Vl 15-17: Sinnesphysiologie (Büschges und Wellmann) Die Muskelspindel 1 idR. werden Reiz-Reaktions-Beziehungen werden durch neuronale Schaltkreise vermittelt Muskelspindel = Beispiel für neuronalen Schaltkreis Muskelspindeln = Propriozeptoren1 sind Sensoren o liegen innerhalb der Skelettmuskulatur o bestehen aus intrafusalen Muskelfasern liegen parallel zu den Fasern der Skelettmuskulatur o Funktion der Muskelspindel Kontrolle des motorischen Systems Koordination von grob- und feinmotorishen Bewegungen Herstellung und Aufrechterhaltung statischer Stellungen Schutz vor Überdehnung o Ablauf intrafusalen Muskelfasern ziehen die Muskelspindel lang erzeugt ein Aktionspotential Aktivierung von Gamma-Motoneuroenen Weiterleitung an das Hinterhorn des Rückenmarks Übertragung auf Alpha-Motoneurone Propriozeptor = Rezeptoren der Tiefensensibilität 1 Die Sinne gibt sehr viele Sinne die Bekanntesten: Taten, Sehen, Hören, Schmecken, Riechen riechen, schmecken Wahrnehmung des Wassers in der Luft (Magnet gibt es nicht beim Menschen) Schmerz Sehen Wärme Einteilung der Sinne früher: Einteilung der Sinne in „bewusste Reize“ (Hören, Sehen, Riechen, Shcmecken, Tasten, Schmerz) aber: gibt auch „unbewusste Reize“ (z.B. Gelenkstellung, Füllung des Magens, Innendruck des Auges) daher heute: Einteilung nach Energieformen nach dem adäquaten Reiz d.h. für jede Sinneszelle gibt es einen entsprechenden Reiz, der sie aktiviert o mechanisch u.a. Tastsinn, Hören o elektromagnetisch u.a. Sehen, Magnetsinn o chemisch u.a. Riechen, Schmecken o thermisch u.a. Temperatursinn Die Sinneszellen Reizaufnahme erfolgt durch die Sinneszellen Sinneszellen = spezifische Rezeptorzellen reagieren auf spezifische physikalische Reize (Reizmodalität) z.B. reagieren o Mechanorezeptoren nur auf mechanische Reize o Chemorezeptoren nur auf chemische Moleküle o Photorezeptoren nur auf Photonen und wandeln diese Reize in elektrochemische Energie um 2 3 Typen von Sinenszellen primäre Sinneszelle Foto a o besitzt ein eigenes Axon, das sich bis ins ZNS erstreckt o können APs erzeugen sekundäre Sinneszelle Foto b o stellen eher umgewandelte Epithelzellen dar o ohne eigenes Axon übernehmen lediglich die Reizaufnahme o übertragen die Erregung zunächst auf eine Nervenzelle, deren AP erst für die Weiterleitung der Information ins ZNS sorgt Sinnesnervenzelle Foto c o sitzen am oder im zentralen Nervensystem o Kombination aus Sinnes- und Nervenzelle Bsp: Photosinneszellen ließen sich in diesem Schema nicht einordnen o nicht richtig sekundär, aber auch nicht primär weil sie keine APs erzeugen Sinneszellen sind Energiewandler Transduktion überführen die Energie des Außenreizes in elektrische Energie: es entsteht ein Rezeptorpotential diese Energiewandlung wird als Transduktion bezeichnet Sinneszellen sind nicht nur Energiewandler, sondern auch Verstärker Energie der Rezeptorantwort übertrifft die einlaufende Reizenergie um ein Vielfaches aber: bei ständiger Reizung sinkt die Empfindlichkeit vieler Rezeptoren = sensorische Adaptation (d.h. Antwort einer Sinneszelle wird bei gleichbleibender Reizstärke schwächer) ohne sensorische Adaptation würde man ständig jeden Herzschlag und jedes Kleidungsstück am Körper fühlen Sinneszellen sind Codierer o übersetzten die Intensität des äußeren Signals zunächst in die Amplitude des Rezeptorpotentials (Amplitudenmodulation; AM-Codierung), o dann in die Frequenz einer Folge von Nervenimpulsen (Frequenzmodulation, FMCodierung) 3 grobes Schema: o Umweltreiz trifft auf Rezeptormolekül Rezeptor = Teil der Sinneszelle Beginn der Transduktion Transduktion = Umwandlung eines Reizes in ein Rezeptorpotential o zwei Rezeptorarten phasischer Rezeptor konstante Reizintensität nur bei Reizbeginn wirksam tonischer Rezeptor reagiert besonders stark auf Änderungen der Reizintensität ist über die ganze Reizdauer hinweg aktiv Schema im Detail primäre Sinneszelle sekundäre Sinneszelle 4 Zu den Mechanorezeptoren Mechanorezeptoren funktionieren super bei Haarsinneszellen Aufbau einer Haarsinneszelle Funktionsweise einer Haarsinneszelle o als reizaufnehmende Strukturen dienen bei der Mechanotransduktion feine Zellfortsätze = modifizierte CIlien = Mikrovilli/Stereovilli o Stereovilli sind über dünne Proteinbrücken (= tip links) miteinander verbunden o werden die durch Actinfilamente versteiften Stereovilli in Richtung auf das Kinocilium abgebogen treten an den Stereovillispitzen Zugspannungen auf o Zugspannung führt zur Dehnung des elastischen Ankyrins o Ankyrin ist mit dem K+/Ca2+-Kanal verbunden öffnet diese o Kationen strömen ein und führen zur Depolarisation der Sinneszelle o mechanische Verformung dieser Zellfortsätze führt in der Rezeptormembran direkt zur Öffnung von Ionenkanälen Adaptation o hält der konstante Reiz länger an, bleiben die Stereovilli länger gebogen o doch der Ionenstrom nimmt ab o Grund: das mit dem Ankyrin verbundene Motorprotein Myosin gleitet nach unten Folge: Zugspannung auf den Kanal lässt nach o Sinneszelle hat sich an den anhaltenden Reiz adaptiert 5 Übersicht: Haarsinneszelle (als Beispiel für einen Mechanorezeptor) Das Seitenlinienorgan besitzen viele Fische und wasserlebende Amphibien Seitenlinienorgan enthält viele Mechanorezeptoren funktionieren ähnlich wie im Innenohr von Säugern Rezeptoren des Seitenlinienorgans sind ebenfalls Haarzellen o Stereocilien ragen in eine Kuppel (die Cupula) o durch Wasserbewegung wird die Cupula abgebogen o die Haarzellen werden je nach Auslenkungsrichtung entweder depolarisiert oder hyperpolarisiert Funktion des Seitenlinienorgans: o Wahrnehmung der eigenen Bewegung durch das Wasser der Richtung und Geschwindigkeit der Wasserströmung der Druckwellen, die von Beutetieren und Raubfeinden ausgelöst werden 6 weitere Beispiele für Mechanorezeptoren auf der Basis von Haarsinneszellen: Fadenhaar-Sensilium und Borsten-Sensilium der Arthropoden (Gliederfüßer) Fadenhaar-Sensilium Borsten-Sensilium richtungsselektiv entgegensetzte Haarauslenkungen führen entweder zur Depolarisation oder zur Hyperpolarisation gibt nur die Depolarisation weiterer Mechanorezeptor: TASTSINN Berührungsempfinden von Säugern basiert ebenfalls auf Mechanorezeptoren sind oft in Bindegewebsschichten eingebettet 7 Vater-Paccini-Körperchen = Vibrationsrezeptoren o Aufbau des Rezeptors Rezeptor besteht aus einem marklosen Ende einer markhaltigen Nervenfaser Rezeptor wird von 40-60 Lamellen umgeben o mechanische Verformung führt zur Öffnung von mechanisch aktivierbaren Ionenkanälen Versuchsanordnung zur Berührung eines Rezeptors mit einem Kristallstift Elektrische Antwort des intakten Körperchens nach Entfernen der Lamellen hielt die elektrische Antwort an, solange mechanisch gereizt wurde als Reaktion auf die Deformation der sensorischen Zone des Axons fließt ein Rezeptorstrom am ersten Ranvierschen Schnürring entsteht aus dem Rezeptorpotential ein Impuls