Epikur

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Epikur
Leben
341 – um 270 v. Chr., exterritorialer Athener Staatsbürger, Naturphilosoph, nach vielen Rückschlägen 306
v. Chr. Durchbruch seiner Lehre in Athen, seine Anhänger waren „jene mit dem Garten (Kepos)“. Er übte
Freundschaft in einer Welt, in der ein solches Gefühl einzig und allein zwischen Angehörigen der gleichen
sozialen Schicht vorstellbar war. Anfeindungen von Stoikern und Aristotelikern. Erkenntnisgewinn hatte
keinen absoluten Wert an sich, wichtig war Bewährung der gewonnenen Erkenntnis im Zusammenleben.
Starb nach langem und erfülltem Leben um 270 n. Chr.
Veröffentlichungen
Ca. 300 „verschollene“ Schriftrollen, einzige vollständige Darstellung der atomistischen Theorie in:
De rerum natura (Über die Natur) von Lukrez
 Kyriai doxai (Hauptlehrsätze)
 Katechismus
 Brief an Menoikeus
 Fragmente
Lehre
Helinistische Philosophie: Ethik, Physik und Logik (bei Epikur: Kanonik)
Ethik
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Freundschaft
Schlüsselbegriff zum Verständnis der Lehre Epikurs
Grundlage der Gesellschaft bei Epikur: Freundschaft
„natürliche Gerechtigkeit“ bei Epikur: orts- und zeitabhängige Abmachung über das „Zuträgliche“
(Originaltextauszug), um einander gegenseitig weder zu schädigen noch sich schädigen zu lassen.
Gerechtigkeit bei Platon: universelle Idee, es gibt Gerechtigkeit an und für sich
Wünsche
 natürliche und notwendige (Überlebenssicherung)
 natürliche und nicht notwendige (den Sinnen angenehm, „luxus“)
 nicht natürliche und nicht notwendige (durch eine Meinung hervorgerufene, überflüsig)
Vergnügen
Das höchste Ziel sittlichen Handelns ist die Lust (hdonia = Freude, Lust, Vergnügen)
Lust [Epikur] ::= körperlich kein Schmerz, seelisch Zustand der Ataraxie (= Unerschütterlichkeit,
heitere Seelenruhe) erreichen. Eudaimonie ( = Lust als einen Dauerzustand)
Lust als etwas Begrenztes und Ruhendes, ein Seiendes, ihre Qualität steht nicht in
der Kategorie der Zeit. Der nüchterne Verstand erzeugt das lustvolle Leben.
Tod
Der Mensch soll keine Angst vor dem Tod und damit vor der Strafe der Götter haben.
Die Seele stirbt mit dem Körper. Natur ist vorherbestimmt, das Schicksal des Menschen nicht.
Physik
Es gibt nur Atome(einfache und zusammengesetzte) und den leeren Raum (Demokrit). Weiterentwicklung
des Demokritischen Weltbildes durch die Annahme der Abweichung der Atome von ihren Bahnen
(parenklisis). Dadurch wird es möglich, gleichzeitig ein materialistisches Weltbild für die Natur zu
postulieren und gleichzeitig einen freien Willen für den Menschen. Auch die Seele besteht aus Atomen (ist
Materie) und löst sich beim Tod zusammen mit dem Körper auf.
Kanonik (Logik)
Zweck: Methodologie für die Physik. Wahrheit ist erkennbar durch: Sinneswahrnehmung, den
Allgemeinbegriff und das Gefühl. Die Sinneswahrnehmung ist die Grundlage des Erkennens. Täuschungen
sind möglich durch Fehler in den unmittelbaren Schlüssen des menschlichen Denkens und dadurch, dass die
Atome, die einen Strom von Bildchen bilden, die sich ständig von den Dingen ablösen (um überhaupt
wahrnehmen zu können,) auf dem Weg zu den Sinnesorganen unter irgendwelcher Einwirkung sich in
ihrem Bau verändern. Eine Wiederholung des Wahrnehmnungsvorgangs lässt den Allgemeinbegriff
entstehen und dient zur Wahrheitsfindung. Es existieren nur Einzeldinge, und nichts Allgemeines in den
Dingen (Platon: Idee). Zum Erkenntisgewinn sind Induktion (Schluss vom Besonderen zum Allgemeinen)
und Analogieschlüsse zulässig. Auf praktischem Gebiet entscheidet das Gefühl (pathos), was zu tun und
was zu meiden ist.
