US_Lesereise_Nachricht34

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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
The majority of men who succeed in a corrupt and acquisitive society are themselves
obligatorily corrupt, and one`s failure is therefore the price of one`s idealism.
Norman Mailer
Die Mehrheit der Männer, die sich in einer korrupten und habgierigen Gesellschaft
durchsetzen, ist bestimmungsgemäß selbst korrupt, und eines Mannes Misserfolg ist daher der
Preis seines eigenen Idealismus.
Norman Mailer
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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
Der Eremit von Fort Fisher: Ein Leben durchtränkt vom eremitischen Geist!
Das kostbare Erlebnis hatte ich dank dem Universitätsfernsehen UNC TV (University of
North Carolina TV) in Durham. Ich hatte mir an beiden Tagen meines Aufenthalts in Durham
die qualitativen Beiträge dieses Senders angesehen. Sonst ließ ich in allen Orten zumeist den
Fernsehschirm dunkel. Bei den Ausnahmen liefen Übertragungen und Sendungen über
Schiesserein, Flugzeugabstürze, Vergewaltigungen, Syrien und manche Soaps unterster
Qualität – so wie die Mehrheit der Sendungen in Deutschland und in Indien. Die gegen die
Erwartung überraschenden Ausnahmen, die tollen Beiträge von UNC TV, lassen sich etwa
mit ARTE vergleichen.
Es war eine äußerst bewegende Sendung über einen Herrn namens Robert E. Harrill (2.
Februar 1893 – 3. Juni 1972) alias „Der Eremit von Fort Fisher“. Der Eremit verließ mit 62
Jahren die Zivilisation, und er gab damit alles Weltliche auf. Er fuhr per Anhalter Hunderte
Meilen weit weg in die Einsamkeit nach Fort Fisher, North Carolina. Nach dem ersten
Fehlversuch (Verhaftung und Abweisung durch die Polizei) gelang es dem Eremit bei seinem
zweiten Versuch, sich in der gleichen Gegend in einem verlassen Kriegsbunker
niederzulassen. Sein neues Heim für sein restliches Leben war voller Moskitos, Fliegen und
Insekten, mit denen er bis zu seinem Lebensende seine Schlaflager teilte. Er wurde der
Vermutung nach von den Gaunern, Lumpen und Ganoven umgebracht. Ohne Gründe!
In der verlassenen Wildnis, in der Einöde an der Küste von North Carolina, entwickelte der
Eremit seine Stärke und seinen Willen zum Überleben. Circa siebzehn Jahre lebte „Der
Eremit von Fort Fisher“ unter Sternen des freien Himmels weit weg von der Zivilisation. Die
Erzeugnisse der Küste und des salzigen Moores ernährten ihn ausreichend. Zusätzlich erhielt
er Gaben, die ihm seine Besucher hinterließen. Die Anzahl seiner Besucher stieg vom Jahr zu
Jahr bis über 100, 000 Tausende eingetragene!
Warum? Aus welchen Gründen pilgerten die Menschen aus den ganzen Vereinigten Staaten
und auch einige Ausländer zu einem im Leben gescheiterten Mann der praktischpragmatischen, amerikanischen Gesellschaft? Um dieses Phänomen zu verstehen, ist es
notwendig, sich ein paar Gedanken darüber zu machen, was Mr. Harrill denn circa siebzehn
Jahre lang in der Einöde machte?
Der Eremit saß keineswegs still meditierend unter einem Baum, auf einem Felsen oder in
seiner Höhle, in seinem Bunker! Im Gegenteil: Er betätigte sich ununterbrochen,
unaufhaltsam – vielleicht der amerikanische, handelnde Weg zur Erleuchtung?! Diese
Annahme stellt der in der westlichen Tradition geschulte Verfasser, dessen Kindheit
unbewusst, ungezwungen von der alltäglichen, indischen Spiritualität umgeben war.