weiterer Mechanorezeptor: Hörsinn Hörsinnesorgane können untersch. funktionieren 3 Formen, um Schall2 wahrzunehmen o Druckempfänger (z.B. Säugerohr) o Druckdifferenzempfänger (z.B. Heuschrecke) o Schallschnellempfänger (z.B: Grille) Insekten: nehmen Schallwellen auch mithilfe von „Ohren“ wahr bestehen aus einem Trommelfell, welches am Bein sitzt Trommelfell wird von Schallwellen in Schwingung versetzt die Schwingungen reizen Mechanorezeptoren, die auf der Innenseite des Trommelfells sitzen 2 Exkurs Schall: Schall = Druckwelle Auftragung: Druck vs. Weg (Druckmaximum: geringe Partikelgeschwindigkeit; Druckminimum: hohe Partikelgeschwindigkeit) 8 Vergleich von Hörsinnesorganen untersch. Spezies = 32 – 1024 Schwingungen pro Minute Hörsinnesorgan von Insekten Insekten haben kein Innenohr Innenohr: = Ort der Wahrnehmung der Erdschwerkraft haben daher das Johnstonsche Organ ist Teil der Antenne ist ein Vibrationssensor und wird durch Schwingung der Antennengeißel erregt Das Wirbeltierohr 9 Übersicht: Bestandteile Funktion Außenohr Ohrmuschel Gehörgang Trommelfell sammelt die Schallwellen leitet die Schallwellen zum Trommelfell weiter trennt Außen- und Mittelohr Mittelohr 3 Gehörknöchelchen Hammer (Malleus) Amboss (Incus) Steigbügel (Stapes) ovale Fenster eustachische Röhre leiten die Schwingungen an das ovale Fenster (liegt direkt unter dem Steigbügel) flüssigkeitsgefüllten Kammer (einschließlich der Bogengänge) spiralig aufgerollte Schnecke (Cochlea) Gleichgewichtssystem Innenohr steht mit dem Rachenraum (Pharynx) in Verbindung sorgt für einen Druckausgleich zw. Mittelohr und Atmosphäre Gehörsystem Detailansichten: 10 detaillierte Übersicht: Aufbau und Funktionsweise des Wirbeltierohrs 1. Hinleitung der Schallwellen zum Innenohr über: o Außenohr: Ohrmuschel, Gehörgang, Trommelfell o Mittelohr: Hammer, Amboss, Steigbügel 2. Cochlea Cochlea weist 2 große Kanäle auf o oben: Scala vestibuli o unten: Scala tympani werden von einem kleineren Gang, dem Ductus cochlearis (Scala media) getrennt Scala vestibuli und Scala tympani: mit Perilymphe gefüllt Ductus cochlearis: mit Endolymphe gefüllt beide Flüssigkeiten (Peri- und Endolymphe) unterscheiden sich wesentlich in ihrer Ionenkonzentration o Endolymphe: ungewöhnlich hohe K+-Konzentration Ionengradient + positive elektrische Spannung von ca. 80 mV ggü. der Perilymphe sind für die Entstehung des Rezeptorpotentials der Haarzellen von Bedeutung 3. Corti-Organ befindet sich auf dem Boden des Ductus chochlearis Abgrenzung des Corti Organs: o oben: Tectorialmembran o unten: Basilarmembran Corti-Organ besitzt die mechanorezeptiven Zellen des Ohres: die Haarsinneszellen (werden auch Stereocilien genannt) 2 Typen von Stereocilien o äußere Haarsinneszellen: mit festem Kontakt zur Tectorialmembran o innere Haarsinneszellen: ohne festen Kontakt zur Tectorialmembran Schallwellen versetzen die Basilarmembranin Schwingung o führt zu einem Abbiegen der Stereocilien und zu einer Depolarisation der Haarsinneszelle inneren Haarsinneszellen leiten die Depolarisation an den Hörnerv weiter daher hören wir mit den inneren Haarsinneszellen äußeren Haarsinneszellen passen ihre Kontraktionsgeschwindigkeit der Schallfrequenz an 11 Genauer Ablauf des Hörens 1. schwingende Objekte (z.B. unsere Stimmbänder) erzeugen eine Druckwelle in der umgebenden Luft 2. Schallwellen, die ins Außenohr gelangen, versetzen das Trommelfell in Schwingung 3. 