Fragenkatalog- Arbeitspädagogik 1. Merkmale der dualen Berufsausbildung 1.1 Durch welche Merkmale ist die duale erufsausbildung gekennzeichnet (mind. 5) Lernort Rechtsstatus Finanzierung Überwachungsinstanz Inhaltlicher AusbildungsSchwerpunkt Rechtsstellung des Azubi Didaktische Zuständigkeit Betrieb privatrechtlich betrieblich Kammer (IHK) Berufsschule Öffentl.-rechtl. staatlich (öffentlich) Staat (Land, Kommune) Praxis Arbeitnehm. d. bes. Art Bund (Ausbildungsordnung) Theorie Schüler Land (Rahmenlehrpläne) 1.2 Welche Vorteile bietet die duale Berufsausbildung für Wirtschaft, Unternehmen, Azubi? Wirtschaft: Qualifizierte Fachkräfte stehen zur Verfügung Geringe Jugendarbeitslosigkeit Hohe Anpassung an die technische -wirtschaftliche Entwicklung Betrieb: Vermittlung von Können und Wissen (allgemein + betriebsspezifisch) Anpassung der Ausbildung an spezielle betriebliche Anforderungen Ausbildung ist praxisnah Große Breitenwirkung Relativ hohe Anpassung an den Qualifikationsbedarf (Aktualität) Technische - wirtschaftliche Entwicklung Azubi: Erleichterung des Übergangs von Schule in den Beruf Anschauung durch Theorie und Praxis Chance auf Übernahme nach der Ausbildung Welche Nachteile… Geringe pädagogische Qualifikation der Ausbilder Mangelnde Systematik Unterschiedliche Ausbildungsqualität der Betriebe Unzulängliche Abstimmung zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung Geringe theoretische Basis der Ausbildung 1.3 Welche Aufgaben haben die Kammern? Überwachung Durchführung der Zwischen- und Abschlussprüfung (praktische, mündliche, schriftliche) Regelung, Steuerung, Überwachung, Beratung 1.4 Welche Institutionen bestimmen den Ordnungsrahmen der betrieblichen Ausbildung? Bund, Land, Kammer, Kommune 1.5 Welche Ziele und Inhalte sind vom Gesetzgeber und Staat verbindlich vorgeschrieben? Vermittlung der beruflichen Kenntnisse (kognitiv) Vermittlung von Fertigkeiten (psychomotorisch) Erwerb von Berufserfahrungen Erzieherische / pädagogische Verpflichtung zur charakterlichen Förderung (affektive Lernziele) Ausbildung zum mündigen Bürger 1.6 Welche Gliederungsmodelle (über die Ausbildungsjahre) lassen sich unterscheiden? Lineares Modell: 1. Jahr: allg. berufliche Grundausbildung mit Zwischenprüfung 2. Jahr: allg. Fachbildung 3. Jahr: besondere Fachbildung Verzweigtes Modell I nach allgemeiner Fachbildung Verzweigtes Modell II nach allgemeiner beruflichen Grundbildung 1.7 Welches sind grundsätzliche Forderungen an das Bildungssystem? Ausreichende „berufsunspezifische“ Bildung vermitteln Hohe „berufsspezifische“ Qualifikation bereitstellen Möglichst lange Korrekturen einer getroffenen Entscheidung zulassen Chancengleichheit (2. Bildungsweg) 2. Aufgaben und Anforderungen des Ausbilders im Betrieb 2.1 Welche formale Stellung hat der Ausbilder im Betrieb? Ausbilder nimmt eine besondere Rolle zwischen den Parteien (Geschäftsleitung, Betriebsrat, Azubi, Eltern, Schule, IHK) ein, er fungiert als Vermittler. Es kann zu Rollenkonflikten kommen. Des Weiteren bestehen noch Verbindungen zu: Außerbetrieblichen Einrichtungen Haupt- / Realschulen, Gymnasien Arbeitsamt Gesamtwirtschaft + Öffentlichkeit Der Ausbilder kann selbst ausbilden oder er beauftragt einen Ausbilder 2.2 Wie heißen die 3 wesentlichen Aufgabenblöcke des Ausbilders? (mind. 3) Erzieherischer Aufgabenblock: Orientierungshilfe, Vorbildfunktion, menschliche Förderung Fachlicher Aufgabenblock: fachgerechte Unterweisung, Vermittlung des Ausbildungsinhalts, aktuelles Wissen vermitteln Organisatorischer Aufgabenblock: Planung, Steuerung (Beurteilung + Bewertung der Ausbildungsfortschritte), Koordination 