„der Weg“ Nr. 2/März 2011 Editorial ......................................................................................... 2 Ist es schlimm, blind zu sein? .................................................... 2 Tabu und Vorurteile ....................................................................... 4 Tabus oder Verbote ................................................................... 4 Sexualität und Behinderung – das ultimative Tabu .................... 6 Mein Name ist tabu .................................................................... 9 Und wie geht es deinen Blinden? ............................................ 11 Jugendliche ohne Tabus bauen Vorurteile ab .......................... 12 Im Schatten des Scheinwerferlichts ........................................ 15 Fokus .......................................................................................... 18 Von Mistern und Missen .......................................................... 18 «Es führen viele Wege nach Rom» ......................................... 20 Kinderkrankheiten einer jungen Idee. Ein Kommentar ............ 25 Magazin ....................................................................................... 30 Milestone als Farberkenner und Barcodeleser ........................ 30 Au-delà de la vue: Keine Identifikation möglich ....................... 31 Licht am Ende des Tunnels ..................................................... 34 Verband ....................................................................................... 35 IVG-Revisionspaket 6a/6b ....................................................... 35 Nachrichten aus der Interessenvertretung .............................. 36 Jubiläumsfeier des SBV am 1. August auf dem Rütli .............. 37 Kandidaten gesucht! ................................................................ 39 Die erste von sieben ................................................................ 39 Veranstaltungen ....................................................................... 40 Leserbrief: Kreativgruppe Biel ................................................. 43 Herzliche Gratulation, tanti auguri, joyeux anniversaire .......... 44 Inserate ....................................................................................... 44 Reinecker MANO ..................................................................... 44 Tagarno IBIS HD ...................................................................... 45 Werden Sie unabhängig mit Hilfsmitteln von Accesstech ........ 45 A G Y P T EN ........................................................................... 46 MANRA Hilfsmittelvertrieb ....................................................... 46 Zweiter internationaler Cup ..................................................... 47 5. Prix Canne blanche ............................................................. 47 D:\68635822.doc 1/51 Erholungszentrum des Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverbandes ...................................................... 48 Kurse für Ehrenamtliche des SBV ........................................... 48 Gurtenfestival 2011 .................................................................. 49 ONKYO Braille Contest ........................................................... 49 Impressum .................................................................................. 50 Titelbild «Warum essen blinde Menschen so gerne Sesambrötchen?» Die Frage steht auf einem Zettel, der auf blauem Grund liegt. Essen Blinde wirklich lieber Sesambrötchen als andere? Wer behauptet denn so etwas? Die Frage regt zum Nachdenken an. Sie provoziert Bilder und vielleicht sogar Vorurteile. Deutschschweizer kennen die Frage als Anfang eines Witzes: «Weil da immer so schöne Kurzgeschichten drauf stehen», lautet die Antwort. Witze rühren an Tabus und spielen mit Vorurteilen. Ja es kann ihnen sogar gelingen, Vorurteile zu entlarven. Rückseite Der Verein Blindspot organisiert im Sommer, Herbst und Winter je ein Ferienlager für blinde, sehbehinderte und normal sehende Jugendliche. Dabei verlieren die Jugendlichen gegenseitig die Berührungsängste, bauen Vorurteile ab und Freundschaften auf. Bilder aus den Blindspotlagern: Ein Kind im Seilpark, eine Gruppe beim Kanufahren, ein Jugendlicher beim Ski fahren, ein Mädchen im Zeltlager in einer Badewanne voll Schnee, zwei Jungs beim Auftritt als Rapper, Streetdance. www.blindspot.ch (Fotos: Jonas Staub) Editorial Ist es schlimm, blind zu sein? Naomi Jones D:\68635822.doc 2/51 Man fragt Behinderte nicht direkt nach ihrer Behinderung. Schon als Kind lernen wir dies. Neugierig mustern wir die Frau, die mit einem langen weissen Stock auf den Boden schlägt, während sie geht. Welches Spiel spielt sie wohl? «Starr sie nicht an, sie ist behindert», flüstern die Eltern verschämt. Behinderung muss also etwas sein, dessen man sich schämt. Oder ist Behinderung gar so schlimm, dass man nicht einmal danach fragen darf? Tabus sind ausgesprochene und unausgesprochene gesellschaftliche Verbote, über etwas zu reden. Es sind Dinge, die als negativ empfunden werden. Man fürchtet, den andern zu verletzen, wenn man über das für negativ Gehaltene spricht. Doch je länger wir unsere Fragen für uns behalten, umso grösser werden die Vorurteile, umso weniger erfahren wir, ob der andere seine Behinderung wirklich als schlimm empfindet. Und so werden wir stumm und wenden uns schüchtern ab. Zurück bleibt ein Gegenüber, das denkt, wir wollten nichts mit ihm zu tun haben, denn wir seien Egoisten, die nur mit ihresgleichen zu tun haben wollten und wir würden alle, die von der Norm auch nur ganz wenig abwichen, ausschliessen. Auch dies sind Vorurteile, die aus dem Tabu entstehen. Letztlich aber entstehen sie aus dem menschlichen Wunsch, niemanden zu verletzen. Tabus verschleiern eine Tatsache. Sie hindern uns daran, genau hinzusehen. Sie behindern unsere Erkenntnis. So bleiben wir undifferenziert in der Angst zu diskriminieren, obwohl das lateinische Wort «discriminare» nichts anderes heisst als «unterscheiden», also den Unterschied bzw. die Differenz zu erkennen. In unserem Heft versuchen wir zu unterscheiden. Wir fragen, welche Tabus die Gesellschaft im Umgang mit sehbehinderten Menschen hat und welche Vorurteile diese allenfalls gegenüber der Gesellschaft haben. Was sind Tabus genau, woher kommen sie, und wie können wir Tabus und Vorurteile abbauen? Wir wagen uns an eines der grössten Tabuthemen überhaupt: Sexualität und Behinderung. Und wir rühren an ein Tabu, wenn wir im Fokus-Dossier einen noch jungen Anlass von Frauen mit einer Behinderung kritisch beleuchten. Wir hoffen, wir täten dies zumindest so differenziert, dass ein offener Dialog gefördert und Tabus wie Vorurteile aktiv abgebaut werden. D:\68635822.doc 3/51 Legende: Naomi Jones (Foto: Luzius Dinkel) Tabu und Vorurteile Tabus oder Verbote Jean-Marc Meyrat Tabu: etwas, über das man aus Scham oder Angst nicht sprechen darf Unser Wort «Tabu» findet sich in sämtlichen polynesischen Sprachen als tapu oder kapu. In Europa etablierte es sich nach der Rückkehr des britischen Entdeckers und Kartografen James Cook (1728–1779), der auf einer Forschungsreise unter anderem nach Tahiti gelangt war. Ethnologen verstehen unter «Tabu» ein «heiliges» Verbot, dessen Übertretung eine Bestrafung durch übernatürliche Mächte nach sich zieht. Im weiteren Sinne meinen wir damit in aller Regel ein Thema, das man tunlichst nicht anspricht, wenn man nicht gegen die Anstandsregeln der jeweiligen Gesellschaft verstossen will. Im Abendland verpönt sind etwa Themen wie Sexualität, Drogen, Exkremente, Inzest, Beischlaf während der Menstruation – all diese Dinge sind für uns mit einem Tabu belegt. Ethnologen dient das polynesische Wort als Überbegriff für sämtliche Verbote magischer, religiöser oder ritueller Natur, ganz gleich, in welcher Volksgruppe sie Gültigkeit haben. In ausnahmslos allen Religionen spielen Tabus eine wichtige Rolle. Besser wäre es allerdings, von verpönten Begriffen oder Verboten zu sprechen, zumal das Wort «Tabu» sowohl das Verbot als auch das Verbotene selbst bezeichnet. Ursprünglich waren Tabus ein religiöses Phänomen, sozusagen das negative Pendant zur Heiligkeit, etwas zugleich Ansteckendes und Gefährliches. Ein Tabu umfasst drei D:\68635822.doc 4/51 Komponenten: den Glauben, dass eine bestimmte Person oder Sache unrein oder heilig ist; das Verbot, diese Person oder Sache zu berühren oder zu verwenden, und die Überzeugung, dass ein Verstoss gegen dieses Verbot automatisch eine Bestrafung des Übeltäters nach sich zieht, etwa indem sein Körper anschwillt oder verkümmert, indem er einen Unfall erleidet, seine Ernte einbüsst oder seine Eltern verliert. Schlimmstenfalls wird die Übertretung eines Tabus mit dem Tod bestraft, bestenfalls mit sozialer Ächtung. Im religiösen Kontext kann ein Tabu auch als Warnung aufgefasst werden: Demzufolge löst ein Verstoss nicht zwangsläufig eine Bestrafung aus, sondern die Reaktion einer höheren Macht, die den Menschen ebenso fasziniert wie ängstigt – und zwar so sehr, dass er sich allein aus Furcht vor der göttlichen Macht hütet, ein Tabu zu brechen. Auf Dauer entsteht dabei eine unumstössliche Regel, die in einen Formalismus münden kann. Das erste Tabu der Menschheit war das Verbot der Endogamie, d.h. das Verbot sexueller Beziehungen zwischen engen Verwandten. Es entwickelte sich weiter zum Inzestverbot, dessen Umsetzung in den verschiedenen Kulturen immer komplexere Sozialstrukturen entstehen liess. Das in Stammesverbänden entstandene Inzesttabu ist inzwischen durch die Gesetze der Genetik untermauert und deshalb universell. Es untersagt Heirat und Geschlechtsverkehr zwischen Blutsverwandten. Interessanterweise ist dieses Tabu nicht auf den Menschen beschränkt, sondern findet sich auch im Tierreich, insbesondere bei zwei Menschenaffenarten, nämlich den Schimpansen (Pan troglodytes) und den Bonobos (Pan paniscus). Mit der Aufweichung oder dem Verschwinden der Verbote bezüglich gesellschaftlich tolerierter oder einvernehmlich zwischen Personen stattfindender Sexualpraktiken wird heute auf breiter Ebene gegen sexuelle Tabus verstossen, und zwar mit Handlungen genauso wie im gesellschaftlichen Diskurs. Dadurch verlieren Tabus zunehmend ihre Bedeutung nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für soziale Gruppen und ganze Gesellschaften. D:\68635822.doc 5/51 Tabus gehören für uns heute zum Alltag. Über religiöse Zusammenhänge hinaus erstrecken sie sich längst auch auf soziale Belange, militärische Aktionen oder die Justiz, bis hin zu den Ernährungsgewohnheiten. Krankheiten, allen voran AIDS und Krebs, der Tod, Körpergerüche, Exkremente, mangelnde öffentliche Hygiene; Sexualität und Begierde, vor allem in normwidriger Form, also in traditionellen Gesellschaften insbesondere der Inzest, in modernen die