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Einführung in die Anthropologie der Genderforschung Ausarbeitung Prüfungsfragen 2018

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Fragenkatalog 2018 – Einführung in die Anthropologie der
Genderforschung
1. Wie lässt sich Gender definieren bzw. umschreiben? (Einheit 1)
Info von Prof. über Prüfung:
Def. Von Scott und Pomata sind wichtig
Die Kategorie Gender
 Ein grundlegend offener Begriff: es gibt keine festgelegten, starren Inhalte
 Ständige Veränderung der Bedeutung - in Gesellschaft und Wissenschaft
 Gender als Prozess
 Seine Relevanz ist je nach Kontext und Fragestellung zu eruieren
 Polythetischer Begriff d.h. sämtliche Konnotationen des Wortes haben ähnliche
Komponenten, meinen aber nicht exakt das selbe
 Pomata 1983: jeder scheint zu wissen, was das ist, aber es gibt nie völlige
Übereinstimmung der Bedeutungsinhalte
Joan Scott über Gender:
 Gender als zentrale Kategorie der Analyse
 Gender, gegründet auf wahrgenommenen Unterschieden zwischen den „sexes“, ist
ein wesentlicher Teil sozialer Beziehungen
 Gender gibt Machtverhältnissen eine Bedeutung (zentral in der „westlichen“, in der
christlichen, jüdischen und islamischen Tradition)
 Es gibt 4 gleichzeitig wirkende, miteinander verbundene Elemente:
1) kulturell verfügbare Symbole
Rufen vielfältige, oft widersprüchliche Bedeutungen hervor, z.B. Eva und Maria
im Christentum als Symbole für Frauen
Welche symbolischen Repräsentationen werden eingesetzt? Wann werden sie
eingesetzt? Von wem und wofür werden sie eingesetzt?
2) normative Konzepte
Ausdruck in Doktrinen und Normen (Religion, Erziehung, Wissenschaft, Gesetze,
Politik)
Immer wieder Infragestellungen der vorherrschenden normativen Konzepte –
möglicherweise setzt sich eine dieser Infragestellungen durch und präsentiert
sich in Folge ihrerseits als einzig gültige Doktrin
Normative Positionen sind nicht Ergebnis sozialer Zustimmungen, sondern
heftiger Auseinandersetzungen
z.B. „Krieg der Geschlechter“ Ende 16., Anfang 17. Jahrhundert in Europa,
„Hexenverfolgungen“
Aufzeigen und Herausarbeiten dieser Konflikte und resultierenden
Verschiebungen
3) Soziale, politische und andere Institutionen und Organisationen (wie
Verwandtschaft, Arbeitsmarkt, Bildung und Politik)
Wirksamkeit geschlechtlicher Machtverhältnisse
4) subjektive Identitäten
Herstellung über Handlungsweisen, soziale Einrichtungen und kulturelle
Repräsentationen
1
2. Wie lässt sich die frühe Frauenforschung, vor der 2 Welle des
Feminismus (19. Frühes 20 Jh.) charakterisieren?
Info von Prof. über Prüfung:
Bsp aus den USA – es wurden Bürgerrechte eingefordert, weiße bürgerl. Hatten tlw. Rassistische
Einstellung, Folie mit Zusammenfassung wichtig
Es gibt bereits vor der „Anthropology of women“ Arbeiten, die sich dezidiert mit
Frausein und Geschlechterverhältnissen befassen, auch mit feministischen und
innovativem Zugang.
In der frühen Frauenforschung waren Frauen selten Forscherinnen. Meist sammelten
Männer ethnografische Daten von Männern über Frauen.
Entweder handelt es sich bei den Forscherinnen um privilegierte bürgerliche weiße
Frauen die teilweise eine sehr rassistische Einstellung hatten oder sie werden nicht als
Wissenschafterinnen anerkannt, z.B. Zora Neale Hurston oder Ella Cara Deloria – ihr
Lehrer Franz Boas behandelte die beiden mehr als Informantinnen als als
Wisschenschaftlerinnen. Edward Taylor befürwortete die „Mithilfe“ der Frauen bei der
Forschung, da sie an Informationen kämen, die Männern nicht zugänglich sind.
Innovative romanhafte Darstellungen müssen unter einem Pseudonym veröffentlicht
werden.
„Race“ und Gender/Sex werden als eng bis untrennbar miteinander verbunden gesehen.
Es existierte keine Kritik an Rassismus und Ethno- bzw. Genozid.
Der Schweizer Evolutionist Bachofen verfasst mit seinem Werk „Das Mutterrecht“ eine
Gegenreaktion auf die emanzipatorischen Bestrebungen (-> Idee des Urmatriarchats,
welches dann vom besseren Patriarchat übernommen wird)
Die ehemalige Sklavin, Isabelle Bomefree, setzte sich in den USA für Frauenrechte und
gegen Sklaverei ein, sie verweist auf die Unterdrückung schwarzer Frauen und auch auf
die besondere Situation (nicht weiß, nicht männlich, nicht priviligiert).
1920-1960 kam es allmählich zum Zerfall/Abflauen der Frauenbewegung (in den USA)
Geht man noch weiter in der Geschichte zurück befasste man sich erstmals im 18 Jhdt.
mit Themen der Genderforschung/feministischen Anthropologie im Zusammenhang mit
der franz. Revolution (Olympe de Gauges)
1. Die erste Welle des Feminismus
Gegen Mitte des 19. Jhdt entstand in vielen Ländern Europas, den USA und in Australien die erste
Welle des Feminismus und der Frauenbewegung. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin forderte 1910
„Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“.Frauen protestierten in europ. Ländern ihre zentrale
Forderung: Einführung des Frauenwahlrechts und Teilhabe an der politischen Macht. Die
Vertreterinnen der Ersten Frauenbewegung strebten eine politische Gleichstellung mit den Männern an
sowie ein Ende der Mündelschaft unter Vater oder Ehemann, gleichen Lohn für gleiche Arbeit,
Zugang für Frauen zur Universität und zu allen Berufen und Ämtern.
Die erste Welle des Feminismus ebbte in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts ab. Grundlegende
Forderungen wie das Frauenwahlrecht waren in einigen Ländern erfüllt. Zugleich wirkten zahlreiche
Faktoren zusammen, die den Frauen wieder ihren traditionellen Platz zuwiesen. In der
Weltwirtschaftskrise ab 1929 verschärfte sich die Konkurrenz um Arbeitsplätze, Frauen wurden in der
Regel als erste entlassen.
2
In allen westlichen Industrienationen, die am Zweiten Weltkrieg beteiligt waren, fand in der
Nachkriegszeit eine Restrukturierung traditioneller Geschlechterverhältnisse statt – zur „
Normalisierung“ der Lebensweise.
3
3. Was waren die wichtigsten Entstehungsgründe und Anliegen der
Anthropology of Woman (ab Mitte des 20 Jh.)? Welche
Verzerrungen in der herkömmlichen Wissenschaft wurden
festgestellt? Siehe VL 2, 2 Hälfte
Info von Prof. über Prüfung:
Für die Beantwortung der Frage ist die 2 VL, 2 Hälfte relevant, Frauen als Subjedkte der Geschichte wollte
man sichtbar machen, Beiträge von Frauen wurden in der Anthoropologie unter Tisch gekehrt, 3
Verzerrungen erwähnen, verschiedene Strömungen erwähnen – auch deutschsprachige
-
-
Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre
Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden
wie Männer („große Frauen“)
Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der
Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über
Frauen rücken ins Blickfeld
Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und
Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten
Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften,
man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von
Rollen betrachtet
Dreifache Verzerrung der früheren Forschung
1. Forscher haben unbewusste Vorannahmen und Erwartungen aufgrund der
Sozialisierung in westlich-patriarchalen Gesellschaften:
Bevorzugung männlicher Informanten, Assoziation von Frauen mit bestimmten
Tätigkeiten und gesellschaftlichen Bereichen
2. In bisheriger Forschung hauptsächlich Aussagen von Männern ÜBER Frauen
Keine Berücksichtigung der Aussagen der Frauen
Keine Unterscheidung zwischen Darstellung (Diskurs) und Realität (Praxis)
3. Westlich-hierarchisches Denken führt zur Gleichsetzung von Verschiedenheit
mit Ungleichheit und Hierarchie
Hierarchische Dualismen (öffentlich-privat…)
Kein Erkennen gleichberechtigter Dualität/Differenz
Strömungen:
 Symbolisch orientierte (strukturalistische) Strömung:
Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien
öffentlich-privat, Kultur-Natur, etc. die das Zusammenleben beeinflussen und
kategorisieren
Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt)
Sherry Ortner und Michelle Zimbalist Rosaldo
Kritik an strukturalistischer Strömung (Carol McCormack 1980):
Natur und Kultur, öffentlich und privat, etc. sind europäische Konzepte, die es
nicht überall gibt bzw. die sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können
4
 marxistisch ausgerichtete Strömung
Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich sind
historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des
Kolonialismus
Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zur Bildung der
Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer
Geschlechterhierarchie.