3 Gehörknöchelchen im Mittelohr leiten diese Schwingungen an das ovale Fenster weiter ovale Fenster = Häutchen an der Oberfläche der Cochlea 4. Schwingungen am ovalen Fenster erzeugen Druckwellen in der Flüssigkeit der Cochlea (genauer: der Scala vestibularis) 5. Druckwelle tritt in die Scala vestibularis übt Druck auf den Ductus cochlearis und die Basilarmembran 6. Basilarmembran und die ihr aufsitzenden Haarsinneszellen schwingen auf und nieder 7. Stereocilien (Teil der Haarsinneszillen) werden abgebogen 8. mechanisch gesteuerte Ionenkanäle in der Stereocilienmembran werden dabei mechanisch geöffnet 9. es kommt zur Depolarisation Frequenz der Aktionspotentiale, die vom Hörnerv zum Gehirn geschickt werden, nehmen zu 10. werden die Stereocilien in die andere Richtung gebogen wird die Zelle hyperpolarisiert Frequenz zum Hörnerv nimmt ab wenn die Druckwelle weiter zieht 11. Wohin geht die Druckwelle? a. vom ovalen Fenster über die Scala vestibularis zum Apex (Spitze der Cochlea) b. durch eine Öffnung (Helicotrema) in die Scala tympani c. entweicht schließlich wieder an der Basis am runden Fenster 12 12. das Ohr übermittelt dem Gehirn zwei Informationen a. die Lautstärke wird von der Amplitude/Höhe der Schallwelle bestimmt größere Amplitude führt zu mehr Aktionspotentialen b. die Tonhöhe = Anzahl der Schwingungen pro Zeiteinheit Cochlea kann Tonhöhen unterscheiden, weil die mechanischen Eigenschaften der Basilarmembran zw. Basis und Spitze (Apex) untersch. sind an der Basis ist die Cochlea relativ schmal und steif zum Apex hin: breiter und flexibler jede Region der Basilarmembran ist auf eine bestimmte Schallfrequenz abgestimmt (vorne: hoher Ton, d.h. hohe Frqeunzen; hinten: tiefer Ton) Folie 57 Folie 59 Cochlea = spiralgeschraubte Schnecke o beim Menschen: 3 Windungen o beim Meerschweinchen: 5 Windungen Folie 62 13 Verarbeitung von Geräuschen Eulen und Uhus = Modellsysteme zum Hören besitzen eine hohe Geräuschortung durch die asymmetrische Anordnung ihrer Ohren nimmt dadurch das Geräusch zu zwei untersch. Zeitpunkten wahr und kann diese Differenz blitzschnell erfassen und zugleich räumlich orten Vergleich untersch. Spezies Dreh- und Schweresinn Ohr beinhaltet mehr als den Hörsinn auch: Dreh- und Schweresinn 14 Drehsinnesorgan o spricht auf Drehbeschleunigungen an o 3 senkrecht aufeinander stehende Bogengänge tragen seitlich je eine kugelförmige Auswölbung o diese Ampulle enthält das eigentliche Sinnesorgan: die Crista (= Haarzellgruppe mit Cupula) o bei Rotationen in einer Bogengangsebene bleibt die Kanalflüssigkeit (Endolypmphe) in dem betreffenden Bogengang aufgrund ihrer Massenträgheit relativ kurz zur Kanalwandung zurück o Relativbewegung, die nur in der Beschleunigungsphase der Rotation auftritt, führt zur Abbiegung der Cupula Schweresinn o 2 Schweresinnesorgane oben: Utriculus unten: Saculus o auf den Schweresinnesorgane liegt ein Kalkstatolith einem Haarzellpolster (auf (= Macula) o Eingangsreiz: Linearbeschleunigungen o Reiz: Abbiegungs-Komponente, die die Stereovilli bei Verlagerung der Statolithen erfahren Folien 67-68 15 Lagesinnesorgane (Schweresinn) bei Wirbellosen (man konnte nicht alles auf der Folie (69) lesen) Wirbeltiere besitzen ein Seitenliniensystem und das davon abgeleitete Labyritnth-Organ mechanosensitiver Haarzellen bie Wirbellose (v.A. Insekten) steht ein Tubularkörper (= Bündel aus Mikrotubuli) im Außenglied der Sinneszelle über zapfenförmige Membranproteine