Pädophilie; Geld, Behinderungen, Betteln; Adolf Hitlers Gemälde, das Hakenkreuz, die Menschenexperimente der Nazi-Ärzte, die Kollaboration Frankreichs; Kritik an Religionen – das sind einige traditionelle und moderne Tabus. Die Liste ist bei weitem nicht erschöpfend. Schwere Zeiten für Tabus Es stimmt: Wer heute eine Zeitung aufschlägt, das Radio oder den Fernseher einschaltet, muss auf alles gefasst sein. Dass etwa Pädophilie oder Homosexualität längst keine Tabuthemen mehr sind, ist nun einmal der Lauf der Dinge. Eine Gefahr besteht dabei allerdings: Wenn jederzeit überall und ganz gleich wie über alles gesprochen werden darf, kann dies schlicht und einfach zu einem Konformismus ohne Mass und Verstand führen. Verlassen können wir uns allerdings auf eines: Die Tabus, mit denen Behinderungen belegt sind, haben auch weiterhin Konjunktur. Legende: Der englische Seefahrer James Cook brachte das Wort «Tabu» gewissermassen von seiner Reise nach Tahiti zurück. Porträt einer Tempeltänzerin mit Kopfschmuck. (Foto: flickr.com/p.lenedic) Sexualität und Behinderung – das ultimative Tabu Claudine Damay D:\68635822.doc 6/51 Im Sommer 2009 berichtete die Presse über die Diplomierung der ersten Sexualassistentinnen und -assistenten für Behinderte in der Romandie. In der Deutschschweiz sind solche «Berührer/innen» schon seit einigen Jahren im Einsatz. In unseren Kreisen weckte das Ereignis kaum ein Echo. Sind Sehbehinderte davon nicht auch betroffen, oder ist das Sexleben von Behinderten nach wie vor ein absolutes Tabu? Was heisst Sexualassistenz? Gemeint ist ein Beitrag zum körperlichen Wohlbefinden einer behinderten Person, die den Wunsch danach äussert. Wie weit das geht, wird zwischen Assistent/in und Begünstigter/m vereinbart. Dabei ist es nicht Aufgabe der Sexualassistenz, emotionale Defizite auszugleichen. Geboten wird eine bezahlte Dienstleistung, die rund 150 Franken pro Stunde kostet. Das Honorar ist nicht auf Profit ausgerichtet, sondern soll die Rollen der Beteiligten klarstellen: Es handelt sich um einen Partnerschaftsvertrag, der keinem der beiden Macht über den anderen einräumt. Wer arbeitet als Sexualassistent/in? Die frisch Diplomierten wurden sorgfältig ausgewählt und mussten einen einjährigen, rund 320 Stunden umfassenden Lehrgang absolvieren. Auf dem Lehrplan standen primär die Arten von Behinderungen sowie Recht und Ethik. In der Praxis werden Sexualassistenten durch Supervisoren betreut und müssen sich fortbilden. Sie stammen aus allen sozialen und kulturellen Schichten, müssen mindestens 30 Jahre alt und berufstätig sein. Die Reaktionen der Öffentlichkeit In Internet-Foren findet man sehr unterschiedliche Reaktionen, teils von begeisterten Leuten, die es nur für gerecht halten, Behinderten endlich Gelegenheit zu geben, ihre Sexualität auszuleben, teils von frustrierten Zeitgenossen, die nicht einsehen, warum Behinderte, die ja per se unter ihnen stehen, in D:\68635822.doc 7/51 den Genuss von Annehmlichkeiten kommen sollen, die ihnen verwehrt sind. Ein paar Gutmenschen sind überzeugt, Behinderte stünden in Sachen Sex weit über den Dingen oder seien zumindest in der Lage, solch gemeine Triebe zu besiegen. Von Betroffenen selbst gibt es so gut wie keine Meldungen. Sexualassistenz und Sehbehinderung Auf den ersten Blick könnte man meinen, Sehbehinderte gehe das Thema gar nichts an, weil sie ja in ihrer Kommunikation nicht eingeschränkt sind und ihre Chancen auf die grosse Liebe oder auch den One-Night-Stand, ob mit oder ohne Bezahlung, ebenso gut stehen wie bei Sehenden. Wie einer meiner Freunde sagen würde: «Sich mit einer Prostituierten zu amüsieren, ist ganz einfach. Das Problem ist, dort hinzukommen…» Hüten wir uns jedoch vor vorschnellen Urteilen. Wenn jemand, der von Geburt an blind ist, seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelt, ist es sicher gar nicht so einfach, einen anderen Körper allein mit dem Tastsinn zu erkunden. Wäre es für den oder die Betreffende(n) nicht viel sicherer, diese ersten Schritte mit einer solide ausgebildeten, einfühlsamen Bezugsperson zu unternehmen? Noch schwieriger ist wohl der leider gar nicht seltene Fall, dass jemand erst das Augenlicht und dann auch noch den Lebenspartner verliert, weil dieser mit der neuen Situation nicht fertig wird. Welche Gefühle hat man gegenüber dem eigenen Körper, den man nicht mehr oder nur mit Mühe sieht? Wäre es nicht beruhigend, wenn man sich in einem geschützten Umfeld damit vertraut machen könnte? Und da es ja um die Überwindung von Tabus geht: Wer weiss schon, wie viele Sehbehinderte schlicht und einfach nie Gelegenheit hatten, jemanden kennen zu lernen, und sich nun stillschweigend mit ihrer Einsamkeit abfinden? Viele Fragen, viele Antworten Das alles sollte zu einigen Fragen anregen, die man eigentlich nicht zu stellen wagt. Es geht nicht darum zu behaupten, Sexualassistenz sei eine gute Lösung für die affektiven und sexuellen Schwierigkeiten sehbehinderter Menschen, denn sie D:\68635822.doc 8/51 kann allenfalls einen gelegentlich willkommenen Ersatz bieten. Allein das Wissen, dass es so etwas gibt, gibt manchen vielleicht Kraft. Offen darüber zu sprechen ist jedoch der erste Schritt, um das ultimative Tabu zu durchbrechen und unsere Sexualität auf dieselbe Stufe zu stellen wie die aller anderen – ein komplexes Unterfangen, bei dem jemand, der nicht den Vorzug einer stabilen emotionalen Beziehung geniesst, nur mit Mühe den eigenen Platz findet. Mein Name ist tabu Jean-Marc Meyrat Von Behinderung, Handicap, schlimmer noch von Invalidität zu sprechen, ist tabu. Wäre es nicht an der Zeit, auch die Bezeichnung «Invalidenversicherung» zu überdenken? Genau, es ist tabu. Das bezeugen allein die Samthandschuhe, die sich die Leute überstreifen, bevor sie sich unseren Alltagsproblemen zuwenden. Selbst innerhalb des SBV scheut man Begriffe wie «Blinde», «Sehbehinderte» oder «Behinderung» und ersetzt sie immer öfter durch Euphemismen wie «die Betroffenen». Betroffen wovon? Wir können uns nicht betroffen fühlen, denn mit diesen Gegebenheiten sind wir in den allermeisten Situationen unseres Lebens konfrontiert. Bald werden wir alle nur noch «politisch korrekt» reden und uns den Kopf über Euphemismen zerbrechen, um nur ja nicht Dinge auszusprechen, die verärgern, die ängstigen, die stören. Auch vom Tod werden wir bald nicht mehr reden, obwohl er uns ebenso betrifft wie alle anderen. Wir sprechen dann vielleicht davon, dieser oder jener sei am Ende seines biologischen Prozesses angekommen. Sie haben «blind» gesagt! Aber nein, das heisst heutzutage «nichtsehend» (non voyant). Ich persönlich kann dieses Attribut nicht ausstehen, denn es ist glatt, keimfrei, akzeptabel, während «blind» nach Mittelalter klingt, etwa nach der Schelmennovelle von den «Drei Blinden aus D:\68635822.doc 9/51 Compiègne», in der vermutlich Courtebarbe im 13. Jahrhundert Betrug und Schadenfreude triumphieren liess, sehr zur Entrüstung der modernen Empfindsamkeit! Oh ja, meine Leidenschaft ist die Etymologie Das französische Wort aveugle ist verwandt mit aveûle im Wallonischen, aveule im Rouchi-Dialekt von Valenciennes, éveugle im Burgundischen, aveule, avugle, avule im Picardischen, avocolo im Italienischen, und leitet sich direkt aus dem lateinischen oculus (Auge) ab, das zusammen mit dem Präfix ab – «ohne Auge», also «nicht sehend» bedeutet. Das deutsche blind findet sich in unterschiedlicher Form in allen germanischen, angelsächsischen und skandinavischen Sprachen: im Friesischen, Isländischen, Schwedischen, Dänischen, Niederländischen, Gotischen (blinds), im Althochdeutschen (plint) und im Litauischen (blendzas). Seine Etymologie ist nicht genau bekannt, doch geht man davon aus, dass es denselben Ursprung hat wie blend(en); als transitives Verb hat es die Bedeutung mischen/vermengen, in militärischen Kontexten (den Feind) einnebeln oder einräuchern, um ihn – ja genau – blind zu machen; die intransitive Form heisst so viel wie «trübe, verschwommen sein», etwa wenn man bei Dämmerlicht zu lesen versucht. Für unsere Freunde südlich der Alpen stand selbstredend das Lateinische Pate für cieco, was die Dinge sehr vereinfacht, denn es leitet sich direkt von caecitas (Blindheit) ab. Im Rätoromanischen (Surselvischen) sagt man für blind tschiec (weibliche Form: tschocca, Plural: tschocs), im Sutselvischen, Surmeirischen und Oberengadinischen orv, im Unterengadinischen orb, im Rumantsch Grischun, der künstlichen Schriftsprache der fünf rätoromanischen Dialekte, tschorv, eine Kontraktion aus tschiec und orv. Während die Etymologie von tschiec sich von selbst versteht, sieht die Sache bei orb bzw. orv ganz anders aus, denn sie leiten sich vom spätlateinischen orbis ab, das Rad, Kreis, Spiegel, Loch oder Auge bedeuten konnte. D:\68635822.doc 10/51 Falls es Sie interessiert: Das entsprechende Wort im Rumänischen lautet ebenfalls orb. Die Etymologie erforscht die Wortursprünge. Manchmal zieht man sie heran, um treffende Bezeichnungen für eine Wissenschaft oder Tätigkeit zu konstruieren – und damit nicht selten bewusst Verwirrung zu stiften. Das gilt etwa für «Typhlophilie», das sich von den altgriechischen Wörtern typhlos (blind) und philia (Liebe) ableitet und so viel wie «Zuneigung zu Blinden» heisst. Ein kleiner Tipp von mir: Verwenden Sie dieses Wort nie ausserhalb unserer Gemeinschaft, denn der Rest der Welt hat davon noch nie etwas gehört. Und wie geht es deinen Blinden? Pierre-Yves Graber Immer, wenn wir uns trafen, stellte mein inzwischen verstorbener Freund Daniel diese unschuldig wirkende Frage, begleitet von einem halb mitfühlenden, halb spöttischen Lächeln. So unschuldig, dass ich mich darüber nicht wirklich ärgerte, aber wiederum nicht so naiv, dass ich sie hätte übergehen können. Heute sehe ich darin die Essenz der Vorurteile und Tabus, mit denen man Blinden und Sehbehinderten begegnet. Jemand, der keinerlei Kontakt zu Sehbehinderten hat, lässt sich von Vorurteilen möglicherweise zu extremen Schlüssen verleiten, zumindest, was das Verhalten betrifft. Ein Blinder besitzt nämlich entweder einen sechsten Sinn und übernatürliche Kräfte, sodass ich ihn schätze oder gar bewundere, oder er ist ein armer Teufel, der im Dunkeln hockt und deshalb Anspruch auf mein Mitleid und einen Teil meiner Steuern hat. Lassen wir die Tabus beiseite: Wir sind ja unter uns, nehmen wir kein Blatt vor den Mund! Wenn Grossmutter ihre Nase fast in ihr Kreuzworträtsel drückt oder der Herr Nachbar samt Gattin und Blindenstock spazieren geht, entwickeln wir Vorurteile, die sich auf unser Verhalten auswirken. – Nein, nein, man braucht ihm nicht ins Ohr zu brüllen, D:\68635822.doc 11/51 und man muss auch nicht über seinen Kopf hinweg mit seiner Frau sprechen, Blindheit macht ja nicht taub! Oder debil. Ich muss doch bitten: Mein Kopf ist völlig in Ordnung! Auch Tabus machen sich bemerkbar, wenn auch dezenter: «Haben Sie schon gesehen...» Oh, Verzeihung. Tut mir Leid. Wir