BIHV Prof. Dr. Peter Schmidt Bremer Institut für Handel und Verkehr Sommersemester 2009 Klausur Volkswirtschaftslehre und -politik II 18.6.09 19.45 - 21.15 Uhr (90 Min.) Bitte tragen Sie die Lösungen in die vorgegebenen Kästchen ein. Sollten Sie mehr Platz benötigen (Nebenrechnungen o.ä.), so benutzen Sie bitte die Rückseiten der Klausur-Blätter. Kein eigenes Papier! Die Klausuren müssen geheftet bleiben ! Bei der Lösung von Rechenaufgaben muss der vollständige Lösungsweg erkennbar sein! Überprüfen Sie zu Beginn die Klausur auf Vollständigkeit (4 Aufgaben auf 7 Seiten (inkl. Deckblatt)) und Lesbarkeit. Zulässige Hilfsmittel: Stifte, Lineal, Taschenrechner ohne Textverarbeitungsfunktion. Bitte schreiben Sie nicht mit rotem Stift. Keine Mobiltelefone (nicht als Uhr oder Rechner) AUS und tief in die Tasche! Bitte beachten Sie die angegebenen Punktzahlen. Die Aufgaben sind so gestellt, dass in der Regel knappe Antworten gefragt sind. Rechnerisch steht jeder Punkt für eine Bearbeitungszeit von einer Minute. Dies ist natürlich nicht exakt gemeint, sondern als Anhaltspunkt. Viel Erfolg Verwenden Sie daher nicht für „geringwertige“ Aufgaben zu viel Zeit! ACHTEN SIE AUF IHR ZEITMANAGEMENT, die Zeit stellt oft das größte Problem in Klausuren dar! Lösungsansätze Name: Vorname: Kürzel für Ergebnisliste (6 Zeichen): (Abruf unter schmidt-bremen.de/bihverg_vwl2_ws09.pdf) Ab hier bitte nichts beschriften oder ankreuzen: Aufg. / Punkte: Datum: 1. (20) 2. (30) 3. (25) 4. (15) Note: Unterschrift: (90) = VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) % SoSe 2009 Seite 1 ! Aufgabe 1 GWB, Markt und staatliche Eingriffe [20 Punkte] a) Warum ist das GWB (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) so wichtig für unsere Marktwirtschaft? Welche weiteren Namen werden (umgangssprachlich) verwendet? (4 Punkte) c) Welche Arten von Marktversagen kennen Sie? (4 Punkte) c) Warum legitimiert Marktversagen staatliche Eingriffe in den Markt? (4 Punkte) b) Umweltzertifikate versus Öko-Steuern (8 Punkte) Erläutern Sie, warum Umwelt-Zertifikate prinzipiell besser geeignet sein könnten als Steuern auf Energieträger, um negative externe Effekte der Schadstoffemissionen zu internalisieren. Warum sind Öko-Steuern aber möglicherweise in der Praxis leichter durchzusetzen? (Tipp: Erläutern Sie zunächst die Konzepte externe Effekte und Internalisierung ) (20) VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) SoSe 2009 Seite 2 Aufgabe 2 Geldpolitik und Europäische Zentralbank [30 Punkte] a) Beschreiben Sie die Zielsetzung des ESZB. (Allgem. Ziel und konkrete Definition der zu erreichenden Zielgröße durch den EZB Rat). (3 Punkte) b) Welches sind die Geldfunktionen? Nennen Sie Beispiele von Gütern, die (historisch) an Stelle von Geld verwendet wurden. (4 Punkte) c) Klassische Quantitätstheorie: Kann der Staat nach dieser Theorie die Wirtschaft durch eine Erhöhung der Geldmenge stimulieren? (Beschreiben Sie dazu zunächst die Theorie selbst) (7 Punkte) d) Welches sind die Instrumente der Geldpolitik der EZB? (6 Punkte) Standing facilities (können von den Kreditinstituten jederzeit auf eigene Initiative in Anspruch genommen werden) - Spitzenrefinanzierungsfazilität (dient zur Deckung von kurzfristigen Liquiditätsengpässen „über Nacht“) - Einlagefazilität (kurzfristige Anlagemöglichkeiten für überschüssige Liquidität der Geschäftsbanken „über Nacht“) Offenmarktgeschäfte (Bezeichnung für alle geldpolitischen Operationen, die von der Zentralbank initiiert werden) - Hauptrefinanzierungsinstrument (Haupttender): Laufzeit von einer Woche, Ausschreibung wöchentlich, reverse transaction mit Rückkaufsvereinbarung, hauptsächliche Liquiditätsbereitstellung - Zinstender - Mengentender VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) SoSe 2009 Seite 3 Mindesreservepolitk e) Beschreiben Sie die Geldmengenaggregate (M0 bis M3). Welches wird von der EZB als wichtigster Indikator verwendet? [5 Punkte] f) Nennen Sie die wichtigsten Positionen der Zahlungsbilanz. Welche Teilbilanzen sind in Deutschland typischerweise positiv, welche negativ – warum? [5 Punkte] (30) VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) SoSe 2009 Seite 4 Aufgabe 3 Für ein Monopol sei folgendes bekannt: [Gesamt: 25 Punkte] Preis-Absatz-Funktion: p = 1000 - 10 q Kostenfunktion: K = 5000 + 5 q² a) Stellen Sie in einem Diagramm maßstabsgetreu dar: - die Preis-Absatz-Funktion, - die Grenzkostenfunktion, - die Grenzerlösfunktion und - den Cournot‘schen Punkt. [4 Punkte] (Zeichnen Sie möglichst exakt und denken Sie an die korrekte Bezeichnung der Achsen!) 