Fragenkatalog 2018 – Einführung in die Anthropologie der Genderforschung 1. Wie lässt sich Gender definieren bzw. umschreiben? (Einheit 1) Info von Prof. über Prüfung: Def. Von Scott und Pomata sind wichtig Die Kategorie Gender Ein grundlegend offener Begriff: es gibt keine festgelegten, starren Inhalte Ständige Veränderung der Bedeutung - in Gesellschaft und Wissenschaft Gender als Prozess Seine Relevanz ist je nach Kontext und Fragestellung zu eruieren Polythetischer Begriff d.h. sämtliche Konnotationen des Wortes haben ähnliche Komponenten, meinen aber nicht exakt das selbe Pomata 1983: jeder scheint zu wissen, was das ist, aber es gibt nie völlige Übereinstimmung der Bedeutungsinhalte Joan Scott über Gender: Gender als zentrale Kategorie der Analyse Gender, gegründet auf wahrgenommenen Unterschieden zwischen den „sexes“, ist ein wesentlicher Teil sozialer Beziehungen Gender gibt Machtverhältnissen eine Bedeutung (zentral in der „westlichen“, in der christlichen, jüdischen und islamischen Tradition) Es gibt 4 gleichzeitig wirkende, miteinander verbundene Elemente: 1) kulturell verfügbare Symbole Rufen vielfältige, oft widersprüchliche Bedeutungen hervor, z.B. Eva und Maria im Christentum als Symbole für Frauen Welche symbolischen Repräsentationen werden eingesetzt? Wann werden sie eingesetzt? Von wem und wofür werden sie eingesetzt? 2) normative Konzepte Ausdruck in Doktrinen und Normen (Religion, Erziehung, Wissenschaft, Gesetze, Politik) Immer wieder Infragestellungen der vorherrschenden normativen Konzepte – möglicherweise setzt sich eine dieser Infragestellungen durch und präsentiert sich in Folge ihrerseits als einzig gültige Doktrin Normative Positionen sind nicht Ergebnis sozialer Zustimmungen, sondern heftiger Auseinandersetzungen z.B. „Krieg der Geschlechter“ Ende 16., Anfang 17. Jahrhundert in Europa, „Hexenverfolgungen“ Aufzeigen und Herausarbeiten dieser Konflikte und resultierenden Verschiebungen 3) Soziale, politische und andere Institutionen und Organisationen (wie Verwandtschaft, Arbeitsmarkt, Bildung und Politik) Wirksamkeit geschlechtlicher Machtverhältnisse 4) subjektive Identitäten Herstellung über Handlungsweisen, soziale Einrichtungen und kulturelle Repräsentationen 1 2. Wie lässt sich die frühe Frauenforschung, vor der 2 Welle des Feminismus (19. Frühes 20 Jh.) charakterisieren? Info von Prof. über Prüfung: Bsp aus den USA – es wurden Bürgerrechte eingefordert, weiße bürgerl. Hatten tlw. Rassistische Einstellung, Folie mit Zusammenfassung wichtig Es gibt bereits vor der „Anthropology of women“ Arbeiten, die sich dezidiert mit Frausein und Geschlechterverhältnissen befassen, auch mit feministischen und innovativem Zugang. In der frühen Frauenforschung waren Frauen selten Forscherinnen. Meist sammelten Männer ethnografische Daten von Männern über Frauen. Entweder handelt es sich bei den Forscherinnen um privilegierte bürgerliche weiße Frauen die teilweise eine sehr rassistische Einstellung hatten oder sie werden nicht als Wissenschafterinnen anerkannt, z.B. Zora Neale Hurston oder Ella Cara Deloria – ihr Lehrer Franz Boas behandelte die beiden mehr als Informantinnen als als Wisschenschaftlerinnen. Edward Taylor befürwortete die „Mithilfe“ der Frauen bei der Forschung, da sie an Informationen kämen, die Männern nicht zugänglich sind. Innovative romanhafte Darstellungen müssen unter einem Pseudonym veröffentlicht werden. „Race“ und Gender/Sex werden als eng bis untrennbar miteinander verbunden gesehen. Es existierte keine Kritik an Rassismus und Ethno- bzw. Genozid. Der Schweizer Evolutionist Bachofen verfasst mit seinem Werk „Das Mutterrecht“ eine Gegenreaktion auf die emanzipatorischen Bestrebungen (-> Idee des Urmatriarchats, welches dann vom besseren Patriarchat übernommen wird) Die ehemalige Sklavin, Isabelle Bomefree, setzte sich in den USA für Frauenrechte und gegen Sklaverei ein, sie verweist auf die Unterdrückung schwarzer Frauen und auch auf die besondere Situation (nicht weiß, nicht männlich, nicht priviligiert). 1920-1960 kam es allmählich zum Zerfall/Abflauen der Frauenbewegung (in den USA) Geht man noch weiter in der Geschichte zurück befasste man sich erstmals im 18 Jhdt. mit Themen der Genderforschung/feministischen Anthropologie im Zusammenhang mit der franz. Revolution (Olympe de Gauges) 1. Die erste Welle des Feminismus Gegen Mitte des 19. Jhdt entstand in vielen Ländern Europas, den USA und in Australien die erste Welle des Feminismus und der Frauenbewegung. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin forderte 1910 „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“.Frauen protestierten in europ. Ländern ihre zentrale Forderung: Einführung des Frauenwahlrechts und Teilhabe an der politischen Macht. Die Vertreterinnen der Ersten Frauenbewegung strebten eine politische Gleichstellung mit den Männern an sowie ein Ende der Mündelschaft unter Vater oder Ehemann, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Zugang für Frauen zur Universität und zu allen Berufen und Ämtern. Die erste Welle des Feminismus ebbte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts ab. Grundlegende Forderungen wie das Frauenwahlrecht waren in einigen Ländern erfüllt. Zugleich wirkten zahlreiche Faktoren zusammen, die den Frauen wieder ihren traditionellen Platz zuwiesen. In der Weltwirtschaftskrise ab 1929 verschärfte sich die Konkurrenz um Arbeitsplätze, Frauen wurden in der Regel als erste entlassen. 2 In allen westlichen Industrienationen, die am Zweiten Weltkrieg beteiligt waren, fand in der Nachkriegszeit eine Restrukturierung traditioneller Geschlechterverhältnisse statt – zur „ Normalisierung“ der Lebensweise. 3 3. Was waren die wichtigsten Entstehungsgründe und Anliegen der Anthropology of Woman (ab Mitte des 20 Jh.)? Welche Verzerrungen in der herkömmlichen Wissenschaft wurden festgestellt? Siehe VL 2, 2 Hälfte Info von Prof. über Prüfung: Für die Beantwortung der Frage ist die 2 VL, 2 Hälfte relevant, Frauen als Subjedkte der Geschichte wollte man sichtbar machen, Beiträge von Frauen wurden in der Anthoropologie unter Tisch gekehrt, 3 Verzerrungen erwähnen, verschiedene Strömungen erwähnen – auch deutschsprachige - - Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden wie Männer („große Frauen“) Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über Frauen rücken ins Blickfeld Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften, man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von Rollen betrachtet Dreifache Verzerrung der früheren Forschung 1. Forscher haben unbewusste Vorannahmen und Erwartungen aufgrund der Sozialisierung in westlich-patriarchalen Gesellschaften: Bevorzugung männlicher Informanten, Assoziation von Frauen mit bestimmten Tätigkeiten und gesellschaftlichen Bereichen 2. In bisheriger Forschung hauptsächlich Aussagen von Männern ÜBER Frauen Keine Berücksichtigung der Aussagen der Frauen Keine Unterscheidung zwischen Darstellung (Diskurs) und Realität (Praxis) 3. Westlich-hierarchisches Denken führt zur Gleichsetzung von Verschiedenheit mit Ungleichheit und