glauben, gegenüber Blinden nicht von Sehen sprechen zu dürfen. In gemischten Arbeitsgruppen schwächen sich die Unterschiede zwischen sehenden und sehbehinderten Kollegen ab. Die Vorurteile verschwinden, dafür kommen die Tabus mit Macht zum Tragen. Ich schäme mich der visuellen Kommunikation mit einem sehenden Kollegen. Es fällt mir schwer, dem blinden Paul zu sagen, dass ich ihn für einen Idioten halte. Leichter ist es dagegen bei André, aber ich räume ein, dass uns auch eine gewisse Freundschaft verbindet. Für meinen Freund Daniel war das alles wohl etwas verwirrend: Als Sehender ohne Kenntnis von Sehbehinderungen und deshalb voller Vorurteile, hatte er es mit jemandem zu tun, der zwar ebenfalls sehend ist, sich aber um Blinde und Sehbehinderte kümmert und insofern selbst mit Tabus konfrontiert ist. «Und wie geht es deinen Blinden?» fasst dieses Unbehagen zusammen. Keine Sorge, es geht ihnen gut, vielen Dank. Genauso wie meiner Familie, meinen Freunden, Kollegen, Nachbarn ... Jugendliche ohne Tabus bauen Vorurteile ab Jonas Staub, Blindspot «Hätte ich nicht geglaubt» Eva, ein 13-jähriges Mädchen bewegt sich zusammen mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen zu Hip Hop Musik. Sie ist flink und dreht sich geschickt am Boden, ahmt andere bei ihren Moves nach und ruht sich in einer der vielen Pausen verschwitz und ausser Atem im Tanzlokal auf einem Stuhl kurz aus. Dora, ebenfalls 13, kommt auf sie zu und fragt: «wie viel sehbehindert bist du eigentlich?» Darauf Eva: «Auf dem linken D:\68635822.doc 12/51 Auge sehe ich zwei und dem rechten Auge sieben Prozent.» «Hey krass», bemerkt Dora erstaunt. «Mit so wenig kannst du überhaupt noch tanzen? Hätte ich nicht geglaubt, aber find ich voll geil.» Eine Szene, beobachtet im Sommercamp Cooltour von Blindspot. Betrachtet man sie durch die Brille «Tabu und Vorurteile» fällt auf: Für Dora scheint es kein Tabu zu sein, ihre Kollegin nach deren Behinderung zu fragen. Eva ist sich dies offenbar nicht gewohnt. Vermutlich weil die Frage im jugendlichen Slang daherkommt. Sie hat jedoch unmittelbar gemerkt, dass Dora Interesse zeigt, wissen will, was läuft, und dass es sowieso normal ist, sich mit andern Jugendlichen über Persönliches auszutauschen. Anderseits konnte Eva Doras Vorurteile abbauen: Stark Sehbehinderte können tanzen. Das hätte Dora nicht geglaubt. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen nehmen im Blindspotlager gleichgestellt an altersgerechten Freizeitangeboten teil. Alle kommen wegen dem Tanzen oder wegen andern Workshops ins Camp. Alle wollen etwas lernen, alle machen Fehler und erleben Erfolge. Die Behinderung der einen rückt in den Hintergrund und doch wird sie alsbald thematisiert. So können Tabus durchbrochen werden. Die Konfrontation zwischen behinderten und nichtbehinderten Jugendlichen ist real. Weder Dora noch Eva können der Situation ausweichen. Dadurch wird der Bann gebrochen, das Tabu entfernt und der Weg, ein Vorurteil zu beseitigen, geebnet. Auch behinderte Jugendliche haben Vorurteile Darüber hinaus arbeitet Blindspot bewusst daran, über Jahre hinweg entstandene Vorurteile von behinderten Menschen ohne Tabu zu diskutieren. Gerade Interessenverbände argumentieren oft, dass die Gesellschaft Menschen mit Behinderungen zusätzlich behindert. Das stimmt teilweise. Doch wäre es falsch, Betroffene aus der Eigenverantwortung zu entlassen: Wir erleben nicht selten behinderte Jugendliche oder deren Eltern, die glauben, aufgrund der Behinderung in sämtlichen Lebensbereichen Rabatte zu Gute zu haben. D:\68635822.doc 13/51 Warum? Ist Behinderung automatisch mit Rabatt gleichzustellen, mit Vergünstigungen, mit weniger Wert als üblich? Oder ist es das angenehme Gefühl, wenigstens in einem Bereich gegenüber Nichtbehinderten massiv im Vorteil zu sein? Wer wen wie behindert, ist eine berechtigte Frage und muss immer wieder tabufrei von Menschen mit und ohne Behinderung besprochen werden, wie dies in den Lagern wie auch bei deren Vorbereitung in ungezwungenem Rahmen geschieht. Denn eine Haltung, wie sie sich im genannten Rabattwunsch zeigt, hilft dem Ausmerzen von Vorurteilen nicht. Sie stigmatisiert Menschen mit Behinderungen weiterhin und fördert nicht den angestrebten Zustand der sozialen Gleichberechtigung. Beziehung schafft gegenseitigen Respekt «Möngi, Spasti, Behindos» sind grobe und sehr verletzende Bezeichnungen und oft auf Pausenplätzen zu hören. Doch in den Aktivitäten von Blindspot sind solche Schimpfwörter nicht anzutreffen. Warum, fragen wir uns. Sind die Teilnehmenden in unseren Camps nur anständige, bestens sozialisierte Kinder und Jugendliche? Nein, denn wir wissen, dass viele von den Lagerteilnehmenden «Spasti» schon oft als Schimpfwort benutzt haben. Bisher. Doch in kürzester Zeit bilden sich in den Camps freundschaftliche Beziehungen, weil alle zusammen etwas erreichen wollen. So entsteht eine positive Konfrontation und diese lässt grobe und gegenseitige Beleidigungen nicht (mehr) zu. Schöne Erfahrungen machen wir mit vielen Kindern und Jugendlichen: Nachdem sie an einem Projekt teilgenommen haben, klären sie ihr Umfeld voller Stolz und Überzeugung auf. Sie erzählen, was sie mit Behinderten alles erlebt haben und was die alles konnten. Sie sagen, wie man die verschiedenen Behinderungen nennt und wie eben nicht. Sie wissen, wo Hilfe und Unterstützung angebracht ist, und was trotz Behinderung einfach normal ist. Behinderte Jugendliche haben erfahren, was sie trotz der Behinderung alles können, woran sie vorher nie gedacht hätten. D:\68635822.doc 14/51 Vorurteile werden von jungen Menschen schnell wieder abgebaut, wenn sie positive Konfrontationen erleben. Aktive Sensibilisierung hilft dabei. Ohne Moralfinger und Belehrungen Vorurteile zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen abzubauen gelingt nur, wenn es eine Plattform gibt, wo beide aufeinander zugehen können und wo beide gleichberechtigt Anstrengungen unternehmen, sich gegenseitig zu respektieren. Diese Plattform zu schaffen, erachtet Blindspot als seinen Auftrag. Kasten Das nächste Cooltour-Lager für blinde, sehbehinderte und normal sehende Jugendliche findet vom 30.7.–5.8.2011 statt. Die Anmeldefrist läuft bis am 30.6.2011. www.cooltourschweiz.ch Legende: Im ungezwungenen Rahmen gewinnt die Neugier, und Jugendliche beginnen ganz natürlich, sich gegenseitig nach der Behinderung oder anderen Eigenarten zu fragen. Bild aus dem Cooltour-Lager: Ein Mädchen in einer Gruppe Jugendlicher, die zum Seilpark aufbricht, fragt seine blinde Kollegin etwas. (Foto: Naomi Jones) Im Schatten des Scheinwerferlichts Daniel Pulver Menschen, die ihr Augenlicht verloren haben oder hochgradig sehbehindert sind, werden von Mitmenschen oft mit Vorurteilen belegt. Ihr «Sehen» wird klassifiziert, interpretiert, ohne genau hinzuschauen, in die Tiefe zu blicken. Oder ist es gar umgekehrt? Hören Menschen mit einer Beeinträchtigung des Sehvermögens nicht richtig hin? Sind es gar wir Betroffenen, welche Sehende pauschal vorverurteilen? Als ich ein Teenager war, verbrachte ich meine Samstagabende oft in Restaurants, in einem Dancing oder in der Disco. Mit Freunden redete ich über dies und das und trank ein Glas. Es war D:\68635822.doc 15/51 eine fröhliche, lockere Atmosphäre. Meine Blicke schweiften durch das Lokal und schauten – nichts Konkretes fixierend – in den Raum. Viele Blicke erwiderten (eher zufällig) meine Blicke. Richtig sehen konnte ich es jedoch nicht, ich fühlte mich einfach beobachtet. Meine Augen sind oft zugekniffen und praktisch zu. Mein Blick daher leer. Ich hörte öfter mal die Worte: «Schau mal, der ist ja voll zu, hat sicher gekifft oder zuviel getrunken.» Dem war jedoch keinesfalls so. Ich kann ganz einfach nicht anders. Meine Augen gehorchen mir nicht. Ich sass im Dunkel und schaute in Scheinwerferlichter. Von diesen geblendet und durch das Tagwerk waren meine beiden Augen so müde, dass sie sich zusammenkniffen und ich halt so schauen musste, ob ich es wollte oder nicht. Diese Vorverurteilung von Menschen in meiner Umgebung tat weh. Ich hatte keine Chance, darauf zu reagieren, ich war abgeschrieben, abgestempelt. Also blieb ich oft alleine zurück im Schatten der Lichter. Vom Schatten ins Scheinwerferlicht Diese Erfahrungen prägten mich schon sehr. Warum können mich die Leute nicht so nehmen, wie ich bin? Warum müssen sie meine Situation so interpretieren, ja vorverurteilen? Dies ohne meine Geschichte zu kennen, ohne zu hinterfragen, ob es auch andere Gründe geben könnte, welche meinen Blick erklären würden. Oder warum lassen diese Menschen mich nicht einfach in Ruhe? Fragen über Fragen. Ich suchte eine Antwort und fand sie darin, dass ich mir sagte: «Geh raus aus dem Schatten, setze dich mitten ins Scheinwerferlicht.» So blendete mich kein greller Lichtstrahl mehr und so ging ich von Beginn an bei meinen Arbeitgebern im Profifussballbusiness nicht in den Schatten, sondern begab mich mitten ins Geschehen. Auch da kamen Fragen. Jedoch waren diese direkt an mich gerichtet und klar formuliert: «Warum sind deine Augen immer so zusammengekniffen?» Welch angenehmes Gefühl war das, direkt angesprochen zu werden, die Möglichkeit zu bekommen zu erzählen und einfach mich selber zu sein. D:\68635822.doc 16/51 Aua, der hat diesen Ball extra in meine Richtung geworfen, der soll doch besser schauen ... In meinem Alltag landeten viele Fussbälle mitten in meinem Gesicht. Ich sah diese schlicht und einfach nicht auf mich zukommen. Die Schmerzen waren oft enorm durch den Aufprall des Balles. Dies ärgerte mich sehr. Ich beschuldigte auch sofort den Absender dieses Balles verbal. «Schau doch besser, du hast ja schliesslich gesunde Augen», waren meine vorverurteilenden Bemerkungen. Doch wie sich herausstellte, war es in keinem der Fälle Absicht. Im Gegenteil, Betroffenheit machte sich stets breit, grosses Verständnis für meine Situation. Doch ich – in meiner ersten Reaktion – verurteilte den Schützen. Zuhören anstatt nur erklären Ich fühlte mich von Beginn an wohl in der neuen Umgebung, in Mitten der Profifussballer. Ich gehörte dazu. Klar kam es oft auch zu «harten Begegnungen» ähnlich wie vorhin beschrieben. Diese gehören aber ganz einfach dazu. Es gibt immer Menschen, die einfach mal dreinfahren, bevor sie überhaupt überlegen, was sie anrichten können. Dies ist aber auch umgekehrt – also von uns betroffenen Menschen her kommend – der Fall. Auch ich habe mich schon ertappt, dass ich einfach mit einem Vorurteil Menschen klassifiziert habe. Ohne auch nur eine Sekunde zuzuhören legte ich einen Rahmen für andere Personen fest. Ich nahm mir das Recht heraus, zu pauschalisieren, zu klassifizieren. Warum denn eigentlich? Wenn mir ein Sportler seine Hilfe anbot, so hörte ich ihm nicht zu, ich sagte: «Nein, ich will selber, brauche es nicht». Dieses pauschale Vorverurteilen, die Person abschieben, war genau das Selbe, wie ich es selber erlebt habe