Eleanor Burke Leacock
Kritik an marxistischer Strömung:
Als unzutreffend erwies sich der stark evolutionistische Zugang, wie er z.B. von
Leacock unter Bezugnahme auf Friedrich Engels vertreten wurde
Deutschsprachige Strömungen (Bielefelderinnen)
Claudia von Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen
Es besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der
Dichotomie privat-öffentlich. Das urzeitliche Matriarchat wurde durch das
Patriachat abgelöst.
Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privatöffentlich, Frauen erfahren ihren gesamten Körper als produktiv. Aufgrund
dieser Körperlichkeit stehen Frauen der Natur näher als Männer.
Im Zentrum des Interesses stehen weniger vor- und nicht-kapitalistische
Gesellschaften als vielmehr die Ausbeutung weiblicher (Haus-)Arbeit im
globalen Kapitalismus (Imperialismus).
Generelle Kritik an den Strömungen:
Begründung der weltweiten Frauenunterdrückung mit der Gebärfähigkeit von Frauen
und ihrer Fähigkeit Kinder zu säugen (=größere Naturnähe) in der symbolischstrukturalistischen Ausrichtung
Abdrängung von Frauen in den privaten und häuslichen Bereich in der symbolischstrukturalistischen wie auch der marxistischen Ausrichtung
5
4. Beschreiben Sie marxistische Zugänge der Anthropology of
Woman/anthropologischen Frauenforschung und auf kritischer
Reflexion beruhende Weiterentwicklung dieser Zugänge.
Info von Prof. über Prüfung:
Zur Beantwortung der Frage siehe Vorlesung 3, Weiterentwicklung der marxistischen Zugänge waren die
Bielefelderinnen, die Bielefelderinnen orientieren sich an Luxemburg und kritisierten Marx
 marxistisch ausgerichtete Strömung
Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich sind
historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des
Kolonialismus (Kolonialherren und Missionare etablierten ein westlich
patriarchales System, das den Mann in eine Machtposition hob)
Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zur Bildung der
Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer
Geschlechterhierarchie. Die ökonomische Bedeutung der Frau (v.a. durch
Subsistenzarbeit) wurde erkannt und die Rolle von Globalisierung und
Kolonialisierung hervorgehoben.
Wichtige Vertreterin war Eleanor Burke Leacock die wiederum stark an
Friedrich Engels orientierte:
Kritik an marxistischer Strömung:
Als unzutreffend erwies sich der stark evolutionistische Zugang, wie er z.B. von
Leacock unter Bezugnahme auf Friedrich Engels vertreten wurde
Deutschsprachige Strömungen (Bielefelderinnen)
Claudia von Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen
Es besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der
Dichotomie privat-öffentlich. Das urzeitliche Matriarchat wurde durch das
Patriachat abgelöst.
Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privatöffentlich, Frauen erfahren ihren gesamten Körper als produktiv. Aufgrund
dieser Körperlichkeit sehen Frauen der Natur näher als Männer.
Im Zentrum des Interesses stehen weniger vor- und nicht-kapitalistische
Gesellschaften als vielmehr die Ausbeutung weiblicher (Haus-)Arbeit im
globalen Kapitalismus (Imperialismus).
Abdrängung von Frauen in den privaten und häuslichen Bereich in der symbolischstrukturalistischen wie auch der marxistischen Ausrichtung
6
5. Welche Zugänge der Anthropology of Woman/Frauenforschung
lassen sich unterscheiden? Was sind ihre zentralen Merkmale
und welche aktuelle Relevanz hat diese Strömung für die KSA?
Info von Prof. über Prüfung:
Zur Beantwortung der Frage siehe VL 3, bleibende Beiträge sind auf Folie
 Symbolisch orientierte (strukturalistische) Strömung:
Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten) Dichotomien
öffentlich-privat, Kultur-Natur, etc.
Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der Welt)
Sherry Ortner und Michelle Zimbalist Rosaldo
Kritik an strukturalistischer Strömung (Carol McCormack 1980):
Natur und Kultur, öffentlich und privat, etc. sind europäische Konzepte, die es
nicht überall gibt bzw. die sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können
Teil des aufklärerisch-modernen Denkens (mit variablen Inhalten der Konzepte
auch innerhalb dieses Denkens)
 marxistisch ausgerichtete Strömung
Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich sind
historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener Veränderungen im Zuge des
Kolonialismus
Mit der Herausbildung von Klassen(gesellschaften) kam es zur Bildung der
Dichotomie häuslich (privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer
Geschlechterhierarchie  Eleanor Burke Leacock
Kritik an marxistischer Strömung:
Als unzutreffend erwies sich der stark evolutionistische Zugang, wie er z.B. von
Leacock unter Bezugnahme auf Friedrich Engels vertreten wurde
Deutschsprachige Strömungen (Bielefelderinnen)
Claudia von Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen
Es besteht ein Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der
Dichotomie privat-öffentlich. Das urzeitliche Matriarchat wurde durch das
Patriachat abgelöst.
Zusammenhang zwischen weiblicher Unterordnung und der Dichotomie privatöffentlich, Frauen erfahren ihren gesamten Körper als produktiv. Aufgrund
dieser Körperlichkeit stehen Frauen der Natur näher als Männer.
Im Zentrum des Interesses stehen weniger vor- und nicht-kapitalistische
Gesellschaften als vielmehr die Ausbeutung weiblicher (Haus-)Arbeit im
globalen Kapitalismus (Imperialismus).
Generelle Kritik an den Strömungen:
Begründung der weltweiten Frauenunterdrückung mit der Gebärfähigkeit von Frauen
und ihrer Fähigkeit Kinder zu säugen (=größere Naturnähe) in der symbolischstrukturalistischen Ausrichtung
7
Abdrängung von Frauen in den privaten und häuslichen Bereich in der symbolischstrukturalistischen wie auch der marxistischen Ausrichtung
Aktuelle Relevanz für die KSA
Bleibende Beiträge in KSA und darüber hinaus
1. Erkennen der ökonomischen Bedeutung von Frauen
2. Erkennen der Rolle von Kolonialismus und Globalisierung
3. Erkennen der Rolle der Subsistenzarbeit
4. Erkennen der Bedeutung nicht kapitalistischer Bereiche und Arbeit für das
Funktionieren des Kapitalismus (fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation)
5. Kritik an strukturalistischen Ansätzen (Carol McCormack 1980): Natur und
Kultur, öffentlich und privat, etc. sind europäische Konzepte, die es nicht überall
gibt bzw. die sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können
6. Maya Nadig: Frau als „fait social total“ als zu entschlüsselndes Phänomen
Weiterentwicklungen
Ökofeminismus – Queerfeminismus
Care Debatte
Usw.
8
6. Was sind die Besonderheiten der Anthropology of Gender
gegenüber der Anthropology of Woman?
