BBInfo1998-04 - Bundes-Blindenerziehungsinstitut

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Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes
Liebe LeserInnen!
Advent, das ist jene Zeit im Jahr, in der wir Ruhe finden sollten, die Zeit
zur besinnlichen Rückschau. Die Glaubwürdigkeit dieser Aussage
unterbietet allerdings selbst die kühnsten Neujahrsvorsätze, deshalb ist
die Vorweihnachtszeit für viele auch heuer wieder von Stress und Hektik
geprägt. Man kann gar nicht früh genug mit den Vorbereitungen für das
große Fest beginnen. Wenn Sie in der sogenannten stillsten Zeit des
Jahres nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht, dann versuchen Sie mit
einem Bummel durch die verschneite Winterlandschaft ein bisschen Ruhe
zu finden. Versuchen Sie den Weihnachtsstress zu vertreiben, lassen Sie
die Seele baumeln und stärken Sie sich auch von Zeit zu Zeit mit einer
Tasse Punsch, mit Maroni oder anderen Köstlichkeiten auf den diversen
Adventmärkten.
Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist in fast allen Ländern der Erde zu
spüren, immer wieder spielen dabei die Kinder eine große Rolle. Nervöse
Finger beim Auspacken, Überraschung und Begeisterung sind dem
Schenkenden Belohnung für die Zeit des Suchens, Nachdenkens und
Auswählens. Schenken macht Freude! Es stellt sich allerdings - ich
glaube, in der heutigen Zeit ganz besonders - die Frage, müssen es
immer materielle Geschenke sein? Zeit, Gespräche, Güte und Liebe,
Bekenntnis zur Wahrheit, vielleicht auch einmal das "DU" in den
Vordergrund stellen.
Nur noch wenige Tage trennen uns vom Weihnachtsfest und vom
Jahreswechsel. Auch in Schule und Internat wird der Adventzeit große
Bedeutung beigemessen, Lieder und Gedichte werden gelernt, an
Weihnachtsgeschenken wird gearbeitet und im Lichte der brennenden
Kerzen am Adventkranz rücken alle wieder näher zusammen.
Mit verschiedenen Beiträgen aus dem Schulalltag und Freizeitbereich
wollen wir in dieser Ausgabe des BBInfo ein wenig über unser Tun
informieren bzw. auf das Weihnachtsfest einstimmen.
Das Jahr 1998 geht als besonderes Jahr in die Annalen des BundesBlindenerziehungsinstitutes ein. In diesem Jubiläumsjahr, das in wenigen
Tagen zu Ende geht, gab es unter dem Motto "100 Jahre Blindeninstitut
Wittelsbachstraße" eine Reihe von Aktivitäten wie Ausstellungen,
Pflanzung einer Jubiläumslinde, Herausgabe einer Festbroschüre,
Produktion einer Doppel-CD, Festakt usw. Ich möchte an dieser Stelle
allen aufrichtig danken, die zu den Erfolgen beigetragen haben.
Keinesfalls werden wir uns auf den Lorbeeren ausruhen, neuen
Herausforderungen stellen wir uns im Interesse unserer SchülerInnen und
unseres Hauses.
Geschätzte LeserInnen, zum Jahresausklang darf ich allen unseren
Freunden und Helfern für die Unterstützung danken und den Eltern
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unserer SchülerInnen ein herzliches Dankeschön für das gegenüber
unserer Schule gezeigte Vertrauen sagen. Ihnen allen und Ihren Familien
wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest sowie ein erfolgreiches
gesundes Jahr 1999.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
BBI intern
Aus der Redaktion
Wie es der Zufall will, treffen zu unserer großen Freude viele Artikel
ehemaliger Schüler ein. Aus diesem Grund wird noch einmal der Beitrag
von Andreas Salchegger über sein Leben, der teilweise in unserer
"Festschrift" abgedruckt worden ist, verschoben. Wir bitten um
Verständnis.
Die Bezieher der Diskettenausgabe bitten wir um Entschuldigung dafür,
dass die Nummern 3 und 4 gemeinsam ausgeliefert werden!
Erich Schmid
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Handelskammerprüfung
Am 11. November 1998 haben
Manuel Pöppel
Gerlinde Reischer
Helmut Wasserbauer
die Handelskammerprüfung des Wirtschaftsförderungsinstitutes
Kammer der gewerblichen Wirtschaft (WIFI) mit Erfolg abgelegt.
der
Die Prüfung setzte sich aus folgenden Teilgebieten zusammen:
1. Fertigkeit aus Stenotypie:
Aufnahme zweier Ansagen von je 3 Minuten Dauer in der
Geschwindigkeit von 100 Silben in der Minute. Die Übertragung erfolgte
maschinschriftlich.
2. Ansage eines fortlaufenden Textes in einer Geschwindigkeit von mind.
1800 Reinanschlägen in 10 Minuten mit höchstens 0,5 Prozent Fehlern.
3. Ansage in die Maschine:
Aufnahme einer 3 Minuten dauernden Ansage in der Geschwindigkeit
von 60 Silben in der Minute.
4. Formgerechte Gestaltung eines Schriftstückes aus der
Wirtschaftspraxis
Wir danken der Prüfungskommission des WIFI, Frau Mag. Dirnweber und
Herrn Regierungsrat Nagl, die die Prüfung abgenommen haben und
gratulieren den Schülern zur erfolgreich abgelegten Prüfung.
Jutta Wiesenhofer
Vier TelefonistInnen haben "bestanden"!
Am 5. November 1998 war es endlich so weit - zwei weibliche und zwei
männliche Teilnehmer des einjährigen Telefonistenkurses des Schuljahres
1997/98 konnten zur Staatlichen Abschlussprüfung antreten. Es war
keinesfalls die Schuld der Kursteilnehmer oder der verantwortlichen
Lehrer, dass die Prüfung erst so spät abgehalten werden konnte, vielmehr
ließen uns die großen Veränderungen im Bereich der "Post" im Frühjahr
1998 buchstäblich über Nacht ohne Prüfungskommission da stehen. Die
uns über viele Jahre zur Seite stehenden Prüfer wurden im Zuge der
gewaltigen Umstrukturierungen in den Vorruhestand versetzt und so
musste erst mühsam eine neue Prüfungskommission zusammengestellt
werden.
"Gut Ding braucht Weile" - dieses Sprichwort traf in unserem Fall zu. So
schwierig und langwierig unsere Suche war, mit der großteils neuen
"Mannschaft" hat unser Institut wieder einen Goldgriff getan! "Neu" sind
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Herr Prokurist Ing. Heinz Dicketmüller (als Vorsitzender) und Frau
Walburga Mohaupt (als Beisitzerin), beide von der nunmehrigen Telekom
Austria. Herr Direktor Ing. Hans Lang als Vertreter der
Fernsprechbaufirma Siemens blieb uns als Beisitzer erhalten.
Schon im ersten Informationsgespräch der Ausbildungsverantwortlichen
mit den beiden Vertretern der Telekom Austria am 26. August dieses
Jahres wurde klar, dass sie den neuen Weg in Ausbildung und Prüfung
mit uns gehen wollen. Viele Ideen wurden diskutiert, die Zukunft schon ein
wenig vorbereitet. Die Anpassung der Lehrinhalte der Ausbildung wird
gemeinsam zielstrebig fortgesetzt, durch Namensänderung der
Ausbildung in "Lehrgang für Telekommunikation" (mit zukünftiger CallCenterausbildung) soll der Blick in die Zukunft gerichtet werden.
Die vier KandidatInnen, Romana Hausleitner, Natalija Jon, Andreas
Bergmann und Predrag Radic stellten sich der schriftlichen und
mündlichen Prüfung. Am 5. November konnten sie die Ausbildung
erfolgreich abschließen. Die Leistungen waren sowohl im praktischen als
auch im technischen Bereich teilweise recht ansprechend, Mühe und
Arbeit brachten den Lohn - Prüfungszeugnis und Befähigungsnachweis.
Wir gratulieren den vier geprüften "Hallofonisten", wünschen ihnen viel
Erfolg bei der weiteren Ausbildung (Lehrgang für Textverarbeitung) und im
späteren Berufsleben Anerkennung und Zufriedenheit. ALLES GUTE!
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
Was im Jahr 1998 in der Küche "verkocht" wurde
Brot 1.162 kg
Gebäck 10.300 Stk.
Käse 187 kg
Mehl 377 kg
Salat 119 Kisten
Topfen 153 kg
Butter 197 kg
Gemüse 2.854 kg
Kartoffeln 1.140 kg
Milch 2.719 l
Schulkakao 857 l
Wurst 420 kg
Eier 5.555 Stk.
Grieß 43 kg
Margarine 139 kg
Obst 1.227 kg
Speiseöl 326 l
Zucker 274 kg
Fleisch 1.107 kg
Joghurt 340 kg
Marmelade 120 Glas
Reis 211 kg
Teigwaren 340 kg
Es folgen zwei Speisepläne, die den Lesern Gusto machen und die
Abwechslung im "Essensbereich" dokumentieren sollen.
Helga Gawher
Wirtschaftsleiterin
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SPEISEPLAN 1
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SPEISEPLAN 2
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Öffentlichkeitsarbeit
Jugend-Plakataktion
- ein Projekt des Kulturservice und der PSK im Oktober 1998
Die Gestaltung eines Plakates in der Nähe der Schule zum Thema
"Forever alive" war in erster Linie Grund für viele Stunden der
Begegnung und Auseinandersetzung mit den Themen Leben und Tod,
Vergänglichkeit, Ewigkeit.
Zwölf Jugendlichen war dieses Treffen von solcher Wichtigkeit, dass sie
keinen Termin versäumten. Schon allein die Bereitschaft mitzumachen, zu
kommen, sich Zeit zu nehmen um Gedanken und Erfahrungen
auszutauschen, zeugte von gegenseitiger Achtung und gegenseitigem
Vertrauen.
Viele Gedanken entfalteten sich, viele Ideen entstanden.
Gemeinsam wurde überlegt, welche Idee wir kreativ gestaltet zur Geltung
bringen können und in welcher Form. Mit größtem Einsatz und größter
Bereitschaft entstand unser Plakat, das nur ein Auszug dieser intensiven
Auseinandersetzung war, ein kleiner Teil vom Ganzen.
"Das Leben ist wie eine Diskette:
empfindlich, geheimnisvoll, löschbar."
Jeder gab sein Möglichstes. Um so größer war die Enttäuschung, als wir,
gerüstet mit einer großen Leiter und allen restlichen Utensilien, zur uns
zugewiesenen Plakatwand in der Kegelgasse - Ecke Blattgasse marschierten, denn diese war von zwei riesigen Baucontainern fast bis zur
Gänze verstellt (Eine nicht sichtbare Plakatwand!).
Täglich bringen die Jugendlichen ihre Betroffenheit über diese
unglückliche Lage zum Ausdruck, verbunden mit der Sorge, ob unser
Werk denn geschaut werden könne.
Inzwischen hat sich das Gefühl unendlicher Traurigkeit und des
Nichtverstehens breit gemacht, denn das Plakat wurde zerstört.
Jürgen Zauner
Raimund Ziering
Christoph Zottl
Mitwirkende:
Jürgen Bernold
Sonja Hammer
Gerald Hartl
Romana Hausleitner
Daniela Kurz
Thomas Orieschnig
Manuel Pöppel
Ursula Raunig
Martin Schmale
Gast:
Pater Florian
Leitung:
Eva Windisch
Unterstützt von:
Elisabeth Enzinger
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Erleben - begreifen
Eine Exkursion zur Fachausstellung für Blindenhilfsmittel
Am Samstag, dem 7. November 1998 hatten die beiden Steno-Klassen
und die Telefonie eine Exkursion zum Blindenverband, um sich über die
neuesten technischen Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte zu
informieren.
Bei der ersten Firma stellte uns ein Mitarbeiter ein Leseprogramm für
Blinde vor. Es handelte sich um eine deutsche Firma, die das selbst
entwickelt hat.
Das nächste war auch für mich interessant. Es wurden ein Via-VoiceSpracheingabeprogramm von IBM und ein neues Lesegerät für den
Computer vorgestellt. Dieses Lesegerät ist so ähnlich wie das, das ich
schon von unserer Schule kenne. Ich konnte das Via-Voice-Programm
auch ausprobieren, aber meine Stimme hat es offenbar nicht so recht
angenommen. Via-Voice ist ein Programm, das durch Spracheingabe
funktioniert. Wenn man in ein Mikrophon spricht, dann erscheint das
Gesprochene als Schrift auf dem Bildschirm. Natürlich muss man dieses
Programm erst auf seine Stimme "einlernen". Das war der Grund, warum
es mich nicht so recht "verstanden" hat.