als Teenager. Gegenseitiger Respekt Um Vorurteile gar nicht erst aufkommen zu lassen, müssen wir alle Respekt zeigen. Respekt gegenüber jedem einzelnen Menschen, gegenüber aber auch uns selber. Nur so sind wir in der Lage, auch Vorurteile nicht einfach als solche pauschal anzusehen, sondern als Boden, um miteinander im Dialog D:\68635822.doc 17/51 umgehen zu lernen, zuzuhören, nicht pauschal zu denken und zu handeln, sondern jeden Menschen vom Schatten ins Scheinwerferlicht zu setzen. Erst dann findet eine Integration statt. Wenn wir uns aus dem Schatten ins Scheinwerferlicht wagen. Treten wir alle aus dem Schatten der Scheinwerferlichter hervor, setzen wir uns mitten ins Leben und helfen so, einander gegenseitig nicht zu verurteilen, zu klassifizieren, sondern sich gegenseitig integrierend zu respektieren. Legende: «In meinem Alltag landeten viele Fussbälle mitten in meinem Gesicht.» Bild eines Fussballs im nassen Gras. (Foto: flickr.com/campknows) Fokus Von Mistern und Missen Naomi Jones Am 20. November 2010 ist im Kursaal Bern die 29-jährige Jasmin Rechsteiner zur neuen Miss Handcap gewählt worden. Der Event Die Wahl zur Miss Handicap 2010 findet im Kursaal Bern statt und beginnt mit einem VIP-Apéro. Sie endet mit einer After-Party im renommierten «Du Théâtre». Der Dresscode ist für Damen und Herren elegant. In der Jury sitzen: Ellen Ringier, Gattin des Medienunternehmers Michael Ringier, Karina Berger, ehemalige Miss Schweiz und Verwaltungsrätin der Miss-SchweizOrganisation, Renzo Blumenthal, Mister Schweiz 2005, David Cuñado, Fernsehmoderator bei TSR und Heinz Frei, Rollstuhlrennfahrer. Die Wahl der Miss Handicap sei ein Event mit sozialem Hintergrund und gezielter Nachhaltigkeit, erklären die D:\68635822.doc 18/51 Organisatorinnen. Die Wahlnacht biete sich «als Plattform an, wo sich Menschen mit und ohne Behinderung treffen und als gutes Beispiel der Gleichstellung vorangehen.» An die 1000 Gäste bilden das Publikum. Darunter ist die amtierende Miss Bern. Der Moderator Christian Franzoso begrüsst die Gründerin Michelle Zimmermann. Sie erzählt, wie sie selbst als 16-Jährige Miss Schweiz hätte werden wollen, was aber aufgrund ihrer Behinderung nicht ging. Zimmermann hat eine äusserst seltene Hautkrankheit. So hat sie kurzerhand eine eigene Miss-Wahl organisiert. Das Ganze wird auf zwei Monitoren übertragen und von einer Gebärdendolmetscherin übersetzt. Das Wahlverfahren Und dann kommen die zwölf Kandidatinnen. In modischer Streetwear gehen und rollen sie über die Bühne, präsentieren sich in Gruppen. Die beiden sehbehinderten Frauen lassen sich von Frauen mit einer andern Behinderung führen. Während sich die Missanwärterinnen für die zweite Runde umziehen, wird jede in einem kurzen Filmporträt vorgestellt. Man sieht sie zu Hause, im Freundeskreis und erfährt mit welcher Behinderung sie leben. In der zweiten Runde treten nochmals alle Kandidatinnen, diesmal im Abendkleid, auf. Nun werden sie vom Moderator interviewt. Die sehbehinderte Leila Bahsoun aus Lausanne erzählt in Schweizerdeutsch mit französischem Akzent, dass der Name ihres hellen Labradors «Zwetschge» bedeute. Anja Reichenbach, ebenfalls sehbehindert, spricht über ihre Arbeit im Integrationsprojekt für sehbehinderte Jugendliche Blindspot. Der Moderator interessiert sich aber mehr für ihren Führhund und die Reise nach Australien. Reichenbach kontert mit Witz. Nun müssen die ersten Kandidatinnen den Final verlassen. Sechs der zwölf jungen Frauen gehen in die nächste Runde. Anja Reichenbach scheidet aus. Auch die langbeinige, blonde Fussballerin, die via Gebärdendolmetscherin schlagfertig auf die Fragen des Moderators geantwortet hat, muss sich verabschieden. Die Kür D:\68635822.doc 19/51 Es folgen zwei Fragerunden an die verbleibenden Kandidatinnen. Nach der ersten scheidet wieder ein Teil aus. Derweil warten ein paar junge Leute im Rollstuhl seit einer halben Stunde in der Kälte auf das Behindertentaxi. Einen späteren Termin als zehn Uhr konnten sie nicht kriegen. Denn das Taxi ist an einem Abend wie diesem voll ausgebucht. Im Saal ist die Jury zum Ergebnis gekommen: Die elegante Paraplegikerin aus der Romandie, Soraya Elouaret, und die sympathische Sandra Brühwiler, die aufgrund einer Friedreichschen Ataxie im Rollstuhl ist, dürfen sich den dritten Rang teilen. Die amtierende Miss Handicap Corrinne Parrat setzt Jasmin Rechsteiner mit dem entstellten Körper die Krone auf. Und während sich alle um die Frischgekrönte kümmern, erkennt Leila Bahsoun, dass sie offenbar die Vize-Miss ist. Legenden: Königin Jasmin strahlt. Prinzessin Leila lächelt. (Fotos: Naomi Jones) «Es führen viele Wege nach Rom» Naomi Jones Ein kritisches Gespräch mit Michelle Zimmermann und Mirjam Gasser vom Miss Handicap OK-Team. «der Weg»: Findet 2011 wieder eine Miss-Handicap-Wahl statt? Mirjam Gasser: Ja, die Anmeldungen laufen. Bis am 15. April können sich Frauen mit einer Behinderung für die Wahl bewerben. In den letzten beiden Jahren hatten wir zwischen 40 und 50 Bewerbungen. Ca. 20 Kandidatinnen laden wir zum Casting ein. 12 kommen in den Final. Die Auswahl beim Casting macht eine Jury, die gleich funktioniert wie die Jury an der Wahlnacht. An der Wahlnacht sind hingegen neue Leute in der Jury. «der Weg»: Wie definieren Sie Schönheit? D:\68635822.doc 20/51 Michelle Zimmermann: Schönheit ist innere Zufriedenheit, die nach aussen sichtbar wird. Sie äussert sich im gepflegten Auftreten, in der Ausstrahlung, in einem Charisma, das packt. Die Vorbereitung auf die Wahlnacht beginnt mit einer Stilberatung und einem Fotoshooting. Dies ist für viele Frauen ein weiterer Schritt zu sich und ihrer Behinderung. Nun müssen sie öffentlich ihre Behinderung bejahen. Ein dreitägiges Wochenende mit Wellnessparcours, Mediencoaching, Choreographie und einer Schulung zum Thema Gleichstellung bereitet die Frauen auf den Auftritt vor. Das ist viel Stoff in kurzer Zeit. Das Resultat befriedigt unsere professionellen Ansprüche leider nicht immer. Dann müssen wir uns ins Bewusstsein rufen, dass die Miss Handicap Wahl noch sehr jung ist, dass fast alle ehrenamtlich arbeiten und dass wir uns trotz hoher Ausgaben für Infrastruktur etc. nicht verschuldet haben. Dies ohne eine Defizitgarantie von aussen. «der Weg»: Was sind die Wahlkriterien für eine Miss Handicap und wie beurteilt die Jury die Kandidatinnen? Michelle Zimmermann: In der Jury sollen jeweils Personen mit und ohne Behinderung sein. Je ein Jurymitglied soll Profi in einem Bereich, der beurteilt wird, sein. Ein Medienprofi beurteilt die Medienwirksamkeit der Kandidatinnen. Styling und MarketingQualitäten der Frauen sind Kriterien. Ebenso der Umgang mit der Behinderung und die Botschafterqualitäten. Wir definieren für jeden dieser Bereiche eine Liste von Eigenschaften, die eine Miss Handicap erfüllen sollte. Vor dem Casting bzw. vor der Wahl führen wir mit der Jury intensive Gespräche über unsere Philosophie und die Wahlkriterien. Jedes Jurymitglied beurteilt für sein Spezialgebiet, wie weit die Kandidatin die benötigten Eigenschaften besitzt und verteilt Punkte auf einer Skala von eins bis zehn. Schliesslich entscheidet die Punktzahl, ob eine Frau in den Final bzw. zur Krone gelangt. Wir wollen eine Botschafterin. Das heisst, sie braucht Wissen über verschiedene Behinderungen. Sie soll eine konkrete Vorstellung davon haben, was es zur Gleichstellung braucht. Sie muss eine offene Person sein, die eine Meinung klar vertreten kann. Ebenso muss sie bereit sein, offen und ohne Verbitterung über ihre Behinderung zu reden. D:\68635822.doc 21/51 «der Weg»: Warum also sind ausgerechnet die wenigen Frauen, die eine Ahnung von Integrationsprojekten hatten, schon in der ersten Runde ausgeschieden? Michelle Zimmermann: In der ersten Finalrunde machen die Punkte vom Publicvoting zwei Drittel der Punktezahl aus. Beim Public voting gelten Kriterien, die wir nicht beeinflussen können: etwa Sympathie, Freundschaft, Aussehen... Wir haben lange über das Public voting diskutiert. Einerseits haben wir keinen Einfluss auf die Wahlkriterien. Andererseits wollen wir, dass das Publikum aktiv an der Wahl teilnimmt. Die Wahlnacht soll eine Plattform der Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung sein. Ausserdem finanziert das Public voting einen kleinen Teil der Ausgaben. Der Kompromiss ist folgender: In der ersten Finalrunde entscheidet das Publikum, in den beiden folgenden Runden die Jury. «der Weg»: Diese Begegnungsplattform, die Wahlnacht, war aber nicht völlig zugänglich. Die Abendkasse ein Stehpult. Getränke gab‘ s nur an der Bar ... Michelle Zimmermann: Und es gibt weitere Mängel. Die ganze Show wurde in Gebärdensprache simultan übersetzt. Aber für stark schwerhörige Menschen, die die Gebärdensprache oft nicht beherrschen, hatten wir nichts. Die dafür benötigten Hörschleifen sind unheimlich teuer. Gleichzeitig wollten wir bewusst nicht alles wegräumen. Unsere Realität ist nicht barrierefrei. Und kleine Barrieren schaffen Kontakt. Denn Integration heisst nicht, dass man keine Hilfe braucht und es keine Barrieren mehr gibt, sondern dass es selbstverständlich ist, sich gegenseitig zu helfen. Wir haben sehr viel in die Zugänglichkeit des Berner Kursaals investiert: Wir mussten lange darum kämpfen, dass es überall, wo nötig, Rampen gab. Als Garderobe mussten wir ein beheizbares Zelt mit rollstuhlgängiger Toilette aufstellen. Nicht zuletzt setzen unsere finanziellen Möglichkeiten Grenzen. «der Weg»: Weshalb erfuhr ich an der Wahlnacht so wenig über das Leben mit einer Behinderung? D:\68635822.doc 22/51 Mirjam Gasser: Wir wollen in erster Linie die Stärke der Frauen zeigen. Zwischen Aufklärung und Mitleid ist es ein schmaler Grat. Auch ist für uns Menschen mit einer Behinderung vieles selbstverständlich, was für nichtbehinderte Menschen im Publikum offenbar nicht klar ist. Dass z.B. der Weg zur eigenen Wohnung für jemanden im Rollstuhl beschwerlich sein kann. Aber wir nehmen den Einwand gerne als Anregung. Wir wollen uns laufend weiter entwickeln. «der Weg»: Und weshalb waren Sie selbst nur so kurz auf der Bühne? Mit Ihrem eigenen Auftritt hätten Sie vorzüglich zeigen können, was behinderte Frauen alles zu leisten vermögen. Mirjam Gasser: Das haben wir im ersten Jahr gemacht. Aber es brachte uns den Vorwurf ein, wir seien nicht professionell genug. Tatsächlich ist keine von den Miss-Handicap-Organisatorinnen ein Moderationsprofi. Deshalb wollten wir in diesem Jahr jemanden, der sicher und geübt durch den Abend führt. Michelle Zimmermann: Im Zentrum der Show stehen die behinderten Frauen. Daneben wollten wir auch nichtbehinderte Menschen auf der Bühne haben. Wir wollen aus dem Biotop ausbrechen, in dem nur Behinderte für Behinderte etwas machen. Wir verstehen Integration dahingehend, dass Behinderte und Nichtbehinderte selbstverständlich zusammen arbeiten. Mit Christian Franzoso von Glanz und Gloria haben wir einen