2/2001 Schachmeisterschaft: Turniersieger 2001 Rainer Fexa Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes 2 Liebe LeserInnen! In wenigen Tagen beginnen die Ferien, der Sommer steht vor der Tür, die letzten Stunden des Schuljahres 2000/2001 sind angebrochen. Die letzten Prüfungen und Schularbeiten haben die SchülerInnen hinter sich, die Noten stehen fest und für zwei Monate schließt sich das Schultor. Vom Stress und den Anstrengungen des abgelaufenen Schuljahres werden die SchülerInnen in hoffentlich recht erholsamen Ferien wieder Kraft für das Schuljahr 2001/2002 sammeln. Mit den Ferien beginnt die Reisezeit, Urlaubssehnsucht, Träume vom Ferienglück. Überlegungen für einen Traumurlaub werden angestellt, über die Homepage der österreichischen Internet-Reisebüros kann man online buchen. Ferienregionen mit Luxusanlagen, saftige grüne Hügellandschaften, kristallklare Seen und das Meer locken, ursprüngliche Bergdörfer, pulsierendes Stadtleben und antikes Kulturflair machen die Wahl schwer. Zahlreiche Eltern machen sich mit ihren kleinen "Lieblingen" auf den Weg in den wohlverdienten Sommerurlaub. Mit dieser Ausgabe des BBInfo berichten wir wieder über das Schulgeschehen und ich hoffe, dass Sie, geschätzte LeserInnen, an unserem Schulalltag Anteil nehmen können. Ein anstrengendes, arbeitsreiches Schuljahr liegt hinter uns, viele Erfolge sind der Lohn für gewissenhafte Arbeit. Das Engagement aller MitarbeiterInnen hat sich gelohnt; die vielen Neuerungen gegenüber dem letzten Schuljahr (Orientierungsklasse, HASCH, 4. S-Klasse ...), gewissenhaft vorbereitet, haben wir gemeistert. Erfolg macht ein wenig stolz, ist aber auch Antrieb für weitere Planungen und so denken wir über eine neue Namensgebung nach und arbeiten an einem Projekt in Richtung digitale Kommunikation (ECDL/Europäischer Computerführerschein). Die sehgeschädigtenspezifische Ausstattung mit Computerarbeitsplätzen in den diversen Klassen und die behinderungsspezifische Adaptierung des gesamten Hauses werden weiter fortgesetzt. SchülerInnen treten nach Abschluss der Ausbildung hinaus ins Leben, viele "Neue" werden im kommenden Schuljahr in unserem Haus die Ausbildung beginnen. Geschätzte LeserInnen, liebe Eltern, in wenigen Tagen werden Sie beginnen, mit den Kindern die Ferien zu genießen. Ich wünsche Ihnen schöne Urlaubstage und viel Freude mit Ihren Kindern. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 3 BBI intern Personelles Mit 30. Juni 2001 tritt Frau Ingeborg WAGNER in den wohlverdienten Ruhestand. Seit 19. Feber 1985 war Frau WAGNER als Reinigungskraft und zuletzt als Helferin im Kindergarten tätig. Gewissenhaftigkeit und Liebe zu den Kindern waren ihr "Markenzeichen". Für die langjährige Arbeitsleistung am BBI danken wir ganz herzlich, wünschen Gesundheit und schöne Jahre in der Pension. Am 8. Mai 2001 hat Frau Christine EICHINGER (manchen unter dem Namen Klaffenböck bekannt) einem Julian das Leben geschenkt (3460 g, 50 cm). Wir wünschen den glücklichen Eltern viel Freude mit ihrem "Sonnenstrahl". OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Eine Abteilung stellt sich vor Basale Förderklassen, Volksschule, 5. ASO Basale Förderklasse I Seit nunmehr 3 Jahren arbeite ich als Pädagogin in der Basalen Förderklasse I am Bundes-Blindenerziehungsinstitut. Zusammen mit der Fachbetreuerin Tina Rabitz von den Wiener Sozialdiensten betreuen wir 4 mehrfach schwerstbehinderte Kinder. Die Förderung entspricht nicht den üblichen Vorstellungen von Schule und Unterricht, denn bei uns sind jene Kinder, die noch vor einigen Jahren als unbeschulbar galten. Hauptkriterien für die Aufnahme in die Basale Förderklasse am BBI sind: Pflegeabhängigkeit geistige und mehrfache Behinderung Sehbehinderung Ein wesentlicher Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit ist die gezielte Anregung der Wahrnehmung. Als Grundlage dient uns Wahrnehmungshierachie: dafür die von somatische (Bällchenbad, Wühlwannen,...) vibratorische (Massagegeräte,...) vestibuläre (Hängematte, Schaukeltonne,...) 4 A. Fröhlich aufgestellte akustische (Klangwiege, Musikinstrumente,...) taktil-haptische (Tastsäckchen, Tastbrettchen,...) visuelle (Dunkelraum) gustatorische/olfaktorische (Duftdosen, ...) Neben der Wahrnehmungsförderung zählen die Unterstützung motorischer Fähigkeiten, Essen/Trinken, Sprachentwicklung, soziales Lernen und pflegerische Maßnahmen zu den wichtigsten Unterrichtsinhalten. Pädagogische, therapeutische und pflegerische Elemente lassen sich nicht trennen, sondern ergeben ein Ganzes. Der Unterricht besteht zum großen Teil aus Einzelarbeit mit den Kindern. Es ist nur selten möglich mehrere Kinder gleichzeitig mit einem Unterrichtsinhalt zu beschäftigen und zu fördern (unterschiedliche Förderschwerpunkte). Für die andern Kinder werden alternative Beschäftigungsmöglichkeiten gefunden, bei denen sie sich selbstständig mit Materialien und Gegenständen auseinandersetzen können (Mobiles). Vorstellung unserer Kinder Karoline A. Karo liebt es wild in der Hängematte geschaukelt zu werden. Sie genießt ausgedehnte Massagen und es bereitet ihr große Freude am Bobathball zu turnen. Obwohl sie das einzige Mädchen in unserer Klasse ist, hat sie es bestens geschafft, sich bei ihren Mitschülern durchzusetzen. 5 Christopher E. Chrisi ist ein interessierter und lernwilliger Knabe. Sei es die Arbeit im Bauchschrägbrett oder die Übungen auf der Therapierolle, er ist stets bemüht eifrig mitzuarbeiten. Großen Gefallen findet er auch am Religionsunterricht, welcher sich für ihn als äußerst positiv und angenehm erweist. Florian M. Flo findet großen Gefallen an den Stunden im Snoezelenraum, wo er sich vollends entspannen kann. Massagegeräte zählen zu seinen besonderen Vorlieben. Körperkontakt ist ihm sehr wichtig. Flo hat es gerne, gehalten und gedrückt zu werden. 6 Daniel U. Daniel zeigt vor allem an Musik großes Interesse, er besitzt ein gutes Takt- und Rhythmusgefühl. Übungen auf der Therapierolle oder am Physioball bereiten ihm stets große Freude. Daniel liebt es auch, wild in der Hängematte geschaukelt zu werden. Obwohl es sicherlich auch kritische Situationen zu bewältigen gilt, in denen ich überfordert oder ratlos bin, würde ich die Arbeit mit unseren Kindern keine Sekunde missen wollen. Manchmal genügen schon kleine Gesten eines Kindes (ein Lächeln von Karo oder eine Umarmung von Florian), um so manche trübe Gedanken verschwinden zu lassen. Birgit Gensbichler Tina Rabitz Basale Förderklasse II 7 Hallo, wir, das sind Anna, Mariam, Melanie und Rahela, besuchen die Basale Förderklasse II. Wir werden täglich mit dem Fahrtendienst von zu Hause abgeholt und in die Schule gebracht. An manchen Tagen ist es recht lustig im Bus, denn da gibt es Stau und der Busfahrer muss sich ärgern. Wir haben aber damit kein Problem. Rahela fährt zu Mittag (12:40 Uhr) nach Hause und wir, Anna, Melanie und Mariam bleiben bis 15:45 Uhr in der Nachmittagsbetreuung. Unsere Betreuer am Vormittag sind Petra Buchmann (Fachbetreuerin) und Judith Kowal (Sonderschullehrerin). Wir haben sie recht gern, aber manchmal wollen sie von uns Dinge, die für uns nicht lustig sind. Das zeigen wir ihnen dann auch, leider kann man sie nicht immer überlisten. Die meiste Zeit machen sie aber Sachen mit uns, die wir sehr gerne haben. Mariam bekommt eine liebevolle Kopfmassage, Anna kann kuscheln, Melanie genießt die Hängematte, Rahela singt und trommelt sehr gerne mit einer Betreuerin. Wenn wir in der Früh kommen, wird jede von uns auf ihren Lieblingsplatz gelegt, nette Musik begleitet uns in den Schultag. Nach einer Erholungsphase nach der Busfahrt geht es dann flott los. Mariam bekommt mit dem Löffel Tee oder Saft, Melanie wird durchmassiert, Anna darf noch kuscheln, Rahela räumt Spielkisten aus. Nachdem nicht alle gleichzeitig mit den Betreuern arbeiten können, wird abgewechselt. Mariam wird täglich durchbewegt, das Essen dauert oft sehr lange, denn wenn sie nicht will, dann können Judith und Petra Kopf stehen! Es gibt aber auch Fördereinheiten, die für beide Seiten angenehm sind, zB gemeinsames Schaukeln im Schaukelstuhl. Melanie genießt wiederum das Durchbewegen und Eincremen, dafür liegt sie nicht gerne auf ihrer linken Seite, denn da muss sie mit ihrer schwächeren Hand aktiver sein. Anna ist oft recht grantig und braucht intensiven Körperkontakt. Bei jeder Lage- und Ortsveränderung muss kräftig protestiert werden, obwohl es dann ohnehin Spaß macht. Sie liegt gerne mit dem Bauch auf der 8 Therapierolle und wühlt dabei mit den Händen in verschiedenen Kisten und Wannen, die mit tollen Sachen gefüllt sind, zB Nudeln, Schwämmen, Überraschungseiern, ... Rahela würde am liebsten den ganzen Tag "Anton aus Tirol" singen, sie kann aber schon viel mehr Lieder. Mit Unterstützung geht Rahela von einem Raum in den anderen, darf sich dann aber auch mit einem Massagegerät ausruhen. So ein Vormittag ist immer sehr abwechslungsreich! Zu Mittag sind dann alle ziemlich geschafft, trotzdem freuen wir uns immer auf den nächsten Tag! Judith Kowal Petra Buchmann Die 1. VS stellt sich vor Aufgeregt und neugierig kamen wir im September 2000 in die Schule. Unsere Klasse liegt im dritten Stock und wird von zwei Mädchen und drei Buben besucht. Schon in der zweiten Schulwoche bekamen wir den Stundenplan. Jetzt wussten wir, dass wir in Religion, Werkerziehung, Musikerziehung und Leibeserziehung auch andere LehrerInnen haben. Am Anfang lernten wir die verschiedenen Wege zu den einzelnen Klassenräumen - den Turnsaal, das Religionszimmer usw. kennen. Bald kannten wir uns im Schulhaus gut aus. Jede Woche lernten wir einige neue Buchstaben. So konnten wir immer wieder neue Wörter und Sätze schreiben. Wir bekamen auch viele Leseblätter von der Frau Lehrerin. Das Lesen fiel uns am Anfang nicht leicht, aber heute können wir es alle schon recht gut. Auch das Rechnen macht uns Spaß. Einmal in der Woche gehen wir Tanzen - das ist eine unserer Lieblingsstunden. Im Lauf des Schuljahres hatten wir immer wieder Besuch. So kamen manchmal andere Kinder oder Schülerinnen zu uns. Diesen Gäste zeigten wir, was wir schon gelernt hatten. Dann waren wir die Lehrer und erklärten ihnen die Blindenschrift. Bei uns in der Schule ist immer etwas los! Oft gab es Konzerte in der Aula, Musikhörstunden, ein Theaterstück, Faschingsfeiern usw. Nur einmal hatten wir Pech - das war im Herbst. Wir wollten unseren ersten Wandertag machen, aber der fiel buchstäblich ins Wasser. Gerade an diesem Tag regnete es in Strömen. In unserem ersten Schuljahr haben wir viel gelernt. Wir freuen uns schon auf die zweite Klasse. 9 Gerhard: Ich lese gern, am liebsten hätte ich jeden Tag eine neue spannende Geschichte. Außerdem gehe ich gern im Schulhaus spazieren und besuche verschiedene Abteilungen: die Krankenstation, die Küche, den Portier ... Christopher: Ich habe in der Klasse einen speziellen Tisch mit einer eigenen Lampe. Da muss ich mich beim Schreiben und Lesen nicht so hinunterbeugen. Die Blindenschrift habe ich nicht gelernt. Ich schreibe mit Filzstiften und meine Bücher sind größer als die von der Frau Lehrerin. 10 Denise: Das Schreiben macht Spaß. Ich merke mir die Wörter gut und weiß schon, wo ich ein "stummes h" oder ein "langes ie" schreiben muss. Besonders gern spiele ich Klavier. Gut, dass wir eines in unserer Klasse haben. Sami: Einmal in der Woche gehen wir in den Turnsaal zur Luftburg. Da springe ich ganz hoch und viel, bis ich nicht mehr kann. In der Pause baue ich gern Türme und Häuser aus Lego. Beim Schreiben bin ich schon recht flott - am Anfang habe ich oft den anderen Kindern geholfen, die Blätter in die Maschine einzuspannen. 11 Barbara: Rechnen ist meine Spezialität. Ich weiß die richtigen Ergebnisse ganz schnell. Vom Wochenende habe ich immer besonders viel zu erzählen. Ich bringe den Kindern oft kleine Naschereien mit, weil ich selbst eine Naschkatze bin und gern teile. Eva Hannemann Klassenlehrerin Integration ist ... Die I-Klassenlehrer stellen ihre Arbeit und die Kinder vor Fünfmal pro Woche treffen sich sechs Knaben und fünf Mädchen zu einem fröhlichen Miteinander. Der Schultag beginnt meist mit einem Morgenkreis im Rondeau. Je nach Tag und Unterrichtsgegenstand werden die Kinder in verschiedene Gruppen aufgeteilt und in den uns zur Verfügung stehenden drei Räumen von Frau Prof. Emich, VObl. Odelga und Frau VL Zinsler unterrichtet. Warum diese Aufteilung? Wir führen ein Modell, in dem Kinder der 1. VS mit 2. VS (sehende Schüler) und zwei Kindern der 2. VS mit einem Kind der 2. ASO (hochgradig 12 sehbehindert und blind) versuchen, den Lehrstoff der jeweiligen Schulstufe gemeinsam zu erarbeiten. Da wir im Team sind, können wir den individuellen Fortschritt jedes Schülers berücksichtigen und fördern. Es wurden uns schon zu Beginn hervorragende bauliche Bedingungen zur Verfügung gestellt. Dadurch konnten wir mit jeder Gruppierung in einen eigenen Raum ausweichen. Diese Voraussetzung war für das Pilotprojekt, das wir im Schuljahr 1999/2000 starteten, besonders wichtig. Der Blinde und der Sehbehinderte braucht sehr oft einen eigenen Raum, in dem er sich - abgeschirmt vom aktiven Unterrichtslärm - mit großer Aufmerksamkeit den dargebotenen neuen Eindrücken zuwenden kann. Alles muss mühsamer, langsamer, der speziellen Situation angepasst, erlernt bzw. erfahren sowie geübt werden. Die methodischen Schritte zum Erreichen der Lernfortschritte unterscheiden sich wesentlich von denen, die ein nicht sehgeschädigtes Kind benötigt. Bald stellte sich heraus, dass Integration im herkömmlichen Sinn für uns nur in unbefriedigender Art möglich war. Bei der täglich intensiven Auseinandersetzung mit verschiedenen Lehr- und Lernsituationen, die abgestimmt auf unsere Schüler waren, suchten wir nach neuen Möglichkeiten der gemeinsamen Beschulung. Nach langem Suchen haben wir für unsere Bedürfnisse eine Methode gefunden. Der Sehende wird beim Blinden integriert und dadurch ist ein fröhliches, gedeihliches Arbeiten miteinander möglich. Besuche von anderen Schulklassen (am Tag der offenen Tür) zeigten, dass wir in manchen Bereichen sogar um einige Schritte voraus waren. Dies bestätigt unsere Methodik und die didaktische Vorgangsweise unseres Teams. 13 Was uns besonders freut! Die Schüler haben bald einen liebevollen, netten Umgang gelernt. Hilfestellungen in Alltagssituationen werden ohne unsere Aufforderung von den Kindern selbstständig gegeben. Vobl Helgard Odelga Prof. Christa Emich Eine Mutti macht sich Gedanken über zwei Jahre Integration am BBI Es war Mitte Dezember, als Frau Emich mit der Bitte an uns herantrat, für die nächste Ausgabe des BBInfo einen Beitrag zu gestalten, in dem Eltern eines Schülers der Integrationsklasse ihre Meinung und Sichtweise zur Klassen-, Lehr- und Lernsituation der SchülerInnen darstellen sollten. Eine Art Reflexion der vergangenen zwei Schuljahre. Zwei Jahre ... eine lange Zeit. Rückblickend gesehen waren sie im Nu vergangen. Getragen von den vier Hauptstützen eines Schuljahres: Weihnachtsferien, Semesterferien, Osterferien und Sommerferien, verfloss die Zeit wie im Flug. Dazwischen gab es immer wieder verlängerte 14 Wochenenden oder gar eine ganze Woche - Herbstferien - frei. Eingebettet in diesen Jahreszyklus waren jene Tage, die wir hinlänglich als schulpflichtige Tage bezeichnen. Schulpflicht - ein Wort, das unter Umständen einen leicht säuerlichen Geschmack im Mund entstehen lassen kann, aber nicht so bei unserem Sohn. Er geht gerne in die Schule. Natürlich hüpft er nicht frühmorgens jubelnd aus dem Bett - es sei denn, es ist Samstag oder Sonntag und schreit "Huhu, ein neuer Schultag" aber er ist immer guter Dinge und geht gut gelaunt in die Schule. Ein Zustand, der nicht selbstverständlich ist. Denn ich denke noch mit Grauen an unsere Einschulung zurück, als Denis als einziges Kind auf die Frage, ob er sich auf die Schule freue, mit einem eindeutigen und klaren "Nein" antwortete (und ich wurde rot). Aufgrund seiner älteren Brüder kannte er bereits Begriffe wie "Hausübungen" oder "Schularbeiten" und wusste, dass sie mitunter Stress bedeuteten. Folglich war "Schule" in seiner Vorstellungswelt negativ besetzt. Zum Glück hat sich dies geändert. Ein Erfolg seiner Klassenlehrerinnen und des guten Unterrichtsklimas in der Klasse. Vielleicht sollte ich die Integrationsklasse einmal vorstellen. Räumlich gesehen liegt die I-Klasse im ersten Stock, wenn man die Stufen hinaufgeht links und dann gleich rechts. Der lange Gang zwischen den Räumen der Integrationsklasse und dem auf derselben Seite liegenden textilen Werkraum ist immer voller Plakate mit Kunstwerken der Kinder. Zur Zeit sind es Clownköpfe, Mandalas, Plakate über Dinosaurier und Collagen. Wenn man nun das Reich der 1. Klasse betritt, so findet man sich zuerst in der Garderobe wieder, von dort führt eine Türe weiter in den mittleren Klassenraum. Dieser etwas kleinere Raum wird für jene Unterrichtsphasen, die speziell für Bianca (eine blinde Mitschülerin) sowie Yasemine und Markus (Kinder mit Sehrestwerten) geplant sind, genutzt. Links von diesem Raum befindet sich das große Klassenzimmer, in dem die sehenden Kinder (fünf Buben und fünf Mädchen) unterrichtet werden sowie der integrative Unterricht stattfindet. Rechts vom mittleren Klassenraum liegt das "runde Zimmer" (im Rondeau). Hier werden von den Lehrerinnen Geschichten vorgelesen, Kinder können sich nach getaner Arbeit zurückziehen - einfach ein Platz der Ruhe und der Entspannung. Da die I-Klasse nicht nur eine Integrationsklasse (sehende und blinde Schüler) darstellt, sondern auch noch innerhalb der Klasse ein Mehrstufensystem beinhaltet (Schüler der 1. und 2. Klasse), werden die Kinder von drei Lehrerinnen unterrichtet. Frau Christa Emich unterrichtet die sehbehinderten Kinder und Frau Helgard Odelga ist für die sehenden Kinder zuständig. Das Team Emich-Odelga wird noch durch Frau Eva Zinsler, die die Kinder der ersten Klasse betreut, unterstützt. Damit ist eine Unterrichtssituation geschaffen, von der viele Eltern, aber auch Lehrer nur 15 träumen können. Die Kinder erhalten während des Unterrichtes ein Optimum an Förderung und Betreuung. Auf jeden Schüler kann individuell eingegangen werden. Dies hat natürlich - aus der Sicht der Kinder Nachteile. Denn wenn einer der kleinen Rabauken sein Einmaleins nicht gut geübt hat, fällt es sofort auf - Durchschwindeln gibt es nicht! Last but not least möchte ich noch einige Gedanken zum BBI niederschreiben. Wenn man das Haus betritt, hat man nicht das Gefühl, in eine Schule einzutreten. Alle Mitarbeiter sind äußerst freundlich und nett. Ob es Herr Leeb ist, der einen unerschöpflichen Vorrat an Lollies zu haben scheint, und Denis dies, wenn ich ihn nicht manchmal einbremse, schamlos ausnützen würde oder Herr Messerer, der, wenn er mich nachmittags zur Abholzeit kommen sieht, meinen jungen Herrn telefonisch in die Garderobe bittet. Jeder kennt jeden und wenn vielleicht nicht namentlich, dann zumindest vom Sehen. Am Ende meines Berichtes stelle ich mir selbst die Frage, würde ich meinen Sohn wieder in die Integrationsklasse des BBI und der VSWittelsbachstraße einschreiben lassen? Die Antwort lautet eindeutig "JA". Damals vor zwei Jahren war die Entscheidung für die I-Klasse nicht so eindeutig. Pluspunkte in der Entscheidungsfindung waren erstens: Frau Odelga, die ich aus der VS-Wittelsbachstraße kannte, zweitens: der Gedanke der Integration von sehenden und sehbehinderten Schülern und drittens: die geringe Schüleranzahl. Andererseits war eben diese geringe Schüleranzahl und die mögliche Isolation, die daraus entstehen kann, Nährboden meiner Bedenken. Ein weiterer negativer Aspekt (damals) war das Halbinternat. Da Denis nur halbtags in den Kindergarten ging, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es ihm gefallen würde, den ganzen Tag von zu Hause fern zu bleiben. Aber nach einer Woche wollte er bereits bis sechzehn Uhr im BBI bleiben. Und das ist bis heute so geblieben. Er macht mir große Vorwürfe, wenn ich ihn zu früh abhole und er mitten im Spielen ist. Oder wenn er die Jause, die ihm Astrid, seine Erzieherin, vorbereitet hat, nicht verzehren konnte. Damit beende ich meine Gedanken über zwei Jahre Integrationsklasse am BBI und mein Gatte und ich möchten uns gleichzeitig bei allen namentlich Bekannten und Unbekannten für diese zwei Jahre bedanken. Mit lieben Grüßen Ihre Ingrid-Zita und Mag. Peter-Michael Brommer 16 Wir stellen uns vor - 4. VS Drei Mädchen und ein Knabe besuchen die 4. Volksschulklasse, die sich im Hauptschultrakt befindet. Es sind dies Emine, Tom und die Zwillinge Slavica und Mira. Emine und Tom arbeiten in Brailledruck, Slavica und Mira in Schwarzdruck. Den Zwillingen steht jeweils ein Computer und eine Kamera zur Verfügung. So haben sie die Möglichkeit mit Schulbüchern zu arbeiten, die den Ansprüchen Sehender (Graphiken, Hervorhebungen, farbliche Akzente ....) gerecht werden. Anlässe aus dem Alltag der Schüler dienen dazu, Gedanken möglichst klar, genau, anschaulich und folgerichtig sprachlich darzustellen. Diesen Übungen kommt besondere Bedeutung zu, da alle Schüler der Klasse zweisprachig aufwachsen (bzw. seit dem Englischunterricht dreisprachig). Sie finden immer wieder Spaß am Weitererzählen begonnener Geschichten, dem Schreiben von Briefen oder dem Erstellen eines Textes nach Reizwörtern. Ja - und wenn man die Rechtschreibung großzügig übersieht, machen sie ihre Sache wirklich gut! Welche Bedeutung der Begriffsklärung zukommt, wurde bei einer Übung im Deutschunterricht deutlich, bei der Adjektive zugeordnet und mit den entsprechenden Endungen versehen werden sollten. Es entstanden Wortgruppen, wie zB: eine sprießende Taube, eine nisternde Schwalbe, eine 17 fliegende Fahne und da das Wort "fliegend" bereits vergeben war - ein wehender Storch. Alle Kinder der Klasse lieben es, wenn der Deutschunterricht durch ein Quiz Wettbewerbscharakter bekommt. Es werden zum Beispiel im Anschluss an das Lesen einer Geschichte schriftlich eine Reihe von Fragen gestellt, welche die Schüler dann beantworten. Tom schafft es häufig, die größte Anzahl an Punkten zu erwerben. Mira bevorzugt vor allen anderen Fächern den Mathematikunterricht. Sie kann in vielen Fällen die entsprechenden Rechenoperationen zuordnen und die Aufgaben schnell lösen. Manchmal erklärt sie ihren Mitschülern auch Sachaufgaben, während ihre Klassenlehrerin mit Tom Rechnungen durcharbeitet, bei denen dieser "sich aber wirklich nicht auskennt!" Rechnungen, die die Schüler bei Schul- und Hausübungen gelöst haben, werden in Form von Gutpunkten festgehalten. Mira ist mit der höchsten Anzahl zur Zeit unbestrittene "Rechenkönigin". Die Anschaulichkeit, vor allem im Bereich Geometrie, war auch im 4. VSJahr wichtiges Unterrichtsprinzip. Die Schüler entwickelten zum Beispiel den Begriff "Flächeninhalt" durch handelndes Erfahren. Bei dieser Arbeit im Garten unseres Hauses war der Eifer bei allen sehr groß und es war gar nicht leicht die anfallenden Aufgaben auf alle gerecht zu verteilen. Der Bereich Sachunterricht war auch in diesem Schuljahr von vielen Erlebnissen begleitet. Wir besuchten im Herbst den Schönbrunner Tiergarten und den ORF am Küniglberg. Vor Weihnachten führte uns die Thematik "Kakaobohne" in die Welt der süßen Leckereien. Vier kleine (B)engerln kochten ganz fleißig in der Schulküche und ein süßer Duft durchzog das Haus. Es entstand selbstgemachte Schokolade, die in Stücke geschnitten und in Folie verpackt mit selbstbemaltem Geschenkspapier versehen wurde. Mit diesem vorweihnachtlichen Geschenk wurden dann Freunde und Verwandte beschenkt. Emine zeigte bei dieser Arbeit in der Küche besonderes Geschick, sie stürzte sich auch mit Begeisterung auf die schmutzigen Töpfe und putzte auch anschließend die Küche wirklich sauber. Welch einer würde sich nicht solch eine tüchtige "Küchenfee" wünschen?! Eine amerikanische Jugendgruppe musizierte am Vormittag des 19. April in unserer Schule. Die Klassenlehrer konnten entscheiden, ob sie mit ihren Klassen zu dieser Veranstaltung kommen wollten. Da die Schüler bereits zwei Konzerte dieser Art erlebt hatten und eine weitere Musikhörstunde in der folgenden Woche bevorstand, beschloss die Klassenlehrerin die Klasse nicht teilnehmen zu lassen. Dies führte zu lautstarkem Protest in der Klasse, erschien doch die vorgesehene Übungsstunde für die Schüler lange nicht so "attraktiv" als dieses 18 musikalische Hörerlebnis. Da die "Argumente" der Lehrerin doch den Ausschlag gaben, wurde die erste Unterrichtseinheit fleißig arbeitend durchlaufen, ebenso die zweite. Jedoch vor Pausenbeginn stellte eine Durchsage des Direktors das Klassenklima auf eine harte Probe, beinhaltete sie doch die Aufforderung, in die Aula zu kommen. Als kurz vor Beginn der Vorführung die Durchsage zweimal mit den Worten wiederholt wurde: "Ich bitte die Klassen, sich nun in die Aula zu begeben", meinte Tomi fast weinerlich, "siehst du, jetzt bittet er uns sogar schon darum und du gehst immer noch nicht mit uns hinunter!" Ein Kind aus unserer Klasse blieb bis jetzt fast unerwähnt, obwohl sie ein besonders wichtiger Teil unserer Gemeinschaft ist: Slavica. Sie bildet den Ruhepol in der Klasse, wartet immer geduldig, drängt sich nie auf und fügt sich bereitwillig in Gemeinschaftsregeln. Wie schön wäre es, wenn sie andere durch ihre ausgeglichene, ruhige Art anstecken könnte! Einen schönen Tag gegen Ende des Schuljahres erfuhren die Schüler durch eine Einladung der Wiener Stadtwerke. Sie durften einen Ausflug nach St. Margarethen im Burgenland unternehmen. Dort besuchten sie den Märchenwald und erlebten begeistert viele aufregende Stationen dieses Erlebnisparks. Eine gelungene Belohnung für ein anstrengendes Schuljahr! Edith Panzer Klassenlehrerin 19 Gestatten, 5. ASO! Diese Gruppierung existiert in unveränderter Form seit dem Schuljahr 1998/99 am BBI, als die fünf Schüler aus unterschiedlichen Klassen im Haus und sogar aus einer weiteren Schule in die damalige 3. ASO wechselten. Das Projekt wurde verwirklicht, um jenen Kindern, die in ihren ursprünglichen Klassen dem Lehrstoff nicht so leicht folgen konnten wie ihre Mitschüler, eine gangbare Alternative zu bieten. In der Zwischenzeit ist aus den "Einzel-Individuen" eine herzliche Klassengemeinschaft mit großem Zusammengehörigkeitsgefühl geworden. Die Schülergruppe besteht im Einzelnen aus Artner-Rauch Jürgen, geb. 1989, wohnhaft in Niederösterreich Jürgen hat einen richtigen Bewegungshunger, der beim Tanzen oder Turnen am besten gestillt werden kann. Trotzdem verfolgt Jürgen auch den restlichen Unterricht meistens aufmerksam und freut sich sehr, wenn seine Lieblingsthemen an der Reihe sind. Er verlebt die Wochenenden zu Hause bei seiner Familie und schöpft daraus auch entsprechende Energie, die ihn dann während der Schulwoche stärkt. Nikolin Marija, geb. 1989, wohnhaft in Wien Marija beschäftigt sich sehr gerne mit bunten Farben, die sie in nassem Zustand nach Herzenslust flächig verteilt. Sie ist ein fröhlich wirkendes 20 Mädchen, obwohl sie gelegentlich Gegebenheiten aus einem unerwartet reifen Blickwinkel betrachtet. Marija hat Tiere gerne, speziell die Vögel haben es ihr angetan. Sie kann aufmerksam zuhören und kommt mit den anderen Schülern gut zurecht. Rapcic Dominik, geb. 1988, wohnhaft in Wien Dominik hat, trotz seiner Vollblindheit, ein äußerst visuelles Vorstellungsvermögen, das ihm bei der Umsetzung verbaler und haptischer Informationen sehr hilft. Er ist von unkompliziertem Charakter und kommt mit den Mitschülern gut aus. Dominik findet an nahezu allen Geschehnissen Interesse und besitzt eine große Merkfähigkeit. Schmidt Daniela, geb. 1989, wohnhaft in Wien Daniela ist sehr hilfsbereit und kümmert sich mit Hingabe um die anderen Schüler. Durch ihr relativ gutes Sehvermögen führt sie Klassendienste wie etwa Blumen gießen oder kleine Botengänge aus. Daniela trägt am liebsten modische Kleidung, tanzt mit großer Freude und hört mit ihren Freundinnen gerne Popmusik Stankovic Dragan, geb. 1990, wohnhaft in Wien Dragan ist ein echter Fußballfan, der es liebt, sich im Spielerdress zu zeigen. Er betreibt auch den Laufsport mit großem Eifer. Dragan ist ein interessierter Schüler, sein Lieblingsfach ist zweifelsfrei Mathematik. Er sieht gerne fern, ist daher über das Tagesgeschehen meistens umfassend informiert und seine diesbezüglichen Fragen beleben häufig den Unterricht. Tömböl Sabine, geb. 1961, wohnhaft in Wien, Volks- und Sonderschullehrerin, am BBI seit 1982 führt die 5. ASO leidenschaftlich gerne als Klassenvorstand, ist um Betreuung der Schüler gemäß deren Bedürfnissen bemüht und schätzt gute Musik jeglichen Stils. Die oberste Maxime der zitierten Schulform besteht darin, die Lerninhalte des Sonderschullehrplans auf möglichst vielfältige Art zu präsentieren. Dazu gehören neben dem herkömmlichen Klassenunterricht etwa viele Lehrausgänge, um Geschehnisse vor Ort zu dokumentieren. Bewährt hat sich gleichermaßen das Einladen von Fachleuten an das Institut, die dann in vertrauter Umgebung Schaustücke präsentieren und spezielle Sachverhalte aus erster Hand erklären können. Auf welcher Ebene sich der Unterricht jedoch auch gerade bewegen mag, der Spaß darf auf keinen Fall fehlen! Sabine Tömböl Klassenlehrerin 21 Öffentlichkeitsarbeit Die Smokehouse Jazzband spielte für einen guten Zweck Nach entsprechender Planungsphase konnten am 4. April 2001 zahlreiche Besucher ein ganz besonderes Konzert erleben. Frau Sabine TÖMBÖL, Lehrerin in der 5. ASO-Klasse am ho. Institut, war als Mitglied der Band Initiatorin des Benefiz-Konzertes für die S-Klassen am BundesBlindenerziehungsinstitut. Jazzliebhaber kamen bei dem Konzert auf ihre Rechnung und fühlten sich phasenweise nach New Orleans versetzt. Frenetischer Applaus war der Dank für die Darbietungen und man kann nur noch sagen: "Schau'n und hör'n Sie sich das an", wenn Sie eine Ankündigung für ein Konzert sehen. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 22 Die Smokehouse Jazzband aus Wien, deren Markenzeichen es ist, ohne Schlagzeug auszukommen, besteht in ihrer jetzigen Besetzung seit 1984. Im Einzelnen wird die Formation aus "Frontline" Martin Gröschl (co), Peter Kromer (cl), Gerhard Schlager (ts, bs) und Gerhard Klein (tb), der "Rhythm Section" Heinz Tömböl (p), Josef Berthold (bj) und Christoph Bottig (b) sowie Sabine Tömböl (voc) gebildet. Das Anliegen der ambitionierten Jazzmusiker ist es, Werke des "New Orleans Jazz" in ihrer ursprünglichen Form wiederzubeleben. So finden sich im Repertoire der Band vorwiegend Titel, die in den "Hot Twenties" von King Oliver, Bix Beiderbecke oder Louis Armstrong interpretiert wurden und von Bandleader Martin Gröschl sorgfältig originalgetreu arrangiert. Bei dieser Liebe fürs Detail versteht es sich von selbst, dass die Musiker stets stilgerecht gekleidet auftreten. Es bleibt also nur noch zu sagen: Schau'n - und hör'n - Sie sich das an ... 23 Tage der offenen Tür Am 16. und 17. Mai dieses Jahres war es wieder einmal so weit, das Bundes-Blindenerziehungsinstitut öffnete seine Türen und lud zur Besichtigung ein. Gab es in den zwei vorhergehenden Jahren bereits 450 bis 500 Besucher, so wurden diese Zahlen heuer noch gewaltig übertroffen. Fast 750 Wissensdurstige aller Altersstufen wollten sich über unser Tun informieren. Neben dem Besuch der Klassen, hier galt vor allem dem Informatikunterricht das Interesse, waren der Erlebnisparcours im Turnsaal und die Sinnesstraße im Internat die Brennpunkte, meistens "Staupunkte". Beim Informationsstand des Blindendruckverlages konnten die Gäste die Entstehung eines Blindendruckbuches verfolgen und von unserer Trainerin für Orientierung und Mobilität wurden sie mit Führungstechniken und dem Gehen mit dem Langstock bekannt gemacht. Der große Erfolg der "Tage der offenen Tür 2001" ermutigt alle schon jetzt für das nächste Jahr (15. und 16. Mai 2002) mit den Vorbereitungen zu beginnen; für die großartige Arbeit aller Beteiligten ein herzliches Danke. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 24 Ein Brief Maria Hoyer, VI Priv. VS "St. Franziskus" Apostelgasse 5 1030 Wien Tel.: 7135331/42 Wien, 20.5.2001 Betr.: Besuch am "Tag der offenen Tür" Sehr geehrter Hr. Direktor, liebe Kolleginnen und Kollegen! Dankenswerterweise hat Frau Abel einen Gruppentermin für uns am 16. Mai organisiert! Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, was Sie alles bieten und für Besucher möglich machen! Die Kinder meiner 1. Klasse waren ebenfalls tief beeindruckt und natürlich total begeistert. Um Ihnen das vielleicht etwas zu vermitteln, sende ich Ihnen einige Auszüge der kurzen Berichte, die wir am nächsten Tag schrieben: Klemens: "Wir spielten mit verbundenen Augen Klingelball" Dominik: "Am Hindernisweg war es spannend" Maxi: "Wir machten blind ein Match. In der Sinnesstraße war es verführerisch" Daniel: "Im Turnsaal war es gefährlich." Alexandra (Abel): "In der Flechtschule haben Blinde Körbe geflochten." Jaspreet: "Am Schluss (der Sinnesstraße) durfte ich essen und trinken." Ich möchte Ihnen allen hiermit nochmals meinen Dank und meine Hochachtung vor Ihrer Leistung aussprechen. Mit freundlichsten Grüßen Ihre Maria Hoyer 25 ÖBB-Blindenleitstein Die Station Breitensee der S 45 wird mit einem neuen Blindenleitsystem ausgestattet! Am 19. März überreichte ÖBBGeneraldirektor-Stv. DI Helmut Hainitz Vertretern des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes und anderer Blindenverbände symbolisch den ÖBBBlindenleitstein. Mit dabei war auch Bezirksrätin Sylvia Rubik. Das Blindenleitsystem verhilft sehschwachen und blinden Personen zu mehr Sicherheit und Selbständigkeit. "Begreifbare" Stadtpläne für Blinde Damit sich auch blinde Menschen selbstständig in unserer Stadt orientieren können, wurde vom Bundes - Blindenerziehungsinstitut in Zusammenarbeit mit einigen Institutionen das Projekt "Tastbare Wiener Stadtpläne für Blinde" gestartet. Die technische Unterstützung kommt von Dr. Bernhard ENGELBRECHT und seiner Firma Geosolution. In Zusammenarbeit mit blinden Anwendern hat er in zweijähriger Arbeit tastbare Symbole, die Beschriftung in Braille, vor allem aber eine Ansteuerungssoftware für eine Fräsmaschine entwickelt. Mit dem Tiefziehgerät der TU Wien können durchsichtige Kunststoffpläne gefertigt werden, unter die farbige Pläne mit vereinfachten Strukturen gelegt werden können, damit Informationen auch stark sehbehinderten Personen zugänglich gemacht werden. Bei einer großen Pressekonferenz in Schönbrunn wurde in Anwesenheit des World Govenor der Lions vom Lions Club Belvedere eine Spende in Höhe von ATS 50.000,-- als Beitrag zur Kartenerstellung überreicht. Weitere Geldmittel als Ergebnis einer Sammlung von Schülern wurden vom Schulschiff in Floridsdorf auf Anregung von Mag. KRISPEL, einem "Ehemaligen" des BundesBlindenerziehungsinstitutes, zur Verfügung gestellt. Der Beginn ist gemacht, ein langer Weg, vor allem jener der Geldbeschaffung, ist noch zu gehen. Mit Unterstützung von Bezirkspolitikern und der Wirtschaft sollte es gelingen, tastbare Bezirks- und Grätzel-Pläne herzustellen. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 26 Begreifbare Stadtpläne für Blinde Mehr Mobilität durch tastbare Karten / Erste Spenden für Produktion von Uta Hauft E6 - die Münzwardeingasse ist gefunden. Wer Orientierung sucht, schaut in einen Stadtplan, verfolgt Koordinaten und findet den gesuchten Ort. Was für die meisten Menschen selbstverständlich ist, hilft rund 6000 Wienern überhaupt nicht weiter. Sie sind blind. Damit sich auch Blinde selbstständig orientieren können, hat das Bundes - Blindenerziehungsinstitut das Projekt "Tastbare Wiener Stadtpläne für blinde Menschen" gestartet. Gemeinsam mit dem Blindenverband, der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen sowie dem Verein Blickkontakt werden Pläne erarbeitet. Technische Unterstützung kommt von der Firma Geosolution. Sie hat die Software für Fräsmaschinen entwickelt, die die Matrizen produzieren können. Die Stadtpläne selbst werden schließlich auf Kunststofffolien aufgezogen. Ein Übersichtsplan von Wien ist schon fertig. Ermöglicht wurde die Herstellung durch eine Spende der Lions in Höhe von 50.000 Schilling. "Für den Geografie-Unterricht sind die Karten von großem Wert. Die vorhandenen Tast-Pläne sind rund 50 Jahre alt, sie fallen fast auseinander", schildert Felicitas Dornstauner vom BundesBlindenerziehungsinstitut. Mobil im Grätzel Damit Blinde zusätzlich Unterstützung bei der alltäglichen Orientierung in ihrer Umgebung erhalten, sollen nun tastbare Grätzel-Pläne hergestellt werden. "Die sind für die Mobilität besonders wichtig", sagt Erich Schmid vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut. Der Professor weiß, wovon er spricht. Er ist selbst blind. "Wir haben am Institut ein eigenes Fach für Mobilität, in dem gelehrt wird, wie man mit dem Langstock geht. Gibt es zusätzlich tastbare Pläne, dann sind Blinde wirklich mobil." Für den Druck der Grätzel-Pläne sind pro Bezirk rund 12.000 Schilling (ca. 870 Euro) nötig. Der Verein Blickkontakt wirbt derzeit bei Bezirkspolitikern 27 und der örtlich ansässigen Wirtschaft um finanzielle Unterstützung. Erste Erfolge: Im Schulschiff Floridsdorf wurde eine Sammelaktion initiiert, die Firma Trenka hat eine Spende zugesagt. Die Bezirke Leopoldstadt und Floridsdorf haben Unterstützung in Aussicht gestellt. Bildunterschrift: So lesen Blinde Stadtpläne: Kommentare in Braille-Schrift ergänzen die Relief-Karte. Kurier, Wien, Dienstag, 15. Mai 2001 Besuch in unserem "Museum für das Blindenwesen" Am 16. Mai 2001 konnte ich Herrn Dr. Rudolf SCHMIDT und seine Gattin als Besucher unseres Museums begrüßen. Bei dem fast 2-stündigen Aufenthalt haben wir auch recht interessante Gespräche über die Blindenbildung in Deutschland und Österreich, speziell über die ehemalige Blindenanstalt "Hohe Warte", geführt. Die Briefe geben einen sehr interessanten Einblick in die Geschichte von Menschen, denen das Schicksal hart zugesetzt hat. Vielleicht regen die Zeilen auch zum Nachdenken an. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Briefe Dr. Rudolf Schmidt Brabeckstr. 108 D-30339 Hannover, den 30.05.01 Tel. 0511-52 32 75 Sehr geehrter Herr Direktor Haslinger! Nach Hannover zurückgekehrt möchten Ihnen meine Frau und ich noch einmal herzlich für die freundliche Aufnahme am 16. Mai im "BBI" und für die Einführung in ihr interessantes Museum danken. Wie besprochen sende ich Ihnen nun eine Kopie des Briefes, den Herr Direktor Altmann im Jahre 1956 an meinen Vater schrieb. Da ich den Brief zum ersten Mal las, als ich selbst in einer für Heimweh sehr empfänglichen Phase war, hat er mich schon damals sehr bewegt. Recht bemerkenswert finde ich auch den Umgang, den die beiden Kollegen mit doch ganz unterschiedlichen Schicksalen hatten. Mit großem Interesse lese ich in den beiden Jubiläumsschriften, die Sie uns mitgaben und meine Frau und ich erfreuen uns auch an dem 28 "Pasticcio zum 100. Geburtstag des BBI". Auch dafür nochmals vielen Dank. Die leider auf dem anliegenden Polaroidfoto nicht gut wiedergegebene Plakette von Vater Klein werden Sie sicherlich kennen. Herrn Mosel, dem pensionierten OSTR vom Hannoverschen Blindenbildungszentrum und jetzigen Leiter des hiesigen Blindenmuseums, habe ich meine Begeisterung vom Wiener Museum mitgeteilt. Er möchte es nun auch kennen lernen. Wenn Sie einmal in unserer Region sind, würden wir uns über einen Besuch freuen. Mit nochmaligem Dank und herzlichen Pfingstgrüßen - auch von meiner Frau - bin ich Ihr Rudolf Schmidt Anmerkungen zu einem Brief, den am 23. September 1956 Prof. Siegfried Altmann, damals Direktor am Austrian Institute Inc. New York, an Richard Schmidt, damals Direktor der Blindenschule mit Heim in Lebach/Saar, geschrieben hat. Ausweislich des "Taschenbuches für Blindenlehrer von 1914" wurde S. Altmann im Jahre 1887 geboren und war seit 1907 als Lehrer im Dienst an der Blindenanstalt "Hohe Warte" in Wien tätig, dem Bildungsinstitut für blinde Kinder mosaischer Konfession. Nach einer Angabe im "Taschenbuch von 1925" ist er seit 1922 Direktor dieser Einrichtung gewesen. Seine Emigrierung in die USA dürfte 1938 erfolgt sein. Richard Schmidt, geboren 1895 (gest. 1986), war ab 1920 Blindenlehrer an der Provinzial-Blindenanstalt in Hannover-Kirchrode. Siegfried Altmann und Richard Schmidt begegneten einander auf Kongressen, die die deutschsprachigen Blindenpädagogen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zusammenführten, - so 1927 in Königsberg. Bei dem - wie aus früheren Erzählungen bekannt - recht familiären Charakter, den diese Tagungen hatten, lernten sich die Teilnehmer auch persönlich näher kennen. Die politischen Verhältnisse in den 30er- und 40er-Jahren bedingten unterschiedliche Entwicklungen der beruflichen Biographien : Siegfried Altmann musste emigrieren (s.o.), Richard Schmidt wurde 1935 Direktor der Provinzial-Blindenanstalt in Neuwied am Rhein (bis 1946). Von 1949 bis 1960 war er Direktor der 29 unter seiner Ägide eingerichteten Blindenschule mit Heim im Saarland (in Lebach). Im Jahre 1956 bekamen S. Altmann und R. Schmidt über eine gemeinsame Bekannte wieder Kontakt zueinander. Aus dieser Zeit resultiert Siegfried Altmanns Brief, der sicherlich Einblicke in seine besondere Persönlichkeit gewähren kann, daneben aber auch ein Zeitdokument ist. Bei dem im Brief erwähnten Dr. Blum handelt es sich um einen blinden Juristen, der auch aus rassischen Gründen verfolgt war und nach dem Krieg im Saarländischen Sozialministerium die Tätigkeit eines Regierungsdirektors ausübte. Dr. Rudolf Schmidt 30 31 32 33 34 60 Jahre ... und kein bisschen leise! Mit diesem Motto verabschiedete sich am 19. April 2001 Herr Amtsdirektor Regierungsrat Hptm Josef JELINEK von der Fernmeldetruppenschule in den wohlverdienten Ruhestand. Hptm Jelinek hat sich mit einem Grüppchen Interessierter immer in großartiger Weise der Partnerschaft mit dem Bundes-Blindenerziehungsinstitut gewidmet. In vielen Exkursionen und diversen Unterstützungsaktionen, die von ihm initiiert wurden, hat sich eine Partnerschaft und schließlich Freundschaft entwickelt. Als kleines Dankeschön für die stete Hilfe überreichte der Direktor des BBI im Rahmen der Geburtstags- und Abschiedsfeier die "Johann Wilhelm Klein Ehrennadel" an Hptm Jelinek und verband diese Ehrung mit den besten Wünschen für den neuen Lebensabschnitt. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Integrations- und Aufklärungsfilm Am 7. Juni 2001, 19:00 Uhr war es so weit, die Erstaufführung des Spielfilms "Love at First Touch" fand im Louis Braille Haus statt. Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband, Landesgruppe Wien, NÖ und Bgld., gab einen Integrations- und Aufklärungsfilm in Auftrag, der die Probleme einer plötzlichen Erblindung und deren Bewältigung zeigen sollte. Nach der Premiere muss man feststellen, die gestellte Problemstellung wurde in großartiger Weise gelöst, der Film ist unbedingt zu empfehlen. Räumlichkeiten des BBI waren Drehorte und eine große Zahl von Schülern des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes war in Statistenrollen involviert; Alexander DEUTSCH hat seine wichtige Rolle großartig gemeistert. Glückwunsch zur Leistung! Es sei an dieser Stelle dem Regisseur, seinem Produktionsteam und den Schauspielern zu diesem Werk gratuliert. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 35 Love at first touch An einem Nachmittag, als ich in der Klasse war, kamen zwei Reporter und befragten mich über die Blindenschrift. Danach fragten sie mich auch, ob ich bei der Verfilmung des Buches "Love at first touch" mitspielen möchte. Eine Woche später rief mich der Autor des Buches an. Eine weitere Woche danach kamen wieder die Reporter in die Schule und ich bekam ein paar Texte und wurde auch schon mit der Kamera aufgenommen, damit wurde wirklich entschieden, dass ich dabei sein darf. Das war mein großer Tag: 15. Mai 2001 Es kamen von der Schule auch andere Schüler mit, denn für das Popkonzert wurden Leute gesucht. Auch Lehrer und andere Leute waren im Publikum. Der Film wurde im Blindenverband gedreht. Im Raum war es sehr warm, weil dort viele Scheinwerfer und Menschen waren. Zwischen den Aufnahmen gab es immer wieder kleinere Pausen, wo man sich erholen und erfrischen konnte. Die Dreharbeiten dauerten bis zum Abend. Als die Dreharbeiten für diesen Tag beendet waren, gab es noch etwas zu essen. Mein 2. Drehtag: 17. Mai 2001 Ich wurde in der Früh vom Filmteam vom Blindeninstitut abgeholt und in den Blindenverband gebracht, weil ich für einen zweiten Drehtag eingeteilt war. Bevor es losging, wurde ich wieder geschminkt. Diesmal fanden die Dreharbeiten in der Korbflechterei, die es dort gibt, statt. Um ca. 9:00 Uhr ging es los. Es war so, dass wir, das heißt: das Filmteam und die Schauspieler, nicht alleine dort waren, da die Korbflechter und auch Bürstenmacher arbeiten mussten. Es gab oft Probleme, wie zB mit dem Kamerawagen, nicht weil die Kamera nicht funktionierte, sondern weil er zu groß war für den schmalen Gang. Auch mit dem Ton gab es Probleme, denn die Techniker mussten das Mikrofon so halten, dass man die anderen und mich und den anderen Schauspieler gut hörte. Auch Nebengeräusche störten die Dreharbeiten. Bis alles endgültig so war, dass der Film wirklich gedreht werden konnte, verging viel Zeit. Das Ende der Dreharbeiten war zu Mittag. Danach bekam ich noch ein gutes Mittagessen. Meine Eindrücke zu diesem 2. Tag Als ich erfahren habe, dass ich bei einem Film mitwirken soll, wurde mir im ersten Moment anders. Ich dachte mir aber, dass es ein herrliches Gefühl sein würde, einmal in meinem Leben in einem Film mitwirken zu dürfen. Alexander Deutsch Orientierungsklasse 36 Erleben - begreifen Beim "Erste-Hilfe-Kurs" im Bild Als Nachtrag zum Bericht über den "Erste-Hilfe-Kurs" am BundesBlindenerziehungsinstitut (BBInfo 1/2001, S 33) soll mit einigen Fotos dieser Fortbildungskurs dokumentiert werden. 37 Lösungen zu den "Stationen" am Schikurs (Hier die Lösungen zu den Stationen, über die in BBInfo 1/2001 berichtet worden ist) Station "Richtige Rechtschreibung" 1) SNOWBOARD 2) BINDUNG 3) FREESTYLE 4) DOPPELSESSELBAHN 5) CARVING 6) LIFT Station "Einige besonders kniffelige Fragen" 1) Tennengebirge 2) Lammertal 3) das Wörtchen "und" 4) 2 5) Akja, Hubschrauber, Sessellift, Skido 6) 2 Stunden älter als vorher 7) Franz Klammer, Annemarie Moser, Andi Goldberger, Benni Raich, Hermann Maier, Toni Innauer, .... 8) nur einige Beispiele: Hermann Maier für Milka, Raiffeisen Franz Klammer für Sporthilfe Annemarie Moser für Waschmittel Benni Raich für Danone 9) Alpin: Slalom, Riesentorlauf, Abfahrt, Super G, Parallelslalom Langlauf: Klassischer Stil, Skaten, Staffel 10) 484 Jahre Judith Kowal Unser Praktikum am Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wir sind elf Schülerinnen und besuchen im Caritas-Ausbildungszentrum die 3. Klasse der Fachschule für Sozialberufe in der Seegasse und unser Herr Direktor heißt Dr. Wolfgang Mandl. Da die Fachschule vor allem unserer Berufsorientierung und Berufsvorbereitung im sozialen Bereich dient, absolvieren wir verschiedene Praktika in sozialen Institutionen (Kindergarten, Behindertenbereich, Pflegebereich) und in Familien mit 38 kleinen Kindern. Im Unterrichtsgegenstand Praxisseminar sprechen wir regelmäßig über unsere Erfahrungen im Praktikum. Wir durften in diesem Schuljahr eines unserer Praktika am BBI absolvieren, viele Menschen kennen lernen und wertvolle Erfahrungen machen. Information über unsere Schule: Die dreijährige Fachschule für Sozialberufe ist eine vorbereitende Ausbildung für verschiedene Sozial- und Pflegeberufe, die ein höheres Lebensalter und eine größere Reife voraussetzen. Die Schule bietet eine Einführung in soziale und pflegerische Ausbildungen und Tätigkeiten. Sie ist eine Orientierungshilfe und trägt bei zur Klärung der persönlichen Begabungen und Eignungen für eine weitere Sozialberufsausbildung. Sie vermittelt aber keinen ausdrücklichen Berufsabschluss (mit Ausnahme der Berechtigung zur/zum Ordinationsgehilfin/en), da es im Sozial- und Pflegebereich für Jugendliche dieses Alters keine Berufsqualifikationen gibt. Ausbildungsschwerpunkte der Fachschule für Sozialberufe: Ergänzung der Allgemeinbildung (zB in Deutsch, Englisch, Biologie, Somatologie, Wirtschaftl. Rechnen, EDV, etc.) Psychologisch-pädagogische Unterrichtsgegenstände Einführung in Sozialarbeit, Familien-, Alten- und Behindertenhilfe Einführung in Säuglings-, Kranken- und Altenpflege sowie in die richtige Ernährung Musisch-kreative Unterrichtsgegenstände (zB rhythmische und Bildnerische Erziehung, Animation) Musikalisch- Familien- und Sozialpraktikum Es kann die berufliche Berechtigung zur/zum Ordinationsgehilfin/en erworben werden Möglichkeit zur Ausbildung und Prüfung zum Europäischen Computerführerschein (ECDL) Persönliche Erfahrungen von Viktoria (16), Manuela (16), Cornelia (17), Stephanie (17) und Franziska (18): Am ersten Praktikumstag wurden wir von Herrn Direktor Haslinger freundlich begrüßt. Herr Direktor Haslinger zeigte uns das Haus und brachte uns in unsere Klassen. So erleichterte er uns den Einstieg ins Praktikum. 39 Unser Praktikum haben wir bei Frau Doris Lang, Frau Daniela Wimmer und ihren Schülern absolviert. Wir waren gespannt auf die Reaktionen der Kinder. Würden sie uns annehmen oder ablehnen? Weiters spielte unsere Angst vor persönlichem Versagen eine wichtige Rolle. Frau Wimmer ließ uns Zeit die Kinder zu beobachten und erzählte uns von den unterschiedlichen Verhaltensweisen der Kinder. Die gute Zusammenarbeit mit Frau Lang und Frau Wimmer schätzten wir sehr. Sie beantworteten jederzeit alle unsere Fragen ausführlich. Frau Lang hat uns viele aktuelle Situationen erklärt. Wir hatten Respekt voreinander und waren deshalb immer bereit für ein offenes Gespräch. Die Beziehung zu den Schülern hat sich in der Praxiszeit sehr gut entwickelt. Sie haben uns akzeptiert und angenommen. Jede Schülerin hat eine andere Beziehung zu ihnen aufgebaut. Der allgemeine Umgang mit behinderten Kindern, das Unterstützen beim Essen, Trinken und Wickeln zählen zu den Erfahrungen, die wir gesammelt haben. Einiges ist uns zumindest anfänglich schwer gefallen. Interessant war auch, einen Einblick in so manche Therapie zu bekommen. Das Praktikum war eine positive Erweiterung unserer Erfahrungen. Danke, wir haben am BBI nicht nur viel gelernt, sondern auch viel Spaß gehabt. Eines unserer lustigsten, schönsten und berührendsten Ereignisse war das gemeinsame Weihnachtsfest. Persönliche Erfahrungen von Janina (18 Jahre), Daniela (17) und Ludmila (17): Wir absolvierten unser Praktikum in der Bürstenmacherei bei Herrn Josef Ujvari. Unser wichtigster Wunsch war es, von der Gruppe akzeptiert und aufgenommen zu werden! Wir wollten Vertrauen aufbauen und genauso gewinnen. Natürlich mussten wir auch anfängliche Zweifel und Unsicherheiten abbauen. Zu Beginn hatten wir auch einige, wie sich später herausstellte, unnötige Befürchtungen. Wir hatten Angst vor Ablehnung oder dass wir uns nicht richtig wohl fühlen würden. Das Klima in der Gruppe war sehr angenehm. Alle Schüler waren sehr hilfsbereit, freundlich und lustig. Sie waren aber auch verständnisvoll, wenn wir etwas nicht gleich wussten, und konnten so auch oft uns helfen. Da wir gut in die Gruppe aufgenommen wurden, freuten wir uns jedes Mal auf unsere Praktikumsstunden. Die Zusammenarbeit mit unserem Betreuer war zu unserer vollsten Zufriedenheit. Herr Ujvari erklärte uns alles sehr genau, wir fühlten uns auch gut von ihm verstanden, wenn etwas nicht gleich klappte. Auf die 40 Entwicklung unserer Selbstständigkeit wurde sehr viel Wert gelegt. Herr Ujvari nahm sich genügend Zeit für uns. Wir hatten guten Kontakt zu den Schülern und besserten gegenseitig Fehler aus. Von beiden Seiten kam viel Verständnis. Wir haben unsere Schüler ins Herz geschlossen. Wir lernten nicht nur Körbe flechten und Bürsten machen, sondern auch, was wir tun können oder müssen, wenn es jemandem einmal nicht so gut geht. Wir würden dieses Praktikum jederzeit wiederholen und können es nur wärmstens weiterempfehlen. Unser persönlicher Erfolg war es, blinden Menschen