3/2000 Besuch bei Mickey Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes Liebe LeserInnen! Der Schulalltag hat uns wieder. Die Ferien, einerseits mit Regen und andererseits mit wunderschönem Hochsommerwetter, sind verflogen; für manche vielleicht zu rasch. Ich hoffe, dass Sie, geschätzte LeserInnen, erholsame Urlaubstage bzw. -wochen hinter sich gebracht haben und nun die Arbeit wieder freudvoll aufnehmen. Mit Beginn des Schuljahres 2000/2001 hat sich in unserer Schule wieder viel geändert und wir werden uns bemühen, Ihnen mit unserem Informationsblatt BBInfo einen Einblick in unsere Arbeit zu geben. Nach intensiven Vorbereitungsarbeiten bekamen wir seitens der vorgesetzten Dienstbehörde die Erlaubnis, mit Schulbeginn eine 3-jährige Handelsschule am Bundes-Blindenerziehungsinstitut zu eröffnen. Wir sind darüber glücklich, stolz auf den Erfolg und stellen uns voller Tatendrang gerne der neuen Herausforderung. Mit Engagement sollte es gelingen, an die über Jahrzehnte äußerst erfolgreich verlaufene Phono- und Stenotypistenausbildung anzuschließen. Ich hoffe, dass Sie beim Lesen wieder viel Neues und Interessantes finden. Sollte Ihnen BBInfo gefallen, freuen wir uns über positive Rückmeldungen. Gibt es Kritikpunkte, nehmen wir auch diese gerne entgegen, um die Qualität des Blattes zu verbessern. Ideen für Themen oder sogar eigene Beiträge von Ihnen würden unser Blatt noch lebendiger machen! OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 3 BBI intern Personelles Auf Wiedersehen! Mit 30. 6. 2000 ist unsere langjährige Physiotherapeutin, Frau Marie SVOBODA, in den Ruhestand getreten. Für die über viele Jahre verdienstvolle Arbeit möchten wir auf diesem Weg danken und viel Freude in der Pension wünschen. Maria FÜRSTALLER, überaus ambitioniert und erfolgreich in der Nachmittagsbetreuung tätig, hat uns verlassen und wird studieren. Tatjana SEJKORA sieht Mutterfreuden entgegen und hat deshalb eine Pause eingelegt. Wir werden die beiden engagierten Kolleginnen vermissen und danken für Ihre großartige Arbeitsleistung mit den schwerbehinderten Kindern. Hermine KLEIN ist nach 12 Dienstjahren am BBI in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Wir danken für die geleistete Arbeit und wünschen viel Freude in der Pension. Ingrid GRÜN, seit 1973 am BBI als Sozialpädagogin, Lehrkraft für Textiles Werken und Ernährung und Haushalt tätig, hat sich an eine andere Schule versetzen lassen, Karin SCHWAB wurde karenziert und begann in der Integrationsbetreuung im SPZ Zinckgasse. Auch diesen beiden Kolleginnen muss für die gute Arbeit mit und für unsere Kinder danke gesagt werden. Magda ESTERER ist seit September im Karenzurlaub und hat einen Sohn namens Lukas zur Welt gebracht. Sonja HAMMER und Christian PUNZ wurden mit der Geburt ihres Sohnes Tobias stolze Eltern. Wir gratulieren den jungen Eltern ganz herzlich! Herzlich willkommen! In den verschiedensten Bereichen unseres Hauses haben 20 neue MitarbeiterInnen ihre Arbeit aufgenommen; alle NEUEN heißen wir herzlich willkommen und wünschen ihnen viel Erfolg bei der Arbeit am Bundes-Blindenerziehungsinstitut. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Stenotypistenlehrgang, Lehrgang für Textverarbeitung Ende des Schuljahres 2000 ist am BBI eine Schulform ausgelaufen, die im Jahre 1945 entstanden ist: der 2-jährige Stenotypistenlehrgang. Natürlich hat sich in dieser langen Zeit der Lehrplan mehrmals geändert, um den jeweiligen Veränderungen und Anforderungen des späteren Berufslebens Rechnung zu tragen. So wurde der Stenotypistenlehrgang zum 2-jährigen Lehrgang für Textverarbeitung mit den Schwerpunkten Informatik und Textverarbeitung. Die hervorragenden Leistungen der Absolventen des letzten Jahrganges sind erwähnenswert: Am 16. 12. 1999 haben sechs Schüler die Handelskammerprüfung mit Erfolg abgelegt. Am 23. 5. 2000 hat die Staatliche Prüfung für Textverarbeitung stattgefunden, die Herr Predrag Radic und Herr Jürgen Zauner mit gutem Erfolg abgelegt haben. Am 6. 6. 2000 haben Herr Radic, Herr Zauner und Herr Pöppel die Prüfung für den Europäischen Computerführerschein (ECDL), Module 1 - 3, abgelegt. Am 15. 6. und 26. 6. legte Herr Radic die Prüfung für Word und Excel ab, Herr Zauner und Herr Pöppel bestanden die Prüfung für Word im Rahmen des EU-Ausbildungsprogramms MEBUS. Wir gratulieren den Absolventen zu ihren ausgezeichneten Leistungen und wünschen ihnen viel Erfolg und Freude in ihren zukünftigen Berufen. Jutta Wiesenhofer 5 Öffentlichkeitsarbeit Partnerschaft Wien-Minsk In einem Gespräch mit dem Leiter der "Privatinitiative Hilfe für Minsk", Herrn Wilhelm WOLDRICH, bekam der Direktor Informationen über die Situation der Schüler und Lehrer in der Blindenschule in Minsk/Weißrussland. Von einem Besuch mit einer Blindensportgruppe in Minsk, mit einem kurzen Abstecher in die Blindenschule, kannte der Direktor ein wenig die Verhältnisse. Aus dem Kontakt mit Herrn Woldrich und der eigenen Kenntnislage entstand das Projekt "Partnerschaft mit der Blindenschule Minsk". Am 15. Juni 2000 war es dann so weit, eine Schülergruppe (2 Buben und 3 Mädchen) kam mit 2 Begleitpersonen zu uns in das BundesBlindenerziehungsinstitut. Während des 2-wöchigen Aufenthaltes nahmen die Gäste aus Minsk am Unterricht in verschiedenen Klassen teil. Lehrausgänge, Ausflüge und andere gemeinsame Freizeitaktivitäten sollten die Schüler einander näher bringen und zum Gedankenaustausch über „Land und Leute“, Kultur und Ausbildung anregen. In den Tagen des Aufenthalts wurden auch wirklich Freundschaften geschlossen und allen Beteiligten fiel der bevorstehende Abschied schwer. In einer kleinen Verabschiedung am 29. Juni mussten wir uns von lieb gewonnenen Freunden trennen. Den ersten Kontakten sollten in Zukunft neue folgen und die Partnerschaft zwischen den Blindenschulen Minsk und Wien weiter vertieft werden. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Wir nehmen nicht nur, wir geben auch! Wie schon in den letzten Jahren wurde auch im Schuljahr 1999/2000 an den Elternsprechtagen und an den Tagen der offenen Tür von Schülern des BBI ein Buffet eingerichtet. In diesem Schuljahr trugen dafür Elisabeth Friesacher, Daniela Maukner, Martin Hinterhölzl und Gerald Hartel die Verantwortung. Bei der Vorbereitung halfen die Damen der Küche, Hausarbeiter stellten die Tische, Tischtücher mussten besorgt werden kurzum, an die verschiedensten Dinge mussten die SchülerInnen denken. Und dann folgten arbeitsintensive Tage bzw. Stunden; am Elternsprechtag waren dies nur wenige Stunden, an den Tagen der offenen Tür dauerte der Dienst jedoch von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Stets freundlich und gut gelaunt wurden alle Gäste bedient, das Geschäft ging für unsere relativ kleine Schule sehr gut. Erfreulich war auch die Frequenz der Schüler- und Mitarbeiterbesuche am Buffet! Zwischendurch wurde immer wieder die Kasse überprüft und größere Geldbeträge kamen in Verwahrung. Die Endsumme sollte für einen guten Zweck bestimmt werden. Nach wirklich intensivem Arbeitseinsatz am Buffet trafen wir einander zum Zählen des Geldes. Scheine und Münzen wurden sortiert und schlussendlich konnten wir die stolze Summe von ATS 4.000,-- in den Safe sperren. - Nachdem Geld relativen Wert hat, sind ATS 4.000,-einerseits viel andererseits wenig Geld. Eine Braillezeile kostet rund 170.000,--, also relativ viel. Ein PC kostet rund 20.000,--. Viel? Wenig? Ein Bleistift kostet rund 3,--, also relativ wenig. Uns war nicht wichtig, ob die erarbeitete Summe viel oder wenig war, sie sollte nur sinnvoll verwendet werden. 