Der Eremit schien sich in seiner Einöde wohl zu fühlen, und er war da rastlos tätig. Eventuell
kam er durch seine vielerlei Tätigkeiten zu seiner Spiritualität, zu seiner Ausgeglichenheit, zu
seinem Frieden mit der Welt. Er fasste an der Küste von Fort Fisher sein mit der Natur
kontempliertes Leben in folgendermaßen zusammen:
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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
My life here goes up and down like the tides of this old sea out here... Only nature determines
my existence.1
(Mein Leben vor Ort geht hoch und runter wie die Wellen dieser altväterischen See da
draußen… Nur die Schöpfung bestimmt meine Existenz / mein Dasein.)
Er sammelte Beeren, essbare Kräuter und Früchte … er legte Gemüse- und Obstbeete an … er
sammelte Austernmuscheln … er fischte mit dem selbstgebastelten Boot … er machte
Holzstücke fertig, um sich in seinem Bunker nicht zu erfrieren … er holte sich in mehreren
Eimern und Plastikkanistern das Wasser von der Küste zum täglichen Gebrauch … er las mal
eine mitgebrachte und da gelassene Tageszeitung … er spielte mit seinen Hunden, die sich
freiwillig um ihn geschart hatten … er dachte nach. Vor allem über „The School of Common
Sense / Die Schule des Allgemeinen Verstands“. Bevor er umgebracht wurde, saß er an
seinem Buch, mit dessen Konzept er eine Schule bzw. eine Hochschule gegründet hätte.
Die stets wachsende Anzahl seiner Besucher und seiner Fans ergab sich vor allem aus dem
oben erwähnten letzten Grund. Der Eremit empfing seine Besucher in aller seiner
Gelassenheit voller Herzenswärme, und er schenkte ihnen, den Jüngeren und Älteren,
Männern und Frauen, Großeltern und Enkelkindern, Reichen und weniger Reichen, … seine
natürliche, allergrößte Aufmerksamkeit. Er unterhielt sich mit allen gerne und ausführlich
über das Leben und über „Die Schule des Allgemeinen Verstandes“ … und über die Themen,
die den Besuchern am Herzen lagen. Das tat den Menschen gut. Vielleicht sogar sehr gut,
gerade wenn die nackt-harte kapitalistische Gesellschaft ihre Mitglieder dauernd von einem
Posten zu dem anderen hetzt – der Existenz wegen. Und da nimmt sich ein äußerst
gutmütiger, weiser Mensch mit seinen tollen Erkenntnissen ohne jedwede Aufdringlichkeit
und ohne die geringste Erwartung als Gegenleistung für dich Zeit, genauso so viel wie du es
möchtest! Wow! Würde so ein Erlebnis dir nicht eine nachhaltige Freude bereiten?!
"The Hermit" treated anyone who came by with a warmth and friendly appreciation that was
contagious.2
(“Der Eremit” behandelte jeden, der ihn zu besuchen kam, mit einer Wärme und
Freundlichkeit, die ansteckend war.)
Seine Art, die Menschen aller Klassen und Herkunft, zu empfangen, sein Aussehen und vor
allem seine radikalisierte, naturnahe Lebenspraxis, die „der Eremit“ mit der großen Hingabe
und Ehrlichkeit in aller seiner Gelassenheit durchführte, müssten zum Bekanntheitsgrad des in
einem Bunker voller Fliegen, Moskitos und Müllgegenstände lebenden Mönches beigetragen
haben.
Mr. Harrill war um die 60Jahre alt, als er für sich die Entscheidung traf, in seine Einsamkeit
zu flüchten. Er war verheiratet und hatte fünf Kinder. Also, wie wir erraten können, muss der
Mann eine erschütternde Schlüsselerfahrung gemacht haben, die ihn zu diesem
außergewöhnlichen Wendepunkt geführt hatten.
