Zulassungsarbeit 1. Staatsexamen: Thema: Der

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Der Cthulhu Mythos 70 Jahre nach H.P. Lovecrafts Tod
Eine Untersuchung über die Einflüsse einer literarischen Idee auf
Medien und Subkulturen
Schriftliche Hausarbeit (Zulassungsarbeit)
Für das 1. Staatsexamen für das Lehramt an Realschulen
im Fach
Deutsche und vergleichende Volkskunde
an der
Ludwig-Maximilian-Universität München
vorgelegt von
Marcus Rauchfuß
Barer Straße 86
80799 München
Lehramt Realschule Englisch / Wirtschaftswissenschaft
Dozent: Dr. Rainer Wehse
München, den 17. Juni 2005
1
1.
Einführung
4
1.1.
Ziel dieser Arbeit
4
1.2.
Was definiert eine Subkultur?
5
1.3.
Was ist der Cthulhu Mythos?
6
6
1.3.2. Der Cthulhu Mythos, eine mögliche Definition
8
1.4.
1.3.1. Warum „Cthulhu Mythos“ statt „Cthulhu Myth“?
2.
Zur Person Howard Phillips Lovecraft
11
Literaten und Literatur um Lovecraft und
in Lovecrafts Nachfolge
14
2.1.
Grundsätzliches zur Mythos Literatur
14
2.2.
Freunde und Literaten aus Lovecrafts Umfeld
15
15
2.2.2. Harry Houdini
16
2.2.3. Robert E. Howard
16
2.3.
2.2.1. August Derleth
Neue Autoren seit den 1960ern
17
17
2.3.2. Ramsey Campbell
19
2.3.3. L. Sprague De Camp
20
Der Cthulhu Mythos in Fantasierollenspielen
21
3.
2.3.1. Stephen King
3.1.
Was ist ein Fantasierollenspiel?
21
3.2.
Das Spiel “Call of Cthulhu”
22
3.3.
Einflüsse der Werke Lovecrafts auf andere Rollenspiele
23
24
3.3.2. Dungeons & Dragons
24
Einflüsse im Internet
26
4.
3.3.1. Cthulhupunk
4.1.
Allgemeines zum Internet
26
4.1.1. Geschichte des Internets
26
4.1.2. Wichtige Begriffe
27
2
4.2.
Die Lovecraft Community
28
Forenboards und Groups
28
4.2.2.
Private Homepages und Sites
29
4.2.2.1. Campus Crusade for Cthulhu
29
4.2.2.2. Orion’s Arm
30
5.
4.2.1.
Film, TV und Musik
32
5.1.
Romanadaptionen
32
5.2.
Das Lovecraft Filmfest
33
5.3.
Elemente des Mythos in Film und TV
33
34
5.3.2. Tanz der Teufel
34
5.3.3. Blair Witch II: Book of Shadows
35
5.3.4. verschiedene TV Serien und Reihen
35
5.4.
5.3.1. Batman
Musik
36
5.4.1. Heavy Metal
37
5.4.1.1.Metallica
37
5.4.1.1.1. The Call of Ktulu
37
5.4.1.1.2. The thing that should not be
37
5.4.1.2.The Darkest of the Hillside Thickets
39
5.4.1.2.1. Flee
5.4.1.3.Weitere Bands und Künstler
40
41
41
Sonstige Medien
44
6.
5.4.2. Gothic und Industrial
6.1.
Comics
44
6.1.1. Lovecrafts Literatur als Comic
44
6.1.2. Einflüsse in anderen Comicserien
46
6.1.2.1. Batman
46
6.1.2.2. Akte X
46
6.2.
Online Comics
46
6.3.
Hörbücher
48
6.4.
Computerspiele
49
3
7.
Merchandise
51
7.1.
Chaosium
51
7.2.
Sigh Co.
51
8.
Auswirkungen des Mythos auf Magie und Religion in der
New Age- und Esoterik-Bewegung
8.1.
54
Das Necronomicon
54
8.1.1. Das Necronomicon in Esoterik und Okkultismus
54
8.1.2. Die tatsächliche Herkunft des Necronomicons
59
8.2.
Einflüsse im Satanismus
60
8.3.
Chaosmagie
61
8.3.1. Was ist Chaosmagie?
62
8.3.2. Chaosmagie und die Götter des Mythos
63
Satire und andere weniger ernste Seiten des Mythos
64
9.
9.1.
Cthulhu for President
64
9.2.
Religiöse Satire
65
9.3.
Große Alte und Äußere Götter in Plüsch
65
9.4.
Pokethulhu
66
10.
Abschließendes
67
Bibliographie
68
Anhang I
72
Anhang II
80
4
1. Einführung
„Phnglui mglwhnaf! Cthulhu R’lyeh wganagl fthagn!“
-In seinem Haus in R’lyeh schläft träumend der tote Cthulhu!-1
In den 20er und 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts verfasste der
amerikanische Autor und Exzentriker Howard Phillips Lovecraft eine große Anzahl
Romane, Gedichte und Kurzgeschichten, die sich alle um ein zentrales Thema
drehten: Das Pantheon der Großen Alten2, dessen inzwischen prominenteste Figur
Cthulhu ist. Obwohl der Erfolg Lovecrafts zu seinen Lebzeiten selten ausreichte, ihm
ein sicheres Einkommen zu gewähren, zählen seine Werke doch inzwischen zu den
einflussreichsten der Fantasy- und Horrorliteratur. Bekannte Autoren wie Stephen
King und Ramsey Campbell, dem ich für seine Mithilfe an der Entstehung dieser
Arbeit hiermit ausdrücklich danke, wurden durch ihn inspiriert und Elemente des von
Lovecraft erdachten Universums finden sich in einem bemerkenswert breiten
Spektrum der heutigen Popkultur, wie ich später noch zeigen werde, wieder.
1.1. Ziel dieser Arbeit
Der Cthulhu Mythos (im weiteren Verlauf auch einfach nur Mythos) in all seinen
Ausprägungen ist zugegeben ein sehr spezielles und einem Außenstehenden
verschlossenes Feld. Es ist deshalb das Ziel dieser Arbeit sowohl einen Einblick in
die literarischen Ursprünge des Mythos und dessen Weiterentwicklung in der
Literatur als auch in dessen Einflüsse in verschiedenen Subkulturen und Medien zu
geben. Deshalb werde ich versuchen, ein möglichst umfassendes Bild über alle
Facetten des Mythos, sei dies nun in Literatur, Film oder Spiel, zu zeichnen. Ich
hoffe zu verdeutlichen, dass die inzwischen über 80 Jahre alte literarische Idee, auf
„Der Ruf des Cthulhu“ in Der Cthulhu Mythos (Hörbuch) CD 1, Freiensteinau, 2002, Track 13,
Zeitindex 3:52 – 4:12 bis Track 14 Zeitindex 0:00 - 0:04 et.al.
2
Bei den Großen Alten (org. Great Old Ones oder auch vereinzelt einfach als Old Ones bezeichnet)
handelt es sich um eine inhomogene Gruppe sehr mächtiger und meist äußerst bösartiger
außerirdischer Wesen, die das von Lovecraft und seinen Nachfolgern erdachte Universum bevölkern.
Das Erscheinungsbild der Großen Alten ist höchst unterschiedlich und reicht von mehr oder weniger
menschenähnlichen Formen (Cthulhu, Ithaqua, Yig) über pflanzenartige (Vulthoom) bis hin zu
amorphen Wesen (Abhoth), auch scheinen manche miteinander zu kooperieren oder voneinander
abhängig zu sein (Nug und Geb), während andere bittere Rivalen sind (Hastur und Cthulhu). Allen
Großen Alten ist gemein, dass sie scheinbar anderen Naturgesetzen unterworfen sind oder gänzlich
über den Naturgesetzen stehen. Auch suchen viele aktiv die Verehrung „niederer“ Wesen, wie etwa
Menschen, weshalb sich in den Welten des Mythos zahlreiche Kulte auf der Erde und anderen
Planeten um die Großen Alten gebildet haben. Lovecraft selbst hat diesen Begriff nicht geprägt, dieser
kam erst nach seinem Tod auf. (Anm. d. Verf.)
1
5
die der Mythos zurückgeht, ein inzwischen sehr kreatives und vitales Eigenleben
entwickelt hat und nicht mehr nur auf Literatur begrenzt ist.
1.2. Was definiert eine Subkultur?
Eingangs sei erwähnt, dass der Begriff Subkultur an sich strittig ist, Rolf Schwendter
nennt in seinem Buch Theorie der Subkultur gleich mehrere untereinander
abweichende, teils politische, teils unpolitische Definitionen dafür, was eine
Subkultur ausmacht, alle von verschiedenen Autoren die sich mit diesem Thema
beschäftigt haben3. Bolte hat laut Schwendter folgendes zum Thema Subkultur zu
sagen:
„Bolte hat Subkultur als Gruppe mit vielen Gemeinsamkeiten in ihren
grundsätzlichen Vorstellungen, Fertigkeiten, nicht biologisch bestimmten
Verhaltensweisen und verfügbaren Geräten definiert.“ 4
Ich lege diese Definition meinem eigenen Verständnis zugrunde. Dennoch weise ich
darauf hin, dass Schwendters Buch bereits 1973 in der Erstauflage erschien und die
in den ersten beiden Kapiteln genannten Definitionen und Erklärungsansätze bis zur
jetzt aktuellen vierten Auflage (bereits von 1993) nicht modifiziert wurden, weshalb
mir eine Modifizierung der Definition angeraten erscheint.
Im Rahmen dieser Arbeit definiere ich Subkultur wie folgt:
„Eine Subkultur ist eine Gruppe mit vielen Gemeinsamkeiten, grundsätzlichen
Vorstellungen, nicht biologisch bestimmten Verhaltensweisen, homogenen
Interessen und ähnlichem Kleidungsstil, die bestimmte innerhalb der Subkultur
bekannte Treffpunkte (Gaststätten, Discotheken etc.) zur Zusammenkunft benutzt.“
Diese Definition erscheint mir sehr anwendbar, da sie sehr gut zusammenfasst, was
die vom Cthulhu Mythos beeinflussten Subkulturen ausmacht. Diese sind im
einzelnen:
Gothics, auch als „Grufties“ bezeichnet, Metaler (Fans der Musikrichtung Heavy
Metal), siehe zu beiden Gruppen Kapitel 5, Rollenspieler (siehe Kapitel 3),
Mitglieder der Esoterik/Okkultismusszene (siehe Kapitel 8) und natürlich die Fans
des Cthulhu Mythos.
Zugegeben sind diese Subkulturen alles andere als trennscharf untereinander. So
findet man Gothics, die auch gerne Heavy Metal hören und umgekehrt Metaler die
Gothic Musik mögen, Rollenspieler machen einen bedeutenden Anteil sowohl bei
3
4
Schwendter, R., Theorie der Subkultur, Hamburg, 1993, S. 9ff.
Ebenda. S.11
6
Heavy Metal Fans wie auch bei Gothics aus und in allen drei Gruppen finden sich
Personen mit zum Teil erheblichen Interesse an Okkultem (u.a. Hexen, Magie,
Tarot).5 Da bei Gothics, Metalern und Rollenspielern außerdem eine gewisse
Vorliebe für phantastische Literatur herrscht, findet man unter allen drei Gruppen
auch zahlreiche Lovecraft Fans.6
Das augenfälligste Merkmal aller dieser Subkulturen ist ihr Auftreten. Es herrscht
eine klare Dominanz schwarzer Kleidung vor, bei Rollenspielern zwar weniger stark
ausgeprägt, aber dennoch merklich mehr als innerhalb der Normalbevölkerung.
Hinzu kommen bei Metalern und Rollenspielern noch T-Shirts mit teilweise sehr
makaberen Motiven. Metaler wie Gothics beiderlei Geschlechts neigen zu eher
langen Haaren und zur Verwendung von Schmuck, wie Ketten, Ringe, Piercings und
Tätowierungen. Der getragene Schmuck zeigt häufig religiöse und/oder okkulte
Symbole, die auch von Mitgliedern der Esoterikszene gerne verwendet werden. Bei
Metalern wie Gothics sind umgedrehte oder normale Kreuze häufig, bei Gothics
zusätzlich Pentagramme und bei Metalern Mjölnire7 und andere Symbole der
nordischen Mythologie. Gothics und Metaler frequentieren in der Regel gemeinsam
bestimmte Gaststätten und Diskotheken, in denen ihre Musik gespielt wird.
Die Lovecraft Fans wiederum sind innerhalb dieser Subkulturen häufig durch
Kleidungsstücke und Schmuck mit eindeutigen Bezügen zum Mythos erkennbar,
näheres hierzu werde ich in Kapitel 7 erläutern.
1.3. Was ist der Cthulhu Mythos?
Der Cthulhu Mythos ist ein sehr vager Begriff, wie ich weiter unten zeigen werde.
Grob umfasst er sämtliche Literatur, die im Zusammenhang mit Lovecrafts
ursprünglichem Werk um die Großen Alten zusammenhängt. Inzwischen gibt es aber
Bereiche des Mythos, mit denen Lovecraft selbst nie gerechnet hat: Der Mythos ist in
Film und Musik und auch im Internet präsent. Zentrale Figur des Mythos ist Cthulhu
selbst, dessen Abbild Lovecraft wie folgt beschreibt:
„Es schien eine Art Ungeheuer zu sein oder ein Sinnbild für ein Ungeheuer, mit
einer Gestalt, wie sie sich nur eine kranke Einbildungskraft einfallen lassen kann.
Wenn ich sage, dass meine irgendwie ausschweifende Fantasie Bilder eines
Tintenfisches, eines Drachen und des Zerrbild eines Menschen hervorbrachte, so
5
Ich spreche hier aus persönlicher Erfahrung. Ich selbst bin Rollenspieler und bewege mich schon seit
nunmehr 15 Jahren in der Heavy Metal und Gothic Szene. (Anm. d. Verf.)
6
siehe auch Kapitel 5 dieser Arbeit.
7
Mjölnir: Hammer des Gottes Donar/Thor (Anm. d. Verf.)
7
komme ich dem Geist des Dings nahe. Ein aufgeschwemmter Kopf mit Fangarmen
krönte einen grotesken und schuppigen Leib, der Ansätze von Schwingen zeigte.“8
Dies ist Lovecrafts erste Beschreibung des Großen Alten Cthulhu. Seine Hautfarbe
wird meines Wissens nach in keinem Roman erwähnt, doch hat es sich inzwischen,
möglicher Weise in Anlehnung an die Farbe der ebenfalls in Cthulhus Ruf erwähnten
steinernen Abbilder Cthulhus, eingebürgert, ihn als grün darzustellen.
1.3.1. Warum „Cthulhu Mythos“ statt „ Cthulhu Myth“?
Der Begriff „Cthulhu Mythos“ stammt ursprünglich von August Derleth (siehe
1.3.2.), einem Amerikaner, ist also eine englische Wortschöpfung. Mythos wird im
modernen Englisch allerdings eher selten gebraucht. Häufiger und gängiger ist die
Verwendung des bedeutungsgleichen myth9, welches wiederum dem deutschen Wort
Mythos entspricht. Ich gehe davon aus, dass Derleth diesen Begriff vorsätzlich
gewählt hat, um mit dieser eher altertümlichen Formulierung das Alter der im
Mythos beschriebenen Wesenheiten zu unterstreichen. Eine genauere Klärung ist
leider nicht möglich. Derleth selbst ist bereits verstorben und Mr. Campbell konnte
mir keine weiteren Auskünfte geben.
„Der Ruf des Cthulhu“ in Der Cthulhu Mythos (Hörbuch) CD 1, Freiensteinau, 2002, Track 7,
Zeitindex 1:09 -1:30.
9
Vgl. Murray et.al., The Oxford English Dictionary, Vol. X, Oxford, 1989, S.179.
8
8
1.3.2 Der Cthulhu Mythos, eine mögliche Definition
Abb. 1.1.: Cthulhu10
Abb. 1.2.: „ Die Blutige Zunge“ ein
Avatar Nyarlathoteps11
Umfasste der Begriff ursprünglich nur die von Lovecraft und seinen
Korrespondenzpartnern in ihren Romanen und Kurzgeschichten erdachten
Wesenheiten (die Großen Alten um Cthulhu, einige Äußere Götter wie Azathoth und
Nyarlathotep, außerirdische bzw. parallel zum Menschen auf der Erde lebende
intelligente Spezies wie Tiefe Wesen, Ghule, Mi-Go, Ältere Wesen und die Große
Rasse von Yith12) und Bücher verbotenen Wissens, von denen das Necronomicon das
inzwischen bekannteste ist und auch schon eine Art Eigenleben entwickelt hat13, so
10
Bildquelle: http://www.cogsci.ed.ac.uk/~rjc/backgrounds/cthulhu.gif <14.08.2004, 19:37>.
Bildquelle: http://www.paratime.ca/v_and_v/pics/nyarlathotep01.jpg <14.08.2004, 19:39>.
12
Es würde zu weit führen, jede einzelne dieser Spezies zu definieren. Ich gehe nur deswegen
bezüglich der verschiedenen Pantheons ins Detail, weil diese in Kapitel 8 nochmals von Bedeutung
sind.
13
Dem Necronomicon ist in Kapitel 8 ein eigener Unterpunkt gewidmet. Dieses Buch ist reine
Fiktion, obwohl es zahlreiche unterschiedliche gedruckte Ausgaben gibt, die alle von sich in Anspruch
nehmen, ‚echt’ zu sein.
11
9
hat sich das Spektrum inzwischen sehr erweitert. Die Pantheons14 der Großen Alten
und Äußeren Götter sind stark gewachsen, das Pantheon der Älteren Götter und das
Pantheon der Götter der Erde15 kamen hinzu. Im Internet bildete sich außerdem eine
aktive Fan-Community heraus, die literarisch sehr aktiv ist, was zu einer Vielzahl
neuer mystischer Orte, außerirdischer Spezies und Bücher verbotenen Wissens
geführt hat16. Eine Schwierigkeit der Begriffsbestimmung ergibt sich hinsichtlich der
Philosophie Lovecrafts auf der einen und der seiner Nachfolger auf der anderen
Seite, man kann hier argumentieren, dass die Auslegung Derleths, der, wie erwähnt
den Begriff Cthulhu Mythos prägte, nicht im Sinne Lovecrafts ist:
“[The] Cthulhu Mythos is the label coined by the writer August Derleth for the
shared world based upon the themes, characters, and story elements found in the
works of H. P. Lovecraft, as well as his protegés and later writers influenced by him.