Danach kamen wir in einen Raum, in dem es hauptsächlich Lesegeräte
gab. Wir betrachteten Lesegeräte in den Ausführungen Schwarz-Weiß
und Color, d. h., die Schwarz-Weiß-Ausführungen haben keine
Farbkamera und können das Bild nur in Schwarz-Weiß (Positiv) oder
Weiß-Schwarz (Negativ) wiedergeben. Die Farbausführung hat
verschiedene Kontrastwahlmöglichkeiten oder eine Farbkamera. Aber was
mich am meisten bei diesem Stand und bei dieser Vorführung
beeindruckte, war das "tragbare Lesegerät". Es ist nicht unbedingt tragbar,
es ist sogar ziemlich schwer, aber es ist transportierbar. Der Bildschirm ist
flimmerfrei und hat einen LCD-Schirm (Flüssigkristall-Bildschirm). Die
Kamera ist in einer Art Mouse eingebaut, die auf Infrarotlicht reagiert. Die
Kamera hat vor sich einen eigenen Ring aus Infrarotlicht und lässt sich mit
Schaltern und Hebeln auf der Mouse verschärfen und/oder vergrößern.
Das Gerät hat keine Farbkamera, aber es hat viele Farbkontraste und
Hell-Dunkel-Einstellungen, die man auf dem Gerät selbst ein- und
verstellen kann, eingebaut. Wenn ich wirklich einmal in eine andere
Schule gehe, wäre dieses Lesegerät sehr praktisch für mich. Doch dieses
Gerät ist sehr teuer. Ich habe mir einen Prospekt davon mit nach Hause
genommen.
Der nächste und letzte Raum, wohin wir gingen, war ein Vorführraum für
Spiele für Blinde. Sie wissen sicher alle, wie diese Spiele im Allgemeinen
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funktionieren und so muss ich sie, glaube ich, nicht erklären. Ich habe das
neue Roulette ausprobiert. Es funktioniert mit Sprachausgabe. Wenn die
Kugel rollt und man einen Knopf drückt, spricht der Computer "Nichts geht
mehr" auf französisch, eben wie im Spielcasino. Ist die Kugel auf eine
Nummer ausgelaufen, dann meldet die Stimme die Zahl. Dies läuft mit
einem Sensor. Für die Jetons gibt es eine eigene Fläche, auf die man
diese stecken kann. Dieses Spiel kostet jedoch auch ungefähr 7.000
Schilling.
Danach begaben wir uns wieder nach Hause. Vielleicht gibt es auch
nächstes Jahr wieder eine Fachmesse mit vielen Neuerungen auf dem
Gebiet: Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte.
Manuel Pöppel
"Das virtuelle Orchester"
Vom 17. bis zum 24. Oktober dieses Jahres fanden im gesamten Gebiet
der EU zum zweiten Mal die "Netdays Europe" statt: Schulen waren
aufgefordert das Internet im Rahmen von Projekten zu nutzen. Schon im
vergangenen Jahr hatten wir uns an den Netdays beteiligt. Dabei
bemerkten wir, dass unsere Beiträge im Zusammenhang mit Musik und
Computer gut angekommen waren.
Für heuer legten wir den Schwerpunkt vollständig auf Multimedia und
reichten das Projekt: "The Virtual Orchestra" ein. Mit diesem Projekt
wollten wir zeigen, wie in der heutigen Zeit Musikstücke der
Unterhaltungsbranche produziert werden können: Künstler A spielt seinen
Part und schickt ihn über Internet an Künstler B; dieser spielt seinen Teil
dazu und schickt das Zwischenprodukt an Künstler C weiter. Dieser
vervollständigt das Werk. - Wir haben angeboten, dass uns jedermann
Melodien als Midi-Datei per E-Mail schicken kann. Wir wollten daraus
vollständig instrumentierte Musikstücke machen und sie wieder im Internet
der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
Es war viel bürokratische Arbeit zu leisten, aber wir wurden dafür belohnt!
Die EU hat unser Projekt mit dem höchstmöglichen Betrag gefördert: Sie
übernahm die Hälfte der Kosten. Besonders überrascht wurden wir
zusätzlich dadurch, dass wir auch national gefördert wurden, nämlich vom
Techno-Z in Salzburg. Großzügig unterstützt wurden wir auch durch die
Firmen IBM und Baum. IBM bot uns im firmeneigenen Haus ein Forum um
unser Projekt zu präsentieren. Die Firma Baum lieferte nicht nur die
Braille-Zeile, sie stellte auch in Form von Herrn Hochreiter technische
Unterstützung zur Verfügung: Das Zugangsprogramm für WINDOWS 95,
Virgo, musste an das Sequenzer-Programm Cakewalk pro Audio
angepasst werden, damit alle Funktionen bequem über die Braillezeile
(Vario) ausgelesen werden konnten.
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Zum Glück begannen wir rechtzeitig mit den Vorbereitungsarbeiten, denn
bei so komplizierten technischen Dingen steckt der Teufel immer im
Detail. - Am 22. Oktober hatten wir unseren großen Auftritt im IBM-Haus:
Michael Hoffmann machte auf unserem neuen Keyboard und dem
Sequenzer-Programm - unterstützt von anderen Schülern - aus einer
Melodie ein Musikstück und sang zur Krönung mehrere Stimmen dazu.
Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer und Edith Cresson, Mitglied der
europäischen Kommission "Education, Training and Youth", nahmen sich
mehrere Minuten Zeit um unsere Präsentation zu besichtigen. Die
SchülerInnen
des
Telefonistenlehrganges
und
der
Stenotypistenausbildung nahmen an dieser Veranstaltung teil. Einige von
ihnen heimsten beim Gewinnspiel kleine Preise ein.
Anlässlich der "Interpädagogika" stellten wir vom 12.-14. November unser
Projekt und die Schule am Messegelände einer breiten Öffentlichkeit vor.
Diesmal wurden auch einige SchülerInnen der Korbflechterei und
Bürstenmacherei einbezogen.
Auf der IST-Tagung (IST = Information Society and Technology) vom 1.-3.
Dezember im Austria Center hatten wir wieder die Gelegenheit zur
Präsentation. Dies war besonders ehrenvoll, da nur 2 Projekte aus
Österreich ausgewählt worden waren. Wir nahmen uns daher viel vor und
wollten in 15 Minuten ein möglichst perfektes Musikstück im Saal, der über
ca. 1000 Sitzplätze verfügte, produzieren. Aber es kam nicht dazu. Am
Vorabend der Präsentation wollten wir die Ausrüstung aufstellen. Dies war
jedoch nicht möglich, da im Saal bis Mitternacht Proben für eine
Videoaufzeichnung stattfanden. Am Morgen wäre die Zeit für das
Aufstellen und Verkabeln der zahlreichen Geräte zu kurz geworden. So
mussten wir mit dem gesamten Material wieder nach Hause fahren. Ich
hielt dann "nur" einen Vortrag, bei dem das Video über unser Projekt
gezeigt wurde.
Die Netdays sind zwar ein punktuelles Ereignis im Schuljahr, sie sollen
aber weiter wirken. Bei uns tun sie das! Im Haus gibt es die Idee einer
Hörspielproduktion, die mit Hilfe des neuen Multimedia-PCs hoffentlich
realisiert werden kann.
Erich Schmid
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Feste und Feiern
Das Laternenfest
Das Laternenfest am 11.11.1998 war sehr schön. Susanne hat uns die
Martinsgeschichte erzählt. Dazu hat es Punsch und Bratäpfel gegeben.
Dann gingen wir mit unseren Laternen zum Ententeich. Ich habe eine
Glaslaterne gehabt. Deshalb ist mir das Licht nicht ausgegangen, obwohl
es windig war.
Bianca, Milena und ich haben ein Gedicht aufgesagt. Wir haben
gemeinsam schöne Martinslieder gesungen.
Ich freue mich schon aufs nächste Laternenfest!
Carina Lobnig, 4. VS
Die Nikolausfeier
Alle Kinder der Unterstufe sind aufgeregt und in freudiger Erwartung, was
uns der Nikolaus zu erzählen hat.
Wir beginnen mit dem Lied "Lasst uns froh und munter sein", danach
folgen einige Gedichte von den Kindern. Erzieher Schlosser liest eine
Geschichte vor. Dazwischen singen wir Lieder zur Gitarre.
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Zum Schluss kam Nikolaus mit seinem großen Buch, einige Kinder durften
seinen Stab halten. Nikolaus lobte alle Kinder, die in diesem Jahr so viel
dazugelernt haben und so tüchtig waren. Schließlich gab es eine sehr
gemütliche Jause mit Maroni, Punsch und Naschereien auf der Gruppe 8.
Alle Kinder bekamen ein Naschsackerl und einen selbstausgestochenen
Nikolaus aus Lebkuchen mit nach Hause.
Es war ein sehr schönes Fest für alle!
Elfriede Abderhalden
Spezialbeiträge
Die Integration - Mittel oder Ziel?
Als ich vor fast vierzig Jahren im Alter von neunzehn in das
Blindenerziehungsinstitut in Wien eintrat, war das für mich eine Befreiung
von einer Last und der Beginn eines neuen Lebens. Wohl hatte ich die
Tage vorher ein mulmiges Gefühl im Bauch, eine Mischung von Angst und
Hoffnung, aber gleich mit dem Eintritt erlebte ich eine Erlösung von dem
Druck, dem ich mich als schwer sehbehinderter Schüler über Jahre im
normalen Schulbetrieb ausgesetzt gefühlt hatte.
Ich kann mich so gut wie an gestern erinnern, wie das Lachen der
Mitschüler durch die Gänge des Blindeninstitutes hallte und wie ich mich
wunderte, dass es für Blinde überhaupt etwas zu lachen gibt. Beginnende
Sehprobleme schon während der Hauptschule, Unsicherheit bei der
anschließenden Berufswahl, ein Fehlstart in der Handelsakademie und ein
mühsamer Durchgang durch die Handelsschule hatten mir mehr Anlässe
zum Weinen als zum Lachen geboten. Vor allem fehlte mir eine
Lebensperspektive - ich kannte aus eigener Anschauung keinen Blinden
und damit auch kein entsprechendes Lebensbild, das mir als "gelungen"
hätte erscheinen können. Wohl halfen mir einige Erwachsene und etliche
Schulfreunde über die schweren Jahre der fortschreitenden Erblindung aber zwischen den beiden falschen und weit verbreiteten Vorstellungen,
ein Blinder könne nichts oder ein Blinder könne ohnedies alles, hatte ich
mir keine eigene positive Lebensvorstellung bilden können.
So weit, so schlecht - Nun aber traf ich Mitschüler, die frei waren von
diesen Sorgen und erwachsene Blinde, deren Lebensvollzug ausreichend
erfreulich schien, mir die Hoffnung auf ein erfülltes Leben zurückzugeben,
die mit dem Schwund des Sehvermögens mitverschwunden war. Ich
konnte Telefonist oder Stenotypist werden, vielleicht sogar studieren?
Jedenfalls konnte ich mich mit dem Gefühl der Gleichwertigkeit mit
Schulkameraden und vor allem auch mit -kameradinnen unterhalten und
konnte dank der Lern- und Schultechniken reguläre Leistungen erbringen
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und war nicht mehr dem Gefühl ausgesetzt, meine Schulerfolge auch dem
mitleidvollen Verständnis der Lehrer verdanken zu müssen. Es ging nun
ziemlich rasch, dass ich bemerkte, nicht nur den Lebensumständen
ausgesetzt zu sein, sondern die Kraft zur Lebensgestaltung zu haben.
Eigene Erfahrungen sind gute Anlässe, über das entsprechende Problem
nachzudenken. Um eine Sache aber zu beurteilen - diesen Versuch will
ich hier machen - muss man auch auf die Erfahrungen anderer
zurückgreifen. Und es gibt tatsächlich auch andere Erfahrungen: Manche
Absolventen der Blindenschulen klagen ein Leben lang, in die enge Welt
der Blindheit hineinsozialisiert worden zu sein und geben der Schule die
Schuld daran, dass es ihnen nicht oder nur schlecht gelänge, in der
normalen Welt - also in der Welt der Sehenden - gut und angenehm
bestehen zu können.
Man muss diese Kritik ernst nehmen, denn um ein Erziehungsdefizit
handelt es sich allemal: Entweder ist es nicht gelungen diesen Schülern
genügend Wissen und Können auf den Lebensweg mitzugeben, sodass
sie durch die Anerkennung der Mitwelt ihr eigenes Selbstbewusstsein
aufbauen könnten; oder aber sie haben nicht genügend Sozialkompetenz
erworben, also die Fähigkeit gut mit anderen umzugehen, sodass sie
behinderungsbedingte und unvermeidliche Schwächen ausgleichen
könnten. Ob es sich bei diesen Erziehungsmängeln um ein Versäumnis
des Elternhauses oder um eines der Schule handelt, kann hier nicht
einmal andiskutiert werden - dieser Frage kann man nur im Einzelfall
nachgehen. Wohl aber kann man sich der Frage stellen, ob die Integration
blinder Kinder in Klassen der Regelschule Vorteile gegenüber der
Betreuung in der behinderungsspezifischen Sonderschule bietet.
