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3. Vorlesung - Philosophie als künstlerische Forschung

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3. Vorlesung
Zusammenfassung der letzten Einheit:
Nietzsche über den Willen (Jenseits von Gut und Böse):
Willen als bekannteste Sache der Welt (Schoppenhauer) – übernehmen von Volkvorurteil  nur ein
Wille (Substanzialisieren)
Etwas compliciertes -> nur als Wort eine Einheit (Wille ist eine Vielheit)  Einheit von einer
Vielfältigkeit
Umkehrung des Platonismus -> Platon als Erfinder des Artikels -> Inhalt der Idee
Die Einheit ist nicht der Vielfältigkeit übergeordnet
Wille ist ein begleitendes Muskelgefühl, der durch eine Art Gewohnheit sein Spiel beginnt -> Wille
hat schon immer eine leibliche Form -> Wille und Begehren bilden innere Essenz des Körpers
Wir sind auf Körper angewiesen, der gewohnt ist, solche Gesten (z.B. laufen) auszuführen.
Gehen, das wir freien Willen nennen, ist auf lange Genealogien angewiesen (man zitiert Ahnen, wenn
man geht) -> Aktiver Wille  Bruch von der Vergangenheit (man möchte weg oder wo hin)
Kommandierende Gedanken, den man folgt im Willensakt -> Wille als Affekt, dessen Kommando man
sich unterstellt.
Im Willen als Form des Begehrens meldet sich das Leben selbst -> ein Ort, an dem sich das Leben
selbst bejaht. Spinoza: der Wille ist ein Begehren mit Bewusstsein; Heidegger: Im Wille wird das
Begehren ent-schlossen -> das Begehren als Wille ist ein ausschließen und zuwenden zur Welt.
5 Sätze über die Kunst (Heidegger):
3. Satz: sehr geheideggert -> nur wenn Nietzsche nach Prinzip gefragt, das Welt zusammenhält, dann
Wille zur Macht, aber nicht als metaphysisches Grundprinzip
4. Im wiss. Zeitalter Kunst nur Rahmennotiz -> Nietzsche mit Gegenthese -> es entsteht Wille zum
Nichts, wenn Leute nicht wissen, was sie begehren -> Kunst schafft Möglichkeit zum Überwinden des
Nihilismus
1. Satz: durchsichtig in Bezug darauf, den Terminus Leben zu verstehen -> wenn es ein Prinzip von
Leben gibt, (bios im origin. griech. Sinne = Leben)
 es geht nicht um Biologie (aber um Bios) -> am Phänomen des schaffenden Willens sind wir dem
Leben (bios) am aller nächsten (wir schauen uns somit das schaffende Leben an -> aktuelle Vollzug
des Sehens -> im Künstler ist dieses Phänomen in der durchsichtigsten Form am Werk)
 das Leben am Werk sehen
2. Satz: oft wird Kunst von der kritischen Urteilskraft gesehen, und nicht vom Künstler, auch heute
(bsp. Kritiker = etwas differenziert betrachten; Kurator = Kunstpfleger, bringt die richtigen Künstler
zusammen und koordiniert diese in einem Raum)
 wo ist die Kunst, die vom Künstler her gesehen wird?, nicht Kurator oder Kritiker -> was ist hier in
einem schaffenden Willen am Werk -> wie zeigt sich Leben in seiner Produktivität anhand von
Kunstschaffen, nicht die Person selbst, sondern die Grundinstinkte der Macht
3. Satz: Metaphysische Tätigkeit von Heidegger anders verstanden als von Nietzsche -> die
eigentliche Aufgabe des Lebens:
 Überleben (Flüchtlinge, die nicht leben können, aber wollen) vs. gutes Leben  Produktivität des
Lebens selbst
Kunst als Lust sowie auch als Mitteilungsbedürfnis (exponieren der Kunst -> als kollektive Praxis)
Bei Künstler wird schaffende Produktivität mehr sichtbar als wie bei anderen Menschen -> was
bedeutet Leben (im Bsp. Sexualität -> nicht nur als ein soziales, rein-menschliches Phänomen, z.B.