direkt mit der Zellmembran in Verbindung Kompression des Tubularkörpers führt zur Dehnung der Membranproteine und damit zur Öffnung der mit ihnen assoziierten Ionenkanäle versch. Varianten der Schweresinnesorgane bei Wirbellosen o Auftriebssinnesorgane (Sinneshaar der Wasserwanze) o Propriorezeptoren (Messung der gegenseitigen Stellung von Körperteilen) o kolbenförmige Sinneshaare (Grille) o Johnston’sches Organ (Stechmücke) _______ ab hier: Teil von Wellmann Elektromagnetische Sinne dazu gehören u.a. Sehen und Magnetsinn wir gehen nur auf das Sehen ein Sehsystem ist empfindlich für elektromagnetische Strahlung in einem bestimmten Wellenlängen-Bereich für das Farbsehen sind die Zapfen verantwortlich Zapfen des Menschen können über 3 versch. Wellenlängen aktviiert werden für blaue Farben kurzwelliges Licht = drei Grundfarben für grüne Farben mittelwelliges Licht damit können wir alle Farben wahrnehmen für rote Farben langwelliges Licht andere Tierarten (z.B. die Biene) kann UV- oder Infarotstrahlung wahrnehmen (d.h. breiteres Spektrum der Wellenlängen) Gänseblümchen strahlen bspw. auch UV-Strahlung aus, sodass Bienen Gänseblümchen blau sehen 16 Augentypen Qualle Augenfleck Sinneszellen einfach auf der Haut Napfschnecke Grubenauge Sinneszellen in einer Grube Abalone Grubenauge noch eingestülpter Seeringelwurm Blasenauge mit Linse Winkelspinne vorderes Mittelauge mit Linse Weinberg- und Nacktschnecke Linsenauge Linse mit unteren Rezeptorzellen reagieren nur auf hell/dunkel reagieren nicht nur auf das drauffallende Licht, sondern auch Richtungswahrnehmung sehr weit entwickelt 17 Das Linsenauge der Säugetiere Aufbau Unterteilung in: a) optische Elemente Hornhaut (Cornea) o Schutz o dient der Lichtbrechung (75%) Linse bricht nur kleinen Teil des Lichts; größte Teil der Lichtbrechung in der Hornhaut Iris o reguliert die Menge des Lichteinfalls morgens nach dem Aufwachsen: Iris klein o dynamische Änderung Glaskörper o gallertartige Flüssigkeit Augenlinse o hängt an Zonulfasern an den Ciliarmuskeln o aktive Verformung restliche Lichtbrechung (25%) b) Lichtdetektoren Retina (Netzhaut) o darauf befinden sich die Photorezeptoren (Stäbchen und Zäpfchen) o in der Aderhaut befestigt c) Informationsfluss Sehnerv o leitet die Information ans Gehirn weiter 18 Das reduzierte Auge ist ein schematisch vereinfachtes Modell des durchschnittlichen menschlichen Auges in der Optometrie (= Lehre der Sehfunktionen) Auge = zusammengesetztes optisches System o für Berechnungen wird die Brechungseigenschaft auf ein Minimum reduziert (1 Brechungsebene Bild durch Parallelstrahlen und Mittelpunktstrahl konstruiert) Merke: Bild befindet sich im Auge auf dem Kopf die ganzen physikalischen Eigenschaften (dieser Absatz) für Klausur nicht so wichtig Fokussierung (Akkomodation) Säugetierauge fokussiert, indem es die Form der Linse verändert Fokussierung eines nahen Objektes: Linse wird abgekugelt o Ciliarmuskeln kontrahieren Aderhaut wird zur Linse hingezogen o Zonularfasern entspannt Fokussierung eines weiten Objektes: Linse wird abgeflacht o Ciliarmuskeln entspannt Aderhaut bewegt sich von Linse weg o Zonularfasern gespannt ziehen an Linse 19 im Tierreich: versch. Arten der Akkomodation Eidechse keine Zonularfasern Schlange verschiebt die Linse nach vorn/hinten Frosch verschiebt die Linse nach vorn/hinten Knochenfisch verschiebt die Linse nach vorn/hinten Neunauge verschiebt die Linse nach oben/unten 20 