1
http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Harrill#cite_note-guide-5 (Letzter Zugriff am 28. September 2013)
2
http://www.thefortfisherhermit.com/the_hermit.html (Letzter Zugriff am Montag, den 23. September 2013)
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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
In der Dokumentation gab eine Zeitzeugin darüber die Auskunft: Die Ehefrau des Ehemanns
verliebte sich in einen wohlhabenden Herren, um dessen Haushalt sie sich als eine bezahlte
Aushilfe kümmerte. Sie verließ Harrill und reichte einen Scheidungsantrag beim Gericht ein,
und in den wurde von dem Ehemann nicht eingewilligt. Dieses dramatische Ereignis konnte
Robert nicht richtig verkraften, und er wurde gegen seinen Willen in die Psychiatrie in
Morganton eingewiesen. Ob er wirklich jedoch seinen Verstand verloren hatte, ließe sich an
der folgenden wahren Anekdote prüfen: In der Psychiatrie von Morganton bastelte Robert
einen Schlüssel aus einem alten Löffel, mit dessen Hilfe ihm, dem hellen Kopf im
fortschreitenden Alter, die Flucht aus der Anstalt für die Geisteskranken gelang. Die Forscher
fügen hinzu, dass Robert e. Harrill eine Reihe der unbefriedigten Jobs hinter sich hatte. Das
heißt auch, dass die betreffende Person höchstwahrscheinlich mit seinen (unerfüllten)
Arbeitsvorstellungen und -Wünschen das bisherige Leben gestaltet hatte.
Dem oben erläuterten katastrophalen Anzünder gingen manche sich wiederholende
Hiobsschicksalsschläge im rasterfahrtartigen, unglücklichen Leben eines weißen USAmerikaners voraus, dessen familiäre Erfahrungen auch wie die vieler Vergessener,
Weggeguckten, der an den Gesellschaftsrand Geschobenen, außerordentlich traumatisch
waren. In der Jugendzeit starben seine Mutter und seine zwei Brüder am Typhus, und der
Vater heiratete eine Frau, die für Robert das Sinnbild der Tyrannei verkörperte. Soweit über
die ersten, früheren Jahre des Eremiten.
Dann müsse man sich die Psyche und Seele des fünffachen Vaters vorstellen, nachdem sich
der älteste Sohn sein Leben genommen hat.
The Fort Fisher Hermit was not a hermit in the truest sense of the word.3
(Der Eremit von Fort Fisher war kein Eremit im wortwörtlichen Sinne.)
Ein Expertensatz mit Erläuterungen steht in Wiki von den Forschern und Kritikern. Hmm?!
Die Geisteswissenschaftler belegen ihren Fundus damit, dass der Eremit „Harrill“ sein Leben
nicht in der absoluten Abgeschiedenheit geführt hatte. Sondern er empfing regelmäßig
Besucher und Gesprächspartner, deren Zahlen schon während seiner Lebzeiten über 100, 000
Tausende stieg. Hmm?! Vielleicht war Mr. Harrill nach der Ansicht des Verfassers ein Eremit
im klassischen Sinne?! Die Tücke der merkwürdigen Forschungspraxis liegt darin, dass sie
immer noch nicht angefangen hat, links und rechts zu gucken. Gehen nicht die beiden Sachen
Hand in Hand oder mal in Zyklen, d. h. Rückzug in die Einsamkeit und die Diskurse mit den
Meistern, mit den Schülern und mit den Gleichgesinnten. Was ist mit Siddhartha Gautama,
der nach der Erlangung seiner Bodhi „Erleuchtung“ jahrelang mehrere Tausende Schüler und
Schülerinnen aus allen Kasten, Schichten und Kreisen unterrichtete? Hatte Sokrates keine
eremitischen Züge, indem er mit seinen Fragestellungen an sein griechisches Volk durch die
Straßen wanderte? Was war mit dem Mystiker und Wandermönch und -Sänger Kabir, der mit
seinen satirischen, weisen und demütigen Versen die Hindus und Muslimen ermahnte, auf die
gekünstelte, aufgesetzte, ritualisierte Frömmigkeit der Brahmanen und Mullahs zu verzichten?
Der Eremit Kabir, der nach seinem Tod sowohl von den Hindus eingeäschert als auch von den
Muslimen begraben worden sein soll, plädierte lebenslang für unmittelbare Kontemplation
mit dem Göttlichen durch die Liebe, Demut, Einfachheit und durchs Miteinander. War das
3
http://www.thefortfisherhermit.com/the_hermit.html (Letzter Zugriff am Montag, den 07. Oktober 2013)
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Kostprobe Eins (1)
Leben von Robert E. Harrill an der Küste von Fort Fisher anders? Vielleicht sollte hier die
Rede von einem Leben durchtränkt vom eremitischen Geist sein?!