2.3 Über welche Kompetenzen sollte der Ausbilder verfügen? Fach- / Methoden- / Sozialkompetenz 2.4 Welche Merkmale der fachlichen Eignung sind für den Ausbilder im Betrieb vorgeschrieben? Mind. 24 Jahre alt Berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten Berufserfahrung Rechtsgrundlagen 2.5 Welche Merkmale der persönlichen Eignung sind vorgeschrieben? Kein Verstoß gegen Berufsbildungsgesetz …. gegen Jugendarbeitsschutzgesetz Keine charakterliche Gefährdung Keine sittliche Gefährdung Keine körperliche Gefährdung Keine sonstige Gefährdung 3. Lehren und Lernen 3.1 Welche Definition des Lernens kennen Sie? Globale Fähigkeit des Individuums, Verhalten ständig ändern zu können. Lernen geschieht durch Umwelt- und Personeneinflüsse. Lernen bewirkt eine nachhaltige Verhaltensänderung. 3.2 In welche Schritte gliedert sich der Lernprozess? Wahrnehmung über die Sinne Das Wahrgenommene wird bewusst Eindruck wird verarbeitet Ergebnis wird eingeprägt 3.3 Beschreiben Sie die unterschiedlichen Lernbereiche in der Ausbildung Kognitiver Lernbereich Psychomotorischer Lernbereich Affektiver Lernbereich => => => Bereich des Wissens Bereich der Fertigkeiten Bereich der Einstellungen und der Werthaltung 3.4 Was ist Didaktik / Methodik? Didaktik = Inhalte des Lernens (Was wird gelernt?) Methodik = Wege der Vermittlung des Lerninhalts (Wie wird es gelernt?) 3.5 Welche lerntheoretischen Ansätze kennen Sie? Bedingte Reaktion: Reiz, Reaktionsmuster (klassische Konditionierung), auswendig lernen Operante Konditionierung: Operator gibt Lernanordnung (Trainer) Lernen an Erfolg: (Versuch und Irrtum), learning by doing Lernen am Modell: erfolgreiche Methode der Anderen übernehmen, nachahmen, kopieren Lernen durch Einsicht / kritisches Lernen: Auseinandersetzung, Verknüpfung, Kontrolle 4. Unterweisung am Arbeitsplatz Was ist Unterweisung? Planmäßiges Anleiten zum praktischen Tun; methodische Vermittlung zur Erfüllung einer Aufgabe Ziele: Vermittlung des Grundlagenwissens, praktische Einführung in die berufliche Tätigkeit, Auseinandersetzen mit dem Gelernten 4.2 Unterweisen nach welcher Methode? Vier-Stufen-Methode: 1. Stufe: Vorbereiten => Sachen bereitstellen, Personen motivieren bzw. Vorkenntnisse prüfen, Lernzielformulierung 2. Stufe: Vorführen => Vormachen und Erklären durch den Ausbilder => Zeigen + Erklären 3. Stufe: Nachmachen durch den Azubi; Nacherklärungen; Überwachung => unter Aufsicht 4. Stufe: Auslauf, Übung bis zur Beherrschung; Einüben der Arbeitsqualität + Tempo => mit wachsender Selbstständigkeit 4.3 Welche pädagogischen Grundprinzipien sollten bei der Unterweisung des Arbeitsplatzes berücksichtigt werden? Aktivität Anschauung Praxisnähe Jugendgemäßheit - größtmögliche Selbstständigkeit fördern - Lerngegenstand erfassend begreifen - das zu Lernende in der Praxis anwenden - Entwicklungszustände berücksichtigen Sachliche Richtigkeit Erfolgssicherung Aktualität - Ausbilder steht „über dem Stoff“ - Unterweisungstechniken 4.4 Welche Unterweisungsformen kennen Sie? Autoritativer Stil: Demokratischer Stil: Ausbilder ist dominant, kühl, unpersönlich Ausbilder ist Helfer, offen für Kritik, sachlich und ermutigend (auch kooperativer Stil) Nachlässiger Stil: zu große Nachgiebigkeit des Ausbilders 4.5 Welches sind die Folgerungen für die Ausbildungsgestaltung? Möglichst fest umrissene Problemfälle aus der Betriebspraxis an den Azubi herantragen Ihn in der Bearbeitung möglichst selbstständig vorgehen lassen Irrwege, die sich als Dauerfehler festsetzen können, verhüten Frustration vermeiden 4.6 Was ist Modelllernen? Erfolgreiche Methode der