7 Nachdem der Besuch aus Minsk schon angekündigt war, entschlossen sich Elisabeth, Daniela, Martin und Gerald einen Teil des Geldes unseren Besuchern zukommen zu lassen, den Restbetrag sollte eine Kindergruppe der Schule bekommen. Noch hatten sie keine konkreten Vorstellungen, was angeschafft werden sollte. Das Geld ruhte einstweilen in drei Kuverts, wir ließen es nicht einmal wechseln. Endlich war es soweit und die russischen Kinder kamen mit ihren Begleitpersonen nach Wien. Bald erfuhren wir, dass in ihrer Heimat Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Die Gäste nahmen bei uns auch am Unterricht teil und die Lehrerin erzählte uns, dass nicht einmal Unterrichtsmaterial in nötigem Ausmaß zur Verfügung steht. Nach einer kurzfristig einberufenen Besprechung beschlossen die für das Buffet verantwortlichen SchülerInnen, Lern-CDs für Englisch, Englischbücher für den Unterricht und Übungsbücher für Englisch anzukaufen. Um die CDs auch verwenden zu können, musste ein CD-Player angeschafft werden. Herr Koll. Keplinger war so nett und besorgte als Fachmann alle benötigten Utensilien. Groß war die Freude, sowohl bei den russischen als auch bei unseren Jugendlichen, als die Geschenke im Wert von ATS 2.584,-- beim Abschied übergeben werden konnten. Gemeinsam zählten wir nun das Restgeld - es waren nahezu nur mehr Münzen vorhanden - und der Betrag von ATS 1.416,-- lag vor uns auf dem Tisch. Was sollte damit geschehen? Die SchülerInnen beschlossen, das Geld Frau Mag. Hannemann für ihre zukünftige 1. VS zur Verfügung zu stellen, damit sie mit zusätzlichem Spielmaterial ihren Schulanfängern den Eintritt in die Schule noch schmackhafter machen kann. Im wahrsten Sinn des Wortes wurde ein Geldsack gepackt und am Ende der Schulschlussfeier von den Damen und Herren des Buffets an Frau Mag. Hannemann übergeben. Ergriffen vom Engagement der Jugendlichen steckte ein Ehrengast einen großen Geldschein noch dazu.... Elisabeth, Daniela, Martin und Gerald haben gelernt, was es heißt gemeinsam zu organisieren, Verantwortung zu tragen, einen Arbeitstag zu bewältigen, mit Geld umzugehen und zu entscheiden, dieses sinnvoll anzulegen. Sie haben aber genauso erfahren, wie sie durch ihren Arbeitseinsatz Freude bereitet haben. Und noch etwas: Sie haben mir versprochen, auch heuer das Buffet bei Elternsprechtagen und den Tagen der offenen Tür am 16. und 17. Mai 2001 zu übernehmen! Susi Alteneder Besuch aus dem Fernen Osten Am 18. August d. J. besuchte eine Delegation von 40 Sonderschullehrern aus Taiwan unsere Schule. Nach einführenden Worten des Präsidenten des ÖBSV und Vorstellung unseres Hauses durch Herrn Prof. Erich SCHMID führte der Direktor die Gäste durch das Institut. Die SonderschullehrerInnen waren besonders von den Werkstätten, dem Informatikraum und dem Museum tief beeindruckt. Dankend für die Besuchsmöglichkeit in den Ferien und der Hoffnung auf weitere künftige Kontakte verließen die Gäste aus dem Fernen Osten unser Haus. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Eine langjährige Verbindung wird neu belebt Voller Spannung begann sie, die Reise ins Ungewisse - die Reise nach Alerheim. 9 Mathias Schmuckerschlag, David Klein, Danijel Krnjeta und Daniel Richter, umringt von den jungen Damen Bianca Bazala und Semiha Acur, waren die Auserwählten für den Besuch des Geburtsortes von Johann Wilhelm Klein. Mit dabei waren Direktor Franz Haslinger, Prof. Erich Schmid, Martin Dobernig und Elisabeth Stanetty. Aufregung, Anspannung und Nervosität prägten die Hinreise mit der Bahn. Dann endlich, 9 Stunden nach Verlassen der Schule, die überaus herzliche Aufnahme in den Gastfamilien. Um unsere beiden Mädchen entspannt lachen sehen zu können, durften sie sogar gemeinsam bei einer Gastfamilie unterkommen. Das ganze Zuordnungsprogramm wurde noch am Bahnhof ad hoc umgestoßen und Bianca und Semiha verließen überglücklich mit ihrer gemeinsamen Gastmutti den Bahnhof. Aber auch alle anderen hatten sehr viel Glück und wurden freundlich und sehr liebevoll aufgenommen und zu ihren Familien gebracht. Am nächsten Morgen traf sich die ganze Wiener Crew glücklich und zufrieden in der Volksschule Alerheim, wo dann das fantastisch durchorganisierte Programm begann. Alle Schüler der dortigen Schule lernten durch unsere Kinder vieles über das Leben blinder Menschen, über so manche Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt und über die Techniken, mit denen sich blinde Menschen die Welt erschließen können, kennen. Natürlich machte das Schreiben der eigenen Namen unter Anleitung unserer Kinder besonders viel Spaß. Der Besuch des Rieser Bauernmuseums, eine Stadtführung durch Nördlingen und der Besuch der Harburg sowie viele Stunden auf der Donau-Ries-Ausstellung, bei der auch das Bundes-Blindenerziehungsinstitut mit einem Stand gemeinsam mit der Alerheimer Volksschule vertreten war, boten eine unglaubliche Fülle von Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln, sodass jeder voll auf seine Rechnung kommen konnte. Neben Attraktionen wie dem Bull riding, einiger Kletterwände und Bungy-Trampolinspringen gab es noch vieles zu erkunden, wofür unter normalen Umständen zahlreiche zeitaufwändige Einzelexkursionen notwendig gewesen wären. Durch die Vielfalt des Gebotenen konnte jeder auf seine Rechnung kommen. Kulinarische Köstlichkeiten rundeten das Programm auf angenehmste Weise ab. An den Abenden wurden uns Begleitern wunderbare Stunden mit dem Lehrerkollegium der Volksschule Alerheim und dem Bürgermeister in sehr guten Restaurants ermöglicht und die Herzlichkeit und Offenheit, die wir all die Tage gespürt haben, waren eine echte Wohltat und ließen die Müdigkeit und die Erschöpfung, die sich zwischendurch immer wieder bemerkbar machten, recht gut wegstecken. In dieser kurzen Zeit sind Freundschaften entstanden und der feste Vorsatz, den Kontakt nicht zu verlieren. Wir haben es sehr genossen, so verwöhnt zu werden und bei der Heimfahrt gab es nur schöne Erinnerungen, die wir von dieser gelungenen Reise mitnehmen konnten. Elisabeth Stanetty Bericht über meinen Aufenthalt in Deutschland vom 27. 09. - 01. 10. 2000 Am Mittwoch, dem 27. 09. 2000 kam ich wie jeden Morgen pünktlich und etwas aufgeregt in die Schule, denn an diesem Tag war die Abfahrt nach Alerheim in Deutschland. Doch vorher hatten wir noch drei Stunden Unterricht. Nachdem wir etwas gegessen hatten, fuhr uns der Portier mit dem Schulbus zum Westbahnhof. Wir mussten nicht besonders lange auf den Zug warten, sodass die etwas Jüngeren nichts zum Jammern hatten. Herr Haslinger kam erst am Donnerstag mit Herrn Schmid mit dem Auto nach Alerheim. Die Zugfahrt dauerte sieben Stunden. Sie war zum größten Teil angenehm. Wir mussten zwei Mal umsteigen. Als wir am Abend in Möttingen eintrafen, erwarteten uns schon die Gasteltern. Jede Familie nahm ein Kind ins Auto und fuhr es zu sich nach Hause. Eine Familie hatte jedoch zwei Kinder, nämlich Bianca Bazala und Semiha Acur. Ich war bei Familie Beck, die ihr Heim in Bühl hat. Sie zeigten mir zuerst das ganze Haus und stellten mir einige Fragen. Natürlich waren da auch noch zwei Kinder, ein Bub und ein Mädchen. Der Bub hieß Tim, das Mädchen Anja, die Gastmutter Brigitte und der Gastvater hieß Horst. Nach der Hausbesichtigung boten sie mir etwas zum Essen an, doch ich hatte keinen Hunger. Dann spielte ich mit der Gastmutter Schach. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Schulbus in die Schule. Ich erfuhr erst jetzt, dass Herr Dobernig im gleichen Dorf wohnte wie ich. Das war natürlich erfreulich für mich. In der Schule erzählten wir einige Sachen über uns und führten den Perkins Brailler vor. Danach fuhren wir zu einem Bauernmuseum, in dem verschiedene Geräte standen, die die Bauern früher benutzten. Später 11 fuhren wir nach Hause zu den Gasteltern zum Mittagessen. Danach ging ich mit meiner Familie zum Schwimmen und ich hatte wie immer großen Spaß daran. Freitag traf ich mich mit den Lehrern und Schulkollegen in der Schule in Alerheim. Wir führten einigen Klassen vor, wie sich die blinden Kinder in der Schule zurechtfinden. Anschließend machten wir gemeinsam mit einer anderen Klasse einen Stadtrundgang in Nördlingen. Nach dem Mittagessen besuchten wir die Donau-Ries-Ausstellung, die in Nördlingen war. Dort besichtigten wir einige Attraktionen wie zum Beispiel einen Fußpfad oder ein Bungy-Trampolin. Am Abend waren wir wieder zu Hause. Ich ging mit meinen Gasteltern zu einem Schlachtplattenessen. Am Samstag trafen wir uns etwas später in der Schule. Doch wir führten nichts vor, sondern fuhren zu einer Burgbesichtigung (Harburg), zu der auch die Gasteltern eingeladen waren. Wir betrachteten das Gefängnis und andere Räume. Doch der schönste Raum war der Tanzsaal. Leider war dann die Ausstellung auch schon zu Ende. Danach ging es wieder zur Donau-Ries-Ausstellung. Dieses Mal besuchten wir die Kletterwand und erlebten eine Attraktion mit den Rettungshunden des Roten Kreuzes. Später gingen wir wieder zu den Gasteltern. An diesem Abend aßen wir zu Hause und alle Familienmitglieder machten mir schon klar, dass sie nicht glücklich darüber waren, dass ich wieder nach Wien zurückkehren würde. Das kleine Mädchen Anja schlug mir vor, dass ich am Montag wieder zu ihnen kommen könne. An diesen Worten merkte ich, dass es auch ihr schwer fiel mich zu entlassen. Sonntag nach dem Frühstück fuhren wir noch mit dem Hund mit dem Fahrrad Gassi. Nachdem wir zu Mittag gegessen hatten, fuhr mich die Familie zum Bahnhof in Möttingen. Ich war einigermaßen froh, nach Hause zu kommen, denn eine Woche vorher war ich in Paris und allmählich wurde es fast zu viel des Guten. Also, ich freute mich auf zu Hause, doch meine Gastfamilie vergoss Tränen. Die Rückfahrt war eigentlich sehr angenehm. Schön, dass ich diese Reise miterleben durfte, denn sonst würde ich, wie ich bereits am Anfang erwähnt habe, keine richtige Vorstellung davon haben. Bis zum nächsten Jahr! Euer Danijel Krnjeta 175 Jahre Österreichische Blindenwohlfahrt Am 14. September 2000 wurde im Rahmen eines Festaktes das 175-jährige Gründungsjubiläum der Österreichischen Blindenwohlfahrt gefeiert. Nachdem Johann Wilhelm Klein im Jahr 1804 den Grundstein zur systematischen Blindenbildung in Österreich legte und in seinem pädagogischen Wirken überaus erfolgreich war, wagte er 1825 den Schritt zur nachschulischen Betreuung der Blinden. Nach Gründung des "Vereins zur Unterstützung erwachsener Blinder" wurden in den folgenden Jahren die ersten Pfleglinge im k.k. Blindeninstitut in der Josefstadt untergebracht. 