Stehen alle Sinne zur Verfügung, so nimmt der Mensch durchschnittlich
an die sechzig Prozent der Umweltinformation über die Augen wahr;
andererseits kommt der Mensch ziemlich unfertig auf die Welt. Das Kind
muss vieles erst lernen: Verhaltensweisen, Bewegungsabläufe,
Kommunikationsformen etc. Eine wirkliche Integration - das heißt
Integration ohne größere Reibungsverluste - ist nur dann einigermaßen
möglich, wenn die Verhaltensmuster ziemlich gleichartig sind; das
bedeutet, dass eine Kulturgemeinschaft gegeben sein muss. Fehlt diese,
wird man bestenfalls Toleranz oder allenfalls Akzeptanz vorfinden - der
Blinde ist dann Objekt des Mitleids oder der Bewunderung, nicht aber
gleichwertiges und gleichberechtigtes Subjekt in der Gesellschaft.
Insbesondere in der frühen Kindheit muss die Wahrnehmungsschwäche
bei Blindheit durch eine überdurchschnittliche Leistung der
Betreuungspersonen ausgeglichen werden - die Eltern, Kindergärtner
/Innen und später Lehrer /Innen sind gefordert. Inwieweit sich die Eltern
diesen
Ansprüchen
aussetzen,
liegt
weithin
außerhalb
der
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gesellschaftlichen Einflussnahme, wie weit sich Kindergarten und Schule
aber dieser Aufgabe stellen, ist ein Problem der öffentlichen Organisation.
Wie weit diese als Kulturleistung gelingt, ist ein Aspekt der sozialen Kultur.
Ich rede in diesem Zusammenhang gerne von Kultur, weil Kultur ja
überhaupt der erlernbare Anteil der Problemlösungskapazität der
menschlichen Gesellschaften darstellt.
Der Vergleich der Bewältigung des Winters als schweres Problem des
Menschen bietet sich an: Auf hohem kulturellen Niveau sind die Probleme,
die der Winter den Menschen verursacht, leicht zu bewältigen. Ja der
Winter macht geradezu Freude oder Vergnügen, wie das Bild der
Schipisten
und
Eislaufplätze
zeigt.
Bei
mangelhafter
Organisationsfähigkeit - und das galt für zehntausende Jahre
menschlicher Geschichte - verursachte der Winter viel Kummer und wohl
nur wenig Vergnügen.
So wie der Umgang mit dem Winter erfordert die positive Bewältigung der
Blindheit sowohl von Seiten des Betroffenen als auch von Seiten einiger
Personen aus seiner sozialen Umwelt einen hohen Aufwand an Mühe,
Wissen und Können; immerhin muss sich der Behinderte in zwei Kulturen
heimisch machen, in der spezifischen und der allgemeinen. Die
Spezialschule - man muss ja nicht den Begriff "Sonderschule" mit seinem
negativen Beigeschmack verwenden - wird mehr dem Bedarf auf
Sonderausbildung gerecht; und hierfür gibt es einen grundlegenden
Bedarf: Ohne eine optimale Entwicklung der blindheitsspezifischen
Lebenskünste - etwa der gesteigerten Aufmerksamkeits- und
Merkfähigkeit - wird jede Integration hinken. Die Integration Behinderter in
die Regelschule hingegen ist der Versuch den allgemeinen sozialen
Ansprüchen Genüge zu leisten. Manchmal allerdings hat man das Gefühl,
dass hinter der integrierten Beschulung, so wie sie heute propagiert wird,
mehr guter Wille als Fachkompetenz steckt. Vor allem scheinen die
Behinderten oft als Instrument der Sozialerziehung der Normalschüler
herhalten zu müssen, ohne dass ihre speziellen Möglichkeiten gefördert
werden.
Soll die Integration Behinderter in die Regelschule als Mittel zum Ziel
"Lebensintegration" gut funktionieren - bedarf sie vieler günstiger
Faktoren; insbesondere dürfen die spezifischen Fähigkeiten, die man als
Blinder braucht, technische und soziale, nicht vernachlässigt werden.
Selbst bei optimaler Lehrorganisation bleibt die Tatsache, dass viele
"Blindenkünste" nur wieder von Blinden erlernt werden können. Insgesamt
jedenfalls haben wir den Kulturstandard, auf dem Mittel und Ziel der
Integration ident sind, derzeit noch nicht erreicht, wie mir scheint. Bei der
geringen Anzahl von blinden Kindern ist aber eine allgemeine Zunahme
dieser Kompetenz auch nicht zu erwarten. Wegen dieses
Kompetenzmangels muss Schulintegration mit Augenmaß - vielleicht auch
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maßvoll - verordnet, empfohlen oder zugelassen werden, damit nicht nach
einer Welle von gescheiterten Versuchen es wieder nur eine
Erziehungsform, nämlich die der Sonderschule geben wird. Dann würden
auch die integrationsfähigen Behinderten um ihre Chance gebracht
werden.
Beide Formen, Sonder- und Regelschule, haben Vorteile, beide Formen
haben aber auch Nachteile - und im Vergleich der idealtypischen
Vorstellungen macht dann die Praxis noch so manche Abstriche. Vielleicht
sollte man auch deshalb nicht nur die idealisierten Vorstellungen, sondern
auch die realen Zustände miteinander in Vergleich ziehen und beide
Modelle miteinander laufen lassen. Solange "Konkurrenz", was
"miteinander laufen" heißt, einen klaren Wettbewerb bedeutet, indem nicht
nur ideale Vorstellungen dogmenartig verkündet, sondern auch konkrete
Ergebnisse diskutiert werden, können wir nicht zu verkehrt unterwegs
sein.
Vielleicht wird eine Synthese der beiden denkbaren Typen - des
integrierenden Unterrichts und der Spezialschule - den Ansprüchen am
ehesten gerecht: Man schickt nicht die einzelnen Kinder in die Konkurrenz
auf den harten Boden der Regelschulen, sondern setzt die Spezialschule
der Konkurrenz mit Regelschulen aus, indem man Schülerwettbewerbe
veranstaltet oder für einzelne Unterrichte oder irgendwelche Spiele
Schüler der Regelschule in die Spezialschule einlädt.
Die
ständigen
gesellschaftlichen
Veränderungen
erfordern
Anpassungsprozesse auch an ihren Rändern - mag dies von dem einen
oder von dem anderen auch als schmerzlich empfunden werden. Solange
jedenfalls die Gesellschaft wohlwollend und aufmerksam ist, wird sie in
diesem und vielleicht auch anderen Teilbereichen die Integration ihrer
verschiedenen Mitglieder anstreben und an der Sozialordnung arbeiten.
Und dabei ist die Sozialordnung gar nicht das letzte Ziel; sie ist nur ein Teil
der Friedensordnung, die - wenn sie gelingt - allen zugute kommt.
Dr. Klaus Pinkas
(Klaus Pinkas, geboren 1940 in Graz, aufgewachsen in der
Obersteiermark. Schüler am Bundes-Blindenerziehungsinstitut in den
Jahren 1959 bis 1961, Ausbildung zum Telefonisten und Stenotypisten.
Anschließend Eintritt in das Bundesministerium für Landesverteidigung als
Stenotypist. Im zweiten Bildungsweg Realgymnasium für Berufstätige und
Studium der Rechtswissenschaft, Promotion 1973. Langjährig tätig im
heerespsychologischen Dienst, später im Institut für militärische
Sicherheitspolitik und derzeit in der wehrpädagogischen Abteilung.
Beschäftigung mit indischer Kultur, insbesondere Yoga; entsprechende
Unterrichte dienstlich und privat.)
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Titel machen Leute
oder:
Wie aus einem Behinderten ein Partner wird
Heute, am ersten Donnerstag im Advent, war ich gegen Mittag in der Halle
der U-Bahn-Station Schwedenplatz, um die neu verlegten Leitstreifen, von
denen ich gehört hatte, im Alleingang zu testen. Ich war begeistert, wie gut
diese Leitstreifen zur Orientierung geeignet sind.
Gut gelaunt kam ich die Rolltreppe herauf und hörte eine Straßenbahn
einfahren. Da ich wegen der vielen Geräusche nicht unterscheiden konnte,
ob es sich um den N-Wagen richtung Blindeninstitut oder den "Einser"
handelte, fragte ich in die Menge, welche Straßenbahnlinie dies sei. Eine
männliche Stimme sagte "Ansa". Da ich so prompte Antwort bekommen
hatte und nun alles wissen wollte, fragte ich auch noch in Richtung der
Männerstimme, ob vielleicht hinter dem "Einser" der N-Wagen komme.
"Du muasst ins Blindnheim?", hörte ich wiederum die Männerstimme, die
sich mir nun näherte. "Bleib bei mia, i foa a in de Richtung.", hörte ich die
Stimme, die aus einem Mund kam, über den mir meine Nase sagte, dass
sich der schon einige Zeit mit der Aufnahme von Flüssigkeit am nahe
gelegenen Glühweinstand beschäftigt hatte. "Bleib bei mia, du stehst unter
meinem persönlichen Schutz."
Schutzbedürftig war ich zwar nicht, aber ich blieb trotzdem bei diesem, wie
ich offensichtlich gut gelaunten Herrn. Ich traute ihm nämlich sehr wohl zu,
mir zu sagen, wann der N-Wagen einfährt. So standen wir da und
warteten, doch nicht lange schweigend. "Wohnst du im Heim?", setzte der
Mann das Gespräch fort. - "Ich fahre zwar zum Blindeninstitut, aber ich
wohne nicht dort. Ich bin Lehrer."
Das war die Wende in unserem Gespräch. Ich hörte förmlich seine
Kinnlade hinunterfallen. "Sie san wiaklich a Lehra?" - "Ja!" - "Und Sie
wohnan goa ned im Heim?" - "Nein, ich habe eine eigene Wohnung. Im
Internat wohnen Schüler aus ganz Österreich." - "Wos untarichtn's denn?"
- "Informatik, Religion, Schach, ..." "I spinn!" ...
Irgendwann war die Straßenbahn dann da und der Herr begleitete mich zu
einem Sitzplatz. Er selbst setzte sich drei reihen weiter nieder, begann
aber bald danach wieder die Unterhaltung, die nun für den halben Wagon
mühelos zu hören war. Wir erfuhren von seinem Freund, einem
hochbegabten Hauptschullehrer für Mathematik und Physik, seinem
Freund, der vor eineinhalb Jahren an Krebs gestorben war. Und dann eine
Lebensweisheit: "De guadn Freind schdeabm und die A....lecha übalebn. I
leb a no, oiso bin i a A....loch."
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Wir hörten noch eine weitere Story: Sein Onkel war blind, aber "bei jedn
Bleedsinn dabei". Seine Schlussfolgerung: "Bei eich Blindn rennt, glaub i,
imma da Schmäh. I kenn do a Poa, de san leiwaunde Buaschn."
Obwohl mein "Schutzengel" früher geäußert hatte, er fahre bis "vor die
Brücke" mit, weil er auf der Lände wohne, besann er sich nach zwei
Stationen darauf, auszusteigen, nicht ohne mir noch gute Wünsche auf
meinen Lebensweg mitzugeben: "I winsch Ihna an scheen Nochmittog, a
scheens Wochnende, scheene Feiatog und a scheens neichs Joa!" - und
damit war er auch schon draußen bei der Tür, ohne mein "Danke!"
abzuwarten. - Meine Rolle hatte sich in den letzten Minuten ohnehin schon
sehr deutlich vom Fragenden zum Zuhörer gewandelt. Während ich
weiterfuhr, dachte ich über das Gespräch nach. Mir fiel auf, dass sich der
Mann, seit er wusste, dass ich Lehrer sei, kein einziges Mal in der Anrede
vergriffen hatte.
Erich Schmid
Ehemalige Schüler
"In diesen heil'gen Hallen ..."
Irgendwie fühlte ich mich an die Arie des Sarastro aus der "Zauberflöte"
erinnert, als ich Ende Juni 1998 wieder einmal den Festsaal des BundesBlindenerziehungsinstitutes betrat. Diese für mich so wichtige und
bedeutsame Räumlichkeit, in der ich musizierenderweise viel Zeit meiner
Jugend verbringen konnte, weckte Erinnerungen an eine Epoche meines
Lebens, die nicht immer nur rosig war, doch im Allgemeinen behält man
sowieso nur die schönen Erlebnisse im Kopf.