Die aussagekräftige und rührende Doku veranlasste den Verfasser, sich in den
darauffolgenden Tagen und Wochen mit dem Werdergang im Rückzug eines zusätzlichen
außergewöhnlichen Amerikaners zu befassen. Die wenigen Bilder4 aus dem Nachlass
erzeugen einen in sich gekehrten amerikanischen Mönch, der bei seiner tag-täglichen Arbeit
meditiert. Sie, die Bilder, haben erstaunliche Ähnlichkeiten mit denen von Robert Frost,
Henry David Thoreau, Walt Whitman… Es gibt eine zweite, ergreifende Dimension der
wenigen erhaltenen Bilder von Robert E. Harrill, auf denen der Eremit mit seinen
menschlichen und tierischen Besuchern zu sehen ist: Den im Einklang sitzenden und
stehenden Hunden, dem glücklichen Kind im weißen Kleid neben dem Asketen, den
glückseligen Damen in jüngeren und älteren Jahren, scheint die Nähe des Eremiten äußerst
gut zu tun. Ein distanzierter Kritiker könnte den von der Natur abgehärteten Körper eines
vollbärtigen Greises weiterhin unter die Lupe nehmen, und als Folge würden des
Egozentrikers Ähnlichkeiten im hohen Alter mit dem Meistererzähler Ernest Hemingway
deutlich werden.5
Dass auch die friedliche und friedfertige Welt des Eremiten Robert Harrill von dem Bösen
besucht wurde, und zwar wiederholt, gelang der unkommerziellen Dokumentation des
Universitätsfernsehens sehr gut, den aufmerksamen Zuschauern zu vermitteln.
Manche zivilisierten Bürger der Gegend fanden es nicht gut, dass es sich ein Waldmensch, ein
Vagabund, ein (harmloser) Penner … in der Gegend niedergelassen hatte, auch wenn der
Bunker des Eremiten meilenweit von der Zivilisation gelegen war. Jene Bürger beschwerten
sich über diesen Unerwünschten in der Gegend bei der Gemeindeverwaltung und bei den
Gesetzmachern. Die örtlichen Behörden veranlassten die Polizei und die anderen
Ordnungshüter mehrfach, den Bunker des Eremiten zu räumen. Vergeblich. Der Eremit
wehrte sich hartnäckig, gewaltlos und mal auch mit seinem Rechtsverständnis vor Gericht.
Der Weise im fortgeschrittenen Alter wurde von nicht weniger Menschen, nicht nur von den
„Rednecks“, tagtäglich verspottet und gehänselt. Der Yogi der Taten beschritt ungeachtet aller
Erniedrigungen, Schmähungen und Verachtung seinen Weg gelassen, gewaltlos und stets
agierend. Die Lumpen und Ganoven der Gegend erstatten ihm ihre Besuche, um ihm die
wenigen, hinterlassenen Gaben der Besucher wegzunehmen. Sie prügelten ihn, den wehrlosen
alten Mann, mal auch Spasses halber.
Dass sich der Eremit auch mit den Begriffen „Gerecht“ und „Ungerecht“ befasste, lässt sich
an seinen juristischen Prozessen festnageln, die er gegen seine Peiniger, Diebe und Räuber
geführt hatte. Die örtlichen Zeitungen berichten: Der geistreiche Alte trat vor Gericht als sein
eigener Anwalt gegen die Angeklagten auf, und er hatte durch seine festgehaltenen Beweise
manche Prozesse zu unserem Erstaunen gewonnen. Bravo Grandpa Sankt Harrill!