Anderen übernehmen, kopieren, nachahmen Funktioniert im positiven und negativen Sinne auch im Bereich des effektiven Lernens 4.7 Was ist Lernen durch Einsicht? kritische Auseinandersetzung das wesentliche behalten 5 Entwicklungsphasen des Azubi 5.1 Was ist menschliche Entwicklung? Eine Reihe dauerhafter Veränderungen. Organisch-leibliche Entwicklung => Wachstum + Reifung, körperliche / biologische Entwicklung Sozial-kulturelle Entwicklung => umweltbedingter Sozialisierungsprozess Beide stehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Zusammenspiel von Erbanlagen, die Reifungsprozesse auslösen und Umwelteinflüssen, die Lernprozesse auslösen => Persönlichkeitsentwicklung 5.2 Welche grundsätzlichen Merkmale der menschlichen Entwicklung kennen Sie? Differenzierung Integration Zentralisation Selektivität Kanalisation Irreversibilität Verfestigung - von allgemeinen Vorgängen heran zur Spezialisierung und Vertiefung z.B. Motorik - Einordnung / Zuordnung von Einzelteilen im Gesamtkomplex - Herausbildung von bestimmten Fähigkeiten - man nimmt nur wahr, was man wahrnehmen möchte - Einengung der Möglichkeiten - nicht mehr rückgängig zu machen z.B. Grundvertrauen - einmal gewonnene Ansichten werden gerne beibehalten 5.3 Nennen sie typische Merkmale / Verhaltensweisen in der Früh-/Spätpubertät? Frühpubertät Gestaltänderung durch Wachstumsschub Störung der Motorik Schwankende Leistungsfähigkeit Erschwerter Umgang mit Autoritäten Seelische Vorgänge rücken in den Mittelpunkt Erlebnishunger Abstrakte beginnt Konkretes zu verdrängen Spätpubertät Gestalt und Verhalten werden harmonischer Bildung von eigenen Vorstellungen Suche nach Vorbildern Lockerung der familiären Bindung Umgang mit Gleichaltrigen wird entscheidender Lernen ist äußerst schwierig, hat keine Priorität 5.4 Wie soll sich der Ausbilder darauf einstellen? Vernünftiges Verhalten bei Trotzreaktionen Fair handeln Eigenes Vorbild geben Nicht autoritär, sondern als Autorität handeln 5.5 Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für das Lehren und Lernen? Geduld und Verständnis zeigen, Selbstachtung nicht verletzen, Mitverantwortung übertragen, Motivieren 6. Berufliche Eignung 6.1 Was ist berufliche Eignung? = Qualifikation des Bewerbers. Sie wird durch Anforderungen an den künftigen Beruf (Fachliche Eignung) und aus den Begabungen des Bewerbers (persönliche Eignung) bestimmt. Es ist immer ein Ergebnis des Zusammenwirkens von Anlage und Umwelt. Beispiele zu anlagebedingten, menschlichen Eigenschaften: Vitalität, Temperament, Begabung, Gestaltungsfähigkeit 6.2 Wie kann man berufliche Eignung feststellen? Gesucht wird die Deckung / größte Schnittmenge zwischen „Begabungen“ einerseits und Anforderungen andererseits. Feststellung durch: Zeugnisse (Intelligenz, Schulabschluss) Tests (Intelligenz, Fähigkeiten, Fertigkeiten) Einstellungsgespräch (passt der Bewerber zum Unternehmen, Lebenslauf) Probezeit (Überprüfung der Richtigkeit der Entscheidung) 6.3 Was sind die wesentlichen Kriterien für die Auswahl von Azubis? Fachliche Eignung Berufsmotivation Lernbereitschaft Leistungsbereitschaft Bereitschaft zur Zusammenarbeit 6.4 Welchen Gütekriterien sollten standardisierte Tests genügen? Berufseignung soll ermittelt werden, nicht Persönlichkeitsprofil Reliabilität = wiederholbar und verlässlich Validität = Ergebnis in der Zukunft auch gültig Objektivität = gleiche Bedingungen für alle (unterschiedliche Tester müssen zum selben Ergebnis kommen) 6.5 Welche Kategorien von standardisierten Tests kennen Sie? Intelligenztest: getestet wird das allg. intelligente Niveau oder Teile davon wie