sehr engagierten, professionellen Moderator gefunden, der den Abend ehrenamtlich moderierte. Er kam im Vorfeld vorbei und lernte alle Frauen kennen. Nun wird die amtierende Miss Handicap in der Sendung «Glanz und Gloria» zu sehen sein. Er engagiert sich also auch im Nachhinein für unsere Sache. Nebenbei sei erwähnt, dass ein professioneller Moderator rasch an die 10 000 Franken kosten kann. «der Weg»: Was tut die Miss Handicap in ihrem Wahljahr und welche Wirkung kann sie haben? Michelle Zimmermann: Die Miss Handicap unterstützt Projekte durch ihre Präsenz. Rund um die Wahl betreiben wir intensive Medienarbeit, um die neue Miss bekannt zu machen. Sie soll eine D:\68635822.doc 23/51 prominente Figur werden. Wenn sie dies ist, kann sie die mediale Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wird, auf ein anderes Projekt lenken. So engagiert sich die Miss im Nonprofitbereich. Andererseits betreibt sie Aufklärung. Corinne Parrat hielt Vorträge bei der jungen Wirtschaftskammer. Medienarbeit zu Anliegen von behinderten Menschen oder zu Krankheiten gehört ebenfalls dazu. Wir versuchen, die Miss Handicap auch im Profitbereich unterzubringen. Hier geht es darum, dass eine behinderte Frau wie eine nichtbehinderte Werbung für etwas machen kann. Über die Werbung wird die Wahrnehmung der Gesellschaft bezüglich Menschen mit einer Behinderung beeinflusst. Die Basellandschaftliche Kantonalbank buchte Corinne Parrat für eine Plakatkampagne. Und schliesslich soll die Miss Handicap an öffentlichen Events auftreten. Gerade in der Promiszene, die manchmal sehr oberflächlich funktioniert, braucht es einen Titel, um hinein zu kommen. Wir wollen, dass irgendwann auch behinderte Menschen ganz selbstverständlich zur Prominenz gehören. Ausserdem haben Promis Vorbildcharakter. So sensibilisieren nichtbehinderte Promis im Kontakt mit Behinderten die breite Bevölkerung. Man muss die Gesellschaft auf verschiedenen Kanälen ansprechen und dahin gehen, wo die Leute sind, um sie abzuholen. Insofern ist die Miss Handicap eines von zahlreichen Projekten mit dem Ziel der Gleichstellung behinderter Menschen. Durch den Titel hat die Miss Handicap ein Sprachrohr mit dem sie breite Massen erreicht. Aber es führen viele Wege nach Rom. «der Weg»: Wie hat das Ganze begonnen? Michelle Zimmermann: Ich bin ein Schmetterlingskind. Das heisst, meine Haut ist unheimlich verletzlich. Und zwar überall wo man Haut hat, also auch in den Augen, im Mund, im Magen ... Ich bin in einem wunderbaren Umfeld aufgewachsen, das mich sehr gefördert hat. Mit 16 wurde mir aber einmal mehr bewusst, dass mir die Behinderung Grenzen setzt. Meine Freundin, eine schöne Italienerin mit langen Haaren sagte: «Komm, wir melden uns an die Miss Schweiz-Wahl an». Ich wusste, dass ich mit D:\68635822.doc 24/51 meiner Haut da keine Chancen hätte und ich fragte mich, warum es nichts gebe, bei dem ein anderer Schönheitsbegriff zählt. Als ein Dokumentarfilm über mich gedreht wurde, erhielt ich viele sehr positive Feedbacks. Da merkte ich, ich muss mich der Gesellschaft öffnen, und ich darf mich auch mal verletzlich zeigen. Nur so kann ich über meine Behinderung und mein Leben damit informieren. 2008 musste ich wegen meiner Behinderung die Stelle aufgeben. Nun kam die Idee der Miss Handicap wieder. Wenn ich schon IV beziehen musste, dann wollte ich ehrenamtlich etwas tun, was Menschen mit einer Behinderung nützt. Die Idee der Miss Handicap, die nie ganz weg war, kam wieder. Ich recherchierte im Internet. Ich stiess auf Leute, die mich unterstützten. Ich machte Flyer und suchte Frauen. Im Kursaal Bern unterzeichnete ich einen Mietvertrag über 12 000 Franken, ohne zu wissen, ob ich das Geld je bezahlen könnte: Ich konnte. Kasten Anmeldung als Miss Handicap Kandidatin 2011 bis am 15. April: www.misshandicap.ch Legenden: Die Organisatorinnen der Miss-Handicap-Wahl: v.l. Janine Ayer, Mirjam Gasser, Stefanie Weber, Michelle Zimmermann. Bild der vier Organisatorinnen im Abendkleid. (Foto: Fabienne Bühler) Michelle Zimmermann, Gründerin der Miss-Handicap-Wahl. (Foto: z.V.g.) Kinderkrankheiten einer jungen Idee. Ein Kommentar Naomi Jones Die Botschaft Mit der Wahl von Jasmin Rechsteiner hat die Jury ein Statement gesetzt. Rechsteiner leidet seit ihrer Geburt an einer Mehrfachverkrümmung der Wirbelsäule. Sie ist ein Meter einunddreissig gross und hat einen Buckel. Dadurch ist ihr Lungenvolumen zu zwei Dritteln eingeschränkt und sie kann sich D:\68635822.doc 25/51 nur langsam bewegen. Für längere Strecken benötigt sie einen Elektrorollstuhl. Von den zwölf Kandidatinnen entspricht Rechsteiner dem gängigen Schönheitsideal von Fotomodels eindeutig am wenigsten. Aber sie strahlt. Den ganzen Abend. Aus der Tiefe ihres Wesens. Jasmin Rechsteiner ist wach. Sie ist klug und sie ist stark. Im Verlauf des Abends entwickelt sie sich zur Schönsten. Ihr Wesen überstrahlt die Missbildung. Man nimmt die Behinderung nicht mehr wahr. Diese Metamorphose zu erleben, war es wert, den Abend im Kursaal zu verbringen. Und dieses Erlebnis lässt hoffen, dass es Jasmin Rechsteiner gelingen wird, als Miss Handicap eine wahre Botschafterin von behinderten Menschen zu sein. Ja, Jasmin Rechsteiner traut man zu, die Idee der Miss Handicap in Tat umzusetzen. Sie ist eine Frau mit «Ausstrahlung, Auftreten und Selbstbewusstsein», wie es die Organisation wünscht. Sie kann die Augen für eine andere Schönheit öffnen. Zweifel Trotz dieser hoffnungsvollen Wahl hinterlässt die Wahlnacht gemischte Gefühle. Der Event war an Seichtheit kaum zu übertreffen. Von Integration wurde zwar viel gesprochen. Kein einziges Mal wurde aber gesagt, was Integration tatsächlich bedeuten würde. Permanent wurden mehr Arbeitsplätze für Behinderte gefordert. Tatsächlich sassen im Publikum vermutlich der eine oder andere potenzielle Arbeitgeber. Die Chance aber, zu zeigen, wie die behinderten Frauen arbeiten und welche Hilfsmittel sie haben, ist verschenkt geblieben. Die Miss-Handicap-Wahl solle zeigen, dass Frauen mit einer körperlichen Behinderung attraktiv seien und mit ihrem Charisma erfolgreiche Persönlichkeiten in der Gesellschaft sein könnten. Die Bühne wird betreten oder befahren von einer Gruppe Frauen, die zwar allesamt sehr sympathisch sind, von denen aber die meisten fern von einem Miss-Auftreten mit medienwirksamem Werbecharakter sind, wie es die Beurteilungskriterien vorsehen. Man glaubt den Kandidatinnen zwar, dass sie ein echtes Anliegen haben. Und ihren Traum, zur Schönsten gekürt zu werden, verübelt man ihnen nicht. Er gehört zu einem Mädchenleben. Ein D:\68635822.doc 26/51 intensiveres Medien- und Bühnentraining der jungen Frauen im Vorfeld der Wahlnacht wäre aber für alle Beteiligten ein Gewinn: Nicht zuletzt für die Grundidee des Anlasses. Drei Tage dauerte die Vorbereitung für die Kandidatinnen. Medien-Coaching, Choreographie, Gleichstellungsschulung, Wellnessparcours und gleichzeitig Interviews mit Medienvertretern: viel Stoff für Neulinge auf dem Gebiet. Und auch hier wurde ein Grossteil der Arbeit ehrenamtlich geleistet. Wären allerdings die Show an der Wahlnacht und das Drumherum etwas weniger überladen, so könnten vermutlich mehr Mittel in Professionalität und Qualität auf jeder Ebene fliessen. Auch in die Vorbereitung. Die konkreten Beurteilungskriterien für die Miss-Wahl blieben dem Publikum verborgen. Böse Zungen behaupteten jedoch, sie seien mit ihren Tipps nach den Regeln der politischen Korrektheit an der Wahlnacht sehr treffsicher gewesen. So vermag die Kürung von zwei Deutsch- und zwei Westschweizerinnen, einer Frau mit Entstellungen, einer mit Sinnesbehinderung, einer mit Paraplegie und einer mit fortschreitender Muskelkrankheit nicht zu erstaunen. Ein Jedes kommt zum Zug. Wie sich Medienwirksamkeit oder Botschafterqualitäten definieren, behält die Miss Handicap Organisation für sich. Das ist schade, denn gerade hier könnte die Organisation die Diskussion um den Schönheitsbegriff entfachen und dadurch verändern. Man denke nur daran, wie selbstverständlich Frauen heute einen Beruf ihrer Wahl ergreifen und ausüben. Dass die Frauen im Bundesrat die Mehrzahl stellen, ist noch knapp eine Randnotiz wert. Und wer hätte vor hundert Jahren an einen schwarzen Präsidenten Amerikas zu denken gewagt. Ohne Diskussionen aber, hätte sich das Bewusstsein der Menschen kaum verändert. Und schliesslich, ist es trotz den Vorwürfen vom Vorjahr schade, dass die selbst behinderten Organisatorinnen Michelle Zimmermann, Janine Ayer oder Mirjam Gasser nur ganz kurz aufgetreten sind. Jede von ihnen hätte den Abend zumindest mitmoderieren können. Die Bühnenpräsenz und Medienerfahrung haben sie unterdessen. Sie wären selbst beste Botschafterinnen ihres Anliegens gewesen. D:\68635822.doc 27/51 Taten Die Wahlnacht war eine Enttäuschung. Was man erlebte und sah, war das Gegenteil dessen, was die Miss-Handicap-Organisation beabsichtigte. Das redliche Anliegen der Organisatorinnen wirkte wie ein Vorwand, im Rampenlicht zu stehen, während sich Halb-, Viertels- und Möchtegernprominenz wie etwa ein Ex-MisterSchweiz-Kandidat als tolerante Wohltäter inszenierte. Man fragte sich an jenem Abend, ob Michelle Zimmermanns Aussage, sie habe sich den Traum verwirklicht, auf der Bühne des Kursaals zu stehen, vielleicht das ehrlichste Statement war. Wenn dies denn so wäre, so wäre daran grundsätzlich nichts auszusetzen. Casting-Shows und Fernsehformate wie Big Brother sind in den letzten Jahren ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Sie zeigen ein offenbar tief verwurzeltes Bedürfnis der Menschen, Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu kriegen. Weshalb sollte dies bei den Miss HandicapKandidatinnen anders sein? Wenn dem aber so wäre, dann hätte sich Zimmermann mehr in den Vordergrund gedrängt, was unter anderem Gesichtspunkt, wie erwähnt, wünschenswert gewesen wäre. Nein, man kann ihr den Vorwurf nicht machen. Im Gegenteil: Man muss ihre Leistung anerkennen, den Event zum zweiten Mal organisiert zu haben und ein beachtliches Medienecho gewonnen zu haben. Und man glaubt Zimmermann, dass es ihr bei dem Anlass wirklich darum geht, behinderte Frauen als schöne Frauen auftreten zu lassen. Zu gross ist das Engagement der jungen Frauen, wie der Organisatorinnen, als dass es ihnen um Selbstinszenierung gehen könnte. Zu gross der Aufwand, den sie grösstenteils ehrenamtlich betreiben. So muss man annehmen, all die kritisierten Punkte seien Kinderkrankheiten einer neuen Einrichtung. Hoffnung Was übrig bleibt, ist die Wahl Jasmin Rechsteiners und die Begegnung mit Michelle Zimmermann, und dies lässt hoffen. Denn Rechsteiner stellt das dar, was die Organisation im D:\68635822.doc 28/51 Programmheft von einer Miss Handicap erwartet. Sie präsentiert sich mutig und selbstbewusst mit ihren Entstellungen. Sie zeigt, wie schön sie ist. Mit ihrer Wahl wird der gängige Schönheitsbegriff in Frage gestellt. Jasmin Rechsteiner