4/98 Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes Liebe LeserInnen! Advent, das ist jene Zeit im Jahr, in der wir Ruhe finden sollten, die Zeit zur besinnlichen Rückschau. Die Glaubwürdigkeit dieser Aussage unterbietet allerdings selbst die kühnsten Neujahrsvorsätze, deshalb ist die Vorweihnachtszeit für viele auch heuer wieder von Stress und Hektik geprägt. Man kann gar nicht früh genug mit den Vorbereitungen für das große Fest beginnen. Wenn Sie in der sogenannten stillsten Zeit des Jahres nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht, dann versuchen Sie mit einem Bummel durch die verschneite Winterlandschaft ein bisschen Ruhe zu finden. Versuchen Sie den Weihnachtsstress zu vertreiben, lassen Sie die Seele baumeln und stärken Sie sich auch von Zeit zu Zeit mit einer Tasse Punsch, mit Maroni oder anderen Köstlichkeiten auf den diversen Adventmärkten. Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist in fast allen Ländern der Erde zu spüren, immer wieder spielen dabei die Kinder eine große Rolle. Nervöse Finger beim Auspacken, Überraschung und Begeisterung sind dem Schenkenden Belohnung für die Zeit des Suchens, Nachdenkens und Auswählens. Schenken macht Freude! Es stellt sich allerdings - ich glaube, in der heutigen Zeit ganz besonders - die Frage, müssen es immer materielle Geschenke sein? Zeit, Gespräche, Güte und Liebe, Bekenntnis zur Wahrheit, vielleicht auch einmal das "DU" in den Vordergrund stellen. Nur noch wenige Tage trennen uns vom Weihnachtsfest und vom Jahreswechsel. Auch in Schule und Internat wird der Adventzeit große Bedeutung beigemessen, Lieder und Gedichte werden gelernt, an Weihnachtsgeschenken wird gearbeitet und im Lichte der brennenden Kerzen am Adventkranz rücken alle wieder näher zusammen. Mit verschiedenen Beiträgen aus dem Schulalltag und Freizeitbereich wollen wir in dieser Ausgabe des BBInfo ein wenig über unser Tun informieren bzw. auf das Weihnachtsfest einstimmen. Das Jahr 1998 geht als besonderes Jahr in die Annalen des BundesBlindenerziehungsinstitutes ein. In diesem Jubiläumsjahr, das in wenigen Tagen zu Ende geht, gab es unter dem Motto "100 Jahre Blindeninstitut Wittelsbachstraße" eine Reihe von Aktivitäten wie Ausstellungen, Pflanzung einer Jubiläumslinde, Herausgabe einer Festbroschüre, Produktion einer Doppel-CD, Festakt usw. Ich möchte an dieser Stelle allen aufrichtig danken, die zu den Erfolgen beigetragen haben. Keinesfalls werden wir uns auf den Lorbeeren ausruhen, neuen Herausforderungen stellen wir uns im Interesse unserer SchülerInnen und unseres Hauses. Geschätzte LeserInnen, zum Jahresausklang darf ich allen unseren Freunden und Helfern für die Unterstützung danken und den Eltern 2 unserer SchülerInnen ein herzliches Dankeschön für das gegenüber unserer Schule gezeigte Vertrauen sagen. Ihnen allen und Ihren Familien wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest sowie ein erfolgreiches gesundes Jahr 1999. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor BBI intern Aus der Redaktion Wie es der Zufall will, treffen zu unserer großen Freude viele Artikel ehemaliger Schüler ein. Aus diesem Grund wird noch einmal der Beitrag von Andreas Salchegger über sein Leben, der teilweise in unserer "Festschrift" abgedruckt worden ist, verschoben. Wir bitten um Verständnis. Die Bezieher der Diskettenausgabe bitten wir um Entschuldigung dafür, dass die Nummern 3 und 4 gemeinsam ausgeliefert werden! Erich Schmid 3 Handelskammerprüfung Am 11. November 1998 haben Manuel Pöppel Gerlinde Reischer Helmut Wasserbauer die Handelskammerprüfung des Wirtschaftsförderungsinstitutes Kammer der gewerblichen Wirtschaft (WIFI) mit Erfolg abgelegt. der Die Prüfung setzte sich aus folgenden Teilgebieten zusammen: 1. Fertigkeit aus Stenotypie: Aufnahme zweier Ansagen von je 3 Minuten Dauer in der Geschwindigkeit von 100 Silben in der Minute. Die Übertragung erfolgte maschinschriftlich. 2. Ansage eines fortlaufenden Textes in einer Geschwindigkeit von mind. 1800 Reinanschlägen in 10 Minuten mit höchstens 0,5 Prozent Fehlern. 3. Ansage in die Maschine: Aufnahme einer 3 Minuten dauernden Ansage in der Geschwindigkeit von 60 Silben in der Minute. 4. Formgerechte Gestaltung eines Schriftstückes aus der Wirtschaftspraxis Wir danken der Prüfungskommission des WIFI, Frau Mag. Dirnweber und Herrn Regierungsrat Nagl, die die Prüfung abgenommen haben und gratulieren den Schülern zur erfolgreich abgelegten Prüfung. Jutta Wiesenhofer Vier TelefonistInnen haben "bestanden"! Am 5. November 1998 war es endlich so weit - zwei weibliche und zwei männliche Teilnehmer des einjährigen Telefonistenkurses des Schuljahres 1997/98 konnten zur Staatlichen Abschlussprüfung antreten. Es war keinesfalls die Schuld der Kursteilnehmer oder der verantwortlichen Lehrer, dass die Prüfung erst so spät abgehalten werden konnte, vielmehr ließen uns die großen Veränderungen im Bereich der "Post" im Frühjahr 1998 buchstäblich über Nacht ohne Prüfungskommission da stehen. Die uns über viele Jahre zur Seite stehenden Prüfer wurden im Zuge der gewaltigen Umstrukturierungen in den Vorruhestand versetzt und so musste erst mühsam eine neue Prüfungskommission zusammengestellt werden. "Gut Ding braucht Weile" - dieses Sprichwort traf in unserem Fall zu. So schwierig und langwierig unsere Suche war, mit der großteils neuen "Mannschaft" hat unser Institut wieder einen Goldgriff getan! "Neu" sind 4 Herr Prokurist Ing. Heinz Dicketmüller (als Vorsitzender) und Frau Walburga Mohaupt (als Beisitzerin), beide von der nunmehrigen Telekom Austria. Herr Direktor Ing. Hans Lang als Vertreter der Fernsprechbaufirma Siemens blieb uns als Beisitzer erhalten. Schon im ersten Informationsgespräch der Ausbildungsverantwortlichen mit den beiden Vertretern der Telekom Austria am 26. August dieses Jahres wurde klar, dass sie den neuen Weg in Ausbildung und Prüfung mit uns gehen wollen. Viele Ideen wurden diskutiert, die Zukunft schon ein wenig vorbereitet. Die Anpassung der Lehrinhalte der Ausbildung wird gemeinsam zielstrebig fortgesetzt, durch Namensänderung der Ausbildung in "Lehrgang für Telekommunikation" (mit zukünftiger CallCenterausbildung) soll der Blick in die Zukunft gerichtet werden. Die vier KandidatInnen, Romana Hausleitner, Natalija Jon, Andreas Bergmann und Predrag Radic stellten sich der schriftlichen und mündlichen Prüfung. Am 5. November konnten sie die Ausbildung erfolgreich abschließen. Die Leistungen waren sowohl im praktischen als auch im technischen Bereich teilweise recht ansprechend, Mühe und Arbeit brachten den Lohn - Prüfungszeugnis und Befähigungsnachweis. Wir gratulieren den vier geprüften "Hallofonisten", wünschen ihnen viel Erfolg bei der weiteren Ausbildung (Lehrgang für Textverarbeitung) und im späteren Berufsleben Anerkennung und Zufriedenheit. ALLES GUTE! OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Was im Jahr 1998 in der Küche "verkocht" wurde Brot 1.162 kg Gebäck 10.300 Stk. Käse 187 kg Mehl 377 kg Salat 119 Kisten Topfen 153 kg Butter 197 kg Gemüse 2.854 kg Kartoffeln 1.140 kg Milch 2.719 l Schulkakao 857 l Wurst 420 kg Eier 5.555 Stk. Grieß 43 kg Margarine 139 kg Obst 1.227 kg Speiseöl 326 l Zucker 274 kg Fleisch 1.107 kg Joghurt 340 kg Marmelade 120 Glas Reis 211 kg Teigwaren 340 kg Es folgen zwei Speisepläne, die den Lesern Gusto machen und die Abwechslung im "Essensbereich" dokumentieren sollen. Helga Gawher Wirtschaftsleiterin 5 SPEISEPLAN 1 6 SPEISEPLAN 2 7 Öffentlichkeitsarbeit Jugend-Plakataktion - ein Projekt des Kulturservice und der PSK im Oktober 1998 Die Gestaltung eines Plakates in der Nähe der Schule zum Thema "Forever alive" war in erster Linie Grund für viele Stunden der Begegnung und Auseinandersetzung mit den Themen Leben und Tod, Vergänglichkeit, Ewigkeit. Zwölf Jugendlichen war dieses Treffen von solcher Wichtigkeit, dass sie keinen Termin versäumten. Schon allein die Bereitschaft mitzumachen, zu kommen, sich Zeit zu nehmen um Gedanken und Erfahrungen auszutauschen, zeugte von gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Vertrauen. Viele Gedanken entfalteten sich, viele Ideen entstanden. Gemeinsam wurde überlegt, welche Idee wir kreativ gestaltet zur Geltung bringen können und in welcher Form. Mit größtem Einsatz und größter Bereitschaft entstand unser Plakat, das nur ein Auszug dieser intensiven Auseinandersetzung war, ein kleiner Teil vom Ganzen. "Das Leben ist wie eine Diskette: empfindlich, geheimnisvoll, löschbar." Jeder gab sein Möglichstes. Um so größer war die Enttäuschung, als wir, gerüstet mit einer großen Leiter und allen restlichen Utensilien, zur uns zugewiesenen Plakatwand in der Kegelgasse - Ecke Blattgasse marschierten, denn diese war von zwei riesigen Baucontainern fast bis zur Gänze verstellt (Eine nicht sichtbare Plakatwand!). Täglich bringen die Jugendlichen ihre Betroffenheit über diese unglückliche Lage zum Ausdruck, verbunden mit der Sorge, ob unser Werk denn geschaut werden könne. Inzwischen hat sich das Gefühl unendlicher Traurigkeit und des Nichtverstehens breit gemacht, denn das Plakat wurde zerstört. Jürgen Zauner Raimund Ziering Christoph Zottl Mitwirkende: Jürgen Bernold Sonja Hammer Gerald Hartl Romana Hausleitner Daniela Kurz Thomas Orieschnig Manuel Pöppel Ursula Raunig Martin Schmale Gast: Pater Florian Leitung: Eva Windisch Unterstützt von: Elisabeth Enzinger 8 Erleben - begreifen Eine Exkursion zur Fachausstellung für Blindenhilfsmittel Am Samstag, dem 7. November 1998 hatten die beiden Steno-Klassen und die Telefonie eine Exkursion zum Blindenverband, um sich über die neuesten technischen Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte zu informieren. Bei der ersten Firma stellte uns ein Mitarbeiter ein Leseprogramm für Blinde vor. Es handelte sich um eine deutsche Firma, die das selbst entwickelt hat. Das nächste war auch für mich interessant. Es wurden ein Via-VoiceSpracheingabeprogramm von IBM und ein neues Lesegerät für den Computer vorgestellt. Dieses Lesegerät ist so ähnlich wie das, das ich schon von unserer Schule kenne. Ich konnte das Via-Voice-Programm auch ausprobieren, aber meine Stimme hat es offenbar nicht so recht angenommen. Via-Voice ist ein Programm, das durch Spracheingabe funktioniert. Wenn man in ein Mikrophon spricht, dann erscheint das Gesprochene als Schrift auf dem Bildschirm. Natürlich muss man dieses Programm erst auf seine Stimme "einlernen". Das war der Grund, warum es mich nicht so recht "verstanden" hat. Danach kamen wir in einen Raum, in dem es hauptsächlich Lesegeräte gab. Wir betrachteten Lesegeräte in den Ausführungen Schwarz-Weiß und Color, d. h., die Schwarz-Weiß-Ausführungen haben keine Farbkamera und können