etwas beschreiben oder erklären zu können, so dass sie es auch gut verstehen können. Wir bedanken uns für diese schöne Praktikumszeit. Persönliche Erfahrungen von Katharina (16 Jahre) und Nicole (17): Wir waren ab Weihnachten Praktikantinnen der Korbflechterei. Anfangs neugierig und unerfahren begannen wir unser Praktikum. Ganze 12 Stunden pro Woche konnten wir am Unterricht und am Leben der Lehrlinge teilhaben. Die Deutschlehrerin, Frau OStR Hampel, gliederte uns in den Stundenablauf ein, sodass wir auch eigene Ideen einbringen konnten. Im für uns ungewohnten Religionsunterricht machten wir stets neue Erfahrungen. Doch die meiste Zeit verbrachten wir natürlich in der Korbflechterei, wo wir gemeinsam mit den Lehrlingen arbeiteten. Fehler ausbessern, aufmuntern und Spaß haben standen auf der Tagesordnung. Wir wurden von unserem Betreuer, Herrn Martin Dobernig, immer unterstützt. Wir konnten uns auf jeden verlassen und arbeiteten gerne in der Korbflechterei. Die Unsicherheit vom ersten Tag verschwand ziemlich schnell. Im Winter unterstützten wir die Jugendlichen am Eislaufplatz und im Frühling halfen wir am Tag der offenen Tür mit. Ein großes Lob und unseren Dank wollten wir auf jeden Fall den Mitarbeitern der Küche aussprechen. Wir wurden jedes Mal freundlich behandelt und das Essen war ausgezeichnet. Auf diesem Weg noch ein herzliches Dankeschön an Herrn Direktor Haslinger, die Lehrlinge, an unseren Betreuer und an alle Lehrkräfte, die uns anleiteten. Persönliche Erfahrungen von Marianne (16 Jahre) Ich durfte das Praktikum bei Frau Gebauer, der Lehrerin der S3, absolvieren. Die Schüler in dieser Klasse sind Thomas, Dejan, Kristijan und Daniela. Frau Gebauer hatte immer ein offenes Ohr für meine vielen Fragen. Sie versuchte stets, die Antwort so ausführlich wie möglich zu 41 geben, da dies mein erstes Praktikum dieser Art war. Ich bin ihr sehr dankbar dafür. Die Kinder brachten mir von Anfang an viel Vertrauen entgegen. Dadurch war es für mich möglich, einzigartige Freundschaften zu schließen. Durch die verschiedenen Beeinträchtigungen war es notwendig, auf jedes Kind anders einzugehen, was mir allerdings nicht sehr schwer fiel. Ich denke, dass ich durch dieses Praktikum mit meinen Mitmenschen im Alltag sensibler umgehe. Abschließend möchte ich dem gesamten BBI, speziell aber den Schülern der S3 und Frau Gebauer "Dankeschön" sagen. Projekt der ASO/OST für den katholischen Religionsunterricht "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt" Unter diesem Motto wandte sich unser Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, in einem Brief an alle jugendlichen Freunde mit der Bitte, mit ihnen gemeinsam "an vielen Orten der Kirche die Berührung mit der Not zu wagen", und "hinauszutreten in das Dunkel". In der Nacht von Bukarest, wo der Erzbischof durch Pater Sporschill den Straßenkindern begegnete, dachte er an den rabbinischen Weisheitssatz: "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt" und machte ihn zum Titel seines Aufrufs. Der Kardinal wendet sich an uns. "Jedem von Euch möchte ich sagen, du kannst ein Leben retten: Mit einem aufmerksamen Blick, mit einem Wort des Verständnisses, mit einem mutigen Einsatz, vielleicht auch mit einer Idee, die du an mich weitergibst. Ich frage Dich: Wem müssen wir helfen? Wo siehst Du Deine Aufgabe? Bitte schreib mir, welche Ideen Du hast und wonach Du persönlich suchst." Mit großen Erwartungen segnet Euch Christoph Kardinal Schönborn Diesen Aufruf nahmen die Schüler der ASO und OST, die gemeinsam den katholischen Religionsunterricht besuchen, ernst und antworteten mit einem Projekt, das wir hier vorstellen wollen. Es begann so: Erst einmal überlegte jeder, wer in seinem Umkreis eigentlich Hilfe braucht, wem man helfen könnte und was da zu tun sei. Dann teilte jeder seine Gedanken, auch wem er wie zu helfen bereit sei, im großen Kreis mit. Die Schüler fassten konkrete Vorsätze: Einerseits beschlossen sie für verschiedene Gruppen von Menschen, die bedürftig sind und für deren Anliegen zu beten: ganz besonders für Behinderte, für Schwerkranke, alte Menschen und auch für Babys. Dann fanden sie es gut, auch alte Dinge, wie Spielzeug, Kleider zu sammeln und armen Kindern weiterzugeben oder etwas vom Taschengeld zu sparen und zu teilen oder Süßigkeiten herzugeben. Einige entschieden sich für einen Fastenwürfel. All diese Dinge sollen Armen, besonders den 42 armen Kindern zu Gute kommen. Manchmal geht es einfach auch darum, anderen Hilfestellungen zu leisten oder jemanden zu besuchen. Wir einigten uns darüber, diese Vorsätze alle zwei Wochen in Erinnerung zu rufen, wo jeder seine Gebetsanliegen (still oder ausgesprochen) in den großen Kreis bringen und eventuell auch etwas geben konnte. Ein nächster Schritt war dann der Besuch bei den Missionarinnen der Nächstenliebe, der für alle sehr bereichernd war. Hier ging es darum, Leben und Arbeit der Schwestern kennen zu lernen, die sich der Ärmsten der Armen hier in unserer Stadt annehmen. Die Schüler kamen mit Geschenken in Form von Essbarem an: Milch, Brot, Obst, Süßigkeiten. Mehrere Gaben für Kinder waren schon vorher dort eingetroffen und hatten viel Freude bereitet. Die Schüler zeigten sich sehr interessiert an allem, was die Schwestern tun, um Armut zu lindern und armen Menschen beizustehen. Sie besuchten die Suppenküche und den Speisesaal und zum Schluss auch die Wohnung der alleinstehenden Frauen und Mütter in Not, die sich ganz gerührt über den lieben Besuch zeigten. Dann sangen wir gemeinsam mit der Schwester Oberin für die Frauen und Kinder ein serbokroatisches Marienlied, es war für alle ein bewegender Abschied. Die Bitte an andere, sich an diesem Projekt zu beteiligen, brachte eine Fülle von Materialspenden ein. Mehrere Taschen voller Kleider, Schuhe für Erwachsene und Kinder konnten den Schwestern zur Weitergabe überbracht werden. Dank an alle Beteiligten! Gerda Mathews Miteinander Spiel und Spaß im Märchenpark Knapp vor Ende des Schuljahres 2000/2001 wurde den Schülern von der 1. VS bis zur 1. HS ein besonderes Erlebnis ermöglicht. Dank der großzügigen Spende der "Wienstrom Donaustadt", die dem Haus gratis einen Autobus zur Verfügung stellten, durften unsere "kleinen" Schüler sich einen Tag bei kostenlosem Eintritt und Mittagessen im Märchen- und Freitzeitpark in St. Margarethen vergnügen. 43 Meiner Beobachtung nach erfreuten der Froschteich, die Schweinchenbahn, der Lastwagenkonvoi, die Drachenmonorailbahn, der Filippo-Tower, das Ballonkarussell und der NauticJet ganz besonders die Kinderherzen. Die Begleitpersonen mussten Ausdauer und gute Kondition ihren Schützlingen beweisen, denn viele Mechanismen wurden nur durch ständige Muskelkraft in Bewegung gesetzt. Jeder, jung und alt, kam auf unterschiedliche Weise zu seinem "Vergnügen". Nach einer lustigen Heimfahrt endete der freudige Tag um 16 Uhr bei der Schule. Für den harmonischen Ablauf dieses Lehrausganges, geprägt durch hervorragende Teamarbeit, bedanke ich mich im Namen der Kinder. Besonderer Dank gilt allen beteiligten Lehrern, Erziehern, Müttern und Omis. Christa Emich Ein ganzer Tag im Märchenpark Jedes Jahr dürfen wir uns einen schönen Ausflug wünschen. Herr Kronowetter von den Stadtwerken stellt uns für diesen Ausflug einen Bus mit Schofför zur Verfügung. Dieses Jahr wählten wir den Märchenpark in St. Margarethen im Burgenland als Ziel. Am 7. 6. 2001 um 8 Uhr ging es los. Der Bus war voll mit Kindern und wir hatten schon während der Fahrt viel Spaß. Nach einer Stunde kamen wir an. Neugierig schwärmten wir in alle Richtungen aus. Es gab viele Bahnen, die man ausprobieren konnte. Manches war gratis, manches musste man bezahlen. Bei manchen Bahnen musste man selber kräftig treten oder kurbeln, um sich fortbewegen zu können. Wir kamen sehr ins Schwitzen und wurden dabei müde. Das fliegende Boot war sehr aufregend. Man wird in einem Boot steil hinaufgezogen, saust dann hinunter, fliegt übers Wasser und klatscht auf. Für dieses Abenteuer brauchte man Mut. Trotzdem wagten es manche dreimal zu fliegen. 44 Danach waren einige von uns nass. Einige Gruppen gingen auch zum Streichelzoo. Spannend war für uns der Hirsch. Einen lebenden Hirsch hatten wir noch nie angegriffen. Zu unserem Erstaunen fühlte sich das Geweih warm und flauschig an. Es gab noch viele Attraktionen, die wir hier gar nicht aufzählen können. Doch drei wollen wir noch erwähnen: den Echobrunnen, der alles nachplapperte, was man hineinrief; die Kugel, in der man sitzend gedreht wurde, wobei man manchmal am Kopf stand; das Luftballonkarussell, wo man immer höher schwebte. Nach vielen Erlebnissen fuhren wir gegen drei Uhr wieder nach Wien zurück. Wir danken Herrn Kronowetter sehr herzlich. Wir freuen uns schon wieder auf den nächsten Ausflug. 1. HS: Milena Budak, Yasemin Acur, Ornella Kajdy, Sibel Cam Eindrücke der 5. ASO Jürgen: "Mir hat das Luftballonkarussell gefallen, wie es so wild gefahren ist." Dominik: "Der 'Schweineritt' war für mich am lustigsten, wie die Schweine so oft gegrunzt haben." Marija: "Die Märchenbahn war für mich am coolsten, wie sie heftig in die Kurven gefahren ist und die Musik war dort schön." Dragan: "Das Bootfahren war für mich am tollsten, obwohl ich ein wenig Angst hatte." Daniela: "Mir hat am besten das Streicheln der Ponys gefallen, die waren so lieb." 45 1. VS - Ein ganzer Tag im Märchenwald "Mir hat alles gut gefallen. Die Drachenbahn war besonders schön, weil sie in der Luft fährt." (Sami) "Bei der Drachenbahn habe ich voll getreten, dann ist sie in die Kurve gesaust ... und dann sind wir zusammengestoßen mit dem vorderen Wagen!" (Barbara) "Die Sessel, die man mit dem Seil hochziehen kann, waren lustig. Zuerst habe ich mich nicht ganz hinauf getraut, aber dann mit Herrn Kronowetter schon." (Christopher) "Ich bin besonders gern mit dem Boot gefahren. Das wird zuerst hinauf gezogen, saust dann schnell hinunter, fliegt durch die Luft, bevor es, platsch, am Wasser landet." (Gerhard) "Im Märchenpark gab es ein Wohnzimmer mit zwei Bauersleuten, einer Katze und einer Kuh. Die Bauersleute zankten sich - da verließ sie die Kuh." (Gerhard) "Der Echobrunnen war sehr lustig - wir riefen hinein und der Brunnen rief gleich zurück." (1. VS) "Das Geisterhaus war schön. Drinnen war es finster. Gerhard und Sami gingen ganz allein hinein und erschreckten die Kinder." (Gerhard) "Ich bin auch mit einem Schiff ins Wasser gesaust." (Barbara) "Ein paar Mal sind wir mit dem Ballon geflogen - am schönsten dran war, als wir in der Luft waren." (Barbara) 46 "Viele Male fuhren wir mit den Lastautos. Bei der Abfahrt tuteten sie immer - dann ging es los! Sie fuhren unter einem großen Schirm, wo Pilze standen - das Schwammerlhaus." (Christopher) "Ich saß in einem Sessel, der flog wie ein Vogel in der Luft." (Barbara) "Mir gefiel der ganze Tag super gut." (Denise) "Beim Klettergerüst bin ich dreimal gerutscht." (Christopher) "Bei der langen Rutsche bin ich zweimal gerutscht." (Barbara) Nicht nur "Nehmer", auch "Geber" sind wir Schon im Schuljahr 1999/2000 startete unsere Schule nach Kontakten mit einer Blindenschule in Istanbul das Projekt "Minsk". Kinder aus Blindenschulen in Weißrussland waren unsere Gäste; Bücher, Bälle, Spiele, usw. wurden von unseren Schülern den Kindern aus der Heimat des Unglücksreaktors von Tschernobyl übergeben. Briefkontakte über ein ganzes Jahr ließen die Verbindung nicht abreißen und heuer haben wir wieder eine Gruppe zu Gast in unserer Schule. Gemeinsamer Unterricht in den Klassen und eine Reihe von Unternehmungen (Lehrausgänge, Radtour, usw.) lassen neue Kontakte entstehen und Verständnis für andere Kulturen entwickeln. Nach einem sehr anschaulichen Vortrag über das Leben der TurkanaKinder in Kenia wurde auch hier der Entschluss zu einem Hilfsprojekt gestartet. Briefe wurden an die Kinder verschickt und zum Schulschluss können wir einen großen Wunsch erfüllen, ein "Perkins-Brailler" wird seinen Weg nach Afrika nehmen. Wenn nähere Informationen vorliegen, werden wir nach unseren Möglichkeiten auch ein Projekt im Kosovo unterstützen. Vielleicht können wir auch hier mit unseren bescheidenen Mitteln blinden Kindern, Menschen in tiefer Not, zur Seite stehen. Es muss an dieser Stelle unseren SchülerInnen und einigen Kollegen für ihren Einsatz gedankt werden. Ich glaube, das Motto "Wer anderen hilft, dem wird geholfen" ist Anstoß, den beschrittenen Weg mit Projekten für blinde Kinder in Not weiter zu verfolgen. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Unsere Schulpartnerschaften Ein Themenbereich im Geographieunterricht in der 4. HS und 1. HAS war im heurigen Schuljahr die "Dritte Welt". Mit Hörkassetten, Filmen, Büchern und Vorträgen in unserer Schule drangen wir in dieses Thema ein. Wir hatten zwei Vorträge an der Schule. Einer beschäftigte sich mit der 47 Problematik der indigenen Völker in Südamerika, den Ticuna Indianern. Es ging der Referentin mit vielen mitgebrachten Anschauungsmaterialien vor allem darum aufzuzeigen, wie wichtig Schulbildung zur Erhaltung der eigenen Identität eines Volkes ist. Neu für uns und besonders lehrreich war der Vortrag von Schwester Kainz, die 30 Jahre in Kenia bei den Turkana Nomaden lebte. Sie konnte eine besonders lebendige Vorstellung über Leben und Gebräuche dieser Volksgruppe in uns erzeugen. Bald hatten die Schüler die Idee zu helfen. Nun wurde gesammelt, auch die Berufsbildung half mit. Dadurch kann unsere neue Partnerschule in Kenia großzügig unterstützt werden, ebenso das Projekt "Schulen für Indianerkinder in Südamerika". Unsere Freunde aus Minsk, die uns wieder besuchen, können auch mit unserer Hilfe rechnen. Die Projektpartner haben mit den Menschen in diesen Ländern direkten Kontakt und jede Hilfe kommt gezielt an. Die Direktion hat alle unsere Unternehmungen großzügig unterstützt, dafür danke ich im Namen der Schüler. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit unseren neuen Freunden. Menschen aus verschiedensten Kulturkreisen kennen zu lernen ist etwas sehr Spannendes. Prof. Felicitas Dornstauner-Eckmann 48 "Summ, summ, summ" ein Imker besucht das BBI Durch die dankenswerte Vermittlung der Obfrau unseres Elternvereins, Frau Hariri, und der schulinternen Organisation durch Kollegin Tömböl besuchte Herr Matzinger, ein Imker der besonderen Art, am 30. Mai 2001 das Institut. Herr Matzinger betreibt die Honigproduktion auf eine sehr behutsame Weise. Er betrachtet, laut eigener Definition, seine Bienen nicht als "Honigfabrik", sondern gewissermaßen als Freunde. Aus dieser sensiblen Haltung heraus war er auch der Lehrmeister für die besonderen Bedürfnisse unserer Schüler. Der Imker aus Leidenschaft führte zahlreiche Schaustücke mit sich, die er mehreren Klassen einen Vormittag lang auf einfühlsame und gleichermaßen anschauliche Art präsentierte. Zu unserer großen Freude erklärte sich Herr Matzinger spontan bereit, wieder an die Schule zu kommen und weitere Schüler aus erster Hand zu informieren bzw. aufbauend auf diesen ersten Besuch bei uns die Thematik noch zu erweitern. Wir wünschen ihm weiterhin viel Freude an seiner Tätigkeit und uns, dass er noch oft den Weg an unser Institut findet! Sabine Tömböl 49 Projekt EURO 1. Handelsschule Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wittelsbachstr. 5 1020 Wien Herrn Direktor Franz Haslinger Im Haus 27. 03. 01 Euroinformationsblatt Sehr geehrter Herr Direktor Haslinger! Im Unterrichtsgegenstand "Betriebswirtschaftliche Übungen" hat unsere Arbeitsgruppe ein Informationsblatt über den Euro erstellt. Dieses soll allen Schüler(innen) und Mitarbeitern des BBI als Hilfe zur Euroumstellung dienen. Wenn es Ihnen recht ist, könnten wir das Blatt im Haus verteilen. Es steht Ihnen auch im Laufwerk (F:\Info\) zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen 1. Handelsschule Am 1.1.1999. trat die europäische Einheitswährung, der Euro als Buchgeld in unser Leben. Zunächst nur als Buchgeld, seit den kann man Bankkonten in Euro eröffnen bzw. Schillingbanknoten auf Euro umstellen, man kann Überweisungen in Euro durchführen und Schecks in Euro ausstellen. Weit aus schwieriger wird in allen betroffen Euro Ländern die Einführung des Euro als Bargeld fallen. Stichtag dafür ist der 1. Jänner 2002. Drei Monate läuft der Euro noch parallel mit der bisherigen Währung. Der Grund für diese Übergangsphase liegt darin, dass der Druck fälschungssicherer Euro - Banknoten eine Vorlaufzeit benötigen. 50 WELCHE FRAGEN STELLEN SIE SICH? Warum wird der EURO eingeführt? Alle Länder die zur Europäischen Einheit gehören, sollen die selbe Einheit haben, damit keine Probleme mit Geldwechsel hat. Wie viel ist ein EURO wert? 1 Euro = 13,7603 Schilling Wie viel kostet dann zirka eine Juniortüte bei Mac Donalds? 