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Unterrichtseinheit Christusdarstellungen Marek Kretschmann

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Theologische Fakultät
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Seminar: Theoretische Grundlagen und Vertiefung fachbezogenen Lehrens und Lernens im
Fach Evangelische Religionslehre
Leitung: StR’in Christiane Flachsenberg
Wintersemester 2018/2019
Unterrichtseinheit: Jesus in Bildern erkennen –
Christusdarstellungen im Wandel der Zeit und
interreligiös
vorgelegt von
Marek Kretschmann
Matrikelnummer: 1021907
Master of Education: Biologie, Französisch (2. Semester)
Erweiterungsfach auf Bachelorebene: Ev. Religionslehre (7. Semester)
Stadtfeldkamp 13
24114 Kiel
E-Mail: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .................................................................................................................... 1
2 Sachanalyse ................................................................................................................. 3
2.1 Zur Begrifflichkeit Christologie ................................................................................ 3
2.2 Christusdarstellungen ............................................................................................... 4
2.2.1 Christusdarstellungen im Wandel der Zeit ........................................................... 4
2.2.2 Christusdarstellungen in den Fremdreligionen...................................................... 6
3 Fachdidaktische Analyse ........................................................................................... 7
3.1 Die Lernenden .......................................................................................................... 7
3.2 Das Thema und die didaktische Reduktion ................................................................. 9
3.3 Umfang, Ziele und Kompetenzen ............................................................................ 11
3.4 Die Unterrichtseinheit ............................................................................................. 13
4 Methodische Analyse ............................................................................................... 14
5 Literaturverzeichnis .............................................................................................. 188
1
1 Einleitung
„Bilder […] auswählen. Wir wollen die vielen schönen Bilder erdenken, achten,
auferwecken, die Gott, die Natur und die Menschheit uns zur Verfügung
stellen.“1
Die in dieser Arbeit vorgestellte Unterrichtseinheit trägt den Titel „Jesus in
Bilder erkennen – Christusdarstellungen im Wandel der Zeit und interreligiös“.
Demnach handelt sich bei dem zentralen Thema dieser Einheit um ein Teilgebiet
der Christologie. Es wird im Unterricht mit Werken und Bildern aus
unterschiedlichen Kunstepochen und Christusdarstellungen in Fremdreligionen
gearbeitet, um den Schüler*innen einen Einblick in die Vielfalt der Abbildungen
und Bildnisse von Jesus Christus zu geben und um auf deren Gemeinsamkeiten,
Unterschiede und Besonderheiten einzugehen und zu thematisieren.
Im Sinne des ästhetisch religiösen Lernens und der Elementarisierung soll
versucht werden, mittels Bilder als medialer Ausdrucksform einen Raum zu
schaffen, in dem die Schüler*innen die Chance erhalten, mit Jesus Christus in
Kontakt zu treten und damit eine Begegnung zu erleben, die zur Erweiterung
ihres
gegenwärtigen
Selbstverständnis
durch
Selbsterfahrung
und
Selbstverwirklichung beitragen kann.2 Denn ein Bild kann als Ausdruck eines
Findungsprozesses von Antworten auf Ängste, den Glauben und Fragen des
eigenen Lebens und der menschlichen Existenz gedeutet werden.3 Gerade in der
Schule kann die Begegnung mit einer nicht physisch präsenten Person durch
Bilder, wie es bei Jesus Christus der Fall ist, dazu führen, dass Schüler*innen
neue Facetten und Eigenschaften der Person entdecken können, die eine
theologisch erkenntnisbringende Kraft in sich tragen, um die Fragen zu
beantworten, wer Jesus war oder ist und wer man selbst ist. 4 Ein
fächerübergreifender Unterricht mit dem Fach Kunst erscheint deshalb
lohnenswert und hilfreich, damit die Schüler*innen das nötige Handwerk zur
Erschließung der Bilder erhalten, das für sie persönlich förderlich sein kann.
1
Das Zitat stammt von Pedro Casaldáliga, einem Bischof in Brasilien. Siehe Binder, A., Bilder,
in: Bosold, I., Kliemann, P. (Hg.), „Ach, Sie unterrichten Religion?“. Methoden, Tipps und
Trends, München 32012, S. 144-147, hier S. 144.
2
Vgl. Schmid, P. F., „Ecce homo! – Seht, was für ein Mensch!“, in: Englert, R., Mette, N.,
Zimmermann, M. (Hg.), Christologie. Ein religionspädagogischer Reader, Unter Mitarbeit von
Kerstin Ochudlo-Höbing, Münster 2015, S. 203-209, hier S. 203f.
3
Vgl. Zisler, K., Akzente des Christusbildes in der Kunst des 20. Jahrhunderts, in: Englert, R.,
Mette, N., Zimmermann, M. (Hg.), Christologie. Ein religionspädagogischer Reader, Unter
Mitarbeit von Kerstin Ochudlo-Höbing, Münster 2015, S. 145-149, hier S. 145.
4
Vgl. ebenda.
2
In dieser Unterrichtseinheit sehe ich meine eigene Rolle als Lehrkraft als
Initiator von und Unterstützer bei Lernprozessen, indem ich den Schüler*innen
in den verschiedenen Unterrichts- und Arbeitsphasen ausreichend Freiräume für
Individualität biete, weil der Fokus eher auf Subjektorientierung liegen sollte. In
der Gruppen- und Einzelarbeit muss ich für Fragen der Schüler*innen offen sein
und in der Lage sein, ihnen eine fundierte und sinnvolle Antwort geben zu
können, um sie bei ihrem Lernen zu unterstützen. Dabei ist meiner Meinung
nach ein konstruktives Feedback der entscheidende Faktor, der zu einer
Erweiterung und Förderung ihrer Kompetenzen führen kann, weshalb bereits in
frühen Klassenstufen dieses eingeübt werden sollte. Gerade für die
Persönlichkeitsentwicklung kann es hilfreich sein, sich mit seiner Selbst- und
der Fremdwahrnehmung anderer zu befassen.
Ich habe mich für dieses Unterrichtsthema aus zweierlei Gründen entschieden.
