. Dienstag, 10. April 2012 20:30 Uhr Ulrike Brand, Violoncello Joachim Heintz, Live-Elektronik STREAM Samir Odeh-Tamimi TAMÀNI I (2003) für Violoncello Samir Odeh-Tamimi benutzt in seiner Musik mikrotonale Motive, die der traditionellen arabischen Musik entlehnt sind. Die Umspielung eines Zentraltons verweist auf seine Affinität zur Musik Giacinto Scelsis, der sich wiederum von der indischen Musiktradition inspirieren ließ. Das Stück TAMANI I, zu deutsch: „Wünsche“ wurde von Ulrike Brand in Auftrag gegeben und bildet den Anfang eines Zyklus. Sie spielte die Uraufführung 2003 in dem von arabischen Architekten erbauten Schloss „Zisa“ in Palermo. Charlotte Seither DEIXΪS (2009) für Violoncello Deïxis beschäftigt sich mit der Idee eines übergreifenden „Superglissandos“, das sich (zumindest als ein Imaginäres) über das gesamte Stück hinweg zieht. Intern gliedert dieses sich in zahlreiche Schichtungs- und Formzusammenhänge auf, die die Beziehungen des Teils zum Ganzen, aber auch zur nächstgrößeren oder - kleineren Einheit mehrdeutig machen und stets neu beleuchten. Indem jeder Ton, der als Außenpunkt des Glissandos erreicht wird, eine eigene Farbe erhält, wird er wiedererkennbar und bildet eine Linie aus, die das Stück ebenfalls durchzieht. Das Stück lebt vom differenzierten Gleiten des Bogens im Fluss, durch das stets neue Rück- und Vorwärtsbeziehungen aufgespannt werden. Alles ist Fließen. Alles ist Beziehung. (Ch.S.) Charlotte Seither wurde 1965 in Landau/Pfalz geboren. Regelmäßig arbeitet sie mit renommierten Interpreten zusammen wie dem BBC Symphony Orchestra London, den BBC Singers, dem ASKO Kamerkoor Amsterdam und dem Ensemble Modern. Ihre Werke sind bei zahlreichen Festivals zu Gast wie beim Generationen Festival Warschau, Prager Frühling, Nuova Consonanza Rom, Gaudeamus Amsterdam und IFWM Seoul. 1998 promovierte sie zum Doktor der Philosophie und ist eine gefragte Referentin und Jurorin bei internationalen Symposien und Wettbewerben. Sie erhielt zahlreiche Preise, darunter den 1. Preis im Internationalen Kompositionswettbewerb „Prager Frühling“ (1995), den 1. Preis in Internationalen Kompositionswettbewerb „Ciutat de Palma“ (2004) und den Förderpreis der Ernst von Siemens-Musikstiftung (2002). Als artist in residence lebte und arbeitete sie in der Cité des Arts Paris (1999), im Palazzo Barbarigo Venedig (1993), in der Akademie Schloss Solitude (1995) und in der Villa Aurora Los Angeles (2000). 2009 erhielt sie das Stipendium für die Villa Massimo in Rom. 2010 wurde sie mit dem Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen für Komposition ausgezeichnet. Ihre Werke kommen in den meisten Ländern Europas, in Asien, Südamerika, Kanada und den USA zur Aufführung. Samir Odeh-Tamimi UFFUK (2010) für Violoncello Samir Odeh-Tamimi wurde 1970 Jaljuliya (bei Tel Aviv) / Israel geboren Der palästinensisch-israelische Komponist spielte 1984-1989 als Keyboarder und Schlagzeuger mit verschiedenen namhaften Ensembles im Bereich traditioneller arabischer Musik. 1992-1996 Studium der Musikwissenschaft an der Kieler Christian-Albrechts-Universität 1997-2000 Studium bei Younghi Pagh-Paan (Komposition) und Günter Steinke (Werkanalyse) an der Hochschule für Künste Bremen 1999-2000 Stipendium der Arab Student Aid International Foundation 2002 Stipendium des DAAD der Hochschule für Künste Bremen; Einladung zum Festival der pgnm bremen 2002(zwei Uraufführungen) 2004 Einladung nach Israel für ein Konzert des Israelischen Kammerorchesters, Ltg. Noam Sheriff Zusammenarbeit mit dem Aquarius Ensemble Tel Aviv, dem Trio Viaggio, dem Ensemble Phoenix Basel, dem Ensemble Resonanz, dem Ensemble Aventure, dem Ensemble Linea Strasbourg, dem Ensemble UnitedBerlin, den Bochumer Sinfonikern, dem Ensemble Avantage sowie der Cellistin Ulrike Brand, den Akkordeonisten Margit Kern, Teodoro Anzellotti und dem Kontrabassisten Stefano Scodanibbio. Seit längerer Zeit intensive Beschäftigung mit Koranrezitation und im Islam verwurzelten Ritualen. Lebt als freischaffender Komponist in Berlin. 