Als ich 1962 meine Heimat, die grüne Steiermark, verlassen musste,
schlug die harte Realität zu. Plötzlich war ich nicht mehr bei meinen vier
Geschwistern, sondern einer von etwa 15 Kindern in einer Gruppe. Der
Luxus, in Zweibettzimmern zu "hausen", trat erst nach der Hauptschule
ein. Das war schon ein riesiger Unterschied, sich nur auf einen anstatt auf
15 oder 20 in einem Schlafsaal einzustellen. Immer, wenn es die
Hausaufgaben erlaubten, saßen wir im Festsaal um zu musizieren. Eine
kleine Orgel, ein Schlagzeug und ein Kassettenrekorder mit einem
Mikrofon, das war unsere Ausrüstung. Das Klavier durften wir für die
entarteten Klänge kaum benutzen, höchstens zu den jährlich
stattfindenden Musikwettbewerben. Während meiner Ausbildung zum
Telefonisten und Stenotypisten konnte ich die ersten Kontakte zur
Außenwelt knüpfen, indem ich mit sieben gleichaltrigen Kolleginnen beim
Sängerbund der Blinden mitsingen durfte. Ein wahrlich erhebender
Augenblick war der Auftritt im Konzerthaus, den der Chor gemeinsam mit
18
dem Orchester der Wiener Volksoper bestritt, der beinahe die Eindrücke
der wichtigen Prüfungen in den Schatten stellte.
1975, nach 13 Jahren, kam der Zeitpunkt Abschied zu nehmen. In
unseren Hitparaden hieß es damals zwar nicht "Nie mehr Schule",
sondern "School is out!". Doch die gewonnene Freiheit war trügerisch,
denn Arbeit für einen Behinderten gab es in meinem Heimatbezirk nicht.
Der Zufall und ein Besuch bei Herrn Prof. Haslinger in der Telefonie
verhalfen mir nach dem schlimmsten halben Jahr meines Lebens zu
meinem ersten Posten als Telefonist in der Pensionsversicherungsanstalt
der Arbeiter, wo ich 15 Jahre tätig war. Da es damals weder
Mobilitätstraining noch Übungen in lebenspraktischen Fertigkeiten gab,
war es nicht einfach, sich in einem eigenen Haushalt zurechtzufinden. Viel
musste nach der Devise: "Du schaffst es oder Du gehst unter" geschehen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich oben geblieben bin. Nach einem
vierjährigen Intermezzo als selbstständiger Unternehmer trat ich 1991
wieder meinen Dienst als Telefonist an, diesmal in einem großen
Versicherungsunternehmen am Wiener Schottenring.
Nach
einigen
Anfangsschwierigkeiten
und
einer
zweijährigen
Übergangsphase in einem Arbeiterwohnheim konnte ich stolz meine erste
Wohnung beziehen. Die Zeit, in welcher ich fast jedes Wochenende in
Österreich oder im benachbarten Ausland per Bahn unterwegs war, ging
vorbei, als ich meine Frau kennenlernte. Anstelle der wöchentlichen
kleinen Reisen machen wir nunmehr jährlich einmal die große weite Welt
unsicher und konnten schon einiges auf unserem Planeten besichtigen.
Mit meinem musikalischen Kind, dem Singkreis Melodie, "tourte" ich acht
Jahre durch Österreich. Ein Ergebnis unserer künstlerischen Ergüsse
wurde von Herrn Prof. Schmid auch auf die CD "100 Jahre BBI - ein
Pasticcio zum Geburtstag" gebannt. Leider ließen mich Probleme mit
meinen Stimmbändern nicht mehr weiter musizieren. Anstatt dessen
arbeite ich, selbstverständlich ehrenamtlich, in der Fachgruppe Hilfsmittel
des Österreichischen Blindenverbandes mit. Meine Aufgabe ist es, die
sechsmal im Jahr erscheinende Informationskassette zu redigieren,
aufzunehmen, zu vervielfältigen und zu versenden.
Und so kam ich nach 23 Jahren wieder in "diese heil'gen Hallen" zurück.
Wenn man dann auch noch einige wenige bekannte Lehrer oder Erzieher
trifft, überschlagen sich die Erinnerungen im Kopf wie Purzelbäume. Die
Enge und Eingeschränktheit des Internates mit den Freiräumen im
Privatleben vergleichend, die Geborgenheit der Jugend mit den
eventuellen Existenzsorgen vergleichend, stellte ich mir die Frage: Habe
ich etwas versäumt? Wurde meine Kindheit, Jugend und mein Verhalten
im weiteren Leben durch das Internat negativ beeinflusst? Wie intensiv ich
auch nachdachte, wie stark ich auch gegeneinander abwog - ich kann
keine klare Antwort finden.
Walter Lindner
19
Ein Berufsbild
Es ist schon über 50 Jahre her, als ich im Jänner 1945 in den Kriegswirren
durch eine nicht gelungene Operation des Grünen Stars mein Augenlicht
verlor, welches erst nach einem Jahr in einem geringen Maße zurückkam.
An eine Fortsetzung meiner Schulausbildung im Gymnasium, das ich zwei
Jahre und ein Trimester besucht hatte, war nicht mehr zu denken und so
trat ich am 16. September 1946 in die Blindenanstalt in Klagenfurt ein.
Dort lernte ich die Blindenschrift und durch den Blindenlehrer Rauter
wurde mir der Lehrstoff der 3. und 4. Klasse Hauptschule vermittelt, so
dass ich im Jahre 1947 die Abschlussprüfung für die 4. Klasse
Hauptschule ablegen und ein Entlassungszeugnis aus der Hauptschule
bekommen konnte. Nun war guter Rat teuer, denn mein Vater, der im
Krieg Hauptschuldirektor in St. Veit bei Laibach war, war als Nazi
inhaftiert, sein Vermögen wurde ihm weggenommen und so war auch ich
ein Fürsorgefall. Ich kam also in die Korbflechterei unter dem Meister Karl
Wilhelmer, der mir nach einem halben Jahr, als ich einen Wäschekorb
halb fertiggestellt hatte, der blutverschmiert war, klipp und klar sagte: "Aus
dir wird nie ein Korbflechter, denn du hast Finger für eine Büroarbeit." In
weiterer Folge wurde ich daher für die Taschenflechterei eingesetzt. Die
Taschen wurden aus Papierschnur gefertigt und daher wurden meine
Finger nur noch selten blutig gescheuert. Da ich in den Nächten viel las,
schlief ich zum Missfallen meines Meisters oft bei der Arbeit ein und
schließlich wurde ich 1949 in die Bürstenbinderei versetzt. Dort war der
Meister aber mit meiner Arbeit auch nicht zufrieden, denn meine
Gewohnheit, in der Nacht zu lesen und am Tag zu schlafen, hatte ich nicht
aufgegeben. Nun berieten der Direktor der Blindenanstalt Pontilli und der
Leiter der Fürsorgeabteilung der Landesregierung, Dr. Zojer, was mit mir
zu machen sei. Sie kamen zu dem Schluss, mich zu einer
Stenotypistenausbildung nach Wien zu schicken. So kam ich gemeinsam
mit zwei anderen Kärntnern, nämlich Willi Aneter und Albin Weinzer, im
Herbst des Jahres 1950 in den zweijährigen Stenotypistenkurs im BBI
Wien in der Hofzeile. Wohnen mussten wir, da wir das Schulalter schon
überschritten hatten, im Blindenheim in der Josefstadt. Nun war für mich
endlich der Durchbruch gelungen. Ich konnte meine volle Kraft dem
Lernen widmen und ich sah auch die Möglichkeit, nach der Ausbildung
einen mir gerechten Beruf zu ergreifen. Durch unseren Klassenlehrer
Regierungsrat Mehlhuber erhielt ich jede schulische Unterstützung und
Prof. Dr. Mayer unterrichtete mich auch außerhalb der Schulstunden in
Englisch. Das letzte halbe Jahr konnten wir noch zusätzlich den
Telefonistenlehrgang unter Dir. Dr. Trapny besuchen, so dass wir bei
unseren Stellenbewerbungen zwei Abschlusszeugnisse vorweisen
konnten, denn zur damaligen Zeit war es für Blinde sehr schwer, eine
Büroarbeit zu bekommen. Für mich war es bald klar, dass ich auf dem
nun eingeschlagenen Bildungsweg mit aller Kraft weiterarbeiten müsse.
20
Um mich im Gebrauch der deutschen Sprache zu verbessern, studierte
ich genau die mir zugänglichen Sprachbücher und hatte immer fünf oder
sechs
Nachhilfeschüler.
Diese
brauchten
natürlich
für
die
Nachhilfestunden nichts zu bezahlen, da sie genauso wie ich kaum Geld
hatten. Durch das Lehren weiter lernen zu können, war mir Lohn genug.
Ich erkannte auch bald, dass man mit der Sechspunkte-Stenografie keine
hohen Geschwindigkeiten erreichen konnte, wie sie z. B. für einen
Parlamentsstenografen erforderlich sind. Daher kaufte ich bereits im Jahre
1951 eine Marburger Achtpunkte-Stenografiermaschine, auf der ich nun
fleißig üben konnte. Ich hatte nun allerdings wohl eine entsprechende
Stenomaschine, aber es fehlte noch ein Achtpunkte-Stenografiesystem.
Als ich 1951 wegen zweier Augenoperationen sechs Wochen im
Krankenhaus war, fand ich die Zeit, mir selbst ein Achtpunkte-System zu
erarbeiten. Im Aufenthaltsraum im Blindenheim in der Josefstadt brannte
nun oft das Licht bis nach Mitternacht, weil ich dort arbeitete. Direktor
Kaiser ließ mir durch den Portier einmal ausrichten, es müsse ab 22 Uhr
überall das Licht ausgeschaltet sein, weil sonst zu viel Strom verbraucht
werde. Ich meldete mich natürlich gleich am nächsten Tag beim Herrn
Direktor, überreichte ihm fünf Schilling und rechnete ihm vor, dass ich
damit den Mehraufwand für den Strom weit über meine voraussichtliche
Schulzeit bezahlt hätte. Direktor Kaiser gab mir natürlich die fünf Schilling
zurück und sagte, diese Kosten werde schon das Heim noch bezahlen
können, wenn sie für so einen guten Zweck ausgegeben werden. Zu
Beginn des Jahres 1992 erreichte ich bei einem Wettschreiben der Stadt
Wien mit 240 Silben in Stenografie den zweiten Platz. Dieses Diplom trug
neben
meinem
Zeugnis
über
die
abgelegte
Staatliche
Stenotypistenprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg wesentlich dazu bei,
dass ich verhältnismäßig rasch eine Anstellung erhielt.
Nach
erfolgreich
abgeschlossenem
Stenotypistenkurs
und
Telefonistenkurs bewarb ich mich bei einigen Stellen um eine Arbeit. Der
Zufall wollte es, dass ich schon zwei Wochen nach Austritt aus dem BBI
eine zustimmende Antwort vom Innenministerium und vom Amt der
Kärntner Landesregierung erhielt. Ich wusste daher nicht, was ich tun
sollte, denn ich wollte doch einmal Parlamentsstenograf werden.
Schließlich siegte aber doch meine Liebe zu meiner Kärntner Heimat und
ich trat als Stenotypist meine Arbeit in Klagenfurt an. Ich sollte zuerst nur
einen Tag zur Probe arbeiten, aber mein zukünftiger Chef sagte mir schon
nach ein paar Stunden, ich solle gleich am nächsten Tag wieder kommen
und sei damit beim Amt der Kärntner Landesregierung provisorisch
angestellt. Ich war von meinen Leistungen nicht sehr überzeugt, da ich
wusste, dass ich noch ziemlich viele Fehler machte, denn mit dem
Amtsdeutsch war ich ja noch nicht vertraut, aber meine Arbeitgeber waren
damit zufrieden. Mein Monatsgehalt war damals durch zwei Jahre
hindurch nur 960 S und der erste Betrag wurde mir erst nach drei Monaten
21
angewiesen. Bald kam ich in die Verfassungsabteilung, wo ich
hauptsächlich für den zweiten Juristen, der auch Leiter des
Landtagsamtes war, arbeitete.
Nachdem mein Traum, Parlamentsstenograf zu werden, ausgeträumt war,
weil ich ja in Klagenfurt arbeitete, setzte ich alles daran, als Stenograf in
den Kärntner Landtag zu kommen. Ich kaufte ein Radio, um Vorträge und
Ansprachen empfangen und mitschreiben zu können, kopierte vieles auf
Tonband und übte so lange, bis ich auch schnelle Reden fehlerfrei
schreiben konnte und ließ mir Übungstexte in verschiedenen
Geschwindigkeiten von 240 bis 350 Silben in der Minute aufsprechen.
