 Sehr geehrter Herr Staatspräsident, mit Erschütterung habe ich die Nachricht von dem niederträchtigen Anschlag auf die Zeitungsredaktion in Paris erhalten. Ich möchte Ihnen und Ihren Landsleuten in diesen Stunden des Schmerzes die Anteilnahme der Menschen in Deutschland und mein ganz persönliches Mitgefühl ausdrücken sowie den Hinterbliebenen der Opfer mein aufrichtiges Beileid übermitteln. Diese abscheuliche Tat ist nicht nur ein Angriff auf das Leben französischer Bürgerinnen und Bürger und die innere Sicherheit Frankreichs. Sie stellt auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, ein Kernelement unserer freiheitlichdemokratischen Kultur, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Wir stehen in diesen schweren Stunden eng an der Seite unserer französischen Freunde. Mit stillem Gruß Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland aus: http://www.allemagne.diplo.de/ Charlie Hebdo: Deutschland trauert gemeinsam mit Frankreich 09.01.2015 Die deutsche Botschaft in Paris schließt sich der eindeutigen Verurteilung des Anschlags auf die Redaktion von Charlie Hebdo, der Frankreich, das Land der Menschenrechte, in seinem Herzen getroffen hat, an. Die deutsche Botschafterin in Frankreich, Frau Dr. Susanne Wasum-Rainer, trug sich am 9. Januar in das Kondolenzbuch des französischen Außenministeriums ein, um Frankreich und allen Franzosen auszusprechen, dass Deutschland an ihrer Seite trauert : Fassungslos und entsetzt über den feigen und mörderischen Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“, trauern wir mit Frankreich und dem französischen Volk und wissen gleichzeitig: Der Terroranschlag war ein brutaler Angriff auf die Werte unserer Demokratie. Er war ein Angriff auf Freiheit und Demokratie im Herzen des Landes, das Freiheit und Demokratie für Europa historisch errungen hat. Wir trauern um die Toten. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen. © Deutsche Botschaft aus : http://www.allemagne.diplo.de/ Religionen gegen Terror 9. Januar 2015 BERLIN (dpa) - In einem gemeinsamen Manifest haben Vertreter der drei großen Religionen Deutschlands den Anschlag von Paris verurteilt und vor Racheakten gewarnt. «Im Namen Gottes darf nicht getötet werden», schrieben ranghohe Vertreter von Katholiken, Evangelischer Kirche, Juden und Muslimen in ihrer Erklärung in der «Bild»Zeitung. "Bibel, Tora und Koran sind Bücher der Liebe, nicht des Hasses.» Unterzeichner sind Alois Glück vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken, der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber, Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens und Oberbayerns Charlotte Knobloch und der frühere Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer. «Jeder Christ, Jude und Moslem sollte am heutigen Freitag in der Moschee, am Sabbat in der Synagoge und am Sonntag in seiner KIRCHE für die Opfer von Paris beten. Für Verständigung, Frieden und Freiheit», forderten sie. «Hass ist keine Antwort auf Hass. Und Intoleranz keine Antwort auf Intoleranz. Nur gemeinsam können wir unsere Werte und unseren Glauben gegen radikalisierte Minderheiten schützen.» aus: www.deutschland.de Gauck: «Wir sind Charlie!» 