2003 Erster Preis beim Komponistenwettbewerb der Elisabeth-Schneider-Stiftung, mit dem Ensemble Aventure Freiburg 2003 Auftragskomposition für Streichorchester vom Festival young-euro-classic Berlinfür das Ensemble Resonanz (Bukká) 2004 Kompositionsauftrag des Ensemble Phoenix Basel (Li-Umm-Kámel) 2004 Kompositionsauftrag des Deutschlandfunks für das Ensemble Avantage, Ltg.Jeremias Schwarzer (Námi) 2004 Kompositionsauftrag des Saarländischen Rundfunks für das FestivalMOUVEMENT - Musik im 21. Jahrhundert 2004 für Teodoro Anzellotti und Stefano Scodanibbio (Ratháa) 2004 Kompositionsauftrag der Bochumer Symphoniker, Ltg. Steven Sloane (Hálatt-Hissár) 2005 Kompositionsauftrag des SWR für die Donaueschinger Musiktage 2005, Radio-Kamerorkest Hilversum, Ltg. Peter Eötvös) (Gdadrója); Kompositionsauftrag von Radio France für das Quartett „Shattila“ 2006-2007 Es entstehen Werke im Auftrag u.a. der ISCM World New Music Days 2006 in Stuttgart, des Festivals Ultraschall Berlin, der Münchner musica viva, des Konzerthauses Berlin und des Münchener Kammerorchesters. Stipendium an der Casa Baldi bei Rom 2008 Stipendium des Berliner Senats für einen sechsmonatigen Paris-Aufenthalt. Einmonatiger Istanbul-Aufenthalt im Rahmen des "intoProjekts" des Siemens Arts Program und des Ensemble Modern 2010 Uraufführung des Musiktheaters „Leila and Madschnun” am 20. August bei derRuhrtriennale in Bochum, am 1. Oktober des Oratoriums „Hinter der Mauer” in Berlin (Kompositionsauftrag des RIAS Kammerchores anlässlich des 20. Jahrestages der Deutschen Wiedervereinigung). 2012 wird Odeh-Tamimi „composer in residence” bei der Kölner Kunststation Sankt Peter sein. Das bedeutet konkret, dass er vom Deutschlandfunk einen Kompositionsauftrag für die experimentelle Orgel der Kölner Jesuitenkirche Sankt Peter erhält. Der Organist Dominik Susteck wird das neue Werk im Eröffnungskonzert der Internationalen Orgel-Mixturen Anfang Oktober 2012 uraufführen. Rolf Wallin STREAM (1999) für Violoncello STREAM war ein Auftragswerk der deutschen Bach-Gesellschaft und wurde in Bezug zu Bachs 3.Suite für Cello solo komponiert. Der fließende Charakter des Praeludiums in G-dur durchzieht Wallins Werk. Eine Hüllkurve umschliesst ein vielfältigen Kontinuum an Übergängen: dynamisch von der Stille zum Klang, vom Geräusch zum Ton, vom flirrenden tremolo oder arco gettato zum liegenden Klang, hier und da unterbrochen von rhythmischen Interruptionen, die Zusammenklänge versuchen festzulegen um dann wieder sich im Fließen aufzulösen. (U.B.) Rolf Wallin wurde 1957 in Oslo geboren. Er studierte Komposition an der norwegischen Staatsakademie für Musik bei Finn Mortensen und Olav Anton Thommessen. Mitte der achtziger Jahre verbrachte er ein Jahr als Schüler von Joji Yuasa, Roger Reynolds und Vinko Globokar an der Universität von Kalifornien in San Diego. Er hat für eine große Bandbreite an instrumentellen Kombinationen komponiert, darunter Auftragsarbeiten des Oslo Philharmonic und des Trondheim Symphony Orchesters, sowie großformatige Musiktheaterproduktionen im Rahmen des Internationalen Molde Jazz Festivals und der World Music Days in Oslo (1990). Darüber hinaus nimmt er am norwegischen Musikleben als Kritiker und Essayist für die Zeitungen Dagbladet und Ballade, sowie als Lehrer an der norwegischen Staatsakademie für Musik teil. Rolf Wallin begann seine