Nachdem es schon drei Landtagsstenografen gab, nämlich einen
Bezirkshauptmann, einen Oberamtsrat und eine Sekretärin des
Landeshauptmannes, sagten mir der Leiter des Landtagsamtes und mein
Chef in der Verfassungsabteilung, ich müsse mindestens 300 Silben in der
Minute schreiben um in den Landtag kommen zu können. Im Herbst 1954
meldete ich mich sodann und da niemand auch nur 320 Silben
durchgehend diktieren konnte, musste man eine Stenografielehrerin
holen, welche dann bis zu 350 Silben in der Minute diktierte - und ich
übertrug dieses Diktat fast fehlerfrei. Am 15. Oktober 1994 durfte ich dann
das erste Mal im Kärntner Landtag schreiben. Ich hatte keine
Vorbreitungszeit wie die Stenografen vor mir, die oft ein Jahr nur
probeweise mitschrieben, sondern wurde gleich ins Wasser geworfen. Es
war die Budgetrede des Finanzreferenten, der besonders schnell sprach.
Ich schrieb eine Viertelstunde so schnell ich konnte, dann, nachdem die
anderen drei Stenografen dasselbe taten, wieder eine Viertelstunde und
wusste, dass ich versagt hatte, denn die Rede war mit mir unbekannten
Fachausdrücken gespickt, die ich in der Eile nicht genau mitschreiben
konnte. Ich gab meine mangelhafte Übertragung trotzdem ab und erhielt
nach wenigen Tagen vom Finanzreferenten die sehr stark ausgebesserte
Rede mit der Bemerkung zurück: "Habe ich denn wirklich so schlecht
gesprochen?" Als Landtagsstenograf wurde ich nicht abgesetzt, weil ich
die anderen Reden gut übertragen konnte und ich übe diese Tätigkeit bis
heute als Nebenberuf aus. Bis zum Jahre 1970 wurde ohne
Tonaufzeichnung wörtlich mitgeschrieben und erst seit damals läuft ein
Tonband mit, welches die Arbeit wesentlich erleichtert, jedoch verzichten
kann man auf das wörtliche Mitschreiben nicht, weil die Zwischenrufe
aufgezeichnet werden müssen, es immer wieder vorkommt, dass der
Präsident vergisst, das Mikrofon einzuschalten oder die Technik versagt.
Soweit es mir meine Zeit erlaubte, war ich auch bei Gericht in Graz und
Klagenfurt bei großen Verhandlungen als Stenograf für Wortprotokolle
eingesetzt und dafür wurde ich als "Sachverständiger für Stenografie"
vereidigt. Im Jahre 1956 wurde mein Chef Leiter des Verfassungsdienstes
und als solcher konnte er seine Protokolltätigkeit in den zehn
Ausschüssen des Landtages nicht mehr ausüben. Da ich nach seinem
22
Diktat schon bisher diese Protokolle geschrieben hatte und er mir dabei
nur Stichworte zu geben brauchte, fragte er mich, ob ich nun diese Arbeit
von ihm übernehmen wolle, weil er sonst niemanden wüsste, der diese
Tätigkeit ohne längere Einschulung leisten könnte. Allerdings meinte er
auch, aus eigener Erfahrung müsse er sagen, dass ich diese Arbeit
nervlich höchstens zehn bis zwölf Jahre durchhalten werde. Ich übernahm
die Arbeit des Protokollführers trotzdem und habe sie bis zu meiner
Pensionierung im Jahre 1993 ohne Beanstandungen durchgeführt.
Außerdem musste ich noch die Protokolle im Raumordnungsbeirat, im
Naturschutzbeirat und bei großen Konferenzen und Besprechungen im
Lande führen. Meine Arbeit wurde bisher nur von Juristen durchgeführt
und es war daher naheliegend, dass ich zumindest die B-Matura ablegte,
um entsprechend eingestuft zu werden. Meine Kollegen in der
Verfassungsabteilung einschließlich des Chefs halfen mir nach Kräften
dabei, indem sie den Lehrstoff auf Tonband lasen und so konnte ich die BMatura im Herbst 1958 mit gutem Erfolg ablegen. Ähnlich war es mit den
Vorbereitungen für die Verwaltungsdienstprüfung B, welche ich im Oktober
1959 ablegte. Um meinen Beruf doch länger als zwölf Jahre, die mir von
meinem Chef vorhergesagt wurden, ausüben zu können, betrieb ich in
meiner knapp bemessenen Freizeit Ausgleichssport wie Leichtathletik,
Schwimmen, Wandern, Rollballspiel und Schifahren. So war unsere
Rollballmannschaft dreimal hintereinander Österreichischer Staatsmeister
und wir erhielten dafür die höchste Sportauszeichnung des Landes, das
Goldene Edelweiß. Aber auch im ÖBV war ich ab 1953 in verschiedenen
Funktionen tätig: Als Schriftführer, Kassier und Obmann-Stellvertreter in
der Landesgruppe Kärnten und durch viele Jahre als Schriftführer im ÖBV.
Die Funktion eines Schriftführer-Stellvertreters des ÖBV übe ich derzeit
noch aus. Außerdem habe ich im Bildungskomitee des ÖBV engagiert
mitgearbeitet. Das wollte ich nur erwähnen, um damit zum Ausdruck zu
bringen, wie wichtig es ist, trotz starker beruflicher Beanspruchung sich für
unsere Selbsthilfeorganisation einzusetzen und dafür zu arbeiten. In der
weiteren Folge ist meine Laufbahn als Beamter ohne besonders
erwähnenswerte Ereignisse abgelaufen: 1975 Verleihung des Amtstitels
"Wirklicher Landesamtsrat" und 1977 Verleihung des Amtstitels
"Oberamtsrat". Am 3. Juli 1985 gab es noch einen Höhepunkt, als mir der
Herr Bundespräsident den Berufstitel "Regierungsrat" verlieh. Im Jahre
1989 musste ich dem allgemeinen Trend folgen und meine Schreibarbeit
auf Computer umstellen. Nach anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten
konnte ich schon bald die Vorteile der Computerarbeit nutzen und meine
Arbeitsleistung dadurch erhöhen. Im Vorjahr wurde mir vom Amt der
zweite Computer (Pentium II) zur Verfügung gestellt, denn die Protokolle
des Landtages müssen nun korrigiert und für den Druck formatiert geliefert
werden und dafür hatte der erste Rechner eine zu geringe Kapazität.
Leider ist es mir vor meiner Pensionierung im Jahre 1993 nicht gelungen,
23
dem
Wunsch
meiner
Dienststelle
zu
entsprechen,
einen
Schicksalskameraden als Nachfolger für mich zu finden. Da sehende
Landtagsstenografen kaum mehr zu finden sind, übe ich derzeit noch
meinen Nebenberuf als Landtagsstenograf aus und helfe gar nicht selten
auch dann aus, wenn einer meiner zwei Nachfolger als Protokollführer der
Ausschüsse des Landtages wegen Krankheit ausfällt. Im Allgemeinen
genieße ich aber meine Pension, arbeite in meinem nicht kleinen Garten,
betreibe ziemlich viel Sport, mache größere Reisen, zu denen ich früher
aus Zeitmangel nicht gekommen bin und widme mich mehr meinem
Hobby, dem Esperanto. Die Zeit ist mir noch nie zu lange geworden.
Regierungsrat Harald Rader
A Star is Born!
Am Sonntag, dem 11.10.1998, fuhren Kollegin Windisch, drei Schüler
(Ursula, Daniela, Jürgen) und ich nach Eisenstadt. Hier, im ORF-Zentrum
des "Radio Burgenland", fand der Juvina-Talentewettbewerb des Jahres
1998 statt.
Michael Hoffmann, ein ehemaliger Schüler unseres Institutes, nahm daran
teil. Er war von 56 Bewerbern in die Endrunde der besten Neun
gekommen.
Diese Veranstaltung wurde vom burgenländischen Fernsehen
aufgezeichnet und war für unsere Schüler daher ein ganz besonderes
Erlebnis.
Eine fünfköpfige Jury, der unter anderem auch Kurti Elsasser angehörte,
hatte die Aufgabe, die richtige Entscheidung über die ersten drei Plätze zu
treffen.
Kurz vor 14 Uhr durften wir ins Studio und wir waren sehr gespannt,
welche musikalischen Darbietungen auf uns zukommen würden. Ein
Moderator stellte jeden Teilnehmer persönlich vor und erzählte auch
einiges über seinen Werdegang.Jeder Teilnehmer musste zwei Stücke,
entweder gesanglich, instrumental oder kombiniert, vortragen. Es war
auch egal, ob die Stücke nachgesungen oder eigens für diese
Veranstaltung geschrieben oder komponiert wurden. Es waren daher sehr
unterschiedliche Nummern zu hören, sie erstreckten sich vom Musical
über volkstümliche Musik bis zum Schlager. Nur Michael Hoffmann hatte
für diesen Wettbewerb zwei selbst geschriebene und komponierte Lieder
vorbereitet. Wir mussten lange auf ihn warten, da er bei der Verlosung der
Reihenfolge die Nummer 9 gezogen hatte. Als er aber dann an der Reihe
war und seinen Vortrag begann, erlebten wir Musik "vom Feinsten" und
einen Text dazu, der unter die Haut ging. Seine Art zu musizieren und zu
singen unterschied sich in jeder Hinsicht von den anderen Gruppen.
24
Wir waren gespannt, ob die Jury dies positiv bewerten würde und hielten
Michael die Daumen.
Als es dann so weit war, als die Teilnehmer auf die Showbühne gebeten
wurden, um die Plätze 3 und 2 bekanntzugeben, wurde es still im Saal.
Um so mehr brachen Jubel und Applaus los, als die Jury Michael
Hoffmann den 1. Platz zuerkannte. Als Dankeschön spielte er nochmals
auf dem Keyboard, dann wurden Interviews gemacht und das Siegerlied
ging erstmals über den burgenländischen Äther.
Der Preis war übrigens ein Tag in einem Tonstudio.
Wir freuen uns mit Michael über diesen Erfolg und wünschen ihm für seine
musikalische Zukunft das Beste.
Josef Schlosser
Freizeit und Unterhaltung
Chorwochenende in Schloss Zeillern
Nachdem sich das Chorwochenende im Herbst 1997 sowohl für die
Gemeinschaft als auch für die musikalische Entwicklung im Chor sehr
positiv ausgewirkt hat und der Wunsch von den Schülern geäußert wurde
sehr bald ein solches wieder abzuhalten, fuhren wir heuer am ersten
Adventwochenende nach Schloss Zeillern.
12 Schüler und Schülerinnen, die "Ehemaligen" Christoph Grubhofer, Karl
Eder, Jürgen Grill sowie Kollegin Luise Chaloupski und Schwester Sonja
folgten meiner Einladung.
25
Am 27.11.98 fuhren wir nach dem Mittagessen vom Institut ab. Einige
Schüler benutzten mit Luise und Sonja den Internatsbus, die restlichen
Schüler und ich reisten mit dem Zug an. In St. Pölten stieß Christoph
Grubhofer zu uns. Bereits bei der Anreise kam lustige und sangesfreudige
Stimmung unter den Chorsängern auf. In Amstetten wurden wir von einem
Taxiunternehmer abgeholt und nach Zeillern zum Schloss, dem
"Musikzentrum Niederösterreich", gebracht. Luise und Sonja waren in der
Zwischenzeit mit den anderen Schülern angekommen. Wir nahmen
unsere Gepäckstücke und checkten in der Rezeption ein, wo uns Herr
Haunschmid freundlichst begrüßte.
Die Zimmerschlüssel wurden verteilt und jeder konnte unter 3 Menüs pro
Mittagessen wählen. Zum Frühstück und Abendessen gab es Buffet. Nach
etwa einer Stunde hatten alle ihre Zimmer bezogen und einige Schüler
schon Rundgänge durchs Schloss hinter sich. Das Abendessen gab es
um 18 Uhr und danach fand bereits die erste Chorprobe von 19:30 bis
21:00 Uhr statt. Der Festsaal mit einem Bösendorfer Flügel stand uns zur
Verfügung. Die erste Probe war bereits sehr intensiv. Auch Luise und
Sonja fanden sich unter den Sängern. Danach war gemütliches
Zusammensein angesagt, die jüngeren Chorsänger zogen sich bald
zurück, einige blieben lange, lange ... Gitarrenklänge waren zu später
Stunde auch noch zu vernehmen. Samstag früh wurden wir von den Herrn
Christoph, Karl und Jürgen geweckt. Um 8:30 Uhr erwartete uns ein
köstliches Frühstücksbuffet. Äußerst freundliches und zuvorkommendes
Personal stand uns zur Verfügung. Danach machten wir einen
Spaziergang durch den Ort. Wir besichtigten die Kirche, wo wir auch
gleich unsere Stimmen zum klingen brachten und danach gab es einen
Einkaufsansturm beim örtlichen Supermarkt, wo von Süßigkeiten bis
Pullover alles erstanden wurde. Im Schloss bzw. davor wurde in der
Zwischenzeit alles für den Adventmarkt vorbereitet. Nach unserem
Spaziergang gab es wieder eine intensive Chorprobe bis zum
Mittagessen. Einige Lieder vom Vorabend hatten sich schon gut gefestigt,
neue Weihnachtslieder kamen dazu.
