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Berufsbiographische Unsicherheiten und der Übergang zur
Elternschaft bei Männern.
Angelika Tölke/ Martin Diewald1
1.
Einleitung
Die Elternschaft scheint heute von einem weitgehend selbstverständlichen Lebensinhalt zu einer
geplanten Lebensentscheidung geworden zu sein. Es gibt jedoch in der einschlägigen
sozialwissenschaftlichen Literatur durchaus unterschiedliche Auffassungen darüber, wie man
sich diesen Entscheidungsprozeß vorzustellen hat (Burkart 1994, Burkart 1997): Handelt es sich
um eine bewusste, im Rahmen einer übergeordneten Lebensplanung vollzogene Abwägung von
Kosten und Nutzen einer eventuellen Elternschaft, oder spielen hierbei weiterhin auch
traditionelle, nicht hinterfragte Orientierungen sowie die Wechselfälle des Lebens eine
entscheidende Rolle? Verschiedene Jugendstudien, familiensoziologische und biographische
Untersuchungen zeigen, dass auch heute noch von einer sehr hohen Erwünschtheit von
Elternschaft auszugehen ist – trotz einer häufig postulierten Konkurrenz von individualistischen
Selbstverwirklichungsansprüchen (Schaeper/Kühn 2000). Allerdings scheint die faktische
Umsetzung des Kinderwunsches im weiteren Lebensverlauf von einer Reihe von
Voraussetzungen abzuhängen (Huinink 1995). „Kinder kriegen die Leute immer“, dieser gerne
zitierte Ausspruch von Adenauer trifft heute nicht mehr zu. Zu solchen Voraussetzungen zählen
zum einen die individuell und haushaltsbezogen zur Verfügung stehenden Ressourcen. Sie sind
maßgeblich dafür, inwieweit die mit einer Elternschaft zeitlich oder materiell konkurrierenden
Lebensziele gegebenenfalls dennoch weiter verfolgt werden können, bzw. wie die mit einer
Elternschaft verbundenen materiellen Einbußen bis hin zu existentiellen Risiken aufgefangen
werden können. Zum anderen zählen dazu gesellschaftliche Institutionen, welche die
Möglichkeiten der Partizipation in anderen Lebensbereichen und die zeitlichen und materiellen
Kosten
einer
Elternschaft
gestalten,
wie
zum
Beispiel
das
Angebot
an
Kinderbetreuungseinrichtungen oder steuerliche Regelungen und Transferzahlungen.
In diesem Beitrag wollen wir uns mit der Frage nach den Auswirkungen unterschiedlicher
Erwerbs- und Karriereverläufe auf den Übergang in eine Elternschaft auseinandersetzen. In
1
Wir danken Dirk Konietzka für hilfreiche Anmerkungen zu einer früheren Version dieses Beitrags und Rainer
Walke für Hilfestellungen beim Management des Datensatzes.
2
modernen Arbeitsgesellschaften – und trotz mancher Abgesänge auf die Arbeitsgesellschaft
leben wir zweifelsohne bis heute immer noch in einer Arbeitsgesellschaft – stellt die Integration
ins Erwerbsleben eine Schlüsselkomponente der Lebensführung dar. Sie beansprucht sowohl
einen erheblichen Teil des gesamten Zeitvolumens und Engagements als auch, umgekehrt,
steuert sie in entscheidendem Maß den ungleichen Zugang zu knappen Ressourcen. Im zweiten
Abschnitt werden Hypothesen diskutiert, in welcher Weise sich beide Seiten auf den Übergang
zu einer Elternschaft auswirken können. Dabei tragen wir im Unterschied zu den meisten bisher
vorliegenden
Untersuchungen
zur
Familienbildung
dem
Umstand
Rechnung,
dass
Arbeitsgesellschaften international wie auch in Deutschland in den letzten Jahren erhebliche
Veränderungen erfahren haben, die sich mit den Stichworten einer zunehmenden
Destandardisierung
von
Beschäftigungsverhältnissen
und
Erwerbsmustern
und
einer
Risikoverlagerung zu Lasten der Arbeitnehmer kennzeichnen lassen (s.u.; Schupp et.al. 1998).
Diese Tendenzen lassen es wünschenswert erscheinen, bei der Charakterisierung von
Erwerbschancen und ihrer Auswirkungen auf andere Lebensbereiche zusätzlich zu
durchschnittlichen
Einkommens-
und
Karriereerwartungen
entlang
unterschiedlicher
Ausbildungsniveaus, Berufsklassen und linearer Karriereverläufe auch deren mögliche
Diskontinuitäten und Unsicherheiten explizit in die Betrachtung einzubeziehen.
Bei der Untersuchung möglicher Auswirkungen von Erwerbsverläufen auf das Eingehen einer
Elternschaft beschränken wir uns in diesem Beitrag aus zwei Erwägungen heraus auf die Seite
der Männer. Diese Beschränkung folgt zum einen aus der in der einschlägigen Literatur
unstrittigen Annahme, dass sich Fragen des Zusammenhangs zwischen der Integration ins
Erwerbsleben auf der einen und Prozessen der Familienbildung auf der anderen Seite für
Männer und Frauen unterschiedlich darstellen. Normative Lebensentwürfe und zu erwartende
faktische Aufgaben unterscheiden sich erheblich, wobei sich die Vereinbarungsproblematik für
Frauen wesentlich schärfer darstellt als für Männer (Brüderl/Klein 1993, Schaeper/Kühn 2000).
Dies gilt insbesondere in einem hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung
konservativ geprägten Wohlfahrtsstaat, wie es bei Deutschland der Fall ist. Empirische
Ergebnisse weisen sogar darauf hin, dass dauerhafte und stabile Partnerschaftsformen für die
berufliche Karriere von Männern förderlich sind (Tölke 2000, Tölke 2001). Hypothesen müssen
deshalb für Männer anders formuliert werden als für Frauen. Zum anderen gibt es zur Rolle der
Frauen in Familienbildungsprozessen ungleich mehr Untersuchungen als zu derjenigen der
Männer (zusammenfassend: Perry-Jenkins/Repetti/Crouter 2000). Dies hat einerseits seine guten
3
Gründe in der Tatsache, dass historische Veränderungen ebenso wie aktuelle internationale
Unterschiede in der Fertilität besonders stark durch Veränderungen bzw. unterschiedliche
Muster in den Erwerbsbeteiligungsmustern der Frauen bedingt sind, doch andererseits ist dabei
die Rolle der Männer unseres Erachtens zu sehr aus dem Blick geraten.
2.
Theoretische Annahmen und Hypothesen
Generell können hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs zwischen der Erwerbssphäre
und der Familiensphäre drei Richtungen der Hypothesenbildung unterschieden werden (Zedeck
1992): Theorien, die von „Spillover“-Effekten ausgehen, postulieren, dass sich die
Beschäftigungsbedingungen kausal und gleichsinnig auf das Familienleben auswirken, das
heißt: Gute Beschäftigungsbedingungen und eine erfolgreiche berufliche Positionierung sind
wichtige Ressourcen, welche die Handlungsmöglichkeiten erweitern und so die Möglichkeiten
eines Übergangs zur Elternschaft positiv beeinflussen. Bei der Annahme einer „Kompensation“
wird im Gegensatz hierzu eine kausal inverse Beziehung zwischen Erwerbsleben und
Familiensphäre postuliert. Sei es, dass in der Familiensphäre Erfahrungen gesucht werden, die
diejenigen im Erwerbsleben ergänzen oder familiales Verhalten sogar eine explizite
kompensatorische Reaktion auf die Bedingungen und Erfahrungen im Erwerbsleben darstellt,
sei es, dass sich höhere Grade an Engagement in den Bereichen Familie und Beruf aufgrund
begrenzter Zeit gegenseitig beeinträchtigen oder sogar ausschließen. Schließlich kann man,
drittens, eine „Segmentation“ der Prozesse in den beiden ja sehr unterschiedlichen
Lebensbereichen Erwerbsarbeit und Familie annehmen. Das heißt, die beiden Lebensbereiche
beeinflussen sich weder aktuell noch langfristig in kausaler Weise, noch lassen sich die
jeweiligen Entwicklungen auf gemeinsame Faktoren zurück führen. In Ergänzung zu diesen drei
Möglichkeiten ist außerdem die Möglichkeit einer bloßen „Kongruenz“ in Betracht zu ziehen,
das heißt, empirisch beobachtbare Zusammenhänge zwischen Beruf- und Familiensphäre sind
nicht kausal zu verstehen, sondern auf dritte, „hinter“ den Einstellungen und Verhaltensweisen
in
beiden
Lebensbereichen
liegende
Faktoren
zurückzuführen.
Beispiele
sind
Persönlichkeitsmerkmale oder zurückliegende Lebenserfahrungen. Zusätzlich zu diesen allein
auf die Individualebene gerichteten Hypothesen ist schließlich davon auszugehen, dass der
Zusammenhang zwischen dem Erwerbsleben einerseits und der Familienbildung andererseits
durch die institutionelle Ordnung von Gesellschaften geformt wird (Mayer 1997), indem
4
Männer und Frauen in unterschiedlichem Ausmaß und in unterschiedlicher Weise hinsichtlich
der materiellen Konsequenzen einer Elternschaft und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
unterstützt werden.
Relevante Merkmale von Erwerbsbiographien
Hinsichtlich der potentiellen Bedeutung der Art von Beschäftigungsverhältnissen und der
Charakteristika von Erwerbsbiographien auf den Übergang zu einer Vaterschaft ist es sinnvoll,
mindestens folgende zwei Dimensionen zu unterscheiden: (1) die Wertigkeit einer beruflichen
Position innerhalb einer hierarchisch angelegten Struktur von beruflichen Positionen und das
damit verbundene Erwerbseinkommen und (2) die Dimension der Status-Sicherheit. Die
bundesdeutsche Arbeitsgesellschaft durchläuft seit einigen Jahren Wandlungstendenzen, die die
zweitgenannte Dimension stärker in den Vordergrund rücken. Diese können hier nur
stichwortartig angesprochen werden. Prozesse einer Entstandardisierung des vormaligen
Normalarbeitsverhältnisses,
Scheinselbständigkeit
und
ein
Bedeutungsverlust
stabilitätsstiftender, beruflich oder betrieblich institutionalisierter Karriereleitern, führen zu
insgesamt gestiegenen Risiken und zu mehr Unsicherheit auf Seiten der Erwerbstätigen. Diese
Veränderungen betreffen sowohl die Ebene der vertraglichen Ausgestaltung des einzelnen
Beschäftigungsverhältnisses als auch die (Un-) Stetigkeit von Berufsverläufen. Über die
Ursachen und das tatsächliche Ausmaß dieses Wandels wird zwar gestritten, doch herrscht
weitgehend Einigkeit darüber, dass Unterschiede in der Arbeitsplatzsicherheit heute eine
zusätzliche und wesentliche Differenzierungsdimension sozialer Ungleichheiten innerhalb des
Beschäftigungssystems
darstellen
(z.B.
Bosch
2001,
Kalleberg/Reskin/Hudson
2000,
Diewald/Konietzka 1998, Breen 1997).
Innerhalb des Beschäftigungssystems manifestieren sich entsprechende Unterschiede auf
verschiedenen Ebenen. Eine erste wichtige Unterscheidung, die noch auf der sozialrechtlichen
Ebene der beruflichen Stellung angesiedelt ist, betrifft die Kategorien der Selbständigen und der
Beamten gegenüber dem „Rest“ der Erwerbstätigen sowie die Beschäftigung im Öffentlichen
Dienst. Deutsche Beamte sind dann, wenn es sich nicht (mehr) um sogenannte „Beamte auf
Zeit“ handelt, explizit von vielen Unwägbarkeiten auf dem Arbeitsmarkt ausgenommen. Auch
Angestellte im Öffentlichen Dienst erfreuen sich – wiederum mit der Ausnahme explizit
5
befristeter Beschäftigungsverhältnisse, wie sie etwa im Wissenschaftsbereich üblich sind – einer
weitgehenden Beschäftigungssicherheit. Für Selbständige gilt hingegen genau das Gegenteil:
Sie genießen definitionsgemäß keinerlei Beschäftigungsgarantie, müssen sich gerade im
Anfangsstadium intensiv um die Etablierung ihres Geschäfts kümmern und sind den
Unwägbarkeiten des Marktes ausgesetzt.