das Bild nur in Schwarz-Weiß (Positiv) oder Weiß-Schwarz (Negativ) wiedergeben. Die Farbausführung hat verschiedene Kontrastwahlmöglichkeiten oder eine Farbkamera. Aber was mich am meisten bei diesem Stand und bei dieser Vorführung beeindruckte, war das "tragbare Lesegerät". Es ist nicht unbedingt tragbar, es ist sogar ziemlich schwer, aber es ist transportierbar. Der Bildschirm ist flimmerfrei und hat einen LCD-Schirm (Flüssigkristall-Bildschirm). Die Kamera ist in einer Art Mouse eingebaut, die auf Infrarotlicht reagiert. Die Kamera hat vor sich einen eigenen Ring aus Infrarotlicht und lässt sich mit Schaltern und Hebeln auf der Mouse verschärfen und/oder vergrößern. Das Gerät hat keine Farbkamera, aber es hat viele Farbkontraste und Hell-Dunkel-Einstellungen, die man auf dem Gerät selbst ein- und verstellen kann, eingebaut. Wenn ich wirklich einmal in eine andere Schule gehe, wäre dieses Lesegerät sehr praktisch für mich. Doch dieses Gerät ist sehr teuer. Ich habe mir einen Prospekt davon mit nach Hause genommen. Der nächste und letzte Raum, wohin wir gingen, war ein Vorführraum für Spiele für Blinde. Sie wissen sicher alle, wie diese Spiele im Allgemeinen 9 funktionieren und so muss ich sie, glaube ich, nicht erklären. Ich habe das neue Roulette ausprobiert. Es funktioniert mit Sprachausgabe. Wenn die Kugel rollt und man einen Knopf drückt, spricht der Computer "Nichts geht mehr" auf französisch, eben wie im Spielcasino. Ist die Kugel auf eine Nummer ausgelaufen, dann meldet die Stimme die Zahl. Dies läuft mit einem Sensor. Für die Jetons gibt es eine eigene Fläche, auf die man diese stecken kann. Dieses Spiel kostet jedoch auch ungefähr 7.000 Schilling. Danach begaben wir uns wieder nach Hause. Vielleicht gibt es auch nächstes Jahr wieder eine Fachmesse mit vielen Neuerungen auf dem Gebiet: Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte. Manuel Pöppel "Das virtuelle Orchester" Vom 17. bis zum 24. Oktober dieses Jahres fanden im gesamten Gebiet der EU zum zweiten Mal die "Netdays Europe" statt: Schulen waren aufgefordert das Internet im Rahmen von Projekten zu nutzen. Schon im vergangenen Jahr hatten wir uns an den Netdays beteiligt. Dabei bemerkten wir, dass unsere Beiträge im Zusammenhang mit Musik und Computer gut angekommen waren. Für heuer legten wir den Schwerpunkt vollständig auf Multimedia und reichten das Projekt: "The Virtual Orchestra" ein. Mit diesem Projekt wollten wir zeigen, wie in der heutigen Zeit Musikstücke der Unterhaltungsbranche produziert werden können: Künstler A spielt seinen Part und schickt ihn über Internet an Künstler B; dieser spielt seinen Teil dazu und schickt das Zwischenprodukt an Künstler C weiter. Dieser vervollständigt das Werk. - Wir haben angeboten, dass uns jedermann Melodien als Midi-Datei per E-Mail schicken kann. Wir wollten daraus vollständig instrumentierte Musikstücke machen und sie wieder im Internet der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Es war viel bürokratische Arbeit zu leisten, aber wir wurden dafür belohnt! Die EU hat unser Projekt mit dem höchstmöglichen Betrag gefördert: Sie übernahm die Hälfte der Kosten. Besonders überrascht wurden wir zusätzlich dadurch, dass wir auch national gefördert wurden, nämlich vom Techno-Z in Salzburg. Großzügig unterstützt wurden wir auch durch die Firmen IBM und Baum. IBM bot uns im firmeneigenen Haus ein Forum um unser Projekt zu präsentieren. Die Firma Baum lieferte nicht nur die Braille-Zeile, sie stellte auch in Form von Herrn Hochreiter technische Unterstützung zur Verfügung: Das Zugangsprogramm für WINDOWS 95, Virgo, musste an das Sequenzer-Programm Cakewalk pro Audio angepasst werden, damit alle Funktionen bequem über die Braillezeile (Vario) ausgelesen werden konnten. 10 Zum Glück begannen wir rechtzeitig mit den Vorbereitungsarbeiten, denn bei so komplizierten technischen Dingen steckt der Teufel immer im Detail. - Am 22. Oktober hatten wir unseren großen Auftritt im IBM-Haus: Michael Hoffmann machte auf unserem neuen Keyboard und dem Sequenzer-Programm - unterstützt von anderen Schülern - aus einer Melodie ein Musikstück und sang zur Krönung mehrere Stimmen dazu. Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer und Edith Cresson, Mitglied der europäischen Kommission "Education, Training and Youth", nahmen sich mehrere Minuten Zeit um unsere Präsentation zu besichtigen. Die SchülerInnen des Telefonistenlehrganges und der Stenotypistenausbildung nahmen an dieser Veranstaltung teil. Einige von ihnen heimsten beim Gewinnspiel kleine Preise ein. Anlässlich der "Interpädagogika" stellten wir vom 12.-14. November unser Projekt und die Schule am Messegelände einer breiten Öffentlichkeit vor. Diesmal wurden auch einige SchülerInnen der Korbflechterei und Bürstenmacherei einbezogen. Auf der IST-Tagung (IST = Information Society and Technology) vom 1.-3. Dezember im Austria Center hatten wir wieder die Gelegenheit zur Präsentation. Dies war besonders ehrenvoll, da nur 2 Projekte aus Österreich ausgewählt worden waren. Wir nahmen uns daher viel vor und wollten in 15 Minuten ein möglichst perfektes Musikstück im Saal, der über ca. 1000 Sitzplätze verfügte, produzieren. Aber es kam nicht dazu. Am Vorabend der Präsentation wollten wir die Ausrüstung aufstellen. Dies war jedoch nicht möglich, da im Saal bis Mitternacht Proben für eine Videoaufzeichnung stattfanden. Am Morgen wäre die Zeit für das Aufstellen und Verkabeln der zahlreichen Geräte zu kurz geworden. So mussten wir mit dem gesamten Material wieder nach Hause fahren. Ich hielt dann "nur" einen Vortrag, bei dem das Video über unser Projekt gezeigt wurde. Die Netdays sind zwar ein punktuelles Ereignis im Schuljahr, sie sollen aber weiter wirken. Bei uns tun sie das! Im Haus gibt es die Idee einer Hörspielproduktion, die mit Hilfe des neuen Multimedia-PCs hoffentlich realisiert werden kann. Erich Schmid 11 Feste und Feiern Das Laternenfest Das Laternenfest am 11.11.1998 war sehr schön. Susanne hat uns die Martinsgeschichte erzählt. Dazu hat es Punsch und Bratäpfel gegeben. Dann gingen wir mit unseren Laternen zum Ententeich. Ich habe eine Glaslaterne gehabt. Deshalb ist mir das Licht nicht ausgegangen, obwohl es windig war. Bianca, Milena und ich haben ein Gedicht aufgesagt. Wir haben gemeinsam schöne Martinslieder gesungen. Ich freue mich schon aufs nächste Laternenfest! Carina Lobnig, 4. VS Die Nikolausfeier Alle Kinder der Unterstufe sind aufgeregt und in freudiger Erwartung, was uns der Nikolaus zu erzählen hat. Wir beginnen mit dem Lied "Lasst uns froh und munter sein", danach folgen einige Gedichte von den Kindern. Erzieher Schlosser liest eine Geschichte vor. Dazwischen singen wir Lieder zur Gitarre. 12 Zum Schluss kam Nikolaus mit seinem großen Buch, einige Kinder durften seinen Stab halten. Nikolaus lobte alle Kinder, die in diesem Jahr so viel dazugelernt haben und so tüchtig waren. Schließlich gab es eine sehr gemütliche Jause mit Maroni, Punsch und Naschereien auf der Gruppe 8. Alle Kinder bekamen ein Naschsackerl und einen selbstausgestochenen Nikolaus aus Lebkuchen mit nach Hause. Es war ein sehr schönes Fest für alle! Elfriede Abderhalden Spezialbeiträge Die Integration - Mittel oder Ziel? Als ich vor fast vierzig Jahren im Alter von neunzehn in das Blindenerziehungsinstitut in Wien eintrat, war das für mich eine Befreiung von einer Last und der Beginn eines neuen Lebens. Wohl hatte ich die Tage vorher ein mulmiges Gefühl im Bauch, eine Mischung von Angst und Hoffnung, aber gleich mit dem Eintritt erlebte ich eine Erlösung von dem Druck, dem ich mich als schwer sehbehinderter Schüler über Jahre im normalen Schulbetrieb ausgesetzt gefühlt hatte. Ich kann mich so gut wie an gestern erinnern, wie das Lachen der Mitschüler durch die Gänge des Blindeninstitutes hallte und wie ich mich wunderte, dass es für Blinde überhaupt etwas zu lachen gibt. Beginnende Sehprobleme schon während der Hauptschule, Unsicherheit bei der anschließenden Berufswahl, ein Fehlstart in der Handelsakademie und ein mühsamer Durchgang durch die Handelsschule hatten mir mehr Anlässe zum Weinen als zum Lachen geboten. Vor allem fehlte mir eine Lebensperspektive - ich kannte aus eigener Anschauung keinen Blinden und damit auch kein entsprechendes Lebensbild, das mir als "gelungen" hätte erscheinen können. Wohl halfen mir einige Erwachsene und etliche Schulfreunde über die schweren Jahre der fortschreitenden Erblindung aber zwischen den beiden falschen und weit verbreiteten Vorstellungen, ein Blinder könne nichts oder ein Blinder könne ohnedies alles, hatte ich mir keine eigene positive Lebensvorstellung bilden können. So weit, so schlecht - Nun aber traf ich Mitschüler, die frei waren von diesen Sorgen und erwachsene Blinde, deren Lebensvollzug ausreichend erfreulich schien, mir die Hoffnung auf ein erfülltes Leben zurückzugeben, die mit dem Schwund des Sehvermögens mitverschwunden war. Ich konnte Telefonist oder Stenotypist werden, vielleicht sogar studieren? Jedenfalls konnte ich mich mit dem Gefühl der Gleichwertigkeit mit Schulkameraden und vor allem auch mit -kameradinnen unterhalten und konnte dank der Lern- und Schultechniken reguläre Leistungen erbringen 13 und war nicht mehr dem Gefühl ausgesetzt, meine Schulerfolge auch dem mitleidvollen Verständnis der Lehrer verdanken zu müssen. Es ging nun ziemlich rasch, dass ich bemerkte, nicht nur den Lebensumständen ausgesetzt zu sein, sondern die Kraft zur Lebensgestaltung zu haben. Eigene Erfahrungen sind gute Anlässe, über das entsprechende Problem nachzudenken. Um eine Sache aber zu beurteilen - diesen Versuch will ich hier machen - muss man auch auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen. Und es gibt tatsächlich auch andere Erfahrungen: Manche Absolventen der Blindenschulen klagen ein Leben lang, in die enge Welt der Blindheit hineinsozialisiert worden zu sein und geben der Schule die Schuld daran, dass es ihnen nicht oder nur schlecht gelänge, in der normalen Welt - also in der Welt der Sehenden - gut und angenehm bestehen zu können. Man muss diese Kritik ernst nehmen, denn um ein Erziehungsdefizit handelt es sich allemal: Entweder ist es nicht gelungen diesen Schülern genügend Wissen und Können auf den Lebensweg mitzugeben, sodass sie durch die Anerkennung der Mitwelt ihr eigenes Selbstbewusstsein aufbauen könnten; oder aber sie haben nicht genügend Sozialkompetenz erworben, also die Fähigkeit gut mit anderen umzugehen, sodass sie behinderungsbedingte und unvermeidliche Schwächen ausgleichen könnten. Ob es sich bei diesen Erziehungsmängeln um ein Versäumnis des Elternhauses oder um eines der Schule handelt, kann hier nicht einmal andiskutiert