1982 wurde das Johann-Wilhelm-Klein-Haus in Baumgarten eingeweiht und eröffnet und damit der Umzug aus der historischen Josefstadt vollzogen. Von einsatzfreudigen Helfern liebevoll betreut, haben heute etwa 170 blinde und schwer sehbehinderte Menschen eine Heimstätte, die den modernsten Anforderungen gerecht wird. Der Festakt wurde musikalisch durch Darbietungen des Josef Labor-Chors (ehemals Sängerbund der Blinden) und der "Blinde Musiker München GmbH" umrahmt. In einer Rede "Von der Versorgungsanstalt zum sozialen Dienstleistungsbetrieb" der Präsidentin der ÖBW Dr. Maria Schaumayer und der Festansprache von Weihbischof DDr. Helmut Krätzl wurde die Bedeutung dieser 2. Gründung Kleins hervorgehoben. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 13 Erleben - begreifen Achtung, Gespenster! In der Woche vom 5. bis 9. Juni 2000 hielten gar "schröckliche" Gespenster Einzug in das ehrwürdige Gemäuer des BundesBlindenerziehungsinstitutes. Die Integrationsklasse und die 4. ASO hatten sich entschlossen, eine Schulwoche unter das Motto "Gespenster" zu stellen. Den Auftakt bildete die "Poltergeistgeschichte", die - über alle fünf Tage verteilt - teils von den Lehrerinnen vorgetragen, teils von den Schülern selbst gelesen wurde. Aber auch die anderen Unterrichtsfächer wurden "geistertauglich" aufbereitet: So gab es etwa gespensterhaftes Rechnen mit Angabeblättern in Geisterform oder das Gespensterlied und die Klanggeschichte mit einer gespenstischen Geräuschkulisse. Abgerundet wurde die Projektwoche durch die Verkostung kulinarischer Köstlichkeiten wie "Spinnenbeine mit ....." und natürlich durch die Gespensterparade zu verschiedenen Stationen im Schulhaus, die bei den Mitarbeitern und vor allem bei Herrn Direktor Prof. Haslinger ihre Wirkung nicht verfehlte. Alles in allem eine gelungene Woche, die dank der unermüdlichen Vorbereitungen der Kolleginnen Emich, Odelga und Tömböl und dem Spaß bei der Durchführung für Groß und Klein unvergesslich bleiben wird! Christa Emich Helgard Odelga Zu Besuch bei der Feuerwehr Die 3. und 4. Klasse des Blindeninstitutes der Wiener Wittelsbachstraße war zu Gast bei der Freiwilligen Feuerwehr Deutsch-Haslau. Das Thema FEUERWEHR wurde in der Schule bereits ausführlich besprochen. Jetzt ging es darum, die Geräte zu ertasten und auch auszuprobieren, um zu verstehen, was hinter den Begriffen steckt. So können die Kinder Vorstellungen von Dingen entwickeln, die sie bis jetzt nur erklärt bekamen. Vier Feuerwehrmänner stellten ihre Freizeit für diesen Informationsvormittag zur Verfügung. Die Kinder kamen mit ihrer Lehrerin Edith Panzer, die selbst in Deutsch-Haslau wohnt und den Besuch bei der Feuerwehr initiiert hat. Zwei Muttis und sogar eine Oma begleiteten die Kinder. Die sehr interessierten Schüler durften die komplette Ausrüstung der Feuerwehrmänner anlegen und sie bestanden sogar darauf, die schweren Sauerstoffflaschen zu tragen. Anschließend durften sie die einzelnen Räumlichkeiten des Feuerwehrhauses betreten und erfuhren deren Bestimmung. Einige Funksprüche wurden zur Freude der Kinder hin- und hergesendet und so manch eines von ihnen wünschte sich in diesem Moment, auch vielleicht einmal mithelfen zu dürfen. Große Begeisterung löste die Nassübung aus: Der Druck, den ein Wasserstrahl ausübt, konnte auf diesem Weg erfahren werden. Die Schüler waren erstaunt, wie weit man mit den Schläuchen spritzen kann. Die Fahrt mit dem Feuerwehrauto beendete die Vorführung. Zum Abschluss wurden die Kinder zu gegrillten Koteletts, Würstchen, Kartoffeln und Salat eingeladen. Bericht einer niederösterreichischen Regionalzeitung Ein Tag bei den Wiener Linien Am Freitag, dem 22. September 2000 waren die Schüler der Berufsausbildung (HASCH und Telefonie), sowie zwei Schüler der 4. HS und der Polytechnischen Schule des BBI auf Einladung des Jägerregiments Wien unter Oberst Pichler und Vizeleutnant Benedek auf Exkursion zu den Wiener Linien eingeladen. Um 8:30 Uhr fuhren wir mit einigen Lehrkräften und Mitgliedern des Bundesheeres mit einem vom Bundesheer zur Verfügung gestellten Bus zu den Wiener Verkehrsbetrieben in die Spittelau. Auch wenn das Wetter nicht so ganz mitspielte, waren dennoch alle gut gelaunt und gespannt, was wir da zu sehen bekommen werden. Um 9:00 Uhr waren wir angekommen. Es stellte sich der für uns zuständige Herr vor und erklärte uns, wie die U-Bahn funktioniert. Den Schülern wurde ein Stück Schiene der U-Bahn gezeigt und es wurde veranschaulicht, wie der U-Bahnbetrieb funktioniert. 15 Interessant war der Besuch der Leitstelle, wo zwei Damen uns erklärten wie Weichen zu stellen sind und wie U-Bahngarnituren verschoben werden können. Auf einer riesigen Wandtafel war auch optisch durch verschiedene Lämpchen die jeweilige Stellung der Züge zu verfolgen. Einige Schüler von uns durften selbst Weichen stellen und Züge verschieben. Um 10:00 Uhr bestiegen wir dann in zwei Gruppen eine U-Bahngarnitur, mit der wir auch fahren durften. Es wurde veranschaulicht, was alles hinter dem Steuer einer U-Bahn passiert. Jeder, selbst die Lehrer und Offiziere, wollten einmal eine U-Bahn “lenken”; es war sicherlich eine einmalige Gelegenheit im Leben! Während dieses Vormittags hatten alle eine Menge Spaß. Es war wohl für alle ein unvergessliches Erlebnis. Danach waren wir noch zum Mittagessen eingeladen. Nach diesem aufregenden Tag schmeckte das Mittagessen doppelt gut. Der Ausflug war sehr schön, er war veranschaulichend, gut organisiert und unvergesslich. Wir danken Herrn Vizeleutnant Benedek und seinem Team herzlich für diese Einladung! Manuel Pöppel Martin Hinterhölzl 17 Feste und Feiern Paulchens Lied (Bei der Abschlussfeier des vergangenen Schuljahres wurde das folgende Lied/Gedicht vorgetragen.) Wer hat an der Uhr gedreht ist es wirklich schon so spät? Soll das heißen, ja ihr Leut' Aus ist's mit der Volksschulzeit? Ach, Frau Lehrer, mach doch weiter Bei dir war's so schön und heiter Lass uns doch noch bei dir bleiben Und auch weiter Scherze treiben! Doch es ist wie alle wissen jetzt die Zeit, da wir wechseln müssen Und als kleines Vergissunsnicht Folgt nun unser Schulgedicht! 4. VS: Wir waren sechs Jahre alt, im Herbst war es noch gar nicht kalt. Wir nahmen den Schulranzen zum ersten Mal, und kamen in ein großes Haus, in einen großen Saal. Dort versammelten sich Mädchen und Buben, danach gingen alle in ihre Klassenstuben. Die Lehrerin war groß und laut, sie sagte: Bei mir wird nicht gestritten und gehaut. Wir lernen fleißig lesen, rechnen, schreiben und "Ihr sollt brav in der Klasse bleiben". 4. ASO, 3./4. VS: Wir alle waren auch bei Frau Hannemann und sie tat wahrlich, was sie kann! Denn auch, als sie noch hieß Gamerith, war ihr Unterricht ein Hit! Doch acht Kinder waren einfach zuviel Da kommt man niemals wirklich ans Ziel! Und weil wir waren solch eine Masse und verlassen mussten die Klasse wurden wir untergebracht als ein Ganzer bei Frau Tömböl und Frau Panzer, wo wir jetzt auch sehr fleißig sind. Für die Zeit bei Frau Hannemann dankt ihr jedes Kind! Hört von den andern nun deren Geschichte und zwar in Form von diesem Gedichte! Yasemin: In der ersten Klasse kannte ich mich noch gar nicht aus, wenn ich vorrief, schmiss mich die Lehrerin hinaus. Auch die Sprache verstand ich am Anfang nicht, doch mit der Zeit ging mir auf das Licht. Bald hatte meine Lehrerin mit mir nichts mehr zu lachen, weil ich und die anderen komische Sachen machten. Mira: Ich war Mrs. Hinkebein, saß im Rollstuhl und mir fiel vieles ein. Mein Fuß war im Gips gleich am Schulanfang, doch mir war gar nicht bang. Ich wollte trotzdem in die Schule gehen und wissen, wie meine Freunde aussehen. Sibel: Es war schon Februar zur Faschingszeit, da kam ich von Sankt Pölten nach Wien geschneit. Am Anfang war ich ängstlich und bekam öfters einen Schreck, da lief ich auf der Stelle weg. Frau Estekin, die gute Fee, dolmetschte und verstand mein Ach und Weh. Heute will ich gerne in die Schule gehen und kann alles gut verstehen. 