Eine
zweite
Unterscheidungsebene
betrifft
die
Ausgestaltung
des
jeweiligen
Beschäftigungsverhältnisses im Hinblick darauf, inwiefern ein Schutz vor Kündigungen besteht.
In Deutschland genießen alle Arbeitsverhältnisse mit Ausnahme von Betrieben unter 10
Mitarbeitern einen weitgehenden gesetzlichen Kündigungsschutz, es sei denn, es handelt sich
um einen von vorneherein befristeten Arbeitsvertrag. Die Differenzierung zwischen befristeten
und unbefristeten Arbeitsverträgen ist allerdings insofern kein zweifelsfreier Indikator für eine
unterschiedliche Arbeitsplatzsicherheit, als Befristungen oftmals für Einstiegsjobs in durchaus
langfristig angelegte betriebliche Karriereleitern üblich sind. Umgekehrt sind unbefristete
Beschäftigungsverhältnisse keineswegs stets auch faktisch sicher, was sich auch in
unterschiedlichen subjektiven Einschätzungen der Arbeitsplatzsicherheit widerspiegelt. Eigene
Längsschnittuntersuchungen in Ostdeutschland haben gezeigt, dass es sich dabei in der Regel
um
durchaus
realistische
Einschätzungen
der
Befragten
handelt,
wenn
man
die
Wahrscheinlichkeit eines späteren tatsächlichen Arbeitsplatzverlustes zum Maßstab nimmt
(Diewald/Solga 1996). Sowohl individuelle als auch betriebliche und branchenbezogene
Merkmale können hierfür maßgeblich sein.
Eine dritte Ebene schließlich betrifft das Risiko bzw. die Häufigkeit faktisch erlebter
unvorteilhafter
Arbeitsplatzwechsel
(Abstiege)
und
von
Arbeitslosigkeit.
Arbeitslosigkeitsphasen stehen für Diskontinuitäten, für unerwünschte Unterbrechungen der
Erwerbstätigkeit mit oft einschneidenden und langfristigen Folgen. Berufliche Abstiege
indizieren Schwierigkeiten und Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt im Hinblick auf den zuvor
erreichten beruflichen Status und sind insofern ebenfalls als Diskontinuitäten im Lebensverlauf
einzuschätzen. Ein beruflichen Abstiegen vergleichbares Phänomen sind unvorteilhafte
Platzierungen
beim
Ausbildungsinvestitionen.
Berufseinstieg
in
Relation
zu
den
zuvor
getätigten
6
Umgekehrt kann der Erwerbsverlauf aber auch einem sichtbar erfolgreichen Karrieremuster
folgen. Wiederum an den vorher getätigten Ausbildungsinvestitionen gemessen umfasst dies
einen Einstieg ins Erwerbsleben oberhalb des vorher erlangten Ausbildungsniveaus, aber vor
allem vorteilhafte Arbeitsplatzwechsel, also berufliche Aufstiege, sofern es sich dabei nicht bloß
um Korrekturen einer vorherigen unterwertigen Erstplatzierung handelt.
Im folgenden formulieren wir Hypothesen zum Zusammenhang dieser Merkmale von
Beschäftigungsverhältnissen und Erwerbsverläufen mit dem Übergang zu einer Vaterschaft.
„Spillover“-Hypothesen
Für westdeutsche Männer gilt als Ausgangspunkt für jegliche Hypothesenbildung: Sie sind im
Zweifelsfall diejenigen, die eine Familie zu ernähren haben. Das Modell eines männlichen
(Haupt-)Ernährers ist nach allen vorliegenden Untersuchungen noch weitgehend in Kraft. Aus
diesem Grund erwarten wir, dass Männer mit einer höheren Schulbildung und abgeschlossenen
Berufsausbildung erstens selbst eher bereit und in der Lage sind, eine solche Ernährerrolle zu
übernehmen, als auch, zweitens, für Frauen, die eine Familie gründen wollen, attraktivere
Partner darstellen als solche mit niedrigeren Bildungsabschlüssen. Allerdings realisieren sie, u.a.
infolge der langen Ausbildungszeiten, die Vaterschaft später im Leben (Huinink 1995). Analoge
Vermutungen beziehen sich auf die berufliche Position und berufliche Entwicklung der Männer:
Unterschiedlich vorteilhafte Platzierungen innerhalb des Beschäftigungssystems sind in
unterschiedlichem Umfang mit Handlungsressourcen verbunden, die für die Bewältigung der
mit einer Elternschaft einhergehenden Aufgaben hilfreich sein können. Insbesondere
Einkommenshöhe und Einkommenssicherheit, aber auch die Erwartungssicherheit hinsichtlich
einer längerfristig erfolgreichen Beschäftigung sind wesentliche Faktoren.
Zusätzlich und unabhängig von der beruflichen Stellung indiziert für Männer eine
Teilzeitbeschäftigung eine - in der Regel unerwünschte oder zumindest von der Norm
abweichende - unvollständige Integration ins Beschäftigungssystem. In Deutschland sind
Teilzeitarbeitsverhältnisse
Vollzeitbeschäftigungen,
zwar
doch
überwiegend
sind
sie
sozialrechtlich
aufgrund
des
im
ähnlich
geregelt
Vergleich
zu
wie
einer
Vollzeitbeschäftigung geringeren Einkommens zumindest prekär im Hinblick auf die Rolle
7
eines möglichen Allein- oder Haupternährers für eine Familie. Wir erwarten von daher einen
negativen Zusammenhang mit dem Übergang zu einer Vaterschaft.
Allerdings sind für die Entscheidung zu einer Elternschaft nicht allein unterschiedlich
vorteilhafte Platzierungen innerhalb des Beschäftigungssystems ausschlaggebend, sondern auch
Einschätzungen der beruflichen Entwicklungschancen. Das heißt, wir vermuten, dass
hinsichtlich der Kosten- und Nutzenabwägung einer Elternschaft auch bisherige berufliche
Erfahrungen sowie Vorstellungen von der beruflichen Zukunft wirksam werden. Diese
Erfahrungen und Zukunftserwartungen beziehen sich zum einen auf die Verwertung der
Ausbildungsinvestitionen und die Realisierung der hiermit einhergehenden Aspirationen in der
beruflichen Laufbahn. Und zum anderen beziehen sie sich auf die Bewegungen im
Gesamtgefüge der beruflichen Positionen, das heißt, ob es zu stetigen beruflichen Aufstiegen
oder Abstiegen oder zu einer unstetigen Karriereentwicklung mit sowohl Auf- als auch
Abstiegen bzw. Unterbrechungen durch Arbeitslosigkeit kommt.
Hinsichtlich einer solchen zunehmenden Karriere- und Arbeitsplatzunsicherheit werden in der
einschlägigen Literatur Befürchtungen einer Gefährdung des Aufbaus langlebiger verlässlicher
Beziehungen geäußert. Diese Befürchtungen folgen der in der Literatur zur Familienbildung
schon länger thematisierten Erkenntnis, dass für das Eingehen langfristiger Bindungen eine
gewisse Stabilität im ökonomischen Bereich und eine entsprechende Perspektivensicherung
förderlich sind. Die Elternschaft stellt, noch vor der Partnerbeziehung, für die dieses Argument
zur Erklärung des Aufschubs von Ehen in der Ausbildungsphase (Oppenheimer 1988)
verwendet wurde, geradezu den Prototyp solcher auf Langfristigkeit und Verantwortung
angelegten
Beziehungen
Arbeitsmarktinstitutionen
dar.
Und
gerade
die
für
und
Unternehmensstrukturen
Deutschland
charakteristischen
gewährleisteten
lange
eine
vergleichsweise gut vorhersehbare berufliche Entwicklung, indem beruflich und/oder betrieblich
organisierte Mechanismen der Personalrekrutierung und –entwicklung eher auf längerfristiges
Vertrauen als auf kurzfristige Marktkalküle aufbauten (Soskice 1993). Von daher kann gerade
für die vergleichsweise „sicherheitsverwöhnten“ Deutschen davon ausgegangen werden, dass
steigende Risiken auf dem Arbeitsmarkt über die berufliche Sphäre hinaus weitreichende
Auswirkungen auf die Lebensplanung und -gestaltung haben werden. Neben der Belastung des
Einzelnen durch eine prekärer gewordene bzw. immer wieder neu zu leistende Integration in die
Erwerbssphäre ist der Aufbau und vor allem die ebenfalls schwieriger gewordene
8
Aufrechterhaltung emotional gehaltvoller Beziehungen zu bewältigen. Paradigmatisch dafür
steht – allerdings auf die Verhältnisse in den USA und auch nicht speziell auf den Übergang zur
Elternschaft bezogen - Sennetts „flexibler Mensch“ („drifter“) (1998). Dabei handelt es sich bei
diesem Typus nicht nur um die sogenannten Modernisierungsverlierer, sondern er bezieht sich
auch auf die Modernisierungsgewinner in den gut bezahlten Tätigkeiten. Sennett postuliert, daß
der wiederholte berufliche Neubeginn mit schnell wechselnden sozialen Kontakten, die
fragmentarisch bleiben, einhergeht. Eine langfristige Lebensplanung wird erschwert oder gar
unmöglich.
Entscheidend
ist
der
Zwang
zu
immer
neuen
Anpassungs-
und
Abstimmungsleistungen, zur Selbstökonomisierung und zu räumlicher Mobilität. Ähnlich wird
aber auch für Deutschland im Hinblick auf die Denkfigur eines neu entstehenden Typus eines
„Arbeitskraftunternehmers“ postuliert (Voß 1998, Voß/Pongratz 1998). Solche Einschätzungen
sind theoretisch hergeleitet und erscheinen sehr plausibel, sie sind bislang jedoch empirisch
nicht überprüft worden.
„Kompensations“-Hypothesen
In der Literatur nehmen theoretische Ansätze, die von einem „Spillover“-Effekt ausgehen,
zweifellos den größten Raum ein. Doch lassen sich mit einiger Plausibilität auch gegensätzliche
„Kompensations“-Hypothesen formulieren. Dies gilt, erstens, für den vorher als negativ
postulierten Effekt eines niedrigen Ausbildungsniveaus bzw. einer niedrigen beruflichen
Position
auf
die
Wahrscheinlichkeit
einer
Familiengründung.
Auf
der
Basis
von
Kompensationsannahmen kann die Gegenthese formuliert werden, dass gerade eine
unbefriedigende Situation und ein geringer Erfolg im Beruf zu dem Wunsch führen,
Engagement und Erfolge in einem anderen Lebensbereich zu suchen. Neben einer ausgeprägten
Freizeitorientierung kommt hierfür nicht zuletzt auch ein Familienleben in Frage. Zum zweiten
können die gerade mit einer langwierigen Ausbildung und einer anspruchsvollen Berufstätigkeit
verbundene Anerkennung und die damit einhergehenden Ansprüche und Belastungen auch
Restriktionen für ein Engagement als Vater darstellen. Man mag einwenden, dass letztere
Konflikte eher für Frauen zutreffen, bei denen traditionellerweise die Hauptverantwortung für
die alltägliche Betreuung der Kinder liegt, doch scheint sich, mehr als bei der Hausarbeit, hier in
den letzten Jahren doch eine verstärkte Verantwortungsübernahme der Väter durchzusetzen.
Zum dritten kann eine solche Kompensationsvermutung analog auch für die Erfahrung
9
beruflicher Unsicherheit angestellt werden. Wenn die Arbeitswelt Erfahrungen von
Vertrauensbildung und Verlässlichkeit vermissen lässt, werden solche Erfahrungen um so
dringlicher im Privatleben gesucht. Das Eingehen einer Elternschaft ist angesichts des emotional
engen und dazu unauflöslichen Charakters der Eltern-Kind-Beziehung die ideale Möglichkeit
hierzu.
„Segmentations“-Hypothesen
Wie eingangs bereits erwähnt, halten wir es für moderne Arbeitsgesellschaften für
wahrscheinlich, dass sich das Ausmaß der Integration in das Erwerbsleben auf eine so
weitreichende Lebensentscheidung wie den Übergang in eine Vaterschaft auswirken sollte.