Zum einen halte ich es für wichtig und notwendig, dass sich im evangelischen
Religionsunterricht mit Jesus Christus als zentralen Bestandteil der christlichen
Religion beschäftigt wird und den Schüler*innen Jesus Christus als Person und
sein Werk näher gebracht wird. Zum anderen liegt mein persönlicher Anspruch
an mich darin, meine gewählten Unterrichtsinhalte auf eine möglichst kreative
und innovative Weise den Schüler*innen zu vermitteln, weshalb ich die Arbeit
mit Kunstwerken als sehr nützlich und hilfreich betrachte. Denn für mich ist es
immer eine besondere Erfahrung, in einem Museum wie dem Louvre
beispielsweise die verschiedenen Säle der Kunstepochen entlang zu wandern
und die Gemälde der Künstler unterschiedlicher Nationalitäten zu betrachten
und zu bewundern. Ein Bild kann nämlich meiner Meinung nach eine Person auf
emotionale Weise „berühren“ und zu Denkprozessen und zur Selbstreflexion
anregen, wenn man etwas von sich in dem Bild wiederfindet. Auf diesen beiden
Punkten gründet meine Motivation für diese Unterrichtseinheit.
3
2 Sachanalyse
Keine Person der Weltgeschichte ist so häufig künstlerisch dargestellt worden,
wie die Person Jesus Christus.5 Dabei wurde sie über die Jahrhunderte hinweg
immer wieder neu interpretiert und so dargestellt, dass sie für die Menschen der
Zeit verständlich ist. Im Folgenden wird zunächst der Begriff der Christologie
kurz erläutert, um dann die Geschichte der Christusdarstellungen in der Kunst
und fremdreligiösen sowie fremdkulturellen Kreisen zu präsentieren.6
2.1 Zur Begrifflichkeit Christologie
„Die Person Jesu steht am Anfang jeder Christologie.“7 Diese Aussage muss
zudem dahingehend erweitert werden, dass sich der christliche Glaube seit
seinen Anfängen dazu bekennt, dass „Jesus von Nazareth der Christus ist, er
bekennt sich zu ihm als dem Sohn Gottes, dem Herrn und Retter der Welt.“8
Diese systematische Teildisziplin untersucht dabei die Frage nach Jesus Christus
unter zweifacher Perspektive. „Die historische Frage fragt nach dem
geschichtlichen Jesus von Nazareth, der zu einer bestimmten Zeit in einem
bestimmten kulturellen Kontextgelebt hat und gestorben ist und blickt in die
Vergangenheit; die Glaubensfrage fragt nach seiner geglaubten theologischen
Bedeutung für die Gegenwart.“9 Es ergibt sich daraus, dass sowohl Aspekte
seines Lebens und seiner Person als auch seines Werkes, seines Handelns und
seiner Botschaft von Relevanz sind. Die Interpretation dieser Gesichtspunkte
führt in der Konsequenz zur Ausbildung von christologischen Konzepten, die
jeweils einen bestimmten Schwerpunkt besitzen. Diese christologischen
Modelle versuchen in der heutigen Zeit, Antworten auf die Christusfrage zu
finden, die zur Selbstklärung der persönlichen und existentiellen Beziehung zu
Jesus Christus und des eigenen Glaubens und der individuellen Identität
beitragen können.10
5
Vgl. Pfeiffer, H., Gottes Wort im Bild. Christusdarstellungen in der Kunst, München 1986, S.
9.
6
In diesem Zusammenhang werden aus Platzgründen dieser Arbeit keine konkreten Kunstwerke
dargestellt, sondern allgemeine und charakteristische Merkmale herauszuarbeitet. In der
unterrichtlichen Umsetzung ist es ebenso möglich, unterschiedliche Bilder einzusetzen, weshalb
sich auch nach allgemeingültigen Kennzeichen gesucht wird. Der Fokus kann jedes Mal neu
gesetzt werden.
7
Siehe Küster, V., Die vielen Gesichter Jesu Christi. Christologie interkulturell, NeukirchenVluyn 1999, S. 9.
8
Siehe Kühn, U., Christologie, Göttingen 2003, S. 13.
9
Siehe Pemsel-Maier, S., Gott und Jesus Christus. Orientierungswissen Christologie, Stuttgart
2016, S. 16.
10
Vgl. Kühn (2003), S. 93f.; Pemsel-Maier (2016), S. 13-16.
4
2.2 Christusdarstellungen
Kunstwerke können die eigenständige Deutung und Auslegung religiöser und
biblischer Schriften aus der Sicht des Künstlers und aus der Sicht seiner Zeit als
Beispiel einer Kunstströmung repräsentieren. Die Gemälde, Mosaike,
Skulpturen oder anderen Darstellungsformen von Jesus Christus zeigen jeweils
die aktuelle Bedeutung, die dieser Mythos für die Kunstschaffenden und ihren
Glauben hatte oder immer noch hat.11
2.2.1 Christusdarstellungen im Wandel der Zeit
In der Geschichte der christlichen Tradition und Gemeinden existierte immer der
Drang oder die Sehnsucht der Gläubigen, sich eine bildhafte Vorstellung von
Jesus zu machen. In den ersten Jahrhunderten wurde diesem Wunsch allerdings
nicht nachgegangen. Es gab eine deutliche Zurückhaltung in der bildhaften
Darstellung Jesu.12 Stattdessen wurde sich in der frühchristlichen Kirche auf
Geschichten aus dem Neuen Testament konzentriert, die die Werke und
Heilsaussagen Christi in den Vordergrund stellten.13 Dabei stellte die Figur des
Hirten als Form der Menschenfreundlichkeit und des Schutzes eine allegorische
Annäherung an Christus dar.14 Nach der konstantinischen Wende ändert sich die
Stellung der Christen und Jesus Christus wurde in Anlehnung an die römischen
Illustrationen zum einen als Philosoph und Lehrer und zum anderen als
siegreicher Kämpfer und Herrscher oder König dargestellt, wobei eine
charakteristische Haltung und Komposition auszumachen ist.15
In der Gotik wurden die Leiden Jesu Christi thematisiert, da diese
Verbildlichung des Schmerzens den Menschen Trost für ihre eigenen
Leidenserfahrungen spendete und so eine Identifikation mit der Gestalt Christi
erlaubte.16
Im Zeitalter der Renaissance wurde sich wieder an den antiken Ideen und
Kunstformen orientiert. Infolgedessen wurde mit Jesus Christus erneut eine
Macht und Herrlichkeit assoziiert, was dazu führte, dass er als Weltenrichter und
11
Vgl. Küster (1999), S. 53.
Vgl. Winnekes, K., Entwicklung des Christusbildes bis zum 19. Jahrhundert, in: Dies. (Hg.),
Christus in der bildenden Kunst. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eine Einführung,
München 1989, S. 11-45, hier. S. 19.