Info von Prof über Prüfung:
Zur Beantwortung der Frage siehe Folien zum Einstieg ins Thema und zum Schluss der Folien
Anthropology of Gender – innerhalb einer Gesellschaft mehrere Gender Systeme und Gender
Anthropology of Differences- innerhalb eines Individuums
Anthropology of Woman / Frauenforschung
- Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre
- Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden
wie Männer („große Frauen“)
- Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der
Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über
Frauen rücken ins Blickfeld
- Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und
Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten
- Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften,
man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von
Rollen betrachtet
- Zwei theoretische Strömungen
- Strukturalistisch orientierte Strömung
Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten)
Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, usw. die das
Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren
Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der
Welt)  Sherry Ortner, Michelle Zimbalist Rosaldo
- Marxistisch orientierte Strömung
Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener
Veränderungen im Zuge des Kolonialismus. Mit der Herausbildung von
Klassen(gesellschaften) kam es zu Bildung der Dichotomie häuslich
(privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer
Geschlechterhierarchie  Eleanor Burke Leacock
Anthropology of Gender/Genderforschung
- Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre
- Wichtige Vertreterinnen: Gale Rubin, Ann Oakley
- Differenzierung zwischen Sex und Gender, Sex = biologisches Geschlecht,
Gender = soziales Geschlecht und ist somit von Gesellschaft zu Gesellschaft
verschieden
- Zusammenführung der marxistisch orientierten Strömung und der
strukturalistisch orientierten Strömung
- Infragestellung von Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat öffentlich)
- Es kommt zu komplexen Analysen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen,
die Auswirkungen werden in den Diskurs verschiedener Gesellschaften
miteinbezogen
- Gay and lesbian studies
- Gender Variance (= die Existenz eines dritten Geschlechts (Fraumann) und
eines vierten Geschlechts (Mannfrau) wurde erforscht ( es gibt viele
9
-
Kriterien der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht),
Geschlechtsrollenüberschreitungen
Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen innerhalb der Gesellschaften,
zusätzliche Differenzmarkierungen gewannen an Bedeutung, wie z.B. Alter
und Verwandtschaft
10
7. Auf welche großen Theoriestränge bezieht sich Gayle Rubin und
wie argumentiert sie?
Keine Info von Prof. zur Prüfung – meinte nur zu dieser Frage gibt’s bereits viele Ausarbeitungen
die man sich runterladen kann
Gayle Rubin versucht die beiden Theoriezugänge von „Anthropology of Gender“ – die
symbolisch orientierte und die marxistisch ausgerichtete Strömung - zu verbinden.
(Marxismus)Dies erfolgt erstens auf marxistischer Ebene, in der Karl Marx und Friedrich
Engels beteiligt sind. Engels betont, dass Geschlecherunterdrückung bereits in früheren
Gesllschaftformationen entstanden. Die Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse
erfolgt nicht natürlich (dazu gehören ökonomische Bedürfnisse, Sexuelaität und
Fortpflanzung),Marx erschuf die Theorie der Ausbeutung über (Mehr-) Arbeit,
Vernachlässigung von Gender, Sexualität und Fortpflanzung. Feministische Erweiterung:
Bedeutung der Reproduktionsarbeit. Problematisch ist hierbei jedoch, dass der
Ursprung der Unterdrückung der Frauen nicht erklärt wird, sondern nur, dass hier der
Kapitalismus die Unterdrückung von Frauen in neuen Formen wiedergibt, den weibliche
Unterdrückung gab es bereits in prä- und nichtkapitalistischen Gesellschaften.
(Strukturalismus) Weiters spricht Rubin von der strukturalistischen Ebene, in der LeviStrauss und Marcel
Mauss („die Gabe“) von einer notwendigen Gegengeschlechtlichkeit sprechen. Hierb
ei bezieht sich Levi-Strauss auf Heirat, wegen des Inszesttabus wird Interaktion
zwischen Gesellschaften erzwungen, somit entsteht Verwandtschaft. Frauen werden
zwischen
Gesellschaften „getauscht“, von Bedeutung ist hier, dass die Männer die „Tauscher“
und die Frauen die „zu Eintauschenden“ sind. Levi-Strauss entwickelte die
Verwandtschaftstheorie, die das Inzesttabu, die ungleiche Arbeitsaufteilung und die
obligatorische Heterosexualität enthält.
(Psychoanalyse) Die letzte Ebene ist die der Psychoanalyse von Sigmund Freud. Er
spricht von einer Zuteilung der Geschlechterrolle, die bereits in frühen Kinderjahren
ihren Anfang nimmt. In der ödipalen Phase (3.- 5. Lebensjahr) wendet sich das Kind zum
gegengeschlechtlichen Elternteil. Das Mädchen fühlt sich unvollständig (kastriert), weil
es keinen Penis hat (Penisneid), und wendet sich deshalb im Zorn von der Mutter ab und
zum Vater hin. Zudem glaubt das Mädchen, sie dürfe auf Grund
ihrer „Unvollständigkeit“ ihre Mutter (und stellvertretend dafür alle Frauen) nicht
lieben. Der Bub hingegen wendet sich aus Kastrationsangst vom Vater ab, und nimmt
eine stärkere Beziehung zur Mutter auf. Daraufhin erhält er vom Vater den
Phallus, die kulturelle Bedeutung des Penis‘ um die Mutter wieder für sich allein zu
haben. den Phallus kann der Sohn später für eine Frau eintauschen. Somit wird laut
Freud die Heterosexualität den Kindern, die vor der ödipalen Phase bisexuell sind, als
Obligation vorausgesetzt.
11
8. Welche bleibenden Erkenntnisse liefert uns Gayle Rubin?
Info von Prof. zur Prüfung:
Folie 79 + 80????, Bedeutung Sexualität, Sexualität nicht natürlich sondern gesellschaftlich konstruiert
1. Grundlage für die Debatten um Sex und Gender der feminisitischen Forschung
2. Fokussierung auf Sexualität als eine Kategorie von Unterdrückung (neben Klasse
und Gender)
3. (Hetero-)Sexualität ist nicht „natürlich“, sondern gesellschaftlich konstruiert, Gay
and Lesbian Studies, Queer Studies
weiter ausführen – google in den Unterlagen ist definitiv nicht mehr enthalten
12
9. Wie entwickelten sich die Gay and Lesbian Studies in der KSA?
Wer waren ihre Wegbereiterinnen? Siehe VL 5
Info von Prof. über Prüfung:
Frühere Studien erwähnen, Folie 6, Wegbereiter Herdt + Williams
Die Gay and Lesbian Studies in der KSA wurden in den 1990ern zum eigenen
Forschungsfeld ausgehend vom amerikanischen Gay and lesbian Movement. Bis dahin
wurde das Thema Homosexualität von der Forschung vernachlässigt.
Vorläufer der Gay and Lesbian Studies waren:
 Ruth Landes (1940)
 David Sonenschein (1966)
 Gayle Rubin 1975
 Esther Newton 1979
In den 1980ern erschienen 2 zentrale Werke zu dieser Thematik, die den Diskurs
ins Rollen brachten.
1. Gilbert Herdt (1984): Ritualized Homosexuality in Melanesia
Herdt untersuchte Initiationsriten in Melanesien – ältere Männer geben über
Oralverkehr Samen an jüngere Männer weiter, dies ist Voraussetzung für eine
spätere Heirat – Herdt bezeichnet das als “ritualisierte Homosexualität”, die
Beziehung der beiden Männer endet mit der Heirat des jüngeren Mannes
Kritik an Herdt:
Herdt übertrage ein westliches Konzept der Erotik und des
gleichgeschlechtlichen Kontakts in einen völlig anderen Kontext
Ersetzung des Terminus der „ritualisierten Homosexualität durch „boy
insemination“, Ziel ist nämlich die Maskulinisierung der Knaben
2. Walter Williams (1986): The Spirit and the Flesh
Williams erforschte Modelle der Gender Variance in Nordamerika und
beschreibt die sogenannten Two-Spirit-People („Berdache“). Two Spirit
People zeichnen sich dadurch aus, dass Sie Kleidung des physisch anderen
Geschlechts tragen, Tätigkeiten des anderen Geschlechts verrichten, etc.
Williams stellt die positive Bedeutung und den rituell-spirituellen Charakter
dieser Menschen heraus
In Folge viele Forschungen zu Melanesien und Nordamerika
Debatten darüber, ob hier von Homosexualität gesprochen werden kann, oder nicht
Sabine Lang (1997) zeigt auf, dass es sich aus emischer Sicht nicht um Homosexualität
handelt
13
10.