Insofern haben wir bisher „Segmentations“-Hypothesen keinen Stellenwert beigemessen.
Betrachten wir jedoch Gesamtdeutschland statt ausschließlich die alte Bundesrepublik, so lassen
sich speziell für Ostdeutschland und die Zeit vor der Wende durchaus Argumente für die
Annahme einer Unabhängigkeit der Familienbildung von der Erwerbsbiographie der Männer
formulieren. Das erste Argument ist, dass die DDR keine Marktgesellschaft gewesen ist.
Innerhalb des Beschäftigungssystems vermittelte soziale Ungleichheiten – die es zwar in der
DDR durchaus gegeben hat (Solga 1995, Diewald/Solga 1997) – waren demnach weniger
bedeutsam
für
Lebenschancen
in
anderen
Lebensbereichen
als
in
westlichen
Marktgesellschaften. Das zweite Argument bezieht sich auf den bekanntlich weit höheren Grad
der Standardisierung von Erwerbsverläufen in der DDR (Huinink u.a. 1995), das heißt, wir
finden keine ausreichende Varianz hinsichtlich der Beschäftigungs- und Statussicherheit, die
sich differenzierend auf den Übergang zur Vaterschaft auswirken könnte. Des Weiteren hatte
das Bildungssystem den Anspruch, soziale Ungleichheiten aufzuheben. Es bestand eine
zehnjährige Schulpflicht und es war politisch erwünscht, dass eine Berufsausbildung
abgeschlossen wurde. Unter diesem Bildungsniveau zu bleiben war nicht nur die Ausnahme,
sondern auch erklärungsbedürftig. Da beim Übergang in die erweiterte Oberschule
(Gymnasium) insbesondere Kinder aus der Arbeiterschicht gefördert werden sollten, kann man
davon ausgehen, dass auch die Herkunftsfamilie für die berufliche Entwicklung kaum eine Rolle
spielte.
10
„Kongruenz“-Hypothesen
Schließlich müssen wir bei der Analyse der Auswirkungen von Erwerbsverläufen auf die
Familienbildung in Erwägung ziehen, dass beide Prozesse zwar statistisch miteinander korreliert
sind, aber letztlich durch mit beiden korrelierte dritte Faktoren - wie beispielsweise früher
zurückliegende Erfahrungen - beeinflusst sind. Hierfür kommen insbesondere Erfahrungen von
(Un)Sicherheit und (Un)Stetigkeit in der Herkunftsfamilie in Frage. Dies könnte dann die
gemeinsame Wurzel sowohl für spätere Beeinträchtigungen der beruflichen Entwicklung als
auch für das Unterbleiben einer eigenen Familiengründung sein.
Zu berücksichtigen ist ferner, dass das Vorhandensein bzw. der Institutionalisierungsgrad einer
Partnerbeziehung ein Scharnier zwischen der Integration ins Erwerbsleben einerseits und dem
Übergang zu einer Vaterschaft andererseits bildet. Ein Übergang zur Vaterschaft wird zumindest in den alten Bundesländern - um so wahrscheinlicher, je stärker eine Partnerschaft
institutionalisiert ist. Eine Eheschließung erfolgt hier häufig mit der Absicht einer
Familiengründung (Huinink 1995).
In Ostdeutschland ist der Zusammenhang von Heirat und Familiengründung dagegen vermutlich
weniger
eindeutig
und
stark.
Hier
mag
die
Orientierung
an
den
stattlichen
Regulierungsmechanismen bei der Vergabe von Wohnungen zu DDR-Zeiten eine Rolle gespielt
haben, wonach u.a. eine Elternschaft eine Dringlichkeit ausdrückte, nicht aber der Familienstand
per se (Frerich/Frey 1993).
Betrachtet man die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse zu diesem Thema, so sprechen
die insgesamt wenigen männerspezifischen Befunde insgesamt eher für die „Spillover“Theorien, vor allem im Hinblick auf eine seltenere Familiengründung von Personen mit
geringem Ausbildungsniveau (Huinink 1995). Bisher gibt es jedoch sowohl international als
auch
für
Deutschland
kaum
Untersuchungen
speziell
zu
den Auswirkungen
von
destandardisierten Beschäftigungsverhältnissen und der Unstetigkeit von Erwerbsverläufen auf
die
Familiengründung
(Perry-Jenkins/Repetti/Crouter
2000).
Uns
ist
lediglich
eine
Untersuchung von Kurz/Steinhage/Golsch (2001) mit den Daten des Sozio-oekonomischen
Panel bekannt, die genau diesen Zusammenhang analysieren. Untersuchungen zu den
11
Auswirkungen von Erwerbsunterbrechungen sowie der Höhe des beruflichen Status von
Männern auf die Familienentwicklung bei Frauen bzw. Paaren geben aber ebenfalls
Anhaltspunkte zumindest zu Teilaspekten des Zusammenhangs (Huinink/Mayer 1995,
Kreyenfeld 2001).
3.
Daten und Methoden
3.1
Ausgewählte Population
Die folgenden Analysen basieren auf der dritten Erhebung des Familiensurvey, die im Jahr 2000
durchgeführt wurde. Für die Analysen ausgewählt wurden nur diejenigen Männer aus Ost- und
Westdeutschland, die zum Zeitpunkt der Befragung mindestens 35 Jahre alt waren
(Geburtsjahrgänge 1965 und älter) und bis zu diesem Alter schon einmal erwerbstätig gewesen
sind. Die Altersbegrenzung von 35 Jahren wurde gewählt, da bis zu diesem Alter der berufliche
Einstieg erfolgt ist und bei den meisten bereits berufliche Veränderungen stattgefunden haben,
von denen wir annehmen, dass sie Auswirkungen auf die Entscheidung über eine
Familiengründung und deren Zeitpunkt haben. Spätere Altersbegrenzungen hätten zwar
sicherere Aussagen über das Vorkommen einer Vaterschaft im Lebenslauf erlaubt, aber die
Möglichkeit eines Kohortenvergleichs eingeschränkt. Für die neuen Bundesländer ist diese
Altersgrenze jedoch zu hoch angesetzt, denn die Übergänge in den zentralen Lebensbereichen
erfolgten in der DDR zeitlich früher. Um diesen Aspekt in unseren Analysen einzufangen, haben
wir für die Männer aus den neuen Bundesländern zusätzlich Modellanalysen durchgeführt, die
die Lebenspanne bis zum Alter von 30 Jahren zur Grundlage haben. Die Beschränkung auf
Männer mit Erwerbserfahrung wurde vorgenommen, da wir primär die Auswirkungen des sich
verändernden Erwerbslebens auf die Realisierung einer Vaterschaft untersuchen wollen.
Männer, die bereits vor Beginn des Erwerbslebens Vater wurden, gehen aus diesem Grund nicht
in die Analysen ein2. Unsere Analysen beziehen sich zudem ausschließlich auf die erste leibliche
Vaterschaft. Soziale Vaterschaften, wenn die Partnerin also bereits ein Kind hat, werden nicht
berücksichtigt, da sowohl die Tatsache als auch der Zeitpunkt der Geburt von den von uns
befragten Männern nicht mitbestimmt wurde.
2
In den neuen Bundesländern sind in den von uns ausgewählten Geburtskohorten 5.1 % der Väter aus diesem
Grund ausgeschlossen worden, in den alten Bundesländern 3.0 %.
12
3.2
Auswertungsverfahren
Da die abhängige Variable unserer Fragestellung nur zwei Ausprägungen hat - bis zum Alter
von 35 Jahren Vater geworden bzw. nicht Vater geworden -, wird die logistische Regression
angewendet3. Es wird die Wahrscheinlichkeit geschätzt, bis zum Alter von 35 Jahren Vater
geworden zu sein oder nicht (für die neuen Bundesländer zusätzlich bis zum Alter von 30
Jahren) und der Einfluß ausgewählter Variablen auf diesen Prozeß berechnet. Für kategoriale
Kovariaten wurde die Indikatorkodierung gewählt (Menard 1995). Dies bedeutet, dass der
Effekt einer nach inhaltlichen Überlegungen zu bestimmenden Ausprägung einer Variablen
(Referenzgruppe)
auf
„0“
gesetzt
wird.
Die
Exponentialkoeffizienten
der
anderen
Variablenausprägungen repräsentieren den Effekt jeder einzelnen Ausprägung im Vergleich zur
gewählten Referenzgruppe. Wie in Regressionsmodellen allgemein sind die geschätzten Effekte
der jeweiligen erklärenden Variablen bei Kontrolle der anderen in das Modell einbezogenen
Variablen zu interpretieren. Exponentialkoeffizienten größer als 1 bedeuten, dass sich beim
Vorliegen dieses Merkmals die Wahrscheinlichkeit Vater zu werden im Vergleich zur
Referenzgruppe erhöht. Werte kleiner als 1 bedeuten eine Verringerung des Effekts.
Koeffizienten mit dem Wert 1 bedeuten somit, daß diese Variablenausprägung im Vergleich zur
Referenzkategorie die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt in eine Vaterschaft weder erhöht noch
senkt.
Im Vergleich zur Ereignisdaten-Analyse, die den zeitlichen Verlauf von Veränderungsprozessen
in zwei oder mehreren Bereichen zueinander in Beziehung setzt („timing“), wird in der
3
Die Gleichung der logistischen Regression lautet: logit (Y) =  +  1x1 + … +  kx k
odds (Y = 1) = e ln[odds(Y=1)] = e  +  1x1 + … +  kx k
als Exponentialgleichung:
als Wahrscheinlichkeit:
P (Y=1) = ________________________
e  +  1x1 + … +  kx k
 +  1x1 + … +  kx k
1+e
Logits, Odds und Wahrscheinlichkeiten sind drei unterschiedliche Wege zur Berechnung ein und derselben Sache.
Da die logit-Koeffizienten intuitiv nicht leicht interpretier- und verbalisierbar sind und Wahrscheinlichkeiten erst
nach Umrechnungen erzielt werden, haben wir die „Odds“ in den Tabellen abgebildet. Die Odds eines Ereignisses
sind definiert als das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit, daß ein Ereignis (in unserem Fall die Vaterschaft) eintritt
zur Wahrscheinlichkeit, daß es nicht eintritt. Odds ratios geben den relativen Beitrag an um den die odds der
Zielvariablen (Vaterschaft) sich verändern, wenn der Wert der Prediktor-Variablen sich um eine Einheit erhöht. Da
wir in unseren Analysen nur an der Richtung der Effekte und deren Signifikanz interessiert sind, gehen wir auf
statistische Zusammenhänge hier nicht weiter ein und verweisen zur vertiefenden Lektüre auf Menard (1995).
13
logistischen Regression die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Ereignisses untersucht
(„quantum“). Der zeitliche Abstand zwischen zwei Ereignissen, z.B. die Dauer zwischen einem
Karriereschritt und der Geburt des ersten Kindes, kommt hier also nicht zum Tragen, sondern
ausschließlich die Sequenzierung.
3.3
Variablen
Nur Lebensumstände und Lebensereignisse, die einer (potenziellen) Vaterschaft zeitlich
vorausgegangen sind, werden als Einflußfaktoren auf den Wechsel vom Status „kinderlos“ zum
Status „Vater mindestens eines eigenen Kindes“ berücksichtigt. Mit der zeitlichen Abfolge von
Ereignissen wird ein kausaler Zusammenhang unterstellt4. Um Lebensumstände und Prozesse
von Veränderungen im bisherigen Lebensverlauf in den Modellanalysen möglichst adäquat
abzubilden, werden Informationen hierüber soweit wie möglich in die Konstruktion der
Variablen einbezogen. Dies betrifft vor allem den Verlauf der bisherigen beruflichen Karriere
und der Partnerschaftsbiographie. Alle biographischen Informationen werden nur bis zum Alter
von 35 Jahren bzw. bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der Befragte vor dem Alter 35 Vater wurde,
berücksichtigt5. Wurde ein Mann bereits mit 20 Jahren Vater, so werden Informationen aus
seiner Biographie somit nur bis zu diesem Alter verwertet.