Nach dem Mittagessen gab es eine längere Pause. Luise und Sonja
schauten sich am Adventmarkt um. Von dort konnten wir weihnachtliche
Klänge eines Jagdhornbläserquintetts bis in unsere Zimmer vernehmen.
Am Nachmittag probten wir bis 17:00 Uhr. Die Chorsänger waren immer
mit großem Eifer bei der Sache. Einige Lieder lösten sogar Jubelrufe aus.
Anschließend besuchten wir mit Schülern den Adventmarkt. Martin
Mayrhofer kam zu Besuch und wir ließen uns alle heißen Punsch bzw.
Limonade schmecken.
26
Etwas ausgefroren, aber in bester Stimmung, nahmen wir das
Abendessen zu uns und danach wurde wieder fleißig geprobt. Thomas
Faustbeck, mit dem ich eine Extraprobe hatte, begleitete uns am Klavier
und war ganz glücklich dabei. Nach dieser wirklich erfolgreichen Probe
saßen wir noch lange zusammen und spielten Gesellschaftsspiele. Die
Laune aller war hervorragend. Martin Mayrhofer war bis gegen 23:00 Uhr
in unserer Runde und fühlte sich wohl. Am nächsten Morgen - leider
schon der letzte Tag - packten wir nach dem Frühstück alles reisefertig
zusammen und hatten unsere letzte Probe. Wir wiederholten alles,
verbesserten manches und kamen beim Durchsingen auf eine stolze
Zahl von 10 mehrstimmigen
Liedern,
wobei
die
meisten
doch
weihnachtlich orientiert waren. Nach dem Mittagessen fuhr Luise mit den
Schülern und mir zum Bahnhof, wo ich Christoph in seinen Zug brachte
und wir eine halbe Stunde später abreisten. Luise holte danach die
anderen Schüler und Schwester Sonja vom Schloss ab und fuhr nach
Wien zurück. In St. Pölten verabschiedete ich mich von den großen
Schülern und sie fuhren selbstständig bis Wien.
Ich möchte mich zum Abschluss für die gute Zusammenarbeit bei Luise
und Sonja bedanken, vor allem aber bei allen ChorsängerInnen, die
wirklich sehr konzentriert und diszipliniert gearbeitet haben. Wir hatten
eine sehr schöne Gemeinschaft.
Danke!
Edith Völk
Sozialpädagogin und Chorleiterin
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Gedanken über meine Teilnahme am Chorwochenende
Unsere Chorleiterin Edith Völk hat mich zu dem Chorwochenende
eingeladen und anfangs war ich gar nicht so sicher ob es mir gefallen
würde. Nur ungern verzichtete ich auf das Wochenende zu Hause. Noch
dazu hatte ich meine Chormappe vergessen. Aber mein Freund Sascha
und ich waren dann ganz begeistert, als wir im schönen Schloss
ankamen.
Im großen Festsaal stand ein
Bösendorfer Flügel. Edith bat mich
darauf zu spielen. Weil sie die Hand
verletzt hatte durfte ich sogar ein
Lied begleiten — das war für mich
ein Muss und ein Wille. Die anderen
Chormitglieder
applaudierten
nachher sogar. Bei "Silver Bells"
durfte ich (weil ich so ein gutes
Gehör habe) die hohe Terz als
Einzelstimme singen. Zuerst kam
ich ein bisschen durcheinander - die
anderen sangen ja immerhin
dreistimmig - aber dann hab ich
mich wieder gefunden. Wir haben
viele Weihnachtslieder einstudiert.
Am
Abend
hat
mir
der
Schlosskuchen
besonders
gut
geschmeckt. Auch habe ich gut
geschlafen.
Obwohl ich einer der Jüngsten war, hat mir das Zusammensein mit den
Jugendlichen gut gefallen. Wir waren eine nette Gemeinschaft.
Weil mir das Wochenende musikalisch so viel gebracht hat, werde ich
auch weiter in den Chor gehen und mit Freude am nächsten
Chorwochenende teilnehmen.
Thomas Faustbeck, 13 Jahre
28
SALUTON 64. Internationaler Kongress blinder Esperantisten in Frankreich
Vom 25.7. bis 1.8.1998 trafen sich in Bordeaux (Frankreich) rund
100 blinde Esperantisten aus 13 Ländern um über verschiedene Probleme
zu diskutieren und Meinungen auszutauschen. Um sich gegenseitig
verstehen zu können, waren Dolmetscher nicht erforderlich, denn es
wurde in der internationalen Sprache Esperanto gesprochen. Lediglich die
Ansprachen des Bürgermeisters, des Präsidenten des Blindenverbandes
und einiger politischer Mandatare aus dem Distrikt Bordeaux mussten in
Esperanto übersetzt werden. Den blinden Esperantisten von Bordeaux
halfen 40 sehende Esperantisten und die dortige Blindenvereinigung um
den "kleinen Esperanto-Weltkongress" erfolgreich zu gestalten. Als
Kongressort stand uns eine Sozialakademie zur Verfügung, wo wir sehr
gut untergebracht waren und hervorragend betreut wurden. Das
Kongressthema war: "Die vier Sinne blinder Menschen - Gehörsinn,
Tastsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn". Mit der guten französischen
Küche wurden wir vor allem hinsichtlich des vierten Sinnes richtig
verwöhnt. Zu Mittag und am Abend gab es für jeden Tisch eine Karaffe
voll herrlichem Bordeaux-Wein, so dass wir uns "wie Gott in Frankreich"
fühlten.
Die elf Kongressteilnehmer aus Österreich reisten zum Teil mit dem
Flugzeug, zum Teil mit der Eisenbahn an. Die Bahnreisenden hatten das
Vergnügen, schon während der Anreise die herrliche Landschaft genießen
zu können, denn die Reise führte uns über Venedig, Mailand, Genua,
Monte Carlo, Nizza, Marseille, Nimes, Montpellier, Toulouse nach
Bordeaux. In Venedig hatten wir am Abend über zwei Stunden Aufenthalt
und konnten am Canale Grande das bunte Nachtleben bewundern:
beleuchtete Gondeln, ein Schiff mit Sängern, die ihre Arien in die Nacht
hinausschmetterten, und mehrere Schiffe, auf denen gespielt und getanzt
wurde. Nach einer Nacht im Schlafwagen erfreute uns am Morgen das
tiefe Blau des Ligurischen Meeres. Wir fuhren lange Strecken direkt den
Meeresstrand entlang und unsere Begleitungen vermittelten uns mit
Begeisterung, was es zu sehen gab: verträumte Fischerdörfer, dann
wieder schöne Strandpromenaden, Yachthöfe, in denen sich wunderbare
Luxusyachten befanden, Luxushotels mit Palmenhainen und vieles andere
mehr.
Besonders
auffallend
waren
die
großen
blühenden
Oleanderbüsche, die das Landschaftsbild der Cote d'Azur prägen. In
Monte Carlo konnten wir ganz von der Nähe das Schloss der Grimaldis
bewundern, in dem der regierende Fürst von Monaco residiert.
Nach 24-stündiger Bahnfahrt erreichten wir Bordeaux, wo wir von einem
netten Esperantofreund empfangen und mit seinem Auto in unser Quartier
gebracht wurden. In den Begrüßungsansprachen wurde von den
Ehrengästen vor allem die Bedeutung des Esperanto für die
29
Völkerverständigung hervorgehoben und betont, dass es in einem
vereinten Europa wichtig wäre, in einer gemeinsamen Sprache sprechen
zu können. Es sollte daher Esperanto allgemein in den Schulen
unterrichtet werden. Der Präsident des Blindenverbandes von Bordeaux
gab seiner Freude Ausdruck, blinde Esperantisten aus allen Teilen der
Welt begrüßen zu dürfen und erklärte sodann in kurzen Worten die
Tätigkeit seiner Organisation. Den Abschluss der feierlichen Eröffnung
bildete sodann ein "Ehrentrunk" mit erstklassigem Bordeaux-Wein, den
eine Esperantistin zu diesem Zweck aus ihrem Weinkeller kostenlos zur
Verfügung gestellt hatte.
Von den zahlreichen Veranstaltungen seien nur einige herausgegriffen:
Über das Kongressthema "Die vier Sinn blinder Menschen" referierte Frau
Olena Posivana aus Kiew, die vor allem über die Forschungen an ihrer
Universität über die Sinne des Menschen berichtete. So werde es als
erwiesen angenommen, dass bei blinden Menschen, denen der fünfte
Sinn fehle, der sogenannte "sechste Sinn" stärker ausgebildet sei. Sie
können dadurch Dinge wahrnehmen, auf die von ihren sehenden
Mitmenschen nicht mehr geachtet werde, da die Menschen mit allen fünf
Sinnen den "sechsten Sinn" im Laufe der Zeit verkümmern ließen. In der
anschließenden Diskussion, in der zahlreiche Beispiele für das
Vorhandensein des "sechsten Sinnes" besprochen wurden, musste mit
Erstaunen festgestellt werden, dass diese These schon einiges für sich
habe. Allerdings musste auch eingeräumt werden, dass von
Nichtsehenden die vier Sinne verstärkter und intelligenter eingesetzt
werden, was bei Sehenden dann oft den Anschein erweckt, als hätten
blinde Menschen einen sechsten Sinn um besondere Dinge zu erfassen.
Ein Vortrag über Vogelstimmen mit Beispielen auf Tonband machte uns
mit Stimmen von Vögeln bekannt, die es in südlichen Ländern und auf den
Inseln gibt. Der Vortragende schilderte auch die Lebensbedingungen und
Eigenarten der Vögel, deren Stimmen wir hörten.
Bei einem Kongress blinder Esperantisten wird meistens der Musik ein
großer Stellenwert beigemessen. So hatten wir auch diesmal zwei
Musikabende: An einem Abend wurde von den dortigen blinden und
sehenden Esperantisten, von denen einige Musiker sind, ein Musiktheater
über die Seefahrt gespielt. Den zweiten Abend bestritt der bekannte
Sänger Jacques Yvart mit Chansons von Georges Brassens. Die Texte
waren natürlich in Esperanto.
Drei Exkursionen machten uns mit Land und Leuten in der Region
bekannt. Zuerst ging es zum Atlantik, wo wir die höchste Düne Europas
erklettern konnten. Sie ist nämlich 114 Meter hoch. Von ihr konnten wir
weit auf den Atlantik sehen, in dem wir anschließend badeten. Das
Wasser des Meeres hatte zwar nur 18 Grad, aber aufgrund der Massage
durch die ungefähr zwei Meter hohen Wellen spürte man die Kälte kaum.
30
Ein Picknick am Strand mit herrlich belegten Baguettes und BordeauxWein gab diesem Tag einen harmonischen Abschluss.
Ein ganztägiger Ausflug führte uns nach Saint Antoine de Breuilh, wo wir
von den dortigen Esperantisten und von den Vertretern der Stadt herzlich
empfangen wurden. Uns zu Ehren wurde an diesem Tage das neu
renovierte Geburtshaus von Prof. Theophil Cart als Esperanto-Museum
seiner Bestimmung übergeben. Cart begründete gemeinsam mit Dr.
Zamenhof die internationale Sprache Esperanto und verbreitete sie in der
westlichen Welt. Anschließend waren wir zu einem Bankett des dortigen
Regionalrates geladen, bei dem wir mit den dortigen Esperantisten
plaudern konnten. Am Nachmittag besuchten wir noch ein Weingut, wo es
eine Weinverkostung gab und eine Pflaumenrösterei, zu der 40.000
Pflaumenbäume gehören. Die Dörrpflaumen werden von dort in alle Welt
verschickt.
Der dritte Ausflugstag brachte uns in die Altstadt von Bordeaux. Zwischen
alten Häusern in engen Gassen, in denen kein Auto fahren kann, konnten
wir uns gut vorstellen, wie es früher in solchen Hafenstädten gewesen sein
muss. Wir besuchten auch das Werkstätten-, Schulungs- und
Verwaltungsgebäude des Blindenverbandes. Dort befinden sich außer den
Büroräumen Werkstätten für geschützte Arbeit, eine modernst
eingerichtete Braille-Druckerei, eine Hörbücherei und Unterrichtsklassen
für Computerbenützer und Programmierer. In einer Hundeschule werden
Labradorhunde zu Führhunden ausgebildet. In den Sportanlagen gibt es
eine Kraftkammer, einen Tischtennisraum und einen Turnsaal für das
Rollballspiel
und
andere
Ballspiele.