Hierarchie Hierarchische Dualismen (öffentlich-privat…) Kein Erkennen gleichberechtigter Dualität/Differenz Strömungen: Symbolisch orientierte (strukturalistische) Strömung: Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, etc. die das Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt) Sherry Ortner und Michelle Zimbalist Rosaldo Kritik an strukturalistischer Strömung (Carol McCormack 1980): Natur und Kultur, öffentlich und privat, etc. sind europäische Konzepte, die es nicht überall gibt bzw. die sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können 4 marxistisch ausgerichtete Strömung Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des Kolonialismus Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zur Bildung der Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer Geschlechterhierarchie. Eleanor Burke Leacock Kritik an marxistischer Strömung: Als unzutreffend erwies sich der stark evolutionistische Zugang, wie er z.B. von Leacock unter Bezugnahme auf Friedrich Engels vertreten wurde Deutschsprachige Strömungen (Bielefelderinnen) Claudia von Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen Es besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privat-öffentlich. Das urzeitliche Matriarchat wurde durch das Patriachat abgelöst. Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privatöffentlich, Frauen erfahren ihren gesamten Körper als produktiv. Aufgrund dieser Körperlichkeit stehen Frauen der Natur näher als Männer. Im Zentrum des Interesses stehen weniger vor- und nicht-kapitalistische Gesellschaften als vielmehr die Ausbeutung weiblicher (Haus-)Arbeit im globalen Kapitalismus (Imperialismus). Generelle Kritik an den Strömungen: Begründung der weltweiten Frauenunterdrückung mit der Gebärfähigkeit von Frauen und ihrer Fähigkeit Kinder zu säugen (=größere Naturnähe) in der symbolischstrukturalistischen Ausrichtung Abdrängung von Frauen in den privaten und häuslichen Bereich in der symbolischstrukturalistischen wie auch der marxistischen Ausrichtung 5 4. Beschreiben Sie marxistische Zugänge der Anthropology of Woman/anthropologischen Frauenforschung und auf kritischer Reflexion beruhende Weiterentwicklung dieser Zugänge. Info von Prof. über Prüfung: Zur Beantwortung der Frage siehe Vorlesung 3, Weiterentwicklung der marxistischen Zugänge waren die Bielefelderinnen, die Bielefelderinnen orientieren sich an Luxemburg und kritisierten Marx marxistisch ausgerichtete Strömung Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des Kolonialismus (Kolonialherren und Missionare etablierten ein westlich patriarchales System, das den Mann in eine Machtposition hob) Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zur Bildung der Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer Geschlechterhierarchie. Die ökonomische Bedeutung der Frau (v.a. durch Subsistenzarbeit) wurde erkannt und die Rolle von Globalisierung und Kolonialisierung hervorgehoben. Wichtige Vertreterin war Eleanor Burke Leacock die wiederum stark an Friedrich Engels orientierte: Kritik an marxistischer Strömung: Als unzutreffend erwies sich der stark evolutionistische Zugang, wie er z.B. von Leacock unter Bezugnahme auf Friedrich Engels vertreten wurde Deutschsprachige Strömungen (Bielefelderinnen) Claudia von Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen Es besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privat-öffentlich. Das urzeitliche Matriarchat wurde durch das Patriachat abgelöst. Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privatöffentlich, Frauen erfahren ihren gesamten Körper als produktiv. Aufgrund dieser Körperlichkeit sehen Frauen der Natur näher als Männer. Im Zentrum des Interesses stehen weniger vor- und nicht-kapitalistische Gesellschaften als vielmehr die Ausbeutung weiblicher (Haus-)Arbeit im globalen Kapitalismus (Imperialismus). Abdrängung von Frauen in den privaten und häuslichen Bereich in der symbolischstrukturalistischen wie auch der marxistischen Ausrichtung 6 5. Welche Zugänge der Anthropology of Woman/Frauenforschung lassen sich unterscheiden? Was sind ihre zentralen Merkmale und welche aktuelle Relevanz hat diese Strömung für die KSA? Info von Prof. über Prüfung: Zur Beantwortung der Frage siehe VL 3, bleibende Beiträge sind auf Folie Symbolisch orientierte (strukturalistische) Strömung: Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, etc. Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt) Sherry Ortner und Michelle Zimbalist Rosaldo Kritik an strukturalistischer Strömung (Carol McCormack 1980): Natur und Kultur, öffentlich und privat, etc. sind europäische Konzepte, die es nicht überall gibt bzw. die sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können Teil des aufklärerisch-modernen Denkens (mit variablen Inhalten der Konzepte auch innerhalb dieses Denkens) marxistisch ausgerichtete Strömung Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des Kolonialismus Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zur Bildung der Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer Geschlechterhierarchie Eleanor Burke Leacock Kritik an marxistischer Strömung: Als unzutreffend erwies sich der stark evolutionistische Zugang, wie er z.B. von Leacock unter Bezugnahme auf Friedrich Engels vertreten wurde Deutschsprachige Strömungen (Bielefelderinnen) Claudia von Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen Es besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privat-öffentlich. Das urzeitliche Matriarchat wurde durch das Patriachat abgelöst. Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privatöffentlich, Frauen erfahren ihren gesamten Körper als produktiv. Aufgrund dieser Körperlichkeit stehen Frauen der Natur näher als Männer. Im Zentrum des Interesses stehen weniger vor- und nicht-kapitalistische Gesellschaften als vielmehr die Ausbeutung weiblicher (Haus-)Arbeit im globalen Kapitalismus (Imperialismus). Generelle Kritik an den Strömungen: Begründung der weltweiten Frauenunterdrückung mit der Gebärfähigkeit von Frauen und ihrer Fähigkeit Kinder zu säugen (=größere Naturnähe) in der symbolischstrukturalistischen Ausrichtung 7 Abdrängung von Frauen in den privaten und häuslichen Bereich in der symbolischstrukturalistischen wie auch der marxistischen Ausrichtung Aktuelle Relevanz für die KSA Bleibende Beiträge in KSA und darüber hinaus 1. Erkennen der ökonomischen Bedeutung von Frauen 2. Erkennen der Rolle von Kolonialismus und Globalisierung 3. Erkennen der Rolle der Subsistenzarbeit 4. Erkennen der Bedeutung nicht kapitalistischer Bereiche und Arbeit für das Funktionieren des Kapitalismus (fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation) 5. Kritik an strukturalistischen Ansätzen (Carol McCormack 1980): Natur und Kultur, öffentlich und privat, etc. sind europäische Konzepte, die es nicht überall gibt bzw. die sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können 6. Maya Nadig: Frau als „fait social total“ als zu entschlüsselndes Phänomen Weiterentwicklungen Ökofeminismus – Queerfeminismus Care Debatte Usw. 8 6. Was sind die Besonderheiten der