Combined, they form a kind of mythos a system of symbols upon which Lovecraft
could craft his dreamy, richly resonant stories. However, it should be duly noted that
much of the mythos published after Lovecraft's death (eg. Derleth) is at great
variance with Lovecraft's original concept of a valueness, meaningless universe of
chaos. Instead Derleth presents a codified mythos influenced by his own Christian
values, a struggle of good versus evil. Lovecraft himself was an atheist who
claimed Kant's "ethical system is a joke." (Hervorhebung durch den Verfasser)
Derleth was able to insinuate his own concepts, which were frequently at great
variance with those of Lovecraft, into common conceptions of Lovecraft's work in
two ways. First, he was the publisher of Lovecraft's texts in book form, and provided
them with introductions, giving his ideas greater influence on the reader's experience
then they would otherwise have (he also spread these interpretations far and wide in
magazine articles). Derleth tells us, for example, that "As Lovecraft conceived the
deities or forces of his Mythos, there were, initially, the Elder Gods . . . these Elder
Gods were benign deities, representing the forces of good, and existed peacefully at
or near Betelgeuze in the constellation Orion, very rarely stirring forth to intervene in
the unceasing struggle between the powers of evil and the races of Earth. These
powers of evil were variously known as the Great Old Ones or the Ancient Ones"
(Introduction to Tales of the Cthulhu Mythos, viii). This is all very unlike Lovecraft,
14
Ein Pantheon bezeichnet die Gesamtheit aller Götter einer Religion. Im Zusammenhang mit dem
Cthulhu Mythos finden sich aber mehrere Gruppen von Göttern, die voneinander unabhängig sind und
sich in Macht und Einflussbereich unterscheiden, weshalb sie verschiedenen Pantheons zugerechnet
werden. Außerdem konkurrieren ihre sterblichen Kultisten miteinander oder sind ebenso verfeindet
wie die Götter, denen sie dienen.
15
Äußere Götter, Ältere Götter und Götter der Erde sind im Vergleich mit den Großen Alten, welche
die aktivste und einflussreichste Gruppe von Göttern stellen, untergeordnete Pantheons bezüglich ihrer
Bedeutung für den Mythos. Innerhalb des Mythos stehen die Äußeren Götter allerdings über den
Großen Alten, Cthulhu wird manchmal als Oberpriester der Äußeren Götter bezeichnet. Ältere Götter
stehen in direktem Konflikt mit den Großen Alten und scheinen der Menschheit wohlgesonnen. Die
Götter der Erde darf man nicht mit irgendwelchen Göttern tatsächlicher irdischer Religionen
verwechseln. Ihr Einflussgebiet beschränkt sich auf eine Dimension, die in den Werken Lovecrafts
und seiner Nachfolger parallel zur irdischen Realität liegt, den Traumlanden. Die Götter der Erde
sind verglichen mit den Angehörigen der anderen Pantheons schwach und stehen unter dem Schutz
des Äußeren Gottes Nyarlathotep.
16
Siehe beispielsweise http://www.geocities.com/Area51/Corridor/6140/ und die auf dieser Seite
vorhandenen Links.
10
in whose work the Elder Gods never appear (but perhaps this is merely a limit case
showing how "rarely" they stir forth -- never), and there is no unified pantheon of
Great Old Ones. Indeed, the term "Ancient Ones" only appears in one story,
"Through the Gates of the Silver Key", and this says of the protagonist: "He
wondered at the vast conceit of those who had babbled of the malignant Ancient
Ones, as if They could pause from their everlasting dreams to wreak a wrath upon
mankind. As well, he thought, might a mammoth pause to visit frantic vengeance on
an angleworm". Derleth's work, on the other hand, is filled with recaps of his basic
cosmic good guys vs bad guys scenario. Derleth further tells us that "To supplement
this remarkable creation [the Necronomicon], Lovecraft added . . . the R'lyeh Text".
In fact, Lovecraft never referred to the R'lyeh Text, as it was invented by August
Derleth after Lovecraft's death. Indeed, it was Derleth who falsely quoted Lovecraft
as stating, "All my stories, unconnected as they may be, are based on the
fundamental lore or legend that this world was inhabited at one time by another race
who, in practicing black magic, lost their foothold and were expelled, yet live on
outside ever ready to take possession of this earth again."
Central to the mythos are the Great Old Ones, a fearsome assortment of deities led
by the dreaded Cthulhu (though there are other beings in the mythos that are even
more monstrous), who lies in a state of hibernation in the lost and sunken city of
R'lyeh. "When the stars are right," Cthulhu will awaken and wreak havoc upon the
earth.”17
Diese Definition ist einem Online-Lexikon entnommen, und obwohl sie keineswegs
offiziellen Status hat, fast sie sehr gut zusammen, was unter dem Cthulhu Mythos
verstanden wird. Auch greift sie das Problem auf, welches sich aus den
unterschiedlichen Weltanschauungen Lovecrafts auf der einen und der seines
Korrespondenzpartners, literarischem Nachfolgers, „Zöglings“ und letzten Endes
Bewahrers der lovecraftschen Literatur, August Derleth auf der anderen Seite ergibt.
Ich halte es außerdem für notwendig, diese Definition zu ergänzen. Der Cthulhu
Mythos umfasst inzwischen weit mehr als nur fantastische Literatur. Ein
Fantasierollenspiel namens Call of Cthulhu baut auf den Werken Lovecrafts und
seiner Nachfolger auf18, zahlreiche Romane und Kurzgeschichten wurden verfilmt
und es gibt inzwischen ein eigenes Lovecraft - Filmfestival19 bei welchem auch ganz
neue Aspekte des Mythos filmisch umgesetzt werden, weiter haben Aspekte des
Mythos verschiedene Heavy Metal Bands zu Stücken inspiriert, womit man den
Mythos nun auch in der Musik findet. Weiter hat die Community im Internet auch
außerhalb der Literatur eine bemerkenswerte Eigendynamik entwickelt. Hier sind
inzwischen Seiten entstanden, die ‚direkt’ in Lovecrafts Universum angesiedelt sind.
17
http://encyclopedia.thefreedictionary.com/Chthulhu%20mythos <Zugriff: 20.08.04, 22:14>
siehe Kapitel 3 dieser Arbeit
19
siehe Kapitel 5 dieser Arbeit
18
11
So gibt es unter http://www.miskatonic.net eine Internet-Präsenz der Miskatonic
University20, bei der man sich auch online registrieren kann.
1.4. Zur Person von Howard Phillips Lovecraft21
Abb. 1.3.: H.P. Lovecraft 22
Howard Phillips Lovecraft wurde am 20. August 1890 in Providence, Rhode Island,
USA geboren, wo er auch am 15. März 1937 starb.
Lovecraft war ein außergewöhnliches Kind. Im Alter von zwei Jahren soll er bereits
in der Lage gewesen sein, Gedichte auswendig vorzutragen, mit drei begann er zu
lesen. Sein erstes literarisches Interesse galt den Geschichten aus 1001 Nacht, mit
diesem Interesse entstand auch die Figur des Abdul Al Hazred23. Seinen Vater verlor
er bereits im Alter von fünf Jahren. Winfield Scott Lovecraft starb in einem
Sanatorium, wahrscheinlich an Syphilis. Zum Zeitpunkt seines Todes war er bereits
seit längerer Zeit wahnsinnig. Obwohl Lovecrafts Familie zum Zeitpunkt seiner
Geburt durch das Vermögen seines Großvaters mütterlicherseits noch recht
wohlhabend war, hielt dieser Wohlstand nicht lange an. Im Jahr 1904 waren die
Lovecrafts gezwungen, ihr Anwesen zu verlassen und in ein enges Quartier in der
598 Angell Street in Providence zu ziehen. Dies war für den damals 14jährigen
20
Die Miskatonic University ist eine weitere Erfindung Lovecrafts. Sie steht in Neu England, in der
Stadt Arkham, die ebenfalls eine Erfindung Lovecrafts ist, und wird in zahlreichen seiner Romane
und denen seiner Nachfolger erwähnt, unter anderem in „Cthulhus Ruf“, „Das Grauen von Dunwich“
und „Der Schatten über Innsmouth“. Sie ist ein wiederkehrendes Motiv, da viele der Protagonisten in
der Mythos-Literatur in irgend einer Verbindung zur Miskatonic University stehen. Die Bibliothek der
Universität enthält auch eine Kopie des Necronomicon.
21
Vgl. DeCamp, L.S., Lovecraft - Eine Biographie, Frankfurt, 1989.
22
Bildquelle: http://www.booksfactory.com/writers/lovecraft.htm <17.09.2004, 22:14>.
23
Siehe 8.1.2.
12
Lovecraft ein traumatisierendes Erlebnis und hatte wahrscheinlich Einfluss auf sein
nur wenige Jahr später beginnendes literarisches Schaffen.
Aufgrund seiner schwachen Konstitution war Lovecraft Zeit seines Lebens oft krank,
was auch einen regelmäßigen Schulbesuch anfangs unmöglich machte, während der
Jahre des Wohlstandes seiner Familie war dies aber kein Problem, da Lovecraft
Privatunterricht erhielt. Später war er in der Lage, versäumten Unterricht durch
privates Studium von Büchern auszugleichen. Auf diese Weise entwickelte er auch
ein Interesse an der Naturwissenschaft, zuerst für Chemie, später für Astronomie. Es
waren auch Beiträge zur Astronomie, die als erste von Lovecrafts Werken
veröffentlicht wurden, denn ab 1906 schrieb er für die Astronomie-Kolumne des The
Pawtuxet Valley Gleaner.24
Lovecrafts erstes mit dem Mythos verbundenes Werk war Dagon, diese
Kurzgeschichte erschien 1919 im Amateurliteraturmagazin Vagrant.25 Lovecraft
schaffte es aber nie, ausschließlich von der Veröffentlichung seiner Werke zu leben,
da er viele für zu schlecht hielt, um eine Veröffentlichung zu rechtfertigen. Seinen
Lebensunterhalt verdiente er sich statt dessen als Korrektor und Ghostwriter.26
Lovecrafts Mutter starb 1921, ebenfalls in einem Sanatorium. 1922 schrieb Lovecraft
The Hound, eine Geschichte mit schon deutlichen Bezügen zum Mythos.27 Zwei
Jahre später heiratete er Sonia Greene, die er bei einem Treffen von
Amateurschriftstellern kennen gelernt hatte und zog mit ihr nach New York. Er
hasste diese Stadt, ihre Größe, den Lärm, die Enge zwischen den drängenden
Menschenmassen und den Gestank. Die Ehe hielt nur zwei Jahre und Lovecraft
kehrte 1926 nach Providence zurück, wo er auch bis zu seinem Tode blieb und bei
seinen Tanten wohnte.
In den letzten Jahren seines Lebens blühte Lovecraft zusehends auf. In dieser Zeit
entstand der Großteil seiner Geschichten um den Cthulhu Mythos und er hatte
schriftlichen Kontakt zu und förderte die Karriere einiger junger Literaten, viele
davon Teenager. Einer dieser jungen Autoren war August Derleth.
Howard Phillips Lovecraft starb am 15. März 1937, wahrscheinlich an einer
Kombination aus Krebs und Nierenversagen. Er wurde drei Tage später in der
Familiengruft der Lovecrafts auf dem Swan Point Cemetery in Providence
24
DeCamp , 1989, S.42.
Ebenda. S.97.
26
Ebenda. S.100ff.
27
Ebenda. S.126.
25
13
beigesetzt. Seine überlebende Tante Annie Gamwell erbte die bescheidenen Reste
seines Vermögens und seinen literarischen Nachlass.
14
2. Literatur und Literaten in Lovecrafts Umfeld und in seiner
Nachfolge
Die literarischen Werke Lovecrafts, seiner Freunde, Korrespondenzpartner und
Nachfolger bildet den bei weitem größten Teil des Cthulhu Mythos.
Die von Chris Jarocha-Ernst zusammengestellte Konkordanz zur Mythos Literatur28
nennt über 100 Autoren und über 2600 Einzelwerke von Gedichten über
Kurzgeschichten bis hin zu mehrbändigen Romanzyklen, die alle zum Mythos
gerechnet werden. Die im Internet ebenfalls vorhandenen Literatur aus der Feder der
Mitglieder der Fangemeinde ist allerdings darin nicht inbegriffen, da sie einfach zu
unüberschaubar ist. Eben so wenig finden sich in dieser Konkordanz Werke, die
nicht von englischsprachigen Autoren stammen. So nennt etwa der deutsche Autor
Wolfgang Hohlbein in seinem Buch Der Hexer von Salem29 zahlreiche Götter des
Mythos und gibt ihnen auch teilweise neue Beinamen, womit dieses Werk eindeutig
zur Mythos Literatur gehört, wird aber, da Hohlbein nicht auf Englisch
veröffentlicht, nicht in der Konkordanz geführt. Aufgrund der immensen
Materialfülle der gesamten Mythos Literatur und der sich daraus ebenfalls
ergebenden großen Anzahl von Autoren, werde ich mich auf eine Auswahl von sechs
Autoren beschränken, die sich aus unterschiedlichen Gründen von den anderen
abheben und ihr Werk kurz betrachten. Nun aber zunächst einige einführende Worte
zur Mythos Literatur selbst:
2.1. Grundsätzliches zur Mythos Literatur
Die Mythos Literatur umfasst ein sehr weites Feld und ist, da ständig neue Werke
hinzukommen, nicht vollständig eingrenzbar, die tangierten literarischen Bereiche
sind ebenso vielfältig. Man findet, wie bereits erwähnt, Gedichte, Kurzgeschichten,
Romane und ganze Romanzyklen die alle in irgendeiner Form mit dem Mythos
verbunden sind. Besonders innerhalb der Kurzgeschichten und Romane gibt es
wiederum eine erhebliche Themenvielfalt. Die meisten sind in der Gegenwart des
jeweiligen Autors (von 1917 bis heute) angesiedelt, doch findet man auch
Kurzgeschichten, die in vergangenen Epochen spielen, z.B. R.L. Tierney The seed of
the Star-God30, diese spielt zur Zeit des Römischen Reiches, und Science Fiction mit
28
Jarocha-Ernst, C., A Cthulhu Mythos Bibliography & Concordance, Seattle, 1999.
Vgl. Hohlbein, W., Der Hexer von Salem, Bergisch Gladbach, 2000.
30
Tierney, R.L., „The Seed of the Star-God“ in Anilowski (Hrsg.) The Shub-Niggurath Cycle,
Oakland, 1994.
29
15
Bezug zum Cthulhu Mythos. Einzige Verbindung der einzelnen Werke der Mythos
Literatur untereinander ist somit die bewusste Verwendung von Motiven und
Elementen dessen, was Lovecraft und seine zeitgenössischen Korrespondenzpartner,
wie August Derleth, und Co-Autoren, wie Zelia Bishop und Harry Houdini,
erfunden haben, um diese in eigener Belletristik zu verwenden. Ich muss hier diese
Einschränkungen der Belletristik und der bewussten Verwendung machen, um eine
scharfe Trennung zur Literatur in Kapitel 8 zu erhalten.
Um Kapitel 8 kurz vorzugreifen: Inzwischen sind einige „okkulte“ Werke in der
Esoterik Szene im Umlauf, die ebenfalls mehr oder weniger bewusst, wie ich zeigen
werde, Elemente des Mythos enthalten. Diese Art der Verwendung war allerdings
von Lovecraft, der selbst Atheist, wenn nicht sogar Nihilist war, nie intendiert und
widerspricht somit der literarischen Idee des Mythos, der reine Fiktion ohne Wurzeln
in irgend einem okkulten Geheimwissen ist. Aus diesem Grund zählen „okkulte“
Werke mit Bezug zum Cthulhu Mythos nicht zur Mythos Literatur.
2.2. Freunde und Literaten aus Lovecrafts Umfeld
Howard Phillips Lovecraft hatte zu seinen Lebzeiten regen Briefwechsel mit
zahlreichen Bewunderern der von ihm im Magazin Weird Tales veröffentlichten
Geschichten. Außerdem kooperierte er mit mehreren aufstrebenden, unerfahrenen
Autoren, die ihn um Hilfe bei der Erstellung eigener Geschichten ersuchten.
Ich werde hier drei Autoren vorstellen, die allesamt Briefpartner und/oder
persönliche Bekannte Lovecrafts waren: Zu aller Erst August Derleth, dem es
überhaupt zu verdanken ist, dass Lovecraft nach seinem Tod nicht in Vergessenheit
geriet. Der zweite Autor ist Harry Houdini, der weltbekannte Entfesslungskünstler.
Abschließend stelle ich noch Robert E. Howard vor, einen weiteren Briefpartner
Lovecrafts, der ebenfalls in Weird Tales veröffentlichte und später wegen einer von
ihm erfundenen Figur berühmt wurde.
2.2.1. August Derleth
August Derleth, der 1909 geboren wurde, war noch ein Teenager, als er zum ersten
Mal mit Lovecraft in Kontakt trat. Zwischen ihm und Lovecraft entwickelte sich
allerdings rasch eine tiefe Freundschaft, die für den Fortbestand des Mythos nach
Lovecrafts Tod sehr wichtig sein sollte. Derleth gründete bereits 1939 zusammen mit
Donald Wanderei den Verlag „Arkham House“, benannt nach Lovecrafts fiktiverer
16
Stadt in Neu England. Ihre erste Veröffentlichung war der Band The Outsider and
Others31. 1941 starb Lovecrafts überlebende Tante Annie und überließ Derleth und
Wanderei die Rechte an Lovecrafts Literatur.32 Wanderei ging ein Jahr später zum
Militär und Derleth führte den Verlag alleine weiter. Er veröffentlichte weitere
Geschichten des Mythos, die er selbst verfasste, aber auf fragmentarischen Notizen
Lovecrafts, die er ebenfalls von dessen Tante erhalten hatte, aufbaute. 1959 erschien
The Survivor and Others, 1959 The Shuttered Room. Zehn Jahre später kam mit
Tales of the Cthulhu Mythos die erste Sammlung heraus, die auch Geschichten neuer
Autoren enthielt, darunter Ramsey Campbell.33 Während der nächsten Jahren wuchs
die Fangemeinde Lovecrafts ständig, eine Originalausgabe des The Outsider and
Others wurde 1974 bereits mit bis zu 300 Dollar gehandelt.34
Derleth war es gelungen, den Mythos am Leben zu erhalten und neue Autoren zu
gewinnen. Damit entwickelte der Mythos eine Eigendynamik, die er bis heute nicht
verloren hat.
2.2.2. Harry Houdini
Ich habe Harry Houdini für diese Betrachtung ausgewählt, um zu demonstrieren,
dass Lovecraft zwar damals noch keiner breiten Masse von Lesern bekannt war,
allerdings schon einige bemerkenswerte Persönlichkeiten zu seinen Fans zählten.
Unter ihnen war eben auch der Entfesslungskünstler Harry Houdini, der sich mit
Lovecrafts Unterstützung als Autor fantastischer Literatur betätigte. Aus dieser
Kooperation entstand allerdings nur eine Geschichte, die erhalten geblieben ist:
Imprisoned with the Pharaos, die 1924 in Weird Tales erschien35. Die Hauptrolle in
dieser Geschichte spielt Houdini selbst, der von Wüstenräubern überfallen und in ein
Gängelabyrinth unter einer Pyramide geworfen wird, um dort Zeuge schrecklicher
Vorgänge zu werden.
2.2.3. Robert E. Howard
Robert E. Howard war ebenfalls einer der vielen Korrespondenzpartner und Freunde
Lovecrafts36. Wie Lovecraft veröffentlichte er seine Werke zunächst in Weird
31
Derleth, A. (Hrsg.) The Outsider and others,Toronto, 1991.
DeCamp, 1989, S.306.
33
Ebenda, S.308f.
34
Ebenda, S. 309
35
Jarocha-Ernst, 1999, S. 157
36
DeCamp, 1989, S.298
32
17
Tales37, er ging aber selbst wegen einer anderen Gestalt in die Literaturgeschichte
ein: Conan der Barbar.