Die Datierung einiger Veränderungen im bisherigen Berufsleben wurde im Interview nur mit
der Jahresangabe erfragt, nicht aber mit der Angabe des Monats. Dies betrifft Wechsel der
beruflichen Stellung, Veränderungen zwischen Teil- und Vollzeitarbeit und den Zeitpunkt des
ersten unbefristeten Arbeitsvertrags. Trat die Geburt eines Kindes im gleichen Kalenderjahr auf
wie z.B. ein beruflicher Karriereschritt, so läßt sich anhand der Daten nicht eindeutig sagen,
welches
Ereignis
zeitlich
vorausgegangen
ist.
Eine
zeitliche
Sequenzierung
der
Lebensereignisse ist aber erforderlich, um deren jeweils spezifischen Einfluß auf den Übergang
zur Elternschaft zu ermitteln. Für die Konstruktion der Variablen haben wir nur berufliche
Veränderungen, die im Kalenderjahr vor der Geburt des ersten Kindes erfolgten, als der
Vaterschaft eindeutig vorausgehend angenommen. Treten beide Ereignisse im gleichen
4
In realen Entscheidungssituationen über eine Elternschaft kommt auch der Antizipation für die Zukunft
Bedeutung zu. Im Familiensurvey liegen hierzu aber retrospektiv keine Angaben vor.
5
Für die neuen Bundesländer wurden alle Variablen darüber hinaus bis zum Alter 30 konstruiert.
14
Kalenderjahr auf, so wird unterstellt, dass die Entscheidung für das Kind der beruflichen
Veränderung vorausgegangen ist, da der Geburt die Schwangerschaft sowie normalerweise eine
Entscheidungs- und Realisierungsphase vorausgehen6.
Bildung und beruflicher Werdegang
Das Bildungsniveau geht als kombinierte Variable von Schulabschluß und beruflicher
Ausbildung in die Analysen ein. Hatte ein Befragter in seiner ersten Ausbildung nach dem
allgemeinbildenden Schulabschluß einen Schulabschluß nachgeholt, so wurde dieser höhere
Schulabschluß in der Bildungsvariable aufgenommen. Die letzte berufliche Ausbildung vor
Eintritt in das Erwerbsleben kennzeichnet die in die Analyse einbezogene Berufsausbildung.
Als Ausdruck einer beruflichen Karriere haben wir die beruflichen Positionen, die die befragten
Männer bis zum Alter von 35 Jahren (bzw. bis zur ersten Vaterschaft vor dem Alter 35)
durchlaufen haben, in eine achtstufige, ordinale Rangordnung transformiert. Die Transformation
der ursprünglichen „Liste der beruflichen Stellungen“7 in das Karrierestufenmodell kann hier
aus Platzgründen nicht im Detail begründet und beschrieben werden. Es werden zum einen
hierarchische Abstufungen, die der ursprünglichen Liste der beruflichen Stellungen bereits
immanent
sind,
übernommen.
Zum
anderen
dienen
Faktoren
wie
die
Qualifikationsvoraussetzungen für den Zugang zu einer Position, die Einkommenshöhe,
Umfang der Verantwortlichkeit sowie Anweisungs- und Managementbefugnisse für die
Zuordnung der Stellung zu einer der Karrierestufen eine zentrale Rolle zur Zuweisung der
beruflichen Stellungen auf Karrierestufen (s. Übersicht 1)8. Auf der Basis dieser Kriterien
6
Fälle, bei denen eine berufliche Veränderung zum Ende eines Kalenderjahres (diese Information liegt im
Interview aber nicht vor) und die Geburt des Kindes zu Beginn des darauffolgenden Kalenderjahres erfolgt, können
nicht angemessen gelöst werden. Hier wird fälschlicherweise angenommen, die berufliche Veränderung sei der
Entscheidung für das Kind vorausgegangen.
Im Fragebogen des Familiensurvey war die üblicherweise verwendete „Liste der beruflichen Stellungen“ um
folgende Kategorie in der Angestelltengruppe erweitert worden: „Angestellte, die begrenzte Weisungsbefugnisse
haben und begrenzte Verantwortung für die Tätigkeit anderer tragen (z.B. Abteilungsleiter)“. Hierdurch wurde
bereits im Erhebungsinstrument ein weiterer Karriereschritt gekennzeichnet.
7
8
Einige berufliche Stellungen sind den Karrierestufen nicht oder nur schwer ohne weitere Informationen zur
konkret ausgeübten Tätigkeit oder zum Unternehmen zuzuordnen. Hierzu gehören Mithelfende Angehörige,
Landwirte und Selbständige ohne Beschäftigte. Für diese Fälle wurden per Einzelfallanalyse Lösungen gesucht.
Wenn dies aufgrund unzureichender Informationen nicht möglich war, wurden die Fälle aus den Analysen
ausgeschlossen. Diese verbleibende Gruppe konnte auch nicht als Restkategorie codiert werden, da sie in sich
heterogen ist.
15
wurden die individuell durchlaufenen Berufsbiographien in Karriereverläufe typisiert:
ausschließlich Aufstiege, ausschließlich Abstiege, unsteteVerläufe (sowohl Auf- als auch
Abstiege) und laterale Verläufe (weder Auf- noch Abstiege). Als Auf- bzw. Abstieg gilt, wenn
bei Stellungswechseln bis zum Alter von 35 Jahren (bzw. vor der ersten Vaterschaft, sofern sie
vor dem Alter 35 erfolgte) mindestens einmal eine höhere bzw. niedrigere Stufe der
Karriereleiter erreicht wurde. Liegt auf Individualebene sowohl (mindestens) ein Aufstieg als
auch (mindestens) ein Abstieg vor, so wird diese berufliche Entwicklung als „unstet“ codiert.
Bewegen sich berufliche Veränderungen auf der gleichen Karrierestufe oder liegen keine
Wechsel der beruflichen Stellung vor, so gilt der Karriereverlauf als lateral.
Die Platzierung bei Einstieg in das Erwerbsleben wurde darüber hinaus mit dem
Ausbildungsniveau verglichen (s. Übersicht 2). Lag das Niveau der ersten beruflichen Stelle
eindeutig unterhalb des Ausbildungsniveaus, so wurde dies als „Negativstart“ im Vergleich zu
den ausbildungsadäquat Platzierten bezeichnet. Bei ihnen wurde ein möglicher erster Aufstieg
nicht als solcher gewertet, da es sich bei dem ersten Aufstieg sehr wahrscheinlich um eine
nachgeholte adäquate Platzierung, also um eine Kompensation des „Negativstarts“ handelt. Erst
ein möglicher weiterer Aufstieg wurde als Karriereschritt gewertet. Umgekehrt wird ein
„Positivstart“ charakterisiert: hier finden sich diejenigen, von denen man begründet annehmen
kann, dass sie über ihrem Ausbildungsniveau platziert sind9.
Die Variable zum sozialrechtlichen Berufsstatus zeigt an, ob der Befragte in mindestens einer
seiner beruflichen Stellungen vor dem Alter von 35 Jahren (vor der ersten Vaterschaft) als
Selbständiger oder als Beamter gearbeitet hat – unabhängig davon, welche anderen Stellungen
er noch inne gehabt hatte. Wie oben bereits ausgeführt wurde, erwarten wir für Selbständige und
9
In dieser Gruppe sind Datenfehler nicht auszuschließen. Eine Inspektion auf Fallebene ergab, dass in einigen
Fälle mit hoher Wahrscheinlichkeit versäumt wurde, eine erfolgreich abgeschlossene berufliche Ausbildung bzw.
ein Studium anzugeben. Um nicht durch Interviewfehler Fälle zu verlieren, haben wir soweit möglich und für
unsere Analysen notwendig die Variable der beruflichen Ausbildung ediert. Bei weniger eindeutigen Fällen wurden
keine Korrekturen vorgenommen, sie können somit fälschlicherweise den Eindruck eines Positivstarts vermitteln.
Die Datenedition wurde wie folgt durchgeführt (zur Entschlüsselung der beruflichen Stellungsziffer s. Anhang,
Übersicht 1):
Angaben im Interview
Edition der Ausbildung
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Hauptschule; keine Ausb.; erste Stellung = 12; Zeitspanne zw. Berufsbeginn und Schulende 3 Jahre
Mittlere Reife, keine Ausb., erste Stellung = 31/ 22/ 23, Zeitspanne zw. Berufsbeginn – Schulende2 Jahre
Mittlere Reife, keine Ausb., erste Stellung = 12, Zeitspanne zw. Berufsbeginn – Schulende 2 Jahre
Abitur, keine Ausb., erste Karrierestufe  5, Zeitspanne zw. Berufsbeginn – Schulende  6 Jahre
=> Ausbildung = gewerbl. Lehre
=> Ausbildung = kfm. Lehre
=> Ausbildung = gewerbl. Lehre
=> Ausbildung = Studium
16
Beamte im Vergleich zu Angestellten und Arbeitern unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten für
die Gründung einer Familie.
Die mögliche Befristung eines Arbeitsverhältnisses wurde vom Zeitpunkt des Berufseinstiegs
aus konstruiert. Befragte, die seit Eintritt in das Erwerbsleben oder innerhalb des ersten Jahres
einen unbefristeten Vertrag bekommen hatten, werden mit Männern verglichen, die bis zum
dritten Erwerbsjahr sowie mit denen, die erst nach dem dritten Erwerbsjahr einen unbefristeten
Arbeitsvertrag hatten. Hatte ein Befragter in einer seiner ersten drei Beschäftigungsverhältnisse
vor dem 36. Lebensjahr (vor dem ersten Kind) Teilzeit gearbeitet, so wird er dieser Kategorie
zugeordnet. Für alle anderen gilt die Variablenausprägung „Vollzeit gearbeitet“.
Eine Unterbrechung der Erwerbsarbeit liegt nach den Vorgaben des Fragebogens dann vor,
wenn jemand mindestens vier zusammenhängende Monate nicht erwerbstätig war. Wir haben
bei der Variablenkonstruktion von Erwerbsunterbrechungen neben diesem Zeitkriterium eine
Unterscheidung von Unterbrechungsgründen eingeführt, nämlich ob Ausbildungsgründe (bzw.
das Warten auf einen Ausbildungsplatz) oder andere Gründe, zumeist Arbeitslosigkeit, für die
Unterbrechung
benannt
worden
waren.
Hatte
ein
Befragter
im
Interview
keine
Erwerbsunterbrechung genannt, gilt er als kontinuierlich erwerbstätig.
Soziodemographische Merkmale und private Lebensform
Für die Zeit des Aufwachsens in der Herkunftsfamilie werden drei Merkmale in die Analysen
aufgenommen. Die Vollständigkeit der Familie wird mit den Ausprägungen codiert, ob der
Befragte bis zu seinem 16. Lebensjahr mit beiden Elternteilen aufgewachsen ist, ob die Eltern
geschieden wurden (bzw. gar nicht verheiratet waren), oder ob ein Elternteil früh gestorben ist.
Ebenso geht als Ausdruck familiärer Erfahrungen in die Analysen ein, ob der Befragte als
Einzelkind oder mit Geschwistern aufgewachsen ist. Die Bildung des Vaters wird als Indikator
für
Bildungs-
und
Karriereaspirationen
der
Zielperson
sowie
als
Ausdruck
von
Karriereressourcen der Herkunftsfamilie in die Analysen einbezogen. Diese Bildungsvariable
kombiniert die schulische und berufliche Bildung: Männer, deren Väter mindestens Mittlere
Reife und zusätzlich eine Berufsausbildung oder ein Studium erfolgreich abgeschlossen haben,
werden im Vergleich zu Vätern mit niedrigerem Bildungsniveau verglichen.