Was wird unter dem Begriff der „Gender Variance“
verstanden? Welche Formen lassen sich unterscheiden? Siehe VL
5
Info von Prof zur Prüfung:
Es wird zw. Dauerhafter Gender Variance (fürs ganze Leben) und partieller Gender Variance (für
bestimmte Rituale) unterschieden. Sabine Lang Beschreibung + Gynaegamie beschreiben
Der Begriff gender variance beschreibt die kulturelle Konstruktion von mehr als zwei
Geschlechtern. Die Begriffe „Drittes Geschlecht“ (Fraumann) und „Viertes
Geschlecht“ (Mannfrau) wurden eingeführt.
Die Zuordnung zu diesen Geschlechtern erfolgte beispielsweise über die spezifische
Tatigkeiten, die Haartracht, die Kleidung oder Spezialisierungen im handwerklichen
oder religiösen Bereich.
Wahrend die Existenz des dritten Geschlechts verhältnismäßig weit verbreitet ist, ist
das vierte Geschlecht vor allem im präkolonialen Nordamerika vertreten gewesen.
Dies wird abgehandelt am Beispiel der Navajo in Nordamerika (Lang 1997):
Die Navajo kannten drei Sexes: Männlich, weiblich und Hermaphrodit. Dazu kamen
vier Gender: wieder männlich und weiblich sowie zwei Ausprägungen von Nádleehé:
physisch weiblicher Hermaphrodit und physisch männlicher Hermaphrodit. Übersetzt
bedeutet Nádleehé „jemand der sich im Wandel befindet“. Die Navajo unterscheiden
außerdem zwischen „echten Nádleehé“ und „solchen, die es vorgaben zu sein“,
Differenzieren also bewusst nochmal den Sex.
Dauerhafte „Geschlechtsrollenüberschreitungen“ (überdauern das ganze Le
ben) werden bestimmt durch:
 durch die Eltern
 durch eigene Präferenz
 durch Bestätigung durch öffentliche Rituale oder Tests
 durch Visionen („göttliche Bestimmung“).
partielle „Geschlechtsrollenüberschreitung“ (z.B. für bestimmte
Rituale):. einzelner Geschlechtsrollenkomponenten werden durch ein anderes
Gender übernommen, Formen rituellen Transvestismus.
Es erfolgt eine Übernahme bereits existierender Genderaufgaben oder eigener
Tätigkeiten für alternative Geschlechter (z.B. spirituelle Rolle). Es gibt allerdings eine
begrenzte Anzahl der Veränderung der Genderzugehörigkeit und eine begrenzte
Partnerwahl (Sexualbeziehungen müssen „heterogeschlechtlich“ bleiben).
14
11.
Was sind die Besonderheiten der Gynaegamie? Siehe VL 5
Von Prof. keine Info bzgl. dieser Frage zur Prüfung
Gynaegamie oder Frauenehe
z.B. bei den
Shilluk im Sudan
Kamba und Gikuyu in Kenia
Kuria in Tansania und Kenia
Lovedu und Zulu in Südafrika
Fon in Beinin
Igbo in Nigeria
Unter Gynaegamie oder „Frauenehe“ versteht man eine sozial anerkannte,
vertraglich geregelte Zweckgemeinschaft zwischen zwei oder mehreren Personen
mit dem Ziel eine Familie zu gründen und legale Nachkommen hervorzubringen.
Homosexuelle Bedürfnisse spielen hier keine Rolle.
Ältere, kinderlose Frauen (oder Frauen ohne Söhne) heiraten jüngere Frauen über
die Bezahlung von Brautpreis.
Es gibt zwei Formen der Gynaegamie:
1. Bezahlung des Brautpreises im Namen eines toten/fiktiven Mannes (die Frau
agiert als Vertreterin des Mannes) oder
2. die Frau agiert in ihrem eigenen Namen (sie ist wohlhabend, sozial und
politisch hochstehend). Sie gilt als der Vater der Kinder ihrer Ehefrauen.
Leihvater wird von älterer Frau ausgesucht.
Es entsteht eine Gender-Multiplikation: Die ältere Frau ist gleichzeitig Ehefrau,
Mutter, Ehemann, Vater, eventuell Schwiegermutter oder Großmutter.
Jedoch gehört sie nicht dem männlichen Altenrat an und ist auch nie Mitglied einer
männlichen Altersklasse. Dies bleiben Privilegien von „echten“ Männern.
15
12.
Welche Besonderheiten finden sich in den Sex-GenderKonstruktionen der Vezo (Madagaskar), wie sie von Rita Astuti
beschrieben werden? Welche Schlussfolgerungen zieht Astuti
daraus? Siehe VL 5
Info von Prof. zur Prüfung.
Zur Beantwortung der Frage siehe Folien ab „ist ab boy ist a girl“
Die Anthropologin Astuti forschte bei den Vezo auf Madagaskar. Ihren Erkenntnissen
nach haben die Vezo kein Interesse an den verschiedenen Genitalien verschiedener
sexes, und legen Wert auf die Betonung von Geschlechterkomplementarität und gleichheit.
Trotzdem ist das Geschlecht des Kindes immer die erste Information an eine
gebärende Mutter. Neugeborene haben also nur sex, aber kein Gender. Dies führt
zu der Annahme, dass die Geschlechtsvorstellungen der Vezo lokale Vorstellungen
zur Person sind. Vezo sein, definiert sich darüber, wie etwas gemacht wird (kein Blutoder Bodenrecht), jeder kann also in Interaktion mit seiner Umwelt, von außen her
Vezo werden. Der Körper ist also Ergebnis der eigenen Aktivitäten, er wird im Laufe
eines Lebens erlangt. Babies sind also noch keine vollwertigen Menschen, sie haben
sex aber kein Gender. Die Zuweisung des Sexes an das Neugeborene zeigt eine
Spannung zwischen Sex und Gender.
Ein besonderes Phänomen bei den Vezo sind die sarin'ampela. Der Begriff
beschreibt diese Personen als Männer, die Abbilder von Frauen sind. Diese
Personen sind durch und durch Gender und kein Sex. Sie Leben mit den Frauen, wie
die Frauen. Nach ihrem Tod greift jedoch wieder die Geschlechterendogamie: Nur
Personen mit den selben Geschlechtsmerkmalen (Vagina, Penis, Bruste) dürfen Tote
waschen und begraben. Spätestens die Beisetzung auf dem Mannerteil der Insel ruft
den sarin'ampela wieder in sein Sex zurück. In den sarin'ampela vereinen sich also
zwei widersprüchliche Identitäten: Das Lebende Individuum, das veränderlich ist und
selbst geschaffen wurde, und das tote Individuum, dessen Unveränderlichkeit durch
die Abstammungsordnung begründet ist.
Sex
Gender
=
=
=
=
Penis und Vagina bei den Vezo
fixiert und praktisch unveränderlich
Art und Weise der Kleidung, des Tragens von Lasten, etc.
prozesshaft und verhandelbar
16
13.
Welche bleibenden Erkenntnisse liefert uns die
Anthropology of Gender? Eventuell VL 4 (VL5 sicher nicht)
Info von Prof. zur Prüfung:
Antwort ist eine Überschneidung mit Frage 8 aber es sollte etwas mehr geschrieben werden also noch
zusätzliche Punkte, siehe VL 6? Z.B. Queer Themen
Antwort auf Frage 8
1. Grundlage für die Debatten um Sex und Gender der feminisitischen Forschung
2. Fokussierung auf Sexualität als eine Kategorie von Unterdrückung (neben Klasse
und Gender)
3. (Hetero-)Sexualität ist nicht „natürlich“, sondern gesellschaftlich konstruiert, Gay
and Lesbian Studies, Queer Studies
weiter ausführen – google in den Unterlagen ist definitiv nicht mehr enthalten
Fragenkatalog 2017
Die Anthropology of Gender lieferte vor allem Erkenntnisse in den folgenden
Bereichen: Sie deckte die europaisch-aufklarerische Pragung vieler bisheriger
Theorien der Anthropologie auf, stellte die bisher akzeptierten Dichotomien (z.B.
Natur-Kultur, privat- öffentlich) in Frage und erforschten in Folge dessen auch andere
Differenzmarkierungen, als dem Geschlecht, wie Alter oder Klasse.