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Vgl. http://www.thefortfisherhermit.com/media/index.htm (Letzter Zugriff am 07. Oktober 2013)
Vgl. Rowe, Jeri: „Chasing the gentle spirit of a hermit“, auf:
http://web.archive.org/web/20070930184714/http://www.newsrecord.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20070510/NEWSREC0101/305100003 (Letzter Zugriff am 12. Oktober
2013)
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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
Dem in einiger Entfernung stationierten US-Militär wurde der bescheidene Greise samt
seinem Ruhm ebenso ein Dorn im Auge, und die Verteidiger der Großen Nation wollten den
zu den gesellschaftlichen Konventionen und Normen herausfordernden Einzelgänger in
seinen letzten Lebensjahren vertreiben, auch ohne jedweden Grund. Also, der Alte wurde
zwar von allen Seiten anerkannt aber auch gleichzeitig gestresst, und er ließ sich bei seinem
meditativ-kontemplativen Werdegang nicht ablenken:
Everybody ought to be a hermit for a few minutes to an hour or so every 24 hours, to
study, meditate, and commune with their creator…millions of people want to do just what I`m
doing, but since it is much easier thought of than done, they subconsciously elect me to
represent them, that`s why I`m successful…6
(Jeder Mensch sollte ein Eremit sein, für einige Minuten bis zu einer Stunde oder so ungefähr
alle 24 Stunden, um zu studieren, zu meditieren, und mit ihrem Schöpfer zu kommunizieren …
Millionen von Menschen möchten geradewegs das tun, was ich gerade tue, aber da es viel
einfacher als Gedanke als die umgesetzte Tat ist, haben sie mich unterbewusst gewählt, um sie
zu vertreten, daher bin ich so erfolgreich…)
Die obigen Wörter könnten beinah von Buddha, Kabir, Jesus Christus, … Gandhi, Dr. King,
Nelson Mandela … sein, bis auf den hervorgehobenen letzten Satz, der den auf dem Erfolg
und Misserfolg basierenden amerikanischen Geist darstellt.
Die Landsleute, nicht wenige US-Amerikaner, gönnten jedoch dem friedfertigen Eremiten
seinen menschlichen, sozialen und spirituellen Erfolg nicht. Nach mehrfachen
Schikanierungen, Beleidigungen, Prügeleien wurde Robert E. Harrill im Juni 1972 in seiner
Bunkerumgebung ermordet.
An einem frühen Sonntagsmorgen wurde sein Leichnam von einer Gruppe der Jugendlichen
in dem Bunker aufgefunden. Harrills blutbefleckter Körper hatte mehrere Wunden und lag
ausgebreitet auf dem Müllhaufen. Manche behaupteten, dass er von einer Gruppe von
„Rednecks“7 getötet wurde. Manche glaubten, dass sich der Tod wegen eines Streichs mit
dem falschen Ausgang ereignet haben soll. Es befanden sich mehrere Menschengruppen in
der Umgebung, die sich dem Eremiten aus ihren diversen, merkwürdigen Gründen nicht
vertragen wollten.
Die Regierung / Behörde von The New Hanover County gab das Herzversagen als die
Todesursache Robert E. Harrill an. In dem offiziellen Bericht steht immer noch das
Herzversagen als Grund seines Todes. Wurde eine Autopsie des Leichnams gemacht?
Darüber konnte der Verfasser während seiner Recherche unter den vorhandenen Materialien
nicht fündig werden.
Trotz der wiederholten Bittbriefe seitens seiner Fans wurde keine Untersuchungskommission
zur Aufklärung des Todesopfers von den US-Behörden eingeleitet. Manche Freunde des
Eremiten wurden u. a. von den Polizeianrufen, den drohenden Mitteilungen, eingeschüchtert.
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http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Harrill (Zugriff am 08. Oktober 2013)
„Redneck“ ist ein pejorativer Ausdruck für die nicht wohlhabenden, unausgebildeten weißen Bauern, besonders
in den südlichen Bundesstaaten der USA.
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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
Mit der Zeit, nach den vergangenen Jahrzehnten, wurde von den Freunden, Schülern und Fans
des Eremiten ein Mahnmal an der Küste des Flusses „Cape Fear River“ eingerichtet. Die
vielen Besucher können T-Shirts, Mugs (Becher), Caps (Amerikanische Mützen) … und die
anderen zahlreichen Souvenirs im Bunker von Fort Fisher erwerben. Der Wohnort des
ermordeten Eremiten ist die zweitgrößte Touristenattraktion in North Carolina geworden. Es
werden Filme und Fernsehdokumentationen über das Leben und über den Tod von Robert E.
Harrill gedreht. Die ersten Biografien neben vielen Zeitungsartikeln sind bestellbar.
