M e d i e n m i t t e i l u n g - Bern, 29. Mai 2012 Nach einer Herzoperation bestimmt die Seele über die Zukunft mit Herz und Psyche – ein untrennbares Paar Längst hat die Wissenschaft das Herz seiner alten Bedeutung als «Sitz der Seele» enthoben. In jüngster Zeit entdeckt die Herzmedizin dafür zunehmend den wechselweisen Einfluss von Herz und Psyche. Damit lassen sich nachweislich die Aussichten Herzkranker auf Erholung verbessern. Kann unser Herz nur im Sprachgebrauch vor Freude hüpfen oder vor Kummer gebrochen sein? Oder auch im medizinischen Sinn? Zu letzterer Antwort neigt die noch junge medizinische Disziplin «Psychokardiologe» immer stärker. Sie erkennt, dass der unermüdliche Muskel in unserer Brust wesentlich von unserem psychischen Zustand beeinflusst wird – und umgekehrt. Eine schwere psychische Belastung (Negativstress) über längere Zeit gilt heute ebenso als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Rauchen, ungünstige Cholesterinwerte oder hoher Blutdruck. Ein Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder eine grosse Herzoperation (Bypass) können ihrerseits Angststörungen und Depressionen auslösen. Stressreaktionen ausschalten Werden die psychischen Störungen nicht angesprochen und behandelt, verschlechtern sich die Heilungs- und Erholungsaussichten: Patienten mit depressiven Symptomen nach einem kardialen Ereignis haben ein erhöhtes Risiko, in näherer Zukunft einen erneuten Herzinfarkt zu erleiden. Dies, weil die psychische Belastung körperliche Stressvorgänge in Gang setzt, erläutert der Kardiologe Prof. Kurt Laederach, Spezialist für Psychosomatik und Psychosoziale Medizin am Berner Inselspital: «Puls und Blutdruck werden dauerhaft erhöht, Atmung und Stoffwechsel intensiviert. Besonders stark gefährdet wird die Gesundheit betroffener Patienten durch die depressionsbedingte schlechte ‘Compliance‘. Das heisst, dass ihnen die Motivation fehlt, ihren Lebensstil zu ändern – sich also häufiger körperlich zu bewegen, auf das Rauchen zu verzichten und gesünder zu essen als vorher. Es fällt ihnen auch schwerer, Medikamente regelmässig zu nehmen oder Arzttermine einzuhalten.» Wird die Depression aber behandelt, verbessern sich mindestens das subjektive Wohlbefinden und die Lebensqualität. Prof. Laederach: «Es gibt zudem Hinweise darauf, dass behandelte Patienten mit Depression und Herzinsuffizienz weniger Spitaleintritte und Notfalltherapien benötigen.» Auch die Angehörigen von Betroffenen sind oft verunsichert und haben Angst: um die Patientin oder den Patienten, aber auch vor plötzlich veränderten Zukunftsaussichten. Ihnen kann es helfen, sich direkt durch die behandelnde Ärztin oder den Arzt darüber informieren zu lassen, wann sie den Patienten besser schonen, wann fordern. Sie lernen zudem, Verhaltensweisen wie Passivität oder Stimmungsschwankungen besser einordnen, die ihnen den Partner oder die Partnerin seit der Erkrankung vielleicht fremd erscheinen lassen. Wenn die Ärzte nichts Körperliches finden Einige Menschen werden wiederholt von Anzeichen einer möglichen Herzkrankheit geplagt wie Attacken mit rasendem Puls, erhöhtem Blutdruck, Schwindel, Luftnot, Schweissausbrüchen und Herzschmerzen, gepaart mit Angst – ohne dass diesen Symptomen eine körperliche Krankheit zugrunde liegt. Ärzte bezeichnen die Beschwerden dann als funktionelle kardiovaskuläre Störung, auch als «Herzangst-Syndrom» oder «Herzneurose». Betroffenen können Übungen zu Körperwahrnehmung, kontrolliertem Umgang mit der Angst und besserem Selbstbewusstsein helfen. Damit lernen sie zu vermeiden, dass sich die körperlichen Anzeichen und der psychische Stress gegenseitig bis zur Panik hochschaukeln. Broschüre zum Thema Möchten Sie mehr wissen? In der neuen Patientenbroschüre «Herz und Psyche» der Schweizerischen Herzstiftung lernen Herz-Kreislauf-Patientinnen und -patienten die wichtigsten Zusammenhänge zwischen Herz und Psyche (und auch zwischen Hirnschlag und Psyche) kennen. Sie erfahren, worauf sie achten können, damit Seele und Körper im Gleichgewicht bleiben oder wieder ins Gleichgewicht kommen. Auch Angehörige von Betroffenen finden nützliche Anregungen. Die Broschüre liegt auf Deutsch, Französisch und Italienisch vor. Sie kann kostenlos bezogen werden bei: Schweizerische Herzstiftung, Postfach 368, 3000 Bern 14, Telefon 031 388 80 80, [email protected], oder direkt im Internet unter www.swissheart.ch/shop (Stichwort «Broschüren»). Hinweis für Medienschaffende: Die Medienmitteilung ist unter www.swissheart.ch/medien abrufbar und kann auch per E-Mail übermittelt werden. 2/3 Kontaktpersonen: Schweizerische Herzstiftung Peter Ferloni, Leiter Kommunikation Schwarztorstrasse 18 Postfach 368 3000 Bern 14 Telefon 031 388 80 85 Fax 031 388 80 88 [email protected] www.swissheart.ch Medizinische Auskunft zu Herz und Psyche Prof. Kurt Laederach Universitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung Inselspital Murtenstrasse 2 3010 Bern Telefon. 031 632 08 00 Fax: 031 632 41 67 [email protected] Die Schweizerische Herzstiftung – aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag Wir setzen uns mit Forschungsförderung und einer umfassenden Aufklärungsarbeit dafür ein, dass weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Leiden erkranken oder dadurch behindert bleiben, Menschen nicht vorzeitig an Herzinfarkt oder Hirnschlag sterben und für Betroffene das Leben lebenswert bleibt. Die 1967 gegründete Schweizerische Herzstiftung ist eine unabhängige und von der Stiftung ZEWO zertifizierte gemeinnützige Organisation, die sich hauptsächlich aus Spenden finanziert. 3/3