werden - dieser Frage kann man nur im Einzelfall nachgehen. Wohl aber kann man sich der Frage stellen, ob die Integration blinder Kinder in Klassen der Regelschule Vorteile gegenüber der Betreuung in der behinderungsspezifischen Sonderschule bietet. Stehen alle Sinne zur Verfügung, so nimmt der Mensch durchschnittlich an die sechzig Prozent der Umweltinformation über die Augen wahr; andererseits kommt der Mensch ziemlich unfertig auf die Welt. Das Kind muss vieles erst lernen: Verhaltensweisen, Bewegungsabläufe, Kommunikationsformen etc. Eine wirkliche Integration - das heißt Integration ohne größere Reibungsverluste - ist nur dann einigermaßen möglich, wenn die Verhaltensmuster ziemlich gleichartig sind; das bedeutet, dass eine Kulturgemeinschaft gegeben sein muss. Fehlt diese, wird man bestenfalls Toleranz oder allenfalls Akzeptanz vorfinden - der Blinde ist dann Objekt des Mitleids oder der Bewunderung, nicht aber gleichwertiges und gleichberechtigtes Subjekt in der Gesellschaft. Insbesondere in der frühen Kindheit muss die Wahrnehmungsschwäche bei Blindheit durch eine überdurchschnittliche Leistung der Betreuungspersonen ausgeglichen werden - die Eltern, Kindergärtner /Innen und später Lehrer /Innen sind gefordert. Inwieweit sich die Eltern diesen Ansprüchen aussetzen, liegt weithin außerhalb der 14 gesellschaftlichen Einflussnahme, wie weit sich Kindergarten und Schule aber dieser Aufgabe stellen, ist ein Problem der öffentlichen Organisation. Wie weit diese als Kulturleistung gelingt, ist ein Aspekt der sozialen Kultur. Ich rede in diesem Zusammenhang gerne von Kultur, weil Kultur ja überhaupt der erlernbare Anteil der Problemlösungskapazität der menschlichen Gesellschaften darstellt. Der Vergleich der Bewältigung des Winters als schweres Problem des Menschen bietet sich an: Auf hohem kulturellen Niveau sind die Probleme, die der Winter den Menschen verursacht, leicht zu bewältigen. Ja der Winter macht geradezu Freude oder Vergnügen, wie das Bild der Schipisten und Eislaufplätze zeigt. Bei mangelhafter Organisationsfähigkeit - und das galt für zehntausende Jahre menschlicher Geschichte - verursachte der Winter viel Kummer und wohl nur wenig Vergnügen. So wie der Umgang mit dem Winter erfordert die positive Bewältigung der Blindheit sowohl von Seiten des Betroffenen als auch von Seiten einiger Personen aus seiner sozialen Umwelt einen hohen Aufwand an Mühe, Wissen und Können; immerhin muss sich der Behinderte in zwei Kulturen heimisch machen, in der spezifischen und der allgemeinen. Die Spezialschule - man muss ja nicht den Begriff "Sonderschule" mit seinem negativen Beigeschmack verwenden - wird mehr dem Bedarf auf Sonderausbildung gerecht; und hierfür gibt es einen grundlegenden Bedarf: Ohne eine optimale Entwicklung der blindheitsspezifischen Lebenskünste - etwa der gesteigerten Aufmerksamkeits- und Merkfähigkeit - wird jede Integration hinken. Die Integration Behinderter in die Regelschule hingegen ist der Versuch den allgemeinen sozialen Ansprüchen Genüge zu leisten. Manchmal allerdings hat man das Gefühl, dass hinter der integrierten Beschulung, so wie sie heute propagiert wird, mehr guter Wille als Fachkompetenz steckt. Vor allem scheinen die Behinderten oft als Instrument der Sozialerziehung der Normalschüler herhalten zu müssen, ohne dass ihre speziellen Möglichkeiten gefördert werden. Soll die Integration Behinderter in die Regelschule als Mittel zum Ziel "Lebensintegration" gut funktionieren - bedarf sie vieler günstiger Faktoren; insbesondere dürfen die spezifischen Fähigkeiten, die man als Blinder braucht, technische und soziale, nicht vernachlässigt werden. Selbst bei optimaler Lehrorganisation bleibt die Tatsache, dass viele "Blindenkünste" nur wieder von Blinden erlernt werden können. Insgesamt jedenfalls haben wir den Kulturstandard, auf dem Mittel und Ziel der Integration ident sind, derzeit noch nicht erreicht, wie mir scheint. Bei der geringen Anzahl von blinden Kindern ist aber eine allgemeine Zunahme dieser Kompetenz auch nicht zu erwarten. Wegen dieses Kompetenzmangels muss Schulintegration mit Augenmaß - vielleicht auch 15 maßvoll - verordnet, empfohlen oder zugelassen werden, damit nicht nach einer Welle von gescheiterten Versuchen es wieder nur eine Erziehungsform, nämlich die der Sonderschule geben wird. Dann würden auch die integrationsfähigen Behinderten um ihre Chance gebracht werden. Beide Formen, Sonder- und Regelschule, haben Vorteile, beide Formen haben aber auch Nachteile - und im Vergleich der idealtypischen Vorstellungen macht dann die Praxis noch so manche Abstriche. Vielleicht sollte man auch deshalb nicht nur die idealisierten Vorstellungen, sondern auch die realen Zustände miteinander in Vergleich ziehen und beide Modelle miteinander laufen lassen. Solange "Konkurrenz", was "miteinander laufen" heißt, einen klaren Wettbewerb bedeutet, indem nicht nur ideale Vorstellungen dogmenartig verkündet, sondern auch konkrete Ergebnisse diskutiert werden, können wir nicht zu verkehrt unterwegs sein. Vielleicht wird eine Synthese der beiden denkbaren Typen - des integrierenden Unterrichts und der Spezialschule - den Ansprüchen am ehesten gerecht: Man schickt nicht die einzelnen Kinder in die Konkurrenz auf den harten Boden der Regelschulen, sondern setzt die Spezialschule der Konkurrenz mit Regelschulen aus, indem man Schülerwettbewerbe veranstaltet oder für einzelne Unterrichte oder irgendwelche Spiele Schüler der Regelschule in die Spezialschule einlädt. Die ständigen gesellschaftlichen Veränderungen erfordern Anpassungsprozesse auch an ihren Rändern - mag dies von dem einen oder von dem anderen auch als schmerzlich empfunden werden. Solange jedenfalls die Gesellschaft wohlwollend und aufmerksam ist, wird sie in diesem und vielleicht auch anderen Teilbereichen die Integration ihrer verschiedenen Mitglieder anstreben und an der Sozialordnung arbeiten. Und dabei ist die Sozialordnung gar nicht das letzte Ziel; sie ist nur ein Teil der Friedensordnung, die - wenn sie gelingt - allen zugute kommt. Dr. Klaus Pinkas (Klaus Pinkas, geboren 1940 in Graz, aufgewachsen in der Obersteiermark. Schüler am Bundes-Blindenerziehungsinstitut in den Jahren 1959 bis 1961, Ausbildung zum Telefonisten und Stenotypisten. Anschließend Eintritt in das Bundesministerium für Landesverteidigung als Stenotypist. Im zweiten Bildungsweg Realgymnasium für Berufstätige und Studium der Rechtswissenschaft, Promotion 1973. Langjährig tätig im heerespsychologischen Dienst, später im Institut für militärische Sicherheitspolitik und derzeit in der wehrpädagogischen Abteilung. Beschäftigung mit indischer Kultur, insbesondere Yoga; entsprechende Unterrichte dienstlich und privat.) 16 Titel machen Leute oder: Wie aus einem Behinderten ein Partner wird Heute, am ersten Donnerstag im Advent, war ich gegen Mittag in der Halle der U-Bahn-Station Schwedenplatz, um die neu verlegten Leitstreifen, von denen ich gehört hatte, im Alleingang zu testen. Ich war begeistert, wie gut diese Leitstreifen zur Orientierung geeignet sind. Gut gelaunt kam ich die Rolltreppe herauf und hörte eine Straßenbahn einfahren. Da ich wegen der vielen Geräusche nicht unterscheiden konnte, ob es sich um den N-Wagen richtung Blindeninstitut oder den "Einser" handelte, fragte ich in die Menge, welche Straßenbahnlinie dies sei. Eine männliche Stimme sagte "Ansa". Da ich so prompte Antwort bekommen hatte und nun alles wissen wollte, fragte ich auch noch in Richtung der Männerstimme, ob vielleicht hinter dem "Einser" der N-Wagen komme. "Du muasst ins Blindnheim?", hörte ich wiederum die Männerstimme, die sich mir nun näherte. "Bleib bei mia, i foa a in de Richtung.", hörte ich die Stimme, die aus einem Mund kam, über den mir meine Nase sagte, dass sich der schon einige Zeit mit der Aufnahme von Flüssigkeit am nahe gelegenen Glühweinstand beschäftigt hatte. "Bleib bei mia, du stehst unter meinem persönlichen Schutz." Schutzbedürftig war ich zwar nicht, aber ich blieb trotzdem bei diesem, wie ich offensichtlich gut gelaunten Herrn. Ich traute ihm nämlich sehr wohl zu, mir zu sagen, wann der N-Wagen einfährt. So standen wir da und warteten, doch nicht lange schweigend. "Wohnst du im Heim?", setzte der Mann das Gespräch fort. - "Ich fahre zwar zum Blindeninstitut, aber ich wohne nicht dort. Ich bin Lehrer." Das war die Wende in unserem Gespräch. Ich hörte förmlich seine Kinnlade hinunterfallen. "Sie san wiaklich a Lehra?" - "Ja!" - "Und Sie wohnan goa ned im Heim?" - "Nein, ich habe eine eigene Wohnung. Im Internat wohnen Schüler aus ganz Österreich." - "Wos untarichtn's denn?" - "Informatik, Religion, Schach, ..." "I spinn!" ... Irgendwann war die Straßenbahn dann da und der Herr begleitete mich zu einem Sitzplatz. Er selbst setzte sich drei reihen weiter nieder, begann aber bald danach wieder die Unterhaltung, die nun für den halben Wagon mühelos zu hören war. Wir erfuhren von seinem Freund, einem hochbegabten Hauptschullehrer für Mathematik und Physik, seinem Freund, der vor eineinhalb Jahren an Krebs gestorben war. Und dann eine Lebensweisheit: "De guadn Freind schdeabm und die A....lecha übalebn. I leb a no, oiso bin i a A....loch." 17 Wir hörten noch eine weitere Story: Sein Onkel war blind, aber "bei jedn Bleedsinn dabei". Seine Schlussfolgerung: "Bei eich Blindn rennt, glaub i, imma da Schmäh. I kenn do a Poa, de san leiwaunde Buaschn." Obwohl mein "Schutzengel" früher geäußert hatte, er fahre bis "vor die Brücke" mit, weil er auf der Lände wohne, besann er sich nach zwei Stationen darauf, auszusteigen, nicht ohne mir noch gute Wünsche auf meinen Lebensweg mitzugeben: "I winsch Ihna an scheen Nochmittog, a scheens Wochnende, scheene Feiatog und a scheens neichs Joa!" - und damit war er auch schon draußen bei der Tür, ohne mein "Danke!" abzuwarten. - Meine Rolle hatte sich in den letzten Minuten ohnehin schon sehr deutlich vom Fragenden zum Zuhörer gewandelt. Während ich weiterfuhr, dachte ich über das Gespräch nach. Mir fiel auf, dass sich der Mann, seit er wusste, dass ich Lehrer sei, kein einziges Mal in der Anrede vergriffen hatte. Erich Schmid Ehemalige Schüler "In diesen heil'gen Hallen ..." Irgendwie fühlte ich mich an die Arie des Sarastro aus der "Zauberflöte" erinnert, als ich Ende Juni 1998 wieder einmal den Festsaal des BundesBlindenerziehungsinstitutes betrat. Diese für mich so wichtige und bedeutsame Räumlichkeit, in der ich musizierenderweise viel Zeit meiner Jugend verbringen konnte, weckte Erinnerungen an eine Epoche meines Lebens, die nicht immer nur rosig war, doch im Allgemeinen behält man sowieso nur die schönen Erlebnisse im Kopf. Als ich 1962 meine Heimat, die grüne Steiermark, verlassen musste, schlug die harte Realität zu. Plötzlich war ich nicht mehr bei meinen vier Geschwistern, sondern einer von etwa 15 Kindern in einer Gruppe. Der Luxus, in Zweibettzimmern zu "hausen", trat erst nach der Hauptschule ein. Das war schon ein riesiger Unterschied, sich nur auf einen anstatt auf 15 oder 20 in einem Schlafsaal einzustellen. Immer, wenn es die Hausaufgaben erlaubten, saßen wir im Festsaal um zu musizieren. Eine kleine Orgel, ein Schlagzeug und ein Kassettenrekorder mit einem Mikrofon, das war unsere Ausrüstung. Das Klavier durften wir für die entarteten Klänge kaum benutzen, höchstens zu den jährlich stattfindenden Musikwettbewerben. Während meiner Ausbildung zum Telefonisten und Stenotypisten konnte ich die ersten Kontakte zur Außenwelt knüpfen, indem ich mit sieben gleichaltrigen Kolleginnen beim Sängerbund der Blinden mitsingen durfte. Ein wahrlich erhebender Augenblick war der Auftritt im Konzerthaus, den der Chor gemeinsam mit 18 dem Orchester der Wiener Volksoper bestritt, der beinahe die Eindrücke der wichtigen Prüfungen in den Schatten stellte. 