Bei genauerer Betrachtung und Vergleich der Werke Lovecrafts und Howards (d.h.
Howards Literatur um Conan) werden einige erstaunliche Parallelen augenfällig, hier
eine Auswahl:
Serpent-People, Valusia, Mu, Atlantis und Cthulhu selbst sind alles von Lovecraft
verwendete Elemente des Mythos, die sich auch in Howards Romanen um Conan
und in denen um König Kull, der ein Zeitgenosse Conans ist, wiederfinden. Somit
spielen alle Conan Romane in einer vorgeschichtlichen Periode der Welt, in der
Lovecraft seinen Mythos ansiedelt. Damit sind die Conan und König Kull Romane
ebenfalls Teil des Mythos.38 Howard starb 1936, ein Jahr vor Lovecraft. Er beging
Selbstmord nachdem er vom unausweichlichen Tod seiner an Tuberkulose im
Endstadium leidenden und bereits ins Koma gefallenen Mutter erfahren hatte, sie
starb einen Tag nach ihrem Sohn.39
2.3. Neue Autoren seit den 1960ern
Seit den 1960ern hat die Zahl der aktiv am Cthulhu Mythos literarisch mit
arbeitenden Autoren stark zugenommen. Es ist nicht Ziel dieser Arbeit, die Gründe
hierfür darzulegen. Sicher ist aber unter anderem die bereits erwähnte Arbeit von
Derleth und Wanderei und ihr gemeinsamer Verlag ausschlaggebend. Unter diesen
neuen Autoren befinden sich einige, die inzwischen recht große Popularität erreicht
haben, allen voran Stephen King, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren
der Gegenwart.
2.3.1. Stephen King
Es mag vielleicht auf den ersten Blick überraschen, dass der erfolgreichste
kontemporäre Autor der Horrorliteratur zur Mythos Literatur beigetragen hat,
tatsächlich ist er ein Bewunderer Lovecrafts. King sagte selbst einmal über
Lovecraft:
„I think it is beyond doubt that H.P. Lovecraft has yet to be surpassed as the
Twentieth Century's greatest practitioner of the classic horror tale.” 40
37
Jarocha-Ernst, 1999, S. 109ff.
Vgl. Jarocha-Ernst, 1999
39
http://www.crossplains.com/howard/ <07.08.2004, 9:15>
40
http://www.hplfilmfestival.com/ <07.08.2004, 10:37>
38
18
Somit ist es vor diesem Hintergrund weniger verwunderlich, dass sich mehr oder
weniger deutliche Bezüge zu Lovecraft in fast allen Werken Kings finden. Ich
möchte dies anhand dreier Werke demonstrieren41, die inzwischen auch verfilmt
wurden (Anmerkung: In den Verfilmungen werden die Bezüge auf den Cthulhu
Mythos, mit Ausnahme von The Stand, nicht erwähnt):

The Stand

It

Pet Sematary
The Stand (in Deutsch erschienen als „Das Letzte Gefecht”) nennt die Äußeren
Götter Azathoth und Nyarlathotep. In der deutschen Synkronisation der Verfilmung
ist außerdem vom Dunklen Mann die Rede, der ein Avatar Nyarlathoteps ist42.
In It (in Deutsch erschienen als „Es“) wird Richard Upton Pickman erwähnt, ein von
Lovecraft erdachter Künstler, der sich in einen Ghul43 verwandelt.44 Außerdem kann
man durchaus dafür argumentieren, dass It von seiner Macht, Langlebigkeit und
seinem Verhalten nach nicht selbst ein niederer Großer Alter ist.
Pet Sematary („Friedhof der Kuscheltiere“) schließlich nennt den Großen Alten
Ithaqua. Dieser Große Alte wird oft in Verbindung mit den nordamerikanischen
Ureinwohnern erwähnt und es ist auch ein amerikanischer Ureinwohner, der die
Stelle kennt, an der man Tote vergraben muss, damit sie zurückkommen.45
Ähnliche Bezüge, insbesondere durch die Verwendung von Lovecraft erfundener
Orte wie Arkham finden sich noch in weiteren Romanen und Kurzgeschichten
Kings, es würde allerdings zu weit führen und dieser Arbeit auch wenig zutragen,
diese alle aufzulisten. Ich wende mich nun einem weiteren Autor zu, über den der
Oxford Companion to English Literature folgendes zu sagen hat:
„Britain’s most respected living horror writer.”46
41
Angaben hinsichtlich der von King verwendeten Mythosbegriffe finden sich in Jarocha-Ernst, 1999
S.125f.
42
Vgl. King, S., The Stand, New York, 1990 und The Stand – Das letzte Gefecht, 1995, Warner Home
Video.
43
Ein Ghul ist eine Spukgestalt aus der arabischen Mythologie, die sich von Leichenfleisch ernährt
und Friedhöfe heimsucht (Anm. d. Verf.)
44
Vgl.Lovecraft „Pickmans Model“ in Joshi, S.T. (Hrsg.) The Dunwich Horror and Others, Sauk
City, 1984.
45
Vgl. King, S., Pet Sematary, New York, 1983.
46
Drabble, M. (Hrsg.) The Oxford Companion to English Literature, Oxford, 2000, S.497.
19
2.3.2. Ramsey Campbell
Allein aufgrund des oben zitierten Eintrages im Oxford Companion to English
Literature wäre eine Betrachtung der Literaten in Lovecrafts Nachfolge nicht
vollständig, ohne Ramsey Campbell zu erwähnen. Es kommt allerdings noch hinzu,
dass er meines Wissens nach einer der produktivsten gegenwärtig in der Mythos
Literatur tätigen Autoren ist und mit Sicherheit der produktivste europäische Autor.
Im Gegensatz zu King (s.o.) verwendet er nicht nur Elemente des Mythos, er hat mit
seiner Version des Severn River Valley47 einen neuen Handlungsort für die
Schrecken des Mythos geschaffen und diesen auch bewusst an die literarischen
Vorlagen Lovecrafts angebunden.48 In seinem Severn Rivern Valley liegen Orte wie
Goatswood, dieser ist inzwischen seinerseits ein Motiv , welches von anderen
Autoren aufgegriffen wird49. Auch fügte er dem Pantheon der Großen Alten zwei
neue Mitglieder hinzu, Byatis und Eihort. Letzterer ziert die Titelseite des zum
Cthulhu Rollenspiel (siehe Kapitel 3) gehörenden Kampagnenbandes The Great Old
Ones50, das Covermotiv ist inzwischen auch als Poster gleichen Namens erhältlich:
Abb. 2.1.: Eihort, Postermotiv
The Great Old Ones51
Betrachtet man sein Gesamtwerk und den Einfluss, den er jetzt schon auf die
Literaturszene um den Cthulhu Mythos ausübt, so kann man sagen, dass Ramsey
Campbell wahrscheinlich der gegenwärtig einflussreichste Autor der Szene ist.
47
Vgl. Campbell, R., Cold Print, S,9ff. London, 1993.
Vgl. ebenda.
49
Vgl. Aniolowski, S. D. (Hrsg) Made in Goatswood Oakland, 1995.
50
Vgl. Rowland et.al. The Great Old Ones, Albany, 1989.
51
Bildquelle: http://catalog.chaosium.com/images/CHA2321-POSTER.gif <19.08.2004, 18:00>
48
20
2.3.3. L. Sprague DeCamp
Das sicherlich Bemerkenswerteste am Werk L. Sprague DeCamp ist, dass er in der
Tradition zweier großer Autoren der Fantastik weiterarbeitete und zur weiteren
Synthese der von diesen beiden geschaffenen Welten beitrug. L. Sprague DeCamp
schrieb sowohl als Nachfolger von Howard Phillips Lovecraft, dessen Biograph er
auch ist, als auch von Robert E. Howard. DeCamp verfasste Werke zum Cthulhu
Mythos wie Xeroxing the Necronomicon52. Sein Hauptwerk spielt allerdings in
Robert E. Howards Welt von Conan, hier ist es ihm allerdings gelungen, Conans
Welt weiter als zeitlichen Vorläufer der von Lovecraft entwickelten Erde des
Cthulhu Mythos zu etablieren, indem er weitere Elemente des Mythos in seine
Geschichten um Conan einfließen ließ.53
52
53
Jarocha-Ernst, 1999, S.72
Ebenda. S.72ff.
21
3. Der Cthulhu Mythos in Fantasierollenspielen
In den 70er Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts kam mit Dungeons & Dragons zum
ersten Mal ein Spielsystem heraus, welches als Fantasierollenspiel bezeichnet wurde.
Dungeons & Dragons gibt es inzwischen in der dritten Auflage und es ist immer
noch erhältlich. Die Fantasiewelt in der es angesiedelt ist, ähnelt der in „Der Herr der
Ringe“. In den 80er und 90er Jahren kamen außerdem Spiele hinzu, die vor einem
Science-Fiction- oder Horrorhintergrund spielen. Zu letzterer Kategorie zählt auch
das Cthulhu-Rollenspiel Call of Cthulhu54.
3.1. Was ist ein Fantasierollenspiel?
Fantasierollenspiele sind eine Art Gesellschaftsspiel, bei welchem die Teilnehmer
mit einer Ausnahme in die Rolle von Charakteren schlüpfen, ähnlich der
Protagonisten eines Romans oder Figuren eines Theaterstücks, wobei der weitere
Verlauf der Handlung allerdings nicht festgeschrieben ist, sondern unter Beteiligung
aller Spielteilnehmer entwickelt wird. Diese Rollen, welche die Spieler übernehmen,
sind mehr oder weniger detailliert auf Charakterblättern festgelegt. Auf diesen
Charakterblättern befinden sich Angaben zu Aussehen, Intelligenz, physischen
Attributen und Charaktereigenschaften der gespielten Rolle, sowie ihre weiteren
Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten können von gewöhnlichen Dingen wie Tanzen,
Kochen und Autofahren bis hin zu Magie und Weltraumnavigation reichen und sind
von Spielsystem zu Spielsystem unterschiedlich. Einer der Mitspieler (der
Spielleiter), der keine solche Rolle übernommen hat, beginnt, eine Geschichte zu
erzählen und die Spieler reagieren auf die Ereignisse in der Geschichte, interagieren
mit den Personen , die sie im Verlauf der Geschichte treffen und auch miteinander.
Auf diese Weise entsteht eine dynamische Geschichte, die von allen Beteiligten
mitgestaltet wird.55 Mehrere zusammenhängende Geschichten (auch als Abenteuer
oder Szenario bezeichnet) bilden eine zusammenhängende Kampagne, an deren Ende
ein größeres Ereignis steht, welches die Spieler entweder selbst verursacht oder
maßgeblich beeinflusst haben. Welches tatsächliche Ziel eine Kampagne verfolgt
wird von den Wünschen der Spieler und natürlich auch vom Hintergrund des
Spielsystems bestimmt. Bei Rollenspielen mit einem Hintergrund ähnlich dem in
„Herr der Ringe“ geht es häufig um Ruhm, Reichtum und das Bezwingen eines wie
54
Petersen et.al., Cthulhu das Rollenspiel, Berlin, 1999.
Vgl. http://www.wordiq.com/definition/Role-playing_game und http://www.helden.de/wasis.htm
<01.09.2004, 22:03>.
55
22
auch immer gearteten Bösen. Science-Fiction Rollenspiele drehen sich oft um die
Erforschung des Weltraums, Kontakt mit anderen Spezies oder auch interplanetare
Konflikte, wie im Star Wars Rollenspiel.
Letztendlich geht es aber primär um das Spielen selbst. Es gibt keine Gewinner oder
Verlierer wie bei Risiko oder Mensch-ärgere-Dich-nicht.
Grundsätzlich kann man bei Fantasierollenspielen mehrere Arten unterscheiden.
Zuerst gibt es die sogenannten „Pen and Paper“ Rollenspiele, die man zuhause an
einem Tisch mit Freunden spielt, wie andere Gesellschaftsspiele auch. Sie heißen
deswegen „Pen and Paper“ Rollenspiele, weil man bezeichnender Weise ein Blatt
Papier (den Charakterbogen) und einen Stift für Spielnotizen verwendet. Diese Art
des Rollenspiels ist am verbreitetsten. Als nächste Gruppe kommen die Live Action
Rollenspiele (LARPs), bei denen man sich tatsächlich kostümiert und wie in einem
interaktiven Theater eine Rolle übernimmt und abschließend „Play-by-mail“ bzw.
„Play-by-email“ - Spiele, die ähnlich ablaufen wie „Pen and Paper“ Rollenspiele, nur
dass sich die Teilnehmer schriftlich verständigen und nicht im gleichen Raum oder
sogar Land sein müssen. Die obige Definition für Rollenspiele bezieht sich allerdings
vornehmlich auf die „Pen and Paper“ Rollenspiele, da Call of Cthulhu zu dieser
Kategorie zählt.
3.2. Das Horrorrollenspiel „Call of Cthulhu“
Call of Cthulhu (CoC) ist eines der ältesten und erfolgreichsten Rollenspiele, die
immer noch auf dem Markt erhältlich sind. Es wurde zum ersten Mal 198156 von
Chaosium57 veröffentlicht. Es baut direkt auf der Mythosliteratur Lovecrafts,
Derleths, Cambells und ihrer Mitliteraten auf.
In diesem Spiel übernehmen die Spieler Rollen, die ähnlich denen der Protagonisten
in den Romanen Lovecrafts und seiner Nachfolger sind. Im Vordergrund steht
hierbei außerdem, eine Atmosphäre zu schaffen, die der Welten des Cthulhu-Mythos
angemessen ist. Es geht in diesem Spiel nicht darum, heroische Ziele zu verfolgen,
Ruhm oder Reichtum zu erwerben, wie es etwa bei Dungeons & Dragons der Fall ist.
CoC ist insofern kein „klassisches“ Rollenspiel. Ziel ist es, die Umtriebe der Großen
Alten, ihrer Kulte und auch unabhängiger Wesenheiten zu Vereiteln und ihren
Einfluss zurückzudrängen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass es bei CoC
keine scharfe Trennlinie zwischen gut und böse gibt, wie es bei Dungeons &
56
57
Petersen et.al., 1999, S.3.
siehe auch http://www.chaosium.com
23
Dragons oder dem Herr der Ringe Rollenspiel der Fall ist. In der Tat müssen die
Spieler darauf achten, ebenso wie die Figuren in der Mythos Literatur, möglichst
wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zum einen, um nicht den Schergen der
Großen Alten und der anderen Pantheons zum Opfer zu fallen und zum anderen, weil
die Menschheit, welche die Spieler eigentlich schützen, von der Bedrohung durch die
Götter des Mythos nichts weiß und deshalb die Aktivitäten der Spieler als zwielichtig
oder gar kriminell ansehen könnte.
Zahlreiche Erweiterungen existieren inzwischen, die sich an die Literatur des Mythos
anlehnen oder, wie etwa das Erweiterungsregelwerk zu den Traumlanden, direkt
Teile des Mythos in Spielregeln übersetzen. Da sich die Literatur um den Mythos
ständig erweitert, kommen auch regelmäßig neue Erweiterungen des Spielsystems
hinzu. Außerdem ist Call of Cthulhu eines der wenigen Rollenspiele, bei welchem
mittlerweile zwei verschiedene Firmen beteiligt sind. Außer Chaosium arbeitet
inzwischen Pagan Publishing an Call of Cthulhu mit.
3.3. Einflüsse der Werke Lovecrafts auf andere Rollenspiele
Außer dem Cthulhu Rollenspiel selbst hat der Mythos Einflüsse auf andere
Rollenspielsysteme. Das Feld der Rollenspiele ist in den letzten 30 Jahren so stark
gewachsen, dass es den Rahmen dieser Arbeit inhaltlich und zeitlich sprengen würde,
jedes erdenkliche System nach Verweisen, Seitenhieben oder Insiderwitzen über den
Cthulhu Mythos zu durchsuchen. Statt dessen beschränke ich mich auf zwei
Rollenspielsysteme. Das eine weist deutliche Bezüge und Seitenhiebe auf den
Mythos aus während sich das andere direkt an den Mythos anlehnt. Das eine
Rollenspiel ist das bereits erwähnte Dungeons & Dragons, das andere das aus der
GURPS58 Reihe stammende Cthulhupunk.
Ein weiteres Rollenspiel mit sehr deutlichen Bezügen zum Mythos ist Pokethulhu.
Dieses Rollenspiel ist eine köstliche Parodie auf die Zeichentrickserie
Pokemon59,den Cthulhu Mythos und Rollenspiele im allgemeinen. Ich werde es in
Kapitel 9 dieser Arbeit behandeln, weshalb es in diesem Kapitel außen vor bleibt.
58
GURPS: Generic Universal Role Playing System. Ein von Steve Jackson Games stammendes
Spielsystem, welches für jedes erdenkliche Rollenspiel – Genre (Fantasy, Science – Fiction, Horror,
Cyberpunk etc.) eingesetzt werden kann. Es gibt ein Grundregelwerk und eine darauf aufbauende
große Anzahl Erweiterungsregelwerke, welche die verschiedenen Genres abdecken (Anm.d. Verf.).
59
Pokemon (abgeleitet von Pocket Monster): Ursprünglich von Nintendo 1996 für den Gameboy
entwickeltes Spiel: Spieler fangen und trainieren Pokemons und lassen sie gegeneinander antreten.
Inzwischen hat sich daraus eine ganze Palette weiterer Spiele, Kartenspiele und auch eine Japanische
TV – Zeichentrickserie (in Deutschland von RTL II ausgestrahlt) entwickelt (Anm.d. Verf.).
24
3.3.1. Cthulhupunk
Cthulhupunk ist, wie bereits erwähnt, ein Regelwerk der GURPS Reihe. Es lehnt sich
an zwei Genre an: Horror, speziell Cthulhu, und Cyberpunk60. Im Bezug auf die
Elemente des Cyberpunks, die es verwendet, stellt es eine eigenständige Erweiterung
des Mythos-Universums dar, da es meines Wissens nach keine Romane oder
Kurzgeschichten gibt, die sich mit dem Mythos vor einem entsprechenden Science –
Fiction Hintergrund beschäftigen. Das Regelwerk zu Cthulhupunk stellt also eine
völlig eigenständige Erweiterung des Mythos dar. Es eröffnet Spielern die
Möglichkeit, die Schrecken des Mythos mit den Mitteln der Zukunft
entgegenzutreten, auf der anderen Seite stehen natürlich auch ihren Gegnern jetzt
ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung.
3.3.2. Dungeons & Dragons
Das hier schon mehrfach genannte Rollenspielsystem Dungeons & Dragons weist
ebenfalls zahlreiche Bezüge auf den Cthulhu Mythos auf. Bereits zur Erstauflage des
erweiterten Regelwerkes Advanced Dungeons & Dragons61 erschien ein
Abenteuerband (eine Kampagne) namens Castle Grayhawk62, in diesem findet sich
eine direkte Anspielung auf den Großen Cthulhu selbst, wenn auch in persiflierter
Form.