49 Schilling das sind 3,56 Euro Ein großes „Problem“ wird auch das Trinkgeld sein! Gebe ich zu viel? Es wird besonders für ältere Personen schwer werden, da Sie sich schon so an den Schilling gewöhnt haben. Es kann dann sein, dass man dann viel zu viel hergibt und man ein kleines Vermögen ausgibt für eine Melange z.B. Umrechungstabelle ATS Euro ATS Euro 1,00 0,07 100,00 7,27 5,00 0,36 500,00 36,34 10,00 0,73 1.000,00 72,67 20,00 1,45 5.000,00 363,36 50,00 3,63 51 52 Internationaler Schreibwettbewerb in Chemnitz Am Sonntag, dem 10. Juni 2001 fuhren wir mit dem Zug nach Chemnitz zum internationalen Schreibwettbewerb, an dem Schüler aus der Schweiz, Deutschland und Österreich teilnahmen. Obwohl wir erst spät ankamen, wurden wir freundlich mit einem Abendessen empfangen. Danach bezogen wir unsere Zimmer. Das Gelände besteht aus ca. 67 Häusern. Diese Einrichtung liegt eher außerhalb der Stadt. Am Montag nach dem Frühstück fand die Eröffnung statt. Jeder Teilnehmer bekam eine Teilnehmerliste. Anschließend konnten wir die Ausbildungsmöglichkeiten der Schüler aus Chemnitz besichtigen, zB Fachkraft für Textverarbeitung, die Hauswirtschaftsschule oder die Ausbildung zum Masseur oder Physiotherapeuten. Nach einer kleinen Jause wurden uns die Computer gezeigt, auf denen wir schreiben mussten. Nach dem Mittagessen gab es die Möglichkeit an einer Stadtführung teilzunehmen. Im Zweiten Weltkrieg ist 90 % der Stadt zerstört worden. Deshalb gibt es heute noch viele Plattenbauten, die damals gebaut wurden. Am Dienstag unternahmen wir einen Tagesausflug nach Leipzig. Wir besuchten den Fernsehsender MDR. Das Gelände des Mitteldeutschen Rundfunks war früher der größte Schlachthof Europas. Der Führer zeigte uns ein Nachrichtenstudio. Die Kameras werden heute meist von einem Computer aus bedient. Wir durften uns auch den Platz eines Moderators anschauen. Zum Schluss gingen wir noch in die Redaktion, wo die Sendungen vorbereitet werden. Nach der Führung fuhren wir in die Innenstadt. Dort hatten wir Freizeit. Am Mittwoch begannen die Bewerbe. Die erste Disziplin war die Übertragung eines mit Steno gekürzten Textes in die normale Vollschrift. Der zweite Bewerb war 10 Minuten Ansage oder Abschrift. Die meisten aus unserer Klasse wählten die Ansage. Diese zwei Bewerbe fanden am Mittwoch statt. 53 Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zur Augustusburg. Dort gab es eine Greifvogelshow. Es wurde gezeigt, wie die Tiere auf die Jagd vorbereitet werden. Wir durften auch einen Uhu streicheln. Später konnten wir uns das Schloss ansehen und dann ging es noch in das Motorradmuseum. Am Abend gingen die Wiener mit den Schweizern noch zum Bowling. Wir mischten die beiden Gruppen und schoben auf drei Bahnen. Am Donnerstag fand der letzte Bewerb statt. Wir bekamen Diktate mit 40, 60 und 80 Silben. Anschließend war Freizeit. Am Nachmittag fuhren wir zur Mühle. Das ist ein historisches Gasthaus. Wir hatten dort unsere "Siegerehrung". Canan erreichte bei der Übertragung von Steno in Vollschrift den ersten Platz und Anja den zweiten. Jeder von uns bekam eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme. Zum Abschluss ging unsere Klasse noch in eine Disco. Am Freitag fuhren wir wieder mit dem Zug nach Wien. Unsere Begleiter waren Herr Schmid und Frau Plutsch. - Diese Woche war für uns sehr interessant. Ursula Raunig, Roberta Ebert 1. HAS 54 55 Spezialbeiträge Aufbruch ins Neuland Wendezeit Am 1. Jänner 2001 begann nach unserer Zeitrechnung ein neues Jahrtausend. Überall ist Veränderung, Umbruch und Neuorientierung allgegenwärtig. Neue Hoffnungen und auch neue Ängste lodern auf, verglimmen und werden wiederum entfacht. Wir bewegen uns nicht mehr im Rhythmus der Natur, sondern im Gigahertztakt der Informationstechnologie. Ein neuer Typ Mensch scheint gefragt: mobil, ungebunden, anpassungsfähig, entscheidungsfreudig, teamfähig, ... Die Liste an gewünschten Eigenschaften ließe sich beliebig fortsetzen. Und dann gibt es da noch etwas. Etwas, das in unserer schönen neuen Welt schon anachronistisch erscheint. Etwas, das nicht in dieses makellose Konzept passt. Etwas, das Raum, das Zeit, das Regelmäßigkeit und das Stabilität einfordert, etwas, das eben natürlichen Gesetzen folgt. Es ist genau jenes, das heutzutage nur mehr schwer mit unserem Tun und Denken vereinbar ist: das Unfertige, das Fehlerbehaftete, das nach Entwicklung Ringende - kurz: das besondere Zuwendung Fordernde. Szenenwechsel Schuljahr 2000/2001. Am Blindeninstitut beginnt eine neue Ära. Die Wellen des Umbruchs branden auch an unsere Türen. Der Takt der Informationstechnologie wird auch in unserer Bildungseinrichtung immer schneller. Er bewegt sich zwar noch nicht im Gigahertzbereich, aber doch schon im höheren Megahertzbereich. Neue Hoffnungen und neue Ängste ringen auch in unseren Reihen. Auch die Rhythmen haben sich geändert. Und doch: Es ist da etwas anderes. Nicht das Bildungsbekenntnis zu Selbstbewusstheit, zu Eigenständigkeit, zu Anpassungsfähigkeit, zu Mobilität, zu Entscheidungsfreudigkeit, zu Teamfähigkeit,... - denn die Förderung dieser Eigenschaften waren schon immer zentrale Forderung und Anliegen der Sehgeschädigtenpädagogik. Es ist ein Etwas, das dem Unfertigen, dem Fehlerbehafteten, dem nach Entwicklung Ringenden wieder Raum, wieder Zeit, wieder Regelmäßigkeit und wieder Stabilität, eben die notwendige besondere Zuwendung gibt. Neuland Am 4. September 2000 beginnt für 6 Schüler der 1. Handelsschulklasse ein neuer Lebensabschnitt (ein Quereinstieg erfolgt zwei Monate später). Es ist für alle Beteiligten ein Aufbruch ins Neuland - verbunden zunächst 56 mit viel Unsicherheit, getragen von vielen Erwartungen, gestärkt durch die Überzeugung, den Schülern eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene bestmögliche Berufsausbildung zum Bürokaufmann anbieten zu können. So besuchten 5 junge Damen und 2 junge Herren mit der Erwartung, dass auf ihre besonderen Bedürfnisse eingegangen und gegenüber ihrem jugendlichen Animo Nachsicht gezeigt wird, den ersten Lehrgang der Handelsschule am BBI. Nun, der erste Punkt ist ja unsere Aufgabe. Was aber den jugendlichen Animo betrifft, jeder von uns war einmal jung, so konnte diesem allerdings nur insoweit Rechnung getragen werden, als gesichert war, dass auch die für jedes persönliche Weiterkommen notwendige Leistung erbracht wurde. Unsere Intention als Lehrer war eine von einer engen Zusammenarbeit und von gegenseitiger Unterstützung getragenen Unterrichtsarbeit. Dies war umso wichtiger, als die Einrichtung und die Weiterentwicklung der Handelsschule in enger Kooperation mit den Kollegen aus der Handelsakademie und -schule in der Ungargasse erfolgte bzw. erfolgt. Der Unterrichtsraum ist den heutigen Bedürfnissen entsprechend ausgestattet: PC-Einzelarbeitsplätze spezifische Sehgeschädigtenausstattung wie Braille-Display und software, Bildschirmvergrößerungssoftware sowie systemintegriertem Lesegerät Anbindung jedes Arbeitsplatzes an das interne Hausnetz mit seinen Informations- und Systemressourcen Anbindung jedes PCs an das Internet eigene E-Mail-Adresse für jeden Schüler Unterrichtstechnisch wird daher fast ausschließlich am PC gearbeitet. Allerdings wird dort, wo es aufgrund der Sehschädigung oder themenspezifisch angezeigt ist, auf bewährte Methoden zurückgegriffen. Unterrichtsarbeit am Beispiel Wirtschaftsinformatik Wirtschaftsinformatik wird in zwei Wochenstunden unterrichtet. Zielsetzung der ersten Klasse ist es, das Handling mit der Hard- und Software zu vertiefen, um damit die Basis für die Unterrichtsarbeit in den anderen Fächern zu schaffen. Weiters ist großer Wert auf die Datensicherung zu legen. Strategien zu eigenständigen Problemlösungen sollen erlernt und in den täglichen Umgang mit dem PC einfließen. Außerdem ist die Fähigkeit zu entwickeln, sich rasch und gezielt Informationen aus den verschiedensten Quellen zu suchen, zu bewerten, zu archivieren und letztlich in einer angemessenen Form zu präsentieren. 57 Unabdingbar für jeden Sehgeschädigten war und ist zunächst die vertiefte Erarbeitung der Struktur seines Arbeitsplatzes. Daher wurde mit der Erkundung räumlicher Strukturen begonnen: die räumliche Gliederung des Unterrichtsraumes die Struktur des Arbeitsplatzes die Geräte und deren Besonderheiten das Zusammenspiel der Komponenten des PC-Systems, die Einbettung ins Netzwerk und der Netzzugang (das Login). Den nächsten Schwerpunkt Betriebssystems: bildeten die Grundfunktionen des sein logischer Aufbau seine hierarchische Strukturierung die Objekte und Objektelemente das Organisieren und Manipulieren von Dateien und Ordnern mit Hilfe des Windows-Explorers die Unterschiede zwischen den verschiedenen Dateitypen und ihre Besonderheiten die Dateisuche die Zuweisung von Shortcuts die Erstellung von Links die Datensicherung Einen großen Schwerpunkt bildete das Internet mit seinen grundlegenden Möglichkeiten wie das Versenden und Empfangen von E-Mails, die Informationssuche mit einer Suchmaschine und das Benutzen des Elektronischen Telefonbuches. So gab es durch unterschiedlichste Aufgabenstellungen eine ständige Herausforderung der Selbsttätigkeit, der Geduld, der Bereitschaft Probleme wahrzunehmen, sie zu durchleuchten, Lösungsansätze durchzuspielen und sie einem erfolgreichen Abschluss zuzuführen. Es waren Durchhaltevermögen, Bereitschaft zur ständigen Wiederholung und Übung des Gelernten notwendig. Selbstredend, dass dies nur zum Erfolg führt, wenn die Fähigkeit zur selbstständigen Arbeit gepaart mit Teamgeist im Sinne gegenseitiger Unterstützung die Balance halten - alles Eigenschaften, die für einen Sehgeschädigten unabdingbare Voraussetzungen für die persönliche Lebensbewältigung wie für das Berufsleben darstellen. 58 So sind im Laufe des Jahres viele Tasten gedrückt, viele Geduldsproben bestanden, so manches liebevolle Kompliment in Richtung des Computers geschleudert und doch sehr vieles in die tägliche Routine integriert worden. Für alle Beteiligten war es insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Das macht Mut. Neue Herausforderungen Der Beginn ist geschafft. So manches ist schon erkundet und integriert worden. Die Herausforderung bleibt. Denn die nächste erste Handelsschulklasse steht bereits in den Startlöchern. Sie wird es schon ein bisschen leichter haben. Und das zweite Jahr steht unmittelbar vor der Tür. Prof. Friedrich Kieteubl Massageausbildung zum/zur Heil- und gewerblichen Masseur/in im BBI Wien Ein idealer Beruf für Sehbehinderte und Blinde, wo das Fühlen und Spüren mit den Händen besonders wichtig ist! Ein/e MasseurIn muss in erster Linie den Körper kennen, fühlen, wo Verspannungen liegen, um sie dann gezielt mit Massage zu behandeln. Seit 1997 werden im BBI engagierte, stark Sehbehinderte und Blinde zu den Berufen Heil- und gewerblicher Masseur ausgebildet; und zwar im Rahmen der beruflichen Integration von AMS, BSA und AK. In Sitzungen und Verhandlungen mit den Ausbildungsträgern BFI und WIFI, dem AMS der AK, dem BBI und der WK (Landesinnung der Mas59 seurInnen) wurde neben den organisatorischen Strukturen ein behindertengerechter Ausbildungsplan erarbeitet. Das Ziel: eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Berufsintegration gemäß den geltenden Ausbildungs- und Integrationsrichtlinien und vor allem den Teilnehmern eine optimale Ausbildung zu gewähren. Natürlich gehört auch die richtige Einstellung dazu, Masseur werden zu wollen: das Bedürfnis mit und an Menschen tätig zu sein keine Scheu zu haben, an einem Körper zu arbeiten bereit zu sein, viel zu lernen, denn ein Masseur muss gute Kenntnisse über Anatomie, Physiologie, Pathologie und Hygiene haben. Er muss wissen, wie ein menschlicher Körper funktioniert und muss Störungen am Bewegungsapparat richtig erkennen. Auch muss er Zusammenhänge verstehen (Physiologie, Pathologie), um in der Praxis die verschiedenen Techniken der Massage gezielt und richtig einsetzen zu können. Ein Masseur muss auch zuhören können und Spaß haben, mit Menschen zu sprechen und zu arbeiten. Die Ausbildung wird vom AMS und BSA weitgehend finanziert und im BBI durchgeführt. Teilnehmer aus ganz Österreich werden von einem speziell geschulten Team von Ärzten und Masseuren ausgebildet. In dem zur Zeit laufenden Kurs finanzierte der Lions Club Excelsior einer Teilnehmerin, die sonst keine Möglichkeit gehabt hätte, die Ausbildung. Die Ausbildung zum Heil- und gewerblichen Masseur dauert drei Semester. In einer Gruppe von maximal acht Teilnehmern (gewährt die Qualität der nötigen persönlichen und individuellen Unterweisung in Theorie und Praxis) wird anfangs im 1. Semester die Heilmassage vermittelt und mit einer Diplomprüfung bei der Sanitätsbehörde abgeschlossen; anschließend, im 2. und 3. Semester, beginnt die gewerbliche Ausbildung, die mit der Lehrabschlussprüfung endet. Mit diesen zwei Berufen ist der größte Teil der Massage abgedeckt, d.h. es stehen alle beruflichen Möglichkeiten zur Auswahl, die im Bereich Massage angeboten werden, zB die Arbeit in einem Institut, RehaZentrum, Spital, Wellness Center, bei Ärzten, in Massagebetrieben, in Bädern usw. Nach zwei Jahren Praxis besteht die Möglichkeit, sich im Gewerbe Massage selbstständig zu machen. 60 Anatomie, Physiologie und Pathologie, Erste Hilfe und Hygiene sowie theoretische Grundlagen in Thermo-, Hydro- und Balneotherapie, ebenso Grundlagen der Massagetechniken sind Basis für den theoretischen Ausbildungsteil. Dieser wird von einem Arzt und/oder einem Masseur vermittelt. Skripten und Unterlagen gibt es in Braille und Großdruck sowie auf Disketten. Skelette, plastische Modelle und Tastfolien dienen im Unterricht zur besseren Umsetzung des Lehrstoffes. Auch Wirtschaftsrechnen, Arbeits- und Sozialrecht sowie Kommunikation sind in die Ausbildung integriert. Neben den Techniken der Heil- und klassischen Massage werden weiters die Massagetechniken: Lymphdrainage, Fußreflexzonenmassage, Segment-, Bindegewebsmassage und Akupunktmassage in ihren Grundformen, theoretisch und praktisch, vermittelt. In der Praxis unterweisen jeweils zwei Trainer, um besonders auf den einzelnen Teilnehmer eingehen zu können. Der Unterricht ist in seiner Form der Erwachsenenbildung ähnlich. Am Vormittag findet der Unterricht wechselweise in Theorie und Praxis statt und nachmittags ergibt sich die Möglichkeit zum freien Lernen. Einer der Schwerpunkte der Ausbildung ist aufbauendes und verbindendes Lernen. Durch Wiederholungen, Gruppenarbeiten, dynamische Diskussionen und auch Einzelbetreuung ist der Lehrstoff leichter zu erarbeiten. 61 Die Massageausbildung im Jahr 98/99 haben alle Teilnehmer bestanden, bei der Heilmassageprüfung gab es fünf Auszeichnungen und drei Absolventen schlossen mit gutem Erfolg ab; bei der Lehrabschlussprüfung gab es sechs Zeugnisse mit gutem Erfolg und eines mit Auszeichnung (die zuvor letzte Auszeichnung bei einer Lehrabschlussprüfung sehender Kandidaten gab es 1988). Nach Abschluss der Ausbildung werden die Teilnehmer weiter bei der Arbeitssuche und in weiterer Folge am Arbeitsplatz unterstützt. 90% der Teilnehmer des letzten Kurses sind bis heute als Masseure beschäftigt. Ich möchte mich noch auf diesem Weg für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung durch die Direktion und Lehrerkollegen bedanken. Peter Ecker Ausbildungsleiter Anita K. Mein Name ist Anita K. Ich wurde 1976 in Wien geboren, wo ich auch seither lebe. Vor einigen Jahren fand ich eine Anstellung als Kindergartenhelferin im 3. Bezirk. Aufgrund meiner Sehbehinderung musste ich dies jedoch wieder aufgeben und besuchte einen Kurs für Berufsorientierung. Unmittelbar danach brachte ich ein Kind zur Welt und war daher die nächsten vier Jahre nicht berufstätig. Als meine Aufsichtspflicht durch den Kindergarten ersetzt wurde, begab ich mich wieder auf Jobsuche. Beim Arbeitsmarktservice erfuhr ich von einem Massagekurs, speziell für Sehbehinderte und Blinde. Mit etwas unsicherem Gefühl brachte ich das Aufnahmegespräch hinter mich. Doch sehr bald erkannte ich, dass mir dieser Kurs tolle Möglichkeiten bietet, den Einstieg in ein gesichertes Berufsleben zu erleichtern. Da ich noch nie zuvor mit anderen Sehbehinderten oder Blinden Bekanntschaft geschlossen hatte, war es anfangs eine Umstellung. Eine Umstellung, die mir jedoch sehr leicht fiel, da all diese Menschen sehr kollegial und hilfsbereit sind und bei Gott nicht so hilflos wie man denkt. Auch die Ausbildner sind gut geschult im Umgang mit seheingeschränkten Schülern und machen ihre Arbeit daher ausgezeichnet. Alles in allem bietet der Kurs die Möglichkeit, sich auf diesem Gebiet komplett einschulen zu lassen, vom Heilmasseur bis zum gewerblichen - eine Art und Weise einen Beruf zu erlernen, die ich jedem Sehbehinderten und Blinden empfehlen kann. 62 Annemarie Hechenleitner Was mir am Kurs gefällt: Es ist ein zweiteiliger Kurs, der in Heilmasseur und gewerblicher Masseur unterteilt ist. Somit habe ich nach Abschluss der Prüfungen die Möglichkeit, mich in einem Institut oder in einem Bad anstellen zu lassen. Auf jeden Fall habe ich zwei Standbeine. Ich möchte auch so unterteilen: Während des Heilmasseurkurses hatten wir in der Theorie eine Ärztin für Allgemeinmedizin. Sie hat uns die Grundlagen für Anatomie, Pathologie, Histologie beigebracht. Schwierige Dinge: Wir hatten zwei Skelette, an denen wir verschiedene Dinge ertasten konnten. Glücklich war ich darüber, dass wir nachmittags an diesen Skeletten selbst weiterexperimentieren konnten. Experimentieren insofern, dass es uns möglich war, nachmittags an den Skeletten Muskelursprung und Muskelansatz verfolgen zu können und wir die Arbeit vom Vormittag nachmittags festigen konnten. In der Praxis war es bei der Heilmassage so, dass wir vier verschiedene Ausbildner hatten, drei Frauen und einen Mann. Interessant für mich war: Jeder Ausbildner hat etwas anderes gesehen schwerpunktmäßig, auch für uns. So konnte ich von jedem sehr viel lernen, egal ob es die Haltung der Hände oder die Präzision von Griffen war. Was mich besonders fasziniert hat: Wie schön Techniken ausgeführt werden, wenn der Körper eingesetzt wird, wie Griffe erleichtert werden, wenn der ganze Körper mitarbeitet. Der Unterschied zwischen Heilmassage und gewerblicher Massage ist auch bemerkenswert. Während der Ausbildung zum gewerblichen Masseur haben wir nun eine Alternativmedizinerin für anatomische Fragen. Es ist interessant, auch diese Perspektive kennen zu lernen. Das kann für unseren Beruf sehr wichtig sein und ist es inzwischen auch schon. Ferner hat uns diese Ärztin ein Muskelmännchen erklärt, wo wir wirklich den Muskelfaserverlauf sehen konnten. Für mich war das unglaublich interessant und ich hätte am liebsten den ganzen Unterricht damit verbracht, Muskeln aus dem Männchen herauszunehmen und dann zu suchen, wo sie wieder hingehören. Hochinteressant und faszinierend für mich, nachdem ich die Muskelverläufe schon im Kopf hatte und nun endlich auch sehen konnte, wie sich das wirklich anfühlen kann. Während der gewerblichen Massage haben wir nun insgesamt zwei Teile beinahe abgeschlossen: Das eine ist die Lymphdrainage, das andere die klassische Massage. Die Lymphdrainage ist eine Technik, von der ich annehme, dass ich sie einmal in meinem Berufsleben intensiv einsetzen werde. Sie erfordert irrsinnig viel Technik, und ich weiß, dass ich noch viel 63 arbeiten muss, wenn ich in dieser Technik gut sein möchte. Sie ist für mich faszinierend, weil es eigentlich etwas ist, wo man geschmeidig arbeiten muss und es auf das Wissen ankommt, aus welchem Gelenk heraus arbeite ich jetzt und woher möchte ich die Schwingung holen, die auf den anderen Körper übergeht. Das haben uns Peter und Lilo irrsinnig gut vermitteln können und trotzdem bin ich noch nicht gut. Bei der klassischen Massage ist es interessant zu fühlen, wie sich Muskeln angreifen; wir werden immer wieder darauf hingewiesen: du kannst den Muskel besser herausnehmen. Der Kurs ist für mich deshalb so faszinierend, weil immer wieder unsere Ausbildner darauf eingehen, dass wir hochgradig sehbehindert oder blind sind und ich darauf aufmerksam gemacht werde, wenn ich eine falsche Handhaltung habe, wenn ich den Muskel kurz verliere. Die Ausbildner sind für mich eine optische Kontrolle und ich weiß, dass ich in der Welt der Sehenden sehr nach Optik beurteilt werde. Daher ist es für mich wichtig, Griffe präzise und genau auszuführen und ich bin sehr dankbar, genaue Ausbildner zu haben, die viel Wert auf Optik und genaue Durchführung der Griffe legen. Gerlinde Reischer geboren am 27. 