1975, nach 13 Jahren, kam der Zeitpunkt Abschied zu nehmen. In unseren Hitparaden hieß es damals zwar nicht "Nie mehr Schule", sondern "School is out!". Doch die gewonnene Freiheit war trügerisch, denn Arbeit für einen Behinderten gab es in meinem Heimatbezirk nicht. Der Zufall und ein Besuch bei Herrn Prof. Haslinger in der Telefonie verhalfen mir nach dem schlimmsten halben Jahr meines Lebens zu meinem ersten Posten als Telefonist in der Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter, wo ich 15 Jahre tätig war. Da es damals weder Mobilitätstraining noch Übungen in lebenspraktischen Fertigkeiten gab, war es nicht einfach, sich in einem eigenen Haushalt zurechtzufinden. Viel musste nach der Devise: "Du schaffst es oder Du gehst unter" geschehen. Wer mich kennt, weiß, dass ich oben geblieben bin. Nach einem vierjährigen Intermezzo als selbstständiger Unternehmer trat ich 1991 wieder meinen Dienst als Telefonist an, diesmal in einem großen Versicherungsunternehmen am Wiener Schottenring. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten und einer zweijährigen Übergangsphase in einem Arbeiterwohnheim konnte ich stolz meine erste Wohnung beziehen. Die Zeit, in welcher ich fast jedes Wochenende in Österreich oder im benachbarten Ausland per Bahn unterwegs war, ging vorbei, als ich meine Frau kennenlernte. Anstelle der wöchentlichen kleinen Reisen machen wir nunmehr jährlich einmal die große weite Welt unsicher und konnten schon einiges auf unserem Planeten besichtigen. Mit meinem musikalischen Kind, dem Singkreis Melodie, "tourte" ich acht Jahre durch Österreich. Ein Ergebnis unserer künstlerischen Ergüsse wurde von Herrn Prof. Schmid auch auf die CD "100 Jahre BBI - ein Pasticcio zum Geburtstag" gebannt. Leider ließen mich Probleme mit meinen Stimmbändern nicht mehr weiter musizieren. Anstatt dessen arbeite ich, selbstverständlich ehrenamtlich, in der Fachgruppe Hilfsmittel des Österreichischen Blindenverbandes mit. Meine Aufgabe ist es, die sechsmal im Jahr erscheinende Informationskassette zu redigieren, aufzunehmen, zu vervielfältigen und zu versenden. Und so kam ich nach 23 Jahren wieder in "diese heil'gen Hallen" zurück. Wenn man dann auch noch einige wenige bekannte Lehrer oder Erzieher trifft, überschlagen sich die Erinnerungen im Kopf wie Purzelbäume. Die Enge und Eingeschränktheit des Internates mit den Freiräumen im Privatleben vergleichend, die Geborgenheit der Jugend mit den eventuellen Existenzsorgen vergleichend, stellte ich mir die Frage: Habe ich etwas versäumt? Wurde meine Kindheit, Jugend und mein Verhalten im weiteren Leben durch das Internat negativ beeinflusst? Wie intensiv ich auch nachdachte, wie stark ich auch gegeneinander abwog - ich kann keine klare Antwort finden. Walter Lindner 19 Ein Berufsbild Es ist schon über 50 Jahre her, als ich im Jänner 1945 in den Kriegswirren durch eine nicht gelungene Operation des Grünen Stars mein Augenlicht verlor, welches erst nach einem Jahr in einem geringen Maße zurückkam. An eine Fortsetzung meiner Schulausbildung im Gymnasium, das ich zwei Jahre und ein Trimester besucht hatte, war nicht mehr zu denken und so trat ich am 16. September 1946 in die Blindenanstalt in Klagenfurt ein. Dort lernte ich die Blindenschrift und durch den Blindenlehrer Rauter wurde mir der Lehrstoff der 3. und 4. Klasse Hauptschule vermittelt, so dass ich im Jahre 1947 die Abschlussprüfung für die 4. Klasse Hauptschule ablegen und ein Entlassungszeugnis aus der Hauptschule bekommen konnte. Nun war guter Rat teuer, denn mein Vater, der im Krieg Hauptschuldirektor in St. Veit bei Laibach war, war als Nazi inhaftiert, sein Vermögen wurde ihm weggenommen und so war auch ich ein Fürsorgefall. Ich kam also in die Korbflechterei unter dem Meister Karl Wilhelmer, der mir nach einem halben Jahr, als ich einen Wäschekorb halb fertiggestellt hatte, der blutverschmiert war, klipp und klar sagte: "Aus dir wird nie ein Korbflechter, denn du hast Finger für eine Büroarbeit." In weiterer Folge wurde ich daher für die Taschenflechterei eingesetzt. Die Taschen wurden aus Papierschnur gefertigt und daher wurden meine Finger nur noch selten blutig gescheuert. Da ich in den Nächten viel las, schlief ich zum Missfallen meines Meisters oft bei der Arbeit ein und schließlich wurde ich 1949 in die Bürstenbinderei versetzt. Dort war der Meister aber mit meiner Arbeit auch nicht zufrieden, denn meine Gewohnheit, in der Nacht zu lesen und am Tag zu schlafen, hatte ich nicht aufgegeben. Nun berieten der Direktor der Blindenanstalt Pontilli und der Leiter der Fürsorgeabteilung der Landesregierung, Dr. Zojer, was mit mir zu machen sei. Sie kamen zu dem Schluss, mich zu einer Stenotypistenausbildung nach Wien zu schicken. So kam ich gemeinsam mit zwei anderen Kärntnern, nämlich Willi Aneter und Albin Weinzer, im Herbst des Jahres 1950 in den zweijährigen Stenotypistenkurs im BBI Wien in der Hofzeile. Wohnen mussten wir, da wir das Schulalter schon überschritten hatten, im Blindenheim in der Josefstadt. Nun war für mich endlich der Durchbruch gelungen. Ich konnte meine volle Kraft dem Lernen widmen und ich sah auch die Möglichkeit, nach der Ausbildung einen mir gerechten Beruf zu ergreifen. Durch unseren Klassenlehrer Regierungsrat Mehlhuber erhielt ich jede schulische Unterstützung und Prof. Dr. Mayer unterrichtete mich auch außerhalb der Schulstunden in Englisch. Das letzte halbe Jahr konnten wir noch zusätzlich den Telefonistenlehrgang unter Dir. Dr. Trapny besuchen, so dass wir bei unseren Stellenbewerbungen zwei Abschlusszeugnisse vorweisen konnten, denn zur damaligen Zeit war es für Blinde sehr schwer, eine Büroarbeit zu bekommen. Für mich war es bald klar, dass ich auf dem nun eingeschlagenen Bildungsweg mit aller Kraft weiterarbeiten müsse. 20 Um mich im Gebrauch der deutschen Sprache zu verbessern, studierte ich genau die mir zugänglichen Sprachbücher und hatte immer fünf oder sechs Nachhilfeschüler. Diese brauchten natürlich für die Nachhilfestunden nichts zu bezahlen, da sie genauso wie ich kaum Geld hatten. Durch das Lehren weiter lernen zu können, war mir Lohn genug. Ich erkannte auch bald, dass man mit der Sechspunkte-Stenografie keine hohen Geschwindigkeiten erreichen konnte, wie sie z. B. für einen Parlamentsstenografen erforderlich sind. Daher kaufte ich bereits im Jahre 1951 eine Marburger Achtpunkte-Stenografiermaschine, auf der ich nun fleißig üben konnte. Ich hatte nun allerdings wohl eine entsprechende Stenomaschine, aber es fehlte noch ein Achtpunkte-Stenografiesystem. Als ich 1951 wegen zweier Augenoperationen sechs Wochen im Krankenhaus war, fand ich die Zeit, mir selbst ein Achtpunkte-System zu erarbeiten. Im Aufenthaltsraum im Blindenheim in der Josefstadt brannte nun oft das Licht bis nach Mitternacht, weil ich dort arbeitete. Direktor Kaiser ließ mir durch den Portier einmal ausrichten, es müsse ab 22 Uhr überall das Licht ausgeschaltet sein, weil sonst zu viel Strom verbraucht werde. Ich meldete mich natürlich gleich am nächsten Tag beim Herrn Direktor, überreichte ihm fünf Schilling und rechnete ihm vor, dass ich damit den Mehraufwand für den Strom weit über meine voraussichtliche Schulzeit bezahlt hätte. Direktor Kaiser gab mir natürlich die fünf Schilling zurück und sagte, diese Kosten werde schon das Heim noch bezahlen können, wenn sie für so einen guten Zweck ausgegeben werden. Zu Beginn des Jahres 1992 erreichte ich bei einem Wettschreiben der Stadt Wien mit 240 Silben in Stenografie den zweiten Platz. Dieses Diplom trug neben meinem Zeugnis über die abgelegte Staatliche Stenotypistenprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg wesentlich dazu bei, dass ich verhältnismäßig rasch eine Anstellung erhielt. Nach erfolgreich abgeschlossenem Stenotypistenkurs und Telefonistenkurs bewarb ich mich bei einigen Stellen um eine Arbeit. Der Zufall wollte es, dass ich schon zwei Wochen nach Austritt aus dem BBI eine zustimmende Antwort vom Innenministerium und vom Amt der Kärntner Landesregierung erhielt. Ich wusste daher nicht, was ich tun sollte, denn ich wollte doch einmal Parlamentsstenograf werden. Schließlich siegte aber doch meine Liebe zu meiner Kärntner Heimat und ich trat als Stenotypist meine Arbeit in Klagenfurt an. Ich sollte zuerst nur einen Tag zur Probe arbeiten, aber mein zukünftiger Chef sagte mir schon nach ein paar Stunden, ich solle gleich am nächsten Tag wieder kommen und sei damit beim Amt der Kärntner Landesregierung provisorisch angestellt. Ich war von meinen Leistungen nicht sehr überzeugt, da ich wusste, dass ich noch ziemlich viele Fehler machte, denn mit dem Amtsdeutsch war ich ja noch nicht vertraut, aber meine Arbeitgeber waren damit zufrieden. Mein Monatsgehalt war damals durch zwei Jahre hindurch nur 960 S und der erste Betrag wurde mir erst nach drei Monaten 21 angewiesen. Bald kam ich in die Verfassungsabteilung, wo ich hauptsächlich für den zweiten Juristen, der auch Leiter des Landtagsamtes war, arbeitete. Nachdem mein Traum, Parlamentsstenograf zu werden, ausgeträumt war, weil ich ja in Klagenfurt arbeitete, setzte ich alles daran, als Stenograf in den Kärntner Landtag zu kommen. Ich kaufte ein Radio, um Vorträge und Ansprachen empfangen und mitschreiben zu können, kopierte vieles auf Tonband und übte so lange, bis ich auch schnelle Reden fehlerfrei schreiben konnte und ließ mir Übungstexte in verschiedenen Geschwindigkeiten von 240 bis 350 Silben in der Minute aufsprechen. Nachdem es schon drei Landtagsstenografen gab, nämlich einen Bezirkshauptmann, einen Oberamtsrat und eine Sekretärin des