Außerdem gibt es bei Dungeons & Dragons eine Art Monster, die im englischen
Original Illithid oder Mindflayer und in der deutschen Übersetzung des Spiels
Illithide oder Gedankenschinder genannt wird. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen
und Cthulhu selbst ist enorm, dies betrifft sowohl allgemeines Aussehen
(Gedankenschinder unterscheiden sich äußerlich von Cthulhu nur durch die Größe,
sie sind menschengroß, Cthulhu titanisch, und das Fehlen der bei Cthulhu
60
Cyberpunk bezeichnet ein spezielles Genre der Science-Fiction. Cyberpunkromane und -filme sind
in der nahen Zukunft angesiedelt. Diese Zukunft ist oft düster, mit riesigen heruntergekommenen
Städten in denen das Verbrechen regiert und mächtigen Konzernen, welche die Herrschaft den
Regierungen der Staaten abgenommen haben Der Begriff Cyberpunk entstammt dem 1984
veröffentlichten Roman Neuromancer von William Gibson, der auch als Begründer des Genres gilt.
(Anm. d.Verf.)
61
Advanced Dungeons & Dragons unterscheidet sich in den grundsätzlichen Regeln nicht von
Dungeons & Dragons. Es wurden lediglich einige Regeln hinzugefügt, um das Spiel
abwechslungsreicher zu gestalten, den Charaktere mehr Tiefe zu geben (das ursprüngliche Dungeons
& Dragons verfügt über kein Fertigkeitensystem) und den Spielern mehr Möglichkeiten für die
Entwicklung ihrer Charakter zu geben. (Anm. d. Verf.)
62
Breault et. al. Castle Grayhawk, Lake Geneva, 1988, S.60 f.
25
vorhandenen Flügel), als auch ihr Verhältnis zu den Menschen und die Herkunft der
Gedankenschinder. Wie Cthulhu sehen sie die Menschen nur als Nahrungsquelle und
Sklaven und ebenso wie Cthulhu älter ist als die Erde und ein Wesen gänzlich
unbekannter Herkunft, blicken die Gedankenschinder auf eine Zivilisation zurück,
die ihren Höhepunkt vor Anbeginn der Menschheit hatte und deren genaue Herkunft
auf Abgründe zwischen den Dimensionen und gänzlich fremdartige Existenzebenen
hindeutet63. All diese Ähnlichkeiten lassen darauf schließen, dass die
Gedankenschinder direkt an Cthulhu angelehnt sind.
Abschließend bietet die neueste Auflag von Dungeons & Dragons, die sogenannte 3.
Edition, die Möglichkeit, Cthulhu direkt zu integrieren. Diese 3. Edition ist ähnlich
aufgebaut wie das oben erwähnte GURPS System. Es gibt ein Grundregelwerk (das
Spielerhandbuch), zu diesem kann man dann beliebig Erweiterungsregeln
hinzufügen. Eines dieser Erweiterungsregelwerke ist nun auch ein Cthulhu Rollenspiel.
63Vgl.
Cordell, B.R., Advanced Dungeons & Dragons Accessory Monstrous Arcana: the Illithiad,
Renton, 1998.
26
4. Einflüsse im Internet
Mit der allgemeinen Zugänglichkeit des Internets entdeckte auch die Fangemeinde
Lovecrafts dieses Medium für sich. Es hat sich inzwischen als sehr fruchtbarer
Nährboden für die Kreativität der Gemeinde erwiesen.
4.1. Allgemeines zum Internet
Bevor ich mich mit der Präsenz des Mythos und seiner Fans im Internet beschäftige,
werde ich noch einige Informationen und Begriffserklärungen zum besseren
Verständnis bereitstellen.
4.1.1. Geschichte des Internets64
Die Geschichte des Internets ist sehr komplex und eine genauere Beschäftigung mit
diesem Thema ist dieser Arbeit kaum zuträglich, weshalb ich nur einen sehr
gekürzten Überblick geben werde.
Die Idee eines weltweiten Computernetzwerkes kam bereits in den frühen 1960ern
auf, die ersten Netzwerke entstanden in der zweiten Hälfte dieser Dekade. 1973
erhielt das inzwischen in den USA entstandene ARPANET65 die erste internationale
Verbindung, sie ging über Norwegen nach Großbritannien zum University College of
London. Nur zwei Jahre später wurde das ARPANET zum ersten mal nicht
wissenschaftlich genutzt, indem eine private Mailingliste66 erstellt wurde. Die 1980er
sahen eine eher langsame Entwicklung, größten Teils bestand sie aus technischen
Verbesserungen und einer Zunahme der mit dem ARPANET (welches 1990 offiziell
eingestellt wurde) und seinem Nachfolger NSFNET verbundenen Länder, zu denen
seit 1989 auch Deutschland gehört (die Universität Stuttgart wurde als Vorreiter
bereits 1983 angeschlossen). Mit den 1990ern begann die eigentliche Revolution und
kommerzielle Nutzung des Internets. 1991 kam das heutige World Wide Web
(WWW) online, welches mittlerweile als Synonym für Internet benutz wird, dies ist
allerdings technisch nicht korrekt, da über das WWW keine Emails verschickt
werden, diese aber Teil des Internets sind. Seitdem wächst das Internet in immer
stärkerem Maße. Inzwischen ist es möglich, Radio und TV über das Internet zu
64
Vgl. zu diesem Punkt: http://www.zakon.org/robert/internet/timeline <Zugriff am 17.10.04, 15:07>
Vgl. ebenda.
Die ARPA (Advanced Research Projects Agency) war ursprünglich eine dem Pentagon unterstellte
Forschungsgruppe, zur Erforschung der militärischen Nutzbarkeit von Hochtechnologie (Anm. d.
Verf.).
66
Mailingliste: Elektronische Verteilerliste, die Nachrichten an alle in ihr gespeicherten Email –
Adressen versendet. (Anm. d. Verf.)
65
27
empfangen und die meisten Regierungen, nationalen und internationalen
Organisationen sind mit mindestens einer Internetpräsenz vertreten. Gleichzeitig
entwickelt sich das Internet immer mehr zu einer sozialen Institution als virtueller
Treffpunkt in der Gestalt von Chatrooms und Internet Communities (s.u.) und immer
mehr Menschen verbringen ihre Freizeit online. Wohin die weitere Entwicklung
führen wird, bleibt abzusehen. Die meisten von uns werden ohnehin dabei sein, um
sie mitzuerleben.
4.1.2. Wichtige Begriffe
Hier nun eine kurze Erklärung der wichtigsten internetbezogenen Begriffe, die im
Zusammenhang mit dieser Arbeit auftauchen:
Homepage: Jede Startseite einer Internetpräsenz bezeichnet man als Homepage. Von
ihr aus erreicht man alle weiteren Bereiche der jeweiligen Internetpräsenz. So ist die
Homepage der Tagesschau http://www.tagesschau.de. Von dieser Seite aus führen
Links zu weiteren Bereichen mit Nachrichten zu Themen wie Inland, Ausland,
Wetter und Wirtschaft.
Internet Community: Eine Internet Community ist jede Art von Gruppe, die sich
regelmäßig an von der Gruppe bestimmten virtuellen Orten im Internet trifft. Eine
Community beinhaltet meist Forenboards und Chatroom. Außerdem bieten
verschiedene große Internetfirmen wie Yahoo und MSN die Einrichtung sogenannter
Groups an, die ähnliche Funktionen haben wie jene Forenboards und Chatrooms.
Einer der größten im Internet vertretenen Anbieter von Groups ist Yahoo (siehe
hierzu: http://groups.yahoo.com ).
Chatroom: Chatrooms sind Treffpunkte im Internet die es den Usern (den Nutzern
des Chats) ermöglichen, sich schriftlich in Echtzeit miteinander zu verständigen.
Forenboard: Ein Forenboard ist eine Art Diskussions- und Gesprächsrunde im
Internet. Es unterscheidet sich von einem Chatroom dadurch, dass die Diskussionen
nicht in Echtzeit ablaufen sondern die Teilnehmer nach und nach Beiträge an das
Board schicken, die dann dort veröffentlicht werden.
28
4.2. Die Lovecraft Community
Die Lovecraft Community umfasst die unterschiedlichsten Bereiche des kulturellen
Lebens im Internet. Man findet dort zu jedem Aspekt, der in dieser Arbeit abgedeckt
wird, Beiträge und Homepages – von Literatur über Film, Musik und Rollenspiel bis
hin zu Okkultismus und Satire und Humor. Ich kann wegen der großen Menge des
im Internet vorhandenen Materials nur ein oberflächliches Bild der Präsenz der
Community im Internet zeichnen, teilweise werden Aspekte der Internetpräsenz auch
in anderen Kapiteln dieser Arbeit erwähnt.
4.2.1. Forenboards und Groups
Wegen der bereits erwähnten großen Anzahl der mythosbezogenen Boards im
Internet beschränke ich meine Betrachtung auf zwei, deren Name allein schon den
Bezug zum Mythos herstellt:

http://www.shoggoth.net und

http://www.yog-sothoth.com67
Beides sind ihrem Aufbau nach typische Forenboards, wie man sie häufig im Internet
findet. Es gibt einen Chatbereich, eine Sektion für Downloads, Diskussionsforen,
weiterführende Links zu Seiten, die für die Nutzer wahrscheinlich interessant sind,
eigentlich alles, was ein normales Board auch hat. Einziger Unterschied zu anderen
Boards ist, dass sich die Themen, die hier diskutiert werden sich primär um den
Cthulhu Mythos drehen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei den Groups die unter http://groups.yahoo.com
zu finden sind:
Eine von mir im Rahmen dieser Arbeit am 25.10.2004 durchgeführte Suche zu drei
Begriffen des Cthulhu Mythos brachte Folgende Ergebnisse:
184 Groups zu „Cthulhu”, „Nyarlathotep“ sechs Groups und zum Necronomicon 34.
Ich gehe davon aus, dass sich diese Zahlen inzwischen erhöht haben.
Im Zusammenhang mit Forenboards und Groups seien hier noch Nicknames erwähnt.
Ein Nickname ist ein Pseudonym, das sich ein Internetnutzer gibt, wenn er oder sie
sich in einem Chatroom, einem Forenboard oder auch einem Spiel im Internet
67
Die korrekte URL ist im Zusammenhang mit http://www.yog-sothoth.com sehr wichtig. Die gleiche
Domain mit Endung „.net“ statt „.com“ ist eine Seite, die sich mit besonderen Spielarten des
menschlichen Paarungsverhaltens beschäftigt. (Anm. d. Verf.)
29
anmeldet. Man findet dem Mythos entlehnte Nicknames auch außerhalb der Foren
der Fangemeinde. Um nur einige Beispiele zu nennen (diese stammen von Seiten im
Internet ohne ausdrückliche Bezüge zum Mythos, Stand 12.11.04):
Auf dem Forenboard der Gothic- und Metal - Szene Münchens
(http://www.schwarzes-muenchen.de) findet sich ein Nephren Ka68.
Im bereits erwähnten Nachtwelten-Forum http://www.nachtwelten.de findet sich ein
Cthulhu und eine Miss Lovecraft.
Dies beweist zwar nicht, dass Personen, die sich einen auf den Mythos bezogenen
Nickname geben, auch tatsächlich der lovecraftschen Fangemeinde angehören, aber
es zeigt die weite Verbreitung aus dem Mythos entlehnter Begriffe.
4.2.2. Private Homepages und Sites
Die Diversität und Anzahl der dem Cthulhu Mythos gewidmeten Homepages ist
wirklich erstaunlich. Es gibt Seiten, die sich vor allem mit Lovecraft und seinem
Werk beschäftigen (z.B. http://www.hplovecraft.com ), Seiten zum Rollenspiel, wie
etwa http://www.opifex.cnchost.com, die Seite des H.P. Lovecraft Filmfestivals,
welches ich in Kapitel 5 ausführlich untersuche, http://www.hplfilmfestival.com und
andere zu jedem erdenklichen Bereich des Cthulhu Mythos.
Die beiden Seiten, die von mir zur genaueren Betrachtung ausgewählt wurden,
unterscheiden sich in zwei wichtigen Punkten vom Grossteil der anderen Seiten zum
und über den Mythos im Internet:

Sie sind optisch sehr gut aufgemacht und ausgesprochen umfangreich.

Sie behandeln sehr originelles Material, welches dem Mythos ganz neue
Facetten hinzufügt.
4.2.2.1. Campus Crusade for Cthulhu69
Diese Seite, ursprünglich wahrscheinlich als Persiflage auf die christliche Initiative
„Campus Crusade for Christ“ gedacht, hat sich inzwischen zu einer der
umfangreichsten und eindrucksvollsten Seiten des Mythos im Internet entwickelt.
Campus Crusade for Cthulhu ist sich allerdings hinsichtlich ihres ursprünglichen
Zweckes treu geblieben und eine Satire, insofern könnte ich sie auch in Kapitel 9
behandeln. Ich habe mich allerdings entschlossen, sie hier zu behandeln, weil sie
68
Nephren Ka ist ein fiktiver Pharao des alten Ägypten, ebenfalls eine Figur des Mythos, der
Nyarlathotep verehrte (Anm. d. Verf.).
69
http://www.locksley.com/cthulhu/index2.htm <08.10.2004, 19:09>.
30
einen, wenn auch satirischen, Blick auf die Welt wirft, wie sie sein könnte, gäbe es
die Großen Alten und deren Kulte tatsächlich.
Außer der Startseite, die ein Aufruf ist, sich einem Kult um die Großen Alten
anzuschließen, gibt es noch einige sehr interessante weiterführende Links zu
weiteren Bereichen der Seite, diese führen zu:

Cthulhu Scouts of America

Famous Residents of Arkham
Cthulhu Scouts of America persifliert, wie man dem Namen entnehmen kann, die
amerikanische Pfadfinderbewegung. Dies geschieht allerdings mit großer Liebe zum
Detail. Es werden Verdienstabzeichen und Orden der Cthulhu Scouts vorgestellt,
selbst ein Handbuch ist abgebildet. Als Bildmaterial für die Cthulhu Scouts selbst
dienen allerdings modifizierte Bilder der Hitlerjugend. Über den Geschmack dieser
Auswahl kann man sicherlich geteilter Meinung sein.
Weit weniger kontrovers ist hingegen die Sektion „Famous Residents of Arkham“.
Hier zeigen die Macher der Seite eine eklektische Mischung Fotos von Personen, die
alle mit mehr oder weniger sinnvollen Kommentaren in Zusammenhang mit
Mythosaktivitäten in Arkham gebracht werden. Es sind Fotos vom Anbeginn der
Fotografie bis heute vorhanden. Die Personen auf den Bildern reichen von
siamesischen Zwillingen und Bildern mit „Geistern“ die durch Doppelbelichtung
entstanden bis hin zu Tanzgruppen und Hobbyfischern. Alle Kommentare enthalten
Anspielungen und Seitenhiebe auf die Werke Lovecrafts. Die Gesamtzahl aller Fotos
geht in die Hunderte, es sind insgesamt 58 Seiten, auf denen ausschließlich
„Bewohner“ Arkhams zu sehen sind. Es ist eine beachtliche Leistung, eine solche
Zahl an Fotos zusammenzutragen und diese auch noch mit mythosbezogenen
Kommentaren zu versehen.
4.2.2.2. Orion’s Arm70
Bei Orion’s Arm handelt es sich um ein Online-Projekt zum Entwurf eines
Zukunftsbildes der menschlichen Gesellschaft basierend auf den gegenwärtigen
wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Autoren entwerfen hier ein Modell der
nächsten 10.000 Jahre, wie diese sein könnten. Dabei wird Wert auf Plausibilität und
Rationalität gelegt, es gibt keine Raumschiffe, die sich schneller als das Licht
70
http://www.orionsarm.com
31
bewegen, keine wirtschaftlich unrentablen Todessterne und auch keine
Außerirdischen, die aussehen wie Menschen mit spitzen Ohren. Statt dessen wird
viel über die zukünftige Soziologie der menschlichen Gesellschaft und die
Auswirkungen von künstlicher Intelligenz, Gentechnik und Cybernetik auf die
weitere menschliche Entwicklung spekuliert.
Ein Teil dieser Spekulationen betrifft auch Religionen der Zukunft. Eine dieser
Religionen ist Lovecraftism, darüber findet man bei Orions Arm folgendes:
„Lovecraftism
Mythos revolving around a crypto-dualistic chaos-cosmology; teaches that known space is a
small island of light, beyond which, and in the interstices between which, are otehr
intelligences of a much older nature. The name refers to an atomic age fabulist who
popularsied this worldview, but modern lovecraftism differs in a number of important
elements.”71
Die Präsenz des Mythos im Internet ist also immens. Wahrscheinlich hat das gesamte
im Internet zum Mythos auffindbare Material längst die in gedruckter Form
erhältliche Literatur an Umfang hinter sich gelassen. Ich gehe davon aus, dass dieser
Trend anhalten wird und das Internet zum Hauptbetätigungsfeld der lovecraftschen
Fangemeinde wird, soweit es dies nicht ohnehin schon ist.
71
http://www.orionsarm.com/eg/l/Lo-Lt.html#Lovecraftism <14.10.2004, 01:07>.
32
5. Der Mythos in Film, TV und Musik
Angesichts der immensen Literaturfülle rund um den Cthulhu Mythos ist es nicht
verwunderlich, dass verschiedene Romane und Kurzgeschichten inzwischen verfilmt
wurden und Elemente des Mythos, insbesondere das Necronomicon72, auch in
Filmen und Episoden von TV Serien auftauchen, die sonst keine Verbindung zu den
Werken Lovecrafts und seiner Nachfolger haben. Hier endet der Einfluss auf die
moderne Popkultur allerdings nicht. Gerade das „düstere“ Heavy Metal und zu einem
geringeren Teil auch die Musik der Gothic-Szene sind von Lovecraft inspiriert und
beeinflusst worden. Wie genau dieser Einfluss ausgeprägt ist und wie er sich zeigt,
werde ich in diesem Kapitel erörtern.
5.1. Romanadaptionen
Verschiedene Werke der Mythos Literatur sind inzwischen verfilmt worden. Eine der
ersten Verfilmungen ist „The Haunted Palace“ aus dem Jahre 1963, mit Vincent
Price in der Hauptrolle. Sie basiert auf Lovecrafts Roman Der Fall Charles Dexter
Ward73. Es ist auch Vincent Price, der Charles Dexter Ward spielt. Wie die meisten
anderen Adaptionen ähnelt sie der Literaturvorlage nur wenig. Lediglich der Name
des Protagonisten und der Ort der Handlung, Arkham, lassen auf die Herkunft des
zugrunde liegenden Stoffes schließen.
Ein weiteres Negativbeispiel hinsichtlich der Treue zur Literaturvorlage ist der 2001
gedrehte und nur auf Video und DVD erschienene Film Dagon74. Der Bezug auf den
Cthulhu Mythos wird durch die niedere Mythos Gottheit Dagon und einen ihr
gewidmeten Kult hergestellt. Die Handlung basiert sehr locker auf Lovecrafts Roman
Der Schatten über Innsmouth75. Dieser Roman spielt in einem abgelegenen
Fischerdorf in Neuengland, das von den Tiefen Wesen, einer Dienerrasse der Großen
Alten, deren Anführer und Vater Dagon ist, infiltriert wurde. Die Bewohner des
Dorfes tragen inzwischen das Erbgut der Tiefen Wesen in sich, was dazu führt, dass
sie im Laufe ihres Leben immer mehr mutieren und schließlich ganz zu Tiefen
Wesen werden. Diese Einwohner Innsmouths huldigen in einem Kult, dem
Esotherischen Orden von Dagon76 ihrem Vater Dagon und den Großen Alten. Das
Dorf selbst ist ein heruntergekommener, elender Fleck, an dem Fäulnis und Verfall
72
Siehe hierzu Kapitel 8.1.