Aufbau der Retina Retina = Netzhaut innerste Zellschicht des Augapfels d.h. das Licht muss durch viele Zellschichten, bevor es die Photorezeptoren (= Zapfen und Stäbchen) in der Retina erregen kann besteht aus mehreren Schichten von Neuronen und Photorezeptoren Verschaltung: o Photorezeptoren geben die Information weiter an Bipolarzellen Grund: Photorezeptoren sind keine primären Sinneszellen (sondern sekundäre S.), d.h. sie können selbst keine Aktionspotentiale erzeugen o Bipolarzellen geben die Information weiter an Ganglienzellen Ganglienzellen münden in den Sehnerv und geben so die Information weiter an das Gehirn weitere beteiligte Zelltypen o Horizontalzellen: verbinden mehrere Photorezeptoren und/oder Bipolarzellen miteinander d.h. jede Bipolarzelle erhält die Information von mehreren Photorezeptoren o Amakrinzellen: verbinden mehrere Bipolarzellen und/oder Ganglienzellen miteinander d.h. jede Ganglienzelle erhält die Information von mehreren Bipolarzellen Stäbchen und Zapfen sind über die menschliche Retina ungleich verteilt es gibt mehr Stäbchen (108) als Zapfen (5 x 106) die Fovea = Zentrum des Gesichtsfeldes weist keine Stäbchen auf nur Zapfen dicht gepackte Rezeptoren; daher Punkt des schärfsten Sehens Dichte der Zapfen nimmt zur Peripheri (nach außen) hin rasch ab d.h. außen mehr Stäbchen aber: es gibt überall Zapfen blinder Fleck = keine Rezeptoren dort tritt der Sehnerv aus Merke: o bei Tageslicht sieht man am schärfsten, wenn man ein Objekt direkt anschaut Licht fällt direkt auf die dicht gepackten Zapfen im Zentrum des Gesichtsfeldes o Nachts bringt es nichts ein schwach beleuchtetes Objekt direkt anzuschauen Stäbchen sind die empfindlicheren Lichtrezeptoren (diese befinden sich aber nicht im Zentrum (d.h. in der Fovea), sondern weiter außen) o daher sieht man einen schwach leuchtenden Stern am besten, wenn man einen Punkt direkt daneben fixiert 21 Photorezeptoren Photorezeptoren sind Stäbchen und Zäpfchen (sind sehr ähnlich aufgebaut) befinden sich auf der Retina Stäbchen Dämmerungssehen (skotopisches Sehen) Zapfen Farbensehen (photopisches Sehen) allgemeiner Aufbau o oben: reizaufnehmende Struktur (besteht aus Scheiben (Disks)) o unten: Synapse führt zu Bipolarzellen 22 Sensorische Transduktion im Auge (hier: an den Zäpfchen) Stäbchen enthält (genauso wie die Zapfen) Sehpigmente 1. Aktivierung des Sehpigmentes/ Lichtabsorption (Grundlage) Sehpigment Rhodopsin ist in einen Stapel von membranumhüllten Scheiben (Disks) im Außenglied der Stäbchen eingebettet Rhodopsin besteht aus: o einem lichtabsorbierenden Molekül = Retinal (Vitamin-A Derivat) o einem Membranprotein = Opsin daran ist das Retinal gebunden Retinal kommt in 2 Isomerformen (cis und trans) vor o Ausgang: cis-Isomer o durch Lichtabsorption wandelt sich das cis-Isomer in das trans-Isomer um o Folge: Opsin ändert seine Konformation nach ein paar Minuten löst sich das Retinal vom Opsin wird ins Pigmentepithel transportiert o im Pigmentepithel wandeln Enzyme das Retinal wieder in seine cis-Form um diese verbindet sich in der Photorezeptorzelle erneut mit Opsin zum Rhodopsin 2. Entstehung eines Rezeptorpotentials Merke: Rezeptorpotential in Sehsinneszellen ist keine Depolarisation, sondern eine Hyperpolarisation 23 Abfolge: Ligand Rezeptor G-Protein Zielenzym zweiter Bote Antwort Schritte 1-2: Lichtabsorption (siehe Kapitel 1 Aktivierung der Sehpigmente) Schritte 2-5: Signaltransduktion o