M e d i e n m i t t e i l u n g - Bern, 21. Januar 2009 Schweizerische Herzstiftung: Bewegung im Schnee Wintersportregeln für Herzpatienten Ab auf die Piste! Für viele Skifahrer ist der weisse Sport ein Vergnügen, auf das sie nicht verzichten möchten – selbst dann nicht, wenn sie ein krankes Herz haben. Die Schweizerische Herzstiftung empfiehlt Bewegung auch im Winter. Doch sollten Herzpatienten Vorsicht walten lassen und ein paar Regeln beherzigen. Die erste: Vor der Reise in den Schnee die Gesundheit ärztlich abklären lassen. Fit zu jeder Jahreszeit: Was sich für Gesunde empfiehlt, kann für die Lebensqualität von Herz-Kreislauf-Patienten entscheidend sein. Menschen nach einem Herzinfarkt, mit verengten Herzkranzgefässen, mit hohem Blutdruck oder mit einer anderen HerzKreislauf-Krankheit bewegen sich deshalb klugerweise auch im Winter regelmässig. Bedingung für den Wintersport: Ihr persönlicher Gesundheitszustand ist ärztlich abgeklärt, die Art der Bewegung und die zuträgliche Intensität, Häufigkeit und Dauer sind richtig ausgewählt. Wer bei der Belastungskontrolle ohne Probleme eine Herzleistung erbringt, die ungefähr jener beim Joggen oder schnelleren Velofahren entspricht, hat gute Chancen, einige Monate nach einem Herzinfarkt wieder grünes Licht für die Skiabfahrt zu erhalten – vorausgesetzt, es liegen weder Herzrhythmusstörungen noch eine Herzschwäche vor. Umsteigen auf Skiwandern – eine Überlegung wert Die Vernunft muss allerdings mitfahren: Ideal ist eine Berghöhe bis zirka 1500 Meter. Höhenlagen von über 2500 Metern sowie Temperaturen von unter minus fünf Grad sollten gemieden werden. Der Schwierigkeitsgrad der Abfahrt sollte den persönlichen Fähigkeiten und dem Trainingszustand angepasst sein. Ein Steilhang kann für einen nur durchschnittlich geübten Fahrer zur Stresssituation werden und den Blutdruck plötzlich ansteigen lassen – eine für einen Herz-Kreislauf-Patienten unter Umständen heikle Situation. Bei Kälte, Höhe und Stress verengen sich die Gefässe. Das kann zu Angina pectoris führen, das Herz wird nicht mehr genügend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Durch die veränderte Kraft, der die Gefässwand ausgesetzt ist, kann auch eine bestehende Ablagerung, eine so genannte Plaque, aufbrechen. Dabei kann ein Gerinnsel entstehen, das im schlimmsten Fall ein Herzkranzgefäss vollständig verschliesst und so einen Infarkt auslöst. Diese Gefahren bestehen hauptsächlich, wenn die Gefässe bereits geschädigt sind1. Grundsätzlich günstiger als Skiabfahrten sind für Herz-Kreislauf-Patienten Ausdauersportarten, die keine statische Muskelarbeit wie beim Abfahrtsski erfordern, also Gehen und Walken im Schnee, Schneeschuhlaufen oder Skiwandern. Skilanglaufen wirkt sich als Ausdauersportart ebenfalls positiv auf den Kreislauf aus, verlangt aber durch den intensiven Einsatz von Armen und Beinen vergleichsweise viel Kraft und eine gute Belastbarkeit des Herzens. Ebene Loipen in geringer oder mittlerer Höhe erleichtern dem Herzen die Arbeit. Vorsicht ist beim Schneeschaufeln geboten, da es eine hohe muskuläre Kraftanstrengung erfordert und damit eine entsprechend hohe Belastung für das Herz darstellt. Die Kälte tut das Ihrige dazu. Auch Gesunde schützen sich Viele, die Wintersport machen, kennen ihr eigenes Herz-Kreislauf-Risiko nicht. Einige Grundregeln für Bewegung im Schnee gelten deshalb nicht nur für Herz-KreislaufPatienten, sondern