17
Wie
bereits
oben
ausgeführt,
sind
die
unterschiedlichen
Partnerschaftsformen
mit
unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten für eine Vaterschaft verbunden. Bis zum Alter von 35
Jahren können die Befragten mehrere Partnerschaften gehabt und unterschiedliche
Partnerschaftsformen durchlaufen haben. Diese unterschiedlichen Beziehungsbiographien
versuchen wir in der Lebensform -Variable im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit für eine
Familiengründung einzufangen. Hatte ein Mann bis zum Alter von 35 Jahren noch keine
Partnerschaft (nach der Vorgabe im Interview zählen nur solche Partnerschaften, die mindestens
ein Jahr gedauert haben), so ist für ihn die geringste Wahrscheinlichkeit für eine Vaterschaft
anzunehmen. Bisherige Partnerschaften werden nach dem Grad der Institutionalisierung in
folgender Rangfolge unterschieden: living-apart-together10 (Ein Paar hat keine gemeinsame
Wohnung), nichteheliches Zusammenwohnen sowie Ehebeziehung. Hatte ein Mann in seiner
Partnerschaftsbiographie bis zum Alter von 35 Jahren bzw. vor der ersten Vaterschaft sowohl
eine living-apart-together Beziehung, als auch eine nichteheliche Lebensgemeinschaft sowie
eine Ehe durchlaufen, so bildet für diesen Fall in den Modellanalysen die Ehe die Ausprägung
für die Lebensform-Variable – unabhängig davon, in welcher Reihenfolge diese drei
Lebensformen durchlaufen wurden. Es wurde also die jeweils am stärksten institutionalisierte
Lebensform aus der Partnerschaftsbiographie bestimmt und in die Variable „Lebensform“
aufgenommen. Wenn die Geburt des ersten Kindes innerhalb der ersten sieben Monate nach der
Heirat erfolgte, das Kind also eindeutig vor der Eheschließung gezeugt wurde, geht nicht die
Ehe, sondern die am stärksten institutionalisierte Partnerschaftsform der vorangegangenen
Partnerschaftsbiographie als Ausprägung in die Variable „Lebensform“ ein. Denn in diesem Fall
ist aufgrund der zeitlichen Abfolge gewiß, dass nicht die Heirat die Entscheidung für das Kind
beeinflußte, sondern umgekehrt, die Schwangerschaft und bevorstehende Geburt die
Entscheidung für die Heirat (mit-)bestimmte.
Über die bereits angeführten Variablen hinaus werden folgende Informationen in die Analysen
einbezogen. Den Einfluß der Konfessionszugehörigkeit - als Ausdruck von Sozialisation und
Werten - auf den Übergang zur Vaterschaft überprüfen wir über vier Ausprägungen, wobei die
Protestanten die Vergleichsgruppe bilden. Obwohl die Konfessionszugehörigkeit in den letzten
Jahren bei der Erklärung sozialer Verhaltensweisen zunehmend durch Fragen zum Glauben
ersetzt wurde, zeigen vorliegende empirische Analysen, daß sie doch noch bedeutsam ist
10
In dieser Partnerschaftsform bewohnt das Paar keine gemeinsame Wohnung.
18
(vergleiche z.B. Heineck (2002) im Hinblick auf die Erwerbsbeteiligung und den
Erwerbsumfang bei Frauen). Auch Meulemann (1995) findet - in der selektiven Gruppe von
Abiturienten - eine signfikante Bedeutung der Konfessionszugehörigkeit auf den Übergang zur
Vaterschaft.
Des Weiteren wurde berücksichtigt, ob der Befragte die deutsche Staatsbürgerschaft hat oder
nicht, sowie, ob es sich um einen ost- oder westdeutschen Mann handelt11. Diese Merkmale
verweisen auf unterschiedliche institutionelle und kulturelle Kontexte. Die Auswahl
unterschiedlicher Geburtskohorten (1946-50, 1951-55, 1956-60, 1961-65) ermöglicht Aussagen
über Prozesse des Wandels.
4.
Ergebnisse zum Übergang zur Vaterschaft
4.1
Deskriptive Ergebnisse
60 % aller westdeutschen Männer haben - über alle Geburtskohorten hinweg - im Alter von 35
Jahren mindestens ein leibliches Kind. Ein Vergleich des Anteils von Vätern in diesem Alter
zwischen den ausgewählten Geburtskohorten ergibt eine Abnahme von 63 % auf 55 % zwischen
den ältesten Geburtsjahrgängen 1946-50 und der jüngsten Geburtskohorte 1961-1965.
Ostdeutsche Männer haben in allen Kohorten zu deutlich größeren Anteilen ein Kind als
westdeutsche Männer, aber auch bei ihnen hat der Anteil in dem hier betrachteten Zeitraum von
den 1970er Jahren bis zum Ende des Jahrtausends merklich abgenommen, nämlich von 77 %
auf 67 %. Während von den westdeutschen Männern in der jüngsten Geburtskohorte - diese zum
Zeitpunkt des Interviews Mitte bzw. Ende 30 - erst etwas mehr als jeder zweite bis zum Alter
von 35 Jahren mindestens ein Kind hat, sind es bei den ostdeutschen noch immerhin zwei von
drei Männern.
Der abnehmende Anteil von Vätern bzw. die zeitliche Verschiebung der Familiengründung bei
jüngeren Geburtskohorten ist nicht, zumindest nicht in direkter Weise, auf verlängerte
Ausbildungsphasen und einen späteren Eintritt in den Arbeitsmarkt zurückzuführen. Das Alter
11
Um ost- und westdeutsche Männer angemessen ihrem Ursprungsland zuzuordnen, wurden Umzügler dem Teil
Deutschlands zugeordnet, in dem sie bis zum Alter von 18 Jahren aufgewachsen sind. Ist z.B. jemand nach diesem
Alter von den neuen Bundesländern (oder noch zu DDR-Zeiten) in die alten umgezogen, so wird er als
Ostdeutscher geführt; erfolgte der Wechsel vor diesem Alter, so wird dieser Mann den Westdeutschen zugeordnet.
19
bei Beginn des Erwerbslebens hat sich zwischen den Geburtskohorten nur minimal verschoben 12
(Tabelle 1). Bei den westdeutschen und auch ostdeutschen Männern liegt es im Durchschnitt bei
19 bzw. 20 Jahren. Auch die Altersspanne, in der die mittleren 50% der Männer in den
Arbeitsmarkt eingetreten sind, hat sich nicht vergrößert, d.h., es hat hinsichtlich des Alters bei
Beginn des Erwerbslebens keine Ausdifferenzierung stattgefunden. Nur bei den Abiturienten
zeichnet sich sowohl im Westen als auch im Osten eine Tendenz zur Heterogenisierung des
Eintrittsalters ab. Die Altersspanne, in der bei ihnen der Übergang ins Erwerbsleben erfolgt, hat
sich etwas vergrößert, und das durchschnittliche Alter hat sich geringfügig gesenkt. Hier findet
vermutlich seinen Niederschlag, dass in den jüngeren Kohorten im Westen weniger Männer ein
Studium und statt dessen eine - im Vergleich zum Studium kürzere - Berufsausbildung
aufgenommen haben. Darüber hinaus hat sich die Wehr- und Ersatzdienstzeit verkürzt.
Gestiegen ist jedoch erwartungsgemäß das durchschnittliche Alter bei Familiengründung. In den
alten Bundesländern verschiebt sich nach unseren Daten die Heirat im Durchschnitt um drei
Jahre von 26 auf 29 Jahre, die Vaterschaft von 30 auf 33 Jahre (Tabelle 1a). Dies betrifft den
Zeitraum seit den 1970er Jahren. Die ostdeutschen Männer erfahren die zentralen familiären
Lebensereignisse in jeweils deutlich jüngerem Alter als Männer im Westen (Tabelle 1b). Das
trifft auch noch auf die jüngste Kohorte, die 1961-65 Geborenen, zu. Aber sowohl bei dieser als
auch bei den 1956-60 Geborenen zeichnet sich bereits zu DDR Zeiten, beginnend in den 1980er
Jahren, ein allgemeiner Wandel ab. Heirat und Vaterschaft treten seitdem im Durchschnitt um
durchschnittlich zwei bis drei Jahre später ein. Die Kohorte 1956-60 ist die erste, die im Osten
einen Schub in der zeitlichen Verschiebung familiärer Lebensereignisse initiiert hat. Eine
weitergehende Interpretation sowie ein Vergleich zu den Männern in Westdeutschland soll hier
jedoch nicht im einzelnen vorgenommen werden. Hierzu müßten zum einen genauere Angaben
über die Repräsentativität der Stichprobe vorliegen (für Männer weist die amtliche Statistik
jedoch keine Daten zur Familiengründung aus), und zum anderen sind die Fallzahlen
insbesondere für die Gruppierung nach Schulabschlüssen für die ostdeutsche Population sehr
klein, nicht selten unter 20 oder gar 10 Personen pro Zelle.
Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Verteilungen der ausgewählten Merkmale in der
Stichprobe, wie sie unseren Modellanalysen zugrunde liegt. Es handelt sich nun um Männer, die
12
Konietzka (1999) hat mit den Daten der Lebensverlaufstudie für die beiden ältesten Kohorten einen Anstieg des
Alters bei Eintritt in den Arbeitsmarkt um ca. ein Jahr herausbekommen, der sich mit dem Familiensurvey nicht
nachzeichne lässt.
20
bis zum Alter von 35 Jahren jemals erwerbstätig und nicht vor Eintritt in das Berufsleben Vater
geworden sind - im Gegensatz zu den gerade präsentierten Ergebnissen zum durchschnittlichen
Alter, wo diese Selektion noch nicht galt. Tabelle 2 zeigt zum einen die allgemeine Verteilung
der ausgewählten Variablen in der Stichprobe und zum anderen die Verteilung der ersten
Vaterschaft bis zum Alter von 35 Jahren in den jeweiligen Subgruppen.
Diese Beschreibung auf der Ebene bivariater Kreuztabellen bestätigt weitgehend die eingangs
formulierten Einschätzungen.
Berufliche Entwicklungen,
die mit
Unsicherheit
(z.B.
Erwerbsunterbrechung, Negativstart) verbunden sind, gehen hiernach häufiger mit geringeren
Anteilen von Vätern einher als Berufsverläufe, die geradlinig verlaufen. Ein Berufseinstieg auf
einer mittleren Karrierestufe scheint gute Voraussetzungen für eine Familiengründung vor dem
Alter von 35 Jahren zu bieten. Der Verlauf der beruflichen Karriere scheint die
Kompensationsannahme zu unterstützen. Absteiger und auch diejenigen mit einem statischen
Karriereverlauf haben zu größeren Anteilen eine Familie gegründet als Männer mit beruflichen
Aufstiegen oder mit wechselhaftem Karrieremuster.
4.2
Ergebnisse der logistischen Regression
In die erste Modellanalyse werden ausschließlich Merkmale einbezogen, die die Ausbildungsund Berufsbiographie betreffen. Hiermit soll sicher gestellt werden, dass zumindest in einem
ersten Schritt mögliche Effekte noch sichtbar werden, auch wenn sie anschließend durch
Hinzunahme und Kontrolle weiterer Merkmale u.U. relativiert werden. Anschließend werden
dann alle weiteren, oben beschriebenen Merkmale in die Analyse einbezogen. Zunächst werden
die Ergebnisse für den Westen, anschließend für den Osten dargestellt (vgl. Tabelle 3).
Getrennte Analysen sind notwendig, da die Lebenssituationen in Ost- und Westdeutschland sehr
unterschiedlich waren und auch noch sind. Die Gesamtmodelle in Tabelle 3 überdecken
mögliche Unterschiede, da die Stichprobe für die alten Bundesländer sehr viel größer ist und
somit das Gesamtergebnis bestimmt.
21
Alte Bundesländer
Beschäftigungs- und Karrieremerkmalen, die neuere berufsbiographische Unsicherheiten
charakterisieren, kommt nur zum Teil signifikante Bedeutung für den Übergang zur Vaterschaft
zu (Tabelle 3; Modell 1: West). Vor allem Erwerbsunterbrechungen reduzieren die
Wahrscheinlichkeit für eine Familiengründung vor dem Alter von 35 Jahren, und zwar dann,
wenn die Unterbrechung nicht aus ausbildungsbezogenen Gründen erfolgt ist, was i.d.R. mit
Arbeitslosigkeit gleich zu setzen ist. Eine Familiengründung wird durch solch einschneidende,
zumeist ungewollte berufliche Unsicherheiten eindeutig verzögert. Erwerbsunterbrechungen zur
Aufnahme einer Ausbildung haben, da sie eine berufliche Etablierung verzögern und berufliche
Aspirationen u.U. verstärken, zwar erwartungsgemäß auch einen negativen Effekt, jedoch ist
dieser statistisch nicht signifikant.