Vgl. Lovecraft, H.P., Der Fall Charles Dexter Ward, Baden-Baden, 1990.
74
Dagon, Lionsgate/Fox DVD, 2001.
75
Vgl. Lovecraft, Der Schatten über Innsmouth, (Hörbuch) Freiensteinau, 2003.
76
Ebenda, CD 1, Track 9, Zeitindex 0:57 – 0:59 et.al.
73
33
herrschen. Im Film Dagon kommt leider keine Atmosphäre auf, die mit der
Atmosphäre der Romanvorlage vergleichbar wäre, auch tritt anstelle der
deformierten Priester des Dagon Kultes, wie Lovecraft sie beschreibt, eine attraktive,
spärlich bekleidete Hohepriesterin. Dies stellt einen völligen Bruch mit den Werken
Lovecrafts dar, die bar jeder sexueller Konnotationen sind.
Wesentlich näher am Original ist „Herbert West: Reanimator“77, basierend auf einer
gleichnamigen Kurzgeschichte Lovecrafts und ebenfalls nur auf Video bzw. DVD
erschienen. Die Handlung dreht sich um einen Mediziner, der ein Serum entwickelt,
welches Lebenskraft zurückgeben kann, selbst bei abgetrennten Körperteilen, die
dann ein Eigenleben entwickeln. Die Handlung unterscheidet sich lediglich durch
den Zeitrahmen vom Original, Lovecrafts Geschichte spielt zu seinen Lebzeiten, die
Verfilmung in unserer Gegenwart, sowie durch einige in der Verfilmung
hinzugefügte Details, um für Schreckmomente aber auch Humor zu sorgen.
5.2. Das H.P. Lovecraft Film Festival
Das H.P. Lovecraft Film Festival ist eine jährliche Veranstaltung von der
Fangemeinde Lovecrafts für die Fangemeine Lovecrafts. Das nun schon elfte
Festival fand vom 1. bis 3. Oktober 2004 in Portland, Oregon statt. Auf diesem
Filmfest werden einerseits professionelle Kinofilme und Fernsehproduktionen
gezeigt, die Elemente des Mythos enthalten, direkte Literaturverfilmungen sind oder
auch nur eine Atmosphäre haben, die dem Werk Lovecrafts ähneln. Andererseits
dient dieses Festival aber auch als Plattform zur Präsentation von
Amateurproduktionen, die sich häufig weit enger an den Mythos anlehnen als
vergleichbare professionelle Produktionen.78
5.3. Elemente des Mythos in Film und TV
Lovecrafts Werk hat inzwischen einen beeindruckenden Einfluss im Bereich Film
und Fernsehen. Dieser Einfluss ist nur selten offensichtlich. Vielmehr tauchen
einzelne Elemente des Mythos, wie etwa das Necronomicon, immer wieder ohne
Zusammenhang zum Rest des Mythos in verschiedenen Produktionen auf. Ich
möchte hier einige, teils recht überraschende Beispiele nennen.
Die bereits in Kapitel 2 genannten Verfilmungen, die auf Werken mit Bezug auf den
Mythos von Stephen King basieren, werden hier nicht betrachtet. Es geht
77
78
Herbert West: Reanimator, Elite Entertainment DVD, 2002.
http://www.hplfilmfestival.com/ <09.11.2004, 19:37>.
34
ausschließlich um solche Film- und Fernsehproduktionen, die auf Lovecrafts Werken
basieren oder Elemente seines Werkes verwenden.
5.3.1. Batman
Selbst die Verfilmung einer bekannten und beliebten Comicserie trägt Verbindungen
zu Lovecrafts Werk, so sehr diese Tatsache auch verblüffen mag. Tatsächlich ist der
Superschurke Mr. Freeze (dargestellt von Arnold Schwarzenegger) im 1997
erschienenen Kinofilm Batman & Robin79 im Arkham Asylum untergebracht.
Arkham ist, wie bereits zuvor erwähnt, eine Erfindung Lovecrafts. Der Film Batman
& Robin zitiert dieses lovecraftsche Element ganz im Stil und der Atmosphäre der
Romane Lovecrafts. Das Arkham Asylum in Batmans Heimatstadt Gotham City ist
ein düsterer, feindseliger Ort und gleicht somit den Handlungsschauplätzen, die
Lovecraft für seine Werke wählte. Dass gerade ein Irrenhaus (engl. Asylum) den
Namen eines Motivs Lovecrafts trägt, ist ebenfalls nicht weiter verwunderlich, ist
doch der Wahnsinn eine der prävalentesten Gefahren, mit der die Protagonisten der
Mythos Literatur zu kämpfen haben. So findet sich also eine versteckte Anspielung
auf Lovecraft in einem der erfolgreichsten Filme des Jahres 1997.
5.3.2. Tanz der Teufel
Tanz der Teufel (engl. „The Evil Dead“ 80) ist eine Reihe von drei Filmen, von der
die ersten beiden echte Horrorfilme, der dritte („Armee der Finsternis“) eher eine
Horrorkomödie ist. Diese Trilogie hat inzwischen bei Liebhabern des Genres
Kultstatus erreicht. Zentraler Punkt der Handlung ist ein Buch mit Namen
Necronomicon. Im ersten Teil finden die Akteure eine Kopie dieses Buches in einer
Hütte im Wald irgendwo in den USA und spielen ein ebenfalls in dieser Hütte
gefundenes Tonband ab, welches Beschwörungsformeln enthält. Die Formeln rufen
Dämonen herbei und somit nimmt das Unheil für den Rest des ersten und über die
beiden nachfolgenden Teile hinweg seinen Lauf. Bis auf den Namen hat das
Necronomicon in Tanz der Teufel allerdings nichts mit Lovecrafts Necronomicon
gemein. Es ähnelt eher den Versionen des Necronomicons, die in der Okkult- und
Esoterik-Szene im Umlauf sind und die ich in Kapitel 8 behandeln werde.
79
80
Batman & Robin, Warner Home Video - DVD, 1998.
The Evil Dead , Anchor Bay Entertainment - DVD, 2002.
35
5.3.3. Blair Witch II: Book of Shadows81
Blair Witch Project war einer der Überraschungserfolge des Kinojahres 1999. Der
Film ist als Dokumentation eines paranormalen Geschehens um das Verschwinden
dreier Filmstudenten angelegt. Blair Witch II schließt in einem ähnlich
dokumentarischen Stil, in dem schon The Blair Witch Project gedreht wurde, an die
Ereignisse des ersten Blair Witch Projects an. In Blair Witch Project II wird die
Mythosgottheit Shub-Niggurath82 mehrfach erwähnt. Die Figur im Film, die ShubNiggurath nennt, eine moderne Hexe (Wicca83) aus der Gothic-Szene, geht von der
realen Existenz dieser Gottheit aus. Der gesamte Zusammenhang, auch innerhalb
des Filmes betrachtet, ist allerdings mehr „Teenager-Okkultismus“ als eine Form von
Magie mit Verbindung zum Mythos im Sinne Lovecrafts. Dies ist aber insoweit
interessant, als dass die Macher des Films hier eine Thematik aufgreifen, auf die ich
in Kapitel 8 einen genaueren Blick werfen werde. Bei dieser Thematik handelt es
sich um die mehr oder weniger unreflektierte Aufnahme des Cthulhu Mythos in den
Bereich des Okkultismus und die entsprechende Verwendung in Ritualen und Magie.
5.3.4. Verschiedene TV Serien und Fernsehproduktionen
Vom Mythos inspirierte Episoden verschiedener Mystery-TV-Serien und auch
Fernsehfilmproduktionen finden sich überraschend häufig. Gerade die 70er Jahre US
Mystery-TV-Serie Night Gallery zeigte drei Episoden, die auf Lovecrafts Werken
aufbauten: Cool Air und Pickmans Model (vorlagengetreue Umsetzungen zweier
gleichnamiger Kurzgeschichten Lovecrafts) sowie Professor Peabody’s Last
Lecture, die zwar Bezüge zum Werk Lovecrafts aufweist, aber weder auf eine
Kurzgeschichte oder ein anderes Werk Lovecrafts zurückgeführt werden kann, noch
besonders gelungen ist, da in ihr nur Götternamen aus dem Mythos
zusammenhanglos genannt werden und Professor Peabody kurzzeitig einen Cthulhu
entsprechenden Kopf angehext bekommt, was vielleicht lächerlich aber weder lustig
noch schockierend ist.84 Abschließend sei noch eine weitere Produktion erwähnt, die
81
Blair Witch II: Book of Shadows Highlight DVD, 2002.
Shub-Niggurath ist eine Gottheit aus dem Pantheon der Äußeren Götter und wird im Mythos mit
Fruchtbarkeit assoziiert. Ihr Beiname ist „Schwarze Ziege mit den Tausend Jungen“ bzw. im
Englischen Original „Black Goat of a Thousand Young“. Dieser Beiname spielt später in Kapitel 8
noch eine wichtige Rolle.
83
Wicca ist eine auf Gerald Gardener zurückgehende, naturverbundene New Age – Religion, deren
Anhänger sich auch als Hexen bezeichnen. Diese Religion steht nicht im Zusammenhang mit den
esoterischen Einflüssen der lovecraftschen Literatur, weshalb sie auch nicht in Kapitel 8 behandelt
wird. (Anm. d. Verf.)
84
http://www.lurkerfilms.com/thelurker/ <10.11.04; 17:44>
82
36
zwischen all diesen Horrorfilmen und -episoden hervorsticht, eine Hommage an
Howard Phillips Lovecraft und sein Werk: Out of Mind, eine kanadische Produktion
aus dem Jahr 1999. Die gesamte Handlung besteht aus einem Interview mit H.P.
Lovecraft, wobei die Ähnlichkeit zwischen Lovecraft und dem ihn darstellenden
Schauspieler wirklich sehr beeindruckend ist (Abb.5.1.). Das Material des Interviews
ist direkt der Korrespondenz zwischen Lovecraft und anderen Autoren entnommen.85
Sie zeigt also eher einen Ausschnitt aus Lovecrafts Leben und gehört nicht zum
Cthulhu Mythos, ich habe mich allerdings deswegen entschlossen, sie hier zu
erwähnen, da sie meiner Meinung nach zeigt, dass Howard Phillips Lovecraft
inzwischen auch als Person und nicht nur als Autor des Cthulhu Mythos respektiert
wird.
Abb. 5.1.: Lovecraft in „Out of Mind“ (vgl. Lovecraft’s
Portrait Abb. 1.3.)86
5.4.
Musik
Der Cthulhu Mythos hat inzwischen auch Einzug in die Musikszene gehalten.
Passenderweise findet man ihn, in unterschiedlich starker Ausprägung, in zwei
Musikbereichen, die man immer noch gerne als „düster“ oder „finster“ bezeichnet
und deren entsprechende Subkulturen ich bereits vorgestellt habe: Heavy Metal und
Gothic.
85
86
http://www.lurkerfilms.com/thelurker/ <10.11.04; 17:44>
Bildquelle: http://www.thelurker.com/tv/outofmind.htm <10.11.04; 17:48>
37
5.4.1. Heavy Metal
Heavy Metal ist eine in den späten 60er und frühen 70er Jahren des Zwanzigsten
Jahrhunderts aus dem Rock `n Roll hervorgegangene Musikrichtung. Bands wie
Judas Priest und Black Sabbath waren die ersten Vertreter dieses Genres. Heavy
Metal zeichnet sich vor allem durch hohe Lautstärke, harte Klänge und meist auch
erhebliche Schnelligkeit des Rhythmus sowie, besonders in den Stilrichtungen Death
Metal und Doom Metal87, durch Düsternis aus. Seit den 90er Jahren des Zwanzigsten
Jahrhunderts findet man außerdem zunehmend eine Verquickung von Heavy Metal
mit Stilelementen der Klassik (z.B. bei Metallica, Blind Guardian, Apocalyptica und
Nightwish) und auch der Musik des Mittelalters und der Renaissance (z.B. bei
Skyclad und Haggard), meist durch Verwendung entsprechende Instrumente und
Melodien oder, wie im Falle von Metallica, durch Zusammenarbeit mit einem
klassischen Orchester.
5.4.1.1. Metallica
Metallica ist eine der ältesten kontinuierlich bestehenden Vertreter des Heavy Metals
und gleichzeitig die bisher erfolgreichste Heavy Metal Band überhaupt. Wie
zahlreiche andere Gruppen dieses Genres haben sie Werke Lovecrafts als Inspiration
für ihre Stücke genommen.
5.4.1.1.1. The Call of Ktulu
Dies ist ein Instrumentalstück, welches auf Metallicas zweitem Album Ride the
Lightning88 zu finden ist. Der Bezug auf den Cthulhu Mythos besteht hier im Titel,
da das Stück keinen Text enthält sind weitere Bezüge nicht direkt nachweisbar.
5.4.1.1.2. The thing that should not be
Dieses Stück weist ebenso Bezüge zum Cthulhu Mythos auf wie The Call of Ktulu,
dies beginnt schon mit dem Titel des Stückes: The Thing that should not be 89 ist der
Heavy Metal hat bis heute, insbesondere im „Bible Belt“ der USA aber auch in Europa, mit dem
Vorwurf des Satanismus und okkulter Praktiken während Konzerten und der Verbreitung versteckter
satanischer Botschaften auf ihren Alben zu kämpfen. Obwohl diese Vorwürfe lediglich von
Vorurteilen gestützt werden und jeder konkreter Basis entbehren, sind es gerade die düsteren, oft
heidnischer Mythologie entnommenen Texte des Death Metals und Doom Metals, die diesen
Vorurteilen immer wieder Vorschub leisten.
(Anm. d. Verf.)
88
Metallica, Ride the Lightning, Kopenhagen, 1984, Track 8.
89
Metallica, Master of Puppets, Kopenhagen, 1986, Track 3.
87
38
Beiname des Großen Alten Nyogtha90. Insgesamt hat das Stück allerdings
hinsichtlich des Mythos keine einheitliche Linie und nennt eine ganze Reihe
Gottheiten, Wesen und Orte die in innerhalb des Mythos in sehr unterschiedlichem
Zusammenhang stehen. Ich werde hier den Text in Auszügen wiedergeben und ihn
mit kursiven Kommentaren hinsichtlich der Bezüge versehen:
Hybrid children watch the sea
Pray for father, roaming free
Diese beiden Verse beziehen sich auf die Nachkommen der Tiefen Wesen, die bei
Lovecraft als Hybride bezeichnet werden und Cthulhu anbeten. Mit „Father“ kann
sowohl Cthulhu selbst als auch der Vater der Tiefen Wesen, Dagon, gemeint sein.91
[…]
He watches
Lurking beneath the sea
Great old one
Diese Verse beziehen sich auf Cthulhu selbst, der in seiner Stadt R’lyeh (auf die im
Text als „forbidden site“ angespielt wird) darauf wartet, dass sie wieder an die
Meeresoberfläche steigt.
[…]
Crawling chaos, underground
„Crawling Chaos“ ist ein Beiname des Äußeren Gottes Nyarlathotep92
[…]
Not dead which eternal lie
Stranger eons death may die
Bei diesen Versen handelt es sich um das bekannteste von Lovecraft erfundene
„Zitat” aus dem Necronomicon.93
[…]
Drain you of your sanity
Face the thing that should not be
“The Thing that should not be“ ist, wie gesagt, der Beiname des Großen Alten
90
Petersen et.al ,1999, S.199.
Vgl. Lovecraft, H.P., Der Schatten über Innsmouth, Baden-Baden, 1990.
92
Petersen et.al ,1999, S.198.
93
Vgl. Lovecraft H.P. „Der Ruf des Cthulhu“ in Lueg, 2002, CD 1, Track 19, Zeitindex 0:47 - 0:53.
91
39
Nyogtha. Dies ist die einzige Stelle im Text, die im Bezug zum Titel steht.
5.4.1.2. The Darkest of the Hillside Thickets
Diese Punk / Metal Band besteht vollständig aus Lovecraft Fans. Viele, wenn auch
nicht alle, ihrer Texte beziehen sich direkt auf den Mythos (s.u.).
Anhand der untypischen Bekleidung, welche die Band für ihre Lifeauftritte und
Fotos auf CDs benutzt, lässt sich auf eine gewisse Selbstironie schließen, die sich
wohl auch auf ihre Texte bezieht und die im unten stehenden Bild deutlich wird, der
Leadsänger, links im Bild, trägt darauf einen „Raumanzug“ aus rotem Plüsch:
Abb. 5.2.: Leadsänger und Gittarist von
„The Darkest of the HillsideThickets“94
In einer Musikszene, in welcher sich die Künstler gerne als „harte Männer“
produzieren und die dominierende Kleidungsfarbe Schwarz ist (vgl. Abb. 5.2.), wird
die Verwendung eines wirklich lächerlichen roten Plüschraumanzuges zu einem sehr
deutlichen Zeichen der Selbstironie. Nicht nur bricht der Leadsänger damit bewusst
mit den Konventionen der Heavy Metal Szene, er karikiert sie, und damit sich selbst,
durch die Verwendung dieser sehr ungewöhnlichen Bühnenverkleidung.
94
Bildquelle: http://www.holycow.com/thickets
40
Abb. 5.2.: Zum Vergleich eine typische Heavy Metal Gruppe: Manowar 95
5.4.1.2.1. Flee
Hier exemplarisch ein Liedtext der The Darkest of the Hillside Thickets. Er stammt
von der Homepage der Band: http://www.holycow.com/thickets.
Flee
Flee mortal flee in fear
Cthulhu's coming the end is near
all his children make their way
across the ocean to claim his day.
Flee mortal soon you'll know
Cthulhu deals the final blow
we are his voice and it's our due
to sing of what's in store for you:
pain, death, insanity, death
Die Gesamtheit dieses Textes fasst die Vorgehensweise von Cthulhus Kult, wie er in
„Der Ruf des Cthulhu” beschrieben wird, zusammen. Wenn Cthulhu aus seinem
95
Bildquelle: http://www.manowar.com <12.11.04; 19:34>
41
schlaf erwacht, werden seine Anhänger zu ihm strömen und die Welt mit Schrecken
überziehen.
Weitere Songtitel der Darkest of the Hillside Thickets sind z.B. Going down to
Dunwich (Anm. d. Verf.: Dunwich ist ein ebenfalls von Lovecraft erfundener Ort, der
in der in der Nähe von Arkham liegt), der sich sehr humoristisch mit den in der
Kurzgeschichte The Dunwich Horror96 beschriebenen Ereignissen auseinandersetzt
und Shoggoths away (Anm. d. Verf.: Shoggothen sind eine Dienerrasse der Großen
Alten), der die Erlebnisse einer Flugzeugbesatzung mit Shoggothen im Laderaum
beschreibt und ebenfalls alles andere als ernst ist.
Sowohl Going down to Dunwich als auch Shoggoths away finden sich auf dem
Album Cthulhu Strikes Back97, dessen Titel und Covermotiv wiederum eine
Anspielung sowohl auf Cthulhu als auch auf den zweiten Teil der Star Wars
Filmreihe The Empire Strikes Back98 ist.