für alle: Bewegen Sie sich das ganze Jahr durch und schätzen Sie Ihre Kräfte realistisch ein. Beim Sport Erholungsphasen einbauen. Vermeiden Sie durch wettergerechte Kleidung abrupte Wechsel von Wärme und Kälte. Leiten Sie jede Tour mit Skiern oder auf Schneeschuhen wie auch die erste Abfahrt an einem kalten Morgen mit einem sanften Training ein, damit sich Gefässe und Muskeln aufwärmen können. Verzichten Sie vor und während des Sports auf Alkohol. Bei Unwohlsein schonen Sie sich. Alarmieren Sie sofort Notfallnummer 144, wenn bei Ihnen oder einer umstehenden Person folgende Symptome auftreten: Heftiger, beengender Druck und klemmende Schmerzen in der Brustmitte von mehr als 15 Minuten Dauer, oft ausstrahlend in Schultern und Arme (meist links), den Hals, Unterkiefer oder Oberbauch. Übelkeit, Schwäche, Schwitzen, eventuell kalte blasse Haut, Angstgefühl, Atemnot. 1 Das wurde zum Beispiel in einer Studie an der Universität Innsbruck erforscht: Die Daten von 68 männlichen Skifahrern, die auf der Piste einen plötzlichen Herztod erlitten hatten, wurden den Daten einer Vergleichsgruppe gegenübergestellt. Wesentlich häufiger als diese hatten die Betroffenen bereits einen Infarkt hinter sich, ihr Blutdruck war zu hoch gewesen oder ihre Herzkranzgefässe krank. Ausserdem waren sie weniger gut trainiert gewesen als jene, die gesund blieben. (Burtscher M, Pachinger O, Mittleman MA, Ulmer H. Prior myocardial infarction is the major risk factor associated with sudden cardiac death during downhill skiing. Int J Sports Med 2000; 21:613-615.) 2/3 Hinweis für Medienschaffende Dieser Text ist unter www.swissheart.ch/medien abrufbar und kann auch per E-Mail übermittelt werden. Kontaktpersonen: Schweizerische Herzstiftung Christa Bächtold Kommunikationsleiterin Schwarztorstrasse 18, Postfach 368 3000 Bern 14 Telefon 031 388 80 85, Fax 031 388 80 88 E-Mail: [email protected] www.swissheart.ch Medizinische Auskünfte PD Dr. Katharina Meyer Schweizerisches Gesundheitsobservatorium 2010 Neuenburg E-Mail: [email protected] PD Dr. Katharina Meyer ist Sportwissenschaftlerin und Master of Public Health (MPH). Sie ist spezialisiert auf die Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Dr. Meyer doziert an der Universität Bern und ist stellvertretende Leiterin des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums. Autorin des Buches:«Körperliche Bewegung – dem Herzen zuliebe. Ein Ratgeber für Herzpatienten». Steinkopff Verlag, Darmstadt, 4. Auflage 2004. www.swissheartgroups.ch – fit durch das ganze Jahr Gute Trainingsmöglichkeiten finden Herzpatienten in einer Herzgruppe. Informationen unter www.swissheartgroups.ch oder bei der Schweizerischen Herzstiftung, Schwarztorstrasse 18, Postfach 368, 3000 Bern 14, Telefon 031 388 80 80, Telefax 031 388 80 88, [email protected]. Die Schweizerische Herzstiftung – aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag Wir setzen uns mit Forschungsförderung und einer umfassenden Aufklärungsarbeit dafür ein, dass weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Leiden erkranken oder dadurch behindert bleiben, Menschen nicht vorzeitig an Herzinfarkt oder Hirnschlag sterben und für Betroffene das Leben lebenswert bleibt. Die 1967 gegründete Schweizerische Herzstiftung ist eine unabhängige und von der Stiftung ZEWO zertifizierte gemeinnützige Organisation, die sich hauptsächlich aus Spenden finanziert. 3/3