13
Vgl. Pfeiffer (1986), S. 17-19.
14
Vgl. ebenda, 19f.
15
Vgl. Winnekes (1989), S. 20ff.
16
Vgl. ebenda, S. 27-29.
12
5
Herrscher definiert wurde.17 Dabei bietet die Gestalt Christi eine ideale
Projektionsfigur für den Kunstschaffenden zum Diskurs seiner Biographie,
seiner Person und seines Glaubens. Denn in der Renaissance wurde die
Einmaligkeit des Individuums hervorgehoben, weshalb auch die Künstler zu
einer Art Schöpfer erhöht wurden, die sich selbst, ihre Persönlichkeit und ihr
Selbstverständnis als schaffender Künstler in ihren Kunstwerken ausdrückten.
Gerade die Motive der Kreuzigung und der Passion offenbarten die Möglichkeit
zur Expression verschiedenster Emotionen, die von Angst, Wut und
Enttäuschung bis hin zur Ehrerbietung und Frömmigkeit reichen können.18
In den darauffolgenden Epochen des Barock und der Romantik kam es zur
realistischen Vermenschlichung Christi. So wurde er als einfacher Mann gemalt,
der eine betonte Frömmigkeit und Schönheit repräsentierte. 19 Die religiöse
Kunst dieser Jahrhunderte stand dabei oft im Widerspruch zu den vorherrschen
Problemen und Zuständen der Zeit und versuchte eine Hoffnung auf ein besseres
Leben auszudrücken, indem man sich aus der Gegenwart in eine idealisierte
Vergangenheit flüchtete.
Zum
Ende
des
19.
Jahrhunderts
wollten
die
expressionistischen
Kunstschaffenden dann das Wesentliche eines Gegenstandes zum Ausdruck
bringen und lösten dafür die konventionellen Regeln der Malerei auf. Sie
veränderten die Formen und wählten Farben, die nicht mehr der Realität
entsprachen.20
Im 20. und 21. Jahrhundert lässt sich hingegen kein gemeinsamer Nenner für die
Art der Christusdarstellungen finden. Charakteristisch für diese Zeit sind
allerdings die Verfremdung, die Abstraktion, die als Ausdruck einer
Provokation, einem Protest oder einer Kritik an der Gesellschaft fungieren.
Schließlich spielen in diesen Jahrhunderten aufgrund der Weltkriege und der
zunehmenden Probleme der Menschheit der Tod und das Leid eine zentrale
Rolle.21 Beispielsweise wird Jesus nun wieder als Gekreuzigter zum Symbol für
die Leiden oder aber als ein einfacher Mensch der heutigen Zeit dargestellt, der
17
Vgl. Winnekes (1989), S. 24f.
Vgl. Pfeiffer (1986), S.46-51
19
Vgl. Winnekes (1989), S. 37f.
20
Vgl. ebenda, S. 58f.
21
Vgl. Mennekes, F., Winnekes, K., Das Christusbild in der Moderne, in: Dies. (Hg.), Christus
in der bildenden Kunst. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eine Einführung, München 1989,
S. 45-81, hier S. 67.
18
6
an den gesellschaftlichen Zuständen zugrunde geht.22 Die Darstellungsformen
sind zudem auch nicht mehr einheitlich, sodass selbst abstrakte Elemente wie
Skulpturen und Rauminstallationen Jesus Christus repräsentieren, da sie in
spiritueller Weise unter Hinzunahme der eigenen Erfahrungen gedeutet werden
müssen.23
Heute in der Welt der Moderne gibt es nur noch wenige Darstellungen und
Porträts Jesu Christi jenseits der Kreuzesthematik, da sich durch die
Säkularisierung die Kunst von der Kirche als vorgebende Institution distanziert
hat und zu einer autonomen Ausdrucksform geworden ist.
Insgesamt
zeigt
sich,
Identifikationsangebot
dass
die
Tendenz,
zurückzugreifen,
auf
Christusbilder
untrennbar
mit
als
dem
Emanzipationsprozess der Kunst verbunden ist, welcher vorrangig auf der Kritik
an gesellschaftlichen und historischen Gegebenheiten und Zuständen basiert. So
ergibt sich, dass für unterschiedliche zeitliche Epochen und künstlerische
Strömungen charakteristische Jesusbilder existieren, die den jeweiligen Zeitgeist
einfangen und widerspiegeln. Die Christusdarstellungen selbst sind dabei
vollkommen unterschiedlich, verlieren aber in der zeitgenössischen Kunst
zunehmend an Wert aufgrund der diffusen Religiosität unserer Gegenwart und
der Herausforderungen der heutigen Gesellschaft.24
2.2.2 Christusdarstellungen in den Fremdreligionen
Das Motiv Jesus Christus inspirierte nicht nur europäische Künstler*innen,
sondern auch Kunstschaffende aus dem fremdreligiösen und fremdkulturellen
Raum. So existieren auch individuelle Darstellungen Christi im Islam, auf dem
afrikanischen Kontinent und in der religiösen Pluralität der asiatischen Welt.
Zurückzuführen sind diese Bilder wiederum auf die charakteristischen
christologischen Konzepte und christlichen Einflüsse.25
In den afrikanischen Kulturen findet „Jesus Christus als Sieger über die Mächte
des Bösen Verehrung“.26 Eine große Rolle spielen dabei Masken. Denn „eine
22
Vgl. Pfeiffer (1986), S. 66ff.
Vgl. Mennekes, Winnekes (1989), S. 75f.
24
Vgl. Mennekes, F., Winnekes, K., Christusbezüge in der Gegenwartskunst, in: Dies. (Hg.),
Christus in der bildenden Kunst. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eine Einführung,
München 1989, S. 129-148, hier S. 131.
25
In diesem Kapitel wird nicht explizit auf die unterschiedlichen christologischen Konzeptionen
eingegangen, sondern versucht anhand von exemplarischen Beispielen die künstlerischen
Darstellungsformen Jesu Christi vorzustellen.
26
Siehe Küster (1999), S. 64.
23
7
der zentralen Funktionen der Masken im traditionellen Afrika ist die
Repräsentation von Ahnen oder Geistern, die in ihnen Gegenwart aufnehmen.
Die Christusmaske repräsentiert analog den Christus praesens. Dieser
Kruzifixus ist keine Darstellung des Leidenden. Es ist der Herr am Kreuz, der
Christus victor, Urquell des Lebens.“27
In der asiatischen Welt hingegen prägen beispielsweise Einflüsse aus der reichen
Vielfalt an Bildern und Gottheiten des Hinduismus die Darstellung Jesu Christi.