Vom
Präsidenten
des
Blindenverbandes wurde uns alles gründlich erklärt und wir konnten
feststellen, dass es unseren Schicksalskameraden in Frankreich recht gut
geht.
Natürlich durfte beim Kongress die Pflege von Esperanto nicht fehlen. Aus
diesem Grunde gab es jeden Tag eine Stunde Esperantounterricht. Es
wurde den Kongressteilnehmern aber auch die Gelegenheit geboten, vor
einer internationalen Kommission die Perfektionsprüfung für Esperanto
abzulegen. Fünf Personen hatten sich dazu gemeldet, jedoch konnten nur
zwei diese anspruchsvolle Prüfung bestehen. Mit besonderer Freude und
auch mit etwas Stolz können wir berichten, dass das österreichische
Delegationsmitglied Walter Wagner diese Prüfung mit sehr gutem Erfolg
abgelegt hat. Wir gratulieren ihm zu diesem schönen Erfolg herzlich.
Walter Wagner ist derzeit dabei, mittels Computer ein Esperanto-Lehrbuch
in Braille zu übertragen. Dieses Lehrbuch soll im BBI Wien gedruckt
werden und sodann im gesamten deutschsprachigen Raum den
Lernenden zur Verfügung stehen.
31
Es wäre noch viel zu erzählen, was wir in dieser Woche in "Esperantujo"
(Esperantoland) gesehen und erfahren haben, jedoch fehlt in diesem
Rahmen der Platz dafür. Es ist ein großes Erlebnis, mit Leuten aus aller
Welt in einer Sprache reden zu können und Dinge zu erfahren, die uns
normalerweise aufgrund der Sprachbarrieren verborgen bleiben. Wir
freuen uns schon darauf, wenn wir im nächsten Jahr wieder eine Woche in
Berlin in "Esperantujo" alte und neue Freunde treffen und mit ihnen
interessante Dinge besprechen können.
RR Harald Rader
Leiter der Fachgruppe
der Österreichischen blinden Esperantisten
Indische Eindrücke
Im vergangenen Sommer reiste ich in den Norden Indiens. Beeindruckt
kehrte ich heim. Was mich am meisten berührte war diese Freude der
Kinder in die Schule gehen zu können, verbunden mit der unendlichen
Traurigkeit, kein Heft und keinen Bleistift oder gar einen Buntstift zu
besitzen. So entstand die Idee, für Schulkinder in Indien Geld zu sammeln
um dadurch die Sehnsucht, einen Bleistift zu besitzen, stillen zu können.
Die Sammelaktion "STIFTER
10. Dezember 1998 statt.
FÜR
EINEN
STIFT
SEIN"
fand
am
Auszüge aus meinem "Ein Versuch, Indien zu fassen":
Menschenerfüllt sind die Straßen, unendliche Bewegung.
Nichts ist, was mich nicht bewegt.
Fröhliche Kinderstimmen dringen an mein Ohr. Bettelnde Hände nähern
sich mir.
Ich bin meiner Neigung zu geben nicht mehr gewachsen.
Ein Stück Naschwerk wird zur Gabe und beglückt.
Mit roten Perlen voll sind die Granatäpfel: Fruchtschmuck.
Aufwühlend zutiefst das Gemüt mir ist.
Blühende Mimosenbäume säumen kilometerweit den Weg.
Süß berauscht vom Blütenduft bin ich.
Lotusblüten trösten mein Herz.
Im unendlichen Schweigen der Nacht erhebt plötzlich ein Moslem seine
Stimme zum Gebet.
Die Pracht der Tempel und Paläste: Uralte Zier.
Schönheit und Armut irritieren mein Herz.
32
Mitten im August
mitten in Asien
ein Sternenbild:
Ich denke an Weihnachten
Eva Windisch
Die Sammlung am 10. Dezember erbrachte 4000 Schilling für Indien.
Danke! (die Redaktion)
Meine Reise nach Kreta
Teil 2: Eine Fahrt nach Santorin
Am vierten Tag auf Kreta mussten wir schon um fünf Uhr aufstehen, damit
wir rechtzeitig unser Schiff bekamen. Wir planten nämlich einen
ganztägigen Ausflug nach Santorin, das ist eine Insel 120 Kilometer
südlich von Kreta. Um halb sechs fuhr unser Bus zum Hafen und um halb
sieben erreichten wir unser Schiff, die "Artemis".
Es war ein richtiges Luxusschiff mit Bar, Café, ... Das Überraschende
dabei war ja, dass die Fahrt billig war. Sie kostete mit Führung nur ca.
1000 Schilling. Wir haben zuerst einmal an Bord gefrühstückt, dann hörten
wir uns einen Vortrag über Santorin an.
Santorin ist eine Insel, die vor etwa 3.500 Jahren explodierte. Es war die
größte Explosion der Welt und durch diese wurde ein Teil des Vulkans und
auch der Insel entweder weggesprengt oder im Meer versenkt. Man
vermutet, dass dort das sagenumwobene Atlantis liegt. Es gibt auf der
noch verbleibenden Insel eine Stätte, die noch besser erhalten ist als
Pompeji. Auch diese versank im Meer. Die Druckwelle der Explosion hat
angeblich auch Kreta mit einem schweren Erdbeben und einer Flutwelle
heimgesucht.
Wir fuhren etwa fünf Stunden und um etwa zwölf Uhr mittags erreichten
wir Santorin.
Santorin hat auch zwei "Schwesterninseln", die in den Jahren 1507 und
1707 entstanden. Die jüngste der beiden Inseln hat auch noch einen
tätigen Vulkan und ich konnte von der Ferne Rauch von der Insel
aufsteigen sehen. Im Moment verhält sich der Vulkan ziemlich ruhig. Die
Hauptstadt von Santorin ist Fira. Es liegt sehr hoch und buchstäblich am
Kraterrand. Die herausgerissene Ecke ist unterm Meer und es geht steil
nach oben. Es ist wie ein Halbkreis aus Lavagestein. Man kommt aber
nicht mit dem Auto oder Bus hinauf nach Fira. Entweder man marschiert
zu Fuß über sechshundert Treppen, fährt mit der Seilbahn oder reitet, wie
ich, mit dem Esel hinauf. Die Straßen der Stadt können auch nur entweder
begangen oder beritten werden. Im Mittelalter war die Hauptstadt von
33
Santorin Ia. Typische kretische Postkarten zeigen die Kirchen mit den
blauen Kuppeln. Das sind die weißen Kirchen von Ia.
Wir aßen in einer Taverne zu Mittag. In der Mitte der Taverne war ein
kleiner Swimmingpool, wo sich die Kinder austoben und abkühlen
konnten. Mir selber war auch sehr heiß, da wir fast vierzig Grad hatten.
Eines muss ich dazu aber noch sagen: Bei uns kommen einem 35 Grad
heißer vor, in Griechenland weht dagegen vom Meer her immer eine Brise.
Es war aber trotz meiner Kappe, die die Sonne abblockte, sehr heiß. Von
der Taverne aus hatten wir einen wunderschönen Blick aufs Meer. Das
sah einmalig aus. Es gab noch andere kleinere Erhebungen aus dem
Meer. Diese waren vor der riesigen Explosion hohe Berge auf Santorin.
Nach dem Essen sahen wir uns die Stadt an.
Hinter der Stadt war ein wunderschönes Hochplateau. Das war der gut
erhaltene Teil der Insel. Dort gibt es auch Straßen und einen Flugplatz.
Die Insel hat einen Durchmesser von 18 km, Kreta hat übrigens einen von
etwa 200 km in der Länge und 60 in der Breite. Das alles war einfach toll.
Dort war es einem buchstäblich egal, ob man ein Auto hatte oder nicht.
Man kam auch zu Fuß überall schnell hin. Um halb fünf Uhr nachmittags
begaben wir uns mit der Seilbahn nach unten. Um 17:00 Uhr ging das
Schiff wieder in Richtung Kreta. Wir waren alle sehr beeindruckt von Fira
und Santorin.
Wir aßen auf dem Schiff zu Abend. Das war auch ein einmaliges Erlebnis,
weil die Sonne durchs Fenster direkt zu mir hineinschien und gleichzeitig
das Meer an mir vorbeirauschte. Davon habe ich schon als kleines Kind
geträumt. Das Essen selber war nicht so einmalig. Das Gemüse hat
geschmeckt, als wäre es monatelang im Meerwasser getränkt gewesen,
die Nudeln in Soße waren da schon besser. Ich sah mir auch noch den
Sonnenuntergang an Bord der Artemis an. Der Himmel war klar und die
Sonne versank buchstäblich als glutroter Feuerball im Meer, nicht im
Dunst. Sowas habe ich wirklich noch nie gesehen. Es war unbeschreiblich.
Gegen 21:30 Uhr legten wir, nach etwa fünfstündiger Fahrt wieder im
Hafen an. Wir waren eigenartigerweise alle nicht müde. Das ging allen so.
Der Bus brauchte noch etwas länger zur Abfahrt. Ein Mann kam zu spät
und musste unbedingt dann noch eine Zigarette rauchen. Doch um Viertel
elf konnten wir endlich wegfahren. Um elf Uhr kehrten wir schließlich nach
Panorma zurück.
Ich ging noch mit einem bekannten Paar zu einem zweiten Abendessen.
Die Kinder gingen inzwischen schlafen. Um zwölf kehrten wir zum "Kirki"
zurück. Anschließend tranken wir auf der Terrasse einen Kaffe, ich
duschte mich und schwamm noch eine Runde im Pool. Schließlich ging
ich auch zu Bett. Es war eine lauwarme Sommernacht und irgendwie
kamen in mir romantische Gefühle hoch, für die ganze Landschaft von
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Santorin, die Geschichte der Insel, für Kreta, ... Ich dachte noch etwas
darüber nach, dann schlief ich ein.
Am nächsten Tag ruhten wir uns einmal aus. Wir blieben im Hotel, und ich
spazierte den Strand entlang. Inzwischen waren neue Gäste eingetroffen,
zB ganz nette Deutsche. Mit dem Sohn freundete sich mein Neffe Dominik
sofort an. Es gab dann bei der Abreise eine rührende Abschiedsszene.
Doch dazu erzähle ich noch später etwas. Am Donnerstag wollten zwei
Freunde, mein Vater und ich zur Samariaschlucht, der mit 18 km Länge
größten Schlucht Europas. Daraus wurde aber nichts. Wir standen wieder
einmal um fünf Uhr auf und warteten von halb sechs bis sieben Uhr auf
den Bus. Der kam aber nicht, weil er den falschen Ort, der Panermo heißt,
anfuhr.
Manuel Pöppel
Steno 2
(Fortsetzung folgt)
Sport und Spiel
Der Wiener Behindertensportverband ist 20 Jahre jung
Der Wiener Behindertensportverband feiert in diesen Tagen sein
20-jähriges Bestehen.
Auf Initiative des damaligen Sektionsleiters im Österreichischen
Versehrtensportverband Willi Hohm (kriegsblind) wurde der Verband als
"Wiener Sportverband für Versehrte" im Jahr 1978 gegründet. Ziel dieser
Gründung war nicht nur, die Aktivitäten der damals zwei Wiener Vereine
zu koordinieren, sondern vielmehr auch ein geeignetes Instrumentarium
zu schaffen, um für den Behindertensport endlich Förderungen von der
öffentlichen Hand zu erhalten, wie dies für den "Nichtbehindertensport"
längst üblich war. Willi Hohm war von der Gründung bis zum Jahr 1986
trotz des schweren Handicaps vollblind zu sein, geschäftsführender
Präsident des Verbandes.
In den 20 Jahren des Bestandes nahmen und nehmen ehemalige Schüler
und Mitglieder des Lehrerkollegiums des BBI verantwortungsvolle
Positionen im Verbandsvorstand ein. Vom Lehrkörper war es vor allem
Direktor OStR Prof. Franz Haslinger, der neben vielen anderen
verantwortungsvollen Funktionen im Behindertensport für den Wiener
Behindertensportverband außerordentlich viel geleistet hat. Als
Schriftführer bzw. stellvertretender Schriftführer von 1980-1990 und
geschäftsführender Vizepräsident von 1990-1996 hatte er großen Anteil
am Auf- und Ausbau des Verbandes. Prof. Susanne Alteneder fungierte in
35
den Jahren 1986 und 1987 alternierend zu Prof. Haslinger als
Schriftführerin bzw. stellvertretende Schriftführerin.