Anthropology of Gender gegenüber der Anthropology of Woman? Info von Prof über Prüfung: Zur Beantwortung der Frage siehe Folien zum Einstieg ins Thema und zum Schluss der Folien Anthropology of Gender – innerhalb einer Gesellschaft mehrere Gender Systeme und Gender Anthropology of Differences- innerhalb eines Individuums Anthropology of Woman / Frauenforschung - Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre - Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden wie Männer („große Frauen“) - Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über Frauen rücken ins Blickfeld - Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten - Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften, man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von Rollen betrachtet - Zwei theoretische Strömungen - Strukturalistisch orientierte Strömung Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, usw. die das Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt) Sherry Ortner, Michelle Zimbalist Rosaldo - Marxistisch orientierte Strömung Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des Kolonialismus. Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zu Bildung der Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer Geschlechterhierarchie Eleanor Burke Leacock Anthropology of Gender/Genderforschung - Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre - Wichtige Vertreterinnen: Gale Rubin, Ann Oakley - Differenzierung zwischen Sex und Gender, Sex = biologisches Geschlecht, Gender = soziales Geschlecht und ist somit von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden - Zusammenführung der marxistisch orientierten Strömung und der strukturalistisch orientierten Strömung - Infragestellung von Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat öffentlich) - Es kommt zu komplexen Analysen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen, die Auswirkungen werden in den Diskurs verschiedener Gesellschaften miteinbezogen - Gay and lesbian studies - Gender Variance (= die Existenz eines dritten Geschlechts (Fraumann) und eines vierten Geschlechts (Mannfrau) wurde erforscht ( es gibt viele 9 - Kriterien der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht), Geschlechtsrollenüberschreitungen Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen innerhalb der Gesellschaften, zusätzliche Differenzmarkierungen gewannen an Bedeutung, wie z.B. Alter und Verwandtschaft 10 7. Auf welche großen Theoriestränge bezieht sich Gayle Rubin und wie argumentiert sie? Keine Info von Prof. zur Prüfung – meinte nur zu dieser Frage gibt’s bereits viele Ausarbeitungen die man sich runterladen kann Gayle Rubin versucht die beiden Theoriezugänge von „Anthropology of Gender“ – die symbolisch orientierte und die marxistisch ausgerichtete Strömung - zu verbinden. (Marxismus)Dies erfolgt erstens auf marxistischer Ebene, in der Karl Marx und Friedrich Engels beteiligt sind. Engels betont, dass Geschlecherunterdrückung bereits in früheren Gesllschaftformationen entstanden. Die Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse erfolgt nicht natürlich (dazu gehören ökonomische Bedürfnisse, Sexuelaität und Fortpflanzung),Marx erschuf die Theorie der Ausbeutung über (Mehr-) Arbeit, Vernachlässigung von Gender, Sexualität und Fortpflanzung. Feministische Erweiterung: Bedeutung der Reproduktionsarbeit. Problematisch ist hierbei jedoch, dass der Ursprung der Unterdrückung der Frauen nicht erklärt wird, sondern nur, dass hier der Kapitalismus die Unterdrückung von Frauen in neuen Formen wiedergibt, den weibliche Unterdrückung gab es bereits in prä- und nichtkapitalistischen Gesellschaften. (Strukturalismus) Weiters spricht Rubin von der strukturalistischen Ebene, in der LeviStrauss und Marcel Mauss („die Gabe“) von einer notwendigen Gegengeschlechtlichkeit sprechen. Hierb ei bezieht sich Levi-Strauss auf Heirat, wegen des Inszesttabus wird Interaktion zwischen Gesellschaften erzwungen, somit entsteht Verwandtschaft. Frauen werden zwischen Gesellschaften „getauscht“, von Bedeutung ist hier, dass die Männer die „Tauscher“ und die Frauen die „zu Eintauschenden“ sind. Levi-Strauss entwickelte die Verwandtschaftstheorie, die das Inzesttabu, die ungleiche Arbeitsaufteilung und die obligatorische Heterosexualität enthält. (Psychoanalyse) Die letzte Ebene ist die der Psychoanalyse von Sigmund Freud. Er spricht von einer Zuteilung der Geschlechterrolle, die bereits in frühen Kinderjahren ihren Anfang nimmt. In der ödipalen Phase (3.- 5. Lebensjahr) wendet sich das Kind zum gegengeschlechtlichen Elternteil. Das Mädchen fühlt sich unvollständig (kastriert), weil es keinen Penis hat (Penisneid), und wendet sich deshalb im Zorn von der Mutter ab und zum Vater hin. Zudem glaubt das Mädchen, sie dürfe auf Grund ihrer „Unvollständigkeit“ ihre Mutter (und stellvertretend dafür alle Frauen) nicht lieben. Der Bub hingegen wendet sich aus Kastrationsangst vom Vater ab, und nimmt eine stärkere Beziehung zur Mutter auf. Daraufhin erhält er vom Vater den Phallus, die kulturelle Bedeutung des Penis‘ um die Mutter wieder für sich allein zu haben. den Phallus kann der Sohn später für eine Frau eintauschen. Somit wird laut Freud die Heterosexualität den Kindern, die vor der ödipalen Phase bisexuell sind, als Obligation vorausgesetzt. 11 8. Welche bleibenden Erkenntnisse liefert uns Gayle Rubin? Info von Prof. zur Prüfung: Folie 79 + 80????, Bedeutung Sexualität, Sexualität nicht natürlich sondern gesellschaftlich konstruiert 1. Grundlage für die Debatten um Sex und Gender der feminisitischen Forschung 2. Fokussierung auf Sexualität als eine Kategorie von Unterdrückung (neben Klasse und Gender) 3. (Hetero-)Sexualität ist nicht „natürlich“, sondern gesellschaftlich konstruiert, Gay and Lesbian Studies, Queer Studies weiter ausführen – google in den Unterlagen ist definitiv nicht mehr enthalten 12 9. Wie entwickelten sich die Gay and Lesbian Studies in der KSA? Wer waren ihre Wegbereiterinnen? Siehe VL 5 Info von Prof. über Prüfung: Frühere Studien erwähnen, Folie 6, Wegbereiter Herdt + Williams Die Gay and Lesbian Studies in der KSA wurden in den 1990ern zum eigenen Forschungsfeld ausgehend vom amerikanischen Gay and lesbian Movement. Bis dahin wurde das Thema Homosexualität von der Forschung vernachlässigt. Vorläufer der Gay and Lesbian Studies waren: Ruth Landes (1940) David Sonenschein (1966) Gayle Rubin 1975 Esther Newton 1979 In den 1980ern erschienen 2 zentrale Werke zu dieser Thematik, die den Diskurs ins Rollen brachten. 