Ein typisches Motiv ist hier in Anlehnung an den Gott Shiva, den kosmischen
Tänzer, die Abbildung Christi „als den Schöpfungsmittler, der vor dem Vater
tanzt.“28 Die getanzte Schöpfung und die Sonnensymbolik sind unweigerlich mit
dem Christusbild verbunden.
Darüber hinaus taucht Jesus als ein von Allah bevorzugter Prophet im Koran auf,
der durch seine Frömmigkeit eine gewisse Hochachtung bei den Muslimen
gewann und deshalb in ihren künstlerischen Darstellungen ebenfalls abgebildet
wurde.29 In diesen Bildern werden Szenen aus dem neuen Testament, die auch
in Suren des Korans erwähnt werden, skizziert, wobei Jesus als normaler Mensch
mit den typischen ethnischen Gesichtszügen beschrieben wird, der aber über
einen Feuerschein zum Ausdruck seiner Bedeutsamkeit verfügt.
3 Fachdidaktische Analyse
In der fachdidaktischen Analyse soll ausgehend von der Lernausgangslage und
der Lebenswelt der Schüler*innen die Auswahl der Christusdarstellungen als
Thema der in dieser Arbeit präsentierten Unterrichtseinheit erläutert werden.
Dazu werden diese Erkenntnisse in Verbindung mit den Fachanforderungen für
das Fach Evangelische Religion des Landes Schleswig-Holstein und dem
religionsdidaktischen
Modell
der
Elementarisierung
sowie
dem
kunstdidaktischen Modell des ästhetisch religiösen Lernens vernetzt und
begründet dargestellt.
3.1 Die Lernenden
Eine Unterrichtseinheit muss immer auf die entsprechende Schulklasse
angepasst werden, in der sie umgesetzt wird, um eine produktive Lernumgebung
27
Siehe Küster (1999), S. 62.
Siehe ebenda, S. 85.
29
Vgl. Bauschke, M., Jesus im Koran und im Islam, in: Zager, W. (Hg.), Jesus in den
Weltreligionen, Neukirchen-Vluyn 2004, S. 55-87, hier S. 66f.
28
8
zu schaffen, in der die Schüler*innen ihre Kompetenzen fördern und entwickeln
können. Entsprechend wurde bei der Planung dieser Unterrichtssequenz, die für
die 10. Jahrgangsstufe konzipiert ist, Rücksicht auf die Lebenswelt und
Lernausgangslage der Jugendlichen genommen.
Vor dem Hintergrund der religiösen Heterogenität in der heutigen Gesellschaft
und dem sich unterscheidenden Grad an religiöser Sozialisation kann nicht
davon ausgegangen werden, dass alle Schüler*innen sich auf einem
Kenntnisstand, konkret in Bezug auf die Christologie und Jesus Christus,
befinden. Es muss eher angenommen werden, dass es sich um eine heterogene
Lerngruppe handelt, in der der Glaube einer jeden Schüler*in individuell
ausgeprägt ist.30
Aus diesem Grund ist es notwendig, das christologische
Konzept von Heranwachsenden zu thematisieren.31 Die Entwicklung dieses
Konstrukts
korreliert
nämlich
mit
den
Stufentheorien
von
Fowler
beziehungsweise Oser und Gmünder.32 Aus dieser Wechselseitigkeit folgt, dass
Schüler*innen im Übergang zur Oberstufe und damit in der Spätpubertät über
eine „subjektorientierte Christologie“ verfügen, die „an der individuellen
Erfahrung orientiert“ ist.33 Sie „befinden sich in einem Prozess der
Persönlichkeitsbildung, der insbesondere gekennzeichnet ist durch einen
Umbruch in der Orientierung an den Sozialisationsinstanzen sowie im Streben
nach Autonomie.“34 Infolgedessen wird die mystische Person Jesus Christus als
Stellvertreter Gottes verstanden. Dies entspricht in Fowlers Stufenmodell des
Glaubens der Stufe des synthetisch-konventionellen Glaubens. Der Glaube mit
seinen Werten und Inhalten wird dabei zur Identitätsbildung und zur
Entwicklung einer persönlichen Weltanschauung instrumentalisiert, welche aber
30
Vgl. Ministerium für Schule und Berufsbildung des Landes Schleswig-Holstein (Hg.),
Fachanforderungen Evangelische Religion für allgemein bildende Schulen Sekundarstufe I und
II, Kiel 2016, S. 12.
31
Allgemein gilt hier zu berücksichtigen, dass es grundlegende Unterscheidungen in den
christologischen Konzepten von Jugendlichen gibt. So muss der Glaube an Jesus Christus von
der christologischen Konzeption und dem Begriff Jesus Christus getrennt werden. Es muss auf
einer historischen und einer existentiellen Ebene Jesus Christus differenziert und geschlossene
religiöse Konzepte von Teil-Christologien unterschieden werden. Vgl. Büttner, G., Dieterich,
V.-J., Die Entwicklung des Christologie-Konzepts, in: Englert, R., Mette, N., Zimmermann, M.
(Hg.), Christologie. Ein religionspädagogischer Reader, Unter Mitarbeit von Kerstin OchudloHöbing, Münster 2015, S. 161-169, hier S: 161.
32
In dieser Arbeit wird sich an dem „Stufenmodell des Glaubens“ nach James W. Fowler
orientiert. Vgl. ebenda.
33
Vgl. Büttner, Dieterich, S. 164.
34
Siehe Ministerium für Schule und Berufsbildung des Landes Schleswig-Holstein (2016), S.
12.