5.4.1.3. Weitere Bands und Künstler
Außer den hier genannten Bands Metallica und The Darkest of the Hillside Thickets
gibt es noch viele weniger bekannte Gruppen und Solokünstler, die entweder durch
ihren Band- oder Künstlernamen, Azathoth und Daoloth, beides Äußerer Götter, sind
am häufigsten anzutreffen, ebenso gibt es eine Band mit Namen Necronomicon, oder
durch ihre Texte im Bezug zum Cthulhu Mythos stehen. Es würde den Rahmen
dieser Arbeit sprengen, diese einzeln aufzuführen.
5.4.2. Gothic - und Industrial - Musik
Gothic und Industrial Musik sind zwei Musikstile, die zur bereits vorgestellten
Gothic Subkultur gehören. Gothic als Musikstil deckt im Bezug auf Musik ein weites
Spektrum ab, von Rockbands wie den Sisters of Mercy über dir recht bekannten The
Cure bis hin zu „Mittelalter Rockbands“ wie Subway to Sally und Mittelaltergruppen
mit tatsächlich mittelalterlichen Instrumenten wie Schandmaul und Estampie. Es
würde allerdings den Rahmen dieser Arbeit sprengen, zu erläutern, weshalb sich ein
so weites Spektrum unterschiedlicher Musikstile im Bereich Gothic findet. Industrial
Lovecraft „The Dunwich Horror“ in Joshi, S.T. (Hrsg.) The Dunwich Horror and Others, Sauk
City, 1984.
97
The Darkest of the Hillside Thickets, Cthulhu Strikes Back, Vancouver, 2003.
98
Star Wars: Episode V – The Empire Strikes Back, 20th Century Fox, 1980.
96
42
ist im Gegensatz dazu recht klar definiert. Es ist eine dem bekannteren und in der
Hitparade zu findendem Techno verwandte Musikrichtung, die man auch als
„Düstertechno“ umschreiben könnte. Wie Techno wird Industrial rein synthetisch
und elektronisch erzeugt.
Obwohl sich Gothic und Industrial häufig mit ähnlichen düsteren Themen
beschäftigen wie Heavy Metal99 (Tod, Schicksal, Zerfall der Zivilisation) und die
Werke Lovecrafts auch hier thematisch sehr gut hineinpassen würden, ist der
Einfluss, den Lovecrafts Werke auf die Musik der Gothic-Szene haben, wesentlich
geringer.
Es ist mir während meiner Recherchen nicht gelungen, Bezüge in Liedtexten der
Gothic-Szene zum Cthulhu Mythos zu finden. Einzige Ausnahme hier ist die Band
Front 242, die eine Coverversion von Metallicas The Thing that should not be
eingespielt hat. Allerdings gibt es ein deutsches Musik-Label, das vornehmlich
Musik der Stilrichtung Industrial vertreibt, welches den Namen Zoth Ommog trägt.
Zoth Ommog gehört zum Pantheon der Großen Alten. Weiter trägt das Cover einer
CD der Gruppe Wumpscut ein Motiv, das unschwer als Karikatur Cthulhus zu
erkennen ist:
Abb. 5.2.: Cover der CD BlutKind/BloodChild
von Wumpscut100
Vgl. Amduscia – Melodies for the Devil, Leipzig, 2003 und Leatherstrip, Solitary Confinement,
Kopenhagen, 1992 et. al.
100
Bildquelle: http://music.porkrind.org/:Wumpscut:/BloodChild%20(Disc%201)/ <20.11.04;
23:04>.
99
43
Bis auf diesen Zusammenhang habe ich keine weitere Einflüsse auf die Musik der
Gothic-Szene gefunden, was allerdings verwundert, da innerhalb der Szene eine
große Fangemeine um Lovecraft und den Cthulhu Mythos existiert, wie ich aus
meinem persönlichen Umfeld weiß. Auch ergibt eine entsprechende Suchabfrage
über Diskussionsthemen innerhalb des größten Internetforums der GothicCommunity Deutschlands (siehe auch Kapitel 4) http://www.nachtwelten.de zum
Thema „Lovecraft“ oder „Cthulhu“ mehrere Dutzend Treffer, die sowohl Literatur,
als auch das Cthulhu Rollenspiel betreffen (Cthulhu: 35 Themen, Lovecraft: 73
Themen).
Eine genauere Betrachtung dieser Themen zeigt, dass viele Gothics Lovecraft lesen
und sich von ihm in eigenen Gedichten und Kurzgeschichten, soweit sie literarisch
tätig sind, inspirieren lassen. Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, im
Verhältnis zu Heavy Metal wenig Einfluss in der Musikszene zu finden.
44
6. Sonstige Medien
Außer dem im vorhergehenden diskutierten Einfluss in Film, TV und Musik, dem in
Kapitel 2 diskutierten Einfluss auf die kontemporäre Horrorliteratur und der im
Kapitel 4 gezeigten Anwesenheit des Cthulhu Mythos im Internet, hat sich der
Mythos auch in die bisher nicht betrachteten Gebiete der Medienlandschaft
ausgebreitet. Diese Betrachtungslücke will ich mit diesem Kapitel schließen.
6.1. Comics
Ähnlich wie in Literatur, Film und TV hat der Mythos auch im Bereich der Comics
Einzug gehalten, wo man auch außerhalb spezieller Mythos Comics seinen Einfluss
findet.
6.1.1. Lovecrafts Literatur als Comic
Seit den 1960ern hat es immer wieder Comicbuchverlage gegeben, die Lovecrafts
literarisches Werk in Comicform umgesetzt haben. Einer dieser Verlage ist Marvel,
der einige von Lovecrafts Geschichten in seiner Reihe Journey into Mystery
verarbeitete.
Abb. 6.1.: „Journey into Mytstery“, April
1974, The Haunter of the Dark101,102
101
http://members.aol.com/hplcomics/c_marvel.html und
http://www.marvel.com/company/index.htm <09.11.04, 15:36>
102
Lovecrafts Kurzgeschichte „The Haunter of the Dark“ erschien zum ersten Mal 1936 in Weird
Tales(Quelle: Jarocha-Ernst, 1999, S.138)
45
Bis heute werden immer wieder Geschichten Lovecrafts als Comic adaptiert und von
verschiedenen Verlagen veröffentlicht. Gegenwärtig veröffentlicht ein privat
verlegtes Comicmagazin in Großbritannien ausschließlich Mythosmaterial . Dieses
Magazin trägt den Namen Strange Eons (eine Anspielung auf das „Zitat“ aus dem
Necronomicon: „Not dead which eternal lie, stranger eons death may die“), der
Herausgeber ist Calum Iain MacIver103.
Unter anderem ist eine grafische Umsetzung von Lovecrafts Dreamquest to unknown
Kadath in Strange Eons104 erschienen.
Abb. 6.2.: Covermotiv Strange Eons105
Weiter unten werde ich das Online-Comic The Unspeakable Vault (of Doom)
behandeln. Eine Sammlung der auf der Unspeakable Vault – Homepage
veröffentlichten Strips wurde kürzlich von Chaosium veröffentlicht (siehe 6.2.).
103
http://members.aol.com/hplcomics/c_sa.html <09.11.04, 13:43>
Ebenda.
105
Bildquelle: Ebenda.
104
46
6.1.2. Einflüsse in anderen Comicserien
Abgesehen von Comics, die adaptierter Mythosliteratur zum Inhalt haben, wird ein
Element des Mythos, Lovecrafts Stadt Arkham, in mindestens zwei Comicserien
zitiert.
6.1.2.1. Batman
Das bereits in Kapitel 5 erwähnte Arkham Asylum findet sich auch in der von DC
Comics herausgebrachten Batman Comicserie106. DC hat vor 15 Jahren eine
Miniserie mit eben diesem Titel, Batman: Arkham Asylum herausgebracht. Aus
Anlass des 15. Jubiläums erschien am 27. Oktober 2004 ein Jubiläumsband namens
Arkham Asylum Anniversary Edition107.
6.1.2.2. Akte X
Parallel zur bekannten Mystery-Fernsehserie Akte X wurde von Topps Comics auch
eine Comicserie mit weiteren Fällen der FBI Agenten Mulder und Scully
herausgebracht. Im The X Files, Anual 1: ‚Hallow Eve’108 statten die FBI Agenten
Fox Mulder und Dana Scully der Miscatonic University in Arkham einen Besuch
ab109, um sich mit einigen Professoren dort zu beraten. Meines Wissens nach ist dies
allerdings die einzige Erwähnung eines Elements des Cthulhu Mythos in der Akte X
Comicserie.
Ich gehe davon aus, dass ich bei einer genaueren Untersuchung dieses Genres auf
weitere Comics gestoßen wäre, die das eine oder das andere Element aus dem
Mythos verarbeitet haben. Dies aber en detaile zu bewerkstelligen ist nicht Ziel
dieser Arbeit und muss deswegen unterbleiben. Ich wende mich nun den OnlineComics zu.
6.2. Online-Comics
Außer den üblichen gedruckten Comics findet man im Internet auch Online-Comics.
Die thematische und stilistische Bandbreite ist hier ebenso groß, wie bei Comics in
gedruckter Form. Alle von mir gefundenen Online-Comics zum Mythos gehen auf
106
Vgl. http://www.dccomics.com <09.11.04, 16:59>
http://www.dccomics.com/graphic_novels/?gn=2330 <09.11.04, 16:59>
108
Petrucha et.al., Hallow Eve, New York, 1990.
109
Ebenda. S.17
107
47
eine locker-humorvolle Weise mit Cthulhu und anderen Mythoselementen um und
persiflieren auch andere bekannte Elemente aus dem alltäglichen Leben (siehe
Anhang 2) und Literatur (siehe Abb. 6.2.). Das in Anhang II vorgestellte Comic
stammt von der Internetseite http://www.userfriendly.com, deren Online-Comics
Leben und Arbeit von IT-Spezialisten persifliert. Cthulhu tritt in diesen Comics zwar
häufiger auf, ebenso wie die Mythos Gottheit Hastur, ist aber nur eine Randfigur die
immer in irgend einer Form für Unruhe sorgt und eigentlich eher einen
Sympathieträger und keineswegs einen kosmischen Schrecken darstellt.
Abb. 6.3.: Ein Strip aus „UNSPEAKABLE VAULT (of Doom)“110
Der „UNSPEAKABLE VAULT (of Doom)“, dt.„Die UNAUSSPRECHLICHE
KAMMER (der Verdammnis), ist ein Online-Comic, auf dessen gleichnamiger
Homepage (http://www.macguff.fr/goomi/unspeakable/home.html) unregelmäßig
aber recht häufig neue Strips veröffentlicht werden. Weiter ist erwähnenswert, dass
diese Serie sich mittlerweile so großer Beliebtheit erfreut, dass Chaosium (siehe
7.1.), wie bereits erwähnt, einen gebundenen Comicband veröffentlicht hat111, womit
hier die Transition vom Online- zum Druckmedium vollzogen wurde. (Anm. d. Verf.:
wie in obigem Strip zu sehen, benutzt Cthulhu einen exklamatorischen Ausdruck:
„Fthagn“. Dieser Ausdruck stammt aus dem zu Beginn von Kapitel1 dieser Arbeit
zitierten Spruch und ließe sich mit „tot“ übersetzen. In UNSPEAKABLE VAULT [of
Doom] wird „Fthagn“ allerdings von Cthulhu und den anderen dort auftauchenden
Karikaturen der Mythosgottheiten eher wie „fuck!“ oder „hey!“ verwendet, was
natürlich für Insider die Komik unterstreicht. Der obige Strip ist im Übrigen eine
110
http://www.macguff.fr/goomi/unspeakable/vault74.html <09.11.04, 12:50>
http://catalog.chaosium.com/product_info.php?products_id=554&osCsid=a370b28b3a99e50db45f4
b087cd76dde <09.11.04, 17:42>
111
48
Persiflage auf Moby Dick. Kapitän Ahab harpuniert hier allerdings keinen Weißen
Wal, sondern den grünen Cthulhu.)
Abb. 6.3.: Covermotiv des UNSPEAKABLE
VAULT (of Doom) Comicbandes112
6.3. Hörbücher
Verschiedene Werke Lovecrafts und auch anderer Mythosautoren, wie etwa Derleth,
sind inzwischen sowohl auf Deutsch wie auch auf Englisch als Hörbuch erschienen,
darunter unter anderem Die Musik des Erich Zann, Der Schatten über Innsmouth und
Auf Cthulhus Spur, letzteres ein Werk August Derleths. Mir liegt Der Schatten über
Innsmouth und die Sammlung Der Cthulhu Mythos als Hörbuch vor, ich halte beide
für anspruchsvolle und sehr stimmungsvolle Umsetzungen der Literaturvorlagen. Die
gewählten Sprecher, unter anderem Joachim Kerzel, der Synchronsprecher von Jack
Nicholson, und die begleitende atmosphärische Musik im Hintergrund machen der
Vorlagen aller Ehre und sorgen für eine schauerliche Atmosphäre. Der Verlag, der in
Deutschland die Hörbücher des Cthulhu Mythos herausbringt ist LPL Records. Ihr
Werbespruch ist „Gänsehaut für die Ohren“113. Ich halte diesen Spruch in anbetracht
der Qualität von Der Schatten über Innsmouth und Der Cthulhu Mythos für
berechtigt.
112
Bildquelle: http://catalog.chaosium.com/images/unspeakablevault.gif <11.11.04, 18:22>
Lovecraft, H.P., Der Schatten über Innsmouth, (Hörbuch) Berlin, 2003, Track 1, Zeitindex 0:070:11.
113
49
6.4. Computerspiele
Eine Betrachtung der Einflüsse auf weitere Medien wäre ohne die Einbeziehung von
Computerspielen nicht vollständig. Das wahrscheinlich bekannteste Spiel mit Bezug
zu Lovecrafts Werk ist Quake114, in dem es eigentlich nur darum geht, mit besonders
beeindruckenden Waffen, die man im Laufe des Spiels findet, immer gefährlicher
und zahlreicher werdende Monster zu eliminieren. In diesem Spiel ist ein Monster
namens „Shub-Niggurath“ ein Endgegner, d.h. ein besonders gefährliches und
schwieriges Monster, das besiegt muss, um ins nächste Level (d.h. den nächsten
Abschnitt) oder ans Ende des Spiels zu gelangen. Diese Figur hat aber nur den
Namen mit der Mythosgottheit gemein.
Aktuell arbeitet die Firma Headfirst Production an der Entwicklung Entwicklung des
bisher umfangreichsten Mythos Computerspiel: Call of Cthulhu: Dark Corners of the
Earth, voraussichtlicher Veröffentlichungstermin ist das Frühjahr 2005115. Auf der
Homepage des Spiels http://www.callofcthulhu.com/ sind bereits einige Ausschnitte
aus dem Spiel zu sehen, die ich als sehr vielversprechend einschätze. Die Grafik der
Ausschnitte ist ausgesprochen gut und die Monster, die man auf ihnen sieht, sind für
einen Fan Lovecrafts sofort als Teil des Cthulhu Mythos zu erkennen.
Keine Besprechung von Computerspielen mit Bezügen zum Cthulhu Mythos wäre
allerdings vollständig, ohne nochmals auf die Band The Darkest of the Hillside
Thickets zurückzukommen. Sie haben den Soundtrack zu einem Film geschrieben,
Space Ship Zero, der allerdings nur auf Video erhältlich ist und den ich mangels
eines besseren Ausdrucks als mythosinspirierten Spaß-Science-Fiction bezeichne116.
Auf der Homepage zu diesem Film kann man sich ein Spiel herunterladen
(http://members.shaw.ca/spaceshipzero/downloads.html) , das an den
Telespielklassiker Space Invaders angelegt ist. Der letzte Endgegner dieses Spiels,
ist Cthulhu selbst.
114
Quake, ID Software, 1996
Vgl. http://www.callofcthulhu.com/
116
Vgl. http://members.shaw.ca/spaceshipzero/
115
50
Abb. 6.4.: Space Invaders117
Wie die Kapitel 2 bis 6 zeigen, hat sich der Mythos in der gesamten
Medienlandschaft verbreitet. Ich wende mich nun den Bereichen des Mythos zu, die
man nicht auf ein bestimmtes Medium fixieren kann, oder die dafür zu übergreifend
sind.
117
http://www.kudla.org/raindog/spcinvad.gif <12.11.04; 17:44>
51
7. Merchandise
Die lovecraftsche Fangemeinde ist groß genug, um die Herstellung spezieller
Fanartikel wirtschaftlich zu rechtfertigen, was schon vor einiger Zeit von einigen
Herstellern von Rollenspielen aber auch anderen Firmen erkannt wurde.
Inzwischen existieren seit längerem Firmen, die Fanartikel wie T-Shirts mit
Mythosmotiven und andere Produkte für Fans vertreiben. Diese bieten natürlich eine
Möglichkeit für die Fangemeinde, sich von anderen abzusetzen gleichzeitig
untereinander zu erkennen, was gerade auf größeren Rollenspielertreffen wie dem
GenCon, dem jährlich stattfindenden weltweit größten Rollenspielertreffen, von
Vorteil ist, wenn man Gleichgesinnte sucht.
Ich möchte hier zwei dieser Firmen kurz vorstellen.
7.1. Chaosium
Chaosium, die selbe Firma, die auch das Rollenspiel Call of Cthulhu herausbringt
und vertreibt, ist auch der größte Hersteller und Händler von mythosbezogenen
Fanartikel. In ihrem Programm läuft die Reihe Cthulhu for President (siehe 9.1.) und
sie haben eine komplette Reihe von Produkten, mit denen man seine Verbundenheit
zur Miscatonic University in Arkham demonstrieren kann. Diese umfasst
Anstecknadeln und T-Shirts mit dem Logo der Universität ebenso wie Zertifikate
über das erfolgreiche Erwerben eines Abschlusses (wahlweise B.A. oder M.A.) an
der Universität.
Weiter kann man bei Chaosium das Lovecraft Tarot und eine Bronzebüste von
Howard Phillips Lovecraft beziehen.
7.2. Sigh Co
Sigh Co, man beachte die im Englischen homophone Aussprache zu „Psycho“,
umgangssprachlich für „Psychopath“, vertreibt primär T-Shirts und Buttons mit
originellen bis makaberen Motiven. Eine Produktlinie umfasst T-Shirts deren
Aufdrucke mythosinspiriert sind. Oft ist es so, dass die Bezüge zum Mythos erst auf
den zweiten Blick sichtbar sind. So vertreibt Sigh Co ein T-Shirt auf dessen
Frontmotiv der Kopf Cthulhus in einem keltischen Knoten versteckt ist und ein
weiteres, das aussieht, wie ein gewöhnliches T-Shirt eines Bergwandervereins. Erst
auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Schriftzug „Unknown Kadath
52
Mountaineering Club“ lautet und somit auf Lovecrafts Roman The Dream Quest to
Unknown Kadath anspielt.118
Abb. 7.1.: Brustemblem des „Unknown Kadath
Mountaineerin Club“ T-Shirts119
Die Reihe der Fanartikelhersteller endet hier aber selbstverständlich nicht. Es gibt
noch etliche Firmen, die solche Artikel produzieren, wenn auch in geringerer
Stückzahl oder nur ein oder zwei Artikel. So sei Wizard’s Attic genannt, der
Hersteller der später in Kapitel 9 behandelten Cthulhu Plüsch Reihe. Außerdem gibt
es eine ganze Reihe freischaffender Künstler, die ein oder mehrere ihrer Werke dem
Mythos gewidmet haben. Exemplarisch sei hier Richard Longcoat genannt, übrigens
der Schöpfer der bereits erwähnten Internet Präsenz der Miskatonic University, zu
dessen Werk auch die unten abgebildete Büste Cthulhus zählt.120
118
Vgl. H.P. Lovecraft The Dream-Quest of Unknown Kadath, Toronto, 1970.