4. VS: Bald schon waren wir in der Zweiten und konnten schon schreiben und lesen viele Seiten. Unsere Mappen wurden immer dicker 19 und wir Mädchen immer schicker. Bis dahin waren wir acht und das Lernen miteinander hat viel Spaß gemacht. Dann mussten drei in eine andere Klasse gehen, doch zum Glück konnten wir sie noch immer sehen. Es folgte die Dritte, - schon wieder was Neues wir wollen es euch erklären, na bitte! Ornella: Frühzeitig brachte mich das Christkind, in diese Klasse geschwind. Die Punktschrift fiel mir gar nicht schwer, ich lernte und schleppte die Maschine hin und her. Im Raunzen und Keppeln bin ich ganz schön gut, ansonsten habe ich aber auch viel Mut. Nach jeder Stunde muss ich essen, sonst habe ich gleich alles vergessen. 4. VS: Wir waren fleißig und klug, trieben aber auch eine Menge Unfug, wir gingen öfters fort und machten sehr viel Sport. Nun veränderte sich unsere Klasse wieder, Tomi und Slavica sangen jetzt bei Frau Panzer ihre Lieder. Carina: In unsre Mitte kam ich, Carina ... 4. VS: ... das freute uns sehr sie war ein kleiner Schlawiner! Milena war bei Rechnen und Deutsch dabei, sonst hatte sie bei uns frei! Im Herbst wartete in Sankt Lorenzen Familie Binder auf uns Schullandwochenkinder! Auf dem Bauernhof erlebten und sahen wir viel, das war ja für diese Woche unser Ziel! Die Zeit in der Vierten verging wie im Flug, doch vom Lernen bekamen wir nie genug! Fleißig schrieben wir Schularbeiten, und hatten dabei keine Schwierigkeiten! Nun wenden wir uns an dich, liebe Frau Stanetty, im Grunde ist bei uns alles paletti, doch wenn du uns hast, keine Frage, dann sind wir nächstes Jahr deine Plage! Doch werden wir uns sehr bei dir bemühen, dann wirst du sicher bei uns aufblühen! 4. VS, 3./4. VS, ASO - Hannemann, Tömböl Der Spezialbeitrag Mobilitätsrallye - was ist das? In der Hektik des Berufs- und Straßenverkehrs ist es beinahe undenkbar, sich ohne Mobilitätstraining und der damit verbundenen Erfahrung halbwegs sicher und unfallfrei bewegen zu können. Während meiner Schulzeit gab es diese hilfreiche Einrichtung noch nicht, sodass ich nachträglich und nach langem inneren Kampf beschloss, dies nachzuholen. Während dieser Lernzeit entschieden meine Trainerin, Marianne Kern, und ich, einen Wettbewerb ins Leben zu rufen - die sogenannte "Mobilitätsrallye" war geboren. Die StarterInnen erhalten kurz vor ihrem Aufbruch ins Ungewisse eine Kassette ausgehändigt, welche die genaue Wegbeschreibung wiedergibt. Wenn man das, was zu hören ist, genau befolgt, kommt man an vier Kotrollposten vorbei, an welchen man Fragen beantworten muss und dafür Punkte erhält. Sieger/in ist nicht der/die Schnellste, sondern jener/jene Teilnehmer/in, welcher/welche die meisten Zähler ergattern konnte. Heuer führte die von Frau Marianne Kern ausgearbeitete Route vom Louis-Braille-Haus im 14. Wiener Gemeindebezirk nach Ottakring, in die Josefstädter Straße, nach Spittelau, in den Wertheimsteinpark, zur Krottenbachstraße und zurück an den Ausgangspunkt. Dabei wurden sowohl öffentliche Verkehrsmittel genutzt wie U-, S-Bahn und Straßenbahn sowie auch die Beine gefordert. Bei den vier Kontrollpunkten wurden Fragen gestellt, wie: "Bei welchem Fußballspiel wurde der legendäre Ausruf 'I werd' narrisch!' getan?" Damit die 16 StarterInnen nicht in Gefahr kommen konnten, standen 23 sehende Personen an neuralgischen Punkten wie gefährlichen Kreuzungen und Bahnsteigen, um im Notfall helfend einzugreifen. Glücklicherweise trat der Ernstfall nie ein! Bei der im Anschluss durchgeführten Siegerehrung konnte diesmal Franz Kirnbauer als Sieger gekürt werden. Die weiteren Plätze belegten Osman 21 Porca und Karin Deckert. Sieger waren aber alle 16, die die sehr selektive Strecke bewältigten und großen Spaß dabei hatten. Walter Lindner Ehemalige Schüler Robert Martin Am 5. September 1966 trat ich mit meinem Bruder Gaston in das BundesBlindenerziehungsinstitut ein und kann mich noch genau daran erinnern, dass es an diesem Montag Gulasch mit Nockerln als Mittagessen gab. Ich bin zwar normalerweise für ein gutes Essen immer zu haben, aber an diesem Tag brachte ich vor lauter Abschiedsschmerz keinen Bissen hinunter. Ich kam auf die Einsergruppe, die von den Erzieherinnen Christine und Elisabeth geleitet wurde. Beide gaben sich sehr viel Mühe, uns allen das Eingewöhnen zu erleichtern, aber trotzdem fühlte ich mich anfangs noch allein und fremd. Da ich bereits sieben Jahre alt war, begann ich gleich in der ersten Klasse, wo mir der Unterricht bei Frau Prof. Schiefer in besonderer Erinnerung ist, da er mich so gefangen nahm, dass ich das Heimweh ganz vergaß. Gleich am ersten oder zweiten Schultag wurde uns auch der Garten gezeigt und erklärt. Dort befand sich ein Holzzaun, und wir sollten zwischen den zwei Zaunlatten hindurch auf die andere Seite klettern. Ich stieg auf die untere Latte und beugte mich vor, um mir nicht den Kopf an der oberen zu stoßen, als die untere Latte krachend zusammenbrach. Obwohl ich sie nicht sah, spürte ich die entsetzten Blicke der Lehrer und Erzieher, die daraufhin aufgeregt diskutierten, ob ich für mein Alter schon zu schwer sei. Dass dieser Verdacht nicht ganz unbegründet war, sollte sich bald herausstellen. Zu meinen Lieblingsspielsachen gehörte ein Plastiktraktor mit Tretpedalen. Beim Fahren auf dem Traktor bemerkte ich oft ein knackendes Geräusch, das mich zwar erstaunte, aber nicht weiter beunruhigte. Eines Abends besuchte uns der damalige Direktor, Herr OStR Wymetal, auf der Gruppe. Ich fuhr gerade mit dem Traktor den Gang entlang und war überglücklich. Plötzlich hörte ich einen entsetzten Schrei und wurde jäh gestoppt. Der Herr Direktor forderte mich auf, sofort abzusteigen und den Traktor nie mehr zu benutzen, da dieser unter meiner Last zusammenbrechen würde. Ich verstand die Welt nicht mehr und war den Tränen nahe. Daraufhin versprach er mir eine Nachtkästchenschublade voller Schokoladenbonbons. Dafür musste ich ihm versprechen, den Traktor nie mehr zu fahren. Es fiel mir zwar schwer, aber die Aussicht auf so viele Bonbons ließ mich meinen Schmerz schnell vergessen und innerhalb der nächsten Viertelstunde löste der Herr Direktor sein Versprechen ein. 23 Mein Bruder und ich wurden durch unsere Streiche in der Schule berühmt. In der ersten Klasse hatten wir eine Vorliebe für Schlüssel. Wann immer ein Schlüssel in unsere Reichweite kam, war ihm ein Platz in unseren Taschen sicher, was oft zu verzweifelten Suchaktionen der Erzieher führte. Aber sie lernten rasch, wussten wo sie suchen mussten und überführten uns durch Taschenkontrollen. Wir waren auch sehr neugierig und besuchten gerne auf eigene Faust zB die Druckerei und die Bücherei, wo wir uns alles erklären ließen. Meine große Leidenschaft war - und ist - jedoch die Musik. Es gab zwar viele Klaviere im Haus, jedoch nicht, so wie heute, eins auf jeder Gruppe. So stahl ich mich in meiner freien Zeit oft davon und suchte mir ein Klavier, auf dem ich dann Melodien, die ich im Radio gehört hatte, nachspielte oder meinen Einfällen freien Lauf ließ. Ich wollte so spielen können wie die Pianisten im Radio. Ab der dritten Klasse hatte ich sechs Jahre Klavierunterricht. Damals schon mochte ich die Jazzmusik besonders gern und improvisierte lieber anstatt die klassischen Stücke zu spielen, die ich üben sollte. Dies sah mein Klavierlehrer verständlicherweise gar nicht gerne und beendete deshalb den Unterricht. So setzte ich meine Studien auf eigene Faust fort und nahm mehrmals erfolgreich an den internen Musikwettbewerben teil. Auch heute spiele ich noch oft zur Entspannung nach der Arbeit auf meinem elektrischen Klavier und trete, wenn sich die Gelegenheit bietet, auch auf. Im Gegensatz zur Musik zählte der Sportunterricht nicht gerade zu meinen Lieblingsfächern. Es gab zwar durchaus Zeiten, in denen mir auch der Sport Spaß machte, aber da ich nicht gerade schlank war, sehnte ich das Ende der Sportstunde meistens herbei. Ein besonderes Abenteuer war der Schwimmunterricht, der ab der fünften Klasse Pflichtfach war und so mussten die Klassen mit der Straßenbahn ins Jörgerbad in den 17. Bezirk fahren. Vom Schwimmunterricht ist mir ein Erlebnis besonders in Erinnerung geblieben, das sich während meiner Berufsausbildung zum Steno- und Phonotypisten ereignete. Die Schwimmstunden lagen hinter uns und ich ging nach dem Duschen zu meiner Umkleidekabine. Jeweils zwei Schüler mussten sich eine Kabine