Ein lateraler Karriereverlauf, d.h. die Wahrung des bei Berufseintritt erzielten beruflichen
Karrierestatus, beinhaltet nach unseren Ergebnissen im Vergleich zu Männern, die
ausschließlich Aufstiege erfahren haben, eine größere Wahrscheinlichkeit, bis zum Alter von 35
Jahren Vater zu werden. D.h. umgekehrt, eine ausschließlich durch berufliche Aufstiege
gekennzeichnete Karriere verringert die Wahrscheinlichkeit für eine Vaterschaft bis zum Alter
von 35 Jahren. Trotz in jungem Alter verbesserter (ökonomischer) Ressourcen tritt bei ihnen
zumindest eine Verzögerung bei der Familiengründung ein. Erfolgreiche Berufskarrieren
beschneiden die verbleibende freie Zeit neben der Berufsarbeit. Eine Elternschaft, vor allem
dann, wenn ein Paar ein nicht traditionelles Familienmodell anstrebt, wird objektiv erschwert.
Erfolgte Berufsaufstiege eröffnen darüber hinaus zumeist auch Möglichkeiten für weitere
Karriereschritte. Hierdurch können berufliche Ziele im Rahmen der gesamten Lebensplanung
zusätzlich akzentuiert werden und Überlegungen oder Wünsche zur Familiengründung
zumindest vorübergehend in den Hintergrund drängen13.
Die weiteren Merkmale, die im engeren Sinn neue Arbeitsmarktunsicherheiten widerspiegeln,
haben nach unseren Ergebnissen zwar negative Auswirkungen auf den Übergang zu einer
13
Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt solche weiterführenden Hypothesen zu klären versuchen, indem wir
Analysen zum Kinderwunsch durchführen.
22
Vaterschaft, doch bleiben sie unterhalb des für eindeutige Aussagen erforderlichen
Signifikanzniveaus. Dies gilt sowohl für den „Negativstart“ als auch den „Positivstart“ in das
Berufsleben, also einen Berufseinstieg unterhalb bzw. oberhalb des Ausbildungniveaus, sowie
für Teilzeitarbeit in einer der drei ersten Stellen. Auch Unsicherheiten, die für befristete
Arbeitsverhältnisse vermutet wurden, sind nach unserem Modellergebnis bei Kontrolle der
anderen Merkmale längerfristig nicht folgenreich für die Realisierung einer Vaterschaft. Hier
darf
man
nicht
außer
Acht
lassen,
dass
befristete
Beschäftigungsverhältnisse
oft
Einstiegspositionen in dann sehr sicher und vorhersagbar verlaufende Karriereleitern innerhalb
von Firmen sind. Nicht vergessen werden sollte bei der Interpretation dieser Ergebnisse auch,
dass es sich um retrospektiv erfragte Sachverhalte handelt, und dass die Fallzahl der Männer, die
solche beruflichen Unsicherheitsfaktoren im Interview benannt haben, nicht sehr groß ist. Eine
Bestätigung erfahren unsere Ergebnisse jedoch durch Analysen von Karin Kurz u.a. (2001) mit
dem Sozio-oekonomischen Panel.
Der berufliche Status von Selbständigen bringt normalerweise hohe zeitliche Investitionen und
Unsicherheiten mit sich. Unsere Erwartung, dass eine solche (aktuelle oder frühere) berufliche
Situation Konsequenzen für eine Familiengründung hat, bestätigt sich. Eine Vaterschaft wird
von diesen Männern eindeutig seltener bis Mitte dreißig realisiert als von Arbeitern und
Angestellten. Der Sachverhalt, daß Beamte sich nicht signifikant von den anderen
sozialrechtlichen Stellungen unterscheiden, könnte u.U. durch Männer, die nur vorübergehend
im Beamtenverhältnis standen, also Beamte auf Zeit, verursacht sein.
Das Ausbildungsniveau hat bei Kontrolle der anderen Merkmale kaum Einfluß auf den
Übergang zur Vaterschaft. Ein mittlerer Bildungsabschluß erhöht zwar leicht, jedoch nicht
signifikant die Wahrscheinlichkeit Kinder zu haben im Vergleich zu einer Standardausbildung
(Hauptschulabschluß plus Berufsausbildung). Ein Studium verringert die Wahrscheinlichkeit
jedoch ebenfalls nicht signifikant.
Im erweiterten Analysemodell (Tabelle 3, Modell 2: West) wurden zusätzlich nicht
berufsbezogene Informationen über den bisherigen Lebensweg einbezogen. Es zeigt sich, dass
eine Erweiterung des Modells um Herkunftsmerkmale, Angaben zum sozio-kulturellen Kontext
sowie um Informationen zur privaten Lebensform die Erklärungskraft der zuvor einbezogenen
Merkmale des Berufsverlaufs nicht relativiert oder aufhebt. Die negativen Folgen von
23
Erwerbsunterbrechungen - verursacht durch nicht ausbildungsbezogene Gründe -, und von
beruflichen Aufstiegen auf eine Familiengründung bleiben bestehen. In diesem Modell erreicht
nun auch die Bildungsvariable Signifikanz. Die mittleren Bildungsabschlüsse, die zuvor das
Signifikanzniveau knapp verfehlten, führen durch Einbezug der Herkunftsmerkmale und der
Partnerschaftsbiographie zu signifikant höheren Anteilen von Vätern im Vergleich zur
Referenzausbildung (Hauptschulabschluß plus Berufsausbildung).
Als Indikatoren für frühe Erfahrungen in bezug auf das Familienleben und einschneidende
Veränderungen in der Familie in der Kindheit haben wir Informationen über das Aufwachsen
des Befragten herangezogen. Die Zusammensetzung der Herkunftsfamilie zeigt langfristige
Auswirkungen auf das eigene Familiengründungsverhalten. Zeitweise oder langfristig nicht mit
beiden Elternteilen aufzuwachsen geht häufig mit eingeschränkten ökonomischen Ressourcen
einher, was insbesondere die Ausbildungsmöglichkeiten beschränken kann. Darüber hinaus
beeinflussen sie aber auch direkt oder indirekt Vorstellungen und Wünsche im Hinblick auf eine
eigene Familie. Für westdeutsche Männer erweist sich die frühe Erfahrung des Verlusts eines
Elternteils durch Tod als folgenreich und hat zumindest verzögernde Auswirkungen auf die
Gründung einer eigenen Familie. Männer mit einer solchen Verlusterfahrung gründen zu
signifikant niedrigeren Anteilen bis zum Alter von 35 Jahren eine eigene Familie als Männer,
die bis zum Alter von 16 Jahren mit beiden Elternteilen, die zudem verheiratet waren,
aufgewachsen sind. Männer aus Scheidungsfamilien (oder nichtehelichen Familien) sind
ebenfalls zu etwas geringeren Anteilen Vater geworden. Der Unterschied zwischen
„Scheidungskindern“ und der Referenzgruppe, den in einer „vollständigen Normalfamilie“
aufgewachsenen Männern, ist aber nicht signifikant14. Mit Geschwistern aufzuwachsen befördert
eindeutig und stark die Realisierung eines Kinderwunsches. Hier kann sowohl eine positive
Einstellung zu Kindern und zum Familienleben der Eltern als Leitbild mit in das
Erwachsenenleben übernommen worden sein. Es können aber auch eigene Erfahrungen im
Umgang mit den Geschwistern als positiv empfunden worden sein.
Hat der Vater eine über den Hauptschulabschluß hinausgehende Schulbildung und eine
abgeschlossene Berufsausbildung, so wirkt dieser Bildungshintergrund verzögernd auf eine
Familiengründung des Sohnes. Eine mögliche Erklärung ist, dass - normativen Erwartungen
14
Im Westen sind Männer aus Scheidungsfamilien verstärkt unter denjenigen zu finden, die bereits vor Eintritt in
den Arbeitsmarkt Vater wurden. Diese Gruppe wurde aber, wie oben bereites ausgeführt, aus den
Modellberechnungen ausgeschlossen.
24
entsprechend - der Sohn den gesellschaftlichen Status der Herkunftsfamilie zumindest sichern,
möglichst sogar anheben sollte. Diese Normen sind insbesondere in der Mittelschicht
ausgeprägt.
Väterliche
Ressourcen
werden
hier
also
weniger
als
Sicherheit
oder
Rückgriffschance in schwierigen Lebenssituationen oder bei unsicheren Zukunftsperspektiven
wirksam, sondern haben Aufforderungscharakter an eine erfolgreiche Berufskarriere des
Sohnes. Eine Familiengründung wird unter diesen Bedingungen zumindest aufgeschoben.
Außerdem haben Väter mit höheren Bildungsabschlüssen selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit
später mit der Familiengründung begonnen als ihre Altersgenossen mit niedrigeren Abschlüssen
(Huinink 1995).
Als Ausdruck unterschiedlicher kultureller Lebenszusammenhänge dienen Informationen über
die Nationalität und Konfessionszugehörigkeit. Befragte, die keine deutsche Staatsangehörigkeit
besitzen, haben in der hier betrachteten Altersspanne keine größere Wahrscheinlichkeit den
Statuswechsel zur Vaterschaft zu vollziehen als deutsche Männer. Es handelt sich bei der nichtdeutschen Bevölkerung im Familiensurvey überwiegend um Männer aus Polen, Rußland und
aus der Türkei. Dass die Signifikanzschwelle verfehlt wird, ist vermutlich darauf
zurückzuführen, dass die Gruppe der Ausländer in dieser Stichprobe nicht nur klein (5 %),
sondern auch hoch selektiv ist. Nur Ausländer mit sehr guten Deutschkenntnissen, was zumeist
mit einem langen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland und einem höheren
Assimilationsgrad einhergeht, wurden interviewt. Die Konfessionsvariable fängt darüber hinaus
einen Teil des kulturellen Aspekts ein.
Mit Verweis auf den gesellschaftlichen Modernisierungs- und Individualisierungsprozess wurde
in sozialwissenschaftlichen Arbeiten der Konfessionszugehörigkeit, neben anderen traditionell
bedeutsamen (Sozialisations- und Herkunfts-) Merkmalen, immer weniger Bedeutung für die
Gestaltung und Strukturierung des Lebenswegs beigemessen. Beim Übergang zur Vaterschaft
kommt diesem Merkmal jedoch selbst bei Kontrolle der anderen Merkmale noch signifikante
Erklärungskraft zu. Konfessionslose Männer unterscheiden sich beim Übergang zur Vaterschaft
eindeutig von kirchlich Gebundenen: Letztere haben signifikant häufiger eine Familie
gegründet.
Die private Lebensform hat den erwarteten stärksten Effekt auf die Familiengründung. Es ist vor
allem die Ehe, die in Westdeutschland eine Elternschaft begründet. Andere Partnerschafts- bzw.
25
Lebensformen
(nichteheliche
Lebensgemeinschaft,
living
apart
together,
ohne
Partnerbeziehung), die bis zum Alter von 35 Jahren durchlaufen wurden, gehen
erwartungsgemäß eindeutig mit niedrigeren Wahrscheinlichkeiten für die Gründung einer
eigenen Familie einher.
Neue Bundesländer
Wie allgemein bekannt ist, erfolgte die Familiengründung in der DDR deutlich früher als in der
alten Bundesrepublik. Signifikant mehr Männer aus den neuen Bundesländern haben den Schritt
zur Vaterschaft vor dem Alter 35 absolviert als Männer aus den alten Bundesländern (Tabelle 3;
Modelle 1 und 2: Gesamt). Separate Analysen für die neuen Bundesländer zeigen eine
schlechtere Modellanpassung für die neuen Bundesländer im Vergleich zu den alten, d.h. die
Erklärung des Familiengründungsverhaltens gelingt für den Osten mit den hier ausgewählten
Merkmalen weniger gut als für den Westen (Tabelle 3). Dies ist nicht überraschend, da
allgemein bekannt ist, dass in der DDR eine Familiengründung selbstverständlicher, von den
individuellen Ressourcen aus gedacht weniger voraussetzungsvoll und in den Folgen weniger
einschneidend war als im Westen. Die in Abschnitt 2 ausgeführten theoretischen Annahmen und
ausgewählten
Merkmale
gingen
stark
von
Zusammenhängen
und
potenziellen
Problemkonstellationen im Westen aus. Da in unseren Analysen auch die jüngste
Geburtskohorte der in den neuen Bundesländern lebenden Männer zum Zeitpunkt der Wende
bereits mindestens Mitte 20 war, haben viele den Schritt zur Elternschaft noch zu DDR-Zeiten
vollzogen. Dies zeigen die deskriptiven Ergebnisse zum durchschnittlichen Alter bei Heirat und
bei der ersten Vaterschaft (s. Tabelle 2b). Für den Osten finden wir vor diesem Hintergrund
keine signifikanten Unterschiede im Familiengründungsverhalten zwischen den in unser Modell
einbezogenen Geburtskohorten.