09. 79, Teilnehmerin am Masseurkurs Der Masseurkurs begann im September 2000 und wird Ende November 2001 abgeschlossen sein. Am Anfang begannen wir mit der Ausbildung zum Heilmasseur, dies dauerte bis Februar. Der Heilmasseurkurs hat mir sehr gut gefallen. Ich dachte mir: Das mit der Anatomie bekomme ich nie hin, doch dann ging es mir sehr gut damit. Nun bin ich froh, dass ich den Heilmasseurkurs super abgeschlossen habe. Im März begannen wir mit dem gewerblichen Kurs. Die Ausbildung gefällt mir auch recht gut, denn sie ist sehr interessant und lehrreich für mich. Anfangs war es für mich eine Umstellung, aber jetzt arbeite ich mich schon in die verschiedenen Abschnitte im gewerblichen Bereich ein. Was mir nicht so gefällt ist, dass wir von jedem Abschnitt nur einen kleinen Teil lernen und nicht das Ganze. Aber man kann sich ja nach dem Kurs ohne Weiteres selbst weiterbilden, da steht einem ja nichts im Wege. Warum ich Masseurin werden möchte: Ich habe gerne mit Menschen zu tun und es taugt mir, wenn ich mit vielen Leuten Kontakt habe. Mein Ziel ist, nach dem Kurs als Masseurin arbeiten zu gehen. Mein größtes Ziel ist, mich selbstständig zu machen. Ich möchte auch nebenbei mit Psychologie weitermachen. 64 Zum Kurs gibt es nicht viel zu sagen, außer dass er mir sehr gut gefällt! J. Binder Im Februar 1999 fing es an - langsam wurde meine Sehkraft immer schwächer. Im August gab mir Frau Prof. Dr. Langmann den Rat, mich mit der Augenklinik in Deutschland-Tübingen in Verbindung zu setzen, da diese mehr Untersuchungsmöglichkeiten hätte. Dies tat mein Vater unverzüglich, faxte alle Befunde nach Tübingen und konnte dann auch nur noch hoffend warten. Nach einem Monat kam dann endlich Antwort aus Deutschland. Man tippte auf eine spezielle Augenkrankheit, der Leberschen Opticusneuropathie. Man nahm mir Blut ab und schickte es nach Deutschland zur Analyse. Diese ergab nach drei Monaten im Dezember leider einen positiven Befund, die Erkrankung war unheilbar. Meine Arbeitsassistenten berieten mich gut bei meiner beruflichen Rehabilitation. Mit Bildschirmvergrößerungen - ich war Informatiker - konnte ich nicht arbeiten. Da bekam ich schnell Kopfschmerzen. Großes Interesse hatte ich damals schon am Beruf des Masseurs, da ich Freunde habe, die den Beruf ausüben. Darum entschied ich mich für eine Umschulung auf diesen Beruf. Ich holte mehrere Angebote von Masseurkursen und Schulen ein und entschied mich danach natürlich für den im Herbst startenden Kurs im Wiener BBI, den das WIFI Wien dort veranstaltet. Dieser war der umfangreichste, bestangesehenste Kurs, der zur Auswahl stand. Es war bekannt, dass sich der Kursleiter Peter Ecker immer sehr um seine Schüler bemüht. Nach Kursbeginn durfte ich Herrn Ecker endlich kennen lernen. Peter versucht wirklich immer, sein ganzes Wissen so verständlich wie möglich weiterzugeben. In diesem Kurs profitieren wir acht Teilnehmer nicht nur vom umfangreichen Wissen unserer Lehrer und Meister der Massage, sondern dürfen auch viel von der Lebenserfahrung und -weisheit dieser Ausbildner lernen. Meister Peter persönlich und seine Kolleginnen sind genau die richtigen, um uns das nötige Feingefühl für diese wichtige, sensible Arbeit näherzubringen. Sie können sich in die Probleme anderer Menschen gut hineinversetzen und dann richtig helfen. 65 Die erste Prüfung zum Heilmasseur habe ich schon mit Ausgezeichnetem Erfolg bestanden, genausogut hoffe ich auch weiterhin beurteilt zu werden, denn mein Ziel habe ich mir schon gesteckt. Ich möchte einmal und das soll nicht dauern, bis ich ins Greisenalter gekommen bin - ein ebenso toller Meister des Faches werden, wie uns das Peter vormacht. Ich lerne gern und fleißig, zur Zeit für die nächste Prüfung. Im Kurs erfahre ich alles Nötige, um später in der Wirtschaft alle auf uns zukommenden Probleme lösen und neben normalsichtigen Kollegen ohne Schwierigkeiten bestehen zu können. Ich bin sehr froh, in diesen Kurs gekommen zu sein, es ist unglaublich interessant und das Lernen macht durch den unvergleichlichen Humor Peters großen Spaß. Es ist klar, dass nicht alles Spaß sein kann. Peter kann auch schimpfen wenn es nötig ist - um jemanden anzutreiben. DANKE DANKE DANKE Sinan Kilic Ich heiße Sinan Kilic und bin 1976 in Österreich geboren. Die Volksschule habe ich in der Türkei besucht. Im 12. Lebensjahr bin ich nach Österreich zurückgekommen. Das 4. Jahr der Volksschule und die Hauptschule habe ich im Innsbrucker Blindenheim besucht und bei meinen Eltern in Wörgl gewohnt. Anschließend habe ich in Graz im Odilieninstitut die dreijährige Ausbildung zum Korb- und Möbelflechter absolviert. Zwischendurch habe ich in Bozen einen einjährigen EDV-Kurs besucht. Danach war ich ein Jahr arbeitslos. Im September 1998 kam ich nach Wien und begann als Korb- und Möbelflechter im österreichischen Hilfswerk zu arbeiten. Nach eineinhalb Jahren ermöglichte mir das Arbeitsmarktservice die Teilnahme an der Heil- und gewerblichen Masseurausbildung im Wiener Bundes-Blindenerziehungsinstitut in einem Spezialkurs für Blinde und Sehbehinderte. Die Ausbildung zum Masseurberuf hatte schon immer meiner Wunschvorstellung entsprochen. Ich wollte nicht in einem Büro sitzen und Telefonverbindungen herstellen oder Aktenberichte schreiben. Viel lieber wollte ich persönlich mit Menschen zu tun haben. Es interessierte mich auch alles, was mit dem menschlichen Körper zu tun hat. Dass sich dieser Beruf für die Menschen heilend und schmerzlindernd auswirkt, scheint mir ein besonders erfreulicher Effekt zu sein. Über die Anatomie und Pathologie des menschlichen Körpers zu lernen, ist sehr umfangreich und interessant. Das sind die Gründe für mich, diesen Beruf zu ergreifen. 66 Jürgen Zauner Ich, Jürgen Zauner, 20 Jahre, besuche zur Zeit den Masseurkurs, der am Bundes-Blindenerziehungsinstitut stattfindet. Vor dem Masseurkurs habe ich noch Textverarbeitungslehrgang am BBI gemacht. den zweijährigen Da ging's vor allem um die Maschinschreibkenntnisse sowie um den Umgang von diversen Anwenderprogrammen, die für einen Büroalltag benötigt werden. Da ich schon immer gern mit Menschen oder in diesem Fall, am Menschen arbeiten wollte und sich die Möglichkeit einer Ausbildung zum Heil- und gewerblichen Masseur anbot, habe ich mich am 10. April 2000 bei dem Informationsvormittag im Theresienbad für den eineinhalbjährigen Massagekurs qualifiziert. Seit dem 5. September vergangenen Jahres arbeite ich nun mit sieben weiteren Kursteilnehmern zusammen, die bunt gemischt von ganz Österreich, wie zum Beispiel Steiermark, Kärnten... kommen. Während uns in der Theorie der Stoff von nur einer anwesenden Lehrkraft vermittelt wird, sind an den Praxistagen immer zwei Ausbildner anwesend. Dies ermöglicht uns eine noch korrektere und effizientere Durchführung der Grifftechniken und deren Wirkungsweisen. Die Ausbildner vermitteln uns die Griffe durch das Fühlen ihrer Hand sowie das Führen unserer Hand. Eine ruhige Hand und Ausstrahlung ist für einen Masseur von großer Wichtigkeit, da die Gegebenheiten der zu massierenden Haut und die Muskelspannung genau gefühlt werden müssen. Nur so kann eine Massage zum gewünschten Erfolg führen. Mittlerweile haben wir alle die Heilmasseurausbildung erfolgreich abgeschlossen und machen nun im zügigen Tempo mit der gewerblichen Massageausbildung weiter. Ende November folgt dann auch die Abschlussprüfung zum gewerblichen Masseur. Zur Zeit erlernen wir gerade die klassische Massage, wo der Körper in einem fließenden Ablauf (Rücken, Beine von hinten und vorn, der Bauch, der Brustbereich sowie die Arme) massiert werden. Bei mir ist es so, dass ich, wenn ich etwas noch nicht gut kann, immer gleich die Nerven wegschmeiße. Außerdem lasse ich mich leicht ablenken. Trotz allem hab ich schon viel vom Kurs mitgenommen, sei es in Bezug auf den Massagekurs als auch auf meine Person. Ich bin mir sicher, dass ich den Kurs erfolgreich abschließen werde, wenn ich auf meine Ausbildner höre. 67 Feste und Feiern Erstkommunion am BBI In unserer hauseigenen Kapelle feierten wir am Mittwoch, dem 13. Juni, um 12:00 Uhr die Erstkommunion zweier Kinder. Bianca Kiesling und Martin Köttler, Schüler der Integrationsklasse, freuten sich schon Tage vorher auf das große Fest. Das Engagement in den letzten beiden Wochen galt besonders diesem Ereignis. Die Schüler der Integrationsklasse gestalteten die Einladungskarten. Sie organisierten auch deren Verteilung. Das Plakat zur Ankündigung des Festes wurde von allen Kindern gestaltet und beim Haupteingang der Schulöffentlichkeit präsentiert. Bianca und Markus fertigten selbst die Tischkärtchen für ihre Verwandten und dekorierten die Tischkerzen. Für die religiöse Vorbereitung sorgten Herr Prof. Mag. Freiler und Hochwürden Pater Florian. Die sehenden röm.-kath. Mitschüler, die ihre Heilige Erstkommunion in ihrer Heimatpfarre schon empfangen haben, waren ebenso wie die Erstkommunikanten feierlich gekleidet. Sie gestalteten den Gottesdienst aktiv mit. Musikalisch wurde die Heilige Messe von Frau Koll. Gebauer (Orgel) und Frau Koll. Zinsler (Gitarre) gemeinsam mit dem Schulchor untermalt. 68 Im Anschluss daran gab es den Fototermin, der im Schulgarten wahrgenommen wurde. Nachdem wir eine Integrationsklasse sind, erwiesen uns zwei Direktoren durch ihre ständige Anwesenheit besondere Ehre. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Eltern, die tatkräftige Mithilfe der Erzieher und Klassenlehrer konnte eine Festtafel für alle Beteiligten unter den wohlwollenden Augen der Direktion des Hauses bereitgestellt werden. Unsere fleißigen Küchendamen bereiteten gerne das Menü für ca. 50 Gäste vor. An dieser Stelle darf ausdrücklich erwähnt werden, dass alle süßen Gaumenfreuden von dem Hause Köttler gespendet wurden. Das gemütliche Beisammensein währte bis ca. 16 Uhr. Das religiöse Fest konnte durch viele fleißige Hände eine irdische Aufwertung erfahren, dafür bedanke ich mich im Namen der Erstkommunikanten. Prof. Christa Emich Ehemalige SchülerInnen Lebenslauf mit Zukunft? Mag. Beate Hattinger Ich habe ein kleines Büro hier im Haus und bin Mitarbeiterin des Blindendruckverlages am BBI. Meine Arbeitsplatzausstattung besteht aus einem heutzutage unverzichtbaren PC und einer Braillezeile. Ich war schon einmal hier am BBI; - damals hatte ich kein Büro, sondern zunächst ein Kindergartensesselchen, das ich in der Folge gegen Volks69 und Hauptschulsessel tauschte. Während meiner Volks- und Hauptschullaufbahn (1977-85) lernte ich, neben dem lehrplanmäßigen Lehrstoff natürlich, die für uns blinde Menschen so wichtigen Kulturtechniken: Brailleschrift (Voll-, Kurz- und Mathematikschrift sowie englische Voll- und Kurzschrift), schreiben (mit allem, was damals gebräuchlich war, Brailletafel und vor allem Punktschriftschreibmaschine). Später lernten wir noch das Schreiben auf der Schwarzdruckschreibmaschine. In den Jahren 1985-89 absolvierte ich die Oberstufe eines Realgymnasiums mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. So ganz nebenbei erfüllte sich damit auch ein kleiner Traum: ein Schulweg, den ich zu Fuß zurücklegen konnte, denn das Bundesrealgymnasium RG10 in der Pichelmayrgasse ist 20 Minuten von der elterlichen Wohnung entfernt. Im Zuge der Vorbereitungen absolvierte ich ein Mobilitätstraining sowie Vorbereitungsstunden in Mathematik. Vor allem jedoch erhielt ich meine erste Hilfsmitteleinschulung. Das Hilfsmittel war ein in einem Koffer integriertes Textspeichergerät; als Datenträger dienten Audiokassetten, das Versabraille begleitete mich durch 4 Jahre AHS bis zur Matura. Mein neuer Ausbildungsweg stellte mich vor bisher nicht gekannte Probleme. Da war zu allererst die große Menge an Lernstoff; jeder zu schreibende Text, jede zu bearbeitende Rechnung war viel umfangreicher als ich es vom BBI her kannte. Ich stürzte mich in die Arbeit und kämpfte so lange, bis ich das für mich passende Zeitmanagement gefunden hatte. Lehrbücher standen nur teilweise zur Verfügung, folglich waren meine eigenen Mitschriften und alles, was in den Unterrichtsstunden passierte, von essentieller Bedeutung. Schließlich war da noch die schriftliche Kommunikation zwischen den ProfessorInnen und mir. Viele meiner Hausaufgaben schrieb ich in Schwarzdruck ab, damit sie korrigiert werden konnten. Doch die EDV half. Schon bald standen Computer zur Verfügung, sodass einerseits die Datenübertragung zwischen Versabraille und Rechner, andererseits Papierausdrucke in Brailleschrift möglich wurden. Jetzt erhielt ich zusätzliche Unterlagen zum Unterricht ebenso wie meine KollegInnen. Ich hatte sehr engagierte und kreative ProfessorInnen, die alles taten, um mich zu unterstützen. Nur einige Beispiele seien hier genannt. Schon bald nach Schuleintritt organisierte mein Klassenvorstand ein einsprachiges englisches Wörterbuch. Bis zur Matura hatte ich stets genügend fremdsprachige Literatur für meine Leselisten zur Verfügung. Und in den naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächern taten meine ProfessorInnen alles, um mir die oft schwierigen Inhalte im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen, ob es sich nun um die Struktur eines Einzellers, stark vergrößerten und mit Hilfe von Thermofolien tastbar 70 gemachten Landkarten oder komplexen Molekülen handelte. Sogar die Hüte meiner KollegInnen mussten für Winkelberechnungen herhalten. Meine Chemieprofessorin schlug in die hölzernen Moleküle eines Chemiebaukastens verschiedenartige Nägel ein, damit ich auch selbstständig Moleküle bauen konnte. Meine schulische Integrationskarriere war für alle Beteiligten Neuland, für Lehrer, Kollegen und mich. Vieles musste neu erdacht und erarbeitet werden. Doch nach dem großen Erfolg meiner AHS-Karriere stand für mich fest, dass mein Bildungsweg mit der Matura nicht enden sollte. Nach einer einsemestrigen Exkursion in die Rechtswissenschaften fand ich zu "meinen Sprachen" an "meinem Institut", wie ich es liebevoll nannte. Von 1990 bis 1996 absolvierte ich ein Lehramtsstudium in den Fächern Französisch und Italienisch am Institut für Romanistik an der Universität Wien. Auch hier war die Literaturbeschaffung ein großes und manchmal schwieriges Thema, vor allem wenn es sich um Sekundärliteratur handelte. Mit der Zeit lernte ich die für mich relevanten Punktschriftbibliotheken und Hörbüchereien kennen. In Französisch hatte ich gute schulische Vorkenntnisse, doch Italienisch musste ich neu lernen - im Eilzugstempo. Ich nahm Einscanndienste in Anspruch, liebe KollegInnen lasen mir Texte auf Kassette. Doch nicht nur KollegInnen; in den Spracherwerbskursen waren es meistens die LektorInnen, die für mich auf Kassette lasen; sie lasen Prüfungstexte und Texte für den Unterricht. Ich war mit dem Textspeichergerät Notex 24 und einem tragbaren Drucker ausgestattet, mit dem ich die schriftlichen Prüfungsarbeiten an Ort und Stelle ausdrucken konnte. Um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und