Nach der Dokumentation habe ich in meinem gesteigerten Zustand die Fernsehkiste im Motel
von Durham ausgeschaltet. Die zarte, menschennahe Seele hatte sich verabschiedet, und sie
ließ mich in den darauf folgenden Tagen voller Rührung über Folgendes wiederholt
besinnlich nachdenken.
Welche Fragen bzw. Überlegungen gingen über die Tage durch meinen Kopf, nachdem
die eingreifende Dokumentation von UNC TV (s. die darauf folgende Seite) beendet war?
1. War Robert E. Harrill ein Problem in der Gegend?
Auch seine Gegner oder die Leute, die ihn wenig mochten, sagten in der
Fernsehdokumentation, dass der Asket niemandem ein Hindernis bzw. ein Problem
war. Er lebte zurückgezogen, in seinem Bunker, umgeben von der Natur.
2. War so ein Wesen samt seiner andersartigen Verhaltensart eine Belästigung für die
Gegend?
Arlington, TX, Sommer 2013: Der Fall war nicht so wie heute in Arlington, Texas, wo
sich die Bürger der Stadt gegen die Einführung des öffentlichen Nahverkehrs in ihrer
tollen, sauberen Kleinstadt abgestimmt haben. Sie haben ihre Argumente vorgelegt,
dass sich dadurch an der Bushaltestelle die Penner und Bettler versammeln würden.
Die Penner, die Bettler und die Unerwünschten würden die schöne, idyllische
amerikanische Stadt Arlington mit riesigen nebeneinander liegenden Football- und
Baseballstadien beschmutzen. Durch die unerwünschten Vagabunden würde das
schöne Stadtbild gestört.
Bei dem Asket war es umgekehrt: er entfloh der Zivilisation. Er wollte allen ihre Ruhe
lassen. Aber die Anderen ihm nicht. Seine Fans folgten ihm in seiner Vereinsamung,
in seiner Ödnis. Die Ganoven und Lumpen verfolgten ihn spasshalber oder wegen der
Gaben, die ihm seine Fans da in seinem Bunker hinterließen. Der amerikanische Staat
(Die örtliche Landesbehörde, die Polizei und sogar das in der Region mit einer guten
Entfernung stationierte Militär) mochte so ein Lebewesen nicht, auch wenn der Mönch
ihnen keinerlei Schaden verursachte. Sie fühlten sich von ihrem exotischen
Landsmann, der für sich ein anderes Leben ausgewählt hatte, irritiert. Der harmlose
Eigene wurde wegen seiner individuellen Andersartigkeit für viele ein unerwünschter
Fremder (ein Dorn im Auge). Die Polizeioffiziere erhielten Aufträge und
Anweisungen, um den Eremiten loszuwerden.
3. Hat der nichtmaterielle Erfolg des Eremiten zu dem Hass, Neid und Missmut mancher
Menschen beigetragen? So viele Menschen aus allen Ecken der Welt besuchten ihn
regelmäßig, und sie weilten bei ihm.
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DIE USA sind nicht AMERIKA
Kostprobe Eins (1)
Die Hypothese mag in sich etwas bergen, denn der Eremit wurde wiederholt mehrfach
gepeinigt, geraubt und geschlagen. Die diversesten, unterschiedlichsten
Menschengruppen waren daran beteiligt.
4. Warum wurde die Untersuchung des Mordes bzw. des Todes seitens des Staates nicht
eingeleitet? Trotz der wiederholten Gesuche von den Fans und Freunden des Robert E.
Harrill? War der amerikanische Staat oder waren die staatlichen Einrichtungen in den
Mord verwickelt?
Vielleicht! … Die Fragen bleiben ja offen!
5. Wohin, zu welchen gesellschaftlichen Konsequenzen, könnte (nicht) eine individuelle
Entscheidung zu einem persönlichen jedoch nicht gesellschaftskonformen Leben
führen?
6. Inzwischen gibt es im Zentrum der Gedenkstätte des Eremiten auch Workshops über
ihn. Die Besucher können sich an diesen Workshops beteiligen. Werden dabei auch
die obigen und die ähnlichen Fragestellungen gestellt und besprochen?
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