Karriere als Komponist zu einem Zeitpunkt, als er selbst noch in experimentellen Jazz- und Rock-Gruppen musizierte, mit ersten Versuchen im Bereich der darstellenden Kunst. Für seine Entwicklung als Komponist hat sich diese Mischung von unterschiedlichen Erfahrungen mit seiner klassischen Ausbildung als durchaus fruchtbar erwiesen. Es lassen sich Spuren der ersten Jahre in seinen späteren Werken wiederfinden, vor allem in den Stücken, die für einige der bedeutendsten Performance und Tanztheatergruppen in Norwegen entstanden, wie beispielsweise Passage Nord, Dans Design und Scirocco. „Mit der Musik spielen“: das Motto könnte – in seiner ganzen Mehrdeutigkeit – als angemessene Charakteristik für diese Periode gelten, in der musikalische Intuition und künstlerischer Austausch mit anderen Medien dominieren. Joachim Heintz Quo tendis (2006) für Violoncello und Elektronik Kräfte, die nicht zusammen kommen, sondern den Raum auseinanderziehen. Verschiedene Richtungen, Schiefheiten, Einsprüche. Ruhelose Behinderungen. Die einzelnen Elemente (Kräfte, Wesen) wollen sich ausbreiten, entfalten. Wollen ihren Raum gewinnen in den Überkreuzungen. Im unmittelbaren Augenblick, und als Verbindung mit Ähnlichem, inselartig. Aber das Andere kommt aus der Ferne, mit Fremdem. Sehnsucht. Keine Erlösung, aber ein anderer Modus. In der Fahlheit des Stillstands wendet sich der Schmerz. Zum Titel: "quo tendis" heisst lateinisch "wohin breitest du dich aus", "wohin willst du".(J.H.) Joachim Heintz studierte zunächst Literatur- und Kunstgeschichte. 1995 Beginn des Kompositionsstudiums bei Younghi Pagh-Paan und Günter Steinke. Darin intensive Beschäftigung mit elektronischer Musik. Zusammenarbeit mit Videokünstlern. Er leitet das elektronische StudioIncontri an der HMT Hannover, unterrichtet Audio-Programmierung an der HfK Bremen und ist Mitglied im Theater der Versammlung Bremen. Als Mitentwickler engagiert er sich in den Open-Source-Projekten Csound und QuteCsound. Aufführungen seiner Werke in verschiedenen europäischen und asiatischen Ländern sowie den USA. John Cage FOUR 6 (1992) for any way of producing sounds „music is permanent, only listening is intermittent“ (H.D.Thoreau) Cages sogenannte „number pieces“, welche ihren Titel aus der Anzahl der beteiligten Spieler und der Ordnungszahl, die angibt, zum wievielten Mal ein Stück für ebendiese Anzahl von Spielern komponiert wurde, beziehen - in diesem Fall hören wir das sechste Stuck für vier Spielerhaben die Organisation des Zeitverlaufs gemeinsam. Durch zufallsgenerierte „time-brackets“ hat jeder Einzelklang einen flexiblen Eintrittsbereich und einen flexiblen Ausklangsbereich. Da sich sich diese beiden Bereiche sowohl in bezug auf den Einzelklang, als auch auf den vorhergehenden und nachfolgenden Klang überschneiden können, sind die Kombinationender Schichtung nahezu unbegrenzt. Die „numberpieces“ haben generell eine horizontale Struktur, nur selten bietet sich die Möglichkeit, kurze Klänge zu spielen und es gibt keine „Knoten“ an denen sich eine eine vertikale Hörweise orientieren könnte. Die Klänge scheinen aus dem Nicht aufzutauchen und wieder ins Nichts zurückzusinken, um während ihrer unbestimmten „Lebenszeit“ harmonische - hier nicht im musikalischen Sinn, sondern im Sinne von: völlig konfliktfrei - Koexistenzen mit den gleichzeitig erscheinenden Klängen einzugehen. Im Laufe des Stücks, in diesem Fall 30 Minuten, hebt sich im Idealfall bei Spieler und Zuhörer jeder Gestus des „Hinhörens“ zugunsten eines „Lauschens“ auf, der sinnlichen Akzeptanz alles Hörbaren. (U.B.) Ulrike Brand studierte Cello bei Klaus Heitz und Georg Faust, sowie Kammermusik bei Amadeus-Quartett an der Musikhochschule