lebendige Erfahrungen mit den Sprachen zu sammeln, nützte ich die langen Sommerferien für Auslandsaufenthalte in Frankreich und Italien. Wie bereits in der AHS war die Kommunikation zwischen allen Beteiligten hervorragend. Probleme wurden gemeinsam gelöst, Literaturlisten gemeinsam erstellt, Themen für Seminararbeiten individuell vereinbart. Schulische und studentische Integration waren also ein großer Erfolg; jetzt fehlte noch die meines Erachtens nach schwierigste Integration, nämlich jene in die Arbeitswelt. Nach der Diplomprüfung arbeitete ich zunächst als Fachtutorin am Institut für Romanistik. Später arbeitete ich bei Amnesty International Österreich in der Appell-Briefabteilung und schließlich als Lektorin für das Projekt ALO (Austrian Literature Online). Seit März 2000 bin ich "auf Zeit" dorthin zurückgekehrt, wo meine Schulbildung begonnen hat. Gegen Ende meines Studiums erwachte ein ernsthaftes Interesse für elektronische Hilfsmittel. Ich wusste natürlich aus Erfahrung, wie wichtig und hilfreich diese gerade für blinde und sehbehinderte Menschen sind, 71 doch war mir das bis zu diesem Zeitpunkt nie so wirklich bewusst geworden. Nun begann ich aktiv, die Möglichkeiten, die uns diese Hilfsmittel bieten, auszuprobieren. Bereits kurze Zeit später entdeckte ich das Internet, das mich ganz besonders faszinierte. Jedoch surfen alleine genügte mir nicht, also brachte ich mir selbst die Beschreibungssprache HTML bei, um die Konstruktion von Webseiten zu verstehen und auch selbst welche zu gestalten. Mittlerweile kann ich meine Freude an diesem Medium voll in der Fachgruppe Hilfsmittel des ÖBSV ausleben. Jedoch wäre ein rein privates Interesse an diesen modernen Technologien für mich alles andere als zufriedenstellend, da sie gerade für uns blinde und sehbehinderte Menschen ganz neue Perspektiven (ich meine jetzt beruflicher Art) eröffnen. Textverarbeitung, Datenbanken und das Internet haben im Blindendruckverlag Einzug gehalten und bestimmen unsere alltägliche Arbeit. Ich sehe diese Entwicklung äußerst positiv. Freilich sind neue Qualifikationen und die damit untrennbar verbundene Weiterbildung eine Herausforderung, gleichzeitig jedoch ist so eine Entwicklung zukunftsweisend, eine Chance für alle, die sich den neuen Anforderungen stellen möchten. Zukunft - ein Schlagwort, das mich sehr interessiert, vor allem deswegen, weil meine berufliche Zukunft alles andere als gesichert ist. In meinem Gepäck stapeln sich eine schulische Laufbahn, bestehend aus Spezialund Regelschule, ein mit einer pädagogischen Ausbildung gekoppeltes Sprachstudium sowie Kenntnisse in den Bereichen elektronische Hilfen für blinde Menschen, gekoppelt mit Textverarbeitung (Texterstellung und -korrektur). Zusammengehalten wird dies alles von den Erfahrungen des selbstständigen Arbeitens, der Eigenverantwortung sowie der Notwendigkeit, sich immer wieder auf neue unbekannte Situationen und Umgebungen (orts- und arbeitsmäßig) einzustellen. Und da ich ein sehr freiheitsliebender Mensch bin, habe ich stets viel Freude an diesen Erfahrungen und habe sie in meine Denk- und Arbeitsweisen einfließen lassen. Ein Studium ist keine Einbahnstraße, die zwangsläufig zu dem einen Beruf führen muss. Dennoch wünsche ich mir für meine Zukunft Erwerbsarbeit, in der ich meine Kenntnisse und Erfahrungen einsetzen kann. Gleichzeitig möchte ich immer Neues dazulernen, mir neue Technologien erarbeiten, neue Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln. In dieser Beziehung werde ich wohl "ewige Studentin" bleiben. Mag. Beate Hattinger 72 Annemarie Hechenleitner Geb. 1961, wohnhaft 4614 Marchtrenk, Flurgasse 15 Nachdem ich mit acht Jahren erblindete, besuchte ich im Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wien die Volks-, Hauptschule und den Polytechnischen Lehrgang. Schon damals wollte ich den Beruf Masseurin erlernen. Aufgrund meiner körperlichen Voraussetzungen wurde mir davon abgeraten und ich belegte stattdessen den 2-jährigen Stenotypistenlehrgang. Nach Abschluss der Ausbildung wurde ich bei der Gebietskrankenkasse Wels als Betriebstelefonistin angestellt. Obwohl ich gerne zur Arbeit ging, war mir sehr bald klar, dass dies keinesfalls der Beruf ist, den ich mein Leben lang ausüben werde. Außerdem war mein Wunsch nach Kindern sehr groß. So kamen meine beiden Kinder Stephan 1984 und Ulrich 1986 zur Welt und ich entschloss mich, für einige Jahre bei meinen Kindern zu Hause zu bleiben. Dass der Wiedereinstieg ins Berufsleben so schwer werden könnte, habe ich niemals angenommen. So bin ich nach Einstieg meiner Kinder in die Schule auf Jobsuche gegangen, wurde aber abgelehnt oder es war eben nicht das Rechte für mich. Im Hinterkopf hatte ich immer: Ich werde Masseurin. So vergingen die Jahre. Im Frühling 2000 ergab sich die Möglichkeit, im BBRZ Linz einen Berufsfindungskurs zu machen. Hier wurden meine Möglichkeiten abgeklärt. Dort erfuhr ich vom Masseurkurs im BundesBlindenerziehungsinstitut und ich entschloss mich, um Aufnahme in diesen Kurs anzusuchen. Auch die Schnuppertage während der Berufsfindung als Masseurin bestätigten mich darin, den zweiten Bildungsweg als Masseurin anzugehen. Für die Ausbildung im Bundes-Blindenerziehungsinstitut habe ich mich aus folgenden Gründen entschlossen: Es gibt Hilfsmittel und Unterlagen in Blindenschrift sowie gut ausgebildete Masseure, die verbal und manuell Grifftechniken erklären und vermitteln können. Wenn ich meine Motivation ganz kurz zusammenfassen kann: Es gibt eine Sprache der Berührung, die mich fasziniert. Annemarie Hechenleitner 73 Freizeit und Unterhaltung Jazzkonzert Am Donnerstag, dem 19. April 2001, gab es wieder echten Ohrenschmaus in der Aula unseres Hauses. Das HS Jazz Ensemble aus Westborough/USA präsentierte unter dem Titel "Amerika trifft Österreich" Melodien von Duke Ellington bis Count Basie. Alle Zuhörer, SchülerInnen und MitarbeiterInnen, waren von den Darbietungen begeistert, was sich in einem wahren Applausrausch zeigte. "Ohne Fleiß kein Preis" oder "Übung macht den Meister", beides trifft auf die Jugendlichen zu, viele Stunden wird täglich geübt, der Lohn sind Tourneen, wie diesmal durch Europa. Wie schon bei früheren Konzerten von Jugendorchestern aus den USA und Kanada, konnten unsere SchülerInnen nach dem Ende des musikalischen Leckerbissens alle nur möglichen Instrumente "begreifen" und ausprobieren. Begeistert von den Erlebnissen hieß es wieder an die Arbeit zu gehen. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 74 Sport und Spiel Vienna City Marathon erbrachte neue Weltbestleistung für Wiener Blindensportlerin Unbeachtet vom großen Medienspektakel rund um den Vienna City Marathon 2001 geht der 20. Mai 2001 in die Annalen des österreichischen Behindertensports ein. Am Start standen mit Startnummer 9615 die schwer sehbehinderte Läuferin Gabriele Berghofer und ihr Begleitläufer Thomas Walch. Der 29jährige Tiroler ist seit einigen Jahren als Betreuer und Begleitläufer mit den besonderen Bedürfnissen blinder und sehbehinderter Sportlerinnen und Sportler bestens vertraut. Für die 37-jährige Paradesportlerin aus den Reihen des Versehrtensportklubs ASVÖ-Wien war es nach 1999 der zweite Marathon. Sie hatte sich viel vorgenommen und wollte unter 4:00 Stunden laufen. 1999 erreichte sie mit 4:22:20 Stunden auf Anhieb eine Weltbestleistung, die jedoch heuer von einer ebenfalls schwer sehbehinderten Japanerin um rund 8 Minuten unterboten worden war. Das Rennen selbst gestaltete sich zu einem tollen Erfolg. Mit einer Halbmarathonzeit von 1:50:28 legte die ehrgeizige Athletin, die schon viele internationale Erfolge im alpinen und nordischen Skilauf und in der Leichtathletik erreicht hat, den Grundstein für den späteren Erfolg. Die Endzeit von 3:49:16 ist wohl der schönste Lohn für die durchlittenen Mühen auf den vergangenen 42.195 Metern, denn damit hat sie die heuer verlorene Weltbestzeit in der Behinderungsklasse der schwer Sehbehinderten wieder zurückerobert. Auch im Behindertensport ist es heutzutage nicht einfach, an die Weltspitze vorzudringen und so ist dies natürlich für die Athletin, aber auch für Österreich und für ihren Verein, den VSC ASVÖ-Wien, ein besonderer Grund zur Freude. Herzliche Gratulation! Franz Schöffmann 23. Wiener Schwimmmeisterschaften meine ersten Goldmedaillen ich kann's noch immer nicht fassen Ich war schon eine Zeit lang vor der Schwimmmeisterschaft sehr aufgeregt, denn ich freute mich ja sehr darauf. Dann - am Sonntag, dem 22. 04. 2001 - fand mein Warten sein Ende. Ich ließ mein Frühstück aus und machte mich sofort auf den Weg auf die Schmelz. Schon beim Betreten des Schwimmbades verspürte ich die schöne Atmosphäre. 75 Vom BBI schwammen leider nur Ursula Raunig und ich. Mein Schulkollege Daniel Richter kam als Zuschauer, um uns kräftig anzufeuern. Natürlich war auch mein Schwimmtrainer und bester Freund, Johannes Weingartner, da. Weiters waren die Schwimmer Karl, Ernst und Traude in unserem Team. Nach dem Einschwimmen um 9:45 Uhr und den Reden einiger Veranstalter wurden die Meisterschaften als eröffnet erklärt. Jetzt entfaltete unsere Aufregung ihre stärkste Wirkung. Ursula war schon im vierten Bewerb mit 100 m Brust dran, wobei sie deutlich bewies, dass sie im Training gut aufgepasst hatte. Sie erhielt dafür eine Verbandsgoldmedaille. Karl nahm ebenfalls an diesem Bewerb teil. Dann kam unser gesamtes Team im 16. Bewerb mit 50 m Freistil dran. Ich erhielt eine Verbandsgoldmedaille für diesen Lauf. Nach der Siegerehrung kam ich wieder im 18. Wettbewerb mit 50 m Rücken dran. Da ich hier als Einzelstarter kämpfte, gab es keine Verbandsgoldmedaille für mich. Nach diesem Lauf folgten noch einige Bewerbe hinterher und dann war Mittagspause. Im 38. Lauf gingen Karl und ich mit 100 m Freistil an den Start. Ernst und Traude waren da schon nach Hause gegangen, da es ihnen nicht wert war, auf ihren Lauf zu warten. Nun ja, ich schwamm hier meine Bestzeit und erhielt wieder Gold. Ich war zu diesem Zeitpunkt ganz außer mir und merkte, dass ich mich - natürlich mit der Hilfe von Johannes - gut vorbereitet hatte. Im 46. Rennen ging Ursula noch einmal an den Start. Für 100 m Brust erhielt sie leider nichts, weil sie eine Einzelstarterin war. Es gab auch eine Jugendwertung. Ursula und ich erhielten in allen Disziplinen Jugendgoldmedaillen. Zum Schluss der Siegerehrung gab es für mich und Ursula jeweils einen wunderschönen Pokal. Diese Schwimmmeisterschaft war für mich ein sehr schönes Erlebnis und das nicht nur des Erfolges wegen, sondern auch weil ich viele gute Schwimmer gesehen hatte und sie mir zu Vorbildern machte. Was die Umgebung und Atmosphäre betrifft, war alles so, wie es bei einer Schwimmmeisterschaft sein sollte. Man merkte, dass sich die Veranstalter wirklich Mühe gaben, uns den Tag so schön wie nur möglich zu machen. Es waren vielleicht nicht alle Schwimmer mit dem, was sie erreichten, zufrieden, aber es gibt ja auch noch ein nächstes Mal und ich glaube, dass das so in Ordnung geht. Danijel Krnjeta Polytechnische Schule 76 Internationaler Schwimmwettkampf im Bundes-Blindenerziehungsinstitut Am 27. und 28. April 2001 wurden mit Unterstützung von IBSA (International Blind Sports Federation) die "IBSA Swimming Competition for the Youth" abgehalten. Jugendliche aus sieben Nationen nahmen an den Spielen teil und erbrachten teilweise ausgezeichnete Leistungen. Schon im Jahr 1978 wurden die 1. Schulspiele in LA für sehgeschädigte Jugendliche vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut veranstaltet. 120 Schüler stellten sich zum Wettkampf. Jahre später begann das BundesBlindenerziehungsinstitut neuerlich auf internationaler Ebene mit Schwimmwettkämpfen; zuerst mit Schulwettkämpfen zwischen Österreich und Deutschland, dann erfolgte der Einschluss von Italien und schließlich als vorläufiger Höhepunkt die Spiele im heurigen April. Waren die 1. Schulspiele in LA und Schwimmen schon Sprungbrett für Paralympics-Sieger und Medaillengewinner bei Europameisterschaften der allgemeinen Klasse, lassen die Leistungen bei den heurigen Schwimmwettkämpfen ebenfalls auf künftige große Sieger hoffen. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 77 Zwei Briefe Vizekanzlerin der Republik Österreich Dr. Susanne Riess-Passer Bundesministerium für öffentliche Leistung und Sport Herrn Direktor Professor Franz Haslinger Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wittelsbachstraße 5 1020 Wien GZ 10.002/88-I/A/4/01 2001-04-18/MM/jr Sehr geehrter Herr Direktor! Ich freue mich, für den Schwimmwettkampf für blinde und schwerst sehbehinderte Kinder einen Ehrenpreis zur Verfügung zu stellen. Ich danke den Organisatoren und Mitarbeitern für die geleistete Arbeit und ihr großes persönliches Engagement aufrichtig. Ich bin sicher, dass diese Veranstaltung in einem gut organisierten Rahmen ablaufen wird. Zu Ihrer freundlichen Einladung muss ich Ihnen leider mitteilen, dass es mir aus Termingründen nicht möglich ist, die Veranstaltung zu besuchen. Ich wünsche Ihnen erfolgreiche Schwimmwettbewerbe und jugendlichen Schwimmerinnen und Schwimmern viel Freude Begeisterung. den und Mit freundlichen Grüßen Susanne Riess-Passer A-1014 Wien, Minoritenplatz 3 Telefon: +43/1/53115/2140 Telefax: +43/1/53115/2133 e-mail: [email protected] 78 79 Meine ersten internationalen Schwimmmeisterschaften Heuer fanden die internationalen Schwimmmeisterschaften für Blinde und Sehbehinderte im BBI statt, in unserer Schule! Ich war einer der Schwimmer, der mitmachte. In meinem Team waren: Mathias Schmuckerschlag, Bianca Bazala und Ursula Raunig. Der Kapitän war unser Schwimmtrainer Johannes Weingartner. Er war für die Organisation dieser Schwimmmeisterschaft zuständig. Natürlich hatte er auch sein Personal, das ihm zur Seite stand, aber Johannes spielte hier die Hauptrolle. Natürlich war da auch der bekannteste Schüler in unserer Schule, Manuel. Er engagiert sich gerne als D. J. Also legte er die CDs in der Disco auf, über die ich aber erst später erzähle. Mit unserem Team waren es sieben Nationen, die teilnahmen. Es kamen Schwimmer aus Tschechien, Großbritannien, der Slowakei und drei Teams aus Deutschland. Natürlich war sich unser Team im Klaren, dass wir den anderen nicht das Wasser reichen konnten, aber es ging ja letztendlich nur um den Spaß und wir konnten sehen, wie die Kinder und Jugendlichen aus anderen Ländern schwimmen. 80 Alle SchwimmerInnen wurden im Internat untergebracht. Ich wohnte mit meinen Teamkameraden auf der Gruppe, auf der ich normalerweise bin. Die Schwimmmeisterschaft wurde auf zwei Tage aufgeteilt. Wir hatten einige Bewerbe am Freitag und einige am Samstag. Doch bevor wir richtig loslegen konnten, gab es noch eine Klassifizierung unseres Sehvermögens. Regelung: B1: keine Lichtempfindung auf beiden Augen bis Lichtempfindung, jedoch kein Erkennen von Umrissen oder Gegenständen in jeder Richtung und jeder Entfernung. B2: Sehvermögen, Gegenstände oder Umrisse zu erkennen bis zu einem Sehvermögen bis 2/60 und/oder eine Gesichtsfeldeinschränkung von 5° auf dem besseren Auge. B3: Sehvermögen von über 2/60 bis 6/60 und/oder eine Gesichtsfeldeinschränkung von über 5° bis 20° auf dem besseren Auge Ich wurde in die dritte Klasse, also B3, eingestuft. Die Untersuchung führte Herr Dr. Bolsinger aus Deutschland durch. Er untersuchte auch die Athleten in Sydney bei den Paralympics 2000. Nach der Untersuchung gab es eine kleine Eröffnungsfeier, wie es bei internationalen Meisterschaften eben üblich ist. Die Eröffnung führte 81 Schuldirektor Herr OStR Prof. Franz Haslinger durch. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein ehemaliger Schüler, Michael Hoffmann. Nach dieser schönen Eröffnungsfeier und einer kurzen Konferenz der Team-Coaches ging es dann richtig los. Zuerst schwammen sich alle ein und dann begannen die Wettkämpfe. Unser Schuldirektor sagte alles über ein Mikrofon an. Einige Studenten von der Schmelz und einige Lehrer unserer Schule meldeten sich freiwillig zum Stoppen der Schwimmer. Viele Schwimmer bewiesen mit ihren Leistungen, dass sie wirklich gut trainiert waren. Die besten drei Mannschaften waren: Großbritannien, Deutschland und Estland. Ich war und bin mit meinen Leistungen sehr zufrieden. Das trifft auch auf die anderen aus meinem Team zu. Mathias (Klasse B1) nahm an den Bewerben 100 m und 50 m Brust teil. In beiden Disziplinen erreichte er den 2. Platz. Ursula beteiligte sich an: 100 m und 50 m Brust und 50 m Freistil. Da sie eine Einzelstarterin war, wurde sie überall in ihrer Klasse (B1) Erste. Bianca schwamm 50 m und 100 m Brust. Ihre Plätze weiß ich leider nicht, hab vergessen sie zu fragen. Und nun zu mir. Ich nahm teil an: 50 m und 100 m Freistil, 50 m Rücken und 100 m Lagen, wobei ich in dieser Disziplin wegen einer falschen Wende disqualifiziert wurde. Da kann man eben nichts machen! Aber in 50 m und 100 m Freistil kam ich auf den 10. Platz und in 50 m Rücken auf den 9. Ja, die Konkurrenz war schon sehr stark! 