1. Gilbert Herdt (1984): Ritualized Homosexuality in Melanesia Herdt untersuchte Initiationsriten in Melanesien – ältere Männer geben über Oralverkehr Samen an jüngere Männer weiter, dies ist Voraussetzung für eine spätere Heirat – Herdt bezeichnet das als “ritualisierte Homosexualität”, die Beziehung der beiden Männer endet mit der Heirat des jüngeren Mannes Kritik an Herdt: Herdt übertrage ein westliches Konzept der Erotik und des gleichgeschlechtlichen Kontakts in einen völlig anderen Kontext Ersetzung des Terminus der „ritualisierten Homosexualität durch „boy insemination“, Ziel ist nämlich die Maskulinisierung der Knaben 2. Walter Williams (1986): The Spirit and the Flesh Williams erforschte Modelle der Gender Variance in Nordamerika und beschreibt die sogenannten Two-Spirit-People („Berdache“). Two Spirit People zeichnen sich dadurch aus, dass Sie Kleidung des physisch anderen Geschlechts tragen, Tätigkeiten des anderen Geschlechts verrichten, etc. Williams stellt die positive Bedeutung und den rituell-spirituellen Charakter dieser Menschen heraus In Folge viele Forschungen zu Melanesien und Nordamerika Debatten darüber, ob hier von Homosexualität gesprochen werden kann, oder nicht Sabine Lang (1997) zeigt auf, dass es sich aus emischer Sicht nicht um Homosexualität handelt 13 10. Was wird unter dem Begriff der „Gender Variance“ verstanden? Welche Formen lassen sich unterscheiden? Siehe VL 5 Info von Prof zur Prüfung: Es wird zw. Dauerhafter Gender Variance (fürs ganze Leben) und partieller Gender Variance (für bestimmte Rituale) unterschieden. Sabine Lang Beschreibung + Gynaegamie beschreiben Der Begriff gender variance beschreibt die kulturelle Konstruktion von mehr als zwei Geschlechtern. Die Begriffe „Drittes Geschlecht“ (Fraumann) und „Viertes Geschlecht“ (Mannfrau) wurden eingeführt. Die Zuordnung zu diesen Geschlechtern erfolgte beispielsweise über die spezifische Tatigkeiten, die Haartracht, die Kleidung oder Spezialisierungen im handwerklichen oder religiösen Bereich. Wahrend die Existenz des dritten Geschlechts verhältnismäßig weit verbreitet ist, ist das vierte Geschlecht vor allem im präkolonialen Nordamerika vertreten gewesen. Dies wird abgehandelt am Beispiel der Navajo in Nordamerika (Lang 1997): Die Navajo kannten drei Sexes: Männlich, weiblich und Hermaphrodit. Dazu kamen vier Gender: wieder männlich und weiblich sowie zwei Ausprägungen von Nádleehé: physisch weiblicher Hermaphrodit und physisch männlicher Hermaphrodit. Übersetzt bedeutet Nádleehé „jemand der sich im Wandel befindet“. Die Navajo unterscheiden außerdem zwischen „echten Nádleehé“ und „solchen, die es vorgaben zu sein“, Differenzieren also bewusst nochmal den Sex. Dauerhafte „Geschlechtsrollenüberschreitungen“ (überdauern das ganze Le ben) werden bestimmt durch: durch die Eltern durch eigene Präferenz durch Bestätigung durch öffentliche Rituale oder Tests durch Visionen („göttliche Bestimmung“). partielle „Geschlechtsrollenüberschreitung“ (z.B. für bestimmte Rituale):. einzelner Geschlechtsrollenkomponenten werden durch ein anderes Gender übernommen, Formen rituellen Transvestismus. Es erfolgt eine Übernahme bereits existierender Genderaufgaben oder eigener Tätigkeiten für alternative Geschlechter (z.B. spirituelle Rolle). Es gibt allerdings eine begrenzte Anzahl der Veränderung der Genderzugehörigkeit und eine begrenzte Partnerwahl (Sexualbeziehungen müssen „heterogeschlechtlich“ bleiben). 14 11. Was sind die Besonderheiten der Gynaegamie? Siehe VL 5 Von Prof. keine Info bzgl. dieser Frage zur Prüfung Gynaegamie oder Frauenehe z.B. bei den Shilluk im Sudan Kamba und Gikuyu in Kenia Kuria in Tansania und Kenia Lovedu und Zulu in Südafrika Fon in Beinin Igbo in Nigeria Unter Gynaegamie oder „Frauenehe“ versteht man eine sozial anerkannte, vertraglich geregelte Zweckgemeinschaft zwischen zwei oder mehreren Personen mit dem Ziel eine Familie zu gründen und legale Nachkommen hervorzubringen. Homosexuelle Bedürfnisse spielen hier keine Rolle. Ältere, kinderlose Frauen (oder Frauen ohne Söhne) heiraten jüngere Frauen über die Bezahlung von Brautpreis. Es gibt zwei Formen der Gynaegamie: 1. Bezahlung des Brautpreises im Namen eines toten/fiktiven Mannes (die Frau agiert als Vertreterin des Mannes) oder 2. die Frau agiert in ihrem eigenen Namen (sie ist wohlhabend, sozial und politisch hochstehend). Sie gilt als der Vater der Kinder ihrer Ehefrauen. Leihvater wird von älterer Frau ausgesucht. Es entsteht eine Gender-Multiplikation: Die ältere Frau ist gleichzeitig Ehefrau, Mutter, Ehemann, Vater, eventuell Schwiegermutter oder Großmutter. Jedoch gehört sie nicht dem männlichen Altenrat an und ist auch nie Mitglied einer männlichen Altersklasse. Dies bleiben Privilegien von „echten“ Männern. 15 12. Welche Besonderheiten finden sich in den Sex-GenderKonstruktionen der Vezo (Madagaskar), wie sie von Rita Astuti beschrieben werden? Welche Schlussfolgerungen zieht Astuti daraus? Siehe VL 5 Info von Prof. zur Prüfung. Zur Beantwortung der Frage siehe Folien ab „ist ab boy ist a girl“ Die Anthropologin Astuti forschte bei den Vezo auf Madagaskar. Ihren Erkenntnissen nach haben die Vezo kein Interesse an den verschiedenen Genitalien verschiedener sexes, und legen Wert auf die Betonung von Geschlechterkomplementarität und gleichheit. Trotzdem ist das Geschlecht des Kindes immer die erste Information an eine gebärende Mutter. Neugeborene haben also nur sex, aber kein Gender. Dies führt zu der Annahme, dass die Geschlechtsvorstellungen der Vezo lokale Vorstellungen zur Person sind. Vezo sein, definiert sich darüber, wie etwas gemacht wird (kein Blutoder Bodenrecht), jeder kann also in Interaktion mit seiner Umwelt, von außen her Vezo werden. Der Körper ist also Ergebnis der eigenen Aktivitäten, er wird im Laufe eines Lebens erlangt. Babies sind also noch keine vollwertigen Menschen, sie haben sex aber kein Gender. Die Zuweisung des Sexes an das Neugeborene zeigt eine Spannung zwischen Sex und Gender. Ein besonderes Phänomen bei den Vezo sind die sarin'ampela. Der Begriff beschreibt diese Personen als Männer, die Abbilder von Frauen sind. Diese Personen sind durch und durch Gender und kein Sex. Sie Leben mit den Frauen, wie die Frauen. Nach ihrem Tod greift jedoch wieder die Geschlechterendogamie: Nur Personen mit den selben Geschlechtsmerkmalen (Vagina, Penis, Bruste) dürfen Tote waschen und begraben. Spätestens die Beisetzung auf dem Mannerteil der Insel ruft den sarin'ampela wieder in sein Sex zurück. In den sarin'ampela vereinen sich also zwei widersprüchliche Identitäten: Das Lebende Individuum, das veränderlich ist und selbst geschaffen wurde, und das tote Individuum, dessen Unveränderlichkeit durch die Abstammungsordnung begründet ist. Sex Gender = = = = Penis und Vagina bei den Vezo fixiert und praktisch unveränderlich Art und Weise der Kleidung, des Tragens von Lasten, etc. prozesshaft und verhandelbar 16 13. Welche bleibenden Erkenntnisse liefert uns die Anthropology of Gender? Eventuell VL 4 (VL5 sicher nicht) Info von Prof. zur Prüfung: Antwort ist eine Überschneidung mit Frage 8 aber es sollte etwas mehr geschrieben werden also noch zusätzliche Punkte, siehe VL 6? Z.B. Queer Themen Antwort auf Frage 8 1. Grundlage für die Debatten um Sex und Gender der feminisitischen Forschung 2. Fokussierung auf Sexualität als eine Kategorie von Unterdrückung (neben Klasse und Gender) 3. (Hetero-)Sexualität ist nicht „natürlich“, sondern gesellschaftlich konstruiert, Gay and Lesbian Studies, Queer Studies weiter ausführen – google in den Unterlagen ist definitiv nicht mehr enthalten Fragenkatalog 2017 Die Anthropology