Köln. Weiterhin spezialisierte sie sich bei Peter Eötvös und ihrem Mentor Siegfried Palm auf die Interpretation zeitgenössischer Musik. Seit 1985 konzertiert sie als Solistin auf den wichtigsten Festivals für zeitgenössische Musik: u.a. Epidaurus Festival (Athen), Frankfurter Feste, Nuova Consonanza (Rom), John Cage e l'Europa (Perugia), Evenings of New Music (Bratislava), Bayer Kultur (Leverkusen), Sonopolis (Venedig), Wort & Klang (Goethe-Institut Turin), Melos Etos (Bratislava), Colloqui Internazionali di Nuova Musica (Palermo), Musica e Spazio (Rom), Cercle Scelsi (Perugia), Sagra Musicale Umbra (Perugia), Goethe-Institut (Paris), Octobre en Normandie (Rouen), 3x neu (Düsseldorf), Q-Art (Cagliari), Borealis (Bergen), Santa Fe New Music (USA), Conductus (Meran), Festival delle Nazioni (Città di Castello), DFG/Wissenschaftszentrum (Bonn), Teatro La Fenice (Venedig), Wort & Klang (Goethe-Institut Turin), Nucleo Musica Nueva (Montevideo), Projektgruppe Neue Musik (Bremen), Segni Mobili (Rom), Melos Etos (Bratislava), Japanisches Kulturinstitut (Rom), Deutsches Kulturinstitut Villa Romana (Florenz), Unerhoerte Musik (Berlin), Santa Fe Festival of Electroacustic Music (USA), Rebus (Milano), Oh-ton (Oldenburg). Ulrike Brand spielte zahlreiche Uraufführungen, darunter Werke, die in ihrem Auftrag enstanden und ihr gewidmet sind, u.a. von Federico Incardona, Graciela Paraskevaidis, Christian Wolff, Barbara Monk-Feldman, Samir Odeh-Tamimi, Joachim Heintz, Stefano Trevisi, Cheol-Ha Park, Cesare Saldicco, Karen Odrobna Gerardi, Steven M. Miller, Marcello Fera , Gianclaudio Mantovani, Flavio Emilio Scogna, Giulio Castagnoli, Giovanni Damiani, Michele dall'Ongaro, Marco Lombardi, Silvia Colasanti, Giampaolo Coral, Gerolamo Deraco, Federico Gardella, Enrico Correggia, Alessandra Ravera, Francesco Maggio, Eckart Beinke. Ihr besonderes Interesse gilt grenzüberschreitenden Projekten in den Bereichen Bildende Kunst, Tanz, Theater, Videokunst und Improvisation, wobei sie u.a. mit Annebarbe Kau, Carola Bauckholt, Massimo Moricone (Teatro Koros), Senio Dattena, Roberta Cortese, Isabella Bordoni, Danilo Cremonte (smascherati!), Hiroko, Felix Rozen, Daniel Hees und den Percussionisten Robyn Schulkowsky und Joey Baron zusammengearbeitet hat. Seit 2002 ist Ulrike Brand Gastdozentin an der University of the Arts Bremen und hielt Gastvorlesungen an der University of Bergen, der Escuela Universitaria de Musica Montevideo, der Universität Oldenburg und 2006/ 2007 am College of Santa Fe (USA), sowie Kurse im Rahmen des Master-Bienniums an den Konservatorien von Perugia und Bozen. Im Jahr 2006 hat sie das internationale Hochschul-Austauschprojekt "cello+live elektronik" unter Beteiligung der Hochschulen Bremen und Perugia, sowie des Forschungszentrums Tempo Reale Firenze durchgeführt. 2012 wird sie Konzerte , Vorlesungen und Workshops zu John Cage an der John Cabot University Rome, am Conservatorio di Perugia und für das Goethe-Institut Palermo halten. Von 1987 bis 1997 war gemeinsam sie mit Alfonso Fratteggiani Bianchi künstlerische Leiterin der Quaderni Perugini di Musica Contemporanea, denen John Cage 1992 sein Stück ONE 12 widmete, welches er selbst in Perugia uraufführte. Im Verlag L'Epos (Palermo) hat Ulrike Brand zwei Bücher mit Texten über John Cage und Giacinto Scelsi herausgegeben. Seit 2010 konzertiert sie im Duo mit der Akkordeonistin Margit Kern, das sich vorwiegend der Interpretation aktueller Musik widmet. Ulrike Brand lebt in Perugia (Italien) und Berlin. www.ulrikebrand-cello.com Wir wünschen Ihnen ein frohes Osterfest und grüßen Sie herzlich! Rainer Rubbert und Martin Daske BKA-Theater Mehringdamm 34 10961 Berlin Kartentelefon: 030 - 20 22 007