KSA Nadine – nicht enthalten
17
14.
Inwiefern unterscheidet sich die Anthropology of
Differences/Intersektionalität von der Anthropology of Gender?
Info von Prof zur Prüfung:
Dezentrierung von Gender bei Anthropology of Differences – Differences liegt in Person, diese Frage
überschneidet sich mit Frage 6, zur Beantwortung siehe VL 9 – Folie Zusammenfassung F. 40
Anthropology of Gender/Genderforschung
- Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre
- Wichtige Vertreterinnen: Gale Rubin, Ann Oakley
- Differenzierung zwischen Sex und Gender, Sex = biologisches Geschlecht,
Gender = soziales Geschlecht und ist somit von Gesellschaft zu Gesellschaft
verschieden
- Zusammenführung der marxistisch orientierten Strömung und der
strukturalistisch orientierten Strömung
- Infragestellung von Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat öffentlich)
- Es kommt zu komplexen Analysen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen,
die Auswirkungen werden in den Diskurs verschiedener Gesellschaften
miteinbezogen
- Gay and lesbian studies
- Gender Variance (= die Existenz eines dritten Geschlechts (Fraumann) und
eines vierten Geschlechts (Mannfrau) wurde erforscht ( es gibt viele
Kriterien der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht),
Geschlechtsrollenüberschreitungen
- Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen innerhalb der Gesellschaften,
zusätzliche Differenzmarkierungen gewannen an Bedeutung, wie z.B. Alter
und Verwandtschaft
Anthropology of Differences/Differenzansatz = postmoderne
- Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre
- Der Fokus liegt am Individuum  Kritik an der Kategorie Frau (vgl. queer
Studies, Dezentralisierung von Gender, Entneutralisierung von Sex 
Begrifflichkeiten wurden also hinterfragt und dekonstruiert, betont wird das
Ineinanderwirken verschiedener Kategorien wie z.B. Rasse, Klasse, sex.
Orientierung, Gender, usw. um Unterdrückungsverhältnisse erfassen zu
können
- Theorien die auf dem westlichen Konzept von geschlechtlicher Fortpflanzung
und 2 Geschlechtern basieren können nicht mehr angenommen werden
- Kritik an homogenisierenden und universalisierenden Kategorien,
Kulturrelativismus wird wieder wichtiger
- Woman of Color  Konzept der Intersektionalität (Crenshaw), double
jeopardy (Frances Bean), multiple jeopardy
- Leslie McCall führt 3 methodische Ansätze zur Betrachtung von
Intersektionalität ein
- Interkategoriale Komplexität
- Antikategoriale Komplexität
- Intrakategoreale Komplexität
- Borderlandfeminismus
18
15.
Inwiefern unterscheidet sich die Anthropology of
Differences/Intersektionalität von der Anthropology of Woman
Info von Prof. zur Prüfung: Hier muss es auch eine Folie mit einer Zusammenfassung geben
Anthropology of Woman / Frauenforschung
- Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre
- Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden
wie Männer („große Frauen“)
- Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der
Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über
Frauen rücken ins Blickfeld
- Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und
Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten
- Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften,
man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von
Rollen betrachtet
- Zwei theoretische Strömungen
- Strukturalistisch orientierte Strömung
Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten)
Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, usw. die das
Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren
Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der
Welt)  Sherry Ortner, Michelle Zimbalist Rosaldo
- Marxistisch orientierte Strömung
Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener
Veränderungen im Zuge des Kolonialismus. Mit der Herausbildung von
Klassen(gesellschaften) kam es zu Bildung der Dichotomie häuslich
(privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer
Geschlechterhierarchie  Eleanor Burke Leacock
Anthropology of Differences/Differenzansatz = postmoderne
- Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre
- Der Fokus liegt am Individuum  Kritik an der Kategorie Frau (vgl. queer
Studies, Dezentralisierung von Gender, Entneutralisierung von Sex 
Begrifflichkeiten wurden also hinterfragt und dekonstruiert, betont wird das
Ineinanderwirken verschiedener Kategorien wie z.B. Rasse, Klasse, sex.
Orientierung, Gender, usw. um Unterdrückungsverhältnisse erfassen zu
können
- Theorien die auf dem westlichen Konzept von geschlechtlicher Fortpflanzung
und 2 Geschlechtern basieren können nicht mehr angenommen werden
- Kritik an homogenisierenden und universalisierenden Kategorien,
Kulturrelativismus wird wieder wichtiger
- Woman of Color  Konzept der Intersektionalität (Crenshaw), double
jeopardy (Frances Bean), multiple jeopardy
- Leslie McCall führt 3 methodische Ansätze zur Betrachtung von
Intersektionalität ein
- Interkategoriale Komplexität
- Antikategoriale Komplexität
- Intrakategoreale Komplexität
- Borderlandfeminismus
19
16.
Beschreiben Sie Entstehungsgründe,
Themenschwerpunkte und Theoriezugänge dr Woman of
Color/Black Feminists
Info von Prof. zur Prüfung:
Zur Beantwortung der Frage siehe VL 7, lange Tradition, wurden lange nicht gehört, stehen zw. Weißen
Frauen, Rassismus wurde in Forschung übersehen, beziehen sich auf Debatten im weißen Feminismus die
mit ihren Themen nix zu tun haben, Folie Collins – privater Aspekt fließt ein, Intersektionalität, double +
multiple Jeoparty
Die so genannten Women of Color (“Black Feminists“), wie die politische
Selstbezeichnung lautet, wurzelt in Nordamerika und baut auf den postkolonialen
Feminismus auf. Obwohl zur damaligen Zeit schon lange politische Aktivitäten
ihrerseits stattgefunden hatten, schienen ihre Werke erst in den 1980er – 1990er
Jahren in der weißen Mainstreamanthropologie auf. Ihre Ursprunge hat die
Bewegung bei Isabelle Bomefree, einer Schwarzen US-amerikanischen
Freiheitskampferin, die sich als Frauenrechtlerin (v.a. Suffragetten) und
Wanderpredigerin betätigte.
Nicht-Weiße Frauen konnten sich lange Zeit nur in überwiegend weißen,
feministischen Gruppen oder aber gemischtgeschlechtlichen Organisationen als
Frauengruppen engagieren. Dies führte zur Gründung eigener feministischer
Organisationen, wie die Frauen aller Roter Nationen oder die National Black Feminist
Organisation. Neuere Beiträge leisteten z.B. Michell Wallace oder Bell Hooks.
Die interkategoriale Komplexität geht von einer schwarzen feministischen
Standpunktepistemologie (Epistemologie = Erkenntnis) aus und betont die
besonderen Erfahrungen/Positionierungen von Frauen.
Kimberly Crenshaw erforschte, was es denn bedeute, Schwarz und Frau zugleich
zu sein: Die Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen lassen sich weder durch
Rasse noch durch Geschlecht und auch nicht durch ihre Addition erklären, sondern
nur durch die Überkreuzung dieser Faktoren = Intersektionalitat (Überschneidung
verschiedener Diskriminierungsformen bei einer Person lt. Wiki)
-
-
double jeopardy von Frances Beale 1972
Eine Double Jeopardy liegt vor, wenn eine Frau von Rassismus und Sexismus
zugleich betroffen ist. Andere Forscher betonen in diesem Kontext ökonomische
Benachtteiligung schwarzer Frauen (-> triple jeopardy)  additive
Unterdrückung
Multiple Jeopardy von Deborah King1988
liegt vor, wenn die drei, voneinander abhängigen Kontrollsysteme Rassismus,
Sexismus und Klassenunterdrückung eine multiplikative Beziehung eingehen.
Durch eigene Erfahrungen hinsichtlich Rassismus, Gewalt und die gemeinsam
erlebte Unterdrückung und die verbindende Solidarität, bildete sich ein spezielles
Schwarzes Feministisches Bewusstsein à sisterhood! Unterdrückung kann aber auch
eine Quelle von Kraft zur Vorantreibung des Widerstands sein.
20
17.
Wie lassen sich Zugänge der Anthropology of
Differences/Intersektionalität, die mit Erfahrung
argumentieren, charakterisieren?