of Gender lieferte vor allem Erkenntnisse in den folgenden Bereichen: Sie deckte die europaisch-aufklarerische Pragung vieler bisheriger Theorien der Anthropologie auf, stellte die bisher akzeptierten Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat- öffentlich) in Frage und erforschten in Folge dessen auch andere Differenzmarkierungen, als dem Geschlecht, wie Alter oder Klasse. KSA Nadine – nicht enthalten 17 14. Inwiefern unterscheidet sich die Anthropology of Differences/Intersektionalität von der Anthropology of Gender? Info von Prof zur Prüfung: Dezentrierung von Gender bei Anthropology of Differences – Differences liegt in Person, diese Frage überschneidet sich mit Frage 6, zur Beantwortung siehe VL 9 – Folie Zusammenfassung F. 40 Anthropology of Gender/Genderforschung - Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre - Wichtige Vertreterinnen: Gale Rubin, Ann Oakley - Differenzierung zwischen Sex und Gender, Sex = biologisches Geschlecht, Gender = soziales Geschlecht und ist somit von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden - Zusammenführung der marxistisch orientierten Strömung und der strukturalistisch orientierten Strömung - Infragestellung von Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat öffentlich) - Es kommt zu komplexen Analysen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen, die Auswirkungen werden in den Diskurs verschiedener Gesellschaften miteinbezogen - Gay and lesbian studies - Gender Variance (= die Existenz eines dritten Geschlechts (Fraumann) und eines vierten Geschlechts (Mannfrau) wurde erforscht ( es gibt viele Kriterien der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht), Geschlechtsrollenüberschreitungen - Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen innerhalb der Gesellschaften, zusätzliche Differenzmarkierungen gewannen an Bedeutung, wie z.B. Alter und Verwandtschaft Anthropology of Differences/Differenzansatz = postmoderne - Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre - Der Fokus liegt am Individuum Kritik an der Kategorie Frau (vgl. queer Studies, Dezentralisierung von Gender, Entneutralisierung von Sex Begrifflichkeiten wurden also hinterfragt und dekonstruiert, betont wird das Ineinanderwirken verschiedener Kategorien wie z.B. Rasse, Klasse, sex. Orientierung, Gender, usw. um Unterdrückungsverhältnisse erfassen zu können - Theorien die auf dem westlichen Konzept von geschlechtlicher Fortpflanzung und 2 Geschlechtern basieren können nicht mehr angenommen werden - Kritik an homogenisierenden und universalisierenden Kategorien, Kulturrelativismus wird wieder wichtiger - Woman of Color Konzept der Intersektionalität (Crenshaw), double jeopardy (Frances Bean), multiple jeopardy - Leslie McCall führt 3 methodische Ansätze zur Betrachtung von Intersektionalität ein - Interkategoriale Komplexität - Antikategoriale Komplexität - Intrakategoreale Komplexität - Borderlandfeminismus 18 15. Inwiefern unterscheidet sich die Anthropology of Differences/Intersektionalität von der Anthropology of Woman Info von Prof. zur Prüfung: Hier muss es auch eine Folie mit einer Zusammenfassung geben Anthropology of Woman / Frauenforschung - Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre - Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden wie Männer („große Frauen“) - Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über Frauen rücken ins Blickfeld - Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten - Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften, man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von Rollen betrachtet - Zwei theoretische Strömungen - Strukturalistisch orientierte Strömung Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, usw. die das Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt) Sherry Ortner, Michelle Zimbalist Rosaldo - Marxistisch orientierte Strömung Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des Kolonialismus. Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zu Bildung der Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer Geschlechterhierarchie Eleanor Burke Leacock Anthropology of Differences/Differenzansatz = postmoderne - Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre - Der Fokus liegt am Individuum Kritik an der Kategorie Frau (vgl. queer Studies, Dezentralisierung von Gender, Entneutralisierung von Sex Begrifflichkeiten wurden also hinterfragt und dekonstruiert, betont wird das Ineinanderwirken verschiedener Kategorien wie z.B. Rasse, Klasse, sex. Orientierung, Gender, usw. um Unterdrückungsverhältnisse erfassen zu können - Theorien die auf dem westlichen Konzept von geschlechtlicher Fortpflanzung und 2 Geschlechtern basieren können nicht mehr angenommen werden - Kritik an homogenisierenden und universalisierenden Kategorien, Kulturrelativismus wird wieder wichtiger - Woman of Color Konzept der Intersektionalität (Crenshaw), double jeopardy (Frances Bean), multiple jeopardy - Leslie McCall führt 3 methodische Ansätze zur Betrachtung von Intersektionalität ein - Interkategoriale Komplexität - Antikategoriale Komplexität - Intrakategoreale Komplexität - Borderlandfeminismus 19 16. Beschreiben Sie Entstehungsgründe, Themenschwerpunkte und Theoriezugänge dr Woman of Color/Black Feminists Info von Prof. zur Prüfung: Zur Beantwortung der Frage siehe VL 7, lange Tradition, wurden lange nicht gehört, stehen zw. Weißen Frauen, Rassismus wurde in Forschung übersehen, beziehen sich auf Debatten im weißen Feminismus die mit ihren Themen nix zu tun haben, Folie Collins – privater Aspekt fließt ein, Intersektionalität, double + multiple Jeoparty Die so genannten Women of Color (“Black Feminists“), wie die politische Selstbezeichnung lautet, wurzelt in Nordamerika und baut auf den postkolonialen Feminismus auf. Obwohl zur damaligen Zeit schon lange politische Aktivitäten ihrerseits stattgefunden hatten, schienen ihre Werke erst in den 1980er – 1990er Jahren in der weißen Mainstreamanthropologie auf. Ihre Ursprunge hat die Bewegung bei Isabelle Bomefree, einer Schwarzen US-amerikanischen Freiheitskampferin, die sich als Frauenrechtlerin (v.a. Suffragetten) und Wanderpredigerin betätigte. Nicht-Weiße Frauen konnten sich lange Zeit nur in überwiegend weißen, feministischen Gruppen oder aber gemischtgeschlechtlichen Organisationen als Frauengruppen engagieren. Dies führte zur Gründung eigener feministischer Organisationen, wie die Frauen aller Roter Nationen oder die National Black Feminist Organisation. Neuere Beiträge leisteten z.B. Michell Wallace oder Bell Hooks. Die interkategoriale Komplexität geht von einer schwarzen feministischen Standpunktepistemologie (Epistemologie = Erkenntnis) aus und betont die besonderen Erfahrungen/Positionierungen von Frauen. Kimberly Crenshaw erforschte, was es denn bedeute, Schwarz und Frau zugleich zu sein: Die Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen lassen sich weder durch Rasse noch durch Geschlecht und auch nicht durch ihre Addition erklären, sondern nur durch die Überkreuzung dieser Faktoren = Intersektionalitat (Überschneidung verschiedener Diskriminierungsformen bei einer Person lt. Wiki) - - double jeopardy von Frances Beale 1972 Eine Double Jeopardy liegt vor, wenn eine Frau von Rassismus und Sexismus zugleich betroffen ist. Andere Forscher betonen in diesem Kontext ökonomische Benachtteiligung schwarzer Frauen (-> triple jeopardy) additive Unterdrückung Multiple Jeopardy von Deborah King1988 liegt vor, wenn die drei, voneinander abhängigen Kontrollsysteme Rassismus, Sexismus und Klassenunterdrückung eine multiplikative Beziehung eingehen. Durch eigene Erfahrungen hinsichtlich Rassismus, Gewalt und die gemeinsam erlebte Unterdrückung und die verbindende Solidarität, bildete sich ein spezielles Schwarzes Feministisches Bewusstsein à sisterhood! Unterdrückung kann aber auch eine Quelle von Kraft zur Vorantreibung des Widerstands sein. 20 17. Wie lassen sich Zugänge der Anthropology of Differences/Intersektionalität, die mit Erfahrung argumentieren, charakterisieren? Info von Prof. zur Prüfung: Intersektionalität, double + multiple jeopardy, borderline Feminismus VL 9 Die interkategoriale Komplexität geht von einer schwarzen feministischen Standpunktepistemologie (Epistemologie = Erkenntnis) aus und betont die besonderen Erfahrungen/Positionierungen von schwarzen Frauen. Kimberly Crenshaw erforschte, was es denn bedeute, Schwarz und Frau zugleich zu sein: Die Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen lassen sich weder durch Rasse noch durch Geschlecht und auch nicht durch ihre Addition erklären, sondern nur durch die Überkreuzung dieser Faktoren = Intersektionalitat (Überschneidung verschiedener Diskriminierungsformen bei einer Person lt. Wiki) - - double jeopardy von Frances Beale 1972 Eine Double Jeopardy liegt vor, wenn eine Frau von Rassismus und Sexismus zugleich betroffen ist. Andere Forscher betonen in diesem Kontext ökonomische Benachtteiligung schwarzer Frauen (-> triple jeopardy) additive Unterdrückung Multiple Jeopardy von Deborah King1988 liegt vor, wenn die drei, voneinander abhängigen Kontrollsysteme Rassismus, Sexismus und Klassenunterdrückung eine multiplikative Beziehung eingehen. Borderlandfeminismus Vertreterinnen: Gloria Anzaldúa, Cherié Moroga, Morales Schwestern, Ruth Behar Chicana Feminismus ist charakterisiert durch: Genre der Autobiographie wird in Frage gestellt Unterwanderung patriarchaler Definitionen von Kultur Sprachliche Grenzen werden überschritten (Englisch-Spanisch-„Spanglisch“) Multiple Identitäten werden durch Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Sexualität und Sprache hervorgerufen Neuinterpretationen von Symbolen durch Chicana Künstlerinnen, wie die der „Virgen de Guadalupe“, die als Symbol des Widerstandes und Rebellion gilt. Durch den mitá y mitá der Borderlands ist Trans- und Intersektionalität von großer Bedeutung Den Marginalisiserten (In-Betweens) werden besondere Befähigungen Begabungen zugesprochen Die Borderlandbewohner leben in der sogenannten „Mundo Zurra“ (linkshän digen Welt), die den Kontrast zu der rechtshändigen und rationalen Welt des Westens darstellen soll Grenzland = Land der Transnationalität, Transgressivität und hybriden Menschen Neuinterpretation: Figur der La Malinche (= Schlüsselfigur der ChicanaBewegung in den USA, Ausdruck von Kraft, Macht, Spiritualität, Überleben im Grenzland) Keine Anerkennung eines eindeutigen Subjekts Differenz als Quelle zur Macht 21 18. Wie Charakterisiert Ifi Amadiume die Anthropologie? Was kritisiert sie am Feminismus, an der feministischen Anthropologie, welche Alternative schlägt sie vor? Info von Prof. zur Prüfung Zur Beantwortung siehe VL 7 Nach Amadiume nimmt der moderne Feminismus immer noch eine eurozentristische Sichtweise ein. Weiße FeministInnen gehen implizit oder explizit von einer Überlegenheit gegenuber Frauen aus sogenannten Dritte Welt Landern aus. Die Einteilung der Welt in primitiv und entwickelt ist der Wissenschaft zu verdanken, die diesen Bias weiter fortfuhrt. Weiße FeministInnen arbeiten nach wie vor an „ihrer eigenen Rebellion“, die Belange von Dritte Welt Frauen sind dabei nicht interessant. Die dritte Welt Frau dient primar als Ressourcenpool zum Nachweis der universalen Frauenunterdruckung. Kritik am Konzept der global sisterhood – die Zugrundeliegende Gemeinsamkeit ist die Vorstellung der Frau als unterdrückt und machtlos. Es seien Daten aus dem Kontext gezogen wurden wodurch es zu Fehlinterpretationen bzw. falschen Darstellungen gekommen sei. Die Forderung nach gleicher Geschlechterbehandlung, die im Fokus des Weißen Feminismus steht, hat nicht fur alle Frauen die selbe Prioritat Diese unterschiedlichen Bedürfnisse der Frauen werden vor allem bei der UNFrauenkonferenz von 1985 in Nairobi deutlich. Amadiume fordert aus diesen Gründen einen Dialog, ihr Buch dient dazu die erforderlichen Daten für diesen Dialog bereitzustellen. 22 19. Wie lassen sich dekonstruktivistische/postmoderne Zugänge der Anthropology of Differences/Intersektionalität beschreiben? Info von Prof. zur Prüfung: Zur Beantwortung siehe VL 6 Antikategor. Kompl. Folie 3, Bsp. Collier und Yanagisako Überschneidung mit Frage 20 Dieser Zugang fällt in den Bereich der Antikategorialen Komplexität. Kategorisierungen schreiben bestimmte Machtpositionen fest. Antikategoriale Ansätze stellen die Berechtigung einer bestimmten Kategorie in Frage. Sie hinterfragen und dekonstruieren analytische Kategorien: - Fragmentierung - Dekonstruktion - Multiples Selbst - Subjektpositionen - Difference: Unverbundenheit zwischen Objekten der Wahrnehmung und ihren Bedeutungen als Symbole oder Repäsentationen Vielfalt von Stimmen, Bedeutungen und Konfigurationen Die Postmoderne ist charakterisiert durch die Annahme, dass es keine objektive soziale Welt außerhalb unserer bisherigen Erfahrungen und unserer Diskurse darüber gibt. Henrietta Moore ist eine Vertreterin, sie geht davon aus, dass Identitäten kollektive und individuelle Dimensionen haben: Individuen sind vielfältig konstituierte Subjekte. Sie können in einer Bandbreite von Diskursen und sozialen Praktiken eine Vielzahl von Subjektpositionen einnehmen. Einige dieser Subjektpositionen sind widersprüchlich und stehen womöglich miteinander in Konflikt. Das Subjekt des post-strukturalistischen Denkens setzt sich aus einer Vielzahl widersprüchlicher Positionierungen und Subjektivitäten zusammen. Es gibt nicht nur ein Gendermodell, sondern eine Vielzahl von Diskursen über Gender, die kontextuell und biografisch variieren können. Der Erfahrung ein geschlechtliches Subjekt zu sein wird im Diskurs und den damit einhergehenden Praktiken Bedeutung verliehen. Das Subjekt ist aber nicht nur geschlechtlich Konstituiert: Das Subjekt ist ein Ort vielfältiger Differenzen in dem sich die verschiedenen Achsen der Differenz (Rasse, Klasse, Gender, Sexualität usw. ) überschneiden. - Kritik der Kategorie „Frau“ Entneutralisieren von sex Differenzen innerhalb einer Geschlechtergruppe Dezentralisieren von Gender Kritik an universalisierenden und homogenisierenden Kategorien Für Yanagisako und Collier sind alle Gesellschaften Ungleichheitssysteme (Ungleichheit durch soziale Bewertung). Ziel des Feminismus sei es nun nicht, die Existenz von Ungleichheiten zu analysieren, sondern die verschiedenen Formen. Dabei ist die Ausgangsfrage: Wie wird Differenz in einer Gesellschaft definiert? 