teilen. An diesem Tag war Andreas Hechenleitner mein Kabinengenosse. Er wollte sich gerade die Socken anziehen, als ich mich - erleichtert, dass der Schwimmunterricht zu Ende war - schwer auf die Bank fallen ließ. Dies führte fatalerweise zum Einsturz der Bank, die mit einem ohrenbetäubenden Krachen zusammenbrach. Dabei verstauchte sich Andreas das Kreuz, da er natürlich mit der Bank zu Boden ging. Voller Zorn über diese Schmerzen sprang er auf und trat mit voller Wucht gegen die hintere Kabinentür, die daraufhin zersplitterte. Es muss ausgesehen haben wie auf einem Schlachtfeld! Offenbar konnte man das Krachen bis in die Schwimmhalle, die ein Stockwerk tiefer lag, hören, so dass die Lehrer und Bademeister, die zunächst an eine Explosion glaubten, sofort aufgeregt zusammenliefen und nach der Ursache suchten. Der Bademeister dachte zunächst, ich hätte die Bank absichtlich zerstört, denn so etwas war noch nie vorgekommen. Zum Glück meinte der Hausmeister des Bades, dass er die Bank wieder reparieren könne. Aber auch er konnte nicht verstehen, weshalb der Stahlstift, der die Bank hielt, gebrochen war. Glücklicherweise erholte Andreas sich bald von seinen Schmerzen und trug mir das Ereignis nicht nach. Natürlich gab es während der Schulzeit nicht nur lustige Stunden, sondern auch traurige. Besonders wenn wir nach den Ferien wieder in die Schule zurückkehrten, fiel uns die Trennung von zu Hause sehr schwer. Aber man gewöhnte sich allmählich wieder an den Alltag. Auch wenn einige Lehrer und Erzieher recht streng waren, so lernten wir doch sehr viel bei ihnen, was ich erst heute richtig zu schätzen weiß. Heute weiß ich natürlich, dass sie uns auf das Leben nach der Schulzeit und auf den Beruf gut vorbereiten wollten und deshalb oft viel von uns verlangen mussten. Mein Berufsleben begann nach einem Jahr Arbeitslosigkeit 1978 in Wels am Kreisgericht. Dort herrschte jedoch ein schlechtes Arbeitsklima und ich suchte eine neue Stelle. U. a. bewarb ich mich in Wien und München, wobei ich mir für München keine großen Chancen ausrechnete, da man dort sicher nicht gerade auf gehandicapte ausländische Bewerber wartete. Doch ausgerechnet in München bekam ich eine Stelle, die ich im Herbst 1982 antrat. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland stellte ich immer wieder fest, dass die Schule uns eine sehr gute Berufsausbildung und sehr viel Allgemeinwissen mitgegeben hat. Robert Martin Freizeit und Unterhaltung Sommerurlaub am Meer - Lignano 2000 Gleich einen Tag nach dem Schulschluss trafen wir uns um 4:00 Uhr in der Früh am Parkplatz des BBI. Alle waren pünktlich gekommen - eine aus zwanzig Personen bestehende Reisegesellschaft. Herr Bauer fuhr mit seinen vier Kindern im grünen VW Bus. Er nahm das erste Mal Urlaub von seinem großen Bauernhof. Seine Frau führte inzwischen die Wirtschaft. 25 Familie Kurz fuhr ebenfalls mit ihren zwei Kindern im eigenen PKW, Frau Kammerhofer war bereits zwei Tage vorher mit Hannes nach Lignano gefahren. Im gelben Internatsbus fuhren drei Betreuer und sechs Kinder. Thomas Orieschnig stieg in Kärnten zu. Alles klappte vorzüglich, wir fuhren im Konvoi und waren eine eingeschworene Fahrgemeinschaft. Nach mehreren Pausen waren wir an der Grenze und nun begann eine aufregende Fahrt durch viele Tunnels. Bald schon wurde es wärmer und wir spürten die warme und feuchte Luft des Mittelmeerklimas. Alle waren neugierig. Für viele war es der erste Urlaub am Meer. Drei Kinder und zwei Betreuer kannten unseren Urlaubsort schon vom Vorjahr. Wir warteten gespannt, ob sich inzwischen etwas verändert hatte: das gute Essen, das sonnige Wetter, der herrliche Strand, das saubere Hotel ... - Wir wurden nicht enttäuscht, es war alles beim Alten geblieben. Nach einem ausgiebigen Mittagessen und dem Zimmerbezug in unserem freundlichen Hotel, konnten wir es nicht erwarten, zum Strand zu gehen. Das Hotel liegt in einer riesigen Parkanlage, umgeben von einem duftenden Pinienwald. Es herrscht ein fröhliches Treiben auf dem Gelände. Im Wald versteckt sind einige italienische Kinderheime und noch zwei Hotels. Riesige Sportanlagen und das Rutschenland sind nur für die Hotelgäste und die Kinder gedacht. Ganz luxuriös ist der lange private Badestrand. Im Vergleich zu dem öffentlichen Abschnitt wirkt er fast leer und hat einen sehr intimen Charakter. Jeden Tag in der Früh wird er gründlich gesäubert. Zwei Bademeister wachen und sind Ansprechpartner, wenn ein Problem auftauchen sollte. Jedes Hotelzimmer hat einen eigenen Schirm und zwei Liegen. Bald wurde es zur Routine, wir spannten unsere Schirme auf, stellten die Liegestühle auf und liefen durch den heißen Sand zum Meer. Der Wind und die Wellen machten jedes Mal ein anderes Muster in den flachen Meeresboden und die Wellen waren heuer höher als im Vorjahr und so hatten alle Baderatten viel Spaß. Das Meer war angenehm warm und sauber. Nur manchmal trieb es Seegras herein. Hin und wieder fanden unsere Kinder Muscheln, in manchen wohnten kleine Einsiedlerkrebse, die man gut beobachten konnte. Setzte man die Muschel in den Sand, lief der Krebs mit der Muschel davon. Nach dem Baden wurden Sandburgen gebaut, Michael war ein besonderer Meister. Zafer musste das erst lernen. Er war fasziniert, als er das erste tiefe Loch gegraben hatte. Cigdem grub Markus bis zum Nasenspitzel in den Sand ein. Auch Armin konnte seine Beine ganz tief in dem feuchten Sand verstecken. Nach dem Abendessen machte sich unsere Jugend mit Veronica täglich auf, das fröhliche Treiben in Sabbiadoro zu genießen. Um 23:00 Uhr kamen sie zurück und setzten sich zum gemeinsamen Tratsch auf den Dorfplatz vorm Hotel. Erst um 24:00 Uhr war für sie der Tag zu Ende. Markus, Cigdem, Thomas, Michael und Julia holten ihren Schlaf am Strand oder in der mittäglichen Siesta nach. 27 Unsere jüngeren Kinder schliefen da schon längst. Aber auch wir erkundeten das abendliche Treiben und besuchten einen Eissalon. Frau Kammerhofer feierte ihren Geburtstag und lud uns in einen Eissalon ein. Natürlich schmeckte das echte italienische Eis allen. An einem anderen Abend feierten wir den Geburtstag von Markus in einer Pizzeria. Dort gab es auch Livemusik und lockte unsere eifrigen Tänzer Hannes, Armin, Martin und Zafer auf die Tanzfläche. Die Kinder waren überrascht von dem lebendigen abendlichen Treiben auf der Straße. Sie hörten viele andere Urlauber in den verschiedensten Sprachen reden. Oft mussten wir uns durch die Menge durchkämpfen. Die vielen Souvenierläden lockten zum Auswählen der Mitbringsel. Das Wechseln und Umrechnen der Lire war auch ungewohnt. Bald wussten alle den Wechselkurs. Wie im Vorjahr machten wir auch heuer einen Ausflug mit dem musikalischen Capitano Geremia zu der Muschelinsel. Alle durften in die Kapitänskajüte zum hölzernen Steuerrad. In Marano besuchten wir einen Fischmarkt. Die Kinder konnten einen Thunfisch, viele Muscheln, Tintenfische und einen gar schrecklichen Schwertfisch angreifen. Das Schwert war über einen halben Meter lang. Auf der Muschelinsel sammelten wir viele verschiedene Muscheln. Sie liegen dort in Unmengen am Strand und im seichten Wasser. Armin benutzte seine Zehen, um sich auf elegante Weise - ohne ins Wasser zu greifen oder sich zu bücken - auch Muscheln aus dem Wasser zu holen. Mit dieser akrobatischen Leistung hätte seine ehemalige Physiotherapeutin Frau Svoboda ihre Freude gehabt. Mit vielen Muscheln in den Nylonsäcken kehrten wir zum Schiff zurück. Auf der Heimreise führte uns der Kapitän vor die geschützte Lagune und der hohe Wellengang der Adria bewegte das Schiff heftig hin und her. Cigdem bekam vor lauter Angst einen flauen Magen. Wir beruhigten sie aber und bald kehrten wir in ruhigere Gewässer in den Hafen von Lignano. Viele Möwen begleiteten uns mit ihren Schreien. Vor dem Aussteigen verwöhnte uns der Kapitän und schmetterte mit seiner Trompete italienische Liebeslieder. Armin konnte dies kaum erwarten, denn im Vorjahr gab es auch zum Abschied ein stimmungsvolles Konzert am Schiff. Familie Bauer und Familie Kurz unternahmen einen Halbtagesausflug nach Venedig und kamen begeistert zurück. Einige Schüler waren bereits mit uns im Vorjahr in der Lagunenstadt gewesen und so verbrachten wir diesen heißen Tag am Strand. Wir besuchten auch öfters das Rutschenland. Dort hatten auch die Erwachsenen das Vergnügen, mit ihren Kindern auf langen Rutschen in das warme Wasser zu gleiten. Aber auch nach dem Strandleben waren unsere Kinder sehr aktiv. Hannes knüpfte sehr schnell Kontakte zu anderen Hotelgästen, Zafer befreundete sich mit einem Linzer Lehrer, einem Schwarzafrikaner. Dieser 29 urlaubte mit seiner Frau und