Info von Prof. zur Prüfung:
Intersektionalität, double + multiple jeopardy, borderline Feminismus VL 9
Die interkategoriale Komplexität geht von einer schwarzen feministischen
Standpunktepistemologie (Epistemologie = Erkenntnis) aus und betont die
besonderen Erfahrungen/Positionierungen von schwarzen Frauen.
Kimberly Crenshaw erforschte, was es denn bedeute, Schwarz und Frau zugleich
zu sein: Die Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen lassen sich weder durch
Rasse noch durch Geschlecht und auch nicht durch ihre Addition erklären, sondern
nur durch die Überkreuzung dieser Faktoren = Intersektionalitat (Überschneidung
verschiedener Diskriminierungsformen bei einer Person lt. Wiki)
-
-
double jeopardy von Frances Beale 1972
Eine Double Jeopardy liegt vor, wenn eine Frau von Rassismus und Sexismus
zugleich betroffen ist. Andere Forscher betonen in diesem Kontext ökonomische
Benachtteiligung schwarzer Frauen (-> triple jeopardy)  additive
Unterdrückung
Multiple Jeopardy von Deborah King1988
liegt vor, wenn die drei, voneinander abhängigen Kontrollsysteme Rassismus,
Sexismus und Klassenunterdrückung eine multiplikative Beziehung eingehen.
Borderlandfeminismus
Vertreterinnen: Gloria Anzaldúa, Cherié Moroga, Morales Schwestern, Ruth Behar
Chicana Feminismus ist charakterisiert durch:
 Genre der Autobiographie wird in Frage gestellt
 Unterwanderung patriarchaler Definitionen von Kultur
 Sprachliche Grenzen werden überschritten (Englisch-Spanisch-„Spanglisch“)
 Multiple Identitäten werden durch Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Sexualität und
Sprache hervorgerufen
 Neuinterpretationen von Symbolen durch Chicana Künstlerinnen, wie die der
„Virgen de Guadalupe“, die als Symbol des Widerstandes und Rebellion gilt.
 Durch den mitá y mitá der Borderlands ist Trans- und Intersektionalität von
großer Bedeutung
 Den Marginalisiserten (In-Betweens) werden besondere Befähigungen
Begabungen zugesprochen
 Die Borderlandbewohner leben in der sogenannten „Mundo Zurra“ (linkshän
digen Welt), die den Kontrast zu der rechtshändigen und rationalen Welt des
Westens darstellen soll
 Grenzland = Land der Transnationalität, Transgressivität und hybriden Menschen
 Neuinterpretation: Figur der La Malinche (= Schlüsselfigur der ChicanaBewegung in den USA, Ausdruck von Kraft, Macht, Spiritualität, Überleben im
Grenzland)
 Keine Anerkennung eines eindeutigen Subjekts
 Differenz als Quelle zur Macht
21
18.
Wie Charakterisiert Ifi Amadiume die Anthropologie? Was
kritisiert sie am Feminismus, an der feministischen
Anthropologie, welche Alternative schlägt sie vor?
Info von Prof. zur Prüfung
Zur Beantwortung siehe VL 7
Nach Amadiume nimmt der moderne Feminismus immer noch eine eurozentristische
Sichtweise ein. Weiße FeministInnen gehen implizit oder explizit von einer
Überlegenheit gegenuber Frauen aus sogenannten Dritte Welt Landern aus. Die
Einteilung der Welt in primitiv und entwickelt ist der Wissenschaft zu verdanken, die
diesen Bias weiter fortfuhrt. Weiße FeministInnen arbeiten nach wie vor an „ihrer
eigenen Rebellion“, die Belange von Dritte Welt Frauen sind dabei nicht interessant.
Die dritte Welt Frau dient primar als Ressourcenpool zum Nachweis der universalen
Frauenunterdruckung.
Kritik am Konzept der global sisterhood – die Zugrundeliegende Gemeinsamkeit ist
die Vorstellung der Frau als unterdrückt und machtlos. Es seien Daten aus dem
Kontext gezogen wurden wodurch es zu Fehlinterpretationen bzw. falschen
Darstellungen gekommen sei.
Die Forderung nach gleicher Geschlechterbehandlung, die im Fokus des Weißen
Feminismus steht, hat nicht fur alle Frauen die selbe Prioritat
Diese unterschiedlichen Bedürfnisse der Frauen werden vor allem bei der UNFrauenkonferenz von 1985 in Nairobi deutlich.
Amadiume fordert aus diesen Gründen einen Dialog, ihr Buch dient dazu die
erforderlichen Daten für diesen Dialog bereitzustellen.
22
19.
Wie lassen sich dekonstruktivistische/postmoderne
Zugänge der Anthropology of Differences/Intersektionalität
beschreiben?
Info von Prof. zur Prüfung:
Zur Beantwortung siehe VL 6
Antikategor. Kompl. Folie 3, Bsp. Collier und Yanagisako
Überschneidung mit Frage 20
Dieser Zugang fällt in den Bereich der Antikategorialen Komplexität.
Kategorisierungen schreiben bestimmte Machtpositionen fest. Antikategoriale
Ansätze stellen die Berechtigung einer bestimmten Kategorie in Frage. Sie
hinterfragen und dekonstruieren analytische Kategorien:
- Fragmentierung
- Dekonstruktion
- Multiples Selbst
- Subjektpositionen
- Difference: Unverbundenheit zwischen Objekten der Wahrnehmung und ihren
Bedeutungen als Symbole oder Repäsentationen
Vielfalt von Stimmen, Bedeutungen und Konfigurationen
Die Postmoderne ist charakterisiert durch die Annahme, dass es keine objektive
soziale Welt außerhalb unserer bisherigen Erfahrungen und unserer Diskurse
darüber gibt.
Henrietta Moore ist eine Vertreterin, sie geht davon aus, dass Identitäten kollektive
und individuelle Dimensionen haben:
Individuen sind vielfältig konstituierte Subjekte. Sie können in einer Bandbreite von
Diskursen und sozialen Praktiken eine Vielzahl von Subjektpositionen einnehmen.
Einige dieser Subjektpositionen sind widersprüchlich und stehen womöglich
miteinander in Konflikt. Das Subjekt des post-strukturalistischen Denkens setzt sich
aus einer Vielzahl widersprüchlicher Positionierungen und Subjektivitäten
zusammen. Es gibt nicht nur ein Gendermodell, sondern eine Vielzahl von Diskursen
über Gender, die kontextuell und biografisch variieren können. Der Erfahrung ein
geschlechtliches Subjekt zu sein wird im Diskurs und den damit einhergehenden
Praktiken Bedeutung verliehen. Das Subjekt ist aber nicht nur geschlechtlich
Konstituiert: Das Subjekt ist ein Ort vielfältiger Differenzen in dem sich die
verschiedenen Achsen der Differenz (Rasse, Klasse, Gender, Sexualität usw. )
überschneiden.
-
Kritik der Kategorie „Frau“
Entneutralisieren von sex
Differenzen innerhalb einer Geschlechtergruppe
Dezentralisieren von Gender
Kritik an universalisierenden und homogenisierenden Kategorien
Für Yanagisako und Collier sind alle Gesellschaften Ungleichheitssysteme
(Ungleichheit durch soziale Bewertung). Ziel des Feminismus sei es nun nicht, die
Existenz von Ungleichheiten zu analysieren, sondern die verschiedenen Formen.
Dabei ist die Ausgangsfrage: Wie wird Differenz in einer Gesellschaft definiert?
23
1. Es folgt die Analyse von Bedeutungen, also welche Kategorien
in einer Gesellschaft bedeutend sind
2. Als nächster Schritt folgt die Analyse der sozialen Praxis, also in
welchem Kontext diese Kategorien wirken bzw. wie diese
Strukturen der Ungleichheit umgesetzt werden.
3. Schließlich erfolgt eine historische Analyse, um Veränderungen
in der Geschichte aufzeigen zu können, bzw. auf zukünftige
Entwicklungen schließen zu können.
Das radikale Hinterfragen des Unterschieds zwischen Männern und Frauen, also das
Dekonstruieren der Kategorie Sex sei die Zukunft des Feminismus.