23 1. Es folgt die Analyse von Bedeutungen, also welche Kategorien in einer Gesellschaft bedeutend sind 2. Als nächster Schritt folgt die Analyse der sozialen Praxis, also in welchem Kontext diese Kategorien wirken bzw. wie diese Strukturen der Ungleichheit umgesetzt werden. 3. Schließlich erfolgt eine historische Analyse, um Veränderungen in der Geschichte aufzeigen zu können, bzw. auf zukünftige Entwicklungen schließen zu können. Das radikale Hinterfragen des Unterschieds zwischen Männern und Frauen, also das Dekonstruieren der Kategorie Sex sei die Zukunft des Feminismus. Yanagisako und Collier verbinden erstmals dekonstruktivistische und diskurstheoretische Verfahren mit sozialen Praktiken und gesamtgesellschaftlichen Perspektiven. Extremkurzzusammenfassung von Collier und Yanagisako: Gender und Verwandtschaft als sich gegenseitig konstituierende symbolische Systeme, wobei sich die Forschungen auf ein „folk model“ des Zusammenhangs von Verwandtschaft mit biologischer Reproduktion stützen Aufgreifen struktureller Modelle, lokaler Bedeutungen und historischer Zusammenhänge 24 20. Welche bleibenden Erkenntnisse lassen sich aus dem Beitrag von Yanagisako und Collier zu Gender und Verwandtschaft ziehen? Info von Prof. für Prüfung: Zur Beantwortung siehe VL 6 Folie 26 und Folie 25, Collier +Yanagisako, Überschneidung mit Frage 19 Für Yanagisako und Collier sind alle Gesellschaften Ungleichheitssysteme (Ungleichheit durch soziale Bewertung). Ziel des Feminismus sei es nun nicht, die Existenz von Ungleichheiten zu analysieren, sondern die verschiedenen Formen. Dabei ist die Ausgangsfrage: Wie wird Differenz in einer Gesellschaft definiert? 4. Es folgt die Analyse von Bedeutungen, also welche Kategorien in einer Gesellschaft bedeutend sind 5. Als nächster Schritt folgt die Analyse der sozialen Praxis, also in welchem Kontext diese Kategorien wirken bzw. wie diese Strukturen der Ungleichheit umgesetzt werden. 6. Schließlich erfolgt eine historische Analyse, um Veränderungen in der Geschichte aufzeigen zu können, bzw. auf zukünftige Entwicklungen schließen zu können. Das radikale Hinterfragen des Unterschieds zwischen Männern und Frauen, also das Dekonstruieren der Kategorie Sex sei die Zukunft des Feminismus. Yanagisako und Collier verbinden erstmals dekonstruktivistische und diskurstheoretische Verfahren mit sozialen Praktiken und gesamtgesellschaftlichen Perspektiven. Zum Verständnis auch noch eine alte Frage die nicht zur Prüfung kommt: Welchen Zusammenhang sehen Sylvia Yanagisako und Jane Collier zwischen der herkömmlichen Verwandtschaftsforschung und Genderforschung? Warum plädieren sie für eine gemeinsame Analyse von Verwandtschaft und Gender? Ausgangsbasis für Theorien zu GENDER und VERWANDSCHAFT sind die „biologischen Fakten“ der Zweigeschlechtlichkeit (= folk model des amerikanischen Verwandtschaftssystems) Universalisierung dieses folk models: Die Differenzierung in Männer und Frauen wird als präsoziale, natürliche, universelle Tatsache behandelt Ausgangsthese für die Genderanalyse: alle Gesellschaften sind Ungleichgesellschaften - GENDER – Konstruktion: biologisches Geschlecht als Basis: SEX - VERWANDTSCHAFT: begründet sich auf weibliche Reproduktion Sowohl die kulturelle Konstruktion von Kinship, als auch die kulturelle Konstruktion von Gender soll untersucht werden GENDER und KINSHIP treten in der Praxis nie als getrennt existierende Systeme auf, deshalb sind sie auch gemeinsam zu untersuchen David Schneider (Prof. von Yanagisako): Verwandtschaft als kulturelles Produkt (kein natürliches soziales Prinzip!) 25 21. Beschreiben Sie Positionen/Argumentationen der Debatte um Sex und Gender. Info von Prof. zur Prüfung: Zur Beantwortung siehe VL 6 – eher zweite Hälfte Collier, Röttger-Rössler (Pflichttext unbedingt lesen!), Mittelalter nicht genau ausführen 26 22. Was sind die Besonderheiten des Chicana (Borderland-) Feminismus? Welche Vertreterinnen kennen Sie? Beschreiben sie ihre Zugänge. Info von Prof. zur Prüfung: Zur Beantwortung siehe VL 9, Vertreter: Gloria Anzal...?, Morales Schwster, Ruth Behar Folie 34 Vertreterinnen: Gloria Anzaldúa, Cherié Moroga, Morales Schwestern, Ruth Behar Chicana Feminismus ist charakterisiert durch: Genre der Autobiographie wird in Frage gestellt Unterwanderung patriarchaler Definitionen von Kultur Sprachliche Grenzen werden überschritten (Englisch-Spanisch-„Spanglisch“) Multiple Identitäten werden durch Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Sexualität und Sprache hervorgerufen Neuinterpretationen von Symbolen durch Chicana Künstlerinnen, wie die der „Virgen de Guadalupe“, die als Symbol des Widerstandes und Rebellion gilt. Durch den mitá y mitá der Borderlands ist Trans- und Intersektionalität von großer Bedeutung Den Marginalisiserten (In-Betweens) werden besondere Befähigungen Begabungen zugesprochen Die Borderlandbewohner leben in der sogenannten „Mundo Zurra“ (linkshän digen Welt), die den Kontrast zu der rechtshändigen und rationalen Welt des Westens darstellen soll Grenzland = Land der Transnationalität, Transgressivität und hybriden Menschen Neuinterpretation: Figur der La Malinche (= Schlüsselfigur der ChicanaBewegung in den USA, Ausdruck von Kraft, Macht, Spiritualität, Überleben im Grenzland) Keine Anerkennung eines eindeutigen Subjekts Differenz als Quelle zur Macht Kritik von Beltran: Notwendigkeit eines Grenzstatus, sowie eines schlechten und stereotpisierten Westens Marginalisierte Erfahrungen werden privilegiert und die Entfernung zum Zentrum als erkenntnistheoretisches (epistemologisches) Privileg erachtet 27 23. Welche Schwierigkeiten und Probleme ergeben sich aus dem Ansatz der Anthropology of Differences? Info von Prof. zur Prüfung: F 51, Kriterien und Probleme bezieht sich auf alle 3 Zugänge - - Hervorhebung kultureller Differenz: es fehlt die Dekonstruktion von Weiß-heit, Whiteness Studies 1990er eine zu starke Fokussierung auf Differenzen zwischen Frauen verhindert das Erkennen von Gemeinsamkeiten - Problem der Mobilisierung betroffener Gruppen (es wird schwierig genügend Leute zu finden die unter der selben Unterdrückung leben) - Akzeptanz nicht tolerierbarer Praktiken (z.B. Genitalverstümmelung) Gefahr der Verschleierung von Hierarchien, von Herrschaft und Kontrolle - Politik der Identifizierung – Anerkennung von Differenzen als Voraussetzung gemeinsam Handelns - Wertung von Differenzen zur Legitimierung von Hierarchien Mary Maynard befasst sich u.a. mit Differenzen in ihrer doppelten Bedeutung: - Differenz als Erfahrung (im Sinne der Black Feminists) - Differenz im Sinne der Postmoderne (es gibt keine objektive soziale Welt auf die wir zurückgreifen können- wir sind geprägt durch unsere Wahrnehmung, Geschichte,...) 