Bedingte Wahrscheinlichkeit Darunter ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses A unter der Bedingung, dass ein Ereignis B bereits vorher eingetroffen ist, zu verstehen. Wir schreiben dies als PB(A), was als „die Wahrscheinlichkeit von A unter der Vorraussetzung B“ zu lesen ist. Eine weitere Schreibweise hierfür ist P(A|B), die nun verwendet wird, da sie grafisch einfacher darzustellen ist. Im Folgenden wird vorausgesetzt, dass die Wahrscheinlichkeiten alle >0 sind. Die Grafiken sollen verdeutlichen von welchen Wahrscheinlichkeiten gesprochen wird und ihren Zusammenhang verdeutlichen, wobei der Strich über A und B jeweils „nicht“ bedeutet. Es gilt: Diese Formulierung wird benutzt um darzustellen, dass A und B gemeinsam auftreten und wird als Verbundswahrscheinlichkeit bezeichnet. Zu lesen ist es als „A geschnitten B“. Nach dem Umformen gilt selbstverständlich auch: Ein Sonderfall bei der bedingten Wahrscheinlichkeit ist die stochastische Unabhängigkeit. Darunter versteht man, dass zwei Ereignisse völlig unabhängig voneinander sind. Beispiele hierfür wären: - 2 Würfe mit einer Münze - gleicher Krankheitsverlauf bei Männern und Frauen - die Krawattenfarbe bei der Wahl zwischen Auto oder Fahrrad Erfüllt wird dies, wenn folgendes gilt: P( A B) P( A) P( B) P( A | B) P( A) PA ( B) P( A) P( B) Um nun die Gesamtwahrscheinlichkeit von P(A) auszurechnen benutzen wir: Damit wären die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Rechnung gegeben. Um das Ganze etwas zu vertiefen folgen nun zwei Beispiele: Das erste Beispiel soll verdeutlichen, was der Unterschied zwischen normaler Wahrscheinlichkeitsrechnung und der bedingten ist. 1. Junge oder Mädchen? Eine Mutter hat zwei Kinder und wird nach dem Geschlecht der Kinder gefragt. Fall 1 dient Vergleichszwecken und basiert nicht auf bedingten Wahrscheinlichkeiten. Fall 1: Wenn das erste Kind ein Mädchen ist, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch das zweite Kind ein Mädchen ist? Die Antwort ist 1/2. Fall 2: Wenn wenigstens eines der Kinder ein Mädchen ist, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch das andere Kind ein Mädchen ist? Die Antwort ist 1/3. Das zunächst überraschende Ergebnis lässt sich mit der folgenden Tabelle bestimmen. Die ersten beiden Spalten zeigen, welche Möglichkeiten bei zwei Kindern bestehen: Das Erstgeborene kann ein Junge oder ein Mädchen sein, das Zweitgeborene kann ebenfalls ein Junge oder ein Mädchen sein, insgesamt gibt es bei den Geschlechtern vier Kombinationen. Spalte 3 zeigt die Möglichkeiten, wenn man, wie in Fall 1, davon ausgeht, dass das erste Kind ein Mädchen sein muss – die Zeilen 1 und 2 sind dann nicht möglich. Spalte 4 zeigt die Möglichkeiten, wenn man, wie in Fall 2, davon ausgeht, dass wenigstens eines der beiden Kinder ein Mädchen ist. 2. Kind Lösung zu Fall 1: Lösung für Fall 2: Zweites Kind ist... Anderes Kind ist... 1 Junge Junge (geht nicht) 2 Junge Mädchen (geht nicht) 1. Kind 3 Mädchen Junge Junge 4 Mädchen Mädchen Mädchen (geht nicht) Junge Junge Mädchen Einfaches Abzählen zeigt, dass in Fall 1 eine von zwei Möglichkeiten auf ein Mädchen, aber in Fall 2 nur eine von drei Möglichkeiten auf ein Mädchen hinweist. 2. Service Eine Firma beschäftigt drei Mitarbeiter, die telefonische Anfragen von Kunden beantworten sollen. Herr Alleskönner kann 95% aller Fragen zur Zufriedenheit der Kunden beantworten, Frau Besserwisser 90% und Herr Chancenlos noch gerade 70%. Zeichnen Sie ein Baumdiagramm und errechnen Sie alle Pfadwahrscheinlichkeiten. Berechnen Sie unter der Annahme, dass alle drei Mitarbeiter(innen) gleich viele Telefonate beantworten, die Wahrscheinlichkeiten, dass a) ein Kunde mit der Antwort, die er erhält, nicht zufrieden ist, b) ein unzufriedener Kunde an Frau Besserwisser geraten ist, c) eine Antwort, die zur Zufriedenheit des Kunden ausfiel, von Herrn Chancenlos gegeben wurde, d) ein Kunde an Herrn Alleskönner gerät und eine zufriedenstellende Antwort bekommt. Lösung zu 2.