M e d i e n m i t t e i l u n g - Bern, 26. November 2007 Mobbing und Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz: Ansprechen statt schlucken Fehlende Fairness schikaniert das Herz Wer am Arbeitsplatz unfair behandelt wird, sollte das Problem aktiv angehen. Denn eine neue Studie zeigt: Wird das Gefühl, schikaniert zu werden, zum ständigen Begleiter im Berufsalltag, kann das buchstäblich aufs Herz schlagen. Je weiter unten die Arbeitnehmer in der beruflichen Hierarchie angesiedelt sind, desto häufiger fühlen sie sich ungerecht behandelt und beurteilt. «Ansprechen statt schlucken!», empfiehlt deshalb die Schweizerische Herzstiftung. Qualifikationsgespräche zum Jahresende bieten Gelegenheit dazu. Dass Stress und psychische Belastungen dem Herzen zusetzen können, ist vielfach belegt. Nun weisen die Ergebnisse einer grossen britisch-finnischen Studie («Whitehall II», siehe Quellenangabe) auf einen neuen, besonderen Zusammenhang hin: Schikane und Benachteiligung erhöhen direkt und messbar das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Krankheit. Jene Probandinnen und Probanden, die angaben, sich besonders unfair behandelt zu fühlen, wurden mit höherer Wahrscheinlichkeit herzkrank als die Kollegen, die mit ihrem Umfeld zufrieden waren. Dieses Ergebnis zeigte sich selbst dann, wenn andere für die Herzgesundheit bedeutende Faktoren wie Lebensstil, Geschlecht oder Alter mit berücksichtigt wurden. Ausgewertet wurden die Daten von über 8000 britischen Verwaltungsangestellten (rund 5700 Männern und rund 2600 Frauen) zwischen 35 und 55 Jahren. Zuunterst in der Hierarchie Entgegen verbreiteter Vorstellungen tragen somit Personen in leitenden Funktionen nicht zwingend das grössere Infarktrisiko als ihre ausführenden Mitarbeitenden. «Eher im Gegenteil», sagt der Basler Kardiologe Prof. Andreas Hoffmann, Vorsitzender der Herzgruppenkommission der Schweizerischen Herzstiftung: «Je weniger freie Entscheidungsbefugnis ein Mitarbeiter hat, je mehr er sich fremdbestimmt und in seinen Bestrebungen nicht anerkannt fühlt oder unglücklich über eine monotone Arbeit ist, desto mehr gefährdet dies auf die Dauer seine (Herz-)Gesundheit.» Zu den Opfern in den unteren Stufen der Hierarchie gehören namentlich auch viele Frauen. 1/3 Angst vor Sanktionen Gut gemeinter Rat in dieser Situation ist rasch zur Hand, und oft spüren es die Betroffenen selber: Die Ursache des dauernden Drucks, des Gefühls der Ungerechtigkeit oder des Ausgeliefertseins sollte identifiziert und möglichst behoben werden. «Doch viele Menschen schweigen lieber, weil sie Angst vor Sanktionen haben – im schlimmsten Fall, ihre Stelle zu verlieren», sagt Dr. Roger Weber, Chefarzt der Rehabilitationsklinik Le Noirmont. Während der Rehabilitation würden deshalb Herzinfarktpatienten auf dem Weg zurück in den Berufsalltag von Fachpersonen der Klinik dabei unterstützt, belastende Situationen zu klären. Studien lassen vermuten, dass die Rückkehr in einen stressigen Job einem zweiten Herzanfall Vorschub leistet. Ansprechen statt schlucken Die Schweizerische Herzstiftung empfiehlt Betroffenen, Probleme anzusprechen. Eine günstige Gelegenheit können die Mitarbeitergespräche sein, die auf das Jahresende hin geführt werden. Ist die Angst zu gross oder die Situation zu verfahren, sollte fachliche Beratung in Betracht gezogen werden. «Ansprechen statt schlucken» hat dabei doppelte Bedeutung: Denn nicht