seinen zwei Buben in unserem Hotel und er war ganz erstaunt, was ein blinder Bub in seiner Bauchtasche hat: eine Taschenlampe, mit der Zafer immer in der Dunkelheit leuchtete, ein Taschenmesser, mit dem er fachkundig alle Zweige schneiden konnte, die er so am Weg fand und Schnüre zum Fesseln oder Absperren und ein Stofftaschentuch. Dinge, die ein elfjähriger Bub so benötigt... So brachte jeder Tag viel Neues für unsere Urlauber und die Tage in Lignano vergingen viel zu schnell. Alle konnten sich gut erholen und nun hoffen wir , dass Frau Hariri wieder ihre großzügigen Spender bitten kann, damit wir auch im nächsten Jahr nach Lignano fahren können. Wir Betreuer möchten uns auch auf diesem Weg recht herzlich bei den Spendern bedanken. Zugleich möchte ich auch andere Eltern einladen, mit ihren Kindern an dieser Urlaubsaktion teilzunehmen. Im Hotel und am Strand finden wir ideale Bedingungen vor, die einen erholsamen Urlaub garantieren. Die abwechslungsreiche Vollpension ist überaus ausreichend und es fallen daher kaum Nebenkosten an. Das Klima ist angenehm, anfangs Juli ist es noch nicht so heiß. Das Hotelpersonal ist unseren Kindern gegenüber sehr verständnisvoll. Einige Zimmer sind behindertengerecht eingerichtet und auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Besondere Fürsorge zeigte die Leiterin des Hotels, Frau Manuela Migliored, sie war sehr beeindruckt von der Selbstständigkeit unserer Schüler. Eine weitere sehr angenehme Erfahrung war das Miteinander: Eltern, Geschwister, unsere Schüler und Betreuer. Wir waren so wie im Vorjahr ein harmonisches Team. Ab dem Frühjahr beginnen wir wieder mit unserer Planung für den nächsten Urlaub, ich stehe gerne für weitere Auskünfte zur Verfügung. Luise Chaloupsky 31 Apropos Reisen eine Bitte an unsere Eltern Wie Sie selbst schon erlebt haben, sind unsere Schüler recht reiselustig. Schullandwochen, Sportwochen und Schikurse finden jährlich statt. Dabei ist es ganz wichtig, dass unsere Schüler mobil bleiben. Einige Schüler haben ein recht zweckmäßiges Reisegepäck, das sie alleine recht unkompliziert mitführen können: einen Koffer mit zwei stabilen Rädern und langem Griff. Diesen Koffer gibt es in verschiedenen Größen, auf den langen Griff kann man noch leicht eine Tasche hängen. Diese Koffer sind immer wieder recht günstig in Angeboten zu bekommen. David und Sascha haben so einen Koffer, beide sind vollblind und kommen sehr gut damit zurecht. Weiters bewährt hat sich ein leichter großer Rucksack, den man problemlos sogar neben diesem Koffer transportieren kann. Ganz modern und praktisch ist eine Bauchtasche für die Geldbörse, Bahnausweis, Reisepass und Handy. Jedes Gepäcksstück soll ausreichend mit Namen und Heimatadresse versehen sein, damit es nicht verloren gehen kann. Luise Chaloupsky Ein Traum geht in Erfüllung! Ein Reisetagebuch Wenn wir versuchen uns an Träume zu erinnern, gelingt uns das nicht immer gut. Der Traum vom Disneyland Paris wird uns aber immer in guter Erinnerung bleiben, denn dieser wurde wahr. Die Reise beginnt am 22. September um 7:30 Uhr. Mit dem Schulbus fahren wir zum General Aviation Center, wo ein Privatjet des MagnaKonzerns schon auf uns wartet. Twinky, unser Reisemaskottchen von der Stiftung Kindertraum, ist natürlich mit dabei. Die Piloten, Herr Wilhelm Krbez und Herr Stefan Pojar, begrüßen uns. Bei einem Rundgang wird uns das Flugzeug genau erklärt. Wir staunen über die Spannweite der Flügel. Der Learjet 45 steht bereit zum Start nach Paris und es wird uns bewusst, dass dieser Flug etwas Besonderes ist, denn er ist nur für uns reserviert. In 13.000 m Höhe serviert uns der Copilot ein Frühstück. Nach 1:45 Stunden landen wir am Privatflughafen "Paris le Bourget". - Nach kurzer Wartezeit auf den Bus fahren wir zum Hotel. Nachdem wir uns dort eingerichtet haben, machen wir uns sofort auf den Weg. Ein Krokodil, das furchterregend sein Maul aufreißt, versperrt uns den Weg. Einige Schritte weiter, sind wir schon im Disneyland. Der Park ist in fünf Länder unterteilt: Main Street, Fantasyland, Frontierland, Adventureland und Discoveryland. Jedes widmet sich einem bestimmten Thema. Voller Begeisterung betreten wir die Main Street, auf der gerade "Disneys Parade um die Welt" stattfindet. Sie ist eine bunte Mischung aus abenteuerlicher Exotik, den Geheimnissen ferner Länder und den Traditionen aus aller Welt. Es ist dazu die passende Musik zu hören. Wir betreten anschließend das Fantasyland durch das Dornröschenschloss. Mit all unseren Kräften versuchen wir das Schwert Excalibur aus dem Felsen herauszuziehen, was uns jedoch nicht gelingt. 33 Frau Hannemann liest uns etwas über Lancelots Karussell vor und wir erfahren, dass viel Arbeit notwendig war es zu bauen. Wir haben großen Spaß auf dem Dumbo-Karussell und wir bewundern das geschmückte Zaumzeug. Nachdem wir einige Runden damit gedreht haben, gehen wir zu den "Verrückten Teetassen", die uns viel Freude bereiten. Im Alice's Curious Labyrinth müssen wir viele Umwege gehen, bis wir die Herzkönigin finden. Aus lauter Verzweiflung droht sie uns den Kopf abzuhacken. Gleich darauf dürfen wir zweimal mit einem Boot durch einen Wasserkanal fahren, der sich "It's a Small World" nennt und wo die einzelnen Länder dargestellt werden. Die Puppen tragen die Nationaltrachten ihrer Länder, spielen und tanzen. Peter Pan lädt uns zu einem Flug über das nächtliche London ein und zeigt uns den Weg in das Niemandsland. Nach dem Abendessen versucht Danijel auf einem wilden Stier zu reiten, der natürlich eine Maschine ist. Nach den vielen Erlebnissen gönnen wir uns ein paar Stunden Schlaf. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück möchten wir das Frontierland erforschen. Auf dem Weg dorthin vergleichen wir unsere Hände mit den Händen berühmter Persönlichkeiten. Nach dem Eintritt ins Disneyland wartet schon die erste Attraktion auf uns: Phantom Manor, ein Geisterhaus. Das Phantom begrüßt uns und wir begeben uns in einen kleinen Raum, der sich nach kurzer Zeit als Aufzug entpuppt. Unten angekommen besteigen wir eine Bahn, die uns durch das Geisterhaus führt. Es wird zwar eine gruselige Stimmung erzeugt, Angst bekommen wir allerdings nicht. Nach einer Vorlesung von Frau Hannemann über den "Big Thunder Mountain" steigen wir in einen wild gewordenen, führerlosen Minenzug, der uns durch eine stillgelegte Mine, über Schluchten und Berge führt. Wir werden Zeugen einer Explosion durch die die gesamte Höhle einzustürzen droht und an einer Stelle werden die Schienen von Wasser unterspült. Danach genießen wir eine Fahrt mit dem MississippiRaddampfer, begleitet von Dixieland-Musik, auf den Rivers of the Far West. Wir kommen an wasserspeienden Geysiren vorbei, die Wasserdampf und Fontänen in die Luft schleudern. Bevor wir ins Adventureland eintauchen, machen wir eine kurze Rast, stellen fest, dass wir hungrig sind und gehen arabisch essen. - Frisch gestärkt trauen wir uns auf das Piratenschiff, umarmen den dicken Mast und staunen über die Takelage. Nun geht es weiter über Hängebrücken und schwimmende Brücken in die Welt des Robinson Crusoe. Jetzt kommt es zur ersten Mutprobe. Mit ein bisschen Angst steigen wir in die "Indiana Jones et le temple du péril backwards" ein. Es ist eine Bahn, die viele Kurven und ein Looping hat, allerdings fährt man rückwärts. Viele von uns fahren zum ersten Mal ein Looping. Zur Erholung begeben wir uns an die diversen Verkaufsstände, wobei uns die Schlangenbeschwörung am meisten fasziniert. Anschließend steigen wir in ein Boot, das uns zu den Piraten in der Karibik führt. Wir erleben Kämpfe, Brände und Explosionen. Nach Looping und Piratenabenteuern kehren wir an den ruhigeren Hauptplatz zurück und genießen auf einer sonnigen Bank unseren Mickey-Maus-Lolley. Die Feuerwehr- und Polizeioldtimer mit ihrem krächzenden Gehupe erwecken unsere Aufmerksamkeit. Nach diesen vielen Eindrücken fahren wir mit der Disneyland-Railroad einmal um den Park. Ein wunderschöner, sonniger Tag geht zu Ende. 35 Am Sonntag, nach dem Kartenschreiben, haben wir in der Hotelhalle Spaß mit real gewordenen Zeichentrickfiguren. Nun haben wir uns das Discoveryland vorgenommen und sind auch schon wieder für Spannung und Action bereit. Zur Einstimmung fliegen wir mit kleinen Raumschiffen. Jetzt begeben wir uns zu Autopia, wo alle ihr Debüt als Autofahrer feiern. Selber Gas geben und lenken ist gar nicht immer leicht. Manche Unfälle, Gott sei Dank nur Kollisionen mit der Stoßstange, lassen sich nicht vermeiden. Als wir uns dem Space Mountain nähern, sind sich nicht alle sicher, ob sie sich das antun sollen. Alle dreißig Sekunden hört man eine