Landeshauptmannes, sagten mir der Leiter des Landtagsamtes und mein Chef in der Verfassungsabteilung, ich müsse mindestens 300 Silben in der Minute schreiben um in den Landtag kommen zu können. Im Herbst 1954 meldete ich mich sodann und da niemand auch nur 320 Silben durchgehend diktieren konnte, musste man eine Stenografielehrerin holen, welche dann bis zu 350 Silben in der Minute diktierte - und ich übertrug dieses Diktat fast fehlerfrei. Am 15. Oktober 1994 durfte ich dann das erste Mal im Kärntner Landtag schreiben. Ich hatte keine Vorbreitungszeit wie die Stenografen vor mir, die oft ein Jahr nur probeweise mitschrieben, sondern wurde gleich ins Wasser geworfen. Es war die Budgetrede des Finanzreferenten, der besonders schnell sprach. Ich schrieb eine Viertelstunde so schnell ich konnte, dann, nachdem die anderen drei Stenografen dasselbe taten, wieder eine Viertelstunde und wusste, dass ich versagt hatte, denn die Rede war mit mir unbekannten Fachausdrücken gespickt, die ich in der Eile nicht genau mitschreiben konnte. Ich gab meine mangelhafte Übertragung trotzdem ab und erhielt nach wenigen Tagen vom Finanzreferenten die sehr stark ausgebesserte Rede mit der Bemerkung zurück: "Habe ich denn wirklich so schlecht gesprochen?" Als Landtagsstenograf wurde ich nicht abgesetzt, weil ich die anderen Reden gut übertragen konnte und ich übe diese Tätigkeit bis heute als Nebenberuf aus. Bis zum Jahre 1970 wurde ohne Tonaufzeichnung wörtlich mitgeschrieben und erst seit damals läuft ein Tonband mit, welches die Arbeit wesentlich erleichtert, jedoch verzichten kann man auf das wörtliche Mitschreiben nicht, weil die Zwischenrufe aufgezeichnet werden müssen, es immer wieder vorkommt, dass der Präsident vergisst, das Mikrofon einzuschalten oder die Technik versagt. Soweit es mir meine Zeit erlaubte, war ich auch bei Gericht in Graz und Klagenfurt bei großen Verhandlungen als Stenograf für Wortprotokolle eingesetzt und dafür wurde ich als "Sachverständiger für Stenografie" vereidigt. Im Jahre 1956 wurde mein Chef Leiter des Verfassungsdienstes und als solcher konnte er seine Protokolltätigkeit in den zehn Ausschüssen des Landtages nicht mehr ausüben. Da ich nach seinem 22 Diktat schon bisher diese Protokolle geschrieben hatte und er mir dabei nur Stichworte zu geben brauchte, fragte er mich, ob ich nun diese Arbeit von ihm übernehmen wolle, weil er sonst niemanden wüsste, der diese Tätigkeit ohne längere Einschulung leisten könnte. Allerdings meinte er auch, aus eigener Erfahrung müsse er sagen, dass ich diese Arbeit nervlich höchstens zehn bis zwölf Jahre durchhalten werde. Ich übernahm die Arbeit des Protokollführers trotzdem und habe sie bis zu meiner Pensionierung im Jahre 1993 ohne Beanstandungen durchgeführt. Außerdem musste ich noch die Protokolle im Raumordnungsbeirat, im Naturschutzbeirat und bei großen Konferenzen und Besprechungen im Lande führen. Meine Arbeit wurde bisher nur von Juristen durchgeführt und es war daher naheliegend, dass ich zumindest die B-Matura ablegte, um entsprechend eingestuft zu werden. Meine Kollegen in der Verfassungsabteilung einschließlich des Chefs halfen mir nach Kräften dabei, indem sie den Lehrstoff auf Tonband lasen und so konnte ich die BMatura im Herbst 1958 mit gutem Erfolg ablegen. Ähnlich war es mit den Vorbereitungen für die Verwaltungsdienstprüfung B, welche ich im Oktober 1959 ablegte. Um meinen Beruf doch länger als zwölf Jahre, die mir von meinem Chef vorhergesagt wurden, ausüben zu können, betrieb ich in meiner knapp bemessenen Freizeit Ausgleichssport wie Leichtathletik, Schwimmen, Wandern, Rollballspiel und Schifahren. So war unsere Rollballmannschaft dreimal hintereinander Österreichischer Staatsmeister und wir erhielten dafür die höchste Sportauszeichnung des Landes, das Goldene Edelweiß. Aber auch im ÖBV war ich ab 1953 in verschiedenen Funktionen tätig: Als Schriftführer, Kassier und Obmann-Stellvertreter in der Landesgruppe Kärnten und durch viele Jahre als Schriftführer im ÖBV. Die Funktion eines Schriftführer-Stellvertreters des ÖBV übe ich derzeit noch aus. Außerdem habe ich im Bildungskomitee des ÖBV engagiert mitgearbeitet. Das wollte ich nur erwähnen, um damit zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig es ist, trotz starker beruflicher Beanspruchung sich für unsere Selbsthilfeorganisation einzusetzen und dafür zu arbeiten. In der weiteren Folge ist meine Laufbahn als Beamter ohne besonders erwähnenswerte Ereignisse abgelaufen: 1975 Verleihung des Amtstitels "Wirklicher Landesamtsrat" und 1977 Verleihung des Amtstitels "Oberamtsrat". Am 3. Juli 1985 gab es noch einen Höhepunkt, als mir der Herr Bundespräsident den Berufstitel "Regierungsrat" verlieh. Im Jahre 1989 musste ich dem allgemeinen Trend folgen und meine Schreibarbeit auf Computer umstellen. Nach anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten konnte ich schon bald die Vorteile der Computerarbeit nutzen und meine Arbeitsleistung dadurch erhöhen. Im Vorjahr wurde mir vom Amt der zweite Computer (Pentium II) zur Verfügung gestellt, denn die Protokolle des Landtages müssen nun korrigiert und für den Druck formatiert geliefert werden und dafür hatte der erste Rechner eine zu geringe Kapazität. Leider ist es mir vor meiner Pensionierung im Jahre 1993 nicht gelungen, 23 dem Wunsch meiner Dienststelle zu entsprechen, einen Schicksalskameraden als Nachfolger für mich zu finden. Da sehende Landtagsstenografen kaum mehr zu finden sind, übe ich derzeit noch meinen Nebenberuf als Landtagsstenograf aus und helfe gar nicht selten auch dann aus, wenn einer meiner zwei Nachfolger als Protokollführer der Ausschüsse des Landtages wegen Krankheit ausfällt. Im Allgemeinen genieße ich aber meine Pension, arbeite in meinem nicht kleinen Garten, betreibe ziemlich viel Sport, mache größere Reisen, zu denen ich früher aus Zeitmangel nicht gekommen bin und widme mich mehr meinem Hobby, dem Esperanto. Die Zeit ist mir noch nie zu lange geworden. Regierungsrat Harald Rader A Star is Born! Am Sonntag, dem 11.10.1998, fuhren Kollegin Windisch, drei Schüler (Ursula, Daniela, Jürgen) und ich nach Eisenstadt. Hier, im ORF-Zentrum des "Radio Burgenland", fand der Juvina-Talentewettbewerb des Jahres 1998 statt. Michael Hoffmann, ein ehemaliger Schüler unseres Institutes, nahm daran teil. Er war von 56 Bewerbern in die Endrunde der besten Neun gekommen. Diese Veranstaltung wurde vom burgenländischen Fernsehen aufgezeichnet und war für unsere Schüler daher ein ganz besonderes Erlebnis. Eine fünfköpfige Jury, der unter anderem auch Kurti Elsasser angehörte, hatte die Aufgabe, die richtige Entscheidung über die ersten drei Plätze zu treffen. Kurz vor 14 Uhr durften wir ins Studio und wir waren sehr gespannt, welche musikalischen Darbietungen auf uns zukommen würden. Ein Moderator stellte jeden Teilnehmer persönlich vor und erzählte auch einiges über seinen Werdegang.Jeder Teilnehmer musste zwei Stücke, entweder gesanglich, instrumental oder kombiniert, vortragen. Es war auch egal, ob die Stücke nachgesungen oder eigens für diese Veranstaltung geschrieben oder komponiert wurden. Es waren daher sehr unterschiedliche Nummern zu hören, sie erstreckten sich vom Musical über volkstümliche Musik bis zum Schlager. Nur Michael Hoffmann hatte für diesen Wettbewerb zwei selbst geschriebene und komponierte Lieder vorbereitet. Wir mussten lange auf ihn warten, da er bei der Verlosung der Reihenfolge die Nummer 9 gezogen hatte. Als er aber dann an der Reihe war und seinen Vortrag begann, erlebten wir Musik "vom Feinsten" und einen Text dazu, der unter die Haut ging. Seine Art zu musizieren und zu singen unterschied sich in jeder Hinsicht von den anderen Gruppen. 24 Wir waren gespannt, ob die Jury dies positiv bewerten würde und hielten Michael die Daumen. Als es dann so weit war, als die Teilnehmer auf die Showbühne gebeten wurden, um die Plätze 3 und 2 bekanntzugeben, wurde es still im Saal. Um so mehr brachen Jubel und Applaus los, als die Jury Michael Hoffmann den 1. Platz zuerkannte. Als Dankeschön spielte er nochmals auf dem Keyboard, dann wurden Interviews gemacht und das Siegerlied ging erstmals über den burgenländischen Äther. Der Preis war übrigens ein Tag in einem Tonstudio. Wir freuen uns mit Michael über diesen Erfolg und wünschen ihm für seine musikalische Zukunft das Beste. Josef Schlosser Freizeit und Unterhaltung Chorwochenende in Schloss Zeillern Nachdem sich das Chorwochenende im Herbst 1997 sowohl für die Gemeinschaft als auch für die musikalische Entwicklung im Chor sehr positiv ausgewirkt hat und der Wunsch von den Schülern geäußert wurde sehr bald ein solches wieder abzuhalten, fuhren wir heuer am ersten Adventwochenende nach Schloss Zeillern. 12 Schüler und Schülerinnen, die "Ehemaligen" Christoph Grubhofer, Karl Eder, Jürgen Grill sowie Kollegin Luise Chaloupski und Schwester Sonja folgten meiner Einladung. 25 Am 27.11.98 fuhren wir nach dem Mittagessen vom Institut ab. Einige Schüler benutzten mit Luise und Sonja den Internatsbus, die restlichen Schüler und ich reisten mit dem Zug an. In St. Pölten stieß Christoph Grubhofer zu uns. Bereits bei der Anreise kam lustige und sangesfreudige Stimmung unter den Chorsängern auf. In Amstetten wurden wir von einem Taxiunternehmer abgeholt und nach Zeillern zum Schloss, dem "Musikzentrum Niederösterreich", gebracht. Luise und Sonja waren in der Zwischenzeit mit den anderen Schülern angekommen. Wir nahmen unsere Gepäckstücke und checkten in der Rezeption ein, wo uns Herr Haunschmid freundlichst begrüßte. Die Zimmerschlüssel wurden verteilt und jeder konnte unter 3 Menüs pro Mittagessen wählen. Zum Frühstück und Abendessen gab es Buffet. Nach etwa einer Stunde hatten alle ihre Zimmer bezogen und einige Schüler schon Rundgänge durchs Schloss hinter sich. Das Abendessen gab es um 18 Uhr und danach fand bereits die erste Chorprobe von 19:30 bis 21:00 Uhr statt. Der Festsaal mit einem Bösendorfer Flügel stand uns zur Verfügung. Die erste Probe war bereits sehr intensiv. Auch Luise und Sonja fanden sich unter den Sängern. Danach war gemütliches Zusammensein angesagt, die jüngeren Chorsänger zogen sich bald zurück, einige blieben lange, lange ... Gitarrenklänge waren zu später Stunde auch noch zu vernehmen. Samstag früh wurden wir von den Herrn Christoph, Karl und Jürgen geweckt. Um 8:30 Uhr erwartete uns ein köstliches Frühstücksbuffet. Äußerst freundliches und zuvorkommendes Personal stand uns zur Verfügung. Danach machten wir einen Spaziergang durch den Ort. Wir besichtigten die Kirche, wo wir auch gleich unsere Stimmen zum klingen brachten und danach gab es einen Einkaufsansturm beim örtlichen Supermarkt, wo von Süßigkeiten bis Pullover alles erstanden wurde. Im Schloss bzw. davor wurde in der Zwischenzeit alles für den Adventmarkt vorbereitet. Nach unserem Spaziergang gab es wieder eine intensive Chorprobe bis zum Mittagessen. Einige Lieder vom Vorabend hatten sich schon gut gefestigt, neue Weihnachtslieder kamen dazu. Nach dem Mittagessen gab es eine längere Pause. Luise und Sonja schauten sich am Adventmarkt um. Von dort konnten wir weihnachtliche Klänge eines Jagdhornbläserquintetts bis in unsere Zimmer vernehmen. Am Nachmittag probten wir bis 17:00 Uhr. Die Chorsänger waren immer mit großem Eifer bei der Sache. Einige Lieder lösten sogar Jubelrufe aus. Anschließend besuchten wir mit Schülern den Adventmarkt. Martin Mayrhofer kam zu Besuch und wir ließen uns alle heißen Punsch bzw. Limonade schmecken. 