Bildquelle: http://www.sighco.com/unknown_kadath.html <10.12.04; 20:40>.
120
http://www.miskatonic.net/pickman/mythos/mutulu.html <10.12.04; 21:07>.
119
53
Abb.7.2.: Cthulhu Büste von
Richard Longcoat, Kunstharz.
54
8. Auswirkungen des Mythos auf Magie und Religion in der
New Age und Esoterikbewegung
Obwohl mir zu Beginn meiner Untersuchungen zu dieser Arbeit bereits bekannt war,
dass das Necronomicon, welches ich anschließend im Detail betrachten werde, von
vielen Mitgliedern der Esoterik-Szene als authentisch angesehen wird, war ich
dennoch überrascht zu sehen, welche Kreise auch andere Elemente des Mythos
inzwischen gezogen haben. Das Erstaunliche daran ist, dass es offensichtlich
Personen gibt, die Lovecraft als eine Art Propheten oder zumindest Bewahrer und
Offenbarer des Wissens über den Mythos oder irgend eines anderen Geheimwissens
halten121, wie ich weiter unten noch zeigen werde. Dabei ist das gesamte Werk des
Mythos und all das, was in seiner Peripherie inzwischen entstanden ist, reine Fiktion.
Würden sich diejenigen, die sich gegenwärtig tatsächlich der Verehrung des Großen
Cthulhu verschrieben haben, etwas näher mit ihren Quellen beschäftigen, kämen sie
sehr schnell darauf, dass sie eine Fantasiefigur anbeten. Gleiches gilt für all jene, wie
dem Buchautoren W.H. Müller, mit dem ich mich weiter unten noch beschäftigen
werde, die der Meinung sind, die Literatur des Cthulhu Mythos enthalte kodiertes
Geheimwissen, das Lovecraft heimlich verbreiten wollte. Auch sie sind Opfer ihrer
eigenen Illusionen geworden.
8.1. Das Necronomicon
Den wahrscheinlich größten Einfluss auf Esoterik und Okkultismus hat das von
Lovecraft erstmals genannte und auch erdachte Necronomicon. Es ist inzwischen in
zahlreichen unterschiedlichen Versionen unter anderem beim weltweit größten
Internet-Buchhändler Amazon122 erhältlich. Dies ist umso erstaunlicher, als dass
Lovecraft und seine Nachfolger in ihren Romanen und Kurzgeschichten immer
wieder darauf hinweisen, dass das Necronomicon verboten und auf dem päpstlichen
Index ist und es vielleicht weltweit nur etwa ein halbes Dutzend gut gehütete
Ausgaben geben sollte.123 Ich nenne ganz konkret drei verschiedene Ausgaben des
Necronomicons mein Eigen, die von sich in Anspruch nehmen, Bücher zur Magie
und über die Götter des Mythos zu sein, allerdings sind zwei davon im wesentlichen
das gleiche Buch, das eine auf Englisch, das andere auf Deutsch. Es gibt aber
Vgl. Müller, W.H., Lovecraft – Schatzmeister des Verborgenen, Bergen/Dumme, 1993.
http://www.amazon.de
123
Vgl. Lueg (Hrsg.) Der Cthulhu Mythos (Hörbuch), CD 3, Track 5, Zeitindex 0:26 - 0:45 et.al.
121
122
55
zwischen der englischen und der deutschen Ausgabe einige kleine aber wichtige
Unterschiede, auf die ich später noch eingehen werde. Die beiden tatsächlich
unterschiedlichen Ausgaben nehmen jeweils für sich in Anspruch, das „echte“
Necronomicon zu sein oder zumindest erhaltene Teile des Originals zu enthalten,
obwohl sie sich inhaltlich sehr stark unterscheiden. Außerdem kommt noch ein
viertes Buch hinzu, das ebenfalls diesen Titel trägt, ein 48 Seiten starkes Heft, und
sich selbst als philosophisch-hermetische124 Schrift bezeichnet. Diese insgesamt vier
Ausgaben,

Abdul Alhazred, „Das Necronomicon“ in Das Necronomicon / Die Goetia,
Berlin 1980.

Necronomicon (keine Nennung eines Autors), New York, 1980.

W.H. Müller, Necronomicon, Ascherhütte, 2004.

George Hay (Hrsg.), Das Buch der Toten Namen - Necronomicon, Bergen,
1993.
werden von mir im Anschluss behandelt.
Nur der Vollständigkeit wegen sei erwähnt, dass es außerdem einen Bildband von
H.R. Giger und eine Kurzgeschichtensammlung gibt, die beide den Titel
Necronomicon tragen. Der Bildband hat bis auf den Titel nichts mit dem in der
Mythos Literatur genannten Buch gemein, während sich die Geschichten der
Kurzgeschichtensammlung um das Necronomicon drehen. Somit ist die
Kurzgeschichtensammlung offensichtlich Teil der Mythos Literatur.
8.1.1. Das Necronomicon in Esoterik und Okkultismus
Ich beginne meine Betrachtung mit der „philosophisch-hermetischen Schrift“ von
W.H. Müller, sie ist ein leider sehr abschreckendes Beispiel dafür, wie viele wenig
fundierte und ungenügend recherchierte Bücher in der Esoterikszene im Umlauf sind.
Das Heft ist gefüllt mit esoterisch-mystischen Andeutungen über die Symbolik des
Necromomicons bei Lovecraft und der anderen Elemente des Mythos. W.H. Müller
geht davon aus, dass Lovecraft das Buch zwar erfunden hat, was tatsächlich der Fall
124
Der Begriff der hermetischen Magie beschreibt eine kodifizierte magische Lehre, die auf das
Corpus Hermeticum zurückgeht. Es handelt sich hierbei um eine synkretistische Lehre, die jüdischchristliche, neuplatonische und neupythagoräische Einflüsse umfasst. Benannt ist die hermetischen
Magie nach Hermes Trismegistos, dem fiktiven Autor einer für diese Philosophie grundlegenden
Schrift, der auch als Erfinder der Alchemie gilt.
(Vgl. Lexikon der Magischen Künste, S. 123 u. 202 f).
Das Necronomicon W.H. Müllers, jene philosophisch - hermetische Schrift, weist keinerlei Bezüge zu
hermetischen Magie nach dieser Definition auf.
56
ist (siehe 8.1.2.), es aber gleichzeitig als Vehikel verwendet, um verschlüsseltes
Geheimwissen zu transportieren, wie auch dieser Auszug aus seinem Buch zeigt:
„Das Necronomicon ist ein Symbol, das von Lovecraft entwickelt wurde, um auf
eine geheime Lehre und tantrische Praxis hinzuweisen.“125
Diese Behauptung ist gemessen an Lovecrafts Biografie völlig aus der Luft
gegriffen. Wie bereits im ersten Kapitel dieser Arbeit erwähnt, war Lovecraft
überzeugt, dass dieses Universum keinen höheren Sinn hat, er war Atheist und hatte
selbst kein Interesse an irgendeiner Art von Mystik.
Eine ähnlich obskure Bedeutung wird den Großen Alten angedacht:
„Diese Reformation dient einer Erneuerung, einer Verjüngung des Alten. Lovecraft
schrieb darüber in seiner für ihn typischen Weise, indem er von den Großen Alten
sprach, denn uns fällt auf, dass das englische Old Ones phonetisch-cabalistisch126
auch Old Once, ‚einst alt’ werden kann. Dies ist ein nur zu deutlicher Hinweis
auf die Umwandlung des Todes in neues Leben, seine Auferstehung in die
achte Sphäre, die Heilige Erde der Sufis, [...]“127
Müller zieht hier Querverbindungen zwischen Lovecraft und den Sufis128, ohne diese
jemals zu begründen. Weiter setzt er auch in diesem Beispiel voraus, dass Lovecraft
wissentlich etwas verschlüsselt, ohne einen konkreten Beweis dafür zu liefern.
Vielmehr verfällt er in Wortklaubereien (Old Ones und Old Once), die er in einen
„phonetisch-cabalistischen“ Zusammenhang setzt, wobei er auch eine Klärung
dessen, was „phonetisch-cabalistisch“ überhaupt ist, schuldig bleibt. Die
phonetische Gleichsetzung von Ones und Once ist ebenfalls unrichtig. Ones und
Once sind nicht homophon, d.h. gleichklingend. Der Abschließende Zischlaut bei
Ones ist stimmhaft /z/, der in Once stimmlos /s/.
W.H. Müller gelingt es hier nicht, seine Thesen hieb- und stichfest zu untermauern,
statt dessen beweist er, dass seine Kenntnisse auf okkultem Gebiet und in Sachen
Fremdsprachen sehr lückenhaft sind. Insgesamt handelt es sich hier um ein Traktat,
welches versucht, Lovecraft in eine Beziehung zu einer Art von Mystik zu setzen, die
W.H. Müller selbst konstruiert. Es hat außer dem Namen Necronomicon weder etwas
mit Lovecrafts Necronomicon, noch mit dem Cthulhu Mythos gemein.
Ich wende mich nun auch zwei der „echten“ Necronomica zu:
125
Müller, W.H., Necronomicon, Ascherhütte, 2004, S. 35.
Wahrscheinlich nimmt Müller hier Bezug auf die Kabbala. Die Kaballa ist eine seit dem
Hochmittelalter nachweisbare jüdische Mystik, die sich intensiv der Erforschung heiliger Namen,
besonders des Namens Gottes, widmet. (Anm. d. Verf.).
127
Müller, Necronomicon, S. 22.
128
Näheres zu Sufismus siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Sufismus.
126
57
Das erste liegt mir in Englisch, der wahrscheinlichen Muttersprache des Verfassers,
und in der deutschen Übersetzung vor, ich bezeichne dieses als „babylonisches
Necronomicon“, diese Bezeichnung ist keineswegs offiziell. Ich verwende sie
deswegen, weil in diesem Necronomicon, wahrscheinlich um Historizität
vorzutäuschen, Elemente der babylonisch-sumerischen Mythologie verwendet
werden. Dieses Necronomicon nennt eine ganze Reihe tatsächlicher und historisch
belegter babylonischer Gottheiten wie Marduk, Enqui, Ereschkigal und Tiamat129. Es
werden aber auch Wesenheiten wie Kutulu (Cthulhu) und Azag-Thoth (Azathoth)
angerufen. Die Anrufungen selbst werden teilweise in etwas vollzogen, was
wahrscheinlich eine Art Geheimsprache, vielleicht auch Babylonisch oder Sumerisch
sein soll, allerdings nur eine sinnlose Aneinanderreihung von Buchstaben ist.130
Weiter untergraben der oder die tatsächlichen Autoren ihre eigene Glaubwürdigkeit,
indem sie den Göttern, egal ob es sich hier um die historisch belegten oder, wie
Ktulu/Cthulhu, die fiktiven handelt, Sigel zuordnen131. Es war mir unmöglich zu
bestätigen, dass es tatsächliche Funde von Sigeln im Zweistromland gibt, die dem
sumerisch-babylonischen Pantheon zugeordnet werden und die wahrscheinlich zu
kultischen Handlungen benutzt wurden.
Nun zu den kleinen aber wichtigen Unterschieden zwischen der englischen132 und
der deutschen133 Ausgabe des „babylonischen“ Necronomicons:
a) Der Autor: Die deutsche Ausgabe nennt ausdrücklich Abdul Alhazred als
Autor, also jenes Alter Ego, welches Lovecraft sich als Kind erdacht hat134,
die englische nennt keinen Autor.
b) Herkunft des dem Buch zugrunde liegenden Materials: Die englische
Ausgabe behauptet, dass das in ihr enthaltene Material von John Dee, dem
Hofastrologen von Elisabeth I von England, und von Aleister Crowley
zusammengetragen wurde135,136. Die deutsche Ausgabe führt ihr Material auf
129
Vgl. King, L.W., The Seven Tablets of Creation, London 1902.
Alhazred, A., „Das Necronomicon“ in Das Necronomicon / Die Goetia, Berlin 1980,
S.109 et.al. sowie Necronomicon (keine Nennung eines Autors), New York, 1980 S.108 et.al.
131
Alhazred 1980, S.25 ff.
132
Vgl. Necronomicon, New York, 1980.
133
Vgl. Alhazred, Berlin 1980
134
siehe 8.1.2.
135
Necronomicon, New York, 1980 S. XI ff.
136
Dee und Crowley sind im englischsprachigen Raum ebenso bekannt wie Doktor Faust in
Deutschland, der jedoch seinerseits Untrennbar mit Goethe verbunden ist. Der oder die Autoren der
englische Ausgabe versucht hier wahrscheinlich durch Heranziehen dieser beiden prominenten
Persönlichkeiten des Okkultismus im englischen Sprachraum, Echtheit vorzutäuschen. (Anm. d. Verf.)
130
58
einen deutschen Magier namens Gregor A. Gregorius zurück137, es ist mir
nicht gelungen, näheres zu dieser Person in Erfahrung zu bringen.
Bemerkenswert ist hier, dass Gregorius mit keinem Wort in der englischen
und Crowley und Dee mit keinem Wort in der deutschen Ausgabe erwähnt
werden. Dies ist umso erstaunlicher, da, wie bereits erwähnt, der Inhalt beider
Bücher identisch ist. Offensichtlich irrt sich hier mindestens eine Ausgabe
über die Herkunft ihrer Quellen.
Es ist aber so, dass sich beide irren, wie ich noch zeigen werde. Nun aber erst zu der
letzten Ausgabe des Necronomicons, das sich in meinem Besitz befindet.
Dieses Necronomicon, Das Buch der Toten Namen – Necronomicon ist eine
willkürliche Zusammenstellung von Aufsätzen, Briefen, „tatsächlichen Fragmenten“
und einem Beitrag von L. Sprague DeCamp der seiner Lovecraft Biographie
entnommen ist und welcher unter den esoterischen Aufsätzen und schlecht lesbaren
„Manuskriptkopien“138 völlig fehl am Platz scheint. Im übrigen beschreibt dieser
Beitrag DeCamps ein Zusammentreffen zwischen ihm und einem Reverent Dunn,
der Lovecraft persönlich gekannt hat139. Welchen Nutzen dieser Beitrag für dieses
Necronomicon haben soll, ist mir völlig unverständlich. Ab Seite 135 bis Seite 170
finden wir die erhaltenen Fragmente des „wirklichen“ Necronomicons. Diese haben
nichts mit dem Inhalt des zuerst besprochenen „babylonischen“ Necronomicons
gemeinsam und dass, obwohl eine der in der Bibliographie angegebenen Quellen,
Magische Abhandlungen, nach den in dieser Bibliographie zu findenden Angaben
von Dee mitverfasst wurde und somit auf die selbe Person zurückgeht, auf die sich
auch die englische Ausgabe des „babylonischen“ Necronomicons beruft140.
Besonders interessant erscheint mir auch das Alphabet von Nug-Soth141. Nug-Soth ist
ein Charakter aus Lovecrafts Kurzgeschichte The Shadow out of Time142, der im Jahr
16.000 (unserer Zeitrechnung) lebt. Lin Carter griff den Namen Nug-Soth in seiner
Kurzgeschichte Die Glocke im Turm143 auf und verband mit ihm ein Alphabet, statt
einer Person. Dieses Alphabet erscheint allerdings völlig unabhängig vom
Necronomicon und weder sein Aussehen, noch die Anzahl der Zeichen werden
137
Alhazred, 1980, S.5ff
Hay G.(Hrsg.) Das Buch der Toten Namen - Necronomicon, Bergen, 1993, S.132-133.
139
Ebenda. S.173ff.
140
Ebenda. S.223
141
Ebenda. S. 152
142
Vgl. Lovecraft, H.P. „The Shadow out of Time“ in The Dunwich Horror and others, Sauk City,
1984
143
Carter, Die Glocke im Turm, in Lueg ,2002, CD 3 Track 4 - 13.
138
59
erwähnt.144 Woher Hay diese Details über das Alphabet von Nug-Soth hat, ist nicht
nachvollziehbar.
Schaut man sich die Quellen dieses Necronomicons an, so kommt man nicht umhin,
festzustellen, dass ausschließlich solche genannt werden, die einem Mitglied der
Esoterikszene als wichtig erscheinen werden. Sie lesen sich wie ein Katalog der
bekanntesten okkulten und esoterischen Werke der letzten fünf Jahrhunderte145. Vor
diesem Hintergrund erscheinen 35 Seiten „praktische Magie“ unter 187 Seiten mehr
oder weniger sinnvoller Aufsätze zu Lovecraft und dem Necronomicon, noch dazu in
großem Schriftsatz mit weitem Zeilenabstand gedruckt, damit es überhaupt so viele
Seiten werden, als sehr spärlich. Eine intensive Auswertung solcher Quellen hätte
wesentlich mehr zu Tage fördern müssen, besonders, da auch das Al Azif, das
angeblich verschollene arabische Original des Necronomicons als Quelle angegeben
ist. Dieses sollte in vollem Umfang Eingang in Das Buch der Toten Namen –
Necronomicon gefunden haben, was allerdings auch nicht der Fall ist. Tatsächlich
kann das Al Azif auch gar nicht einfließen, da es dieses Buch nicht gibt. Sein Autor
ist Abdul Alhazred, der ebenfalls nie, außer in Literatur und Lovecrafts Fantasie,
existierte. Somit ist die Nennung des Al Azif als Quelle eine bewusste Täuschung der
Leser. Ich behaupte, Hay und die anderen Mitwirkenden haben, wenn überhaupt, nur
wenige der in der Bibliographie angegebenen Quellen verwendet. Die Bibliographie
dient hauptsächlich dazu, den durchschnittlich gebildeten Anhänger esoterischer
Lehren zu beeindrucken, mit dem Inhalt des Buches hat sie wenig gemein.
8.1.2. Die tatsächliche Herkunft des Necronomicons
Das Necronomicon ist eine Fiktion, eine Kreation Lovecrafts. Der Autor des
Necronomicons, Abdul Al Hazred ist, wie bereits in Kapitel 1 erwähnt, ebenso eine
Erfindung Lovecrafts wie die zitierten Stellen des Necronomicons aus Lovecrafts
Werken. Abdul Al Hazred ist ein Alter Ego Lovecrafts, eine Figur, in die er sich
beim Spielen verwandelte während er sich in die Märchenwelt von Tausend und
Einer Nacht versetzte, so wie sich Kinder heute in Tarzan oder Batman verwandeln,
wenn sie spielen.146
Ähnlich verhält es sich mit einem angeblichen Übersetzer des Necronomicons. Ein
deutscher Dominikaner namens Olaus Wormius soll das Necronomicon angeblich
144
Carter, in Lueg ,2002, Track 9, Zeitindex 2:53 - 2:58.