Sex von Bäumen)
Gewicht von Bakterien tausendmal schwerer als jenes von Menschen (in Gesamtheit)
Kunst fragt nach den letzten Bedingungen der Möglichkeiten dafür. (John Cage -> Musikstück ohne
einen einzigen Ton zu spielen) -> historische Situation -> Merkmal der modernen Kunst
Nietzsche: Kunst will nicht bei sich narzisstisch sein, sondern der schaffende Willen hat einen Zug,
sich zu exponieren und sich den anderen zuzuwenden (Kunst als Zuwendung und Öffnung zu den
Anderen) bsp. Nancy und Butler
 im Theater steht man wortwörtlich im Licht und ist daher öffentlich (exponiert, ausgesetzt, ->
Grundzüge der Kunst)
 Wie steht die Kunst zur Öffentlichkeit?
Schaut man sich den Produktionsprozess des Schaffens von Kunst an und man versteht den Sex von
Hunden (polemisch formuliert) -> durch das Anschauen der engeren Prozesse von Kunst verstehen
wir weite Prozesse wie jene der Sexualität)
Kultur und Natur sind für Nietzsche keine Gegensätze -> durch kulturelle Prozesse können natürliche
verstanden werden
Heidegger denkt Nietzsche formal -> Wille zur Macht muss ein formales Prinzip
4. Satz: Kunst als Gegenbewegung zum Nihilismus (Hegel: Kunst ist dekadent, kein absolutes
Bedürfnis mehr)
Was bedeutet Ästhetik?
Heidegger: als Betrachtung des Gefühlszustandes in seinem Verhältnis zum Schönen (Wissenschaft
vom Schönen)
Streng genommen nicht Gefühlszustandes ästhetisch sondern … -> Heidegger hat Nietzsche nicht
verstanden: nicht die Produktion eines ästhetischen Zustandes, sondern bloß eine Beurteilung dieses
Zustandes im Fokus
 Missverstehen von Nietzsche: wesentlich ist die Produktion von Grundstimmungen und nicht
die nachher kritische Beurteilung von Grundstimmungen (es war schön, hässlich etc.)
 Ästhetik hat mit dem Herzen zu tun (in indischer Kultur: Ästhetik als Kommunikation, welche
das Gemüt stimuliert, nicht Geschmackurteile über Gemüt)
 es geht daher von dem aus, der diese Stimmungen produziert
Z. 82: Die Ästhetik soll im Felde der Sinnlichkeit und des Gefühls dasselbe … so hat Heidegger
Ästhetik verstanden -> Logik der Sinnlichkeit (Baumgartner): Kognitionswissenschaft, die versucht,
sinnliche Wahrnehmung zu erklären -> daher wissenschaftlicher Gegenstand (es geht um reflexive
Urteilskraft (= Anwendung der allg. Gesetze auf Einzelfall) und nicht um bestimmende Urteilskraft
(=allgemeine Gesetzeslage))
Ästhetik ist nicht im Urteil angesiedelt -> kein Raum, der sich im Vernunft- und Urteilsakt vollzieht ->
sondern Raum, der mit Leiblichkeit zu tun hat -> daher wesentlich elementarer
 wir brauchen partizipative Formen der Kunst -> Zuschauer nicht nur passive Rolle, sondern
eine aktive Rolle geben -> den Zuschauer selbst zu stimulieren -> in Idealform: kollektives
Schaffen evozieren (Grenzen zw. Schaffenden und Rezipienten verschwimmen)
 Spinoza: Schaffung einer demokratischen Utopie: die Mentalität des Sklaven muss aus Welt
abgeschafft werden, wir sind nur dann frei, wenn diese Mentalität überwunden wurde.