ist eine Persönlichkeit, deren Schönheit in ihrer Ausstrahlung und ihrem Charisma liegt. Dadurch hat Rechsteiner die Möglichkeit, etwas von dem zu bewirken, was sich die Organisation erhofft: ein gesellschaftliches Umdenken, eine verändertes Wahrnehmen von Behinderung in der Gesellschaft. Es ist ein Schritt auf einem langen Weg zu einem hohen Ziel, den Michelle Zimmermann mutig und engagiert in Angriff genommen hat. Nun ist die Miss-Handicap-Organisation wieder gefragt. Denn wenn es ihr mit der Integration von behinderten Menschen ernst ist, so kommt sie nicht umhin, auch den Event dahingehend zu professionalisieren, dass die Botschaft mit Inhalten und Taten gefüllt ist. Vielleicht allerdings, braucht sie hierzu die Hilfe der Behindertenorganisationen und -verbände. Nicht zuletzt die finanzielle Hilfe. Kasten «Ich mag meine Zeit nicht mit Dingen, wie Miss-Wahlen, die ich ganz allgemein doof finde, verschwenden. Also interessiert mich auch eine Miss-Handicap-Wahl nicht. Aber ich mag auch niemandem den Spass verderben, der so etwas toll findet.» Peter Wehrli, Geschäftsführer Zentrum für Selbstbestimmtes Leben «Die Miss-Handicap-Wahl ist ein unabhängiges und eigenständiges Projekt von Betroffen, das sie mit viel Power durchziehen. Das ist beeindruckend. Der Anlass mag Fragen aufwerfen. Aber welche andere Veranstaltung im Behindertenwesen erzeugt nur annähernd so viel Medienimpact wie die Miss Handicap-Wahl? Die Organisatorinnen haben ein grosses Potenzial, die Veranstaltung weiterzuentwickeln. Deshalb unterstützen wir sie.» Bruno Schmucki, Mediensprecher von Procap D:\68635822.doc 29/51 Legenden: Nach der Show: Die Vize-Miss Handicap Leila Bahsoun gibt ihr erstes Interview ... ... und Organisatorin Janine Ayer kümmert sich um die Führhündin Prune. Szenen nach der Miss-Handicap-Wahl. (Fotos: Naomi Jones) Magazin Milestone als Farberkenner und Barcodeleser Jürg Cathomas Farberkennung FAME FAME ist ein Farberkennungsmodul, das auf Milestone 212 oder 312 aufgesteckt werden kann. Als Früherblindeter habe ich zwar Mühe, mir etwas unter Khaki vorzustellen: Aber es wurde darauf geachtet, möglichst einfache Farbangaben zu machen. Es gibt viel billigere Farberkennungslösungen, z. B. für das iPhone, die aber nicht brauchbar sind, weil jede Messung wieder ein anderes Resultat liefert. Das ist bei FAME kaum der Fall. FAME hilft mir, gleichfarbige Socken zu finden: Auf Tastendruck sagt mir das Gerät, ob die aktuelle Farbe sich von der zuvor gemessenen unterscheidet. Eine andere Taste auf dem Milestone verrät mir, ob das Objekt einfarbig oder mehrfarbig ist, wenn ich darüber hinweg fahre. Schön ist auch, dass FAME keine Batterien braucht, es bezieht den benötigten Strom von Milestone. Beim SZB kostet FAME 360 Franken. Barcodeleser Woodscan Schon länger gibt es ein Aufsteckmodul für den Milestone 312, das Barcodes erkennen und anhand einer gespeicherten Datenbank die zugehörige Information vorlesen kann. Für Blinde ist es aber fast unmöglich, den Barcode auf einem Produkt zu finden. Deshalb gibt es nun alternativ eine Drehspiegelkamera namens Woodscan, die per USB-Kabel an den Milestone 312 D:\68635822.doc 30/51 angeschlossen werden kann. Damit findet Woodscan den Barcode innert weniger Sekunden, wenn man das Produkt vor der Kamera bewegt. Woodscan basiert auf Daten, die von Coop und Migros geliefert werden, einige Produkte werden aber auch mit den gleichen Codes in anderen Läden angeboten. Und wenn ein Produkt (z. B. ein Medikament) nicht in der Datenbank enthalten ist, kann man selber eine Sprachnotiz dazu erstellen, so dass es dann beim nächsten Mal erkannt werden sollte. Sprachnotizen können aber auch als zusätzliche Information zu einem bekannten Produkt aufgesprochen werden. Eigentlich wäre es interessant, Woodscan beim Einkaufen einzusetzen. Um die Sprachausgabe in lärmiger Umgebung zu verstehen, bräuchte es aber einen Kopfhörer und dann hätte man zusammen mit der Kamera schon 2 Kabel. Ausserdem muss man gut aufpassen, dass man die Kamera nicht fallen lässt, denn das würde sie wohl kaum überleben. Ein Woodscan mit Kamera kostet beim SZB 550 Franken. Legende: Milestone mit FAME-Aufsatz. (Foto: SZB) Au-delà de la vue: Keine Identifikation möglich Claudine Damay Leuten eine Kamera in die Hand zu geben, damit sie sich selbst filmen, ist eine altbekannte Praxis. Doch wählt man dazu normalerweise nicht gerade Sehbehinderte aus. Zu dieser neuen Variante lud die Ethnologin und Filmemacherin Vanessa Langer ein und konnte sieben junge Welschschweizer für ihr Vorhaben gewinnen. Ein trauriges Bild Um es gleich vorweg zu sagen: Ich halte das Ergebnis nicht unbedingt für einen überragenden Beitrag zur Schweizerischen Filmkunst. Es handelt sich um eine Art Reality-TV mit einer völlig fantasielosen Abfolge teils statischer, teils verwackelter Bilder. D:\68635822.doc 31/51 Positiv ist daran, dass die Jugendlichen sich offensichtlich sehr für Regie und Schnitt interessierten und dabei Erfahrungen machen konnten, die ihnen sonst kaum offen gestanden hätten. Erfahrungsbericht oder Sensibilisierung? Im Prinzip war der Ansatz durchaus interessant. Die Idee, den Zuschauer in eine Klang- und Bildwelt einzuladen, die sich von der seinen radikal unterscheidet, hätte neue Wege eröffnen können, aber dazu kam es nicht. Das ist selbstverständlich nur meine persönliche Meinung. Jeder zeigt von sich selbst ja nur das, was er möchte, und stellt sein Leben so dar, wie er es selbst wahrnimmt. Der Haken an der Sache ist, dass man uns diese DVD – jedenfalls den Angaben auf der Hülle zufolge – anbietet als «Material zur Sensibilisierung, das allfällige Stereotypen in unserer Gesellschaft abbauen soll». Anders als ein Erfahrungsbericht muss ein Sensibilisierungsinstrument jedoch Situationen und Aussagen wiedergeben, die für die Mehrheit der Blinden und Sehbehinderten gelten. Mit Freude und Stolz hören wir, dass einem dieser jungen Leute die berufliche Integration perfekt gelungen ist. Wenn er uns jedoch erklärt, vergrössernde Sehhilfen solle man lieber nicht verwenden, weil sie zu sehr ermüden, dann sind solche Aussagen keineswegs dazu angetan, Arbeitgeber für Mitarbeiter zu gewinnen, die auf Hilfsmittel wie diese nicht verzichten können. Wenn es im Film in einem Gespräch heisst, den sperrigen Blindenstock lasse man am liebsten zu Hause, oder man könne zwar die anderen Leute nicht sehen, benutze aber dennoch keinen weissen Stock, dann ist dies sicher nicht repräsentativ für alle Sehbehinderten, denn sonst wäre der Tag des Weissen Stocks ja Schnee von gestern. Manches, was gesagt wird, ist natürlich sinnvoll, etwa der berühmte Ausspruch «Ich sehe nicht schwarz, sondern gar nichts.» Aber es verliert sich im schwer zu durchdringenden Nebel. Der Zuschauer kann nicht unterscheiden, ob es sich um eine individuelle oder allgemeinverbindliche Aussage handelt – D:\68635822.doc 32/51 und das, obwohl das Publikum ja, wie wir wissen, zu Verallgemeinerungen neigt. Ein verblüffender Diskurs Seit fast 40 Jahren arbeite ich ehrenamtlich für den SBV. Ich gehöre zu der Generation, die sich mit Zähnen und Klauen das Recht erkämpft hat, anders zu sein. Meine Sehbehinderung ist Teil meiner Persönlichkeit. Ich bin eben nicht «wie die anderen»: Ich bin ich, und ich kann mich nur dann wohlfühlen, wenn die spezifischen Anforderungen meiner konkreten Seheinschränkung berücksichtigt werden. Der rote Faden, der sich durch die sieben Filmbeiträge zieht, vermittelt dagegen klar die Botschaft, die Betroffenen seien «genau wie alle anderen» indem die Auswirkungen der Behinderung heruntergespielt oder banale Dinge wie Laufen oder sich Ankleiden als besondere Leistungen bejubelt werden. Die Kehrseite der Medaille? Betroffen macht mich vor allem das fanatische Streben danach, in der Masse aufzugehen. Wann und wie ging der Wunsch verloren, als Behinderter anerkannt zu werden? Und warum löste das «ICH» das Bestreben ab, gemeinsame Sache mit denen zu machen, die mehr oder weniger dieselben Probleme haben? Diese Jugendlichen wurden erheblich schneller ins Schulsystem integriert und standen dadurch ganz allein der sogenannten Norm gegenüber. Die Generation davor lebte zum grossen Teil noch in Institutionen, mit allem emotionalen Leid, das damit verbunden ist. Aber sie schöpfte auch Kraft aus dem Wissen, dass keiner mit seinen Problemen allein dastand. Vielleicht ist dies die Kehrseite der frühen Integration. Stoff zum Nachdenken Natürlich macht sich die Öffentlichkeit nicht all diese Gedanken und findet die Filme ohne Frage ganz fabelhaft. Unsere Aufgabe D:\68635822.doc 33/51 ist es jedoch, aufzudecken, was sich hinter dem äusseren Schein verbirgt. Wir müssen begreifen, wie sich Menschen mit Sehbehinderung entwickeln, damit die Selbsthilfe eine Überlebenschance in einer Gesellschaft hat, die alles immer mehr normiert. Die Überlegungen waren insofern sicher nicht müssig. Das Gesagte spiegelt lediglich meine eigenen Erfahrungen – jetzt ist es an Ihnen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Licht am Ende des Tunnels Christina Fasser Forschung auf dem Gebiet der Netzhautdegenerationen findet weltweit statt. Nachfolgend eine Momentaufnahme. Erfreulich für Menschen mit trockener AMD (Altersbedingter Makuladegeneration), RP (Retinitis pigmentosa), Usher Syndrome oder ähnlichen Netzhautdegenerationen ist, dass es bereits mehrere weit fortgeschrittene klinische Versuche zur Behandlung dieser Krankheiten gibt. Erste Resultate sollten im Jahr 2011 veröffentlicht werden. Die Forschungsansätze bewegen sich auf verschiedenen Schienen, nämlich der Gentherapie, der medikamentösen Therapie sowie der künstlichen Netzhaut. Spitzenforschung auf dem Gebiet der Netzhauterkrankungen findet nicht nur im Ausland statt, sondern auch in der Schweiz. So wurden am IRO (Institut de la Recherche Opthalmique) in Sion in Zusammenarbeit mit anderen Kliniken zwei neue Gene entdeckt und charakterisiert, welche vermutlich nicht nur das Verständnis der Augenerkrankung selber, sondern ebenfalls das Verständnis anderer Erkrankungen fördern wird. Aber auch an allen anderen Universitäten der Schweiz wird zum Thema geforscht und diese Arbeiten finden hohe internationale Anerkennung. Als Beispiel dafür wurde in der Fernsehsendung Einstein über die Arbeit von Dr. Botond Rosca berichtet. Rosca gelang es zusammen mit seinen Mitarbeitenden, in Netzhäuten von Mäusen teilweise abgestorbene Zapfenzellen wieder zu regenerieren. Eine Hoffnung für viele Menschen mit D:\68635822.doc 34/51 fortgeschrittener Netzhautdegeneration (vgl. «der Weg» 1/2011). Rosca beendete seine Präsentation mit dem Satz: «Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.» Den Satz hörten wir dieses Jahr nicht nur von Botond Rosca, sondern auch von anderen führenden Persönlichkeiten im Bereich der Netzhautforschung. Hoffnung für viele, Ermutigung, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu machen. Obwohl