9
jeweils „noch unreflektiert“ sind und „kritisch überprüft“ werden müssen.35 „Der
junge Mensch kann sich jetzt selbst eine Vorstellung davon machen, wie seine
Person und sein Glaube sich entwickelt haben.“36
Gleichwohl müssen diese Erkenntnisse aber ebenso reflektiert werden, weil
durch sie keine Allgemeingültigkeit für eine Lerngruppe vorausgesetzt werden
kann. Stattdessen können sie nur als ein Richtwert zur eigenen Orientierung und
als möglicher Ausgangspunkt für die eigenen Erwartungen genutzt werden. Es
kann
jedoch
festgehalten
werden,
dass
eine
gewisse
Grundskepsis
charakteristisch für Jugendliche dieses Alters ist. Diese Grundhaltung kann
„zum einen eine Verunsicherung, zum andern aber auch die Freude am klaren
und konsequenten Durchdringen von logischen Gedankengängen zum Ausdruck
bringen“.37
In Bezug auf die Christologie sind weiterhin drei Grundtendenzen festzuhalten,
die definierend für das Konzept der Schüler*innen sind: die Subjektvierung, die
Fokussierung auf die Ethik, aber auch ein Relevanzverlust.38 Ausschlaggebend
ist hierfür oft ein nur basales Grundwissen zu Jesus Christus aufgrund einer
schwachen religiösen Sozialisation. „Die religiös relevanten und existentiellen
Erfahrungen, die die Heranwachsenden in ihrer außerschulischen Sozialisation
nicht (mehr) machen, sollen entweder anhand von Bildern erworben, oder es
sollen Alltagserfahrungen der SuS erneut ästhetisch, kritisch reflektiert
werden.“39
3.2 Das Thema und die didaktische Reduktion
In dieser Unterrichtseinheit werden unterschiedliche Christusdarstellungen aus
verschiedenen Kunstepochen und Kulturkreisen sowie aus Fremdreligionen
behandelt. Demnach handelt es sich um Teilaspekte der Christologie, die in der
Sachanalyse bereits dargelegt worden sind. Nach den Fachanforderungen des
Landes Schleswig-Holstein für das Unterrichtsfach Evangelische Religion ist
diese Einheit für die Jahrgangsstufe 10 der Sekundarstufe I vorgesehen und dem
Kompetenzbereich I „Die Frage nach Gott“ zuzuordnen.40 Konkret wird sich auf
Vgl. Spaeth, F., Theorien religiöser Entwicklung, in: Bosold, I., Kliemann, P. (Hg.), „Ach, Sie
unterrichten Religion?“. Methoden, Tipps und Trends, München 32012, S. 129-137, hier S. 133.
36
Vgl. ebenda.
37
Siehe Büttner, Dieterich (2015), S. 165.
38
Vgl. Büttner, Dieterich (2015), S. 165.
39
Siehe Gärtner (2015), S. 19.
40
Siehe Ministerium für Schule und Berufsbildung des Landes Schleswig-Holstein (2016), S.
20.
35
10
die Punkte „Rezeption Jesu Christi in nichtchristlichen Kontexten“ und
„Christusdarstellungen in Kunst, Literatur, Musik und Film“ berufen.
Im
Sinne
der
didaktischen
Reduktion
wird
sich
auf
ausgewählte
Christusdarstellungen in der Kunst, die sich zum Beispiel aufgrund ihrer
charakteristischen Exemplarität einer Strömung oder als Ausdruck des Glaubens
einer Künstler*in und in Fremdreligionen fokussiert, um die Schüler*innen nicht
mit der schieren Menge an medialen Möglichkeiten wie Liedern, Filmen,
Musicals oder Romanerzählungen zu überfordern und so ihren persönlichen
Lernprozess möglicherweise zu behindern. Ebenso wird sich bei der Konzeption
der Unterrichtseinheit und der Auswahl der Inhalte an den Dimensionen der
Elementarisierung nach Nipkow orientiert.41 Mittels der Christusdarstellungen
soll versucht werden, charakteristische Grundelemente der Christologie und die
entsprechenden charakteristischen Verstehensvoraussetzungen für die jeweilige
Altersstufe herauszuarbeiten (Frage nach den „elementaren Strukturen“ und den
„elementaren Anfängen“). Die Beschäftigung mit dem eigenen Jesusbild dient
zur Entdeckung und Reflexion der eigenen Lebens- und Glaubenserfahrungen
(Frage nach den „elementaren Erfahrungen“ und der „elementaren Wahrheit“).
Auf diese Weise wird ein Raum eröffnet, der die Begegnung von den
Schüler*innen mit Jesus Christus zulässt. Dieser Begegnungsprozess und damit
verbunden die Reflexion der eigenen Person kann zu einer Stärkung und
Entdeckung des eigenen Selbstverständnisses betragen. „Kunstwerke können
helfen, persönliche Vorstellungen von Hintergründigem und Transzendentem zu
klären, da sie andere Dimensionen unserer Wirklichkeit zugänglich machen
können.“42
Die Thematik der Christusdarstellungen eignet sich unter der Prämisse der
religiösen Heterogenität insofern, dass zwar ein christliches Motiv den
Inhaltsschwerpunkt der Unterrichtseinheit bildet, dieses aber durch den
ästhetischen Zugang anhand von Bildern für jeden Schüler*in zugänglich sein
kann. Zudem wird mit Christusdarstellungen aus dem fremdreligiösen Umfeld
gearbeitet,
wodurch
Schüler*innen, die über einen nicht-christlichen
Hintergrund verfügen, die Möglichkeit eröffnet wird, sich auf ganz besondere
Vgl. Kliemann, P., Elementarisierung, in: in: Bosold, I., Ders. (Hg.), „Ach, Sie unterrichten
Religion?“. Methoden, Tipps und Trends, München 32012, S. 20-25, hier S. 22.
42
Vgl. Goecke-Seischab, M.-L., Christliche Bilder verstehen. München 2004. S. 138.
41
11
Weise in den Unterricht einzubringen und von eigenen Erfahrungen und
Kenntnisse zu berichten.
Für die gesamte Einheit bietet sich ein fächerübergreifender Unterricht in
Zusammenarbeit mit dem Fach Kunst an, damit die Schüler*innen die
ausgewählten Werke aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachten und
dabei jeweils fachspezifische Aspekte genauer betrachten können.
3.3 Umfang, Ziele und Kompetenzen
Für diese Unterrichtseinheit sind insgesamt acht Unterrichtsstunden anzusetzen.
Die Stundenanzahl ist so gewählt, dass ausreichend Zeit für die verschiedenen
Arbeitsphasen vorhanden ist und diese in einem ausgewogenen Gleichgewicht
zueinanderstehen, was wiederum die zwei Arbeitsschwerpunkte der Einheit
erklärt. In der Einführungsstunde der Einheit verfolgt die Lehrkraft das Ziel,
einen Überblick über die bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse der
Schüler*innen bezüglich von Christusdarstellungen zu gewinnen und gibt einen
ersten Einblick in die folgenden Unterrichtsstunden. Dazu wird sich mit einem
Jesusmosaik und einem dazu verfassten Gedicht befasst. Ebenso soll den
Schüler*innen im Sinne eines kompetenzorientier Unterrichts eine Vorschau auf
die kommenden Inhalte und Ziele der Unterrichtseinheit gegeben werden.