Wir müssen die Produktivität des schaffenden Willens verstehen und Massen in diese Produktivität
hineinbringen -> gesellschaftliche Freilegung (Deleuze: Spinoza: praktische Philosophie)
Hegel vs Nietzsche
Kant:
Geschmack ist das Beurteilungsvermögen (reflektive Beurteilungskraft) …
ohne alles Interesse -> Kunst ist das eigentliche Stimulant des Lebens (um unsere Leibesmaschine auf
Hochtouren zu bringen) -> für Nietzsche war Satz daher unverständlich
In der Kunst ist die ganze Gebähr-maschine stimuliert -> getrieben durch ein Glücksversprechen
Schoppenhauer: Zustand des nicht mehr getrieben seins
Kant meint mit seinem Satz nicht, dass nicht mehr stimuliert wird (wie von Schoppenhauer
interpretiert), sondern dass ich will es nicht, da ich keinen Vorteil daraus ziehe (Interesse bezogen auf
eigenes Besitzen-wollens) : Solange mir etwas gefällt, weil ich einen Vorteil daraus ziehe, solange ist
es kein ästhetisches Phänomen -> es gefällt mir nicht, weil ich es brauche, benötige, sondern obwohl
ich es gar nicht kaufen/haben will, bewirkt es in mir ein Wohlgefallen, es stimuliert mich.
Gefällig = Vorteil von etwas haben (bsp. ökonomischen Wert) vs. Schön = stimulierend, aber
Motivation kommt nicht von Vorteil
Hat viel mit dem Würde-Begriff zu tun -> auch das Natur-Schöne kann erfahren werden
Ich erfahre die Natur schön unabhängig von allen Vorteilen -> die Natur affiziert mich so, dass sie
mich in ihre Würdigkeit zerrt.
Heidegger verteidigt somit Kant gegenüber Nietzsche
Schön heißt so viel wie Gegenstand ist zwecklos für mich, besitzt bestimmte Würdigkeit unabhängig
von Nutzen
Spinoza gegen klassisch platonische Vorstellung: schöner Gegenstand, der mir gegenüber ist, zieht
mich an (Anziehung geht vom schönen Gegenstand/Objekt aus): in klassischer Phil. ist das Schöne
eine Sache -> Gefühl als ein allgemeines Urteil
Spinoza kehrt dies um: Ethik, Teil 3, Lehrsatz 9: der Geist strebt, …
Der Appetit/das Streben ist der innere Impuls eines jeden Körpers, sich in seinem Sein erhalten zu
wollen = Connatus
Wenn der Selbsterhaltungstrieb, der normal unbewusst (Immunsystem) ist, ins Bewusstsein (in den
Geist) kommt und wenn wir es spüren, dann schein es als Begehren auf und man nennt es Willen
Weil begehren, streben nicht, weil wir es für gut, schön halten, sondern wir halten etwas für gut,
schön weil wir es begehren/streben etc.
Für Spinoza hat Regenwald nicht eine eigene Würdigkeit, sondern wenn wir Einsehen, dass wir ohne
Regenwald nicht überleben können, finden wir diesen schön
Selbsterhaltungstrieb kommt zur Einsicht, dass wir Regenwald für Überleben benötigen und daher
wird er für schön empfunden.
Spinoza: bsp. von Vogelbeeren 1:50
Werte entstehen nur mehr in Perspektiven von Ensemblen -> kein normativer Begriff von gut -> Gut
ist, was der Appetitus verdauen kann (Beziehung gut, wenn man sie verdauen kann)
Kritik an Moralität: Einsichten werden in moralische Urteile übersetzt.
Missverständnis zu glauben, es könne ein allgemeingültiges Urteil generieren zu können, gut schlecht
macht nur in situativen Gefügen Sinn. (Kind soll nicht auf die Straße rennen, nicht als moralisches
Gebot, sondern als Einsicht)  Irrtum aus Einsichten eine metaphysische Regel zu machen
Weiblich im 19. Jhd. als schaffende Kraft, Kraft der Produktion, nicht als Passivität
Für Nietzsche ist das Geistige etwas, das im Leib gegründet ist. Es gibt nichts höheres als das
materielle Zeugnis. Gegen Transzendenzvorstellungen vom Geist.
Die Materie (die Natur) ist nicht mechanisch, sondern dynamisch produktiv -> die eigentliche
Produktivität liegt in der Entwicklung der Natur selbst.
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