9. Januar 2015 BERLIN (dpa) - Deutschlands BUNDESPRÄSIDENT Joachim Gauck hat nach dem Terroranschlag von Paris zu einem entschlossenen Vorgehen gegen extremistische Tendenzen aller Art gemahnt. «Unsere Gemeinschaft ist groß. Wir lassen sie durch Extremisten - gleich welcher Richtung - nicht klein und nicht schwach machen», sagte Gauck vor seinem traditionellen Neujahrsempfang am Freitag in BERLIN. «Wir haben Institutionen und Gesetze, um Fanatismus und Gewalt zu begegnen.» Gauck schloss sich den Solidaritäts-Bekenntnissen mit der Satiremagazin «Charlie Hebdo» an, dessen Redaktionsräume in Paris am Mittwoch Ziel des mutmaßlich islamistischen Terroranschlags mit zwölf Toten waren. Er beendet seine Ansprache mit den Worten: «Wir sind Charlie!» Der BUNDESPRÄSIDENT nannte den Terror-Anschlag einen «Angriff auf die Freiheit - die Freiheit der Franzosen, der Europäer, die Freiheit der offenen Gesellschaft». Die Demokratie sei jedoch stärker als der Terror. «Wir lassen uns durch Hass nicht spalten», sagte Gauck. «Für uns zählt, was die Verschiedenen miteinander verbindet: das Bekenntnis zu Verfassung, Rechtsstaat und Menschlichkeit. Das ist das Fundament einer Gesellschaft, in der wir alle friedlich miteinander leben können.» aus : www.deutschland.de ANSCHLAG "CHARLIE HEBDO" 12. Januar 2015 Millionen Menschen demonstrieren gegen Terror Millionen Menschen haben bei Trauermärschen in Frankreich der Toten der Pariser Attentate gedacht. Zuvor war ein Bekennervideo aufgetaucht. Die Entwicklungen des Tages Weltweit haben sich Millionen Menschen an Trauermärschen zum Gedenken an die Opfer der Pariser Anschläge beteiligt. In ganz Frankreich gingen am Sonntag mehr als 3,7 Millionen Menschen für die 17 Todesopfer auf die Straße. Allein in Paris versammelten sich bis zu 1,6 Millionen Menschen und damit so viele wie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Der Platz der Republik im Stadtzentrum war lange vor Beginn der Veranstaltung überfüllt. Demonstranten schwenkten französische Fahnen und riefen immer wieder in Sprechchören: "Vive la France" und "Wir sind Charlie". "Paris ist heute die Hauptstadt der Welt", sagte Präsident François Hollande. Das ganze Land stehe für seine Werte auf. Aber auch andere Länder solidarisierten sich mit Frankreich. In Berlin nahmen etwa 18.000 Menschen an einer Demonstration teil. Etwa 50 Staats- und Regierungschefs kamen zu dem Trauermarsch nach Paris, darunter Kanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister David Cameron. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu reihte sich wenige Meter entfernt von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ein. Unterdessen gab der ungarische Regierungschef Viktor Orbán am Rande der Proteste ein Interview, in dem er laut der Nachrichtenagentur dpa gegen Migration und "Multikulti" in Europa wetterte. Vor dem Trauermarsch hatten sich die EU-Innenminister in Paris zusammengesetzt, um über Konsequenzen aus den Anschlägen zu beraten. Das Ergebnis: Die EU-Staaten wollen den Austausch über die Reisebewegungen von Dschihadisten verbessern. Im Schengener Informationssystem soll zum Beispiel künftig eingetragen werden, wenn ein mutmaßlicher islamistischer Kämpfer aus Europa die Außengrenzen überschreitet und etwa aus Syrien und dem Irak zurückkehrt. Auch soll die Zusammenarbeit mit Ziel- und Transitländern verbessert werden, um das Abkommen zum Austausch von Fluggastdaten zwischen den EU-Ländern umzusetzen. Am Morgen wurde im Internet ein Bekennervideo eines Attentäters veröffentlicht. Darin erklärt er, die Anschläge auf das Satireblatt Charlie Hebdound einen jüdischen Supermarkt seien koordiniert gewesen. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Amedy Coulibaly, noch einen weiteren Anschlag verübt zu haben. Es gebe eine Verbindung zu Schüssen auf einen 32-jährigen Jogger am Mittwochabend im Großraum Paris. Die bei diesem Anschlag gefundenen Patronenhülsen passten zu einer Tokarew-Pistole, die nach der Geiselnahme am Freitag in einem koscheren Supermarkt in Paris entdeckt worden war. aus: Zeit Online