In den Modellanalysen für Ostdeutschland haben nur sehr wenige, nämlich zwei Merkmale
einen statistisch signifikanten Einfluss auf den Übergang zur Vaterschaft, und zwar sowohl
wenn man die Lebensphase bis zum Alter von 35 Jahren als auch bis zum Alter 30 betrachtet.
Diese Ergebnisse bedeuten natürlich nicht, dass eine Vaterschaft für den einzelnen Mann nicht
auch partnerschaftliche und persönliche Entwicklungsprozesse und Veränderungen beinhaltete.
Der Herkunftsfamilie, dem Berufsverlauf und der privaten Lebensform kommen jedoch für die
26
Realisierung der Familiengründung in der DDR keine bzw. nur eine geringe strukturelle
Bedeutung zu (Tabelle 3; Modell2: Ost). Dieser Sachverhalt ist oben im Segmentations-Ansatz
postuliert worden. Die einzigen Ausnahmen bilden Erwerbsunterbrechungen und der mittlere
Bildungsabschluß; dies ist der Situation in den alten Bundesländern vergleichbar. Ein mittlerer
Bildungsabschluß (10. Klasse Polytechnische Oberschule plus Berufsausbildung) unterstützt im
Vergleich
zum
Hauptschulabschluß
(8.
Klasse
Polytechnische
Oberschule
plus
Berufsausbildung) eine Familiengründung. Eine Erklärung hierfür ist, dass es ganz untypisch
war, mit „Hauptschulniveau“ die Schule zu verlassen. Diese Bildungsgruppe (die
Referenzgruppe im Modell) ist also als die erklärungsbedürftige zu sehen, da sie den
gesellschaftlichen Anforderungen nicht entsprach. Den Leistungsanforderungen und sozialen
Normen der DDR in der Ausbildung nicht genügt zu haben, war - nach unseren Ergebnissen - in
negativer Weise konsequenzenreich für eine Familiengründung, sie wurde signifikant erschwert.
Der mittlere Bildungsabschluss war der selbstverständliche und typische, der im Vergleich zu
den „Abweichlern“ positiv sanktioniert wurde und auf den Pfad der „Normalbiographie“ führte.
Unterbrechungen der Erwerbsarbeit wegen Arbeitslosigkeit - die meisten ereigneten sich nach
der Wende - führen wie im Westen zu einer Verzögerung der Vaterschaft.
Die Partnerschaftsbiographie hat bei den Männern aus den neuen Bundesländern keine
bedeutsamen Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit, eine Familie zu gründen - zumindest
wenn man den Lebensabschnitt bis zum Alter von 35 Jahren betrachtet. Dies steht in deutlichem
Gegensatz zum Westen, wo vor allem die Ehe für eine Elternschaft prädestiniert zu sein scheint.
Bis zum Alter von 30 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit Vater geworden zu sein nur für
diejenigen niedriger, die noch keine mindestens einjährige Beziehung gehabt haben.
Auch die Lebenssituation und die Erfahrungen in der Kindheit und Jugend in der
Herkunftsfamilie zeigen keine langfristige Bedeutung, und zwar weder der sozio-ökonomische
Status der Herkunftsfamilie (als Indikator dient das Bildungsniveau des Vaters) noch die
psycho-sozialen Bedingungen (Anwesenheit der Eltern, Geschwister). Dies trifft auch bereits
auf die junge Lebensphase bis zum Alter von 30 Jahren zu, die speziell einbezogen worden war,
um das frühe Familiengründungsverhalten, wie es zu DDR-Zeiten üblich war, abzubilden.
27
5.
Zusammenfassung
Insgesamt gesehen kommt berufsbiographischen Unsicherheiten, entgegen den Erwartungen,
nur zum Teil signifikante Bedeutung für den Übergang zur Vaterschaft in dem hier betrachteten
Zeitraum und für die ausgewählten Geburtsjahrgänge zu. Vor allem Erwerbsunterbrechungen
aufgrund von Arbeitslosigkeit und berufliche Aufstiege sind in Westdeutschland folgenreich:
Sie führen zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit bis Mitte 30 eine Familie gegründet zu
haben. Die herausgehobene Bedeutung von Erwerbsunterbrechungen zeigt sich auch in den
neuen Bundesländern (hier überwiegend in der Nach-Wende-Zeit eingetreten). Unterbrechungen
der Erwerbsarbeit gehen nicht nur aktuell mit ökonomisch eingeschränkten Ressourcen und mit
begrenzten Handlungsmöglichkeiten einher. Wie aus einschlägigen Untersuchungen bekannt,
beeinträchtigen sie auch objektiv die weitere berufliche Entwicklung und verunsichern subjektiv
im Hinblick auf die zukünftigen Handlungschancen. Dies ist der eindeutigste „Spillover“-Effekt,
den wir in unseren Analysen finden konnten. Schwierigkeiten in der Arbeitsmarktintegration
erschweren eine Familiengründung im normativ erwünschten Alter.
Alle anderen Merkmale, die ebenfalls als Indikatoren für unsichere Berufsbiographien
ausgewählt wurden, zeigen keine Auswirkungen auf das Eingehen einer Elternschaft; zumindest
ergeben
sich
keine
statistisch
signifikanten
Effekte.
Weder
eine
Befristung
des
Beschäftigungsverhältnisses in einer frühen Phase des Berufslebens noch Teilzeitarbeit, als
Ausdruck einer noch nicht vollständigen Integration in das Erwerbsleben bei Männern,
beeinträchtigen nach unseren Ergebnissen die Realisierung einer Vaterschaft. Die Richtung und
Stärke der Effekte lässt auf der anderen Seite aber keinerlei Spielraum für eine Bestätigung von
etwaigen „Kompensations“-Hypothesen, die besagen, dass in einem anderen Lebensbereich ein
Ausgleich für Unsicherheiten im Berufsleben gesucht wird. Vielmehr spricht einiges dafür, dass
ein befristeter Arbeitsvertrag, Teilzeitarbeit zu Beginn des Berufslebens und ein beruflicher
„Negativstart“ als etwas Vorübergehendes gesehen werden können. Unter schwierigen
Arbeitsmarktbedingungen verlieren diese Merkmale als individuell diskriminierende Faktoren,
also als Ausdruck individuellen Versagens, an Bedeutung. Möglich ist aber auch, daß diese
Faktoren der beruflichen Unsicherheit bereits früher im Leben wirksam werden, nämlich bei der
Heirat. Heirat und Familiengründung sind in Westdeutschland noch eng miteinander verbunden,
wobei die Heirat quasi die Tür zur Realisierung einer Familie öffnet. Die Qualitäten eines
Mannes als „breadwinner“ könnten also bereits bei diesem Ereignis wirksam werden und eine
Selektion bewirken.
28
Nach unseren Ergebnissen sollte dem Verlauf der Berufskarriere mehr Aufmerksamkeit
beigemessen werden als es üblicherweise getan wird. Die Wahrung des bei Berufseintritt
erzielten beruflichen Karrierestatus bietet für Männer in den alten Bundesländern die besten
Voraussetzungen für eine Familiengründung. Sie drückt einerseits Stabilität und Sicherheit aus.
Sie kann andererseits bzw. zusätzlich aber auch für nicht sehr stark ausgeprägte - und damit mit
einer Familiengründung eventuell konkurrierende - Karrierebestrebungen des Mannes stehen.
Inwieweit letztere Einschätzung zutrifft, soll in einem späteren Arbeitsschritt über die Analyse
subjektiver Zukunftspläne und Prioritätensetzungen im Leben überprüft werden. Der positive
Zusammenhang zwischen der Beständigkeit im Beruf und einer realisierten Familiengründung
spricht insgesamt zwar für einen „Spillover“-Effekt, schließt aber Kompensations- und
Kongruenzkomponenten nicht aus. Bleibt der bei Männern normativ erwartete berufliche Erfolg
aus oder wird er persönlich nicht als erstes oder einziges Lebensziel gesehen, so gewinnt das
Privatleben an Bedeutung. Da die Erwartungen an eine aktive Ausübung der Vaterrolle
erheblich gestiegen sind und eine starke geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zumeist von
Frauen weniger gewünscht wird, signalisiert ein Mann durch nicht überdurchschnittliche
Investitionen in die Karriere zumindest eine Bereitschaft und bietet auch zeitlich zumindest die
Möglichkeit, aktiv das Familienleben mitzugestalten. Männer, die sich auf der Karriereleiter
befinden, also bereits berufliche Erfolge realisiert haben, bilden somit die andere Seite der
Medaille. Sie haben eine deutlich niedrigere Wahrscheinlichkeit bis zum mittleren Lebensalter
von 35 Jahren eine Familie gegründet zu haben. Ob es sich dabei um ein Aufschieben handelt
oder ob eine Familiengründung für Männer mit zunehmendem Alter häufiger ganz unterbleibt sie müssen im Vergleich zu ihnen selbst zunehmend jüngere Partnerinnen finden -, kann hier
nicht entschieden werden. In dieses Bild fügen sich auch unsere Ergebnisse zur Bedeutung des
Bildungsniveaus ein. Ein mittleres Bildungsniveau erhöht die Chancen zur Realisierung einer
Familie. Eine solche Bildungsgrundlage sichert zumeist eine angemessene berufliche
Positionierung, gibt materielle Sicherheit und eröffnet, wenn keine Karriere angestrebt wird,
einen gewissen zeitlichen und ökonomischen Freiraum.
Erfahrungen, die sich aus dem sozialen Status und (Veränderungen in) der Zusammensetzung
der Herkunftsfamilie ergeben, sind trotz entgegengesetzter Annahmen über eine zunehmende
Individualisierung noch im Erwachsenenleben folgenreich für das eigene Verhalten, zumindest
in den marktwirtschaftlich organisierten alten Bundesländern. Aufgrund der großen
29
Optionenvielfalt bei der Lebensgestaltung können psychosoziale Prädispositionen zum Tragen
kommen. Der starke Effekt der Erfahrungen in der Herkunftsfamilie unterstützt unsere
Einschätzung und Forderung, daß auch die Lebenswege von Männern in ihrer biographischen
Entwicklung in Fertilitätsanalysen als eigenständige Größe berücksichtigt werden sollte.