Yanagisako und Collier verbinden erstmals dekonstruktivistische und
diskurstheoretische Verfahren mit sozialen Praktiken und gesamtgesellschaftlichen
Perspektiven.
Extremkurzzusammenfassung von Collier und Yanagisako:
Gender und Verwandtschaft als sich gegenseitig konstituierende symbolische
Systeme, wobei sich die Forschungen auf ein „folk model“ des Zusammenhangs von
Verwandtschaft mit biologischer Reproduktion stützen
Aufgreifen struktureller Modelle, lokaler Bedeutungen und historischer
Zusammenhänge
24
20.
Welche bleibenden Erkenntnisse lassen sich aus dem
Beitrag von Yanagisako und Collier zu Gender und
Verwandtschaft ziehen?
Info von Prof. für Prüfung:
Zur Beantwortung siehe VL 6
Folie 26 und Folie 25, Collier +Yanagisako, Überschneidung mit Frage 19
Für Yanagisako und Collier sind alle Gesellschaften Ungleichheitssysteme
(Ungleichheit durch soziale Bewertung). Ziel des Feminismus sei es nun nicht, die
Existenz von Ungleichheiten zu analysieren, sondern die verschiedenen Formen.
Dabei ist die Ausgangsfrage: Wie wird Differenz in einer Gesellschaft definiert?
4. Es folgt die Analyse von Bedeutungen, also welche Kategorien
in einer Gesellschaft bedeutend sind
5. Als nächster Schritt folgt die Analyse der sozialen Praxis, also in
welchem Kontext diese Kategorien wirken bzw. wie diese
Strukturen der Ungleichheit umgesetzt werden.
6. Schließlich erfolgt eine historische Analyse, um Veränderungen
in der Geschichte aufzeigen zu können, bzw. auf zukünftige
Entwicklungen schließen zu können.
Das radikale Hinterfragen des Unterschieds zwischen Männern und Frauen, also das
Dekonstruieren der Kategorie Sex sei die Zukunft des Feminismus.
Yanagisako und Collier verbinden erstmals dekonstruktivistische und
diskurstheoretische Verfahren mit sozialen Praktiken und gesamtgesellschaftlichen
Perspektiven.
Zum Verständnis auch noch eine alte Frage die nicht zur Prüfung kommt:
Welchen Zusammenhang sehen Sylvia Yanagisako und Jane Collier zwischen
der herkömmlichen Verwandtschaftsforschung und Genderforschung? Warum
plädieren sie für eine gemeinsame Analyse von Verwandtschaft und Gender?
 Ausgangsbasis für Theorien zu GENDER und VERWANDSCHAFT sind die
„biologischen Fakten“ der Zweigeschlechtlichkeit (= folk model des
amerikanischen Verwandtschaftssystems)
 Universalisierung dieses folk models: Die Differenzierung in Männer und
Frauen wird als präsoziale, natürliche, universelle Tatsache behandelt
 Ausgangsthese für die Genderanalyse: alle Gesellschaften sind
Ungleichgesellschaften - GENDER – Konstruktion: biologisches Geschlecht als
Basis: SEX - VERWANDTSCHAFT: begründet sich auf weibliche Reproduktion
 Sowohl die kulturelle Konstruktion von Kinship, als auch die kulturelle
Konstruktion von Gender soll untersucht werden
 GENDER und KINSHIP treten in der Praxis nie als getrennt existierende
Systeme auf, deshalb sind sie auch gemeinsam zu untersuchen
 David Schneider (Prof. von Yanagisako): Verwandtschaft als kulturelles
Produkt (kein natürliches soziales Prinzip!)
25
21.
Beschreiben Sie Positionen/Argumentationen der Debatte
um Sex und Gender.
Info von Prof. zur Prüfung:
Zur Beantwortung siehe VL 6 – eher zweite Hälfte
Collier, Röttger-Rössler (Pflichttext unbedingt lesen!), Mittelalter nicht genau ausführen
26
22.
Was sind die Besonderheiten des Chicana (Borderland-)
Feminismus? Welche Vertreterinnen kennen Sie? Beschreiben
sie ihre Zugänge.
Info von Prof. zur Prüfung:
Zur Beantwortung siehe VL 9, Vertreter: Gloria Anzal...?, Morales Schwster, Ruth Behar Folie 34

Vertreterinnen: Gloria Anzaldúa, Cherié Moroga, Morales Schwestern, Ruth
Behar
Chicana Feminismus ist charakterisiert durch:
 Genre der Autobiographie wird in Frage gestellt
 Unterwanderung patriarchaler Definitionen von Kultur
 Sprachliche Grenzen werden überschritten (Englisch-Spanisch-„Spanglisch“)
 Multiple Identitäten werden durch Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Sexualität und
Sprache hervorgerufen
 Neuinterpretationen von Symbolen durch Chicana Künstlerinnen, wie die der
„Virgen de Guadalupe“, die als Symbol des Widerstandes und Rebellion gilt.







Durch den mitá y mitá der Borderlands ist Trans- und Intersektionalität von
großer Bedeutung
Den Marginalisiserten (In-Betweens) werden besondere Befähigungen
Begabungen zugesprochen
Die Borderlandbewohner leben in der sogenannten „Mundo Zurra“ (linkshän
digen Welt), die den Kontrast zu der rechtshändigen und rationalen Welt des
Westens darstellen soll
Grenzland = Land der Transnationalität, Transgressivität und hybriden Menschen
Neuinterpretation: Figur der La Malinche (= Schlüsselfigur der ChicanaBewegung in den USA, Ausdruck von Kraft, Macht, Spiritualität, Überleben im
Grenzland)
Keine Anerkennung eines eindeutigen Subjekts
Differenz als Quelle zur Macht
Kritik von Beltran:
Notwendigkeit eines Grenzstatus, sowie eines schlechten und stereotpisierten
Westens
Marginalisierte Erfahrungen werden privilegiert und die Entfernung zum Zentrum als
erkenntnistheoretisches (epistemologisches) Privileg erachtet
27
23.
Welche Schwierigkeiten und Probleme ergeben sich aus
dem Ansatz der Anthropology of Differences?
Info von Prof. zur Prüfung:
F 51, Kriterien und Probleme bezieht sich auf alle 3 Zugänge
-
-
Hervorhebung kultureller Differenz:
es fehlt die Dekonstruktion von Weiß-heit, Whiteness Studies 1990er
eine zu starke Fokussierung auf Differenzen zwischen Frauen verhindert das
Erkennen von Gemeinsamkeiten
- Problem der Mobilisierung betroffener Gruppen (es wird schwierig
genügend Leute zu finden die unter der selben Unterdrückung leben)
- Akzeptanz nicht tolerierbarer Praktiken (z.B. Genitalverstümmelung)
Gefahr der Verschleierung von Hierarchien, von Herrschaft und Kontrolle
- Politik der Identifizierung – Anerkennung von Differenzen als
Voraussetzung gemeinsam Handelns
- Wertung von Differenzen zur Legitimierung von Hierarchien
Mary Maynard befasst sich u.a. mit Differenzen in ihrer doppelten Bedeutung:
- Differenz als Erfahrung (im Sinne der Black Feminists)
- Differenz im Sinne der Postmoderne (es gibt keine objektive soziale Welt auf
die wir zurückgreifen können- wir sind geprägt durch unsere Wahrnehmung,
Geschichte,...)
28
24.
Inwiefern ist Globalisierung immer von Gender,
Race/Ethnizität und Klasse durchdrungen?
Info von Prof. zur Prüfung:
Zur Beantwortung siehe VL 10
Ausführung zu Feminisierung und Ethnisierung von Arbeit, sexuelle Gewalt, Bsp. Maquiladoras anführen
Globalisierung ist von geschlechtlichen und ethnisierten Hierarchien und Ideologien
geformt und durchdrungen; die geschlechtlichen (und ethnisierten) Institutionen der
Globalisierung wirken auf die Beziehungen, Erfahrungen und Identitäten von Frauen
und Männern.