Dadurch werden sowohl die Zielklarheit als auch die Transparenz
hervorgehoben.
In der ersten Hälfte der Einheit liegt der Schwerpunkt auf der Förderung der
Wahrnehmungs- und Darstellungskompetenz sowie der Befähigung zu einer
theologischen Deutungskompetenz, indem die Schüler*innen sich mit
verschiedenen Christusdarstellungen als religiös bedeutsamen Zeugnissen
auseinandersetzen.43 Denn diese Auseinandersetzung mit Kunstwerken im Sinne
des ästhetisch orientierten Lernens bietet ein wichtiges Erfahrungspotential für
religiöse Lernprozesse.44 Ziel ist es, dass die Schüler*innen die verschiedenen
Darstellungen in ihren jeweiligen historischen, kulturellen und religiösen
Kontext einordnen, die Werke beschreiben und ihren religiösen Gehalt deuten
können. Darüber hinaus ist es beabsichtigt, die aktuelle Relevanz der Bilder zu
43
Vgl. Gärtner, C., Mit Bildern lässt sich besser lernen!?. Die Frage nach der Funktion und
Wirkung von Bildern im Religionsunterricht aus religionspädagogischer Perspektive, in:
Dieselbe, Brenne, A. (Hg.), Kunst im Religionsunterricht – Funktion und Wirkung. Entwicklung
und Erprobung empirischer Verfahren, Stuttgart 2015, S. 13-27, hier S. 18.
44
„Bild- bzw. kunstorientiertes religiöses Lernen ist hierbei als ein Teilbereich ästhetischen
Lernens zu betrachten.“ Siehe ebenda, S. 17.
12
erschließen und in Beziehung zum eigenen Leben und zur gesellschaftlichen
Wirklichkeit zu setzen. Es ist darauf zu achten, dass die Eigenständigkeit und wertigkeit eines jeden Kunstwerkes herausgestellt wird, wodurch gleichzeitig
gezeigt werden kann, dass Bilder das eigenständige Erarbeiten theologischer
Erkenntnisse ermöglichen und zur Hinterfragung von christlichen Traditionen
und Glaubensinhalten führen können. Demnach kann aus diesen neu entfalteten
Potentialen, die Entwicklung eines Kultur- und Traditionsbewusstseins
angebahnt werden.45
Im Unterschied dazu soll in der zweite Hälfte auf den erworbenen Fähigkeiten
und Kompetenzen aufgebaut werden, indem mit dem neu erarbeiteten Wissen zu
Jesus Christus gestalterisch gearbeitet wird. Die zu fördernde Hauptkompetenz
ist deshalb die Gestaltungskompetenz, da die Schüler*innen ihre eigene
Christusdarstellung entwickeln sollen, indem sie religiös bedeutsame
Ausdrucks- und Gestaltungsformen reflektiert einsetzen und verwenden.
Gleichzeitig wird der Erwerb der Fähigkeit zur Selbstreflexion begünstigt.
Insgesamt wird in dieser Einheit der Versuch unternommen durch gezielte
Maßnahmen seitens der Lehrkraft, motiviertes Lernen der Schüler*innen zu
bewirken. Es ist ein roter Faden in der Einheit erkennbar, der den Schüler*innen
durch die Zielklarheit der Aufgabenstellung mit ihrem herausfordernden
Charakter verdeutlicht wird. Durch die Lehrkraft wird den Schüler*innen zudem
signalisiert, dass ihnen zugetraut wird, sich die Lehrinhalte selbst und in
Gruppen
zu
erschließen
und
ihre
Kompetenzen
auf
diese
Weise
weiterzuentwickeln, indem sie sich auf die Lerninhalte und Thematiken
einlassen und eigene Akzente bei der Bearbeitung der Aufgaben setzen. Für die
Gruppenarbeitsphasen ist entsprechend dafür zu sorgen, dass in der Klasse ein
Unterrichtsklima etabliert wird, bei dem der respektvolle und freundliche
Umgang miteinander an erster Stelle steht. Dazu zählen beispielsweise die
gemeinsame Beschließung von Gesprächs-, Verhaltens- und Feedbackregeln. Im
letzten Schritt gilt es die persönliche und inhaltliche Relevanz des Themas
aufzuzeigen. Wenn die Schüler*innen den Nutzen für ihre eigene Person
erkennen und den Bezug zu ihrer Lebenswelt und Erfahrungen herstellen, sind
sie motivierter, sich mit dem Thema Jesus Christus und seinen Darstellungen in
der Kunst zu beschäftigen.
45
Vgl. Gärtner (2015), S. 17f.
13
3.4 Die Unterrichtseinheit
Stunde
1.
2./3.
4./5.
Thema der
Stunde
Hauptlernziel und
Lernziele
Was verbinde ich
denn überhaupt
mit Jesus
Christus?
Die Schüler*innen
sollen…
… ihre persönlichen Assoziationen mittels der
verschiedenen Karten zu
Jesus Christus äußern
Von Dürer über
Michelangelo bis
zu Nolde und Dalí
– Jesusdarstellungen im
Wandel der Zeit
… das Jesusmosaik mit
dem dazugehörigen Gedicht beschreiben und
deuten
… unterschiedliche ästhetische Jesusdarstellungen
in ihren historischen
Kontext einordnen und
beschreiben sowie präsentieren
Jesusbilder in der
Welt –
interreligiöse und
interkulturelle
Darstellungen
6.
Vorbereitung der
Kunstausstellung
7./8.