Explosion und sieht die Raketenkapsel, die aus einem enormen Rohr in den Himmel katapultiert wird. Aber dann geht's erst richtig los. Man passiert extrem geneigte Kurven, atemraubende Abfahrten und drei Abschnitte, wo man Hals über Kopf steht. Die meisten von uns entscheiden sich aber dann doch für die aufregende Fahrt zum Mond. Alle haben überlebt und sind gut zurückgekehrt. Mutig geworden fliegen wir mit "Star Tours" noch einmal ins Weltall. In einem großen Raumschiff - in Wirklichkeit ein Flugsimulator - unternehmen wir eine kleine intergalaktische Spritztour. Der Pilot, ein spaßiger Roboter, sagt, er fliege die Maschine zum ersten Mal und wünscht uns einen guten Flug. Die Maschine besitzt eine ungeheure Beschleunigungskraft und die unangenehme Fähigkeit, sich um 90 Grad zu drehen. Der Flug verläuft sehr unruhig, da wir in einen Meteoritenhagel hineingeraten. Im tiefen Ozean erforschen wir das U-Boot von Kapitän Nemo. Noch ein paar Erinnerungsstücke einkaufen, ein schnelles Sandwich und auf geht's zum Hotel - der Bus wartet schon. Am Flughafen begrüßen uns wieder unsere Piloten. Bei einem Abschiedsdrink in der vornehmen Lobby des Privatflughafens müssen wir ihnen unsere Erlebnisse erzählen. Nur ein paar Schritte zum Flugzeug und wir heben ab. Wir lassen Paris unter uns - "Au revoir" Disneyland! Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Stiftung Kindertraum und dem Magna-Konzern, die uns diese Traumreise ermöglicht haben. Cigdem Cam, Kristina Ivanovic Danijel Krnjeta, Ursula Raunig Mathias Schmuckerschlag Meine Reise in heilige Länder In diesem Sommer hatte ich die Möglichkeit, mit einer Gruppe der Pfarre am Schüttel Ägypten, Jordanien und Israel zu besuchen. Jener Artikel von mir, der im Pfarrblatt erschienen ist, gibt die allgemeinen Eindrücke wieder; hier sollen zusätzlich persönliche Anmerkungen stehen, die besonders zur Sprache bringen, welche Probleme ein blinder Mensch auf derartigen Reisen haben kann. Da meine Frau die in südlichen Ländern herrschende große Hitze nicht erträgt und sie daher nicht mitgefahren ist, hatte ich keine "natürliche" Begleitung. Allerdings war schon vor Beginn der Reise klar, dass ich mit Gerhard, den ich schon von zwei anderen Reisen kannte, im Doppelzimmer liegen würde. Das war sehr beruhigend, denn auf der Reise, die 14 Tage dauerte, waren wir in sieben Hotels untergebracht. Das bedeutete, bei jeder Ankunft die Zimmernummer auf den Koffer zu schreiben und bei jeder Abreise den Koffer vor dem Einladen in den Bus zu identifizieren. Von meinen Kindern geknüpfte und geflochtene Freundschaftsbänder an Koffer und Rucksack waren nicht nur eine schöne Erinnerung an zu Hause, sondern erleichterten auch das Auffinden meiner Gepäcksstücke. Abendessen und Frühstück werden heute in vielen Hotels in Form von Büfetts angeboten. Auch hier erwies mir mein Zimmerkollege wertvolle Dienste. In den drei bereisten Ländern hatten wir jeweils verschiedene Führer und Reisebusse. Durch Zufall saß ich in jedem Bus neben jemand anderem. Dies erleichterte mir das Anknüpfen von Kontakten. Von der 30 Personen umfassenden Reisegruppe kannte ich vor Beginn der Reise ca. 10 Personen näher. Durch die fünf Vorbereitungstreffen wussten zumindest alle, dass ich blind bin. In den ersten Tagen wurde ich bei Besichtigungen hauptsächlich von jenen Personen geführt, die mich näher kannten, doch das lockerte sich mehr und mehr. Der gute Zusammenhalt in der Gruppe ermöglichte es, dass jemand durchaus sagen konnte: "Nimmst du bitte den Erich jetzt, ich möchte fotografieren." In jedem der drei besuchten Länder hatten wir einen besonders anstrengenden Tag zu Fuß: In Ägypten bestiegen wir ab 2:00 Uhr morgens den Mosesberg; in Petra in Jordanien führte unser Rundweg über 18 km durch eine Schlucht und über zwei steile An- und Abstiege; in Israel war ein Weg in einem Naturschutzgebiet zu Wasserfällen, über und 37 durch Wasser zu bewältigen. An diesen Tagen trauten sich drei verschiedene Personen zu mich zu führen. Auch ich hatte das nötige Vertrauen und so konnte ich erleben, was auch viele andere Mitglieder der Gruppe erlebten (nicht alle nahmen an diesen anspruchsvollen Touren teil). Die Reise führte von Kairo (Ägyptisches Museum) über die Orte mit Pyramiden über den Suezkanal und die Halbinsel Sinai zum Katharinendorf mit dem Mosesberg. Thema unserer Reise war: "Auf den Spuren des Gottesvolkes". Nach einem Badeaufenthalt am Roten Meer fuhren wir mit dem Schnellboot nach Akabah in Jordanien und von dort mit dem Bus weiter nach Petra, der Hauptstadt der Nabatäer. Nach einem Kurzbesuch in Amman überquerten wir nahe dem See Genezareth die israelische Grenze und besuchten viele Orte, an denen Jesus gewirkt hatte. In Jerusalem schlugen wir unser letztes Quartier auf. Ausflüge zum Toten Meer und nach Bethlehem wurden von dort aus durchgeführt. Von Tel Aviv flogen wir wieder nach Wien zurück. Ich bin sicher, dass jeder in dieser Reisegruppe kleinere oder größere Dienste an mir verrichtet hat und dafür bin ich sehr dankbar! Auch ich habe mich bemüht, das in die Gruppe einzubringen, was ich konnte: Vor der Reise hatte ich schon in Zusammenarbeit mit anderen Personen ein Verzeichnis der Bibelstellen der zu besuchenden Orte und ein Psalmenund Liederbuch vorbereitet. Während der Reise beteiligte ich mich an den Vorbereitungen zu den Messen und stimmte meist die Lieder an. Manchmal konnte ich auch durch mein Wissen weiterhelfen (ich war schon zweimal in Israel und einmal in Ägypten). Diese Reise zählt sicherlich zu den schönsten meines Lebens und immer wieder kommen mir auch jetzt noch kleine Episoden daraus in den Sinn. Erich Schmid Wir gingen, wo Jesus ging! Auf den Spuren des Gottesvolkes Gemeinhin wird der heutige Staat Israel als "heiliges Land" bezeichnet. Zu unrecht, denn Jesu Wirken erstreckte sich mit Sicherheit auch auf das Gebiet des heutigen Jordanien. Nach der Kindheitsgeschichte des Matthäusevangeliums kam Jesus auf der Flucht vor Herodes auch nach Ägypten. 30 Personen, die meisten aus unserer Pfarre, haben auf ihrer Pilgerreise im Juli dieses Jahres heilige Orte in Ägypten, Jordanien und Israel besucht. Wir sind den Spuren des Moses vom Auszug aus Ägypten über Jordanien bis an die Grenzen zum "gelobten Land" gefolgt und waren an vielen Orten, die mit dem Wirken Jesu zu tun hatten. Die Reise, die von Pfarrer Michael und Gerhard Paulus vorbereitet wurde, hat viele Schichten gehabt, ähnlich den Strukturen der Ausgrabungen, die wir gesehen haben. Einerseits war für unseren Komfort während der Reise durch Busse und einheimische Führer gesorgt, bei Badeaufenthalten am Roten und Toten Meer konnten wir uns entspannen, andererseits haben wird bei der Besteigung des Mosesberges und bei der Besichtigung Petras in Jordanien Strapazen auf uns genommen. Wir haben die durch Sklavenarbeit entstandenen Pyramiden bestaunt, aber auch die Leistungen der Nabatäer bewundert, die ihre Macht der Kontrolle von Wüstenstraßen verdankten. In unterschiedlicher Weise haben wir auf dieser Reise Nahrung bekommen: durch die vielen Landschaften, die wir durchquerten; durch Wissen über Bauwerke und historische Zusammenhänge; durch das gute Zusammenhalten in der Gruppe; durch Katechesen, tägliches Gebet und die Feier der Messe an stimmungsvollen und für das Leben eines Christen bedeutsamen Orten. Immer wieder hat Pfarrer Michael Verbindungen zwischen dem ersten und dem zweiten Testament hergestellt: Am Berg Sinai hat Moses die 10 Gebote empfangen - am Berg der Seligpreisungen hat Jesus dem alten Gesetz positive Zusätze gegeben. Moses hat um das Manna, das Brot in der Wüste, gebetet und es erhalten - Jesus hat am See Genezareth mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen gespeist. Moses hat gegen die Giftschlangen eine eiserne Schlange auf einer Stange befestigt, zu der die Menschen zu ihrer Heilung aufblicken sollten - wir sollen auf das Kreuz Jesu schauen. Daran haben wir besonders beim Besuch der Grabes-/Auferstehungskirche in Jerusalem gedacht. Besonders in dieser Stadt gibt es Stellen, von denen man mit großer Sicherheit sagen kann, dass Jesus dort gegangen ist. - Ich bin dankbar, dass auch ich dort gehen durfte, wo Jesus gegangen ist! Erich Schmid Hannes und die Anderen Folge 1: Der erste Schultag Da stand ich nun, verloren wie ich war, vor meiner alten neuen Klasse. Sie waren alle wieder da: alle meine Freunde, alle meine Feinde und all die anderen. - Ich kannte sie alle und sie alle kannten mich, so wie es nun mal war. Ich stand vor der Klasse und überblickte sie. Heuer konnte ich mir endlich aussuchen, wohin ich mich setzen wollte. Ich musste nicht mehr neben