Feminisierung und Ethnisierung der Arbeit in den Weltmarktfabriken und freien
Produktionsstätten
 schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Bezahlung, keine gewerkschaftlichen
Rechte
 gezielte Anwerbung weiblicher Arbeitskräfte unter Ausnutzung lokaler
Gendervorstellungen
Problematik der Grenze -„Gewaltraum“ seit der Kolonialzeit:
 Konkurrenz um Land und Ressourcen, zwischen englischsprachigen und
spanischsprachigen Siedlern und Indigenen
 Grenzstädte z.B. Tijuana: Bordell für US-Amerikaner, Drogen- und
Waffenhandel, hohes Gewaltausmaß, Frauenmorde (Ausdruck des
Patriarchats, weibliche Körper dienen als Mittel zum Austausch von
Botschaften)
Freihandelsabkommen zwischen Mexiko, den USA und Kanada seit 1. Jänner 1994
Besondere Symbolik der Grenze (vgl. Gloria Anzaldúa!)
Maquiladora
Bezeichnung für Weltmarktfabriken im mittelamerikanischen Raum
Merkmale:
Weiterverarbeitung von Rohstoffen und Halbfertigprodukten aus den USA
Export der fertigen Waren in die USA
Vorteile der niedrigen Löhne (keine Sozialleistungen, billigere
Lebenshaltungskosten…), des Verbots gewerkschaftlicher Organisierung, der
Möglichkeit überlanger Arbeitszeichen, etc.
V.a. an der Nordgrenze Mexikos (zu den USA)
Einführung in den 1960ern als Ersatz für das Bracero-Programm
(=Arbeitskräfteabkommen Mexiko-USA)
Widerspruch:
Braceros zunächst ausschließlich, später vorwiegend Männer
Maquiladoras vorwiegend weibliches Beschäftigungsfeld
1990er: Rückgang der Frauenbeschäftigung, aber Ansteigen der Gewalt und
sexuellen Ausbeutung
Argumente für Frauenbeschäftigung:
29
Frauen seien disziplinierter, weniger leicht gelangweilt, duldsamer (tatsächlich:
Demonstrationen, Streiks…)
1990er: zwei Drittel der Beschäftigten sind Frauen
1994: Pesoabwertung – Sinken der Löhne – Erhöhung der Nachfrage nach
MaquilaarbeiterInnen – immer wenige Frauen sind bereit zu den niedrigen Löhnen zu
arbeiten – Forderungen der Fabrikarbeiterinnen
Beschäftigung von Männern
Ende der 1990er: ca. 50% der Beschäftigten sind Männer
Weiterhin Ideologie der „formbaren Arbeiterin“
Feminisierung und Ethnisierung der Arbeit
Frauen seien geeignet für bestimmte Tätigkeiten im Niedriglohnsektor
(Fingerfertigkeit, Ausdauer, Geduld…)
Männer seien für Managementaktivitäten prädisponiert
Mexikanische Frauen als Arbeiterinnen in den Maquiladoras
US-amerikanische Männer im Management
Malayische Frauen als Fabrikarbeiterinnen
Nicht-malayische Männer im Management
30
25.
Was ist unter dem Ontological Turn zu verstehen und was
ist seine Bedeutung für die aktuelle KSA?
Frage kommt nicht zum Sommerprüfungstermin
26.
Welche Rolle spielt Geschlecht im Ontological Turn?
Frage kommt nicht zum Sommerprüfungstermin
31
27.
Charakterisieren Sie die Strömungen der feministischen
Anthropologie/Gender Anthropologie in ihren Unterschieden
und Überschneidungen in wenigen Sätzen. Legen Sie das
Augenmerk auf die stattfindenden Dezentrierungen
Info von Prof. für Prüfung:
Zusammenfassungen auf Folien ansehen und Merkmale und Unterscheidungen rausarbeiten zu:
- anthropology of woman
- anthropology of gender
- anthropology of differences
- ontological turn
Anthropology of Woman / Frauenforschung
- Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre
- Frauen als Subjekte der Geschichte sollten ebenso sichtbar gemacht werden
wie Männer („große Frauen“)
- Beiträge von Frauen fanden bisher keine ausreichende Beachtung in der
Anthropologie -> eigene Feldforschungen der weiblichen Forscherinnen über
Frauen rücken ins Blickfeld
- Aufdecken des „male bias“ (männerzentrierter Blick) und Andro- und
Eurozentrismus in den Forschungsarbeiten
- Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen zwischen den Gesellschaften,
man hat also alle gesellschaftlichen Bereiche unter dem Gesichtspunkt von
Rollen betrachtet
- Zwei theoretische Strömungen
- Strukturalistisch orientierte Strömung
Ausgangspunkt sind die (westlichen und hierarchisch gedachten)
Dichotomien öffentlich-privat, Kultur-Natur, usw. die das
Zusammenleben beeinflussen und kategorisieren
Universelle männliche Dominanz (zu allen Zeiten, an allen Orten der
Welt)  Sherry Ortner, Michelle Zimbalist Rosaldo
- Marxistisch orientierte Strömung
Frauenunterdrückung wie auch die Dichotomie häuslich (privat)öffentlich sind historisch entstanden bzw. Ergebnis erzwungener
Veränderungen im Zuge des Kolonialismus. Mit der Herausbildung von
Klassen(gesellschaften) kam es zu Bildung der Dichotomie häuslich
(privat)-öffentlich und damit einhergehend zu einer
Geschlechterhierarchie  Eleanor Burke Leacock
Anthropology of Gender/Genderforschung
- Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre
- Wichtige Vertreterinnen: Gale Rubin, Ann Oakley
- Differenzierung zwischen Sex und Gender, Sex = biologisches Geschlecht,
Gender = soziales Geschlecht und ist somit von Gesellschaft zu Gesellschaft
verschieden
- Zusammenführung der marxistisch orientierten Strömung und der
strukturalistisch orientierten Strömung
- Infragestellung von Dichotomien (z.B. Natur-Kultur, privat öffentlich)
- Es kommt zu komplexen Analysen von Macht- und Herrschaftsverhältnissen,
die Auswirkungen werden in den Diskurs verschiedener Gesellschaften
miteinbezogen
32
-
-
Gay and lesbian studies
Gender Variance (= die Existenz eines dritten Geschlechts (Fraumann) und
eines vierten Geschlechts (Mannfrau) wurde erforscht ( es gibt viele
Kriterien der Zuordnung einer Person zu einem Geschlecht),
Geschlechtsrollenüberschreitungen
Der Fokus lag auf Geschlechterdifferenzen innerhalb der Gesellschaften,
zusätzliche Differenzmarkierungen gewannen an Bedeutung, wie z.B. Alter
und Verwandtschaft
Anthropology of Differences/Differenzansatz = postmoderne
- Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre
- Der Fokus liegt am Individuum  Kritik an der Kategorie Frau (vgl. queer
Studies, Dezentralisierung von Gender, Entneutralisierung von Sex 
Begrifflichkeiten wurden also hinterfragt und dekonstruiert, betont wird das
Ineinanderwirken verschiedener Kategorien wie z.B. Rasse, Klasse, sex.
Orientierung, Gender, usw. um Unterdrückungsverhältnisse erfassen zu
können
- Theorien die auf dem westlichen Konzept von geschlechtlicher Fortpflanzung
und 2 Geschlechtern basieren können nicht mehr angenommen werden
- Kritik an homogenisierenden und universalisierenden Kategorien,
Kulturrelativismus wird wieder wichtiger
- Woman of Color  Konzept der Intersektionalität (Crenshaw), double
jeopardy (Frances Bean), multiple jeopardy
- Leslie McCall führt 3 methodische Ansätze zur Betrachtung von
Intersektionalität ein
- Interkategoriale Komplexität
- Antikategoriale Komplexität
- Intrakategoreale Komplexität
- Borderlandfeminismus
Ontological Turn
- Hinwendung zu anderen/neuen Ontologien, zu anderen/neuen Weisen der
Betrachtung des menschlichen Subjektes und seiner Beziehung zur Welt
- Dezentrierung des menschlichen Subjekts, Herausarbeitung der Beziehungen
zwischen dem Menschlichen, dem Nicht-Menschlichen und dem UnMenschlichen
- Teil einer breiteren Umorientierung in der KSA als Reaktion auf die
ökologische Krise der Welt
33
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