82 Am Freitagabend lud uns Frau Höllersberger auf ein Eis ein. Wir spazierten mit Magda (Erzieherin) zum Schwedenplatz und ließen es uns gut gehen. Natürlich bestellten wir ein Eis mit vielen Früchten, während einer Meisterschaft ist das - glaub ich - das Beste, wenn man schon Eis essen geht. Nachdem wir zurückkamen, ließen wir uns mit Freude ins Bett fallen und schliefen sofort ein. 0 Am Samstag gingen wir nach dem zweiten Teil der Schwimmmeisterschaft mit Frau Höllersberger in den Prater. Wir fuhren mit den wildesten Sachen und es bereitete uns großen Spaß. In der Schule wieder angekommen, gingen wir zur Siegerehrung, wo prächtige Pokale und wunderschöne Medaillen auf ihren zukünftigen Besitzer warteten. Bei dieser Ehrung kam keiner zu kurz. Alle bekamen etwas und jeder war zufrieden. Sogar die Trainer bekamen jeweils eine Medaille verliehen. Nach der Siegerehrung gab es, wie ich schon oben erwähnte, eine Disco, wo Manuel der D. J. war. Ich tanzte ein bisschen mit Mathias, dann ein bisschen alleine. Nun, leider waren nicht viele gewillt zu tanzen, aber das macht nichts, denn ich hatte trotzdem meinen Spaß. Es waren nicht nur für meine Wenigkeit zwei wunderschöne Tage, sondern auch für alle von uns und ich glaube es nur nicht, ich weiß es, dass wir uns beim gesamten Personal, das sich wirklich unglaublich große Mühe gab, die Meisterschaft auf die Beine zu stellen, bedanken müssen. Dieses ganz, ganz große Dankeschön geht an Sie alle! Ein großes Danke von Danijel Krnjeta Polytechnische Schule WIENER LEICHTATHLETIKMEISTERSCHAFTEN Ich konnte es mir natürlich nicht entgehen lassen, bei dieser Meisterschaft dabei zu sein. Sie fand im 15. Wiener Gemeindebezirk auf der Schmelz statt. Ich konnte meine Mutter dazu überreden, mit mir zu kommen. Ansonsten waren nicht so viele Zuschauer, aber umso mehr Teilnehmer. Wir trafen uns vor der Schule (BBI) und fuhren gemeinsam mit unseren Turn- und Schwimmlehrern auf die Schmelz. Vom BBI nahmen Anja, Sibel, Cigdem, Emine, Bianca, die Zwillinge Slavica und Mira, Vera und ich teil. Einige von uns nahmen nur an Laufdisziplinen teil, andere wiederum nahmen auch noch Kugelstoßen dazu. Ich machte dann noch den Weitsprung. Bei den Laufdisziplinen konnte man zwischen 100 m, 200 m, 400 m und 800 m wählen. An dem 100-m- und 200-m-Lauf nahmen alle von uns teil. An 400 m und 800 m nahmen nur die Mädchen teil. Am Kugelstoßen nahmen Anja, Cigdem und ich teil. Die zwei stießen mit einer 4-kg-Kugel und ich mit einer 7¼-kg-Kugel. Ich muss gestehen, dass ich 83 mich in dieser Disziplin selbst übertroffen habe. Nun - als wir einige Vorübungen mit den Kugeln machten - fiel es mir ziemlich schwer. Doch beim Bewerb war mein weitester Stoß 7,58 m. Ich bin heute noch davon fasziniert! Was die Medaillen anbelangt, waren wir alle ziemlich erfolgreich und vor allem zufrieden. Anja war überhaupt die Größte. Sie erhielt eine Landesgold- und zwei Verbandsgoldmedaillen. Außerdem bekam sie noch einen wunderschönen Pokal. Emine und Sibel bekamen Gold- und Silbermedaillen, ich weiß aber nicht genau, wie viele. Die Zwillinge bekamen jeweils eine Goldmedaille und einen Pokal. Ich kann die zwei Mädchen leider schlecht unterscheiden, aber ich weiß, dass eine den 100m- und die andere den 200-m-Lauf gewonnen hat. Cigdem bekam einen Pokal für ihre Leistungen. Vera lief nur 200 m und 800 m, wobei ich bei 800 m ihr Begleitläufer war. Dafür erhielt sie zwei Mal Silber. Was mich angeht, ich nahm an den Läufen über 100 m, 200 m und den Disziplinen Kugelstoß und Weitsprung teil. Ich erhielt zwei Silbermedaillen für den 100- und 200-m-Lauf. Diese Meisterschaft hatte mir auch sehr gut gefallen. Ich bekam dadurch neue Motivation für diesen Sport. Ich habe mich entschlossen, auch in diesem Bereich etwas mehr zu trainieren. Danijel Krnjeta Polytechnische Schule Österreichische Schachmeisterschaft für sehgeschädigte Jugendliche Nach langer Pause war das Bundes-Blindenerziehungsinstitut wieder einmal Gastgeber. Eine Reihe Ehemaliger traf sich mit Schülern aus ganz Österreich und unseren Jugendlichen zum Wettkampf auf dem Schachbrett. Im Rahmen einer kleinen Siegerehrung wurden den Siegern in den verschiedenen Klassen Ehrenpreise überreicht und im gemütlichen Beisammensein wurden nicht nur die Ergebnisse analysiert, sondern schon Pläne für die nächstjährige Austragung geschmiedet. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 84 Die 12. Österreichischen Jugend-Schachmeisterschaften Die heurigen Schachmeisterschaften begannen am 7. Mai 2001 und dauerten bis zum 10. Mai 2001. Ich war einer der Teilnehmer und obwohl ich schon seit fast einem Jahr kein Schach mehr gespielt hatte, hatte ich ein gutes Gefühl. Insgesamt waren wir 14 Teilnehmer, wobei drei davon außer Konkurrenz spielten. Das heißt, sie waren eigentlich schon zu alt, denn man darf nur bis zum 21. Lebensjahr mitspielen. Also wurden sie auch anders bewertet. Aus unserer Schule spielten Anja und Christoph aus der Handelsschule und ich. Es kamen Spieler aus Tirol, Salzburg und Niederösterreich. Die Gäste wurden im Obergeschoss im Internat untergebracht. Zunächst gab es, wie bei jeder Meisterschaft, eine Eröffnung, die natürlich sehr schön war. Der Veranstalter und der Schiedsrichter stellten sich vor und erklärten uns alles, was diese Meisterschaft anging. Danach gingen wir Essen und dann spielten wir die erste Partie. Ich trat gegen Anton Klotz, den stärksten Teilnehmer dieser Meisterschaft, an. Unsere Partie dauerte knappe zwei Stunden. Der Sieg ging an meinen Gegner, der außer Konkurrenz spielte. Danach fuhr ich nach Hause. Am Dienstag kam ich wie jeden Tag um 8:00 Uhr in die Schule, ging in die erste Stunde und dann um 9:00 Uhr zur nächsten Partie. Da spielte ich gegen Ratko Petrovic, von dem ich gehört hatte, dass er im nächsten Jahr auch ins Blindeninstitut kommen möchte. Hier erzielte ich meinen ersten Sieg. Danach ging ich wieder zum Unterricht. Am Nachmittag, um 14:00 85 Uhr, hatten wir die nächste Partie. Da spielte ich gegen Josef Wiedring. Der Sieg ging wieder an mich. Am nächsten Tag spielte ich die blödeste Partie meines Lebens. Verzeihen Sie bitte diesen Ausdruck, aber ich war danach sehr enttäuscht und vor allem wütend auf mich selber. Nun, das alles deshalb, weil ich eigentlich das Spiel voll im Griff hatte und dann nur durch einen kleinen Fehler verlor. Na ja. - Aber am Nachmittag gewann ich dann und war auch wieder zufrieden. Am Donnerstag trat ich gegen den nächsten starken Spieler an. Es sah für mich zunächst sehr gut aus, aber dann drehte er den Spieß um und gewann doch noch. Am Nachmittag hatte ich wieder einen leichten Gegner, der es mir nicht schwer machte zu gewinnen. Am Donnerstagabend gab es dann die Siegerehrung. Jeder erhielt eine Urkunde und jeweils die ersten drei einen Pokal. Es gab sechs Pokale, drei für diejenigen, die außer Konkurrenz gespielt hatten und die anderen drei für die Jugendlichen. Ich wurde Dritter in diesem Turnier und erhielt somit auch einen Pokal. Meine Schulkollegen erreichten leider den 10. und 11. Platz. Diese Meisterschaft war für mich auch ein schönes Erlebnis, das ich wahrscheinlich nicht so leicht vergessen werde. Ich habe einige Bekannte wieder getroffen, aber auch andere kennen gelernt. Danijel Krnjeta Polytechnische Schule Ein neues Abenteuer, das ich ohne den Sport nicht erleben hätte können - die Staatsmeisterschaften im Schwimmen Dieses Jahr fanden die Staatsmeisterschaften im Schwimmen vom 11. Mai 2001 bis 13. Mai 2001 in Innsbruck statt. Einige Schüler unserer Schule (Bianca, Ursula und ich) und mein Trainingspartner Karl nahmen daran teil. Es kamen auch Sportler mit anderen Behinderungen aus Wien. Martin begleitete eine Gruppe von Mentalbehinderten. Im Gegensatz zu uns fuhren sie mit dem Zug. Wir flogen mit einem Flugzeug der Tyrolean Airways nach Innsbruck. Wir wurden in einem Dreisternehotel untergebracht. Noch am selben Tag gingen wir in ein italienisches Restaurant essen. Am nächsten Morgen gingen wir zum Frühstück. Wir ließen uns reichlich Zeit, denn die Meisterschaften wurden erst am Nachmittag eröffnet. Als wir uns dann auf den Weg zum Schwimmbad machten, verfehlten wir es. Zum Glück wies uns eine nette Innsbruckerin den richtigen Weg. Die 86 Innsbrucker sind ja für ihre Nettigkeit bekannt! Nach der Sportpassuntersuchung zogen wir uns um und schwammen uns ein. Leider mussten wir dann erfahren, dass sich alles noch etwas verzögern würde. Also warteten wir eine weitere Stunde in diesem gut geheizten Schwimmbad. Als es dann losging, stand schon das nächste Problem vor uns allen. Die Verstärker, die man dort verwendete, waren schlecht zu verstehen. Nun ja, als dann die ersten Bewerbe anfingen, konnten wir es kaum erwarten zu starten. An diesem Tag war Bianca die Einzige von unserem Team, die zwei Disziplinen schwamm, nämlich 50 m Freistil und 100 m Rücken. Karl, Ursula und ich schwammen nur 100 m Freistil. Wir mussten leider erfahren, dass in der Klasse B3 nur Karl und ich schwammen, aber was noch schlimmer war, Ursula war leider schon wieder - wie bei den Internationalen Schwimmmeisterschaften in unserer Schule - eine Einzelstarterin. Aber am Spaß mangelte es uns trotzdem nicht. Bianca und ich erreichten in 50 m Freistil jeweils Bestzeit. Als Einzelstarterin bekam Bianca eine Verbandsgoldmedaille, ich erhielt als Staatsmeister eine Goldmedaille. Ich erreichte hier meine Bestzeit: 38,27 Sekunden. Bianca schwamm ebenfalls ihre Bestzeit. Einige Zeit später war Bianca mit 100 m Rücken dran. Leider war sie eine Einzelstarterin. Nach diesem Bewerb machten wir uns auf den Weg ins Hotel. Danach gingen wir zum Abendessen. Wir fuhren ein Stück aus der Innenstadt hinaus. Dann ging es zu Fuß weiter. Ach ja - Martin und seine Truppe, die ich bereits oben erwähnte, begleiteten uns. Innsbruck ist Martins Heimatstadt, daher kennt er sich hier gut aus. Ich war froh, dass Martin mit uns gekommen war, denn ich lernte ihn dadurch besser kennen. Ich stellte fest, dass er ein sehr netter Mensch ist, natürlich hatte ich auch vorher keinen schlechten Eindruck von ihm, aber ich kannte ihn eben noch nicht. Beim Schwimmtraining redet man ja nicht so viel miteinander. Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück wieder ins Schwimmbad. Wir sahen schon alle sehr aufgeregt dem heutigen Tag entgegen. Alle außer Bianca hatten drei Disziplinen zu schwimmen. Karl und ich schwammen dasselbe, nämlich 200 m Lagen, 100 m Brust und 100 m Freistil. Im Brustschwimmen wurde ich von Karl geschlagen. In den anderen zwei Disziplinen gewann ich. Ursula schwamm 100 m Brust. Nun, auch das war ein wunderschönes Erlebnis, das ich dem BBI zu verdanken habe. Denn wäre ich nicht hier, dann könnte ich das gar nicht miterleben. Danijel Krnjeta Polytechnische Schule 87 Bericht über die Sportwoche in Schielleiten 20. bis 26. Mai 2001 Am Sonntag, dem 20. Mai 2001 war ich schon den ganzen Tag aufgeregt. Die Fahrt mit dem Bus war teils langweilig und teils lustig. In Schielleiten angekommen, wurden die Zimmer eingeteilt. Ich war mit Gerald, Dani und Sascha im Zimmer. Am nächsten Tag ging es endlich mit dem Sport los. Das freute mich wirklich sehr. Jede Einheit dauerte ungefähr 90 Minuten. Ich war sogar mit Ernst Wurnig, einem bekannten Blindensportler, in einer Gruppe. Das Essen schmeckte in dieser Sportwoche sehr gut. Am liebsten hatte ich die Nachspeisen. Die Getränke waren nicht so billig. Es gab Tische für maximal 4 bis 5 Personen. An jedem Tisch saßen ein Student oder eine Studentin des Spezialfaches Behindertensport zu unserer Unterstützung. Das Schwimmbad, in das alle Gruppen an einem Tag fuhren, befindet sich in Hartberg. Hartberg ist ungefähr 30 Minuten von unserem Haus entfernt. Am meisten gefiel mir die Disco. Sie dauerte von 20:00 Uhr bis 22:00 Uhr. Es wurde sehr gute Musik gespielt. Alle Studenten und Studentinnen waren gekommen. - In Schielleiten lernte ich neue Freunde kennen. Es wurde sogar ein Orientierungslauf veranstaltet. Ich belegte den 9. Platz. Am Abend dieses Tages wurde gegrillt. Wir feierten auch eine Messe. Unser Pater Florian war der Priester. Es hat mir sehr gut in dieser Sportwoche gefallen. Der Abschied von dort fiel mir sehr schwer und mir kamen fast die Tränen. Daniel Richter Polytechnische Schule Leserbriefe Buchvorstellung - Wilhelm Cerveny Prof. Wilhelm CERVENY, von 1952 (als Erzieher mit einer Unterbrechung bis 1967) bis Sept. 1984 als Lehrer am BBI tätig, hat schon immer im künstlerischen Bereich (Fotografie, Plastiken usw.) gearbeitet. In Ausstellungen (YTONG-Bilder) und diversen Veröffentlichungen konnte er sein großes Können präsentieren. Jetzt liegt ein sehr schönes Buch vor ("Der Dunkelsteinerwald Mosaik einer Landschaft"), das Einblicke in das große fotografische Können von Wilhelm und das lyrische Talent von Anneliese Cerveny gibt. Ein Bucherlebnis, das allen zu empfehlen ist. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 88 Lieber Franz! Als "Beilage" findest du einen Bildband, herausgegeben von einem "Ehemaligen", der aber noch lebt. Das Ding ist eine Art Beleg für mein ewiges Nichterscheinen bei den diversen Feierlichkeiten und gleichzeitig ein Ausdruck meiner ungebrochenen Verbundenheit mit dem Institut und seinen "Bewohnern". Wer mich noch kennt, wird mich von einer neuen Seite kennenlernen, wer mich nicht kennt, kann sich die Sache völlig uneingenommen zu Gemüte führen, wenn es ihn interessiert. Zur Entstehungsgeschichte nur soviel: Von mir stammen die Sachtexte, die Pläne und die Bilder, von meiner Frau die Gedichte, verfaßt in der Zeit, als sie noch gesund war und alles von Angesicht zu Angesicht kennenlernte. Der Zeitaufwand war enorm, denn etliche Bildmotive musste ich 4x, 5x, 6x und öfter ansteuern, um sie ins rechte Licht zu bekommen. Nachts schrieb ich an den Sachtexten, tagsüber: Einkaufen, Mähen, Arzt- bzw. Spitalsfahrten usw. Damit das Ding überhaupt von einem Verlag angenommen und gedruckt wurde, mußte ich 200 Abnahmegarantien vorlegen; diese einzuholen, war eine zusätzliche "Aufgabe", bei meinem riesigen Bekanntenkreis hier zwar kein Problem, dafür aber ein weiterer Zeitaufwand; er hat sich gelohnt, denn zuletzt hatte ich 386 derartige Garantien, sodaß die Drucklegung in Angriff genommen wurde. Bild- und Textgestaltung mußte wieder ich machen, auch das Lektorat. Aber der ganze Einsatz hat sich gelohnt, denn der Bildband wurde ein ungeheurer Erfolg und ist bald vergriffen (in Wien übrigens erhältlich bei Morawa in der Wollzeile, bei Freytag u. Berndt am Kohlmarkt und bei 777 in der Domgasse - jedoch nicht billig - und: ich bekomme bei dieser ersten Auflage kein Honorar!) Ich "verehre" dieses Werk meiner ehemaligen Wirkungsstätte, den Kollegen, die mich noch kennen und jenen, die mich nicht kennen. Herzliche Grüße Wilhelm Cerveny 89 Hofrat Dr. Friedrich Benesch Haydngasse 18 A-7011 Siegendorf Tel. 02687 / 425 63 Siegendorf, den 18. April 2001 Herrn Direktor OStR. Prof. Franz Haslinger Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wittelsbachstrasse 5 1020 Wien Lieber Franz! Mit spezieller Freude habe ich die neueste Nummer der "Hauszeitung" erhalten - und ich möchte Dir auf diesem Wege unbedingt sagen : Das ist bisher die beste Ausgabe ! Da ist alles so informativ, so präzise, so vielfältig geschrieben - auch für Außenstehende durchaus lesenswert. Ich möchte Dir und dem Redaktionsteam von Herzen gratulieren und offen sagen, dass ich Euch alle beneide - denn wenn ich an mein "seliges" BBI KONKRET zurückdenke, wo ich alles machen musste (einschließlich des Schreibens auf die Matrizen ....) so ist das ein Fortschritt in Quantensprüngen. Sicherlich wird natürlich auch bei Euch punkto Vorbereitung nicht alles so problemlos laufen, wie's einem "Emeriten" scheinen mag, aber trotzdem Hut ab! Macht also weiter so! Denn das ist die beste Werbung für "unsere Wittelsbachstrasse" und zugleich eine echte Investition für die Zukunft. Ich hätte Dir das auch telefonisch sagen können - aber ich hielt es so für angemessener. Herzliche Grüße an Dich und das Redaktionsteam Dein Fritz 90 Heiteres aus dem Unterricht Im Informatikunterricht des Lehrganges für Telekommunikation haben wir uns kurz mit der Tabellenkalkulation EXCEL beschäftigt. Als praktisches Anwendungsbeispiel wurden Formeln erarbeitet, die es erlauben Schillingbeträge in Euro umzurechnen und umgekehrt. In der darauf folgenden Stunde sollte das Erlernte variiert geübt werden. Ich erzählte kurz von meiner bevorstehenden Reise nach Deutschland und dass ich mir überlegen müsse, wie viele Mark ich benötigen würde. Um mit den Werten flexibel sein zu können, sollten Formeln für die Umrechnung von Schilling in Mark und umgekehrt gefunden werden. Dazu ist es von entscheidender Bedeutung zu wissen, in welchem Verhältnis Mark und Schilling stehen. Gerald meinte: "Für einen Schilling bekomme ich 7 Mark." Ich entgegnete, dass ich unter diesen Bedingungen mein gesamtes Geld bei ihm in Mark tauschen würde. Aber die beabsichtigte Pointe fiel nicht auf fruchtbaren, sprich verständnisvollen Boden und so musste ich bei der Klärung des Problems mithelfen. Wir fanden heraus, dass bei verschiedenen Währungen eine Einheit kleiner oder größer als Schilling sein kann. Eine Mark hat einen höheren Wert, "ist größer" als ein Schilling. Und da fiel Gerald auch gleich die Begründung dafür ein: "Deutschland ist ja viel größer als Österreich!". Erich Schmid Impressum Dieses Informationsblatt herausgegeben. wird vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger. Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken. Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid. Kostenträger für das Informationsblatt ist der Elternverein des BundesBlindenerziehungsinstitutes. Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5 91 92