Zusammenfassung und Bezug zur Gegenwart
Epikur wandte sein Denken entschieden dem Diesseits zu. Schmerzfreiheit für den Körper und heitere
Seelenruhe sind erreichbar, wenn die Menschen die Furcht vor dem Tod und der Strafe der Götter
überwinden. Die durch Philosophie gewonnene Erkenntnis muss Maxime des Handelns werden.
Die durch rasche Veränderungen hervorgerufene Unsicherheit ist überwindbar, wenn man sich mit den
höchsten sittlichen Gütern beschäftigt: Freundschaft, dem nüchternen Verstand, Philosophie. Die Antwort
auf Globalisierung lautet Individualisierung. Vergleicht man Epikur’s Zeit mit der unsrigen gibt es aber
auch Unterschiede: Die Dimensionen der Globalisierung (das Fernsehen), das Verständnis der Funktion des
Staates.
Epikurs Weg zum Glück führt nicht über sinnlose Maximierung von Lust, sondern bedient sich der
Vernunft und orientiert sich an Maß und Grenze. Epikur plädiert für eine reflektierte Genussfähigkeit.
Die Natur folgt Gesetzen, die in gewisser Weise vermuten lassen, dass alles vorherbestimmt ist. Der
Mensch ist jedoch seines Glückes Schmied, er bestimmt also durch sein Handeln den Lauf der Zeit.
Der Weise entsagt jedem politischen Engagement um jene Freuden klug zu genießen, die das Leben bietet.
Man muss nicht mit Epikur einer Meinung sein, dass das das persönliche Glück die oberste Richtschnur allen
Handelns ist, um einige seiner Prinzipien als Wegweiser zur aktiven Gestaltung der Entwicklung seiner
Persönlichkeit zu nutzen, wenigstens solange, wie wir sie nicht für unser Leben als falsch erkennen.
Weiterführende Literatur:
Luciano DeCrescenzo: „Geschichte der griechischen Philosophie. Von Sokrates bis Plotin.“
ISBN: 325721913X; 8,90 € u.a. bei
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/325721913X/qid=1063832141/sr=2-1/ref=sr_2_0_1/302-64891019312834 (Philosophie mal ganz anders, unterhaltsam und amüsant)
Maltes Hossenfelder "Epikur", (das beste einführende Buch)
ISBN: 340643620X; 12,50 € u.a. bei
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/340643620X/qid=1063818673/sr=1-1/ref=sr_1_11_1/302-64891019312834
.
Olof Gigon „Von der Überwindung der Furcht. Katechismus, Lehrbriefe, Spruchsammlung, Fragmente.“
ISBN: 3760835554
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3150099846/qid%3D1063819237/302-6489101-9312834
A. A. Long, D. N. Sedley „Die hellenistischen Philosophen. Texte und Kommentare. ISBN: 3476015742;
39.90 € u.a.bei http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3476015742/qid%3D1063820705/302-64891019312834
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Maltes Hossenfelder „Die Philosophie der Antike 3. Stoa, Epikureismus und Skepsis, Bd 3“ 252 Seiten –
1985, ISBN: 3406308414 ; 15.24 € u.a. bei
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3406308414/qid%3D1063821454/302-6489101-9312834
Für jeden den es interessiert, gibt es den ausführlichen Text dieses Referats nach dem Vortragstermin auf
meiner Homepage www.fh-worms.de/~inf346 zum Download.
(Leider muss ich an dieser Stelle gestehen, dass man diese Seite zur Zeit nicht mit Netscape-Browser
funktioniert, jedoch optimalerweise über den Internet-Explorer von Microsoft. Über andere Browser kann ich
keine Aussage machen. )
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