26 Etwas ausgefroren, aber in bester Stimmung, nahmen wir das Abendessen zu uns und danach wurde wieder fleißig geprobt. Thomas Faustbeck, mit dem ich eine Extraprobe hatte, begleitete uns am Klavier und war ganz glücklich dabei. Nach dieser wirklich erfolgreichen Probe saßen wir noch lange zusammen und spielten Gesellschaftsspiele. Die Laune aller war hervorragend. Martin Mayrhofer war bis gegen 23:00 Uhr in unserer Runde und fühlte sich wohl. Am nächsten Morgen - leider schon der letzte Tag - packten wir nach dem Frühstück alles reisefertig zusammen und hatten unsere letzte Probe. Wir wiederholten alles, verbesserten manches und kamen beim Durchsingen auf eine stolze Zahl von 10 mehrstimmigen Liedern, wobei die meisten doch weihnachtlich orientiert waren. Nach dem Mittagessen fuhr Luise mit den Schülern und mir zum Bahnhof, wo ich Christoph in seinen Zug brachte und wir eine halbe Stunde später abreisten. Luise holte danach die anderen Schüler und Schwester Sonja vom Schloss ab und fuhr nach Wien zurück. In St. Pölten verabschiedete ich mich von den großen Schülern und sie fuhren selbstständig bis Wien. Ich möchte mich zum Abschluss für die gute Zusammenarbeit bei Luise und Sonja bedanken, vor allem aber bei allen ChorsängerInnen, die wirklich sehr konzentriert und diszipliniert gearbeitet haben. Wir hatten eine sehr schöne Gemeinschaft. Danke! Edith Völk Sozialpädagogin und Chorleiterin 27 Gedanken über meine Teilnahme am Chorwochenende Unsere Chorleiterin Edith Völk hat mich zu dem Chorwochenende eingeladen und anfangs war ich gar nicht so sicher ob es mir gefallen würde. Nur ungern verzichtete ich auf das Wochenende zu Hause. Noch dazu hatte ich meine Chormappe vergessen. Aber mein Freund Sascha und ich waren dann ganz begeistert, als wir im schönen Schloss ankamen. Im großen Festsaal stand ein Bösendorfer Flügel. Edith bat mich darauf zu spielen. Weil sie die Hand verletzt hatte durfte ich sogar ein Lied begleiten — das war für mich ein Muss und ein Wille. Die anderen Chormitglieder applaudierten nachher sogar. Bei "Silver Bells" durfte ich (weil ich so ein gutes Gehör habe) die hohe Terz als Einzelstimme singen. Zuerst kam ich ein bisschen durcheinander - die anderen sangen ja immerhin dreistimmig - aber dann hab ich mich wieder gefunden. Wir haben viele Weihnachtslieder einstudiert. Am Abend hat mir der Schlosskuchen besonders gut geschmeckt. Auch habe ich gut geschlafen. Obwohl ich einer der Jüngsten war, hat mir das Zusammensein mit den Jugendlichen gut gefallen. Wir waren eine nette Gemeinschaft. Weil mir das Wochenende musikalisch so viel gebracht hat, werde ich auch weiter in den Chor gehen und mit Freude am nächsten Chorwochenende teilnehmen. Thomas Faustbeck, 13 Jahre 28 SALUTON 64. Internationaler Kongress blinder Esperantisten in Frankreich Vom 25.7. bis 1.8.1998 trafen sich in Bordeaux (Frankreich) rund 100 blinde Esperantisten aus 13 Ländern um über verschiedene Probleme zu diskutieren und Meinungen auszutauschen. Um sich gegenseitig verstehen zu können, waren Dolmetscher nicht erforderlich, denn es wurde in der internationalen Sprache Esperanto gesprochen. Lediglich die Ansprachen des Bürgermeisters, des Präsidenten des Blindenverbandes und einiger politischer Mandatare aus dem Distrikt Bordeaux mussten in Esperanto übersetzt werden. Den blinden Esperantisten von Bordeaux halfen 40 sehende Esperantisten und die dortige Blindenvereinigung um den "kleinen Esperanto-Weltkongress" erfolgreich zu gestalten. Als Kongressort stand uns eine Sozialakademie zur Verfügung, wo wir sehr gut untergebracht waren und hervorragend betreut wurden. Das Kongressthema war: "Die vier Sinne blinder Menschen - Gehörsinn, Tastsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn". Mit der guten französischen Küche wurden wir vor allem hinsichtlich des vierten Sinnes richtig verwöhnt. Zu Mittag und am Abend gab es für jeden Tisch eine Karaffe voll herrlichem Bordeaux-Wein, so dass wir uns "wie Gott in Frankreich" fühlten. Die elf Kongressteilnehmer aus Österreich reisten zum Teil mit dem Flugzeug, zum Teil mit der Eisenbahn an. Die Bahnreisenden hatten das Vergnügen, schon während der Anreise die herrliche Landschaft genießen zu können, denn die Reise führte uns über Venedig, Mailand, Genua, Monte Carlo, Nizza, Marseille, Nimes, Montpellier, Toulouse nach Bordeaux. In Venedig hatten wir am Abend über zwei Stunden Aufenthalt und konnten am Canale Grande das bunte Nachtleben bewundern: beleuchtete Gondeln, ein Schiff mit Sängern, die ihre Arien in die Nacht hinausschmetterten, und mehrere Schiffe, auf denen gespielt und getanzt wurde. Nach einer Nacht im Schlafwagen erfreute uns am Morgen das tiefe Blau des Ligurischen Meeres. Wir fuhren lange Strecken direkt den Meeresstrand entlang und unsere Begleitungen vermittelten uns mit Begeisterung, was es zu sehen gab: verträumte Fischerdörfer, dann wieder schöne Strandpromenaden, Yachthöfe, in denen sich wunderbare Luxusyachten befanden, Luxushotels mit Palmenhainen und vieles andere mehr. Besonders auffallend waren die großen blühenden Oleanderbüsche, die das Landschaftsbild der Cote d'Azur prägen. In Monte Carlo konnten wir ganz von der Nähe das Schloss der Grimaldis bewundern, in dem der regierende Fürst von Monaco residiert. Nach 24-stündiger Bahnfahrt erreichten wir Bordeaux, wo wir von einem netten Esperantofreund empfangen und mit seinem Auto in unser Quartier gebracht wurden. In den Begrüßungsansprachen wurde von den Ehrengästen vor allem die Bedeutung des Esperanto für die 29 Völkerverständigung hervorgehoben und betont, dass es in einem vereinten Europa wichtig wäre, in einer gemeinsamen Sprache sprechen zu können. Es sollte daher Esperanto allgemein in den Schulen unterrichtet werden. Der Präsident des Blindenverbandes von Bordeaux gab seiner Freude Ausdruck, blinde Esperantisten aus allen Teilen der Welt begrüßen zu dürfen und erklärte sodann in kurzen Worten die Tätigkeit seiner Organisation. Den Abschluss der feierlichen Eröffnung bildete sodann ein "Ehrentrunk" mit erstklassigem Bordeaux-Wein, den eine Esperantistin zu diesem Zweck aus ihrem Weinkeller kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Von den zahlreichen Veranstaltungen seien nur einige herausgegriffen: Über das Kongressthema "Die vier Sinn blinder Menschen" referierte Frau Olena Posivana aus Kiew, die vor allem über die Forschungen an ihrer Universität über die Sinne des Menschen berichtete. So werde es als erwiesen angenommen, dass bei blinden Menschen, denen der fünfte Sinn fehle, der sogenannte "sechste Sinn" stärker ausgebildet sei. Sie können dadurch Dinge wahrnehmen, auf die von ihren sehenden Mitmenschen nicht mehr geachtet werde, da die Menschen mit allen fünf Sinnen den "sechsten Sinn" im Laufe der Zeit verkümmern ließen. In der anschließenden Diskussion, in der zahlreiche Beispiele für das Vorhandensein des "sechsten Sinnes" besprochen wurden, musste mit Erstaunen festgestellt werden, dass diese These schon einiges für sich habe. Allerdings musste auch eingeräumt werden, dass von Nichtsehenden die vier Sinne verstärkter und intelligenter eingesetzt werden, was bei Sehenden dann oft den Anschein erweckt, als hätten blinde Menschen einen sechsten Sinn um besondere Dinge zu erfassen. Ein Vortrag über Vogelstimmen mit Beispielen auf Tonband machte uns mit Stimmen von Vögeln bekannt, die es in südlichen Ländern und auf den Inseln gibt. Der Vortragende schilderte auch die Lebensbedingungen und Eigenarten der Vögel, deren Stimmen wir hörten. Bei einem Kongress blinder Esperantisten wird meistens der Musik ein großer Stellenwert beigemessen. So hatten wir auch diesmal zwei Musikabende: An einem Abend wurde von den dortigen blinden und sehenden Esperantisten, von denen einige Musiker sind, ein Musiktheater über die Seefahrt gespielt. Den zweiten Abend bestritt der bekannte Sänger Jacques Yvart mit Chansons von Georges Brassens. Die Texte waren natürlich in Esperanto. Drei Exkursionen machten uns mit Land und Leuten in der Region bekannt. Zuerst ging es zum Atlantik, wo wir die höchste Düne Europas erklettern konnten. Sie ist nämlich 114 Meter hoch. Von ihr konnten wir weit auf den Atlantik sehen, in dem wir anschließend badeten. Das Wasser des Meeres hatte zwar nur 18 Grad, aber aufgrund der Massage durch die ungefähr zwei Meter hohen Wellen spürte man die Kälte kaum. 30 Ein Picknick am Strand mit herrlich belegten Baguettes und BordeauxWein gab diesem Tag einen harmonischen Abschluss. Ein ganztägiger Ausflug führte uns nach Saint Antoine de Breuilh, wo wir von den dortigen Esperantisten und von den Vertretern der Stadt herzlich empfangen wurden. Uns zu Ehren wurde an diesem Tage das neu renovierte Geburtshaus von Prof. Theophil Cart als Esperanto-Museum seiner Bestimmung übergeben. Cart begründete gemeinsam mit Dr. Zamenhof die internationale Sprache Esperanto und verbreitete sie in der westlichen Welt. Anschließend waren wir zu einem Bankett des dortigen Regionalrates geladen, bei dem wir mit den dortigen Esperantisten plaudern konnten. Am Nachmittag besuchten wir noch ein Weingut, wo es eine Weinverkostung gab und eine Pflaumenrösterei, zu der 40.000 Pflaumenbäume gehören. Die Dörrpflaumen werden von dort in alle Welt verschickt. Der dritte Ausflugstag brachte uns in die Altstadt von Bordeaux. Zwischen alten Häusern in engen Gassen, in denen kein Auto fahren kann, konnten wir uns gut vorstellen, wie es früher in solchen Hafenstädten gewesen sein muss. Wir besuchten auch das Werkstätten-, Schulungs- und Verwaltungsgebäude des Blindenverbandes. Dort befinden sich außer den Büroräumen Werkstätten für geschützte Arbeit, eine modernst eingerichtete Braille-Druckerei, eine Hörbücherei und Unterrichtsklassen für Computerbenützer und Programmierer. In einer Hundeschule werden Labradorhunde zu Führhunden ausgebildet. In den Sportanlagen gibt es eine Kraftkammer, einen Tischtennisraum und einen Turnsaal für das Rollballspiel und andere Ballspiele. Vom Präsidenten des Blindenverbandes wurde uns alles gründlich erklärt und wir konnten feststellen, dass es unseren Schicksalskameraden in Frankreich recht gut geht. Natürlich durfte beim Kongress die Pflege von Esperanto nicht fehlen. Aus diesem Grunde gab es jeden Tag eine Stunde Esperantounterricht. Es wurde den Kongressteilnehmern aber auch die Gelegenheit geboten, vor einer internationalen Kommission die Perfektionsprüfung für Esperanto abzulegen. Fünf Personen hatten sich dazu gemeldet, jedoch konnten nur zwei diese anspruchsvolle Prüfung bestehen. Mit besonderer Freude und auch mit etwas Stolz können wir berichten, dass das österreichische Delegationsmitglied Walter Wagner diese Prüfung mit sehr gutem Erfolg abgelegt hat. Wir gratulieren ihm zu diesem schönen Erfolg herzlich. Walter Wagner ist derzeit dabei, mittels Computer ein Esperanto-Lehrbuch in Braille zu übertragen. Dieses Lehrbuch soll im BBI Wien gedruckt werden und sodann im gesamten deutschsprachigen Raum den Lernenden zur Verfügung stehen. 