Kunstausstellung:
Mein Jesusbild,
dein Jesusbild,
unser Jesusbild
… zu den unterschiedlichen
Jesusdarstellung
Stellung beziehen und
ihre eigene Position
reflektieren
… die Vielfalt interreligiöser und interkultureller
Jesusdarstellungen
kennen und diese als
Ausdrucksformen
des
Glaubens
beschreiben
und erläutern
…die Jesusdarstellungen
anderer Religionen und
Kulturkreise reflektieren
und Konsequenzen für die
Lebenswirklichkeit
nachvollziehen
… ihr eigenes Jesusbild in
schriftlicher und künstlerischer Form erarbeiten
…
ihr
eigenes
künstlerisch erarbeitetes
Jesusbild
präsentieren
und reflektieren
… ihr eigenes Jesusbild
kriteriengeleitet mit den
Jesusdarstellungen
anderer vergleichen
Kompetenzschwerpunkt
Methodik und
Materialien
Wahrnehmungs- und
Darstellungskompetenz
Assoziationskarten
(+Blitzlicht)
Mind-Map
Jesusmosaik +
Gedicht
Wahrnehmungs- und
Darstellungskompetenz
(Deutungskompetenz)
Gruppenpuzzle
Deutungskompetenz
(Wahrnehmungs- und
Darstellungskompetenz,
Dialogkompetenz)
Stationenlernen
Gestaltungskompetenz
Poster, Bilder
(fächerübergreifend mit dem
Kunstunterricht)
Galeriegang
Gestaltungskompetenz
(Wahrnehmungs- und
Darstellungskompetenz)
verschiedene
Christusdarstellung aus
unterschiedlichen
Kunstepochen
Beobachtungsbogen
Austausch der
Eindrücke im
Plenum
14
4 Methodische Analyse
Die in dieser Arbeit präsentierte Unterrichtseinheit zeichnet sich durch einen
hohen Grad an Subjektorientierung in den unterschiedlichen Arbeitsphasen und
an Produkt- beziehungsweise Prozessorientierung aus.
Zu Beginn dieser Unterrichtseinheit ist es sinnvoll, in der Einführungsstunde
eine Lernstandserhebung durchzuführen, um in Erfahrung zu bringen, welche
Attribute, Namen, Geschichten etc. die Schüler*innen mit Jesus Christus
assoziieren, um auf dieser Basis weiter in der folgenden Unterrichtsstunden
aufzubauen.46
Wie in der didaktischen Analyse bereits vorgestellt, lässt sich die Einheit in zwei
Arbeitsschwerpunkte untergliedern. In der ersten Phase geht es verstärkt um die
Erarbeitung und Deutung des religiösen Gehalts von Kunstwerken verschiedener
Künstler, die Jesus Christus darstellen, und Darstellungen aus dem Judentum,
dem Islam und dem Hinduismus, die eine neue Perspektive auf die Person Jesus
Christus ermöglichen. Die Bilderschließung sollte dabei aber nach einem
bestimmten Muster erfolgen, welches den Schüler*innen die Begegnung mit
dem Gemälde erleichtert. Im Umgang mit Bildern im Religionsunterricht
existieren nämlich zwei zentrale Problemfelder. „Zum einen fehlt den
allermeisten
Religionslehrer/innen
eine
sachgemäße
kunstpädagogische
Ausbildung, die es ihnen ermöglichen würde, mit einer gewissen Souveränität
und Leichtigkeit den Schülern einen Zugang zu Bildern zu ermöglichen.“47
Dieses Problem lässt sich insofern lösen, dass entweder die Kunstlehrkraft bei
einem fächerübergreifenden diese Aufgabe übernimmt und im Kunstunterricht
die entsprechende Methode einführt oder die Religionslehrkraft sich mit der
entsprechenden Methodik befasst und den Rat im Kollegium sucht. Zum anderen
besteht das Problem, dass „ein Großteil der Schülerinnen und Schüler weder mit
der traditionellen noch mit der neueren biblischen Bildwelt vertraut ist.“ 48 Als
Konsequenz daraus ergibt sich, dass eine Methodik und Zugänge gefunden
werden
46
müssen,
die
dieser
Problematik
entgegentreten.
In
dieser
Die Lernstandserhebung soll in diesem Fall so erfolgen, dass jedes Klassenmitglied sich aus
einer Vielzahl an Bildkarten diejenige aussucht, mit der es persönlich Jesus Christus verbindet.
Die verschiedenen Assoziationen werden dann in einer Mind-Map an der Tafel festgehalten. Die
Aussagen können sowohl in mündlicher als auch schriftlicher Form und damit anonym geäußert
werden.
47
Siehe Binder (2012), S. 144.
48
Siehe ebenda.
15
Unterrichtseinheit wird dabei sowohl auf eine bildimmanente Interpretation als
auch auf eine kontextuelle Bildauslegung Wert gelegt.49 „Auf die spontane
Wahrnehmung der Rezipient/-innen (1.) folgt die Analyse der Formensprache
(2.), die wiederum an die Innenkonzentration der Betrachter/-innen
rückgebunden wird (3.). Daran schließt sich die umfassende Analyse des
Bildgehalts (4.) an […] Hieran kann sich die subjektive Auseinandersetzung der
Rezipient/-innen mit dem Kunstwerk anschließen (5.).“50
Um eine Vielzahl an Werken aus unterschiedlichen Epochen bearbeiten zu
können, wird auf die Methode des Gruppenpuzzles zurückgegriffen, bei der sich
die Schüler*innen in einer Gruppe zunächst ein bestimmtes Werk anhand von
Aufgabenstellungen und festgelegter Kriterien selbst erarbeiten. Im Anschluss
werden neue Gruppen gebildet, in der jeweils ein Mitglied seine vorherige
Gruppe und sein Kunstwerk vertritt. In dieser neuen Gruppenkonstellation
werden die verschiedenen Werke vorgestellt und die Ergebnisse der Aufgaben
untereinander ausgetauscht. In der Sicherungsphase werden dann die Ergebnisse
der einzelnen Gruppendiskussionen an der Tafel in einer Tabelle festgehalten
und so für alle Schüler*innen visualisiert und zur Verfügung gestellt.
In der darauf folgenden Unterrichtsstunde werden die Christusdarstellungen der
Fremdreligionen anhand des Stationenlernens in den Fokus genommen. In
Kleingruppen erarbeiten sich die Schüler*innen an mehreren Stationen die
verschiedenen Aspekte zu den Jesusbildern, wie sie beispielsweise im Islam oder
Hinduismus vorkommen. Diesen Darstellungen kommt eine besondere
Bedeutung zu, da die fremden, aus den Schüler*innen unbekannten
Kulturkreisen stammenden Bilder zum kritisch-konstruktiven Überschreiten von
Tradition und Glauben anregen können und so die Chance auf einen Dialog
zwischen den Religionen und Kulturen eröffnen.51 Erneut sichert die Lehrkraft
die Ergebnisse der Schüler*innen-Gruppen und leitet in eine Diskussion der
Resultate über.
In der zweiten Phase der Unterrichtseinheit soll eine Kunstausstellung mit dem
Titel „Mein Jesusbild, dein Jesusbild, unser Jesusbild“ von den Schüler*innen
49
Mit der bildimmanenten Bildinterpretation wird der Dialog zwischen Betrachter und Bild
bezeichnet, wohingegen bei der kontextuellen Bildauslegung zusätzliche Informationen über den
Künstler und die Epoche beispielsweise hinzugezogen werden, die dem Bild selbst nicht zu
entnehmen sind. Vgl. Niehl, F. W. und Thömmes, A., 212 Methoden für den Religionsunterricht,
München 2014, S.14f.