1200 Monopolpreisbildung und Wohlfahrt 1000 800 PAF entspr. NF 600 E' 400 C' entspr. AG 200 0 0 20 40 60 80 100 120 b) Erläutern Sie dies, d.h. erklären Sie in Ihren Worten, wie ein monopolistisches Unternehmen seinen Gewinn maximiert [4 Punkte] Aus der Gewinnmaximierung folgt die Bedingung E’ = K’. Am Schnittpunkt beider Funktionen ermittelt das Monopolunternehmen die für sich optimale Menge qM. Für diese Menge kann an der PAF abgelesen werden (Cournot’scher Punkt), zu welchem Preis die Nachfrager genau diese Menge kaufen werden. Dies ist der Monopolpreis. c) Ermitteln Sie den Monopolgewinn [4 Punkte] (Der Lösungsweg ist freigestellt, muss aber erkennbar sein - Ziel: korrekte Höhe des Gewinns.) GewinnOpt bei E’ = K’ (Grenzerlös = Grenzkosten) PAF = p = 1000 – 10q (p entspricht Durchschnittserlös) 2 E = p * q = 1000 q - 10 q E’ = 1000 - 20 q -- Ableitung der Kostenfunktion K’ = 10 q Optimum bei E’=K’ 1000 – 20q = 10q qM = 33,3 pM = 1000 – 10 * 33,3 = 666,7 GM = E - K = pM * qM – (5000 + 5 q2) = 11.666,67 € d) Ermitteln Sie rechnerisch das Marktgleichgewicht, das sich im vollkommenen Wettbewerb ergeben würde. [4 P.] Im vollk. Wettbewerb stellt die (inverse) PAF die Nachfragefunktion dar: NF: q = 100 - p/10 Die Angebotsfunktion wird durch die Grenzkosten gebildet, also „AG = NF“ wird zu q = p Gleichgewicht bei NF = AG Gleichgewichtspreis p* = 500 und q*= 50 Gleichgewichtsmenge VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) SoSe 2009 Seite 5 e) Vergleichen Sie graphisch die Wohlfahrt im Monopolfall mit der maximal erzielbaren Wohlfahrt. (Zeichnen Sie exakt und denken Sie an die korrekte Bezeichnung der Achsen!) [4 P.] Wohlfahrt = KR + PR Polypol: KR: A-D-GG ++ PR: D-GG-E Monopol: KR: A-B-C ++ PR: B-C-E-F Umverteilung da KR sinkt und PR steigt Wohlfahrt geringer, da qM < q* Wohlfahrtsverlust in Höhe von C-F-GG oder auch so: Monopol q 0 50 100 p = 1000 - 10 q E' = 1000 - 20 q K = 5000 + 5 q² K' = 10 q PAF entspr. NF E' K' entspr. AG 1000 1000 0 500 0 500 0 -1000 1000 1200 1200 Monopolpreisbildung und Wohlfahrt 1000 800 Monopol E' = K' => 1000-20q = 10q qM pM 33,333 666,67 Vollk. Wettbewerb p = K' => 1000-10q = 10q q* p* 50 500 E= K= ProfitM = 22.222,11 10.555,44 11.666,67 E= K= Profit * = 25.000,00 17.500,00 7.500,00 Preisbildung im Wettbewerb und Wohlfahrt 1000 800 C PAF entspr. NF PAF entspr. NF 600 600 E' E' 400 200 200 0 0 0 20 40 60 80 100 Rechnungen (Excel-Formel) Erlös Kosten = Gewinn = K' entspr. AG 400 K' entspr. AG 22.222,22 € 10.555,56 € 11.666,67 € = 33,333333*666,6666666 = 5000+5*33,333333^2 = C29-C30 120 0 20 40 60 Wohlfahrt Monopol KR 5.555,49 € PR (RE) 11.110,99 € PR (DrE) 5.555,49 € Summe 22.221,98 € Wohlfahrtsverlust also: 80 100 120 Wettbewerb 12.500,00 € 12.500,00 € 25.000,00 € 2.778,02 € Rechnungen: KR =333,3*33,3/2 PR (RE) =333,333*33,333 =500*50/2 PR (DrE) =333,3*33,3/2 Summe =SUM M E(G38:G40) =SUM M E(H38:H40) =500*50/2 f) Ermitteln Sie rechnerisch diese beiden „Wohlfahrten“ (Monopolfall versus vollkommener Wettbewerb) sowie den Wohlfahrtverlust. Interpretieren diesen Sie in Ihren Worten. [5 P.] siehe Zeichnung / Rechnung Durch die Marktmacht des Monopolisten geht der Gesellschaft Wohlfahrt verloren. Es werden zu wenig Güter zu einem zu hohen Preis gehandelt und damit das Ziel der Wohlfahrtsmaximierung verletzt. (25) VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) SoSe 2009 Seite 6 Aufgabe 4 Märkte und ihre Entwicklung [Gesamt: 15 Punkte] a) Marktstrukturen: Füllen Sie die folgende Matrix (Namen der jeweiligen Marktform) und geben Sie Beispiele für mindestens 4 der Felder Nachfrager Einer Wenige Viele Anbieter [6 Punkte] Einer Wenige Viele a) Was ist ein Schumpeter-Unternehmer? Beschreiben Sie den durch ihn dargestellten Mechanismus und begründen Sie, warum dieser sehr wichtig für Marktwirtschaften ist. [4 Punkte] c) Vollständige Konkurrenz als Leitbild? Diskutieren Sie das Modell der der vollständigen Konkurrenz, grenzen Sie es ab gegenüber dem Konzept des „funktionsfähigen Wettbewerbs“. [5 Punkte] (15) VWL und Wirtschaftspolitik II (P. Schmidt) SoSe 2009 Seite 7