31 Es wäre noch viel zu erzählen, was wir in dieser Woche in "Esperantujo" (Esperantoland) gesehen und erfahren haben, jedoch fehlt in diesem Rahmen der Platz dafür. Es ist ein großes Erlebnis, mit Leuten aus aller Welt in einer Sprache reden zu können und Dinge zu erfahren, die uns normalerweise aufgrund der Sprachbarrieren verborgen bleiben. Wir freuen uns schon darauf, wenn wir im nächsten Jahr wieder eine Woche in Berlin in "Esperantujo" alte und neue Freunde treffen und mit ihnen interessante Dinge besprechen können. RR Harald Rader Leiter der Fachgruppe der Österreichischen blinden Esperantisten Indische Eindrücke Im vergangenen Sommer reiste ich in den Norden Indiens. Beeindruckt kehrte ich heim. Was mich am meisten berührte war diese Freude der Kinder in die Schule gehen zu können, verbunden mit der unendlichen Traurigkeit, kein Heft und keinen Bleistift oder gar einen Buntstift zu besitzen. So entstand die Idee, für Schulkinder in Indien Geld zu sammeln um dadurch die Sehnsucht, einen Bleistift zu besitzen, stillen zu können. Die Sammelaktion "STIFTER 10. Dezember 1998 statt. FÜR EINEN STIFT SEIN" fand am Auszüge aus meinem "Ein Versuch, Indien zu fassen": Menschenerfüllt sind die Straßen, unendliche Bewegung. Nichts ist, was mich nicht bewegt. Fröhliche Kinderstimmen dringen an mein Ohr. Bettelnde Hände nähern sich mir. Ich bin meiner Neigung zu geben nicht mehr gewachsen. Ein Stück Naschwerk wird zur Gabe und beglückt. Mit roten Perlen voll sind die Granatäpfel: Fruchtschmuck. Aufwühlend zutiefst das Gemüt mir ist. Blühende Mimosenbäume säumen kilometerweit den Weg. Süß berauscht vom Blütenduft bin ich. Lotusblüten trösten mein Herz. Im unendlichen Schweigen der Nacht erhebt plötzlich ein Moslem seine Stimme zum Gebet. Die Pracht der Tempel und Paläste: Uralte Zier. Schönheit und Armut irritieren mein Herz. 32 Mitten im August mitten in Asien ein Sternenbild: Ich denke an Weihnachten Eva Windisch Die Sammlung am 10. Dezember erbrachte 4000 Schilling für Indien. Danke! (die Redaktion) Meine Reise nach Kreta Teil 2: Eine Fahrt nach Santorin Am vierten Tag auf Kreta mussten wir schon um fünf Uhr aufstehen, damit wir rechtzeitig unser Schiff bekamen. Wir planten nämlich einen ganztägigen Ausflug nach Santorin, das ist eine Insel 120 Kilometer südlich von Kreta. Um halb sechs fuhr unser Bus zum Hafen und um halb sieben erreichten wir unser Schiff, die "Artemis". Es war ein richtiges Luxusschiff mit Bar, Café, ... Das Überraschende dabei war ja, dass die Fahrt billig war. Sie kostete mit Führung nur ca. 1000 Schilling. Wir haben zuerst einmal an Bord gefrühstückt, dann hörten wir uns einen Vortrag über Santorin an. Santorin ist eine Insel, die vor etwa 3.500 Jahren explodierte. Es war die größte Explosion der Welt und durch diese wurde ein Teil des Vulkans und auch der Insel entweder weggesprengt oder im Meer versenkt. Man vermutet, dass dort das sagenumwobene Atlantis liegt. Es gibt auf der noch verbleibenden Insel eine Stätte, die noch besser erhalten ist als Pompeji. Auch diese versank im Meer. Die Druckwelle der Explosion hat angeblich auch Kreta mit einem schweren Erdbeben und einer Flutwelle heimgesucht. Wir fuhren etwa fünf Stunden und um etwa zwölf Uhr mittags erreichten wir Santorin. Santorin hat auch zwei "Schwesterninseln", die in den Jahren 1507 und 1707 entstanden. Die jüngste der beiden Inseln hat auch noch einen tätigen Vulkan und ich konnte von der Ferne Rauch von der Insel aufsteigen sehen. Im Moment verhält sich der Vulkan ziemlich ruhig. Die Hauptstadt von Santorin ist Fira. Es liegt sehr hoch und buchstäblich am Kraterrand. Die herausgerissene Ecke ist unterm Meer und es geht steil nach oben. Es ist wie ein Halbkreis aus Lavagestein. Man kommt aber nicht mit dem Auto oder Bus hinauf nach Fira. Entweder man marschiert zu Fuß über sechshundert Treppen, fährt mit der Seilbahn oder reitet, wie ich, mit dem Esel hinauf. Die Straßen der Stadt können auch nur entweder begangen oder beritten werden. Im Mittelalter war die Hauptstadt von 33 Santorin Ia. Typische kretische Postkarten zeigen die Kirchen mit den blauen Kuppeln. Das sind die weißen Kirchen von Ia. Wir aßen in einer Taverne zu Mittag. In der Mitte der Taverne war ein kleiner Swimmingpool, wo sich die Kinder austoben und abkühlen konnten. Mir selber war auch sehr heiß, da wir fast vierzig Grad hatten. Eines muss ich dazu aber noch sagen: Bei uns kommen einem 35 Grad heißer vor, in Griechenland weht dagegen vom Meer her immer eine Brise. Es war aber trotz meiner Kappe, die die Sonne abblockte, sehr heiß. Von der Taverne aus hatten wir einen wunderschönen Blick aufs Meer. Das sah einmalig aus. Es gab noch andere kleinere Erhebungen aus dem Meer. Diese waren vor der riesigen Explosion hohe Berge auf Santorin. Nach dem Essen sahen wir uns die Stadt an. Hinter der Stadt war ein wunderschönes Hochplateau. Das war der gut erhaltene Teil der Insel. Dort gibt es auch Straßen und einen Flugplatz. Die Insel hat einen Durchmesser von 18 km, Kreta hat übrigens einen von etwa 200 km in der Länge und 60 in der Breite. Das alles war einfach toll. Dort war es einem buchstäblich egal, ob man ein Auto hatte oder nicht. Man kam auch zu Fuß überall schnell hin. Um halb fünf Uhr nachmittags begaben wir uns mit der Seilbahn nach unten. Um 17:00 Uhr ging das Schiff wieder in Richtung Kreta. Wir waren alle sehr beeindruckt von Fira und Santorin. Wir aßen auf dem Schiff zu Abend. Das war auch ein einmaliges Erlebnis, weil die Sonne durchs Fenster direkt zu mir hineinschien und gleichzeitig das Meer an mir vorbeirauschte. Davon habe ich schon als kleines Kind geträumt. Das Essen selber war nicht so einmalig. Das Gemüse hat geschmeckt, als wäre es monatelang im Meerwasser getränkt gewesen, die Nudeln in Soße waren da schon besser. Ich sah mir auch noch den Sonnenuntergang an Bord der Artemis an. Der Himmel war klar und die Sonne versank buchstäblich als glutroter Feuerball im Meer, nicht im Dunst. Sowas habe ich wirklich noch nie gesehen. Es war unbeschreiblich. Gegen 21:30 Uhr legten wir, nach etwa fünfstündiger Fahrt wieder im Hafen an. Wir waren eigenartigerweise alle nicht müde. Das ging allen so. Der Bus brauchte noch etwas länger zur Abfahrt. Ein Mann kam zu spät und musste unbedingt dann noch eine Zigarette rauchen. Doch um Viertel elf konnten wir endlich wegfahren. Um elf Uhr kehrten wir schließlich nach Panorma zurück. Ich ging noch mit einem bekannten Paar zu einem zweiten Abendessen. Die Kinder gingen inzwischen schlafen. Um zwölf kehrten wir zum "Kirki" zurück. Anschließend tranken wir auf der Terrasse einen Kaffe, ich duschte mich und schwamm noch eine Runde im Pool. Schließlich ging ich auch zu Bett. Es war eine lauwarme Sommernacht und irgendwie kamen in mir romantische Gefühle hoch, für die ganze Landschaft von 34 Santorin, die Geschichte der Insel, für Kreta, ... Ich dachte noch etwas darüber nach, dann schlief ich ein. Am nächsten Tag ruhten wir uns einmal aus. Wir blieben im Hotel, und ich spazierte den Strand entlang. Inzwischen waren neue Gäste eingetroffen, zB ganz nette Deutsche. Mit dem Sohn freundete sich mein Neffe Dominik sofort an. Es gab dann bei der Abreise eine rührende Abschiedsszene. Doch dazu erzähle ich noch später etwas. Am Donnerstag wollten zwei Freunde, mein Vater und ich zur Samariaschlucht, der mit 18 km Länge größten Schlucht Europas. Daraus wurde aber nichts. Wir standen wieder einmal um fünf Uhr auf und warteten von halb sechs bis sieben Uhr auf den Bus. Der kam aber nicht, weil er den falschen Ort, der Panermo heißt, anfuhr. Manuel Pöppel Steno 2 (Fortsetzung folgt) Sport und Spiel Der Wiener Behindertensportverband ist 20 Jahre jung Der Wiener Behindertensportverband feiert in diesen Tagen sein 20-jähriges Bestehen. Auf Initiative des damaligen Sektionsleiters im Österreichischen Versehrtensportverband Willi Hohm (kriegsblind) wurde der Verband als "Wiener Sportverband für Versehrte" im Jahr 1978 gegründet. Ziel dieser Gründung war nicht nur, die Aktivitäten der damals zwei Wiener Vereine zu koordinieren, sondern vielmehr auch ein geeignetes Instrumentarium zu schaffen, um für den Behindertensport endlich Förderungen von der öffentlichen Hand zu erhalten, wie dies für den "Nichtbehindertensport" längst üblich war. Willi Hohm war von der Gründung bis zum Jahr 1986 trotz des schweren Handicaps vollblind zu sein, geschäftsführender Präsident des Verbandes. In den 20 Jahren des Bestandes nahmen und nehmen ehemalige Schüler und Mitglieder des Lehrerkollegiums des BBI verantwortungsvolle Positionen im Verbandsvorstand ein. Vom Lehrkörper war es vor allem Direktor OStR Prof. Franz Haslinger, der neben vielen anderen verantwortungsvollen Funktionen im Behindertensport für den Wiener Behindertensportverband außerordentlich viel geleistet hat. Als Schriftführer bzw. stellvertretender Schriftführer von 1980-1990 und geschäftsführender Vizepräsident von 1990-1996 hatte er großen Anteil am Auf- und Ausbau des Verbandes. Prof. Susanne Alteneder fungierte in 35 den Jahren 1986 und 1987 alternierend zu Prof. Haslinger als Schriftführerin bzw. stellvertretende Schriftführerin. Aus dem Kreis der ehemaligen Schülerinnen und Schüler des BBI sind es mehrere Namen, die im Laufe der Jahre in der Verbandsgeschichte aufscheinen. Hans Ewald Grill lenkte zuerst als Sektionsleiter die Geschicke des Blindensports in der Zeit von der Gründung bis 1986 und steht seit 1990 als stellvertretender Sportwart und Jugendreferent wiederum zur Verfügung. Edith List (geb. Hölzl) von 1986-1991 und Maria Wurnig (von 