Licht am Ende des Tunnels erkennbar ist, müssen Menschen mit Netzhautdegenerationen den Alltag jetzt im Hier und Heute bewältigen. Kasten Auskunft, Unterstützung und Kontakt zu anderen betroffenen Menschen finden Sie jederzeit bei Retina Suisse in Zürich und Lausanne. Zürich: 044 444 10 77, Lausanne: 021 626 86 52, www.retina.ch Verband IVG-Revisionspaket 6a/6b Daniel Pulver, Rahel Escher Der SBV spannt mit den Partnern des Blindenwesens zusammen und reagiert auf die enttäuschenden Entscheide des Parlaments. Der Nationalrat hat bei der Beratung zur IVG-Revision 6a – insbesondere bei der Schlussbestimmung – schwerwiegende Gesetzesänderungen zu Ungunsten von Menschen mit einer Behinderung verabschiedet. Das Parlament hat über die Zukunft vieler Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten entschieden, ohne die Menschen hinter den Entscheiden zu sehen. Diese Schlussbestimmung betrifft primär Menschen mit Krankheitsbildern wie Depressionen und Panik- und D:\68635822.doc 35/51 Angststörungen. Bedauerlich ist, dass der Nationalrat kein Gehör für die Vorschläge seiner vorberatenden Kommission (SPK) hatte. Die Einführung des Assistenzbeitrages ist hingegen ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung. In dieser nun verabschiedeten Form gestaltet er sich jedoch diskriminierend. Menschen mit einer geistigen, einer psychischen, einer Hör- oder Sehbehinderung sind weiterhin benachteiligt. Auch wurde die Minimalvariante einer vorübergehenden Quotenregelung bezüglich Anstellung von behinderten Arbeitnehmenden abgelehnt, wodurch die Arbeitgeber nicht oder zu wenig in die Verantwortung genommen werden. Wie geht es weiter? Der SBV geht davon aus, dass der Ständerat in der Frühjahrssession den nationalrätlichen Entscheiden folgen wird. Danach gilt es, das weitere Vorgehen im Paket 6a zusammen mit den Partnerorganisationen festzulegen. Zu 6b erwarten wir per Ende Februar die Botschaft des Bundesrates. Diese gilt es im Anschluss zu prüfen und eine gemeinsame Strategie des weiteren Vorgehens festzulegen. Zur Zeit laufen die vorbereitenden Massnahmen (innerhalb der DOK) bereits auf Hochtouren. An den GVs 2011 der Sektionen werden/wurden die Mitglieder durch die jeweils anwesenden ZV-Vertreter über die IVG-Revision 6a/6b informiert. Nachrichten aus der Interessenvertretung Michael Vogt Für die Petition «Radio- und Fernsehgebühren: 200 Franken sind genug» werden zur Zeit Unterschriften gesammelt. Sollte die Petition angenommen werden, könnte dies negative Auswirkungen für Menschen mit einer Sinnesbehinderung haben. D:\68635822.doc 36/51 Mit den Gebührengeldern finanziert die SRG SSR (öffentliches Schweizer Fernsehen) unter anderem die Kosten für Audiodeskription für sehbehinderte und blinde Menschen. Ebenso werden die Gelder auch für die Untertitelung und die Gebärdendolmetscher der Tagesschau verwendet. Diese Angebote sind für Menschen mit einer Sinnesbehinderung von immenser Bedeutung, um am politischen und öffentlichen Leben teilhaben zu können. Erhält die SRG SSR aufgrund der Petition weniger Gelder, so wird sie ihre Leistungen kürzen müssen. Es ist anzunehmen, dass diese Kürzungen bei der Audiodeskription nicht Halt machen werden, wenn sie denn nicht gerade dort beginnen. Denn die Produktion von Audiodeskriptionen sind aufwendig und teuer in der Herstellung und erreichen doch nur einen verhältnismässig kleinen Teil der Schweizer Bevölkerung. Die Forderung, die Billag-Gebühren zu senken, ist aus der Sicht der Nutzer und Nutzerinnen verständlich. Im europäischen Vergleich sind die Radio- und Fernsehgebühren in der Schweiz hoch. Denn als viersprachiges Land produziert die SRG SSR für jede Sprachregion ein eigenes Radio- und Fernsehprogramm. Die Gebührengelder verteilen sich jedoch auf eine vergleichsweise geringe Anzahl Haushalte. Für sinnesbehinderte Menschen ist es aber angesichts der laufenden Petition problematisch, dass sowohl die Audiodeskription wie die Angebote für Hörgeschädigte durch die Billag-Gebühren finanziert werden. Jubiläumsfeier des SBV am 1. August auf dem Rütli Urs Lüscher Einladung an die Mitglieder des SBV Alle von einer Sehbehinderung betroffenen Menschen werden am 1. August 2011 auf das legendäre Rütli eingeladen. Dies aufgrund einer Anfrage der Sektion Zürich anlässlich des 100-JahrJubiläums des SBV an die Rütli Kommission der SGG (Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft). Die SGG als Verwalterin des Rütli seit 1860 heisst alle Betroffenen, egal welcher Vereins- oder Verbandszugehörigkeit, herzlich D:\68635822.doc 37/51 willkommen. Dieser Anlass ermöglicht uns Betroffenen und deren Begleiter einmal nicht trotz unserer Einschränkung, sondern gerade deswegen an einer aussergewöhnlichen Feier an einem symbolträchtigen Ort teilzunehmen. Solidarität unter Betroffenen Die 1. August-Feier auf dem Rütli hat in den letzten Jahren eine beachtliche Medienaufmerksamkeit genossen. Somit bietet sich für uns eine einmalige Gelegenheit, Solidarität und Geschlossenheit unter Betroffenen zu demonstrieren. Der Anlass ermöglicht es uns, unsere Bedürfnisse und Anliegen in die Schweizer Bevölkerung zu tragen. Das OK Rütli kann mit seiner Organisation aber nur den Rahmen bieten. Erst mit der Teilnahme von jedem Betroffenen mit einer Sehbehinderung, wird die Feier zu einem grossartigen Fest. Folgen Sie der Einladung und seien Sie Teil eines für das Sehbehinderten- und Blindenwesen geschichtsträchtigen Tages! Programm Am 1. August 2011 beginnt unsere Reise um 11 Uhr in Luzern mit zwei für uns reservierten Extraschiffen. Die Fahrt dauert eineinhalb Stunden. Alle Gäste erhalten ein Lunch-Paket, da keine Verpflegung an Bord möglich ist. Der kurze Fussmarsch auf steilem Weg zur Rütliwiese dauert zirka zehn Minuten. Anschliessend eröffnet Remo Kuonen, Präsident des SBV, unseren 100-Jahre-Jubiläumsakt. Urs Kaiser, Zentralvorstandsmitglied, richtet ein paar Worte zum Thema Interessenvertretung an uns. Zum Abschluss hören wir von Martin Meyer (Vorstand Sektion Zürich) Lieder auf der von ihm erfundenen Panalotusflöte. Die Panalotusflöte ist ein Weisser Stock, der zum Instrument umfunktioniert ist. Nach einer Pause folgt die offizielle Nationalfeier mit Ständeratspräsident Hans-Heiri Inderkum, der Musikgesellschaft Brunnen und diversen Überraschungen. Etwa um 18 Uhr treffen wir nach der Rückreise per Schiff wieder in Luzern ein. D:\68635822.doc 38/51 Ihre persönliche Einladung zum Fest mit allen Angaben zur Anund Rückreise von Ihrem Wohnort nach Luzern erhalten Sie von Ihrer Sektion. In dieser Einladung befinden sich auch alle Angaben zur Anmeldung. Kandidaten gesucht! Remo Kuonen Am kommenden 25. und 26. Juni findet in Lausanne die 100. Delegiertenversammlung des SBV statt. Dieser Tag soll ein Meilenstein werden. Damit dies jedoch geschehen kann, ist es zwingend notwendig, dass der neue Zentralvorstand, der gewählt wird, harmonisch zusammengesetzt wird. Das heisst, seine Mitglieder sollten gleichmässig aus allen kulturellen Bereichen unseres Landes kommen. Es ist also an der Zeit, dass einige unter Euch, Mitglieder des SBV, das Schicksal unseres Verbandes in die Hand nehmen, sich aktiv engagieren, Verantwortung übernehmen und sich als Kandidaten für den Zentralvorstand zur Wahl stellen. Ich lade Sie daher herzlich ein, Ihre Kandidatur einzureichen, so dass wir an der Delegiertenversammlung 2011 in Lausanne eine offene und demokratische Wahl durchführen können. Kasten Für weitere Informationen halten wir uns gerne zur Verfügung: der Präsident, Remo Kuonen ([email protected] oder 031 390 88 02) die Vize-Präsidentin, Rita Annaheim ([email protected], oder 062 791 34 19) oder Pascal Lonfat ([email protected] oder 024 471 47 94) der Zentralsekretär Kannarath Meystre ([email protected] oder 031 390 88 03) Die erste von sieben Jean-Marc Meyrat D:\68635822.doc 39/51 Am 4. und 5. Februar fand in Lausanne die erste der sieben geplanten Info-Vision-Ausstellungen statt. Die Ausstellungen werden anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands organisiert. Im Augenspital Jules-Gonin schlugen 16 Aussteller ihre Stände auf. Von Alltags-Hilfsmitteln über EDV-Lösungen, funkelnden Braillezeilen, die Braillemaus Mouskie, taktilen Stadtplänen bis zu einer ganzen Palette von Lesegeräten konnten die 400 Besucher der Info Vision die Fortschritte auf diesem Gebiet begutachten. Zwar waren diesmal keine überragenden Innovationen dabei, doch sind unsere Erwartungen aufgrund der fulminanten Neuerungen der letzten Jahre vielleicht etwas hoch. Retina Suisse veranstaltete für die zahlreichen interessierten Besucher vier Vorträge über die Fortschritte der Ophthalmologie (Augenheilkunde). Kasten Lugano, 17.–19. März / Bern, 8., 9. April / Zürich, 15., 16, Juli / Basel, 16., 17. September / St. Gallen, 7., 8. Oktober / Chur 4., 5. November Veranstaltungen Sektion Aargau-Solothurn 05.04. 14.04. Kaffeetreff in der Aarauerstube, Bahnhofstrasse 78, Aarau. 14.15–16.15 Uhr. Auskunft: Verena Müller, 062 721 51 67. iPhone und VoiceOver; Bedienung und Nutzen für Blinde; Selamet Aydogdu und Urs Kaiser; Beratungsstelle Olten 14.00–16.30 Uhr. Info und Anmeldung bei Urs Kaiser, 033 533 21 33. D:\68635822.doc 40/51 03.05. Kaffeetreff in der Aarauerstube, Bahnhofstrasse 78, Aarau. 14.15–16.15 Uhr. Auskunft: Verena Müller, 062 721 51 67. 31.05. Besuch der Blindenführhundeschule des VBM in Liestal (ganztägig). Info und Anmeldung bei Verena Müller, 062 721 51 67. 3.–5.06. Literatur im Dunkelzelt an den Solothurner Literaturtagen. Programm: www.literatur.ch. Info und Auskunft bei: Urs Kaiser, 032 621 50 30. Sektion Bern 30.03. 27.04. 18.06. Stammtisch: ab 17.00 Uhr im Restaurant «a familia portuguesa», Zähringerstrasse 15, 3012 Bern. Stammtisch, ab 17.00 Uhr im Restaurant «a familia portuguesa», Zähringerstrasse 15, 3012 Bern. Jubiläumsausflug, Anmeldungsfrist bis Ende April (weitere Details im Jahresprogramm der Sektion). Sektion Ostschweiz 02.04. 04.04. 10.04. 30.04. 02.05. 21.05. 29.05. Frühjahrsanlass «Schulmuseum»-Amriswil, Anmeldung bei Barbara Trudel, 052 720 89 78, weitere Infos in Televox und Post. Stamm, Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St.Gallen. Wanderung, 08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere Info siehe 14 Tage vorher auf Televox. Neumitgliederbegrüssung im Atelier St. Gallen, weitere Info in Televox und Post Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St.Gallen Jubiläumsfeier «100 Jahre SBV», weitere Infos in Televox und Post Wanderung, 08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere Info 14 Tage vorher auf Televox D:\68635822.doc 41/51 06.06. 26.06. Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr, beim HB St. Gallen Wanderung,08.45 Uhr bei Appenzellerbahn am HB St. Gallen, ohne Anmeldung, weitere Info 14 Tage vorher auf Televox Sektion Zürich 19.03. 19.03. 26.03. 29.03. 06.04. 10.04. 25.04. 26.04. 30.04. 