wenige Betroffene neigen dazu, psychischen Stress durch übermässiges Essen oder Alkoholtrinken zu kompensieren. Ungesunder Konsum – wie auch das Tabakrauchen – erhöht aber das Risiko krank zu werden und bringt keinen Ausweg aus dem Konflikt. «Besser ist es, das innere Gleichgewicht bei einer entspannenden Aktivität zu suchen», sagt Prof. Andreas Hoffmann und schlägt vor: «Im Garten arbeiten, sich körperlich betätigen, die Hobbys pflegen, eine Entspannungstechnik lernen. Gut ist jede Art des Ausgleichs, die niemandem schadet!». Ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen zum Thema «Stress – ein Risiko für Herz und Gefässe» kann kostenlos bestellt werden bei der Schweizerischen Herzstiftung, Schwarztorstrasse 18, Postfach 368, 3000 Bern 14, über das Bestelltelefon 0900 553 144 (Fr. 1.50 pro Minute), per Fax 031 388 80 88 oder via E-Mail [email protected], www.swissheart.ch. 2/3 Warum ist Stress gefährlich? Im Unterschied zu anderen Herzinfarktrisiken wie Übergewicht oder hoher Blutdruck sind emotionale Belastungen nicht genau messbar. Sie werden subjektiv wahrgenommen. Die Mechanismen, die psychosoziale Faktoren zum Auslöser eines Herzinfarktes machen, sind äusserst komplex und nicht abschliessend untersucht. Gut belegt ist, dass emotionaler Druck zu einer Verengung der Blutgefässe und einer verminderten Durchblutung des Herzmuskels führen kann. Dadurch wird die Entwicklung arteriosklerotischer Ablagerungen in den Blutgefässen gefördert. Studien zeigen zudem, dass sich bei psychischen Belastungen im Körper als Folge der erhöhten Ausschüttung bestimmter Hormone minimale Entzündungsprozesse abspielen, die sich ebenfalls negativ auf die Gefässe auswirken. Ausserdem hat Stress einen negativen Einfluss auf die Blutgerinnung. Quellen: - Roberto De Vogli, Jane E. Ferrie, Tarani Chandola, Mika Kivimäki, Michael G. Marmot, Unfairness and health: evidence from the Whitehall II-Study. Journal of Epidemiology and Community Health 2007;61:513-518 (http://jech.bmj.com/cgi/content/full/61/6/513) - Salim Yusuf et al. Effect of potentially modifiable risk factors associated with myocardial infarction in 52 countries. The Lancet 2004;364: 937-952 («Interheart-Studie») Hinweis für Medienschaffende Dieser Text ist unter www.swissheart.ch/medien abrufbar und kann auch per E-Mail übermittelt werden. Kontakte: Jacqueline Straubhaar, Assistentin Kommunikation Schweizerische Herzstiftung Schwarztorstrasse 18, Postfach 368, 3000 Bern 14 Telefon 031 388 80 97, Fax 031 388 80 88, E-Mail: [email protected], www.swissheart.ch Für medizinische Auskünfte: Prof. Andreas Hoffmann Lange Gasse 78 4052 Basel Telefon 061 279 98 22, Fax 061 279 98 23, E-Mail: [email protected] Dr. Roger Weber Clinique Le Noirmont 2340 Le Noirmont Telefon 032 957 51 11, Fax 032 957 56 27, E-Mail [email protected] Die Schweizerische Herzstiftung – aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag Wir setzen uns mit Forschungsförderung und einer unfassenden Aufklärungsarbeit dafür ein, dass weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Leiden erkranken oder dadurch behindert bleiben, Menschen nicht vorzeitig an Herzinfarkt oder Hirnschlag sterben und für Betroffene das Leben lebenswert bleibt. Die 1967 gegründete Schweizerische Herzstiftung ist eine unabhängige und von der Stiftung ZEWO zertifizierte gemeinnützige Organisation, die sich hauptsächlich aus Spenden finanziert. 3/3