basiert auf dem Schließen von Natriumkanälen o im Dunkeln bindet cyclisches GMP an die Na-Kanäle und hält sie dadurch geöffnet (Depolarisation) o Lichtreiz Aktivierung von Rhodopsin aktiviertes Rhodopsin aktiviert ein G-Protein (= Transducin) Transducin aktiviert die Phosphodiesterase Phosphodiesterase = Enzym, das cyclisches GMP hydrolysiert Abbau von cGMP Na-Kanäle schließen Hyperpolarisation Verarbeitung der visuellen Information 1. in der Retina Weiterleitung eines eintreffenden Reizes von den Photorezeporen an die Bipolarzellen wird über die Glutamat-Ausschüttung geregelt o bei Dunkelheit: Stäbchen und Zapfen depolarisiert setzen an den Synpasen zu den Bipolarzellen Glutamat frei o bei Lichteinfall: Stäbchen und Zapfen hyperpolarisiert Glutamatfreisetzung wird reduziert Bipolarzelle wird durch fehlende Glutamatfreisetzung meist depolarisiert (was genau die Bipolarzelle jedoch macht, ist abhängig davon, was für ein Typ sie ist) 24 Aktionspotentiale werden aber auch in den Bipolarzellen noch nicht ausgebildet Horizontalzellen, Bipolarzellen, Amakrinzellen = „Nichtspikende Neurone“ Aktivität wird durch graduiertes Potential weitergeleitet o Vorteil von graduiertem Potential: übertragen viel Informationsgehalt o Nachteil: wird nur über sehr kleine Bereiche weitergeleitet (bei weiten Bereichen werden graduierte P. abgeschwächt Information würde bis zum Hirn verloren gehen) erstes Aktionspotentialgenerierende Neuron sind die Ganglienzellen Folie 23 2. im Gehirn Axone der Ganglienzellen bilden den Sehnerv (Nervus opticus) Sehnerv übermittelt Signale vom Auge zum Gehirn beiden Sehnerven treffen sich an der Sehnervkreuzung: dem Chiasma opticum Axone im Sehnerv teilen sich am Chiasma opticum so auf, dass o visuelle Informationen aus dem linken Gesichtsfeld beider Augen, an die rechte cerebrale Hemisphäre übermittelt werden und o visuelle Informationen aus dem rechten Gesichtsfeld an die linke cerebrale Hemisphäre übermittelt werden im Hirn: o zu den beiden Kniehöckern in der visuellen Region des Thalamus (Corpus geniculatum laterale) o und von dort an den Cortex 25 Folie 26 Laterale Hemmung (= Folie 27 genau genug?) = wechselseitige Hemmung benachbarter Zellen Beispiel: Zusammenarbeit von Horizontal- und Bipolar-/Photorezeptorzellen belichtetes Stäbchen/Zapfen aktiviert Horizontalzelle Horizontalzelle hemmt weiter entfernte Photorezeptoren und Bipolarzellen, die nicht belichtet sind Folge: o Lichtfleck erscheint heller o dunkle Umgebung erscheint noch dunkler Funktion der lateralen Hemmung: dadurch werden Kanten stärker herausgearbeitet und Kontraste im Bild verstärkt Merke: funktioniert auch in Zusammenarbeit von Amakrin- und Ganglienzellen auf Folie 28 Das Linsenauge Cephalopoden (Kopffüßer) besitzen auch ein Linsenauge haben also sehr weit entwickelte Augen Onthogenese des Linsenauges bei Cephalopoden und Vertebraten haben sich konvergent (d.h. unabhängig voneinander) entwickelt Vorteil des Cephalopoden-Auges: haben keinen blinden Fleck (d.h. man kann überall auf der Retina gleich gut sehen) besser als Säugerauge 26 Weitere Augentypen Das Facettenauge/Komplexauge bei Insekten vorkommender Augentyp ein Auge setzt sich aus mehreren Ommatidien (Einzelaugen) zusammen das Insekt kann so ein Bild seiner Umgebung aus einzelnen Bildpunkten zusammensetzen Photorezeptoren des Facettenauges = Rhabdomere gibt vesch. Typen von Facetten-/Komplexaugen o o o Appositionsauge jedes Ommatidium