07.05 28.05. Wandergruppe Sunshine Rapperswil – Etzel – Einsiedeln. Anmeldung bei Giovanni Pasqualotti, Tel. 044 390 11 83 Kulturanlass: «Total dureknallt» Theater mit Jörg Schneider. Stadthofsaal Uster, zirka 18.45–22.00 Uhr. Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10, [email protected] Samstags-Lunch: «Gewalt gegen Behinderte». Rest. Schibli Uster, 11.30–13.30 Uhr. Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10, [email protected] Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich, 14.00–16.00 Uhr Wandergruppe Merkur. Oetwil, Weinigen, Kloster Fahr. Anmeldung bei Maya + Gilbert Monnerat, Tel. 044 741 23 49 (Ersatzdatum 04.05.) Wandergruppe Soleblitz. Am Sächsilütesunntig vo Wald uf Rapperswil. Anmeldung bei Marianne + Walti Ogi, Tel. 044 432 28 28 (Ersatzdatum 08.05.) Wandergruppe Sunshine. Zum Bremgartner Markt. Anmeldung bei Giovanni Pasqualotti, Tel. 044 390 11 83 Kontaktgruppe Enge. Kirchgemeindehaus Enge, Zürich, 14.00–16.00 Uhr Samstags-Lunch: «Leben und Werdegang von und mit Judit Stamm» Rest. Schibli Uster, 11.30–13.30 Uhr. Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10, [email protected] Besuch im Bundeshaus. Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder [email protected] Samstags-Lunch: «Konzeptpräsentation des SBVAteliers» Rest. Schibli Uster, 11.30–13.30 Uhr. D:\68635822.doc 42/51 31.05. Anmeldung bei Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder [email protected] Kontaktgruppe Enge, Maibummel mit separater Einladung Weitere Informationen über die Sektionsaktivitäten finden Sie stets aktuell auf dem telefonischen Informationssystem Televox 031 390 88 88 oder auf www.blindenverband.ch Permanentes Angebot Atelier Bern, Federweg 22, 3008 Bern, 031 381 46 07, [email protected] Atelier Luzern, Allmendstrasse 5, 6048 Horw, 041 240 11 24, [email protected] Atelier St. Gallen, Schachenstr. 9, 9016 St. Gallen, 071 288 60 11, [email protected] Atelier Zürich, Moosmattstr. 30, 8953 Dietikon, 044 740 27 40, [email protected] Kreativgruppen in Aarau, Basel, Bern, Biel, Burgdorf, Chur, Freiburg, Luzern, Lyss, Meiringen, Rapperswil, Spiez, Thun, Winterthur und Zürich. Weitere Informa-tionen zu Kursleitung, Ort und Zeit: Christina Arnold, 031 390 88 29, [email protected] Leserbrief: Kreativgruppe Biel Elisabeth Bigler Seit zwei Monaten gehöre ich zur Kreativgruppe von Beatrice Allemann und Emma Gousset in Biel. Ich kannte niemanden, niemand kannte mich, und trotzdem wurde ich willkommen geheissen wie eine alte Bekannte. Dies ist nicht allein der Tatsache zu verdanken, dass alle sehbehindert oder blind sind, nein, mir war von der ersten Sekunde an bewusst, dass die D:\68635822.doc 43/51 beiden Leiterinnen (sehend) mit besonderen menschlichen Qualitäten begnadet sind. (...) Welche Vielfalt von Techniken wir kennenlernen dürfen, ist unglaublich und macht mich sehr, sehr glücklich. Gegenwärtig wird gewoben, gestrickt, gedruckt, gefilzt und Speckstein geschliffen. (...) Herzliche Gratulation, tanti auguri, joyeux anniversaire Der Zentralvorstand des SBV gratuliert Frau Charlotte Veciana aus Lugano und Frau Anni Frick aus St. Gallen herzlich zum 100. Geburtstag. Wir wünschen den beiden Jubilarinnen von Herzen alles Gute und ein mit Gesundheit gesegnetes, wunderbares 101. Lebensjahr. Remo Kuonen Der Zentralpräsident Legende: Zum 100. Geburtstag! Das Bild eines Geburtstagskuchens. (Foto: flickr.com/zutaten) Inserate Reinecker MANO Neuheit! Kleines und handliches Bildschirm-Lesesystem für unterwegs und zuhause. Darstellung von Echtfarben, Schwarz/Weiss und diversen Falschfarben. Speicherung von drei Bildern und das nachträgliche Vergrössern der gespeicherten Bilder möglich. Sehr einfache Bedienung. Ramstein Optik Sattelgasse 4 · 4001 Basel · Tel. 061 261 58 72 · www.ramsteinoptik.ch/lowvision D:\68635822.doc 44/51 Tagarno IBIS HD optisch unauffällig – aber auffällig schönes Design • Vergrösserung 2x bis 40x (auf 19“ TFT) • Hochauflösendes, flimmerfreies Bild (HD Qualität) • Excellenter Fotomodus in Echtfarben, diverse Falschfarben im Positiv- und Negativkontrast • Helligkeits- und Kontrastverstellung • Farbtonwahl im Fotomodus • Autofokus • Zusammenklappbar – Gewicht 1.9 kg • Lieferbar in drei Farben (rot, grau und blau) Informieren Sie sich bei accesstech ag: Luzern: 041 227 41 27 St. Gallen: 071 277 44 11 Neuchâtel: 032 725 32 25 www.accesstech.ch, [email protected] Werden Sie unabhängig mit Hilfsmitteln von Accesstech • Stationäre Bildschirm-Lesegeräte • Mobile Bildschirm-Lesegeräte • Scannerlesegeräte • Braillezeilen • Notizgeräte • Brailledrucker • Sprachausgaben • Vergrösserungssoftware • Bildschirmlesesoftware • u.v.m. 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November 2011 Preis: Fr. 4200.– im Preis inbegriffen ist, Flug, Hotel, Schiff, Essen und Getränke, alle Eintritte, sämtliche Transporte und Gebühren. Wir begleiten Sie vom Flughafen Genf nach Kairo und Hurghada und wieder zurück. Bei einer grösseren Gruppe ist es von Vorteil, wenn Begleitpersonen dabei sind. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Auskünfte und das detaillierte Reiseprogramm erhalten Sie bei: Beshir Anita, Tel: 079 825 35 90, E-Mail: [email protected] Für weitere Auskünfte melden Sie sich bei: Roger und Maria Stadler, Tel. 056 427 45 60 MANRA Hilfsmittelvertrieb für Blinde und Sehbehinderte D:\68635822.doc 46/51 • Neuheit: Apple iPhone 4 Als Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte fertig konfiguriert • Software für Apple Produkte Machen Sie Ihr iPhone zum Lesesystem, Daisyplayer u.v.m. • Sprechende Handys • Lesesysteme & Navigation • Hilfsmittel für den Alltag Information und Bestellung unter fon 041 512 6036, [email protected] Onlineshop: www.manra-ltd.de MANRA Hilfsmittelvertrieb Berlin / Deutschland Zweiter internationaler Cup Karving- und Langlaufski für blinde und sehbehinderte Skiläufer (CICNAM) 17. bis 22. Januar 2012 in Crans Montana/Wallis Wettkampf für sehbehinderte Abfahrts-Skifahrer und Langläufer mit Begleitläufer im Tandem. Messen Sie sich gern mit anderen Sportlern? Dann wird Ihnen dieser Cup gefallen, der Strategie und Schnelligkeit verbindet. Mehr Informationen und Einschreibung per Internet auf unserer Website: www.cicnam.grsa.ch oder per E-Mail: [email protected], Tel.: 0041 79 271 41 56. 5. Prix Canne blanche Am 23. September 2011 verleiht der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZB) zum fünften Mal die nationale Auszeichnung «Canne blanche, der Preis des Sehbehindertenwesens». D:\68635822.doc 47/51 Damit zeichnen wir besondere Projekte aus, die blinden, sehbehinderten und taubblinden Menschen in der Schweiz zugute kommen. Nominiert werden können besonders bauliche, informative, sozialpolitische Massnahmen, Ideen und Aktionen zugunsten betroffener Personen, aber auch Hilfsmittelentwicklungen im technischen und elektronischen Bereich oder Forschungen und Veröffentlichungen. Die Eingabefrist für Vorschläge läuft bis zum 31. März 2011. Weitere Information: [email protected] Erholungszentrum des Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverbandes Das Haus liegt ganz in der Nähe des Bodensees in einer äusserst ruhigen Lage. Die Zimmer sind mit WC/DuscheBad/Radio/Telefon, Minibar und Fernseher ausgestattet. Den Urlaubern stehen eine spezielle Blindenschiessanlage, Kegelbahn, Sauna, Gruppenräume, sowie ein Freischwimmbad zur Verfügung. Die täglichen Ausflüge sind unser Markenzeichen. Preise: EUR 54.– pro Tag/Vollpension – EZ-Zuschlag EUR 5.– «all inklusiv» Kontaktadresse: Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverband, A-6858 Schwarzach, Ingrüne 12, Telefon 0043 5572 58221 Homepage: www.vbsv.at, E-Mail: [email protected] Kurse für Ehrenamtliche des SBV 26.03. Ehrenamt – Lust oder Frust? 16.04. Stellenprofile für Vorstandsämter – Grundlagenwissen 07.05. Kurs 1 für Sensibilisierungsarbeit: Umgang mit «schwierigen Teilnehmenden» 02.07. Das Ehrenamt zwischen Kooperation und Abgrenzung D:\68635822.doc 48/51 14.10. 12.11. Kurs 2 für Sensibilisierungsarbeit: Selbstsicherheit gewinnen – wirken, wie ich wirken möchte Das Ehrenamt zwischen Ansprüchen von unten und von oben Anmeldungen bis jeweils 4 Wochen vor dem Kursdatum im Kursbüro bei Cécile Züttel, 031 390 88 00, [email protected]. Weitere Informationen unter www.sbv-fsa.ch, Agenda. Gurtenfestival 2011 Samstag, 16. Juli 2011, Open Air auf dem Berner Hausberg Komm gemeinsam mit den Leos ans Gurtenfestival. Sie holen Dich am Bahnhof Bern ab und spendieren Eintritt und Verpflegung. Anmeldung bis zum 1. Mai 2011 bei Daniela Moser, 031 390 88 00, [email protected]. Die Einladung richtet sich an alle blinden und sehbehinderten Jugendlichen zwischen 15 und 35 Jahren. Die Anmeldungen werden nach Eingangsdatum berücksichtigt und bestätigt. Die Platzzahl ist beschränkt. Infos zum genauen Ablauf erfolgen nach der Anmeldung. Informationen zum Gurtenfestival: www.gurtenfestival.ch ONKYO Braille Contest Thema 2011: «Braille verändert mein Leben». Teilnehmen können: alle Blindenschriftleser und -schreiber. Sprache: Schreiben Sie in Ihrer Muttersprache, wir sorgen für die Übersetzung. Länge: 1000 Worte Rechtliches: Die Autorenrechte gehen an die EBU. Preise: • Prix Otsuki (Premier Prix): 2000 dollars US D:\68635822.doc 49/51 •Prix d’Excellence: Juniors (jusqu‘à 25 ans): 1000 dollars US Seniors (plus de 25 ans): 1000 dollars US • Prix d’Honneur: Juniors (deux prix): 500 dollars US, par lauréat Seniors (deux prix): 500 dollars US, par lauréat Einreichen bis spätestens am 30. April an: [email protected]. Reglement in französisch und englisch erhältlich. Impressum Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (SBV) im 98. Jahrgang. Erscheint sechsmal im Jahr in Grossdruck, in Braille, im DAISY-Format, im Elektronischen Kiosk, teilweise auf www.sbv-fsa.ch sowie auf Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch und Französisch («clin d’œil»). Herausgeber: SBV Redaktion: Naomi Jones und Jean-Marc Meyrat Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc Layout: Claudia Holzer, Ediprim AG, Biel Übersetzungen: USG Übersetzungs-Service AG Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne Druck auf umweltfreundliches FSC-Papier Brailleumwandlung und -druck: Hanni Wüthrich, Anton Niffenegger DAISY: Paul Güntert Tonstudio ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490 ISSN (Blindenschrift): 1422-0504 Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement für Nichtmitglieder: Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland). Postkonto: 30-2887-6 D:\68635822.doc 50/51 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. April 2011 Thema: Freundschaft, Liebe und Partnerschaft Anregungen bitte an: Redaktion «der Weg / clin d’œil» Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband, Gutenbergstrasse 40b, 3011 Bern, Tel. 031 390 88 00; Fax 031 390 88 50 [email protected], www.sbv-fsa.ch D:\68635822.doc 51/51