mathematisches Verständnis, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Konzentrationsfähigkeit Fertigkeiten und Kenntnistests: insbesondere Rechtschreib- und Rechentests Psychomotorische Tests: Handgeschick in gewerblichen Berufen Persönlichkeitstests: häufig in Fragebogenform; persönliche Eigenschaften und Kontaktfähigkeit wird getestet 6.6 Aus welchen drei Bereichen bietet es sich an, beim Vorstellungsgespräch Fragen zu stellen? Lebenslauf: Eignung: Arbeitsweise: Fragen nach Begabung, Entfaltung Berufsziel, Berufsvorstellung 7. Lernzielformulierung und Lerndisposition 7.1 Welche Vorteile ergeben sich aus Lernzielformulierungen? Unterricht / Unterweisung wird effektiver geplant und durchgeführt Vorstellung für die Lernenden, damit bessere Motivation Unüberschaubares wird vermieden Prüfungen verlieren den Charakter des ungewissen Lernfortschritte lassen sich besser kontrollieren, bewerten, beurteilen Definierte Ziele lassen eine weitestgehend identische Ausbildung von verschiedenen Ausbildern zu 7.2 Wie werden Lernziele gegliedert? Richtziele Groblernziele Feinlernziele - allg. Richtung z.B. Azubi technische Rechenarten - grobe Umschreibung der zu ermittelten Lerninhalte z.B. Formel für Ermittlung der Vorschubgeschw. kennen - geben das Endverhalten des Azubis eindeutig an 7.3 Wie sollen Lernziele formuliert sein? Das angestrebte Verhalten der Lernenden am Lernprozess beschreiben => Sollzustand Möglichst konkret und präzise Angeben, unter welchen Bedingungen gelernt wird (Hilfsmittel) und wie Lernerfolg gemessen wird 7.4 Was ist Lerndisposition? Der Zustand, in dem sich der Lernende befindet. Dieser kann von vielen Faktoren wie Vorbildung, Tagesbefindlichkeit usw. beeinflusst werden. Die Disposition wird in aversive und motivierende Bedingungen für Lernerfolg eingeteilt. Lernerfolg hängt entscheidend von der Lerndisposition ab!! 7.5 Welche aversiven und motivierenden Bedingungen kennen Sie? Abschreckende (aversive) Bedingungen: Schmerz Angst / Furcht Frustration Erniedrigung Langeweile Körperliches Unbehagen Fördernde (motivierende) Bedingungen: Verstärkung durch Lob (unmittelbar) Erfolgsantizipation Unauffälliger Ansporn Berücksichtigen der individuellen Interessen Ziele auf die Eigenarten des Jugendlichen abstimmen Beteiligung an Planung und Durchführung Aspektreiche Darstellung des Sachverhalts Ausbildungsinhalte wiederholt darbieten, aber nicht zu oft oder zu selten 7.6 Nennen Sie die Beweggründe etwas zu lernen? Das zu Lernende ist für die Arbeit notwendig Es ist jetzt oder später nützlich Es ist geistige Bereicherung, erweitert den Horizont, steigert das Selbstwertgefühl Es gibt Sicherheit, Urteilsvermögen, Entscheidungsfähigkeit Allg. Interesse, Freude 7.7 Erklären Sie das Prinzip der Leistungsmotivation und leiten Sie die Bedeutung für das Lehren und Lernen ab! Einen Anreiz zum Lernen schaffen, in dem die Lernziele niveauvoll, aber erreichbar gesteckt werden. Dies fördert positives Denken beim Lernenden und steigert sein Selbstwertgefühl. Der Lernende erfährt mehr Erfolgserlebnisse. Zwei Pole: „Angst vor Misserfolg“ und „Hoffnung auf Erfolg“ Skala von „viel zu leicht“ bis „viel zu schwer“ Restruktive Menschen: Aufgabe nur unwesentlich über der Mittelmarke ansetzen, da sonst eine Demotivation einsetzen kann, wenn die Aufgabe zu schwer war und so kein Lernprozess stattfindet. Der Azubi weigert sich - Angst vor Misserfolg! Positive Menschen: Aufgabe mit einem wesentlichen Abstand über der Mittelmarke ansetzen, da sonst Demotivation durch Unterforderung. Die Aufgabe sollte eine Herausforderung darstellen denn - Hoffnung auf Erfolg!