Jens sitzen, endlich konnte ich mich wieder neben jemand anderen setzen. Das sollte aber nicht heißen, dass ich Jens nicht mag. Er war erst 39 vor einem halben Jahr zu uns in unseren Ort gezogen. Ich würde mich ganz nach hinten setzen, dort, wo ich dem drohenden Auge der Lehrer wenigstens für kurze Zeit entkommen konnte. Ich war einer der ersten, der die Klasse betrat. Ginge es mir nicht um den Platz hinten, hätte ich das wohl nie freiwillig getan; weil ich fürchtete, ansonsten zum Streber abgestempelt zu werden. Ich eilte schnell hinein, es könnte ja Leute geben, die es genauso eilig hatten wie ich, an die hinteren Plätze zu kommen. Der Einzige, der hinten saß, war Georg. Er war ein guter Kumpel von mir. Ich eilte nach hinten und begrüßte ihn: Hi, Georg! Hi!, sagte er in seiner ruhigen Art. Man konnte Georg eigentlich nie böse sein. Er war viel zu ruhig, sagte viel zu wenig. Er war etwas rundlich gebaut, hatte blondes Haar und langsam bekam er, sehr zu seinem Pech, eine Stirnglatze. Mit seinen 15 Jahren eine Glatze zu bekommen, war eine ziemliche Bestrafung, das war mir von Anfang an klar. Vor einigen Wochen war ich beim Frisör, der hatte bei mir bereits ein weißes Haar entdeckt! Ich bin ja nicht eitel, aber was, wenn ich jetzt schon alt werden würde, jetzt, wo mein Leben noch gar nicht richtig begonnen hatte? Wir sprachen von den Ferien, was wir so erlebt hatten usw. Nun, ich hatte kaum etwas unternommen, war auch nicht in einen Urlaubsort gefahren und hörte mir nun neidisch die Geschichten der anderen, die in ferne Länder gereist waren, an. Wirklich, es war unfair und zum Mäusemelken. Ich war ziemlich deprimiert. Fünf Minuten waren vergangen, da kamen auch schon die nächsten in die Klasse. Unser Klassenprolet Mario, der dicke Charlie, Christine, Alice und viele andere... Eigentlich mag ich sie alle irgendwie. Das hab ich in den Ferien bemerkt. Und ich vermisste sie auch, selbst Mario, den ich eigentlich überhaupt nicht leiden kann; tja, so ist es eben. Alice kam auf mich zu und begrüßte mich: Dein Fahrrad steht auf meinem Platz! Das hatte sie natürlich nicht ernst oder böse gemeint, sie lächelte mich an, so liebenswürdig, wie ein Mädchen nur lächeln kann. Ja, ich konnte nur zurücklächeln und meinte: Ich versichere dir, ich habe ein so schlechtes Gewissen! Wir mussten beide lachen. Sie setzte sich nach vorn; hinten waren schon alle Plätze besetzt. Mario hatte sich nach vorn gesetzt, zu den Lehrern; er war wirklich ein Schleimer! Neben ihm saß Dieter. Er war eigentlich der Vernünftigste von uns allen, ich mag ihn sogar. Alice setzte sich neben Christine, da sie ihre beste Freundin ist. Die beiden würden füreinander die Hand ins Feuer legen. Irgendwann waren dann alle da, der Lehrer kam herein und hielt seine übliche Begrüßungsrede, die wir schon vom Vorjahr kannten: Dieses Jahr könnte für euch hart werden, wenn ihr nicht genug lernt - und so... Ja, das war eine von den Reden, die wir schon kannten. Die Stunde ging vorbei. Daniel und Lukas mussten das Schuljahr wiederholen und waren deshalb neu zu uns gestoßen. Herr Eder, unser Klassenlehrer, hielt für die beiden eine Moralpredigt und schrieb sich unsere Namen auf. Der erste Schultag war also mehr oder weniger ereignislos. Wir sahen uns alle wieder, jeder hatte seine eigene Geschichte zu erzählen, einige lebten in ihrer eigenen kleinen Welt, andere lebten wieder für andere. Ja, es war eine bunt gemischte Klasse. Wir hatten an jenem Mittwoch etwa drei Stunden, in der zweiten ging die gleiche Tortur weiter, aber in der großen Pause hatten wir dann genügend Zeit weiter zu plaudern. Die erste, die mich begrüßte, war Romana. Sie hatte sich eine Sonnenbrille aufgesetzt, weil sie meinte, damit würde man den Pickel auf ihrer Augenbraue nicht sehen. Juliane fing mich auf dem Rückweg zur Klasse ab: Ich dachte, du redest nichts mehr mit Romana, hast du voriges Jahr gesagt, meinte sie. Wenn sie mich nicht angesprochen hätte und wenn du gekommen wärst, um mit mir zu reden, wär das auch nicht passiert, konterte ich. Wortlos ging sie in die Klasse. Da ich der letzte war, musste ich wohl auch die Türe schließen. Du kommst spät, sagte der Lehrer. Es war fünf nach zehn Uhr. Ich war noch am Klo, log ich. Das stimmte natürlich nicht. Um ganz ehrlich zu sein: Meine Mitmenschen sind mir sowieso viel wichtiger als diese blöde Schule. Das sage ich natürlich nicht laut, aber es ist eben so... Ich ging zurück auf meinen Platz und setzte mich ganz brav hin, ich wollte nicht schon wieder einen Eintrag ins Klassenbuch riskieren, dadurch wurde ich schon voriges Jahr zum Liebling des Direktors ernannt... Ich verstand nie, warum. Eigentlich sage ich immer offen meine Meinung und das nicht mal frech! Die Stunde zog vorüber, eine Stunde reihte sich an die nächste bis es endlich läutete. Endlich, der Unterricht war zu Ende! Ich verließ das Schulgebäude und eilte in den Hof zu den Fahrrädern. Dann nahm ich mein Fahrrad und wollte gerade abfahren, als Alice zu mir trat. Mein Platz!, sagte sie. Weiß ich!, meinte ich schmunzelnd. Sie lächelte zurück. Ihr rosafarbenes Fahrrad stand neben dem meinen. 41 Fahren wir noch zur Eisdiele?, fragte sie mich. Ich hab noch genug Zeit, antwortete ich ihr. Natürlich fuhr ich gern mit. Wenn sie mich in die Hölle einladen würde, ich würde ihr mit Freuden folgen. Wir schwangen uns auf unsere Fahrräder und bogen vom Schulhof ab auf die Straße. Das schöne am Leben in einer Kleinstadt war, dass es wirklich nur einige Orte gab, wo man sich treffen konnte und wenn man mal dort war, konnte man sich ziemlich sicher sein, dass andere Bekannte auch da waren. Es war ein schöner Spätsommertag Anfang September, die Bäume waren noch grün, dennoch ließ sich der Herbst schon erahnen. Die Sonne stand tiefer als sonst und ein kalter Wind blies von Norden her. Die Vögel sangen noch und es war eine friedliche liebliche Stimmung um uns. Romantisch. Aber offenbar war ich von uns beiden der Einzige, der romantisch denken konnte. Alice hatte nur Blödsinn im Kopf. - Warum mag ich sie eigentlich?, dachte ich in diesem Moment. Tja, die Liebe kommt eben, wo sie hinfällt. Das Eis schmeckte herrlich. Wir sprachen belangloses Zeug und alberten herum, erzählten uns Witze. Ich fühlte mich einfach nur gut in der Nähe von ihr. Wir verbrachten eine Dreiviertel Stunde in der Eisdiele, danach musste ich nach Hause. Immerhin habe ich auch eine Mutter, die mit dem Essen auf mich wartete. Es war ja schon halb zwölf und um zwölf Uhr sollte ich zu Hause sein. Mein Weg war nicht sehr weit, das war gut. Alice musste in ein drei Kilometer entferntes Dorf fahren. Am Nachmittag traf ich mich mit Jens. Seine Eltern waren erst kürzlich hergezogen. Darum kannten wir uns noch nicht so gut. Aber er ist ein netter Kerl und ich beschloss, zu ihm zu kommen. Er war auf das Haus, in dem er nun wohnte, ziemlich stolz. Bisher hatten er und seine Eltern gemeinsam mit seinen zwei Geschwistern in einer kleinen Garconniere in Wien gewohnt. Da ist es nur verständlich, wenn man froh ist, in einem richtigen Haus leben zu können. Er zeigte mir sein neues Zimmer. Es war hübsch eingerichtet und hatte einen schönen Ausblick auf den Pool im Garten. Wir trafen uns noch mit Jan, Susi und Herbert und verbrachten einen schönen, aber nicht aufregenden Nachmittag. Ja, so war der erste Schultag. Ich sah alle meine Schulkollegen wieder, das war wirklich toll nach den recht einsamen Monaten zu Hause. Am nächsten Tag bekam ich eine Einladung zu einer Party, doch was für eine Party konnte ich zu dieser Zeit noch nicht ahnen. Manuel Pöppel In Folge 2: Die Party 43 Einladung zur Teilnahme an unserer Blutspendeaktion Am 7. Dezember 2000 wollen wir wieder Gutes tun, indem wir eine Blutspendeaktion im BBI durchführen. Alle, denen dieses Anliegen wichtig ist, sind in der Zeit von 13:00 - 15:00 Uhr herzlich eingeladen in unseren Speisesaal zu kommen und sich von fachkundigen Personen beim Blutspenden betreuen zu lassen. Der 7. Dezember ist obendrein unser erster Elternsprechtag in diesem Schuljahr! Vielleicht wissen Sie, dass bei jeder Blutspende Ihr Blut kostenlos untersucht wird. - Durch die Teilnahme an unserer Aktion tun Sie etwas Gutes für sich und für Andere! Kommen Sie möglichst zahlreich! Erich Schmid Impressum Dieses Informationsblatt herausgegeben. wird vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger. Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken. Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid. Kostenträger für das Informationsblatt ist der Elternverein des BundesBlindenerziehungsinstitutes. Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5.