28 24. Inwiefern ist Globalisierung immer von Gender, Race/Ethnizität und Klasse durchdrungen? Info von Prof. zur Prüfung: Zur Beantwortung siehe VL 10 Ausführung zu Feminisierung und Ethnisierung von Arbeit, sexuelle Gewalt, Bsp. Maquiladoras anführen Globalisierung ist von geschlechtlichen und ethnisierten Hierarchien und Ideologien geformt und durchdrungen; die geschlechtlichen (und ethnisierten) Institutionen der Globalisierung wirken auf die Beziehungen, Erfahrungen und Identitäten von Frauen und Männern. Feminisierung und Ethnisierung der Arbeit in den Weltmarktfabriken und freien Produktionsstätten schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Bezahlung, keine gewerkschaftlichen Rechte gezielte Anwerbung weiblicher Arbeitskräfte unter Ausnutzung lokaler Gendervorstellungen Problematik der Grenze -„Gewaltraum“ seit der Kolonialzeit: Konkurrenz um Land und Ressourcen, zwischen englischsprachigen und spanischsprachigen Siedlern und Indigenen Grenzstädte z.B. Tijuana: Bordell für US-Amerikaner, Drogen- und Waffenhandel, hohes Gewaltausmaß, Frauenmorde (Ausdruck des Patriarchats, weibliche Körper dienen als Mittel zum Austausch von Botschaften) Freihandelsabkommen zwischen Mexiko, den USA und Kanada seit 1. Jänner 1994 Besondere Symbolik der Grenze (vgl. Gloria Anzaldúa!) Maquiladora Bezeichnung für Weltmarktfabriken im mittelamerikanischen Raum Merkmale: Weiterverarbeitung von Rohstoffen und Halbfertigprodukten aus den USA Export der fertigen Waren in die USA Vorteile der niedrigen Löhne (keine Sozialleistungen, billigere Lebenshaltungskosten…), des Verbots gewerkschaftlicher Organisierung, der Möglichkeit überlanger Arbeitszeichen, etc. V.a. an der Nordgrenze Mexikos (zu den USA) Einführung in den 1960ern als Ersatz für das Bracero-Programm (=Arbeitskräfteabkommen Mexiko-USA) Widerspruch: Braceros zunächst ausschließlich, später vorwiegend Männer Maquiladoras vorwiegend weibliches Beschäftigungsfeld 1990er: Rückgang der Frauenbeschäftigung, aber Ansteigen der Gewalt und sexuellen Ausbeutung Argumente für Frauenbeschäftigung: 29 Frauen seien disziplinierter, weniger leicht gelangweilt, duldsamer (tatsächlich: Demonstrationen, Streiks…) 1990er: zwei Drittel der Beschäftigten sind Frauen 1994: Pesoabwertung – Sinken der Löhne – Erhöhung der Nachfrage nach MaquilaarbeiterInnen – immer wenige Frauen sind bereit zu den niedrigen Löhnen zu arbeiten – Forderungen der Fabrikarbeiterinnen Beschäftigung von Männern Ende der 1990er: ca. 50% der Beschäftigten sind Männer Weiterhin Ideologie der „formbaren Arbeiterin“ Feminisierung und Ethnisierung der Arbeit Frauen seien geeignet für bestimmte Tätigkeiten im Niedriglohnsektor (Fingerfertigkeit, Ausdauer, Geduld…) Männer seien für Managementaktivitäten prädisponiert Mexikanische Frauen als Arbeiterinnen in den Maquiladoras US-amerikanische Männer im Management Malayische Frauen als Fabrikarbeiterinnen Nicht-malayische Männer im Management 30 25. Was ist unter dem Ontological Turn zu verstehen und was ist seine Bedeutung für die aktuelle KSA? Frage kommt nicht zum Sommerprüfungstermin 26. Welche Rolle spielt Geschlecht im Ontological Turn? Frage kommt nicht zum Sommerprüfungstermin 31 27. Charakterisieren Sie die Strömungen der feministischen Anthropologie/Gender Anthropologie in ihren Unterschieden und Überschneidungen in wenigen Sätzen. Legen Sie das Augenmerk auf die stattfindenden Dezentrierungen Info von Prof. für Prüfung: Zusammenfassungen auf Folien ansehen und Merkmale und Unterscheidungen rausarbeiten zu: - anthropology of woman - anthropology of gender - anthropology of differences - ontological turn Anthropology of Woman / Frauenforschung - Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre - Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden wie Männer („große Frauen“) - Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über Frauen rücken ins Blickfeld - Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten - Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften, man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von Rollen betrachtet - Zwei theoretische Strömungen - Strukturalistisch orientierte Strömung Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, usw. die das Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt) Sherry Ortner, Michelle Zimbalist Rosaldo - Marxistisch orientierte Strömung Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des Kolonialismus. Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zu Bildung der Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer Geschlechterhierarchie Eleanor Burke Leacock Anthropology of Gender/Genderforschung - Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre - Wichtige Vertreterinnen: Gale Rubin, Ann Oakley - Differenzierung zwischen Sex und Gender, Sex = biologisches Geschlecht, Gender = soziales Geschlecht und ist somit von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden - Zusammenführung der marxistisch orientierten Strömung und der strukturalistisch orientierten Strömung - Infragestellung von Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat öffentlich) - Es kommt zu komplexen Analysen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen, die Auswirkungen werden in den Diskurs verschiedener Gesellschaften miteinbezogen 32 - - Gay and lesbian studies Gender Variance (= die Existenz eines dritten Geschlechts (Fraumann) und eines vierten Geschlechts (Mannfrau) wurde erforscht ( es gibt viele Kriterien der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht), Geschlechtsrollenüberschreitungen Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen innerhalb der Gesellschaften, zusätzliche Differenzmarkierungen gewannen an Bedeutung, wie z.B. Alter und Verwandtschaft Anthropology of Differences/Differenzansatz = postmoderne - Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre - Der Fokus liegt am Individuum Kritik an der Kategorie Frau (vgl. queer Studies, Dezentralisierung von Gender, Entneutralisierung von Sex Begrifflichkeiten wurden also hinterfragt und dekonstruiert, betont wird das Ineinanderwirken verschiedener Kategorien wie z.B. Rasse, Klasse, sex. Orientierung, Gender, usw. um Unterdrückungsverhältnisse erfassen zu können - Theorien die auf dem westlichen Konzept von geschlechtlicher Fortpflanzung und 2 Geschlechtern basieren können nicht mehr angenommen werden - Kritik an homogenisierenden und universalisierenden Kategorien, Kulturrelativismus wird wieder wichtiger - Woman of Color Konzept der Intersektionalität (Crenshaw), double jeopardy (Frances Bean), multiple jeopardy - Leslie McCall führt 3 methodische Ansätze zur Betrachtung von Intersektionalität ein - Interkategoriale Komplexität - Antikategoriale Komplexität - Intrakategoreale Komplexität - Borderlandfeminismus Ontological Turn - Hinwendung zu anderen/neuen Ontologien, zu anderen/neuen Weisen der Betrachtung des menschlichen Subjektes und seiner Beziehung zur Welt - Dezentrierung des menschlichen Subjekts, Herausarbeitung der Beziehungen zwischen dem Menschlichen, dem Nicht-Menschlichen und dem UnMenschlichen - Teil einer breiteren Umorientierung in der KSA als Reaktion auf die ökologische Krise der Welt 33