Hay, 1993, S. 223f
146
Vgl. DeCamp , Frankfurt, 1989.
145
60
1487 vom Arabischen ins Lateinische übersetzt haben147. „Olaus Wormius“ ist kein
deutscher Name , dies wird jedem, der Deutsch als Muttersprache spricht, sofort
auffallen. Es ist allerdings ein Name, der deutsch klingen mag, wenn man
beispielsweise Amerikaner ist. Genau hier liegt auch die Lösung des Rätsel um die
Herkunft des Olaus Wormius verborgen. „Olaus Wormius“ ist ein Pseudonym des
amerikanischen Autors Robert C. Culp. Dieser hat unter eben diesem Pseudonym ein
Necronomicon im Stil des von Lovecraft erdachten Buches verfasst.148 Leider war es
mir nicht möglich, dieses Necronomicon Culps zu beschaffen. Ich gehe allerdings
davon aus, dass sich zumindest Teile davon im „babylonischen“ Necronomicon
finden. Es scheint als habe auch dieses Pseudonym in Verbindung mit dem
Necronomicon ein Eigenleben entwickelt, ebenso wie Lovecrafts Abdul Al Hazred.
Beim arabischen „Originaltitel“ des Necronomicon, Kitab al Azif, ist die Situation
entsprechend. „Kitab Al Azif“ soll angeblich „Buch der toten Namen“ heißen. Ich
habe dazu einen syrischen Kommilitonen, Herrn Samir al Salhani, der Arabisch als
Muttersprache spricht, befragt. Auch ihm sei hiermit mein ausdrücklicher Dank für
seine Hilfe mitgeteilt. Laut seiner Aussage ist die bestmöglich Übersetzung „Buch
der Person die ein Musikinstrument spielt“. Dies ist deshalb nur eine annährende
Übersetzung, da sich Arabisch nur schwer in römischen Buchstaben wiedergeben
lässt und daher phonetisch ähnliches gesucht werden muss. „Kitab“ ist das arabische
Wort für Buch. Ein Wort, das wie „azif“ klingt, gibt es laut Herrn al Salhani im
Arabischen aber nicht. Es gibt nur eines, dass in unserem Alphabet phonetisch
annährend als „aasif“ wiedergegeben werden kann, Betonung auf der ersten Silbe,
und dieses bedeutet „eine Person, die ein Musikinstrument spielt“. Somit weist schon
der angebliche Originaltitel des Necronomicons darauf hin, dass dieses Buch eine
Erfindung bar jeder tatsächlichen historischen Grundlage ist, zumindest, wenn es um
Magie und den Kontakt zu alten Göttern geht.
8.2.
Einflüsse im Satanismus
Es ist auch festzustellen, dass der Mythos im Bereich des Satanismus Einfluss ausübt
und dort auch Anhänger gefunden hat. Dies ist vor allen Dingen im Internet zu
beobachten, wo sich mehrere Seiten mit dem Mythos als Spielart des Satanismus
beschäftigen, wobei Cthulhu häufig, aber keineswegs immer, mit Satan identifiziert
147
148
Vgl. http://apodion.com/vad/article.php?id=1&aid=61 et.al.
Jarocha-Ernst, 1999, S.67.
61
wird.149 Es gibt diesen Einfluss aber keineswegs ausschließlich im Internet. In Anton
Szandor LaVeys The Satanic Bible150, dem wahrscheinlich wichtigsten Werk für
Satanisten, findet sich zum Beispiel ein Hinweiß auf Shub-Niggurath:
„The symbol of Baphomet was used by th Knights Templar to represent Satan.
Through the ages this symbol has been called by many different names. Among
these are: The Goat of Mendes, The Goat of a Thousand Young, The Black Goat,
[…]”151 (Kursivsetzung durch den Verf.)
„The Goat of a Thousand Young” und „The Black Goat” sind beides Beinamen
Shub-Nigguraths. Shub-Niggurath taucht bei Lovecraft zum ersten Mal in der in
Zusammenarbeit mit Zelia Bishop entstandenen Geschichte The Mound auf, die
bereits Ende 1929 entstand152, allerdings erst 1940 in gedruckter Form im Magazin
Weird Tales erschien153, während LaVey 1930 geboren wurde. Die Satanic Bible
wurde ihrerseits 1969, also 29 Jahre nach The Mound, veröffentlicht. LaVey hat es
hier ganz offensichtlich mit den Quellen für seine Satanic Bible nicht wirklich genau
genommen. Ich wage die Spekulation, dass er die Begriffe „Goat of a Thousand
Young“ und „Black Goat“ irgendwann einmal gehört oder gelesen hat, bei der
Zusammenstellung seiner Satanic Bible allerdings nicht mehr wusste, wo er sie her
hatte und sie deshalb mit Baphomet in Verbindung brachte.
8.3. Chaosmagie
Eine weitere Spielart der Esoterik ist die sogenannte Chaosmagie. Chaosmagier sind
aus zwei Gründen für diese Arbeit interessant:
1. Sie beschäftigen sich unabhängig und unbeeinflusst von den oben
erwähnten Satanisten und anderen Kultisten mit Elementen des Mythos.
2. Sie sind sich dabei völlig darüber im Klaren, dass die von ihnen benutzten
Mächte reine Fiktion sind.
Hier entsteht eine auf den ersten Blick widersprüchliche Situation, Chaosmagier
bedienen sich einer Macht, von der sie überzeugt sind, dass diese fiktiv ist. Diesen
scheinbaren Widerspruch werde ich im Folgenden aufklären.
149
Vgl. http://apodion.com/vad/?id=20 , http://biphome.spray.se/d.scot/Necro/necro.htm et.al.
LaVey, A.S., The Satanic Bible, New York, 1969.
151
Ebenda, S.136
152
http://www.hplovecraft.com/writings/fiction/
153
http://www.hplovecraft.com/writings/fiction/publish.htm
150
62
8.3.1. Was ist Chaosmagie?
Chaosmagie ist selbst innerhalb der Esoterik ein wenig bekannter Bereich, der
aufgrund seiner, unten erläuterten, Herangehensweise an Magie und Okkultismus
häufig missverstanden und mit Satanismus verwechselt wird. Aus diesem Grunde
möchte ich die Erklärung, was Chaosmagie ist, einem Praktiker des Themas
überlassen:
„[..]
Es scheint allerdings, als wäre es nicht so ohne weiteres möglich, völlig ohne
Glaubenssätze und damit ohne Einschränkungen zu existieren. Es lassen sich aber
die einzelnen Glaubenssätze so weit lockern, dass man sie bequem auswechseln oder
neu kombinieren kann. So etwas üben Chaosmagierinnen und Chaosmagier, und
natürlich benutzen sie diese Fähigkeit auch.
Neue Wege
‚Also treiben wir das Grosse Werk der Magie weiter voran mit allen Mitteln des
Technoschamanismus, der tantrischen Goetia und griechisch-ägyptischen
Quantenphysik, die wir zum Funktionieren bringen.’
Pete Carroll über den IOT154
Das Beängstigende an der Chaosmagie […] ist die Respektlosigkeit, mit der sie mit
der Magie umgeht. Gottheiten der verschiedensten Mythologien werden miteinander
gekreuzt. Anstatt Schutzkreisen werden astrale Selbstschussanlagen aufgestellt.
Kabbalistische Erkenntnisse werden als diskrete Funktionen aufgefasst und
fouriertransformiert. Die Liste ist endlos.
Einige dieser Ideen haben ihren Weg in die Praxis traditioneller Okkultisten
gefunden, aber der überwiegende Teil bleibt die private Spinnerei einzelner
Chaosmagierinnen oder Chaosmagier. Und damit ist ihr Zweck ja auch erfüllt: der
oder die nächste kann sich gefälligst selbst was ausdenken!
Man könnte noch viel über Chaosmagie erzählen, aber das bisher geschriebene
dürfte für einen ersten Eindruck ja reichen. Und am Ende kannst sowieso nur du
herausfinden, was Chaosmagie eigentlich ist!
Frater Phönix über Chaosmagie und den IOT.“155
Man mag zu diesem Phänomen stehen wie man will. Wichtig für diese Arbeit ist,
dass es den Chaosmagiern ganz offensichtlich egal ist, was sie in ihren Ritualen
verwenden und wie sie es tun. Da alles gleich real und / oder fiktiv ist, spielt es keine
Rolle, ob man nun einen Engel, Pan, Thor, Amun Ra oder eben Cthulhu beschwört
oder um Beistand bittet.
Der IOT („Illuminates of Thanteros“) ist ein weltweit organisierter Orden von Chaosmagiern.
Näheres siehe http://www.iot-d.de/.
155
Gesamtes Zitat von http://www.iot-d.de/faq2.html
154
63
8.3.2. Chaosmagie und die Götter des Mythos
Chaosmagier machen in konsequenter Umsetzung ihrer Philosophie, des respektlosen
Umgangs mit Mythologien, auch Gebrauch von den Gottheiten der verschiedenen
Pantheons des Cthulhu Mythos. Interessant daran ist, die Gottheiten werden nicht
symbolisch verwendet, sondern direkt angerufen, obwohl es sie real nicht gibt und
sie literarische Figuren sind. Ein mir bekannter Chaosmagier, Stefan Klemenc156,
dem ich hiermit ebenfalls für seine Hilfe beim Entstehen dieser Arbeit danke, hat
hierzu folgendes zu sagen (das Zitat stammt aus einem email Wechsel zwischen mir
und Herrn Klemenc vom 09. Oktober 2004) :
„Nichts ist wahr, alles ist möglich. In der Chaosmagie gilt ‚Es gibt möglicherweise
keine absoluten Wahrheiten’. Mythologien, die fiktiv sind, können ebenso in
magischen Ritualen Effekte erzeugen, wie die althergebrachten - das ist beobachtbar
und in den praktizierenden Kreisen der Chaosmagier seit es sie gibt Grundlage. Sie
sind also real, solange ich das Paradigma des Cthulhu – Mythos annehme. Wechsele
ich das Paradigma, kann diese Aussage auch wieder völlig umgekehrt werden und
ich könnte dann sagen: ‚Nein, Cthulhu gibt es nicht.’ Tricky, sowas in der
Chaosmagie eindeutig auszusagen. Aber gerade die eindeutig ‚fiktiven’ Mythologien
können sehr starke Auswirkungen zeigen, in Ritualen. Wirft ein interessantes Licht
auf die traditionellen Mythen und auf sehr viele moderne, versteckte Mythologien.“
In der Chaosmagie gibt es also keinen Unterschied zwischen fiktiv und real.
Deswegen können Chaosmagier auch ohne weiteres mit den Göttern des Cthulhu
Mythos arbeiten.
Wie wir sehen ist der Einfluss des Cthulhu Mythos im Bereich der Esoterik immens.
Ich war sehr verblüfft herauszufinden, wie viele Leute bereit sind, Cthulhu und
andere Gottheiten des Mythos in irgend einer Form zu verehren, obwohl er eine rein
literarische Figur und keineswegs eine tatsächlich jemals in der Vergangenheit
verehrte Gottheit ist.
156
Herr Klemenc ist im Internet mit http://www.kondor.de vertreten.
64
9. Satire und andere weniger ernste Seiten des Mythos
Ein letzter Aspekt des Mythos, der nicht vergessen werden darf und der sich schon in
der bereits vorgestellten Band The Darkest of the Hillside Thickets zeigt, ist die
Neigung, sich selbst nicht ernst zu nehmen. Ein sehr schönes Beispiel hierfür ist die
von Chaosium (siehe Kapitel 3 und 7) vertriebene Reihe Cthulhu for President. Der
Humor, der hinter vielen humoristischen und satirischen Beiträgen zum Mythos
steckt erschließt sich einem Außenstehenden nur schwer. Die Betrachtung des
Mythos wäre aber ohne eine Erwähnung dieses Punktes nicht vollständig.
9.1. „Cthulhu for President“
„Don’t settle for the lesser Evil!“ (dt. „Gib dich nicht mit dem kleineren Übel
zufrieden!“) ist der Slogan der Elder Party, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die
Großen Alten aus ihrem äonenlangen Schlaf zu erwecken und ihnen die
Regierungsgeschäfte der USA zu übergeben.
Abb.9.1.: Elder Party Bumper Sticker 157
Abb.9.2.: Covermotiv des Elder Party
Campaigne Folders158
Die Reihe Cthulhu for President erscheint regelmäßig alle vier Jahre zu den
Präsidentschaftswahlen in den USA. Der Campaign Folder enthält eine detaillierte
Aufstellung der zukünftigen Führungsriege der USA mit Cthulhu an der Spitze,
157
158
Bildquelle: http://catalog.chaosium.com/images/CHA0091-S.gif.
Bildquelle: http://catalog.chaosium.com/images/CHA0091.gif.
65
Cthulhus Antrittsrede und ein Interview mit „President Elect“ Cthulhu.159 Inzwischen
ist auch eine DVD erhältlich, welche die Aktivitäten der Elder Party auf dem
GenCon 2004 dokumentiert. Das gesamte Material von Cthulhu for President ist
gespickt mit Seitenhieben auf den Mythos und das politische System der USA.
Allerdings sind diese Seitenhiebe auf den Cthulhu Mythos für einen Außenstehenden
recht unverständlich oder werden gar nicht bemerkt, für einen Insider hingegen ist
Cthulhu for President höchst amüsant.
9.2. Religiöse Satire
Es hat nicht lange gedauert, bis die Fangemeinde Lovecrafts anfing, Cthulhu und die
anderen Mythosgottheiten zu benutzen, um die Missionierungstätigkeiten der
fundamentalistischen Christen der USA, der Religious Right, zu parodieren und zu
karikieren (siehe auch 4.2.2.1.).
Ein sehr anschauliches Beispiel sind die sogenannten Chick Tracts160, die von Jack
Chick Inc. vertrieben werden, kleinformatige Comics, die auf eine sehr einfache
Weise versuchen, christliche Lehren zu verbreiten. Nun gibt es auch Cthulhu Tracts,
die bis vor kurzem noch im Internet erhältlich waren, deren Verbreitung allerdings
inzwischen von Jack Chick gerichtlich untersagt wurde161. Ich habe allerdings einen
dieser Cthulhu Tracts bereits vor einiger Zeit aus dem Internet heruntergeladen,
sodass ich in der glücklichen Lage bin, hier einen Cthulhu Tract und den
entsprechenden Chick Tract zu präsentieren.
In Anhang I ist dem Cthulhu Tract Who will be eaten first? sein unter dem Link
http://www.chick.com/reading/tracts/0100/0100_01.asp zu findendes Original The
Choice gegenübergestellt.
Ich lasse diese beiden „religiösen Comics“ unkommentiert nebeneinander stehen und
überlasse es dem Leser, sich selbst ein Urteil zu bilden.
9.3. Große Alte und Äußere Götter in Plüsch
Hier handelt es sich sicherlich um den sympathischsten Zweig des Cthulhu Mythos.
Inzwischen gibt es schon eine recht große Anzahl dessen, was ich als „Plüschgötter“
159
Vgl. Cthulhu for President, Oakland, 2004
Vgl. http://www.chick.com
161
Diese Parodien waren bis vor kurzem unter http://www.howardhallis.com/bis/cthulhuchick/ zu
sehen. Jack Chick erwirkte gerichtlich, dass die Cthulhu Tracts aus dem Netz genommen werden
mussten.
160
66
bezeichne. Besonders Cthulhu erscheint in immer neuen Variationen, inklusive eines
„Santa Cthulhu“ (siehe Abb. 9.3.) und eines „Baby Cthulhu“ mit Windel und einer
großen Sicherheitsnadel, die diese zusammenhält.
Abb. 9.3. : Plüsch Santa Cthulhu
Abb. 9.4.: Plüsch Nyarlathotep162
Mir ist nicht bekannt, ob diese Kuschelversionen der Mythosgottheiten ursprünglich
als Kinderspielzeug / Kuscheltier oder als Sammelobjekt für besonders
enthusiastische Fans entwickelt wurden. Sie sind jedenfalls laut Etikettierung für
Kinder über drei Jahre geeignet.
9.4. Pokethulhu
Ich erwähnte Pokethulhu bereits kurz in Kapitel 3. Pokethulhu ist ein Rollenspiel,
das Elemente der Zeichentrickserie Pokemon mit Elementen des Mythos verbindet.
Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Pokethulhus zu fangen, kleine, putzige
kosmische Schrecken mit unheimlichen Fähigkeiten, diese zu trainieren, ohne dabei
wahnsinnig zu werden und sie schließlich gegen die Pokethulhus anderer antreten zu
lassen. Das gesamte Regelwerk ist voll von Anspielungen sowohl auf Cthulhu als
auch auf Pokemon, die allerdings nur dann witzig sind, wenn man etwas
Hintergrundwissen über beide Bereiche mitbringt.163
162
Bildquelle beider Plüschgötter: http://www.wizards-attic.com/WACthulhu.html <29.11.2004>
Für eine frei im Internet herunterladbare Version dieses Spiels mit allen näheren Informationen
siehe http://www222.pair.com/sjohn/downloads.htm.
163
67
10. Abschließendes
Wie ich gezeigt habe, hat der Mythos in den fast 70 Jahren seit Lovecrafts Tod einen
Umfang angenommen und Bereiche der Kunst und Gesellschaft erreicht, mit deren
Beeinflussung Lovecraft wahrscheinlich nie gerechnet hatte und, im Falle des
Internets, deren zukünftige Existenz er sich wahrscheinlich nicht einmal hat
vorstellen können.
Der Mythos wächst dabei ständig weiter, denn gerade im Internet kommen ständig
neue Beiträge hinzu und Chaosium veröffentlicht regelmäßig neue Anthologien mit
Kurzgeschichten zum Cthulhu Mythos. Lovecrafts Cthulhu Mythos ist somit weit
mehr als eine literarische Idee. Er hat sich inzwischen zu einem kulturellen
Phänomen entwickelt, das sich von der Literatur ausgebreitet hat in die Musik, Film
und TV, Spiel, und verschiedene Subkulturen.
Betrachte man das so entstandene Gesamtbild, kann man sagen, dass wenige
neuzeitliche Autoren einen ähnlich großen Einfluss auf die gegenwärtige Popkultur
haben wie Lovecraft.
Ich gehe davon aus, dass diese Entwicklung noch einige Zeit anhalten wird, noch
mehr filmische Umsetzungen von Mythos Literatur entstehen werden und auch das
Wachstum der Fangemeinde, mit entsprechenden Konsequenzen für die Präsenz im
Internet und für neu entstehende Literatur, sich fortsetzt.
68
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http://www.wizards-attic.com/WACthulhu.html
72
Anhang I
1. Der Jack Chick Tract „The Choice“164
164
http://www.chick.com/reading/tracts/0100/0100_01.asp <19.01.2005, 17:33>.
73
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75
76
77
78
79
80
2. Der Cthulhu Tract „Who will be eaten first?“165 Eine Parodie auf die
Chic Tracts
165
Diese Parodie stammte ursprünglich von http://www.howardhallis.com/bis/cthulhuchick/, Jack
Chick erwirgte gerichtlich, dass der Tract aus dem Netz genommen werden musste.
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Anhang II
User Friendly: „Cthulhu“166
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http://www.userfriendly.com
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