1992 bis dato) vertraten in den Folgejahren die Interessen des Blindensports im Verbandsgetriebe. Kurt Prall leitet seit 1991 die Leichtathletiksektion, deren Sportlerinnen und Sportler große nationale und internationale Erfolge erringen konnten. Franz Schöffmann wurde von Willi Hohm 1980 unter dem Motto, "es ist nicht viel Arbeit" überredet, dem Verband als Kassier zur Verfügung zu stehen und er bekleidete dieses Amt bis 1996 permanent. Nachdem Prof. Haslinger im Jahr 1996 für die kommende Funktionsperiode nicht mehr als geschäftsführender Vizepräsident zur Verfügung stand, lag es nahe, dass sich Franz Schöffmann, der das Verbandsgeschehen aus seiner mittlerweile 16jährigen Tätigkeit als Kassier gut kannte und den zudem eine tiefe Freundschaft mit Prof. Haslinger verbindet, für dessen Nachfolge zur Verfügung stellte. Darüber hinaus gelang es, mit Gemeinderat Mag. Franz Karl eine in Behindertenfragen besonders engagierte Persönlichkeit als Verbandspräsidenten zu gewinnen. Anlässlich des 20-jährigen Vereinsjubiläums lud Vizebürgermeisterin Grete Laska am 3.11.1998 zu einem Empfang in den Wappensaal des Wiener Rathauses. An der Festveranstaltung nahmen rund 130 Personen teil, unter ihnen zahlreiche Ehrengäste aus Sport und Politik. Alle delektierten sich an dem exzellenten Buffet und freuten sich über die dezente musikalische Untermalung, für die von der Stadt Wien sozusagen als "Geburtstagsgeschenk" gesorgt worden war. Diese Festveranstaltung war ein wirklich schöner und feierlicher Rahmen. Im Mittelpunkt des Abends standen die Ehrungen verdienter Funktionäre und besonders erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler des Wiener Behindertensportverbandes. Den ersten Höhepunkt bildete die Überreichung der von der Wiener Landesregierung verliehenen Verdienstzeichen durch Vizebürgermeisterin Grete Laska an fünf verdiente Verbandsfunktionäre, unter denen sich auch Direktor OStR Prof. Franz Haslinger und Franz Schöffmann befanden. In Würdigung ihrer Leistungen um den Auf- bzw. Ausbau des Behindertensports wurden Direktor OStR Prof. Franz Haslinger mit dem Goldenen Verdienstzeichen und Franz Schöffmann mit dem Silbernen 36 Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Vizebürgermeisterin Laska führte in ihrer Ansprache aus, dass es gerade in Sportarten, die von den Medien (noch) nicht in ausreichendem Maße wahrgenommen werden, besonders wichtig sei, engagierte Funktionäre zu haben, die sich unermüdlich für den weiteren Ausbau des Sportangebotes für die Wiener Bevölkerung einsetzen. Dies gelte in besonderem Ausmaß für den Behindertensport. Prof. Haslinger dankte in bewegten Worten namens der Ausgezeichneten und betonte, dass diese Auszeichnung auch stellvertretend für viele ehrenamtliche Funktionäre des Behindertensports zu sehen sei. Bei der Festveranstaltung wurden auch Verbandsehrungen vorgenommen: Der Gründer des Verbandes, Willi Hohm, wurde mit dem Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet. Von den 19 geehrten erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportlern waren fünf blinde bzw. hochgradig sehbehinderte Mitglieder des VSC ASVÖ-Wien, die allesamt vielfache Medaillenerfolge bei internationalen Großveranstaltungen, wie Paralympics, Welt- und Europameisterschaften errungen haben: Elisabeth Maxwald (zuletzt Paralympics-Siegerin im Langlauf 1998), Gabriele Berghofer (zuletzt Silbermedaillengewinnerin im Langlauf bei den Paralympics 1998), Willi Monschein (zuletzt zweifacher Vizeweltmeister 1998 in der Leichtathletik), Kurt Prall (u.a. Paralympics-Sieger 1988 in der Leichtathletik) und Ernst Wurnig (u.a. Paralympics-Sieger 1976, Vizeweltmeister 1978 und Europameister 1983 im Goalball) erhielten in Würdigung ihrer außerordentlichen sportlichen Erfolge auf internationaler Ebene das Ehrenzeichen in Gold durch Verbandspräsident Landtagsabgeordneter Mag. Franz Karl und Gf. Vizepräs. Franz Schöffmann überreicht. Die Atmosphäre der Festveranstaltung gibt zur berechtigten Hoffnung Anlass, dass der Behindertensport in der Öffentlichkeit immer größere Anerkennung findet und so endgültig aus seinem früheren Schattendasein heraustreten kann. F. Schöffmann 37 Bericht von den Schwimmmeisterschaften am 21.11.1998 auf der Schmelz in Wien Am Samstag, dem 21.11.1998 fanden auf der Schmelz die 20. Wiener Schwimmmeisterschaften statt. Vom BBI nahmen 4 Schüler an den Meisterschaften teil: Ursula Raunig, Helmut Wasserbauer, Thomas Orieschnig und Peter Martinek. Auch Christoph Grubhofer nahm die lange Anreise aus Oberösterreich auf sich um an den Start zu gehen. Peter Martinek gewann 3 und Ursula Raunig 2 Goldmedaillen, Helmut Wasserbauer 2 Silbermedaillen und Thomas Orieschnig wurde über 50 m und 100 m Freistil Zweiter ohne Medaille. Es gab auch einen Staffelbewerb über 4x50m Brust. Die Staffel Wien 3 mit Karl Eder, Christoph Grubhofer, Thomas Orieschnig und Peter Martinek gewann in der neuen Rekordzeit von 3:20 min. Dies war eine spannende Meisterschaft! Ursula Raunig und Thomas Orieschnig 38 Weihnachtliches Weihnachten Markt und Straßen steh'n verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh' ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus. An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt. Tausend Kindlein steh'n und schauen Sind so wunderstill beglückt. Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld Hehres Glänzen, heil'ges Schauern! Wie so weit und still die Welt! Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees Einsamkeit Steigt's wie wunderbares Singen O du gnadenreiche Zeit! Joseph von Eichendorff Stille Nacht, heilige Nacht ... Der Welthit aus Österreich unterliegt keinen Modeströmungen. Der österreichische Exportschlager gehört heute der ganzen Welt. Kein anderes Lied wird weltweit in diesen Tagen so oft gespielt und gesungen, keines erschallt aus derart vielen Lautsprechern und kein anderes Musikstück wurde in so viele Sprachen übersetzt. Getrost darf "Stille Nacht, heilige Nacht" als Welthit Nummer 1 apostrophiert werden. Wie bei so vielen ganz großen Werken, hätte zu Beginn wohl niemand an einen so großen Erfolg geglaubt. Das Lied, mit dem in aller Welt die Geburt Jesu Christi gefeiert wird, war vor genau 180 Jahren das erste Mal zu hören. 1818 erklang es, vorgetragen von zwei Männern in der Kirche von Oberndorf, begleitet von einer Gitarre. Die Nachwelt ist dem Salzburger Franz Xaver Gruber und seiner großen Liebe zur Musik zu Dank verpflichtet. Sein großer Wunsch war es, das Orgelspielen zu erlernen. Weil es der Vater nicht erlaubte, bastelte er sich eine Klaviatur aus Stäben und übte darauf in der Nacht. Als Franz Xaver Gruber gerade erst zwölf Jahre alt war, wollte es der Zufall, dass der 39 Organist erkrankte. Niemand beherrschte das Instrument und so durfte er den Gesang der Kirchgänger bei der Sonntagsmesse begleiten. Franz Xaver Gruber wurde später Dorfschullehrer. Am Heiligen Abend des Jahres 1818 überraschte ihn der Hilfspriester Joseph Mohr mit der Bitte, ein selbstverfasstes Gedicht zu vertonen. Weil die Kirchenorgel kaputt war, wollte der Priester seinen Gläubigen wenigstens ein Lied vorsingen und auf der Gitarre begleiten. Das Gedicht des Priesters Joseph Mohr begann mit den Worten: "Stille Nacht, heilige Nacht". Melodie und Text gefielen den Besuchern der Messe am Heiligen Abend so gut, dass Franz Xaver Gruber sein Lied künftig zu jeder Christmette auf der Orgel spielte. Schnell verbreitete sich das Lied im gesamten Salzburger Land und in Tirol. Tiroler waren es auch, die das Weihnachtslied erstmals in Deutschland sangen. Auch hier war die Begeisterung sehr groß. Der Beginn eines beispiellosen Siegeszuges war getan. Menschen aus aller Herren Länder übernahmen die Melodie und übersetzten den Text in ihre Sprache. Heute gehört das Lied allen Menschen auf dieser Erde. Weihnachten ohne "Stille Nacht, heilige Nacht" wäre heute für die meisten von uns undenkbar. Köstlichkeiten zur Weihnachtszeit Damit die Vorfreude auf das Weihnachtsfest auch den Magen in wohlige Stimmung versetzt, damit Sie die Gäste mit süßen Köstlichkeiten verwöhnen können, haben wir in dieser Ausgabe von BBInfo ein paar Rezepte von Weihnachtsschmankerln niedergeschrieben. Sollte es heuer vielleicht schon zu spät sein, könnten Sie die Rezepte im nächsten Jahr in der Adventzeit ausprobieren. Den Hausfrauen viel Freude beim Backen, den Naschern guten Appetit! VANILLEKIPFERL Zutaten: 28 dag gl. Mehl 10 dag geriebene Haselnüsse 8 dag Zucker 20 dag Butter 2 Esslöffel Rahm mehrere Packerl Vanillezucker Staubzucker Zubereitung: Zutaten "verkneten" (Mürbteig), im Kühlschrank rasten lassen, verarbeiten. Nach dem Backen in Staub- und Vanillezucker wälzen. 40 WUNDERNÜSSCHEN Zutaten: 2 Eiklar 14 dag Zucker 25 dag geriebene Haselnüsse Marmelade Zubereitung: Schnee schlagen, Zucker und Nüsse unterheben, mit Kaffeelöfferl auf ein Backpapier setzen, mit Kochlöffel Vertiefung drücken, Marmelade einfüllen - backen. SCHOKOLADEBROT Zutaten: 25 dag Butterkekse 25 dag Ceres (Kokosfett) 25 dag Kochschokolade 2 Eier 25 dag Walnüsse Aranzini, Zitronat, Rum Zubereitung: Butterkekse zerbrechen, Ceres mit der halben Menge Schokolade vorsichtig zerlassen, restliche Schokolade und Walnüsse grob hacken. Alle Zutaten vermengen, zuletzt Ceres und halbe Menge Schokolade und Rum abschmecken, in mit Oblatten ausgelegte Form füllen, kalt stellen, dünn aufschneiden. Greifen Sie zu! Nur mehr bis Ende 1998 ist es möglich Punktschriftexemplare unserer Festschrift (2 Bände) zum Jubiläumspreis von S 30,-- zu erwerben. Ab 1999 gibt es diese Aktion nicht mehr. Wir werden aber ein Auge zudrücken, wenn die Bestellungen bis Mitte Jänner eintreffen! Die Festschrift kann auch in Schwarzschrift und/oder auf Diskette zum Preis von S 30,-- bestellt werden. Besonders hinweisen möchten wir auf unsere Doppel-CD "100 Jahre BBI" mit musikalischen Beiträgen zahlreicher blinder Künstler. S 180,-- kostet diese Sammlung von Beiträgen ehemaliger Schüler. Wir haben im Laufe dieses Jubiläumsjahres sehr viele CDs und Festschriften an interessierte Menschen weitergeben können, aber unsere Reserven sind noch nicht erschöpft! Benötigen Sie noch ein verspätetes Weihnachtsgeschenk? Wenn ja, dann greifen Sie zu! Bestellungen nimmt unser Sekretariat gerne entgegen: 01/7280866-216. 41 %%% Einladung Hausball %%% 42 Impressum Dieses Informationsblatt herausgegeben. wird vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger. Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken. Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid. Kostenträger für das Informationsblatt ist der Elternverein des BundesBlindenerziehungsinstitutes. Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5. 43