ist durch Pigmente von seinem Nachbarommatidien abgeschirmt Superpositionsauge verkürzte Pigmentzellen zw. den Ommatidien, sodass Licht seitlich in mehrere Einzelaugen gelangen kann erhöhte Lichtintensivität auf Kosten der räumlichen Auflösung neurales Superpositionsauge ähnelt dem Appositionsauge, jedoch fusionieren die Rhabdomere nicht zu einem Rhabdom Vergleich von Photorezeptoren 27 Vergleich von Sehprozessen Arthropoden (Gliederfüßer) vs. Vertebraten Zellen sind auf untersch. Arten verschaltet markantester Unterschied: - Arthropoden: Ankunft von Licht führt zur Depolarisation - Vertebraten: Ankunft von Licht führt zur Hyperpolarisation Chemische Sinne Chemische Sinne u.a. Riechen und Schmecken Funktion von Riechen/Schmecken: Schutz, um keine Gifte aufzunehmen Vergleich: Ausstattung chemischer Rezeptoren Vertebrat vs. Invertebrat o Vertebrat: Geschmacksknopse + olfaktorischer (Riech) Rezeptor o Invertebrat: nur olfaktorischer Rezeptor 28 Riechen Riechzellen (olfaktorische Rezeptorneurone) sind primäre Sinneszelle besitzen ähnlich wie Neurone ein eigenes Axon weitere Zelltypen im Riechepithel (insgesamt 3): o olfaktorische Rezeptorneurone (ca. 30 Mio.), Stützzellen und Basalzellen (bilden alle 10-15 Tage neue Rezeptorneurone aus) Folie 41 olfaktorische Rezeptorzellen (Riechzellen) kleiden den oberen Teil der Nasenhöhle aus rezeptiven Enden der Riechzellen tragen Cilien Cilien ragen in die Schleimhaut, welche die Nasenhöhle überzieht Duftmoleküle diffundieren durch Schleimschicht zu den Cilien der Rezeptorneurone: binden dort man benötigt eine bestimmte Konzentration von Duftstoffen, um diese wahrnehmen zu können Verbindung von Duftmolekül und Rezeptor nur von kurzer Dauer; daher benötigt man die unten beschriebene Verstärkung Rezeptoren bestehen aus Aminosäuren und Proteinen o Duftmolekül-Rezeptor-Interaktion löst eine Signaltransduktion aus Produktion von cAMP (aktiviert durch ein G-Protein) eine Duftmolekül-Rezeptor-Interaktion aktiviert ca. 2000 cAMP-Moleküle in Riechzellen öffnet cAMP die Kanäle in der Membran, die für Na+ und Ca2+ permeabel sind Folge: Einstrom der Ionen führt zur Depolarisation Generierung von Aktionspotentialen durch den Anstieg der intrazellulären Ca2+-Konzentration werden zusätzliche Cl-Kanäle geöffnet durch den Chlorid-Ausstrom wird die Depolarisation in der Riechzelle zusätzlich verstärkt 29 Schmecken Geschmacksempfindung und –bewertung ist genetisch fixiert Geschmackssinneszellen = Geschmacksknospen Aufbau einer Geschmacksknospe: o 3 Zelltypen pro Knospe: 10-15 Rezeptorneurone, Stützzellen, Basalzellen o Lebensdauer: 10-15 Tage Regeneration durch Basalzellen 5 Sorten von Geschmackssinneszellen süß, sauer, bitter, salzig, umami3 (= fleischig, herzhaft) o Rezeptoren für süß, sauer, bitter, salzig sind auf der Zunge ungefähr gleich verteilt Rezeptoren o o ionotrope Rezeptoren: ligandengesteuerte Rezeptorkanäle, öffnen sobald ein Agonist bindet metabotrope Rezeptoren: leiten nach Aktivierung Signale über zwei Botenstoffe weiter Bildung des Rezeptorpotentials in Geschmacksrezeptoren 3 umami: zeigt proteinreiche Nahrungsmittel an und wird von der Aminosäure Glutamat ausgelöst (wird in der Lebensmittelindustrie häufig als Geschmacksverstärker eingesetzt) 30 Vergleich der Signaltransduktion bei versch. Sinnesmodalitäten __________________________________________________________________________________ Zusammenfassung Sinnesphysiologie 31