Aus dem Kreis der ehemaligen Schülerinnen und Schüler des BBI sind es
mehrere Namen, die im Laufe der Jahre in der Verbandsgeschichte
aufscheinen. Hans Ewald Grill lenkte zuerst als Sektionsleiter die
Geschicke des Blindensports in der Zeit von der Gründung bis 1986 und
steht seit 1990 als stellvertretender Sportwart und Jugendreferent
wiederum zur Verfügung. Edith List (geb. Hölzl) von 1986-1991 und Maria
Wurnig (von 1992 bis dato) vertraten in den Folgejahren die Interessen
des Blindensports im Verbandsgetriebe. Kurt Prall leitet seit 1991 die
Leichtathletiksektion, deren Sportlerinnen und Sportler große nationale
und internationale Erfolge erringen konnten. Franz Schöffmann wurde von
Willi Hohm 1980 unter dem Motto, "es ist nicht viel Arbeit" überredet, dem
Verband als Kassier zur Verfügung zu stehen und er bekleidete dieses
Amt bis 1996 permanent. Nachdem Prof. Haslinger im Jahr 1996 für die
kommende Funktionsperiode nicht mehr als geschäftsführender
Vizepräsident zur Verfügung stand, lag es nahe, dass sich Franz
Schöffmann, der das Verbandsgeschehen aus seiner mittlerweile 16jährigen Tätigkeit als Kassier gut kannte und den zudem eine tiefe
Freundschaft mit Prof. Haslinger verbindet, für dessen Nachfolge zur
Verfügung stellte. Darüber hinaus gelang es, mit Gemeinderat Mag. Franz
Karl eine in Behindertenfragen besonders engagierte Persönlichkeit als
Verbandspräsidenten zu gewinnen.
Anlässlich des 20-jährigen Vereinsjubiläums lud Vizebürgermeisterin
Grete Laska am 3.11.1998 zu einem Empfang in den Wappensaal des
Wiener Rathauses. An der Festveranstaltung nahmen rund 130 Personen
teil, unter ihnen zahlreiche Ehrengäste aus Sport und Politik. Alle
delektierten sich an dem exzellenten Buffet und freuten sich über die
dezente musikalische Untermalung, für die von der Stadt Wien sozusagen
als "Geburtstagsgeschenk" gesorgt worden war.
Diese Festveranstaltung war ein wirklich schöner und feierlicher Rahmen.
Im Mittelpunkt des Abends standen die Ehrungen verdienter Funktionäre
und besonders erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler des Wiener
Behindertensportverbandes.
Den ersten Höhepunkt bildete die Überreichung der von der Wiener
Landesregierung verliehenen Verdienstzeichen durch Vizebürgermeisterin
Grete Laska an fünf verdiente Verbandsfunktionäre, unter denen sich
auch Direktor OStR Prof. Franz Haslinger und Franz Schöffmann
befanden.
In Würdigung ihrer Leistungen um den Auf- bzw. Ausbau des
Behindertensports wurden Direktor OStR Prof. Franz Haslinger mit dem
Goldenen Verdienstzeichen und Franz Schöffmann mit dem Silbernen
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Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Vizebürgermeisterin
Laska führte in ihrer Ansprache aus, dass es gerade in Sportarten, die von
den Medien (noch) nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen werden,
besonders wichtig sei, engagierte Funktionäre zu haben, die sich
unermüdlich für den weiteren Ausbau des Sportangebotes für die Wiener
Bevölkerung einsetzen. Dies gelte in besonderem Ausmaß für den
Behindertensport. Prof. Haslinger dankte in bewegten Worten namens der
Ausgezeichneten und betonte, dass diese Auszeichnung auch
stellvertretend für viele ehrenamtliche Funktionäre des Behindertensports
zu sehen sei.
Bei der Festveranstaltung wurden auch Verbandsehrungen vorgenommen:
Der Gründer des Verbandes, Willi Hohm, wurde mit dem Ehrenzeichen in
Gold ausgezeichnet. Von den 19 geehrten erfolgreichsten Sportlerinnen
und Sportlern waren fünf blinde bzw. hochgradig sehbehinderte Mitglieder
des VSC ASVÖ-Wien, die allesamt vielfache Medaillenerfolge bei
internationalen Großveranstaltungen, wie Paralympics, Welt- und
Europameisterschaften errungen haben: Elisabeth Maxwald (zuletzt
Paralympics-Siegerin im Langlauf 1998), Gabriele Berghofer (zuletzt
Silbermedaillengewinnerin im Langlauf bei den Paralympics 1998), Willi
Monschein (zuletzt zweifacher Vizeweltmeister 1998 in der Leichtathletik),
Kurt Prall (u.a. Paralympics-Sieger 1988 in der Leichtathletik) und Ernst
Wurnig (u.a. Paralympics-Sieger 1976, Vizeweltmeister 1978 und
Europameister 1983 im Goalball) erhielten in Würdigung ihrer
außerordentlichen sportlichen Erfolge auf internationaler Ebene das
Ehrenzeichen in Gold durch Verbandspräsident Landtagsabgeordneter
Mag. Franz Karl und Gf. Vizepräs. Franz Schöffmann überreicht.
Die Atmosphäre der Festveranstaltung gibt zur berechtigten Hoffnung
Anlass, dass der Behindertensport in der Öffentlichkeit immer größere
Anerkennung findet und so endgültig aus seinem früheren Schattendasein
heraustreten kann.
F. Schöffmann
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Bericht von den Schwimmmeisterschaften
am 21.11.1998 auf der Schmelz in Wien
Am Samstag, dem 21.11.1998 fanden auf der Schmelz die 20. Wiener
Schwimmmeisterschaften statt. Vom BBI nahmen 4 Schüler an den
Meisterschaften teil: Ursula Raunig, Helmut Wasserbauer, Thomas
Orieschnig und Peter Martinek. Auch Christoph Grubhofer nahm die lange
Anreise aus Oberösterreich auf sich um an den Start zu gehen.
Peter Martinek gewann 3 und Ursula Raunig 2 Goldmedaillen, Helmut
Wasserbauer 2 Silbermedaillen und Thomas Orieschnig wurde über 50 m
und 100 m Freistil Zweiter ohne Medaille.
Es gab auch einen Staffelbewerb über 4x50m Brust. Die Staffel Wien 3 mit
Karl Eder, Christoph Grubhofer, Thomas Orieschnig und Peter Martinek
gewann in der neuen Rekordzeit von 3:20 min.
Dies war eine spannende Meisterschaft!
Ursula Raunig und Thomas Orieschnig
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Weihnachtliches
Weihnachten
Markt und Straßen steh'n verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh' ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt.
Tausend Kindlein steh'n und schauen
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen O du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff
Stille Nacht, heilige Nacht ...
Der Welthit aus Österreich unterliegt keinen Modeströmungen. Der
österreichische Exportschlager gehört heute der ganzen Welt. Kein
anderes Lied wird weltweit in diesen Tagen so oft gespielt und gesungen,
keines erschallt aus derart vielen Lautsprechern und kein anderes
Musikstück wurde in so viele Sprachen übersetzt. Getrost darf "Stille
Nacht, heilige Nacht" als Welthit Nummer 1 apostrophiert werden.
Wie bei so vielen ganz großen Werken, hätte zu Beginn wohl niemand an
einen so großen Erfolg geglaubt. Das Lied, mit dem in aller Welt die
Geburt Jesu Christi gefeiert wird, war vor genau 180 Jahren das erste Mal
zu hören. 1818 erklang es, vorgetragen von zwei Männern in der Kirche
von Oberndorf, begleitet von einer Gitarre.
Die Nachwelt ist dem Salzburger Franz Xaver Gruber und seiner großen
Liebe zur Musik zu Dank verpflichtet. Sein großer Wunsch war es, das
Orgelspielen
zu erlernen. Weil es der Vater nicht erlaubte, bastelte er sich eine
Klaviatur aus Stäben und übte darauf in der Nacht. Als Franz Xaver
Gruber gerade erst zwölf Jahre alt war, wollte es der Zufall, dass der
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Organist erkrankte. Niemand beherrschte das Instrument und so durfte er
den Gesang der Kirchgänger bei der Sonntagsmesse begleiten.
Franz Xaver Gruber wurde später Dorfschullehrer. Am Heiligen Abend des
Jahres 1818 überraschte ihn der Hilfspriester Joseph Mohr mit der Bitte,
ein selbstverfasstes Gedicht zu vertonen. Weil die Kirchenorgel kaputt
war, wollte der Priester seinen Gläubigen wenigstens ein Lied vorsingen
und auf der Gitarre begleiten.
Das Gedicht des Priesters Joseph Mohr begann mit den Worten: "Stille
Nacht, heilige Nacht". Melodie und Text gefielen den Besuchern der
Messe am Heiligen Abend so gut, dass Franz Xaver Gruber sein Lied
künftig zu jeder Christmette auf der Orgel spielte. Schnell verbreitete sich
das Lied im gesamten Salzburger Land und in Tirol. Tiroler waren es auch,
die das Weihnachtslied erstmals in Deutschland sangen. Auch hier war
die Begeisterung sehr groß. Der Beginn eines beispiellosen Siegeszuges
war getan. Menschen aus aller Herren Länder übernahmen die Melodie
und übersetzten den Text in ihre Sprache. Heute gehört das Lied allen
Menschen auf dieser Erde. Weihnachten ohne "Stille Nacht, heilige Nacht"
wäre heute für die meisten von uns undenkbar.
Köstlichkeiten zur Weihnachtszeit
Damit die Vorfreude auf das Weihnachtsfest auch den Magen in wohlige
Stimmung versetzt, damit Sie die Gäste mit süßen Köstlichkeiten
verwöhnen können, haben wir in dieser Ausgabe von BBInfo ein paar
Rezepte von Weihnachtsschmankerln niedergeschrieben. Sollte es heuer
vielleicht schon zu spät sein, könnten Sie die Rezepte im nächsten Jahr in
der Adventzeit ausprobieren.
Den Hausfrauen viel Freude beim Backen, den Naschern guten Appetit!
VANILLEKIPFERL
Zutaten:
28 dag gl. Mehl
10 dag geriebene Haselnüsse
8 dag Zucker
20 dag Butter
2 Esslöffel Rahm
mehrere Packerl Vanillezucker
Staubzucker
Zubereitung: Zutaten "verkneten" (Mürbteig), im Kühlschrank rasten
lassen, verarbeiten. Nach dem Backen in Staub- und Vanillezucker
wälzen.
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WUNDERNÜSSCHEN
Zutaten:
2 Eiklar
14 dag Zucker
25 dag geriebene Haselnüsse
Marmelade
Zubereitung: Schnee schlagen, Zucker und Nüsse unterheben, mit
Kaffeelöfferl auf ein Backpapier setzen, mit Kochlöffel Vertiefung drücken,
Marmelade einfüllen - backen.
SCHOKOLADEBROT
Zutaten:
25 dag Butterkekse
25 dag Ceres (Kokosfett)
25 dag Kochschokolade
2 Eier
25 dag Walnüsse
Aranzini, Zitronat, Rum
Zubereitung: Butterkekse zerbrechen, Ceres mit der halben Menge
Schokolade vorsichtig zerlassen, restliche Schokolade und Walnüsse grob
hacken. Alle Zutaten vermengen, zuletzt Ceres und halbe Menge
Schokolade und Rum abschmecken, in mit Oblatten ausgelegte Form
füllen, kalt stellen, dünn aufschneiden.
Greifen Sie zu!
Nur mehr bis Ende 1998 ist es möglich Punktschriftexemplare unserer
Festschrift (2 Bände) zum Jubiläumspreis von S 30,-- zu erwerben. Ab
1999 gibt es diese Aktion nicht mehr. Wir werden aber ein Auge
zudrücken, wenn die Bestellungen bis Mitte Jänner eintreffen!
Die Festschrift kann auch in Schwarzschrift und/oder auf Diskette zum
Preis von S 30,-- bestellt werden.
Besonders hinweisen möchten wir auf unsere Doppel-CD "100 Jahre BBI"
mit musikalischen Beiträgen zahlreicher blinder Künstler. S 180,-- kostet
diese Sammlung von Beiträgen ehemaliger Schüler.
Wir haben im Laufe dieses Jubiläumsjahres sehr viele CDs und
Festschriften an interessierte Menschen weitergeben können, aber unsere
Reserven sind noch nicht erschöpft!
Benötigen Sie noch ein verspätetes Weihnachtsgeschenk? Wenn ja, dann
greifen Sie zu! Bestellungen nimmt unser Sekretariat gerne entgegen:
01/7280866-216.
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%%% Einladung Hausball %%%
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Impressum
Dieses Informationsblatt
herausgegeben.
wird
vom
Bundes-Blindenerziehungsinstitut
Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der
Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger.
Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten
Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken.
Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid.
Kostenträger für das Informationsblatt ist der Elternverein des BundesBlindenerziehungsinstitutes.
Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5.
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