50
Siehe Gärtner (2015), S. 17.
51
Vgl. ebenda, S. 18
16
gemeinsam
geplant
und
entwickelt
werden.
Diese
authentische
Aufgabenstellung soll die Schüler*innen motivieren, sich mit dem zuvor
erarbeiteten Fachinhalt des Christusbildes zu befassen, und trägt zu einer
Förderung des Qualitätsbewusstseins und der ästhetischen Wahrnehmung bei.52
Dazu soll jedes Klassenmitglied auf gestalterische Weise ein eigenes
Christusbild anfertigen, das in der heutigen Zeit spielt und sich gegebenenfalls
an ein im Unterricht behandeltes Kunstwerk anlehnt und eine eigene
Auseinandersetzung mit der Person Jesu eröffnet. In welcher Form die
Schüler*innen ihr eigenes Christusbild erstellen ist ihnen freigestellt. Der
Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Hilfreich wäre auch hier ein
fächerübergreifender Unterricht, womit den Schüler*innen mehr Zeit und
Material zur Anfertigung ihrer Christusdarstellungen zur Verfügung gestellt
wird. In dem sich anschließenden Galeriegang werden dann die fertigen
Produkte den anderen Schüler*innen präsentiert, die zuvor im Klassenraum
aufgehängt wurden.53 In dieser kooperativen Lernphase haben die Schüler*innen
die Möglichkeit, sich mit den Christusbildern ihrer Mitschüler*innen
auseinandersetzen, Fragen zu stellen und in Beziehung zu ihrer eigenen
Darstellung setzen. Es wird zudem von der Lehrkraft ein Beobachtungsbogen an
die Schüler*innen ausgeteilt, mit dessen Hilfe sie anhand von konkreten
Fragestellungen die unterschiedlichen Werke betrachten können. Dieser
Arbeitsschritt soll dazu dienen, dass die Schüler*innen ihr eigenes Jesusbild im
Hinblick auf die Darstellungen ihrer Peers reflektieren. Das Bild regt zu einer
kognitiven Aktivierung an und kann affektive Lernprozesse initiieren, indem die
Kunstwerke in spiritueller Perspektive erschlossen werden.54 Hierfür eignen sich
wieder die zuvor beschriebenen „5 Stufen der Bildbegegnung“. In der
abschließenden Zusammenführung ist es die Aufgabe der Lehrkraft, die
Eindrücke und Antworten der Schüler*innen auf die Christusdarstellungen der
Mitschüler*innen und der Fragen und Anregungen des Beobachtungsbogens zu
bündeln und produktiv in einer Diskussionsrunde zu besprechen. Vorrangig
52
Vgl. Niehl, F. W. und Thömmes, A. (2014), S. 40.
Die erstellte Kunstaustellung kann zudem für weitere Klassenstufe oder die gesamte Schule
öffentlich gemacht werden. Wenn außerdem weitere Religionskurse beziehungsweise -klassen
an der Schule existieren, kann mit diesen die Ausstellung zusammengeplant und ausgerichtet
werden. Denkbar wäre auch die zeitliche Abpassung der Unterrichtseinheit mit einer
Projektwoche, in der dann ebenfalls die erstellen Christusdarstellung präsentiert und zugänglich
gemacht werden können.
54
Vgl. Gärtner (2015), S. 16.
53
17
dient dies dazu, den Schüler*innen ein konstruktives Feedback zu ihren Arbeiten
zu geben, welches sie in die schriftliche Konzeption ihres Christusbildes
einfließen lassen können.
Denn die Verschriftlichung ihres Konzepts mit einer begründeten Darstellung
ihrer Entscheidungen und einer Selbstreflektion ersetzt die Leitungsbeurteilung
in Form eines Tests oder Klausur. Bewertet wird nicht nur das fertige Produkt,
sondern auch der Prozess, der zu diesem geführt hat. Auf diese Weise kann die
Individualität eines jeden Schüler*in berücksichtigt werden. Darüber hinaus
werden die Schüler*innen bei dieser Form der alternativen Leistungsbeurteilung
zu mehr Eigenständigkeit und zu einer verstärkten Verantwortungsübernahme
angeregt. Als Richtlinien gelten für die Schüler*innen die zuvor im Plenum
festgelegt Kriterien, die für mehr Transparenz bei der Benotung sorgen, indem
Ziele offengelegt und Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt werden.
18
5 Literaturverzeichnis
Abkürzungen von Monographiereihen oder Zeitschriften sowie antiker
biblischer und jüdischer Quellen erfolgen nach dem Abkürzungsverzeichnis von
Schwertner, Siegfried M., IATG3. Internationales Abkürzungsverzeichnis für
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Berlin/New York 32014.
Kurztitel wurden nach dem Muster Verf. oder Herausgeber (Publikationsjahr),
Seite. gebildet.
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Englert, Rudolf, Mette, Norbert, Zimmermann, Mirjam (Hg.), Christologie. Ein
religionspädagogischer Reader, Unter Mitarbeit von Kerstin Ochudlo-Höbing,
Münster 2015, S. 145-149.
Theologische Fakultät
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Erklärung
(ab Sommersemester 2008 obligatorisch den Hausarbeiten beizufügen)
Name, Vorname:
Kretschmann, Marek
Matrikel-Nummer:
1021907
Hiermit versichere ich, dass ich die Hausarbeit mit dem Titel:
Unterrichtseinheit: Jesus in Bildern erkennen –
Christusdarstellungen im Wandel der Zeit und
interreligiös
Selbstständig verfasst habe und alle von den anderen Autoren übernommenen Gedanken wie
auch Textstellen oder Passagen aus digital verfügbaren Dokumenten in der Ausführung meiner
Arbeit gekennzeichnet sowie die Quellen korrekt zitiert habe.
Ferner versichere ich, dass diese Arbeit noch nicht an anderer Stelle vorgelegen hat und ich die
unten genannten Gesetzesgrundlagen zur Kenntnis genommen habe.
Ort, Datum, Unterschrift
Bei Täuschungsversuchen finden die §§ 6, 7, 12 und 21 der Studien- und Prüfungsordnung für
Staatsexamens- und Magisterstudiengänge sowie § 21 der Prüfungsverordnung für Studierende
der BA- und MA-Studiengänge Anwendung.
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