Literatur
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Sonnenschein! Mobilitätsprozesse und Allokationskriterien auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt
nach 1989. In: Schenk, Sabine (Hg.): Ostdeutsche Erwerbsverläufe zwischen Kontinuität und
Wandel. Opladen: Leske & Budrich, S. 153-278
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ANHANG
Übersicht 1: Zuordnung von beruflichen Stellungen zu Karrierestufen
Karrierestufen
Berufliche Stellungen
1
2
3
4
5
6
7
8
Arbeiter
10 Ungelernte Arbeiter
11 Angelernte/Teilfacharbeiter
x
x
x
12 Facharbeiter
x
13 Vorarbeiter, Kolonnenführer
x
14 Meister, Polier
Angestellte
x
20 Industrie-/ Werkmeister
21 Ang., einfache Tätigkeit
x
x
22 Ang., qualifizierte Tätigkeit
x
23 Ang., selbstständige Arbeit
x
24 Ang., begrenzte Weisungsbefugnisse
x
25 Ang., umfassende Führungsaufgaben
Beamte
30 Beamte - Einfacher Dienst
31 Beamte - Mittlerer Dienst
x
x
32
x
32 Beamte - Gehobener Dienst
33 Beamte - Höherer Dienst
1.Stelle
ab 2.Stelle
Selbständige
x
41 Selbständige - Freier Beruf
50 Selbständige, allein oder 1 Mitarbeiter
Fallbezogene Zuweisungen/ Exklusion
x
51 Selbständige, bis zu 9 Mitarbeiter
x
52 Selbständige, 10 u. mehr Mitarbeiter
Übersicht 2: Berufseinstieg in Beziehung zum Ausbildungsniveau
- Berufseinstieg unter Ausbildungsniveau mit - markiert („Negativstart“)
- Berufseinstieg über Ausbildungsniveau mit + markiert („Positivstart“)
Karrierestufen
Ausbildungsniveau
1
1
2
3
4
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Hauptschule, keine Berufsausbildung
Mittlere Reife, keine Berufsausbildung
Abitur, keine Berufsausbildung
gewerbl./hauswirt./landwirt. Lehre
und 2jährige kfm. Lehre von
Haupt/Realschülern
5 kfm. Lehre (3 Jahre) und kfm. Lehre
von Abiturenten (meist 2 Jahre)
6 Berufs-/Fachschule
7 (Fach-) Hochschulabschluß
2
3
4
5
6
7
8
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
-
Tabelle 1: Durchschnittliches Alter und Altersstreuung bei Erwerbsbeginn, Geburt des
ersten leiblichen Kindes und bei erster Heirat in Abhängigkeit von Geburtskohorte und
Schulabschluß (Quartilsangaben)
1a: Männer in den alten Bundesländern
Erwerbsbeginn
Erste Heirat
Erstes leibliches Kind
GeburtsQuartile Haupt- Mittlere Abitur Gesamt Haupt- Mittlere Abitur Gesamt Haupt- Mittlere Abitur Gesamt
kohorten
schule Reife
schule Reife
schule Reife
(Alter im
Jahr 2000)
18
20
22
23
25
28
17
19
22
22
24
31
22
26
38
25
29
38
22
26
34
24
28
-
24
31
47
28
32
-
24
30
-
25 %
50 %
75 %
17
18
19
17
18
19
19
19
21
23
25
27
18
19
23
22
27
38
23
27
40
24
28
41
23
27
39
26
32
-
28
33
-
28
32
-
27
33
-
1956-60
(40-44)
25 %
50 %
75 %
17
18
20
18
20
21
21
24
28
18
19
21
23
26
34
24
28
-
25
29
37
24
28
37
25
31
-
28
33
-
27
33
-
26
33
-
1961-65
(35-39)
25 %
50 %
75 %
17
19
20
19
20
21
21
24
27
18
20
22
24
29
-
24
29
-
26
31
-
24
29
-
26
34
-
25
30
-
29
34
-
27
33
-
1946-50
(50-54)
25 %
50 %
75 %
1951-55
(45-49)
1b: Männer in den neuen Bundesländern
33
Erwerbsbeginn
Erste Heirat
Erstes leibliches Kind
Geburtskohorten Quartile Haupt- Mittlere Abitur Gesamt Haupt- Mittlere Abitur Gesamt Haupt- Mittlere Abitur Gesamt
(Alter im
schule Reife
schule Reife
schule Reife
Jahr 2000)
25 %
50 %
75 %
25 %
50 %
75 %
17
17
18
17
18
22
19
19
20
22
24
24
18
19
21
22
24
38
20
23
29
20
22
26
21
24
26
25
26
-
21
24
32
22
25
31
22
25
32
18
19
20
20
24
25
18
19
22
25
-
21
23
28
21
22
28
21
24
29
20
-
22
24
31
22
27
33
22
26
37
1956-60
(40-44)
25 %
50 %
75 %
17
17
18
18
19
19
20
22
26
18
19
20
23
32
-
23
26
-
20
28
-
23
28
-
21
29
-
24
27
-
23
29
-
23
27
-
1961-65
(35-39)
25 %
50 %
75 %
17
18
18
18
19
20
21
25
28
18
19
20
25
-
22
25
-
23
-
22
26
-
24
-
23
26
-
24
33
-
23
27
-
1946-50
(50-54)
1951-55
(45-49)
34
Tabelle 2: Ausgewählte Variablen. Verteilung der Merkmale in der Stichprobe* und
Anteil der Männer, die bis zum Alter 35 Vater geworden sind (jeweils in Prozent)
Variablen
Ausprägungen
West
Ostwest (Interview)
Ost
1946-1950 (50-54)
1951-1955 (45-49)
Geburtskohorten
1956-1960 (40-44)
(Alter)
1961-1965 (35-39)
Ja
Deutsche
Nein
Staatsangehörigkeit
Evangelisch
Kath./andere christl. Religion
Konfession
Islam/nicht-christl. Relig.ion
Atheist/k.A.
Mit Eltern
Zusammenleben mit Unverheiratet /Scheidung
Eltern bis zum Alter 16 Tod eines Elternteils
Keine
Geschwister
Mind. ein Geschwister
Rest
Bildung des Vaters
MR/Abi + Ausbildung
Studium
HS, keine Ausbildung
HS, Lehre/(Berufs-)Fachschule
MR, keine Ausbildung
Ausbildung
MR, Lehre/(Berufs-)Fachschule
Abitur, keine Ausbild.
Abitur, Lehre/(Berufs-)Fachschule
Abitur (Fach-)Hochschule
Nein
Positivstart
Ja
Nein
Negativstart
Ja
Seit Beginn/im 1. Jahr
Unbefristeter Vertrag Nach 2-3 Jahren
Nach 4 und mehr Jahren
Kontinuierlich
Erwerbsunterbrechung Ub wegen Ausbildung
Ub nicht wegen Ausbildung
Vollzeit
Voll-/Teilzeit
Teilzeit (in einer der 3 ersten Stellen)
keine Veränderung
Aufstieg
Berufskarriere bis
Alter 35 (bzw. 1. Kind) Abstieg
Auf-/Abstieg
Jemals bis Alter 35 als Arbeiter/ Angestellte
Selbständige
Selbständiger oder
Beamte
Beamter gearbeitet
Am stärksten
institutionalisierte
Partnerschaftsform bis
Alter 35 (bzw. 1. Kind)
Sozialrechtl. Stellung
bei Berufseinstieg
Karrierestufe bei
Berufseinstieg
(gruppiert)
Fallzahlen
Keine Beziehung
Living-apart-together
Nichteheliche Lebensgemeinschaft
Ehe
Arbeiter
Angestellter
Beamter
Selbständiger
K1
K2
K3,4,5
K6
K7,8
Verteilung in der
Stichprobe
West
Ost
Gesamt
23
21
25
31
95
5
40
39
3
18
93
5
2
18
82
81
13
7
10
41
5
22
5
5
13
85
15
88
12
90
3
7
86
5
9
96
4
77
20
2
2
79
6
15
21
24
25
30
100
17
3
1
79
92
6
2
20
80
83
9
8
4
16
4
58
5
1
12
90
10
92
9
89
2
9
85
1
14
98
2
85
8
6
1
95
2
3
81
19
23
22
25
31
96
4
36
32
3
29
93
5
2
19
81
81
12
7
10
36
5
28
5
4
12
86
14
89
11
90
3
7
86
4
10
96
4
78
17
3
2
83
5
12
15
13
15
58
59
28
11
3
7
15
60
11
7
17
24
13
46
80
17
2
1
3
6
79
7
6
15
15
14
56
63
26
9
3
6
13
64
10
6
N = 1324
N = 307
N = 1631
Anteil der Väter
West
60
Ost Gesamt
63
59
63
55
59
76
59
65
75
46
61
46
40
47
63
62
51
48
64
60
49
64
58
67
48
60
58
60
54
60
64
51
62
51
39
60
44
63
48
68
40
62
44
54
73
77
76
71
67
72
74
70
100
72
72
78
67
67
74
72
72
74
67
57
62
77
60
50
83
74
61
73
65
74
57
63
81
67
21
72
67
76
67
39
0
71
80
100
60
72
65
63
64
57
61
76
60
65
76
59
63
53
45
51
65
64
54
53
65
60
51
69
58
66
54
63
59
63
55
63
63
54
66
51
34
63
46
66
49
57
35
64
46
56
24
53
44
74
63
54
57
45
56
56
63
50
58
53
81
63
78
71
76
100
67
33
65
74
67
89
30
61
47
75
65
57
59
47
54
57
65
52
63
N = 1324 N = 307 N = 1631
* Männer, die bis zum Alter 35 erwerbstätig und nicht vor Erwerbsbeginn Vater geworden sind.
Tabelle 3: Ergebnisse der logistischen Regressionsanalysen (Exponentialkoeffizienten)
- Einfluß ausgewählter Faktoren auf die Wahrscheinlichkeit mit 35 Jahren Vater zu sein
Modell 1
West
Ostwest
West
Ost
Geburtskohorten
1946-50
1951-55
1956-60
1961-65
Positivstart
Nein
Ja
Negativstart
Nein
Ja
Unbefristeter Vertrag
Seit Beginn/im 1. Jahr
2-3 Jahre nach Erw.beginn
4 und mehr Jahre nach Erw.beginn
Erwerbsunterbrechung
Kontinuierlich
Unterbrechung wg Ausbildung
Unterbrechung nicht wg Ausbildung
Voll-/Teilzeit
Vollzeit
Teilzeit (in einer der 3 ersten Stellen)
Berufskarriere
Keine Veränderung
Aufstieg
Abstieg
Auf-/Abstieg
Selbständige/Beamte
Arbeiter/ Angestellte
Selbständige
Beamte
Ausbildung
Hauptschule plus Berufsausbildung
Hauptschule, keine Ausbildung
Mittlere Reife, keine Ausbildung
Mittlere Reife plus Berufsausbildung
Abitur, keine Ausbildung
Abitur plus Berufsausbildung
Abitur (Fach-)Hochschule
Deutsche Staatsangehörigkeit
Ja
Nein
Konfession
Evangelisch
Kath./andere christl. Religionen
Islam/nicht-christl. Religionen
Atheist/K.A.
Zusammenleben mit Eltern bis Alter 16
Mit Eltern
Scheidung/ nicht verheiratet
Tod eines Elternteils
Geschwister
Keine
Mind. ein Geschwister
Bildung des Vaters
Rest
MR/Abi + berufliche Ausbildung
Studium
„Institutionalisierteste“ Partnerschaftsform
Ehe
Keine Beziehung
Living apart together
Nichtehel. Lebensgemeinschaft
Fallzahlen
Modell chi2 (df)
Ost
Modell 2
Gesamt
West
Ost
1.59**
Modell 3
Gesamt Ost: Alter 30
2.53**
.89
.99
.73
1.10
.97
1.17
.92
.98
.78
.89
.97
.72
1.15
1.00
1.20
.91
1.00
.80
1.39
.65
.84
.87
.43
.80
.99
.45
.87
.79
.79
.67
.77
.86
.70
.79
.50
1.38
.88
.35
.86
1.18
.86
.86
.88
.47
.86
.94
.88
1.04
.53
.79
.39**
.04**
.78
.25**
.77
.38**
.05**
.75
.25**
1.05
.10**
.65
.91
.71
.78
1.02
.85
1.34
.57**
1.64
.52
.43
.90
.00
.56**
1.07
.42*
.44**
1.26
.58
.44
1.02
.00
.46**
1.04
.39*
.58
.25
.00
.59*
.80
1.71
-
.64
.86
.68
.71
1.65
-
.71
.78
3.22
-
1.34
.80
1.34
1.46
1.66
.69
2.73
1.37
2.34*
2.34
.54
3.14
1.42
.81
1.40*
1.43
1.53
.79
1.31
1.16
1.69**
2.16*
1.89
.77
2.51
1.53
2.42*
2.81
.74
3.68
1.35
1.12
1.66**
1.93*
1.68
.85
2.19
1.12
2.98
2.27
.51
.86
1.50
100%
1.54
100%
1.25
1.53
.63*
.99
.95
1.26
1.71
.71*
1.11
.74
.70
.28**
2.08
1.01
.94
.37*
2.16
1.41
2.05**
1.13
1.93**
1.17
.55**
.67
.76
.54
.61**
.75
2.27
.76
.
.09**
.38**
.30**
1324
327 (33)
.65
1.22
.73
307
97 (32)
.12**
.46**
.33**
1631
377 (34)
.42*
2.13
.92
307
89 (32)
1324
81 (21)
307
92 (21)
1631
140 (22)
„ - “ = keine Schätzung möglich. Sgnifikanz (Wald-Statistik): * p < 0.05; ** p < 0.01
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